Mittheilungen
des Seminars
für
orientalische
sprachen an
Friedrich
Mitteilungen des Seminars
für Orientalische Sprachen
an der Königlichen
Friedrich-Wilhelms-Universität
zu Berlin
Herausgegeben von dem Direktor
Prof. Dr. Eduard Sachau
Geh. Reglerungarat
JAHRGANG VII
ERSTE ABTEILUNG: OSTASIATISCHE STUDIEN
Berlin 1904
Kommissionsverlag von Georg Reimer
L
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Geschäftliche Mitteilung.
— —
1. Der Preis jedes Jahrganges der »Mitteilungen« (bestehend
aus drei Abteilungen: 1. »Ostasiatische Studien«, 2. »West-
asiatische Studien«, 3. »Afrikanische Studien«) beträgt 15,
der Preis der einzelnen Abteilung 6 Mark.
2. Die »Mitteilungen« sind durch alle Buchhandlungen des In-
und Auslandes zu beziehen.
3. Die für die »Mitteilungen« bestimmten Zuschriften, welche
in Deutscher, Französischer, Englischer oder Italienischer
Sprache abgefaßt sein können, wolle man an die Seminar-
direktion, Berlin NW. 7, Dorotheenstr. 6, oder an die ein-
zelnen Redakteure adressieren.
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Mitteilungen des Seminars
für Orientalische Sprachen
an der Königlichen
Friedrich-Wilhelms-Universität
zu Berlin
<4
JAHRGANG VII
ERSTE ABTEILUNG: OSTASIATISCHE STUDIEN
Herausgegeben von dem Direktor
Prof. Dr. Eduard Sachau
Berlin 1904
Kommissionsverlag von Georg Reimer
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Mitteilungen
des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin
Erste Abteilung
Ostasiatische
Studien
Redigiert von
Prof. Dr. R. Lange und Prof. Dr. A. Forke
1904
Berlin
Kommissionsverlag von Georg Reimer
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es*«
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Inhalt.
Seniinarchronik filr die Zeit vom Oktober 1903 his August 1904 1
Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape von Hahl . . . 1
Grundregeln der Bainingsprache von P. Matthias Rascher 31
Ein japanischer Fürstenspiegel von Kaibara Kkken, übersetzt von T. Tsu ji . 86
Mu Wang und die Königin von Saba von A. Forke 117
Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen , Geschichte der Ostmongolen, im
Vergleiche mit dem mongolischen Uncxtc von K. Hacnisch 173
Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln von Friedrich Hirth . . . , 200
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t
Seminarchronik für die Zeit vom Oktober 1903
bis August 1904.
Uas Seminar zählte:
a) im Wintersemester 1903/04: 215 Mitglieder — darunter
20 Postbeamte als Mitglieder des Kursus behufs Ausbildung im
praktischen Gebrauch der russischen Sprache — und 15 Hospi-
tantinnen. An dem fur Kaufleute und Bankbeamte einge-
richteten Kursus im Chinesischen nahmen 11, im Russi-
schen 76, im Spanischen 82 und an der Vorlesung über
die Grundlagen der Nationalökonomie 68 Personen teil. Ge-
samtzahl der Seminarbesucher: 467 Personen.
b) im Sommersemester 1904: 156Mitglieder — darunter 18 Post-
beamte als Mitglieder des Kursus behufs Ausbildung im prak-
tischen Gebrauch der russischen Sprache — und 12 Hospitan-
tinnen. An dem fur Kaufleute und Bankbeamte eingerich-
teten Kursus im Chinesischen nahmen 7, im Kussischen 30,
im Spanischen 24 und an der Vorlesung über Konsular- und
Kolonialrecht 48 Personen teil. Gesamtzahl der Seminar-
besucher: 230 Personen.
Der Lehrkörper bestand:
a) im Wintersemester 1903/04 aus 24 Lehrern und 9 Lektoren.
Zu Beginn des Wintersemesters trat der Kaiserlieh
russische Hofrat Herr Rudolf Jürgen aus Riga als
Lehrer des Russischen und Herr Ralph IL Carr aus Wor-
cester als Lehrer des Englischen in den Lehrkörper des
Seminars ein, während Herr Djin-Da-Min die Stellver-
tretung des seit August beurlaubten chinesischen Lektors
Hsüeh Shen und Herr Miludi Ben Mohammed Siadi
Talbi aus Casablanca die nach Ausscheiden des in seine
Heimat zurückgekehrten Lektors Sid Gilani Schirkawi
vakante Lektorstelle für das Marokkanisebe übernahm.
Leider schied der letztere nach kurzer Tätigkeit durch
Tod Mitte Dezember wieder aus. Ende des Semesters
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II
wurde dem Lehrer des Suaheli Herrn Dr. Carl Velten von
Seiner Exzellenz dem Herrn Unterrichtsminister das Prä-
dikat »Professor« verliehen;
b) im Sommersemester 1904 aus 24 Lehrern und 11 Lektoren.
An Stelle des im Dezember 1903 verstorbenen marok-
kanischen Lektors Sid Miludi trat anfangs April 1904
Herr Abdel-Wahhab Bu-Bekr aus Tanger in den Lehr-
körper des Seminars. Zur Verstärkung des Duala- und
Ephe -Unterrichts wurden im Juli 1904 Herrn Pastor
Meinhof der Duala Otto Ekwala und der Ephe Ludwig
Adzaklu beigegeben.
Mitte August schied der Lehrer des Englischen Herr
Ralph H. Carr aus dem Lehrkörper des Seminars, wäh-
rend der Lehrer des Arabischen Herr Professor Dr. Bruno
Meißner zum 1. Oktober d. J. einem Rufe als außer-
ordentlicher Professor der semitischen Sprachen an die
Universität Breslau folgen wird. Der Lehrer fur die wirt-
schaftlichen Verhältnisse in den Kolonien Herr Legations-
rat Professor Dr. Helfferich wurde zum »Wirklichen
Legationsrat« ernannt.
Der Seminarunterricht erstreckte sich:
a) im Wintersemester 1903/04
auf 15 Sprachen:
Chinesisch, Japanisch, Arabisch (Syrisch, Ägyptisch, Ma-
rokkanisch), Persisch, Türkisch, Suaheli, Haussa, Herero,
Duala, Ephe, Englisch, Französisch, Neugriechisch, Russisch
und Spanisch
und 6 Realicnfächer:
wissenschaftliche Beobachtungen auf Reisen, Tropenhygiene,
tropische Nutzpflanzen, Landeskunde von Deutsch -Ost-
afrika, Landeskunde der deutschen westafrikanischen Ko-
lonien sowie Kolonien und Kolonialpolitik;
b) im Sommersemester 1904
auf dieselben 15 Sprachen
und 7 Realienfächer:
wissenschaftliche Beobachtungen auf Reisen, Tropenhygiene,
tropische Nutzpflanzen, Landeskunde von Deutsch-Ost-
afrika, Landeskunde der deutschen westafrikanischen Ko-
lonien, Kolonien sowie Kolonial- und Konsularrecht.
Der Unterricht wurde erteilt:
a) im Wintersemester 1903/04 zwischen 8 Uhr morgens und
9 Uhr abends.
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III
b) im Sommersemester 1904 zwischen 7 Uhr morgens und
9 Uhr Abends;
Während der Osterferien 1904 fanden Ferienkurse vom 15. März
bis zum 14. April statt.
Zu einem außerstatutenmäßigen Termin im Friihling und
zum statutenmäßigen Termin im Sommer 1904 brachten die nach-
stehend verzeichneten Mitglieder des Seminars durch Ablegung der
Diplomprüfung vor der Königlichen Diplom - Prüfungskommission
ihre Seminarstudien zum vorschriftsmäßigen Abschluß:
1. Kurt Scheffler, stud, jur., im Türkischen;
2. Max Hau schild, stud, jur., im Chinesischen;
3. Ferdinand Lessing, stud, jur., im Chinesischen;
4. Bruno Loesdau, stud, jur., im Chinesischen;
5. Robert Oelrichs, stud, jur., im Chinesischen;
6. Gerhard Pernitzsch, stud, jur., im Chinesischen;
7. Erich Schuchart, stud, jur., im Chinesischen;
8. Wilhelm Villa ret, stud, jur., im Chinesischen;
9. Bernhard Beck, Vorschullehrer, im Japanischen;
10. Hans Mahner- Möns, Musikstudierender, im Japanischen;
11. Edmund Simon, stud, jur., im Japanischen;
12. Ludwig Katz, stud, jur., im Arabisch- Ägyptischen;
13. Karl Steinführer, stud, jur., im Arabisch - Marokkani-
schen ;
14. Wilhelm Waßmuß, Referendar, im Arabisch -Marok-
kanischen ;
15. Waldemar Petersen, stud, jur., im Persischen;
16. Eberhard Ulrich, stud, jur., im Türkischen;
17. Franziska Stadthagen, Frau Regierungsrat, im Russi-
schen ;
18. Ernst Schaum bürg, Referendar, im Russischen;
19. Adolf Kindor, Rektor, im Russischen;
20. Adalbert von Boetticher, stud, jur., im Russischen.
Am 27. Juli 1904 fand die Entlassung des diesjährigen Kursus
der dem Seminar zur Ausbildung im praktischen Gebrauch der
russischen Sprache überwiesenen Post- und Telegraphenbeamten
statt, der sich aus den folgenden Mitgliedern zusammensetzte:
1. R. Alkewitz, Postassistent, aus Provinz Ostpreußen;
2. H. Annus, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Posen;
3. J. Becker, Telegraphensekretär, aus Provinz Hannover;
4. K. Diebold, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Schlesien;
5. P. Großmann, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Ost-
preußen;
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IV
6. A. Hahn, Ober-Postpraktikant, aus Provinz Ostpreußen;
7. R. Hamel, Postassistcut, aus Berlin;
8. G. Heinemann, Ober - Postpraktikant , aus Provinz
Schlesien :
9. L. Hübscher, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Posen;
10. H. Huke, Postassistent, aus Schwarzburg- Sondershausen ;
11. G. Just, Postassistent , aus Provinz Ostpreußen;
12. G. Klotz, Postassistent, aus Braunschweig;
13. G. Peukert, Postassistent, aus Provinz Schlesien;
14. P. Red eil, Postassistent, aus Provinz Westpreußen;
15. O. Schaumkessel, Postassistent, aus Provinz West-
preußen ;
16. F. S mend, Postassistent, aus Provinz Westpreußen;
17. K. Specht, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Westfalen;
18. R. Stolle, Ober -Postpraktikant, aus Berlin.
Soweit vom Seminar aus festgestellt werden konnte, haben die
nachstehend aufgeführten früheren Mitglieder des Seminars während
der Zeit vom August 1903 bis August 1904 in verschiedenen Ländern
Asiens und Afrikas Amt und Stellung gefunden:
1. Walter Zech Ii n, Referendar, aus Hannover, als Dol-
metschereleve bei der Kaiserlichen Botschaft in Konstan-
tinopel;
2. Erich Nord, Dr. jur., Referendar, aus Provinz Sachsen,
desgl.;
3. Kurt Kratzsch, Dr. jur., Referendar, aus Königreich
Sachsen, als Dolmetschereleve bei der Kaiserlichen Gesandt-
schaft in Peking;
4. Wilhelm von Weickhmann, Dr. jur., Assessor, aus
Pommern, bei der Justizverwaltung des Kaiserlichen Gou-
vernements von Deutsch- Ostafrika;
5. Adolf Schlettwein, Geriehtsassessor, aus Mecklenburg-
Schwerin, desgl.;
6. Christian Schräder, Dr. jur., Assessor, aus Schleswig-
Holstein, desgl.;
7. Eugen Dinkelacker, Assessor, aus Württemberg, desgl.
in Kamerun;
8. August Kirchhof, Assessor, aus Lippe-Detmold, desgl.;
9. Waldemar von Sobbe, Oberleutnant aus Brandenburg,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun;
10. Gerhard Jacob, Leutnant, aus Brandenburg, in der
Kaiserlichen Sehutztruppe für Kamerun;
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V
11. Eugen Kirch, Leutnant, aus der Rhein pro vinz , in der
Kaiserlichen Schutztruppe fur Kamerun;
12. Fritz Werner, Leutnant, aus der Rheinprovinz, in der
Kaiserlichen Schutztruppe fur Kamerun;
13. Georg von Prittwitz und Gafl'ron, Hauptmann, aus
Berlin, als Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-
Ostafrika;
14. Walter von Wiese und Kaiserswaldau, Leutnant,
aus Schlesien, in der Kaiserlichen Schutztruppe fur Deutsch-
Ostafrika;
15. Hans Schulz, Leutnant, aus Sachsen, in der Kaiserlichen
Schutztruppe für Deutsch -Ostafrika;
16. Hermann Trefurth, Leutnant, aus Königreich Sachsen,
in der Kaiserlichen Schutztruppe fur Deutsch- Ostafrika;
17. Detlef von Kleist, Oberleutnant, aus Schlesien, in der
Kaiserlichen Schutztruppe fur Südwestafrika;
18. Alexander von Fritsch, Freiherr, Oberleutnant, aus
Königreich Sachsen, in der Kaiserlichen Schutztruppe fur
Südwestafrika;
19. Graf Saurma-Jeltsch, Leutnant, aus Schlesien, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
20. Hermann Runkel, Leutnant, aus Hannover, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
21. Willi Grünewald, Leutnant, aus Berlin, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe für Südwestafrika ;
22. Paul von Bojanowsky, Leutnant, aus Hessen -Nassau,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
23. Georg Trainer, Leutnant, aus Westfalen, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe für Südwestafrika;
24. Albert Fürnrohr, Leutnant, aus Posen, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe für Südwestafrika;
25. Volkmar von Wurmb, Leutnant, aus Sachsen, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
26. Günther von Billerbeck, Leutnant, aus Pommern, in
der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
27. Otto Dempwolff, Dr. med., Stabsarzt, aus Ostpreußen,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch -Ostafrika;
28. Willibald Schellmann, Dr. phil., Chemiker, aus der
Rheinprovinz, im Dienste des Kaiserlichen Gouvernements
von Deutsch - Ostafrika ;
29. Gottfried Thiesmeyer, Landmesser, aus Lippe -Detmold,
als Landmesser in Südwestafrika;
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VI
30. Paul Iloentzsch, Finanzaspirant, aus Schlesien, als Be-
amter beim Kaiserlichen Gouvernement in Deutsch -Ost-
afrika;
31. Otto Mich eisen, Gerichtsaktuar, aus Schleswig- Holstein,
desgl.;
32. Fritz Techraer, Landmesser, aus Pommern, desgl.;
33. Berthold Freitag, Regierungs- Zivilsupernumerar, aus
Brandenburg, desgl.;
34. Ernst Kerb er, Haupt- Zollamtsassistent, aus Westfalen,
desgl.;
35. Fritz Kiene, Gerichtsaktuar, aus Schleswig -Holstein,
desgl.;
36. Karl Scholz, Steuer- Zivilsupernumerar, aus Schlesien,
desgl. ;
37. Wilhelm Nagel, Regierungs- Zivilsupernumerar, aus Han-
nover, desgl.;
38. Jakob Dern, Postassistent, aus Großherzogtum Hessen,
im Kaiserlichen Postdienst in Deutsch -Ostafrika;
39. Alois June mann, Lehrer, aus Provinz Sachsen, als
Lehrer an einer Regierungsschule in Deutsch- Ostafrika;
40. Hermann Andres, Lehrer, aus Brandenburg, desgl.;
41. Friedrich Wilhelm Brandt, Lehrer, aus Brandenburg,
desgl.;
42. Hermann Hülle, Lie. theol., Königlicher Bibliothekar,
aus Berlin, als Professor an der Kaiserlich chinesischen
Universität in Peking;
43. Erich Haenisch, Dr. phil., aus Berlin, als Lehrer an
der chinesischen Militärschule in Wuchang;
44. Friedrich Pferd ek ämper, stud, phil., aus Westfalen,
als Lehrer an der chinesischen Regierungssehule in Tsinanfu;
45. Walter Trittelvitz, Pastor, aus Pommern, als Missions-
inspektor in Südafrika;
46. Siegfried Delius, Missionakandidat, aus Provinz Sachsen,
als Missionar in Deutsch -Ostafrika;
47. Johannes Riese, Missionskandidat, aus Provinz Sachsen,
desgl. ;
48. Friedrich Wilhelm Hartmann, Missionskandidat, aus
Schlesien, als Missionar in Uvambo, Deutsch -Ostafrika;
49. Wilhelm Schmidt, Missionskandidat, aus Pommern,
desgl. in Uhehe, Deutsch- Ostafrika;
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VII
50. Hermann Krelle, Missionskandidat, aus Brandenburg,
desgl. in Daressalam, Deutsch-Ostafrika;
51. Johannes Hahn, Missionskandidat, aus Braunschweig,
desgl. in Uhehe, Deutsch -Ostafrika.
Von dem vom Seminar herausgegebenen: »Archiv für das
Studium deutscher Kolonialsprachen« ist im August 1904
Bd. II. Fritz, Wörterbuch des Chamorro (der Sprache der ein-
heimischen Bevölkerung der Marianen)
zur Ausgabe gelangt.
Berlin, den 26. August 1904.
Der Direktor,
Geheimer Regierungsrat
Sachau.
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1
Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache
von Fonape.
Von Ha hl,
Kaiserlicher Gouverneur Ton Neu-Guine*.
I. Einleitung.
Die Verkehrssprache, welche im ganzen Gebiete der Karolinen auf jeder
Insel verstanden wird, ist das Englische. Ich hatte Anweisung erhalten,
Küsten malaiisch als Umgangssprache einzuführen. Dies wäre vielleicht möglich,
wenn eine größere Anzahl malaiischer Angeworbener sich hier befunden hätte.
Allein das Häuflein der 20 Makassaren, welche unter sich Buginesisch sprechen,
konnte sich in dem Gewirre der 16 Sprachen, die innerhalb der Ringmauern
den Verkehr vermitteln, keine Geltung verschaffen. Sollte nicht das 'Eng-
lische die Herrschaft behaupten, so konnte ihm nur durch Einführung der
Sprache Abbruch getan werden, welche von der größten Zahl Menschen
gesprochen wurde; das ist die Ponapesprache. Diese vermittelt jetzt den
Verkehr; mit den Malaien wird Küstenmalaiisch gesprochen. Für später ist
es erforderlich, um nicht doch eine völlig Englisch sprechende und denkende
Kolonie zu erhalten , auf den deutschen Unterricht allen Nachdruck zu legen.
Sprachlich zerfällt nun das Gebiet der ostlichen Karolinen in drei
Teile: das Gebiet der Ponapesprache; es umfaßt Kusaie, Mokil, Pingelap.
Ngatik , Ponape. Auf Kusaie wird rein Ponape nicht mehr verstanden , aber
die Verwandtschaft der Sprachen ist sehr groß. Jedermann spricht dort
übrigens Englisch und Jaluit, in welchen Sprachen der Unterricht seitens
der Mission erteilt wird. Das zweite Gebiet ist das der Ruksprache (Ruk
heißt Berginsel , im Gegensatz zu einer flachen Koralleninsel fanäpi). Diese
Sprache zeichnet sich durch starke Beeinflussung durch polynesische Ele-
mente aus, während die Ponapesprache dem Bau und teilweise dem Wort-
schatze nach mehr den melanesischen Sprachen sich zuneigt. Die Ruk-
sprache ist. allerdings mit Abweichungen, über Mortlock , Namoluk, Oraluk,
Losap, Hall, Namouoitu, außer der Rukgruppe verbreitet. Das Volk dieser
beiden unter sich wieder verwandten Sprachgebiete ist malaiischen oder viel-
leicht besser prämalaiischen Ursprungs. Das dritte Gebiet ist polynesisch,
die Nukuoroinseln.
Die auf der Insel Ponape wohnenden Beamten werden so wenige Ge-
legenheit zum Besuche der übrigen Inseln erhalten, daß es nicht möglich
und auch nicht nötig ist, deren Sprache sich anzueignen. Dagegen würde
ich die Erlernung der Ponapesprache für praktisch bedeuLsam halten, um
**l d. Sem. I Orieot Sprachen. 1901 L AbL 1
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•2
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umganjissprarlu' von Pouape
diese allmählich in den Verkehr einzuführen. Die hier befindlichen Ruk-
eingeburenen haben sie bereits sich angeeignet.
In der Ponapesprache sind folgende Bücher geschrieben:
1. Puk en Matauatan, Rechenbuch.
2. Puk en kak akan iran Lamalam, eine biblische Geschichte.
3. Puk en kajanjal cu, ein Kinderlesebuch mit Abbildungen.
4. Puk en kaul, eine Sammlung geistlicher Lieder.
5. Puk en Peutial, ein Geographiebuch.
Von diesen 1 bis 5 aufgezählten Buchern halte ich das Rechen- und
das Geographiebuch, letzteres verfaßt von dem Häuptling Henry Nanpei.
für wertvoll. Bei einer Neuherausgabe des Geographiebuches müßte im
Gegensatze zu Amerika mehr auf Kuropa hingewiesen werden. Sie er-
scheinet) in dein V erläge des American Board of Commissioners for foreign
Missions in Boston, No. 1 Somersetstreet.
6. Diccionario Hispano- kanaka o'sea Modesta Colecciön de las voces
mäs usuales y conocidas de esta lengua de la Ascension o Ponape.
7. Devocionario kanaka. Te puk me pataki tuen tiak en choulang
katek kan.
8. Catecismo do doctrina Christiana Hispano - kanaka.
Die letzten drei Bücher sind von Vätern der Kapuzinermission ver-
faßt und recht verständlich gehalten. Bei einer Neuauflage müßte der
spanische Text unterdrückt, wenn nicht durch den entsprechenden deutschen
ersetzt werden.
Für deutsche Begriffe ist die herrschende Schreibweise nicht genügend.
Der Missionar Gulik führte in seinem Schriftchen «Notes on the grammar of
the Ponape Dialect, Honolulu, Commercial Advertiser Press 1858« 14 Buch-
staben ein , teilweise unter Zugrundelegung englischer Vokalisation. Mißlich
erscheint namentlich 1 . die Wahl eines einzigen Buchstabens zur Darstellung
der verschiedenen S- Laute, j muß bald wie s, ß, tsch, dsch, tß gelesen
werden, 2. die ungenügende Unterscheidung zwischen a- und e- Lauten,
uud den Doppellauten ou und au. Die spanischen Missionare hatten eine
eigene Schreibweise gewählt, deren sich auch Christian bediente; sie haben
aber seit Jahresfrist den Kampf gegen die herrschende Schreibweise auf-
gegeben und selbst sich ihr anbequemt. Vorerst wird nur erübrigen , diesem
Beispiele zu folgen, um keine Verwirrung anzurichten.
Außer den acht aufgezählten Büchern der Ponapesprache sind nach
meiner Kenntnis noch vorhanden:
9. Kapas Fei -Puk eu kapas en kot usw.
Bible stories, Mortlock, Micronesia, American Tract Society, 150
Nassaustreet, New York.
10. Mwo Sasu lun Jisus kraist Leum las ma Mattu el Sim, New York,
American Bible Society 1871.
11. Puk en Ais Fei, me tis an lamalam kana lan kapas an re Ruk,
Mortlock Catechism. Published by A. B. C. F. M. for the Ruk Mission.
Honolulu H. J. Press Publishing Company Steam Print 1888.
12. Ais Fei usw. Ruk. Bostoner Mission.
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Hahl: Kin Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Pnnupe. 3
13. Puk en Afalafal: Kapas en Tnik. Bostoner Mission.
14. Aritinetik kapas an Iteit an Peirak kana lan- kapas au Ruk nie
Mortlok. Ruk - Aritinetik , Second Edition. The Hicks-Judd Co. Printers,
Publishers and Book- hindere, 23 First Street, San Francisco, California.
15. Puk an kel usw. Ruk en Mortlock. Hymn Book, heraus-
gegeben von der unter 14 erwähnten Gesellschaft.
16. Jiokrafi usw. Ruk, herausgegeben von der Bostoner Mission.
II. Grammatik.
Vorbemerkungen.
(Vgl. Note» on the grammar of the Ponapc Dialect by L. H. Gulik, Honolulu,
Commercial Advertiser press 1858.)
Die bestehende Schreibweise, eingeführt durch die Bostoner Mission
(American Board of Commissioners for foreign Missions), bedient sich zur
Darstellung der Sprache der in der nachstehenden Reihenfolge geordneten
14 Buchstaben: a, e, i, o, u, j, k, l, m, n, h, p, r, l. j bringt den s-
und Zischlaut zum Ausdruck, lautet meist wie dsch, aber auch, je anch
dem Dialekte, wie ß, tsch, tß, ds. » (oder n) entspricht dem Nasallaut ng.
Cm jede Verwirrung zu vermeiden, muß zunächst diese Schreibweise an-
gewendet werden. Ihre Einfachheit mag auch dem Bedürfnisse der Ein-
geborenen genügen. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß sich die
Sprache damit nicht erschöpfend wiedergeben läßt. Die Verschiedenheit
der Zischlaute ist erwähnt. Eine Unterscheidung zwischen ä und e er-
scheint nicht möglich. Da zur Bezeichnung des Zwischenlautes ä sehr häufig,
nach englischem Vorbilde, a gewählt wurde, ohne daß eine Leseregel sich
ausfindig machen ließe, so besteht für das Auge eiu einheitliches Bild der
Schrift, während die Aussprache sehr verschieden ist. au und ou. ä, rf, o,
ferner o, ö, ö, ü können nicht zur rechten Darstellung gebracht werden.
p, t bezeichnen die weichen und harten Laute ihrer Klasse. Die Übung
allein kann schließlich Sicherheit im Hören, Sprechen und Schreiben ver-
leihen. Als Besonderheit findet sich bei einzelnen Worten ein Vorschlags-»/««,
bei den melanesischen Sprachen eine regelmäßige Erscheinung, z. B. mpomp
gewölbt, mmara Titel, Würde. Eine Häufung der Mitlauter ist selten; die
Häufung der Selbstlauter ist gewöhnlich. Im Flusse der Rede finden aber
starke Zusammenziehungen statt, z. B. koue du = ke oder ka; ta oh = tdh,
la tr = lar.
Die Sprache kennt die Beugung der Worte nicht
Der Artikel fehlt.
Das Geschlecht der Worte wird gewöhnlich nicht besonders unter-
schieden; wo es zum Verständnis notwendig erscheint, bedient man sich
des Zusatzes von o/ Mann, Ii Weib, rioi ol mein Bruder, rioi Ii meine
Schwester. Vielfach sind auch verschiedene Wörter für die Geschlechter
vorhanden, An« Hahn, lutok Henne.
l»
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4 Hami.: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
Die Unterscheidung zwischen Einzahl und Mehrzahl muß sich aus
dem Zusammenhang ergeben. Hier kommen besonders die Fürwörter zur
Hilfe, welche für Einzahl, Zweizahl und Mehrzahl besondere Formen bilden.
Man kann dem betreffenden Worte auch kern, akan, pukat <= einige,
mehrere) als Pluralzeichen beisetzen. Die Abhängigkeit der Satzteile er-
gibt sich aus den jeweils angewandten Bindewörtern; besondere Fälle der
Beugung und der Abhängigkeit zu unterscheiden . durfte schwierig sein und
der Sprache Gewalt antun. Das alleinstehende Eigenschaftswort nimmt
mlvor sich, ein Bindewort, das am besten mit -es ist- wiedergegeben wird.
Das Eigenschaftswort steht nach dem Hauptwort, tuka kajeJel der schöne
Baum; me kajeM tuka der Baum ist schön (auch tuka me kajelet). Die
Steigerung wird durch jon als (selten to) ausgedrückt. Imoi memau Jon
imom mein Haus ist besser als dein Haus.
Die Nachsilbe ia, welche auch Zeitwörtern angehängt wird, drückt
den höchsten Grad der Steigerung aus. memania es ist überaus, sehr gut.
/ men mdiiataria ich bin sehr hungrig, ira pepetxa die beiden kämpfen sehr
heftig (pei dazu verdoppelt s. u.). Die Art der Zählung in den Grund-
zahlen ist eine achtfache, je nachdem von verschiedenen Gegenständen die
Rede ist. Außerdem gibt es für gewisse Dinge noch besondere Zahlen-
begriffe, z. B. ak (spr. äk) 10 lebende Wesen (Menschen, Hühner) usw.
Für den gewöhnlichen Gebrauch genügen drei Klassen:
1. Alles, was rund ist, wird gezählt mit w, also eu, riau jUu usw.
Diese Art der Zählung ist die regelmäßige.
2. Alles, was lang ist, wird mit pot gezählt, also apot, riapot, jüipot,
papot usw.
3. Lebende Wesen werden gezählt mit men, also amen, riamen usw.
Die Fürwörter unterscheiden eine Zweizahl in der persönlichen und
besitzanzeigenden Form. Zur Unterscheidung der Zeiten werden besondere
Hilfswörter gebraucht.
Die Gegenwart wird gebildet durch met oder ap\ letzteres erscheint
selten. Im Laufe der Rede werden diese beiden Hilfswörter meist nicht
gesetzt, met steht gewöhnlich vor, ap nach seinem Zeitwort.
Die Zukunft wird durch pan (selten anük) ausgedrückt; sie stehen
vor ihrem Zeitwort. / pan uia ich werde tun. Die befehlende Form be-
dient sich welches vor dem Zeitwort steht (*», « dumpf)- kwna m
pokata ihr zwei hebt auf.
Die Vergangenheit wird durch er bezeichnet, welches dem Zeitwort
nachsteht. / uiatar {—uia ta er) Ich habe (es) getan, kin drückt die
Möglichkeit, Gewohnheit aus. let uan tuka eu hier ist eine Frucht, aramqj
kin mäna Leute pllegen (sie) zu essen = ist sie eßbar, kann man sie essen.
Wünschen, verlangen, die Wunschform wird durch men gegeben.
Ich bin durstig = ich will Wasser trinken / men nim pH.
Verstärkungen werden durch Verdoppelung des Grundwortes erzielt
lokaia sprechen , reden, lokafokaia gewaltig, fleißig reden.
Die Vorsilbe kit verwandelt das intransitive Zeitwort in das transitive.
mela sterben, kamäa töten.
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Haht.: Eilt Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
Die einzelnen Zeitwörter, im besonderen Maße die der Bewegung,
bilden mit Adverbien des Ortes Zusammensetzungen, deren Häufung das
Verständnis mitunter schwierig gestaltet. Die wichtigsten sind:
1. Ld (iid wenn das Zeitwort auf einen Mitlauter endigt) zeigt an:
a) die Vollendung eines Zustandes und das Beharren in
demselben,
b) die Abkunft, Trennung von etwas. / matrela ich bin
schläfrig oder schon im Schlafe
2. ta (Äo) zeigt die Bewegung nach aufwärts an
3. ti abwärts
4. to her (zum Sprechenden)
5. ue weg (vom Sprechenden)
6. n fort von (selten)
7. Ion in , einwärts
8. on zu, hinzu
9. jöii weg von (vom Handelnden)
IL pdjoh auseinander
ko geben, Grundwort:
ko la gehe fort
kota (auch kota la) gehe hinauf
koti gehe hinab
koto komme her (zu mir)
koue gehe weg (von mir)
ko m fort!
ko Ion geh hinein
ko on gehe zu (jem.)
ko jön gehe weg (von jem.)
ko pena komm zusammen
ko pajoh geh (auseinander), trenne dich.
Zusammensetzungen sind häufig
ko H la Jon geh fort (von mir) und weg , da hinab
HI Wörtersammlung.
(Deutsch-Ponapc.)
Himmel ndlon
Mond jounipoh (spr. jduni — )
Wolke tdpok
Regen kdtau (spr. kiiaü)
Sturm m&mel
Wind kijmian
Ostwind mäjeloü
1. Himmel, Luft.
Blitz Uöl
Flamme ümpümpul
Nacht poh
Schatten ntota
Sonne kdttpm
Regenbogen aid
Stern üju
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ß Hahi.: Ein Beitrag zur K«Miiitiiis der Umgangssprache von Ponape.
Glanz linan
Donner nanjdpue
ruhig Wetter moläi
Tropfen tinitin
Luftraum nanueiw
westlich , Westen kdpi
Erde (Land) jdmpä (dschdmpä)
Erde (Boden) püel
Stein tdkai
Hügel Uli _
Seite, Ufer Ä'm /wZ
Riff wa/
Weg «/
Asche paj
Rost mfr
Wasser i
pit
2. E
frisches Wasser
Meer
tiefes Meer mdtau, lam
auf hoher See nan, mä/au na/am
seekrank mm mätaü
Insel (je nach dem Dialekt) teka, toka
Vorgebirge imuinjap
Kanal (Einfahrt) tau
Hafen kdpitau
Koralle rdr
Strom lapäkc
Woge iluk
Durchlaß nänkapaj
östlich, Osten mdja
nördlich, Norden apdh
südlich, Süden dir
Licht mdrain
nach Westen pdli kdpi
Vollmond mat
rde.
Horizont loh
Sumpfland lepuet
Brücke käukot, paj
Werft, Anlegebrücke dror, jdkar
Zone jöun
Treibholz (in der See) kdjm {a = d)
Seegras dot
Strand oror
Lagune nenam .
Grund, Boden kdpi
Seite. Ecke kail
See, Brackwasser Upen
Ende (des Landes) imum
Bucht nam
Süßwassersee U>
Kanal nanatikitik
Grenze, Absatz iron
Teil paj on
Platz, Ort ndja
Stadt kamin
Grasfläche, Wiese moj, mdle
Einöde, Haus lüak
Mensch aramaj
Mann ol
Vater jam
3. Mensch.
Herr mahl
Gefährte uorek
I Kopf moii
(mein V., dein V., sein V. jamoi, [ (mein Kopf moiim)
jamom, jama)
Mutter in
(mein) älterer Bruder rioi melap
(mein) jüngerer Bruder rioi metik
Schwager ma
König, Häuptling jou peiti
(pri dem Volke das Antlitz zuwenden, Brüste titi
jou peiti einer, der dies ex professo Bauch kapeti
(jou) tut; ti hinab ;iuf etwas) Bein tid (spr. na)
Ohr jalon
Auge por en maja
Nase tum
Mund au
Bart jap
Arm pd (spr. pä)
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Habl: Ein Beitrag wir Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
7
Knie puk
Herz üulunul
Ader jalm utuk
Knochen H
Blut ntd
Weib &"
meine Schwester
Knabe pütak
Mädchen jeripen
Diener litu
Ehefrau Ii pauta
meine Frau ai pauta
Ehemann öl pauta
Kinder ^"en kan
Mutter (= Stammutter) nono
Kuß mpöke
lieben, Liebe pökapöka (a /.wischen a
und e)
Stirne (seine) toma
Haar pit en moiia
Finger jSntinpa
Daumen ihttilap
Zeigefinger Jentömotoma
kleiner Finger jentitiki
Hals tapinuära
Hand kumut
Gesiß kau*
Brust
Körper
Seele neni
Rücken ponjoua
Nägel kiki
Zehe jdntin na
Geschlechtsteile lak , üjol
Kinn kaikai
Brauen pdti {a — ä)
Kehle kaptnxiära
Zahn m
Uppen kümäüa
Haut küm
Hingwurm kilinuai
Kopfschmerz mäUel
Schnupfen toi
Zahnschmerzen haben ni metek
Schmerzen haben metek oder metak
Krieg pepei
\ Fest kämatip
I Geräusch katairoil
Lärm kuinukum
[ Geist , Schatten am
Engel touloli
Christ jou/od
Gott *of
Erstgeborener mejdni
Liebchen mejmdti (spr. -äti)
nachgeboren pokintiti
Starke, Kraft kel
Ewigkeit murin mein
Freund, Freundin kömpokepai
das einzige Kind iiroj
Abkömmling katautok
Vielweiberei ( — ein Mann mit vielen
Frauen) pdkai
Waise jopopo
Rucken jakSri
Verheiratung, Hochzeit kdpapaut
Gestalt, Aussehen mom
ein fleißiger Mann, ein Schaffer, Ar-
beiter pörijok
Fleisch utuk
Geist nen
Geburt ipui
Welt jampa
Taten, Schöpfung
Jip
Lap
Kugel, Einheit pon
Zahl pat
Null kataüaul
Günstling könikon
Geschichte kdjokajoi
Begräbnis platz joujou
Stammesangehöriger, Freund pirioti
Opfer (= gebraten) ijij
Erinnerung tamataman
Leiden, Elend lökolok
Schmerz mdtak (a — ä)
Stimme Ml
Apostel unnporon
junger Mann mdnäkap
junge Frau p&näkap
Bitternis. Schmerz kdtik
Wort
en lokaio
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Haul: Ein Beitrag zur Kenntnis der Urngangsspraclir von Ponape.
kanonama
Inmalnm
T&tigkeit, Beschäftigung
Religion
Lüge likam
Lektion, Abschnitt *ra
Figur, Beispiel intih"
Priester, Lehrer joünpatak
Arzt jotJnuini
Fischer jounlait, joujet
4. Tiere,
Hund kiti
Fledermaus puak (spr. puäk)
Vogel man pir (pir fliegen)
Taube muroi
Schlange, Aal kamijüe (= etwas, was
Furcht bereitet)
Fisch , viele Fische mam , jaikan
Hummer dlimoh
Schmetterling lipdrärü
Ameise, kleine Ameise kat, katitik
Fliege Ion
Mucke om
Laus likäräk
Krebs likätöp
Weiser, ein }
Geographie (— ein Anblick) ptütial
Gesellschaft, Begleitung udrak
Gier dnak
Frage, Thema käk
Kenntnis, Wissen kupürakon
Unart (eines Kindes) jökon (jdkan)
mdn äkdn.
»Schwein püik
Ziege kot
Schaf jip
Kuh kau
Huhn, Hühnchen lütok, pürok
Hahn king
Gelinget mdUkä
Ente tuk (spr. tök)
Gans kanj
Pferd qj (aus horse)
Ei ktitor
Schildkröte ui
Muscheltier (jede Art)
Schwanz iki
5. Pflanzen, tuka akan.
Baum täkä
Wurzel kdJo
Rinde kil (en tuka)
Blatt ta
Frucht ua
Banane ut
Kokosnuß (reife) drin
(allgemein) mdnas
Kokosnußmilch pen
äußere Schale der Kokosnuß tip
Jam kep
Taro mon (mdii)
Rohr dlek
Zuckerrohr jeii
Brotfrucht mai
Elfenbeinnuß uoj
Mandel (einheimische) kSma
Papaia mdmiop
Gras rä (spr. rä)
cordia subcordata ijau
inophyllum kaloph. tdmana
Ananas pamaper
Mango kaiiit
Zitrone karer
Schößling ponj
hibiscus populneus kdlau
Zweig rä (spr. rä)
Same uä
Zaun kel
Pfahl t/r
Schutz, Schirm kdtauk
Brett, Bank tinap
ti. Wohnung, Geräte, Kleidung.
Kopfkissen ui
Kahn üar
Mast kau
Ruder pdtel
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Haul: Eüi Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Pnnnpe.
0
Segel jerok
Nagel kijin mdta (spr. mätf) (mata aus
metal)
Kamm körne (comb)
Tasche et
Korb kopita, kiam
Schnur, Tau jai
dünne Schnur kijin puel
Gürtel Gr
Fächer tdnvr
Grasrock kal (spr. kdl)
Kleiderstoff likau
Frauenkleid likauli
Hosen rattjej
Jacke jdkit
Hut lijörop
Kranz alin jeir
Salböl Ii (spr. lö)
Malte (zum Schlafen) fc;
(zum Sitzen) Itrop (spr. Itrrop)
Mörser pernor
Stuhl ;>r
Tisch tepel
Koffer, Kiste kdpa
Knopf pdten
Papier kijinlikau
Schwamm lim
Farbe lUop
Schleuder pai
Zuspeise jdlia (spr. jiüiä)
Netz (großes) uk
beide
senkrecht
zun» Flur
> (kleines)
Fackel intÜ
Teil pumjatj, pdjon
Flur (Hausflur) tdtanim
Vorhang, Wand Htmim
Dach ojenim
Dachsparren reunim
' Balken (Pfeiler) urenim
i Querbalken loloenim
Haus im
Kalk
Bett /xwJAr
Tür udnim (a = d)
Fenster uaninituk (a = d)
Hauspfosten, kleiner,
seitlicher kdtar
Hauspfosten, großer,
mittlerer or
Balken (im Haus, <|uerlaufend) r/wjentit
. Habe, Gut tipijo
Musikinstrument kdjoh
Außenseite, Oberfläche, Haut kilin
Schatten, Karte neu
die Achse pitrian
Äquator (= in zwei Teile geschnitten)
lipalap
Rückseite jaua
i Ding, Habe kapüa
| kostbare Habe kajömpual
Umkreis kdpil
j Handhabe, Zügel kolepa
Gewebe Hl
ein Stück (von etwas) ekij
Bund, eine zusammengebundene Men-
ge; auch Fig. tüntun
Ding (jeder Art) miakot
Kreuz löpu
Loch por
Statue tiketik
Licht, Lampe, Fackel (ursprünglich
getrocknetes Kokosblatt) jer
Wanderstock jökon
Spitze köma
l ag ran
Sonntag ran jeraui
Montag nidt (spr. niät)
Dienstag ni are
Mittwoch ni ejü
Donnerstag ni apdn
7. Von der Zeit, uatauat en anjou.
Freitag ni dlem
Sonnabend ni kaonop (spr. kd&nöp)
Woche uik
Monat jfiOnipofi
Jahr jotlnpar
Stunde klok
10
Hahi.: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
Zeit änjou
Morgen, in der Frühe ninjöran
Vormittag nimenjaii
mittags ninjouaj
nachmittags ninjouaj m jmitik
abends ninjoutik , udja poh
nachts nipoii
heute rdnuet
morgen ldkap
gestern aio
übermorgen pdli
vorgestern mdntakenaio
bis, mit der Zeit, innerhalb
wissen Zeit Idö
immer kököldte, pdtepote
in alten Zeiten kailanaio
wie lange Zeit:' id reini
nicht lange Zeit l jötä udrei
was ist die Zeit;' dnjou tat
nach und nach
in drei Tagen peild
zuerst, von Anfang an tdpipan
in Zeit, mit der Zeit kötekoteo
8. Von der Behörde, momot en kaon.
ehrfurchtsvolle Anrede (
~ Hoheit)
Tabu (an einem Kokosbaum), Feld-
kotin
zeichen indpui
Regierungszeit muein
Abteilung, Klasse ( = eine besondere
Bevölkerung totm
Zahl Volkes) püin
Sünde tip; V erbrechen (-
gegen des
Sitte, Art und Weise Hak
Königs Wort) tip laut
Titel mmar
Dieb lipirap
Obrigkeit, Herrschaft, Herrscher.
Macht mdnaman
Haupt kdon
Leute (mit Bezug auf eine
Landschaft)
Häuptling (= erster im Stamm)
min, z. B. menkiti
jöumaj
Gesetz kapuh (a — d), majen
Häuptling (= Landherr) monjap
Erbschaft müririk
9. Eigenschaftswörter.
0
heilig jerdui
schön kdjaiel
sanft (me)tdrok
schwer tautau (au zwischen au und d)
zahm mant
kalt pan; mich friert I men pau
recht, gerade inen
schnell pitipit
fertig enekier
alle kdroj
reif maä
klein HkiHk
leicht rdra
groß kaUimun
leer tan
viele töto
schwach lüet
wenige laulau
klein, dünn titi
heiß kdrakar
neu kap
gut mdu
heiß kdrakar
schlecht juä
rot ueltdta
wahr mdälel
schwarz tontol
nahe kdran
weiß potapot
groß j (von k laut
grün mfi
alt ) Personen) ' ma
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Haiil: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponnpe. 1 1
alt (von Dingen) marin
stark, kräftig ktfeil
stark (vom König) rüjun
schwach lüet
krank jomau
krank (vom König) lümutn
betrunken jakdular
aligegenwärtig kditar
ewig (= einer, der nie endigt) lölopot
immer potepote
unveränderlich , immer sein eigen (von
der Gottheit) lolen
unsichtbar rir
sichtbar jdnjal
wohltätig, Segen spendend kapdnolol,
kdlanan (vom Könige)
rein kölokol
schmutzig puslepütl
nachlässig jam in
angehörig (einem König) japuilimen
(auch Anrede auf einer Adresse,
etwa = Hochgeboren)
weiblich pen
männlich man
eben, gerade (im Raum) dpton
gleich, gleich messend pdrok
rund pönapon
eben, flach pdtapai
ausgedehnt, ausgestreckt üue
halb apdli
trocken mdtakon
sehr, Oberaus kdvalap
rechts mdun
links main"
anderer meteru
andere teko, meteko, meiekat
»Hein, einsam kilep (keleip)
stolz, unabhängig ktjej, Limei
freundlich, liebreich kdtak (spr. katäk)
lerstreut, auseinanderliegend mdrö-
pajoii (das zweite o fast nicht ge-
hört)
geschickt, geweckt, weise lolokon
j»ng (von Tieren) püäel
nicht geschickt, nicht passend für
Mausarbeit (von der Frau) jah'/ink
zu Kndc, leer, aufgebraucht drojer
krumm, nicht gerade pirok
gewölbt (nach außen) mpomp
sehr hübsch, überaus meit
wild, wütend kdmat{a zwischen a und o)
gewebt tintil
verzweigt, zweigartig kajorla
! zusammengeformt (so daß es ein
Ganzes ausmacht) unjok
| heraufgewnsehen (von der Seewoge)
diiüetok
i verfault, verrottet mtmueti
umringt, rings umgeben käpil
abgeschieden, entfernt von tftr (o
zwischen o und e)
trocken (vom Riff) mdtdtä
hoch Ulla (a zwischen a und r)
gerade inen
ausgestreckt, Iiineinreichend (z. B. ein
Kanal in das Land) uuöii
nachlässig, nicht gefällig aussehend
(vom Weihe) mömoaj
ein gefällig aussehendes Weih, gut
von Gestalt momatik (a nahe an o)
mitten, in der Mitte von etwas be-
findlich dilapan {nan ailapan uel in
der Mitte des Waldes)
ruhig (von der See) m6le
getragen, gebracht uijik
zuerst, voran maj
viele niter
einzelne (= nur) 4ta
kurz motämot
feindlich peirvt
gut. freundlich aussehend mdj ä mau
außerordentlich, wundervoll mdnaman
ähnlieh, gleich raj (z. B. wie ich raj
on xa)
schlimm n
gekocht (im Feuer) ain
ohne Verwandtschaft, einsam japdtipau
sehr, überaus nvuldUtk
faul, lässig tahana
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12 Haul: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
10. Zeitwörter.
hören roü , korftii
ansehen kiUm. Aar
schreien jan
trinken nim
heißen (zusammenbeißen) ke (ke-j>cnd)
speien umnj
kosten (versuchen) joii
Hegen uen
niederlegen, sich uen-ti
ankommen lel
wandern (zum Vergnügen) momeit
wandern, umher- koko jili
eintreten petelon
kriechen karop
schlafen mair
wachsen udj
sterben mela
gestorben , tot milar (aus mela er)
wissen dja
erfreuen, jemand kaperen
sich freuen peren
erlangen, besitzen die
festhalten kdlckol
verbergen ruk
bringen üd
lösen (Fesseln) lapüa
kneifen kini
beschneiden jirkvmjaij (circumscise)
durchbohren pure
schießen kdjik
(kajik eigentlich federn, elastisch
sein)
ertränken kdmop
umdrehen ptrer
einschließen reHHiti
reiben et
streichen, fegen tri;
schneiden top (spr. löp)
schneiden, teilen nek
austeilen nek pajoA
teilen jadÄ
graben wir
jäten, ausraufen uj
fällen paldti (spr. päläti)
schälen ki-joA-kilin
waschen (Kleider) lopetöpü
waschen (die Hände) dmiom
waschen (das Gesicht) opuinok
a i isbessern kamau - ila
rösten umun
anzünden ijik
baden tutu
Schmerz bereiten, jemand kamttak
oder kametek
schmerzen metek
öffnen (die Tür) retinata
öffnen (den Mund) pdrapajen (aue)
schließen (den Mund) kipena (aue)
(ki-pena = zusammenbringen)
herkommen ko-to
fortgehen ko-la
vergessen mönikila
schreiben, tätowieren inhn
können, vermögen kdk
verstehen uefä
arbeiten totök
fegen kokdk
nähen fiit
machen, tun uia
aufpassen, wachen jinjila
geben, reichen ki
hergeben kian
gib mir kito
gib weg An ue, ki joA
ausruhen konuil
Abschied nehmen kamuirimuir
zerbrechen, reißen (auf dem Papier)
durclistreichen kaudla
anziehen (Kleider) puriah nan Hkau
ausziehen (Kleider) kijarl nan likau
aufstehen (vom Lager) pörHä
aufstehen (vom Sitz) uta
zählen uat&üat
sich setzen mdnti
tanzen, spielen mötomotön
weinen mamauk (spr.
blöken, wimmern
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Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape. 13
schlagen kdmikatn, puoki
furchten, sich mdjak
klettern taur
herunterholen (vom Baum) taureti
wegwerfen kaß-la
wenden pur
zurückkehren (zu mir) puröto
zurückkehren (— wenden hin zu einem
andern) purdla
sprechen , reden lokaia
befehlen mdjani
bleiben, sein, existieren mi (mimi,
stehlen ptrap
lügen likam
benetzen topolofi
wischen limui
lachen kaurur
umarmen pölopol { p. pena)
pflanzen patükeü (auch potöketi)
umherlaufen kojtU
rufen eher, liku&rt
laufen tafi
weglaufen tail taut
lehren patdk
zeigen, erklären kaWapok
ölen (den Körper) kSe
ölen (das Haar) uijöre
schulden puaipant
bezahlen, kaufen puatn
riechen net
gut riechen, duften pömau
es riecht sehr gut pommae
übel riechen, stinken pojuit (zugleich
Schimpfwort)
*treichen"(mit Farbe) litöpui
streicheln tdmatamor
denken, meinen Idme (spr. läme)
erinnern tdmatamdn
spitzen par
wandern (ohne festes Ziel) kwru
freundlich sein kätek
terbrechen öia
verbergen, etwas öki
in Reihen legen katrak
unartig, böse, eigensinnig sein joko-
jökonai (jakajdkanai)
richten (als Richter) kateika
begünstigen, bevorzugen kakdnikon
emporheben, einen Rang verleihen
kajapmlata
absetzen , der Würde entkleiden kaja-
pmliti
ausgraben (einen Toten) jaripöta
Partei nehmen üpor, üpali
zurückgeben, rächen pelian
puffen , knuffen jikon
sich bewegen (in Richtung auf oder
von etwas) kaikai
hören, auf jemand peiki oil
verlängern (einen Stock durch An-
satz); überliefern pouj
sich abwenden jopSue
verbrennen ijik
erregt sein HAaraHar
knirschen (mit den Zähnen) teterok
steinigen, mit Steinen werfen hdjukkdte
sich erinnern kdkalik
wach sein, tätig sein papdt
überraschen kömpa
verleumden karauneki
böses Gewissen haben laualo
vorbereiten önonop
bewegen (intr.) kai
sich nähern kai on
herankommen, heranrücken kai to
fortrücken kai joü
wegrücken kai ue
hinaufrücken kai ta
herabfuhren kai ti
wechseln, sich ändern (von einer
Farbe, Krankheit) jare
verjagen , weggehen machen kajdrejoü
halten, stillstehen pö
halten machen, anhalten kapöuia
berühren töke
ankleiden (jemand) kapuat
ertrinken mop
betrauern , beweinen mSie
rauben (aus einem Hause) kuli
beten, beschwören umdnt
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14 Haiii.: Ein Hriimg zur Kenntnis der lTmgaiigs.>pra»-|ie von l'ouape.
bereuen injino
antworten japoii
schneiden (mit der scharfen Muschel,
nun mit der Schere) köte
brechen (vom Wasser) puil
spritzen (das Wasser brechen machen)
punapun
hineinspringen luji
emporspringen lujiia
schelten, rauhe Worte gebrauchen
pijerak
ehebrechen, Unzucht treiben nenek
vorbeugen kdpo (po stillstehen)
folgen, jemand Hauen
schärfen ita (spr. etä)
werfen kdte
schleudern tSkö
wünschen närokä
fischen loit
schweigen nen&nla
wachsen käpardpar
sprossen uöjata
träumen auramcn
gähnen jardpqjoii
erben jojÖki
mischen kotia
überraschen puridmui
roden, den Boden bearbeiten uiajdpdjap
stampfen (zu Brei) jttk
zerstampfen , zerschlagen jükpajoii
töten kamdla
atmen rjine'kitar
beichten jakdrtip
ordnen kairdkauei
auflieben, aufbewahren ndkittmaut
einladen kajdmo
drehen (ein Tau) koleit
zielen kainetUoü
krähen kökorot
kneten kdpal
sieden poil
wechseln kauilian
verbieten pele'ki
tragen helfen likitdta
trafen («in Stock auf den Achseln
zweier Männer) rr>'
gehen, reisen (auf dein Lande) jdpal
beginnen (intr.) tdpi
wollen, wünschen, men mal/ki
nicht wollen kan
wissen dja
nicht wissen jdja (spr. dschädschä)
aufheben (mit der Hand) pökata
lesen töropua
rudern jü
niederkauern (zum Zeichen des Re-
spekts) kaipüni
sich schämen ndmenok
binden , fesseln jalifti
aufhängen Idiiata (spr. länyüto)
ein Tau hochziehen, heißen dpi
einen Menschen hängen apiata
streiten, kämpfen pei
Krieg fuhren mauin
aufrichten, geradestellen kaisata
Lust haben, wollen pen
stärken, Kraft geben kamdnaman
sehen, blicken (auf ausgebreitete
Dinge) kdjalc
wünschen, begehren inoü
auffinden kdtiar
fürsorgen, Bequemlichkeit geben
kämmt
uberlassen, hingeben tauet
zurückgeben tupuk
Freundschall schließen, ein Herz
sein min
aufrücken (in Würden) japtiilitd
spielen , ein Musikinstrument kajokajrm
auszeichnen (vom Fürsten einem Manne
gegenüber) mdjamaj
sitzen; übertragen: mot, gehorchen,
z. B. mot on hot
setzen, legen kau
(mit allen möglichen Variationen
kaiiota hinauf-
kaueti herab-
kävolo her-
kaune weg-
kauala hin-
kauajoil fort-
kauatoü herzu- )
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Hahl: Kin Beitrag wir Kenntnis
der Umgangssprache von Pnnape. 15
kennen, wissen 6re
aufwachsen katre
müde sein pan , far
eingraben, bestatten jdri
verurteilen torn
belehren, zeigen kajtdre
glauben kamelile
Zeuge sein, sehen als Zeuge ütial
sagen kdtiti
zusammensetzen , zusammenbringen
pdkon
bewohnen (ein Land) taue
stehen jok
gleichen, ähnlich sein jdnjal
den Anschein haben, gleichen tikd-
mata
einladen (zum Feste) löki
anerkennen, vorziehen man»
.sich in acht nehmen, aufpassen; ein
Warnungszeichen geben, warnen
kdhka
opfern (der Gottheit) koßr, matron
Marten, zuwarten üti
handeln, tun puai
±
etwas vollbringen kapuatata
eindringen (in eine Öffnung) pet
fangen, fassen lo
fesseln, fangen ioti
vertrauen Wri
verwandeln pikila (Grundwort pik)
aufsteigen (intr.) tikata; uk steil, hinauf
oder herab
abfallen (vom Berg) üketi v
sagen, erzählen inta
sinken kfr
bewegen, etwas mökit
fallen pöp
herabfallen p6piti
aufstehen kajinen
schwindelig sein lonk
fahren im Kanu tdka
reiten tdkataka
hinterlassen, übrigbleiben ludti
etwas hinterlassen, niederlegen kiti
sich zeigen, in die Erscheinung treten
para
niederströmen (vom Regen) mörati
treiben in der See, triften petto
sich erstrecken, ausdehnen ü
ankern pautok
halten, festhalten kol, meist koliti
halten, Sicherheit geben kölepan
zornig sein onion
hungern tüpok
Wasser schöpfen (vom Schiff) maiti
Tabu anlegen, verbieten (durch ein
geflochtenes Kokosblatt) kainapui
herüberkommen jipal
stiften, geben (für einen irominen
Zweck) kdleir
ausfinden tiar
begrenzen, Grenzzeichen setzen irair
wohnen, sich aufhalten kahjon
schenken kijdkij
fortziehen kdjau
beanspruchen dneki
prophezeien kdkop
vorausgehen, jemand tiaü
singen, im Feste ny
singen, ein Lied kaul
vollenden, beendigen kdroja
; spazieren gehen mölol
i spalten püal
11. Verhältniswörter.
an (diesem Phitze) uajdo
auf na, nan, pon
außerhalb tiki
diesseits pdtiet
darüber, jenseits palt pajon
in, darinnen ni,
vor mon, moa
von (weg von) jan
mit iaii
nach mw,
innerhalb Idle
jenseits pdtio
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lfi Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
gegenüber jalduoH |von, mit, Ober eki
über (senkrecht über dem Haupte) unter pan, panaA, iti
kainene Ober, in bezug auf
zwischen ndnpoß, ndnaponen über, in betreff ki
nahebei korenion
längsseit mpa (längsseit des Schiffes
mpenjop)
Seite pali, unten pali pa, oben pali poe
gleichwie, von, über iran
an poa
entfernt von etwas tdpa jon
vor (jem.) moa
12. Fürwörter.
ich Hai, i
du köü(a), oft auch ka, gewöhnlich
köu, koue
er, sie, es a, i (es — es ist m«; es
ist schön mi käjelel)
wir zwei kita
ihr zwei ktima
sie zwei ira
wir (auch der Angeredete) kitail oder je
wir (der Angeredete nicht einbegriffen)
kit
ihr kötnail (o zwischen o und u)
sie trail oder re
mich ia
dich uk
ihn, es ie, e
mein ai, nai, als Suffix ot
dein am, nom, als Suffix om (am)
sein a, «a, als Suffix o(a), wa
uns beiden gehörig at . andere For-
euch beiden gehörig oma \ men,z.B.n'to,
ihnen beiden gehörig ara ) sind selten
13. Allgemeines.
Wie heißt du?
Wer bist du?
Wohin gehst du?
Was bringst du?
Woher kommst du?
Wer kommt mit dir?
Bring mir dies Buch.
Nimm die Sachen weg (räume ab).
Was geht vor?
Hebe es auf (mit deiner Hand).
Redet nicht so viel! Schweige!
Du bist trage.
unser
euer dmaü (d zwischen a und o)
ihre drail (r = rr)
welcher, e, es mi
was to, tdkot
wer ij
dasselbe tudta (spr. tuhte)
wieviel tdpa (spr. täpi)
wie viele sind me tdpa
warum pükStd (e zwischen e und i),
menta
selbst pein
dieser, e, es
jener, e, es
dieser, e , es
jener, e, es
alle kdroj
Sing.
/ wen,
Plural
uen, et, mtt,
ko
met, vet, men, en
kijet
puka, mepakat
mepako , kan
Lokalokaia momot.
Ia atom?
Ij kou?
Koue pan kola ia?
Ta me koue uato?
Koue kojan ia?
Ij me iaii uk koto?
Uatoft ia puk en.
Uaue jon meakot.
Takot?
Proke kita pom.
Kumaü ter lokaia toto! Nenenlaf
K(»te me tanatla.
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Haul: Ein Beitrag zur Kenntnis
Komm mit mir!
Willst du nicht mit mir kommen?
Gib her!
Wie viele seid ihr hier?
Wie heißen sie?
Warum weinst du?
Wer hat dich geschlagen?
Um wieviel Uhr kommst du?
Wann wirst du fortgehen?
Besitzest du Schweine?
Wie viele Sohne hast du?
Wer hat dies getan?
Ich bin hungrig.
Ich bin durstig (ich will Wasser
trinken).
Wieviel Geld hast du? Keines.
Hast du viele Bananen?
Ja, Herr, sehr viele.
Sind sie reif oder grün?
Eioige sind reif, einige grün.
Wann wirst du sie bringen?
Ich weiß nicht, ob morgen oder an
einem anderen Tage.
Willst du sie mir verkaufen?
Ja, ich will.
Wieviel soll ich dir bezahlen?
Zwei Mark.
Das ist zu teuer.
In Wahrheit, was ist der Preis?
Nein, es ist billig.
Nun. wieviel Geld willst du?
Ich will zwei Mark.
Hier sind zwei Mark.
Ich gebe dir deutsches Geld.
Mir, Herr, mein Vater hat es bepllanzt.
Ich bitte sie, mir eine Eigentums-
urkunde auszustellen.
Ich will erst wissen, wer recht hat.
Ich, Herr, die beiden sind schlecht;
sie sind stark und wollen mich ver-
treiben; sie haben mich gestern
mit dem Messer auf den Kopf ge-
schlagen.
Ich werde erst den Häuptling hören
und dann Gericht halten.
Mit! .1. Sern. £ Orient Sprachen. 1IKVI. LAU.
der Umgangssprache von Ponapc. 17
Koto iah iaf
Koue jo pan iaii ia?
Kita!
Kumail tapa me mi met?
Ij at arrail?
Ta me koue jaüijatikii
Ij me käme" iuk?
Ni klok tapa koue koto?
Koue pan jamoan iat?
Noum pttik mia?
Noum putak kan me tapa/
Ij me uia ta men?
I men mdhatar.
I men nim pilatar.
Noum moni tapa? Jota.
Me toto ut mi rem?
Ei mahl metoto ia.
Re me ma te pulopul.
Akai me ma o akai me jmfopuf.
Koue pan uato iat?
I jaja lakap te eu ran.
Koue men natiki ia la?
Ei, i mauki.
Uen makamauki i pan puain oil uk?
Mark riau.
Me puai laut.
A mealcl, ta puai na?
Jo, puai me tikitik.
A, moni tapa koue mauki?
1 mauki Mark riau.
Jet Mark riau.
Nai kiouue rem moni J er men.
Japoi maiii, ai papa patokiti er.
I poki komui en uia kijinlikav en ja/H».
I men aja maj ij me pvH.
Nai maiA, ira me jakanakan, ira me
keleil o men kajare jorl ia ; nin ira
palakiti naip mangoi.
I pan koroüe maj monjap o mur uia
kapuü.
■2
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18 Haul: Kin Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponapc.
IV. Wörterbuch.
(Ponape-Deutseh.)
A.
ani Geist (— Kobold, Seele, eines
Toten, der keine Ruhe findet)
auramen träumen
anekier fertig, zu Ende
aramaj Leute, Volk
amaj roh (-- ungekocht)
ai mein
am dein
a sein
atail unser
amail euer
arail ihr
aia Regenbogen
ale nehmen
aküa verstecken
allap Straße
atiniai Rauch
aniki beanspruchen
akkelail gewaltsam
air südlich
apan nördlich
apali halb
E.
f-ma icr Schwager
etiet benommen (im Kopfe)
eletter gar (--= gekocht)
ejnek ta atmen
eta Schärfe (des Messers)
I.
itök fragen
ink Tinte
irail sie
imt'tin jap Vorgebirge
inen gerade
im Haus
ijouar vornehm
itar ott genug
imuin tili Feind
iat wann
inauki versprechen
irei roh ausspähen
im pei leicht ( = schwimmend)
Hak die Woge
ilek-uei schicken
injenoki achtlos
intil Hackern (vom Licht), rauschen
(von den Zweigen)
o.
opuitiok waschen (das Gesicht)
omuiam waschen (die Hände)
oj rn-im das Dach (oj die Elfenbein»
nußpalme, dann das zur Dach-
deckung benutzte zusammenge-
schlungene Blatt = A tap, also oj
en im Blatt zum Haus)
u.
uiauxa die Nichte
uu Fisch korb
uihit ausringen (Wäsche)
ueiraia aufgraben
udrauar Strömung, Graben für fließen-
des Wasser
uaja lal tief
uajapetejwt seicht
itai uai langsam
ue Stamm
uia japajap roden, Land bearbeiten
umun toi Kohlen , den Steinherd (um)
bereiten
umun pot Kalk brennen (eig. den um
weiß machen)
ur en im Balken
uk Netz (zum Fischen)
ujor ölen (das Haar)
ueitlaut Flut
umuj speien, erbrechen
uan um Küche
uöj-a-ta sprossen (uoj das Grund-
wort, a Bindevokal, ta Partikel der
Ortsbestimmung = herauf)
m ti warten
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Ham.: Ein Beitrag zur Konntni* drr Umgangssprache von I*oii;i |»<».
19
uaja Teil
u H al Zeuge sein
ueir m jai wettrudern
ueir en jerek wettsegeln, jerrk Segel
J.
jarapajon gähnen
jojoki erben
heilig
Arbeit
jamm unrein
jantinpä Finger
jantilapa Daumen
jantomotoma Zeigefinger
jantiki kleiner Finger
jei Zuckerrohr
jafon ala verirrt
jdtik ohne Geschmack, geschmacklos
jamfim/i arm
jon a ta ain nächsten (vom Orte)
jon schmecken
jan weg von
jalieti binden, fesseln
japoh antworten
jinjila wachen
jaripiti eingraben, bestatten
jouLm Christ
jounpatak Lehrer
jouaja helfen
japaion nicht passen
jor tauschen (von Dingen)
jonojon, janijan weinen
jtr Stuhl
jft See
jap Schiff
jama Vater
jm Kind
jo nein
juk pa jon zerschlagen (juk stoßen,
stampfen zu Brei, z. B. Kawa)
jarotier erregt
jakar tip beichten (Up — Sünde)
jdf, — weg von etwas
joii — Art und Weise, Sitte
jon =. in Versuchung führen
jon = ausmessen
K.
kattn ton kam Wettbewerb
karauniki anklagen
kalu ki la die Reue
! kapai ata segnen
kajoh Musik
karirioh geheim
kapiti Witz
kapure to zurückgeben
kaon iajxilap Herrscher, Führer, Re-
gierung
katotoeoh vermehren
i katwti einweichen, klopfen
kauk on hart, stark, angestrengt
kaijei jol fasten
katia ni Priesteriti
katalela geschwollen
kapinuar Reisevorrat
kamama leugnen
kakarakara erhitzen, karakar heiß.
pil karakar heißes Wasser, Tee
kamelele glauben
kauafap sehr, überaus
kapi westlich
kepena beißen
keia reiben
kaiuei geh weg
kaito komm nahe
kotia ausschütten
kapua to schmücken
i kumukum Lärm
katairoh Geräusch
kot Gott
kapardpar wachsen
koto komme
kaon Herrschaft (wie oben kaon
lapaJap)
kainok Gesellschaft, Gemeinschaft
kaintinta berühmt
kairtt Aufenthalt
kalöTien tiika Wurzel
karaunki Jagen
kijon gib weg
kito gib her
kak können
kajik schießen
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20 Hajil: Kin Hei trag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
kapitau Hafen
karqj alle
kamait fürsorgen
koko kehren, fegen
käikdi das Kinn
kamatt'p das Fest
komöl ruhen
kapardpar wachsen
kate werfen
kauata aufrichten
kah oti langgleich (gleich in t
Wurde)
kijiniai Feuer
kilok Uhr (clock)
kat Katze.
kitail wir
komail ihr
kou, koe kw du
kaukau jon wohnen
kätau der Regen
kajanjal zeigen
kaMapok erklären
kapakap beten
kenjoumau zu Krankheiten geneigt
kapal kneten
L.
lipanet Verleumder
luak verleumden
lemeta denken
lapu Kreuz
lakop Morgen
lapudta lösen (Fesseln lösen)
loti fesseln, fangen
liki außerhalb
lopolop waschen (Kleider)
Ii a laut Weib, altes
Ii Weib
Ii maipon Jungfrau
lija rop der Hut
Ii tu Diener
tu ji am Selbstmörder
lao bis (von der Zeit)
lol m im Querbalken (im Haus)
likit ata tragen, helfen
litnpui streichen
I litop Farbe
Una Glanz
lijoi schläfrig
lait fischen
lekila verhungern
i lao Zunge
lomolom dumpf
j lola km) ein Weiser, Gelehrter
] lamuin gehorsam
I luet schwach
luati der Rest
lamüir/amuir schattig
laualo wild (von Tieren)
lete let klopfen
M ankommen (an einem Orte)
lol pote beharren
lapa ke Strom
Ii ol Blitz
M.
meteio anderer
metoutou schwer
murin mela Ewigkeit (= nach dem
Tode)
(me)marara leicht (me Vorsilbe — das ist)
tnotamot abschneiden
mctentel glatt
men jeiren gehorchen
men tnatau seekrank
min rein
moiipikoj locken
mo/ijapot glatthaar
mohiniiiin flüstern
motomotoft spielen
me tona ton gebunden
malek Huhn
mant zahm
mata das Eisen
mia mia sein, verweilen, sich befinden
marain das Licht
i
ma wenn
mairla schlafen
mealel wahr
muroi die. Taube
maja Gesicht
maur leiten
malaualn wenig
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Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape. 21
melar tot, gestorben
mela sterben (melar — mrla er, er
Partikel der Vergangenheit)
man Tier
man pir Vogel (j)ir fliegen)
mam Fisch
mauki wollen, wünschen
nuUokon trocketi
mekajnpual Kostbarkeit
moreti Regenguß
makata das Nachlassen des Kegens
motomot klirr
manga (sein) Haupt
mueit zulassen, erlauben
murin Regierungszeit
N.
nan inalau auf hoher See
nan ue ue Luftraum, im Luftraum
nan kapaj Durchlaß
nin juran Morgendämmerung
naik Hammer
ni-i Kokospalme
nan puh zwischen
nan lukepa die Mitte, mitten in
nan mat Riff
nioror Ufer. Wassermarke
M»a Berg
nan uel Wald, Busch
nan kotoka Krone
nantapi Wurzel, Beginn
nan mal die Wiese
nan irepena Landenge
nikit aufbewahren
ntk pajoh austeilen
naroke wünschen
nia (sein) Blut
P.
pan me pak auf einmal, zugleich
piripir wirbeln
patoketi pflanzen
popol glücklich
pokentüi geboren
pokomokom lächelnd, freundlich im
Antlitz
pel liki scheuen (jemand)
puai ]>ant .Schulden
papaa aufwarten (am Tisch)
palio jenseits
paltet diesseits
pueiok halten, stehen
pemitik aufwachen
paijaij Teil
pen Kokosnuß
poil sieden
peila abtreiben (auf See), pat jeri
Kinder abtreiben ( Leibesfrucht
abtreiben)
pureta bohren
patapat eben
pokfmpena zusammenbringen
ptmapon rund
pejeret pajoh sich abwenden
ponjcje jemand schneiden, sich stellen
jemand nicht zu kennen
putaua schwitzen
palank Veranda
puil peipei Zopf
porrmela senden
ptrea Schlafzimmer
pijok Muße, freie Zeit
pinjel Bleifeder
potopote immer
pojon gehorchen
puh Recht
pirita aufstehen (vom Lager)
poii Nacht
panatar milde
puk Buch
patak lehren
puei puei verrückt
palt uar Korper
pai Schleuder
pepei Krieg, Krieg fuhren
pati die Brauen
par Spitzen
poren maja Auge
puriamui überraschen
porijok fleißig
piten mona Haar auf dem Kopfe
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22 Hah i.: Kin Beitrag zur Kenntnis
R.
remui ihnen
raipel Gewehr
rerer zittern
reirei lang
riti ta öffnen
ritiniti schließen
ro e ta an einem Stock tragen
rati tuka Ast
ran Tag
rar Koralle
ri a Ii (seine) Schwester
re- un - im Dachsparren
rirjan unsichtbar, rir sieh unsichtbar
inachen
rotorot finster, ungebildet
ron hören, roii a ta aufhorchen
T.
tan tuka das Laub
tan ir Fächer
tuna ta Krankenkost
toii Schnupfen
tuma (seine) Nase
toma (seine) Stirn
te tikitik schmal
te lap breit
tuka Stock, Baum, Stuck Holz
tuka me laut Stamm
der Umgangssprache von I'oiiape.
tuka uojta Baum (= gewachsenes
Holz)
ter tuki ort bleiben
tukiti stumpf
totok arbeiten
tip Sünde
faul ul fortgehen
tamataman Erinnerung
taker ata beleuchtet
tarepena pflücken
tua über, von etwas, z. B. sprechen
über
topohm benetzen
An Feuerholz
tapuok Wolke
tihitih Tropfen
tapi ata beginnen
takai Stein
toko Schleuder
tamatamor streicheln
tejxl Tisch
N.
(iVT, n, ii . - ng, eigener Buchstabe im Mir
von Ponape.)
flai ich
nar sich
t'ten Geist, Seele
nil- a tonen
V.
Beitrag von Hrn. Dr. Gökschner,
Rcgicruugsarzt in Ponftpt.
L Der Körper und seine Teile.
Die Bezeichnungen für den Körper und seine Organe werden stets
in Verbindung mit dem Pronomen possessivum gebraucht, welches hinten an
den Wortstamm angrfügt wird. Schließt der Wortstamm mit einem Vokal,
so finden gewöhnlich Assimilierungen und Kontraktionen zwischen diesem
und dem nachfolgenden Vokal der Pronomina statt.
Das Pronomen lautet für den Singular: ot", öm, ä (auch e),
> ■ Dual : Ata , dtna , ära,
. - Plural: ätail, ömail, ärail.
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Habl: Ein Beitrag zur Kcniilnis der Uingangsspraeh«' von Ponape. 23
Soll der Korperteil im allgemeinen ohne Beziehung auf eine be-
stimmte Person gebraucht werden, so setzt man gewöhnlich die 3. Person
singularis (<J).
wir- a der Körper 1 pör in mäja der Augapfel, das Auge
uarendramaj der menschliche Körper kilin mäja das Augenlid
päli uar-a der Leib im Gegensatz kilin mäja jxtna (poue) das obere
zur Seele (biblisch) Augenlid
utük-a das Fleisch kilin mäja pä das untere Augenlid
utuk en dramaj das menschliche nrw maja die Augenwimpern
Fleisch \ jalan-a das Ohr
ntä das Blut paen jalan-a das Ohrläppchen
ntai, ntäm , ntatail, ntämaii , ntärail por en jalan-a das Ohrloch
jäl-a die Ader, Sehne, der Nerv karön das Ohr (h. S.)
/< der Knochen
ff, tön, füail, (wnail, ttrail
tin (= tTen) mono der Schädel
rth /xw Ann-, Handknochen
tin nae Bein-, Fußknoehen
fhi mdramära Brustbein
fin kupu Rippen
(in jaua Kückenknochen (Wirbel-
säule)
kilin Haut
% kilin, ka kilin, a k. meine, deine,
seine Haut usf.
kiSm uai Ring wurm
wxi = fremd , aus der Fremde stam-
mend
«rf das Fett
«t, mom, uiatail, uiomail, uiarail
man- a (mdha) der Kopf
tapu-a der Kopf (h. S.1)
pan kapun en mona der Scheitel
Itkin paiki der Hinterkopf
paiki, paikim, paikUail usf.
maliali das Gehirn
pit en mona das Haupthaar
antkot en mona ein einzelnes Haar
mdjd {miji) das Gesicht
jünn-a das Gesicht (h. S.)
likin jdp-a (jepi) die Wange
likin japa ka (ko) beide Wangen
pdti die Augenbrauen
pati, pafim, pafilail, patimail usf.
fäma (tÖme) die Stirn
i tapu-a, tapuai , tapuom usw. die Stirn
(h. S.)
tum- a die Nase
komon tuma die Nasenspitze
pein tutna die Nasenflügel
piköj en btma die Nasenwurzel
por en tümd die Nasenlöcher
kaimunü-a die Nase (h. S.)
keikei das Kinn
keikeim , keikeitatl, keikeirnaU usf.
alij-a der Bart (Schnurr- und Kinn-
bart)
manipinip-a der Backenbart
au-a au-a der Mund
jiÄin-a der Mund (h. S.)
kilin aua die Lippen
kilin aua ka beide Lippen
kilin aua paua die Oberlippe
kilin aua pä die Unterlippe
laua-a die Zunge
n» der Zahn
nlm, nitail , iiimail, ilirail
ni ka alle Zahne
nitf/M der Backenzahn (große Zahn)
äjan-a der Zahn (h. S.)
«n Mor-a der Hals
käjan-a der Hals (h. S.)
kapen uar-a die Luftröhre
mdremära die Brust
fiW die weibliche Brust
1 h. S. = höhere Sprache, mit welcher man den Nanniareki anredet.
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24 Haul: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
pon jau-a der Rucken
peliki-a der Rücken (h. S.)
paria pan- a die Seiten
mejenet-a die Magengrubengegend
käpet-a der Bauch, die Bauchgegend
küpür-a der Bauch (h. S.)
fioliholi die Lunge
n. im, Tlaif, vnail. Trail
tnonioft - a das Herz
5 (äe) die Leber
äem, detail , aetnail, aerail
«t- a die Galle
et en katik die gewöhnliche Bezeich-
nung für Galle
mütÜik-a die Niere
ätik-a die Milz
kau- a das Gesäß
putaut-a männliche Geschlechtsteile
üjül-a männliche Geschlechtsteile
(vulgär)
pTpi-a weibliche Geschlechtsteile
pop- a die Schulter
popoi, popom, popotail usf.
pa (pd) der Ann
pa> pedm, patail, pamail, parail
pan pa die Achselhöhle
tüpoh en pa die Ellenbeuge
kaimün en pa der Ellenbogen
kaimüt en pa die Hand
jentin (jenti en) pa die Finger
apali pa jenti Umpot jede Hand hat
fünf Finger
jenti lap der Daumen
jenti tdmatama der Zeigefinger
jenti jökatäpa der Ringfinger
jenititik der kleine Finger
jenti pot ein Finger
kik en pa der Fingernagel
pali mann die rechte Hand
pali mein die linke Hand
lima die Hand, der Arm (h. S.)
na s.pei das Bein
pan pukqj en na die Kniebeuge
pat en na der Fuß
kaimün na die Ferse
pan na die Fußsohle
jentin na die Zehe
tapen tan- a der Oberschenkel
puki-a das Knie
poun tal en puki-a die Kniescheibe
alua alua das Bein (h. 8.)
pi-a die Gebärmutter
IL Die Verrichtu
maur leben
ka maur leben machen
melar sterben
dramaj melar der Leichnam
äjihak atmen
a. kalaimun, a. tiketik stark, wenig
atmen
moniofi möke mökit das Herz schlägt
m. laut schlägt stark
m. mälä möl schlägt langsam
m. tontot schlägt schnell
m.piripir schlägt fliegend
nta pülopul das Blut fließt
n. mätöto p. viel Blut fließt
n. tiketik p. wenig Blut fließt
n. Hjüküj das Blut spritzt
n. per eher das Blut sickert
ngen des Körpers.
moua essen , futtern
kamona zu essen, zu futtern geben,
futtern
ndmendm essen, genießen
kdn genießen, zu sich nehmen
könöt essen (wenn man den Namnn-
reki anredet)
puhio essen (wenn zur Frau des Nan-
märeki geredet wird)
jäk essen (wenn man zu Perso-
nen spricht, die dem »Adel« an-
gehören)
tüt essen (wenn man zu den Kindern
höherstehender Personen spricht)
i men namenam ich möchte essen , ich
bin hungrig
tüpdkelar fasten
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Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis
ntm trinken
t men nmipilatar ich bin durstig
}njxij Wasser lassen (vulg.)
kömüjij Wasser lassen
]#kepeh Kot von sich geben (vulg.)
pitakcüar Stuhlgang haben
känt (kenf) Harn
puje Kot
mair (mnr) schlafen
matrilar eingeschlafen sein
htrpah müde sein
pirita aufwachen
aurdmän träumen
lokaia reden
lokelokaia viel reden, schwatzen
ntd sprechen, verkundigen
hil laut laut sprechen
likuer rufen, schreien
mohmihin (lüstern
köpaköp husten, der Husten
köpatan Auswurf beim Husten
mantöl gähnen
nonö schnarchen
kirer aufstoßen
müj brechen
dji niesen
i kdräip ich spucke
känttp der Speichel, Schleim
i pülo ich schwitze
püto der Schweiß
der Umgangssprache von Ponape. 25
t kdräkar ich habe Hitzegefühl
i pon ich habe Kältegefühl
i lau ich habe WRrmegefiihl
i kiloh (kilah) ich sehe
• här ich gucke
i mäjäni ich sehe (h. S.)
i kilaii ndja ) ich sehe deutlich,
i harat a ndja \ gut
I* kilaii nqja tiketik ich sehe wenig
i rwi ich höre
i roh naja ich höre gut
I Toii naja tiketik ich höre wenig
i nSt pana ich rieclie
i pou en kerasm ich rieche nach
Petroleum
i jiita net naja ich rieche nicht
t joh nama ich schmecke
i jota joh" nama ich schmecke
nichts
i joh nama en jeu ich habe den
Ueschmack von Zuckerrohr
i päm naja ich fühle
i tarn ich taste
* tarn taqxl ich fühle, taste einen
Tisch
i majai ich weine
pil en maja Augenwasser, Träne
t kaurur ich lache
i kepena ich beiße
Kur viele der folgenden Zeitwörter, welche eine Bewegung im Raum,
eine Ortsveränderung bedeuten, gilt die Regel, daß die Richtung, in der
die Bewegung erfolgt, durch Anfügung bestimmter, kurzer Silben an den
Wortstamm bezeichnet wird. Es bedeutet:
to her (vom Sprechenden ge-
dacht)
la hin
ta auf, aufwärts
H hinab, abwärts
tato herauf
tala hinauf
tito herunter
tUa hinunter
iei nach außen
ieäo heraus
ieila hinaus
loh nach innen
loh oto herein
Um ala hinein
uai (ue) weg, fort
iei uai nach außen fort
loh auuai hinein wärts fort
p&tta (pene) zusammen
jah, pejah {joh, pajoh) ausein-
ander
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26 Haml: Ein Beitrag zur Kenntnis
der Umgangssprache von Ponape.
gehen
ko- koko-
alu- alualu-
uta sich aufrichten
fiter, aufgerichtet sein , stehen
tan- tanatan laufen
tau- klettern
uka- steigen
lujata hüpfen
m&jiak springen
kdmp kriechen
limatak sich winden, sich schlängeln
töroku- rücken, schieben
kaü rücken
jopai- drehen
kakuai wegschreiten
tiaketi niedertreten
paureta aufstehen
ueketdketa sich auf den Rucken legen
kainifi sich auf die Seite legen
wkftdketi sich auf den Bauch legen
kilepäki niederkauern
mönti sich niedersetzen
mömäot sitzen
tairuketi sich nach unten bücken
järäia sich aufrichten (aus gebeugter
Stellung)
jopöluai den Kopf wegdrehen
tut mona mit dem Kopfe nicken
tatu alek den Kopf schütteln
jopt uai den Körper wegdrehen
pirakauai den Körper wegwälzen
uenti sich niederlegen
kqjüpena sich beugen
lanatejan pa die Hand -auseinander-
falten«, strecken
roköpena pa die Hand ballen
kojupena pa den Arm beugen
katdnepejan pa den Arm strecken
kapatila pa den Arm heben
kapattia pa den Arm senken
kojtpöttla pa den Arm ausstrecken
kajaranepejan jentin pa die Finger
spreizen
kipena jentin pa die Finger zusammen-
legen, aneinander legen
tuaripejan die Augen öffnen
meirepena die Augen schließen
jdrdpejafi den Mund öffnen
kupene den Mund schließen
kiiei laua die Zunge herausstecken
kilon laua die Zunge hereinziehen
jair berühren
pdkeri sich stoßen
koleti ergreifen, halten
taheti drücken
litilet klopfen
tamurpoh streichen, reiben
itik schütteln
pupüH herabfallen
ttkanti umstürzen, auf den Kopf stellen
fikanta wieder auf die Füße stellen
kanuai sinken
kakanuai senken
rankata umfallen machen, umwerfen
ki- geben, reichen
käpa- reichen
pampap schwimmen
hitu- baden
ömiom die Hände waschen
ütae die Füße waschen
apünak das Gesicht waschen
töpähm den Kopf waschen
kdrüput jucken, kratzen
DI. Die krankhaften Veränderungen des Körpers.
kel gesund
keleil stark
ritjin gesund (h. S.)
jömdu krank
lümum krank (h. S.)
lüet siech, hinfällig
rnitak Schmerz
wi. kalaimun, laut heftiger, starker
Schmerz
geringer, leichter Schmerz
i nwtak ich habe Schmerzen
karnetak Schmerz verursachen
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Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape. 27
metak na, pa Sclimerz im Fuß, im
Ann
pahapana metak Seitensch merzen
tin jana metak Kreuzschmerzen
nan kokon metak Schmerzen im Ge-
lenk
mäliel Kopfweh
neirak vor Schmerzen stöhnen
janejah vor Schmerzen schreien
mhtpäu Fieber mit Frostgefühl
i mhpait ich habe Fieber
jaHel Schwindel
löp die Wunde
rfp juckender Hautausschlag
kehj Geschwür
kilitöp Hautkrankheit (Pocken)
änon Hautkrankheit mit Bläschenbil-
dung
täketuk Lepra
mpoj Geschwulst
mptjj epejan ( die Geschwulst ver-
mirirpejan i größert sich , geht auf
manüti die Geschwulst geht zurück,
verkleinert sich
peke nta Dysenterie
Ujoiiepoh Wassersucht
timaneman Abzehrung
lidnemät Elephantiasis
Durchfall
Verstopfung
putoh Juckgefühl
kdtekät Taubseingefühl, Gefühllosig-
keit
. mittor Lähmungserscheinungen
nemötor Lähmungserscheinungen in
den Füßen
toi Schnupfen
kopakop lukeluketa der Husten nimmt
die Luft weg
pämetik schlaflos sein
liaurära ängstlich träumen
ömatak Schmerz, Krankheit an den
männlichen Geschlechtsteilen
üjüiemöt dasselbe (vulg.)
i majai atiat ich sehe trübe, schlecht
mdjökon blind
pünan Augenentzündung mit Augen-
triefen
hkäre naita Ektropium (Augenkrank-
heit)
iiirinirijok jalaiia Sausen, Geräusche
im Ohr haben
i
i papoh dasselbe
^jalanepon taub
ol (Ii) mona puet ein Mann (eine Frau)
mit weißen Haaren
Öpap zahnlos
monemat Glatzkopf
ol (Ii) mpokoj ein krummer Mann (Frau)
ol (Ii) pan ein schiefer Mann (Frau)
IV. Die zu einer Krankenuntersachung nötigen Begriffe und Redewendungen.
Wer bist du? ij kouaf
Wer sind Sie? ij komui?
Welches ist dein Name? iat rmf1 (atom)
Welches ist Ihr Name? iat omui?
Wober kommst du? kou kojan ia?
Woher kommen Sie? komui kotejaii ia? (zum Nänamareki)
Woher kommen Sie? äpe jan ia (zu einem zum - Adel- Ge-
hörigen)
Wie ist der Name der Gegend wo iat en naja kotikin mimi ia? oder kou
du her bist? kin miaf
Wer ist krank? y jomauf
1 Über ata, der Name, gilt dasselbe wie über die Körperteile hinsichtlich
der Iuterruinalsuffixe.
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28 Haiil: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
Mein Vater
Meine Mutter
Mein Großvater (Vaters Vater)
Mein Großvater (Mutters Vater)
Mein Oheim (Vaters Bruder)
Mein Oheim (Mutters Bruder)
Mein Bruder
Meine Schwester
Meine Eltern (beide)
Mein Kind
Mein Kind , Mädchen , Tochter
Das Kind (im allgemeinen) bis 2 Jahre
Der Knabe
Das Mädchen
Noch nicht erwachsen
Das Mädchen herangereift
Der Jüngling
Der alte Mann (Frau)
Ich selbst
In welcher Körpergegend bist du
krank ?
Wann bist du krank geworden?
Wann ist er krank geworden?
Vorgestern
Früher als gestern (im allgemeinen)
Gestern
Heute
Morgen
Übermorgen
Uberubermorgen
Cberuberubennorgen
Morgens (in der Frühe)
Vormittags
Mittags
Nachmittags
Abends (bei Sonnenuntergang)
Nachts
Gegen Morgen
Um wieviel Uhr?
Wieviel Tage bist du krank?
Wieviel Wochen?
Wieviel Monate?
jamai oder at papa 1
inai oder ai nono
jamai kälap
inai kälap
rien ai papa oder rien jamai
i oder rien inai oder
ol
rtai Ii
jautail (jauta)
nadi
na jerijten oder nai jerimän
jeri (pue'lel)
pütak
j&rtpen
pülopul
kupün Ii
küpun ol
ol laut (Ii)
pen iiai
tapänam ine jotndu
iät me ka jomautar f
iät me a jomauiar?
mania kan ain
ran teio
am
rien at nam
lAkap
pdli
peiU
ar
iläläjau
nirnenjan
nin jouaj en menjan
jouaj
jouaj en jautik
mnjautik
mpoit
ninjou rän oder ninjouta
kldk tdpa
ran tdpa me koujomau? oder ran tapa
me koujomauki?
uik tdpa?
jounepon tdpa?
1 Bei den Bezeichnungen fur Verwandschaftsgrade gilt mit zwei Ausnahmen
das in der vorigen Bemerkung Erwähnte.
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Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponajw. 29
Wieviel Jahre? jounepar tdpaf
Bist du lange krank? ko jomau uareit
Fortwahrend krank jomau potapotata
Kurze Zeit anjou motemot
Setz dich auf den Stuhl mönti pon jer
Lege dich auf die Matte (Ponapetnatte) uenti nä loj
Lege dich aufs Bett uenti pon pet
Lege dich auf die Matte uenti nan Itrop
Lege das Kleid ab kijah Wcan
Ziehe das Kleid wieder an püriaii nan Ufcati
Ich möchte sehen, welche Gegend t men kikm naja me jomau
krank ist
Sitze (verhalte dich) ruhig nihila
Bewege dich nicht kater mökit
Dein Zahn ist schlecht him jinet
Dein Zahn hat ein Loch, oder: du pur en him
hast ein Loch in deinem Zahn
Ich werde den Zahn ausziehen t pan tupajah him
Der Schmerz wird aufhören metak pan kojoh
Ich werde die Geschwulst aufschneiden i pan Ukepijan kenj
Herausschneiden liketajah
Ich werde eine Binde um die Hand i pan pitepäna kijin likau ni pam
wickeln
Wickle die Binde ab pitepajan kijin likau
Es fließt sehr viel Eiter heraus mätötöia nän kokola
Ich werde dir Medizin geben i pän ki oh uk uwi
Iß die Medizin kah uini
Trink die Medizin nun uini
Dreimal taglich einen großen Löffel jilipak ni eu rän eu jepun laut
Einmal täglich ein Stuck dpak ni apot ran eu uar
Schüttle die Flasche so lange, bis alles itik potel lan karüj tölopejah
aufgelöst (gemischt) ist
Streich die Medizin auf die Haut tamüreki uini kÜim
Massiere so lange, bis der Schmerz auf- iliä lan metak kojah
hört
Iß viel (wenig) nioha laut (tiketik)
Ich glaube, er wird besser werden i lamelam me a pan maular
Ich glaube, er wird sterben i lamelam me a pan mielar
Die Krankheit ist ansteckend jomau lujeluj
Komme nach drei Tagen wieder puroto ni ran jilu oder mur in ran jilu
Gib die Flasche wieder zurück pürokito potel
Lebe wohl! kajelele main!
Der Herr Verfasser hat bei den Worten: Pferd = oj, Kamm ^ körne,
Uhr, Stunde = klok oder kilok und beschneiden = jirkumjaij hervorgehoben ,
30 Ham.: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
daß sie aus dem Englischen entlehnt sind. Wir finden bei der Durchsicht
der Wörterverzeichnisse noch eine Anzahl anderer solcher Lehnworter. die
ein interessantes Streiflicht auf den Kulturzustand der Ponapeleute werfen,
denn wir können annehmen, daß sie die betreffenden Dinge bzw. Begriffe
erst von den amerikanischen Missionaren kennen gelernt haben.
Auf Kultus und Wissenschaften bezuglich sind: Gott = kot (God);
geistliches Lied = kaul (choral); Tinte = ink (ink); Bleifeder = pinjel (pencil);
Buch = jnik (book); Arithmetik = aritmetik (arithmetic); Geographie = Jio-
kraß (geography).
Früher unbekannte Gebrauchsgegenstände waren jedenfalls: Jacke =
jakit (jacket); Stuhl — ßr (chair); Tisch = tepcl (table); Bett = pet (bed);
Flasche — potel (bottle); Gewehr ~ raipel (rille).
Die Tatsache, daß es auf den Karolinen ursprunglich fast gar keine
Säugetiere gab und daß unsere Haustiere erst eingeführt wurden, wird
durch die folgenden Worte bestätigt: Pferd — nj (horse); Kuh = kau (cow);
Katze = kat (cat); Ziege = knt (goat); Schaf = jip (sheep); Knie -- tuk
(spr. tok) (duck). Dagegen scheint kanj — Gans deutschen Ursprungs zu
sein. Als einziges anderes deutsches Wort finden wir Mark. -Deutsch«
ist in Ponape Jertnen (German).
Mit der neuen Kultur kamen auch die folgenden Ausdrücke: Ananas
-- jwmajtrr (pine- apple); Petroleum — kerasm (kerosine); Eisen = mdta
(spr. mate) (metal); Geld = moni (money); Woche — uik (week).
Selten scheint die Entlehnung von Verben zu sein, z.B. schneiden
(mit der Schere) = kdte (cut); sieden = poil (boil).
[Zusatz der Redaktion.]
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31
Grundregeln der Bainingsprache.
Von P. Matthaus Rascher,
Missionar Tom heiligen Henctt Jesu.
Vorwort
Die folgenden Blatter sind das Resultat von einem fast vierjährigen Stu-
dium in der Bainingersprache.
Der Bainingervolksstamm , der bislang nur dem Namen nach bekannt
war, bewohnt die Gebirge im Innern der Gnzellenhnlbinsel von Neupom-
mern. Ob mit der Gazelle auch das Gebiet der Baininger aufhört und ob
überhaupt die ganze Bergbevölkerung dieselbe Sprache spricht, ist noch
nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Tatsache ist, daß der Bainingertypus
im Innern der Gazelle vorherrscht und die Bergbewohner am Weberhafen
bis hinunter zu den Vulkanen Vater und Sohn sich verstehen. Die Kinge-
borenen im Innern an der Nordostkuste von Neupommern bis zum Powell-
fluß (Mävlu) in der Weiten Bucht, mit denen ich infolge ihrer Furcht und
Wildheit nur für Augenblicke in Berührung kommen konnte, schienen mir
alle auch echte Baininger zu sein.
Die Baininger gelten als das Urvolk von Neupommern. Auswanderer
oder Abenteurer aus Neumecklenburg kamen in unvordenklichen Zeiten
über den Kanal und drängten die ansässigen, furchtsamen Baininger in die
Berge zurück. Überall , wo der Baininger in geringer Entfernung von dem
Küstenbewohner lebte, stand er durchweg in einem Verhältnisse von einem
Hörigen oder auch vollständigem Sklaven. Andere Gegenden waren bis in
die jüngste Zeit den Einfällen der Küstenbewohner ausgesetzt. Die Gefan-
genen wurden teils geschlachtet, teils in die verschiedenen Ortschaften als
Sklaven verkauft. Mit der Gründung von Missionsstationen, sowohl unter
den Sklavenjägern als unter dem Sklavenvolke, ist seit einigen Jahren ein
bedeutender Umschwung zum Besseren eingetreten. Die Sklavenkriege ha-
ben, wenigstens im Wirkungskreis der Mission, vollständig aufgehört, in
einigen Gegendeu sind die Sklaven ihren Eigentümern durch die Regierung
weggenommen worden , und die so lange unterdrückten Baininger selbst
fangen an, freier aufzuatmen und selbständiger zu werden.
Der Baininger unterscheidet sich wie in Sitten und Gebräuchen, so
auch in der Sprache von dem sogenannten Uferbewohner, seinem Unter-
drücker. Die anthropologischen Merkmale des Bainingers sind: ein unter-
setzter mittelgroßer Wuchs , ein etwas viereckiger Kopf, eine breite platte
Na.se und häufig ein unförmlich dicker Bauch. Seine Gehöfte liegen ent-
weder auf den Gipfeln der Berge oder auf den Abhängen. Täler und Fluß-
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32
Raschkr: Grundregeln der Bainingsprache.
bette meidet er. Seine größte Sorgfalt widmet er der Kultur der Taros,
während er hinsichtlich seiner Hutten und persönlichen Reinlichkeit eine
auffallende Gleichgültigkeit zeigt. Kr kennt kein Geld, noch zeichnet er
sich sonst durch besondere Fähigkeiten oder irgendwelchen Kunstsinn aus,
die ihn vor seinem Nachbarn vorteilhaft hervorstechen ließen.
Wie in seinen Gepflogenheiten und seinem Äußern, so unterscheidet
der Baininger sich auch von dein Küstenbewohner durch seine Sprache.
Nicht nur der Wortschatz, sondern auch der Aufbau der Sprache ist ein
anderer. Der Prozentsatz derjenigen Wörter, welche mit Bezeichnungen der
Küstensprache wurzelverwandt sind, ist ein sehr geringer; meistens sind es
Namen von Vögeln und Tieren, ferner die Bezeichnungen von Vater und
Mutter, die mit Sicherheit als verwandt gehalten werden können. Doch
ist hierin zu bemerken, daß ein Einfluß der Küstensprache sich nur da nach-
weisen läßt, wo der Baininger Grenznachbar der Uferleute ist, oder in einem
Hörigkeitsverhältnisse zu dem Küstenbewohner steht. Je mehr man ins Innere
dringt, und je geringer die Beziehungen der zwei Stämme zueinander werden,
desto seltener stößt man auf Spuren einer Verwandtschaft in der Sprache.
So einfach die Küstensprache, so erschreckend groß tritt uns der
Formenreichtum des Bainingischen entgegen. Dieser zeigt sich besonders
in der Fähigkeit, die verschiedenen Stadien eines und desselben Dinges
durch ein einfaches Suffix zum Ausdruck zu bringen. Auch unsere Ablei-
tungen im Deutschen stehen hinter der großen, dem Bainingerdialekt eigen-
tümlichen Bildungsfähigkeit zurück. So können wir z. B. im Deutschen
von Mann wohl die Diminutivform Männlein oder Männchen bilden, das
ist aber das Weiteste, was wir in der deutschen Sprache erreichen können.
Wollen wir noch andere Stadien der Entwickelung oder des Baues vom
Manne ausdrücken, so müssen wir uns mit Eigenschaftswörtern behelfen
und sagen: er ist ein lang gewachsener, ein untersetzter Mann ; — nicht so
der Baininger. Seine Sprache gibt ihm die Möglichkeit an die Hand, alle
die verschiedenen Stadien im Werdegang oder im Sichbefinden eines Dinges
durch ein Suffix auszudrücken, das der Grundbenennung des Dinges angehängt
wird. Er benötigt nicht der Beihilfe von Eigenschaftswörtern. So sagt der Bai-
ninger: a choatka der Mann, a chodrini der kleine Mann, das Männlein, a
choarit der schlanke, lang gewachsene Mann, a choärem der untersetzte Mann.
Ein weiteres Merkmal des Bainingeridioms besteht darin, daß es
eine flektierende Sprache ist. Damit tritt sie aus dem Zusammenhang mit
der melnnesisch-polynesischen Sprachgruppe heraus, um eine Sonderstellung
für sich einzunehmen.
Die Baininger bilden die verschiedenen Numeri nicht wie die anderen,
bis jetzt in der Südsee bekannten Volksstämme. Bei Bildung der Numeri
bedienen sie sich nicht der Beihilfe von gewissen Wörtern, sei es Für-
wörtern oder Zahlwörtern, die dem Substantiv vorausgehen oder folgen,
während das Substantiv selbst stets unverändert bleibt. In der Baininger-
sprache gibt es eine Flexion. Die Wortendungen werden verändert, um
die verschiedenen Numeri zum Ausdrucke zu bringen. Während z. B. der
Oststamm der Gazelle sagt: a dovai der Baum oder eiu Baum, a um davai
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Rascbkb: Grundregeln der Batningaprache.
an
die zwei Biume oder zwei Bäume, a umana davai einige Bäume oder
Bäume, a latntr davai die Bäume, eigentlich alle, die es gibt (absoluter
Plural), druckt sich der Baininger wie folgt aus: a muga der Baum oder
ein Baum, a muQiem die zwei Bäume oder zwei Baume, a muQ die Baume
oder Bäume. Die Bainingersprache unterscheidet sich ferner von ihrem
Nachbaridiom an der Küste durch das Vorherrschen der Konsonanten.
Während in der Ufersprache der Reichtum der Vokale auffallt, vermißt
man denselben in der Bainingersprache fast gänzlich. In ihr herrschen
vielmehr die Konsonanten vor, daher sie sich auch viel rauher anhört und
die Aussprache derselben dem Lernenden bedeutend mehr Schwierigkeiten
bietet als die Küstensprache. Auffallend ist an den übrigen bis jetzt be-
kannt gewordenen melanesischen und polynesischen Sprachen das Vor-
kommen eines eigenen Possessivpronomens bei einer bestimmten Gruppe
von Wörtern, die Körperteile oder Verwandtschaftsverhältnisse bezeichnen.
Diese Art Possessivpronomen wird den betreifenden Substantiven einfach
angehängt. Nicht so in der Bainingersprache. Diese kennt keinen Unter-
schied im Possessivpronomen. Die Bainingersprache hängt kein Possessiv-
pronomen an irgend ein Substantiv an; das Possessivpronomen steht immer
vor seinem Substantiv. Allerdings kennt auch der Baininger gewisse Sub-
stantive (die ebenfalls Körperteile oder Verwandtschaftsverhältnisse be-
zeichnen), welche er nie ohne Possessivpronomen gebraucht. Man sieht
daraus, daß die Denkweise des Bainingers sich deckt mit der der ihn um-
gebenden Volksstamme, nur ist seine Ausdrucksweise eine verschiedene, z. B. :
Bainingersprache. Kastensprache.
gm
chames
a pal a mata-pii
meine Stirn
goa
saknetchi
a mata-gu
mein Gesicht, mein Antlitz
goa
ren
a baia-gu
mein Bauch, mein Inneres,
mein Leib
gm
ch&ntm
a ko§ko§i-gu
mein Hals
gm
a tamuru-gu
mein Rücken
goa
a vara-gu
meine Schulter
9» >
tarna - gu
mein Vater
gu >
na-gu
meine Mutter
goa
ak
mein Freund
goa
mdtd
a umana nktru-gu
meine Verwandten
o. a. m.
Als allgemeines Merkmal der melanesisch • polynesischen Sprachen
gilt das Vorhandensein eines Trials. Das trifft in der Bainingersprache
nicht zu, sie ermangelt jeglichen Trials. Überhaupt sei bemerkt, daß die
Ausbildung des Pronomens in der Bainingersprache nicht so weit vorge-
schritten ist wie in vielen anderen Sprachen der Sudsee.
Was die Verbreitung des Dialektes anbelangt, der meiner Arbeit zu-
grunde liegt, so kann ich folgendes feststellen. Dieser Dialekt wird auf
den Bergen gesprochen, die im Hintergrunde der Massawabucht liegen.
Im Osten bildet die Grenze der Lauf des Patongo, im Westen und Süden
der Nabungtluß, der zwischen dem Kap Angißgiß und der Gawitbucht
Mi«. «1. Sem. t Orient. Sprachen. 1904. 1. Abu 3
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34
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
mundet. Im Norden reicht das Sprachgebiet dieses Dialektes bis au das
Meer. Ferner stieß ich auf denselben Dialekt am Kap Tongilus (Lambert),
das eine beträchtliche Strecke weiter westlich liegt. Das rührt daher, weil
die Bevölkerung, die jetzt am Kap Tongilus wohnt, vor Jahren aus dem
umschriebenen Gebiete verzogen ist. Die Baininger, welche zwischen Kap
Tongilus und Nabung sitzen, haben einen etwas verschiedenen Dialekt
Diese Verschiedenheit erstreckt sich auf den Gebrauch von gewissen
Wortern, die einem Gebiete im Unterschiede von dem anderen eigentümlich
sind. Die Gegend, in der dieser zweite Dialekt gesprochen wird, ist die
von Gawit. Merkwürdig ist, daß dieser Dialekt der Gawitleute sich noch
im ganzen Gebiete des Weberhafens wiederfindet, wo Baininger sich auf-
halten. Vielleicht haben wir es auch hier mit einer Auswanderung zu tun,
indem die Gawitleute aus dem Weberhafen in die jetzige Gegend gesiedelt sind.
Es mögen hier an einigen Beispielen die Dialektunterschiede gezeigt
werden :
Dialekt im Hintergrunde Dialekt
der Massawabu'cht. der Gawitleute.
surup
sup
trinken
hiidas. kure
kula
nicht wollen, warten
a lubicha
a qri tka
der Fisch
kuku
kukun
nicht
fi Jt/iri Jen
fi (}iptf'hfi
U uir ft / 1<_*
tlas Klpisrh
a tavreichi
a bakutka
Miscanthus japon.
a armriki
a chaiki
der Regen
a eicht
a tmitki, auch a eicht
das Wasser
a daga
a munipka, auch a dagt
% der Hund
a a{ferkit a rechichi
a rechichi
die Gattin
a linki
a mukhi
der Zucker
a chenkenki
a chuivenaski
das Erdbeben
a slepki
a ikmetki
das Schienbein
a hinkt
a lipätki
das Messer
a luanka
a baulki
das Kleid
a adacha
a aducha
die Taro
a mlaoski
a veseig'metki
der Kahn
a mitdemki
» •
a gan
a nira§
das Pfefferblatt
a vaska
a chaviacha
der Brotfruchtbaum
sep
a remdem sa
fallen
a goanki
a gitmanichi
der fliegende Hund
a chdflka
a hatnarimka
das Känguruh
a gisgiska
• *
a ralemka
a chaoika
das Gras
a gimeichi
a gulaga
malaiischer Apfel
a arevunki
a ganag~eichi
der Rauch
a dulka
der Stein
u. a. m.
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Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 35
Schließlich sei es mir noch gestattet, meinem verehrten Konfrater und
Freund, P. J. Meier, der sich der mühevollen Arbeit der Durchsicht des
gesammelten Materials unterzogen und mir eine Reihe trefflicher diesbezüg-
licher Bemerkungen gemacht, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
I. Lautlehre.
Alphabet und Aussprache.
Die Bainingersprache umfaßt 20 Buchstaben. .Sie lauten bis auf
wenige kleine Abweichungen wie die deutschen.
Einige Buchstaben unseres Alphabets sind überhaupt nicht bekannt,
andere erleiden, wie erwähnt, einige Abänderungen in der Aussprache.
Das Bainingeralphabet lautet:
a, b, ch, d, e, §, g, A, k, /, m, n, o, p, r, s, t, u, t>.
1. Als Vokale gelten wie im Deutschen a, e, i, o, «. Zu a und o
stellen sich als Umlaut ä, ö. Vokale und Umlaute kommen den entsprechen-
den deutschen gleich; nur ist zu bemerken, daß n im Bainingischen meist
den kurzen Ton hat.
Anmerkung, a) a wird zuweilen zu u in a choatu anstatt a ckoata
die Männer, ebenso goa aht anstatt goa aha mein Freund u. a. m.
b) t und u werden sehr häufig der Euphonie wegen gebraucht, z. B.
a vui §i du bist bös, anstatt a vu §i; nu goa richit anstatt na goa richit mit
meinem Arm.
2. Doppellaute sind : <w, ei, oi, vi, au, oa und tie in a dopgitSa — 3.
Anmerkung. Die Diphthonge werden wie im Deutschen ausge-
sprochen; man merke jedoch:
a) daß ei nicht den hellen klaren Ton hat, sondern den dumpfen,
der sich z. B. im schwäbischen Dialekt findet in Ze-it.
b) oa entspricht vollständig dem französischen oi.
c) oi ist gleichlautend mit dem deutschen eu in Eule und deckt sich
vollständig mit dem englischen oi (oy) , z. B. in boy, voice.
d) ui hat Ähnlichkeit mit dem französischen oui, wie in Louis.
e) w klingt fast wie oa.
3. Die Konsonanten, über die nichts bemerkt wird, lauten gleich
den deutschen.
a) b nimmt stets den Vorschlagston m voraus, z. B. a bie&ka, spr.
a mbiesha die Wunde.
b) ch ist ein schwierig zu beschreibender Hauchlaut. Im allgemeinen
klingt er weitaus sanfter als unser ch, etwa wie das deutsche g als Auslaut
nach a, o, u in Lug mit dem Anklang von ch. Der Laut wird hervorge-
bracht, indem man die Zungenwurzel fast ganz an den hinteren Gaumen
bringt, was von selbst eine Wölbung der Zunge zur Folge hat.
c) d hat ähnlich wie b einen Vorschlag und zwar », z. B. a dtilka,
spr. a ndulka der Stein.
3»
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36
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
d) § entspricht dem deutschen ng in lang, z. B. §oay spr. ngoa ich.
e) g vereinigt die beiden Laute §g, z. B. a gundrka, spr. a ng-gunarka,
der Schreibstift (eigtl. Bambusstift).
Anmerkung. Fällt nach g der folgende Vokal weg, so wird die
Aussprache des g wie unter d, z. B. a muga der Baum, a mu§ die Bäume.
f) h wird wie unser deutsches h ausgesprochen. Es hat nur das
Eigentümliche, daß es im An- und Inlaut durch ein s ersetzt werden kann,
z. B. a hur oder a sur die Zäune, puhub oder pusup droben, h steht nie-
mals im Auslaut, außer wenn ein Vokal darauf folgt, z. B. ka tex er ißt,
ka tes ut oder ka teh ut er bekriegt uns.
g) k hat nicht den harten Gaumenstoßlaut wie im Deutschen , es klingt
fast wie unser g im Anlaut k wird bei ka — er, dem persönlichen Für-
wort der 3. Person Singular, immer zu ch, wenn ein Vokal vorausgeht;
in anderen Fällen entscheidet über diese Veränderung der Gebrauch; bald
steht k, bald ch, z. B. a choatka cha mit anstatt a choatka ka mit der
Mann geht fort; dagegen goa aka mein Freund, kikaf Knabe!
h) p zwischen zwei Vokalen muß in e verwandelt werden, z. B.
§u tan a mu§ anstatt §u tap a mu§ ich fälle Bäume.
Anmerkung, pr in, an, mit vorhergehendem Vokal wird zu er,
z. B. a vleichi vracha er ist müde.
i) *, wenn es nicht zu h wird, hat den scharfen Laut eines ss wie
in reißen.
k) Wie Ä mit * in vielen Fällen wechselt, so kann der r-Laut den
/-Laut vertreten und umgekehrt. Die Versetzung kann stattfinden oder
unterbleiben, wenn t im Anlaut zwischen zwei Vokalen zu stehen kommt,
z. B. gu tar oder goa rar ich bade. Die Verwechslung muß aber statthaben
(wenigstens in der Deklination und Konjugation), wenn / im Auslaut und
Inlaut zwischen zwei Vokalen steht, z. B. ka mir dmano anstatt ka mit
dmano er ist da hinübergegangen. Wo ein Konsonant vorhergeht oder
folgt oder t zwischen zwei Konsonanten steht, kann es nicht in r verwan-
delt werden, z. B. koasir Um§oa ich nicht.
Ausnahme. Die Silbe vet in a avetki Haus wird bei ausfallendem e
zu vr: a avrini Häuslein. So auch noch in einigen anderen Wortern.
1) v lautet gleich w im Deutschen.
4. Doppelkonsonanten, z. B. tt, nn vermeidet die Bainingersprache ;
sie umgeht dieselben, indem sie einen ausfallen läßt, z. B. u tit anstatt
ut tit wir gehen; gen pan anstatt gen npan ihr schenkt. Auch bei den
Vokalen findet mitunter, besonders in der Deklination und Konjugation,
entweder ein Zusammenziehen zweier gleichlautender Vokale statt, oder
man läßt einen ausfallen.
5. Der Wortton ruht gewöhnlich auf der Stammsilbe, z. B. husupka
der Himmel, Stamm: husup. Abweichungen hiervon sind durch den Akut
gekennzeichnet.
6. Bemerkung zur Schreibweise der Präposition mit nachfolgen-
dem Substantiv oder Pronomen sowie auch zur Schreibweise des Zeit-
wortes oder Eigenschaftswortes mit nachfolgendem Pronomen:
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Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
37
Obwohl die Logik verlangte, die Präposition vom Artikel und Pro-
nomen zu trennen , so habe ich doch mit Rücksicht auf bequemes Lesen
und Aussprechen die Präposition, die oft nur aus einem Konsonanten be-
steht, mit dem Artikel oder Pronomen zusammengeschrieben.
Aus demselben Grunde habe ich auch beim Zeitwort und beim Ad-
jektiv mit nachfolgendem Pronomen das (Subjekt) Pronomen mit dem
Eigenschaftswort und Zeitwort zusammengeschrieben.
TL Wortlehre.
Grundregeln der Balningersprache.
Die Bainingersprache beruht auf folgenden 5 Grundgesetzen:
1. Die Hauptwörter zerfallen in 3 durch Nachsilben (Suffixe) er-
kenntliche Gruppen.
2. Alle übrigen Wortklassen, mit Ausnahme der Umstandswörter,
Verhältniswörter und zum Teil auch der Zeitwörter, nehmen, falls sie
attributivisch oder prädikativisch auf ein Hauptwort bezogen werden, den
Hauptwörtern entsprechende Silben in allen Numeri an.
3. Die Wörter (Substantiv und Adjektiv) der 1. und 2. Gruppe,
welche mit Vernunft begabte Wesen bezeichnen, haben für die 3. Person
Plural ein eigenes persönliches Fürwort.
4. Alle Bezeichnungen für vernunftlose Wesen, die der 1. und
2. Gruppe angehören, haben, wenn sie im Plural stehen, ebenso wie die
Wörter der 3. Gruppe, gleichviel, ob diese vernunftlose oder mit Vernunft
begabte Wesen ausdrücken oder ob sie im Singular oder Plural stehen,
ein und dasselbe Pronomen, nämlich §a oder §eri.
5. Die Wörter der 1. Gnippe haben ein besonderes Possessivpronomen
im Singular und Plural (a — a ra), die Wörter der 2. und 3. Gruppe
haben ein und dasselbe Possessivpronomen für Einzahl und Mehrzahl,
nämlich a t (s. das Nähere weiter unten beim Genitiv und Pronomen).
L Der Artikel
1. Die Bainingersprache weist in der Einzahl und Mehrzahl für
den Nominativ und Akkusativ einen und denselben Artikel auf, nämlich a
oder owia, z. B. a ika der Vogel, a müga der Baum, a lex die Türen.
Anmerkung, ama ist bloß die erweiterte Form des Artikels, ama
steht als Artikel beim ersten Fall gewöhnlich nur in Verbindung mit den
Konjunktionen und, aber (da, dap) und auch wenn da den Sinn von so,
alsdann in einem Bedingungssatz hat.
2. a ist auch der Artikel für das unbestimmte Geschlecht: a ein
Vogel, a ik Vögel.
3. Genitiv und Dativ entbehren einer eigenen Partikel.
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38
R a streb: Grundregeln dor Bainingsprarhe.
4. Eigennamen, Namen von Dörfern, Gegenden, Flüssen und Bergen
stellen im Nominativ ohne Artikel, z. B.:
Kamain Name eines Mannes
Dauns Name einer Frau
Puktas Name eines Dorfes
Loan Name einer Gegend
Krau Name eines Flusses
Mrachoap Name eines Berges
Im Akkusativ und nach Präpositionen aber kann vor dem Eigen-
namen eine andere Form des Artikels, nämlich ma, gesetzt werden. Ma
kann ebensogut weggelassen werden, z. B. Goa lu Chomain oder §oa lu
ma Chamain ich sehe Kamain.
Ma steht auch vor einigen Adverbien, wie gut. schön und adverbial
gebrauchten Zahlwörtern.
Dagegen muß der Artikel vor Namen von Dörfern und Gegenden 7.n
stehen kommen, wenn durch letztere die Herkunft oder Abstammung von
Personen bezeichnet wird, z. B. a Puktaska ein Einwohner von Puktas,
a Lodnkina die Bewohner von Loan.
5. Die Wörter mdcha Mann, Vater, Herr, Dingskirchen, mäichi Frau,
Mutter, kika Knabe, kiki Madchen werden nicht wie im Deutschen bloß
in der Anrede ohne Artikel gebraucht, sondern durchgehends , z. B. mdcha
sa cha mit der Vater ist fortgegangen, kika, @ie n, §ie chuch a eichi, Knabe
komm, hole Wasser!
Der Plural mdra Manner, Frauen, Viter, Mutter, Verwandte, Freunde,
Leute, steht in der Anrede und in Verbindung mit Präpositionen ebenfalls
ohne Artikel, z. B. Tumun kuricha sa gel mdra Tumun wohnt bei seinen
Eltern.
Sinnverwandt mit mdcha ist das Wort a matka. Dasselbe hat stets
den Artikel vor sich und kommt in der Anrede nur in Verbindung mit
dein Possessivpronomen vor. Es steht aber in der Anrede nicht allein,
z. B. uri hrd§ ha gel a ur a mdtä wir schlafen bei unseren Verwandten,
Goa mdtka cha tamar mein Vater ist krank.
6. Die Wörter mam Vater und nan Mutter stehen im Singular ohne,
im Plural mit Artikel: a mdmkänd die Väter, a ndrtkinä die Mütter (Frauen).
Diese Pluralbezeichnungen werden selten gebraucht und haben in diesem
Fall nicht die strikte Bedeutung von Vater und Mutter, sondern von Ver-
wandten überhaupt. Gewisse Wörter werden bloß in Verbindung mit dem
Personalpronomen gebraucht. Es sind in der Regel Wörter, die Körper-
teile oder Verwandtschaftsverhältnisse bezeichnen. Sie stehen nie allein.
Vgl. hierzu die Wortbildungen der Sprache des Oststammes der Gazelle,
die Körperteile und Verwandtschaftsverhältnisse bezeichnen. Auch diese
haben beständig das Possessivpronomen bei sich , nur wird das Possessiv-
pronomen hier im Unterschied von der Bainingersprache an das Ende
des Wortes angehängt. In der Bainingersprache steht das Possessivum
in diesem Falle voraus, z.B.:
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Rascbkb: Grundregeln der Bainingsprachc.
39
Goa ckmem ,
goa mkneichi,
a ko§ kogHgu
a viatag u
a tomurugu
a baiagu
tamagu
nagu
mein Hals
mein Angesicht
mein Rucken
goa reQ,
goa ren ,
gu mom,
gu nan.
meine Mutter
mein Leib
mein Vater
u. a. m.
7. Ebenso werden goa ak, gi ak usw. mein Freund, dein Freund,
goa arei, gi arei meine Freunde, deine Freunde, gu rka, gi rka, gu rki,
gi rki mein Ehemann, dein Ehemann, mein Eheweib, dein Eheweib stets
mit dem Pronomen possessiv und ohne Artikel im Singular und Plural
gebraucht.
8. Alle übrigen Substantive, die noch Personen benennen, wie Kind,
haben in der Anrede den Artikel, z. B. a igelta, geni teig~\ Kinder, singt!
9. Ohne Artikel stehen ferner die Namen für Finger und Zehen
sowie das Wort kutmes lava eine Heuschreckenart.
10. Außer bei Hauptwörtern findet der Artikel noch Verwendung
vor Adjektiven, Zahlwortern, bei den Possessivpronomen und den drei
Personen des Duals (s. besitzanzeigendes Fürwort), z. B.:
1. Die Bainingersprache weist 3 Numeri auf: Einzahl, Zweizahl
und Mehrzahl.
2. Die Hauptwörter bilden, wie bereits erwähnt, 3 verschiedene
Gruppen, die sich durch Nachsilben unterscheiden.
3. Der Nachsilbe der Einzahl bei der 1. und 2. Gruppe entspricht
keine eigene fur die Mehrzahl.
4. Den verschiedenen Nachsilben der 1. Gruppe steht nur eine
besondere Form des Duals zur Seite (iem).
5. Den verschiedenen Nachsilben der 2. Gruppe steht ebenfalls nur
eine Form des Duals zur Seite (im).
6. Den verschiedenen Nachsilben der 3. Gruppe entsprechen auch
im Dual und in der Mehrzahl je eigene Suffixe.
Also a) die 1. Gruppe hat in der Einzahl die Nachsilben acha, cha,
ka, ga. Für die Mehrzahl ist kein bestimmtes Suffix vorhanden. Haupt-
wörter dieser Gruppe bilden der Regel nach die Mehrzahl, indem sie das
a mer §oa ich bin gut
a ratpes vier
a achak irgendeiner
a ur a hum unsre Kleider
a §en a nat eure Taros
a ra a hin ihre Messer
a un a chip unser zweier Lanzen
a oan o lat euer zweier Pflanzung
a im a vrika ihrer zweier Schleuder
2. Das Substantiv.
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40
Rascher: Grundregeln der Bainingsprarhe.
Singularsuffix weglassen. Diese Gruppe enthält vorzugsweise männliche
Personen- und Tiernainen, doch auch vielfach Bezeichnungen von lebosen
Wesen, z. B.:
Singular
a Idmasacha
a chadücha
a Jbacha
a urka
a goaremJca
der Kokosbauni
eine Vogelart
der Küstenbewohner
das Wildschwein
der Schaum
Plural
a lämas
a chadu
a Iba
a ur
a goarem
Anmerkung. Der Dual wird später behandelt werden,
b) Die 2. Gruppe hat im Singular die Nachsilben eicht, cht, ki, gi
Es fehlt auch dieser Gruppe ein eigenes Pluralsuffix. Die Pluralfonn
ist der Stamm des Wortes ohne Singularendung. Diese Gruppe enthält
vorzugsweise weibliche Personen- nnd Tiernamen, aber auch Namen von
leblosen Dingen, z.B.:
Singular
Plural
a huleichi
a hui
der Spaten
a sdgeneichi
a sägen
das Tragnetz
a birichi
a biri
die Keule
a chdmki
a chant
eine sagenhafte Schlange
a dagi
a day
die Hündin
a agetki
a aget
der Hunger
c) Die 3. Gruppe (Ableitungen) hat die Nachsilben:
Plural
Singular
U, eit, bit
ar
as (us, es)
igrig
dp, bdp
isug* oder itrwk
Anmerkung. 1. Die meisten unter den Substantiven der 1. und
2. Gruppe können diese Ableitungssuffixe annehmen. Gewisse Worter
nehmen jedoch nicht die ganze Skala der Ableitungssilben an. Sie kommen
bloß in der einen oder anderen Form vor. Wieder andere Worter haben
je nach der Ableitungssilbe einen ganz speziellen Sinn, so: a elriga die Zehe,
a eUrigit das Bein, a eleigigl der Fuß, a rika der Finger, a richit der Arm,
a richigl die Hand, a mki der Mund, a migl die Lippe, der Schnabel.
2. Die Bildung der zu dieser Gruppe gehörenden Wörter geschieht
der Regel nach dadurch, daß man eine der aufgezählten Singularsuffixe
an den Stamm eines Wortes der 1. oder 2. Gruppe hängt, z. B.:
a daga der Hund, Stamm: daQ, a ddgmi das Hündchen
a muga der Baum, Stamm: mu§, a mugHgl das Scheit
a duUea der Stein, Stamm: dul, a dulem der Felsen
a avetki das Haus, Stamm: avet, a avrdr das große Haus
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Rascheb: Grandregeln der Bainingsprache.
41
Ausnahmen: a) Die Wörter, deren Stamm mit einem m endigt, haben
Int anstatt it, z.B. a rdtemka das Gras, Stamm: ratem, a ratebit der Grashalm.
b) Die auf vet, sowie die Eigenschaftswörter pel und mer stoßen das e
aus. Dies gilt auch beim Dual: vi wird zu vr, so a avet, a avrdr ein
großes Haus. Pel, klein ptini\ mer, gut mrini.
c) Selbstverständlich hat man auch hier auf das in der Lautlehre
über p und t Gesagte zu achten.
d) Einige Unregelmäßigkeiten in der Bildung dieser Ableitungen, wie
z. B. bei siehiak ein anderer, s. an Ort und Stelle.
3. Die Wörter auf mt haben Diminutivbedeutung, z. B. a ludnmi
das Kleidchen.
4. Die Suffixe it, eit, bit bezeichnen ein schlankes, dönnes Ding oder
lebendes Wesen, z. B. a mu§it der Stock, die Stange; a choarU ein langer
Mann, ein schlank gewachsener Knabe.
Anmerkung. Die Wörter der 1. Gruppe auf acha haben in der
abgeleiteten Form nicht it, sondern eit.
5. Die Nachsilben um, em, bem bezeichnen den größeren Teil eines
Ganzen (es ist aber für sich noch ein Ganzes) oder Oberhaupt etwas Mittel-
großes, Dickes und Starkes, z. B. a chodrem ein starker, untersetzter Mann,
a rerem der Backenzahn.
6. Die Nachsilbe igl bedeutet den kleineren Teil eines Ganzen , z. B.
a duligl ein Stück von einem Stein, a duligrig Steinstacke, kleine Stücke
eines Steines.
7. Die Nachsilbe ar bezeichnet ein in größere Teile zerlegtes oder
zerlegbares Ding, z. B. a mu§ar ein größeres Scheit Holz (vgl. oben
a avrdr das große Haus).
8. Die Nachsilben us, as, es bezeichnen ein sehr großes (dickes), nicht
in Teile zerlegtes Ding, z. B. a dules ein sehr großer Stein.
Anmerkung. Die Endung es {bes, us), an den Stamm von Gewächs-
Damen gehängt, bezeichnet das Blatt der betreffenden Bäume oder Sträucher,
z. B. a vases das Blatt des Brotfruchtbaumes, a gdlives das Blatt des Mandelnuß-
baumes, a vasebes das Blatt des Arekabaumes, a lamasus das Kokosblatt
Bemerkungen zu den drei Numeri.
A. Einzahl.
1. Der Form nach Singulare tantum, aber mit Pluralbedeutung ist
o savireiehi Leute, Menge, Volk, viele.
2. mam (Vater) und nan (Mutter) haben keine Singularendung. Von
goa aka (mein Freund) ist die Abkürzung goa ak gebräuchlicher.
B. Dual (Zweizahl).
Bei den Wörtern der 1. und 2. Gruppe.
1. Der Dual bei den ersten zwei Gruppen wird gebildet, indem man
die Endung iem oder im, je nach der Endung des Substantivs, an den
Stamm desselben anhängt; z.B. a ludnka das Kleid, Stamm luan, a htdniem
zwei Kleider; a ndnki die Frau, Stamm nan, a nanim zwei Frauen.
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42 Raschkh: Grundregeln der
2. Nach der beschriebenen Weise bilden ihren Dual meistens regel-
mäßig die Worter, deren Stamm auf n, m, g, a endigt. Den Stamm des
Wortes erhält man, wie aus den angeführten Beispielen zur Genüge hervor-
geht, dadurch, daß man die Singularform abstreicht.
3. Bei den auf eich» auslautenden Wortern lautet der Dual nicht m,
sondern eim, z. B.:
a huletchi der Spaten a huleim (anstatt a hulim) zwei Spaten
a bireichi das Bett a bireim (anstatt a birim) zwei Betten
a chachreichi die Bainingcrin a chachreim (anstatt a chachrim) zwei
Bainingerinnen
Anmerkung, a eicht (das Wasser) hat im Dual a eim.
4. Die Wörter auf acha bilden ihren Dual regelmäßig, z. B. a lamasacha
der Kokosbaum, a lumasiem zwei Kokosbäume. Bei dem Worte a chachracha
der Bainingcr, Stamm cfmchra, wird im Dual das letzte fl in « verwandelt:
a cJuichri'ietn zwei Baininger. JMdcha (Vater) hat im Dual maiem.
Goa ak{ä) (mein Freund) hat regelmäßige Dualbildung: goa aiem; da-
gegen hat goa aki (meine Freundin) im Dual: goa aüim. Ähnlich lautet
müichi (Mutter) im Dual: mauim.
ö. Scheinbar unregelmäßig ist die Dualbildung von a choatka (der
Mann), a chodriem (zwei Männer). Nach Abstreifung der Endsilbe ka wurde
der zwischen zwei Vokalen zu stehen kommende t- Laut der Regel gemäß zu r.
0. Vollständig unregelmäßig im Dual sind: a achepka (der Kalk),
a achevuaim, a chorevetki (der Mond), a chorforim, a avetki (das Haus),
a avrim u. a. in.
Der Dual bei den Wörtern der 3. Gruppe.
.lede der verschiedenen Nachsilben der 3. Gruppe, mit Ausnahme
der von as, das im Dual wie in der Mehrzahl gleichlautend ist mit Dual
und Mehrzahl von it, hat ihre eigene Dualendung, die an den Stamm des
Wortes angehängt wird.
Eine Übersicht der verschiedenen Dualformen bei den Wörtern der
3. Gruppe gibt folgende Tabelle:
Singular Dual
ini iram
, it (eit, bit) ihhn
igl igrbn
ar isutn
em (um, bem) am (bam)
as (us, fs) üiim
Anmerkung. Bei nemka wer?, — bes, aber nemuaim.
C. Mehrzahl,
a) Bei den Wörtern der 1. und 2. Gruppe.
1. Die Bildung des Plurals bei den Wörtern der zwei ersten Gruppen
geschieht, indem man, wie bereits bemerkt, die Singidarendung (Suffix)
wegläßt. Als Ausnahmen merke:
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Rascheb: Grundregeln der Bamingsprache.
43
Singular
Plural
a ika
*•
a tk
der \ ogel
a eichi
a eiei
das Wasser
goa ak{a)
goa arei
mein rreund
goa aki
goa arei
meine Freundin
a chüracha
a chudr
die Ader
a choatka
a choata
der Mann
a chlövacha
a chlap
die Raupe, Larve
a chulacha
a chülak
der Lehm
a chantickt
a chandg
das Gift, Vergiftung, Behexung
a uemka
a uis
der Sohn, das Kind
a ruemka
a ruis
der Sohn, das Kind
a uemki, a ruemk
f a wis, a ruis
die Tochter, das Madchen
a dluacha
a alau
das Ei
a laroichi
a larau
Bundel
(a) mam
a mdmkdnd
der \*ater
(a) tum
a ndnkhid
die Mutter
a nanki
a nänkinä
die Frau
a grtichi
a gar
das Tal
a gateichi
a gala
das Körhchen
a bärigi
a barei§
das Harz
a armrlki
a artnrer
der Hegen
a *dkndcha
a sachaQ
das Auge
a savirac/ia
a suvit
der Feind
u. a. m.
2. a lot die Pflanzung, a tik das Fest, a alawiais Lianenart, a harichis
die Lüfte, {a) ren der Leib, (a) i's das Gesäß u. v. a. sind Plurale tautiiin.
3. Wörter, welche Verwandtschaftsverhältnisse und Abstammung aus-
drücken, haben im Plural die Endung pik (üt'Ar), z.B.:
Singular Plural
a ruacha a ruavik der Bruder
a rudichi a ruatrik die Schwester
a agerka, a aQerki a a§ervik der Ehemann, die Ehefrau
Anmerkung, a choatka (der Mann), a igetka (das Kind), a levüpka,
a kvüpki (der Bruder, die Schwester), a reveska, a rer&ki (der Srhwaher,
die Schwäherin), a matka, a matki (Vater, Mutter, Verwandter, Verwandte)
können im Plural entweder das Suffix pik annehmen oder der gewöhnlichen
Pluralbildung folgen, also a choatka (Sing.), a choata oder a choatpik (Phir.),
a igelta r>der a igelvik usw.
4. Das Pluralsuffix kana, kina bedeutet die Herkunft und Abstammung
von Personen oder das Zusammensein mit mehreren Personen (vgl.
a mdmkdnd, a ndnkhid), z. B. a Puktaskina die Einwohner von Puktas,
o Bagaichina die Einwohner von Baga, oder auch einfach a fakta.s, a Baga.
Der Singular lautet entweder a Puktaska oder a IWctas.
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44 Rascbeh: Grandregeln der Bainingsprache.
h) Bildung der Mehrzahl von Wörtern der 3. Gruppe.
Es gibt sechs Klassen von abgeleiteten Wörtern. Jeder Klasse steht
ein eigenes Pluralsuffix zur Seite, wie aus folgender Zusammenstellung
ersichtlich ist:
Singular Dual Plural
vn tram trag
it (ext, bit) ihim isi$
igl igrim igrig
em (um, bem) am (bam) ap (bap)
ar isum istuj oder itnek
as (us, es) isim isi{j
Anmerkung. Bei nemka (wer?), nebest nemuaimf nemuauj!
Deklination.
A. Genitiv.
Allgemeine Regel.
1. Das subjektive und objektive Genitivverhältnis wird durch ein
entsprechendes Possessivpronomen ausgedruckt, z.B.:
a choatka a a chipka
der Mann seine Lanze (die Lanze des Mannes)
a choata a ra a chip
die Männer ihre Lanzen
a chodriem a ten a chiviem
die beiden Manner ihre beiden Lanzen
a ndnki a r a luanka
die Frau ihr Kleid
a ndnkina a ra a hum
die Frauen ihre Kleider
2. Das entsprechende Possessivpronomen gestaltet sich verschieden
nach den verschiedenen Gruppen der Substantive (vgl. Grundregeln der
Bainingersprachc). Bei der 1. Gruppe lautet es a in der Einzahl, a ra oder
a t (r) in der Mehrzahl (je nachdem es sich auf mit Vernunft begabte oder
vernunftlose Wesen bezieht) und a im im Dual.
a) Beispiele zur 1. Gruppe:
a choatka a a bümki
der Mann sein Knie (das Knie des Mannes)
a choata a ra a bum
die Manner ihre Kniee (die Kniee der Männer)
a choariem a ten a bubim
die beiden Männer ihre beiden Kniee (die beiden Kniee der beiden
Männer)
a vlemka a a visirka
das Schwein seine Rippe (die Rippe des Schweines)
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Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
45
a vlem a r a visir
die Schweine ihre Rippen
a vlemiem a ten a visiriem
die beiden Schweine ihre beiden Rippen
b) Bei der 2. Gruppe lautet das Possessivpronomen a t (r) in der
Einzahl, a ra oder a t (r) in der Mehrzahl (je nachdem es sich auf mit
Vernunft begabte oder vernunftlose Wesen bezieht) und a ten im Dual.
Beispiele zur 2. Gruppe:
a ndnki a r a sdgeneichi
die Frau ihr Netz (das Netz der Frau)
a ndnkina a ra a sägen
die Frauen ihre Netze
a nanim a ten a sägeneim
die beiden Frauen ihre beiden Netze (die beiden Netze der beiden Frauen)
a läpki a r a ichwdretki
der Kakadu sein Flügel (der Flügel des Kakadu)
a Idv a r a ichwdret
der Kakadu ihre Flögel (die Flügel der Kakadu)
lamm a ten a univarertm
die beiden Kakadu ihre beiden Flügel (die beiden Flügel der beiden
Kakadu)
c) Das Possessivpronomen bei Wörtern der 3. Gruppe lautet a t in
der Einzahl und Mehrzahl und a ten oder a t im Dual.
Beispiele zur 3. Gruppe:
a chsxtrir a r a gateiehi
der lange Mann sein Körbchen (das Körbchen des langen Mannes)
a choariei§ a r a gaia
die langen Minner ihre Körbchen (die Körbchen der langen Manner)
a choarisim a r a od. a ten a gateim
die beiden langen Männer ihre beiden Körbchen
a nanigl a r a niski
das Mädchen sein Grasschurz (der Grasschurz des Mädchens)
a nanigrUf a r a nie
die Mädchen ihre Grasschurze
a nanigrim a r a od. o im a nieim
die beiden Mädchen ihre beiden Grasschurze
a ichini a r a migl
das Vöglein sein Schnabel
a ichirag~ a r a migrig
die Vöglein ihre Schnäbel
a ichtram a r a od. a ien a migrim
die beiden kleinen Vöglein ihre beiden Schnäbel
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46
Kascber: Grundregeln der Bainingsprache.
3. Beim Zusammentreffen von mehr als einem Genitiv wird der 2.
durch ama oder a r ausgedrückt; ama scheint jedoch die beliebtere Form
zu sein, z. B.:
Dauris a r a nigacha ama c hörig
Dauris ihr Kopf seine Haare
Kamain a a mäkeichi a r a leichi
Kamain sein Haus seine Türe
a igelki a r a larini a r a sürini
das Madchen seine kleine Pflanzung ihr kleiner Zaun
4. Überhaupt sei bemerkt, daß der Gebrauch des Genitiv kein so
häufiger ist, als in unserer Sprache. Er wird sehr oft durch präpositionale
Ausdrucke wiedergegeben, z. B.:
a chasig pra nigacha die Haare des Kopfes,
eigtl.: die Haare am Kopf
a mug pra chövl die Baume des Waldes
a nat pra lat die Taros der Pllanzung(en)
a gtrik pra muga die Zweige des Baumes
a chasig pra ika die Federn des Vogels
a chloig pra husüpka die Wolken des Himmels
a vahg pa acetki das Dach des Hauses
a hies pra el*igit die Wunden des Beines
a Qerik pra richigl die Finger der Hand
Anmerkung. Der eigentliche Genitiv kommt also fast nur als ge-
nitivus possessivus vor.
B. Dativ.
1. Fine eigentliche Dativpartikel fehlt. Der Dativ kommt durch Um-
schreibungen, wie Fürwörter und Präpositionen, zum Ausdruck, z. B.:
(rie chur a savireichi ra Itigi
Du gibst den Leuten Feuer (du beschenkst die Leute mit Feuer)
Ka rech ama huiki baf/oa
Fr gibt Tabak mir
Gu tal a adum hair Paskam
Ich bringe den Taro dem Paskain
Goa mr a hinki nep gi a rik
Ich nehme das Messer aus deiner Hand (eigtl.: deinen Fingern)
Gie it nanir goa eicht
Hole mir Wasser, eigtl.: (du) geh(st) (bring) um Wasser
Nemka a a makeichi? Goa od. ka goa mäkeichi
Wessen Haus? Mein Haus, es ist mein Haus
Nrmta a ra a addp? ka a ur a adap
Welchen (gehören) die Taros? Ks sind unsere Taros
Nemki a ra sagencichif Ivuran od. Tika ma Ivuran
Welcher (Frau) (gehört) das Tragnetz? Ivuran od. es ist auch Ivurans
Tragnetz
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Raschkb: Grundregeln der Bainingsprache.
47
C. Akkusativ.
1. Der Akkusativ ist in vielen Fällen gleich dem Nominativ, z.B.:
Goa lu a choata
Ich sehe die Männer
Ka tack a a chunakprmchi
Er baut sein Haus
Ta tes a vas
Sie essen Brotfrüchte
2. Außerdem kommt auch ama in Akkusativveibindungen vor. Letz-
tere Partikel findet sich auch im Nominativ, jedoch nur im beschrankten
Maße, uäinlich nur nach der Verbindungspartikel da, dap (und, aber) bei
verschiedenen Subjekten in demselben Satze, z. B. a rabdska dama chlap
der Hühnerhabicht und die Raupen.
Im Akkusativ dagegen kann ama häufiger da gesetzt werden, wo a
steht, z. B. ka tal a nat oder ama nat er trägt Taros; uri hav a oder ama
charhracha wir fangen einen Bainingmann.
3. Eigennamen im Akkusativobjekt haben entweder ma oder gar keine
Partikel vor sich, z. B. kie rbur Faskam oder ma Vaskam sie zürnt Paskain.
4. In den meisten Fällen wird das Akkusativobjekt durch präposi-
u'onale Wendungen ausgedrückt, z. B.:
örn tekmet na od. noma lat
Ihr baut (legt) eine Pflanzung (an)
Wir zwei hören ihn
Oan pan a chodriem tama hidniem
Ihr beide gebt (beschenkt) den (die) beiden Männer(n) (mit) 2 Kleider(n)
Ii tkut rama nanki
Sie begraben eine Frau
3. Das Verkleinerungswort
Der Gebrauch des Verkleinerungswortes ist ein sehr häufiger. Es gibt
nicht nur verkleinerte Personen- und Sachnamen, sondern auch verkleinerte
Eigennamen, Adjektiva, Verben und Fürwörter, z.B.:
a ludnini ein Kleidchen
a lärmt eine kleine Pflanzung
a ruemini ein Kindlein
KoaiQmi der kleine Koaing
a hlvrmi der kleine Große
kurini es (das kleine) sitzt, bleibt
barachini fur es (das kleine)
Allgemeine Regeln:
1. Die Diminutivform wird gebildet, indem man die Endung ini (ini)
an das Stammwort anhängt, z. B. a hmki das Messer; Stamm hm, Dimi-
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Rasches: Grundregeln der Bainingsprache.
nutiv a htnmi das kleine Me.sser. a vaska der Brotfruchtbaum; Stamm ras,
Diminutiv a vdsini der kleine Brotfruchtbaum.
Anmerkung. Bei Wörtern, welche die Diminutivform auf regel-
mäßige Weise nehmen, ist die Betonung in vu kurz, bei unregelmäßiger
Bildung oder Lautveranderungen wird das erste t gewöhnlich lang, z.B.:
a mugwi das Baumchen (regelmäßige Diminutivbildung)
a muruvini der kleine Kasuar (Lautveränderung: murup)
a revini das kleine Beil (Lautveränderung: rep)
2. Die Wörter auf n, /, m, g, u, * bilden den Diminutiv regelmäßig,
d. h. durch Anhängen von ini an den Stamm.
Anmerkung, a ruemka oder - Art (Sohn, Tochter) lautet in der Di-
minutivform a ruemini und a rutmini.
3. Die Wörter auf Ar, p, f, vet erleiden Lautveränderungen, nicht
nur bei Anfügung dieser Ableitungssilbe, sondern überhaupt, wie in der
Lautlehre bemerkt worden ist, z. B.i
a chaiöp die Hühner, a chowomi das Hühnchen
a evet der Erdboden, a evrini ein kleines Stück Erde
4. Wie der Deutsche zuweilen in der Volkssprache, so gebraucht der
Baininger bei attributiven Adjektiven stets eine doppelte Diminutivform,
d. h. die des Hauptwortes und die des Eigenschaftswortes , z. B. :
a lochuvini ama igeUni
ein Dörfchen ein kleines
a mrini ama avrini
ein kleines schönes ein Häuschen
4. Das Eigenschaftswort
A. Das attributive Eigenschaftswort kann vor und nach dem Sub-
stantiv stehen. In beiden Fällen hat es ama oder a als Verbindungspartikel.
1. Steht das Eigenschaftswort vor dem Substantiv, so ist es das un-
veränderte Grundwort mit vorhergehendem Artikel, sowohl in der Einzahl
als in der Mehrzahl, z.B.:
a mrer a chodtka oder besser (gebräuchlicher):
a mrer ama choättca der gute Mann
a mrer ama ndnki die gute Frau
a mrer ama ndnkina die guten Frauen
2. Steht das Eigenschaftswort nach dem Substantiv, so behält letzteres
seinen Artikel und das Adjektiv wird mit ihm mittels des einfachen Artikels
oder der erweiterten Form desselben, ama. verbunden; außerdem erleidet
das Eigenschaftswort selber noch bestimmte Veränderungen , je nachdem es
zu einem Substantiv der verschiedenen Gruppen in Beziehung steht.
a) In Beziehung zu einem Wort der 1. und 2. Gruppe.
1. In der Einzahl. In diesem Numerus nimmt das Eigenschafts«
wort mit geringen Änderungen die Endung des Substantivs an, worauf es
sich bezieht, z. B.:
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Kascheb: Grundregeln der Bainingsprachc.
40
a choatka ama vucha
der Mann der böse
a nanki ama igeUri
die Frau die kleine
a gateichi ama pelki
das Korbchen das kleine
2. In der Zweizahl. Hier erhalt das Eigenschaftswort dieselbe
Endung wie das Substantiv, z. B. :
a cnoarwm ama m nein
die beiden Männer die guten (beiden)
ei latnm ama asuobtm
die beiden Kakadu die diebischen (beiden)
a mu§am ama onparn
die zwei Holzstamme die beiden
Anmerkung. Wenn das Adjektiv vor dem Dual steht, so kann es
entweder die Dualform annehmen oder sie entbehren. Steht es aber nach
einem Dual, so muß es immer mit seinein Substantiv übereinstimmen.
3. In der Mehrzahl. Hier ist zu unterscheiden, ob das voraus-
gehende Hauptwort ein mit Vernunft begabtes oder ein vernunftloses Wesen
bezeichnet. Trifft das erstere zu , d. h. ist das Substantiv ein mit Vernunft
begabtes Wesen männlichen oder weiblichen Geschlechts und gehurt das
Substantiv zu den beiden ersten Gruppen, so nimmt das Eigenschaftswort
die Endung ta (ra) an, was eigentlich Pronomen personale der 3. Pers. plur.
ist, so daß das Eigenschaftswort, wie weiter unten noch ausführlicher her-
vorgehoben wird, eine verbale Konstruktion erhält, z.B.:
a choata ama hlurta
die Männer die großen sie
a ndntrina ama vüra
die Frauen die schlechten sie
Hat das zweite statt, d. h. bezeichnet das vorausgehende Substantiv
ein vernunftloses Wesen, so wird die Endung get, das wieder Pronomen
personale der 3. Pers. plur. für derlei Substantive in manchen Fällen ist. direkt
oder in vielen Fällen mittels Präposition, dem Eigenschaftswort beigefügt, z.B.:
a vas ama hlür§et
die Brotfrüchte (Brotfruchtbäume) die großen sie
a mrachoav ama gaunipQet
die Eukalyptus die langen sie
a snem ama garig" präget
die Baumbären die bunten sie
b) In Beziehung zu einem Substantiv der 3. Gruppe.
Allgemeine Regel. Hier gilt nur die eine Regel, daß nämlich das
Eigenschaftswort in allen drei Numeri dieselben Endungen sich aneignet,
wrie das Substantiv, worauf es sich bezieht, z.B.:
Ätt <i. S*ro. t Orieot Sprachen. 1904 l Abt. 4
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50 K Ascher : Grundregeln der Bainingsprachc.
a daQini ama Itfüfsmi
der kleine Hund der kleine sclüaue
a chuvdffirag' ama igelhray
die Schätze die kleinen
a chavrem ama chumikumichem
die reife Banane die weiche
Anmerkung. Eine Ausnahme macht a r/7 groß, das eine besondere
Konstruktion erfordert, z. B. a vit nama vlemka oder a vlemka ama vit nacha
das große Schwein.
a adum ama vit naum
der Taro der große
B. Ist das Subjekt ein Pronomen und das Prädikat ein Adjektiv
(bezieht sich also letzteres auf kein Substantiv), so steht das Adjektiv dem
ersteren immer voran und das Pronomen selber wird dem Adjektiv nach-
gestellt , z. B. :
a vu$oa ich bin schlecht (eigtl. schlecht ich)
a vtuichi sie ist kurz
a iamesQet sie sind grün
a chlakijrt sie sind schwach (Dinge, vernunftlose Wesen)
a chlakta sie sind schwache (feige) Personen
0. Einige Substantive werden zuweilen auch adjektivisch gebraucht,
z.B.: a chloiga (die Wolke) blau, schwarz
a choatka (der Mann) männlich, das Männchen
a nanki (das Weib) weiblich, das Weibchen
a bdfucha (reife Banane) reif
a alüdcha (das Ei) weiß
a nukgeichi (die Dotter) gelb
u.a.m. A ndererscits werden Eigenschaftsworter zuweilen substantivisch ge-
braucht. In diesem Falle befolgen sie die Gesetze des Eigenschaftswortes.
D. Manchmal gebraucht der Baininger einen prapositionalen Aus-
druck, wo wir ein Eigenschaftswort haben, z.B.:
a urinka vra evet der Boden ist schlüpfrig (eigtl. die Schlüpfrigkeit
am Boden)
a chttrseiy pra esko der Weg ist schmutzig (eigtl. Schmutz auf dem
Wege)
E. Die Bildung des Duals (abgesehen von den bereits oben er-
wähnten Fällen, wo das Adjektiv nachsteht) und der Diminutivform ge-
schieht wie bei den Substantiven. Nur ist zu beachten, daß a vu (schlecht)
im Dual a viem anstatt a vuiem und a rim anstatt a vttim hat.
Das erste t in int ist ähnlich wie bei den Substantiven bald kurz
bald lang, je nachdem die Verkleinerungsform eine regelmäßige oder un-
regelmäßige ist , z. B. :
a v» (schlecht) a rmi
a pel (klein) a plini
a hlur (groß) a hltirmi
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Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
51
F. Steigerung des Eigenschaftswortes.
Die Steigerung geschieht nicht wie im Deutschen durch Endungen.
1. Die Verschiedenheit des Grades einer Eigenschaft wird dadurch
ausgedrückt, daß man dem Wesen oder dem Ding, welches die Eigenschaft
in geringerem Maße besitzt, die entgegengesetzte Eigenschaft beilegt, z.B.:
Kalka ama merka , Lömoam ama xmcha
Kalka (ist) gut, Lömoam (ist) schlecht = Kalka ist
besser als Lömoam.
2. Eine Art Komparativ wird durch die Präpositionen namm {nameni),
pr (vr) und sa vet von, unter, zwischen gebildet, z.B.:
Paskam ki ka§ nameni Bureik
Paskam er geht schneller) von (als) Dureik
Tavanes a hlurka sa vet Lamvtka
Tavanes (ist) größer als Lamiska
a maraga i a slurka vra chaducha a a oves
der Nashornvogel ist größer als der Kanducha um den Kopf
a Ivanka ära ama chritka nameni luchära
dieses Kleid ist kürzer als jenes
3. Der Superlativ kann annähernd durch das Adverb mos oder pem
(rem) gebildet werden. Fem steht hinter dem Eigenschaftswort; dem per-
sönlichen Fürwort wird pem angehängt; mos dagegen steht hinter dem
Eigenschaftswort und dem Pronomen, z.B.:
a chamki ama vuichi mos
der Teufel (ist) bös sehr
a dlochut, dap Deo a dlok pemka
stark sind wir, aber Gott ist am stärksten
4. Der Superlativ kann auch durch die Verdoppelung des Adjektivs
gebildet werden, z. B.: Deo ama merka Gott ist sehr gut.
5. Das Zahlwort
A. Bestimmte Zahlwörter.
1. Die Zahlwörter sind bis 5 einschl. einfach; die übrigen zusammen-
gesetzt.
2. Zahlen über 10 hinaus sind nicht gebräuchlich, es fehlt auch da-
für die Benennung. Die Eingeborenen zählen überhaupt im gewöhnlichen
Verkehr nur von 1 bis 4 einschl.
3. Alle Zahlwörter haben, wie bereits bemerkt, den Artikel vor sich.
4. Die Zahlwörter eins und zwei nehmen adjektivische Formen
an , die übrigen Weiten stets unverändert. Außerdem wechselt noch demka
eins die ganze Linie durch.
Die Grundzahlen sind:
1 a gigsacha, a gtijsiehi (für die 1. und 2. Gruppe), a gig*it, a gigsigl,
a gigsus usw. (für die 3. Gruppe)
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52
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
1 a choandska
2 a rekmmeiem (fur die 1. Gruppe)
a rekmeneim (fur die 2. Gruppe)
a rekmentram , a rekmenihhny a rekmenigrttn , a rektnenam (für die
3. Gruppe)
a odochiem (fiir die 1. Gruppe)
a odochim (fur die 2. Gruppe)
a odochiram, a odochisim, a odochigrim, a odocham (fur die 3. Gruppe)
a onpim (für die 2. Gruppe)
a onpam (fur die 3. Gruppe)
3 a dopgues
4 a ra/pe* oder a bageigi
5 a garichit
6 a garichit dat demka (1. Gruppe), db/ r/mW (2. Gruppe) usw.
7 a garichit dat demiem (1. Gruppe) usw.
8 a garichit dat demQer ama dopgues
9 a garichit dat dem§er ama ratpes
10 a garichigrim
Anmerkung 1. In einigen Gegenden heißt 1 a odoka, 4 außer roi/**
auch a bageigi oder a ba§a§.
Ferner ist zu bemerken, daß die Eingeborenen dieser Gegenden, falls
sie holier als 5 zählen, stets wieder auf 4 als Ausgangspunkt zurückgreifen,
z. B. a ratpes dat detnka = 5, a ratpes dat demiem = 6. a garichit zur
Bezeichnung von 5 scheint nicht gebräuchlich zu sein, wahrend a garichigrim
fur 10 vorkommt.
2. Die übrigen Zahlnrten finden sich bei den Bainingern nicht vor,
nur für der erste und der zweite bestehen die verbalen Ausdrücke rwr
oder uir und nasat und navasasat, die eigentlich vorangehen und nach-
folgen bedeuten.
3. a gerksacha der einzige, a gigsacha einer, a rekmeneiem, a odochiem,
a onpim und a onpam werden wie Adjektiva durch ama mit dem Substantiv ver-
bunden, die übrigen entweder durch ama oder nama oder durch beide zugleich.
Beachte, daß nama sich je nach dem vorausgehenden Substantiv verändert,
d.h. zur Präposition n das entsprechende Pronomen personale hinzutritt, z.B.:
a gtrksacha ama choatka ein einziger Mann
a gigsacha ama chäelka ein Känguruh
a gdrumki ama gtgsichi ein Kasuar
a dagir ama gigsit ein Hund (schlanker, dünner)
a arev-im ama rekmeneim zwei Beile
a onpim ama igeJim zwei Mädchen
a mtigatn ama onpam zwei Ilolzstänune
a mlaos ama dopgues drei Kähne
a rat)** nama chaiop vier Hühner
a chaiwirag ama ratpes nirag vier kleine Hühner
a garichit nama suvit dat demka oder a garichit dat demka na suvit sechs
Feinde
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Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 53
Anmerkung. Taros werden bündelweise (ä 6 Stück) verkauft, z.B.
a mrucha na not oder einfach a mrucha ein Bündel Taros.
Kokos, Brotfrüchte und Tavet (Miscanthus japon.) werden ebenfalls
halbdutzendweise gezählt, z. B. a nanoichi na lamas oder auch a mrucha na
lamas; a raguigi na tavet ein Bündel wilden Zuckerrohres, a läireichi noma
tos ein Bündel Brotfrüchte.
B. Unbestimmte Zahlworter.
a chasna nama oder na wie viele?
a aehak (a ak), a achik (a aik) irgendeiner, irgendeine (ist aller Ab-
leitungen fähig)
a aret (für Personen bei den 2 ersten Gruppen) irgendweiche, einige
a aQet (für vernunftlose Wesen) irgendwelche, einige
a achra§ (für die 3. Gruppe) irgendwelche, einige
koaMr a achak usw. keiner, niemand, auch koasir a ra, koasir a a§et
a achdni etwas
a § irgendwelcher, irgendwelche, irgendwelches, irgendwelche (bleibt
unverändert für die 3 Gruppen)
hak einer, baik eine (s. unbestimmte Fürwörter)
a uoik ein, a uaik eine, nimmt gleich a achak alle Ableitungen an.
a uoik kommt bloß in Verbindung mit dem Possessivpronomen
vor und hat besitzanzeigenden Sinn
a aber noma od. na viele, zahlreiche
a abriki nama od. na viele, zahlreiche
a savireichi nama od. na viele, zahlreiche
ntika nama od. na viele, zahlreiche
a malet nama od. na viele, zahlreiche
a märik nama od. na wenige
6. Das Fürwort
a) Das personliche Fürwort.
Einzahl
§oa ich, mich ki (chi) er
§u ich ku (chu) er
Qi du, dich kie (chie) sie
§ie du ki (chi) sie (Objekt)
ka (cha) er, ihn §a (geri, ini) es
Zweizahl
un wir zwei, uns zwei ten sie zwei
ödn ihr zwei iem (im) sie zwei
üKn ihr zwei, euch zwei
Mehrzahl
ut wir, uns
gtn ihr, euch
ta (ra) sie, für Personen (1. u. 2. Gruppe)
54
R Ascti KB : Grundregeln der Bainingsprache.
ti (n) sie, für Personen (1. u. 2. Gruppe)
tu (ru) sie, für Personen (1. u. 2. Gruppe)
Qa sie (3. Gruppe)
Qet (Qeri) sie, für Personen (3. Gruppe) und Sachen (1., 2. u. 3. Gruppe)
1. Gebrauch der angefahrten persönlichen Fürwörter.
1. Qoa ich, mich; Qu ich.
a) Qoa steht ausschließlich von Qu in Fallen, wo das Pronomen der
1. Person selbständig gebraucht wird, z. B. nemka cha tit wer geht? Qoa ich.
b) in Verbindungen mit V7 erben oder in Fälleu, in denen es Subjekt
und das Prädikat ein Adjektiv ist. z. B. Qoa tüma ich lache, Qoa ttil ich
sage, a miQiesgoa ich bin faul.
Anmerkung. Bei den Zeitwörtern, welche das Pronomen nach
sich verlangen, steht nur Qoa, kuriQoa ich sitze, ich bleibe.
c) in Verbindungen mit Verben, bei welchen das persönliche Fürwort
vor dem Zeitwort steht, kann in gewissen Fällen Qu oder Qoa gebraucht
werden (s. Verba defectiva Anm. 3).
d) Qoa bezeichnet auch das Objekt, z. B. ka lu Qoa er sieht mich.
2. Qi du, dich; gie du.
a) Qi wird gebraucht bei Verben mit nachstehendem Pronomen zur
Bezeichnung der 2. Person Kinzahl, z. B. kudasQi du willst nicht.
b) Qi steht ausschließlich von Qie in allen Fällen , wo das persönliche
Fürwort der 2. Person selbständig auftritt, z. B. ^i, Qie teig du, du singst!
c) Qi steht auch als Objekt, z. B. ta frs Qi sie schlagen dich.
3. Qie du. Qie wird gebraucht bei V erben mit vorangehendem Pro-
nomen, z. B. yie breiQ du schläfst, Qie kdk du lügst.
Anmerkung, e in QU klingt zuweilen wie a, z. B. Qia chu Qoa du
furchtest mich.
4. ka {cha) er wird nur bei Wörtern der 1. Gruppe gebraucht, und
zwar:
a) zur Bezeichnung der 3. Person Einzahl. Es steht vor und nach
dem Zeitwort, bloß wird es, wie in der Lautlehre angedeutet, zwischen
zwei Vokalen zu cÄ, z. B. ka sürtip er trinkt; a ika cha tes der Vogel frißt;
kuricha er bleibt.
b) ka ist mit derselben Beschränkung, wie oben angegeben, auch
Objekt, z.B. ka rbur ka er zürnt ihm; Qoa lu cha ich sehe ihn.
5. Art (cht) er. Obwohl dem gewöhnlichen Gebrauch nach Pronomen
der 3. Person Einzahl bei Wörtern der 2. Gruppe, so steht doch auch ki
bei einigen Zeitwörtern zur Bezeichnung der 3. Person Einzahl bei Wörtern
der 1. Gruppe, z.B. Kamain ki Qnig Kamain fürchtet sich; Bumet kt Qigrem
Bumet geht spazieren.
6. kie (chifi), ki sie.
a) wie ka (cha) bei den Wörtern der 1. Gruppe, so wird kie (chie,
ki) bei den Wortern der 2. Gruppe zur Bezeichnung der 3. Person Einzahl
gebraucht, z. B. kie surup sie trinkt; Krau chie tes der Kraubach rauscht;
kudaski sie will nicht
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Rascheb: Grundregeln der Bainingsprache. 55
b) ki ist auch Objekt, z. B. §u nen ki ich bitte sie; ut hu cht wir
sehen sie.
7. ga (geri) es, sie.
§a steht als 3. Person Einzahl und Mehrzahl bei Wortern der 3. Gruppe,
ferner als 3. Person Mehrzahl bei Wörtern der 1. u. 2. Gruppe, welche
vernunftlose Wesen bezeichnen, z. B. a mu$mi {ja sep das B&umchen
fällt; a chaiop ga tes die Huhner fressen; a ruimirag geri chuoik die Kinder
(liehen.
8. ini es.
a) tri* steht in Verbindung mit Adjektiven und Verben , die das Pro-
nomen nach sich haben, z. B. a ruimini menepmenevim das Kind ist schläfrig;
a hinini ama grichini das kleine Messer ist scharf.
b) tni steht auch manchmal in Verbindung mit Verben , die das Pro-
nomen vor sich haben. In diesem Fall haben wir aber ein doppeltes Sub-
jekt, z. B. a ichmi ini ga tes das Vögelchen frißt.
c) mi steht als Objekt, z.B. goa hat ini ich fange es (das kleine); ka
mif ini er nennt es (das kleine).
9. un wir beide.
n) un steht in Verbindung mit Verben, die das Pronomen vor und
nach sich haben, z. B. un tit wir beide gehen; kurun wir beide sitzen.
b) un steht selbständig, z.B. uemiem ten tit? welche beide gehen? un
wir beide.
c) un steht als Objekt, z. B. ka nem un er sendet uns beide.
10. oan ihr beide.
oan steht in Verbindung mit Verben, die das Pronomen vor sich
haben, z. B. oan pig ihr beide klettert.
Anmerkung, oan steht weder selbständig noch als Objekt.
11. um ihr beide.
a) um steht in Verbindung mit Verben, die das Pronomen nach sich
haben , z. B. kurum ihr beide sitzt.
b) uin steht als Objekt und selbständig, z. B. ta tar uin sie waschen
euch beide; uin, oani feig ihr beide singt
12. ten sie zwei.
ien steht in Verbindung mit Verben, die das Pronomen vor sich
haben, z. B. um mos sie beide liegen.
Anmerkung, ien steht niemals als Objekt, noch wird es selbständig
gebraucht.
13. iem, im sie zwei.
a) iem steht in Verbindung mit Verben (und Adjektiven), welche das
Pronomen nach sich verlangen, z. B. kuriem sie beide sitzen; a viem sie
beide sind böse; kurim sie beide (Frauen) sitzen.
b) iem, im steht als Objekt, z. B. ka rbur iem er zürnt den beiden;
vr bur im wir zürnen ihnen beiden (Frauen).
c) äwi, im steht selbständig, z. B. iem mtini, ieni tres sie beide, sie
verstecken sich; im mani, ieni ires sie beide (Frauen) verstecken sich.
14. ut wir, uns.
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56
Hasche» : Grundregeln der Rainingsprachc.
a) ut stellt selbständig, wo das Pronomen der 1. Person Mehrzahl
selbständig gebraucht wird, z.B. ut, uri tmatna wir, wir arbeiten; nemta ri
main? ut welche tanzen? wir.
b) ut steht in Verbindung mit Verben, die das Pronomen sowohl vor
als nach sich haben, /.. B. ut rnes wir essen; kudasut wir wollen nicht.
c) ut ist auch Objekt, z. B. ka nem ut er sendet uns; gie chura ut
du beschenkst uns.
15. yen ihr, euch wird wie ut gebraucht.
16. to, ti (ra, ri) sie.
to, ti (ra, ri) werden bloß bei Wortern der 1. Gruppe gebraucht,
die mit Vernunft begabte Wesen bezeichnen.
to (ra) steht bei Verben mit vorhergehendem und nachfolgen-
dem Pronomen, z. B. to tü sie gehen; kudasta sie wollen nicht.
Anmerkung, to (ra) steht bei einigen Verben und Adjektiven, deren
.Stamm mit einem Konsonanten beginnt oder endet, z. B. to to/ sie tragen;
asuamta sie stehlen; kurira sie sitzen.
17. ga, get sie.
a) get steht bei den Verben, welche das Pronomen nach sich haben,
z. B. a chiripget sie schämen sich.
b) ga, yet (yeri) steht bei Verben mit vorhergehendem Pronomen,
wenn sich das Verb auf ein Substantiv (in der Mehrzahl) der 1. u. 2. Gruppe
bezieht, welches verminftlose Wesen bezeichnet, oder auch, wenn sich das
Verb auf ein Substantiv (in der Einzahl oder Mehrzahl) der 3. Gruppe be-
zieht, gleichviel ob es vernunftlose oder mit Vernunft begabte Wesen be-
zeichnet, z. B. a mug ga tu die Baume tragen; a ruimini ya mes das Kind
ißt; a nanirag geri tal ama not die Mädchen tragen Taros.
c) ff et steht bei Adjektiven (s. Adjektive).
d) get steht als Objekt, z. B. ut lu yet wir sehen sie (Sachen, ver-
nunftlose Wesen).
Anmerkung, i in geri ist euphonisch.
2. Die übrigen Formen des persönlichen Fürwortes.
1. i ka goa das bin ich, das ist mein (vgl. das Fran-
zösische: c'est moi, c'est mon ...)
käi g%
ka cha
kai chi
ka ini, ka it, ka iyl, ka ar, ka um, ka us
(Je nach der Endung des abgeleiteten Sub-
stantivs , worauf sich das Fürwort bezieht.)
ka un
ka uin
Zweizahl ( ka iem
I ka im
\ ka ifäm , ka iravi , ka iyrim , ka ihum , ka am, ka i&im
Einzahl
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Raschkb: Grundregeln der Bahiingsprache.
57
/ ka ut
\ ka gen
Mehrzahl l ka ra
I ka get, ka trag, ka ihiy, ka igrig, ka itnek, ka ap,
[ ka isig*
Anmerkung, ka läßt auch euphonische Änderungen zu, z.B. di ki gen.
2. Ka ani §oa usw. das bin ich vielleicht, das ist mein vielleicht usw.
3. Temgoa ich, mich
ttmyi
temka
temki
temini tebit, temig I, tebem, tebar, teles
temun
trmuin
temusm, tebim, temiram, temihim, temigrim, tebam, temihum
temget, temiraQ, temihig, temigrig, tebdp, temitwk, temihig
4. Bagoa mir, mich, für mich
5. Nagoa mir, mich (ich)
Anmerkung. 1. Hierzu gehören noch magoa, saQoa, pra§oa u. n. in.
Ks sind dies alles Verbindungen einer Präposition mit dem personliehen
Fürwort. Die Präposition wird von dem vorausgehenden Verb l>estinunt
(vgl. auch bagoa, temgoa, nagoa).
2. §oa, ka goa, ka ani tjoa und temgoa stehen in Fällen, wo dos
Pronomen der 1. Pers. (Sing. u. Plur.) selbständig gebraucht wird.
3. goa, ka goa können, wenn sie selbständig gebraucht weiden,
eines fur das andere stehen. Der einzige Unterschied liegt in einer stärkeren
oder schwächeren Betonung, je nachdem die längere oder kürzere Form
zur Anwendung kommt.
4. temgoa steht selbständig bloß bei gewissen Verben und in Ver-
bindung mit der Negation koasir (nicht).
5. bagoa, magoa, sagoa, prag~oa u. a. m. stehen bloß als Objekt.
6. nagoa steht als Objekt, ferner selbständig nach Substantiven oder
substantivierten Adjektiven zur Hervorhebung des betreffenden Zustandes,
z. B. ka ruchun näigi er sagt zu dir; a ioska nacha er ist ein Teufel (arm),
Brigi nagoa ich bin Bringi.
b) Das besitzanzeigende Fürwort.
goa (gu) mein, meine, mein (Sing. u. Plur.)
gi dein, deine, dein (Sing. u. Plur.)
a sein
a t ihr
a get sein, ihr, steht zur Bezeichnung der Abstammung bei den
Wörtern mam und nan
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58
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
a tin unser zweier
a oan euer zweier
a ten ihrer zweier
a ut unser
a §en euer
a ra seine, ihre
a t seine, ihre
a get seine, ihre
Anmerkung. 1. Wie aus dem Schema hervorgeht, ist das Possessiv-
pronomen dasselbe wie das persönliche. Nur ist zu bemerken, daß es
den Artikel vor sich hat, ferner daß das weiche nasale Q in g~oa und gi
in der Regel zu einem harten Nasenlaut g wird.
2. Die Pronomen der 1., 2. und 3. Pers. sing, der 1. Gruppe haben
keinen Artikel vor sich.
3. Das besitzanzeigende Fürwort ist allen 3 Gruppen von Substan-
tiven gemein. Eine Ausnahme macht nur das Possessivpronomen a, das
nur der 1. Gruppe von Substantiven im Singular eigen ist.
4. Das besitzanzeigende Fürwort steht vor dem Substantiv und wird
mit demselben durch den einfachen Artikel verbunden. Eine Ausnahme
macht: goa mein, meine.
5. Worter, die ohne Artikel gebraucht werden, entbehren gewöhnlich
desselben auch, wenn ein Possessivpronomen mit denselben verbunden wird,
z. B. (mam) a ut mam unser Vater, a (Jen nan eure Mutter, a r mam ihr
Vater, doch hört man auch a ura mam.
6. Anstatt a nanki a r a rik sagt man a nanki r e rik die Finger der
Frau; anstatt a damki a r a oves, a damki r e ves der Gipfel des Berges,
a dam are ves die Gipfel der Berge . a choata r e nan die Mütter der
Männer, anstatt a r a sakneichi sagt man a t sakneicM ihr Angesicht u. v. a. m.
7. Bei gewissen Wörtern, wie mam (Vater), nan (Mutter), a ileiyiyl
(der Fuß), a üeigit (das Bein), a ileiga (die Zehe) lautet das Possessivpro-
nomen der 1. Pers. gu statt goa, dagegen sagt man: goa eleigigl, goa eJeigiX
goa eleiga.
c) Das hinweisende Fürwort.
Es wird hier nicht streng unterschieden zwischen den verschiedenen
Arten von Demonstrativen, dem näherliegenden und dem entfernteren.
1. a, äro, a«f/, la, /«, für alle Numeri, dieser, jener, diese, jene. Sie
stehen stets nach dem Substantiv ohne irgendwelche Verbindung, z. B. a ika
ära , oder a ika aie't oder a ika a dieser Vogel , a sagen ära oder a sagen
aie't oder a sagen a diese Tragnetze, la a ruiminia dieses Kind da.
Anmerkung, ära, aie't, a werden nur adjektivisch gebraucht, in
Verbindung mit lucha jedoch auch substantivisch.
2. lücJta (1. Gr.) Sing. luicha (2. Gr.) Sing, dieser, jener, diese, jene
liema (1. Gr.) Dual lima (2. Gr.) Dual diese, jene beide
Iura (1. u. 2. Gr.) Plur. luQera (1. u. 2. Gr.) für vernunftlose Wesen
diese, jene.
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Raschzb: Grundregeln der Bainingsprache. 59
Singular Dual Plural
lina (3. Gr.) lirama liraga dieser, jener
lira • lihima lihiga • >
ligela • ligrima Hgri/Ja •
Unna • Idma lava
Idr > lihutna Utnacha
Ins . lisuma (2. Gr.), lisuga. lm§a -
lisima (l.u. 3. Gr.)
Anmerkung. 1. /ticA« kann vor oder nach dem Substantiv stehen.
Steht es vor. so wird es mit dem Substantiv durch den erweiterten Artikel
ama verbunden, z. B. lucha ama dtüka dieser Stein.
Steht es nach, so folgt es dem Substantiv ohne irgendwelche Ver-
bindungspartikel, z. B. a dulka lucha dieser Stein, der Stein da.
2. lücha wie überhaupt das ganze Demonstrativ hat keinen Artikel
vor sich.
3. luicha folgt denselben Regeln wie lücha.
4. luQtra steht bei Wörtern der 1. und 2. Gruppe, die vernunftlose
Wesen bezeichnen, wie bereits bemerkt.
5. Bei den Ableitungen befolgt das in Rede stehende Demonstrativ
dieselben Regeln wie das Adjektiv, d. h. es nimmt alle Kndungen des Sub-
stantivs an, z.B. a iyeliray liraga oder lira/) ama igelirag jene kleinen Kinder.
6. ära und atä werden sehr häufig mit lucha in allen Numeri, .sowohl
wenn es sich auf ein Wort der 1. und 2. als auf ein Wort der 3. Gruppe bezieht,
verbunden, z. B. a igipka luchdra dieser Tote, a dafjit Hraiet dieser Hund.
7. Die abgekürzte Form la, die unverändert bleibt, steht nur vor
dem Substantiv, z.B.laa mutfit oder la a muyir a dieses Bäumchen, la a
cÄodriem diese zwei Männer.
8. Die Form lu steht bloß vor dem Substantiv, z. B. lu ama chuatkd
dieser Mann da.
d) Das ruckbezügliche Fürwort.
Die rückbezüglichen Fürwörter werden gebildet:
1. durch Verdoppelung der persönlichen bei Verben von subjektivem
Begriff, z. B. :
Qoa §oa it ich selbst gehe
gi §ie it du selbst gehst
ha cha it er selbst geht usw.
2. Durch Anfügung von den Silben nax, mis an das Zeitwort oder
an den Stamm der Präposition , welche mit dem betreffenden Zeit-
wort konstruiert zu werden pflegt, z. B.:
<)oa mi§ nas ich töte mich selbst
aremut nacranas wir lieben uns selbst
ka kdk tern is er betrügt sich selbst
§u okmes temis ich wasche mich
ka iaJiur sanas er irrt sich
ti nin bonos sie kochen für sich
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GO
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
e) Das fragende Fürwort.
nemka? Sing. (1. Gr.) wer? nemiem? Dual (1. Gr.) welche beide?
nemkil Sing. (2. Gr.) wer? nebhnt Dual (2. Gr.) welche beide?
nemtal Plur. (1. u. 2. Gr.) wer? welche? (bei Wörtern, die eine
Person bezeichnen)
nem$et? Plur. (1., 2. u. 3. Gr.) wer? welche? (bei Wörtern, die ver-
nunftlose Wesen bezeichnen).
Anmerkung. 1. nemka, substantivisch gehraucht, steht immer vor-
aus, z. B. nemka sa cha rekmet nacliat wer hat es getan?
2. nemka, adjektivisch gehraucht im Sinne von: was für ein, steht
immer nach und nimmt alle Endungen des Substantivs an, z. B. nemkaa a
ag~erki? wessen Frau? aber a aQerki nemkif was für eine Frau? a ika nem-
kaf was für ein Vogel? a gam nemQeti was für Früchte?
3. Die abgeleiteten Formen von nemka:
Singular Dual Plural
nemmit (3. Gr.) nemiromt nemiragt
nebitt • nemihim? mmisigl
nemigll • nemigriml nemigrig"!
nebart • nemihumt nemxsu§ u. nemitnek?
nebem? » nebaml nebdpi
nebest » nemuahn 1 nemuai§ f
4. A igac/tat Sing. (1. Gr.) was? was für ein? a igiem? welche beide?
Dual
a igichi? Sing. (2. Gr.) was? was für eine? a igimf welche beide
Dual
a igigetl Plur. was? welche?
Als abgeleitete Formen von a igacha?
Singular Dual Plural
a igtnif a igiramt a igiraQt
a igiti a igisim? a igisig?
a igiglf a igigrimt a igigrigf
a igdr? a igihum? a igitnekf
a igumK a igdm? a
f) Das unpersönliche Fürwort
Ein unpersönliches Fürwort gibt es nicht. Unser unpersönliches Für-
wort wird in der Regel durch ein Substantiv wiedergegeben, z. B.:
a armriki es regnet (eigtl. der Regen)
a armrer es regnet (eigtl. die Regen)
a mfimini es blitzt (der Blitz)
a mgSmira§ es blitzt (die Blitze)
a rariiska es donnert (der Donner)
a rdries es donnert (die Donner)
a rarieska vrekprek metka es donnert stark (der Donner kracht)
a iaigi es ist finster (die Finsternis)
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Raschkb: Grundregeln der Bainingsprache. 61
n es ist Nacht (die Nacht)
so reträt es dunkelt
a ntracha es ist heiß (die Sonne)
a ntracha cha snis die Sonne scheint sehr heiß; große Hitze
a vtnika na ntracha die Sonne steht im Zenit; es ist Mittag
a ntracha cha levitik die Sonne neigt sich; nachmittags
sa unun es ist Abend
a lavrka es ist Wind, der Wind weht (der Wind)
getget es schmerzt, geiget pra§oa es schmerzt mich
a viski es ist kalt (die Kälte)
a visgoa ich bin kalt, ich friere
g) Das unbestimmte Fürwort.
ta (ti) man (eigtl. 3. Pers. plur. des personlichen Fürwortes)
iak, iaik einer, eine, der andere, die andere
sichiak oder stak (1. Gr.), sichiaik oder siaik (2. Gr.) ein anderer, eine
andere
tarak (l.Gr.), taraik (2. Gr.) ein anderer, eine andere
iviak (l.Gr.), iviaik (2. Gr.) ein anderer, eine andere
bak1 (l.Gr.), baik (2. Gr.) irgendeiner, jemand
Anmerkung, sichiak, tarak und iviak haben für die 1. und 2. Gruppe
je eine bestimmte Nachsilbe und für die 3. Gruppe alle Suffixe, ähnlich
wie die Substantia.
Paradigma,
a) Für die 1. und 2. Gruppe.
sichiak für die 1. Gruppe
sichiaik für die 2. Gruppe
i, Dual für die 1. Gruppe
i , Dual für die 2. Gruppe
sichiärei oder sidret\ Plural für Personen der 1. und 2. Gruppe
sichid§ oder sid§t Plural für vernunftlose Wesen der l.und 2. Gruppe.
Anmerkung. Die Endung ak scheint sich mit dem ähnlichen Worte
in goa ak (mein Freund) zu decken. Dual davon auch atemy auim,
Plural
b) Für die abgeleiteten Formen (3. Gruppe).
Singular Dual Plural
sichiäni oder sidni sichiäram oder sidram sichidrag~ oder sidrag
sichiduU oder siduit sichidsim oder sidsim sichiasig oder siasig
sichtdgl oder sidgl sichiagrim oder siagrim sichiagrig oder siagrig
oder siaxtar sichidsum oder sidst/m sichidtnek oder sidtnrk
sichiduam oder sidvam sichidudp oder siauap
1 bak wird bloß substantivisch gebraucht, z. B. a yen bak tea n einer von
eueh komme; at t'c a yen bak ka nari cha *urup, da elui xurup wenn jemand von
euch trinken will, der trinke.
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62
lUsriiKR: Grundregeln der Bainingsprache.
Anmerkung. 1. sichiak, iriak und tarak stehen vor dein Sub-
stantiv und werden mittels ama mit demselben verbunden, z. B. tarach ama
t'ka ein anderer Vogel; taraich ama Idpki ein anderes Kakaduweibchen.
sidrei ama igella andere Knaben; siarag ama naniraQ andere Mädchen.
2. iak steht auch mit a igacha? z. B. a igacha iach dmani? Was
gibt es da unten?
7. Das Zeitwort
1. Man unterscheidet in der Bainingersprache drei verschiedene Arten
von Zeitwörtern:
a) solche, die das persönliche Fürwort vor sich haben,
b) solche, die das persönliche Kurwort nach sich haben,
c) solche, die aus einem Substantiv oder Adjektiv und einer Prä-
position nebst Pronomen gebildet werden. Präposition und Pronomen stehen
dem Substantiv nach.
2. Die 1. Klasse enthält sowohl transitive als intransitive Zeitwörter,
die zwei übrigen nur intransitive.
3. Das Bainingerverb hat wie das Hauptwort 3 Numeri: 1. Einzahl,
2. Zweizahl und 3. Mehrzahl und jede derselben 3 Personen.
4. Das Bainingerverb kennt ferner 3 Hauptzeiten: Präsens, Futur
und Perfekt.
f>. Im Präsens und Futur erleidet der Stamm des Zeitwortes selbst
keinerlei Veränderungen, mit Ausnahme von manchen Abkürzungen.
6. Im Perfekt bleibt der Stamm bald unverändert, bald erfährt er
Abkürzungen oder Lautverwechselungen.
7. Die Verschiedenheit der Tempora (Futur und Perfekt) wird durch
die Partikeln i, ik, ip, du, di, da, di iv, di ik für das Futur und sa für
das Perfekt ausgedrückt.
Das Präsens hat keine besondere Partikel. Es besteht aus dem
Pronomen und dem Stamm des Zeitwortes.
Anmerkung. 1. Das Futur ist zweifach: i, ik, ip und du, di, da.
ik entspricht dem deutschen ich werde, z. B. ich werde essen ik {joa tes.
Die zweite Form du wird bloß bei gewissen Adverbien und im Satz
gebraucht, wenn wir im Deutschen so oder dann setzen würden, z. B.
Inga da cha Iii er wird morgen schreiben; ai §ie kdk, du g~oa tes §i wenn
du lügst, so werde ich dich schlagen.
2. Die Zeitwörter mit nachfolgendem Pronomen, welche nicht mit
dem A:- Laut beginnen, haben im Futur ip (iv) anstatt ik, z.B. iv a vugoa
ich werde böse sein.
Die Zeitwörter mit nachfolgendem Pronomen, welche mit dem Ar-Laut
beginnen, haben bloß i im Futur (s. Lautlehre unter 1), z. B. i karak pragoa
ich werde schweigen.
Bei diesen Zeitwörtern, wenigstens bei denen unter ihnen, die mit
dem A'-Laut (ch) beginnen, wird die zweite Futurform durchgehend mit da
gebildet.
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Rascb.ir: Grundregeln der Rniningsprachc. 63
3. Zwischen die Perfektpartikel sa und das Pronomen der 2.Pers. sing.
1. Gruppe und der 2. und 3. Pers. sing. 2. Gruppe §ie und ckie tritt ein
euphonisches i, z. B. sai gie tes anstatt sa gie tes du hast gegessen; sai chie vin
sie ist gekommen.
Die Abwandlung des Verbs lautet folgendermaßen:
I. Klasse. Verba mit vorhergehendem Pronomen.
1. Präsens.
Einzahl. Zweizahl.
goa tes ich esse un tts wir beide essen
gie tes du ißt oan tes ihr beide eßt
ka tes er ißt (1. Gr.) ten tes sie beide essen
kie tes sie ißt (2. Gr.)
ga tes es ißt (3. Gr.)
Mehrzahl.
u tes wir essen
Qen tes ihr eßt
ta tes sie essen (fur Personen der 1 . u. 2. Gr.)
ga tes sie essen (für vemunftlose Wesen der 1., 2. u. 3. Gr.)
2. Futur (erste Form).
Einzahl. Zweizahl.
ik goa tes ich werde essen iv un tes
üc §ie tes w oan tes
i ka tes iv im tes
i kie tes
i ini ga tes oder iv ini ga tes
Mehrzahl.
iv u tes
ik gen tes
t ta tes (fur Personen der l.u. 2. Gr.)
ik ga tes (für vernunftlose Wesen der 1., 2. u. 3. Gr.)
Futur (zweite Form).
Einzahl. Zweizahl. Mehrzahl.
du goa tes ich werde div un tes div u tes
essen div oan tes dik gen tes
di gie tes ^ ^ ft m tM
da cha tes (ja tes
di ini ga tes
Anmerkung. Wie nus dem Paradigma hervorgeht, paßt sich das
zweite Futur in einigen Formen dem ersten an. Merke, daß auch da noch
an Stelle von die steht, z.B. im Satze biga da uri Iii morgen werden wir
schreiben.
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04
Rascher: Grundregeln der Bainingsprarhe.
3. Perfekt und unmittelbar bevorstehende Zukunft.
Einzahl.
sa §oa tes ich habe ge-
gessen, ich werde so-
fort essen
sai gie tes
sa cha tes
sai chie tes
sa ga tes
Zweizahl.
sa un tes
sa oan tes
sa ten tes
Mehrzahl.
so u tes
sa §en tes
sa ra tes
sa (ja tes
4. Befehlsform.
gie tes iß oder sai gie tes
gen tes iß oder sa gen tes
u tes laßt uns essen oder
sa u tes
II. Klasse. Verba mit nachfolgendem Pronomen.
1. Präsens.
Zweizahl.
kudasun
kudasuin
Einzahl.
kudasyoa ich will nicht
kudasgi
kudaska
kudaski
Mehrzahl.
kudasgen
kudasta
kudasget
2. Futur (erste Form).
i chtidasgoa ich werde
usw.
3. Futur (zweite Form).
da chudasgoa
da chudasgi usw.
4. Perfekt.
sa chudasyoa ich habe nicht gewollt
sa chudasgi usw.
5. Befehlsform.
kudasgi oder sa chudasgi wolle nicht, schlage es ab usw.
Anmerkung. Die Verneinung beim Imperativ wird durch kurima (i)
ausgedrückt, z.B. kurimai gie kdk luge nicht, kurima ic u tes laßt uns nicht
essen, kurimai churigi bleibe nicht, kurimai asuamgen ihr sollt nicht stehlen.
III. Klasse. Verba, die aus einem Substantiv und einer
Präposition gebildet sind.
Bei Verben dieser Art folgt nach dem Substantiv die Präposition,
der das Pronomen angehängt wird. Substantiv und Präposition erleiden
keinerlei Veränderungen. Die Abwandlung geschieht wie bei den Verben
der 2. Gruppe; die Präpositionen, welche zur Bildung von Zeitwortern
dienen, sind vorzüglich pra in, an, na an, pem an.
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Raschkb: Grundregeln der Baiuingsprache. 65
Paradigma.
Einzahl. Zweizahl. Mehrzahl.
a chreika vraQoa ich a chreika vraun a chreika vraut
^aste a chreika vrauin a chreika wagen
a chreika vraigH a chreika vraiem(\. Gr.), a chreika vrara
a chreika vracha rrawi (2. Gr.) a chreika vraget
a chreika vreichi
a chreika vrmi
2. Fntnr (erste Form),
ic a chreika vraQoa ich werde fasten usw.
3. Futur (zweite Form).
da a chreika vraQoa usw.
4. Perfekt.
sa a chreika vraQoa ich habe gefastet.
Wie a chreika vra§oa werden noch konjugiert:
a rais pragoa ich bin fett (a raiska das Fett)
a chuirei§ pra§oa ich bin mit der Hautkrankheit behaftet (a chuireigi
die Hautkrankheit)
a vleichi vrag~oa ich bin müde (a vleichi die Müdigkeit)
a uerka vra§oa ich freue mich (a uerka die Freude)
a tik pra§oa ich begehe ein Fest (a tik das Fest)
a meir praQoa ich begehe eiti Fest (a tne'wki das Fest)
a tos pragoa ich rufe [ein bestimmter Ruf beim Tanz] (a ioska der
Geist, Teufel)
a ioska na§oa ich bin arm , ein armer Teufel
a hiski vragoa ich bin unantastbar (a Mski die Schnur)
a ragen pemg~oa ich bin mager (a ragenki die Magerkeit)
a a§er vraffoa ich verheirate mich (a a/Jerka, a a0erki der Ehemann,
die Ehefrau)
a choar vem§oa ich bin mager (a choarka das Magere)
a uildigi vragoa ich bin krank (a uildigi die Hitze, das Fieber)
a guigi vra§oa ich bin krank, ich habe Fieber, ich bin durstig
(a guigi die Hitze)
a draraves prag*oa ich bin fruchtbar (a araraveska gute Erde)
a agetki em§oa ich hungere (a agetki der Hunger)
a chumki emgoa ich huste (a chumki der Husten) u. a. m.
Unregelmäßige Zeitwörter (Verba defectiva).
Einige Zeitwörter, wie tit gehen, tes essen, «, ten, tden kommen,
herankommen u. m. a. weisen verkürzte Konjugationsformen auf. Der Dual
derselben lautet gewöhnlich wie der des unverkürzten Verbs.
1. Präsens.
1. goa it (von Ht) ich gehe kie it
gie it §a it (oder int ger it)
ka it ta it
nu. £ Orient. Sprach™. 1904. 1. Abt 5
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66 Ra«cmch: Grundregeln der Bainingsprache.
Die übrigen Formen sind regelmäßig: un tity u tit usw. und nicht
un il, ut it.
2. Futur (erste Form).
Qoa it i kie it
ik gUe it ik ga it (ik §er it)
i ka it i ta it
3. Futur (zweite Form).
du §oa it di gie it usw.
4. Perfekt.
Sa g~oa it.
2. n von tden herankommen.
1. Präsens.
öoa n if den oder its deren
§ie n u ren
ka n §e den oder §e deren
kie n ta n
u den oder u deren §a n
oa den oder oa deren
2. Futur.
Ik §oa n
3. Perfekt.
Sa §oa n
4. Imperativ.
Gie n oder fjie ren oder pie tden
ge den oder §e deren
3. * essen.
1. Präsens.
öoa s §a s
§ie s us
ka s ta s
kie 8
2. Futur.
Ik goa s usw.
3. Perfekt.
Sa goa 8 usw.
4. Imperativ.
Gie s, 8ai fiie s usw.
Anmerkung. 1. Unregelmäßige Formen von tes sind ferner « dres,
oa dres, ie dres, <fe dres.
Ähnlich wie hei dem Zeitwort tes geht auch bei anderen Verben , die
mit einem /-Laut beginnen, in einigen Konjugationsformen das t in dr
über, z B. u drachen wir beide sprechen, gen drat'hen ihr sprecht (von
tachen).
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: Grundregeln der Bainingsprache.
67
2. Das Zeitwort pin kommen, ankommen erleidet folgende Ver-
änderungen: der /»-Laut bleibt stehen, wenn ein Konsonant vorhergeht;
geht ein Vokal vorher, so wird p zu r, z. B. un pin, oan pin, im pin,
ut pin, gen pin, Qoa vin, ha vm.
3. Gewisse Zeitworter haben, wenn sie sich auf Suhstantiva der
1. Gruppe beziehen, in der 3. Pers. sing, hi, und ti fur die 3. Pers. plur.
(bei Wörtern, die ein mit Vernunft begabtes Wesen bezeichnen), z. B.
kag schnell sein, gehen, Uichu furchten, sich furchten, *khi* die Erde
aufwerten, aufwühlen, »ire* weinen. Bei anderen Zeitwörtern lautet das
Pronomen der 3. Pers. sing, ku und in der 3. Pers. plur. tu, z.B. amiQ
töten, okmes waschen.
4. Andere Zeitworter haben ka in der 3. Pers. sing, und ti im Plural,
i. B. kdk lugen , kndk weinen , singen , trig singen , titain tanzen , dedel an-
klopfen, tap fällen, lual pfeifen, tckmet tun, machen, tien bitten, beten,
mgim erblicken, schauen u. a. m.
5. Wieder andere Verba haben in der 3. Pers. plur. (1. Gr.) beide
Formen zugleich: ta und ti.
6. Eine Anzahl Zeitwörter haben einen zweifachen .Stamm, einen
abgekürzten und einen verlängerten. Bei Verben mit abgekürztem Stamme
lautet das Pronomen der 1. Pers. sing, meistens Qoa, bei dem verlängerten
meistens Qu, z. B.:
Qoa sne* und Qu nes ich rufe
Qoa rkur » Qu rhur ich schenke, ich gebe
yoa uoik > Qu chuoik ich fliehe
Qoa matna * Qu tmatna ich arbeite
Qoa tv* • Qu spes ich rode
Qoa nak » Qu knak ich weine
Qoa Q »Qu QaQ ich gehe
Qoa nismet • Qu snismet ich zerreiße
Qoa van - Qu npan ich gebe
Qoa chuig . Qu kguig ich salbe, ich reibe ein
Qoa igrem - Qu Qigrem ich gehe spazieren
Qoa iaQ 'Qu ikaQ ich gehe schnell
Qoa viQ 'Qu QpiQ ich steige, ich klettere
Qoa ichim • Qu mkim ich pflöcke Brotfrüchte
Qoa ual » Qu lual ich pfeife
Qoa nkrxäm » Qu nkruim ich störe
Qoa &p • Qu psep ich falle
Qoa hi • Qu tlu ich sehe
Qoa chal - Qu Ikal ich verbiete
Qoa lak -Qu tlak ich schäle ab
Qoa hü • Qu Ihil ich sage
Qoa sal > Qu Ihal ich gebäre
7. Andere Zeitwörter haben keinen zweifachen Stamm, sie erleiden
bloß Veränderungen im Anfangskonsonanten. Diesen Veränderungen paßt
sich auch das Pronomen der 1. Person an, das bald Qu, bald Qoa lautet, /.. B.:
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OS
Haschkb: Grundregeln der ßainingsprachc.
Qu tekmet und Qoa rekmet ich tue
Qu tar • Qoa rar ich wasche
Qu tapmet • Qoa rapmet ich falle
Qu tkut • Qoa rkut ich grabe
Qu tat • Qoa ral ich trage
ii. a. in.
8. Gewisse Zeitwörter, meistens solche, die das Pronomen nach sich
verlangen, lassen manchmal eine Verdoppelung ihres Stammes zu (s. auch
Passiv), i. B.:
bäiQ sa und bäigbäig sa hervorgehen, aufgehen
krek pra und krechrek pra schweigen
mos pra und masmas pra ausruhen
pitk sa und pukpuk sa hervorgehen
pur ma und purvur ma wachsen, keimen
svg na und suQsuQ (susug) na schweigen
u. a. m.
Die übrigen Formen des Verbs.
1. Die negative Konjugation.
Die negative Konjugation außer heim Imperativ wird mittels der
Verneinungspartikel koasir, nicht, hergestellt, welche immer vor dem Verb
in allen seinen Konjugationsformen steht, z. B.:
koasir Qu tmatna ich arbeite nicht
koasir ti nari sie hören nicht
koasir sug nacha er schweigt nicht
koasir aremut navraiQi wir lieben dich nicht
koasir ik Qoa it ich werde nicht gehen
koasir sai chie vin sie ist nicht gekommen
koasir sa uni nin wir beide haben nicht gekocht
2. Die fragende Form:
a) Bei Krgiinzungsfragen ist dieselbe wie die Indikativform des Zeit-
Wortes, z. B. : Qic (/ a igacha? was siehst du? Goa tl a cfinr/ka ich sehe
ein Känguruh. Gm trkmet nama igiQftt was tut ihr? Uri spes wir roden.
Jjäi cha tin dar ari biga? kommt er heute oder morgen? Lara Qic tmattia
däi choasir? arbeitest du jetzt oder nicht?
b) Iti Entscheidungsfragen werden dem Zeitwort gewisse Partikeln
vorgesetzt, wie köä, aekoa (i) ari etwa, vielleicht, /.. B. : koa biga ri main?
(oder da ri main oder d ri mainÜ), koasir, ta tdan bamar tama ur tanzen
sie morgen? nein, sie gehen auf die Saujagd. Koa sa l/rmoam ka käk-f
hat etwa Lömoam gelogen? Aekoai gie tit sak Narif gehst du vielleicht
nach Nawiu? Ari gie brrig? schläfst du etwa? Ari Qoa Us nas? soll ich
selbst meinen Namen nennen?
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Raschkr: Grundregeln der Bainingspraehe.
(51)
3. Die Möglichkeitsform. — Nebensätze.
Hier werden die Verbindungswörter gebraucht: t, ba daß, damit,
auf daß, di daß, ae'koa ob, kurima daß nicht, z. B. a savireichi chie mir i
chie Ü a mabucha die Leute gehen fort, damit sie den Tanz sehen. Durrik
ka IMI baijoa, i Lomoam i aremka naQoa Dureik erzählte mir, daß Lömoam
mir zürne. Gie it §ie lu, i ae'koa Bumet ka vin geh und sieh, ob Bumet
angekommen ist. Ka snanpet nacha, i ae'koa (oder t koä) cha nari, i ka tit
samök ich fragte ihn, ob er ans Meeresufer gehen wolle. A choata ri
tuchun, i ta tes §i die Männer sagen, daß sie dich töten werden. A iyelta
ra tuchun, ip koasir (oder ip kurimai) ti tmatna die Knaben sagen, daß sie
nicht arbeiten werden. Gie tlu, i kurimai ri lui gH gib acht, daß sie dich
nicht sehen. Ka rkura §oa rama gam, bu g~oa s §et er gab mir Fruchte,
damit ich sie esse.
Anmerkung, t ist in den meisten Fällen bloß Zeichen des Futurs.
4. Der Konditionalis.
Er wird eingeleitet durch die Konjunktionen ai wenn, aniy art viel-
leicht, etwa; es können dieselben jedoch auch fehlen, /.. B. Qie tmatna, du
(ju rkurai $i oder ai gie tmatna, da gu rkurai gi wenn du arbeitest, werde
ich dich beschenken. Ai perhet na mabucha, da uri Iii wenn der Tanz vor-
über ist, werden wir Schreibunterricht halten. Gie tit sa va chövl, di gie
gag na ma Baga wenn du in den Busch gehst, wirst du den Bangaleuten
begegnen. Ani läi iv ur it sa vet ma Vuktas, dama hlur ama armrer sa
traut wenn wir heute nach Puktas gegangen wären, so würden wir viel-
leicht von einem starken Regen überrascht worden sein. Ai iv ari law uri
sjrx ma mrer, da cha va naut wetin wir vielleicht heute gut gerodet hätten,
so würde er uns beschenkt haben.
5. Die Wunschform:
Sie wird gebildet mit der Konjunktion ari vielleicht, wenn etwa,
wenn doch, oder auch mit dem Zeitwort nari wünschen, z. B. ari goa hinki
ära! wenn das Messer doch mir gehörte! oder gu nari, ik goa hinki ära!
ich wünschte, daß das Messer mir gehörte!
6. Die Gewohnheitsform.
Die üewohnheitsform kann ausgedrückt werden:
1. indem man das Zeitwort oder Adjektiv wiederholt;
2. durch die adverbialen Ausdrücke oarich oarik alle Morgen, jeden
Morgen, pra aren mani alle Tage, täglich, sa unun, sa unun jeden Abend,
alle Abend usw.;
3. durch den Ausdruck sa tu (sa ta, sa ti).
Bsp. ka mam, ka main er hat die Gewohnheit zu tanzen, ka suau, ka
mau er hat die Gewohnheit zu stehlen, a Igik nacha, a lg*ik nacha er ist
wahr, aufrichtig, er lügt nicht. Oarich oarik da uri Iii alle Morgen schreiben
wir. Sa ttnun m unun da gern nen jeden Abend werdet ihr beten. Sa tu Qu
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70
Raschkb: Grundregeln der Bainingsprache.
gigrem ich habe die Gewohnheit spazieren zu gehen. A nanki sa ti chit nin
die Frau hat die Gewohnheit zu kochen. Sa tu ri §a§ satnök sie haben die
Gewohnheit ans Ufer zu gehen.
7. Die I nfinitivform.
Eine eigentliche Inßnitivform existiert nicht in der Bainingersprache.
Unser deutscher Infinitiv kann auf zwei verschiedene Weisen wiedergegeben
werden, indem man den Infinitiv entweder in einen Haupt- oder in einen
Nebensatz auflöst, je nachdem es der Sinn der Rede erheischt, z. B. ka
drem ka Iii er versteht zu zeichnen. Un tir uni rar oder un tir, w uni rar
wir beide gehen baden. A chiak naQoa, ik Qu tat ama dulkaära ich bin
zu schwach, um diesen Stein zu tragen. Uri sui Qi, Qie tei§ oder uri sui
Qi, ik Qie teig wir lehren dich singen.
Passiv.
Eine Passivform fehlt. Sie wird durch das Aktiv umschrieben und
zwar durch die 3. Pers. plur. (vgl. hierzu das unbestimmte Fürwort),
z. B. lüi koasir ti tmatna heute wird nicht gearbeitet, eigtl. heute arbeiten
sie nicht. Ta tes gi du wirst getötet. Ta lachen, i Dureik ka suau es wird
gesagt, daß Dureik stiehlt. Biga di ri main morgen wird (getanzt) man
tanzen.
Von einigen wenigen Verben existiert jedoch eine Passivform, die
auf ähnliche Weise wie das Adjektiv gebraucht wird. Sie wird gebildet,
indem man den Artikel vor den Stamm des Zeitwortes setzt und die von
letzterem bedingte Präposition mit dem persönlichen Fürwort folgen laßt.
Der Stamm des Zeitwortes wird in diesem Falle meist verdoppelt, z. ß.
a bug mena hinki oder a hinki ama bug* meneichi oder a buQbuQ mena hinkt
oder a hinki ama bugbug meneichi das zerbrochene Messer (buQ zerbrechen).
A barbar da kaurka oder a kaurka ama barbar demka der zerspaltene Bam-
bus (bar zerspalten). A siksich ama muga oder a muga ama siksika das
verfaulte Holz.
Hilfszeitwörter.
Die Hilfszeitwörter: sein, haben und werden sind der Baininger-
sprache fremd.
1. Sein, a) Vertritt sein die Kopula zwischen Subjekt und einem
prädikativen Eigenschaftswort, so wird es durch ein dem Subjekt in
Endung und Zahl entsprechendes, persönliches Fürwort ausgedrückt. Das
Eigenschaftswort wird auf diese Weise zu einem intransitiven Verb und
wird auch gleich den Verben mit nachfolgendem Pronomen konjugiert, z. B. :
a nanki ama mriki die Frau ist gut (die gute Frau)
a vt'.semka ama reterka der Arekabaum ist gerade
a choata ama rit nara die Männer sind groß,
b) Verbindet s<*in zur Bezeichnung eines Zustnndes ein Subjekt mit
einem substantivischen Prädikat oder präpositionalen Ausdruck, so wird
es entweder mit ka oder bloß mit ama übersetzt oder auch na mit dem
Pronomen, z. B.:
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Rasches: Grundregeln der Bainingsprache. 71
a cham ka ama vu ama Agelura die Teufel sind schlechte Engel
ka a ur a Uji ära unsere Wörter sind diese, so sprechen wir, so
drücken wir uns aus
Ar« ama merket es ist gut, schon
ka ama retkinara sie sind weise, schlau
a yamanki ama ika oder i ama ika die Taube ist ein Vogel
Deo ama ioska ama merka nacha Gott ist ein guter Geist
ka ca makeichi er ist im Haus
ta gel a Iba sie sind bei den Küstenbewohnern.
c) Das Zeitwort kur sitzen, bleiben, wohnen kann auch in vielen
Valien sein vertreten, z. B. a nanki churichi vra lot die Frau ist in der
Pflanzung.
kur kann auch ohne irgendwelches Pronomen sein bedeuten. In
diesem Falle steht es immer am Anfang des Satzes, z. B. kur a eicht mara
rmern es ist Wasser im Gefäß. Kur a ik mera muga es sitzen (sind) Vögel
auf dem Baum. Koa chur a achach af ist jemand da?
d) Zuweilen ist sein überhaupt zu ergänzen, z. B. §oa ra avetki ich
bin im Haus; goa main(i) a das ist mein Ding da; ka a §en a nat das sind
eure Taros.
2. Haben. Haben wird stets mit einem Pronomen wiedergegeben,
z. B. goa mriem ich habe zwei Tarobündel. Koa Lamiska a § a atferkif
koasir a achik hat Lamiska eine Frau? nein, er hat keine. A chasna
ni gi a Am? wieviel hast du Messer? A ratpes naget vier. Koaig i ama
ratpes na eleig Koaing hat vier Zehen. Koasir goa a g a huanka ich habe
kein Kleid. Koai gi a latf hast du eine Pflanzung? Koasir goa get ich
habe keine.
3. Werden. Werden wird durch die Partikeln ip fürs Futur und
sa für die Vergangenheit, welche dem Eigenschaftswort oder Hauptwort
vorangehen, ausgedrückt, z. B. a igelka iv a (jerhurka das Kind wird blind.
A harucha sa a gerhurka oder sa a Qerhur ama harucha der Greis ist blind
geworden. Jesus Kristus sa ama choatka nacha Jesus Christus ist Mensch
geworden.
Anmerkung. Können in der Bedeutung von verstehen wird
durch das Verb drem ausgedrückt, z. B. ka drem, i ka main er kann tanzen.
A Iba choasir ta drem i ti mhem a sareicha die Uferleute können keine Tanz-
maskeu verfertigen. A chumökmetka choasir ka drem i cha lachen der Säug-
ling kann nicht sprechen.
Nicht können im Sinne von nicht vermögen heißt durhup, das
dem Zeitwort angehängt wird, z. B. goa tit duchup ich kann nicht gehen,
uri teiQ duchup wir können nicht singen.
Beispiele zu den Verben: Gu man sa va avetki ich gehe (trete) in
das Haus. Gie tuachen a suvit du ahmst die Feinde nach. A savireichi
churichi da rik na lat die Leute sitzen außerhalb der Pflanzung. Ki em a
vrika er schwingt die Schleuder. Bugmet nagen ihr erschreckt. Kurimai
gie gnig fürchte dich nicht! Sa cha nari, gie nen er hat dich Insten hören.
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72 Raschm: Grundregeln der Bainingsprachc.
Sai chie sal a ruis ama ratpes nara sie hat vier Kinder geboren. A uerka
vraun wir beide freuen uns. Ti suruv a chrapki sie trinken Wasser. V ri*
uin wir nannten euch beide. Gi a rsavracha naQoa ich bin dein Sklave.
Kie kay satmit sie geht schnell, sie läuft. A ioska nacha er ist arm. A
niracha bäiybäiy sacha die Sonne geht auf. So uri §uQ a ur a luan wir
haben unsere Kleider eingewickelt. Iv aremQen naut ihr werdet uns zürnen.
Knasir iv a chiripta sie werden sich nicht schämen. A urka cha tden, da
a daga chulkul temka wenn ein Wildschwein kommt, wird der Hund bellen.
A nanini a ayetki emmi das Mädchen ist hungrig. A naniram a ayetki emi-
ram die beiden Mädchen sind hungrig. A iyeliray kiskisieyriy* die Kinder
nießen. Chi mam yakydkmetka mein Vater gähnt. Goa ruavik ama ruarta
meine Bruder sind linkshändig. Sa tnenepmenevuin ihr beide seid schläfrig
gewesen. A day ama rdnyet die Hunde sind satt. A lap Qeri surup die
Kakadu trinken. Goa ras, ik §u breig ich lege mich nieder um zu
schlafen. A nankina i ra tit a muy~ , i ti nin die Frauen werden um Holz
gehen, damit sie kochen. La choasir a nankina sa ra in heute haben die
Frauen nicht gekocht. Iv u s ama chdelka wir werden ein Känguruh essen.
öie ruchun dt yie teiy* setze dich und singe! Ik yti main, dt y~ir yiQ mirk
nayoa ich werde tanzen und du wirst um mich herumgehen. Sa yua il
sa verset ich habe fertig geschrieben.
8. Das Verhältniswort
1. Als Präpositionen gelten:
Ba, bark, barak für, zu yelem bei, neben
bedey" bis yelemna na unweit, neben, bei
da auf, an, in, bei, um, zu, mittels, j yir (kir), yirna na bei, neben
innerhalb
da rik na außerhalb
mar., mer, mr auf, in, durch
men (meni) an, auf, über, durch, neben
met in, zu, bei, wegen, fur
mirk um, herum
munkrup ma, pa chlichi na in der
Mitte, zwischen
na (noma) mit, aus, wider, an
nair von, durch, unter
namen (i) vor, von
namr mit
nanir um, nach
nasak während
nav (nev) narr zu, gegen, von, aus, an
nayel von, durch
nasar für, um
yel bei, neben, während
sa über, wegen, mit
sak . . . rhames vor
sair zu
sak (sasak) an, hinter, nach
sar (sarc/n) zu, an, vor
sat> (sev) in
pa, pra, pet in, über, hinter, mit, von
pik an
pra — ui unter, unterhalb
/ wegen, mit, auf, hinter
tik, Hohem wegen, mit
tuar — tuar diesseits, jenseits
da ... is Km Fuß, am Rand, am An-
fang , im , am Grunde
sa . . . oves, pra . . . ves wegen
pik ara re§ über, sak . . . re§ hinter,
Gegensatz des räumlichen vor;
auch im übertragenen Sinn.
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Raschsr: Grundregeln der Baiumgsprachc.
73
2. Beispiele zu den Präpositionen.
Ba. barak, bark. A huiki baun Tabak für uns beide. Ka sil baQen
er sagt zu euch. Ti tal a adap barachaut sie bringen Taros für uns. A hinki
luicha bark «der bark ma Bumet dieses Messer ist fur (gehört) Bumet.
Bedey. Sa ut tmatna bedey i ama Stmtacha wir haben bis zum Sonn-
tag gearbeitet.
Da. A bieska da a miyl eine Wunde auf der Lippe. Kie tisavet da
a r a ren sie denkt nach, sie besinnt sich (in ihrem Bauch). Gie oamty du
goa chames du schlägst mich an den Kopf (Stirne). Ta tit da chip sie gehen
mittels Lanzen, auf Lanzen gestützt. Da niracha (= yel a niracha) hei
Tag. Da niracha a a ren mittags. A chabaiki chie knak dama arm a r is
oder da aretik a r w der Kambaikvogel ruft während der Nacht (zur
Nachtzeit). A choata ri tmatna da lar a yer a ren die Männer arbeiten
innerhalb der Pflanzung. A duliyl churiyl da avetki a r a ren die Schiefer-
tafel liegt innerhalb des Hauses.
Mar, mer (met) mr. A ika cha mara muya oder mra muya der Vogel
sitzt auf dem Baum. A lapki chie til mera sarichis der Kakadu fliegt in
den Lüften. Kur a Irtan mara yateichi die Kleider befinden sich im Körb-
chen. Ka iyip mara ichiranas oder na ichiranas er starb durch Zauber.
Läi ri breiy met Rukvs heute schlafen sie in Rukus. Areboar da a ren mera
rüget er ist betrübt wegen seiner Sünden. A Itiyi met yoa paip Feuer für
meine Pfeife.
Mirkna. U tit mirk nara wir gehen um sie herum. Ka tkut mirk
nama achavet er gräbt um die Bananen herum.
Munkrup (ma), pa chlichi na. Ldmiska churicha munkruv a Ibeiem
o<ler munkruv ama Ibeiem Lamiska sitzt zwischen zwei Uferleuten. A vaska
cha munkrup mena lat der Brotfruchtbaum steht in der Mitte der Pflanzung.
Gie tal ama muya va chlichi trag das Holz in der Mitte (faß es in der
Mitte an).
Na, nama. A iyelka cha tal a lamaseit na a rik der Knabe trägt ein
Kokasblatt in seiner Hand. Gu chut na huleichi ich grabe mit dem Spaten.
Jan rar menanas na git die beiden bekleiden sich mit Blättern. Ti rekmet
nama Idnini na punki a r a lau der Kamm wird aus Schildpatt verfertigt.
7T Aerm nara man ist böse auf sie, man zürnt ihnen. A Puktaskina aremta
na Loankina die Puktasleute zürnen den Loan. Ka pnap na a oveska er
verneigt sich.
Nair. Goa chietdem wi noir Mainam ich erhielt es durch (von)
Mainain.
Namen. Ki chuoik namenayoa er flieht von mir. Ta mit namena
hinki sie haben das Messer vergessen. A ayelucha cha noa naiem namena
fbradis der Engel vertrieb beide aus dem Paradies.
Na m r. Gie Imel a yam namra muya pflücke Früchte vom Baum !
Goa r a ccsemka namra yateichi ich nehme eine Arekanuß aus dem Körb-
chen. Ta mat namra suoit sie ahmen die Feinde nach. Goa tat namra Iba,
i yu tmatna ich all me die Uferleute in der Arbeit nach.
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74
Rascher: Grundregeln der Bainingaprache.
Nanir. A machracha cha mas nanir§oa die Steinkeule liegt vor mir.
Gie it natiir ama alau hole, suche Eier! Kur a luski sak goa chamex der
Geinüsetopf steht vor mir (= vor meinem Angesicht).
Na sak. U tit da uri mlei »ama ur nasach ama armriki wir suchen
nach Wildschweinen wahrend des Regens.
Nagel. U Ht nagel iak wir kommen von jemand. Goa vm nagelemka
ich komme von ihm.
Nasar, nak. A chasna nama nar, ik g\t tal Get nasar ama luanka?
wieviel Taros muß ich fur ein Kleid bringen;' Lömoam koarii ka nachrim
wo ist Lömoam? er ist hinter uns beiden. Geni maravit sak §oa reg ihr
steht hinter meinem Rücken.
Gel. A muga cha mas gel (oder mena) a avetki der Baum liegt neben
dem Hause. A Puktaskina ri main gel ama Bagaichina die Leute von Puktas
tanzen bei denen von Bangga. Gel ama niracha bei Tag.
Gelemna na. Ka tmatna gelemna na Jiivun er arbeitet in der Nahe
des Riwunbaehes. Sa u tden gelemna na Nävi wir sind bei Nawiu ange-
kommen.
Gir, girna na. Gu mam kuricha girQoa mein Vater wuhnt bei mir.
A vaska vurvur maeha chir ama vesemka der Brotfruchtbaum wachst neben
dem Arekabaum. Kur a lat girna na avetki die Pflanzung ist neben dem
Hause. A clutata sa ra vin girna naut die Männer sind zu uns gekommen.
A charnulkuska vurvur macha mena dul girrta na eichi die Kamulkuska (Orchi-
deenart) wächst in der Nähe des Wassers an Felsen.
Sa. Ta lachen sa Lömoam sie sprechen über Lömoam. A verka
vragoa su goa lat ich freue mich über meine Pilanzung. Ka tit sa tavet er
trägt Tawet (Mise, japon.) bei sich, ergeht mit Tawet fort, er entfernt sich
mit Tawet.
Sair. Geni tavlag* sair gu nan geht zu meiner Mutter zurück. A
Igieska chu rut na nanki sairut der Häuptling führt die Frau zu uns. «So
la ra mit sair ama Batja sie sind heute zu den Banggaleuten gegangen.
Lara ra hav a vlemka sair a tik jetzt fangen sie ein Schwein zum Feste.
Sak, sasak. A bieska sak goa reg ich habe eine Wunde am Rücken.
Ka rar demut sasak Loan er führt uns nach Loan. Kur a huleichi sak gi
a reg der Spaten liegt hinter dir. Jen mit sak Nävi die beiden gehen fort
nach Nawiu (s. auch sa vet).
Sar sarem. Gie mir sare'nujoa gehe vor mir! Gu surup sar Lömoam
ich trinke vor Lömoam. Ti nin sdrvmgH sie kochen vor dir.
Pr, Savr. sep, pet. A mlaoxki vra eichi der Kahn ist im Wasser.
Gie n, ic un tit sa vra lat komm, laß uns beide in die Pflanzung gehen!
A .sacireichi chic teig m vraut die Leute singen auf uns. Gie tu gi a gatetchi
vra leichi stelle dein Körbchen an die Tür. V tkut sa vra muga a a ribit
wir graben um den Stamm des Raumes. Michael ka noa nama vu ama
Agclttra sa vra Iteig Michael stürzte die bösen Engel in das Feuer. A areska
sa vra ur a §u§ Salz zu unserem Gemüse. A ut mamiem aries preiem pra
Paradis unsere Stammelten freuten sich im Paradies. Deo sa cha rekmet
nama husupka da nama rvetki vra garichit na arm dat demki Gott schuf den
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Raschkb: Grundregeln der Bainingsprache.
75
Himmel und die Erde in sechs Tagen. A clioata ra tes na m vra nanki die
Männer stritten untereinander wegen einer Frau.
Pra — rut (uf). Kurvt pra husupka ut wir sind unter dem Himmel.
Pra leichi rut unter der Tür. Pra evetki rut unter der Erde. Pra eirhi rut
unter dem Wasser.
Pik. A hiska pik goa chmem eine Kette an meinem Hals. A biet
picht a nankina a r sacha§ die Frauen haben Wunden im Gesicht.
ta, tem. A savireichi chie tesna ta nanki die Leute streiten wegen
einer Frau. Gti churai gi ra hitiki ich beschenke dich mit einem Messer.
Uri tuma remta wir lachen über sie.
Tiki tichem. Kurimai Qie tres tichetngoa verstecke dich nicht vor
mir. A ruimini ini /jeri tres tich ama daga das Kind versteckt sich vor dem
Hunde.
Tuar — Tuar. Torotea churicha ruar na Genanki, di ki goa churigoa
ruar Torotea wohnt jenseits Genanki und ich diesseits.
Sa . . . oves. Deo cha tes ut sa vra ur a ruacha a oves Golt straft
uns wegen unseres Bruders. A igelta ra t?s na sa vra adav a rr res die
Knaben streiten um das Essen (Taros).
Da . . . is. Da chövl a r is am Saum des Busches. Da ratem a r is
auf dem Boden des Grasfeldes. Da a'chi a r is am Boden des Wassers.
Da lar a r is am Rand der Pilanzung. Ka mit da hurki a r is er ging an
den Zaun.
Anmerkungen zu den Präpositionen. 1. Manche Verba, die im
Deutschen mittels einer Präposition konstruiert werden , entbehren einer
solchen im Bainiugischen , z. B. tes Krieg fuhren. A Iba ra tes ama vhächat
die Küstenbewohner kämpfen mit den Bainingern. Pig klettern, r.s sich
umwickeln, mrir herabsteigen.
2. Manche der Präpositionen sind zusammengesetzt aus einer Prä-
position und einem Umstandswort oder Hauptwort, z.h.gelemna na, girna
na usw.
9. Das Umstandswort
1. Adverbien der Zeit.
lära, ka Iura jetzt eben, jetzt, soeben
im Augenblick
nach as ka lära jetzt eben, soeben
la, läip, läi heute, seit einiger Zeit
nach ai*a la vor — , seit einiger Zeit
ka luaiet, ka lära jetzt im Augen-
blick
at läip heute noch, jetzt, bald —
nach einiger Zeit
nutr, madu früher, ehemals, seit einiger
Zeit, vor langer Zeit
mä sa mur vor sehr langer Zeit
biga morgen (Gdvit: balda)
oarik bal in der Frühe
biga da oarik, läiv oarik, läip da oarik
morgen in der Frühe
la oarik heute in der Frühe, heute
Morgen
oarich oarik, balbal sehr frühe (jeden
Morgen)
a ger ama aren, na ka ger ama aren
einige Tage
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70
Raschkr: Grundregeln der Bainingsprache.
areip eines Tages
areipma, maiei eines Tages (in der
Zukunft)
pri a aich ama arenki eines Tages (in
der Vergangenheit)
mänt gestern
mani ravano vorgestern
tavano übermorgen
a aber na aren , mika na aren oft
pra aren)
mas immer, fur immer, sehr
nauir zuerst
sies, siebtes, mäka wieder, abermals,
nochmals
nasat, navasasat, tavano nachher, hier-
auf, dann
pa aren im Dunkeln, nachts
da arenk a ris, da ama aren a r is,
pra arenki nachts
!i da a c/u/reretki beim Mondschein
sa unun ahends
| da niracha , gel a niracha bei Tag.
2. Adverbien des Ortes.
<*, ära, ti (sa ri, sasa ri) hier
iei vielleicht hier
na ri, ka na ri von hier
koai koari? koaridi! wo? wohin?
na choa ri? von wo? von woher?
puk, pit (ivit) oben, droben
pusup oben, droben
nai vvk, na vusup von oben
nai vit von oben
ina vtik von oben herab
mana evet auf der Krde, am Boden
mas durch, hindurch
amuk dort, drüben
la amuk dort drüben
lucha ama cha muk dieser dort
Iura ama cha muk die Personen dort
libera ama cha muk die Dinge dort
da rik draußen
Ida a r a ren drinnen
I imak drunten
nai mak von unten
imani drunten (auch ama mani)
na imani von unten
temani unten (am Boden)
wuk oben (in der Nähe)
dvano, avdvano droben (weit weg)
bu churi bloß, unbeschäftigt
pa unes im Schatten
pa chool im Busch
pa inim im jungen Busch
gelemna in der Nähe
gis weit, fern
da etferkig am Strand (dagerkig, de-
gerkig)
sa da egerkig an den Strand
taguir anderwärts, hinaus, nebenan
3. Adverbien der Art und Weise.
perhet genug, fertig, sa goa verset ich
bin fertig
sa chap genug, fertig, sa chapg~r>a
a mrer, ma mrer, a mres gut, schön
tna oik schlecht, ka feig ma vik er
singt schlecht
a vucha, a vwa, a vuget er ist schlecht,
sie sind schlecht
tachorära, tachord so, auf diese Weise
tachoar wie, tachoar madü, madu ra-
choar wie früher
savaremna gleich sein
meni abschüssig, steil, vorüber, vorbei
(gehen)
iaf ivat evivaf warum? weswegen?
neik allein, bloß, nur
naka doch, bloß, nur
sanat wie?
ka nana? wie ist es? wie verhält es
sich damit?
ma Qerksus allein
menana übereinander, aufeinander,
nebeneinander
na demna (demna) nebeneinander
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Rascher: Grundregeln der Bainingsprachc. 77
im Zickzack (= a ig
ichat herum
pa beinahe , fast
tief
duchup vergeblich, umsonst (s. oben
nicht können)
a chasna 1 wieviel?
sa vra igacha? weswegen?
a l§ik, wirklich, wahrlich, in der
Tat, wahr
asmiru, endlich
malet, maden sehr, stark, fest
martk wenig, etwas, nicht lange
ma aber viel
merdchas allein
temna zusammen
Anmerkung zu ikag und tak
metki)
ma reter gerade, aufrecht
küre, kuküre warte, halt, genug
as kuküre warte noch !
kdoet ist es wirklich so?
meni quer
pa tresis im Versteck
ika§, ia§ schnell, rasch (nur in Ver-
bindung mit dem persönlichen Fur-
wort)
hatmit schnell, sofort (in Verbindung
mit ika§ gebraucht)
tak langsam (nur in Verbindung mit dem
persönlichen Fürwort gebraucht.)
Die beiden Adverbien schnell und
langsam werden auf folgende Weise in der Bainingersprache wieder-
gegeben, z. B.: ka tes ki kag oder ki kag sa smes er ißt schnell, ka teig ki
kag oder ki kag" sa teig er singt schnell, gu main g\t ikag" oder Qu ika{j sa
main ich tanze schnell, gie fach a sines oder (jie tak ma smes du ißt langsam,
gv fach a tmatna ich arbeite langsam, kie tach a mam sie tanzt langsam,
gie tach a tmit (nicht gie tach a tit) gehe langsam, uri tach a mrachen wir
reden langsam.
4. Adverbien der Verneinung.
koasir nicht, nein (Taunit: koasik)
kuku nein, durchaus nicht, nichts (Gai-it: kukan)
askoasir, as kuku noch nicht, doch nicht.
5. Adverbien der Bejahung.
ce, echerer, ä (indem man zu gleicher Zeit den Kopf schüttelt) ja
ka ehoia ja gewiß , es ist so
saka wohlan!
luchaiet das ist es.
6. Adverbien der Möglichkeit.
art, ani, oan vielleicht
ari rik, rieh ari vielleicht, wahrscheinlich
koa? etwa? (= aekod[i\) (koar)
ei ob.
Beispiele zu den Adverbien. Nach as ka lära cha tit na ri so-
eben ist er von hier weggegangen. Den tnur ka rekinet nama husupka vor
Zeiten schuf Gott den Himmel. Biga da oarik da uri gigretn morgen in der
Frühe gehen wir spazieren. Im oarik di gie oami gm heute Morgen hast
du mich geschlagen. Oarich oarik da getti sunas jeden Morgen habt ihr
Unterricht. Koai §ie nari, ra fachen? hörst du sie sprechen? A lapki
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78
Raspheb: Grundregeln der Bainingsprache.
arttk Hiera muga i chie tes a gam der Kakadu da oben auf dem Baume
frißt Fruchte. Pa da un igip nama aremki wir beide waren fast an der
Krankheit gestorben. Kasna da verser i </ie knak? wann hörst du auf zu
weinen? A igelta ama merta choasir H käk td rc mam gute Kinder belugen
ihren Vater nicht, die tmatna rachoar mani arbeite wie gestern! Koasir
Qie nari, i gi a uemka clta tit sa gelemgoa] evival warum willst du nicht,
daß dein Sohn zu mir kommt? Gen mrachen ia? warum sprecht ihr?
Kurigi va unes, i htrimai Qie tarnar bleib im Schatten sitzen, damit du nicht
krank wirst, den drachm sa igacha? worüber sprecht ihr? A tos lern an i ra eret
die Geister sind unter der Erde. A rdlitka imak pra evet der Wurm unten
am Boden. Gi a ruacha choarif wo ist dein Bruder? Ka lit ma mrer
er schreibt schön. Jen tit sa vra darnki ioit die beiden gingen den Berg
hinauf. A a mis ti nari, i ri Ikal a re mam , dap ti Ikal ka duchup seine
Kinder wollten ihn trösten, sie vermochten es aber nicht. Ai sies gie rachQ,
di gie ral goa hinkt wenn du zurückkehrst, so bring mein Messer mit. Ka
mgim nasat er wachte nachher auf. A nat kuriQet menana die Taros liegen
nebeneinander. Gie tu a mru na demna stelle die Tarobündel zusammen!
Koar ama iQich i cha suau? ka ama iQik ist es wahr, daß er gestohlen
hat? es ist wahr. A eska cha tit ma irikpet der Weg geht im Zickzack.
A igurikmetki na Rivun der Rivimbach hat viele Krümmungen, Hießt im
Zickzack. Tika a ur a ruacha efta iQip auch unser Bruder ist gestorben.
Kurimai sies gie raclag sep goa chrigi komme nicht wieder in mein Gehöft!
A'ure, areip Qie iQip mera agetki warte, eines Tages wrirst du des Hungers
sterben. Oarich oarik baiQbäiQ sacha nava avetki da cha sne-s jeden Morgen
geht er aus der Hütte und jodelt. Koa goa levupki as ama iameskit lebt
meine Schwester noch? Koasir, mani ravano chie iQip nein, vorgestern ist
sie gestorben. Ka tära {Jen ikag satmit ha gel gu mam di Qeni ruchun tacho-
rära: a uerka vraiQi malei, gi a uemka as ama iameska jetzt geht schnell
zu meinein Vater und sprechet so: freu' dich sehr, denn dein Sohn lebt
noch. Gie n ina vuk di churigi sa ri gelemtU komm herab und wohne hier
bei uns! Asmiru ra rin, i ri tmatna endlich kommen sie zur Arbeit. A
igelta ama miQiesta ri t/u ichat mos pa Hl a r a avetki die faulen Kinder
schauen in der Schule stets herum. Gie mir, da kurimai churiQi mena eska
geh voraus und bleib nicht am Wege. A ika cha revrep sa Qis mera harichis
der Vogel fliegt hoch in die Lüfte.
10. Das Verbindungswort
ai — da wenn . . . dann, so
bai — da wenn . . . dann
i weil
ha daß, damit
i art daß etwa
i kurima, bu choasir daß nicht, damit
nicht
den sowohl — als auch
Art, tika auch
Qen, da Qen und (steht zur Verbindung
von Personen und Dingen im Sin-
gular, Dual und Plural)
kan und (steht zur Verbindung von
Personen und Dingen in der Ein-
zahl (1. Gr.))
chien und (steht zur Verbindung von
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: Grundregeln der Bainingsprache. 79
Personen und Dingen in der Ein-
zahl (2. Gr.)
ten (e in ten klingt oft wie a) und,
(steht zur Verbindung von Personen
im Plural (L, 2. und 3. Gr.)
Verben, Pronomina und Substan-
tiven (Sing, und Plur.)
dot uud
dap aber
dap, da, däi oder
gen und ; koarik — koarik oder, entweder — oder
da und , steht zur Verbindung von ar — ar oder, entweder — oder
Beispiele zu den Verbindungs Wörtern. Ai tr ama chorevetki,
domo sareichi wenn der Mond wieder aufkommt, findet der Tanz statt.
A nankina ri suchuv a lochupki, i ip biga da tik die Frauen kehren das
Gehöft, weil morgen Fest ist.
A choatka dama nanki der Mann und die Frau. A choariem dama
nanim die beiden Männer und die beiden Frauen. A choata dama nankina
die Männer und die Weiber. A choatka chan ama nanki der Mann und
die Frau. A choariem ien ama nanim die beiden Manner und die beiden
Frauen. A choata ren ama nankina die Männer und die Frauen. A choatka
da chan ama nanki der Mann und die Frau. A choariem da im ama nanim
die beiden Männer und die beiden Frauen. A choata da ren ama nankina
die Manner und die Frauen. A choata da §en ama nankina die Männer
und die Frauen. A choata gen ama nankina die Männer und die Frauen.
A daga chan ama chaiopki, a daga dama chaiopki, a daga gen ama
chaiopki, a daga da §en ama chaiopki der Hund und das Huhn.
A dagiem ien ama chaiovim, a dagiem dama chaiovim, a dagiem gm
ama chaiovim, a dagiem da gen ama chaiovim die beiden Hunde und die
beiden Hühner.
A daQ §en ama chaiop, a dag dama chaiop, a dag da gen ama chaiop
die Hunde und die Hühner.
A richit gen a richigl, a richit dama richigl, a richit da gen a richigl
der Arm und die Hand.
A richisim gen a richigrim, a richimm gm a richigrim, a richisim da
gen a richigrim die beiden Arme und die beiden Hände.
A richisig gen a richigrig, a richisig da gen a richigrig die Arme und
Hände.
11. Das Empfindungswort.
aria ! los , also auf, dran ! (bei der Arbeit)
di, aef ja, richtig, wirklich, was nicht
gar!
hon (indem man zu gleicher Zeit mit
der Achsel zuckt) doch nein , keines-
wegs, nicht im geringsten
oai, u ! um jemand zu rufen
oe, goa ak, goa arei! Ruf, um die
Aufmerksamkeit jemandes zu ge-
winnen
achaif Ausruf der Verwunderung, des
Erstaunens
haik, hak! Ausruf der Verwunderung
ftdkaf fertig! Ausruf nach Beendigung
der Arbeit, Aufruf zur Flucht
kövi? so? wirklich?
are! ja, natürlich!
ui! Ausruf vor einer schweren Arbeit
dkin! Ausruf des Staunens
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80
Hascher: Grundregeln der Bainingsprache.
Hl Satzlehre.
1. Einfaches Subjekt und Prädikat
A. Subjekt
a) Wenn das Subjekt ein persönliches Fürwort und das Prädikat ein
Zeitwort ist, so steht es vor oder nach dem Prädikat, je nachdem das
Zeitwort das persönliche Fürwort vor oder nach sich verlangt, z. B.: goa
lu ich sehe, §u nari ich will, uri lual wir pfeifen, maspraui wir ruhen aus.
a chreika vraut wir fasten.
b) Wenn das Subjekt ein hinweisendes Fürwort ist, so steht es vor
dem Prädikat, z. B.: lucha cha svau dieser stiehlt, Ligt aiet bug~ menigl
dieses da ist zerbrochen, Lura mani ri tmatna da läi ra ir, i ti satjar diese
haben gestern gearbeitet und heute gehen sie zum Fischen.
c) Ist das Subjekt ein Substantiv, so wird es in der Regel dem
Prädikat vorangesetzt, z. B. : a mabücha sa verset nacha der Tanz ist be-
endigt, a vaska cha sep der Brotfruchtbaum fallt, a ruitnirag geri tamar
die Kinder sind krank.
Anmerkung. 1. Die Zeitwörter: kur sitzen, bleiben, sein, wohnen,
liegen und kudos nicht wollen, sich weigern, welche vor ihrem Subjekt
stehen können, nehmen in diesem Falle überhaupt kein Pronomen an, z. B.:
Kur a Itei/j pra ririveichi die Zündhölzer liegen auf dem Tisch. Kur a
luanka mena evet das Kleid liegt auf dem Boden.
2. Das unbestimmte Subjekt man wird durch die 3. Pers. plur. aus-
gedrückt (vgl. oben Passiv).
B. Prädikat.
1st das Prädikat a) ein Verbum, so richtet es sich nach seinem Subjekt.
Dabei ist im einzelnen zu beachten:
1. zu welcher Gruppe das betreffende Subjekt gehört,
2. ob es in der Einzahl, Zweizahl oder Mehrzahl steht,
3. wenn es zur 1. oder 2. Gruppe gehört und Personen bezeichnet,
so ist das Pronomen der 3. Pel's, plur. ein anderes für Personen und ein
anderes für vernunftlose Wesen,
4. endlich, steht das Pronomen nach, so nimmt das Zeitwort bei den
Ableitungen die Endung des Substantivs an, z. B.: A ansska cha tes a
achavet der Papagei frißt Bananen. A ones ga tes a chavet die Papageien
fressen Bananen. A makeichi churichi ret ma Vurar das Haus steht auf dem
Platz, genannt Purar. Jiumet ka tit na nanki sa gel a Iba Bumet begegnete
einer Frau, welche zu den Küstenbewohnern ging. A choatka cha rar der
Mann badet. A choata ri tar die Manner baden. A nanki chie tar die Frau
badet. A nankiua ri tar die Frauen Imden. A lapki a r a migl atna irichigl
des Kakadus (sein) Schnabel ist gebogen. A lac a r a migrig a ma irichigrig
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Rascher: Grundregeln der Bainingspraehe. 81
der Kakadus (ihre) Schnäbel sind gebogen. A yarvdp kurdp mara mugunki
die Schleudersteine liegen im Körbchen. Mdra a rista dir Leute frieren.
A ruimiray a risiray die Kinder frieren.
1)) Ist das Prädikat ein .Substantiv, so muß es mit dem Subjekt im
Numerus und, wenn es einen mannlichen oder weiblichen Personen- oder
Tiernamen bezeichnet, auch in der entsprechenden Nachsilbe des Subjekts
vielfach übereinstimmen, z. B. : A chamki i ama ioaka oder a ioski die
Kauiki (eine mythische Schlange) ist ein Teufel. Seele, Geist. A lapki i
ama iki das Kakaduweibchen ist ein weiblicher Vogel.
c) Ist das Prädikat ein Adjektiv, so lichtet es sich in allem nach
seinem Subjekt, ähnlich wie das Verb mit nachfolgendem |>ersönlichen
Fürwort, z. U.: A virki ama ruichi die Keule ist schlecht. A chachracha
ama harucha der Baininger ist alt (ein Greis). A chachar ama fuirura die
Baininger sind alt. A chivini ama mrmi die kleine I,anze ist schon. A
ckiviray ama mriray die kleinen Lanzen sind schön. A lahar ama nanyet
die Haben sind Weibchen. A lahar ama choatyet die Raben sind Männchen.
A daya ama asuamka der Hund ist diebisch. A day ama asvamytt die
Hunde sind diebisch.
d) Ist das Kollektivum — ■ a sarireichi die Menge, die Leute, viele —
Subjekt, so richtet sich das Prädikat zuweilen im Numerus nicht nach der
grammatischen Form des Kollektivums, sondern nach dem Sinti desselben,
z. B. a savireichi chie rlntr oder ri rbttr die Leute zürnen.
-
2. Häufung von Subjekten und Prädikaten.
a) Bei mehreren Subjekten steht das Zeitwort in der Zweizahl oder
Mehrzahl , z. B. : A atjerim ieni mes nanir a im a ayerietn die beiden Weiber
rufen nach ihren beiden Männern. Goa arei ri rar a rim meine Leute
pflanzen Taros. A ik §eri tach a r a avet die Vögel bauen ihre Nester.
A ur a lat sa ver.set nayet unsere Pflanzung ist fertig bestellt. A iyelta ri
hirtich a rim di ri rat Qet die Knaben schneiden die Taros ab und pflanzen
die Ableger.
b) Sind die Subjekte Personen und Sachen von verschiedenen
Endungen, so Helltet sich das Prädikatsverb oder Adjektiv gewöhnlich
nach dem zunächststehenden Subjekt, z. B. : A not yen avia chavriray ama
tamesirag die Taros und Bananen sind frisch (neu). A iyelta reit ama <lag
ama asuamyet die Knaben und Hunde sind diebisch. A nanirag gen ama
natikina ama chiripta die Mädchen und Frauen sind verschämt.
c) Bestehen die Subjekte aus Substantiven und Pronomina oder aus
lauter Pronomina, so richtet sich das Prädikat nach dem Pronomen des
dialogischen Verkehrs, d. h. die erste Person geht der zweiten und dritten
und die zweite der dritten vor. Was die Zahl betrifft, so steht das
Prädikat in der Zweizahl oder Mehrzahl, je nach der Zahl der Personen1,
1 Ich und du heißt nicht yoa du yi, sondern yun.
Mitt <L Sfit. L Orient. Sprachen. 1904. 1. Abt t;
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82 Rascheb: Grundregeln der Bainingsprache.
bette meidet er. Seine größte Sorgfalt widmet er der Kultur der Taros,
während er hinsichtlich seiner Hütten und persönlichen Reinlichkeit eine
auffallende Gleichgültigkeit zeigt. Kr kennt kein Geld, noch zeichnet er
sich sonst durch besondere Fähigkeiten oder irgendwelchen Kunstsinn aus.
die ihn vor seinem Nachbarn vorteilhaft hervorstechen ließen.
Wie in seinen Gepflogenheiten und seinem Äußern, so unterscheidet
der Baininger sich auch von dem Kiistenbewohner durch seine Sprache.
Nicht nur der Wortschatz., sondern auch der Aufbau der Sprache ist ein
anderer. Der Prozentsatz derjenigen Wörter, welche mit Bezeichnungen der
Küstensprache wurzelverwandt sind, ist ein sehr geringer; meistens sind es
Namen von Vögeln und Tieren, ferner die Bezeichnungen von Vater und
Mutter, die mit Sicherheit als verwandt gehalten werden köunen. Doch
ist hierin zu bemerken, daß ein Einfluß der Küstensprache sich nur da nach-
weisen läßt, wo der Baininger Grenznachbar der Uferlcute ist, oder in einem
Hörigkeitsverhältnisse zu dem Küstenbewohner steht. Je mehr man ins Innere
dringt, und je geringer die Beziehungen der zwei Stämme zueinander werden,
desto seltener stößt man auf Spuren einer Verwandtschaft in der Sprache.
So einfach die Kustensprache, so erschreckend groß tritt uns der
Formenreichtum des Bainingischen entgegen. Dieser zeigt sich besonders
in der Fähigkeit, die verschiedenen Stadien eines und desselben Dinges
durch ein einfaches Suffix zum Ausdruck zu bringen. Auch unsere Ablei-
tungen im Deutschen stellen hinter der großen, dem Baiuingerdialekt eigen-
tümlichen Bildungsfähigkeit zurück. So können wir z. B. im Deutschen
von Mann wohl die Diminutivform Männlein oder Männchen bilden, das
ist aber das Weiteste, was wir in der deutschen Sprache erreichen können.
Wollen wir noch andere Stadien der Entwicklung oder des Baues vom
Manne ausdrücken, so müssen wir uns mit Eigenschaftswörtern behelfen
und sagen: er ist ein lang gewachsener, ein untersetzter Mann; — nicht so
der Baininger. Seine Sprache gibt ihm die Möglichkeit an die Hand, alle
die verschiedenen Stadien im Werdegang oder im Sichbefinden eines Dinges
durch ein Suffix auszudrücken, das der Grundbenennung des Dinges angehängt
wird. Er benötigt nicht der Beihilfe von Eigenschaftswörtern. So sagt der Bai-
ninger: a choatka der Mann, a chodrini der kleine Mann, das Männlein, a
choarit der schlanke, lang gewachsene Mann, a chodrem der untersetzte Mann.
Ein weiteres Merkmal des Bainingeridioms besteht darin, daß es
eine flektierende Sprache ist. Damit tritt sie aus dem Zusammenhang mit
der melanesisch- polynesischen Sprachgruppe heraus, um eine Sonderstellung
für sich einzunehmen.
Die Baininger bilden die verschiedenen Numeri nicht wie die anderen,
bis jetzt in der Südsee bekannten Volksstämme. Bei Bildung der Numeri
bedienen sie sich nicht der Beihilfe von gewissen Wörtern, sei es Für-
wörtern oder Zahlwörtern, die dem Substantiv vorausgehen oder folgen,
während das Substantiv selbst stets unverändert bleibt. In der Baininger-
sprache gibt es eine Flexion. Die Wortendungen werden verändert, um
die verschiedenen Numeri zum Ausdrucke zu bringen. Während z. B. der
OsLstamin der Gazelle sagt: a darai der Baum oder ein Baum, a ura davai
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Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 83
Anmerkung. Ein eigentliches zurück beziehendes und bestimmendes
Fürwort ist nicht vorhanden. Deutsche Relativsätze gestalten sich wie folgt:
Gie rekmet na Una, i mani goa ruchun nai§i tu das, was ich dir gestern ge-
sagt habe. Koaig ka tat a huiki, ti rktir a §er mam nasar a nat oder barach
ama nat Koaing trägt den Tabak, man hat gegeben ihn seinem Vater für
die Taros. A chtjatka, a rekmeneim i ur ay nacha, däi sa lära cha tgip der
Mann, dem wir vor zwei Tagen begegnet sind, ist heute gestorben. A rim,
mäichi chie mu get pro ririceichi vra ur a lochupki da achak ka suau ränget
da arenka r is die Taroableger, welche meine Mutter auf das Gerüst in un-
serem Hof gelegt hat, hat jemand heute Nacht gestohlen. Koasir u tkur
Iura da artmta naut wir beschenken die nicht, die uns zürnen. A repki
choaridi, i §ie tav a resemka naichif Wo ist das Beil, mit dem du den
Arekabaum gefällt hast? A eska a i mur ut mit rwpka sa vra Baga das ist
der Weg, auf dem wir früher nach Bangga gegangen sind. A achach i cha
vlatj iak, da cha rekmet nama mitjtt ein jeder (derjenige, welcher) einen tötet,
tut Böses. Luchära choasir ka tmatna, da läi choasir ka s wer nicht arbei-
tet, soll heute nicht essen. Lära ri tmatna, dai biga da ri gigrem diejenigen,
welche heute arbeiten, gehen morgen spazieren, Gu nara , i ra tit samrik
ich gehe mit denen, die sich an die Küste begeben.
4. Ergänzung.
a) Die Ergänzung im Akkusativ steht nach dem Prädikat, z.B. goa
tin gi a arenki ich nenne deinen Namen. Ta tis un ia? Warum nennen sie
uns beide beim Namen? A a ruacha mänt cha tirekmet a gamanki sein Bru-
der schoß gestern eine Taube. Ani chie tes uin vielleicht straft sie euch
beide. Eva chie Imel ama gam di chie mes get Eva pflückte Fruchte und aß
sie. Deo cha chal ur, iv uri kdk Gott verbietet uns zu lügen. A chacilki
rvemka cha su ut ama teig~ oder rama teifi oder sa teiij der Weiße lehrt uns
Lieder. Luich ama nanki chie sal a aber na ruis diese Frau gebar viele
Kinder. Lauer koasir ka rbur ut, däi chi achu ut Lauer zürnt uns nicht,
aber er fürchtet uns. Gu mam ka rer a nat, da gu nan kie hirtich atjet mein
Vater zieht die Taros aus und meine Mutter schneidet sie ab. Gie tak gi
a richigl nanir ama hinki du streckst deine Hand nach dem Messer aus. A
abriki nama chachat ta drem ama fbeigl , da cltoasir a ga Ibacha cha drem a
chachrigl viele Baininger sprechen die Ufersprache, aber kein l'fermann
spricht die Bainingersprachc. Dureik ka tal a nat i rdriem da rdriem Dureik
bringt Taros, zwei und zwei (Bündel).
b) Viele Zeitwörter, welche im Deutschen transitiv sind, werden im
Bainingischen intransitiv gebraucht und das Objekt, das im Deutschen im
Akkusativ stehen würde, wird in der Bainingersprache mittels einer Prä-
position mit dem Zeitwort verbunden, z.B. Gie nari sa vra igacha? Was
hast du gehört? Ka rekmet na igigeti Was tut er? A saviracha cha mlei
nanir un, i ku oamig" un der Feind sucht nach uns beiden, damit er uns
töte. Sa unun ieni nkavöp nanir a igelka saget a a mata, da choasir ta drem
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84 Ra8cbeb: Grundregeln der Bain'mgsprache.
sa vracha als es Abend geworden war. fragten die beiden nach dem Kinde
bei den Verwandten, aber sie wußten nichts von ihm. A atem §a ves nas
ta rucha nepka die Nebel verhüllen das Meer. Goa mit namena sulrichi, madu
pu tmatna naichi ich ging vom Spaten (ich vergaß), mit dem ich früher
gearbeitet habe. Goa chur iak , du Qoa met niak ich beschenke den einen
und schlage den anderen. A (ha choasir ta drema ut, da choasir ta drem sa ,
vra ut die Küstenbewohner kennen uns nicht und denken nicht an uns.
5. Vom Zeitwort.
1. Das Präsens wird in der Bainingersprache oft da gebraucht, wo
wir im Deutschen das Imperfekt oder Perfekt haben, so bei Erzählungen.
Vergangenes gibt der Baininger in der Präsensform wieder.
2. Das Perfekt in der Bainingersprache kommt nur im Sinne und in
der Bedeutung des eigentlichen Perfekts vor, d. h. das Perfekt findet sich
nur da, wo eine Handlung sich soeben vollzogen hat und als Ergebnis in
der Gegenwart noch andauert.
Ähnlich wie der Lateiner in der verneinenden Imperativform den Kon-
junktiv des Perfekts anwendet, um eine Handlung zu verbieten, die jemand
im Begriffe steht zu tun, so gebraucht der Baininger mit Vorliebe die Per-
fektform anstatt des Imperativs des Präsens in der befehlenden und vernei-
nenden Form.
3. Das Perfekt weist, wie erwähnt, eine eigene Partikel: sa auf.
Diese steht:
a) In einfachen Sätzen vor dem Verb und vor dem Subjekt, z. B.
sa goa il ich habe geschrieben. Sa goa reit] ich habe gesungen. Sa u tuma
wir haben gelacht. Sa gen pin ihr seid angekommen. .Sa a uemini §a Us
oder a uemini sa ga tes das Kind hat gegessen. Sa choasir ka vin oder koa-
sir sa cha tin er ist nicht angekommen.
b) In erweiterten Sätzen kann sie vor dem Zeitwort, Adverb oder
vor der Präposition stehen. Zuweilen steht die Perfektpartikel sowohl vor
dem Verb als vor dem Adverb oder der Präposition, z. B. Sa läi perhet
nama nat die Taros sind heute auf. A galipka churicha sa gelemna ni gi a
makeichi der Nußbaum hat in der Nähe deines Hauses gestanden. A choatka
clux igip sa vra lat der Manu ist in der Ptlanzung gestorben. A maraga cha
tit sa mra muga der Nashornvogel ist auf den Baum gellogen. Sa la §oa
lu ra, i ru oamig mrra machracha ich habe sie jetzt gesehen, sie höhlen
einen Stein zu einer Steinkeule aus. Sa choa sa chao ama mag"? Ist genug
Holz dagewesen;' Ka mit sn choarii Wohin ist er gegangen?
4. Bezeichnet ein Adverb schon an und für sich die Vergangenheit,
so steht das Verb stets im Präsens, /.. B. mani u tes na gestern haben wir
gekämpft. Mur koasir Ii tmatna nama hin, i choasir a get sa gelemta früher
arbeitete man nicht mit Messern, weil es bei den Leuten keine gab, weil
die Leute keine hatten.
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Rascher: Grundregeln der Öainingsprache.
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6. Adverbiale Bestimmungen.
Gewisse Adverbien können bloß vor dem Subjekt (oder Zeitwort)
stehen, andere müssen ihm folgen.
a) Beispiele, in denen das Adverb am Anfang steht: Biga du fjoa it
goo lu morgen werde ich sehen. Sa la a visut heute hat es uns gefroren.
Ari §ie tit da a armriki vielleicht regnet es , wenn du gehst. Mur a cha-
ctiaria Iba a ra a rsavrara nara vor Zeiten waren die Baininger die Sklaven
der Uferleute. Biga da sa unun da C/iamain ama chreika vracha morgen
Abend wird Kamain fasten. Koai gie nari ra fache»? Hörst du sie sprechen?
At koasir a agetki emQoa ich hungere noch nicht. Koasir kuricha na achak
es ist niemand bei ihm.
b) Beispiele, in denen das Adverb nach dem Subjekt steht: Koasir
§U tmatna ivaf Warum arbeitest du nicht? A urka choarif Wo ist das
Wildschwein? Oan pin na choari? Wo kommt ihr beide her? Gie tu a
mrucha ari stelle das Tarobündel hierher! Maspraut i da maspragen ti wir
ruhen hier und ihr ruht dort. A savireichi ivuk pet Puktas dir Leute dro-
ben in Puktas. A Iba imak ti tapmes mera mlaoski die Uferleute drunten
bauen (hauen aus) einen Kahn. A Nacharunepkina remit tuar nama Chrau
die Nacharunep drüben, wohnen auf der anderen Seile des Krau. 17 ruchun
tachord wir sprechen so. Lömoam ka vin bu churi oder bu churicha Lömoam
kommt und bleibt unbeschäftigt. A savireichi choasir kie nari mos gel a ur
a l§i die Leute gehorchen nicht immer unseren Worten. Pra aber na aren
§it fachen pemis naut taglich murrst du über uns. Gie it Qie ruchun, i ta
bach a ak ki ag satmit geh und sage, daß sofort jemand von ihnen komme.
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Ein japanischer Fürstenspiegel.
Von Kaibara Ekken.
Übersetzt von T. Tsuji.
In Japan gab es vor der Restauration von 1868 eine zweimalige Blütezeit
der Kultur und Wissenschaft, welche mit der chinesischen bzw. koreani-
schen Hand in Hand ging. Wie im 7. Jahrhundert n. Chr. die Kultur und
Wissenschaft der Zui (pp|)- und Tö (||^)- Dynastie, so übte seit Anfang
des 17. Jahrhunderts die Sö (^J^;)- un(^ (tjH)- Dynastie großen Einfluß auf
Japan aus. Für die letztere Zeit, die Ära der Tokügawaregierung (1G03
bis 1868), ist es charakteristisch, daß durch den Einfluß der Zentralregieruog
in Yedo sowie gelehrter Feudalfürsten das wissenschaftliche Interesse viel
allgemeiner wurde, wahrend es sich früher in der Hauptsache auf die Hof-
und Adelskreise beschrankt hatte. Mehrere Strömungen machten sich unter
den Gelehrten der letzten Periode bemerkbar. Die einen, meist Gelehrte
an den Regierungslehranstalten, vertraten die Schule des chinesischen Phi-
losophen Shu-shi ihnen gegenüber standen die Verehrer der Phi-
losophie von Ö Yömei (3l Außerdem gab es auch Gelehrte, welche
danach strebten, den Konfuzianismus und den einheimischen Kultus, den
Shintoismus, zu vereinigen, während andere auf Grund der Forschungen
über die historische Entwicklung des Landes und der kaiserlichen Familie
das nationale Bewußtsein zu heben suchten. Daneben blieben auch die
Buddhisten nicht untätig , um ihren EinÜuß auf das Volk nicht zu verlieren.
Die bedeutendsten dieser zahlreichen Gelehrten unterrichteten fast alle,
entweder als Lehrer an den fürstlichen Lehranstalten oder als Privatgelehrte,
oft als Leiter ihrer eigenen Schulen , vorwiegend die Söhne der Samurai im
Chinesischen, und tatsächlich verdankt die damalige Jugend der gebildeten
Kreise diesen Gelehrten ihre geistige Bildung. Der Hauptzweck dieser
Gelehrten scheint allerdings nur gewesen zu sein, ihre philosophischen
Grundsätze zu verbreiten, nicht aber das gewöhnliche Volk zu erziehen.
Sie suchten zwar ihre Lehre bekannt zu machen und bekämpften einander nicht
selten; aber sie dachten nicht daran, wie die japanische Jugend im allge-
meinen erzogen werden könne. Für sie kam nur der gelehrte Unterricht
in Betracht. Daher weist diese Ära trotz des geistigen Aufschwunges wenige
Gelehrte auf, die sieh nicht nur die Erziehung der Söhne des Samurai-
standes, sondern auch der männlichen und weiblichen Jugend des Bürger-
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Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel.
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Standes zuin Ziel setzten. Unter den wenigen Gelehrten dieser Art steht
der Verfasser der im folgenden übersetzten Schrift, Kaibara Ekken (1630
bis 1714), an der Spitze. Von seinem Leben und Wirken, von seiner um-
fassenden Gelehrsamkeit usw. ist bereits in der Einleitung zur Übersetzung
des »Onna Daigaku« von Prof. Dr. R. Lange (Bd. I der Mitteilungen) die
Rede gewesen, worauf ich den Leser verweisen möchte. Neuerdings hat
sich in Japan die Aufmerksamkeit auf diesen Gelehrten als eine der be-
deutendsten Autoritäten der japanischen Pädagogik gelenkt. Wer sich über
seine pädagogischen Grundsatze orientieren will, dem sei vor allem die
wissenschaftliche Abhandlung von Prof. Y. Miyake (Tökyö): »Ekken no
Kyöikuhö. — Pädagogik von Kaibara Ekken — empfohlen, in der der
Autor Ekkens pädagogische Grundsätze mit denen eines zeitgenossischen
Philosophen in England, John Locke (1632 — 1704), vergleicht und eine
große Ähnlichkeit zwischen beiden nachweist. Merkwürdig ist es , daß die
beiden Gelehrten sich trotz der großen geographischen Entfernung in ihren
Grundsätzen so nahestehen.
Die folgende Übersetzung beruht auf dem Texte in dem Sammelwerk:
-Ekken jukkun-, zehn Lehren von Ekken (Tökyö 1902, X. Auflage), der
Titel ist »Kuushi kun- Lehre für Herrscher.
Zum Inhalt hat dieses Werk die allgemeinen Lehren und Grundsätze,
die Fürsten und Beamte beim Regieren und in der Verwaltung vor Augen
haben sollen. Als Seitenstücke in Europa verdienen das bekannte -Buch
vom Fürsten« von Macchiavelli und -Der Herr und Diener, geschildert
mit patriotischer Freiheit« von F.C.Moser (Frankfurt a. M. 17ö8) genannt
zu werden. Besonders das zweitgenannte Werk dürfte zur Veigleichung
mit dem vorliegenden Werke herangezogen werden. Ekken hat seine Ge-
danken über das Regieren an der Hand der Sitten- und staatswissen-
schaftlichen Lehren von Konfuzius und Metizius ohne besondere systema-
tische Ordnung niedergeschrieben, während Moser seine praktischen Er-
fahrungen in folgenden sechs Abschnitten dargestellt hat: allgemeine Maximen
und Anmerkungen; von der Hof- und Privathaushaltung eines Regenten;
von der Wahl und den Eigenschaften der Diener; von den Ministem ; von
den Geschäften und deren Behandlung und endlich von Besoldungen. Die
beiden Werke kommen darin zusammen, daß das eine wie das andere aus
der tiefen patriotischen Gesinnung der Autoren hervorgegangen ist.
Es braucht kaum erwähnt zu werden , daß die im Ekkenschen Werke
erwähnten Fälle und Beispiele sich lediglich auf die Tokugawazeit, eine
Zeit des Feudalwesens beziehen. Außerdem ist die Darstellungsweise apho-
ristisch gehalten, wie es in den meisten Werken jener Zeit üblich war.
Dadurch ist allerdings das Verständnis des Ganzen und die Übersicht über
dasselbe etwas erschwert.
Der Stil des Originaltextes, welcher zwar japanisch, aber bedeutend
durch chinesische Ausdrucksweise beeinflußt ist, gilt als Muster derartiger
Darstellung und ist jedem, der sich mit den philosophischen, staatswissen-
schaftlichen sowie volkswirtschaftlichen Schriften der damaligen Gelehrten
beschäftigen will, zu empfehlen.
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88
Ekksn : Ein japanischer Fürstenspiegcl.
Die Übersetzung ist möglichst getreu. Bei den Namen der zitierten
Autoren und historischen Personen, den Titeln von BQchern sowie schwer
zu übersetzenden Ausdrücken sind die chinesischen Zeichen zum leichteren
Verständnis beigefugt. Über die chinesischen historischen Personen s. das
biographische Lexikon von Giles und Notes on Chinese literature von Wylie.
Hier sei meinem verehrten Kollegen Hrn. Prof. Dr. R. Lange für die
große Freundlichkeit, mit der er das ganze Manuskript durchgelesen und
verbessert hat, mein aufrichtigster Dank ausgesprochen.
Vorwort des Textes.
.Schon vor alters fand man daran Freude, in der Zeit tiefen Friedens
geboren zu sein. Käme man in Kriegszeiten zur Welt, so müßte man
das ganze Leben in Trübsal verbringen. Ist das nicht ein großes Unglück?
Im Altertume sind die Spuren von Friede und Unruhe nicht mehr deutlich
erkennbar. Seit dem Mittelalter aber wechselten Ruhe und Unruhe, und
zur Zeit der Shögtine aus dem Hause Ashikaga kam während der Regierung
der dreizehn Herrscher der Krieg nie zu Ende, so daß das Volk lange in
Not und Bedrängnis war und nicht wußte, wohin es Hand und Fuß legen
sollte. Später folgten zwar einige hervorragende Herrscher, aber es mangelte
ihnen an Tugenden, und sie lebten nicht lange. Gegenwärtig herrscht infolge
der Gnade, die so hoch ist wie der Tsukubaberg, keine Unzufriedenheit,
so tief wie der Asukailuß. Die Wellen der Meere an den vier Seiten unseres
Vaterlandes sind still und die sieben Landstraßen ruhig.
In einer solchen Zeit des tiefen Friedens geboren zu sein, würde
eine Freude für die Leute des Altertums gewesen sein. Wie groß ist das
Glück der jetzigen Bevölkerung! Wie kommt es, daß die Bevölkerung in
rühercn Zeiten unter den Unruhen so leiden mußte, während die jetzige
dagegen den Frieden genießen kann? Solche große Gnade zu vergelten,
dürfte unerreichbar sein, wie der unendliche Himmel.
Es ist nicht nötig zu erwähnen, daß man beim Regieren des Volkes
die Methoden der alten Weisen zur Richtschnur nehmen soll; aber die
Leute der Gegenwart sind meistens nicht mit der Geschichte und den
Klassikern vertraut. Auch haben die Beamten der Regierung wenig Zeit
zum Studium und sind daher mit der alten Staatswissenschaft unbekannt.
Trotz meines geringen Wissens schreibe ich hier im vorliegenden Büchlein
nieder, was ich bisher gehört habe, um einen kleinen Teil der alten Me-
thoden zu empfehlen. Für Ungebildete ist es in japanischer Schrift ge-
schrieben. Den Tadel der Anmaßung muß ich zwar hinnehmen; aber das
Buch ist nieht für hohe unterrichtete Personen wie Fürsten und Minister
geschrieben, sondern es hat nur den Zweck, niederen Beamten, die ein
Dorf regieren, und Vögten, denen die Regierung eines Kreises anvertraut
ist, und die wider ihren Wunsch keine Gelegenheit zum Studium der Ge-
schichte und der Klassiker haben, dies zu erleichtern. Dies ist ein geringes
Zeichen meiner Erkenntlichkeit für die große Gnade, daß ich mich des
Friedens des Landes erfreuen kann.
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Eicken: Ein japanischer Fflrstenspiegel.
89
L
1. Himmel und Erde sind Vater und Mutter aller Wesen. Ihre
Macht ist unendlich groß. Sie allein sind es, die allen Wesen ununter-
brochen Wachstum verleihen. Der Mensch wird ganz besonders bei der
Gehurt von der Lebenskraft ( J£ ajö) des Himmels und der Erde beein-
flußt; die Eigenschaften der Humanität (^Z) und Gerechtigkeit (^^) sind
ihm angeboren. Daher ist er das vornehmste aller Wesen; sowohl die Vor-
nehmen als auch die Niederen, alle sind Geschöpfe des Himmels und der
Eitle. Vor allem aber bevorzugt der Himmel die Fürsten, setzt sie an die
Spitze der Länder und läßt sie die Untertanen regieren. Er erschafft zwar
die Menschen, ernährt und liebt sie; aber er ist, da er der Sprache er-
mangelt, selbst nicht imstande, Befehle zu erteilen und die Menschen zu
regieren. Dafür setzt er Fürsten ein, die er besoldet und denen er das be-
treffende Volk anvertraut. Jeder, dem die Verwaltung der Teile eines
Landes obliegt, steht unter der Leitung seines Uberherrn; in der Tat aber
ist er nur der Verwalter, den Himmel und Erde angestellt haben. Daher
spricht mau vom «Dienst für den Himmel« (^I^'j- Der Ausdruck
• Kunshi« ( 3^ ~ Herr und Kind) bezeichnet einen Herrscher, der ein
Volk wie seine Kinder betrachtet, und kommt daher, daß der Regierende
einerseits das Land beherrscht, andererseits in dem Volk seine Kinder hat.
Der Dienst für den Himmel bedeutet, daß man an Stelle des Himmels das
Volk regiert. Der Beherrscher des Landes und die der Provinzen, der Mi-
nister, die Verwalter der Kreise und Dörfer, sie alle sind, wenngleich sich
ihre Gebiete der Größe nach unterscheiden, Herrscher; sie teilen diesen
HimmeLsdienst miteinander. Der Himmel verleiht den Fürsten und Ver-
waltern eines Kreises nicht für ihren eigenen Gebrauch Reichtum und Ehren,
sondern er gewährt ihnen nur die Macht, um ihnen die Regierung zu er-
leichtern. Es ist also ihre Pflicht von Amts wegen, den Willen des Himmels
zu befolgen und das Volk als ihre Kinder zu betrachten.
• 2. Ein alter Schriftsteller sagt: »Der Herrscher ist zum Besten der
Bevölkerung da.» Überhaupt ist der Herrscher dazu da, um das Volk zu
regieren, nicht etwa sich ganz allein zu ernäliren, zu bereichern oder zu
verherrlichen. Das Haupt der Bevölkerung soll daher nicht an sein eigenes
Vermögen, sondern zunächst daran denken, daß es seine Pllicht ist, die Be-
völkerung zufriedenzustellen , das Land gut zu regieren und stets ein humanes
und liebevolles Herz für das Beste zu halten. 1st man sich dieser Wahrheit
bewußt, so wird einem sein Beruf, d.h. die Pflicht, das Volk zufriedenzu-
stellen und das Land gut zu regieren, zum Vergnügen; die Vergnügungen,
die das gewöhnliche Volk interessieren, wie unanständige Lieder, Fischfang,
Jagd, geschlechtlicher Verkehr u. dgl., werden dann von selbst abnehmen. Als
der Kaiser Mei (fj|J) einst dem Prinzen Töhei (^^) Von der Kan (j?J|)-
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Ekkcn: Ein japanischer Füistenspiegel.
Dynastie in der Hauptstadt Audienz erteilte, fragte er diesen: »Was bereitet
dir Vergnügen, wenn du zu Hause bist?- Die Antwort lautete: -Mein
größtes Vergnügen ist Gutes zu tun.» Hiernach dürfte es kein größeres
Vergnügen geben, als eine gute Regierung zu führen und das Volk zufrieden-
zustellen. Wie wäre dies auch anders möglich, wenn sich diejenigen, welche
Länder, Kreise und sogar kleine Dörfer beherrschen, die alten Lehren an-
eigneten und die alte Methode des Regierens zum Vorbilde nähmen, obgleich
ihre Tugenden denen der alten Weisen nicht gleichkommen. Dadurch
werden sie zu hohem Ansehen und zur Unsterblichkeit gelangen , was jeder-
mann zur höchsten Ehre gereicht. Ist das nicht die wahre Freude;'
3. Wir alle lieben das Leben und fürchten uns vor dem Tod. Wir
alle vermeiden gern Anstrengungen und wünschen uns ein behagliches Leben.
Mit den Eltern, mit Weib und Kindern zusammen zu leben, macht uns
Freude. Wir scheuen Hunger und Kälte und lieben warme Kleidung und
Befriedigung des Hungers; das alles ist bei dem einen ebenso der Fall, wie
bei dein andern. Daher soll man an den eigenen Freuden und Schmerzen
die der anderen messen und auch seinem Nächsten Freude bereiten; dies
heißt Mitleid (^)- Das ist die Art und Weise, wie mau Huiiinnitiit übt.
Freuen sollte man sich nur dann, wenn man anderen Vergnügungen bereitet
hat; man sollte sich keine Freude gönnen, indem man die Schinerzen anderer
unbeachtet läßt. Wenn einer z. B. in einer Gesellschaft, die sich beim
Trinken vergnügt, in einer Ecke steht und weint, so wird dadurch allen
Anwesenden die Freude verdorben. Auch Mencius sagt einmal: »Die alten
Weisen teilten die Freude mit dem Volke; es war dalier eine wahre Freude.»
Diejenigen, welche die Menschen leiten, sollten diese Wahrheit genau be-
herzigen.
1. Der Weise besitzt klare Einsicht, er weiß, was das Volk quält
und ihm Sorge macht, und sucht dies zu vermeiden. Er weiß, was das
Volk erfreut und was es wünscht, und danach trifft er seine Maßregeln.
Der Törichte dagegen weiß, weil er klarer Einsicht ermangelt, nicht, was
dem Volk Kummer und Schmerzen bereitet. Er folgt nur seinen eigenen
Neigungen und liebt es nicht, dem Volke Wohltaten zu erweisen. Daher
besitzt der Weise immer Menschenliebe; dem Toren fehlt dieselbe. Wie
könnte man nicht einer humanen Gesinnung teilhaftig werden, wenn man
studiert, um die Wahrheit zu erkennen.
5. Unter den Wissensehaften ist jene die nützlichste, die dazu dient,
sich selbst zu veredeln und andere zu leiten; das ist die wahre Wissenschaft.
Wenn man die Kenntnisse chinesischer Zeichen oder ein auch noch so aus-
gedehntes Wissen von Gehörtem und Gesehenem für Wissenschaft hält, das
dürfte unnütz sein. Man soll sich nur mit der nötigen Wissenschaft be-
schäftigen, nicht aber der unnützen.
b\ Shinzeizan ( jf X. [5^ ) ^at gesagt: »Wer über andere herrscht,
muß das Daigaku (^*^) studieren; aber auch die Untertanen müssen e,s
lesen.- In demselben sind die Methoden zur Ausbildung der Persönlichkeit
und zur Leitung des Landes, sowohl für Herrschende wie auch für Be-
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Ekken: Ein japanischer Fßrstciispiegel. 91
herrschte angegeben. Man lese dieses Buch und bringe seine Lehre zur An-
wendung. Auch in den neun Grundsätzen des Chüyö (l^lj^)
ist von diesen Methoden die Kede. Diese muß man beherzigen. Wenn man
diese beiden Bücher genau liest und danach handelt, so braucht man nach
anderen nicht zu suchen, denn die wichtigsten Punkte sind darin angegeben.
7. Es gibt zwei Hanptmethoden der Regierung, die Zivil- ( »nd
Militär- Ri •gierung. Bei der ersten gilt die Tugend als Hauptsache,
bei der anderen die Gewalt. Beide zusammen bilden die Regierungsinethoden.
Wenn man keine Tugend hat, wird man nicht geliebt; wenn man ohne
Macht ist, wird man nicht gefürchtet. Wenn es einem an bürgerlichen
wie militärischen Tugenden fehlt und man nicht geliebt oder gefürchtet wird,
so tritt Haß. Ungehorsam, Verachtung usw. ein; das Land bleibt nicht in Ord-
nung. Die Liebe zu den Mensehen, die auf der Humanität beruht, ist die
bürgerliche Tugend (^^f]^)'» die militärische Tugend besteht
darin, daß man Gerechtigkeit besitzt und dadurch andere auf den rechten
Weg bringt. Zu glauben, daß die Kenntnisse alter Geschichten und der
Dichtkunst bürgerliche, das Erlernen des Reitens, Schießens und Fechtens
aber militärische Tugenden seien, ist kleinlich und unwesentlich.
8. Die Bildung derjenigen, die über die anderen gesetzt sind, be-
steht nicht im Dichten, in der Abfassung von Aufsätzen und im mechani-
schen Wissen von japanischen und chinesischen Ereignissen aus alter Zeit
Ein Fürst soll vielmehr die Lehren der alten Weisen annehmen und dadurch
die Methode kennen lernen, durch die man selber ein tugendhafter Mensch
wird und die anderen regiert. Darin besteht das Studium der Fürsten. Das
Daigaku dürfte den Eingang zur Erlernung dieser Methoden bilden; dann
sollte er das Rongo (fggg), Mcishi (gj^), Shösho (fSjfj£), Dai-
gaku engi ("^^rfj?7^S) studieren. Dies alles bringt zur eigenen Aus il-
dung und zur Leitung der anderen nicht geringen Nutzen. Auch das Tsugan
j|f£ [f|£ ) * die Annalen der alten chinesischen Dynastien, das eine Kritik
der guten und schlechten Taten der Alten enthält, trägt näciist den Shisho ( JJlj
und den Rikugyö (■^, zur Erlernung der Regierungskunst. Sitten-
lehren und Moral am meisten bei. Man denke über die guten und schlechten
Taten der Alten nach und man wird verstehen können, wie man heute zu
handeln hat Die Lehren der Weisen sind die Gesetze für alle Ewigkeit
und das Tsugan ist der Spiegel für alle Generationen. Die Werke der
Weisen gleichen medizinischen Büchern; man lernt gleichsam dadurch die
Ursachen der Krankheiten und ihre Therapie kennen. Das Tsugan lehrt die
Diagnose und das Rezeptieren der Alteu. Es ist für die Gegenwart von
großer Bedeutung, daß man sich der Taten der Alten erinnert, um die
Kranken der Gegenwart zu heilen. Zweckmäßig und notwendig ist es,
daß man das Tsugan studiert und es als Spiegel der Gegenwart benutzt.
Wer die Regierung ausübt, der muß dies beherzigen.
9. Es gibt eine Methode, die dem Willen des Himmels, dem des
Volkes und zugleich der Gerechtigkeit entspricht. Es ist der Gemeingeist.
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92
Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel.
Dies bedeutet soviel wie Selbstlosigkeit. Es gibt noch eine andere Methode,
die dem Willen des Himmels und des Volkes und zugleich der Gerechtigkeit
zuwider ist. Es ist die Selbstsucht. Selbstsucht ist identisch mit dem Mangel
an Gemeingeist. Gemeingeist besteht darin, daß man sich vergißt und
nicht selbstsüchtig handelt; Selbstsucht darin, daß man andere vergißt und
ausschließlich an den eigenen Vorteil denkt. Wenn man z. Bv im Dienste
eines Herrn sich vergißt und ihm Treue bew&hrt, so ist man selbstlos; wenn
man umgekehrt nur an den eigenen Vorteil denkt und den Herrn vergißt, so
ist man selbstsüchtig. Große Selbstsucht erlaubt sich alle möglichen Un-
gerechtigkeiten. Man vermag also die Qualität der Menschen an diesen
zwei Charaktereigenschaften, Selbstsucht und Gemeingeist, zu erkennen. Der
selbstsüchtige Herrscher besitzt keine reine Liebe zudem Volk; dieses schenkt
ihm daher kein Vertrauen und keinen Gehorsam. Der selbstsüchtige Vasali
kennt keine Treue gegen den Herrn und keine Liebe zu dem Volk. Die
Klugheit und Fähigkeit solcher Leute darf nicht in Betracht kommen . für
alles müssen jene Tugenden maßgebend sein.
10. Wer sich veredeln will, der sehe zu, ob Vernunft die Leiden-
schaften überwindet; das letztere gilt aueh von der Ernährung des Körpers.
Man kann das Schicksal eines Landes danach vorausbestimmen, was für
Leute sieh geltend machen, tugendhafte oder untugendhafte.
11. Wenn die Hochgestellten sich vor dem Volke habsüchtig zeigen,
so werden die Vasallen und das ganze Volk untugendhaft. Wenn die Hohen
den Niederen mit Anstand entgegenkommen, so weiden die Vasallen und
das Volk intelligent, lin allgemeinen entstehen die Sitten von oben her.
Was die Hochgestellten gern haben, lieben auch die Niederen und so wird
es zur Sitte. Fü in dem Ausdruck fü/.oku (föjjL'f^ — Sitten und Gebräuche)
heißt, daß die Hohen die Führung übernehmen, zoku, daß sich die Nie-
deren danach richten.
12. Der Hauptmethoden, mit denen die alten Weisen regierten und
das Volk zufriedenstellten, gibt es drei: Es sind Verwaltung (lE^)» Er-
ziehung (ttf) und Reehtspllege (J{\\ Strafe). Den Samurai gibt man
Renten, damit sie. Redlichkeit übend, von Habsucht fernbleiben. Den
Hauern erleichtert man die öffentlichen Dienste und ermäßigt die Abgaben,
damit sie sich dem Ackerbau hingeben können. Man pflanzt Maulbeerbäume
und Hanf an, damit sie seidene und baumwollene Stoffe weben. Man be-
günstigt die Handwerker und belohnt ihre nutzbringende Arbeit, verbietet
aber die Anfertigung von unnützen Luxusgegenständen. Man fördert den
Handel, erleichtert Steuern , hält die Marktpreise gleichmäßig und man ver-
bietet, seltsame oder unnütze Gegenstände zu verkaufen und ungerechten
Verdienst zu suchen. Außerdem warnt man vor der Trägheit, verbietet
den Luxus, fördert die Sparsamkeit und so sind die vier Klassen des
Volkes mit ihrer Lage zufrieden, gehen lleißig ihrem Berufe nach und
haben Lebensrnittel und Kleider zur Genüge. Dies ist die Weise, wie man
das Volk ernährt. Die Hochgestellten zeigen sich tugendhaft, damit sie
dein Volke zum Vorbild dienen. Man errichtet Schulen, stellt Lehrer an.
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Ekkek: Ein japanischer Förstenspiegel. 1)3
lehrt die Samurai und das Volk die Prinzipien fur die Beziehungen der
Menschen zueinander; so lernen die ersteren den Anstand das
ganze Volk wendet sich dem Guten zu und bleibt den Verbrechen fern.
Dies ist Erziehung. Man untersucht und bestraft diejenigen, die trotz alle-
dem der Regierung nicht gehorsam sind, durch die Erziehung nicht ge-
bessert werden und den Mitmenschen schädlich sind. Das ist, was man
Strafe nennt. Diese drei Methoden sind die wichtigsten fur die Regierung
eines Landes. Auch in spateren Zeiten sind sie nicht unbeachtet geblieben.
Aber in der Art und Weise kommen sie den alten nicht gleich. Überdies,
wenn diejenigen, die sie ausfuhren, nicht geeignet dazu sind, so kommen
die Methoden, obwohl sie vorhanden sind, zu keiner richtigen Anwendung
und das Land befindet sich in Unordnung.
13. Bei den Funktionen des menschlichen Körpers ist der Geist der
Herr, der sich beider Hände und Beine bedient. Wenn irgendeine Stelle
am Korper schmerzt oder juckt, so fahrt die Hand dahin, um sie zu
streichen und zu reiben. Der Grund dafür liegt darin, daß unser Geist
den Körper sehr liebt, und daß er mit ihm eins ist und in Verbindung steht.
Wenn die Herrscher große Menschenliebe besitzen und das Volk aus der
Tiefe des Herzens lieben, so können sie nicht umhin, Mitleid zu fühlen
und nach Linderung zu suchen, wenn sie den Jammer und die Schinerzen
des Volkes erfahren.
14. Im Mencius steht: -Wenn man auch humane Gesinnung besitzt,
sie jedoch während der Regierung nicht zur Ausführung bringt, so hat das
Volk keinen Segen davon. Wenn die Regierenden noch so human denken,
die Methoden einer guten Regierung aber nicht kennen , so vollbringen sie
nur augenblickliche unbedeutende Wohltaten. Es gelingt ihnen nicht, sich
beim Volke Ehrerbietung zu verschaffen. In alter Zeit gab der Fürst von Sei
namens Kankö einem allen Mann zu essen, als er seinen
Hunger sah. Der Alte untersagte es ihm mit den Worten: »Wenn der
Fürst allen Hungrigen im Lande zu essen geben würde, so hätte auch ich
keinen Hunger.« Der Minister eines Landes, der gern den Armen spendet,
ließ sich beim Ausgehen von seinem Diener begleiten , der einen Geldbeutel
trug. Es versammelten sich jedesmal viele Bettler auf der Straße, die an
seinen Spenden Anteil nehmen wollten. Ein Mann riet ihm ab und sagte:
• Wenn man weise Leute anstellt und für die Armen sorgen läßt, so tut
das Volk seine Pflicht und ist vor Hunger und Frost geschützt. Wozu
pflegt man so kleinliches Wohltun? Wenn man auch ein wohlwollendes
Herz hat, aber keine humane Regierung führt, so trägt es nicht zur Ret-
tung des Volkes bei und ist dem Frieden eines Landes nicht forderlich.
15. Mencius sagt: -Man behandle zunächst die Blutsverwandten als solche
und sei dann human gegen das Volk und liebe weiter die übrigen Wesen.- Die
Methode für die Herrscher besteht vorwiegend in der Anwendung der Hu-
manität, in der Liebe gegen die Menschheit und im Mitleid mit allen Wesen.
Es ist hierin natürlich ein Unterschied: »die Verwandten lieben« heißt gegen
die Eltern, Geschwister und sonstige Verwandten pietätvoll handeln. »Das
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94 Ekkkn: Ein japanischer Fürstenspiegel.
Volk human behandeln« heißt die Lehnsleute und das ganze Volk bemit-
leiden und jedem seine .Stelle gewähren. Wo sich nur ein einziger nicht
an seiner Stelle befindet, da existiert keine Humanität. Schließlich -alle
Wesen lieben« heißt Vögel; vierfüßige Tiere, Fische, Gräser, Bäume usw.
nicht ohne Grund töten, fällen, u. dgl. Zwischen allein diesem besteht je nach
der Verwandtschaft, dem Stand, ferner danach, ob das betreffende ein
organisches oder ein anorganisches Wesen ist, und schließlich der Quantität
nach ein Unterschied. Daher spricht der Weise von den oben erwähnten
drei Klassen der Liebe. Kurz, Liebe sowie Mitleid gehören zur Humanität.
16. Wenn man eine humane Regierung fuhren will, übe man zunächst
Sparsamkeit, d.h. man hüte sich vor jedem Luxus. Sparsamkeit besteht
darin, daß man in Kleidung, Wohnung und in allem, was zum Haushalt
gehört, keine Pracht treibt und nichts ohne Überlegung ausgibt. Ein Land
mag noch so groß sein , Getreide und sonstige Produkte eines Landes haben
doch eine bestimmte Grenze. Wenn daher die Herrscher unnütze Ausgaben
machen, braucht man die Vorräte auf; jedes Jahr tritt ein größerer Mangel
ein. Dazu kommt, daß die Ernte nicht jedes Jahr gleichmäßig ausfällt und
daß man somit nieht gleichmäßig sparen kann. Eine arme Regierung ist
nicht imstande, ihr Ansehen aufrechtzuerhalten, Maßregeln gegen Unfälle
zu treffen und den Armen zu spenden. Schließlich beginnt man, die Menge
zu bedrücken , Schulden zu inachen , das Vertrauen zu verlieren , so daß das
Land in Gefahr kommt. Wie vermöchte mau so eine humane Regierung zu
fuhren? Seit alters her hates noch keinen weisen Herrscher gegeben , der
nicht sparsam lebte. Sparsamkeit ist fürwahr eine schöne Tugend des
Herrschers.
17. Nach dem alten System ptlegte man nach einer Bestellung von
drei Jahren Nahrungsmittel für ein Jahr zu erübrigen. Ein Bauer z. B.,
der vier C'hö (Hektar) Reisfelder bebaute, teilte sein Einkommen, nachdem
er den für die Abgaben bestimmten Anteil zurückgelegt hatte, in vier Teile.
Das Getreide, das drei Hektar Reisfelder gebracht hatten, brauchte er im
Jahre auf und das von dem einen Hektar ließ er unberührt. Wenn man
dies jedes Jahr wiederholte, so hatte man i»ch drei Jahren das Getreide
von drei Hektar übrig. Das ist es. was oben gesagt war, daß die Bestellung
von drei Jahren die Nahrungsmittel für ein Jahr lieferte. Die Herrscher und
Vasallen teilten ihr Einkommen in vier Teile. Von drei Teilen machte man in
einem Jahre Gebrauch und ein Viertel sparte man. Nach drei Jahren fand
man das Einkommen von einem Jahre erübrigt; nach neun Jahren hatte man
die Ersparnisse für drei Jahre, nach dreißig Jahren die für zehn Jahre. Es er-
eignete sieh zur Zeit des Kaisers Gyö ( , daß eine Überschwemmung,
die neun Jahre dauerte, das Land verheerte. Unter dem König Tö
der In (j^)- Dynastie herrschte eine Dürre von 7 Jahren. Daß beim Volke
dennoch keine Hungersnot ausbrach, kam daher, daß damals Sparsamkeit
herrschte und die Herrschenden und Beherrschten vor Not gesichert waren.
In späteren Zeiten herrschten luxuriöse Sitten und infolge der jährlichen
Zunahme der Ausgaben litt man, selbst wenn eine Durchschnitternte war.
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Ekken: Ein japanischer Fürstenspicgel. 95
Mangel. Schon bei der ersten Mißernte fiel das ganze Volk der Not an-
heim. Dem lag Mangel an Sparsamkeit und an Ersparnissen zugrunde.
18. Kein Herr kann es vor seinem Gewissen verantworten, wenn ersieh
nur seiner eigenen Neigung hingibt und sich allein Freude bereitet, während
er die Menge in Not und Angst versetzt. Das Gewissen, das jeder Herrschende
besitzt, fordert es, daß er die Mitmenschen liebt. Jeder Herrschende strebe
danach , sein gutes Gewissen und den Frieden des Geistes zu bewahren.
Keinem ist es angenehm, allein zu genießen, indem er anderen Not bereitet
und sie auspreßt. Im Taumel der Selbstsucht findet man schließlich auch
in dem Unangenehmen Vergnügen. Dies beruht darauf, daß der eigentliche
Trieb, der darin besteht, daß er Mitleid mit der Menge hat, verloren ge-
gangen ist. Man denke sich einen Fieberkranken, ihm schmecken Reis,
Miso = Brei aus Soyabohnen), Fisch, Gellügel, das er sonst zu
essen pile#t. nicht und er mag sie in seinen Fiebercjualen nicht. Er ißt
die Speise nicht, die ihm sonst gut schmeckt; aber er trinkt vor Durst
viel kaltes Wasser und befindet sich dabei wohl. Jedes Land erzeugt Ge-
treide, Gold und Silber von selbst. Wenn die Herrschenden Sparsamkeit
üben, so tritt kein Mangel an Vorräten ein, auch wenn man die Abgaben
erleichtert und keine Steuer nimmt. In alter Zeit erließ der Kaiser Bun
i^yC) ^cr ^an* Dynastie dem armen Volk oft für ein Jahr oder ein halbes
Jahr die Abgaben und erhob keine Steuer. Infolge der Abnahme des
Staatseinkommens und dein dadurch eintretenden Mangel an Mitteln hätte
er in Verlegenheit kommen müssen; aber während seiner 23jährigen Re-
gierung befand sich das Land im Wohlstand und Frieden. Sogar große
Mengen Reis in den Speichern des Kaisers verdarben, und die Münzen-
schnüre verfaulten und gingen in Stücke, wie in der Geschichte Kanshi
Jitl) geschrieben ist. Der Grund hierfür ist darin zu suchen, daß man
Sparsamkeit ausübte und alle Ausgaben beschränkte. Von der Tugend der
Sparsamkeit dieses Kaisers berichtet die Geschichte: »Der Kaiser hatte stets
Kleider von grünschwarzer Seide an. Die Schleppen an den Gewändern
seiner Shinpuj in (jP(j5^C>^) berührten die Erde nicht, an den Vorhängen
in den Schloßgemächern fehlten die Stickereien. Er wollte einen Soller
erbauen und ließ einen Architekten die Baukosten schätzen. Auf seine Vor-
stellung, daß man eine große Summe dazu gebrauche, sagte der Kaiser:
• Das ist eine Summe, die einem Vermögen von zehn Familien des Mittel-
standes entspricht- und verzichtete auf den Plan. Kein Wunder, daß die
Untertanen unter dem Einfluß des Kaisers, der aus Mitleid mit den unteren
Klassen auch in einer solchen Kleinigkeit sparsam war und sich auch nicht
den kleinsten Luxus erlaubte, Sparsamkeit übten und ein genügsames
Leben führten.
19. Tugendhafte Menschen erweisen gern Wohltaten , um Armen und
Unglücklichen zu helfen; dies hat aber seinen Grund nicht darin, daß sie
ihr Vermögen nicht schonen. Sie gehen im Gegenteil mit ihren Mitteln
sparsam um , aber sie verwenden es nur um guter Zwecke willen. Eben
aus diesem Grunde leben Leute, die. gern andere unterstützen, stets spar-
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96
Ekken: Ein japanischer Förstenspiegel.
sam, und verschwenden ihr Geld nicht so ohne weiteres. Törichten Leuten
erscheint dies als Geiz. Wer ferner immer luxuriös lebt und mit seinem
Gelde rücksichtslos umgeht, der spendet anderen und unterstützt andere
nicht gern, und /.war aus Geiz. Die Methode des tugendhaften Menschen im
Gebrauch seiner Mittel besteht darin, daß er für die eigene Person sparsam,
in der Erteilung von Spenden an andere aber freigebig ist. Für sich zwar
die Ausgabe von kleinen Summen nicht scheuen, aber in der Mildtätigkeit
gegen andere knauserig sein, das ist die Art, wie niedrigdenkende Mensehen
ihre Mittel verwenden.
20. Es gibt viele Leute, die keine handbreit Land besitzen, an Kleidung
und Speisen Mangel leiden, und doch sind sie Kinder des Himmels und der
Erde. Ebenso sind die Herrscher der Lander und Kreise Kinder der Natur,
aber sie besitzen Vermögen und Renten , die ungleich größer sind . als die der
einfachen Leute. Beide sind Kinder der Natur; aber die Verschiedenheit
der Renten und des Vermögens ist so groß wie Himmel und Erde. Die
Regierenden aber leben von den Schätzen der Länder oder Kreise und es
genügt ihnen noch nicht. Es dürfte dem Willen der Natur, die das ganze
Volk ernährt und ihm Wohltaten verleiht, nicht entsprechen, die niederen
Klassen, denen es an Kleidern mangelt und die nicht vor Hunger und Kälte
geschützt sind, auszupressen. Auch die Beherrscher der Länder und Kreise
können keinesfalls mehr essen, als die niederen Klassen. Ihre Gewänder
können auch nicht länger zugeschnitten sein, als die der anderen, sie
können nur ein Haus bewohnen. Die Herrscher sollten demnach auch nicht
nach einem großen Vermögen streben. Was ihr Gebiet aufbringt, sollte
ihnen genügen. Wenn aber das Einkommen ihres Gebietes nicht ausreicht,
so dürfte dies auf dem Luxus des Herrschers, übermäßigen Ausgaben und
Verschwendung beruhen.
2\. Wenn man den Gesamtertrag der fünf Getreidearten . den ein
Land in einem Jahre aufbringt, mit dem der Nahrungsmittel, die die Be-
völkerung eines Landes in einem Jahre braucht, vergleicht, so ergibt sich,
daß die Ernte eines Jahres für den Nahrungsbedarf eines Jahres nicht aus-
reicht. Aus diesem Grunde müssen die Armen Getreide schlechterer Sorte
und Gemüse essen, um sich vor dem Hunger zu schützen. Die Kaufleute,
die Sake und Kuchen bereiten, die Lehnsleute, die luxuriös leben, sie ge-
brauchen mehr als das Quantum Getreide, welches für die bestimmten Mahl-
zeiten nötig ist; sie berauben gleichsam die Bevölkerung ihres Unterhalts.
±1. Wenn arme Leute nach dein Besitz der Vornehmen und Reichen
streben, so ist das zwar natürlich, aber verächtlich ; wer einigermaßen ver-
nünftig ist, der schämt sich dessen. Aber um vieles mehr verdienen die-
jenigen, die Reichtum und Ansehen, sowie ein Gebiet besitzen, und nach
dem Besitz Anner streben, unmenschlich genannt zu werden; ihre Ge-
sinnung ist ganz zu verabscheuen. Wenn mau auch nicht nach dem Be-
sitztum der anderen strebt, so dürfte das Vermögen wachsen, und man dürfte
an nichts Mangel haben, wenn man keine Verschwendung treibt, seine Be-
gierden bezähmt und sich nicht in Schulden stürzt.
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Ekkcn: Ein japanischer Ffirstenspiegel. 97
2.1. Methoden, die man im gewöhnlichen Lehen fur einen Umweg
hält und nicht anwendet, bewähren sich manchmal schneller, als man glaubt,
und bringen großen Nutzen. Umgekehrt bewähren sich manchmal die, an
deren schnellen Erfolg man glaubt, nicht und bringen Schaden. Wenn man
tugendhaft und sparsam lebt, was man geben soll, gibt und was man nicht
nehmen soll, nicht nimmt und schlicht und reeht lebt, so wird man reich.
Wenn man dagegen nicht sparsam lebt, was man geben soll, nicht gibt,
wo man ausgeben soll, nicht ausgibt, so verstößt man gegen die Moral, und
das Vermögen reicht nic ht aus. Wenn man beim Regieren der Lander und
Kreise die Stenern und die öffentlichen Dienstleistungen erleichtert und das
Volk liebt, so wird das Vermögen des Gebietes in Fülle da sein; das Landes-
einkouimen leidet keinen Abbruch, und auch Mißernte tritt selten ein. Wenn
man dies für einen Umweg, der sieh auf die Gegenwart nicht anwenden läßt,
hält und die Gesetze verschärft, das Volk zu strengen Diensten gebraucht
und hohe Steuern erhebt, so wird das Volk arm, seine Kraft wird er-
schöpft und das Vermögen des Landes ist gering. Daraus ergibt sieh, daß
die Methode, die einen Umweg bildet . mehr Früchte trägt, als eine strenge.
24. Daß die Untertanen die Aufforderung zur Genügsamkeit, Be-
scheidenheit und Sparsamkeit nicht befolgen, beruht auf dem Mangel des
Vertrauens zum Herrscher. Wenn die Herrscher dem Volke mit Sparsam-
keit und Anstand vorangehen, so übt das Volk in Khrfurcht von selbst Spar-
samkeit aus und treibt keinen Luxus. Man lehrt so durch die eigene Per-
sönlichkeit. Die Untertanen pflegen nicht die Befehle der Herrscher,
sondern die Handlungen derselben zu befolgen. Die grausamen Könige, wie
Ketsti (5fir) und Chü haben ihre Untertanen nicht gerade zu schlech-
ten Handlungen aufgefordert. Nur dadurch, daß sie Schlechtes bevorzugten
und schlecht handelten, sammelten sich die Bösen an ihrem Hofe an, und
die guten Leute verließen sie mit jedem Tage mehr. Dies heißt: Man be-
folgt nicht die Befehle, sondern die Handlungen.
25. Die Worte eines Alten besagen: -Es gibt kein größeres Unglück
für ein Land, als die Unwissenheit des Herrschers auf dem Throne.« Wenn
derselbe unwissend ist, kann er von richtigen Grundsätzen nichts erfahren,
liegt bei ihm die Gefahr vor, gemeine Ratschläge anzunehmen , und die
richtigen finden schwer Gehör. Ist also die Bildung nicht die Hauptsache
fur Herrschende und Beherrschte
II.
1. Im Ikun (ßf- =J||) steht: -Als Herrscher sei einsichtig, als Vasall
treu.- Dies will sagen: die. Haupttugend des Herrschers ist Einsicht. Wenn
er einsichtig ist, kennt er die Menschen gut, bedient sich guter Menschen
und hält die schlechten von sich fern. Dann ist das Land in guter Ord-
nung. Bei den Untertanen ist die Vasallentreue die Hauptsache. Die Va-
sallentreue besteht in der Hingebung und Aufrichtigkeit gegen den Herrn.
Der treue Untertan ist in seinem Amt gewissenhaft, fördert gute Menschen,
Kitt A Sem. f. Orient Sprachen. 1510t. I.Abt 7
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Ekken : Ein japanischer Fürstenspiegel.
warnt den Herrn vor Fehlern und fuhrt ihn zum guten; er weiß nichts
von selbstsüchtigen Interessen und kümmert sich nur um den Herrn; ein
treuer Untertan dürfte daher der beste Schatz eines Landes sein. Der un-
treue Diener warnt den Herrn nicht vor schlechten Taten, auch wenn er
sie als solche erkennt; er macht ihm auch keine Vorschlage, die ihm nützen
könnten. Er sucht nur die Gunst des Herrn zu gewinnen; er denkt stets
an seine Stellung und sein Gehalt. In Wirklichkeit ist er nicht viel anderes
als ein Dieh und Räuber.
2. Auch den Weisen Gyö (^) und Shuu (ißfc) war es unmöglich,
alles in eigener Person zu leiten. Sie wählten weise Leute aus, ver-
teilten unter sie die Ämter und vertrauten ihnen. Diese weisen Leute
machten sich nicht auf einmal verdient; nachdem sie sich in langjährigem
Dienste Routine erworben hatten, brachten sie es zu Verdiensten. Der
Weise warnt davor, daß man beim Regieren kleine Vorteile ins Auge faßt
und eine Sache übers Knie bricht.
3. Die w eisen Herrscher im Altertum suchten weise Leute und nahmen
dieselben bei der Regierung zu Gehilfen an. Daher war das Land in
Ordnung und die Verdienste waren groß. Der Herrscher soll zunächst
sich selbst rechtschaffen machen, seine Kenntnisse erweitern, die Menschen
kennen lernen und zuerst Minister, dann andere Beamte auswählen. Mit
den Ministem sind die Karo (^fesjfe), die Minister der Fürsten, gemeint,
mit den Beamten die Angestellten bei der Regierung der Fürsten. Die
Toritsugi (J$£^C) »»d Mrtsukeyaku ( jzj |{j|ij*2^£) genannten Beamten der
Gegenwart, die Verwalter und die Rechniingsbeamten der Gemeinden sind
w ichtige Verwaltungsbeamte. Wenn die Minister und Beamten nicht geeignet
sind, so kommt die Verwaltung in Verw irrung und das Land in Unordnung.
Zu Ministei n soll man Männer, die Klugheit und Tugend mit Großmut ver-
binden, erwählen. Der Toritsugi hat die Pflicht, die Befehle des Herrn an
die Lmt ergebenen zu übermitteln und die Vorschläge der Untertanen dem
Herrn zu unterbreiten. Ist jener von sehlechtem Charakter, so gelangt
weder das Wohlwollen des Herrn zu den Niederen, noch die Klagen der
Nietleren zum Gehör des Herrn. Die beiden können sich nicht verständlich
machen und die Tugend des Herrn verringert sieh. Der Metsukeyaku lint
die Aufgabe, die guten und schlechten Handlungen der Untertanen zu be-
urteilen und dem Herrn, ohne irgendeine Rücksicht zu nehmen, mitzu-
teilen. Dieser gleicht den Ohren und Augen des Herrn. Zu Verwaltern
der Genieinden .soll in, in besonders recht humane Mensehen verwenden.
Wenn der Herrscher und die Minister auch weise sind, diese Beamten aber
inhuman, kann doch das Volk nicht zufrieden gestellt w erden. Zu Rechniings-
beamten soll man ehrliche Leute und geschickte Rechner wählen. Für die
übrigen Ämter soll man dementsprechend geeignete Persönlichkeiten aus-
wählen und ernennen. Wenn in dieser Wei*e das Personal der Regierung
geeignet ist, so ist das Land in Ordnung und das Volk lebt in Frieden.
Im Shösho heißt es: das Wesen der Regierung liegt darin, die Menschen
zu erkennen und das Volk zufriedenzustellen.
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Eicken: Ein japanischer Fürstenspiegel.
99
4. Der Tugendhafte und der Niedriggesinnte verhalten sich wie
Wasser zum Feuer und wie guter und schlechter Geruch. Man kann sie
nicht zu gleicher Zeit nebeneinander gebrauchen. Wenn die Niedrigge-
sinnten zur Macht gelangen, so kann das Prinzip der Tugendhaften nicht
geübt werden. Diese werden schließlich von den Niedriggesinnten ver-
leumdet und ziehen sich zurück. Die Menschen zu kennen, ist, sagt ein
Alter, schwer. Der Menschen Gemütsart an den Worten und Gesichtszügen
zu erkennen, gelingt auch dem Weisen nicht immer. Konfuzius sagt:
• Man höre die Worte und betrachte das Benehmen.« Betrachten heißt
Aufmerksamkeit auf etwas verwenden und daraus einen Schluß ziehen. Die
Alten pflegten aus dem, was einer liehte, oder aus dem Charakter seiner
intimen Freunde einen Schluß auf die Persönlichkeit zu ziehen. Ferner
sahen sie daraus, wie einer täglich sich benahm , oh er klug oder unwissend
war; sie wußten durch mündliche Fragen und Prüfung der Leistungen
zu erfahren, wie talentvoll jemand war. Dies war die Methode der Alten
liei dem Erkennen der Menschen. Die Menschen kennen zu lernen und
rechtzeitig dem Herrn zur Verwendung zu empfehlen, das ist der Beruf des
Ministers.
5. Im allgemeinen ist bei der Aufnahme zum Amte zunächst die
Yasallentreue, dann die Fähigkeit zu berücksichtigen. Die Yasallentreue
besteht in der Aufrichtigkeit und Lauterkeit. 1st man nicht aufrichtig, aher
fähig, ist man ein Dieb; man nähere sich solchen Leuten nicht. Wenn
Treue und Wahrheit vorhanden und die Begahung etwas gering ist, kann
man doch durch Studium und praktische Erfahrung brauchbar werden. Es
gab zu allen Zeiten viele Herrscher, die sich gescheiter, aher treuloser
Menschen bedienten und es nachher bereuten.
6. In alten Zeiten wurden gescheiten und tugendhaften Leuten, wenn
sie auch niedriger Herkunft waren und nicht hohen Familien entstammten,
Ämter zuteil. Unfähige Leute erhielten, wenn sie aus guter Familie waren,
nur ihre erblichen Renten, bekamen aber kein Amt; denn sie nützten der
Regierung nichts.
7. Überhaupt hat der Mensch Talent und Talentlosigkeit. Dies ist
selbst bei weisen Leuten der Fall. Wenn man von einem absolute Voll-
kommenheit verlangt, so wird man im ganzen Lande vergebens danach
suchen. Man schätze die Vorzüge einzelner und weise ihnen die geeignete
Stelle an. Wenn einer schließlich richtig seines Amtes wartet und sich
verdient macht, belohne man ihn und lasse ihn lange in seinem Amte.
Wenn er in einem Amt lange bleibt, so wird er sachverständig und macht
sich verdient. Unter der Regierung von Gyö und Shun wurden die weisen
Vasallen, wie Köto ( J^l |^) und Shokkei das ganze Leben in
einein Amt belassen, so daß sie sich große Verdienste erwarben. Spätere
Herrscher belohnten kleine Verdienste der Vasallen und beförderten oft
die Beamten. Daher haben alle diese in ihrem Amte wenig Erfahrung
oder kommen in Verlegenheit, weil sie etwas übernehmen mußten, uns sie
nicht verstehen. Dies brachte der Regierung keinen Nutzen, sondern viel
Schaden. Es dürfte also richtig sein, einen im Anfang mit einem Amt zu
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1 00 Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel.
betrauen und ihn nach Prüfung weiter zu befördern. Ihn aber ohne Kenntnis
seiner Fähigkeiten zu versetzen, das entspricht nicht der Methode der Be-
förderung der Beamten.
8. Alles in der Welt gedeiht durch Fleiß und verfällt durch Nach-
lässigkeit. Jeder gebe fleißig acht auf seinen Beruf. Die Unachtsamkeit
nur eines Beamten führt zum Unheil des ganzen Volkes, Unachtsamkeit nur
an einem Tage bringt Sorge fur lange Zeit mit sich.
9. Der Hang bestimmt die Reihenfolg«« der Beamten ; die Besolduni;
besteht in dem Einkommen aus einem Gebiet, das Amt bestellt in der Aus-
übung des Berufes. In alter Zeit wurde nur dann der Rang erhöht, die
Renten vermehrt und Geld und Seide geschenkt, wenn sich jemand im
Dienste verdient gemacht hatte. Amter wurden niemals benutzt, um jemand
zu belohnen, sondern nur den Fähigen verliehen. Zur Belohnung waren
sie nicht da. Nach dem System der Shu- ( jM) Dynastie erbten die Söhne
des Samuraistandes, wenn sie nicht fähig und tugendhaft waren, das Amt
ihrer Väter nicht. Man sprach daher von Nichterblichkeit. Den Söhnen
der Minister ließ man, wenn sie nicht gescheit genug waren, zwar die
Renten des Vaters zuteil werden, aber das Amt nicht. Wenn Personen,
obwohl sie Söhne der Minister sind, für ihren Platz nicht geeignet sind,
so ist es sowohl für den Herrscher als auch für das Volk nachteilig; denn
kein Geschäft wird richtig geführt und dies ist der Anfang des Unheils.
In späteren Zeiten nahm infolge des Zuwachses von Geschäften die Zahl der
Amter jedes .lahr zu; außerdem wurden die Renten erblich, so daß das
Einkommen des Herrschers bald erschöpft war. Daher erteilte man zur
Zeit des Kaisers Gu ()j|C) der Tö- ( jji^) Dynastie den Angestellten Renten, die
zu dem Amte gehörten, den nicht Angestellten aber gab man keine Renten.
Das ist das jetzige Diensteinkommen (Yakuryo ^ ^f* r)' ^*es dürfte wohl
für alle Zeiten die beste Methode sein, die keinen Schaden bringt. Wenn
man den Söhnen der verstorbenen Beamten trotz ihres Mangels an Fähig-
keit die Besoldung weiter gibt, dann wird der Schatz des Herrn bald er-
schöpft, und das Landeseinkommen reicht nicht mehr aus.
10. Auch der Weise kann nicht frei von Fehlern sein. Wenn man
kleine Fehler nicht verzeiht, so ist niemand imstande Verdienstvolles zu
leisten.
11. Im allgemeinen darf man dem Lob und den Verleumdungen
nicht ohne weiteres Glauben schenken. Auch unter den guten Mensehen
gibt es solche, die die Menschen schlecht erkennen und die sich bei der
Beurteilung somit irren. Niedrig denkenden Menschen, Frauen und der
Dienerschaft fehlt es an Kenntnissen, und darum sind sie parteiisch. Sie
wissen bei den Menschen nicht, was gut und böse, verderbt oder gerade
ist. Sie loben auch schlechte Menschen , wenn sie ihnen gefallen, und ver-
leumden die guten, wenn sie ihnen nicht gefallen. Sie nennen gute Taten
schlecht, schlechte gut. Sie machen von Kleinigkeiten viel Gerede, und
bei großen Fehlern sind sie nachsichtig. Ihr Urteil hängt nur von den
Zeitumständen ab, es weicht von der Gerechtigkeit ab und ist nicht auf-
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Ekkkn: Ein japanischer Fürstenspiegel. 101
richtig. Die törichten Leute glauben solchen Verleumdungen, entfernen
dadurch tugendhafte Leute von sich, befreunden sich mit den Niedrig-
denkenden, durch die sie verleitet werden, und so kommt es, daß sie dies mit
ihrem guten Kufe und ihrer Person büßen. Davor muß man sich hüten.
12. Dem Minister liegt es ob. dem Herrscher zur Seite zu stehen,
dessen Fehler zu berichtigen, über die Regierungsmaßnahmeu zu beraten,
Belohnungen und .Strafen richtig zu verteilen, alle Beamten zu hüten und
zu Erfolgen anzufeuern, weit und breit gescheite Menschen aufzusuchen,
um sie zu späterer Verwendung bereit zu halten. Kleine Angelegenheiten
soll er nicht selbst übernehmen, sondern dieselben den Beamten übertragen.
Kr soll nach .Jahresfrist Verdienst und Fehler der Beninten prüfen, das
Resultat dem Herrscher berichten und sie betordern oder zurückversetzen.
Wenn von oben her betreffs des Dienstverfahrens den Beamten einzelne
Anweisungen gegeben werden, so vermögen sie nicht, wie tüchtig sie
auch sein mögen, ihre Geschicklichkeit ganz zur Anwendung zu bringen.
Denn sie suchen dann nur den Wünschen von oben entgegenzukommen,
indem sie nur auf diese achten, und sie gehen nicht in ihrem Dienste auf.
Wenn dies der Fall ist, so kommt nichts zustande, noch tritt ein Ver-
dienst zutage. Im Anfang prüfe man die Persönlichkeit genau und übertrage
ihr das Amt , ohne kleine Fehler zu tadeln. Wenn man dann nach Jahres-
frist ihre Leistungen prüft, so kann man erkennen, ob sie fähig oder un-
fähig .sind.
13. Im allgemeinen sind Herrscher, die ihr Land verlieren, nicht allein
daran Schuld. Wenn der Herrscher nicht tugendhaft ist, so schmeicheln
ihm die Untertanen und suchen ihn zu schlechten Taten zu verleiten, und
dies führt zum Untergang des Landes. Wenn man von oben her die
Niederen beargwöhnt, so geschieht dies auch von seiten der Niederen nach
ohm, und jene geben sich nicht hin. Wenn man sich von oben her der
Untertanen mit Aufrichtigkeit bedient, kommen auch diese der Regierung
in derselben Weise entgegen. Daß man von denen betrogen wird, denen
man Vertrauen schenkt, kommt daher, daß mau oben keine klare Einsicht
besitzt und sich gern schmeicheln läßt, sowie manchen parteiisch bevorzugt.
14. Der Fürst von Shin ("g^"). Heiko (-^P^)t fragte einst .seinen
Vasallen Shik'kö (>fetfttj)« welches das größte Unglück für ein Land sei.
Dieser antwortete: »Wenn der Minister aus Furcht vor dem Verlust seiner
Rente den Herrscher nicht vor Fehlern warnt, und die niederen Untertanen
aus Furcht vor Strafe sich nicht äußern, dann kommen die Verhältnisse
<!•-> Volkes nie zur Kenntnis des Herrschers. Das ist das größte Unglück
Hir ein Land.- Wenn die Herrschenden und Beherrschten sieh nicht
jegenseitig verstehen, so erfahren die Höherstehenden nichts Schlechtes
über ihr Betragen und ihre Regierung. Dann steigt ihr Stolz von Tag zu
Tag: ihre Fehler und ihre Üppigkeit nehmen zu und nichts ist einem Lande
getihrlirher als dies.
15. Die Meinung eines Herrschers, daß er fremden Hat gern befolge,
aber niemand ihm Hat gebe, ist eine falsche. Essen und Trinken tut man
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102
Kkken: Ein japanischer Försteuspiegel.
gern; daher ptlegt man zu notigen, ob man auch dankt. Kbenso verhalt
es sich mit der Warnung; daß man nicht warnt, beruht darauf, daß die
Warnung nicht gern gehört wird.
Wissen nicht selbst an, er vertraut sich dem Wissen der anderen an; er
macht nicht von seiner eigenen Kraft Gebrauch, sondern von der der
anderen. Wenn man das Wissen anderer benutzt und erwägt, so bleibt
einem nichts unbekannt. Der Kraft vieler ist nichts unerreichbar. Die
Augen der Menschen sehen den fernen Himmel am Horizont, aber sie können
den eignen Rücken nicht sehen. Mit dein Geist ist es ebenso. Die ge-
scheitesten Leute erkennen die eigenen Fehler nicht klar. Daher soll man
auch die Warnung der anderen und den Tadel des Publikums hören, um die
eigenen Fehler zu verbessern. Zur Zeit des Kaisers Gyö gab es eine Fahne,
die zur Förderung des Guten dienen sollte. Wer dem Herrn etwas Gutes
vortragen wollte, der- stellte sich darunter. Ks gab auch eine Beschwerde-
tafel, eine große Tafel von Holz, die man außerhalb des .Stadttores auf-
gestellt hatte. Wer in den Regierungsmaßnahmen Fehler bemerkt hatte,
der durfte dies ohne Rücksicht daraufschreiben, und gute Vorschläge wurden
angenommen. In der Zeit des Kaisers Shun gab es eine Trommel für War-
nungen. Wer den Herrscher warnen wollte, der schlug die Tronuuel. Ks
kamen dann Beamte und übermittelten die Warntingen dem Herrscher. So
seine Fehler zu verbessern. Chükai sagte einst zu dein Könige: -Wenn
man nur sich selbst gelten läßt, so ist man klein.- Sich nur selbst
gelten lassen, heißt: man nimmt aus Stolz auf die eigenen Fähigkeiten
fremde Vorschläge nicht an. Selbst die weisesten Herrscher der alten Zeit
belehrten sich so und leisteten fremden Vorschlägen gern Folge; um wie
viel mehr müssen die. unweisen Herrscher Mahnungen annehmen und ihre
Fehler verbessern! Selbst wenn eine Malmung nicht richtig sein sollte,
soll er sie doch annehmen, denn so entschließen sich die Leute leichter
zu Warnungen und der betreffende erfährt häufiger von seinen eigenen
Fehlern. Die Behauptung, daß man keine Fehler habe, und der Wider-
spruch entmutigen leicht den Ratgeber, so daß er niemals wieder seine
warnende Stimme erhebt.
17. Die Untertanen müssen, falls sie dazu angestellt sind, den Herrn
an seine Kehler erinnern. Die treuen Vasallen Chinas warnten den Herrn
mit Hintansetzung ihres Lebens und Nichtachtung des Todes. Nicht nur
auf dem Schlachtfelde allein opfert man sein Leben dem Herrn. Ks ist
Untreu»4, wenn man an sich denkt, das Leben liebt und die Fehler des
Herrn mit Bewußtsein verschweigt. Wie viel schlimmer es ist, wenn man
aus Liebe zu seiner Stellung und seinem Gehalt schweigt, braucht nicht
erwähnt zu weiden. Unsere Landsleute sind zwar auf dem Schlachtfelds
tapfer; aber betrelVs der Krmahnungen des Fürsten stehen sie hinter den
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Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel. 103
zurück. Sollte dies auf den Sitten des Landes beruhen, sollten
sie so ungebildet sein, daß sie die Kunst der Rüge nicht verstehen?
18. Es gibt zwei Methoden fur das Warnen: die direkte und indi-
rekte. Die erste wendet man nur gegen erleuchtete Herrscher an. Diese
folgen jeder Mahnung, wie scharf sie auch sein mag, und geraten darüber
nicht in Zorn. Die andere besteht darin, daß mau nicht mit Strenge,
sondern gleichmäßig und ruhig ans Werk geht, so daß man die Ge-
malmten nicht beleidigt und sie selbst ihre Fehler einsehen läßt. Als Bei-
spiele gehören hierher, daß Chöryö (jj[|f J^) vier Gelehrte berief, um
den Kronprinzen nicht absetzen zu lassen; daß Eköshiku jvi)
Versöhnung des Fürsten Sökö 4*0 mit seiner Mutter vermittelte: daß
der Vasall des Fürsten Hunkö von Gi namens Ninza
(t£J!ii)' (*en ^e,Tn znr Erkenntnis der Aufrichtigkeit von Tekiö fjtf ]
brachte, indem er Hunkö lobte, und schließlich, daß Tekijinketsu
d'u' Kaiserin Hukö(j^ jg") eruiahnte und die Tö- Dynastie vor
dem Untergang rettete. Wer aber gewarnt werden will, der soll die di-
rekte, nicht die indirekte Mahnung vorziehen. Konfuzius hat gesagt: -Ein
Arzneimittel schineckt zwar fur den Mund bitter, es heilt aber die Krank-
heit; die Warnung ist zwar dem Ohr unangenehm, doch ist sie den
Handlungen zuträglich. Die Könige Tö ()^) und Hu folgten den
Mahnungen und behauptetem ihre Regierung. Die Könige Kets* und Clin
nahmen die Mahnungen nicht an und gingen zugrunde. Die guten und
schlechten Eigenschaften der Herrscher der verschiedenen Zeiten und das
Schicksal eines Landes hangen ganz allein von zwei Dingen ab, nämlich ob
jene den Mahnungen Gehör gelten oder dieselben verwerfen.
19. Töba (j|(J$0 hat gesagt: »Ordnung und Unordnung in einem
Luide hängen davon ab. ob die Lebensverhältnisse der niederen Volksklassen
zur Kenntnis der Herrschenden gelangen.- Ordnung und Unordnung in
einem Lande ist wie ein gesunder und kranker Körper. Wenn das Hint
zirkuliert, so wird man gesund; wenn es still steht, so wird man krank.
Wenn die Ansichten von unten nach oben dringen, und man oben die
Mahnungen der Untertanen l»cfolgt, so kommt das Land in Ordnung. Man
spricht dann vom freien Wege für ein offenes Wort. Wenn der Weg fur
ein offenes Wort frei ist, so kommt das Land in Ordnung, wie die Blut-
zirkulation die Gesundheit bedingt. Ist das nicht der Fall, so kommt das
Und in Unordnung, wie mit dem Stillstehen des Hintes Krankheit eintritt.
Ls gibt ein altes Wort: -Wenn der Herrscher den Ermahnungen von
unten nicht Gehör schenkt, so ist er wie taub.» Wenn das der Fall ist,
vhließen die Untertanen aus Furcht vor dem Herrscher den Mund; sie sind
dann wie Stumme. Wenn nun der Herrseher taub ist und die Untertanen
stumm sind, da ist es unmöglich, das Land in Ordnung zu erhalten, selbst
wenn man den Wunsch dazu hat.
2<». Zum Regieren eines Hausstandes sowie eines Volkes ist Strenge
zu empfehlen. Strenge heißt, selbst richtig und nicht leichtfei tig handeln,
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104
Ekkek : Ein japanischer Fürstenspiegel.
bei der Gesetzgebung nicht nachsichtig sein und dem Volke sein Unrecht
verweisen. 1st man streng, so haben die Leute Furcht, und so bleiben
die Gesetze bestehen; das Volk begeht selten Schlechtigkeiten und Ver-
brecher sind selten. Wenn mau nicht streng und nachsichtig ist, so
freuen sich zwar das Volk und die Hausgenossen anfänglich darüber und
sind voll des Lobes, aber nachher werden sie nachlässig und haben keine
Furcht; die Gesetze lockern sich und die Verbreeher mehren sich. Strenge
am Aufaug bringt später kein Unheil; Milde am Anfang wird nachher die
Ursache vieler Sorgen. Strenge ist Strenge, und keine Inhumanität. Man
ist streng, um das Volk nicht zum Schlechten zu verleiten. Das Wasser
ist z. B. mild, daher ertrinken viele aus Unvorsichtigkeit darin. Das Feuer
ist heftig, daher gehen die Leute aus Furcht nicht heran, und es gibt wenig
Leute, die verbrennen. So ist es auch mit dem Gesetze.
21. Die Lehnsleute regiereu und das ganze Volk unterwürfig inacheu,
das ist Macht. Mit Macht ist nicht gemeint, daß man zürnt oder sein
Gemüt aufregt, sondern daß man die Autorität nicht auf die Vasallen
übergehen läßt, den Hochmut der Lehnsleute und des Volkes bändigt und sie
vor schlechten Taten warnt. Wenn einllußreiche Untertanen die Gewalt an
sich reißen, dann wird die des Herrn schwächer und die Disziplin kann
nicht bestellen, die Beamten und das Volk haben keine Furcht vor den
Gesetzen und die Befehle weiden nicht vollzogen. Daher soll nur der
Herrscher Macht besitzen; nie darf sie auf die Niederen übergehen.
22. Man sagt, König Bun «lachte stets von den Untertanen,
daß sie in Not wären; obgleich er sie gut regierte, und sie in Ruhe dahin
lebten, so sorgte er sich doch noch um sie, als ob sie Leiden erduldeten.
Das zeigt das Herz eines humanen Menschen und ist die wichtigste Sorge
wenn man das Volk als leidend betrachtet. F.s geht zugrunde, wenn man
es als Schutt betrachtet. Hiervon hängt die Ordnung und Unordnung, der
Aufschwung und Niedergang eines Landes ab.
23. Im allgemeinen ist das Volk rechtlich denkend. Wenn es von
oben her betrogen wird, so folgt es dein Beispiel und wird oft unredlich.
Insofern lehren die Regierenden den Regierten den Betrug. Das Volk hat
seinem Charakter nach ursprünglich keinen starken Hang zum Betrügen.
Infolge der Machtverschiedenheit von hoch und niedrig folgt es anfangs aus
Not einige Zeit den Betrügereien der Herrschenden. In vielen Fällen ist
der Betrug den Herrschenden zuzuschreiben.
24. Kinder ohne Vater heißen Waisen t alte Leute ohne Kinder nennt
man Kinderlose, alte Leute ohne Frauen heißen Witwer, alte Frauen ohne
Mann Witwen. Diese vier nennt mau zusammen die vier Armen (l/Ufla).
Sie sind die Unglücklichsten und am meisten verlassen in der Welt. Ihrer
gibt es viele; aber diejenigen, die von bemittelten Verwandten ernährt
werden, sind vor Hunger und Frost geschützt. Sonst dürften auch in großen
Dörfern nicht mehr als zwei bis drei sein. Zu ihrem Unterhalt braucht man
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Eicken: Ein japanischer Fürstenspiegel. 105
stets Hilfe zu leisten und sie vor Hunger und Frost zu schützen. Wenn die
Leute Hunger und Kälte leiden, so ist dies die Folge davon, daß die Regierung
hart ist. Eine große Zahl an Bettlern gereicht den Beamten zur Schande.
25. Auch in unserem Lande hatten die regierenden Kaiser in alter
Zeit mit den alten Leuten Erharmen. Alle, die mehr als 80 Jahre erreicht
hatten, beehrten sie mit der Verleihung eines Titels und mit Geschenken,
wie Seide, Baumwolle, Leinewand und Hirse. Kinder und Enkel, die sich
durch Pietät gegen die Eltern auszeichneten, edelsinnige Ehemänner und
treue Ehefrauen wurden am Eingang ihrer Wohnungen bezeichnet und man
sah darauf, daß ihnen bis zum Ende ihres Lebens kein Leid geschah.
Witwer, Witwen, Waisen und Alleinstehende wurden, wenn sie krank
wurden und sich nicht selbst erhalten konnten, unterstützt. Von diesem
allem ist häufig in alten Schriften die Rede. Wenn die Häuser der Land-
leute vom Stuini zerstört wurden, kam es vor, daß man ihnen auf ein .Jahr
die Steuer vom Acker erließ. ■
2b\ Der Bauernstand ist die Grundlage des Landes. Er treibt das
ganze Jahr hindurch emsig Ackerbau und baut Reis und anderes Getreide,
er bezahlt Abgaben an die Regierung und ernährt das Volk. Man soll ihn
am meisten hegen und pllegen und vor Hunger und Kälte schützen. Daß
man dem Bauernstand seine Zeit nicht nimmt, geschieht nicht bloß zu
seinem Besten, sondern auch im Interesse des Landes. Der Bauer nr-
beitet Tag und Nacht; dennoch hat er oft infolge von Düne, Sturm und
Ungeziefer geringen Verdienst. Wenn er bei Mißernten die Abgaben nicht
zahlen kann, so muß er Weib und Kinder, ja sogar die eigene Person
auf den Markt bringen. In guten Jahren ist der Preis von Reis und Ge-
treide so niedrig, daß er doch tier Not nicht entgeht. Der Grund ist, daß
der Landmann wenig Verdienst hat. Die Handarbeiter haben nicht so viel
Mühe wie die Bauern , aber ihr Verdienst ist größer. Der Verdienst der Kauf-
leute ist zweimal so groß wie der der Handarbeiter. Infolgedessen nimmt
die Zahl der Bauern allmählich ab und die der Kaufleute und Handwerker
von Jahr zu Jahr zu. Es sind also der Leute, die das Feld bebauen, wenig
und derer, die Geräte anfertigen und Waren verkaufen, viel. Es sind
derer, die Leinwand weben, wenig und derer, die sich mit der Anfertigung
von Brokat, Seidendamast und Stickerei beschäftigen, viel. Dieser Zu-
stand ist die Quelle allgemeiner Not. Daher legten erleuchtete Herrscher
alter Zeiten auf den Bauernstand großes Gewicht und unterdrückten Kauf-
leute und Handwerker, schätzten die fünf Getreidearten hoch und Geld
und Edelsteine gering. Daß man Sparsamkeit übt und Luxus untersagt,
ist die Methode, mit der man die Grundlage des Staates befestigt und den
schlimmen Folgen vorbeugt, und das ist eine Regierung, die das Land
in Ordnung hält und das Volk zufriedenstellt.
27. Der Bauer ist auf das Reisfeld angewiesen wie die Fische auf
das Wasser, wie die Bäume auf den Eidboden. Ohne Wasser gehen die
Fische zugrunde, ohne Erde sterben die Bäume nl>, ohne die Felder ver-
lieren die Bauern ihre Beschäftigung. Es ist also zu bedauern, wenn die
Bauern von ihrem Felde getrennt werden.
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106
Eicken: Ein japanischer FGrstcihspicgel.
28. Die Weisen wußten, daß die Kraft des Volkes das Fundament
des Landes ist. Aus diesem Grunde kürzten sie den Frondienst ab, um
die Zeit des Volkes zu schonen. In günstigen Jahren forderte man , heißt
es in Shürei ( JrVj Jjjff) » von einem Mann drei Tage, in mittleren Jahren
zwei, in ungünstigen Jahren einen Tag; in ganz schlechten Jahren, wo das
Volk Mangel litt, verpflichtete man es keinen Tag zum Frondienste.
29. Es gibt Leute, die behaupten, ein reiches Volk sei übermütig
und den Gesetzen nicht gehorsam. Diese Ansicht stammt aus dem Mangel
an Verständnis für die Regierungskunst. Nur armen Leuten kommt der
Gedanke zum Stehlen. Daß man mit dem Volke Erbarmen hat, es keinen
Mangel an Kleidung und Nahrung leiden läßt und vor Not sichert, das
bildet das erste Vprbeugungsmittel gegen den Diebstahl. Wenn die Verord-
nungen klar sind und man jedermann seinen Stand bewahren laßt, so wird
das Volk nicht übermütig, mag es noch so wohlhabend sein. Sollte es
Leute geben, die dennoch anmaßend, übermütig und faul sind oder Dieb-
stahl begehen, so soll man sie ohne jede Rücksicht bestrafen. Da das
Volk beschränkt ist, so kommt es, wenn man es sich selbst überläßt, nie
in ruhige Verhältnisse. Die richtige Regierungsmethode ist die, daß man
das Volk vor Mangel an Kleidung und Nahrung schützt, vor Übermut und
Faulheit warnt und so vom Verbrechen fernhält.
III.
1. Erleuchtete Herrscher verbrauchen den Gewinn des Landes nicht
für sich seihst, sondern lassen ihn auch dem Volke zuteil werden. Sie
drücken dieses nicht durch Auferlegung von Steuern wie auch strengen
Frondienst, sie verbieten ihm dagegen, seinen Anteil zu mißbrauchen.
Leute, die angestellt und von dem Herrscher besohlet sind, dürfen nicht
kaufmännische Geschäfte treiben und Gewinn suchen. Ein alter Spruch lautet:
-Wer Großes erhält, der nimmt nicht Kleines.« An keinem Gebilde der
Natur findet man zwei Vorzüge zusammen: Tiere mit Eckzähnen haben
keine Hörner; Tiere mit Hörnern haben keine Oberzähne; Tiere mit Flügeln
haben keine Pfoten; Bäume mit schönen Blüten tragen nur schlechte Früchte,
Bäume mit guten Früchten haben unschöne Blüten. Es ist also der Natur
zuwider, daß Samurai, die von ihrem Herrn besoldet sind, mit dem
Bürgerstande um die Wette nach Gewinn trachten und ihm den Verdienst
nehmen.
2. Es gibt folgende vier Ursachen, die den Tod vieler Menschen her-
beiführen: Todesstrafe, Krieg, Hungersnot und Krankheiten.
a) Man bringt «buch irrtümliche Bestrafung Unschuldige und Leute,
die sich nur leichte Vergehen haben zuschulden kommen lassen, um.
b) Dadurch, daß man eine Empörung anzettelt, verursacht man den
Tod vieler Feinde und Freunde, die ganz ohne Schuld sind. Oder man
ruft durch die eigene Unmenschlichkeit oder Unhöflichkeit einen Krieg
hervor.
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Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel. 107
c) Infolge von Dürre, Sturm und Auftreten von Ungeziefer sterben
eine Menge Leute Hungere.
d) Durch verschiedene Krankheiten, besonders durch Seuchen, ver-
lieren viele das Leben.
Diese vier Ursachen sind es, welche das Menschenleben in Gefahr
bringen. Zwei davon. Strafe und Krieg, hängen von den Menschen ab, die
heiden anderen, Mißjahre und Krankheiten, von der Natur. Es gibt für
alle vier Fälle Hilfsmittel, die dazu beitragen, daß das Volk vor dem Tode
bewahrt bleibt. Um ein Beispiel für den ersten Fall, die Todesstrafe, zu
bringen: Wenn man mit dem Volke Erbarmen hat und es keinen Mangel
an Kleidung und Nahrung leiden laßt, so kommen keine Diebstahle vor,
und es gibt somit wenig Verbreeher. Wenn man überdies die Anklagen
gerecht untersucht und Recht und Unrecht zur Klarheit bringt, so kommen
die Unschuldigen nicht ums Leben. Um für das zweite, den Krieg, ein
Beispiel anzuführen: Wenn man Humanität und Gerechtigkeit übt, dann gibt
es niemand, der den anderen beneidet, und es gibt keine Empörung. Es
bedarf kaum der Erwähnung, daß man selbst keine Empörung anzetteln darf.
Für den dritten Fall, die Hungersnot: Wenn man bei Mißernten die Ab-
gaben erleichtert, das Volk nicht zu oft zu Frondiensten auffordert, so daß
man durch die Bebauung des Ackers während dreier .Jahre die Lebensmittel
für ein Jahr erübrigen kann und außerdem die Hungrigen unterstützt, so
wird auch bei Mißernten niemand verhungern. Und schließlieh der vierte
Fall, die Krankheiten: Wenn man ein Gefühl für das Volk hat, es vor dem
Erfrieren schützt und 'dadurch dem Ursprung von Krankheiten vorbeugt und
den Erkrankten mit Arzneimitteln hilft, dann sind weniger Leute der Gefahr
tötlicher Krankheiten ausgesetzt. Dies alles sind menschliche Vorbeugungs-
maßregeln nicht bloß gegen die Gefahren, die vom Menschen, sondern auch
von der Natur abhängen.
Wenn man das Volk vor Hunger schützen will, so verursacht es
weniger Kosten, und die Spende ist um so erfolgreicher, je früher man hilft.
Je später die Hilfe kommt, um so größer sind die Ausgaben und um so
geringer ist der Erfolg. Ferner, Hungernde sterben nicht, wenn man ihnen
eine der zwei Mahlzeiten. Frühstück und Abendessen, spendet; man soll
nicht ohne weiteres viel geben, ohne zu untei-scheiden , ob der Hunger
groß oder nicht groß ist. Wenn man sie an einem Tage nur einmal mit
Speise unterstützt, so gehört nicht viel Reis dazu, und es bringt vielen
lauten Hilfe. Hier gebe man Verhungernden morgens und abends leichten
Reisbrei; wenn man ihnen zu viel gibt, so sterben sie. Erst nachdem sich ihre
Kräfte erholt haben, gebe man ihnen andere Speise. Dort versammle man
die noch nicht Erschöpften und gebe ihnen an einem Tage einmal zu essen.
4. Die Beamten, die die Klagen der Armen, der Alleinstehenden.
Greise und Kinder, die alle von andern betrogen sind oder derjenigen, dir
Hunger und Kälte leiden, nicht annehmen, sind zu bestrafen. Das ist eine
Bestimmung im Shürei.
"). Man darf die fünf Getreidearteu und Baumfrüchte, die noch nicht
reif sind, weder ernten, noch auf den Markt bringen. Man darf junge
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108 Erkes: Ein japanischer Fürstenspiegel.
Bäume nicht fällen und kleine Fische nicht fangen. Alles, was unreif ist.
nicht schädigen, dies gehört zur Humanität (^Z^^?). 1'herdies bringt es
dem Volke und dem Lande mehr Nutzen, wenn man erst von den Dingen,
die ausgewachsen sind, Gehrauch macht.
b\ Der Kaiser der Ivan (tfM) * Dynastie .Sen erbaute in allen
Provinzen Speicher. Wenn der Reis billig war, steigerte er die Preise,
kaufte ihn auf und verwahrte ihn in diesen Speichern. War der Preis hoch,
so verkaufte er ihn zu herabgesetzten Preisen. Diese Speicher hießen
• Jöheisö« (Immer ausgleichende Speicher, 2pl j^T ). 1st der Preis des
Reises sehr niedrig, so ist es schlecht für den Samurai und den Bauern.
1st er dagegen hoch, so drückt er Handwerker und Kaufleute. Leider ist
beides gleich schädlich. Führt man also die Methode der »immer aus-
gleichenden Speicher, ein, so bewahrt man die vier Stande vor Schaden
und Not. Auch in uuserin Lande gab es früher nach diesem Vorbilde
»Immer ausgleichende Speicher-, die sogenannten «Gisö- (Spendemuagazine,
^£^>). Letztere waren dazu da, den Hungrigen bei Düne usw. zu hellen.
Dies ist eine gute Methode. Eine arme Regierung ist aber nicht imstande,
sie zu befolgen.
7. In spateren Zeiten stand in China wie in Japan der Schein im
Vordergrunde und die Treue wie auch Wahrhaftigkeit trat zurück. Die
Aufrichtigkeit ging von Tag zu Tag zurück und der Betrug nahm von Monat
zu Monat überhand. Wenn man den Weg der Tugend betreten will,
müssen die modernen, prunkhaften und luxuriösen Sitten abgeändert werden,
und man muß zu den einfachen und naiven Gebräuchen der alten Zeit zu-
rückkehren.
Als der Kaiser Taisö (^^) von der Tö (Jjj*) -Dynastie regierte,
schaffte er den Luxus ab, verringerte die Ausgaben, erleichterte den Fron-
dienst, die jährlichen Abgaben und setzte ehrliche, selbstlose Beamte über
die Bevölkerung. Nach Verlauf einiger .Jahre hatte das Volk Kleidung und
Nahrung, so daß man /.. B. etwas, was jemand auf der Straße verloren
hatte, nicht aufnahm und Kaufleute, die im Freien übernachteten, ohne
Sorge waren, bestohlen zu werden. Daß man die luxuriösen Sitten be-
seitigte und das Volk zu den einfachen zurückführte, hatte seinen Grund
darin, daß die Regierung in zweckmäßiger Weise geführt wurde.
S. Die Herrschenden sollen die großen Shinto -Tempel , die berühmten
Berge und die großen Flüsse in ihren Gebieten verehren. Götter feiern,
die man nicht feiern soll, mögen es auch richtige Götter sein, nennt man
Inshi l /--f-;||ji willkürliche GottcNverehnmg). Das Inshi ist aber ohne Segen.
Ein Gottesdienst dieser Art ist Schmeichelei und Irrtum. Um für sich Glück
zu erbeten, erbauen viele reiche Leute shintoistische und buddhistische Tempel
und veranstalten großartige Gottesdienste, indem sie eine Reihe Priester
engagieren und eine große Menge Laternen anzünden. Es sind das große
Ausgaben, aber dem Volke bringen sie nicht den geringsten Nutzen. Würde
man mit dem Aufwand dafür arme Leute unterstützen, wie groß wäre
dann der daraus erwachsende S«>gen und somit die Gnade des Himmels. lTrn
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Ekkkn : Ein japanischer Förstenspiegcl. 1 09
ein Herz zu trösten, vielen Schmerzen zu bereiten, eine solche nichtige Tat
ist Torheit zu nennen. Einst errichtete der Kaiser der Ryö (^^)- Dynastie.
Bu eine Anzahl Tempel und Pagoden: in dem Glauben, sich dadurch
ein großes Verdienst zu erwerben, holte er bei dem Priester Daruina
j ein Gutachten ein. Die Antwort desselben lautete: daß es kein Ver-
dienst sei.
Der Kaiser fährte keine humane Regierung, sondern bedrückte das
Volk und preßte es aus, um Bauten aufzuführen. Schließlich ging er selber
und sein Land unter dem Haß des Volkes und dem Zorn des Himmels zu-
grunde. Ein Beweis dafür, daß Danunas Antwort richtig war. Dieser
war ein Buddhist und dennoch war seine Meinung so zutreffend. Er unter-
scheidet sich von den habsüchtigen Priestern späterer Zeiten wie Himmel
und Erde.
9. Wenn man die schlechten Sitten läßt, wie sie sind, gereicht es
allen zum Unheil. Die Verwalter der betreffenden Gebiete müssen die Be-
wohner davor warnen und dergleichen Sitten beseitigen, Es ist Brauch
geworden, bei der Vermählung der Tochter übermäßigen Aufwand zu treiben,
indem man sie über den Stand hinaus mit Kleidern und Geräten ausstattet.
Auf diese Weise verliert man nicht nur sein Vermögen, sondern macht auch
Schulden, die man unmöglich abzahlen kann. Dadurch erfreut man nur
die Augen der Leute, aber es bringt keinen Nutzen, ja vielmehr großen
Schaden. .Man pflegt Eltern davor zu warnen, ihre Söhne studieren zu
lassen, mit der Behauptung, daß es die Energie verringere und sie krank
mache. Man warnt auch seine eigenen Söhne vor dem Studium, so daß sie
ihr ganzes Leben dumm bleiben. Alle diese Sitten sind auf die törichten Ideen
dummer Leute zurückzuführen. Einen Mann, der im vorhergehenden .Jahre
geheiratet hat, besuchen im Anfang des ersten Monats des nächsten Jahres
seine Freunde, begießen ihn mit Wasser, zechen unter handgreiflichen
Späßen miteinander, und wenn sie dann betrunken sind, so zanken sie sich
und beschimpfen sich. Dadurch entsteht oft Unglück. Am zehnten Tage
des ersten Monats schlagen Knaben manchmal vorübergehende Frauen mit
Kiefernzweigen und bespritzen deren Kleider mit Tusche. Derartige nieder-
trächtige und schädliche Gewohnheiten müssen die Vorsteher streng ver-
bieten und abschaffen. Einen Ortsvorsteher, der solche Sitten duldet, ohne
sie zu verbieten, muß man als seines Amtes nicht würdig bezeichnen, und
annehmen, daß es ihm an Kenntnissen und Tatkraft fehle.
10. Die Komposition von unanständigen Liedern, welche das Gemüt
des Volkes verderben, die Anfertigung auffälliger, seltener Kleider und Ge-
räte, die Vorführung durch Schaustellungen und daß man die Leute durch
Geisterbeschwörungen und schlechte Lehren verführt, um Geld zu verdienen,
das alles sind Handlungsweisen von Schwindlern. Die erlauchten Herrscher
alter Zeiten verboten dergleichen streng und legten den Betreffenden schwere
Strafen auf.
11. Bei dem Prozeßverfahren soll man sich vor Gemütsbewegungen
hüten, und jeden das aussagen lassen, was er in seinem Herzensgrunde
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Ekken : Ein japanischer Fürsten-Spiegel.
denkt; man erlaube ihm sein Anliegen niederzuschreiben, wie er will, ebenso
Zeugen zu stellen und Zeugnisse vorzubringen. Man darf nicht parteiisch
sein und den Bitten von Freunden und Verwandten kein Gehör schenken.
Endlich soll man den kurzen Inhalt der Betrachtungen beider Parteien mit-
einander vergleichen und dann das Urteil über Kecht und Unrecht fallen.
Falls man nur den einen Teil hurt oder etwa den empfehlenden Worten
der Fürsprecher glaubt und sich dadurch beeinflussen läßt, so wird man
vieles falsch auffassen. Beim Verhören darf man nicht auf das Erstgehörte
das Hauptgewicht legen. Halt man dies fur wahr und gut, so wird einem
alles andere, was die Gegenpartei später vorbringt, falsch erscheinen, sei
es noch so berechtigt.
12. Ehrliche Kläger verlassen sich auf ihr gutes Recht und versuchen
nicht die Beamten zu bestechen, daher haben sie auch von Seiten der Be-
amten keine Fürsprache zu erhoffen. Unehrliche Leute dagegen bestechen,
um ihr eigenes Unrecht zu bemänteln, die betreffenden Beamten , wenden
verschiedene Mittel an und viele stehen ihnen darin bei. Dann wird das
Recht zum Unrecht und das Unrecht zum Recht. Ein solches Urteil ist
nicht zutreffend.
13. Beim Verhör darf man sich über eine unhöfliche Ausdrucks weise
der Betreffenden nicht ärgern und ihnen nicht zürnen; umgekehrt darf man
über höfliche Ausdrücke keine Freude bezeigen. Wenn man leidenschaft-
lich erregt wird, so wird man dadurch parteiisch. Durch die Bitte ande-
rer darf man sich in seinen Gemütsbewegungen nicht beeinflussen lassen.
Üherfülle an Arbeit entschuldigt nicht, daß man die Rechtsangelegenheiten
oberflächlich entscheidet und darüber hinweggeht.
14. Belohnung und Strafe sind Vorrechte des Herrschers, durch die
er das Volk regiert. Handhabt er beides willkürlich, so ist das Volk
nicht anhänglich, und die Gewalt des Herrschers wird geringer. Das
Gesetz besteht darin, daß es Anweisungen darüber gibt, wie mau die ver-
dienstvollen Leute belohnt und die Schuldigen bestraft. Wenn man das
Verdienst nicht belohnt und Verbrechen nicht bestraft, so sind Belohnung
und Strafe nichtig und wertlos. Dann haben die Gesetze keine Geltung
«ind das Volk hat kein Vertrauen; Verbrechen sind dann an der Tagesordnung,
denn man bemüht sich nicht Gutes zu tun und hat keine Furcht mehr vor
schlechten Taten. Im Shösho stellt: »Gegebene Gesetze sind da, damit
sie befolgt und nicht überschritten werden-, d. h. wenn man Gesetze erläßt,
so überlege und prüfe man sie vorher reiflich, auf daß sie bis in späte
Zeiten bestehen bleiben können. Einmal gegebene Verordnungen wende
man auf die Dauer an. Übertreter müssen bestraft werden. Dann bleiben
die Gesetze bestehen und werden nicht verletzt; das Volk achtet und be-
folgt sie. Gesetze, welche nicht lange in Kraft bleiben können, soll man
vorher zur Genüge beraten und darauf" verzichten, d. h. sich vor dem Erlaß
hüten. Wenn man am Morgen etwas verordnet und am Abend schon wieder
ändert, so findet das Volk sieh nicht zureeht und achtet die Regierung gering.
l.*>. Keinem noch so törichten Menschen ist es unbekannt, daß große
Verbrecher, wie Mörder. Brandstifter und diejenigen, welche öffentliche
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Ekken: Kin japanischer Fürstenspiegel. Ill
Gelder unterschlagen, bestraft werden müssen. Mißachtung der Eltern und
der Alten, Prügeleien, Betrug, Diebstahl, Ehebruch u.dgl. sind ebenfalls
streng verboten. Doch furchtet sich das Volk nicht so sehr davor, wie vor
den oben angeführten drei Verbrechen. Diejenigen, welche Lander und
Kreise beherrschen, sollen dergleichen Verbote streng festsetzen und sie
den Leuten alle Monate vorlesen lassen, um ihnen Furcht vor den Gesetzen
einzuflößen. Nachlässige Rechtspflege bringt viele Verbrechen mit sich.
1st es den Regierenden, den Eltern des Volkes, nicht unangenehm, wenn
in ihren Gebietsteilen viele Todesstrafen vorkommen? Dies kommt aber
daher, daß sie inhuman sind und sich nicht bemühen, das Volk zu lieben.
16. In alten Gesetzen steht geschrieben, daß bei Leuten über 80 und
unter 7 Jahren die Todesstrafe nicht angewendet werden darf, auch wenn
die Betreffenden sie verdient haben. Wenn tier Mensch 80 Jahre geworden
ist, so ist er geistig abgestumpft; Kinder unter 7 Jahren sind geistig noch
nicht entwickelt, daher bestraft man sie auch nicht.
17. Wird jemand mit Gefängnis bestraft, so schmerzt und bekümmert
es die ganze Familie, die Eltern, Geschwister, Weib und Kind; er ver-
säumt sein Geschäft. Außerdem ist die Qual, wenn man auch nur einen
Tag im Gefängnis zubringen muß, unsäglich groß. Die Regierenden sollten
die Not der Betreffenden sowie den Kummer ihrer Familie in Betracht
ziehen.
18. Verbrecher, die ihre Vergehen zeitig eingestanden, noch bevor
diese an den Tag gekommen waren, wurden nach den alten Gesetzen frei-
gelassen. Ebenso lasse man auch Verbrecher frei, die aus Unwissenheit
Verbrechen begangen haben. Der Fürst von Sei (^fij^)> Kankö (|'M
hat gesagt, man solle einen rückfälligen Übeltäter, wenn er kein großes
Verbrechen begangen hat, züchtigen und dann freilassen; begehe er zum
dritten Male eine Übeltat, so solle man ihn aber nicht begnadigen.
11). Die Regierungsbeamten sollten Verordnungen nicht dazu benutzen,
die ihnen zuteil gewordenen Wohltaten anderen vergelte.
20. Zur Zeit der Tö (jjl*) -Dynastie hat man in China folgende vier
verxhiedene Arten von Gesetzen aufgestellt: Kits' (fjt). Ryö (<^-)< Kaku
f^) und Shiki (^). Auch in unsenn Lande hat man in alter Zeit bei
Hofe Bücher mit diesen vier Gesetzesarten verfaßt, so daß die rechtlichen
Verhältnisse vollkommen ausgebildet waren. Der Unterricht, den man
den Regierungsbeamteu darin erteilte, hieß Rechtswissenschaft (fpj')^)«
Die Lehrer dieser Wissenschart hießen Doktoren der Rechtswissenschaft
(9JÜt®i)' Kit* nml Knku silul in flen Kriegszeiten verloren ge-
gangen; ein kleiner Teil davon ist jetzt noch vorhanden. Die Ryö und
Shiki sind jetzt noch vollständig erhalten. Hits' heißen die bestimmten Vor-
schriften, nach denen man die Strafe bestimmt. Sie enthalten Bestimmungen
darüber, wie mau das und das Verbrechen sühnen soll. Wenn man da-
nach verfährt, macht man bei der Bestrafung keine Fehler. In späteren
Zeiten haben diese Gesetze ihre Geltung verloren und einzelne Beamte ver-
fahren nach Gutdünken. In China war das Hits' nicht auf die Tö- Dynast ie
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112 Ekkkn: Ein japanischer Fflrstenspicgcl.
beschränkt, schon vor alter Zeit war es vorhanden. In neuerer Zeit gibt
es das Min -Hits' und Shin-Rits' (fiff^ft).
In Japan hat man, nachdem das alte Kits' verloren gegangen
war, das Hösöshiyöshö verlaßt. Auch die Vorschriften
Shikhnoku 0 )♦ unttM* (u'r I'eriode Teiei (jj^ ^J<) verlaßt, sind eine
Art Kits'. Unter Ryö versteht man die Art und Weise, wie man die Ge-
setze anwenden soll. In Japan hat Tankaikö (jflfa)fij: em R}""
verlaßt und Kiyohara Natsuno (ftq J|jf j££ iEf*) ',at es erklärt. Dies heißt
Gikai (^gf§^p)^ Kommentar. Auch gibt es ein Buch Ryö no Shükai,
(7) f$0' Kommentar zu den Ryö- Gesetzen. Das Kaku enthält Ke-
gierungsmaßregeln aus früherer Zeit. Ks entspricht einem politischen Notizcn-
buch der Gegenwart. Darin ist angegeben, was in den betreffenden
Jahren geschehen ist und wie man dabei verfahren hat. Shiki ( jj^) sind die
Zeremonien; das Engishiki (ffi£ ffi- T^,) 1S* noch jetzt vorhanden. Diese
vier Bücher waren in alter Zeit die Vorbilder fur die Regierung und die
alten Rechtsgelehrten sollen darin studiert haben. Es wäre wünschenswert,
daß man auch jetzt auf Grund der alten Methode zeitgemäße Gesetze ab-
faßte und die Rechtswissenschaft studierte.
21. Saisen ( 5g) aus der Späteren Han- jj») Dynastie hat ge-
sagt: -Die Strafe ist ein Arzeneimittel gegen Unruhen, die humane Erziehung
(ffe^fc) 'st (''e * leisehnahriing nlr ^en Frieden und das Wohl des Landes.«
Das bedeutet, daß die Anwendung der Strafe beim Regieren dieselbe ist,
wie die Anwendung der ArzeneimiUel bei einem Krankheitsanfall. Di«'
Unterweisung in den find* menschlichen Tugenden und fünf verwandtschaft-
lichen Beziehungen ( 3l jfc fjfl} ) gleicht der Ernährung des Körpers mit
Reis und Fleisch , wenn man nicht krank ist.
Daher sollen die Regierenden die Tugend üben, die Erziehung fördern
und dein Volke gute Anleitungen geben. Sollte es dennoch Verbrecher
geben, so ist man gezwungen, Strafen anzuwenden. Es ist inhuman zu
strafen, ohne die Menschen zu erziehen. Eine Strafe, mit der die weisen
Fürsten in alter Zeit jemand belegt hatten, setzte viele Tausende in Schrecken
und machte sie vorsichtig. Aus diesem Grunde heißt es: -Die Strafe ist
da, damit sie nicht zur Anwendung kommt.«
22. Im Girei (fj^jjig) .»«ißt es: »Der Vater ist der Himmel des
Kindes, der Mann der der Frau.« Hiernach ist der Herrscher der Himmel
der Vasallen.' Widerstand gegen den Herrn, Vater oder Ehemann ist
Widerstand gegen den Himmel. Es ist eine große Sünde. Diese drei Be-
viehunjien sind die bedeutsamsten der Welt und die wichtigsten von den
fünf verwandtschaftlichen Beziehungen. Wenn der Herrscher, der Ehemann
und Vater auch unwürdig handeln, so darf man ihnen doch aus Ehrfurcht
keinen Widerstand leisten. Diejenigen, die solches tun, muß man bestrafen
und ihnen ihr Vergehen nicht verzeihen. Sonst können die Verwandt-
schaftsordnungen nicht bestehen bleiben und Gesetze und Disziplin geraten
in Schwanken.
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Ekkkn: Ein japanischer Fürstenapiegel.
113
23. Es gab da irgendwo einen törichten Menschen , der seinen Vater
oft prügelte. Der Vogt vernahm es, verhörte ihn und verurteilte ihn mit
Genehmigung des Herrn zum Tode. Der Mann machte bis zur Zeit des
Vollzugs seiner Strafe Einwände, dann sagte er voll Haß gegen die Obrig-
keit: «Wenn ich einen fremden Vater geprügelt hätte, müßte ich wohl
bestraft werden, aber die Züchtigung meines eigenen Vaters ist meines Er-
achtens keine so große Sünde. Wie unglücklich bin ich, daß ich mich
einer so ungerechten Strafe unterwerfen muß.« Ein Samurai, der dies hörte,
bemerkte darauf, daß er in gewisser Beziehung recht habe. Dieser Samurai
war ein unwissender Manu und kannte die Wichtigkeit der Pietät nicht.
Er wußte nicht, daß es unter den 3000 Unterstrafen, in die die 5 Haupt-
arten eingeteilt werden, keine größere Sünde gebe, als die Undankbarkeit
gegen die Eltern; deshalb hatte er wohl so etwas ausgesprochen. Daher
müssen alle vier Volksklassen in den Grundsätzen der verwandtschaftlichen
Beziehungen unterrichtet werden. Es ist nicht zu wünschen , daß in Dörfern
buddhistische Tempel errichtet werden, in welchen die Priester morgens
und abends den Buddhismus predigen. Wenn die Beamten des Ortes
wenigstens dann und wann die Bevölkerung zum Fleiß im Ackerbau, zur
Pflege der Eltern, zur Verehrung des Herrn, zur Befolgung der Gesetze,
zur Genügsamkeit, Ehrlichkeit, RechtschafTenheit und Friedfertigkeit er-
mahnen, so würden die Sitten besser werden und das Volk gehorsamer
und leichter zu lenken sein. Besondere die Bauern sind mit der Welt
wenig vertraut und von schlechten Gewohnheiten unberührt; ihr Sinn ist
einfach. Wenn man ihnen auseinandersetzt, was recht und billig ist, so
wenden sie sich zum Guten und werden zu den einfachen Sitten früherer
Zeiten leicht zurückkehren. Lobt die Obrigkeit edelsinnige Samurai, so werden
deren gute Sitten maßgebend, und es werden viele treue und auch tapfere
Krieger auftreten. Wenn man sich über verweichlichte, faule und nach-
giebige Leute freut und unbeugsame Samurai nicht liebt, so werden die
Sitten derselben weichlicher, und sie kennen keine Scham; Schmeichler
treten in Menge auf. Daher ist die Hochhaltung der Treue und die Wert-
schätzung des Edelsinns die richtige Methode für die Erziehung der Samurai.
24. Wenn sich am Himmel Wunder zeigen und auch auf der Erde
Unheil entsteht, so geschieht das alles deshalb, weil der Himmel die
Menschen dadurch ermahnen und warnen will. Das ist genau so, als
wenn die Eltern Hire Kinder aus Liebe vom Bösen abhalten und zum
(taten führen, indem sie dieselben ausschelten. Aber auch der Herrscher
eines Landes fürchte die Warnungen des Himmels, gehe in sich und be-
strebe sich, eine gerechte Regierung zu führen, damit sein Land erhalten
bleibe. Der Glaube, daß alles dies von selbst geschehe, zeugt von einer
sehr großen Geringschätzung des Himmels. Die Ansicht, daß man seltsame
Himmelserscheinungen nicht zu fürchten habe, ist gewöhnlich der Anfang
von dem Untergange eines Landes.
Herrscher und Verwalter pflegen von niederen Leuten gefürchtet zu
werden, so daß zwischen den Herrschenden und Beherrschten eine weite
Kluft besteht. Die Meinungen der unteren Bevölkerungsschichten bleiben
MitLdSen. f. OricoL Sprühen. 1904. I.Abt 8
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114
Ekksn: Ein japanischer Företenspicgel.
dann den Herrschenden unbekannt, und dadurch wissen diese nichts von
den Schmerzen und dein Kummer derselben. Daher muß man sich gegen
die Untertanen freundlich zeigen, damit diese ohne irgendeine Rücksicht
ihre Meinungen aufrichtig äußern können. Daß der Kaiser Taisö von der
Tö- Dynastie und der Kaiser der Periode Engi ihren Unter-
tanen mit Freundlichkeit begegneten, hatte seinen Grund darin, daß sie
der Meinung waren, die Bewohner ihres Landes würden aus Furcht vor
ihrer Macht es nicht wagen, ihre Ansichten zu äußern. Für Regierende
empfiehlt es sich sehr, die Verhältnisse der unteren Schichten kennen zu
lernen ; auch Könige und Große können nicht mit allem vertraut sein , wenn
sie nicht selbst hören und sehen. Sie können sich sonst von dein Kummer,
der Freude, der Not, dem Vergnügen, der Boshaftigkeit und Unehrlichkeit
der Bevölkerung schwer eine Vorstellung machen; ebenso wenn sie gut
und schlecht, Vorteil und Nachteil nicht erkennen und nichts von den Kultur-
verhältnissen ihres Landes oder von den Ausgaben und der Verschwendung
ihrer Familie wissen , wenn sie überdies auf ihre, hohe Wurde und ihre
Einkünfte eingebildet sind, so können sie die Verhältnisse der unteren Schichten
nicht erkennen. In diesem Falle erfahren sie nicht, was für gute und schlechte
Taten ihre Untertanen begehen, denn ohne selbst zu hören und zu sehen,
ist es eine Unmöglichkeit, Kenntnis von den Volksverhältnissen zu erlangen.
25. Verleumder pflegen kleine Fehler anderer zu vergrößern oder gar
Leuten ohne besonderen Tadel etwas vorzuwerfen; deshalb ist es eine große
Verirrung, wenn ein Herrscher den Aussagen solcher Leute ohne ausreichende
Prüfung Glauben schenkt Wenn man auf solche Verleumdungen hin gute
Leute zurücksetzt, so gereicht dies nicht nur diesen Leuten selbst, sondern
dem ganzen Volke zum Unglück.
26. Der Fürst von Sil (|||{), namens Bokkö (§$4^), befahl einst
seinen Untergebenen zur Fütterung von Wildenten und wilden Gänsen nicht
Reis, sondern unreife Kornähren zu verwenden. Fines Tages waren nun keine
mehr vorhanden; als man solche bei den Leuten kaufen wollte, wurden,
da es wenig gab, höhere Preise verlangt, als für den Reis selbst. Nun
wollte der Beamte mit Reis füttern, aber der Herr erlaubte es ihm nicht
und sagte: »Du verstehst wohl etwas von kleinen Vorteilen, aber nichts von
großen Verlusten. Die Bauern bauen, ohne auf Kälte oder Hitze zu achten,
von früh bis spät den Reis, jedoch nicht um Vögel und Tiere damit zu
ernähren. Außerdem ist der Reis die beste Nahrung für die Menschen. Wie
dürfte man daher mit ihm Vögel füttern? Hole daher lieber aus den
Speichern Reis, verkaufe ihn und kaufe dafür unreife Kornähren, mögen
sie auch noch so teuer sein, und füttere dann die Gänse. Es ist ebenso
gut, wenn man den Reis aus den Speichern den Leuten gibt, als wenn
sich derselbe in meinem Speicher befindet.«
27. Taiköbö ',at gesagt: »Was man durch inhumane
Handlungen erwirbt und durch inhumane Handlungen zu erhalten sucht,
verliert man gewiß.« Der Sinn dieses Ausspruches ist, daß z. B. ein
Land, welches man durch inhumanes Vorgehen in Besitz genommen hat
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Ekkxk: Ein japanischer Füretenspiegel. 115
und durch inhumanes Vorgehen zu behaupten sucht, schon nach einem
Menschenalter zugrunde geht. In China und Japan gibt es dafür zahl-
reiche Beispiele. Das Bestehen eines Landes hängt mit der Humanität
seines Herrschers zusammen, der Untergang desselben mit seinen inhumanen
Handlungen. Von den Königen Kets* Chu ($^) und allen späteren
inhumanen Herrschern konnte keiner dem Untergang entgehen. Die Kaiser
Gyö (jd^). Shun (^)» Tö und Bu in erster Linie und dann
Koso (jfgflffl), Buntei (~%%) der Kan - Dynastie , Kobu (^fcj^) aus
der Späteren Kan - Dynastie , Taisö (^jfc^J) der Tö (0)- Dynastie und
die folgenden weisen Herrscher waren alle wohltätig; deswegen hatten auch
ihre Länder langen Bestand. Das Schicksal eines Landes hängt ebenso
wie dasjenige eines Menschen davon ab, ob er human oder inhuman ist.
Die Könige U und Tö zügelten sieh selbst, daher stand ihr
Land in großer Blute. Die Könige Kets' (^) und Chu (jj^) unterdrückten
ihre Untertanen , daher gingen sie zugrunde. Die Beherrschung der eigenen
Person ist Humanität, die der anderen Unmenschlichkeit. Wie könnte man
sich nicht befleißigen, Humanität zu üben?
28. Zur Zeit der Dynastie Tö wurde ein Mann , namens Ribö [l^ji
J$) Minister. Er stellte jedem, der ihn besuchte, folgende drei Fragen:
»1. Welche Leiden quälen jetzt das Volk? 2. Gibt es für die Gegenwart
eine gute Regierungsmethode? 3. Welche Fehler hat die gegenwärtige Re-
gierung? Diese drei Dinge möchte ich wissen.« Dies machte er, um die
öffentliche Meinung zu erfahren, und weil er fürchtete, daß die Verhältnisse
des Volkes oben nicht bekannt würden. Ebenso mögen alle Minister verfahren.
29. Der zweite Kaiser der Shin (fjf:)- Dynastie, der Sohn des
Grunders derselben, sagte: -Der Grund, warum man die Herrschaft hoch-
schätzt, liegt darin, daß der Herrscher das tut, was er will, und sich ver-
gnügt, wie ihm beliebt. Um das Volk zu regieren, genügt es nur, daß man
strenge Gesetze gibt, die das Volk in Ordnung halten und jede Übertretung
und Aufruhr verhindern. Dies wurde aber die Ursache des Unterganges
der Shin - Dynastie. Wenn auch noch viel andere Herrscher ihr Land
verloren, indem sie es nicht zu leiten verstanden, und sich seihst zugrunde
richteten, so war der Grund bei allen derselbe. Die Herrscher müßten
es für ein Vergnügen ansehen, Gutes zu tun, sehr wohltätig zu wirken
und jedem Untertan seinen richtigen Platz anzuweisen.
30. Gibt man den Vasallen zu große Renten, so daß sie zu Reich-
tum gelangen, so werden diese übermütig, sind fur Dienste schwer zu ge-
brauchen und nützen wenig. Wenn sie in Armut geraten, so kennen sie
keine Scham, sie sind betrügerisch, bösartig und bewahren keine Treue.
31. Niedrig denkende, schlechte Menschen verstellen sich in Gegen-
wart höherer Beamten, so daß es nicht zu erkennen ist, wenn sie böse
sind; gegen das Volk dagegen kennen sie keine Rücksichten, so daß
ihre Handlungsweise klar zutage tritt. Daher soll man über die Beamten
dasjenige hören und wissen, was vom Volke über sie gesagt wird, und
8«
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116
Ekkkn : Ein japanischer Fürstenspiegel.
und sie danach beurteilen. Man soll die Klagenden nicht tadeln und dem
Volke den Mund nicht stopfen.
32. Das Wort eines erleuchteten Herrschers lautet: Die Strafen der
Gotter und der Herren sind zwar sehr zu fürchten, die Strafen der eigenen
Vasallen und Bauern jedoch am meisten. Denn die Strafe der Gotter laßt sich
durch Gebet abwenden, den Strafen der Herrscher entgeht man durch Abbitte;
wenn man jedoch die Anhänglichkeit der Vasallen und der Volkstnassen ver-
liert und diese abtrünnig werden, so ist das Unglück nicht mehr abzuwehren.
33. In China wie in Japan hat es .den Fürsten die größte Mühe ge-
kostet, ein Reich zu begründen. Insbesondere hatten sich diejenigen Fürsten,
die während der Kriegszeiten geboren waren, ihre Dynastien gründeten und
ein Land erhielten, keinen Augenblick Ruhe gönnen können. Sie mußten
in Sturm und Regen vom Morgen bis zum Abend mit ihren Feinden
kämpfen, um sich unter dem Regen von Lanzen und Pfeilen vor dem
sicheren Tode retten zu können. Mit fortwährenden Sorgen und Strapazen,
mit großer Not und Anstrengung haben sie endlich große Länder mit ihren
Einkünften erkauft. Durch glückliche Zeitumstände und Zufall ist noch
kein Land auf leichte Weise in ihre Hände gekommen. Die Mühen,
welche sie nach der Gründung ihrer Länder auf die Erbauung ihrer
Schlösser, sowie bei den Bestimmungen der Gesetze und bei Einrichtungen
verwandten, waren unermeßlich groß. Der Beweggrund dafür war selbst-
verständlich treue Gesinnung, keineswegs hatten sie die Absicht, ihrer Re-
gierung Glanz zu verleihen. Sie wünschten nur, daß ihre Nachfolger in
ihrem Sinne weiter wirkten und die Gesetze beobachteten, damit sie ihr Land
und Volk nicht verlören, sondern sich langen, glücklichen Gedeihens er-
freuen möchten. Dies war die Absicht des Gründers eines Landes und
findet in folgenden Worten Ausdruck: »Wenn ein Herrscher eine Regierung
und eine Dynastie errichtet, so wünscht er, daß sie dauernd sei.« Ihre
Nachfolger sollen der großen Verdienste der Vorfahren und der Mühen bei
der Gründung gedenken, die Vorfahren ehren, ihre Absichten fortsetzen, ihre
Vorschriften beachten, das Land lange erhalten und das Volk gut regieren.
Dies ist nach dem Willen der Vorfahren, und dies ist die größte Pietät,
die die Fürsten ihren Vorfahren erweisen können. Wenn man nicht an
die Schwierigkeiten bei der Gründung des Landes denkt, das Land regieren
will, ohne sich Mühe zu geben, Reichtum und Würde in Sorglosigkeit ge-
nießt, ohne weiteres sich dem Trinken und Vergnügen ergibt oder gar aus
Stolz auf seine eigenen Fähigkeiten seine Vorfahren geringschätzt, die von
ihnen bestimmten Vorschriften des Hauses übertritt, das Volk quält, Ver-
waltung und Rechtspflege vernachlässigt, endlich das Volk zur Rebellion
reizt und das Land verliert, so hat die Pietätlosigkeit gegen die Vorfahren
ihren Gipfel erreicht. Das Bestehen eines Landes hängt also davon ab, ob
man dies beherzigt oder nicht. Wenn die Nachfolger der Fürsten an diese
beiden Ursachen denken, immer in sich gehen, Tugend und Pietät üben, so
wird das Herrscherhaus auch in späteren Zeiten blühen und sein Ruhm
unvergänglich sein.
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117
Mu Wang und die Königin yon Saba.
Von A. Forke.
Uhina hat seit alter Zeit nicht nur mit seinen Nachbarstaaten , sondern
auch mit fern wohnenden Völkerschaften Beziehungen unterhalten. Trotz
des Systems der Abschließung gegen fremde Einflüsse hat es doch selbst
oft diplomatische und Handelsverbindungen mit fremden Landern, die ihm
ganz fern stehen mußten, anzuknüpfen versucht. 80 schrofT, wie man
früher wohl annahm, ist die Isolierung des großen ostasiatischen Reiches nie-
mals gewesen. Die vielen, zum Teil sehr wertvollen Nachrichten über
fremde Volkerschaften in den offiziellen Geschichtswerken sind ein beredtes
Zeugnis dafür. Bekannt ist die Entsendung des Chang Ch'ien1 nach Tur-
kestan, Ferghana, Sogdiana, Baktrien und Parthien im Jahre 122 v. Chr.
und die verunglückte Mission des Kan Ying1 in das Römische Reich,
welches dieser nicht erreichte, da er sich nicht über das große Meer ge-
traute, im Jahre 97 n. Chr.
Mit den Arabern sind die Chinesen näher bekannt geworden, nachdem
die Kalifen das Sassanidenreich erobert hatten und in Innerasien fast
Nachbarn der Chinesen geworden waren. Die Aufzeichnungen der chinesi-
schen Historiker über die Araber von der T'ang- Dynastie, 618 — 907 n. Chr.,
an hat Bretschneider in seiner interessanten Monographie: The know-
ledge possessed by the ancient Chinese of the Arabs and
Arabian colonies, London 1871 kurz zusammengestellt. Indes die
Bekanntschaft der Chinesen mit Arabien und seinen Nebenländern ist, wie
ich glaube im folgenden nachweisen zu können, sehr viel älter und reicht
meines Erachtens bis in das 10. Jahrhundert vor Christus. Freilich laßt
sich das nicht ohne weiteres aus den Quellen ablesen und erfordert eine
eingehendere Untersuchung, aber ich glaube, daß sich aus einer Kombi-
nation der so gewonnenen einzelnen Momente das angeführte Resultat
ergibt.
Eine große Schwierigkeit bei derartigen Untersuchungen ist, daß die
Chinesen fremde Länder und Völker mit ganz anderen Namen zu nennen
pflegen als die, unter denen wir sie kennen, und daß diese Namen über-
dies unter den verschiedenen Dynastien noch wechseln. So hieß das Reich
1
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118
Fobki: Mu Wang und die Königin von Saba.
der Kalifen zur T'ang-Zeit Ta shih kuo1, unter den Mongolen (1280 — 1368)
nnnnte man Arabien T'i en-fang*, unter den Mings (1368 — 1628) T'ien-
fang oder T'ien-t'ang" und auch wohl Mo-chia* (Mekka), und jetzt nennt
man es nach europäischer Aussprache A-la-pi*. Oft wissen die chinesischen
Schriftsteller gar nicht, daß verschiedene Namen ein und dasselbe Land
bezeichnen. Uberhaupt sind die meisten ihrer eigenen Werke, die sich
mit ausländischen Völkerschaften befassen , für sie wegen ihres Mangels an
exakten historischen, geographischen und sprachlichen Kenntnissen Bucher
mit sieben Siegeln, aber auch dem europäischen Sinologen macht die Identi-
fizierung geographischer chinesischer Namen sehr große Schwierigkeiten
trotz des ihm zur Verfügung stehenden größeren wissenschaftlichen Appa-
rats. Er muß aus dem Zusammenhange der betreffenden Stelle seines
Autors und auf Grund von oft sehr ungenauen Beschreibungen eine Deutung
versuchen.
Nach den chinesischen Quellen scheinen die Chinesen ihre erste Kunde
von Arabien durch die berühmte Reise des Königs Mu von Chou
(1001 — 946 v.Chr.) erhalten zu haben, die dieser im Jahre 985 v. Chr.
in den fernen Westen unternahm. Nach einem alten Kommentar zu den
»Bambusannalen - 6 würde die Hin- und Rückreise 190000 Li == etwa
95000 km betragen haben.7 Dies ist natürlich eine starke Übertreibung,
aber sie zeigt doch, wie weit sich der Kommentator das fremde Land
dachte, in welches Mu Wang gelangte. In jenem fernen Lande besuchte
der König Si Wang Mu g§ Jfl:, wörtlich übersetzt -die Königin.
Mutter des Westens«. Dieser Besuch hat die chinesische Volksseele mächtig
erregt. Sehr bald bemächtigte sich die Legende der Person der Si Wang
Mu und machte eine Göttin daraus, welche in Glanz und Herrlichkeit in
den Gefilden der Seligen über ihre Genien herrscht.
Zu jener Zeit nun, als König Mu im fernen Westen ankam, regierte
dort eine ruhmreiche Königin, deren glänzender Hof halt uns in der Bibel,
1. Kön. 10 geschildert wird, Bilkis, die Königin von Saba, die Freundin
Salomos*. Liegt nun der Gedanke nicht außerordentlich nahe, daß Si
Wang Mu, welcher der Besuch des Mu Wang gegolten hat, niemand anders
ist als die bekannte Königin von Saba?
• Dessen Regierung nach herkömmlicher Rechnung die Zeit von 1015 — 975
v. Chr. umfaßt.
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Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
119
Vor Mu Wangs Zeit waren die Chinesen wahrscheinlich noch nicht
über die Hochgebirge Zentralasiens hinausgekommen. Sie hatten datier
keine Ahnung, daß es außerhalb Chinas noch zivilisierte Nationen gab.
Sie mußten annehmen , daß die öden Landerstrecken außerhalb Chinas nur
von wilden Horden, wie ihre Grenznachbareu waren, bewohnt wurden.
Nun gelangte ihr König in ein reiches, blühendes Land, das noch dazu
von einer Königin beherrscht wurde. Diese wunderbare Entdeckung mußte
eine starke Wirkung auf die Phantasie ausüben. Die Berichte von den
Reichtümern, deu seltsamen Pllanzen, Tieren und Menschen des Sabäer-
reichs lieferten das beste Material zur Mythenbildung, und so wurde denn
aus der Königin von Saba die Göttin Si Wang Mu.
Die Götter und Genien der chinesischen Mythologie sind entweder
Personifikationen von Bergen, Flüssen, Gestirnen, Naturkräflen und Natur-
erscheinungen oder zum Range von Göttern erhobene Menschen , gewöhnlich
Hsien -Unsterbliche« genannt. Ich brauche nur zu erinnern an die
• 8 Unsterblichen«1, an Kuan Yü aus der Zeit der Drei Reiche, der zum
Kriegsgott Kuan Tia wurde, an den Mechanikus Lu Pan», einen Zeit-
genossen des Konfuzius im Staate Lu, den Gott der Handwerker, die beiden
Schutzgötter der Haustüren, Ch'in Shu Pao und Wei Ch*ih Kung4, zwei
Krieger ans der Tang- Dynastie und an die Schutzgöttin der Seefahrer, Ma
Tsu P'os, welche in Mei-chou" in der Provinz Fukien gelebt haben soll.
Si Wang Mu wird gewöhnlich zu den Halbgöttern gerechnet7; wir können
daher annehmen, daß ihrem Mythus, wie bei den erwähnten Gottheiten,
eine historische Persönlichkeit zugrunde liegt. Es läßt sich nun für eine
Herrscherin im Reiche der Geister und in den seligen Gefilden kaum ein
besseres Vorbild finden als die berühmte Königin im «Glücklichen Arabien«.
Daß unter Si Wang Mu wirklich die Königin von Saba zu verstehen
sei , scheint mir aber auch der Name Si Wang Mu anzudeuten. Die wört-
liche Ubersetzung ist, wie oben angegeben, -Königin-Mutter des Westens«.
Diese Erklärung ist möglich, wenn wir annehmen, daß die mit diesem
Namen bezeichnete Fürstin so sehr alle andern Herrscher des Westens
überstrahlte, daß sie von den Chinesen als Königin des Westens hcct Itoyry
betrachtet wurde. Da die Chinesen sonst aber dergleichen vage Bezeich-
nungen nicht lieben und sie den Namen des Reiches der genannten Fürstin
gekannt haben müssen, so erscheint es mir wahrscheinlicher, daß dieser
Name in dem Ausdruck Si Wang Mu, und zwar in der ersten Silbe Si
■ A fill
' mm
7 C. de Harlez, Le Livre des esprita et des immortela, Bruxelles 1893, S. 184.
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120
Fobkk: Mu Wang und die Königin von Saba.
jftj enthalten ist. Die Grundbedeutung von gfi ist »der Westen«, es
kann aber auch als Ortsbezeichnung gebraucht sein.
Die moderne Kuan -hua- Aussprache von p\j ist si, so wurde der
Charakter aber zweifelsohne im 10. Jahrhundert v. Chr., als der Name Si Wang
Mu zuerst aufkam, nicht ausgesprochen. Vergleichen wir die uns aus den
Dialekten bekannten, verschiedenen Aussprachen, so ist si oder gar das
pekingesische hsi die allermodernste Form. Nach dem Prinzip, daß sich
die einfacheren Formen aus volleren, volltönenderen entwickelt haben, würde
ich die kantonesische, Amoy- und japanische Aussprache sai fur fur
die nachweislich älteste halten,1 aus der sich die übrigen Formen: *o«(Foochow)
fe, t£i (Annam), si (Korea), si und hsi (mandarin) durch Umlaut und Vokal-
ausfall leicht erklären lassen.1 Daraus folgt nun aber noch keineswegs, daß
man im 10. Jahrhundert gerade Sai Wang M u gesprochen hat. Einmal reicht
die chinesische Sprache in viel ältere Zeiten als das 10. Jahrhundert zurück,
so daß für dieses nicht gerade die älteste Form sai maßgebend sein muß,
andererseits gab es jedenfalls schon damals verschiedene Dialekte wie heute,
so daß eine verschiedene Aussprache möglich war. Ich halte es vielmehr
für sehr wahrscheinlich, daß in dem Sprachgebiet, wo der Ausdruck
jJCj 3: i% zuerst entstand, er Sae Wang Mu oder Se Wang Mu ausge-
sprochen wurde. Im Sinking, dessen Lieder zum größten Teil aus der
älteren Chou- Dynastie stammen, würde nach Legge jg sei zu lesen sein,
was e sehr nahekommt.*
Somit hätten wir den Ausdruck Se Wang M u = > Königin-Mutter von
Se«, i. e. Ijj^ Saba. Fatha — d ist im Arabischen häufig als ae oder e zu
sprechen. Nach den Ausspracheregeln, wie sie Wright4 gibt, muß gerade
Söbä, nicht S&bä gesagt werden. Mit dem ?-Laut tritt uns das Wort auch
in der hebräischen Form: Schebä = Saba entgegen.
Die Neigung der Chinesen, von fremden Namen, namentlich von Orts-
bezeichnungen, nur die erste Silbe phonetisch wiederzugeben, ist bekannt.
Wie man sagt: fj*t||| T* kuo -das Land Te« = De-utschland oder JJ |||
Jih huang -Kaiser von Jih« = Ja -pan, kann auch Se Wang Mu »Königin-
Mutter von Sc« = Seba (Saba) bedeuten. Einsilbige Ländernamen ent-
sprechen mehr dem chinesischen Sprachgeist. Die Namen der alten chine-
sischen Feudalstaaten waren durchweg einsilbig.
1 Insofern stimme ich mit Schlegel überein: Secret of the Chinese method
of transcribing foreign sounds, Tung Pao, Bd. I, 1900, S. 250.
* Wir haben denselben Lautwandel in den indogermanischen Sprachen , z. B,
der böse Geist, altpcrs. daira, Sanskrit deva, parsi dev, neupere. div.
8 pij reimt auf 7^ und letzteres lautet nach Legge, Shiking, Proleg. S. 108
auf ei aus. Daß die Chinesen zur Umschreibung von finalem e in Sanskritworten
häufig Wörter gebrauchten , die heute auf i auslauten , geht aus folgenden Beispielen
aus Julien , Methode pour dechiffrer les mots sanscrits hervor : jjp| = $e, j^Q = «e,
%j unter anderem = nt, /jj do = ne, = fc, jj| = U, rt.
* Wright, Arabic Grammar, Bd. I, S. 9.
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Fork*: Mu Wang und die Königin von Saba.
121
Warum sprechen nun die chinesischen Quellen immer von einer
Königin -Mutter von Saba und nicht kurzweg von der Königin von S&ba?
Die Chinesen haben nie ein weibliches Thronfolgerecht gekannt. In China
haben Königinnen von Rechts wegen immer nur als Regentinnen für einen
minderjährigen Thronfolger die Regierung geführt Diese Anschauung haben
sie wohl auch auf Saba über tragen. Das bei den Semiten in ältester Zeit
herrschende Mutterrecht, legt den Gedanken nahe, daß es damals auch eine
weibliche Thronfolgeordnung gab. Von den arabischen Historikern, die
übrigens für die älteste Zeit wenig zuverlässig sind, wird ein Sohn der
Königin von Saba als ihr Nachfolger nicht erwähnt. Nach Hamsa al-Iss-
faliäüi folgte auf sie der Bruder ihres Vaters, Nasch ir Junim1, nach
Mass'iidi zunächst Salomo, dann Yac,ir*. Die angebliche Vermählung der
Königin von Saba mit Salomo ist jedenfalls eine fromme Legende. Sie soll
eine Tochter des Köuigs Hodhad gewesen sein, dem sie in der Regierung
folgt Wir hätten somit die weibliche Thronfolge. Nach einigen Quellen
war sie dagegen die Tochter eines Prinzen Alychrah*.
Die Reise des Königs Mu zur Königin - Mutter von Se ist historisch
gut bezeugt, so daß kein Gnind vorliegt, sie anzuzweifeln. In den Barn-
busannalen lesen wir mit Bezug auf König Mu:
• Im 17. Jahre (seiner Regierung) unternahm der König eine Expedition
zum K'un-lun- Berge und besuchte die Se Wang Mu.»4
Das Chu-shu-chi-nien, die Bambusannalen, sind eine unserer Haupt-
quellen fur die älteste chinesische Geschichte, im Stile dem Ch'un-ch'iu sehr
ähnlich, eine knappe, nüchterne Chronik, die einen durchaus zuverlässigen
Eindruck macht, aus dein Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr.
Aus derselben Zeit etwa stammen die Werke des Philosophen Lieh Tse.
Dieser berichtet:
• Darauf wurde (der König) von Se Wang Mu gastlich aufgenommen.
Am Jaspisteich wurde ein Bankett gegeben, wobei Se Wang Mu dem
König ein Lied sang. Der König erwiderte es. Die Verse waren elegisch.-*
Ausfuhrlicher geschildert wird die Zusammenkunft des Mu Wang mit
der Königin von Saba im Mu T'ien-tse' chuan*, einer legendenhaft ausge-
schmückten Beschreibung der Reisen des Königs Mu aus dem 2. und 3.
Jahrhundert v. Chr., auf welche wir später noch näher eingehen werden.' Das
1 Himzae I«paliauensis Annalium I.ibri X , ed. Gottwaldt, Leipzig 1844, S.99.
* Macoudi, I^es prairies dor, par C. Barbier de Meynard et Pavet de Cour-
telle, Paris 1861—77, Bd. III, S.154.
* Caussiu de Perceval, Essai sur l'histoire des Arabea, Paris 1847, Bd. I, S. 75.
1 Vgl. Wylie, Notes on Chinese Literature S. 153. Ich kann Eitel nicht
beistimmen, welcher bei seiner Übersetzung der Chronik, China Review Bd. XVII,
S. 223 bemerkt, daß daa Werk aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. stamme.
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122 Fork*: Mu Wang und die Königin von Saba.
Werk ist nicht in allen Einzelheiten historisch, das Meiste daran mag Phan-
tasie sein, aber es hat doch, glaube ich, wie die ineisten unserer legenden-
haften, mittelalterlichen Chroniken einen historischen Kern, und nur darauf
kommt es mir an.
Es verdient besonders hervorgehoben zu werden , daß in diesen ältesten
Quellen, auch im Mu Ticn-tse" chuan, Se Wang Mu nicht als Göttin, sondern
als eine Fürstin dargestellt wird.
Man hat daran Anstoß genommen, daß der Besuch des Königs Mu
bei Se Wang Mu im Shi-chi nicht expressis verbis erwähnt, sondern, wie
es scheint, nur angedeutet wird.1 Wir finden in der Geschichte der Ch'in-
Dynastie folgenden Passus:
»Tsao Fu gewann durch seine Geschicklichkeit im Wagenlenken die
Gunst des Königs Mu von Chou. Er erhielt ein Viergespann bestehend aus
dem Roß, dem Sanftschwarzen , dem gefleckten Fuchs und dem Grünohr.
Damit machte er eine Inspektionsreise nach dem Westen, wo es ihm so
gefiel, daß er die Rückkehr vergaß.- *
Daß dem SsOia Ch'ien die Persönlichkeit der Se Wang Mu bekannt
war, geht aus Shih-chi Bd. 123, S. 6, worauf ich noch zurückkommen
werde, hervor.
Aus dem Nichterwahnen einer Tatsache durch einen Schriftsteller,
von dem man voraussetzt, daß er sie gekannt hat, auf ihre Nichtexistenz
zu schließen, ist ein sehr mißliches Argument, das schon viel Unheil an-
gerichtet hat. Wie ich bei anderer Gelegenheit ausgeführt habe, würde es
sehr unkritisch sein, die Existenz der Großen Mauer zu leugnen, weil
Marco Polo sie nicht erwähnt, obwohl er sie gesehen haben muß. Von den
Reisenden, welche im frühen Mittelalter China besuchten und Aufzeichnungen
hinterlassen haben, spricht nur Odoric davon, daß die Chineseu mit Kor-
moranen fischen und die Fingernagel lang wachsen lassen, daß ihre Frauen
sich die Füße verkrüppeln und, daß das Reich in zwölf Provinzen eingeteilt
war." Sollte mau dies deshalb für Fabeln halten, weil Carpini, Rubruquis,
Marco Polo und Ihn Batuta davon schweigen? Weshalb ein bestimmter
Autor etwas nicht erwähnt, was man von ihm erwarten sollte, läßt sich
meist sehr schwer sagen, und daher lassen sich für gewöhnlich auch keine
Schlüsse aus dem auffallenden Schweigen ziehen.
In unserem Falle würde die Reise des Königs Mu zur Königin von
Saba freilich an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn auch das Shi-chi, unsere
beste Quelle für das chinesische Altertum, sie bestätigte, und ich glaube,
daß dies in der Tat der Fall ist trotz des obigen Zitats.
Der bekannte Kommentetor Kuo P'o4, 276—324 n.Chr., eine Au-
torität auf dem Gebiet der Altertumsforschung, der unter andern) auch das
> Vgl Chavannes, Memoire* historiquea de Se Ma Taien Bd. II, S. 6 ff.
> Yule, Cathay and the Way Thither S. 21.
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Forks: Mu Wang und die Königin von Saba.
123
Shan -hai- king und das Mu T*ien-tse chuan kommentiert hat, polemisiert
in seiner Vorrede zum Shan - hai - king gegen Ssö Ma Ch'ien und andere
Gelehrte, welche sich ablehnend gegen besagtes Werk verhalten. Dabei
sagt er wörtlich Folgendes:
• Das Shi-chi sagt: König Mu erhielt die edlen Rosse: den Hell»
schwarzen, den GrOnohr und den gefleckten Fuchs. Er hieß Tsao Tu sie
zu lenken und machte eine Inspektionsreise nach dem Westen. Dort be-
suchte er die Se Wang Mu, wo es ihm so gefiel, daß er die
Rückkehr vergaß.-1
Da nicht anzunehmen ist, daß Kuo P*o das Shi-chi ganz falsch zitieren
oder gar böswillig dem SsS Ma Ch'ien etwas in den Mund legen würde,
was dieser nicht gesagt hat, so vermute ich, daß dem Kuo l**o ein anderer
Text des Shi-chi vorgelegen hat als unser heutiger und daß letzterer un-
vollständig ist und nach dem Text des Kuo P'o ergänzt werden muß. Daß
unser Text des Shi-chi lückenhaft ist, geht auch daraus hervor, daß Sinn
sowohl wie Symmetrie für |8| «Roß« jtk |^ -das rote Roß = der Braune«
verlangen, den Namen eines der berühmten acht Rosse des Mu Wang, die im
Lieh Tse" und Mu Tien-ts6 chuan vollständig aufgeführt Wörden.
Auch eine Note des Kommentators Chang-Chans aus der Chin-
Dynastie, 265—420 n. Chr., zu Lieh Tse" III, 2 v. bestätigt meine Vermutung,
daß im Urtext des Shi-chi die Reise zur Se Wang Mu ausdrücklich erwähnt
ist. Sie lautet:
»Das Shi-chi sagt: Tsao Fu verschaffte dem König Mu den ge-
fleckten Fuchs, den Braunen und den fleckenlosen Schimmel. Kr lenkte
sie auf der Reise. Man besuchte die Se Wang Mu, wo es (jenem)
so gefiel, daß er die Rückkehr vergaß.«*
Die Vergöttlichung der Königin von Saba scheint schon im 3. Jahr-
hundert v. Chr. begonnen zu haben. Chuaug Tsc\ der etwas später als
Lieh Tse" lebte, stellt sie bereits als eine Art taoistische Heilige dar. Indem
er von der Erlangung des Tao spricht, sagt er:
• Se Wang Mu erlangte es. Sie ließ sich in Shao-kuang nieder.
Niemand weiß, seit wann, und niemand bis wann.«4
Der Ort Shao-kuang ist unbekannt. Ganz in das Reich der Fabel
wird die Königin bereits von Huai Nan TsS versetzt, der gegen Ende
des 2. Jahrhunderts v. Chr. lebte. Dieser schreibt:
' Arnum ^mmmnmszmm-m^m
* mm
' Ch^gT« B.UI, Kap.Vl,7: gg £ flr % Z&^&B H
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124
Forks: Ma Wang und die Königin von Saba.
•Yi erbat das Elixier der Unsterblichkeit von Se Wang Mu. Heng O
stall I es und floh damit zum Monde.« 1
Hou Yi' hat der Legende nach im 24. Jahrhundert v. Chr. unter
Kaiser Yao gelebt. Heng O, auch Ch'ang O" genannt, seine Gattin, gilt
als Mondgöttin.
Bei späteren Schriftstellern , namentlich taoistischen und solchen, die
an Wundergeschichten Gefallen finden, wird die Königin von Saba immer
legendenhafter. Sie fahrt auf einem Drachen wagen, drei grüne Vögel sind
ihre Boten usw.
Eine Uberlandreise von China nach Arabien kann natürlich im
10. Jahrhundert v. Ch. keine leichte Sache gewesen sein, aber wir brauchen
sie nicht gleich für unmöglich zu halten. Dafür kennen wir das innere
Asien jener Zeit viel zu wenig. Wahrscheinlich waren Wege und Kom-
munikationsmittel damals gar nicht viel schlechter als zu Beginn des Mittel-
alters, als die ersten europäischen Reisenden nach China gelangten, denn
gerade in dieser Beziehung schreitet der Orient, wenn überhaupt, jedenfalls
nur im Schneckenschritt vorwärts. Ohne Zweifel standen die asiatischen
Völkerschaften auch zu jener Zeit schon im Handelsverkehr miteinander.
Gerade die beiden äußersten, die Chinesen sowohl als auch die Sabäer, sind
seit alters als bedeutende Kaufleute bekannt. Die Sabäer sandten ihre
Waren zu den Persern und Baktrern, die Chinesen zu den Skythen
(Hsiung-nu) und Parthern. Die Parther vermittelten zwischen dem fernen
Osten und dem fernen Westen. Die Römer benutzten im 1 . Jahrhundert
n. Chr. die große Karawanenstraße, welche wahrscheinlich schon seit
Alexanders des Großen Zeiten existierte. Sie führte von Hierapolis am
Euphrat sudlich am Kaspischen Meer vorbei über Edessa, Ekbatana,
Hekatompolis, die Hauptstadt der Parther, durch das Gebiet der Hyr-
kanier nach Antiochia Margiana und durch Baktrien nach dem -Stein-
turm« in Taschkend in Russisch -Turkestan, von wo aus die Straße über
den T'ien-shan nach Chinesisch -Turkestan weitergeht4
Unter allen Umständen war die Reise eine ganz hervorragende
Leistung und nur einein Manne von großem Tatendrang, Unternehmungs-
geist und Abenteuerlust möglich, Eigenschaften, die sich bei den meisten
chinesischen Herrschern nicht finden. Wäre die Reise von irgendeinem
anderen Herrscher berichtet worden, so wurden wir berechtigten Grund
haben, Zweifel darein zu setzen. Mu Wang aber besaß die Eigenschaften,
die ein Entdeckungsreisender haben muß. Er war gescheit und energisch,
dafür zeugen die verschiedenen Feldzüge, welche er gegen die fremden
Völkerschaften an den Grenzen des Reichs unternahm. Von seinem Vater
' »<"' Nan Ts« VI, 11 ». jfg X- ft Z H 2$ B§ H% ÜB
* Bretaclmcider, a. a. O. S. 4.
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Forks: Mu Wang and die Königin von Saba.
125
hatte er die Vorliebe für die Jagd geerbt. Seine Jagdzöge dehnte er bis
weit ins Inland aus.1 »Seine liebste Beschäftigung aber war das Reisen und
er verbrachte den größten Teil seiner Regierung damit« bemerkt v. Fries
sehr treffend.* Die wenigsten Herrscher der alten chinesischen Dynastien
haben eine ausgeprägte Physiognomie, Mu Wang hat eine, er ist der
chinesische Reisekönig.
Das Tso-chuan aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. enthält, wie
der erwähnte Kuo P'o in seiner Einleitung zum Shan-hai- king hervorhebt,
die folgende charakteristische Stelle:
»Mu Wang wönschte seinem Herzens wünsche zu folgen und in der
ganzen Welt die Radspuren seines Wagens und die Fußtapfen seiner
Rosse zurückzulassen.«*
Ganz ähnlich äußert sich Su Che (1039 — 1112 n.Chr.) im Ku-shih4:
»Der König (Mu) wönschte seinem Herzenswunsche zu folgen und
überall umherzureisen. Die ganze Welt sollte die Radspuren seines
Wagens und die Fußtapfen seiner Rosse zeigen«,'
und Cheng Cb'iao« (1108—1162 n. Chr.) im Tung-chih:
»Der König erhielt acht edle Rosse, welche täglich 1000 Li liefen. Kr
machte Tsou Fu zum Wagenlenker und wünschte, daß die Radspuren seines
Wagens und die Fußtapfen seiner Pferde in allen vier Himmelsrich-
tungen und bis an die acht Enden der Welt zu sehen wären.«7
Die leidenschaftliche Reiselust würde einen hinreichenden Grund für
die Fahrt nach dem fernen Westen abgeben. Dazu mag noch ein anderes
Motiv gekommen sein. Mu Wang war wie viele der älteren chinesischen
Könige der Magie und dem Zauberglauben ergeben. Ein Hauptziel der
Magier war die Erlangung der Unsterblichkeit durch Auffinden des so-
genannten Lebenselixiers, bzw. der Gefilde der Seligen, welche man im
Besitze dieses Zaubermittels wähnte. Von verschiedenen chinesischen Fürsten
ist uberliefert worden, daß sie Expeditionen ausgeschickt haben, um die
Inseln der Seligen zu suchen. Dies wird z. B. von den Prinzen von Wei,
Hsüan und Yen (311 und 279 v. Chr.) berichtet." Mir scheint es nun höchst
wahrscheinlich, daß König Mu selbst ausgezogen ist, um das vermeintliche
Elysium zu entdecken, und da er es nicht fand, immer weiter und weiter
1 De Maiila, Histoire generale de la Chine. Paris 1777. Bd. I, S. 347 ff.
• v. Fries, Abriß der Geschiebte Chinas. Wien 1884. S. 34.
m
4 M #rt "if j£ v'5- vsL Mayers Manual Nr-624 und wy,ie- Note8 S 23-
• Mayers, Nr. 61.
£fäZ$l&M$&8&ffi1föE%Afäi I'» Tu «ho ebi eh'eng.
• Schlegel, Tung Pao Bd. VI, S. 56.
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12G
Fobke : Mu Wang und die Königin von Saba.
gefahren ist, bis er nach Arabien zur Königin von Saba gelangte. Vielleicht
ist er auch direkt von einem Magier, welcher ihm das glückliche Arabien
mit der Königin von Saba als das Reich der Unsterblichen schilderte, zu
der Reise veranlaßt worden. Diese Vermutung legt die Schilderung des
Königs im Lieh TsS III, 1 sehr nahe.
Zu Mu Wang war ein Magier oder Alchimist aus einem Reiche
im äußersten Westen gekommen,' welcher durch seine Künste den
König vollständig beherrschte. Dieser Magier könnte sehr wohl ein Araber
gewesen sein. Die Araber waren im Altertum als Magier berühmt. Pythagoras
und Demokrit sollen sich auch bei den arabischen Magiern Belehrung über
Mantik und Arzneikunde geholt haben.8 Nach arabischen Quellen waren
die Schahra, westlich von Tzafar in Yemen, Zauberer.' Besagter Magier
nun versetzte den König in Hypnose und verursachte ihm Visionen. Wie
es im Text heißt, ersuchte der Magier den König, mit ihm zu reisen.4
Der König hielt sich an seinem Rockzipfel und flog mit ihm zum Himmel
empor. Dort zeigte ihm der Magier seinen von Gold und Edelsteinen
strahlenden Palast und andere Wunder des Himmels.» Als der König wieder
zu sich kam, «war es ihm, als fiele er ins Leere. Beim Erwachen fand er,
daß er noch an derselben Stelle saß wie vorher und, daß die Diener noch
dieselben waren wie früher. Vor ihm stand noch sein Wein unausgetrunken,
und die Speisen waren noch nicht trocken geworden-.
• Der König fragte, woher er gekommen sei. Sein Gefolge antwortete:
Der König saß versunken da.«
»Hierauf verlor Mu Wang sich selbst. Nach drei Monaten fragte er
wieder den Magier.«
• Der Magier erwiderte: Ich bin mit des Königs Geist gereist. Wie
hätte sich der Körper fortbewegen können? Und wie wäre der Ort, wo
wir uns aufhielten, verschieden von des Königs Palast oder die Gegend,
welche wir durchwanderten, verschieden von des Königs Park? Der König
hatte sich von seinen Gewohnheiten losgesagt und eine Zeitlang seine Zweifel
unterdrückt. Das verursachte die vollkommene Wandlung. Wie kann man
durch Phlegma oder Überreiztheit das Ideal erreichen?«
»Der König war sehr erfreut. Er kümmerte sich nicht mehr um
die Regierungsgeschäfte und interessierte sich nicht mehr für seine Diener
und seine Frauen. Sein brennender Wunsch war, in die Ferne zu
reisen. Er gab Befehl, die acht edlen Rosse anzuschirren. • •
• Pliiiiu» XXV, 13 Porphyr, vita Plot. 11, 12.
s Sprenger, Die alte Geographie Arabiens, 1875, S. 91.
6 Vgl. Faber, Licius, Elberfeld 1877, S. 58.
• £ * Ci dr uwe m m ü* m ®% z ^# n m m
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Forke: Mo Wang and die Königin von Saba.
127
Ks folgt dann die Beschreibung der Reise zur Se Wang Mu. Der
König wollte jedenfalls erforschen, ob, was er im Geiste gesehen, auch
auf Erden zu finden sei. Obgleich es nicht besonders erwähnt wird, möchte
ich doch annehmen, daß der Magier aus dem fernen Westen auch fur diese
Reise, zu welcher er den König durch die Hypnose veranlaßt hatte, die
Führung übernommen und daß er den König, um ihm das irdische Paradies
zu zeigen, in seine Heimat, nach Arabien, an den glänzenden Hof der
Königin von Saba geleitet hat.
Nach dem Gesagten dürfen wir die Reise des Königs Mu in den
äußersten Westen zu der Königin von Se fur historisch halten. Fur die
Identität dieser Königin mit der Königin von Seba oder Saba habe ich
verschiedene Wahrscheinlichkeitsbeweise erbracht: die chronologische Über-
einstimmung der Reise mit der Regierungszeit der Königin von Saba, die
Wahrscheinlichkeit der Entwicklung des Mythus von der Göttin Se Wang
Mu aus Reminiszenzen an die Pracht und den Glanz des Hofhalts der
sahäischen Fürstin und die Möglichkeit, daß das Se in Se Wang Mu nichts
anderes als eine Verkürzung von Se-ba ist. Diese hohe Wahrscheinlich-
keit wird meines Erachtens zur vollen Gewißheit durch die nachfolgenden
Quellenstellen, welche zum größten Teil dem Shan-hai-king, dem ältesten
chinesischen geographischen Werke entnommen sind.
Die Ansichten über das Shan-hai-king \ den -Berg- und Meerklassiker«,
gehen bei den chinesischen sowohl als auch bei den europäischen Gelehrten
weit auseinander. Die einen halten es für ein sehr wichtiges Werk der
ältesten Literatur, die andern für ein Fabelwerk ohne wissenschaftlichen
Wert. Allerdings sind namentlich die Teile, welche die fremden, nicht-
chinesischen Länder behandeln , voll von zum Teil recht kindlichen Fabeln
und Wundergeschichten, die leicht gegen das ganze Werk einnehmen.
Allein bei eingehenderem Studium findet man doch , daß sehr vielen dieser
Fabeln ein tieferer Sinn zugrunde liegt. Wenn man stets im Auge behält,
daß alle Orientalen sich viel bilderreicher auszudrücken ptlegen als wir,
daß sie sehr zu Übertreibungen neigen und, daß ihre Beobachtungen an
Genauigkeit oft viel zu wünschen übrig lassen, so ist es möglich, viele
Stellen des Shan-hai-king zu erklären, die auf den ersten Bliek als reine
Phantasiegebilde oder direkter Unsinn erscheinen. Der letzte Herausgeber
des Shan - hai- king. Pi Yuan*, ein hervorragender Kenner des chinesischen
Altertums, gibt in der Vorrede folgendes charakteristische Beispiel, wie
man das Shan-hai-king zu interpretieren hat:
b % m i m m ül m & ifr & r m z % m ^ m i z
g z mmmmz. z m i m m & f t ;m vl z m & &
u'u /\ <^ ^
■ \umm
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128
Fobkb: Mu Wang und die Königin von Saba.
■ Das Shan - hai - king erzählt keine Wunderdinge, das Wundern ist
lediglich auf Seiten der Erklärer. Mit Bezug auf den Ch* ih -Vogel 1 und
den Menschenfisch a sagt es z. B., daß sie das Gesicht eines Menschen
hätten. Der Ausdruck »Gesicht eines Menschen- bedeutet, daß mit mensch-
lichen Zügen einige Ähnlichkeit vorhanden ist. Ebenso sagt unser Klassiker,
daß derYing-mu* und der Hsing-hsing* sprechen können. Das soll eben-
falls eine gewisse Ähnlichkeit mit der menschlichen Sprache bedeuten.
Indes auf den bildlichen Darstellungen aus spaterer Zeit hat man den Tieren
wirklich menschliche Gestalt gegeben. Den erwähnten Vogel und Fisch
sieht man heute noch.«'
Diese Erklärungsmethode hat kurzlich Schlegel in seiner Artikel-
serie: Problemes geographiques, Tung- pao Bd. III, 1892 ff., zur An-
wendung gebracht und ist dabei zu überraschenden Resultaten gelangt. Er
hat von einer ganzen Reihe von Völkerschaften, die das Shan- hai -king
erwähnt und welche man zunächst für Ausgeburten der Phantasie hält,
nachgewiesen, daß und wo sie existiert haben. Ich habe, wie aus dem
Nachfolgenden hervoi-gehcn wird, ähnliche Erfahrungen gemacht.
Daß das Shan- hai -king älter als die Chou- Dynastie sei, was einige
chinesische Kritiker annehmen, halte ich für ausgeschlossen. Das in dem
Werk verarbeitete Material mag allerdings wohl zum Teil noch aus jener
Zeit stammen. Man beschäftigte sich unter der Chou- Dynastie offiziell mit
Geographie, wie aus dem Vorhandensein eines geographischen Departements
mit 224 Beamten hervorgeht.4 Dort hatte man jedenfalls auch altes Material
aufgespeichert. Ich neige zu der Ansicht, daß das Shan- hai -king in seiner
jetzigen Form aus dem 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr. stammt. Der Stil
ist nicht anders als der gegen das Ende der Chou -Dynastie übliche, durch-
aus verschieden von dem ältesten Ku-wen, wie wir ihn im Shuking und
Sinking finden. Ssö Ma Ch'ien erwähnt das Shan- hai- king ohne Nennung
des Autors mit dem geographischen Abschnitt des Shuking, dem Yü- pen-
cil!7 zusammen. Danach muß im 2. Jahrhundert v. Chr. — Sse" Ma Ch'ien
1 Die Eule, deren Gesicht in der Tat menschenähnlich ist.
a Darunter ist der Seehund zu verstehen, der einen menschenähnlichen
Kopf hat.
• Der Papagei. Ying-tnu bedeutet entweder die -Papageienmatter, oder es
ist nur ein anderer Ausdruck lur das übliche |^| ^| Ying-mi -Papagei-; tou
lautet in den südlichen Dialekten meistens mu.
4 Eine Affenart: Hhinopiihccus.
$ # i a m i\ m % m m a m # *n m i ss # it & m
t #«Hä A W flu m ut i$ stm if- A Jtt m # m
"tfe vg'- Buch Eite,» Prolegomena to the Shan- hai- king, China Review
XVII, 338.
« Wylic, Notes S. 35.
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Forks: Mu Wang und die Königin von Saba. 129
lebte von 163 — 85 v.Chr. — das Shan - hai - king schon ein bekanntes Buch
gewesen sein. Falls zwei Parallelstellen im Lieh TsS und im Lü Shih
ch'un-ch'iu 1 aus dem Shan-hai-king entlehnt sein sollten, was Pi Yuan
annimmt9, so wäre dadurch die Existenz des Werkes auch für das 4. oder
3. Jahrhundert bewiesen.
Das Shan-hai-king ist kein einheitliches Werk , sondern scheint aus
mehreren Stücken zusammengearbeitet zu sein. Es macht den Eindruck,
als ob zwei oder drei Rezensionen desselben Urtextes, der durch Zusätze
und Noten erweitert, vorlagen. Der Stil der einzelnen Teile ist derselbe
und rührt wahrscheinlich von einer Überarbeitung im 3. oder 4. Jahrhun-
dert her. So kommt es denn, daß über denselben Gegenstand an zwei
oder drei verschiedenen Stellen mit ziemlich ähnlichen Worten berichtet zu
werden pflegt.
Was weiß nun das Shan-hai-king über das Land der Königin-Mutter
von Se zu berichten?
Wir lesen in Buch XVI, in dem Kapitel über die Länder «westlich
von der Großen Einode-*, nachdem über verschiedene Fabelliinder berichtet
worden ist:
•Im Westen* ist der Berg der Königin-Mutter, der Schluch-
tenberg und der Meerberg. Es ist das Land der Wo; die Wu-
Leute wohnen dort.-*
Was unter dem Lande der Wo zu verstehen ist, erfahren wir aus finer
Parallelstelle in Buch VII, welches von den Ländern westlich vom Meere han-
delt.' Hier heißt es: J|j Ulf ' • verkürzt für J£^> indem, wie so
häufig, das phonetische Element für das volle Zeichen steht. Wir können daher
mit dem P o - w u - c h i h 7 : ^ ^ ^J* lesen. Pi Yuan erklärt diese Lesart
fur die richtige.*
Nun bedeutet eine Insel, ^fjf J§ 7- 'st die »kostbare Insel-,
Katnadvipa = Ceylon. bedeutet »bewässern- und übertragen: •durch
Bewässerung fruchtbar« und J|ff« ist die »Wüste-. Der ganze Ausdruck
bedeutet demnach: »Die inselartige, durch Bewässerung fruchtbar ge-
machte Wüste« oder freier übersetzt: -die wohlbewässerte, fruchtbare
' Vgl. Eitel .. ». O. S. 340.
4 Es lißt sich hier nur -Westen- nicht Saba Obersotzen. Das Shan-hai-king
scheint Se als Westen aufgefaßt tu haben, woraus aber noch nicht folgt, daß es
wn Anfang an so verstanden ist.
Ä Die Lesart ^ ^ kommt auch vor.
Hin. d S«n. f. Orient Sprachen. 1904. I. AbL
130
Forks : Mu Wang und die Königin von Saba.
Wüsteninsel.« Besser konnte Arabia felix, das Land der Sabäer, kaum
bezeichnet werden. Durch künstliche Bewässerung soll das an die
arabische Wüste angrenzende Hochland von Yemen, im Südwesten der
arabischen Halbinsel, nach dein Zeugnis der Alten in einen paradiesischen
Garten verwandelt worden sein, daher der Name r, tlhalmun' A faßtet , Arabia
fei ix, dem das chinesische J^C ^ ^| -das wohlbewässerte, fruchtbare Land-
im Buch XVI dem Sinne nach nahekommt. Die Araber selbst nennen ihr
Land: Gazi rat al Arab »die Insel Arabien«. Da a rab im Semitischen
ursprünglich -Steppe, trockene, wüste Gegend- bedeutet — im Hebräischen
ist 'arabah -Wüste, Steppe- — so würde die wörtliche Übersetzung auch
die »Wüstcninsel« sein.1
Die Bewohner des »wohlbewässerten Landes« ^ ^ würden natur-
gemäß ^§3^ verkürzt jrf^ ^ -Wo-Leute« heißen. Darunter sind
also die Bewohner von Arabia felix, die Sabäer, zu verstehen. Auch das
Lü-shih-ch'un-ch'iu (3. Jahrhundert v.Chr.) kennt sie und erwähnt als
besondere Eigentümlichkeit, daß sie »Phönix« «Eier essen. Was darunter zu
verstehen ist, werden wir im folgenden sehen. Der betreffende Passus lautet:
»Westlich vom -Flugsand« und südlich vom Bleierzgebirge gibt es
Phönixeier, welche die Wo-Leute essen.«*
Unter ^^J? »Flugsand« pllegt man gewöhnlich die Wüste Gobi zu
verstehen. Der Ausdruck ließe sieh aber ebensogut auf die südarabische
Wüste beziehen. Mit fl' |J_| »Bleierzgebirge- könnte sehr wohl das Gebirge
von Oman (Ostarabien) gemeint sein, wo Bleierze vorkommen und Niebuhr
eine Bleigrube gefunden hat.* Der Fundort der Phönixeier würde danach
der Südwesten der südarabischen Wüste in der Nähe von Yemen sein.
Huai Nan Tse IV, 9 v. führt das Volk der Wo unter den 36 Völker-
schaften auf, welche jenseits des Meeres bzw. der Wüste im fernen Westen
wohnen:
»Das Volk der Weißen, der Wo, der Frauen und der Kavaliere«4 usw.,
die auch im Shan-hai-king alle genannt werden. Unter den Weißen ist jeden-
falls irgend ein kaukasischer Stamm zu verstehen. Sie haben nach der
Beschreibung des Shan-hai-king Vll* weiße Haut und tragen das Haar
lang. Die Frauen sind Amazonen, die Kavalliere tragen nach dem Kom-
mentar gelbe Tracht, Hut und Schwert.* Aus dieser Aufzählung scheint
soviel hervorzugehen, daß die Wo-Leute nicht sehr weit von Kaukasiem
1 Paulys Realenzyklopädie dos klassischen Altertums, herausgegeben von
G. Wissowa. Stuttgart 1S96 Bd. II, unter Arabia (D. H. Müller), S. 343.
6 ^t^^Ä'icTii'^M
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Forke: Mu Waug und die Königin von Saba.
131
mit heller Hautfarbe entfernt wohnten. Nach dem Shan-hai-king a. a. 0.
würden die »Weißen« nördlich von den Wo gewohnt haben. Sollten dar-
unter vielleicht kleinasiatische Griechen zu verstehen sein?
Bei der Aufzählung der acht Himmelsgegenden, welche an die acht
Pole, die acht Endpunkte der Erde grenzen, sagt Huai Nan TsS:
»Der Westen heißt das Goldgebirge und die wohlbewässerte
Wüste..»
Arabien galt bei den Alten als ein reiches Goldland. Strabo XVI, 18
erwähnt Gold bei den Nabatäern in Nordarabien, das in Klumpen bis zur
Grüße einer Walnuß vorkommen soll*. Nach IMinius hatten die Sabäer
das meiste Gold, die an Weihrauch reichsten Waldungen, gutbewässerte
Äcker, viel Wachs und Honig8. Der Goldreichtum der Sabäer geht auch
aus der Schilderung des Besuchs der Königin von Saba bei Salomo hervor.
Außerordentlich reiche Goldlager finden sich zwei Tagereisen östlich von
Qan'a, der heutigen Hauptstadt von Yemen*. Arabien war noch produktiver
an Gold als an Silber*. Der arabische Geograph Hamdani 267 zählt in
einem Kapitel über die Minen in Yamama und Diyan Rabija eine Silber-,
eine Kupfer- und fünf Goldminen auf.
Aus den angeführten Zitaten scheint mir hervorzugehen, daß das
Reich der Königin -Mutter von Se auf einer Wüsteninsel lag, nicht weit
vom Meere, denn es wird ein »Meerberg« erwähnt, daß es durch künst-
liche Bewässerung sehr fruchtbar gemacht worden und ein Hochland, reich
an Goldminen war. Nördlich davon wohnten Kaukasier mit heller Haut-
farbe und langem Haar.
Weiter berichtet das Shan-hai-king B. VII über die » wohlbewässerte
Wüsteninsel« folgendes:
»Inder wohlbewässerten Wüsteninsel singt der Luan-Vogel und
tanzt der -Phönix« ohne weiteres. Die Bevölkerung ißt die Phönix-
eier und trinkt süßen Tau. Alle Wünsche werden ihr von selbst er-
füllt. Die mannigfachsten Arten Tiere Gnden sich zusammen und
leben in Scharen nördlich von den vier Arten Schlangen7. Die Leute
■ Plinias VI. 161 : Gallus cetera explorata retulit: Sabaeos ditissimoa
Mlvarum fertilitate odorifera, auri metallis, agrorum riguis, niellia ecraeque proventu.
* Sprenger S. 58.
• Bei Sprenger S. f>2.
T Nach dem Zeugnis der Alten war Arabien besonders reich an Schlangen.
Herodot III, 107 erzählt von den geflügelten Schlangen, welche die Weihrauehbäume
ini Sahierlande bewachten und erst durch Styraxdampf verscheucht werden mußten.
Aach Plinius XII, 81 berichtet, daß die Sabäer Styrax verbrannten, um die Schlangen
20 verjagen, die «ich in großen Mengen in den Balsa imväldei-n aufhielten. Ilero-
dot III, 107:
» Huai Nan Tse IV, 4 v. föjf Q g|{ Q ^ If
graphie S. 284.
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132
Forke: Mu Wang and die Königin von Saba.
packen ein Et mit beiden Händen und verspeisen es. Zwei Vögel
gehen voran und zeigen ihnen den Weg.«1
Die Parallelstelle dazu in Buch XVI lautet:
-In der wohlbewässerten Wüste dienen Phönixeier als Speise und
süßer Tau als Trank. Was immer die Leute wünschen, alle Geschmäcker
sind vorhanden Der Luan - Vogel singt und der Phönix tanzt ohne
weiteres, und es scharen sich alle Arten Tiere um sie zusammen. Jene
Gegend heißt die wohlbewässerte Wüste.« '
Der «süße Tau« den Wüstenbewohner trinken, ist
nichts anderes als das Manna, welches wir aus 2. Moses 16 kennen, das
der Herr dem Volke Israel in der Wüste Sin nahe dem Sinai regnen ließ.
• Und am Morgen lag der Tau um das Heer her. Und als der Tau weg
war, siehe, da lag es in der Wüste rund und klein wie der Reif auf
dem Lande. Und da es die Kinder Israels sahen, sprachen sie unter-
einander: Das ist Man; denn sie wußten nicht, was es war. Mose aber
sprach zu ihnen: Ks Lst das Brot, das euch der Herr zu essen gegeben hat«
Das Manna, der «süße Tau«, rührt von einer in ganz Arabien vor-
kommenden Tamariskenart, der Tamarix mannifera, her und entsteht
durch den Stich einer Schildlaus, Coccus manniparus, in die jungen
Zweige. Der hervorquillende, honigsüße Saft trocknet ein und fällt in
schweren Tropfen zu Boden, wo er als hellgelbe Kfigelchen wie Tau erscheint.
Das Manna hat einen honigartigen Geschmack und wird noch heutzutage
von den Arabern auf Brot gestrichen gegessen. Für die Sinaihalbinsel ist
es ein Handelsartikel. Man gewinnt dort im Jahr 6 — 7 Zentner. Die
Beduinen pressen es in kleine Blechzylinder zusammen und verkaufen es
so an die Pilger.» Ritter (Erdkunde Bd. XII, S. 506) gibt als ein Haupt-
produktionszentrum für Manna Nedshed in Zentralarabien an, von wo das
Produkt auch nach der Insel Bahrein in Ostarabien exportiert wird.
Die Chinesen verstehen jetzt unter «süßem Tau« eine Art Ambrosia,
welche Geistern und Genien und solchen, die es werden möchten, als
Speise dienen soll. Wir haben in den beiden Stellen des Shan - hai - king
den Ursprung dieses Mythus vor uns. Vielleicht hat Konig Mu selbst den
noutikoi za ulta , $\ika<reovet nkrfi-ü iroXXoJ mpl friv&pov ixacrov .... cn&tA aXXu
ätrtXai'vsireu aire vZv Stv&piwv q t*J« c-rvpaxo; tu xanvZ. Plinius XII, 81: Ex Syria
revehunt styraeem Eundem et ad serpentis fugandas urunt in odoriferia silvis
frequentissimas.
' iA Z if !R & Ö fftAä 3 HÄMlfl s & Z
a w ft z m & jb li * z
3 Vgl. Sehoenfcld, Reise durch die Sinaihalbinscl, im Globus Bd. 85, Nr. 16
S. 250 tl904).
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Forks : Mo Wang und die Königin von Saba. 1 33
goldigen, süßen Tau unter den Tamarisken in der Wüste gefunden und
sich seinen Ursprung ebenso erklart wie die Juden, nämlich als ein be-
sonderes Gnadengeschenk der Gottheit. Die Annahme, daß der wunderbare
Tau den Göttern selbst als Trank dient, liegt dann sehr nahe.
Was nun den Luan -Vogel anbetrifft, so ist dies nur eine Abart
des Phönix, auch ein mythischer Vogel. Der Feng oder Feng-'huang
wird von den Europäern allgemein als Phönix bezeichnet, obwohl
die Beschreibung dieses Vogels sich mit der des griechischen Phönix durch-
aus nicht vollkommen deckt. Es besteht nur eine gewisse Analogie zwischen
beiden.
Wir erfahren nun vom FÄng-'huang, daß die Wüstenbewohner ein
Ei mit beiden Händen packen, wenn sie es verspeisen wollen, und daß
zwei Vögel ihnen den Weg zu den Eiern zu zeigen pflegen. Der Phönix
singt und tanzt, und die Tiere scharen sich um ihn.
Weshalb müssen die Wüstenbewohner die Eier mit beiden Händen
anpacken und genügt nicht eine Hand wie bei andern Eiern? Jedenfalls,
weil die Eier für eine Hand zu groß sind. So groß sind nur die Straußen-
eier, also haben wir es mit Straußen zu tun, und ist unter
F^ng-'huang der Strauß zu verstehen. Ich habe nicht den geringsten
Zweifel, daß der Strauß und nicht, wie man gewöhnlich annimmt, der
Fasan das Urbild des Feng-'huang, des Königs der Vögel, gewesen ist.
Wenn die bildlichen Darstellungen des Feng-'huang eine unverkennliche Ähn-
lichkeit mit dem Fasan zeigen, so kommt das daher, daß die chinesischen
Maler den Strauß aus eigener Anschauung nicht kannten und den Fasan
als Muster für ihre Phantasieschöpfung nahmen. Der Fasan »das wilde
Huhn- §f-|§| ist in China etwas viel zu Gewöhnliches, als daß die Volks-
phantasie sich gerade diesen auswählen und daraus einen Wundervogel
machen sollte. Ganz anders eignet sich dafür der vorsündflutliche Riesen-
vogel im fernsten Westen. Die Beschreibung des Feng-'huang im Shan-hai-
king und anderen alten Quellen paßt vollkommen auf den Strauß und ganz
und gar nicht auf den Fasan.
Wir haben bereits gesehen, daß auch das Lü-shih-ch' un-ch'iu, ein
Werk aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., erwähnt, daß die Wo -Leute, die An-
wohner der Wüste, Phönix-, d.h. Straußeneier essen. DasYu-ynng-tsa-tsu 1
aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. belehrt uns, daß der Phönix einen besonderen
Sitz habe. »Dies ist ein Gegenstand zu Füßen des Phönix wie ein weißer
Stein. Von Zeit zu Zeit kommt der Phönix und bringt ihm gleichsam seine be-
sondere Huldigung dar. An dem Ort, wo er sich setzt, scharrt er ein
drei Fuß tiefes Loch. Darin liegt ein runder Stein wie ein Ei,
ganz weiß. Die I iebevolle Sorgfalt, die er darauf verwendet, beruhigt
tt*nä«#m*«p*«*Ä«ll:Ätt'3:H^WIUI
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Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
sein Gemüt.« Nach dem Ohentsangch'i, das den Passus des Yu yang-
tsa-tsu in etwas erweiterter Form enthält, sclinrrt der Phönix, wo er sich
niederläßt, ein 2 — 3 Fuß tiefes Loch in die Erde. Der Verfasser wundert
sich über dies eigentümliche Gebaren des Geistervogels, weshalb er, da er
— nach der Tradition — sich doch nur auf den Zweigen des Wu-tung-
Bauines niederlasse, auf die Erde komme, dort seinen besonderen Site habe
und dafür noch ein Loch in die Erde scharre. Er meint, daß sich das nicht
erklären lasse, aber wohl in der Natur begründet liege.'
Wir haben es hier naturlich mit Straußeneiern zu tun, die wie große,
weiße, runde Steine aussehen. Der Strauß behandelt sie mit liebevoller
Sorgfalt während des Brutens. Dazu scharrt er sich ein tiefes Nest in den
Wüstensand, in dem er oft beim Brüten bis auf den Hals, der herausragt,
verschwindet.'
Es fällt den Straußen natürlich nicht ein, die Araber zu ihren Nestern
zu führen, damit sie ihnen die Eier wegnehmen, wie das Shan-hai-king
berichtet. Diese irrige Annahme konnte aber sehr wohl auf folgende Eigen-
tümlichkeit der Strauße zurückzuführen sein. Wird eine brütende Straußen-
henne von ihrem Neste verscheucht, so sucht sie mit Geschrei den Hahn
auf. Dieser bringt sie, wie die Araber einstimmig behaupten, mit Gewalt
zum Neste zurück. Daher wird der Hahn auch Salim -der Gewaltige«
genannt.' Dadurch, daß Hahn und Henne in dieser Weise dem Neste zu-
eilen, würden allerdings die Verfolger darauf hingeleitet werden.
Ganz genau passen nun aber auf den Strauß die weiteren , vom Shan-
hai-king angeführten Charakteristika des Phönix. Ich muß gestehen, daß
mir diese Eigentümlichkeiten des Straußes ganz unbekannt waren und daß
mich erst die Notiz dieses so viel verschrieenen alten Werkes darauf geführt
hat. Vielleicht wird es den meisten meiner Fachgenossen ähnlich ergehen.
Der Phönix tanzt und singt und die Tiere scharen sich um ihn. So
das Shan-hai-king. Hören wir nun, was Brehm von den Straußen sagt:
»Gegen die Mittagszeit hin haben sie ihren Magen gefüllt und ruhen
nun entweder einige Stunden, bald auf den Fußwurzeln hockend, bald auf
dem Bauche liegend, oder tummeln sich munter und übermütig umher und
führen die wunderlichsten Tänze auf, indem sie wie toll in
einem Kreise h in- und herlaufen, die Flügel heben und zi tternd
schwingen, als ob sie versuchen wollten, sich in die Luft zu erheben.«
(Bd. V, S. 693.)
•Der Hahn sucht seine Liebe durch eigentümliche Geberden
und Tänze auszudrücken. Er hockt vor dem Weibchen auf die Fuß-
wurzel nieder, bewegt Hals und Kopf in regelmäßiger Weise, zittert arn
ganzen Körper und schlägt mit den Flügeln. Beim Schreien wirft er den
Hals zurück, schließt den Schnabel und stößt nun durch krampfhafte, aber
ä A ± IE #i W ö $ £ ai ;p w l»t &
» Brehms Ticilebcn, neu bearbeitet von Pechuel - Loeache 1890, Bd. V, S.701.
a Brehm a. a. O. S. 705.
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Forke: Mu Waag und die Königin von Saba. 135
willkürliche Bewegungen des ganzen Körpers die in der Lunge enthaltene
Luft hervor, wobei er seine Kehle außerordentlich aufbläht. Die dreimal
drei Töne, die er oft wiederholt, erinnern an das Brüllen eines
weit entfernten Löwen oder auch an ein dumpfes Trommeln.
Der zweite ist um einige Töne höher als der erste, der dritte
viel tiefer und gedehnt, gegen das Ende hin allmählich ver-
schwächt.. (S. 699.)
Das Shan-hai-king kann also mit Fug und Recht von dem Singen
des Phönix (Strauß) sprechen, denn die Töne, welche er hervorbringt, sind
vod verschiedener Höhe, lang oder kurz, forte oder piano uud folgen aufein-
ander in bestimmten Intervallen. Das Ch'iu-ching sagt, daß die leisen
Töne des Phönix wie Glocken, die lauten wie Pauken klängen.'
Auf die Bemerkung, daß allerlei Tiere sich um den Strauß scharten, beruht
auf Wahrheit. Antilopen, Zebras und andere Vierfüßler vergesellschaften
sich gern mit dem Strauß, weil er vermöge seiner Größe die Ebene meilen-
weit überschaut, jede drohende Gefahr sofort bemerkt und das Signal zur
Flucht gibt. Er verrichtet so, ohne es besonders zu beabsichtigen , Wächter-
dienste für sein Gefolge.
Meine Annahme, daß der Fcng-'huang, der chinesische Phönix, kein
anderer Vogel sein kann als der Strauß, wird durch die Schrift vollkommen
bestätigt. Jj^ = fMg ist moderne Schreibweise , im Ku - wen schrieb man
dafür Iß oder ohne Radikal einfach Jjjj.1 Das Zeichen Jjfl| lautet heute
]ifng und bedeutet einen Riesenvogel, ähnlich dem Märchenvogel Kukh.
Da nun also in ältester Zeit sowohl für den Vogel Feng, den Phönix,
als auch für den Riesenvogel P'eng gebraucht wurde — die Differenzierung
der Aussprache wird erst später erfolgt sein — , so folgt daraus, daß der
Phönix und der Rukh ursprünglich identisch waren, und daß man erst
später zwei verschiedene Vögel daraus gemacht hat. Der Vogel Rukh ist
eine phantastische Übertreibung des Vogel Strauß.*
Siehe das das ^"^^J^ u"d Chalmers, Structure of Chinese
1882, S. 170.
1 Die erste Erwähnung scheint im Lieh Tse V, 4 v. vorzukommen. -Es gibt
einen Fisch, der ist einige tausend Li breit und entsprechend lang. Er heißt Wal-
ümtH. Auch gibt es einen Vogel, P'eng genannt, dessen Flügel wie vom Himmel
hf rabhängende Wolken sind und dessen Körper dem entspricht.« ^ ff) 1t
i^^SÄ f }5 ff? M Nach c,,uang Tsö L 1 verwa»delt sich der Wal-
6sch in einen Kukh. Der Kücken dieses Vogels mißt mehrere tausend Li , und wenn
er fliegt, so sehen seine Flügel wie vom Himmel herabhängende Wolken aus: {fl|j.
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13«;
Fobkjc: Mu Wang und die Königin von Saba.
Daß im Altertum die riesige Gruße als ein Hauptmerkmal des Phönix
galt, geht aus verschiedenen Stellen in Wang Ch'ungs Lun-hcug (1. Jahr-
hunderts n.Chr.) hervor. Das Erseheinen des Feng-* huang in den Palasten
verschiedener Herrscher, wovon er berichtet, ist nicht als historisches Faktum
zu nehmen. Da der Phönix als heiliger Vogel galt, so ließ man ihn er-
scheinen , um die Regierung des betreffenden Kaisers als besonders segens-
reich hinzustellen. 1
• Zur Zeit des Kaisers Hsiao Hsfian Ti (73—48 v. Chr.) ließ sich ein
Phönix im Shang-lin-Park nieder und spater auch auf einem Baume am
Osttor des Chang- lo- Palastes. Kr war 5 Fuß hoch.-*
• Unter der Regierung des Wang Mang (9 — 23 n.Chr.) erschien ein
riesiger Vogel, so groß wie ein Pferd mit buntem Gefieder und
drnchenartiger Zeichnung, der sich zusammen mit einigen zehn anderen
Vögeln in Ch'i-hsicn im Staate P'ei niederließ. Der Phönix, welcher zur
Zeit des Ilsuan Ti sich auf den Boden niedersetzte, war 5 Fuß hoch, was
der Größe eines Pferdes gleichkommen würde.«*
Diese Größe entspricht etwa der des Straußes, der ungefähr 2 m mißt.
Nach dem Mu T'ien-tsel chuan III, 1 v. hat König Mu die Strauße
in Arabien kennen gelernt und ihrer Federn wegen jagen lassen. Nachdem
der Besuch bei der Königin von Saba beschrieben worden ist, fahrt die
Erzählung, in welcher sich hier und da kleinere Lucken finden, folgender-
maßen fort:
• Am Tiug-wei (330. Tage) gab der Sohn des Himmels ein Bankett
auf dem Wen-Berge sah sich die Vögel an. Am Chi-yu (33*2.
Tage) gab er ein Gastmahl am Ju-Fluß. Er erließ einen Befehl und wies
die Mannschaften der sechs Armeen an, die Federn zu (sammeln)
Es waren dort Marschen und Seen, Hügel, Ebenen und Hochplateaus.
1 Wang Clt'ung bemerkt, daß weder seine Zeitgenossen, noch die Chinesen
in früheren Jahrhunderten genau wüßten, wie ein Phönix und ein Einhorn aussahen.
In früherer Zeit hahe man Vögeln und Tieren von seltsamer Gestalt ohne weiteres
den Namen Phönix oder Einhorn gegeben (Lun-hcng XVI, 10). So hat man wnlir-
sehcinlirh auch irgendeinen großen und seltenen Vogel, den man zur Zeit der Kaiser
Ilsüan Ti und Wang Mang beobachtet hat, als Phönix bezeichnet. Es köunten auch
die Kegierung-.devi.sen dieser Kaiser: Jfjj^ und zu der Annahme geführt
haben, daß unter ihrer Hegierung wirklich Phönixe erschienen seien. Das ist natür-
lich ausgeschlossen. Die Beschreibungen zeigen aber, wie man sich damals einen
Phönix vorstellte, was für uns allein in Betracht kommt.
• Un-MngXVI, 12 v. £ fttfj W A tk *P M £ #i
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Forki: Mu Wang and die Königin von Saba.
H7
Die • Riesenvögel • 1 wurden ihrer Federn beraubt.* Als die
Soldaten der sechs Armeen damit fertig waren, gelangten sie in die «weite
Ebene «.«
• Der Sohn des Himmels gab fur die ersten Minister, Grafen und
Fürsten ein großes Essen und belohnte die Offiziere der sieben Garden auf dein
• FederhAgel«. Darauf ließ er das Stück Kuang-lo spielen Die
Mannschaften der sechs Armeen durchschweiften jagend die -weite Ebene-
und machten ungeheure Jagdbeute. Ganze Scharen von Vögeln und Tieren
wurden erlegt. Diese große Jagd der Soldaten der sechs Armeen dauerte
neun Tage. Hierauf lagerten sie sich auf dem Feder(högel) . . . . Zum
Transport für die erjagten Felle und Jagdtrophäen mußten sie sich Wagen
leihen. Der Sohn des Himmels nahm auf diese Weise hundert
Wagen voll Federn mit sich.«'
Mu Wang sah also im Hochland von Yemen Strauße und ließ ihre
Federn sammeln. Wahrscheinlich waren diese Vögel von seinen Leuten
geschossen worden. Als er dann auf seiner Rückreise die -weite Ebene«,
d. h. die Wüste, erreichte, veranstaltete er eine neuntägige Jagd, der zahllose
Strauße und andere Tiere zum Opfer fielen. Daß zum Transport der Federn
allein hundert Wagen nötig waren, ist natürlich eine starke Übertreibung. Der
Hügel, auf welchen die Jager ihre Beute zusammentrugen, wurde jedenfalls
von den vielen dort aufgehäuften Straußenfedern ■ Federhügel- genannt.
Darunter ist keineswegs ein aus Federn bestehender Hügel zu verstehen.
Diese irrige Vorstellung scheint dem Kommentator der Bambusannalen vor-
geschwebt zu haben, indem er schreibt: -Auf seinem Zuge nach dem Norden
reiste der König tausend Li über Flugsand und tausend Li über aufgehäufte
Federn.«4 Auch die Richtung nach Norden stimmt nicht.
1 $H (j|L heißt der »große Vogel-, nicht -the finest bird« wie Kilel a. a. O.
S. 2.H4 übersetzt. Das Erh-ya definiert #|f mit ^{Jj,. ^ Mi ist
nur ein anderer
Ausdruck für womit man zur Han-Zeit den Strauß bezeichnete , als man
von neuem seine Bekanntschaft machte.
- Eitel übersetzt: -The finest birds shed their feathers.- Ich glaube, daß
es »ich hier um das gewaltsame Ausreißen der kostbaren Straußenfedern handelt.
Mir ist nicht bekannt, daß, abgesehen von den Vogelhergen im hohen Norden,
Vögel je an einem Ort ihre Federn abwerfen, so daß sich das Einsammeln lohnen würde.
' T^^ftTfiUlP^&BlS^f-ftT m
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138
Fork*: Mu Wang und die Königin von Saba.
Die älteste Beschreibung des Phönix, welche wir haben, ist die des
II a n -sh i h- wa i -ch ua n 1 aus dem Jahre 150 v. Chr. Sie paßt einigermaßen
auf den Vogel Strauß, alter durchaus nicht auf den Kasan. Dort heißt es:
• An Gestalt ist der Feng von vorn wie ein wilder Schwan, von hinten
wie ein Kilin. Fr hat den Unterkiefer einer Schwalbe und den Schnabel
eines Hahns, den Hals einer Schlange und den Schwant eines Fisches.
Seine Stirn ist wie die eines Kranichs, seine Backen (Zügel) sind wie die
einer Mandarinente. Er ist drachenartig gezeichnet und hat den Rücken
einer Schildkröte. Sein Gefieder zeigt alle fünf Farben, und er ist 4 bis
5 Fuß hoch.»
Will man den Strauß, der von allen anderen Vögeln so verschieden
ist, überhaupt mit einem der bekannteren Vögel vergleichen, so läßt sich
allenfalls sagen, daß er wie eine riesige Gans oder ein Schwan aussieht.
Ein besserer Vergleich war den Chinesen wohl nicht möglich. Im Pcn-
t'sao-kang-mu * ist der Strauß wie eine große Gans abgebildet, aber mit
den Beinen eines Säugetieres. Wegen seiner pferde- oder antilopenartigen
Läufe wird wahrscheinlich auch von ihm gesagt, daß er von hinten wie
ein Kilin = Einhorn aussehe. Plinius X. I4 berichtet, daß die Klauen des
Straußes zweigespalten und denen der Hirsche ähnlich seien. Er benutze
sie zum Ergreifen von Steinen . die er seinen Verfolgern entgcgenschleudere.
Der Strauß hat einen langen, schlangenartigen Hals, eine hohe Stirn wie
der Kranich, die Geyend um die Augen herum ist hell gefärbt wie bei den
Mandarinenten und sein Schnabel ist ähnlich wie der eines Hahns und einer
Schwalbe. Eine Ähnlichkeit zwischen dem Schwänze des Straußes und dem
eines Fisches vermag ich nicht zu entdecken. Die drachenartige Zeichnung
bezieht sich vermutlich auf die gewellten und gekräuselten Federn. Der
Vergleich des Kückens des Straußes mit dem gewölbten Rücken einer
Schildkröte ist sehr zutreffend.
Das Gefieder des Straußes ist allerdings nicht fünffarbig. Nach dem
Shan-hai-king* und dem Shuo-wen' würde der ganze Vogel fünf
Farben zeigen. Die kurzen Federn des männlichen Straußes sind schwarz, die
langen weiß, die Beine graugelb, der Schnabel horngelb, die nackten Hals-
teile und die Schenkel rot. Es sind also die fünf chinesischen Grundfarben
bis auf blau vorhanden. Dieses findet sich beim Somalistrauß, dessen nackte
1 jf^^f^f Vf?'- Faber> Doctrines of Confucius, 1875, S. 9.
1 ii z $ « it mmmm&&mikm%w£
m m * ik n m n iL % m m r
* Ungulae Iiis cervinw similes, quilms dimicant, bisulcae et comprehendendis
lapidilms utiles, tpios in fuira contra scqutuitcs ingerunt pedibus.
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Forke: Ma Wang und die Königin von Saba.
no
Körperteile graublau sind.1 Übrigens wird mit ^ {5 oft nur bunt =
mehrfarbig bezeichnet.
Die Chinesen lernten den Strauß durch die Expedition des Chang
Ch'ien 122 v. Chr. zum zweiten Male kennen. Das Shi-chi B. 123 S. 6* er-
wähnt die 'großen Vogel« = Strauße, deren Eier so groß wie irdene Töpfe
seien, als eine Eigentümlichkeit von Tiao-chih, worunter Syrieu zu ver-
stehen ist.' Ebenso fuhrt das Ch'ien Han-shu B. 96a, S. 13 v. Strauße
unter den Erzeugnissen von Syrien an. Der erste lebende Strauß scheint
im Jahre 101 n.Chr. nach China gekommen zu sein. Ein Parther- Konig
schickte ihn zusammen mit einem Löwen an den Kaiser von China. Das
Volk nannte den Vogel den • Parther -Vogel-.* Dieser Ausdruck ist nicht
unzutreffend, denn zu jener Zeit beherrschten die Parther auch Südpersien,
wo der Strauß in einigen Gegenden noch heute vorkommt. Im Ch'ien
Han-shu B. 96a, S. 14 wird der Strauß als in Parthien heimisch unter
dem Namen der »große PferdevogeW erwähnt. Erst später kam der jetzt
fur den Strauß übliche Name: -Kamelvogel- Effc auf. Die Sehreib-
weise fjfjlj »st ganz modern. Daß nach Wang Ch'ung der Phönix die
Größe eines Pferdes hatte, ist erwähnt worden.
Der Strauß ist ein charakteristischer Vogel der sogenannten äthio-
pischen Tierregion, welche Afrika und Südarabien bis zum Wende-
kreise und die an den Persischen Meerbusen angrenzenden Teile des süd-
lichen Persiens umfaßt, über dieses Gebiet geht der Strauß etwas nach
Norden hinaus und kommt noch in den Wüsten des Kuphratgehiets vor.6
Dagegen ist die paläoark tusche Region Zentralasiens nie seine Heimat gewesen.
Wie wir die äthiopische Region als die Heimat des Feng-'huang,
des Königs der Vögel, kennen gelernt haben, so müssen wir dort auch
die Heimat des Ki-lin, des Königs der Vierfüßler suchen. Die Identi-
fizierung des Ki-lin mit dem -Einhorn« hat auch nicht viel mehr Wert als
die Bezeichnung des Feng-' huang als Phönix. Es ist aus den chinesischen
Quellen erwiesen worden, daß .als Vorbild für das mythische Ki-lin die
1 Brehms Tierieben, V, 691.
* .% Wimm
• Ich halte Tiao-chih für eine etwas verkürzte, phonetische Wiedergabe von
haiexpt, mit Jotazisuius: Diadochi zu sprechen , woraus Dia(d)o-chi wurde. Tiao-chih
Ist speziell das Seleukidenreich, was ich später ans den chinesischen Quellen noch
eingehender nachweisen werde. 122 v. Chr. halten die Porther das Seleukidenreich,
welches ursprünglich ganz Persien umfaßte und deshalb auch von chinesischen Schrift-
stellern als ein älterer Name für Persien gebraucht wird, his auf Syrien erobert.
Mithridates L war bis an den Euphrat vorgedrungen. Sein Sohn Arsakes VII. hatte
128 auch Babylon erobert.
« Brehm, a. a. 0. S.692.
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140
Forke: Mu Wang und die Königin ron Saba.
Giraffe gedient hat.1 Allerdings wird in den meisten Quellen dem Kilin
ein Horn zugeschrieben, aber dieses eine Horn gilt durchaus nicht als das
Hauptcharakteristikum. Ich halte es für sehr wohl möglich, daß man zu
der Annahme, das Kilin habe nur ein Horn durch das Mißverstehn einer
Stelle im Sinking, wo von den Hornern des Kilin die Rede ist,* gebracht
worden ist. Das Erh-ya sagt freilich ganz deutlich, daß das Kilin den
Korper eines hornlosen Hirsches, einen Ochsenschwanz und ein Horn habe.*
Andere alte Quellen drucken sich aber so aus, daß man das Wort »Horn-
ebensogut im Plural wie im Singular auffassen kann. So sagt der Kom-
mentar des Kung-Yang:4
»Es ist wie ein hornloser Hirsch, aber hat Hörner-
und das Shuo-w6n:s
»Das Kilin ist ein gutherziges Tier. Es hat den Körper eines Pferdes,
einen Ochsenschwanz und fleischige Hörner. -
Wang Ch'ung spricht im Lun-heng XVI, 14 v. eingehend über
ein Kilin mit zwei Hörnern. Man nahm also im 1. Jahrhundert n. Chr.
nicht an, daß ein Kilin notwendig nur ein Horn haben müsse. Im T'u-
shu-chi-ch'eng ist das Kilin sogar mit zwei Hörnern abgebildet!
Die genaueste Beschreibung des Kilin, welche keinen Zweifel daran
laßt, daß die Giraffe gemeint ist, enthält die Biographie Mohammeds ^
Iff' Unter den mohammedanischen Reichen westlich
von China wird auch das Reich Aden* beschrieben. Dabei findet sich eine
auf das Kilin bezügliche Stelle, welche von H. K. in der China Review VI,
S. 277 wie folgt übersetzt ist:
• Its two fore legs are over 9 feet, its hind ones about 6 feet. Its
head is elevated on a long neck, and its body is about 16 feet in length,
being high in front and low behind. It cannot be ridden by man. On its
head it has two short horns placed inside its ears; its tail is like that of a
cow, while its body resembles that of a deer. Its hoof is Hat and has three
divisions. Maize, beans and wheaten cakes constitute its ordinary food.*
Auch die offizielle Geschichte der Ming-Dynastie7 nennt Kilins = Giraffen,
Löwen und Strauße als charakteristische Tiere von Arabien. Für Giraffen
ist das nicht ganz zutreffend, wenn man unter Arabien bzw. Aden nur die
Halbinsel versteht, denn die Giraffe kommt nur in Afrika vor. Die Chinesen
• China Review Bd. VI, 1878, S. 277 und Bd. VII, S. 72.
2 Striking I, I, 11 ^ ^ ^ läßt sich ebensogut mit -Hörner des Kilin-
übersetzen wie mit »Horn», ebenso wie im ersten Verse £ f&fc mit -Füße-,
nicht mit -Fuß-, übersetzt wird.
■ WfcH ft
• £¥$H*)$T7Bft
' ÄfcSfttttfcBAJB&JM^ftft
' Miug-sliih B. 332, S. 24.
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Foiittc: Mu Wang und die Königin von Saba.
141
verstehen aber unter Arabien auch die arabischen Kolonien an der ost-
afrikanischen Küste.
Da die Chinesen die Giraffe schon in der älteren Chou-Zeit gekannt
haben, so vermute ich, daß sie ihnen ebenso wie der Strauß durch die
Reise des Königs Mu bekannt geworden ist, obwohl dies in den Quellen
nicht besonders erwähnt wird. Ich möchte annehmen , daß sogar der Name
Kilin auf Afrika und zwar speziell auf Abessynien hinweist. Nach Salt
wird die Giraffe in Amhora: Jeratta, Kelchin genannt.1 Könnte Kilin
nicht aus Kelchin entstanden sein?
Hören wir nun, was das Shan-hai -k ing weiter über die Produkte
der •wohlbewässerten Wüste- des Sabäerreiches berichtet. Anschließend an
die Bemerkung, daß die Bewohner alles fänden, was sie zu essen wünschten,
fahrt es fort (B. XVI):
«Sie haben nämlich süße Blumen, süße Quitten und weiße
Weiden, die sie als Fleisch betrachten«,* d. h. die sie wie Fleisch essen.
Was für Blumen oder Blüten mit den "TT* ijpE gemeint sind, ist schwer
zu entscheiden. An einer anderen Stelle sagt das Shan-hai -king, daß die
• süßen Blumen« rote Zweige und Stämme und gelbe Blätter hätten. Man
könnte an Chrysanthemen denken, welche auch -^2^*1 «süße Astern« ge-
nannt werden. Sie sollen einen purpurnen Stil haben, duften und süß
schmecken. Man verwendet sie zu medizinalen Zwecken. Nach taoistischer
Anschauung wirkt ihr Genuß lebenverlängernd." Soweit mir bekannt, kommt
aber diese beliebte Winterblume Chinas und Japans in Arabien nicht vor.
Unter ist eine Quittenart zu verstehen, nicht Crataegus.4
Arabien besitzt vorzügliche Quitten. Von Oman aus werden sie sogar
nach Indien exportiert. Besonders gut sind sie gerade in Yemen , und zwar
in Djebbel Sabber. Dort haben sie sehr zartes Fleisch, das mehr kal-
villenartig ist, wie die Quitten in Habesch und Persien.5
Was bedeutet nun aber, daß die Bewohner des glücklichen Arabiens
• weiße Weiden wie Fleisch verspeisen? Mir scheint es sehr wahrschein-
lich, daß die Chinesen damit den Kät- Strauch Celastris edulis haben
bezeichnen wollen, dessen Blätter in der Tat von den Arabern gegessen
worden. Die Kultur dieses Strauches ist in ganz Yemen verbreitet; die
beste Art findet sich auf dem Djebbel Sabber. Das ganze Gebirge erhält
davon ein liebliches, grünes Aussehen, und die Bewohner sind durch den
Anbau zum Wohlstand erhoben. Die Kuriere, die oft mehrere Tage und
Nichte nicht aus dem Sattel kommen, nehmen oft unterwegs nichts als
» Ritter, Erdkunde Bd. I, S. 212.
1 BreUchneider, Botanicon Sinicum II, Nr. 69.
* Man vergleiche das Pen-t'sao-kang-m u unter fj^, die vollere Form für
f jj, und beachte auch die Abbildungen von unQl |_|_| fjj[ = Crataegus.
» Ritten Erdkunde Bd. XII, S. 483, 788 und 901.
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142
Fobkk: Mu Wang und die Königin von Saba.
Kat- Blätter zu sich, die sie im Gebirge erhalten können. Dein Reisenden
Botta wurde von einem Scheikh jeden Abend ein Bündel Kät- Zweige zu-
geschickt. »Die Zimmer der Vornehmen sind — nach dem Essen — mit
den entblätterten Zweigen bestreut, ein Zeichen des Luxus. Die frischen,
duftenden, grönen Zweigbündel sind ein Anzeichen der Geselligkeit.« Jeder
Gast greift nach Belieben danach. Man ißt namentlich die frischen Blatt-
knospen, die wie Betel gekaut werden. Sie ersetzen für die Eingeborenen
den Kaffee. Dieser Gebrauch ist ein sehr alter, der dem des Kaffees lange
Zeit voraufging. Nach Niebuhr soll das Gewächs wie der Kaffee aus
Abessinien nach Yemen verptlanzt sein.1 Von Dr. Roth ist der Kät -Strauch
wie folgt definiert: Frutex inermis, foliis oppositis, oblongis serrato-den-
tatis glabris.8
Außer dem Strauß erwähnt nun das Shan-hai-king als im Sabäer-
reich einheimische Tiere noch -drei Arten von schwarz und weißen
Pferden.' und -drei Arten grüner Vögel.«*
Chui bezeichnet eine besondere Art von schwarz und weißen
Pferden, vielleicht den Blauschimmel. Es soll ein Pferd sein, bei dem
schwar/.es und weißes Hnar gemischt ist.' Ich glaube, daß unter ein
' Ritter a. a. 0., S. 786 ff., S. 795 ff.
* Ritter S. 797.
• Nach dem Tai-p'ing-yü-lan werden die nicht einfarbigen Pferde folgender-
maßen genannt: »Ein braun und weißes Pferd heißt Po (Schecke), ein gelb und
weißes Iluang (Isabellc), ein braunes Pferd mit gelbem Rücken Chien, ein schwarzes
Pferd mit gelbem Rücken Hsi, ein grau und schwarzes Pferd Hsüan (Eisenschimmel),
ein grau und schwarzes Pferd Lin-t'o auch •Schimmel mit zusammenhangenden Käsch-
Stücken- = Apfelschimmel genannt, ein grau und schwarzes Pferd mit langer Mähne
Jou, ein Pferd mit gemischtem kohlschwarzen und weißen Haar Pao (Mohren-
sihirnniel), ein Pferd mit gemischtem gelben und weißen Haar P*ei oder -Pfirsich-
blüteupferd«, ein Pferd mit gemischtem grauen und weißen Haar Yin («Erdschininicl-
= Grauschimmel), ein Pferd mit gemischtem schwarzblauen (schwarz-
braunen) und weißen Haar Chui (Blauschimmel), ein Pferd mit gemischtem
roten und weißen Haar Hsia, ein weißes Pferd mit schwarzer Mähne Lo, ein weiße«
Pferd mit schwarzen Lippen Chüan, mit schwarzem Maule Kuo, mit einem weißen
Auge Hsien, mit zwei weißen Augen Yü.- Bg} £f JgJ g Q | ÜSJ -l&^t^f
*«sä m m » 0 j& m # & m 1* m -böW-@
• Hl
zz. l^f Mj
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Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
143
ins Bläuliche oder Braune spielendes Schwarz zu verstehen ist.1 Kin Pferd
mit kohlschwarzem und weißem Haar heißt ijpj^ Pao ~ Mohrenschimmel,
mit grauein und weißein Haar Yin = Grauschimmel. Es scheint mir
nun höchst unwahrscheinlich, daß das Shan-hai -king von einem Lande
als Besonderheit erwähnen würde, daß es drei Arten von ßlaiisrhiinmeln
habe, und bezweifeln auch, daß es Oberhaupt von Blaiischimmelu, die
schon eine Unterabteilung der schwarz und weißen Pferde sind, noch drei
Unterarten gibt. Andere Arten gemischter Schimmel würden die Chinesen
aber nicht mit Chui bezeichnen , sondern einen ihrer zahlreichen Ausdrucke
zur Bezeichnung der Pferde nach ihren Farben wählen. Ich möchte an-
nehmen, daß unter 2EL§f£ San -chui drei Arten von Tiger pferden oder
Zebras zu verstehen sind, bei denen sich auch weiße und schwarze Haare
vermischen, insofern sie auf gelblich weißem Grund mit schwarzen oder
schwarzbraunen Streifen gezeichnet sind. In Ermangelung eines besonderen
Wortes für Zebra würde die Anwendung des Ausdrucks Chui natürlich
nur ein Notbehelf sein.
Die Tigerpferde kommen in Arabien nicht vor, ihre Heimat ist Süd-
und Ostafrika. Man kennt jetzt eine ganze Anzahl verschiedener Arten.
Unter diesen lebt das Equus Grevyi auf dem Somali plateau , Equus Kaurei
im Gebiete des Weißen Nils und Equus Böhmi an der Küste von Deutsch-
Ostafrika.* Aber auch die weiter im Innern lebenden Arten unternehmen
zu Zeiten von Dürre oft große Wanderungen und streifen bis nach Abessinien.
Die Notiz des Shan - hai - king von dem Vorkommen von drei Zebraarten
im Sabäerlande würde sich demnach nicht auf das Mutterland, sondern
nur auf die sabäischen Kolonien an der ostafrikanischen Küste beziehen
lassen. Wie bereits erwähnt worden, ptlegen die Chinesen bei Beschreibung
fremder Lander meist mehr die politische als die geographische Einteilung
im Auge zu haben und zwischen dem Mutterlande und seinen Xebenländcrn
keinen Unterschied zu machen.
Den engen Zusammenhang zwischen Arabien und der afrikanischen
Küste erkennen auch die Ethnographen an, welche in verschiedenen Neger-
stämmen des östlichen Afrikas, z. B. den Gallas und Somalis, Mischvölker
zwischen Negern und Arabern sehen. Die Abcssinier sind eingewanderte
Araber. »Oft wiederholtes Einströmen eines Volkes in die Mitte eines an-
dern, wie wir dies in den Zügen der Bewohner der arabischen Halbinsel
nach dem gegenüberliegenden Afrika finden, machen im tiefsten Grunde
aus zwei derartigen Gebieten eins.« Diese Worte hat Ratzel als Motto
über das Kapitel über den eryth raise hen Völkerkreis gesetzt.* Es fanden
nicht einmalige große Einwandeningen, sondern eine fortgesetzte Eiu-
sickerung statt. Vieles liegt im Dunkel der Vorgeschichte. Die Somali
» wird im Kanghi definiert als y*jg ein tiefes ^ . Dieses bezeichnet
grün, dunkelblau und schwarz.
- Matschie, Die geographische Verbreitung der Tigeq>ferde. Sitzungsbericht
der Gesellschaft der naturforschenden Freunde, Berlin 1898, Seite 169 — 181.
» Ratzel, Völkerkunde 1894, Bd. 11, S. 396.
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144
Forkk: Mu Wang and die Königin von Saba.
wollen von einem Sohne Noahs abstammen. Könige von Saba werden als
Oberherrscher genannt, unter denen die Konige der Somali, die Berri, nur
als erbliche Statthalter regierten.1 Die Bewohner der Südküste des Roten
Meeres haben die Sage, daß Abessinien früher mit Arabien zusammenhing
und durch ein Erdbeben, wodurch das Rote Meer entstand, davon getrennt
wurde. Nach abessinischer Tradition stammt das abcssinische Herrscher-
haus von Salomo und der Konigin von Saba ab. Die Konigin von Saba
soll in Axum geherrscht haben. Jedenfalls weisen diese Traditionen, ver-
bunden mit der Ähnlichkeit der Rasse, der Sprache und Schrift, auf einen
sehr engen Zusammenhang zwischen Abessinien und Südarabien schon in
ältester Zeit.1 Abessinien speziell wurde von den den Sabäern stammver-
wandten Himjariten kolonisiert. Das Somaliland und Ostafrika gehörte nach-
weislich schon im 4. Jahrhundert v. Chr. zum himjaro - sabaischen Kolonial-
besitz. Im Periplus wird die Küstengegend von Afrika als Teil von Arabien
t>etrachtet.s Das Rote Meer war kein Verkehrshemmnis. Nach Strabo XVI
fuhren die Araber auf ledernen Boten über die Meerenge nach Äthiopien.
über die drei Arten grüner Vögel läßt sich das Shan-hai- king, wie
folgt, weiter aus:
»Sie haben einen roten Kopf und schwarze Augen. Der eine heißt
der große Pirol, der andere der kleine und der dritte der grüne Vogel.4«
Gewöhnlich werden nun die -grünen Vögel« |fj mit dem Pirol,
der Goldamsel oder Oriole (Oriolus Chinensis) identifiziert. Dies liegt nach
dem Text auch außerordentlich nahe; trotzdem ist es nicht richtig, denn
der Pirol ist weder grün, noch hat er einen roten Kopf oder schwarze
Augen. Nach der Beschreibung des Pen-t'sao-kang-mu hat er ein gelbes
Gefieder, seine Schwingen und sein Schwanz sind schwarz gestreift.* Das
Auge ist blutrot. Daher auch seine verschiedenen chinesischen Namen : der
• Gelbvogel«, der • Gelbschwarze Vogel«, der »Schwarzgelbe Vogel«, «Junker
Goldrock«, »Gelbmantel«. 8 Ich halte die grünen Vögel mit rotem Kopf
für Papageien und glaube mich dabei auf den Kommentator des Tso-chuan,
Tu Yü7 (222 — 284 n. Chr.) stützen zu können, weicherden im Tso-chuan
vorkommenden Ausdruck ^ J^L mit erklärt,8 was eine Papageien-
art bedeuten muß, denn ist ein Papagei.
> Ratzel Bd. II, S. 171.
* Ratzel Bd. II, S. 409, 410.
» E. Glaser, Skizze der Geschichte und Geographie Arabiens Bd. II, Berlin 1890,
S. 42, 205, 206.
4 #=».&*©JSB-«B*K-«jM
^1 H Tu dj
• ftn. UK MM- mm
8 Siehe Kanghi unter
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Forks: Mu Wang und die Königin von Saba. 145
Für Arabien ist das Vorkommen von Papageien noch nicht mit Sicher-
heit nachgewiesen. Auf tiergeographischen Karten geht die Nordgren/.e
der Papageien durch die Meerenge von Aden und iSßt Arabien außerhalb.
Zwischen Indien und Afrika, wo Papageien vorkommen, bleibt eine große
Lücke, die durch das südliche Arabien, Persien und Belutschistan gebildet
wird. Die zoologischen Forschungen in diesen Landern sind aber bis jetzt
noch sehr oberflächlich gewesen, so daß nicht ausgeschlossen erscheint, daß
in jenen Gegenden noch Papageien gefunden werden. Chesny will am
Euphrat den Palaeornis torquatus, den Halsbandsittich , entdeckt haben.1
Auch Diodorus Siculus II, 53, 2 erwähnt in seiner Beschreibung Arabiens
Papageien im äußersten Syrien.* Der Name der Stadt XtTTaxi) = ^Fitt«**;
hu südlichsten Landstrich Assyriens, jetzt Scheriat el-Beida, scheint eben-
falls darauf hinzuweisen, daß in jener Gegend Papageien nichts Seltenes
waren. Somit ist es nicht unmöglich, daß im 10. Jahrhundert v. Chr. auch
Arabien Papageien besaß, wenigstens in seinen fruchtbaren Gegenden, denn
Wüsten lieben die Papageien nicht und gehen deshalb auch in Afrika nicht
bis zum Wendekreise hinauf.
Statt in Arabien selbst können wir aber auch die Heimat der .drei
grünen Vögel- des Shan - hai - king in dem von Südarabien aus kolonisierten
östlichen Afrika suchen. Die Beschreibung des Shan - hai - king paßt am
besten auf die grasgrünen Zwergpapageien oder Inseparables, und zwar in
erster Linie auf den rotstirnigen Zwergpapagei Abessiniens, den
Abyssinian Parrakeet, Psittacula Tarantae, so genannt nach dem Felsen-
passe Taranta zwischen Massaua und Halai. abessinisch: Donkoro. Er ist
im Alter schön grasgrün, Vorderkopf und Zügel sind zinnoberrot, die
Schwingen erster Ordnung dunkelbraun, die Schwingen zweiter Ordnung,
die Eckflügel, die unteren Flügeldecken und die breite Schwanzbinde sind
schwarz. Bei jungen Vögeln sind Stirn und Zügel nebst den unteren
Flügeldecken noch grün.'
Außer diesem Papagei könnte noch in Frage kommen der blau-
bürzelige Zwergpapagei Psittacula pullaria, welcher in Westafrika
und im östlichen Zentralafrika gefunden ist. Seine Grundfarbe ist ebenfalls
ein schönes Grasgrün, Vorderkopf, Backen und Kinn sind rot, der Bürzel
blau, die Schwanzfedern rot mit schwarzer Querbinde über die Mitte. Die
Iris ist braun bzw. dunkelbraun.4 Bei den anderen Zwergpapageien
ist die Farbe der Augen nicht besonders angegeben.
Ähnlich sieht auch Psittacula roseicollis, der Zwergpapagei
mit rosenrotem Gesicht, aus. Er ist grasgrün, Bürzel und obere
Schwanzdecken sind himmelblau. Die Stirn ist scharlachrot, Ziigel, Backen,
Kinn sind rosafarben. Die Schwanzfedern haben eine schwarze Querbinde.
» Finsch, Die Papageien 1868, Bd. II, S. 5.
* 'H fit» yap haßvkuvia, towvww ixrptyn «Xr^o« nataolai; XftatS l>n)v>«ry»i'wt',
> Finsch Bd. II, S. 634.
« Finsch Bd. II, S. 636 and 638.
Mitt. d. Sem. t Orient Sprachen. 1904. I. Abt 10
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146 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
Die Heimat dieses Papageis ist Südafrika, aber er kommt wahrscheinlich
auch in Ostafrika am Zambesi vor.1
Daß das Slian- hai-king die Papageien als Pirol bezeichnet, erkläre
ich mir daraus, daß man eine gewisse Ähnlichkeit zwischen beiden Vögeln
entdeckte. Beide haben ein prachtvolles Gefieder, der eine goldgelb mit
schwarzen Streifen auf Schwanz und Schwingen, der andere grasgrün mit
schwarzem oder schwarz gestreiftem Schwanz und ebenso gefärbten Schwingen.
Die Liebe zwischen Männchen und Weibchen bei den •Unzertrennlichen«
ist bekannt. Den Chinesen gilt auch der Pirol als Sinnbild ehelicher Liebe.'
Männchen und Weibchen sollen stets paarweise fliegen.
Wie bereits erwähnt worden , kennt das S h a n - h a i - k i n g Papageien
auch unter ihrem wirklichen Namen. Sie sollen in den westlichen Bergen
Chinas leben.8 »Es sind Vögel, die wie Knien aussehen, ein grünes
Gefieder, einen roten Kopf* und eine menschliche Zunge haben und
sprechen können. Man nennt sie Ying-mu, Papageien..* Da hier von
den Papageien ausdrucklich behauptet wird , daß sie grün gefärbt seien und
einen roten Kopf hätten, genau dasselbe, was von den »grünen Vögeln-
gesagt ist, so sind wir durchaus berechtigt, letztere fur grüne Papageien
zu erklären und darin grüne Zwergpapageien zu sehen.
Als weitere Produkte des Sabäerlandes führt das Shan- hai-king an:
• Karneole, Jaspis, grüne Edelsteine, Weißholz, Steinkorallen,
Weißbleierz, Grünbleierz, viel Silber und Eisen-.8
Der Kommentar sagt, daß der Karneol Jj^J^' ,m* dem f$Cjfa
identisch sei. Letzteres ist ein roter Stein und bedeutet auch die »Rose«.
Nach Kanghi ist der Mei-kuei aus einem Glühprozeß hervorgegangen und
hat eine Perlenform.8 Williams übersetzt dem Wortlaut nach »a revolving gem-.
Ich möchte dafür sagen: »ein gedrehter, d.h. wie rund gedrechselter, roter
Stein«. Das Pen-t'sao-kang-mu führt die ■ Feuerperle« y£,J^fC als anderer
1 Finsch S.G40.
3 $$i'.|f **& das Pi'n-t'sao-kang-mu.
s Nach dem Pi'-n - t'sao -kang-mu in den südwestlichen Provinzen Ssechuan,
Yüiman und Kuangsi. Auf modernen tiergeographisehen Karten liegt die nördliche
Grenze südlich vom Wendekreise, umfaßt also nur ein kleines Stück der südlichsten
Provinzen.
* ^ffc hedeutet Mund, Schnabel, bei Vögeln aber auch -Kopf- ^
> Shan-hai-king II, jjj Q ft fa j| g fa ^ |§ £g
7 Das erste Zeichen wird auch J|j oder Jjg! geschrieben.
9 ^ ^ * ty< '»'deutet nicht nur eine Perle, sondern auch einen perlcn-
fönnigen Edelstein. Vgl. das Pen-t'sao-kang-mu unter
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Fobkk: Mu Wang und die Königin von Saba. 147
Name fur ^[iflj1 auf und bemerkt, daß man sie nur durch Bearbeitung
mit Quarzpulver aus ihrer Umhüllung lösen könne. Alle diese Angaben
passen auf den Karneol, einen fleischfarbigen Halbedelstein — daher der
Name — , welcher sich als Ausfüllung der Blaseniäume im Man (leiste in,
und zwar in Form von Kugeln 6ndet. Mit Mandelstein bezeichnet man im
glutflilssigen Zustand erstarrte, blasige Gesteine, welche in ihren oft mandel-
förmigen Hohlräumen fremde Minerale, wie Chalzedon, Achat usw. bergen.
Das Mu T'ien-tse-chuan berichtet, daß König Mu einen Karneol
getragen habe.
Kür Kameole ist eins der Hauptproduktionsläuder Arabien, und in
Arabien findet man die besten in Yemen, wo die Sabäer ihren Sitz hatten.
Nach arabischen Quellen gewinnt man Karneole und Qnyxe am Beige
Schibam in Yemen, doch müssen sie erst abgeschliffen werden, weil
sie von einer Steinhaut uberzogen sind. Kin anderer Fundort ist am
Hirranberge* und am Alhänberge," die auch beide in Yemen gelegen sind.
Jaspis kommt in den verschiedensten Gegenden Arabiens vor, so in
Damar. Speziell in Yemen werden zwei Fundorte genannt.4
Unter 3^1, das ich mit »grüner Edelstein« übersetzt habe, versteht
man gewöhnlich grünen Jade. Vielleicht könnte damit aber auch ein anderer
grüner Stein gemeint sein, für den man keine passende Bezeichnung hatte.
Die Chinesen haben eigentlich nur für die verschiedensten Halbedelsteine
einfache Namen und müssen für die Volledelsteine, die ihnen viel weniger
bekannt sind, umständlichere Umschreibungen anwenden. Nach den chinesi-
schen Quellen ist es zweifelhaft, ob immer Jade sein muß. Es gibt
auch Schriftsteller, die ihn vom Jade unterscheiden.» Wenn die Notiz des
Wei-lio richtig ist, daß dieser Edelstein im Römischen Reiche vorkomme,*
so kann es kein Jade oder Nephrit sein, denn dieser findet sich nirgends
in Westasien. Couvreur definiert den Stein einfach als »pierre vert et
translucide-. Jade ist nicht durchsichtig, und es liegt viel näher, an den
Smaragd zu denken.7
1 Ich verstehe hierunter Chalzedon. Nach dein kommt es in zehn
verschiedenen Arten, in roter (brauner), weißer, gelber, schwarzer, grüner und blauer
Farbe im Römischen Reiche ^ ^ — womit hier jedenfalls die klcinasiatischeu
Kolonien geineint sind — vor. Hier gibt es in der Tat Chalzedon in allen diesen
Farben, namentlich bei der gleichnamigen Stadt, Byzanz gegenüber. Onyx, Sardonyx,
Karneol, Heliotrop und Chrysopras sind gewissermaßen Varietäten des Chalzedons.
1 Ritter, Erdkunde Bd. XII , 8. 256 und 818.
* Sprenger, Geographie Arabiens S. 61.
« Ritter, a.a.O. S.256, 782 , 906.
> So „g. d- T-„i.p1„g.yu-l,„: fäXk fft H & felXIH $ m
* Ich habe weder in Williams, Giles noeh Couvreur einen chinesischen Aus-
druck fiir Smaragd gefunden. Schlegel nennt den Smaragd in seinem Wörterbuch
.J^J, während Couvreur JJ^f als •Jadeagrafle» bezeichnet.
10»
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148
Forke: Mq Wang and die Königin %'on Saba.
Unter den Edelsteinen, welche im Altertume in Arabien gewonnen
wurden, spielt der Smaragd eine wichtige Rolle. Strabo XVII, 45 be-
richtet, daß die Araber Steinbrüche fur Smaragde und andere kostbare
Steine auf dem Isthmus zwischen Berenike und Myos h ormos an der afrika-
nischen Küste des Roten Meeres bearbeiteten.1 Diodorus Siculus II, 52
nennt unter den Edelsteinen, die sich in Arabien finden, an erster Stelle
Smaragde, ferner den Beryll, Chrysolith und Karfunkel und bemerkt, daß
weder der parische Marmor noch andere kostbare Steine den arabischen
an Glanz, Gewicht und Glätte gleichkämen.9
Das »Weißholz-, welches in Verbindung mit Edelsteinen und Korallen
genannt wird, muß irgendein wertvolles Nutzholz von weißer Farbe sein.
Wahrscheinlich ist damit weißes Sandelholz (Santalum album) gemeint
Das echte Sandelholz wächst nur in Indien, an der Küste von Malabar,
von wo aus die Araber es im Handelsverkehr erhielten, da es bei ihnen
nicht einheimisch ist.* Nach II amdani wächst aber in Arabien bei Chaulan
ein Baum, dessen Holz mit dem indischen Sandelholz Ähnlichkeit hat und
wie dieses gebraucht wird.4
Die weiße Steinkoralle Jrf ist wohl zu unterscheiden von
der roten Edelkoralle Jjffl^, Corallium rubrum. Letztere kommt nur im
Mittelmeer vor, die weiße Steinkoralle dagegen wächst im Roten Meer und
in geringerer Menge auch im Persischen Meerbusen, was bereits Plinius
hervorhebt. Ebenso wie die Erwähnung der Edelkoralle als Produkt von
-fc^ft *n den chinesischen Historikern ein wichtiger Anhaltspunkt ist, um
Ta-'chin mit dem Römischen Reiche — im weitesten Sinne — zu identi-
fizieren, weist die weiße Steinkoralle als Erzeugnis der ■ wohlbewässerten
Wüste« direkt auf Arabien hin. Das Land, bei dem sie gefunden wird,
muß unter allen Umständen vom Meere bespült sein und kann nicht im
Innern eines Kontinents liegen. Nach alter chinesischer Tradition wächst
die Steinkoralle als Baum auf dem K'un-lun- Gebirge in Zentralasien.' Bei
neueren Schriftstellern findet sich aber auch die richtige Ansicht, wonach
die Steinkoralle ebenso wie die Edelkoralle dem Meere entstammt.
Wir haben bereits gesehen, daß nach der Schilderung des Lü-shih-
ch'un-ch'iu und des Huai Nan Ts£ Arabien, das Land der Wo -Leute, Gold
und Bleierze aufzuweisen hat. Das Shan -hai -king spezialisiert letztere
noch genauer als Weißbleierz oder Cerussit und Grünbleierz oder
Pyromorphit und fugt dann noch Silber und Eisen hinzu. Nach Strabo
hatten die Nab at äer Gold und Silber, aber kein Eisen und Kupfer. Harn-
1 1*1 &l tiJ Ic^fiuf Towry xal to t»j; cpapayiov paraWa hart , tZv Äpaßwv of vrrorrwr
ßa^il; rtva; t;7rocofiouc , xai aXkuv Xi^uv itokvnk'Zv.
* Atömp ovn r, Ilapta \vy$o<; cvt* aXX») ^avpa£opm») irrrpa toCj 'Apaß/oij XZ>ot(
lhc'ji&r,va.i ivvarcu, Xafijrporar») fi\v r, Xtvxönjc, ßapvraTOf i' o nappes, ^ &■ Xmotijc
vmpfokr^ hipoic ovx aVoWfrovca.
» Ritter, Erdkunde Bd. XII, S.250.
4 Sprenger, a. a. 0. S. 58.
4 So das Erh-ya und Shan- hai -king.
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Forks: Ma Wang und die Königin von Saba.
149
da ni spricht von einer Silbermine bei Scham am, außerdem nennt er
sechs Minen ohne Angabe des Metalls. Eine davon würde nach einigen eine
•Silbermine gewesen sein, nach der Ansicht anderer eine Eisenmine. In
Südarabien existierte früher die sehr ergiebige Silbermine von Rad hradh.1
Bei Sam am erwähnt Hamdani Silber- und Kupferminen, die von tausenden
von Magiern (Feueranbetern) ausgebeutet wurden.* Nach Ritter wurde
früher auch am Berge Tsiba in Yemen Silber gefunden.'
Die Araber verfertigten in älterer Zeit berühmte eiserne Panzer,
die sogenannten salukischen Panzer, wozu sie das Metall an einem Orte
Salük bei Kedera fanden. Bei dem später in Verfall geratenen Bergwerk
wurden, wie Hamdani erzählt, noch lange Eisenschlacken, Silber- und
Goldstückchen entdeckt.4 Berühmt wegen seines Eisens ist auch der
Nokomberg in Yemen. Aus diesem Eisen wurde der Stahl von Nokom
verfertigt. Eisenerzhaltig sind die ostarabischen Inseln , die M a u d e s i n s e 1 n.*
Die Angaben des Shan - hai - king über die Beschaffenheit des von Se
Wang Mu bewohnten Landes haben uns nach Südarabien geführt. Daß
wir hier und nirgendswo anders das Reich der von König Mu besuchten
Königin zu suchen haben, wird nun obendrein noch durch zwei Stellen in
den Geschichtswerken der Han-Dynastie, dem Shi-chi und dem Hou Han-
shu, bestätigt.
Im Shi-chi heißt es in dem Artikel über Tiao-chih:
•Alte Leute bei den Parthern haben sagen hören, daß in
Tiao-chih das «Schwache Wasser« und die Konigin-Mutter von
Se wären, aber sie haben sie nicht gesehen-.*
Genauer drückt sich der Geschichtschreiber der späteren Han-
Dynastie aus, indem er über Ta-'chin, das Römische Reich, schreibt:
• Einige sagen, daß im Westen dieses Reiches (Ta-'chin) das
• Schwache Wasser, und eine Sandwüste sei, nahe bei dem Wohn-
sitz der Königin-Mutter von Se, ungefähr dort, wo die Sonne
untergeht«.1
Beide Stellen passen vollkommen zusammen und ergänzen sich
gegenseitig.
Wir haben gesehen, daß Tiao-chih das Seleukidenreich , und zwar
im engeren Sinne Syrien, bedeutet, das zur Zeit, aus welcher die Nachricht
des Shi-chi stammt, vom Weltreiche des Seleukus allein noch übrig ge-
1 Sprenger, Geographie S. 52, 53 , 58.
1 E. Glaser, Geschichte und Geographie Arabiens II , S. 348.
* Ritter, Erdkunde XU, S. 714.
« Glaser S. 19.
» Ritter S.391, 590 , 724.
• Shi-chi 123, S.6 0PAÄ*fifH«tt«Jg*ifiIfl:
' Hon H.n-.hu 118, 8.10r.: ^ f& III ° l£ i 3 £ g] ffi W S § *
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150
Forkk : Mu Wang und die Königin von Saba.
blichen war. Unter dem »Schwachen Wasser« Jj^j ;7fC verstehe ich wie
Bretschneider das »Tote Meer«.1 Das Seleukiden reich umfaßte auch Teile
von Arabien3, es lag daher nahe, auch das Land der Königin van Saba
mit dazuzurechnen, was freilich den Tatsachen nicht ganz entspricht. Das
Hou Han-shu vermeidet diese Ungenauigkeit.
Zur Zeit der zweiten Hau- Dynastie (25—220 n. Chr.) hatte das Se-
leukidenreich zu existieren aufgehurt. Syrien war seit 64 v. Chr. römische
Provinz. Das Han-shu berichtet daher ganz korrekt, daß das Tote Meer
im Westen von Ta Ch'in liege, worunter der römische Orient, die Provinz
Asien, einschließlich Syriens, zu verstehen ist. Die Sandwfiste, die bis an
den Wohnsitz der Königin -Mutter von Se heranreicht, ist die syrisch-
arabische Wüste.
Beide Stellen wollen nicht besagen, daß die Königin von Saba zur
Han-Zeit wirklich noch in Arabien gelebt habe, vielmehr ist der Ausdruck
die Königin - Mutter von Se lediglich als ein geographischer Begriff auf-
zufassen.
Das Shan-hai-king sagt, wie wir gesehen haben, daß der Berg
der Königin-Mutter im Lande der Wo liege, in welchen wir die Sabäer
erkannt haben. An andern Stellen des Shan-hai-king wird nun dieser Berg
als der K'un-lun bezeichnet. Falls darunter das große Gebirge zwischen
der Mongolei, Turkestan und Tibet bzw. Kukunor zu verstellen ist, was
die meisten chinesischen Quellen annehmen, würden wir vor einem unlös-
baren Widerspruch stehen. Der Sitz der Königin von Se kann nicht in
Sfidarabien und zugleich in der Mongolei sein. Wir müßten uns dann ent-
weder für die eine oder für die andere Annahme entscheiden. Ich würde
ohne Bedenken an der ersteren festhalten. Die Nachrichten über das Land
der Wo-Leute sind vernünftig und im Einklang mit den tatsächlichen Ver-
hältnissen, während gerade an den K'un-lun alle die Sagen und Mythen
von der Göttin Se Wang Mu und ihren Genien anknüpfen. Man hat den
K'un-lun nicht mit Unrecht den chinesischen Olymp genannt. Merkwürdiger-
1 Bretschneider, Knowledge of the ancient Chinese of the Arabs etc. S. 4. —
Die Chinesen verbinden mit dem - Schwachen Wasser« die Vorstellung, daß es so
schwach sei und so wenig Tragfähigkeit besitze, daß nur federleichte Gegenstände
daraufschwömmen, alle anderen aber untersänken. Es ist nicht anzunehmen, daß
die Chinesen diese eigentümliche Vorstellung ganz frei ersonnen haben. Sie müssen
irgend eine Anregung dazu erhalten haben. Wahrscheinlich haben sie von der
Eigentümlichkeit des Toten Meeres gehört, welches so salzhaltig ist, daß organische
Körper darin nicht untersinken. Das hat man später verwechselt und daraus das
gerade Gegenteil gemacht. Gewässer, auf welchen nur Federn schwimmen können,
gibt es nirgends. Die vorliegenden beiden Stellen weisen mit zwingender Not-
wendigkeit auf das Tote Meer. Sollte das Jo von Jo-*hui etwa gar eine phonetische
Wiedergabe von Jo-rdan sein, der sich bekanntlich in das Tote Meer ergießt?
* Appian sagt in seiner Römischen Geschichte Syriake 55 von Seleukos:
r\p%t Mfe-OKerafu'ac *al 'Apyteta; xai Kaitnaioxlu( -rfjc XtXivxtio? Xfj'Siiivqc xai Fhpcv» xai
1laf£vaiu>» xai BaxTftW xai Apaßi'wir xai Tamipwv xai -njc lovyiiavrß xal Apa^wci«;
xai Tftavta;.
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Fobkk: Mu Wang und die Königin von Saba.
151
weise eignet sich kaum ein Gebirge weniger für den Wohnsitz der Unsterb-
lichen und passen die phantastischen chinesischen .Schilderungen von 8c
Wang Mus Aufenthalt hei keinem weniger als beim K'un-lun. Es ist eins
der ödesten und einförmigsten Gebirge der Erde, üie Hänge sind kahl
und mit Geröll und riesigen Schuttmassen bedeckt, die von den abgestürzten
Gipfeln und Graten herrühren. Tief einschneidende Taler und Schluchten
fehlen, von Vegetation keine Spur. Demgegenüber deuten die Notizen, die
sich in chinesischen Schriftstellen über den K'un-lun finden auf ein Gebirgs-
iand mit reicher Flora und Fauna in einein tropischen Klima.1
Die europäischen Gelehrten wurden zuerst stutzig, als sie in geogra-
phischen Werken von den Negern des K'un-lun lasen. Rcmusat nahm
noch kühn das Vorhandensein eines Negervolkes in Zentralasien an. Klap-
roth wies dagegen in einem Artikel «sur les negres de Kuen-hin*1 nach,
daß die Chinesen mehrere K'un-lun kennen und daß so auch zwei kleine
Inseln an der Küste von Kambodscha: Pulu Condore bezeichnet werden.
Dies ist richtig, Klaproths Ansicht, daß besagte Neger die Malaien von
Pulo Condore seien, aber unzutreffend. Fr muß selbst zugeben, daß der
Ausdruck -Neger« durchaus unpassend sei, denn die Malaien haben mit
den Negern gar keine Ähnlichkeit. Nach der Beschreibung und Abbildung
in den chinesischen Quellen handelt es sich aber um wirkliche Neger, deren
Körper »wie mit schwarzem Lack überzogen ist«.' Auch die Notiz
des San-'tsai- tu-hui, daß es im Lande jener Schwarzen Riesenvögel
d.h. Strauße gebe, paßt auf Pulo Condore absolut nicht. Das japanische
Supplement zu dem genannten Werke spricht es ganz deutlich aus, daß wir
es mit afrikanischen Negern zu tun haben, die auf holländischen Schiffen
häufig als Matrosen nach Japan kirnen und eine affenartige Behendigkeit
besäßen. Klaproths Annahme, daß mit den K'un-lun-Negern ursprünglich
die Schwarzen Asiens (wo?) bezeichnet, und daß dieser Ausdruck später
auf die afrikanischen Neger übertragen sei, ist ein Notbehelf, der zeigt,
daß er sich in der Klemme befindet.
Einer der ersten arabischen Gesandten, welcher im Jahre 977 n. Chr.
in China erschien, hatte in seinem Gefolge Leute mit tiefliegenden Augen
und schwarzem Körper, welche K'un-lun-Sklaven hießen.4 Soll etwa der
Araber sich seine schwarze Dienerschaft erst auf den ganz unbedeutenden
1 Wahrscheinlich wußten die alten Chi -cscn von dem asiatischen Zcntral-
gebirge nicht viel mehr als den Namen und hatten es selbst nie gesehen. Später
wurden dann allerhand Wunderdinge davon erzählt. Chang Ch'ien fand auf seiner
berühmten Reise den K'un-lun überhaupt nicht, obgleich er ihn passiert halten muß,
so daß Sse Ma OKien die Existenz des K'un-lun überhaupt in Zweifel zieht. Vgl.
den Schluß vom Shi-chi B. 123.
» Journal Asiatique 2. Ser. Bd. XII, S. 232 ff.
. So das
* Sung-shih 490, S. 16v., Art. ^ : ^ g ^ !g j$ £
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1 52
Forks: Mo Wang und die Königin von Saba.
kleinen Felseninseln Pulo Condore besorgt haben, statt sie von seiner
Heimat mitzubringen?
Auch die andere Notiz der Geschichte der Sung- Dynastie, daß bei
Festen in San-fo-ch'i (Sumatra) K'un- Inn- Sklaven Musik machten und ihre
Lieder mit Stampfen auf den Boden begleiteten1, besagt keineswegs,
daß diese Sklaven in Sumatra einheimisch waren. Sumatra war damals
fur die Araber eine sehr wichtige Zwischenstation für den Chinahandel.
Sklaven sind von jeher ein bedeutender Handelsartikel fur die Araber
gewesen, und sie haben sie jedenfalls auch nach Sumatra verkauft. Die
wenigen Worte des Sung-shih weisen deutlich auf die bekannten Negertänze
hin, bei denen das Stampfen und Trampeln eine so große Rolle spielt.
Mit Rücksicht auf das Vorkommen des Riesenvogels P*eng meint
Porter Smith, daß mit K'un-lun vielleicht die Insel Mauritius oder
Madagaskar bezeichnet sein könnte.* Ich glaube nicht, daß Mauritius
in Frage kommen kann. Der früher dort lebende Dronte (Didus ineptus),
welcher jetzt ausgestorben ist, kann kaum das Vorbild des P'eng gewesen
sein , denn er war nur etwas größer als ein Schwan. Viel eher könnte man
an die Insel Madagaskar denken, deren ausgestorbener Riesenstrauß noch
bedeutend größer war als der afrikanische. Gegen Madagaskar spricht aber
der Umstand , daß dort alle größeren Säugetiere fehlen und statt dessen nur
eigenartige Lemuren vorhanden sind.* Nach dem Nan-Ichih besitzt das
Reich K'un-lun nämlich außer Straußen auch noch Elefanten und Rhinozerosse.
Der technische chinesische Ausdruck für die K'un -lun- Neger ist K'un-
lun T'sdng-ssfi*. Als Nebenform kommt auch T's6ng-k'i' vor. Klap-
roth hat das Verdienst, die Ableitung dieses nicht chinesischen Wortes vom
persischen Zengi = Neger6 nachgewiesen zu haben. Die Araber schreiben
das Wort Zenjji7. Dieses zeigt uns, wo wir die Neger des K'un-lun und
mithin den K'un-lun selbst zu suchen haben. Die Araber verstehen unter
den Zengi die Äthiopier oder Abessinier. Der Ausdruck Zingis fur
die Gegend von Abessinien war schon den Alten bekannt. »Aethiopum
gens, unde Zingis extrema ad sintim Arabicum apud Ptolemaeum« heißt
es in Fleischers Arabisch -Lateinischem Lexikon bei £j, dem Stammwort
von j. Auch bei älteren arabischen Geographen wie Bakui und lbn Hankai
heißt das Binnenland von Abessinien: Zinghi, während der Name Habesch
i Sung-shih 489, S. 12, Art. ~= jft ^ : f|g ft % jj§
* Vgl. China Review VIII, S. 189.
3 Elisee Keclus, Geographie universelle Bd. XIV, S. 84. Sievers -Hahn,
Afrika 1901, S. 612.
- mm
-fr
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Fohke: Ma W»ng and die Königin von Saba.
153
ursprünglich nur auf den Küstenstrich bei Zeila am Roten Meere be-
schränkt ist.1
Der K'un-lun ist also das Hochland von Abessinien. Der Name
K'un-lun ist vielleicht das abessinische Kollo, das höchste Gebirge dieses
Hochlands in der Provinz Schoa-1 Wahrscheinlich deutet eine Notiz des
Po-wu-chih (3. Jahrhundert n. Chr.), wonach es im Römischen Reiche am
Ufer des Westmeers einen »kleinen K'un-lun- gab,' auf das abessinische
Hochgebirge hin. Abessinien stand in den ersten Jahrhunderten unserer
Zeitrechnung unter den Einllüssen griechischer Kultur und Griechenland =
Ostrom bezeichnen die chinesischen Quellen auch als Ta Ch'in.
Nach dem Kommentar zum Erh-ya wurde der Ausdruck K'un-lun
allgemein von Terrassengebirgen gehraucht werden, und zwar von solchen,
die sich in drei Terrassen erheben.4 Dies läßt sich von dem zentralasiatischen
K*un-Iun durchaus nicht behaupten, dagegen paßt es in ganz auffallender
Weise auf das Hochland von Abessinien, bei dein man drei Terrassen, die
zugleich drei verschiedene Klima- und Kulturregionen bilden , unterscheidet.
Lesen wir, was der Kommentar zum Shui-ching (5 — 6. Jahrhundert n. Chr.)
über den K'un-lun schreibt, so konnten wir meinen, daß er das abessi-
nische Hochland habe beschreiben wollen. »Das K'un -lun- Gebirge hat drei
Stufen. Die unterste heißt das Dikicht' oder mit anderem Namen der
BreUerwald (Urwald?)6, die zweite heißt der -gottliche Obstgarten-7
oder auch -Windesrauschen- und die oberste die Hochterasse oder mit
anderm Namen die Himmelshalle-8. Kin späterer Exeget fugt noch hinzu,
daß in den Quertälern und Schluchten die Wasser von dem - Dreiterrassen-
gebirge ■ herabströmten.*
Die unterste Stufe des »hessinischen Hochlands wird die Kolla
genannt. Sie hat glühende Hitze und die Fülle tropischer Vegetation und
Fauna. Die Waldungen, gebildet aus Sumpfgewächsen, Rohr, Domengebusch
» Oriental Geography by W. Ousely S. 13; bei Ritter, Erdkunde Bd. I, S. 177.
» Daniel, Handbuch der Geographie 1895, Bd.I, S. 567.
* iߣ ist eine Hecke, ein Gehege; fjgj bedeutet sowohl Elaeococca sinensis
aod andere große Bäume, als auch eine üppige Vegetation: ~||" ij± ^ )fi Ül HU
I^jfo heißt ea im Kanghi.
* Ich vermute, daß ^ ^ große Bäume bedeutet, die so dicht stehen, als
wiren sie mit Brettern zusammengenagelt. Vielleicht ist es aber nur eine andere
SchrcibweUe für
T Eine andere Schreibweise ist <£r |gjj] .
- « * m - 0 tu n - =s m a ± 0 m m - =s ^ m
Erh-y» chengyi Kap. 11.
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154
Forks: Mu Wang und die Königin von Saba.
und tropischen Bäumen sind so dicht, daß die Sonnenstrahlen nicht hin»
durchdringen. Durchschnitten wird die Niederung von unzähligen Schluch-
ten, Tobein und St ro tutälern , in denen rauschende Wasser von den
Bergen hinabstürtzen. Nach dem periodischen Regen bilden sie weitläufige
Sumpfe. Die mittlere Region heißt Woina Dega = Weinhochland.
Hier herrscht ein «ewiger Frühling. , ein herrliches, mildes Klima wie in
Sudeuropa. Es gedeihen darin alle Obstsorten der gemäßigten Zone,
unter anderen auch die Rebe. In dieser Region liegen die volkreichsten
Städte der Abcssinier, welche dort häufig fiber hundert Jahr alt werden.
Konnten dies nicht die Unsterblichen sein, welche nach chinesischer Tra-
dition auf dem K'un-lun lel>en? Die höchste Region, von 2 400m an, führt
einfach den Namen Dega = Hochland, was genau der chinesischen »Hoch-
terasse« entspricht.1
Wir haben bereits gesehen, daß nach dem San- t'sai-t'u-'hui im
Lande K'un-lun -— Abessinien Strauße vorkommen. Von den eingeborenen
Negern wird außerdem berichtet, daß sie sich gegenseitig zu Sklaven machen
und an fremde Kaufleute verkaufen, die Urnen dafür Kleider und Lebens-
mittel liefern.* Aus demT*ai-p ing-y fl-Ian Kap. 789 (10. Jahrhundert n.Chr.)
lernen wir noch folgende der -Geschichte der sudlichen Wilden« ent-
nommene Einzelheiten über die Produkte und die Bevölkerung.
• Das Königreich K'un-lun bringt hervor: Elfenbein, Putschuk.1
Sandelholz,4 Betel,* Chalzedon, Bergkry stall und Rhinozeros-
hörner. Wenn die räuberischen Wilden das Land angreifen, so leiten sie
das Wasser ab und überschwemmen das ganze Land. Die Einwohner
können dann nicht rück- noch vorwärts und sterben zu vielen Tausenden
an Hunger. Denen, die noch am Leben sind, schneidet man das rechte
Handgelenk weg und läßt sie laufen.« 8
Elefanten und Nashörner sind Charaktertiere der abessinischen Wald-
region. Die Notiz über die Kämpfe gegen die Bewohner der Ebene klingt
etwas abenteuerlich. Sie läßt sich vielleicht auf folgende Tatsachen zurück-
führen. Die Schangalla und andere Negerstämme bewohnen die heiße
Kolla. Bei Beginn der Regenzeit verlassen sie ihre Wohnsitze, welche in
» Ritter, Erdkunde Bd. 1, S. 209 u. 243 ff.; Elisöe Rcclos, Geographie Bd. X,S. 202.
* Klaproth, a. a. O. S. 234 ff.
8 Die schon den Alten bekannte und für Salben und Weihrauch verwendete
Costuswurzel , sanskrit ku*hta, arabisch und persisch ht*t. Sie wird viel von Kaschmir
aus über Punjab nach China importiert. Nach chinesischen Quellen 6ndet sieh die
Pflanze im Römischen Reiche und kommt die beste Sorte von K'un-lun. Vgl. Bret-
schneider, Bot. Sinic. II, Nr. 54. Sie wird auch in arabischen Quellen als in Arabien
vorkommend erwähnt. Paulys Realenzyklopädie II, 355.
* Wohl das afrikanische Sandelholz, Baphia nitida.
4 Ahcssiiiicn hat Palmen, oh Bctelpalmen erscheint mir zweifelhaft.
m m m # *ü w * 4 n *j » & fkzn&ikfcfö&m ■
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Forks: Mu Wang und die Königin von Saba.
155
kurzer Zeit von den stark geschwollenen Gießbächen überschwemmt
werden, und ziehen ins Gebirge, wo sie in Hohlen Wohnung nehmen.
Dort hausen sie, bis die Wasser sich verlaufen haben, dann kehren sie in
die Kbene zurück. Es sind die Troglodyten des Agatharchides und
Artenüdor. Im Altertum hieß die Küstenlandschaft des arabischen Meer-
busens, die zu Äthiopien gehört, Troglody tice.1 Die auf den Hochplateaus
lebenden Abessinier, das herrschende Volk arabischer Abstammung, sind
die Todfeinde der Schangallas. Gleich nach Beginn der Regenzeit, die das
ganze Land der Schangallas in Sümpfe verwandelt, fangen sie ihre Kriege
peg«-n dieselben an, die nichts weiter als Sklavenjagden sind. Was nicht
als Sklave fortgeführt wird, wird niedergemacht. Es war von jeher bei
den Abessiniern in Gebrauch, daß sie Tributzahlungen in Schangalla- Sklaven
verlangten.'
Selbst das Shan-hai-king, welches im übrigen wie Huai Nan Tse"
viel über den K'un-lun zusammenfabelt, bietet uns einige für die Bestim-
mung dieses Gebirges sehr wichtige Anhaltspunkte.
•Südlich vom Westmeer, am Rande der Sandwüste, hinter dem Roten
Fluß und vor dem Schwarzen Fluß liegt ein großes Gebirge, K'un-lun
mit Namen- heißt es dort und weiterhin: -Außerhalb desselben ist
ein Berg mit glühendem Feuer. Wirft man etwas hinein, so
verbrennt es.«*
Unter dem -Westmeer« konnte das Mittelländische Meer und unter
der Sandwüste die Sahara zu verstehen sein. Feuerspeiende Berge gibt es
beim chinesischen K'un-lun nicht, wohl aber am Rande des abessini-
schen Hochlands. Der Vulkan von Buri bei Massaua am Roten Meere,
von örteale (Artali) und andere sind dort noch heute tatig.-*
Uber die Fauna des K'un-lun berichtet das Shan-hai-king B. 11
folgendes:
• Es gibt dort ein Tier, welches die Gestalt einer Ziege, aber vier Hörner
hat und Tu-lou heißt. Es frißt Menschen. Ferner ist da ein Vogel, ge-
formt wie eine Wespe, aber so groß wie eine Mandarinente, der den Namen
Ch'in-yuan führt. Wenn er einen Vogel oder ein Tier sticht, so sterben
sie und, wenn er in einen Baum sticht, so verdorrt er. Auch ist dort ein
Vogel, den man Wachtel nennt und der alle Befehle Gottes ausführt.«
■ Man findet daselbst ein Tier von der Gestalt eines Hundes, aber
gezeichnet wie ein Panther. Seine Horner sind wie die eines Ochsen. Es
heißt Chiao. Sein Geheul ist wie das Bellen eines Hundes. Wenn es sich
zeigt, so bedeutet das für das Land eine reiche Ernte. Auch ist dort ein
1 Frcnzel, Enzyklopädie der Naturwissenschaften, unter Troglodyten.
» Ritter I, S. 190 , 247 ff.
Ul « B a d Z «5 - o JUfr#8*£wtt<te*&
Sban - liai - king B. X VI ,
* Reclus Bd. X, S. 216.
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156 Fohee: Mu Wang und die Königin von Saba.
Vogel, der wie ein Fasan aussieht, aber rot ist. Sein Name ist Hsing-yü.
Er frißt Fische. Sein Schrei klingt wie Iii. Wenn er erscheint, so droht
dem Lande Überschwemmung.«1
Die Ziege mit vier Hörnern ist ohne Zweifel die Vierhornantilope,
Tetraceros quadricornis, der einzige Wiederkäuer, bei dem das Männ-
chen vier Hörner tragt. Das vordere Paar ist kleiner als das hintere. Das
zierliche Tier ist so groß wie ein halbwüchsiges Reh. Nach der Abbildung
im Brehm hat es eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Ziege.9 Der törichte
Zusatz, daß eine Ziege Menschen frißt, was sich jedenfalls irgendeiner
der Mitarbeiter am Shan - hai - king als etwas ganz Besonderes ausgedacht
hat, braucht uns nicht weiter aufzuregen. Die Vierhornantilope lebt überall
in Vorderindien, soll aber außerhalb Indiens nicht vorkommen. Falls dem
so ist, würde sie sich in Abessinien nicht finden und die Notiz des Shan-
hai-king nicht stimmen.
Bei dem Vogel, der wie eine Wespe aussieht und dessen Stich für
Tiere und Vögel tötlich ist, hat meines Frachtens das Shan - hai - king aus
einer Mücke einen Elefanten, nämlich aus der Tsetsefliege eine Ente
gemacht. Einen Vogel, der wie eine Wespe gebaut wäre und einen Stachel
hätte, gibt es nicht. Dagegen bringt der Stich der berüchtigten Tsetsefliege,
Glossina morsitans, im tropischen Afrika eine ähnliche Wirkimg hervor
wie die vom Shan -hai -king beschriebene. Ein Stich dieses rätselhaften
Insekts, welches etwas kleiner als unser Brummer ist, bringt den meisten
Haustieren, wie Pferden und Kindern, den sichern Tod. Was Wunder, daß
die Phantasie der alten chinesischen Schriftsteller diese seltsame Tatsache
frei umgestaltet und übertrieben hat.
In welcher Weise die Wachteln dem ShangTi, dem höchsten Gotte
der Chinesen, dienen, erfahren wir aus dem Shan -hai -king nicht.' Nach
ihm ist der K'un-lun nicht nur der Sitz der Se Wang Mu. sondern auch
des Shang Ti und seiner Geister. Die Wachteln pflegen auf ihrem Wander-
zuge in ungeheuren Zügen nach Afrika und Kleinasien zu kommen, wovon
die Speisung der Juden in der Wüste, 2. Moses 16, Zeugnis ablegt.
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1 Frenzel, Enzyklopädie der Naturwissenschaften unter Tetraceros, Brehm,
Ticrlcbcn Bd. III S. 388.,
* Die Wachtel spielt auch eine Rolle in der klassischen und indischen My-
thologie. Sie war der Latona und dem Herkules heilig. A. de Gubernatis, Zoolo-
gical Mythology, London 1872, Bd. II, S. 276.
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Forke : Mu Wang und die Königin von Saba. 1 57
Welches Tier nun ist dem Hunde ähnlich und bellt wie ein Hund,
ist aber gefleckt wie ein Panther? Die Hyäne, und zwar die gefleckte,
Hyaena crocuta. Das weitere Merkmal, nämlich das Vorhandensein von
Hörnern wie beim Ochsen, können wir als einen phantastischen Zusatz
außer Betracht lassen, denn in der Familie der Canidae kommen niemals
Hörner vor. Die Richtigkeit unserer Diagnose wird durch einige weitere
Bemerkungen des Shen-i-ching (4. bis 5. Jahrhundert n. Chr.) über dieses
hundeartige Tier bestätigt:
• Es hat einen Bauch, aber ohne die fünf inneren Teile1, auch hat es
Eingeweide, aber sie sind gerade und nicht verschlungen, so daß, was
es frißt, direkt durchgeht. Gegen tugendhafte Menschen
wendet es sich und stoßt sie, den Bösen dagegen schließt es sich an.
Der Himmel hat es so bestimmt. Sein Name ist Hun-tun. Das Ch'un-
ch'iu sagt, daß Hun-tun der nichtsnutzige Sohn des Kaisers Hung
war. Fflr gewöhnlich lebt es in Höhlen und röhrt sich nicht, nur wenn
es knirschend frißt, krümmt sich sein Schwanz nach rückwärts und
es lacht gen Himmel.'«
Während die gestreifte Hyäne Ober ganz Afrika und Südasien bis
zur Bai von Bengalen verbreitet ist, lebt die getüpfelte Hyäne, um die
es sich hier handelt, nur in Süd- und Ostafrika und ist besonders in
Abessinien häuög, wo sie den Namen Zubbee führt. Sie ist dunkel weiß-
grau und braun gefleckt. Eigentümlich sind die Analdrüsen der Hyäne,
die zwischen Schwanz und After eine geräumige Tasche bilden, durch
welche sich das widerliche, grüne Sekret des Tieres ergießt. Die Beob-
achtung dieses Vorgangs hat die Chinesen zu der Annahme geführt, daß
das Innere der Hyäne nicht normal sei und daß, was sie frißt, da die
Eingeweide keine Windungen hätten, direkt durchgehe. Nach der Auf-
fassung der Abessinier und Araber sind die Hyänen verzauberte Men-
schen, Falaschas*, und zwar verzauberte Sünder und Verdammte, die
über ihre Missetaten jammern und danach trachten, die Gerechten zu
verderben. Ganz ähnlich ist die Anschauung des Shen-i-ching, derzufolge
ein böser Mensch in eine Hyäne verwandelt wurde, und diese nur die
Tugendhaften angreift. Tagsüber hält sich die Hyäne in Erdlöchern
und Felsenhöhlen auf und erst des Nachts kommt sie hervor. Ihr
Gebiß ist so furchtbar, daß sie die stärksten Knochen mit Leichtigkeit zer-
malmt. Wenn sie ihre Nahrung, lebendes Kleinvieh oder Kadaver, sucht,
läßt sie auch ihr schauerliches Geheul, das wie das Hohnlachen der Hölle
klingt, erschallen, »sie lacht gen Himmel*, wie der chinesische Autor sagt.
1 Herz, Leber, Magen, Lunge, Niere.
• T'ai-p'ing-yü-lan unter j| , jjj|J]^|«Cg o o ^fJgftE
» Ritter, Erdkunde Bd. I, 8.211.
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158
Fount: Mu Wang und die Königin von Saba.
Auf dieses Höllengclächter ist die Entstehung der meisten Sagen, mit der
die Volksphantasie die gefleckte Hyäne umsponnen hat, zurückzuführen.
Das Geheul der gestreiften Hyäne ist weniger widerlich.
Eigentümlich ist die Bemerkung des Shen-i -ching, daß das Er-
scheinen der Hyäne eine gute Ernte bedeuten soll. Das Geheul der Hyäne
scheint nicht auf alle Völker dieselbe Wirkung auszuüben. Während es
bei den Arabern der Gegenstand abergläubischer Furcht ist, kommt es
z. B. den Eingeborenen von Tabora komisch vor.1
Der Hsing-yü -Vogel, welcher am Wasser leben muß, da er Fische
frißt, ein rotes Gefieder hat und etwas wie ein Fasan aussieht, was wohl
bedeuten soll, daß er etwa die Größe dieses Vogels und ein prächtiges
Gefieder hat, könnte der Flamingo sein. Dieser lebt nur in wärmeren
Zonen und kommt in großen Scharen auch in der Amphilabai, am Nord-
rand von Abessinien vor.1
Wie den Tieren, so schreibt das Shan-hai- king auch zwei auf
dein K'un-lun wachsenden Pflanzen wunderbare Eigenschsfteu zu:
-Es gibt dort einen Baum, der wie ein Holzapfelbaum aussieht.
Seine Bluten sind gelb, die Früchte rot. Sie schmecken wie Pflaumen,
aber haben keine Kerne. Er heißt der » S a n d h o 1 z a p f e 1 b a u m • und schützt
gegen Wasser. Wenn man davon ißt, so geht man im Wasser nicht unter.
Ferner ist da eine Pflanze, Wasserlinse' genannt. Sie sieht aus
wie eine Mnlve und schmeckt wie eine Zwiebel. Ihr Genuß befreit von
Ermüdung.«*
Von der Se WangMu entwirft nun das Shan-hai-king eine ganz
groteske Beschreibung wie von einem Teufel oder bösem Dämon. Buch II
versetzt sie auf den • Edelsteinberg«, einige hundert Li westlich vom K'un-
lun, Buch XVI dagegen auf den K'un-lun selbst. Beide Stellen lassen
sich in Einklang bringen, wenn man annimmt, daß K'un-lun der allgemeine
Name für einen Gebirgszug oder für ein Hochland und der • Edelsteinberg«
ein einzelner Punkt in demselben war.
«Der Edelsteinberg«, heißt es, «ist der Wohnsitz der Königin -Mutter
von Se. Die Königin -Mutter von Se hat Menschengestalt, einen Panther-
schwanz und Zähne wie ein Tiger. Sie versteht zu heulen. Ihr Haar ist
struppig, aber sie trügt einen Schmuck auf dem Kopfe. Sie herrscht über
die bösen Geister des Himmels und die fünf Plagen.«*
1 Brehms Tierlcben Bd. II, S. Iff.
* Ritter, a. a. 0. S. 237.
* Eine eßbare Wasserpflanze, Manülea quadrifolea. Vgl. Bretachneider, Bo-
tanicon Sinicum Bd. II, Nr. 198.
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Kokk*: Mu Wang und die Königin von Saba.
159
In Buch XVI lesen wir:
»Da ist ein menschliches Wesen, das einen Schmuck auf dem Kopfe
trägt, mit Tigerzähnen und einem Pantherschwanz. Ks wohnt in einer
HOhle und heißt Se Wang Mu.«1
Buch XII endlich sagt:
>Se Wang Mu lehnt auf dem Tisch, trägt einen Schmuck auf dem
Kopf und stützt sich auf einen Stab. Sudlich davon sind drei grüne
Vögel, welche für Se Wang Mu das Essen holen..3
Diese Schilderungen sind so bizarr, tragen so sehr den Charakter
von Krfindungen an sich und stehen zu allen anderen Traditionen, wonach
Wang Mu ein schönes Weib gewesen sein muß, so sehr in Widerspruch,
daß sie uns nicht irre machen können.
Wie kommt es nun aber, daß das Shan-hai-king die Königin -Mutter
von Se an einer Stelle auf einer wohlbewässerten Wusteninsel im Sabäer-
laode und hier auf dem K'un-lun, d. h. auf dem Hochland von Abessinien
wohnen läßt? Ich erkläre mir die Sache in folgender Weise. Ks laufen
zwei verschiedene Traditionen nebeneinander her. Die Sabäer und (die
ihnen blutsverwandten) Himjaren hatten schon in ältester Zeit ihre Herr-
schaft auf die afrikanischen Küstenlandschaften ausgedehnt und namentlich
Abessinien kolonisiert. Da die Königin von Saba auch über Abessinien
herrschte, es möglicherweise sogar einmal besucht hat, so verlegte man
irrtümlicherweise auch ihren Wohnsitz dorthin. Nach abessinischer Tra-
dition hat die Königin sogar in Axum residiert, in dessen Nähe noch jetzt
ihr Grab gezeigt wird.* Ein großer Teil der Untertanen der Königin
waren demnach wilde Negerstämme. Mu Wang und seine Begleiter müssen
Negersklaven am Hofe von Saba kennen gelernt und in ihren Reiseberichten,
auf welche die Schilderungen des Shan-hai-king jedenfalls zurückgehen,
davon gesprochen haben. Später warf man die Dinge durcheinander,
bildete sich ein, daß die Königin selbst eine Wilde gewesen sei und be-
schrieb sie dementsprechend. Die Troglodyten der Alten, die heutigen
Schangalla, Doba oder Danakil scheinen als Modell gedient zu haben. Die
Königin haust in einer Höhle, ihr Haar ist wirr, ihre Zähne scharf wie
die eines Tigers. Das bedeutet vielleicht, daß sie spitz gefeilt sind, wie
das bei Naturvölkern vorkommt. Natürlich ist ihr auch das Geheul der
Wilden als Ausdruck der Freude und des Schmeiv.es nicht fremd. Sie
trägt ein Pantherfell, an dem noch der Schwanz hängt. Das Shan-hai-
king sagt dafür kurz, daß sie einen Pantherschwanz habe. Leoparden-
bzw. Pantherfelle werden bisweilen von den Negern getragen. Das einzige
• Ritter Bd. 1, S. 192.
1
160 Fobkk: Ma Wang und die Königin von Saba.
echt Weibliche an der so dargestellten Königin ist ihr Kopfputz, auf den
in allen drei zitierten Stellen Bezug genommen wird. Nach Kang-hi be-
deutet BS einen »weiblichen Kopfputz«.1 Er wird aus bunten Seiden-
bändern oder aus Rauschgold verfertigt.
Ich hoffe durch die beigebrachten Quellenstellen erwiesen zu haben,
daß unter dem Reich der Se Wang Mu Südarabien und Abessinien zu
verstehen ist, beides Teile der äthiopischen Tierregion. Verschiedene der
erwähnten Tiere, wie Strauße, Giraffen, getüpfelte Hyänen und Tsetse-
fliegen kommen nur in dieser Region vor. Diese Tiere, wenigstens Strauße
und Giraffen, waren den Chinesen schon in der älteren Chou- Dynastie,
jedenfalls vor dem 7. oder 8. Jahrhundert v. Chr. bekannt, denn sie werden
in der altklassischen Literatur erwähnt Wie hatten die Chinesen diese
exotischen Tiere kennen gelernt? Etwa aus Mitteilungen von ihren Nach-
barvölkern? Diese, rohe Naturvölker auf sehr niedriger Kulturstufe,
wußten davon ebensowenig wie die Chinesen. Oder waren Araber nach
China gekommen, die über Fauna und Flora ihres Heimatlandes berichtet
hätten ? Dies wäre möglich , allein wir haben keinerlei sicheren historischen
Anhalt für diese Annahme, Es ist auch nicht wahrscheinlich, daß bloße
Erzählungen Fremder einen so tiefen Eindruck auf die Chinesen gemacht
haben würden, daß sie daraufhin den Strauß und die Giraffe in göttliche
Tiere verwandelt hätten. Die Kenntnis fremder Länder pflegt überhaupt
fast ausschließlich durch kühne Entdeckungsreisende des eigenen Landes,
nicht durch zugereiste Bewohner jener Länder vermittelt zu werden. Diesen
schienen die Eigentümlichkeiten ihrer Heimat durch die Gewohnheit so
natürlich, daß sie nicht leicht viel Worte darüber verlieren. Um großen
Eindruck auf ihre Hörer zu machen, fehlt ihnen auch meistens die nötige
Gewandtheit in der Beherrschung der fremden Sprache, und wenn sie gnr
zu wunderbare Dinge erzählen, so glaubt man ihnen nicht. Ganz anders,
wenn ein Kind des eigenen Landes fremde Länder bereist hat und dann
seinen Landsleuten von den Wunderdingen berichtet, die er gesehen hat.
Ihm schenkt man Glauben, auch wenn er schwindelt, denn man kennt ihn.
Ihm erscheint in den fremden Ländern alles wunderbar und interessant,
wonach der Eingeborene nicht mehr zur Seite sieht Dementsprechend
sind denn auch seine Schilderungen, denen alles andächtig lauscht. So
bleibt uns denn zur Erklärung der Bekanntschaft der alten Chinesen mit
Tieren, Pflanzen und Bodenerzeugnissen der äthiopischen Region nichts
anderes übrig als anzunehmen, daß Chinesen schon zu Beginn der Chou-
Dynastie in jene Gegenden gelangt, und was sie dort selbst gesehen, be-
schrieben haben. Wir würden zu diesem Schluß durch die Beschreibungen
in den alten Quellen auch genötigt sein, wenn keine historische Uber-
lieferung über die Reise des Königs Mu nach Südarabien zu der Königin
von Se vorhanden wäre. Diese Uberlieferung gewinnt dadurch einen
hohen Grad von Gewißheit.
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Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
161
Von der Reiseroute des Mu Wang wissen wir, daß sie über Land
ging. Er fuhr zu Wagen. Dabei muß er Persien passiert haben. In
dfx »Chinesischen Geschichte- des Persers Benaketi1, die wahrscheinlich
nur ein Auszug aus einem großen verloren gegangenen Werke des Ge-
schichtschreibers Raschid -Eidin aus dem 14. Jahrhundert n. Chr. ist, wird
besonders hervorgehoben, daß der Wagenlenker des Königs Mu, Tsao Fu,
mehrmals nach Persien gekommen sei. Diese Chinesische Geschichte basiert,
wie in der Einleitung ausdrucklich hervorgehoben wird, auf chinesischen
Quellen, mit denen sie auch im großen und ganzen übereinstimmt. Bei
Abweichungen, wie in dem auf Mu Wang bezuglichen Passus, wird man
eher auf ein Mißverstehen der chinesischen Quellen als auf das Vorhanden-
sein alter persischer Traditionen aus jener Zeit schließen können.2
Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit laßt sich auch annehmen, daß Mu
Wang auf seiner Fahrt Damaskus berührt hat. Lieh Tse" berichtet über
die große Reise des Königs folgendes:
»Als König Mu von Chou seine große Expedition zu den westlichen
Jung* machte, schenkten ihm diese ein Schwert aus rotem Stahl und ein
Tuch, das im Feuer gewaschen wird.
1 Von Andreas Müller unrichtigerweise dem Abdalla Beidavi zugeschrieben
und unter dem Titel: Abdallae Beidavaei Historia Sinensis, Jena 1689 aus dem
Pcrslscheu übersetzt. Vgl. darüber M. Quatremere, Histoire des Mongols de la
Perse, Paria 1836, T. I, S. C fF. Wir lesen iu der Historia Sinensis S. 43 über Mu
Wang folgendes:
»Porro Gai-vango Movang rex succedebat.
Huic Emirins erat, Zacu nomine. Qui praeclara exequebatur opera. Mandato,
exempli gratia, regia, in carpentum ae dabat. Quod sex equi trahebant, de die
centum parasangas cursu conficieutes. Sic, ut terrarum conditionem exploraret et
uhro citroque means Regi deferret In nostram etiam Persidem terrasque
Iran venit. Cuius itidem statum et temperiem, quae ibi est aeris, regi aperuit.
Eius tempore vir erat, Cha-zen nomine, Chiminm publico tractabat. Qui Simiam
quoque bene callebat. HAc ratione singulis quasi niomentis se in peregrin is scientiis
exercebat, novaaque introducebat. Idem Ludum (Schachicum nisi fallor) iuvenil.
Post eum Co-vang Rex erat.»
;. - > -
Sollte y\j Zaku nicht etwa nur ein Schreibfehler furylj Za-fu oder
Zö-fa = Tsao-fu sein?
Cha-zen, welcher die Chemie, d. h. Alchimie lehrt und auch die Simie, die
Kunst Visionen hervorzurufen versteht, ist jedenfalls niemand anders als der von
• r ' ?
Lieh Tse erwähnte Alchimist oder Magier. Ich möchte annehmen, daß jj \j>~
Huwajen (nach moderner Aussprache Ha-jen) jj \y>- Ijwa-jen zu schreiben und
lediglich eine Wiedergabe des absolut gleichlautenden chinesischen ^ ^ ist , was
aber kein Eigenname ist, sondern, wie wir gesehen haben, nur •Alchimist» oder
•Magier» bedeutet.
* Vgl. zu der Frage Chavannes, Memoire« Historiques de Se Ma Tsien
Bd. II, S.6fT. Anm.
* Ala »Westliche Jung» werden alle westlich von China wohnenden Völker-
schaften bezeichnet.
Ktt d. Sem. f. Orient Sprache». 1904. I. Abt 1 1
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1 02
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
Das Schwert war 1 Fuß 8 Zoll lang, aus Stahl geschmiedet1 und
hatte eine rote Klinge. Beim Gebrauch durchschnitt es Edelsteine wie Lehm.
Wenn man das • Feuerwaschtuch« waschen wollte, so mußte man es
in das Feuer werfen. Dann nahm das Tuch Feuerfarbe an, der Schmutz
dagegen behielt die Tuchfarbe. Nahm man es dann wieder aus dem Feuer
heraus und schüttelte es, so war es blendend weiß wie Schnee.
Huang Tse" meinte, es gäbe solche Dinge nicht und die, welche da-
von erzählten , seien Schwindler. Hsiao Shu sagte: Huang Tse besitzt festen
Glauben an sich selbst, aber er ist groß im Verleumden der Vernunft«1
Ks kann keinem Zweifel unterliegen, daß das dem Mu Wang ge-
schenkte Schwert aus rotem Stahl , das so hart war, daß es Stein wie Lehm
zerschnitt, eine Damaszener Klinge und das Tuch, welches beim Reinigen
in Feuer nicht verbrannte, Asbest war.' Es ist eine Eigentümlichkeit der
Damaszener Klingen, daß sie die härtesten Körper, z. B. starke eiserne
Nägel, durchhauen, ohne schartig zu werden. Die erwähnte rote oder braune
Farbe des Stahls bezieht sich wahrscheinlich auf die eigenartige, bunte
Zeichnung dieser Schwerter, den Damast. Wie der Name besagt, wurden
Damaszener Schwerter zuerst in Damaskus verfertigt. Die Stadt existierte
schon als Residenz eines kleinen Reiches zur Zeit des Königs David, der sie
unterjochte. Unter Salomo machte sie sich wieder unabhängig. Damaskus
war schon in ältester Zeit einer der wichtigsten Handelsplätze fflr Waffen.
Schon Nebukadnezar (604 — 562 v. Chr.) entführte die Waffenschmiede von
Damaskus nach der Eroberung der Stadt.
Wahrscheinlich hat Mu Wang sein Damaszener Schwert in Damaskus
selbst oder wenigstens in der Nähe erhalten. Es ist nicht anzunehmen, daß
diese kostbaren Waffen bis weit nach Zentralasien hin verkauft wurden,
denn die. Fabrikation war jedenfalls eine beschränkte, die den Bedarf des
eigenen Landes nicht überstieg, und es fanden sich vermutlich reichlich
Käufer in unmittelbarer Nähe. Es mußte auch im Interesse der Damaszener
liegen, nicht fremde Völker mit ihren vorzüglichen Waffen zu versorgen, die
sie im Kriegsfall gegen die Verfertiger hätten kehren können. In Europa,
das schon im Altertum in regem Handelsverkehr mit Kleinasien stand und
ihm viel näher lag, wurden die Damaszener Klingen erst durch die Kreuz-
1 Faber liest jedenfalls ^( ^jjj] nach dem Texte des und über-
setzt «an weißem Gehänge*. Ich bezweifle, daß die Worte diese Bedeutung haben
können. Meiner Ansicht nach muß für §^ stehen. Pauthicr, I*a Chine,
Paris 1837, S. 96, welcher von -grands sabres a deux tranchants nommcs boen on
protectturs- spricht, hat die Stelle ganz mißverstanden.
'k & z <fi ä m m n % kr m m % n m z w 5 *n w m
n 'X & z t) & z &>& n k in m 'K & % m m & iü >x
h <;\ y « m ri f.'i xn,&m &
* Dies ist schon von Faber, Licius S. 132 richtig hervorgehoben worden.
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Fobke: Mu Wang und die Königin von Saba.
1 63
zöge, als die Europäer selbst in großen Scharen nach Syrien kamen, bekannt.
Daß man auch in China noch lange nach Mu Wang sehr wenig von Damas-
zener Schwertern und Asbest wußte und das Vorkommen dieser Dinge für
Fabel hielt, geht aus dem Schlußsatz der zitierten Stelle des Lieh Tsö hervor.
Asbest wird nach dem Hou llan-shu B. IIS, S. 10 v. im Kömischen
Reiche gefunden. Darunter ist wahrscheinlich Kleinasien zu verstehen. Die
Chinesen haben davon die eigentumliche Vorstellung, daß es aus dem
Fell von sogenannten Keuermäusen verfertigt wird, die in feuerspeienden
Bergen leben.1
Nach Lieh Tse III, 2 unternahm Mu Wang seine Reise mit den
berühmten acht Pferden, mit denen zwei Wagen bespannt waren. In dem
einen Wagen fuhr der König selbst mit Tsao Fu als Rosselenker und einem
Begleiter. Auf dem zweiten Wagen befanden sich ebenfalls drei Personen.
Im Mu T'ien-tse chuan ist, wie wir gesehen haben, von sechs Armeen
die Rede, die den König auf seiner Reise begleiteten. Die Reise wurde
dadurch zu einer Art Kriegszug geworden sein. Ich halte dies für eine
Übertreibung. Mit sechs Armeekorps, die aus 15000 bestanden haben
würden, hatte die Reise nicht so friedlich verlaufen können, wie sie nach
dem Bericht des Mu Vien-tsc chuan tatsachlich verlaufen ist. Die Bewohner
der Länder, durch welche der König auf seiner Fahrt kam, würden sich
natürlich einer so großen Truppenmenge feindlich entgegengestellt haben.
Schon um zu leben hätten die Soldaten des Königs rauben und plündern
müssen. Von derartigen Kämpfen aber erfahren wir nichts, die sechs
Armeen fungieren vielmehr in der Reisebesch reihung nur als Eskorte des
Königs. Wir können daher wohl annehmen, daß es sich um eine sehr be-
schränkte Anzahl Soldaten gehandelt hat, welche die Leibwache des Königs
bildeten und in sechs Korps zerfielen. In ähnlicher Weise war auch (.'hang
Ch'ien auf seiner Reise nach Zentralasien von einer Eskorte von über
100 Mann begleitet.
Das Shih-yi-chi (4. Jahrh. n.Chr.), welches als Quelle sehr mit
Vorsicht zu benutzen ist, da es hauptsächlich Wundergeschichten er/.ählt,
erwähnt, daß der König Mu auf seinen Reisen von einer Anzahl von Se-
kretären begleitet war, welche seine Erlebnisse aufzuzeichnen hatten. Die
Stelle lautet:
• Er hatte zehn Sekretäre, welche die von ihm bereisten Länder zu
beschreiben hatten. Im Gefolge des Königs befanden sich zehn mit Jaspis
verzierte Wagen zum Transport ihrer Bücher.*1
Diese Notiz klingt nicht so unwahrscheinlich und es dürfte ihr ein
historischer Kern zugrunde liegen. Mu Wang wünschte seine Erlebnisse
der Nachwelt zu überliefern. Das erhellt ganz deutlich aus einer kurzen
Bemerkung der Bambusannalen :
1 Vgl. den Kommentar zu der betreffenden Stelle dos Lieh Tse.
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164
Forks: Ma Wang und die Königin von Saba.
«Im 24. Jahre seiner Regierung befahl der Konig dem Chronisten
der Linken, Jung Fu, eine Chronik zu schreiben.
Also sieben Jahre nach dem Antritt seiner Reise zur Königin von
Saba erhielt der Chronist die Weisung, ein Geschichtswerk auszuarbeiten.
Vermutlich wurde dazu das ganze Material, welches von den Sekretären
des Königs auf seinen Reisen gesammelt war, verarbeitet. Leider existiert
dieses Werk nicht mehr. Ich vermute , daß ein großer Teil desselben , und
zwar fast wörtlich in das Shan-hai-king und das Mu Tien-tsä chuan über-
gegangen ist Wissenschaftliche Werke pflegen in China in der Weise zu
entstehen, daß der Autor seine Vorganger ausschreibt, und zwar verbotinus
und ohne Quellenangabe.
Die ausfuhrlichste Beschreibung des Besuchs des Königs Mu bei der
Königin von Saba finden wir im Mu T'ien-tse' chuan. Danach ging er
in folgender Weise vor sich:*
• An einem glücklichen Tage mit den Zeichen Chia-tse" (287. Tag)
wurde der Sohn des Himmels von der Königin -Mutter von Saba empfangen.
Mit dein schwarzen und dem weißen Zepter in den Händen trat er vor
die Königin -Mutter und überreichte ihr zum Geschenk 100 Rollen Bänder
aus Seidenbrokat und 100 Pfund Gold und Edelsteine.8 Die Königin-Mutter
von Saba nahm die Gaben, nachdem sie sich mehrmals verneigt hatte,
entgegen.
Am Yi - ch'ou Tage (288. Tag) gab der Sohn des Himmels fur die
Königin -Mutter von Saba ein Fest am Jaspisteich. Die Königin -Mutter
widmete dem Himmelssohn folgende Verse:
* Ich habe din nachfolgende Stelle nach etilem Zitat übersetzt, welches der
erwähnte Pi Yuan in seinem Kommentar zum Shan-hai-king B.II gibt. Sein Text
weicht von dem des Mu Tien-tsö chuan im -4p* 1|4 15 wonach Eitel übersetzt,
so bedeutend ab, daß man annehmen muß, daß Pi Yuan ein ganz anderer Text als
der gewöhnliche vorgelegen hat. Die Abweichungen lassen sich, wie man bei der Ver-
gleichung sehen wird, nicht etwa als bloße Verbesserungen, die Pi Yuan selbst vor-
genommen hätte, betrachten. Ich halte den Text des Pi Yuan, wenigstens seine
Fassung des zweiten Gedichts der Königin, für besser und dem Urtext naher kom-
mend als den gewöhnlichen. Letzterer ist in dem zweiten Gedicht sehr korrumpiert
und lückenhaft. Einige Vereo sind zu lang, andere zu kurz. Es ist daher sehr
schwer, einen Sinn hineinzubringen. Eitels Übersetzung ist infolgedessen sehr ge-
künstelt. Sie legt manche« in den Text hinein, was meines Dafürhaltens nicht darin
enthalten ist.
* Es ist sehr unwahrscheinlich, daß der König der Königin von Saba, die
davon viel mehr besaß als er selbst, Gold und Edelsteine pfundweise geschenkt haben
sollte. Das Mu Ticn-t.se chuan schreibt dafür Q jfcfj — j^jj . Die Lücke Q)
ist im Tu shu chi c'heng in dem Artikel über Se Wang Mu, j& ßffij ^ ^ jjj{jl
y£ llä 222 durch |±J ausgefüllt. Wir würden dann -300 Rollen weiße Seiden-
bänder- zu übersetzen haben. Diese Lesart ist vorzuziehen.
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Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
105
• Wenn auch weiß bewölkt der Himmel,
Ragen durch doch Berg und Hügel.
Ist der Weg auch viele Meilen,
Trennen uns auch Berg' und Flösse,
Hoff' ich doch, du wirst nicht sterben
Und noch einmal wiederkehren.«
Ihr antwortete darauf der Himmelssohn:
• Heimwärts eil' ich in das Ostland,
Eintracht dort im Reich zu stiften.
Wenn das ganze Volk im Frieden,
Werd' ich wieder zu dir kommen.
Eh' drei Jahre um sind, kehre
Ich zurück in deine Wüste.«
Die Königin -Mutter von Saba sprach darauf zum Himmelssohn noch
folgende elegische Strophen:
»Seitab in dies Westland1 führte
Dich dein Weg, hier machtest Rast du,
Wo in Rudeln Tiger, Panther
Schweifen, Krähn und Elstern nisten.
Ich bin eine Kaisertochter!'
Was ist jenes Volk dagegen!
Dennoch werd* ich dich verlieren.
Willst von edler Pflicht nicht lassen.
Flöten, blast, und spielet, Pfeifen!
Ubertönt des Herzens Pochen!
Ach ! des Volkes Söhne können
Gläubig auf den Himmel hoffen.
1 Hier weichen alle Texte voneinander ab. Pi Yuan schreibt ^fl.^j^ ßlj
-J-, das Mu Tien-tae chuan ^[^^Ji. und das Tu-shu-chi-chcng J^^fl..
1 Hier hat Pi Yuan unzweifelhaft den vollen und richtigen Text : yjfe
rrfj*~fc» wodurch erst das ganze Gedicht Sinn erhält. Im Mu Tien-tsö chuan ist
da* ausgefallen und dadurch eine Silbe im Verse zu wenig. Im Tu shu chi
c'heng steht "rfi*^^» was keinen Sinn gibt.
% ir m m i # t jfi ife z ± es i # % % ?n b
ö * £ 3c,ui m ö tu , m m m js,uj n\ m
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166 Fobkk: Mu Wang und die Königin von Saba.
Hierauf zog der Iliminelssolm weiter und bestieg den »Berg des
Sonnenuntergangs«. Einen Bericht fiber seine Heise ließ er in einen Felseu
dieses Berges einbauen. Auch ließ er ein Tablett aus Huaiholz anbringen,
auf welchem geschrieben stand: »Berg der Königin -Mutter von Saba«.
Das Mu T' ien-tse" chuan ist eine legendenhaft ausgeschmückte Be-
schreibung der Reisen des Königs Mu. Die Schilderung des Besuchs bei
der Königin von Saba macht nicht den Eindruck einer reinen Erfindung;
er könnte in ahnlicher Weise stattgefunden haben. Die Königin wird
durchaus nicht als ein ubernatürliches Wesen oder als ein Dämon dar-
gestellt wie im Shan-hni-king und späteren taoistischen Schriften. Die
Geschenke, welche Mu Wang der Königin macht, zeichnen sich durch ihre
Einfachheit aus. Während die Häuptlinge der Stämme, durch deren Gebiet
der König gezogen ist, angeblich Silber, Gold und Perlen haufenweise von
ihm als Gegengeschenk für gelieferte Naturalien erhalten haben, empfängt
die Königin seidene Bänder. Mu Wang hatte vielleicht auch sehr richtig
berechnet, daß Seide, die in älterer Zeit in Griechenland und Rom so teuer
war, daß selbst Fürsten sich scheuten sie zu kaufen, für die Königin viel
wertvoller war als Gold und Edelsteine, die in ihrem Lande so reichlich
vorhanden waren.
Der Besuch fand jedenfalls in Mareb, der Hauptstadt von Saba, dem
Mar iah a der Alten, statt. Als etwas Besonderes wird erwähnt, daß der
König der Königin ein Festmahl am ■ Jaspisteiche* gab. Dieser Teich
spielt in den Mythen von der Göttin Se Wang Mu eine bedeutende Rolle.
Das ^jj^ in J^jjjfjj, ■ Jaspisteich« bedeutet im Chinesischen nur einen
kleineren See, Weiher oder Teich, namentlich aber auch ein künstlich an-
gelegtes Reservoir oder Bassin. Der Ausdruck jfe Jaspis ließe sich auf
die grüne Farbe des Wassers, oder aber auf jaspisartige, bunte Steinver-
zierungen der Ummauening beziehen. Mit dem » Jaspisteich • könnte
sehr wohl der berühmte Wasserbehälter von Mareb, der -große Teich der
Sabäer« gemeint sein, wie ihn Niebuhr nennt. Dies war ein zwischen zwei
Bergen angelegtes und mit Schleusen versehenes großes Wasserbassin, das
Ich möchte vorschlagen, den zweiten Vers des letzten Gedichts in folgender
VVei« umstellen: ^^^M^ ^ ^ ^ %U
-J- , wodurch die im Text fehlende Symmetrie hergebteilt und der Sinn sehr
gewinnen würde.
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Fobks: Ma Wang und die Königin von Saba.
zur Bewässerung des Sabäerlandes diente. Die Nationalwohlfahrt des ganzen
Landes hing so sehr davon ab, daß der Durchbruch des Dammes von
Mareb, der nach arabischer Auflassung den Ruin des Landes zur Folge
hatte, später der Ausgangspunkt einer chronologischen Epoche wurde.1
Die vorzugliche Bewässerung des Sabäerlandes war den Chinesen, wie wir
gesehen haben, wohl bekannt.
Der Toast in Versen, den die Königin auf ihren Gast bei dem Fest-
mahl ausgebracht haben soll und den dieser prompt erwiderte, wird wohl
eine spätere Erfindung sein. Man muß zugeben, daß sie der Situation gut
angepaßt sind. Nach den Versen zu urteilen mußte die Königin von Saba
fur den Hiininelssohn eine starke Neigung empfunden haben. Sollte sie
eine Art Kleopatra gewesen sein, deren Herz nicht nur für König Salomo,
sondern auch für König Mu so heftig schlug, daß, um es zu ubertäuben,
sie Flöten und Pfeifen blasen lassen mußte? Ganz so offen, wie es nach
Pauthiers Ubersetzung scheinen könnte, hat sie dem König allerdings nicht
ihre Neigung kundgetan. Dieser läßt sie sagen: -Cum filio non mors;
Uxorem due; deiude poteris revertere- und in seiner französischen Über-
setzung etwas freier: • Prince, epousez une princesse, Et vous pourrez alors
retourner sur vos pas.«'
Im Mu T'ien-tsö chuan folgt das zweite Gedicht der Königin nicht
wie in Pi Yuans Text direkt auf das erste, sondern Mu Wangs Reise zum
Berg des Sonnenuntergangs liegt zwischen beiden. Danach wurde der
König, bevor er seine Heimreise antrat, noch einmal sich von der Königin
verabschiedet haben, wobei dann das letzte Gedicht gesprochen wäre, vor-
ausgesetzt, daß es überhaupt je gesprochen und nicht später erst gedichtet
worden ist, was wahrscheinlicher ist ^£ ^ bedeutet eigentlich einen
Berg, der die Sonne verdeckt. Ks ist der Berg am Ende der Welt im
äußersten Westen, worin nach chinesischer Annahme die Sonne untergeht.
Die Königin von Saba wohnt also nach dieser Darstellung nicht selbst auf
dem Berge, dem Mu Wang ihren Namen gab, denn er mußte von der
Königin noch weiter reisen und ihn besteigen.
Die Reisebeschreibung berechnet den Aufenthalt des Königs Mu am
Hofe von Saba nur auf einige Tage. Das erscheint sehr wenig wahrschein-
lich nach einer so beschwerlichen und langen Reise, wie er hinter sich
hatte. Viel glaubwürdiger klingt die erwähnte Notiz des Shi-chi, wonach
es dem König bei Se Wang Mu so gut gefiel, daß er die Rückkehr ganz
vergaß. Danach würde er längere Zeit in Saba verweilt haben. Erst unter
dieser Voraussetzung würde es erklärlich sein, daß der Königin der Ab-
schied schwer wurde. Ich möchte auf diesen Aufenthalt in Saba auch eine
Stelle im Lieh Ts6 beziehen , wonach der König Mu auf seinen Reisen nach
Norden das Geisterland erreichte, wo er drei Jahre blieb und die Ruck-
1 Ritter, Erdkunde Bd. XII, S.75ff.
» Pauthier, La Chine S.97. Die Stelle lautet: 1?f I jÜ
^ »Hoff' ich doch, du wirst nicht sterbeu und noch einmal wiederkehren-.
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168
Fohke* Mu Wang mid die Königin von Saba.
kehr ganz vergaß. Nach seiner Heimkehr nach China wurde er noch
monatelang von Sehnsucht nach diesem Lande verzehrt.1 Mu Wang hatte
sicli also drei Jahre im gluckliehen Arabien, das als Vorbild fur das Elysium
der chinesischen Mythologie gedient hat, aufgehalten.
Ob Mu Wang von Saba aus noch nach Abessinien gelangt ist oder
ob er von diesem Lande nur in Saba gehört bzw. einige seiner Produkte
dort kennen gelernt hat, steht nicht fest. Man sieht nicht recht ein, wes-
halb der König auf dem Berge des Sonnenunterganges ein Tablett mit der
Inschrift »Berg der Königin- Mutter von Saba« anbringen ließ, wenn dieser
Berg im eigentlichen Sabaerlande in der Nahe der Residenz der Königin
lag, denn daß die dortigen Berge zu ihrem Reiche gehörten, war sell>st-
verständlich. Sehr viel mehr Sinn wurde das Tablett haben, wenn der
besagte Berg im abessynischen Hochland gelegen hätte, das der sabäischen
Herrschaft als Kolonie nur indirekt unterworfen war.
Nach den Bambusannalen soll die Königin von Saba den Besuch des
Mu Wang noch in demselben Jahre, in welchem er in Saba erschien, er-
widert haben und in dem Chou-kung- Palast bewirtet sein. Das ist aus
verschiedenen Gründen unmöglich. Die Reise von China nach Arabien und
von dort nach China könnte nicht innerhalb eines Jahres stattgefunden
haben. Daß überhaupt eine Frau eine derartig mühevolle Reise unter-
nehmen sollte, ist nicht anzunehmen. Ich halte die Notiz für eine ten-
denziöse Erfindung aus der Zeit, wo Se Wang Mu bereits zur Göttin ge-
worden war. Schon im neunten Regierungsjahr des Kaisers Shun (2255
bis 2205 v. Chr.) soll nach Angabe der Bambusannalen und anderer Quellen
Se Wang Mu bei Hofe erschienen sein und, wie der Kommentar hinzufügt,
Jaderinge als Geschenk gebracht haben. Andere Quellen sprechen auch
von einem Edelsteingürtel und einer Landkarte, die dem Kaiser Shun von
Se Wang Mu zum Geschenk gemacht wären. Auch der mythische Kaiser
Huang Ti soll in ähnlicher Weise von ihr beschenkt sein.' Im Han Wu
Ti nei chuan (3. Jahrhundert n. Chr.)* wird sogar der Besuch der Se Wang
Mu bei dem Kaiser Han Wu Ti der Han - Dynastie beschrieben , dem sie
als eine wunderschöne Frau erschien. Wie durch das Erscheinen des Kilin,
des Feng-huang und anderer glückverheißender Omina, denen die Chinesen
so großes Gewicht beilegen, so soll auch durch den Besuch der Göttin die
Regierung des betreffenden Fürsten, dem sie erschienen, als eine besonders
segensreiche und dieser als ein Liebling der Götter gekennzeichnet werden.
Als historisch sind diese glücklichen Zeichen und himmlischen Kund-
gebungen nicht zu betrachten.
Fassen wir nun das Ergebnis unserer Untersuchungen kurz zusammen,
so ergibt sich daraus folgendes Resultat.
Der König Mu der Chou- Dynastie, welcher von 1001—946 v. Chr.
regierte, war ein sehr energischer Herrscher, voll Unternehmungslust und
» Lieh Tse V, 8.
" ES&ikifi K*p-IX' S-L
' Sl-Ä^ftfll Vgl. Wylie, Note» S. 153.
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Forke: Mu Wang und die Königin von Sab«.
169
Tatendrang. Seine Hauptleidenschaft war das Reisen. Er hatte den
glüheuden Wunsch , die ganze Welt zu durchforschen. Zugleich zeigte er
eine starke Hinneigung zur Magie und wünschte die Gefilde der Seligen
zu entdecken. Im Jahre 985 unternahm er eine große Entdeckungsreise
in den äußersten Westen und kam in das Land der Se Wang Mu. Gerade
zu jener Zeit herrschte im fernen Westen die Königin von Se-ba (Saba)
in Södarabien. Ihr glänzender Hof und ihr blühendes Reich scheinen die
elysischen Gefilde zu sein, welche Mu Wang auf seinen Reisen besucht
haben soll und die von der chinesischen Volksphantasie später weiter aus-
geschmückt sind. Se Wang Mu bedeutet: Königin -Mutter von Se = Seba
(Saba) nach üblicher chinesischer Verkürzung. Die Tatsache, daß diese
Reise wirklich stattgefunden hat, ist durch alte Quellen aus den ersten
Jahrhunderten v. Chr. gut bezeugt.
Im Shan • hai - king , Lü-shih-ch'un -ch' iu und Huai Nan Tse* wird
das Land der Se Wang Mu beschrieben als • wohlbewässerte Wüsteninsel«,
als ein westlich vom Flugsand, d. h. der arabischen Wüste, nahe am Meere
gelegenes Goldland, nördlich von welchem Kaukasier mit weißer Hautfarbe
wohnten. Nach den Annalen der Han- Dynastie liegt dieses Land am Rande
der Wüste, im Westen von Kleinasien, nicht weit vom Toten Meer und
Syrien.
Die Königin von Saba herrscht nicht nur über das Stammland der
Sabäer, Arabia felix, sondern auch über das K'un-lun- Gebirge (Kollo),
das Hochland von Abessinien. Dieses wird durch drei Terrassen mit ver-
schiedener Kultur: das •Dickicht-, den »Obstgarten« und das ■Hoch-
plateau, gebildet. In den Quertälern und Schluchten strömen die Wasser
von den drei Terrassen herab.
Die Fauna des Sabäerreichs einschließlich Abessiniens besteht in Ele-
fanten, Rhinozerossen, Giraffen, Zebras, gefleckten Hyänen und Vierhorn-
antilopen. An Vögeln giebt es Strauße, die König Mu ihrer Federn wegen
jagen ließ, Zwergpapageien, Wachteln und Flamingos. Als Insekt wird
erwähnt die Tsetsefliege; zu den Ptlanzentieren gehört die weiße Stein-
koralle. Das Pflanzenreich ist vertreten durch eine Art Sandelholz, Quitten,
Holzäpfel, den Kat- Strauch, Putschuk und eßbare Wasserlinsen. Im Mineral-
reich werden namhaft gemacht: Gold, Silber, Eisen und Bleierze, Berg-
krystall, Ohalzedon. Karneol, wovon Mu Wang einen Stein trug, Jaspis
und grüne Edelsteine (Smaragde).
Mu Wang machte die Reise zu Wagen über Land mit großem Gefolge.
Dazu gehörten auch einige Sekretare, welche seine Reiseerlebnisse auf-
zuzeichnen hatten. Im Jahre 978 v. Chr. ließ der König von einem Historio-
graphen die Geschichte seiner Erlebnisse ausarbeiten. Diese hat vermut-
lich den späteren Werken, welche auf uns gekommen sind, als Haupt-
qnelle gedient.
Auf der Reise passierte der König Damaskus, wo er ein Damaszener
Schwert erhielt. In Saba gefiel es ihm so sehr, daß er dort längere Zeit
verweilte, ohne an die Rückkehr zu denken. Während seines Aufenthalts
in Saba fand ein Festmahl, an dem die Königin teilnahm, am Jaspisteiche
170 Fo«n: Mu Wang und die Königin von Saba.
statt, worunter vielleicht der beruhinte, künstliche Bewässerungsteich in
der Hauptstadt March zu verstehen ist.
Der Kinlluß der Reise des Königs Mu auf das chinesische Kultur-
leben scheint kein sehr tiefgehender gewesen zu sein. Ein Verkehr wurde
dadurch zwischen den beiden Völkern nicht angebahnt. Die Entfernung
war zu groß und die Fährnisse und Schwierigkeiten der langen Reise so
mannigfach, daß nur großer Wagemut und Abenteuerlust, wie sie sich bei
Mu Wang fanden, sie überwinden konnten. Nur die chinesische Mythologie
scheint durch die Reise reichlichen Stoff zu Mythenbildungen erhalten zu
haben. Die Göttin Se Wang Mu und der Götterberg K'un-lun mit den Un-
sterblichen, Geistern und Genien, seinen Edelsteinen, Korallen und anderen
Kostbarkeiten, seinen herrliche Früchten und der aus Bleierz gewonnenen
• Roten Tinktur1., deren Genuß ewiges Leben verleiht, sind nichts anderes
als die Königin von Saba und das Hochland von Abessinien in poetischein
Gewände, Giraffe und Strauß werden zum Ki-lin und Feng-huang, das
Manna der Wüste zur Speise der Götter und Genien. Möglicherweise sind
auch in der chinesischen Alchimie und Magie, von der wir schon im
ältesten Taoismus Spuren finden, arabische Einflüsse tätig gewesen.
Pauthier sagt, daß Mu Wang von seiner Reise geschickte Künstler
mitbrachte, durch die er in China Palaste und Gärten anlegen ließ.9 Da-
durch müßte der fremde Baustil in China Eingang gefunden haben. Für
diese Behauptung bieten die chinesischen Quellen keinerlei Anhalt, sie be-
ruht auf einem gänzlichen Mißverstehen einer Stelle im Lieh Tse" V, 12.
Darin ist von Künstlern, die dem Konig ihre Dienste angeboten hätten,
gar nicht die Rede, sondern es wird von einem Mechaniker gesprochen,
der dem König einen Automaten vorführte, welcher gehen, tanzen und
singen konnte und dann auseinandergenommen wurde. Diesen Mechaniker
traf der König an der Grenze von China.8
Zum Schluß noch einige Worte über die Erklärung des Namens Se
Wang Mu durch nnmhafte neuere Sinologen. Schon chinesische Gelehrte
haben begreiflicherweise daran Anstoß genommen, daß Mu Wang eine
Göttin besucht haben soll; denn als Name einer Göttin ist der Ausdruck
Se Wang Mu allgemein bekannt. Sie haben daher das Wort anders zu
erklären versucht, nämlich als Name eines Reiches oder eines Landes. Diese
Erklärung ist von Legge4, Mayers, Eitel und Chavannes akzeptiert. Weun
diese Bedeutung in einem Texte nicht genau paßt, so suppleiren sie Worte
wie -Boten«, »Bewohner-, -Herrscher-, -Häuptling«. Mayers* hält es sogar
für möglich, daß Se Wang Mu mit der -König Mu (-ßj:) des Westens«
zu übersetzen sei. Hätte diesen Forschern das ganze von mir gesammelte
Quellenmaterial vorgelegen , so wären sie vielleicht anderer Meinung gewesen.
* Pauthier, La Chine S. 95, 99.
» Vgl. Faber, Licius S. 124.
4 Legge, Shuking, Prolegomena S. 114, 150.
1 Mayers, Manual Nr. 572.
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Fobke: Mu Wang und die Königin von Saba. 171
Se Wang Mu wird allerdings vereinet als ein geographischer Begriff
gehraucht. Die Hauptstelle kommt im Erh-ya Kap. X vor und lautet:
»Ku-chu, Pei-hu, Se WTang Mu und Jih-hsia nennt man die vier Einöden.*1
Se Wang Mu ist hier einfach elliptisch gebraucht für das -Land der
Se Wang Mu«, d.h. der Königin von Saba, ebenso wie gleich darauf im
Erh-ya gesagt ist: »Die neun I-, die acht Ti-, die sieben Jung- und die
sechs Man - Barbaren nennt man die vier Meere',- was nichts anderes be-
deutet, als daß die Lander dieser Völkerschaften als die vier Meere
= Wüsteneien bezeichnet werden.
Unrichtig ist es aber aus Se Wang Mu einen Barbarenhäuptling r\i
maoheu und noch obendrein zu behaupten , daß weder in der Reisebeschrei-
bung des Königs Mu noch in irgendeinem anderen alten Texte irgendein
Hinweis enthalten sei, daß Se Wang Mu eine Frau ware.* Sollte wirklich
der Häuptling irgendeines wilden Stammes das Urbild einer der lieblichsten
Göttinnen des chinesischen Pantheons gewesen sein? Eitel würde seine Be-
hauptung wohl kaum aufrecht erhalten haben, wenn ihm der Text des Mu
T'ien-tsö chuan in der von Pi Yuan überlieferten Form bekannt gewesen
wäre. Danach sagt Se Wang Mu von sich selbst: «Ich bin eine Kaiser-
tochter.* Die beiden Gedichte können ihrem Inhalt nach nur von einer
Frau gesprochen sein.
Die Behandlung, welche Mu Wang den Häuptlingen anderer Stamme
zuteil werden läßt, ist durchaus verschieden von der Art, in welcher er
der Se Wang Mu gegenübertritt. Jene behandelt er mit herablassender
Huld, diese dagegen wie eine ihm gleichstehende Fürstin mit der größten
Hochachtung. Er tritt ihr wie ein Vasall entgegen.
Bei den Häuptlingen, mit welche Mu Wang in Berührung kommt,
ehe er Saba erreicht, wird regelmäßig zuerst der Name des Stammes ge-
nannt, dann der Name des Häuptlings, der kurzweg als -Mensch-
bezeichnet wird.4 Ware Se Wang Mu auch ein solcher Häuptling, so
• Eiiel in Chiia Review, Bd. XVII, S. 233.
# M T ^ i* Z k £ tk m i ^ tH Chi*-,i8il -T-r
er zu den Ch ih-wu. llir Häuptling Ch'i machte ihm 1000 Gallonen Wein
nun Geschenk.-
min-sse- I age gelaugte er in das Land der T'sao-nu, deren Häuptling Hsi fur den
HuiuneUsohn ein Bankett am Ynngfluß gab.-
^ _t M°na* des Herbstes, am Ting -Yu -Tage zog der Himmclssohn
nordwärts zu den O O , deren Häuptling Ch'ien Shih für ihn ein Bankett am
Yü-Iing gab.-
^ffij^ -Der Himmelssolm bestieg den T'irhberg, dann ließ er die üpfer-
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172
Forks : Mu Wang und die Königin von Saba.
wurde nach dem im Chinesischen streng beobachteten Gesetz des Paralle-
lismus eine ähnliche Ausdrucksweise notwendig sein. Bei dem Besuche in
Saba ist dagegen nur von Se Wang Mu die Rede, und es wird kein Haupt»
ling noch besonders namhaft gemacht Wahrend jene Häuptlinge alle dem
MuWang untertänigst Geschenke darbringen welche dieser huldvollst
durch andere erwidert j^, die jene demütig knieend entgegennehmen
, ist bei Se Wang Mu die Sache umgekehrt. Hier ist es Mu Wang,
welcher zuerst ihr Geschenke darbringt, die sie mehrmals sich verneigend
annimmt, aber nicht erwidert. Von jenen Häuptlingen wird berichtet, daß
sie dem Mu Wang zu Ehren Festgelage gaben, in Saba gab umgekehrt
Mu Wang das Bankett für die Königin.
Was hätte wohl Se Wang Mu , wenn es ein Barbarenhäuptling wäre,
mit seidenen Bändern anfangen sollen? Warum erhielt er nicht Gold, Perlen
und Edelsteine wie die anderen? Es war eine Frau, für welche seidene
Bänder von Wert waren. Das Shan-hai-king hebt, wie wir gesehen haben,
ihren weiblichen Kopfputz noch besonders hervor.
übrigens liegt nicht mir der Beweis ob, daß Se Wang Mu eine Frau
war, sondern wer das Gegenteil behauptet, hat die Beweislast. Prima facie
wird jeder Se Wang Mu mit -Königin-Mutter des Westens* übersetzen, und
es wäre nachzuweisen, daß diese Ubersetzung unrichtig und zu den Quellen
in Widerspruch steht.
Chavannes' Annahme, daß die Reise Mu Wangs zu Se Wang Mu
eine aus der Provinz Shensi stammende Legende sei ', die erst später mit
Mu Wang in Verbindung gebracht wurde, ist eine speziell auf dasShi-chi
zugeschnittene, meines Dafürhaltens unnötige Hypothese. Sie soll erklären,
weshalb die Reise in den Ch'in- und nicht in den Chou-Annalen erwähnt
ist. Alle anderen älteren Quellen werden nicht genügend dabei berück-
sichtigt, und sie reicht nicht aus, um die mannigfachen Überlieferungen über
den König Mu, seine Reise, den Besuch bei Se Wang Mu und ihr Land
in befriedigender Weise zu erklären.
gefaße fortnehmen und dem Häuptling der I-1Q,, Wen K'uei geben, der sie knieend
und unter Verbeugungen empfing.-
hau, Wu Fu, machte 1(M> vorzügliche Pferde zum Geschenk.- Mu T'ien-tse chuan
II, 3 ff. Man vergleiche hiermit den Text der Begegnung des Mu Wang mit Se
Wang Mu.
1 Chavaunea, Mcnioirea Historiquea Bd. II, S. 6, Anin.
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173
Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen, Ge-
schichte der Ostmongolen, im Vergleiche mit dem
mongolischen Urtexte.
Von E. Haenisch.
Nachstehende Arbeit ist ein Versuch, die chinesische Redaktion des Sanang
Setsen ^ "^j* »Jjji ^ , fiber welche Fr. Hirt h in den Sitzungsberichten
iler Kgl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1000 S. 195 ff- spricht,
mit dem mongolischen Original zu vergleichen. Denn als Original ist der
mongolische Text, wie Fr. Hirth auch betont, sicherlich zu betrachten.
Schon im Vorworte des chinesischen Werkes steht, daß der Kaiser K'ien-
lung eine Übersetzung des mongolischen Textes habe herstellen lassen. Aber
auch die Vergleichung der beiden Texte gibt Beweise fur die Originalität
des mongolischen Schriftstellers der chinesischen Redaktion gegenüber:
diese hat an manchen Stellen eine ganz offenbar falsche Auffassung ihrer
Vorlage gehabt. So bringt sie manchmal ganze Satzteile, die sie ubersetzen
sollte, als Namen in Transkription. Im nachstehenden sind einige Beispiele
dieser Erscheinung zu finden. Der Zweck der Arbeit aber ist nicht die
Führung des Originalitätsbeweises: ich habe die Lösung der Frage versucht,
ob der mongolische Text, so wie ihn uns I. J. Schmidt in seiner Peters-
barger Dnickausgabe von 1829 bietet, dem chinesischen Übersetzer vor-
gelegen haben kann. Schmidt verrat uns ja leider seine Quelle nicht; aber
□ach den mannigfachen, manchmal bedeutenden Abweichungen, die ich
zwischen den beiden Texten habe feststellen können, bin ich zu der Über-
zeugung gelangt, daß der chinesische Übersetzer nicht dieselbe Redaktion
des mongolischen Werkes vor sich gehabt haben kann, welche Schmidt
herausgegeben hat.
Die Arbeit bringt nur einen kleinen Teil der beiden Texte in Ver-
gleichung \ den Abschnitt vom Anfange der mongolischen Geschichte bis zur
Thronbesteigung Cinggis- Hagnns, d. i. S. 56— 70 der Sch midtschen Text-
ausgabe und S. 1 — 1 1 des 3. Buches der chinesischen Übersetzung. In diesem
Bereiche habe ich in fortschreitender Reihenfolge die schwierigen Stellen
der beiden Texte nebeneinander gebracht und aneinander zu erklären, be-
sonders aber alle Abweichungen festzustellen gesucht.
Eine willkommene Unterstützung haben mir in vielen Fällen das mon-
golische Altan Tobci und das tibetische Hör c'os byung gewährt, ersteres
1 Eine vollständige Vergleichung hoffe ich später folgen zu lassen.
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174 Hakkisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
in der Ausgabe Petersburg 1858 (die Übersetzung dazu war mir, wegen
Unkenntnis der russischen Sprache, leider nicht zuganglich); das zweite in
der Textausgabe mit Ubersetzung von G. Huth, Straßburg 1892 — 189*3. Der
chinesische Text, der sich in keiner öffentlichen Bibliothek des Deutschen
Reiches vorfindet, stammt aus dem Privatbesitz des Hrn. Professor G r u b e
und ist mir von diesem freundlichst zur Verfügung gestellt worden.
Die verglichenen Stellen habe ich nach der betreffenden Seitenzahl
zitiert. Die Ziffer hinter dem Komma bedeutet fur Sanang Setsen und Altan
Tobci die Zeile, a und b die erste und zweite Seite des chinesischen Blattes.
Hör c'os byung ist nur in der Ubersetzung zitiert.
Vom Anfange der mongolischen Geschichte bis zur Thronbesteigung
Cinggis- Hagaus.
Sanang Setsen 56, 1:
Der einleitende Satz des mongolischen Textes: Tegün-etse Monggol-un
gadsar-a had-un uruk delgereksen anu kemebesü, welchen Schmidt über-
setzt: -Nun ist zu erzählen, wie im Lande der Mongol sieh der Försten-
stamm ausgebreitet hat«, fehlt im Chinesischen.
Der Konig Seger Sandalitu Hngan Till Edsen wird in der chinesi-
schen Redaktion 1, a aufgeführt als ^ ^ t$ H" ♦ iu ^er l^)e"
tischen Form seines Namens welche wie der mongolische
Name bedeutet: -Der auf dem Nacken thronende Edle« vgl. auch die Version
im Altan Tobci S. 3 •kvtsügün Sandalitu Hagan* d.i. »der Konig, der einen
Hals als Thron hatte«. Er war der erste König von Tibet. Von seiner
Erhebung auf den Thron erzählt Sanang Setsen 22, 12, kümün-ü kütsügün-e
urgudju bürün tsasutu Barnim -in agula deger-e garugat, daß man ihn dabei
auf den Hals eines Mannes erhoben und auf den Schneeberg Sainbu ge-
tragen habe.
Sandali ist das Sanskritwort für »Thron«, entsprechend dem mongo-
lischen iirege, dem tibetischen j^' Arn, gesprochen t'i, im Chinesischen
wiedergegeben durch jj^Jp.
Chines. 1, a gibt dem Namen des Königs Dalai Subin Arn Altan
Siregetü Han die tibetische Form 'fft jjjj ^J- tS = 'j^^*^'
der Edle auf dem goldenen Throne, wovon Altan Siregetü Han eine Über-
setzung ist.
Altan Tobci hat: Altan Sandalitu Hagan.
Der Name des Ministers Longnam ist ebenfalls tibetisch = ,
chinesisch £|Jj ^ , im Altan Tobci nicht erwähnt.
Es heißt von dem eben erwähnten Könige:
Gser-k'ri-btsan- po-han wurde von seinem Minister Blo-ngan durch
eine Empörung vom Throne gestürzt.
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Hakkisch : Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
175
Sanang Setsen 56, 3
hat: Dalai Subin Aru Altan Siregetü Hon kemekuigi Longnam neretü tüMmel
anu ftarayadju hagan oron-a saguksan dur . . .
= Den König Dalai Subin Aru Altan Siregetfi tötete ein Minister
namens Longnam und setzte sich selbst auf den Thron.
Die Stelle des Sanang Setsen 56, 6: tere G<nran<jbo-in ulus - i ülü
itegtksen, Schmidt: »Da er dem Volke von Gungbo nicht traute . . .«
fehlt im Chinesischen.
Die chinesische Redaktion 1,6, gibt den mongolischen Namen Olon-a
ergükdeksm ins Chinesische Obersetzt durch ^ hj/f ^[ wieder.
Sanang Setsen 56, 10:
. . . etse makii da e&i teden ügüleksen dür . . . -Kr erzählte ihnen seinen
Ursprung (eh) von ....
Die chinesische Redaktion 1, b sagt nur . . . j|£|5f ij| = (als man
ihn nach seiner Herkunft j^jjr fragte) -führte er sie hinauf bis zu- . . .
Auf Seite 1. b finden sich im chinesischen Texte zwei Druckfehler
hei der Wiedergabe des Namens Tainatsak, einmal <las
ander. Mal statt (oder
Chines. 1, 6:
Diese Stelle hat Sch midt im mongolischen Texte ausgelassen (= tegünü
kibegün Horitsar). In der Ubersetzung hat er die Stelle indessen richtig
durch -dessen Sohn Horitsar Mergen« wiedergegeben.
Auch Altan Tobci 4 hat: tegünü kübegün Horitsol Mergen.
Altan Tobci zeigt unter den Namen der Könige einige erheblichere
Abweichungen von Sanang Setsen , die eine Vergleichung des Stammbaumes
rechtfertigen. Ich stelle Sanang Setsen, Altan Tobci und Hör c'os byung 1
nebeneinander. Die chinesischen Formen, welche sich genau dem Sanang
Setsen anschließen, lasse ich hier beiseite:
Der Stammbaum von Bflrte Öinö abwärts:
Sanang Setsen Altan Tobci
Börte Öinö BQrte Öino
!-han, Bides -han Badai Tsagan
Teinü6in
Horitsal Mergen
Ugdsam Bugurul
Sali Galdsagu
Yeke Nidun
Sam Suci
Agudjim Bugurul
Sali Haldjigu
Nige NidQn
Sauisufi
Hör c'os byung
Porta C'ino
Bät'woc'ägan, Bat'
han
Tamacig
Hörac ir Mergen
Agwocim Pogworol
Sali Galcigwo
Yehe Nidun
Samsuji
> In die
Hatha.
Transkription aus dem Tibetisclien nach der Schreibung
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176
Hakwisch : Die chinesische Redaktion des Sanang Setaen.
Sanang Setaen Altan Tobci Hör c'os byung
Hali Hareu Sali Galdsagu Hali Harc'wo
Bördjigetei Mergen Bordjigitai Mergen Borjigitai Mergen
Torgaldjin Bayan Torgaldjin Bayan Tworalcin Päyan
Doo-a Sohor, Dobo Dowa Sohor, Dobo Twobo Sohor, Twobon
Mergen Mergen Mergen.
Schon der Name des ersten Nachkommen von Biirte Cino differiert
in den drei Texten. Der Schmidtsche Sanang Setsen zahlt zwei Söhne auf:
Bideshan und Bidetsahan. Schmidt liest Bides hau = König der «Bede«,
was gewiß sinnentsprechend ist.1 Nach Analogie dieses Namens liest Schmidt
in dem Namen des Bruders auch das Wort han = Bidetse han. Hiergegen
haben mm Altan Tobci und Hör c'os byung einen Namen in der Zusammen-
setzung mit »tsagan« = weiß. Auch der chinesische Übersetzer faßt den
Namen in dieser Weise auf, er schreibt ijfrl^lgß^f Pi-ta-cKa-kan.
Ich halte demnach die Schmidtsche Auffassung, zu welcher er jedenfalls
durch erwähnte Analogie und das Fehlen der beiden diakritischen Punkte
in seiner Vorlage bestimmt wurde, nicht fur richtig und lese Bide Tsagan.
Im nächsten Gliede finden wir im Altan Tobci eine Abweichung von
Sanang Setsen und dem tibetischen Werke. Tamatsnk und T'amacig ent-
sprechen einander. Demgegenüber hat Altan Tobci den Namen Temucin,
welcher ja später als Rufname des Oinggis Hagan wiederkehrt. Entweder
liegt hier ein einfacher Schreibfehler vor, oder der Verfasser des Altan
Tobci hat den Namen Tamatsak in der türkischen Version vor sich gehabt
— Aboul-Ghäzi schreibt Timadj» — und dann aus Timadj Temucin
gemacht.
Eine weitere Abweichung zeigt das Altan Tobci in dem Namen
Ugdsam Bugurul gegenüber Agudjim Bugurui bei Sanang Setsen und
Agwocim Pogworol im Hör- c'os byung. Hierin sehe ich unbedingt einen
Fehler des Altan Tobci. Schwerer ist die Differenz zwischen den Formen
Nige Nidün und Yeke Nidün zu erklären. Ein Versehen auf einer Seite
ist hier nicht wahrscheinlich, denn jede Form gibt einen guten Sinn.
Nige Nidun heißt »Einauge«, Yeke Nidun — • Großauge«. Mir will die
zweite Form wahrscheinlicher erscheinen als der Name »Einauge«. Wir er-
fahren nämlich fünf Glieder später erst von einem Fürsten Doa mit dem
Beinamen »der Blinde«, von welchem uns dann besonders erzählt wird, daß
er * mangln i dumda gakUia nidütei* gewesen sei, nur ein einziges Auge mitten
auf der Stirn gehabt habe. Auch Aboul-Ghäzi gibt den Namen in der
gleichen Lesart wie Altan Tobci und Hör c'os byung — Yeke Nidun.1
Möglich wäre es auch, daß die Form Nige Nidiin, wie sie der
Schmidtsche Sanang Setsen und die chinesische Redaktion bringen, auf
einem Lesefehler beruht, da die Worte yeke und nige in der mongolischen
Schrift leicht miteinander zu verwechseln sind. Doch das ist nur eine An-
1 Auch Hör c'os byung schreibt BatVosasa han; Altan Tobci hat ihn nicht.
a Siehe Aboul-Ghäzi, Histoire des Mongols et des Tatares. Ausgabe vou
Destnaisons Tome II S. 63. Petersburg 1874.
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Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 177
nähme, aus welcher man nicht etwa ohne weiteres den Schluß ziehen kann,
daß Schmidt und der chinesische Übersetzer denselben Druck benutzt haben.
Mit dem Namen Sali Haldsagu statt Uali Harcu hat Altan Tobci sich
versehentlich wiederholt.
Die chinesische Umschreibung des Namens Torgaldjin mit ^SPÜ^1]
Tu-la-le-tein ist sehr ungenau. Es ist wohl anzunehmen, daß nach j^jij
ein Zeichen mit dem Lautwerte ko oder h'o ausgelassen ist, was auch aus
dem Yüan-ch'ao-mi-shi hervorzugehen scheint.
Hier fehlt einmal der Name a^s Subjekt zu dem
zweiten jtfc.
Sanang Setsen 56, 18:
Doa Sohor-un kübegün arm Donoi, Dokiin, Emnek, Erke kemekü her
Oirad-un Ögelet , Bagatut, Hott, Kergüt dürben obok-tan bolbai.
Schmidt übersetzt: «Die Sohne des Doa Sohor waren Donoi, Doksin
Emnek und Eike, welche die vier Stammvater der Oiradvolker Ögeled,
Iia^atud, Hoit und Kergüd wurden.«
Chines. 2, a sagt: Die Sohne des Doa Sohor waren . . .
»sie alle (vier) begründeten die Ögelet usw. genannten vier Oirat
(Bundesstämme). •
Ich würde wie das Chinesische das Wort ^dürben* auf 'Oirat* be-
ziehen = »von den Donoi, Doksin, Emnek und Erke genannten (kemekü
brr) Söhnen des Doa Sohor stammen die Oirat ab mit den vier Stammen
{dürben obok-dan) Ögelet usw. . . .
Dem Sinne nach kommt die Schmidtsche Übersetzung auf dasselbe
hinaus.
Sanang Setsen 56, 19:
Ugüni Doa Sohor kemeksen iiltagan inu manglai dttmda gaktsa nidiitei
butjetf lr , tjurban wgüri - m gadsar - a üdsen adjugu.
Schmidt übersetzt dies: »Dem Doa Sohor kam sein Name daher,
weil er in der Mitte der Stirn nur ein einziges Auge hatte, dessenunge-
achtet konnte er eine Entfernung von drei Zugstrecken übersehen.«
« n 4z # % 5fa is # m £ pp •£ * m - m m m
— Daß (^") dieser den Namen Doa Sohor erhielt, beruhte |JJ auf
dem Grunde daß er mitten auf der Stirn ein Auge hatte, mit dein
er drei Zugstrecken weit sehen konnte.
d. Stm. £ Orient. Spnchen. 1904. I. Abt 12
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178 Habmsch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setten.
Sohor heißt «Der Blinde«. Die Sc hm idtsche Ubersetzung ist dem-
nach logisch richtiger, denn natürlich nur seiner Einäugigkeit, nicht der
Fähigkeit, mit einem Auge über eine weite Strecke zu sehen, verdankte
Doa seinen Beinamen.
Die chinesische Version lautet 2,b:
Auf den ersteu Blick könnte man annehmen, daß H'o-Ieh-t'u-na-feh
einer falschen Lesart Haldunat entspräche; doch unterliegt es wohl keinem
Zweifel, daß ^ einfach ein Druckfehler für ist. In diesem Falle
wäre vor ff^p- ein Punkt zu setzen: »Zu der Zeit, da sie . . • •
Sanang Set sen 58, 2:
Tüireng Garudi-etse Tünggelik guruhun urugu nigen bülük negüdel aisui.
= Von Tüireng Ganuli den Tunggelikbacb abwärts ist ein Nomaden-
trupp zu sehen.
Chines. 2, b:
& m m pi t & ® m m £ « m *$• bs n % j\
= Ein Nomadentrupp, der von Tüireng Garudi längs des Tünggelik
Guruluin westwärts zieht
Hier ist 1 . das Wort guruhun = Bach nicht übersetzt, sondern zum Namen
gezogen und transkribiert, außerdem hat der Übersetzer hinzugefügt ]fä jj§
westwärts. Sollte er etwa urugu mit ürüne verwechselt haben?
Chines. 2, b:
Bei Erwähnung des Horitai Mergen von den Hoyar Tümet ist es auf-
fallend, daß dem Namen des Volkes noch j^^r" ^g^gt ist: ffi i
»«ÜB*
Sanang Selsen 58, 5:
Die Tochter der Baragucin Alung Goa wird bezeichnet als •anA-
yo.sun-a türiiksen* , was Schmidt wortgetreu übersetzt -auf reine Weise
geboren«. Dieselbe Stelle findet sich bei Kowalewski unter arik zitiert
mit der Übersetzung d'une vierge*.
Der chinesische Übersetzer hat 2, b eine ganz andere Auffassung. Er
scheint die Bedeutung der Worte nicht erkannt zu haben und hält arik
yomtn-a für eine Ortsbestimmung:
— Die in A-li-k'o - hu-siün geborene Tochter.
Bei dieser Transkription fällt wieder die Silbe hu auf. Man
sollte etwa ^»J yo erwarten. Vielleicht hat der chinesische Übersetzer
hosun-a statt yosun-a gelesen und aus diesem Grunde den Sinn der Worte
nicht erkannt. Jedenfalls ist die Schm idtsche Übersetzung inhaltlich richtig.
Davon zeugt die Parallclstclle des Altan Tobci 5, 3 , welche gleichfalls von
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Hakmsch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 179
einer wunderbaren Geburt der Alung Goa erzählt, »narvas usun rUttor-a
türüksen» = -im (aus) Narvaswasser gelioren- wird sie genannt. Sollte
narras vielleicht die mongolische Transkription eines Sanskritwortes sein?
Sanang Setsen 58, 7:
der -f. nigedun honugat.
Schmidt: (ein Wesen), -welches das Kopfkissen mit ihr teilend
übernachtete-.
nigetkü heißt »vereinigen- , dere -das Kopfkissen-, dere nigetün — das
Kopfkissen zu einem gemeinsamen machend = gemeinsam benutzend.
Chines. 3, a hat einfach lU^^U 'Er schlief mit ihr zu-
sammen.- Es scheint demnach, als habe der Übersetzer hier tere (jener)
für dere gelesen.
Altan Tobci hat die Erzählung gar nicht, Hör c'os byung nur in freier
Wiedergabe.
Nicht genau entsprechen sich folgende Stellen:
Sanang Setsen 58,8:
abisun nüküt - tegen ügüledjü yabun alala, gaktsagar yalmksagar . . .
gurban kübeg&n türübeü
Schmidt: (Diesen Traum) erzählte sie zum öfteren (yabun) ihrer
weiblichen Umgebung und sie gebar im Witwenstamle (gaktsagar yabuksagar
= alleinlebend) drei Söhne . . .«
Chines. 3, a:
Dann erzählte sie es, ihre Schwägerinnen und ihre Frauen wußten
darum, und nachdem es längere Zeit so gegangen war, gebar sie . . .
Sanang Setsen 58, 10:
enw kubegün gaktsagar adju turüküi yosun buyu.
= Daß eine Frau alleinlebend Kinder gebiert, ist eine Art!
C h i nes. 3, a:
= Es gibt keine Art, daß eine alleinlebende Frau Kinder gebiert.
Das Zeichen ^ ist unverständlich, möglicherweise ist es ein Druck-
fehler fur , das in diesem Falle als Verstärkung der Negation dienen
würde.
Sanang Setsen 58, 11:
tan-u gerte Bayagud-un Mahali kemekü beye yabun bülüge.
Schmidt: -Der ledige Mahali von den Bayagod pflegte in euer
Haus zu kommen. -
Schmidt übersetzt also beye mit -ledig-. Eine derartige Bedeutung
von beye findet sich bei Kowalewski nicht. Ich sehe nicht ein, warum
man nicht einfach sagen könnte: -eine Person, namens Mahali-.
Vi*
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180 Hakmsch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Chines. 3, a:
= Der Schwager ihres Mannes Mahalai hat immer in ihrem Hause
verkehrt.
Fur ^ ist zu lesen. Außerdem aber gibt der chinesische Über-
setzer für den Namen Bayagut die Worte ^ jjjf ^* -den Schwager
ihres Mannes-. Hierbei ist ihm ein zweifacher Schnitzer passiert. Erstens
hat er Badsagut für Bayagut gelesen, was bei der Ähnlichkeit der mon-
golischen Schriftzeichen fur ds und y noch allenfalls verzeihlich gewesen
wäre. Zweitens aber hat er dieses badsagut für den Plural von badsa,
Schwager gehalten, während die richtige Pluralform badsa-nar zu lauten hätte.
Sanang Setsen 58, 13:
huguldju ugurbai = sie zerbrachen es und warfen es fort = Chin es. 3. a
Schmidt: (Alung Goa gab jedem ihrer Söhne ein einzelnes Stäbchen,
mit dem Befehle, es zu zerbrechen), »welches sogleich geschähe*.
Sanang Setsen 58, 15:
hoyar yeke kübegun mmu.
Chines, einfach ^^ZLK
Sanang Setsen 58, 16:
te ff über gurban degü tarnt teyri-in kübegün meiü bülugei.
Schmidt: »Hieraus erseht ihr, daß euere drei jüngere Brüder Söhnen
des Tegri gleichzuachten sind.«
Chines. 3,6:
Die ersten 6 Zeichen sind versehentlich nach dem vorhergehenden
Satze wiederholt. Es sollte dafür vielleicht heißen :E j^J Jt #P
Chines. 3,6: statt jfj lies ^ — tendelse.
Eine dunkle Stelle ist die folgende:
Sanang Setsen 60, 1:
hool dumdaben dagaridu hodoli següldü oruk dsvsük kemekü iargul marin,
Schmidt: »ein auf der Mitte des Rückens durchgedrücktes, Uruk
Dsusnk genanntes, gelbliches Pferd mit verfilzten! Schweife.«
Für hool ist zweifellos goot, Mitte, zu lesen. Unklar sind mir die
Worte hodoli scyüldii, von Schmidt übersetzt: »mit verfilzten» Schweife.«
Das Wort segnl heißt der Schwanz, aber »hodoli* ist bei Kowalewski
nicht zu finden. Sollte etwa zu lesen sein godoli segültü, mit einem Pfeil-
schwänze ?
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Hakkucb: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 181
Chines. 3, 6:
Für jjj würde ich ijjjj setzen, dann entsprächen die drei Zeichen
^l^i^J, mit durchgedrucktem Sattel, mit Sattcldruck, dem mongoli-
schen goal dumdaben dagaridu — ganz, in der Mitte durchgescheuert. Fur
■ Wo/i (oder godoli) segtddii* haben wir hier sehr einfach ^g/jjj mit kur-
zem Schwänze. ^ /J£ ist »ein Pferd mit dachsfarbenem Felle« , im
Mongolischen ktrgvl mortn gelbes Pferd.
Oruk heißt eigentlich grauer Eber. |^ bedeutet nach Couvreur
8.422 den Gürtelschmuck der Offiziere, |§i| heißt Pferdeinähne. Kin Zu-
sammenhang der chinesischen Bezeichnung mit dein mongolischen Namen
Oruk Dsüsük ist hiernach nicht zu ersehen.
Altan Tohci 6, 4: pool dumda ben dagaridu godong iirgtdi.
Hör c'os byung 13 sagt nur allgemein: «Pötwoncar erhielt nichts
als ein schlechtes Pferd.«
Sanang Setsen 60,2:
Onon müren ügede dsoröibai.
Schmidt: «Er nahm seinen Weg aufwärts längs dem Ononstrome.«
Ch ines. 3, b:
= Am Ononstrome entlang ging er nach Osten.
Demnach scheint der Chinese das Wort ügedey nach Schmidt = auf-
wärts, mit nach Osten übersetzt, wie er schon oben das Wort urugu
— hinab, mit g§ westwärts wiedergegeben hatte.
Sanang Setsen 60, 2:
tend* nigen buruköin hartsagai hara horo neretu nogosvn-i baridju iden
akui-gi üdsedjü. tegun-i uragadadju barin tedjiyedjü. tegüber nogosun galagud-i
rAan bariguldju iden.
Schmidt: »Da erblickte er einen grauen Sperber, welcher eine Ente
von der hara huru genannten Gattung gefangen hatte. Diesen Sperber fing
er, richtete ihn ab, und ließ durch ihn zu seiner Nahrung viele Enten und
Gänse fangen.«
Chines. 3, b:
= Er sah, wie an jenem Orte ein grauer Falke eine wilde Ente
packte und verzehrte. Er fing ihn in der Schlinge (richtete ihn ab) ließ
ihn fliegen und verzehrte dann die von dem Falken erjagten Enten.
Altan Tobci 6, 8:
hartsagai buruköin barihui-gi üdseget. morin-u segfd-yer urgadadju bari-
gat. Ugüni uruguidju orkidju yabuba.
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1S2
Haemscii: Die chinesische Redaktion des Sa na rig Selsen.
= Er sah ein weißes Falken weihchen auf dem Fange, fing es mit einer
Schlinge von Roßhaar und ließ es dann immer los, um Beute zu erlegen.
Sanang Setsen 60,8:
tmdetse aha degu tabugula keleldün.
Schmidt: ■ Hierauf besprachen sich die fünf Bruder miteinander.«
Chines. 4, a hat nur ^ # 3$ J£
— Die Bruder trafen darauf an diesem Ort zusammen.
Bugu Saldjigu erscheint im chinesischen Texte 4,6 als
$H '0J \ f\ 15*1 l'o-k'^-to Sa-feh-tsi-ku, las man etwa Bogda?
Sanang Setsen b'O, 10:
tere üngiitti Budan lfahtn-u kekelin deki kübegän-i inu TVa&rtai kemeget.
Schmidts l'hersetzung: »Dein Sohne seiner erbeuteten schwangeren
Gemahlin gab Budan Budautsar den Namen Wacirtai« beruht auf einem
Mißverständnis; iingtitu bedeutet nicht -erbeutet«, sondern 1. mit einem
Zeichen versehen und 2. schön. Dieser letzteren Bedeutung entspricht dann
auch genau das ^jj^ der chinesischen Übersetzung, 4, b:
Bagaritai Han idmgatur-tu =z Bagaritai der Königssproß — dfllg
Bei der zweiten Erwähnung von Biker Bagatur, 4,6, steht fälschlich
Ich lasse jetzt wieder einen Stammbaum folgen betr.
Die Nachkommen des Bodantsar.
Sanang Setsen
Habiti Bagatur
Biker Bagatur
Maha Todan
Hau Kitlnk
Singhor- Doksin
Tumbngai Setsen
Habul Hagan
ßardam Bagatur
Altan Tobci
Habuci Külük
Bikir Bagatur
Maha Dowadi
Hadji Killök
Basanggur Doksin
Tonbanai Setsen
Habul Hagan
Baruk Bagatur
Hör c'os byuug
Habic i Bägator
Pihir Pägat'wor
Mahä T'wotan
Haci Hulug
Päras Sonhor Togzin
T'ombigai Sec'en
Ha hol Hana
Pärtam Pägat'wor
Die Söhne des Bardam Bagatur heißen nach
Sanang Setsen (50, 15
Jisögei Bagatur
Negiin Taisi
Mcng^etö Setsen
Daritai Ctsuken
Altan Tobci 8, 3
(Jisögei Bagatur)
(Daritai)
(Ulsuhun)
Hör c'os byung 13
Yisuhei Pägat'wor
Nigun T'asasi
Menget'u Sec en
T'aritai
Oc' igin
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Hakkiscb: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 183
Wir ersehen aus dieser Tabelle folgendes:
Die Nachkommen des Bodantsar bis Bardam Bagatur einschließlich
finden sich gleichermaßen in den drei Texten. 1 Nur in der Schreibweise
der Namen herrschen einige Abweichungen.
1. Altan Tobci schreibt Habuci KftlQk gegen S. S. Habici Bagatur.
2. ■ • » Maha Dowadi gegen S. S. Maha Todan.
3. » • • Baisanggur Doksin gegen Singhor Doksin.
Hör c'os byung schreibt diesen letzten Namen Päras Sorihor Togzin.
Singhor > Falke-, dokiin bedeutet -wild-, der ganze Name also .falken-
wild«. Für das Wort ^baisanggur. ist eine Bedeutung bei Kowalewski
nicht ru finden. In der tibetischen Wiedergabe des Namens ist Sonhor =
smtjhor, Togzin = dokiin. In »Plras« sehe ich das mongolische Wort -ioMi,
Tiger, welches sich häufig in Eigennamen findet, z. B. Bars Bagatur usw.
Der ganze Name bedeutete also hier: wild wie ein Tiger und ein Falke.
Es liegt die Vermutung nahe, daß Altan Tobci und Hör c'os byung
eine Redaktion des Sanang Setsen benutzt haben, in welcher der letzt-
erwähnte Fürst Bars Singhor Doksin genannt ist, und daß die unver-
ständliche Form baisanggur des Altan Tobci in einer falschen Lesung des
Wortes bars Ünghor ihren Ursprung hat.
4. Tonbani ist wahrscheinlich ein Druckfehler für Tombagai.
5. Ebenso Baruk in Alton Tobci 8, 2 ein Druckfehler fur Bardam.
Eine wichtigere Differenz unter den drei Texten findet sich in
betreff der Söhne des Bardam Bagatur. Altan Tobci gibt keine Auf-
zählung von ihnen , erwähnt aber vorübergehend drei von den Namen.
Sanang Setsen spricht von vier Söhnen des Bardam Bagatur: tegunü
küb'ijün dürben buyu — und zählt sie auf: Jisugei Bagatur, Negun Taiäi,
Menggetü Setsen und Daritai Utsüken. Ebenso hat auch die Ch inesisch e
Redaktion 5, a El 3 ^ El f# 3 (muß hcißen El \A • • • •
$BA-
Demgegenüber sagt Hör c'os byung: Bardam Bagatur hatte fünf
Söhne . . . = es waren fünf Bruder. Bis Menggetii Setsen ein-
schließlich stimmen die Namen mit der Tabelle des Sanang Setsen uber-
ein. Dann aber hat Hör c'os byung statt des einen Daritai Utsüken zwei
Namen T'aritai und Oc'igin. Dementsprechend kennt auch Altan Tobci
zwei Söhne namens Daritai und Utsuhun, denn es erzählt: 'Jisugei Bagatur
Daritai Utsuhun hoyar degü-bm aböu* = Jisugei mit seinen beiden jüngeren
Brüdern Daritai und Utsuhun.
Sanang Setsen hat an dieser Stelle:
Jisugei Bagatur Negun Taiii Daritai Utsüken hoyar degüben abcu ....
= Jisugei Bagatur mit seinen beiden jüngeren Brüdern Negun -Taisi
und Daritai -Utsüken
1 Die chinesische Redaktion achließt sich auch hier genau an Sanang Setsen an.
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184 Ha*ni8ch: Die chuiesische Redaktion des Sanang Setaen.
Also Sanang Set sen hat Daritai Ütsüken zu einem Namen zu-
sammengefaßt, Altan To bei und Hör c'os byung haben die beiden
Worte getrennt und zwei Namen daraus gemacht.
NB. Es braucht wohl nicht erst betont zu werden, daß T'aritai
Oc igin die tibetische Form des Namens Daritai Ütsftken bzw. Daritai Utsuhun
ist. Für die Umschreibung Oc'igin = Ütsüken vgl. die chinesische Tran-
skription, welche bei der Verwandtschaft der beiden Sprachen, des Tibe-
tischen und Chinesischen , lautlich eine ganz ähnliche Form zeigt : jjjJK ^
= O-tsi-kin. Welche Auffassung die richtige ist, kann ich nicht ent-
scheiden. Ich wurde mich derjenigen des Sanang Setsen zuneigen,
denn auch Aboul Ghäzi1 zählt vier Söhne auf: -Bertän hatte vier Sohne:
der älteste hieß Moungdal, der zweite Boukäne TaTschi, der dritte Yessou-
kei Bchadour und der vierte Daritai.
Sanang Setsen 60, 17:
tsasun-dur ömdaga müskidjü atala . . .
= während er auf dem Schnee der Spur eines weißen Hasen folgte.
Chines.:
= er ging auf dem schneebedeckten Felde auf der Suche nach einem
•großen Pferde«.
ist hier ein Druckfehler fur Im Monggol-un üsüg-
un bieik XIII , S. 57a findet sich cindaga tatsächlich durch ^ wieder-
gegeben, während die Bedeutung «weißer Hase-, die dem Worte ebenfalls
zukommt und hier die richtige ist, nicht erwähnt wird. Zu 55 ,B& VK1'
P'ei-wen-yün-fu, Bd. LI, S. 6a.
Chines. 5, a:
statt muß stehen ^ %-
Ä fiü S ÄS = a's (*iese *'cnie $fi n*ner herankamen und sie
erblickten . . .
Sanang Setsen 62, 1:
tedüi degere tede iredjü dsolgagat otbattu
= Als jene darauf herankommend auf sie trafen . . .
Sanang Setsen 62, 2:
ügüleküi dsagur-a tede magui df abtun küröü ireksen dür . . . Yeke Öiladu
burugudun dutagabai . . .
Schmidt: -Während sie dies sprach, waren die drei Brüder bereits
beim Zuge angelangt, und Ycke Ciladu, der ihre feindliche Absicht merkte,
nahm sogleich die Flucht.- Wörtlich: während sie noch sprach, waren
jene in ihrer feindlichen Absicht herangekommen , und Yeke Ciladu ergriff
die Flucht.
1 Die oben zitierte Ausgabe 8. 71. Von den Abweichungen des Aboul -
Ghdzi will ich hier absehen.
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Hakxisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 185
Chines. 5, b:
=z Die Worte waren noch nicht ausgesprochen , da hatten sie sie!»
schon herangedrängt, um Hand an Yeke Bagatur 7.u legen.
Die Stelle: • Yeke tfiladu burugudun dutagabai — Yeke Ciladu ergriff die
Flucht, ist im Chinesischen wiedergegeben durch: Jf$[;j£«
Weiter heißt es bei Sanang Setsen 62, 3:
gurban ger alus üldeget . . .
Schmidt: »Die Brüder ließen Hütte und Geräte liegen.« Er ül>er-
setzt: gurban = die Brüder (die drei Brüder), üldeget = sie ließen liegen,
ger — Hütte, alus — Geräte.
Nach Kowalewski heißt üldekü = jagen ; alus ist eine Postposition
mit der Bedeutung: durch, über hinaus. Demnach wäre zu übersetzen:
•Sie verfolgten ihn über drei Häuser (Niederlassungen) hinaus.«
Das Chinesische 5, b weicht hier wieder ab:
=■ Auf der Flucht verfolgten sie ihn eine Strecke und gingen dabei
über drei Flußläufe. (f%j^ = verfolgen; s. Giles).
Ebenso hat Altan Tobci 8, 9:
Öüadu -gi gurban gocl getülgebe
= Sie ließen den Ciladu drei Flüsse überschreiten, sie jagten ihn über
drei Flüsse.
Hör c'os byung:
Für °K* lies 5F' S. 14: -Nachdem jener den Bräutigam über drei
Täler hinaus verfolgt hatte.«
Nach der Übereinstimmung des chinesischen und tibetischen Textes
mit dem Altan Tobci möchte man auch im Sanang Setsen lesen: gurban
gool alus üldeget. So wird wahrscheinlich in den von den drei Texten be-
nutzten Redaktionen gestanden haben.
Sanang Setsen 62, 4:
Jisügei Bagatur beye - degen abubai.
= Jisügei Bagatur nahm sie für sich selbst.
Schmidt: -Er machte sie zu seiner Gattin.«
= Jisügei Bagatur machte sie zur Pa-txi. Pa-L*i ist die Transkription
eines Fremdwortes, was im Mongolischen etwa badji oder baidji lauten
könnte. Ich habe ein solches Wort mongolischen Ursprungs nicht ermitteln
können. Sollte 2» etwa das Wort beye wiedergeben: beye degen abubai
— er nahm sie zu seiner Jßj^ ? Oder hat vielleicht in der mongolischen
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186 Harnisch : Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Redaktton, die dem chinesischen Übersetzer vorlag, gestanden güngdjü
— chin. ^ was fälschlich für baidji gelesen wurde?
AltanTobci 8, 10: Jesügei Bagatur boliyadju abuba = Jesügei Bagatur
raubte sie mit Gewalt und nahm sie an sich.
Hör c'os byung 14:
rr »Er machte das Mädchen zu seinem Weibe.«
Sanang Setsen 62,5:
Daritai Utsüken üötrüru
Schmidt: -Da sprach Daritai Utsüken zu ihr«.
Chines. 5, b:
Da der chinesische Ubersetzer, wie oben gezeigt, Daritai Utsüken zu
einem Namen zusammengezogen hat, muß der Satz heißen: «Da sprachen
Daritai -Utsüken und die anderen beruhigend zu ihr
Altan Tobfci 8, 11 schreibt:
Daritai Ulsuhun üge flcVr-fln.
= Daritai und Utsuhun sprachen.
Die jetzt folgenden Worte des Daritai Utsüken sind Verse in
Sanang Setsen 62,5:
• Gurban gool getülbe Qurban gorbi dababa
• Haiöasu mür ügei Harabasu barag-a ügei
• Hailabasu ülü sonosum,
Schmidt: «Über drei Flüsse sind wir schon gezogen, wir haben
bereits drei Bergrücken1 hinter uns; sucht man, so ist keine Spur zu
finden; schaut man umher, nichts ist zu erblicken. Dein Weinen wird
nicht gehört.«
Die Chinesische Redaktion 5, ö hat eine genaue Übersetzung:
Man sieht, daß der Übersetzer die Verse als solche erkannt hat,
denn er hat die Worte rhythmisch wiedergegeben.
Altan To bei 9, 1 hat die Verse mit geringen Unterschieden:
• Gurban gool getülgebe Gwban gorbi dabagalaba
» Haribasu mür ügei Harabasu barag-a ügei
•Hanilabasu ülü sonusum.
getülkü und dabagahu stehen hier im Kausativ um.
= Über drei Flüsse haben wir dich gebracht, über drei Taler dich
getragen. Wenn du zurückkehren wolltest, es wäre kein Weg. Schaust
gorbi ist nach Kowalewski = Talgrund.
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Hakkisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 187
du umher, keine Hilfe. — Wenn du auch Freunde hast, du wirst nicht
gehört»
Chines. 6, a:
Statt = + lies = f .
Sanang Setsen 62, 8:
Tende tedeger-ün Temüdjin kemekü-gi taladju ireküi - lüge uciraksan t/er.
Schmidt: »Da diese Geburt mit dem Einbringen des gefangenen
Temfidjin zusammentraf.' Das Wort tedeger-ün ist mir in diesem Zusammen-
hange unverständlich. Ich würde fur tedeger-ün lesen: Tatar - un = Temüd-
jin von den Tatar.
So schreibt nämlich Altan To bei 9, 3:
Ugelen Eke Sa Tatar Temüöin-i talalga taladji ireküi- dürt nigen nugun
kübegün türübei. tegün dür Temüöiye nere ükbe.
= .Ügelen Eke gebar zu der Zeit, als man den Temücin von den
Sa Tatar gefangen genommen hatte, einen Sohn. Ihm gab sie den Namen
Temüciye,«
Chines. 6, a:
— -Als man ihm durchs Los einen Namen gab, verlieh man ihm
infolge des zufälligen Zusammentreffens mit Temüdjin den Milchnamen
Hör c'os byungl4 erzählt nur, daß unter wunderbaren Zeichen
ein Sohn geboren wurde, welcher den Namen T'emucen erhielt.
Sanang Setsen 62, 10:
Tümeiün Goa Abagai ba Daga&i Hatun etse türükxen Bekter Belgetei hoyar.
Schmidt nennt diese beiden Sohne = die von zwei anderen Ge-
mahlinnen namens Goa Abagai und Dagasi geborenen Bekter und Belgetei. —
Für Goa Abagai ist Tümelfin Goa Abagai zu lesen. Offenbar hat Schmidt
in seiner Übersetzung den Namen Tümeiün versehentlich ausgelassen.
Chines. 6, a :
W iE Ii m w n $r w b m*k « m ^zwn 4#
= Dazu die von seiner früheren Gemahlin, der Königin Tümeiün
Goa Abagai (oder »seinen früheren Gemahlinnen Tümeiün und Goa Abagai-)
geborenen beiden Söhne Bekter und Belgetei.
Also hier haben wir das Wort Tümeiün , dafür fehlt aber das Wort
Dagasi.
Altan To bei läßt uns hier im Stiche. Dagegen hat Hör c'os
byung 14:
= und die Prinzessin T'umelun Gwö (waren es) und von der Neben-
1 •
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188
Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Hiermit gibt uns die tibetische Version jedenfalls den Schlüssel: Wir
erfahren, daß Tihneliin der Name der Tochter des Yesügei, und daß Bekter
und Belgetei von der Nebengemahlin Tunagzi stammen. Tanagzi entspricht
natürlich der Dagasi (mongolisch würde es lauten Tanaksi) des Sanang
Setsen. Die beiden Namen unterscheiden sich in der Schreibung nur durch
einen Punkt, so daß der Verfasser des tibetischen Werkes sich leicht ver-
lesen haben oder Schmidt in seiner Ausgabe sich verschrieben haben kann.
Konstruieren wir hiernach den Text des
Sanang Setsen 62, 10:
tere Temiidjin -lüge nige eJcetei Ilasar Hadjikin Ütsuken diirben kübegün
Tumelün Goa abagai bax, Dagaii hatun -eise türüksen Bekter Belgetei hoyar-
luga irgugan bolai.
= Mit diesem Temüdjin von derselben Mutter geboren waren Hasar,
Hadjikin und Ütsuken (zusammen) vier Sohne und die Prinzessin Tümelün
Goa; und mit den von der Dagasi Hatun geborenen beiden Bekter und
Belgetei waren es (im ganzen) sechs Söhne.
NB. Für abagai lese ich abahai, d. i. eine Jungfrau von fürstlichem
Range.
Der chinesische Text hatte hiernach den Sinn des Satzes ganz
verkannt, da er einerseits »abagai* zum Namen zieht oder gar zum selb-
ständigen Namen macht |W Ei #j iß ♦ andererseits den Namen Tanaksi
bzw. Dagasi übersetzt oder unterschlägt.
Sanang Setsen 62, 14:
rügen tsagan htnghor Sibagun = ein weißer Falke.
Chines.:
-emu-
ist wohl = yQjfCfff > das nach dem P'ei- wen -yün-fu
XXIV, 4a eine Art Falken bedeutet.
Altan Tobti 9, 10 nennt ebenfalls einen tsagan Onghor. Der tibe-
tische Text 15 hat sogar das mongolische Wort selbst: ein weißer Sonhor
- Vogel.
Sanang Setsen 62, 17:
dsang saitan ükit-yen dsayagatu Bordjigid-a hatun bolgan bülüge.
= Unsere Töchter mit den guten Sitten sind vom Schicksal zu Köni-
ginnen für die Bordjigin bestimmt.
Chines. 6. b:
1 In der Schm i dtsehen Trxtausgahe steht hier keine Interpunktion, dagegen
eine solche hinter -kübegün'.
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Hainisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
189
= Die wohlanständigen und schönen unter den jetzt vorhandenen
Mädchen sind auch vom Schicksal bestimmt, Gattinnen von euch Bordjigin
zu werden.
Sanang Setsen 62, 19:
asida nigen kerek bolun bui bolosa boltugaL
Schmidt: -Sie wird mir fur die Zukunft nützlich sein: laß es ge-
schehen.« Der Satz ist richtiger so zu übersetzen: »Eine Sache, die immer
geschehen kann, kann auch gleich geschehen.«
Chines. 6, b:
— Wenn man etwas schließlich doch tun muß, so kann man es auch
gleich tun.
Sanang Setsen 64, 1 :
Tetnudjm-i sayuhjayat haridju otbai . . .
Schmidt: «Er ließ den Temüdjin zurück und begab sich auf den
Heimweg.«
=z Während man den Temüdjin zurückbehielt, wollte Yisügei sich
verabschieden und fortgehen. NB. Ich lese statt
Sanang Setsen:
mekdenin küröü ireget.
Schmidt: «... ganz erschöpft.« Sollte richtiger heißen: Von Un-
ruhe getrieben, eilte er dahin.
Ebenso hat die Chinesische Redaktion 7, o:
ff IHf ifc/B:- Iin Text steht &
Es folgen wieder Alliterationsverse:
Sanang Setsen 64, 4:
• Amiatu idegen idelügei bu
* Amin- dur- yen übesüben hoor kibei.
•Ab<5u ireikün Temüdjm-i tum«.
Schmidt: «Ich habe wohlschmeckende Speisen genossen und damit
meinem eigenen Leben Verderben bereitet; holt mir meinen Sohn Temüdjin!«
Altan Tobci 10,8 gibt diese Worte in Prosa wieder.
Chines. 7, a:
= «Ich habe sehr Süßes gegessen. Ohne es zu wollen, habe ich
mich zugrunde gerichtet Wo ist Temüdjin? er soll kommen, ruft ihn
zu mir.«
190 Hakmisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Auf der letzten Zeile von Seite 7, a heißt es , daß die yuan pet starb,
d. i. die Dagasi Hatun, von welcher oben die Rede war. Es steht hier ein
anderes Zeichen yuan j£ Q|l M^» 7^ , während sie oben geschrieben wurde
Jl? K ^ ♦ oeides nciß' ,cue ursprüngliche, erste Gattin«.
Sanang Setsen 16, 7:
tedjiyede Bekter Belgetei . . . Dies .tedßyede., welches Schmidt über-
setzt: »Vor kurzem«, ist im Chinesischen 7,6 nicht wiedergegeben. Es
heißt dort nur: #.$#W$S|£|ji£fl6&£ = [Bekter und
Belgetei] haben uns die Fische, welche wir geangelt haben, weggenommen
und gegessen.
ffiZL\- Statt ^jjg steht im Druck
= «Heute haben sie uns wieder eiuen Vogel, den Hasar gerade mit
dem Pfeile erlegt hatte, weggenommen und gegessen. Wir wollen die
beiden toten.» Das Wort 'boldjimar* = Lerche ist hier durch ^ ge-
geben, was ein Gattungsname für kleine Vögel im allgemeinen ist.
Sanang Setsen 64, 10:
Toniber següder-etse über-e biähan, segül-etse über-e tsütsugün buyu.
Schmidt: «Der Körper ist zwar kleiner als sein Schatten, jedoch
starker als sein Schwanz (sagt das Sprichwort).« Der Sinn dieser Worte
ist rätselhaft.
7, b. Der chinesische Text sagt sehr klar:
= so wie der Schatten der Gestalt folgt, der Schwanz am Körper
haftet und sie nicht von ihm getrennt werden können. — Für diese Über-
setzung muß der Chinese allerdings einen anderen mongolischen Text ge-
habt haben.
Wir wollen versuchen, der Lösung des Rätsels durch Heranziehung
des Altan Tobci näher zu kommen. Dies hat 11, 7 folgende Version:
Tan-dur següder-etse übere nükür ügei, segül-etse über-e tsutsag-a ügei.
= «Ihr habt außer dem Schatten keinen Gefährten, außer dem
Schwänze keine Quaste.«
Hiernach möchte ich für tsütsugün, das mir unbekannt ist, tsulsug-a
und, dem ügei des Altan Tobci entsprechend, für das buyu des Sana n g
Setsen busu lesen — es fehlte dort sonst die Negation, so daß die Worte
des Sanang Setsen zu übersetzen wären: «ihr habt nichts Kleines außer
dem Schatten, keine Quaste außer dem Schwänze.« Diese Übersetzung
gibt auch noch keinen klaren Sinn, doch scheint sie mir wenigstens wort-
getreu zu sein. Vgl. übrigens Kowalewski, Diet. p. 2363: següder-etse
übere rükür ügei, segül-etse übere tsatsuk ügei, ihr habt keinen andern Freund
als euren Schatten, keinen andern Büschel als den Schwanz.
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Hakkisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
191
Sanang Setsen 64, 11:
Amarak yabuktun , ahda-m nükür busugu.
Schmidt: .Darum lebt als Freunde miteinander, bedurft ihr nicht
in Zukunft einer des andern Hilfe?- NB. busugu = busu = ist nicht?
= Lebt als Freunde, seid ihr nicht Gefährten für immerdar?
Chines. 7, 6:
rr .Darum lebt ihr Brüder freundlich miteinander; wäre das nicht
der Weg zu dauernder Freundschaft und Liebe?«
Sanang Setsen 64, 14:
ugületele ülü bolun, Bekter -i horogagat,
Schmidt: -Ohne auf ihn zu hören, töteten sie den Bekter.« Ge-
nau ubersetzt: Es war noch nicht zum Ende {tele) seiner Rede gekommen . . .
Chines. 8, a:
übersetzt also ebenso frei wie Schmidt: Sie willigten nicht ein (= hörten
nicht auf ihn) und dann töteten sie den Bekter.
Sanang Setsen 64, 13:
nigen tsak-tur tan -du kütsün-yen ükkü kijTtittn,
= Er ist ein Mann, der auch einst seine Kraft leihen wird.
Chines. 8, o:
= Er ist der Mann, der später euch seine Kraft leihen wird.
Altan Tobci 11, 11:
Tan-dur temdegdeye kütsün-yen ükküm dee,
= Er wird euch sicherlich seine Kraft leihen.
Sanang Setsen 64, 15:
Atagatan daisun- yer tedjigeksen kübeyün minu al dar tan sait bolura kürbei.
kugesün tsükeresün-yer trdjigtksen kübegün minu kürtsem-tm satt bolura kürbei
kernen bayasdu yabun atala. ein kidjü nigen -yen yakin alabai.
Schmidt: -Wie könnt ihr solches tun und euch untereinander töten,
während ich hoffte und mich freute, daß meine im Haß gegen unsere Feinde
erzogenen und sorgfältig mit süßen Mehlspeisen genährten Söhne ausge-
zeichnete und berühmte Männer werden würden!«
Wörtlich: -Während ich mich freute in dem Gedanken (kernen), daß
meine in Streit und Kampf groß gewordenen Söhne es einst zu berühmten
und braven Männern brächten, daß ineine mit Sahnenhaut 1 aufgezogenen
Kinder einst gute Menschen abgeben würden, wie konntet ihr da so etwas
tun, einen von euch (nigen yen = euer einen) zu töten!«
1 Kügrsün Uügereaün bedeutet nach Golstunski, Mong. -russ. Wörter!».,
Bd. III, 307 die Haut auf der Milch oder Sahne.
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192 Hämisch : Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Chines. 8, a:
at it % w e z * a ir nK na m mn & im jtt s * m
m
»Meine Söhne, in meiner Liebe und meinem Schutze aufgezogen, die
einst berühmte Männer werden sollten, meine in sorgfältiger Erziehung groß-
gewordenen Kinder, die einst unsere braven (weisen) Untertanen werden
sollten , so hoffte ich bisher voller Freude. Wie könnt ihr euch gegenseitig
töten und schädigen!«
Sanang Setsen 64, 18:
Egün-etse hoinak&ida ta nigen nigen - yen barahuya yagun. harbisun-yen
hadsuköi cinoa metü. següder-degen dobtulukdi Hnghor metü. serbegeben dele-
dükci leerem metüs-i tan-u dergede narin kemebesu mogai naicigar kemebesü
melekei-etse ühere ken-dse ahn kernen tsügegebei.
Schmidt: «Was wird daraus werden, wenn ihr fortfahrt, einer den
anderen zu töten und euch untereinander zu vernichten! Ihr, ähnlich einem
Wolfe, der sich in die Rippen beißt, oder einem Raubvogel, der auf seinen
eigenen Schatten stößt, oder einem großen Fische, der sich mit dem
Schwänze peitscht! nichts anderes ist es, als daß dasjenige was düun ist,
bei euch zur Schlange, und was dick ist, zur Kröte wird.«
Die Chinesische Redaktion gibt liier eine ziemlich freie Über-
setzung des mongolischen Textes 8, a:
Seid ihr es, die ihr euch gegenseitig totschlagt und einander Schaden
zufügt? Seid ihr etwa umherstreifende Berghunde? Seid ihr etwa Wölfe,
die sich in den Hauch beißen? Seid ihr etwa Falken, die auf ihren Schatten
blickend, sich selbst packen? Seid ihr etwa ein Geschlecht von Ratten, die
mit ihrem Schwänze um sich schlagend, sich selber treffen? Wie unter-
scheidet ihr euch von giftigen Schlangen? Wer wird euch nun noch Freund
und euch gewogen sein?«
Sanang Setsen 66,3:
eke anu barin nigudju gargaksan - dur. Onon-u tune oron abai. tegüni
tnetledjü oruksan sübei-gi inu sakin, abasu gurban honugat . . .
Schmidt: «... als die Mutter ihn noch zurück hielt und ihn nach«
her heimlich hinausschaffte. Er nahm seinen Zufluchtsort in einer ge-
räumigen Höhle am Onon, wo ihn aber die Taidjigot ausspürten und die
Öffnung bewachten. Nach drei Tagen .... — Wörtlich hätte die Übersetzung
folgendermaßen zu lauten: «Nachdem ihn seine Mutter zurückgehalten und
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Hakniscb: Die chinesische Redaktion des Sanaug Setaen. 193
dann heimlich hinausgeführt hatte, hielt er sich an einem dunklen Orte ver-
steckt. Als (die Taidjigot) das erfuhren, bewachten sie die Öffnung, durch
welche er eingedrungen war. Nach drei Nächten
Die chinesische Version scheint auf eine andere Lesart zurückzugehen,
denn sie lautet 8, b:
m a n «t # % m ft m n a m m w 3» * * &
• Von seinen Kitern (sie!) zurückgehalten, ließ er den Pfeil (seil, den
er soeben auf den Wagen gelegt hatte) nehen seinem Sitz zu Boden fallen
und verteidigte sich darauf gegen jene Schar, die sich des Zuganges zu be-
mächtigen suchte. Am dritten Tage
Daß hier von den Eltern des Temüdjin die Rede ist, beruht jeden-
falls auf einem Mißverständnis, da sein Vater ja bereits tot war.
Altan Tobti 12, 6:
Onon-i sem-yer orvdju niguba. Taidjigot mededjü. oruksan sube-gi
hadagalan sagt/bai. teyün-dür gurban gunudju (lies hanvdju).
»Er begab sicli auf einen waldigen Fußpfad am Onon und versteckte
sich dort. Das erfuhren die Taidjigot und versperrten die Öffnung, durch
welche er eingedrungen war, und blichen dort. Als er drei Nächte dort
verbracht hatte
Sanang Setsen 66, 4:
Olong hodorga tutaksagar emegel inu iibduraksan-dur. ohmg cu al-
larabasv aldarabai dsa. ene hodorga yakin müldürebei. tegüber tegri eöige
trtu ithan amui kernen setkiget.
Schmidt: ... »als er den Sattelgurt anzog, rutschte der Sattel ab
und der Gurt zerriß. Da dachte Temüdjin: Wie konnte dieser Gurt zer-
reißen? Gewiß ist dies ein Warnungszeichen von meinem Tegrivater . . .«
Chines. 8,6:
»Da der Sattel des Pferdes herunterrutschte, sagte er: Daß der Bauch-
gurt aufgeht, kommt vor; aber wie konnte der Schwanzriemen abrutschen?
Das ist ein Zeichen, daß mein Tegrivater mich zurückhalten will.«
Altan Tobci 12,8:
olan olonglasagar. kümüldürge kümüldürigfekseger emegel subduradju unaba.
edsen sanafta. olom cw dsub boltugai. kümüldürge emegel yakin mbdurahu bui.
Ugri tninu ithabai gfdjü.
Für olan ist wohl olong, »Sattelgurt« zu lesen, ebenso olong &u für
olom &u, wie bei Sanang Setsen steht.
— »Als er den Sattelgurt anzog und den Brustriemen umlegte,
rutschte der Sattel ab und fiel herunter. Der Fürst dachte: mit dem
Sattelgurt mag es richtig sein, wie konnten aber Brustriemen und Sattel-
gurt abrutschen.' Mein Gott hat mir ein Zeichen gegeben.«
Mit*, a. Sem. f. Orient Sprachen. 1904. I. Abt 13
194 Hacmisch: Die chinesische Rodaktion dee Sanang Setsen.
Sanang Setsen 66,9:
edüge alt büri bolum kernen garbasu . . .
Schmidt: ... verließ er die Höhle mit den Worten: -Jetzt mag
kommen was da wolle.«
Chines. 8,6 hat wieder eine abweichende Version :
i st m * m it z iE & m m. z m
Wie kann diese Sache noch länger dauern, jetzt ist es Zeit, daß ich
Ausschau halte . . .
Altan Tobci 13, 1 erzählt noch anders:
idegen umtagan ügei yisün honuba. ükübe aba tegri eöige minu medetügeJ
gedji iren geküle . . .
Ohne Speise und ohne Schlaf verblieb er dort neun Nächte und
kam dann mit den Worten: Sterbe ich, so sei mein Tegrivater dessen Zeuge!
hervor. In betreff der Konstruktion dieses Satzes vgl. Bobrow nikow.
§573,2.
Sanang Setsen 66, 10:
ger büri ularidju hadagalan abai.
Schmidt: »während die Mannschaft sich in seiner Bewachung
wechselweise ablöste.« Die Worte »ger büri» läßt Seit in id t unübersetzt.
Es müßte heißen: sie bewachten ihn, indem sie sich bei jeder Jurte ablösten.
So hat auch der Chinesische Text 9,a:
fjffl Üti flf = l)ei ie<*er ^urte sicn al,losend bewachten
bewachten sie ihn f^J^ = wechselweise.
Altan Tobci 12, 2 sagt: . . . Temüöin-i barigat ger-tür-yen abacidju
gindji bagu baguladju hadagalaba. — sie schleppten ihn in ihre Jurte, legten
ihm Ketten und Handschellen an und bewachten ihn dort. Nach Sanang
Setsen scheint es, als hätten sie den Temüdjin auf ihrem Zuge mit sich
gefuhrt.
Sanang Setsen 66,11:
. . . kill- yen tusiyan-i huhu müskin tere sakikei kumün-i gittdji ber tso-
kidju orkigat dotagadju otbai . . .
Schmidt: »als Temüdjin die Klammer seines Fußeisens zerbrach,
seinen Wächter mit der Kette erschlug und sich da vonflüchtete.«
Statt huhu lies = gului, Haken.
Chines. 9 , a : Dementsprechend :
mm±m«^mzM^
■ Da löste und zerbrach er das Ende seines Fußeisens und nachdem
er seinen Wächter niedergeschlagen hatte, entfloh er ...»
Altan Tobci hat hier eine ausführliche Erzählung, die auf eine
genauere Uberlieferung zurückgeht.
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Haemsch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 195
Sanang Setsen 66, 13:
hargitu usun- a nigudju kebdeküi anu . . .
Schmidt: -er verbarg sich in einem stehenden Gewässer.- hargitu
usun — Kowalewski S. 850 *eau stagnant^.
Chines. 9, a:
— Kr verbarg sich hingestreckt an einem Orte Jla-rh (chih)-ki-t'u
Wu - sün.
Der chinesische Ubersetzer hat die Bedeutung der Worte hargitu usun
nicht erkannt, sie daher einfach als Namen behandelt und transkribiert.
Altan Tobci 13,6:
Tetnüdin usun-dur orodju kebdebe.
= Teinüdjin legte sich in das Wasser (eines Teiches) hinein.
Cbines. 9, a:
Sanang Setsen 66,14:
kümün-ü kübegiin kebdeküi cHnu dsäb bui dsa. bi her toga erimüi kemeget.
Schmidt: -Sodann rief er ihm zu: -Menschenkind, es ist gut, daß
du hier liegst, ich werde Hilfe suchen.«
Chines. 9, a:
Für ^ ist jfö chao zu lesen.
Dieser Mann, der hier liegt, das ist (gerade) er, ich will mir auch
den Anschein geben als ob ich ihn suchte und damit gut. Darauf
entfernte er sich.
Altan Tobci 13, 8: togar-un kübegün kebdekü dsäb bui dsa. bi tum
= Es ist gut, daß der Knabe von früher togarun (d.h. der früher
meinen Söhnen Gutes getan hat) da liegt, ich will ihn suchen. (Denn der
Herausgeber des Textes will tüne = tegüni lesen.)
Für das tüne eriviüi des Altan Tobci schreibt Sanang Setsen 66, 15
tuga rrimüi und Schmidt ubersetzt: »Ich werde Hilfe suchen.- Es ist klar,
daß tuga hier ein Schreib- oder Druckfehler für tuha ist. tuha erimüi heißt:
• Ich werde mich nach einer Gelegenheit umsehen.-
Sanang Setsen 66, 15:
Sunt boltadju saht setkil-tü kümün bülügri kernen Sara -in ger-tnr irebei.
Schmidt: -Da dachte Temüdjin: Der Mann scheint wohlgesinnt zu
sein, — schlich sich in der Nacht aus seinem Versteck hervor und kam
zur Behausung des Sara . . .
Chines. 9, a:
13«
190
Hasmisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
= Temüdjin dachte in Erwägung dessen: Das ist sicherlich ein gut-
gesinnter Mann, und bei Einbruch der Nacht fluchtete er in das Haus
des Sara.
Sanang Setsen 66, 17:
*§iragura ireksen boldjimar - tur buta horga bolun bägetele, Mgatun ireksen
tenggerlig-ün üre Bordjigin, egiini tilaguna asaradju saüur ese üri ebetbesü man-
dur Sidjir-yer ahu yagun kernen. «
Schmidt: »Wir wollen der verfolgten Lerche ein rettender Gras-
hügel sein, wir wollen diesen mit bebendem Herzen zu uns geflüchteten
Bordjigen, diesen Tegrisprößling, treulich schützen. Ungeachtet des Ver-
dachts, den man auf uns werfen wird, wollen wir uns seiner bestens an-
nehmen.-
Für üragura lese ich nach Analogie des Altan To bei hrgim, für
ülgatun ~ Hlgetun, für Hlaguna = stluguna und übersetze demgemäß: -Wenn
wir nicht ein schützendes Gebüsch sind für die Lerche, die durchschlüpfend
sich zu uns geflüchtet hat, wenn wir jetzt dem zitternd zu uns gekommenen
Göttersproß, diesem Bordjigin, nicht in aufrichtiger Fürsorge und Güte
unser Mitleid bezeugen, was hätte es für einen Nutzen für uns, sollten
wir auch Gold dafür erhalten!«
Die chinesische Wiedergabe zeigt von der Schmidtschen Über-
setzung einige Abweichungen 9, a und b:
■k m, 5fs & m z m * & % $5 z it m $ n * &
— Wenn ein Vogel zu uns kommt, dann nähren wir ihn in einem Käfig;
und wenn wir jetzt gar, wo der himmlische Bordjigin hilfesuchend kommt,
ihn nicht gut aufnehmen und liebreich pflegen wollten, was würde das uns
später für einen Nutzen bringen!«
Altan Tobci 13, 11:
iirgun ireksen boldjimor-i buta hargodaguldju. Sih/atun vreksen kübegün-i
iilugun ese asarabaw bidan-dur iiöir yagun ahu gedjü.
• Wenn wir, die wir der entschlüpfend zu uns gekommenen
Lerche nicht einen schützenden Busch gewähren und den zitternd zu
uns gekommenen Knaben treu versorgen wollten, was wäre dann Gold
für uns!«
Sanang Setsen 68, 5:
Temüdjin cH man-u ünesiin-i keisken aldabai kern f get.
Schmidt: (Da sprach Torgan Sara) zu Temüdjin: Jüngling, bei-
nahe wärest du die Ursache gewesen, daß unsere Asche zerstiebt worden
wäre.»
Im Chines. 10, o heißt es einfach:
— Deinetwegen hätte man beinahe unser Haus zerstört.
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Hakmäch: Die chinesiache Redaktion des Sanang Setsen. 197
AI tau Tobci 14, 7: ai Temüdin vnesün - i mini gargan aldabai 6% gebe.
Wie bei Sanang Setsen: »0, Temüdjin, beinahe hättest du meine Asche
verstreut. ■
SanangSetsen 68,6: dsüb dürugen-i tailadju abun ubersetzt Schmidt:
• er machte ihm den Sattel zurecht.- Wörtlich ware zu ubersetzen: -Er
löste einen Steigbügel und nahm ihn ab.. Es handelt sich hier um den
noch heute unter den Mongolen bestehenden Brauch, wenn man jemand
ein Pferd schenkt, diesem einen Steigbügel zu lösen, s. Gombojews Fuß-
note im Altan -Tobci, S. 128.
Chines. 10, a:
= An einer weißen Stute löste er die Steigbügel ab und ließ ihn
das Pferd besteigen.
Altan Tobci 14, 8:
Tedui eremek tsagakün-yen Temüdin -dü bagudju ükküi - aVgen ürügesün
niskülbür-yen tailadju ükbe.
= Sogleich löste er an seiner weißen Stute den einen Steigbügel
und reichte ihn dem Temudjin zum Zeichen, daß er sie ihm verehre.
Sanang Setsen 68, 6:
del hurga aladju künesün Ülcöü.
Schmidt: -Er schlachtete ein fettes Lamm zur Reisekost. -
Chines. 10, a:
Er schlachtete zwei Lämmer und gab sie ihm zur Reisekost.
Altan Tobci 14, 9:
del eki tü huriga aladju mihan-i künesün ükküget.
= Er schlachtete ein halbjähriges Lamm und gab ihm das Fleisch
zur Rci.sekost.
Sanang Setsen 68, 10:
Tendelte Beige tri -in tarbagatilara unuksan Darki Honghor kemekü morin-i
unudju ebesün-ü alura hai-ber müskin.
Schmidt: »Alsdann setzte sich Temudjin auf das Darki Honghor
genannte Pferd seines von der Murmeltierjagd heimgekehrten Bruders Belgetei,
fand die Spur im Grase . . .«
Chines. 10, a:
= • Temudjin bestieg ein gelbes Pferd, welches Belgetei zur Otterjagd
zu reiten pllegte und folgte den im niedergetretenen Grase sichtbaren Fuß-
spuren.« $|g ist nach Williams eine Otter. Die Worte darki honghor, welche
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198 Harnisch : Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
durch das folgende 'kemekü* doch als Name gekennzeichnet sind, sind im
Chinesischen übersetzt durch
Altan To bei 15, 1 :
edsen hoinetse inu Belgetei-m tarbagacilaksan Darki Hmghor-i unudju
nekebe. aluriksan ebesün yer-yabudju . . .
■ Der Fürst machte sich auf dem Darki Honghor, welchen Belgetei
zur Murmeltierjagd ritt, an die Verfolgung. An dem niedergetretenen Grase
entlangreitend
Entsprechend dieser Version mochte ich in dem oben gegebenen Text
des Sanang Setsen für alurahai setzen aluriksan'. ebesün -ü aluriksan yer
miiskin — an den niedergetretenen Stellen des Grases entlanggehend . . .
Der Vater des Bogordji heißt nach der Schmidtschen Ausgabe des
Sanang Setzen = Nagu Bay an. Die Chinesische Redaktion hat Agu
Bayan JJ|~|f ^JJ [)jese Abweichung beruht jedenfalls auf einen Lese-
fehler, da agu und nagu in der mongolischen Schrift sehr leicht zu ver-
wechseln sind.
Altan Tobci schreibt gar Lahu Bayan.
Sanang Setsen G8, 15:
cinu dsobadju yabuhui-gi sonusuJugai bi. ere-in mür-tür übere busu.
edüge bi öimaluga odultsasugai . . .
Schmidt: «ich habe von deinen Leiden und harten Schicksalen ge-
bort; auf den» Pfade der Männer bin ich kein Fremder: ich gehe mit dir.«
Chines. 10, b:
= Ich habe früher gehört, wie du dich auf der Flucht geplagt hast
und daß du von großer Tüchtigkeit bist. Ich bin nicht von gewohnlicher
Art. Jetzt will ich mit dir zusammengehen.
Der Satz »ere-in mür-tür übere busu* ist hiernach von Schmidt und
dem Verfasser der Chinesischen Redaktion sehr verschieden übersetzt worden.
Ich würde den Satz etwa wiedergeben: auf dem Pfade der Manner ist es
nicht anders. — Jedenfalls kann die Chinesische Redaktion den Satz nicht
in dieser Form vor sich gehabt haben. Ich vermute, daß der chinesische
Ubersetzer buyu statt busu gelesen hat: ere-in mür tür übere buyu = in der
Reihe der Männer bin ich ein anderer. Dazu paßte die Ubersetzung
= ich stehe dir nicht gleich.
Chines. 10, b:
statt gUfÜ lies gjffä = änghula.
statt ^föS^^J^'^Bßt ,ies usw-
Sanang Setsen 68, 18:
Tendetse süni boltadju abura orohui dur . . .
Schmidt übersetzt: -als es Nacht geworden war-.
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Hakniscb: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 199
Vermutlich ist abura ein Druckfehler fur aburan. Dann wäre der
Satz zu ubersetzen: «Als sie bei Einbruch der Nacht im Begriff waren,
einen Überfall zu wagen, um [die Pferde] zu retten . . .«
Weiter heißt es im mongolischen Text: . . . hon kübegün - ü orosugai
kemebesu Bogordji ügülerün. Bordjigin-u üre iimaigi (ntyan-tu edür dagalugaü
buga-dur öinu boltaridju burugudun ahu yagun kemeget.
Schmidt: «... Als der Fürstensohn allein hineinsprengen wollte,
sprach Bogordji: «Sprößling der Bordjigen! an einem glücklichen Tage bin
ich dein Gefährte geworden: sollte ich bei deinem Uberfall mich in feiger
Sicherheit halten?«
«*W5:ÄJä»#W»iff*S£#ig£WII£A*
H*Bfiiir*Ätt*Ä:*K
Bogordji wollte, die Nacht benutzend, einen heimlichen Uberfall
machen. Er wußte nicht, ob der Königssohn beabsichtigte einen Uberfall
zu unternehmen oder nicht. So fragte er ihn: »Ich halte dich, der du ein
Sproß der Bordjigin bist, für einen vom Glück begünstigten Menschen und
will mich dir heute anschließen. Warum sollte ich zaudern und mich nicht
entschließen?«
Altan To bei 15, 8 erzählt folgendermaßen:
edsen Bogoröi du dsarlik bolba. Bogoröi öi mür baidju bat (verbessert
in mori baridju bai). bi orosu gebe. Bogoröi kelebe. buyan-u sain edür -tu
dalaga. btdga edür - tu dinu boltaridju baibasu ende yagun kerek gebe.
• Der Fürst sprach zu Bogorvi: Bogoröi, du bleibe mit den Pferden
hier. Ich will einen Überfall machen. Bogorci antwortete: In glücklichen
und guten Tagen bin ich dir gefolgt, warum soll ich dir am Tage des An-
griffs untreu werden?«
Sanang Setsen 70,3:
er« -in mür nigen bui. egün-yen bu umar taktun.
Schmidt: «Der Pfad der Männer ist nur einer, das vergesset nie!«
Die Chines. Redaktion übersetzt anders, sie bezieht das egün nicht
auf mür, sondern auf die Person des Temüdjin 11, a : QJ\ $\
jfyj ^JL fyj *f£: $1 ^ — Die Fälligkeit der Männer ist eine und dieselbe,
achte darauf und verlasse diesen (Fürsten) nicht. Wenn dies eine Uber-
setzung der obenstehenden Version sein sollte, so wäre sie falsch, denn
umartaktun ist der Plural des Imperativs, die Aufforderung könnte also
nicht an den Bogorci allein gerichtet sein. Jedenfalls hat die Vorlage des
chinesischen Übersetzers auch hier eine andere Version gehabt.
Altan To bei schließt sich an den gegebenen Text des Sanang
Setsen 16,2 an:
kübegün mini öi ene yabuhui-ben bu orkiktun.
• Ihr meine Söhne (Temüdjin und Bogorci), diesen euren Wandel
gebt nie auf.«
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200
Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Unter dem Titel »Alte Metalltrommeln aus Sud- Asien« erschien im Jahre
1902 eine umfassende zweibändige Untersuchung von Franz Heger, die ich
leider erst seit kurzem durchzumustern Gelegenheit hatte.
Ich hatte auf das Krscheinen dieses Werkes gewartet, um mich bei
Gelegenheit der Mitteilung etwaiger Zusätze gegen einen, wie mir scheint,
nicht gerechtfertigten Vorwurf von seiten eines meiner sinologischen Fach-
genossen zu verteidigen. Derselbe richtet sich gegen meinen in der »Fest-
schrift fur Adolf Bastian. (Berlin 1896) auf S. 493 — 497, Anm., abge-
druckten Privatbrief an Hrn. Heger und findet sich in dem Artikel meines
Kollegen J. J. M. de Groot in seinem Beitrag zum Jahrgang III dieser Mit-
teilungen, erste Abteilung: «Ostasiatische Studien«, unter dem Titel: -Die
antiken Bronzepauken im Ostindischen Archipel und auf dem Festlande von
Südostasien« (Berlin 1900).'
De Groot sagt (S. 110) mit bezug auf meinen Brief in der » Bastian -
Festsclirift« : «Wir bekommen darin viele Theorien und Ansichten zu hören,
doch leider keinen einzigen Text, der sie stützt.« Kr hat mit dieser Klage
vollkommen recht. Inwieweit jedoch der Artikel »nur ein Kartenhaus* ist,
und wieweit es gerechtfertigt ist, mir das Spielen mit «Seifenblasen, vor-
zuwerfen, mag der Wiederabdruck des fraglichen Briefes mit den chinesi-
schen Belegstellen erklären.
Ich habe in meinem Leben recht viele solcher Briefe geschrieben und
glaube meinen Freunden den Beweis schuldig zu sein, daß ich weit davon
entfernt bin, mir wissenschaftliche Tatsachen aus den Fingern zu saugen,
um mich damit interessant zu machen. Meinen Korrespondenten ist oft
mit der Mitteilung von Stellenmaterial gar nicht gedient; dazu findet sich
auch nicht immer die nötige Zeit, wenn man mit anderen Fragen beschäftigt
ist. Das Verhältnis zwischen Autor und Leser stützt sich in solchen Fällen
auf das Vertrauen, das der letztere der Kompetenz und der wissenschaft-
1 Zuerst in holländischer Sprache unter dem Titel «De antieke Keteltroramen
in den Oost-indischen Archipel en op het vasteland van Zuidoost-Azie« in Verslagen
en Mededeclingen der Kon. Akad. van Wetensch., Afd. Lettcrk., 4, Deel IL
Amsterd. 1898.
Von Friedrich Hirth.
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Hirth: Chinesische Ansichten Ober Bronte trommeln.
201
lichen Ehrlichkeit des Auskunft Gebenden entgegenbringt Ich bedauere,
daß Prot de Groot die mir vorliegenden Quellen nicht gekannt hat; er
hatte sich sonst den Vorwurf der Überstürzung, den ich ihm nur ungern
mache, ersparen können.
Mein in Tschungking, fern im Westen Chinas, infolge einer person-
lichen Anfrage an Hrn. Heger geschriebener Brief ist vom 15. September
1894 1 datiert. Man wolle sich den damaligen Stand der Bronzetronunelfrage
vergegenwärtigen. Die Hegerschen Forschungen lagen selbstverständlich
noch nicht vor; das vorhandene Trommelmaterial war mir nur aus A. B.
Meyers «Altertümer aus dem Ostindischen Archipel- bekannt, denn die
zweite große Arbeit von Meyer und Foy war noch nicht erschienen. Trotz-
dem kann ich mit gutem Gewissen sagen, daß mir schon damals die in-
zwischen veröffentlichte chinesische Literatur über den Gegenstand langst
bekannt war, auch das von de Groot angeführte Material. Er sagt es
ja seihst (S. 78): -Man braucht die chinesische Literatur nicht von Anfang
bis zu Ende zu durchsuchen , um bestimmte Nachrichten ans Licht zu ziehen.
Sie umfaßt Spezialschriften fiber Volker und Länder, über die mannigfach-
sten Gegenstände, sogar Enzyklopädien, die die Quellen, aus denen sie
geschöpft haben, angeben.« Alle diese Hilfsmittel standen auch mir zu
Gebote. Von den bei de Groot angeführten Stellen war mir daher nicht
eine einzige neu. Aber meine Fachgenossen werden sich aus den nach-
folgenden Mitteilungen, die nur einen kleinen Teil meines chinesischen
Materials bilden, überzeugen können, daß ich außerdem doch noch sehr
vieles gelesen hatte, das sich in den bekannten Nachschlagewerken nicht
öndet und deshalb de Groot bei seiner fleißigen Zusammenstellung ent-
gangen war. Es handelt sich dabei weniger um die für die Entstehuugs-
Üieorie wichtige älteste Literatur als um die Schriften chinesischer Gelehrter,
die sich später mit dem Gegenstande beschäftigt haben. Icii glaube in
meinem Briefe diesen Punkt vollkommen genügend betont zu haben, indem
ich die darin behandelte Theorie ausdrücklich als die Ansicht chinesi-
scher Archäologen bezeichnet habe. Diese für die Beurteilung meines
Briefes maßgebende Erklärung ist von de Groot bei seinen Ausführungen
leider übersehen worden.
Mögen die Ansichten der Chinesen über die Entstehung der Bronze-
trommeln noch so töricht sein, so gehören sie doch zu einer vollständigen
Erörterung der Frage, selbst wenn sie nur den Zweck haben sollten, durch
ihre Bekämpfung bestehende Vorurteile zu beseitigen. Hr. Heger hat sich,
vermutlich durch den de Grootsehen Artikel beeinflußt, verleiten lassen,
den Inhalt des seinen Forschungen zuliebe geschriebenen Briefes vollkommen
zu ignorieren. Um so mehr Grund, ihn noch einmal mit allen seinen
durch den damaligen Stand der Forschung begründeten Fehlern, aber
durch Belegstellen unterstützt, in Erinnerung zu bringen. Ich muß ge-
stehen, daß mir das Wiederauffinden aller dieser Stellen jetzt nach zehn
Jahren viel Mühe gemacht hat, die ich mir gern erspart hätte, wenn mir
1 In der Bastian -Festschrift durch Druck- oder Schreibfehler «1895-.
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202
Hirth: Chinesische Ansichten Aber Bronzetromineln.
meine Freunde in Leiden und in Wien mit dem Vertrauen entgegen-
gekommen wären, das ich beanspruchen zu können glaube.
In meinem Artikel über »Die Insel Hainan nach Chau Ju-kua« sagte
ich bezüglich der eingeborenen Stämme auf S. 492 der » Bastian- Festschrift« :
• Hervorragende Eingeborene gießen Bronzepauken und hängen sie,
sobald sie fertig sind, in ihren Häusern auf. Sie schlagen diese Pauken
an, um ihre Stammesgenossen zur Stelle zu rufen.«
Dazu machte ich, mehr zum Vergnügen des Jubilars, dem die Fest-
schrift galt, als zur Begutachtung meiner Fachgenossen, die folgende, hier
durch Mitteilung der Belegstellen erweiterte Anmerkung.1
«Die Bronzepauke, die heute zu den interessantesten Altertümern Süd- und
Westchinas sowie der hinterindischen Halbinsel gehört, ist vermutlich ursprünglich
ein Erzeugnis chinesischen Gewerbfleißes, dessen Herstellung erst später von den
Völkern der Halbinsel erlernt wurde.«
Dieser Ansicht neige ich mich auch jetzt noch zu. trotzdem ich zu-
geben muß, daß die Frage noch nicht spruchreif ist. Für spruchreif sollen
wir sie wenigstens deshalb vorläufig nicht erklären, weil wir noch lange
nicht alles gebort, was die Chinesen darüber zu sagen haben. Ich meine
damit nicht nur die von den Bronzetrommeln handelnden Stellen, sondern
vor allen Dingen die erklärende Literatur.
• Ich hoffe, darauf an anderer Stelle zurückzukommen und will hier nur kurz
die Ansicht mitteilen, die ich mir auf Grund chinesischer Aufzeichnungen gebildet
habe, muß aber hinzufügen, daß ich von den vorhandenen Fundstücken nur wenige
gesehen habe und daß deshalb meine jetzige Ansicht immer nur eine einseitig auf
Literatur begründete sein kann. Ich .schrieb darüber am 15. September 1891 von Tschung-
king aus an Hrn. Kustos Franz lieber in Wien, der mir die Abbildungen von drei
Brouzepauken der Wiener Sammlung hatte zukommen lassen, wie folgt:
«Dies ist nun zwar kaum genügend, um eine Ansicht über die Bedeutung der
Ornamente auszusprechen, da den aus dem wenigen Gesehenen zu ziehenden Schlüssen
möglicherweise von dem widersprochen wird, was mir nicht zugänglich ist, und dies
ist vermutlich der bei weitem größte Teil alles bisher Gefundenen. Auf der anderen
Seite habe ich so ziemlich alles gelesen, waa die Chinesen über den Gegenstand ge-
schrieben haben.« >
Ich will diese unsokratische Bemerkung, über die de Groot angesichts
des, wie er glaubt, von mir konstruierten »Kartenhauses« sein Befremden
ausdrückt, damit entschuldigen, daß ich von chinesischen Bronzetexten
mindestens so viel wie er, und, wie der Leser sogleich sehen wird, noch
etwas mehr gelesen hatte, namentlich mit Bezug auf die keineswegs spär-
liche archäologische Literatur der Neuzeit.
• Auf Grund meiner Lektüre nun hatte ich mir eine Theorie gebildet, die ge-
wissermaßen die Ansicht chinesischer Archäologen bildet, die ich am liebsten für
mich behalten möchte, bis ich etwas mehr über die Funde, besonders die auch auf
luYhtchinesischcni Gebiete gemachten, gelernt habe. Wenn ich trotzdem aus der Schule
plaudere, so hoffe ich, daß Sie mich nicht für voreilig halten. Meine jetzige An-
sicht ist zunächst einseitig und lediglich auf Literaturnachweise gegründet; ich weiß
zu gut aus Erfahrung, daß man so gewonnene Ansichten nur zu oft stark verändert,
1 Nach der «Bastian-Festschrift- in kleinerer (Petit-) Schrift wiedergegeben.
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Hibth. Chinesische Ansichten über Bronzctrommeln. 203
ja ganz aufgibt , nachdem man den aus der Literatur gewonnenen Eindruck mit der
vorhandenen 'Wirklichkeit verglichen hat. Nehmen Sie daher, bitte, an, daß nicht
ich, der vorsichtige Sinolog, es bin, der keine Übersetzung für abgeschlossen erklärt,
bis er nicht über das Gegenständliche vollständig im klaren ist, sondern der chinesi-
sche Archäolog (von mir auf Grund der Sachunkenntnis möglicherweise noch miß-
verstanden), der Ihnen die folgende Theorie zur Prüfung übergibt..
• Die Fundorte, an denen laut chinesischer Aufzeichnungen Bronzctrommeln
dieser Art entdeckt worden sind , gehören in das Gebiet der Völkerschaften , die von
den Chinesen unter dem Namen Man ausfuhrlich beschrieben werden. Die Man
waren die Ureinwohner der südwestlichen Provinzen Chinas und eines Teiles der
liiutcrindischen Halbinsel. China fing in den letzten Jahrhunderten der vorchrist-
lichen Zeit an, sich für diese südwestlichen Barbaren (si- nan- man) zu interessieren.
Unter den Ts'in wurden in den an den Busen von Tung- king angrenzenden iJtudcrn
Fürstentümer gegründet. Ein chinesischer Satrap namens Tschau To (S. Mayers,
Chinese Reader's Manual, S. 57) fiel vom Reiche ab und gründete das Königreich
Nan-yüe, das wiederum vom General Lu Po-tö (Mayers, S. 138) seiner Selb-
ständigkeit beraubt und China zugeführt wurde. In den heutigen Provinzen Kuang-
tung und Kuang-si wurde dadurch sicher ein großer Teil der alten Kultur (oder
Unkultur) der Man mit chinesischen Elementen verquickt. Dennoch müssen wir an-
nehmen, daß das Chinesentum bis ins Mittelalter hinein nur in einzelnen Zentren,
in den Städteu und befestigten Regierungssitzen Wurzel faßte, während in den
weniger zugänglichen Gebirgen mit ihren Engpässen die Urbewohner sich mehr oder
weniger unabhängig behaupteten. Denn wir lesen, daß an Strecken, die heutzutage
zweifelsohne nur von zivilisierten Chinesen bewohnt werden, die Sitten der Man
erst unter den Dynastien Sui und Tang, d. i. vom VI. bis X. Jahrhundert, den chi-
nesischen Platz machten. Die Satrapenherrschaft sowohl wie diejenige des Chinesen
Tschau To hat vermutlich an der Kultur der Man nur wenig verändert. Die erste
vollständige Unterjochung im politischen (wenn auch noch lange nicht im kulturellen)
Sinne wird von den Chinesen selbst erst vom Jahre 41 n. Chr. datiert, als der
General Ma Yüan (A/a, = Pferd) die von zwei Amazonen geführten Annamiten
besirpte. Bei dieser Gelegenheit wurden die Man in den Ländern des Meerbusens
von Tung -king, einschließlich der stamm verwandten Li von Hainau, zur Anerkennung
der chinesischen Überhoheit gezwungen (vgl. Mayers, S. 149), nachdem Ma (der
General -Roß.) schon vorher die T'u-fan an der Grenze von Tibet unterjocht hatte.»
Um das allmähliche Verdrängen der Man- Barbaren aus früheren
Sitzen durch Chinesen nachzuweisen, würde ein großes Stelleninaterinl
erforderlich sein, da man von Provinz zu Provinz die LoUalchroniken zu
zitieren und die Geschichte der Man -Wanderungen in den verschiedenen
Knochen fur die hauptsächlichsten Stämme zu entwickeln hätte. Das
Material ist zweifellos vorhanden, aber es ist für den Sinologen viel leichter
es durchzulesen und sich daraus eine Ansicht zu bilden, als es Satz fur
Satz in guter Übersetzung zu Papier zu bringen. Im großen und ganzen
dürfen wir sagen, daß, soweit sie sieh auf chinesischem Gebiete verfolgen
lassen, die Man von Norden nach Süden gewandert sind, nicht umgekehrt.
Zu den ältesten Zeiten der chinesischen Geschichte saßen sie am mittleren
Yang-tzl in der Gegend des Sees Tung-t'ing, folgten dann den Strom-
läufen der südlichen Zuflüsse des Yang- tzT und gelangten so allmählich in
die südwestlichen Provinzen. Ob sie von dort aus auch die noch süd-
licheren Striche der hinterindischen Halbinsel bevölkert haben, geht aus
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204
Hirtii: Chinesische Ansichten Aber Bronzetrommeln.
den chinesischen Aufzeichnungen nicht hervor. Wenn ich sage, daß die
Herrschaft des Satrapen (Jon Hiau, s. Giles, Biogr. Diet, Nr. 923) und
die des spateren Königs von Nan-yüe, Tschau 'Po, nur wenig an den Sitten
der Man geändert habe, so gehe ich davon aus, daß Tschau Tos Vorgänger
nur kurze Zeit gewirkt hatte, Tschau T'o sich aber mit Händen und Füßen
gegen chinesische Kultureinflusse sträubte, obgleich er selbst geborener
NtmichiDese « g a % +b if- # n m * M ft M
St i % ff "ffe ' Kuang-tung-sin-yü, Kap. 7 S. 8). Er hatte selbst
die Sitten der Man angenommen und wollte seine Untertanen nicht zu
Chinesen machen. Tschau T'o und seine Nachkommen hatten, beinahe das
ganze dritte Jahrhundert v.Chr. ausfüllend, 93 Jahre über die Man inTung-king.
Kuang-tung und Kuang-si geherrscht, als Lu Po-tö, der als chinesischer
General wie Ma Yuan den Titel Fu- po-tsiang-kün (-der die Wogen be-
sänftigende General«) führte, das ganze Gebiet für die Chinesen zurück-
eroberte (III v.Chr.). Die chinesischen Archäologen hätten ja recht gut
die Einführung der Bronzetrommeln irgendeinem der zahlreichen Generäle
chinesischer Herkunft zuschreiben können, die vor Ma Yüan in den Gebieten
der Man etwas zu sagen hatten; es scheint aber, daß keinem derselben eine
besondere zivilisatorische Tätigkeit in bezug auf die Sitten der Man zu-
getraut wird. Dagegen lesen wir von Ma Yüan in seiner Biographie (Höu-
han-schu, Kap. 54, s. in meinem im Anhang mitgeteilten Auszuge die
Stelle 0, daß er in allen Gebieten, die er passierte, Städte gründete, das
Land bewässerte, die Rechtspflege ordnete usw., und daß man seit jener
Zeit in Lo-yüe (d. i. in den Gebieten am Yu-kiang in der Gegend von
Nan-ning-fu und an der Grenze von Tung- king) den Traditionen des
Generals Ma Yüan folgte ( g #J§&;$$n ig
Wenn man nun bedenkt, daß die Chinesen fest daran glauben, daß sieh
im Tempel von Nan-hai (bei Wham poa) eine Bronzetrommel mit einer dem
Stile der Han entsprechenden Inschrift: -Gegossen vom General Fu-p'o
der Han- ( fvg ^ )fo ffi pj\ $|| , Kuang- tung-sin-y ü, Kap. 16
S. 3B und Nan-y üe-pi-ki, Kap. 6 S. 1 B) befindet oder befand , so erklärt
sich daraus, wie ihre Archäologen auf den General Ma Yüan als den
Kulturwohltäter verfallen sind, der den Barbaren von Lo-yüe ihre Bronze-
trommeln stiftete. Dazu kommt, daß nach Ansicht der Chinesen Bronze-
trommelfunde gerade in solchen Gegenden gemacht worden sind, die der
General mit seiner Armee besucht hat. Einer der Gründe, die im Kuang-
tung-sin-yü (Kap. 16 S. 3) zugunsten der Ma YQanschen Theorie ange-
führt werden, würde freilich ebensogut zu jedem anderen Erfinder passen.
Der Verfasser geht davon aus, daß die Bronzetrommel eine Nachahmung der
Felltrommel ist. »Es wird behauptet«, sagt er, -daß in Lei-tschou und Lien-
tschöu bis nach Kiau-tsclu an der Meeresküste bei der feuchten Luft des
Klimas die Felltrommeln nachgeben und ihren Klang verlieren, und so erfand
Fu-p'o die Trommeln aus Bronze, indem er ihnen die Form einer gewöhn-
lichen Trommel gab, nur etwas niedriger und eingezogen, die Seiten wände
reichlich mit Ornamenten bedeckte und oben an acht Ecken sitzende Frosche
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Hirth: Chinesische Ansichten Ober Bronzetrommeln.
20-,
befestigen ließ. Man nannte sie Lo-yüe- Trommeln *(|^ {ff{ |g jfft ^
»Dies ist die erste Hauptunterjochung und die Entstehungsperiode für unsere
Bronzetromnielu , die nicht über die christliche Zeitrechnung, bzw. das Jahr 41 n. Chr.
hinausgehen. Die zweite Epoche der großen Man- Kämpfe fallt in den Anfang des
I1L Jahrhunderts, als der große Nationalheld Tschu-ko Liang (Mayers, S. 28) die
Stimme des äußersten Südwestens (Yilnnati usw.) zur Unterwerfung brachte. Tschu-ko
Listig trug chinesische Waffen vermutlich weit Aber die Grenzen des heutigen China
hinaus; »ein Einfluß erstreckte sich bis in das Gebiet von Birma. In Pagan z. B.
war noch im XII. Jahrhundert ein ihm geweihter Tempel zu finden , wie uns Tschau
Ju-kua berichtet.-
•Die Man kämpften in jenen Zeiten mit bronzenen Waffen, da Kupfer ihnen
das zugänglichste und bequemste Material war.-
Hierzu einige Stellen:
Kuang-tung-sin-yn (HJ}C^i&), KaP- 2' S- 12:
jL«*«ÄXS»»i«»»wttiiÄ**ii4;ii«
<1 [»] JiJ ßSÜf "ln u,,serem Yn« (d- »• in dem Yft^ des
Verfassers, nämlich Kuang-tung im Gegensatz zu Kuang-si) wird nicht viel
Kupfer erzeugt, dagegen ist es allerorten da in Menge zu finden, wo
Fu-p'o [Ma Yfian] seine kupfernen [bronzenen] Gegenstande anfertigte. Ich
bin der Ansicht, daß in alten Zeiten die Man und die Li viel
aus Bronze gefertigte Waffen gebrauchten. Als Fu-p'o [Ma Yuan]
Tung -king besiegte, da mag er ihre sämtlichen Waffen in Empfang genommen
und eingeschmolzen haben, worauf er fünf bronzene Säulen goß, um als Land-
marke für die Grenze der llan zu dienen; ferner machte er fünf Schiffe
aus Bronze und mehrere hundert Bronzetrommeln, die überall in den Ge-
birgen und Flußtälern an verpesteten und unzugänglichen Plätzen als dasllaupt-
werkzeug zur Niederhaltung der Barbaren galten«. Vgl. auch Kap. 16 S. '>.
LiDg-w.i.t.i-ta ($t;jr|.ft g), Kap.7 S. 12:^1 fif|J^£
* g w mwm m mm **i m m z & m mm mm
g stj & is Mb tt r en w m t& » a & m m $ t, ? m m m
■ Die Historiker berichten, daß die Lo-yüe (-Stämme) viel Kupfer und Silber
haben. Im Kiau-tschou-ki wird gesagt: die Bewohner von Yüe gießen
Boote aus Bronze. Im Kuang-tschöu-ki wird gesagt: die Li und die
Linn gießen bronzene Trommeln. Man hört, in Kinu-tschT (Tung- kitig]
und Tschan - tsch'öng [Cochinchina] seien die Wohnhäuser des Fürsten mit
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2(H) Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
bronzenen Dachziegeln bedeckt, woraus man schließen kann, daß es in
jenen südlichen Ländern viel Kupfer gibt. Jetzt findet sich in Yung-tschou
[in der Gegend von Nan-ning-fu] an Kupfer gewiß nicht viel, aber in
einem Dorfe der Man -Barbaren außerhalb der K'i- Dörfer am Yu-kiang
[dem schiffbaren Nebenfluß des Si-kiang, an dem Nan-ning-fu liegt[ findet
sich von selbst hervortretendes Kupfer [oberflächliche Erzlager?], das man
durch mehrere Fuß tiefes Graben im Boden gewinnen kann, weshalb die
Man -Bevölkerung viele kupferne Geräte im Gebrauch hat. Einst war dem
Hofe der Rat unterbreitet worden, man möge mit diesen Artikeln Tausch-
handel treiben, doch berichteten, nachdem Unruhen ausgebrochen waren,
die Mandarinen dieser Provinz, daß dadurch Streitigkeiten an der Grenze
hervorgerufen wurden, weshalb in einer Denkschrift an den Kaiser das
Aufhören [dieses Handels] beantragt wurde.« Vgl. auch Kui-hai-yü-
höng-tschi jiy^ $1)7^)' vom Jahre 1175, S.7, wo die Stelle fiber
das Vorkommen oberflächlicher Kupferlager in Yung-tschou wiederholt
wird. Nach der Eroberung des ehemaligen Königreichs Yüe entstand nach
Ts'ien-han-schu (Kap. 28 B S. 39) lebhafter Handelsverkehr zwischen
China und den südlichen Barbaren. »Da die letzteren am Meere wohnten,
lieferten sie viel Rhino/.eroshörner, Elfenbein , Schildpatt, Perlen, Kupfer.
Früchte und Gewebe, und die chinesischen Kaufleute, die sich in diese
Länder begaben, zogen reichen Gewinn aus diesem Handel, dessen Zentrum
in Canton war.- Wir dürfen annehmen, daß dieser Handelsverkehr noch
unter Wu-ti, d. h. vor dem Anfang des I. Jahrhunderts v. Chr. bestanden hat.
• Nach ihrer Besiegung im Jahre 41 n.Chr. befand sich Ma Yüan im Besitze
einer großen Beute an solchen Bronzewaffen, die er den Man von Tungking, Kuang-
tung und Kuang-si abgenommen hatte. Um nun zu verböten, daß diese für die
Chinesen als Waflfen ungenügenden Schwerter usw. neues Unheil anstifteten, beschloß
MaYüan, sie einschmelzen und umgießen zu lassen. Er schuf damit gewissermaßen
Kriegstrophäen als Denkmäler seiner Macht, die er den unterworfenen Man als
ewiges Memento zurückließ. Er ließ also zunächst fünf riesige Bronzepfosten (t'ung-
tschu) gießen, die an der Grenze von Tung -king aufgestellt wurden, um für ewige
Zeiten die Grenze Chinas zu bezeichnen (vgl. meine Chines. Studien Bd. I, S. 20),
ferner fünf bronzene Schiffe, von denen die Sage viel zu berichten weiß (vermutlich
Bronzeplatten zum Beschlagen der Schiffswände oder sonstige Schiffsteile) , und endlich
mehrere hundert Bronzepauken, die in den verschiedenen Engpässen des Landes
untergebracht wurden, um den Man als Prunkgerät zu dienen. Die Brouzetromiiiel
wurde vermutlich dem Häuptling eines jeden den Chinesen unterworfenen Stammes
übergeben, dem sie als Symbol der ihm von den chinesischen Schutzherren ver-
liehenen Autorität galt. Später mug sich dieser Gedanke verloren haben, so daß
sie überhaupt nur Symbol der Führerschart blieb. Jedenfalls sind Bronzetrommeln
in den Grältern von Man-tsehang, d.i. Häuptlingen der Man, gefunden worden. Die
dem Ma Yüan zugeschriebene Idee, die Waffen seiner wilden Feinde in ein stets
weithin hörbares Erinnerungszeichen ihrer Unterwerfung zu verwandeln, siebt dein
alten Haudegen sehr ähnlieh, der wie kein Zweiter zur Kriegführung mit wildeu
Bergvölkern geschaffen war. Ich zitiere aus meiner im Manuskript vorliegenden
Übersetzung des Tschau Ju-kua.>
• Als Ma Fu-po Hainau zur Ruhe brachte, ließ er sich von den dortigen
Töpfern irdene Gefäße anfertigen, von denen die größeren verschiedene Zentner,
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Hirth: Chinesische Ansichten über Bronze trommeln.
207
die kleineren fünf Scheffel und noch kleinere bis zu zwei oder drei Scheffel Wasser
hielten. Darauf lud er diejenigen Wilden ans dem tiefsten Innern, die sich freiwillig
unterworfen hatten, zu sich ein, um sie mit diesen Gefäßen zu beschenken, die sie
sich nach Belieben selbst auswählen sollten. Auf diese Weise wurde er in den
Stand gesetzt, die Lage ihrer Nester und Hohlen abzuschätzen. Denn die Li nahmen
nur die kleinsten zu zwei oder drei Scheffeln; als man sie aber nach dem Grunde
fragte, gaben sie zur Antwort, sie seien, als man sie rief, von hohen Felsen und
Baumkronen herabgestiegen; die großen Gefäße hätten sie nicht gewagt mitzunehmen,
weil sie fürchten mußten, sie nicht nach Hause schaffen zu können. Durch diese
Antwort erfuhr der General, daß ihre Schlupfwinkel tief im Innern an gefährlichen
und unzugänglichen Stellen zu suchen seien.«
•Sieht nicht dem Manne, der eine solche Kriegslist aushecken konnte, das
Umschmelzen der Waffen in ein Danaergeschenk in Gestalt einer Bronzetrommel,
die dem beschenkten Man -Häuptling stets zurief: -Remember, remember., vollkommen
ähnlich? Daß die Mau Geräte von dieser Vollendung damals selbst zu gießen nicht
imstande waren, darf man dem chinesischen Archäologen gern glauben, der davon
ausgeht, daß die Kunst des Bronzegusses nicht in Hinterindien entstanden, sondern
(selbstverständlich nur auf Ostasien angewendet) zuerst zur Herstellung der klassischen
Bronzen der Dynastien Schang und Tschöu (XVIII. bis III. Jahrhundert v. Chr.) ausgeübt
worden sei. Die ßronzewaffen der Man waren vermutlich weit weniger schwer her-
zustellen. Der Chinese nimmt daher an , daß Ma Yuan die ersten Bronzetrommelu
gegossen, resp. ihre Herstellung unter den Man am Meerbusen von Tungking ein-
geführt hat. Einmal im Besitz einiger Muster und des Geheimnisses der Herstellung,
ist es leicht zu erklären, wie die Man auch später noch und an anderen Orten
ähnliche Bronzen herstellten.«
Wenn ich den Gedanken aussprach, daß die Bronzetrommel den
Häuptlingen unterworfener Stamme als Symbol der vom chinesischen Kaiser
als Schutzherrn verliehenen Autorität übergeben wurde, so stutzte ich mich
auf Berichte, von denen eine ganze Literatur unter dem Titel Ku-tsch'ui,
jjjjr p^, vorliegt und worüber die meisten Enzyklopädien besondere Kapitel
enthalten. Unter Ku-tsch'ui (von ku Trommel und tsch'ui Blasinstrumente)
verstand man ein kleines Militärorchester, worin die mit gewissen .symboli-
schen Emblemen verzierte Felltrommel eine hervorragende Rolle spielte.
Zu diesen Emblemen gehörte z. B. ein Schirm von Reiherfedern. Vgl. den
Ausdruck pai-lu-hu-tscKui, Qj^j|$pft' T'u-schu-tsi-tsch'öng 2U,
Kap. 133, Ki-schl S. 4: -ein Trommelspiel mit Reihern-. In dem zitierten
Kapitel der großen Enzyklopädie findet sich ausführliches Mnterinl über
dieses Orchester, das von Ts'ai Yung (II. Jahrhundert n.Chr.) als «Regitnents-
nmsik- definiert wird: |g ^ Q ^ ^ jfc (S. 1). Im Sui-schu wird
darüber gesagt: fg jf| ig. |£ j£ p£ % \ £ -die Distrikte,
denen die militärische Bewachung der Grenze obliegt, werden mit Trommeln
und Blasinstrumenten und einer Anzahl Musikanten versehen« usw. Je nach
dem Range des Kommandierenden waren die Musikinstrumente rot, grün usw.
von Farbe, und von den Grenzgarnisonen wird gesagt: @1 /»fe *^
ftlMÄgl^IfW^äfilsljSiß. fliehe mit der Be-
wachung der Grenze (Beauftragte) erhielten schwarze Trommeln und schwat ze
Hörner, und die (übrigen) Musikinstrumente hatten sämtlich Bekleidungen
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208 HiBTn: Chinesische Ansichten Ober Bronzetrommeln.
von der Farbe der Trommel«. Ebenda. Diese Musikinstrumente wurden in
den Hallen der Regierungsgebäude aufgestellt (^|J ^ ftf£ j£C $ ?S Ü tft) '
zur Zeit der Han mußten die aus Trommel und Horn, einer kurzen Flöte,
Schellen und Sängern 1 bestehenden Orchester während des Marsches beim
1 Unter nau eine aus Bronze gefertigte Schelle oder Rassel zu
verstehen, wie sie im Po-ku-t'u-lu (Kap. 26, S. 47 ff.) abgebildet und beschrieben
ist. Im Kin-schT-so, Bd. III, werden ebenfalls mehrere Schellen dieser Art er-
örtert und zum Ku-tsch'ui der Han- und WcT- Dynastien gehörend bezeichnet
auch die Abbildungen bei Reinecke, «Über einige Beziehungen der Altertliümcr Chinas
zu denen des skythisch-sihirUchen Völkerkreises., Zeitschr. f. Ethuol. 1897,
S. 151, wo sich ein verwandtes Instrumcut als »skythische Stangenkrönung aus Un-
garn* zum Vergleich herangezogen und abgebildet findet. Alte Originalstücke sind
seit einigen Jahrzehnten in die Museen des Westens gelangt. Nach den Erklärungen
alter chinesischer Wörterbücher wurde das Instrument auf einem Bambusstab be-
festigt und (durch lebhaftes Schwingen) zum Rasseln gebracht -als Abschluß des
Trommelschlags- (g| ft tyj ^ ffi Pj| £ j# |g , K'ang-hi, vgl. auch
Biot, Le Tschcou-Ü Bd. II, S. 170, Amn. 2).
Cher ko (^) vgl. T'ang-schu Kap. 48, S. 9: g£ J# y/j \^
^r^|» •Trommeln und Hörner, um den Gesang der Chorknaben zu begleiten..
Die uns im Höu-han-schu (Kap 1 1H , S. 23ff.) in chinesischer Ubersetzung auf-
bewahrten Proben dieser augenscheinlich zur Hebung des Patriotismus unter den
Barbaren von den Chinesen seihst erfundenen Gesangstexte zeigen, welche Mühe
man sich zur Zeit des Ma Yuan mit der Erziehung der Neuunterjochten gab. Der
berühmte Dichter Liu Liu-tschöu )]\), der die letzten Jahre seines Lebens
in der Verbannung als Gouverneur der von unseren Barbaren bevölkerten Provinz
Kuang-si veibrachte, schrieb eine Serie von zwölf Ku-tsch'ui -Gesäugen, die unter
den T'ang-schl Jjf KoP* 13, S- 14 ^ a,,gedruckt 8',nd- In iev Einleitung
rechtfertigt er die Bearbeitung dieser Gesänge, indem er sagt: »die verschiedenen
Dynastien seit den Han und WeT hatten ihre Texte für das Trommelspiel mit Schelle
und Gesang, nur für die Tang- Dynastie gibt es noch keine- ( )^ |^Jl "f^
W H ^ Wl vfc ppJ pf£ IS ® M W )• Dio von ihm gedichtctc"' sind »"* B<-
nutzung der von der Han- und nachfolgenden Dynastien her aufbewahrten Texte
bearbeitet. Der zwölfte Text bezieht sich auf die Man- Barbaren. Das Gedicht
schließt mit den Worten:
• Das weite Gebiet, besänftigt ist's in allen Meeren,
denn überall ist man vertraut mit den Sitten des Kaiserreichs,
Beim Schall der Lieder, der Tanzrasscl und der Trommel
möge unser Führer stark sein!-
Dies ist der Geist, der aus der ganzen Ku-tsch'ui - Literatur spricht. Gesang und
Tanz, Rass.-l und Trommel, alles nach chinesischem Geschmack zugeschnitten wie
die glatten Verse des Liu Liu-tschöu, den Barbaren als Zeichen der kaiserlichen
Gnade geschenkt, und doch auch ein Donkzeichcn ihrer Abhängigkeit!
Darf man sich unter diesen Umständen wundern, wenn die chinesischen
Archäologen der Neuzeit auf den Gedanken verfallen sind, daß die Bronzetrommel
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Hiitm: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
209
zu Pferde aufspielen, was man Ku-tsch'ui nannte (]^| ^ jjj
m m m ^ w * * # ± « S6g « * a £ » *> ««•
Militärorchester wurden vom Kaiser als Anerkennung des Verdienstes vvx-
liehen(g|U|i^J^^^^ S.3B). Die Abteilung Ki-sc In der großen
Enzyklopädie (Sekt. 29, Kap. 133) nennt eine ganze Reibe von Fallen, in
denen Generale und andere hohe Würdenträger mit dieser Janitscharenmnsik
beglückt wurden; aber auch Fremden wurde sie zuteil, so zur Zeit der
Han einem Fürsten des Landes Fu-yü (^^)» der den chinesischen Hof
besucht hatte. Daß das Ku-tsch'ui in den früheren Zeiten nur als eine
Auszeichnung vom Kaiser verliehen und nicht etwa von reichen Leuten zur
Vennehrung ihres häuslichen Luxus geführt werden konnte, wird an einer
dem Kiang-ning-fu-tschi 5|£ Jfö J^j entlehnten Stelle ausdrücklich
•das militärische Trommelspiel wagten vor der Zeit der Sui und der T*ang
auch die höchsten Beamten nicht zu gebrauchen, wenn es ihnen nicht durch
kaiserliche Gnade verliehen war« (Tsa-lu S. 2B).
Die obigen Stellen sind der großen Enzyklopädie entlehnt, wo sich
noch eine Fülle ausfuhrlichen Materials über den Gebrauch des Trommel-
spiels findet. Aus einer dieser Stellen hatten wir ersehen, daß die mit der
Verleihung einer solchen Militärtrommel mit Zubehör verbundene kaiser-
liche Gnade auch auf einen fremden, zu China im Tributverhältnis stehenden
Fürsten ausgedehnt wurde. Der Fürst von Fu-yü, der periodisch Gesandte
an den Hof schickte (T'u-schu-tsi-tsch'ong 8, Kap. 32, S. I ff.), erhielt
diese Auszeichnung im Jahre 136 n. Chr. Trommel und Musikinstru-
mente wurden in diesem Falle dem Vasallen zugeschickt, augenscheinlich
als Anerkennung des Verdienstes, das in seiner Unterwürfigkeit bestand.
Ähnlich wurden auch die Häuptlinge der Man - Barbai en an der Südwest-
grenze behandelt. Die Übersendung von Trommelspielen erfolgte in der
Absicht, die Barbaren mit dem nötigen Respekt vor dem Ansehen der
Militärverwaltung zu erfüllen (J^lJl^@l}- Wir besitzen dafür ein
Zeugnis in der nur in wenigen Bruchstücken erhaltenen «Geschichte von
Kiau und Kuang«, d.i. der südwestlichen Grenzgebiete, dem Kiau-kunng-
tscb/un-ts'iu (^g^|^C) von Wang Fan (£$g), Magistrat in
Canton, der (nach einer Scholie zu San-kuo-tschi: Wu-tsehi Kap. 1,
'S. 15 der Palastausgabe) dieses Werk dem Kaiser im Jahre 287 n. Chr.
vorlegte. Die Stelle findet sich in einer Scholie zu Hou-han-schu,
K.p.33, S.17, und lautet: $g # + £ ^ # ß f& S3 # JiJ ffl
aa«i*##-fc«itft»i!fcjäa«gi. ■'■» m™ 210
n. Chr., als der Sitz der Regierung nach Fan-yü-hien (Canton) verlegt
wurde, erschien ein Kabinettsbefehl, wonach wegen der großen Entfernung
irar eine Nachahmung der alten Felltrommel ist, die den Fürsten und Häuptlingen
der Barbaren zugleich mit den übrigen Zutaten des Ku-tsch'ui von den Generälen
des Kaisers (Ma Yüan und Tschu-ko Liatig) als Emblem ihrer Würde und ihrer
*ooa Sohn de* Himmels verlieheneu Autorität zurückgelassen wurde?
Kit. d. Sem. f. Orient Sprachen. 1804. I. Abt. 1 4
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210
Hirtü: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
der Grenzgebiete der Provinz Autoritätsarkunden zu übersenden und die
sieben Fürstentümer (des Bezirks Kiau-tschöu an der Grenze von Tung-king)
sämtlich mit Ku-tsch'ui, oder Trommelspielen, zu versehen waren, um
Respekt vor Oberhoheit und Militärverwaltung einzuflößen-. Vgl. auch die
Stelle Tsin-schu, Kap. 1T>, S. 16, wonach den Trommelspielen noch »die
neun kaiserlichen Geschenke und die sechs Ilofpantomimen hinzugefügt
wurden. ^ jL§&^\ Wer die chinesische Theorie von
der Einführung der Bronzetrommeln durch den General Ma Yüan kennen
lernen will, wird nicht umhin können, auch über die »neun Geschenke«
und die »sechs Pantomimen« eingehende Studien zu machen.
Wir sehen aus diesen und vielen anderen Stellen, daß die Trommel
in Verbindung mit Hörnern, Flöten, Sängern, Tänzern usw. die Aufgabe
erfüllte, die naiven Gemuter der Batbaren mit Respekt vor der chinesischen
Zivilisation zu erfüllen, wie ein Dichter mit Bezug auf eine Grenzgesaadt-
schaft des Kaisers Ming- huang- ti (Pien-tzi-lei-pien, Kap. 1Ö8, S. 10)
sagt: ^p^^^^, .das Trommelspiel erfüllt die Barbaren mit Re-
spekt.- Namentlich Trommel und Horn gehören zusammen; sie werden
auch von den Barbaren als Zeichen der Autorität angesehen, wie im T'ung-
tien (Kap. 187, S. 10 B) angedeutet wird: £E ^ ^ 5$ $ —
ÄT^ÖBfcS^' 'jeder Fr,rst der Liau- Barbaren besitzt eine
Trommel und ein Horn, die er von seinen Söhnen und jüngeren Brüdern
persönlich anschlagen und blasen läßt.« Vgl. d' Hervey de St. -Denis,
Ma-touan-lin IL, Meridionaux, S. 107: -Les petits chefs se font preceder
d'un tambour et de deux cornets, generaleinent confies a leurs propres
enfants.«
Kin Blasinstrument wird nun nach alter chinesischer Sitte auch bei
den entfernteren Barbaren des Südens mit der Trommel gepaart; hier aber
nicht mit der Felltrommel, wie sie in der trockenen Luft der nördlicheren
Gegenden angebracht ist, sondern mit der dem feuchten Klima des Südens
besseren Widerstand leistenden Metalltrommel. Das Blasinstrument aber ist
die Muscheltrompete (yü-lo , wörtlich: die Nephritmuscbel), die
in der de Grootschen Übersetzung (S. 83: »eine mit jaspisartigen Muscheln
verzierte Pauke-) leider verloren gegangen ist. Daß es sich dabei um ein
von der Trommel zu trennendes Instrument handelt, geht aus einer Dichter-
stelle hervor, die auf den bei de Groot mitgeteilten Auszug anspielt. Uber
die im Jahre 801 n. Chr. erfolgte Widmung musikalischer Instrumente
aus dem Lande P'iau (i§P» cantonesisch Piü, vielleicht eine unvollkommene
Transkription für Pegü, den Namen des Landes im Delta des Irawaddy)
ergeht sieh Po Kü-i (772 — 846 n. (Mir.) in einer poetischen Schilde-
rung, in der die Stelle vorkommt: — • jjfä: i§ ig£ — Ig
a£ J^p . »sobald die Nephritmuschel geblasen wird, erheben sich die
Haarschöp6geu; sobald die Bronzetrommel angeschlagen wird, fangen die
Tätowierten an zu hüpfen«. Die Erwähnung der «Tätowierten« in dieser
Schilderung eines Nationaltanzes hiuterindischer Barbaren erinnert an eine
Stelle des Ling- wai-tai-ta (Kap. 2, S. 6), wonach die Barbaren in Annam
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Hirth: Chinesische Ansichten Ober Bronzetroninieln.
211
•mit Ornamenten tätowiert waren, die den Inschriften (Eingravierungen,
k'uan-schT) auf den Bronzepauken glichen- % J|> g£ »
Nach dein großen Musikkapitel des T'ang-schu (Kap. 22, S. 8) be-
stand das vom Fürsten von Kiau dem chinesischen Hofe zugesandte
Orchester aus 22 verschiedenen Instrumenten , in denen acht Materien
der Musik (Metall, Muschel, Seide, Bambus, Kürbis, Fell, Elfenbein und
Horn) vertreten waren.'
Im T'ung-tien (Kap. 184 S. 6) wird nun unmittelbar im Anschluß
an die Erwähnung des Generals Ma Yuan und seiner Organisation der Bar-
barenstämme an der Grenze von Tung- king, die bis zum Ende der Dynastie
unter Hicn-ti zur Errichtung der Provinz Kiau - tschou führte, gesagt:
-Für die Grenzprovinz wurde vom Kaiser befohlen, daß Gesandte,
mit Autoritätsurkunden versehen, geschickt werden und daß ihr Ku-tsch'ui
(Trommelspiele) zu geben seien, um Respekt vor Oberhoheit und Militär-
verwaltung eiuzuilößen , und dnß die neun kaiserlichen Geschenke und die
sechs Hofpantoinimen hinzuzufügen seien.«
Die »neun kaiserlichen Geschenke« (hiu-si,^ bestanden aus
folgenden Ehrengaben: 1. Wagen und Pferden, 2. Uniformen, 3. Musik-
instrumenten, 4. roten Türen (tecÄu-A«, jj^ , als Emblem derMandarinen-
1 Über eine verwandte Sitte berichtet das K'i-man-ts'ung-siau ( ^|
^, T'u-schu-tsi-tsch'öng 6, Kap. 1270, tsa-lu S. 2). «In den Dörfern
der K'i-man (am Yüan-kiang in Hu -nan) werden Bronzetrommeln mehr geliebt als
(iold und Edelstein. Man drückt daher die Muster dieser Trommeln auf Schnitz-
blöcke von Wachs und bedruckt damit Zeugstoffc, die zum Färben in das Indigo-
faß getaucht werden. Man nennt diese Stoffe tirn-ia-man («mit Wachs betupfte
EP*AR*tÄJfe*lffi*tö-
' Noch sehr viel ausfuhrlicher ist die Schilderung der Nationalkapelle des
Landes Iyian mit allen dazu gehörigen Instrumenten, Pantomimen usw., im Kiu-
t'ang-schu, Kap. 222B, S. 9 ff. Wir befinden uns hier auf einem Grenzgebiete
zwischen indischen und chinesischen Einflössen. Eingehendes Studium dieses ganzen
Kapitels könnte möglicherweise zum Verständnis der Bronzctrommelornamentik
beitragen. Wenn die chinesischen Archäologen der Neuzeit die Hronzctrommel als
eine 0 bertragung der ursprünglichen Felltrommel der Hau -Dynastie auf das starre
Metall ansehen, so daß die Keime der Ornamentik in den Emblemen der altehiuesi-
»chen Felltrommel zu suchen wären, über die wir leider nur mangelhaft unterrichtet
sind, so finden wir hier Andeutungen über die Ornamentik der Felltrommel in
Hinterindien. Unter den zahlreichen geschilderten Musikinstrumenten des Landes
P'iau werden auch zwei große Trommeln erwähnt von der Form eines Weinzubers,
zwei Fuß hoch, oben breiter als unten, mit Trommelfell aus Sehlungenhaut, jedoch
wie die Bronzetrommel , unten offen. Von diesen Trommeln wird gesagt : -sie waren
auf allen Seiten mit Musikanten des Landes PMau bemalt, die «chöng (Orgelttöten)
und Trommeln in den Händen hielten- ( [Jt| jfj Ig? [r|] X f£ ^ffc
14»
212
Hibth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
wurde), 5. na-pi (?), 6. hundert Leibgardisten, 7. Streitäxten, 8. Pfeil und
Bogen, 9. Hirsenwein zum Opfern (s. ad vocem yjfj^p, Ts'ien-han-schu,
Kap. 6 S. 8B). Die »sechs Hofpantomimen- liu-i) wurden von
sechs Gruppen geschulter Tänzer gebildet (P'eT-wön-yün-fu, Kap. 93 B,
S. 170).
Alle diese Symbole als Träger der chinesischen Zivilisation mögen
erst nach MaYüan nach Tung -king geschickt worden sein. Was aber aus
der ganzen Literatur Tiber diesen Gegenstand hervorgeht, ist daß zu
Ma Yüans Zeiten die Gepflogenheit bestand, den Fürsten und Fuhrern
unterjochter Stämme gewisse symbolische Geschenke zu hinterlassen, unter
andern das Ku-tsch'ui, wozu auch die Trommel gehörte.
Herr de Groot ubersieht in seinen Ausfuhrungen Ober meinen Bronze-
trommelbrief, daß ich zunächst nicht die meinigen, sondern nur die
chinesischen Anschauungen wiedergebe. Selbstverständlich geht damit
Hand in Hand das Bestreben meinerseits, diese Anschauungen durch
andere aus der chinesischen Literatur bekannte Tatsachen zu begründen.
Gegengründe sollen und müssen natürlich auch geltend gemacht werden,
jedoch nicht ohne daß wir uns redlich bemühen , die chinesischen Theorien
nicht nur kennen zu lernen, sondern auch in ihrem Zusammenhang mit der
Literatur zu verstehen. De Groot sagt (S. 112): »Ebensowenig ist es uns
möglich, der Behauptung beizutreten, die Hirth den chinesischen Archäo-
logen zuschreibt1, daß die Man nicht imstande gewesen wären, Bronze-
1 Zu der «Behauptung, die Hirth den chinesischen Archäologen zuschreibt«,
fuge ich die Stelle Kuang-tung-sin-y ü, Kap. 16 S. 3B: j£ 0 jflSj ö]
w u a m * m m & z % m g * m m m & m ä m *?
fr ik ik Hü m £ W m m $ * & & ±t ^ i# im m $k fln m
m £ ± # tü m * w m Ä ft m m i % ik m m w. m m
sagen: Nach dem Tschöu-li unter dem Ressort des Ssi-t'u (= Siau-ssl-t'u, «sous-
directeur des multitudes. , Biot I p. 220) stehen die ku~jÖn («officiers des tambours.,
BiotS. 2ü4), denen die Verwaltung der mit den sechs Trommelarten und den vier
Metallen zusammenhängenden Geschürte untersteht; und wenn der Ssi-ma (-grand
commandant des chevaux«, BiotS. 1G2) seine große Truppeninspektion abhält, dann
richten sich seine Offiziere im Sitzenbleiben und Exerzieren nach (den Signalen) der
Trommel, der Handglocke, Schelle und Handpauke. Deshalb gehören die aus
Bronze gebildeten Trommeln zu den musikalischen Instrumenten der Armee. Ich
bin der Ansicht, daß zur Zeit der Han die Form dieser Instrumente sich erhalten
hatte und daß deshalb Fu-p'o (Ma Yflan) sie goß, um sie bei den südwestlichen
Barbaren in großer Menge zu hinterlassen. Ihrer Gestalt nach sind sie wie yau-ku
(-Seitentrommeln«) , nur ist der Nabel des Gesichts (der Mittelstem) kantig. Unter
den im Tempel (Nan -hai -miau bei Whampoa) aufbewahrten Exemplaren ist eine
Trommel mit der Inschrift: »Gegossen vom General Fu -p'o der Han«, und zwar ist
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Hirtb: Chinesische Ansichten über Bronzetromineln.
21:1
pauken zu machen, weil die Kunst des Bronzegusses in Ostasien zuerst
zwischen dem XVIII. und III. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, und
zwar zur Anfertigung der klassischen Bronzen der Dynastien von Schang und
Tschou ausgeübt wurde.« Kr wirft mir im Zusammenhang damit den
Widerspruch vor, der in der Annahme der Herstellung bronzener Waffen
bei den Barbaren liege, indem er sagt: »Was soll man nun aber erst zu
der Erklärung sagen, daß Waffen leichter zu verfertigen wären? Sie ist
doch wahrlich allzu gesucht.« Ob wohl der Schreiber dieses Satzes je
eine dem chinesischen Kulturkreis entstammende Bronzewaffe, wie z. B.
das bei Reinecke (Zeitschr. f. Ethnologie, 1897, S. 154) abgebildete
Kurzschwert, mit den fein ornamentierten Bronzetrommeln irgendeiner
der bekannten Typen verglichen hat? Zwischen jenem primitiven Bronze-
guß, der es nur auf Waffen und Geräte der gröbsten Art abgesehen hat,
und der Herstellung einer Bronzetrommel scheint mir doch ein großer
Unterschied zu bestehen. Daß den Man -Barbaren der Bronzeguß über-
haupt fremd gewesen sei, habe ich nirgends behauptet; nur die feinere
Technik im Zusammenhang mit vollendeter ornamentaler Ausfüllung des
Raumes müssen sie einer höheren Kultur entlehnt haben, mag es sich um
die indische oder die chinesische handeln; denn dies scheinen immerhin die
hauptsächlichsten Urquellen aller Kunst in Ostasien zu sein, insofern sie
sich nicht auf die primitivsten Formen beschränkt. Wir wissen ja aus der
chinesischen Literatur, daß die Man im Besitze selbst erzeugter Bronze-
geräte waren. Die darüber vorliegenden Nachrichten sind jedoch sehr
spärlich und verhältnismäßig späten Ursprungs. In den beiden H an -sc hu
habe ich keinerlei Andeutungen über Bronzeguß finden können. Die unter
den Man -Barbaren sehr verbreiteten Liau- Stämme »gössen bronzene Gefäße
mit weiter Öffnung und bauchig, die man T'ung-t&'uan , d. h. Bronzekoeher,
nannte; da sie dunn und nicht schwer waren, erhitzten sich die Speisen da-
ri.idd.t. (mmn^±p%Jä^Qmmmma.uM
Ifcfflh^c)' Diese an verschiedenen Orten wiederholte Stelle findet sieh
augenscheinlich zuerst im Wel-schu (Kap. 101 S. 24), bezieht sich daher
erst auf die Zeit der .Toba (386 — 535 n. Chr.).
Ob die Man -Barbaren zur Zeit Ma Yüans mit Bronzewaffen kämpften,
wie es der Verfasser des Kuang-tung-sin-y ü vermutet, wer kann das
wissen? Die Chinesen waren ja damals längst im Besitze einer blühenden
Eisenindustrie, die möglicherweise sogar den Weltmarkt beherrschte, wenn
die** Inschrift männlich (d. h. konvex hervorstehend). Alle Inschriften auf Bronze-
gefißen der drei Dynastien (Hia, Schang und Tschou) sind weiblich und ihre
St'hriftzeichen sind konkav; zur Zeit der Ts' in und Han gebrauchte man männliche
Inschriften, deren Schriftzeichen konvex sind. Die männliche Schrift ist leicht herzu-
stellen , die weibliche schwer zu gießen. Es ist daher kein Zweifel , daß es sich um
ein Erzeugnis der Han -Dynastie handelt.« Der technische Unterschied zwischen so-
genannten «männlichen, und -weiblichen- Inschriften findet sich in dem bekannten
Werke der Mongolenzeit, dem Tschö-köng-lu(|g Kap. 17 S. 3), in
ähnliche» Worten auseinandergesetzt.
214
HiRTii: Chinesische Ansichten fiber Bronzetrommeln.
es die Erzeugnisse Nordchiiias sind, von denen Plinius (XXXIV, 14 (41),
Mo) sagt: »ex omnibus autem generibtis palma Serico ferro est Seres
hoc cum vestibus suis pellibusque mittunt« (s. mein -China and the Roman
Orient- S. 225, Anm. 2). Ich zitiere dieses im Jahre 1885 erschienene
Werk, um zu zeigen, daß ich schon vor zwanzig Jahren die Frage der
Kisenerzeugung unter den Han angestreift habe. Der Verfasser des Kuang-
tung-sin-yü wußte in diesen Dingen als ein in der Literatur seiner
Heimat wohl belesener Gelehrter so gut Bescheid wie irgendeiner unter
uns fremden Sinologen. Wenn er trotzdem annimmt, daß Ma Yuan in den
versteckten Gebirgstälern der Man noch Bronzewaffen vorfand, so muß er
seine Gründe gehabt haben. Ich selbst will ihm dabei weder recht, noch
unrecht geben. Wenn ich es jedoch unternehme, die chinesischen An-
schauungen, so wie sie sind, zu schiltlern, so fühle ich mich versucht, ge-
wissermaßen die Rolle des Advokaten zu übernehmen, der die Gründe auf-
sucht, die zur Verteidigung seines Klienten beitragen, mag dieser schließ-
lich den Prozeß gewinnen oder nicht. Ich führe daher in dieser Frage
folgendes als zugunsten unseres chinesischen Archäologen sprechend an.
Die berühmte Eisenindustrie der alten Chinesen hatte ihren Sitz im
Norden, und zwar als Monopol der Regierung; doch müssen im Süden
Bronzewaffen noch jahrhundertelang im Gebrauch gewesen sein, als im
Norden nur noch in Eisen gearbeitet wurde. Als um das Jahr 225 n. Chr.
vergebliche Nachforschungen nach dem Grabe des Königs von Nan-yüe,
Tschau T'o, angestellt wurdet! , fand man wenigstens das Grab eines seiner
Nachfolger, des Königs Tschau Ying-tsi, der nach einem ausschweifenden
Leben im Jahre 113 v. Chr. gestorben war (Sclu-ki Kap. 113, S. 4B; vgl.
de Mailla, Hist, de la Chine Bd. III, S. 55). Der Kaiser des Staates
Wu, der dem Süden Chinas entsprach, Sun K'üan, derselbe Monarch, dem
sich im Jahre 226 n. Chr. ein römischer Untertan aus dem Lande Ta-ts in
vorstellte (s. China and the Roman Orient S. 304 ff.), hatte gehört,
daß Tschau T'o wertvolle Schätze mit in sein Grab genommen habe, und
beauftragte daher den Verwalter der Provinz Kiau -tschöu (Tung -king, mit
Sitz in Canton) namens Wu K'i, das alte Königsgrab zu suchen. Dies
geschah mit dem Ergebnis, daß man auf das Grab des genannten Nach-
folgers stieß. Unter den Fundstücken werden erwähnt: Nephritsiegel,
goldene Petschafte und Bronzeschwerter ( ^ Hl ® ^ ■§ ^
sch u-tsi-tsch'öng ti, Kap. 1313, hui-k'au 15, S.8B; vgl. das Kapitel
Ober das Grab des Tschau T'o im Kuang-tung-sin-yü Kap. 19, S. 3,
wo noch verschiedene, auch in den Zitaten der Enzyklopädien erwähnte
Gegenstände genannt werden). Nach einer Zusammenstellung des T'u-
schu-tsi-tsch'ong (27, Kap. 341, ki-schi S. 2) ließ schon Sclu-huang- ti
bronzene Waffen sammeln, um daraus Kolossalfiguren gießen zu lassen, die
im Jahre 209 v. Chr. aufgestellt wurden (nach Sclu-ki Kap. t», S. 12:
is: % t ä m t % m m m ^ » i % ^ a + - s # f «
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Hurra: Chinesisch© Ansichten über Bronzctrommeln.
215
B S 4* ' Vgl* auC^ ^e verscl"e^enen Scholien zu dieser Stelle). Dies
ist der sicherste Beleg fur den Übergang der Bronzezeit in die Periode des
Eisens, fur den sich spharfe Grenzen in China so wenig feststellen lassen
wie bei uns. Was wir aus der chinesischen Literatur über die prähistori-
schen Kulturepochen erfahren, bezieht sich selbstverständlich auf die eigent-
liche chinesische Kultur im Norden des Reiches. Wir dürfen dabei nicht
vergessen, daß die Grenze von Tung-king, um die es sich zur Zeit des
Generals Ma Yuan handelt, von den Ufern des Huang -ho so weit entfernt
ist wie die Küsten der Nord- und Ostsee von Rom, und daß wir auch im
Osten Asiens keine schnellere Ausbreitung der Elemente einer höheren
Zivilisation voraussetzen dürfen, als wir dies bei gleicher Entfernung in
Europa erwarten würden. In Europa kam die Kultur aus dem Süden. Die
Datierung der Eisenzeit ist deshalb im Süden derjenigen des Nordens um
Jahrhunderte voraus. In China war es umgekehrt. Hier sehen wir die
nördlichen Provinzen zuerst im Besitze des Eisens, das sie vermutlich durch
türkische Völker kennen lernten. Wie lange es dauerte, bis auch die
Grenzbarbaren im Süden so weit waren, wissen wir nicht. Für das eigent-
liche chinesische Kulturgebiet decken sich ja die Hauptperioden in ihren
großen Zügen mit denen Mittel- und Nordeuropas.
Die alten Chinesen haben verhältnismäßig früh über ihre prähistori-
schen Entwicklungsperioden nachgedacht und aus Gräber- und anderen
Kulturfunden ihre Schlüsse gezogen. Anders kann ich mir wenigstens die
in einem alten Historiker niedergelegten Anschauungen über die Kultur-
epochen nicht erklären. Dieselben finden sich im Texte des Yüe-tsüc-
schu eines Werkes über die Geschichte des Staates Yüe,
das früher einem der bevorzugten Zeitgenossen und Schüler des Konfuzius,
T/I-kung, zugeschrieben wurde, wahrscheinlich jedoch mit allerhand Zu-
sätzen versehen, im Jahre 52 n. Chr. in seiner späteren Gestalt redigiert
wurde (s. den großen Katalog der Kaiserlichen Bibliothek in Peking Kap. (>(>,
S. 3 ff ). Die genaue Zeitbestimmung beruht auf einer am Ende des zweiten
Buches vorkommenden Bemerkung, wonach von der Zeit, in der der König
Kdu Tsien (Giles, ßiogr. Diet. Nr. 982) nach Lang-ye verzog, bis zum
28. Jahre der Kien- wu- Periode 567 Jahre verflossen seien. Immerhin ist
es wahrscheinlich, daß der Verfasser zeitgenössische Aufzeichnungen vor
sich gehabt hat, so daß uns die Wahl freisteht, ob wir die darin ausge-
sprochenen Ansichten dem V. Jahrhundert v. Chr. oder dem I. Jahrhundert
n. Chr. zuschreiben wollen. Die im 1 1. Buche enthaltene Weisheit über alte
Wunderschwerter ist zwar eitel Legende; uns interessiert nur die Antwort,
die ein Schwertsachverständiger namens Föug-hu (Jj^ fiB -^p) dem Fürsten
von Tscli'u ( ^ ^) gab, als dieser seine Verwunderung darüber aussprach,
daß auch ein eisernes Schwert die Wunder tun könne, wie sie gewissen
altberühmten Bronzeschwertern zugeschrieben werden. Der Philosoph ant-
wortete: »Das wird so durch die jeweilige Zeit erzeugt«, [fjp ^
; »in den Zeiten des Hien-yüan, des Schön-nung und des Ho - sü
216 Hurra: Chinesische Ansichten fiber Bronzetrommeln.
wurden Waffen aus Stein gefertigt-, ff ^ "5 # ff ^ B# W 5
»man zerspaltete Baumholz und machte Paläste und Häuser; die
Toten wurden von Drachen geborgen, denn Gott der Herr hatte es so ge-
Zeit des Uuang-ti wurden Waffen aus Nephrit gefertigt, um Baumholz zu
fällen zun' Häuserbau und in die Erde zu bohren, denn der Nephrit war
auch eine göttliche Materie. . M^lf? Z & Wik
«und da noch der Herr es so
fügte, wurden die Toten von Drachen geborgen-, jlffl §H 't1 13j
^IfäÄfiiMt» "7,,r Zeit der Höhlen des Yü wurden Waffen aus Bronze
(Kupfer) gefertigt, um damit bei I-k'üe in die Erde zu bohren und durch das
Lungtor zu dringen, den Stromlauf des Kiang und des Ho zu regulieren,
die im Osten in das Ostmeer Hießen; als die Welt vollständig im Frieden
und geordnet war, baute er Paläste und Häuser. Wie sollte dies nicht die
Kraft d,S Herrn wi„?. ^ ^ £ |# J# Ä Ä J# 11 fl* f«l iffi S{[
jfcjjr. -In der Jetztzeit machen wir eiserne Waffen, respektvoll
gehorcht man der Militärmacht; wenn man dies im Reiche hört, wird sich
alles unterwerfen. Dies ist auch die göttliche Wirkung der eisernen Waffen-,
Sprache und Gedankengang des geschwätzigen Philosophen entsprechen
recht gut der Zeit, in die das Zwiegespräch verlegt wird, d. h. dein Anfang
des V. Jahrhunderts v. Chr. Was uns daran hauptsächlich interessiert, ist
der Versuch zur Periodeneinteilung. Wir dürfen daraus für das chinesische
Kulturgebiet etwa die folgenden Zeiten abstrahieren.
1. Die Steinzeit als Urzeit, bezeichnet durch die Namen Hien-yüan
(hier nicht wie in der landläufigen Chronologie auf Huang- ti, sondern auf
einen noch vor den Urkaiser Fu-hi verlegten Weltbeherrscher zu beziehen,
also etwa 3000 v. Chr.), Schön -nung (2737— 2705 v.Chr.) und Ho-sü (einen
noch vor dem erstgenannten eingereihten mythischen Herrscher (s. P'el-
wön-yün-fu Kap. 6, S. 98). Steinwaffen, iu diesem Falle Werkzeuge,
werden zum Spalten von Holzblöcken und zum Häuserbau verwendet
Es folgt
2. eine Nephritzeit, von der Zeit des Kaisers Huang -ti (2704 bis
2595, nach den Annalen der Bambusbücher: 2491 — 2389; s. Arendt, Syn-
chron. Regcntentabcllen) bis auf Yü (2205 — 2198, oder 1989—1982).
3. Die Bronzezeit, von Yü bis zur Zeit des Föng-hu-txi, d. i.
vom XXII. oder XX. Jahrhundert bis etwa 500 v. Chr. Von da ab
4. die Eisenzeit
Die Grenzen der Perioden sind natürlich sehr unbestimmt, und die
Chronologie als Grundlage der Geschichte bis herab auf Yü, und vielleicht
noch darüber hinaus, unzuverlässig; doch darf man annehmen, daß der
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UtRTn: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
217
Verfasser mit den Zahlen der seiner Zeit landläufigen Chronologie rechnet.
Die Nephritzeit würde, gewissermaßen unserer neolithischen Periode ent-
sprechend, dem XXVII. bis XXII. oder XX. Jahrhundert angehören. Von
da ab datiert der chinesische Prähistoriker seine Bronzezeit, was durch die
Tatsache unterstützt wird, daß wir den Bronzeguß für kunstvolle Opfer-
gefäße bereits unter der Dynastie Shang, d. i. vor 1122 v.Chr., verwendet
finden und daß jahrhundertelange Kunstübung jenen höheren Leistungen
vorausgegangen sein muß. Es ist charakteristisch und spricht, wenn die
zitierte Rede als Umschrift eines aus der Zeit des Konfuzius stammenden
Textes angesehen werden darf, gegen die Zuverlässigkeit des Yü-kung in
bezug auf Eisen, daß Föng-hu-tzl von diesem Metall zu Yüs Zeiten nichts
zu berichten weiß.
Wenn der Philosoph das Einsetzen der Eisenperiode in seine eigene
Zeit, d. i. etwa das Jahr 500, verlegt j|£ £ |f£ f£ g$ Jfe), so dürfen
wir darunter verstehen, daß man soeben gelernt hatte, eiserne Schwerter
zu schmieden und daß vielleicht Geräte aus Eisen schon längere Zeit im
Gebrauche waren, wie wir aus einer Stelle des Philosophen und Statistikers
Kuan-tzT schließen dürfen. Dies schließt nicht aus, daß einesteils das
sporadische Vorkommen eiserner Waffen auf chinesischem Gebiete schon
Jahrhunderte vor dem Jahre 500 v. Chr. zugegeben werden darf und daß
anderenteils Jahrhunderte vergangen sein mögen, bis der im Gebrauch be-
findliche Vorrat an Bronzewaffen tatsächlich durch eiserne ersetzt war.
Wir haben ja gesehen, daß Ts'in-shl-huang-ti noch 209 v.Chr. Bronze-
waffen einsammeln ließ; vermutlich auch nur so viel als zum Gießen seiner
Kolossalfiguren nötig war. t*ber das sporadische Vorkommen eiserner
WafTen vor dem VI. Jahrhundert sind wir nur auf Vermutungen angewiesen.
Der Legende nach müßte -das Schwert K'un-wu- (|f,^f-» auch
möglicherweise »Schwert aus dem Lande K'un-wu- oder »Schwert des
K'un-wu-, da die Uberlieferungen unklar sind) das älteste Beispiel einer
vermutlich aus Eisen oder Stahl gefertigten Waffe sein. Im Schi- king
(Legge S. 642) wird ein Personen-, wenn nicht Völkername K'un-wu
(|^^*-) neben dem des bösen Kaisers Kie von der Dynastie Hia
(XIX. Jahrhundert v. Chr.) erwähnt.1 Doch scheint dieser Name wie auch
andere auf Persönlichkeiten gerichtete Erklärungen mit dem Schwerte nichts
zu tun zu haben. In Verbindung mit dem Namen eines Schwertes wird
der Ausdruck, wie es scheint, zuerst vom Philosophen Lie-tzT (Kap. 5,
S. 16) gebraucht. Die Stelle lautet: »Als Kaiser Mu-wang (regierte von 1001
bis 947, nach der Chronologie der Bambusbücher von 962 bis 908 v. Chr.)
seinen großen Krieg gegen die westlichen Jung (Hunnen) führte, brachten
ihm diese das K'un-wu -Schwert dar, mit aus Stahl geschmiedeter roter
Klinge», womit man Nephrit wie Ton zerschneiden konnte- (^jjjjfj
1 Vgl.SchT-ki bei Cbavannes, Memoires historiques usw. Bd. I, S. 180,
Amn. 3.
1 Da in dem ebenso albernen wie uralten Werke Shan-hai-king ein Kupfer
erzeugender Berg K'un-wu erwähnt wird, halten viele chinesische Autoren das K'un-
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218
Hibth: Chineswehe Ansichten über Brometromineln.
^J] 3! $P .fr^)" *)a ^cr Philosoph Lie-tzi, wenn er überhaupt ge-
lebt hat (vgl. Giles, Biogr. Diet. Nr. 1251), in dein nach ihm benannten
Werke dem IV7. oder V. Jahrhundert v. Chr. angehört, so dürfen wir in
dieser Stelle schwerlieh ein Zeugnis für das Alter der Schwert» ndustrie in
China sehen; als die legendären Ansichten jener Zeit wiederspiegelnd scheint
sie jedoch anzudeuten, daß das Schwei tsclimieden in den bekannten Eisen
erzeugenden Gebieten im Nordwesten Chinas ursprünglich in den Händen
der Hunnen lag, die, soweit die chinesische Geschichte reicht, als nordliche
und westliche Nachbarn der Chinesen des Altertums zu betrachten sind.1
T'au Hung-king (451 — 536 n. Chr.) erwähnt in seinem Tau-kien-Iu
em eisernes Schwert des Kaisers K'ung-kia (im XIX.
oder XVII. Jahrhundert v.Chr.), doch dürfen wir dieser Stelle gerechtes
Mißtrauen entgegenbringen.
So früh der Legende nach die Eisenindustrie in Nordwestchina vor-
handen gewesen sein mag, und so sicher es ist, daß das Eiseumonopol der
chinesischen Regierung bereits unter Wu-ti im Jahre 119 v. Chr. eingeführt
wurde (s. Schi-ki Kap. 30 und T' ung-kie n-kang-mu im Jahre 1 1 0 v. Chr.),
so wenig haben wir doch Grund anzunehmen, daß die für den Norden
Chinas selbstverständliche Ausbreitung des Gebrauchs eiserner Waffen auch
für die abgelegenen Bergschluchten der südlichen Barbaren gilt. Selbst im
Norden war es noch gar nicht so lange her, daß die Bronze immer noch
das Hauptmaterial für die Waffenindustrie bildete. Denn noch im Jahre
175 v.Chr. gibt der Staatsmann Kia 1 (Giles Nr. 321) in einer auf Münz-
reformen gerichteten Denkschrift (Ts'ien-han-schu Kap. 24 B, S. 5) dem
Kaiser Wön-ti den Bat, das Kupfer zum Regierurigsmonopol zu machen,
wodurch außer anderen Ubelständen der Verwendung des Metalls zur Her-
stellung von Waffen vorgebeugt werde ()J£ £|n] fyj ^ \}X wozu
der Scholiast bemerkt: »im Altertum wurden Waffen aus Kupfer (Bronze)
verfertigt-, und Tsch'ong Ta-tsch'aug, der in seinem Yen-fan- tu (Kap. 10,
S. 8) diesen Kommentar zitiert, fügt hinzu: -Danach hätten die Han noch
Waffen aus Brun« K„„acht. ( }± £ j£[ j§ £ jfc g|j }J| Jjgj
\vu fur ein Bronzeschwert. Es ist jedoch auch möglich, daß im Texte de* Lie-tiT
, k'ang, Stahl, fälschlich fur f'uny, Kupfer oder Bronze, gesetzt worden ist,
da schon Kiang Yen im VI. Jahrhundert die letztere Lesart vertritt (Kuang-po-
wu-tsch7 Kap. 23, S. 28).
1 Ich hin geneigt, mit dem Japaner Shiratori (s. B. Munkäcsi im Keleti
Szemle IV, 1903, S. 241) die in der ältesten chinesischen Geschichte und von den
Chinesen seihst mit den späteren lliung-nu identifizierten Völkernamen Hüu-yil
und Hien-yün als verschiedene Transkriptionen derselben Wurzel Hunnu anzu-
sehen. Dazu kommen vielleicht auch noch andere alte Namen, wie K'flan und
selbst Jung. Sollte nicht auch das Epitheton K'un-wu bei dem Schwerte des
Mu-wang mit dem Namen der Bai baren zusammenhängen, von denen es die Legende
abstammen läßt? K'un-wu-kicn wäre danach mit -Huunenschwert. zu übersetzen.
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Hin™ : Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
219
Das T* u -sch u- ts i - tsch' öng (27, Kap. 341 ad finein) zitiert aus dem
Ji-tschi-lu ( £J ^jj ^J^, »a truly valuable collection, published about 1673«,
WylieS. 130) einen längeren Bericht über die allmähliche Verdrängung der
Bronze durch eiserne Waffen. Danach setzte dieselbe unter den älteren
Han ein, griff dann unter der zweiten Han- Dynastie noch mehr um sich
t — Sl^lttj^ÄÄtS» von der Bronzewaffc gesagO t ""d schließ-
lich wird die Anfertigung einiger Schwerter und Dolche im Jahre 219
n. Chr. als wohlgclungener Eisen- (oder Stahl-) Waffen als der Zeitpunkt
angeführt, in dem keine Bronze mehr verwendet wurde (ftjl ~* -|-
TkMßä'&nkfäMM&.V Der Bericht dcs I-tschT-lu ist einem
Werke des Kiang Yen (£tflj|, 443—504 n. Chr.; s. Gib« Nr. 345), dem
T'ung - kien - tsan (|{JjJ ^jjj ü|, d. h. »Abhandlung über Bronze-
schwerter») entnommen, das nur einige Generationen junger ist als die
darin niedergelegten Bemerkungen über den Niedergang der Bronzeindustrie
in beztig auf Schwerter. Kiang Yen, dessen Text im Kuang-po-wu-
tschl (f|f§$1;fe' Kap. 32, S. 27— 32) abgedruckt ist, beruft sich
auf Tschang Hua (gffffl, 232—330 n. Chr.; s. Giles Nr. 65) als Verfasser
des Po-wu-tsclu (f§ $9 ^0' der DenauPtet» daß »zu seiner Zeit,
d. h. im III. Jahrhundert, Bronzearbeiter nicht mehr zu finden waren
und daß man dieselben nur noch in Selm, d. i. Ssi-tsch'uan, und bei den
K'iang, d. i. den Tanguten (oder »bei den Tanguten von Sehn«) antreffe-,
§^^X^^Wf#Pft ^rtl^l+ir^W- Könnte sich nicht
so gut wie bei den K'iang oder Tanguten der Bronzeguß auch bei den
Barbaren an der Grenze von Tung -king erhalten haben? Es sieht fast so
aus, als ob eine Legende, die sich in verschiedenen Versionen in den alten
Historikern wiederfindet, eine Anspielung auf die Einführung des Eisens in
Annain enthält. Nach der vom T'ung-tien und von Ma Tuan-lin (vgl.
d'Hervey, Mcridionaux S. 426) abweichenden Version des Tsin-schu
l Kap. 97, S. 15) war der Usurpator Wön, der sieh 336 u. Chr. des Thrones
von Lin-i bemächtigte, früher ein gemeiner Sklave gewesen. Er sieht
eines Tages in einem Bache zwei Karpfen spielen. Dieselben verwandeln
sich in Eisen. Daraus schmiedet er zwei Schwerter, mit denen er, unter-
stützt durch einen Zauberspruch , eine Felswand zerspaltet. Darauf kommen
reisende Kaufleute, die dem Fürsten von Lin-i zeigen, wie man Paläste
und Städte baut und Waffen verfertigt. Nach dem T'ung-tien
(Kap. 188, S. 13) hatten Kaufleute diese Künste auf ihren Reisen nach Lo-
yang von den Chinesen erlernt.
Ich will auf die zahlreichen Fälle, in denen von der Herstellung von
bronzenen Prachtschwertern (pau-kien ^fjjjlj) nach der Zeit der llan-
Oynastie gesprochen wird, nicht eingehen, da dieselben schwerlich für den
Arineegebrauch bestimmt waren. Nur einen späten Fall will ich noch an-
fuhren, da es sich dabei um größere Mengen handelt. T'au Hung- king
berichtet in seinem Tau-kicn-lu (S. 5), der Kaiser Sun K'üan der Dynastie
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220 Hibth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Wu habe im Jahre 226" n.Chr. Wu-tsch'ang- Kupfer und Eisen gesammelt, um
1000 zweischneidige Schwerter und 10000 Messer (oder einschneidige
Schwerter), 3*/iuFuß lang, zu verfertigen: Die Köpfe der Messer waren
viereckig; sie wurden aus Nan -kün- Kupfer und mit Kohlen aus Yüe
* p m » o 71 & m = r % 1 7i m * m m m m m st
i^F 1(5,1 bin ,nir darUDer nicnt ßanz ^,ar' OD sicn üei der V er-
wendung des Kupfers von Nan (= Nan -kün), womit die Erzeugnisse des
Kingberges im Gebiet von Nan-kQn gemeint sein dürften (s. Hüu-han-
schu Kap.32, S.6B, Seholie zu [jg fßjftj |Jj r |ij «fft B % Rfr
^^L^fM^^^' u,n KhnKen oder uin Griffe der Kurzschwerter
handelt. Jedenfalls wurde Kupfer zu ihrer Herstellung verwendet.
Wenn übrigens Tschang Una um 300 n. Chr. den gänzlichen Stillstand
der Bronzeindustrie mit Ausnahme derjenigen der Tanguten von Ssl-tsch'uan
konstatiert, so verweist der Verfasser des Ai-jl-tsch'ai-ts'ung-tsch'au
(§£ tl 72?3Ö;^ Kap.l, S. 15B) mit Recht auf die berühmte Bronze-
trommel des Hunnenfürsten Ho -lien P'o-p'o der sic» als
Verwandten des großen Konigsgeschlechtes, dem auch Attila angehorte, mit
Stolz einen Nachkommen des chinesischen Kaisers Yfl nannte (JD^^ji^
^^ÜL» Tsin-schu Kap. 130, S. 5B) und daraufhin die von ihm be-
gründete kurzlebige Dynastie mit Sitz im Orduslande als Hia - Dynastie
bezeichnete (vgl. Deguignes, Geschichte der Hunnen und Türken,
übers. Dähnert, Greifswald 1770, V, S.27lf.). Derselbe ließ außer anderen
kunstvollen Arbeiten eine große Bronzetrommel gießen ^ ©
jjjr), sowie gewisse mythologische Figuren, Kamele, Drachen u. dergl. Tiere
aus Bronze, mit echtem Gold verziert, die er vor seinem Palaste aufstellen
SS^Äü)' Im Kin-sch»'so Abt. Kin, Fol. 39, wird eine mit dieser
Trommel identifizierte Inschrift nebst einem Stück des Trommelrandes mit-
geteilt, das, wenn die Illustration einer bewährten Quelle entstammt, auf
eine Platte von reichlich 1 l/3 Fuß im Durchmesser schließen läßt. Als
Quelle wird ein Inschriften- und Handschriftenwerk aus dem Anfang des
XII. Jahrhunderts, das Kuang-tsch'uan-schu-po ( J\\ j|$t s. den
großen Katalog der Kais. Bibl. von Peking, Kap. 112, S. 33) angeführt.
Die Inschrift lautet: ^l^^^-t^^^)^ d.h. -der (Guß-)
Meister Huan im 7. Monat des ersten Jahres Lung- schöng- , das dem Jahre
408 n. Chr. entspricht. So zuverlässig die Tatsache an und für sich ist,
insofern die Stelle des Tsin-schu in Betracht kommt, so unsicher fühle
ich mich in beziig auf die weiteren Ausführungen des Kin-schl-so, wo-
nach die Trommel »den von den südwestlichen Barbaren angefertigten in
Gestalt und Arbeit sehr ähnlich- war (JtIJ^t#^^iSlSffi|
Ji/fy^). Es wird dem Kuang-tsch'uan-schu-po, einem Werke, dessen
bona fides keinem Zweifel unterliegt, hier sowohl wie in der Ming- Enzy-
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Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommel n.
221
klopädie Tien-tschung-ki (Kap. 43, S. 32) ein Zitat aus dem Schl-
liu-kuo-ki des Tsui Hung zugeschrieben. Es
scheint mir zweifelhaft, ob es wirklich daher stammt, da dieses Werk der
Wei- Dynastie (V.Jahrhundert) früh verloren gegangen und erst unter der
Ming-Dynastie unter demselben Titel aus einzelnen Daten des Tain -seh»,
Pel-schT, Ts'ö-fu-yüan-kui, T'ai-p' ing-y ü-lan und ähnlicher alter
Werke wieder zusammengestellt wurde, weshalb es auch in dem Sammel-
werk Han -w ei-ts'ung-schu nur in Fragmenten aufgenommen wurde.
Vgl. Wylie S. 32: »One of the most ingenious cases of literary fraud on
record.* Die Kritik der im Kin-schT-so mitgeteilten Inschrift, sowie der
scheinbar als Pause hinzugefügten Abbildung, wird vielleicht von dem Auf-
finden der Originalstelle im Kuang-tsch'uan-schu-po abhängen. Ks
fragt sich: wann und von wem ist die Trommel tatsächlich gesehen und
untersucht worden? In dem im Han-wel-ts'ung-schu der Hunnen-
Dynastie des Ho -lien P*o-po unter dem Titel Hia-lu mitgeteilten
Abschnitt kann ich die Stelle nicht finden.
Da die Erzeugung des Eisens bei den Chinesen Regierungsinonopol
war, so darf man annehmen, daß es für die Man -Barbaren nicht so leicht
war, sich das chinesische Produkt zu verschaffen. Nach Schl-ki (Kap. 113,
S. 2B) wurde zur Zeit des Königs Tschau T*o die Ausfuhr eiserner Geräte
oder Waffen nach den Gebieten der Man -Barbaren geradezu verboten
Maßregel als eine gegen ihn gerichtete Intrigue auf, aber es liegt doch in
der Natur der Sache, daß der chinesische Hof bemüht war, den sich fort-
während auflehnenden Grenzbarbaren möglichst die Mittel zu entziehen,
die ihnen zum Erfolg helfen konnten. Es scheint mir fraglich, ob jenes
Eisenverbot je wieder aufgehoben wurde. Solange die Barbaren keine ander-
weitige Verwendung fur ihre alten Bronzewaffen hatten , wie z. B. der Kaiser
^hi-huang-ti, mag auch kein Grund vorgelegen haben, sich derselben zu
entäußern. So lesen wir denn in einem Werke des III. Jahrhunderts n. Chr.,
im Nan-tschou-i-wu-tschl ( »J»|»| zitiert iin T'ai-p'ing-
y ü-lan Kap. 786, S. 3), daß die Wu-hü (^J^jjt)« ein auch im Höu-han-
schu (Kap. 116, S. 10) als ein Barbarenstamm erwähntes Volk, das sich
170 n. Chr. den Chinesen unterwarf, 178 aber wieder abfiel und 181 mit
anderen Stämmen an der Gnenze von Kuang-tung und Tung- king hauste,
mit acht Zoll langen vergifteten bronzenen Pfeilspitzen schössen (J^
Zu diesen Pfeilspitzen gesellt sich nun noch ein Artikel, von dein
wir wissen, daß er zu den Waffen der südlichen Barbaren gehörte, die
Armbrust, deren Drücker und Schlösser zur Zeit der Han sicher aus
Bronze verfertigt wurden (vgl. Forke, »Uber die Chinesische Annbrust«,
Verhandig. der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte, 1896, S. 275). So findet sich im Kin-schT-so (Abt. Kin, Bd. 11,
Fol. 30) ein • bronzenes Armbrustschloß. (||H] mit Inschrift noch vom
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222
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Jahre 218 n.Chr.1 Nach einem Berichte des Kuang-tung-si nf-yü (Kap. lb\
S. 13Bf.) waren die Bewohner von Yüe an der Grenze von Tung-king mit
der Herstellung der Armbrust wohl bekannt und Tschau T*o, der ja alle guten
Hinrichtungen der Man mit Hintansetzung chinesischer Kultureinflüsse sorgfältig
pflegte, mag diese Kunst nach Kräften gefördert haben. Im Kui-hai-yü-
höng-tschi (S. 1 1 f.) werden die Armbrustschutzen der Yau -Baibaien und
der fremden Stämme im Südwesten gerühmt, die hauptsächlich wegen ihrer
mit Schlangengift präparierten Pfeile gefürchtet waren. Nach dem Nan-
yüe-tschi, zitiert im Ko-tschi-k'i ng-y üan (Kap. 41, S. 13B), wurden
in Kuang-tung einst Armbrustschlösser aus dem Flusse gezogen, von denen
man sagte, sie -stammten aus der Annbrustw erkstättc des Königs von Yüe«
an****)-
Nach diesen Erörterungen wird mancher Leser mit mir die Empfin-
dung haben, daß der Verfasser des K uang -tu ng-sin -y ü zwar nur eine
Vermutung ausspricht, wenn er die Man -Barbaren zu Ma Yüans Zeiten
noch mit Bronzcwaflfen kämpfen läßt, daß jedoch diese Hypothese durchaus
nicht so ungereimt ist, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte,
wenn wir ihre Entfernung vom Norden Chinas, ihre isolierte Lage, ihren
Kupferreichtum und die Eifersucht der Chinesen auf ihr Eisenmonopol in
Betracht ziehen.
• Die Bronze trommel ist allem Ausehwin nach ein so vollendetes und kompli-
ziertes Kulturclemcnt, daß wir sicher noch manches andere Denkmal einer etwaigen
höheren Kultur der Man besitzen würden, wenn eine solche je vorhanden gewesen
wäre. Dies ist jedoch, soviel ich weiß, nicht der Fall. Gerade dieses vereinzelte
Auftreten der Trommel in größerer Menge gegenüber der Armut an anderen Kultur-
erzeugnissen scheint dafür zu sprechen, daß wir es mit einem nicht auf eigenem
Boden entstandenen Gewächs zu tun haben, und die Vergleichung chinesischer
Elemente mit dem, was wir wegen seiner Unerklärbarkcit für einheimisch halten
müssen, gibt uns einen bedeutenden Fingerzeig in bezug auf das Ornament. So
nahe vielleicht der Gedanke liegt, eine kreisrunde Oberfläche mit konzentrischen
Ringen zu bedecken und deren Zwischenraum mit bestimmten Ornamenten auszu-
füllen, so glaube ich doch eine geistige Verwandtschaft selbst zwischen diesen
Produkten einer halbwilden Kultur und z. B. dem Schild des Achilles wittern zu
können. Die klassischen Bronzen der alten Chinesen enthalten nichts, was an diese
Form erinnert. Erst mit dem Metallspiegel der Dynastie Man, dessen schönst« und
berühmteste Formen die sogenannten Traubenmuster (p'u-t'aii-irön) bildeten (vgl.
Titelkupfer in Chines. Studien Bd. I), erscheint diese Art Ausfüllung des Kreises
in der chinesischen Ornamentik. Das Traubenmuster a!>cr wurde mit der Traube
selbst vom großen Entderkcr Tschaiig K'ien aus dem Lande Ta-yüan (Ta-wan.
Groß-VVati) in China eingeführt , d.i. aus dem griechisch -bak Irischen Gebiete in
Zeiitralasien, das auch China mit seinen berühmten Pferden und einer Anzahl Kultur-
pflanzen beglückte.«
»Ich glaube in einer Reihe von Ornamenten, die gleichzeitig mit jenem Trauben-
muster gerade in dieser Epoche zum erstenmal in der chinesischen Kunst auftreten
1 Wenn Liu An in seinem Huai-nan-tzT (Kap. 11, S. 10) sagt: -Aus Bronze
kann man keine Armbrust machen- ^ pj" Ljj[ ^ , so meint er damit na-
türlich den Bogen und nicht Schloß und Drücker dieser Waffe.
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Hurra: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
223
— Elster, Bieno usw. — , und die sich auf einigen Metallspiegeln vereinigt finden,
die Symbole des baktrischen Dionysosdienstes wiederzuerkennen.'
•Seit jener Zeit trat bei aller ihrer konservativen Hoehhaltung des Alther-
gebrachten ein großer Umschwung in der chinesischen Kunst ein. Was wir auch
nur als griechischen Ursprungs in der chinesischen Ornamentik zu entdecken ver-
mögen (wie z. B. die Erscheinung des zusammenhangenden, endlosen Mäanders
gegenüber dem zweiteiligen altchinesischen tri-won, s. Chines. Studien Bd. I,
S. 233 ff.), stammt aus diesen chinesisch -baktrischen Beziehungen des II. Jahr-
hunderts v.Chr. Dies der Grund, weshalb das •Trommel feil« unserer Brouzepauken
aus der Ferne so viel mehr dem Schild des Achilles als dem Erzeugnis eines armen
Barbarenstammes in Hinterindien gleicht. Dasselbe darf mau von der reichen, von
der altchinesischen gänzlich abweichenden Ornamentik der Metallspiegcl aus der Han-
Dynastic behaupten.»
Dazu bemerkt de Groot: »Über Hirths Satz, daß in der Ornamentik
der Pauken Symbole des baktrischen Dionysosdienstes zu erkennen sein
sollen, können wir mit Stillschweigen hinweggeben.« Auch ich will mit
Stillschweigen hinweggehen über die Logik, mit der de Groot meine Aus-
führungen mißversteht. Habe ich denn die Symbole des Diouysos-
dienstes wirklieh in den Ornamenten der Bronzetrommeln wiederzuer-
kennen geglaubt? Was ich über diese Symbole sage, bezieht sich auf die
Metallspiegel und nicht auf die Bronzepauken. Meine Ansicht über die
Traubenspiegel der Han und die hellenistischen Motive ihrer Ornamentik
habe ich in meiner Arbeit -Uber fremde Einflüsse in der chinesischen
Kunst« (Leipzig 189b*) niedergelegt. Der von mir angedeutete Zusammen-
hang mit diesen Kunsterzeugnissen bezieht sich lediglich auf den Umschwung
in der chinesischen Kunst, der zeitlich mit der Eröffnung chinesisch -bak-
trischer Beziehungen zusammenfällt. Vor dieser Zeit war die chinesische
Ornamentik in den Formen der Shang- und Tschou- Dynastie erstarrt; erst
nach der Zeit des Kaisers Wu-ti finden wir Kunstformen ganz verschie-
dener Art, eine Erscheinung, die sich nur durch die veränderten politischen
Beziehungen erklären läßt. Von den Kunstdenkmälern der Han ist uns ja
sehr viel verloren gegangen. Wer hätte noch vor wenigen Jahren die von
Chavannes bearbeiteten Steinskulpturen des II. Jahrhunderts n. Chr. fur
chinesisch gehalten, wenn man ihm gewisse Partien jener Abklatsche ohne
jeden Kommentar zur Beurteilung vorgelegt hätte? Die gründlichste Kennt-
nis früherer wie späterer Formen der chinesischen Kunst hätte vor einem
Rätsel gestanden. Wer kann wissen, ob es uns nicht eines Tages ähnlieh
mit den Bronzetrommeln gehen wird?
• über das Ornament Ihrer Bronzetroinmcln will ich nicht allzu viele Ver-
mutungen aufstellen, bis ich nicht eine größere Anzahl von Objekten gesehen und
im Iktail studiert habe, wozu mir hier jede Gelegenheit fehlt. Der Frosch ist tu
der chinesischen Kunst kein allzu häufiges Ornament. Aus den chinesischen Texten
Rrht nicht hervor, welche Spezialität des Frosches mit dem Bronzctrominclfrosch
gemeint ist, ob Ochsenfrosch , Laubfrosch, Kröte usw. ; ja selbst von -Kaulquappen«
habe ich gelesen, die auf der Trommel ahgebildet waren. Der buddhistische mytho-
logische Frosch, der hlufig von Malern als Vorwurf gewählt wird («ein Frosch,
auf der Schulter eines lachenden, meist häßlichen Jünglings sitzend-, oder -ein
Frosch, eine Wolke aus seinem geöffneten Rachen blasend, auf der oin Tempel
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224 Hibth: Chinesische Ansichten Ober Bronzetrommelu.
schwebt») ist jedenfalls damit nicht gemeint, da derselbe nur drei Beine hat, was
bei Ihren Trommel (raschen nicht der Fall zu sein scheint. Aus der Beschreibung
gewisser Trommelfunde ersehe ich, daß diese Trommel lauter und weiter klang,
wenn der Frosch und nicht die Scitcnwand der Trommel angeschlagen wurde. Ich
zweifle, ob diese Angabe sich durch Experiment bestätigen läßt. Die Zahl der
Frösche war verschieden. -
Frösche haben nach Heger (S. 151) nichts mit dem chinesischen Ge-
dankenkreise zu tun. Ich möchte diese Behauptung nicht ohne weiteres
unterschreiben, denn wenn auch, wie gesagt, der Frosch in der chinesi-
schen Ornamentik keine hervorragende Rolle spielt, so kommt er doch vor,
in der Kunst sowohl wie in der Literatur. In den verschiedenen Be-
schreibungen von Bronzetrommeln, die mir bis jetzt zu Gesicht gekommen
sind (darunter recht viele bei de Groot nicht mitgeteilte) finde ich das
Froschornainent unter folgenden Namen erwähnt: 1. u» |^|; 2. 4$
das sitzende, kauernde tea; 3. tea-ko fyf&jj 5 4. ha-ma Öü^ife^V; 5. ma
6. k'o-töu (K uang-tu ng-sin-y ü Kap. 16, S. 4) und 7. t&ch'an-
tsch'u !$f$J}j« r)ie unter 1 bis 5 angeführten Ausdrücke beziehen sich
nach der jetzigen Terminologie sämtlich auf den Frosch oder Froscharten;
Nr. 6, k'o-töu, ist die Kaulquappe, die ich nur in der Schilderung eines
in den Jahren 1403 — 1425 in Wan-tschou auf Hainan entdeckten Exem-
plare« erwähnt finde. Auch die Kröte, tsch'an-tsch'u, wird, soweit ich
mich erinnere, nur im Ku i - hai-y ü-höng-tschl erwähnt (de Groot
S. 85 in/m). Möglicherweise werden die beiden Tiere, die ja auch bei uns
der Laie nur an der Art ihrer Fortbewegung zu unterscheiden pflegt, in
den beschreibenden Texten verwechselt. Von beiden zu trennen ist der
mythologische Frosch , wie er in Bronzewerkeu und Gemälden häufig genug
dargestellt wird. Er unterscheidet sich dadurch , daß er nur drei Beine hat.
Im Mo-p'u des Fang Mi-tsch! |§5 fff )» einem reich illustrierten
Werke über ornamentale Tuschstucke, sind zwei dieser Tiere abgebildet,
so Kap. 3, S. 20 ein gesprenkelter dreibeiniger Frosch, auf der Röckseite
des Tuschstückes bezeichnet als Ts im- sui-tschi, ^ j^jj »der Tausend-
jährige«, und Kap. 3, S. 21 sehen wir ihn als wolkenspeienden «Geist des
Mondes« {yüe- Using y T^pj) ' 'n der dazugehörigen Inschrift wird er als
tsch'an-tsch'u , Kröte, bezeichnet. Es scheint, daß man es früher mit den ein-
zelnen Arten und ihrer Nomenklatur nicht sehr genau genommen hat. So
sind ha-ma (Frosch) und tsch'an-tscKu (Kröte) noch von T'au Hung- king
verwechselt worden, wie Tsch'ön Ts'ang-k'i bemerkt (^S^jjjy ./jlj jc|?
«£— «*i*a*«£*!£=i*i#«b ••»»-«■■•«-
kang-mu Kap. 42, S. 7). K'öu Tsnng-schi spricht (ebenda S. 2B) auch von
den »dreibeinigen Kröten der Überlieferung- ( ftfc fiff __i ^ ^* j^|f )»
die natürlich nicht existieren.
Als Symbol des langen Lebens ist nun die Kröte und mit ihr ver-
wechselt wohl auch der Frosch in den ersten Jahrhunderten unserer Zeit-
rechnung bei den Chinesen bekannt gewesen; der Buddhismus ist dabei
jedenfalls ausgeschlossen , da die Kröte dem Erz-Tauisten Ko Hung
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Hirtr: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
225
(^Hj^jfc, starb 330 n.Chr.) ein geweihtes Tier war. Derselbe sagt in
seinem Pau-p'o-tzi: »Wenn die Kröte (oder der Frosch) tausend Jahn;
alt ist, hat sie auf dem Kopfe ein Horn, auf dem Bauche ein rotes Zeichen
(nach anderen Zitaten dein Zeichen /\, pa, acht, entsprechend); man
nennt sie »das fleischerne fccAt- (^ = eine als Symbol des langen Lebens
geltende Pilzart) und kann sie essen-, Jjfa ijg jjjjj ^ ^ jjg
Wft0T^*S^0ßl2:^Ä' Pön-ts'au-kang-mu
Kap. 42, S. 2 B; vgl. auch ein Zitat aus dem Huan-yü-ki, lg ^ §g,
im P*ei- wön-y ün-fu Kap. 4A, S. 148B, wo dieselben Eigenschaften dem
Aa-wki (4^i^l) «der Frosch zugeschrieben werden. Es durfte sich also
für unsere Zwecke empfehlen, den Unterschied zwischen Frosch und Kröte
nicht allzusehr zu betonen. Wir dürfen twide als Symbole des langen
Lebens betrachten, wie aus einer Stelle des Yün-fu-schT-i (ffäjföfä
^ Kap. 21, S. 14B) klar hervorgeht, wo gesagt wird, daß in einer ge-
wissen Bergböhle zu finden ist »der lleischerne Pilz, auch tausendjähriger
Frosch genannt, den man fangt und verzehrt, wodurch man sein Leben
.„längen, kann. ( W & 2 ^ M ^ f# AB & £ W M>
Dahin gehört wohl auch ein fabelhafter Frosch, der vom Lande Tschön- la
(Kambodscha) eingesandt wurde unter dein Namen Wan-ntVn-ko, ^ 4^1 iji^.
d.h. »Frosch der zehntausend Jahre« (P'eT-wö n-y ün -fu Kap. 104, S. 62 B).
Für die in China gangbaren volkstümlichen Anschauungen über Frosch
und Kröte könnte man eine lange Reihe von Stellen anführen (s. u. a. die
Froschkapitel in den verschiedenen Enzyklopädien, namentlich im T'u-schu-
tsi-tsch'öng sowie P'eT- wön-y ün-fu Kap. 6', S. 155, Kap. 21 S. 205
bis 209 und Kap. 104, S. 64 nebst den ergänzenden Stellen in den betreffen-
den Kapiteln des Yün-fu-schT-i, und im Pie n-tzl- lel-pien unter den
verschiedenen Stichwörtern für »Frosch» und -Kröte»).
Ich stimme jedoch mit de Groot darin überein, daß es zunächst
schwer ist, den Frosch in seinen Ilaupteigenschaften 1. als Symbol des
langen Lebens, 2. als das dem Monde geweihte Tier (Iluai-nan-tzT,
II. Jahrhundert v.Chr., Kap.7,S.2B: Q ^ fäWA ÜB M 4» !&
•in der Sonne befindet sich der hüpfende Habe, im Monde die Kröte-),
und 3. als Regenbringer (worüber de Groot S. 106 ff.)1 mit den Bronze-
1 Mit der Anschauung des Regenbringens steht im engsten Zusammenhang
der Glaube, daß da« Quaken der Frösche dem Landmann ein sicheres Prognostiknni
Aar den Ausfall der Ernte ist. Das K'au-kung-ki (^J X ich weiß »icht»
ob damit der bekannte Anhang zum Tschou-li genieint ist, das Zitat findet sich
im Pön-ts'ao-kang-mu Kap. 42, S. 9) sagt: -Das Quakfit geschieht mit der Kehle.
Die verschiedenen Froscharten werden von den Landwirten als Propheten für eine
gute oder schlechte Ernte angesehen, je nachdem ihr Quaken morgens oder abend»,
Inn oder leise gehört wird», J# |3 R& 3fr fi| IJ& Z ® S3 A & H B
Z ¥W>M*l# h SÄ' und Tschang Iliau-piau ($^jßS), ein
Oichter des IX. Jahrhunderts n. Chr., bringt den Landmann mit seiner primitiven
Mitt <L S«m. £ Orient Sprachen. 190L LAbt 15
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22G
Hiirrn: Chinesische Ansichten üher Bronzetrommeln.
trommeln in Zusammenhang zu bringen, wenn man nicht einige Dichterstellen
(Pien-tzi-lei-pien Kap. 220 s.v. jjjjrjjjj,, ÜRf^j '«■<- ifciBfc) in Be"
tracht ziehen will, worin die Musik des Frosches mit dem Eu-toch'ui ver-
glichen wird, z. B. Ou-yang Sin's: ^ ^ 1^ ^ (IjY ^p» "laut dringt
die Froschmusik an unser Ohr«. Das vom Dichter hier gebrauchte Bild
bezieht sich gerade auf diejenige Art Musik, die den Barbaren vom Kaiser
beschert zu weiden pflegte und in der die Trommel eine fahrende, im
eigentlichsten Sinne des Wortes tonangebende Rolle spielte. Von Gewicht
ist es allerdings, daß nach chinesischem Sprachgefühl der Frosch •trommelt*,
nicht etwa »flötet« oder »trompetet«, wofür ich den Leser auf Morrison,
Dictionary of the Chinese Language Part II, Vol.1, S.902, ver-
weise: ihj; jjjr ^Jj* , -the drumming of frogs and the thunder of inos-
quilos«, oder auf die Wörterbücher von Williams und Giles, s. v. tea:
ife^ \$L ~s\ §«l -frogs beat the sixth watch, — i. e. when all the
watches are finished and daylight comes, the frogs begin* (Giles Nr. 12,
425). Ich weiß nicht, ob es damit zusammenhängt, daß der Frosch neben
der Knie in einer Scholic zu II u n i - n a n - tzi (nach deren Originalstelle ich
his jetzt umsonst gesucht habe) ku-tsau, »der Trommler (?)« ge-
nannt wird. Die Scholle sagt (P'ei - wön - vun - fu Kap. 49, S. 123:
tsau, das ist die Knie, nach anderen der Frosch; am 15. des fünften
Monats bereitet man Eulensuppe oder auch Froschsuppe-. Ich möchte
darüber nichts Weiteres sagen , bis ich nicht die Originalstelle in ihrem Zu-
sammenhang gelesen habe.
Das Geschlecht der Bat räch ier ist ja überall vertreten, auch in Nord-
china; aber es scheint, daß gerade die südlichen Provinzen ganz besonders
damit gesegnet waren. Wenigstens finden sich Frösche und Kröten in den
Produktenverzeiclmissen der Lokalchroniken sehr häufig erwähnt, und daß
die Man des Südens große Froschvertilger waren, wird an verschiedenen
Stellen angedeutet. Ich bin oft Stellen wie der folgenden aus dem Yün-
sien-tsa-ki vom X.Jahrhundert n.Chr. (T'u-schu-tsi-tsch'öng 6,
Kap. 1400, tsa-ki S. 1) begegnet, wo von den Bewohnern Kuang-sLs ge-
sagt wird, daß sie gern Frösche essen A. jtf* ^ au 1I,lnS'
king (Pön-ts'au-kang-mu Kap. 42, S. 9) erwähnt eine schwarze Frosch-
art als ein bei den Südländern sehr beliebtes Nahrungsmittel
feu^f'i^ ^l^i^:)' In ciner in der Froschliteratur oft zitierten Ode
des Han Yü (T'ang-scbi Kap. 12, S.74), worin der Dichter seinem Freunde
Liu Liu-tsehou humorvoll die Grunde auseinandersetzt, weshalb es ihm
nicht gelingen will, sich an das von jenem empfohlene Leibgericht, die
Froschkeulen, zu gewöhnen, deutet er an, daß das Fröscheessen eigentlich
Wctterthcoric in Gegensatz 7.11 jener imaginären Wissenschaft von den filnf Ele-
menten, wenn er sagt: »Die Landleute wissen nichts von den filnf Elementen, ob
Hegen oder Dürre, sie prophezeien es aus dem Quaken der Frösche«, |JJ flff
JLfi-fc 9 htt^* T'.ng-.chi Kap.19, S.21B.
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Hibtb: Chinesische Ansichten über Brontetrommeln. 227
eine barbarische Sitte ist. Sie kann den Chinesen von Haus aus nicht
sympthisch gewesen sein. Schon Tschou-kung, der angebliche Verfasser
des Ts cli oti -Ii, jenes ältesten Kodexes der chinesischen Staatseinrichtungen,
hatte seine liebe Not mit den Fröschen. »Denn-, sagt der Dichter, -sie
sind es, deren Tschou-kung nicht Herr wurde, da er lehrte, sie mit Asche
in besprenkeln. (Jg£ jfi jg jß/fc |g %jr ; vgl. Tschöu-li,
Biot II, S. 390: »prepose aux grenouilles«). Die auf Kou Tsien, den im
V.Jahrhundert v.Chr. regierenden Fürsten von Yue, zurückgeführte Sitte
findet in China keinen Anklang (&J jg| |^ J| Jf, ßj] und der
seinerzeit nach Canton verbannte Han Yü »ist beständig in Sorge, daß er,
von den Sitten der Man -Barbaren angesteckt, den Frohsinn seines ganzen
Lebens verlieren könne- (^ffi^ffÜ^C^^if MI)* Der I)icl,Ur
hätte hier recht gut von der Symbolik des Frosches etwas sagen können;
aber er will diesem Geschöpf augenscheinlich nicht wohl und tut als wäre
ihm die lebenverlängernde Wirkung des Froschessens unbekannt. Dafür
erhält Liu Liu-tschöu einen historischen Seitenhieb. »Im Kriege des Ytian-
ting- Jahres-, sagt er, »wer hat gewonnen, wer verloren?« ('fcf^Jfc
$^i^5$|tfc|jjrfj|). Er spielt damit auf eine Stelle in der ll„f-
chronik des Ts'ien-han-schu (Kap. 6, S. 19) an, worin gesagt wird: »Im
fünften Jahre der Periode Yuan -ting (— 112 v. Chr.) im Sommer, im vierten
Monat, empörte sich Lü Kia, der Minister des Königs von Nan-yüe; er
tötete den Gesandten Chinas, seinen König und die Königin -Witwe; (in
China) allgemeine Amnestie; am Tage ting-tschöu1 war eine Sonnen-
finsternis, und im Herbst war Krieg bei den Fröschen« (T^jfÜ^L
«TT um B W«2 i*M 1 Ii)- Cl'i"»
den die Wogen besänftigenden General Lu Po-tö, der von Kui-yang aus-
gehend den Fluß Huang stromabwärts zog, und den Galeerengeneral Yang
Po, der von Yü-chang ausgehend den Fluß Tschöng hinabzog« (jg -ffi
"fCj^^Jv). Kui-yang war ein Fürstentum an der Nordwestgrenze von
Kuang-tung und im Süden von Hu-nan, wo der Name im heutigen Kui-
yang- tschou fortlebt. Der Fluß Huang ist nach dem Schan-hai-king
identisch mit dem im Schu i-king-tsch u (Kap. 39, S. Iff.) beschriebenen
K'iiangfluß (j^^JC)» der nicht, wie Giles in seinem Wörterbuche an-
nimmt, zu den Nebenflüssen des Siangflusses gehört, sondern sich unter-
halb Ying-tö in den Nordfluß von Canton ergießt. Lu Po -tos Kollege
war von der Provinz Kiang-si her, deren alter Name Yü-chang ist, ihm
1 Dieser Tag entspricht dem 18. Juni 112 v.Chr. (s. E.Chavannes, La Chrono-
logie Chinoise de Can 238 a Can 87 avant J.-C. im T'oung Pao, Vol. VII,
S. 34). Daß fur diesen Tag tatsächlich eine in Nordehina sichtbare ringförmige
Sonnenfinsternis berechnet worden ist (v. Oppolzer, Kanon der Finsternisse,
Nr. 260G auf S. 106, wo nach astronomischem Brauch der Tag mit — 111 VI 18«
bezeichnet ist), gibt dieser Stelle eine sichere chronologische Grundlage.
15*
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228 Hirth: Chinesische Ansichten Ober Bronzetrommeln.
entgegengezogen und fuhr den jetzt noch »Tschöng-kiang« genannten Nord-
iltiß hinab zur gemeinsamen Aktion gegen Canton (P'an-yü), wo die Nach-
kommen des Tschau T'o als Fürsten des sudlichen Barbarenreiches Nan-
yfic Hof hielten. Die Ereignisse des Jahres 1 12 v. Chr. werden im Shi-ki
(Kap. 113, S. 4Bff.) und im Ts'ien-han-schu (Kap. 0.">, S. 13ff.) genügend
deutlich geschildert, um keinen Zweifel darüber übrig zu lassen, daß mit
jener in der chinesischen Hofchronik erscheinenden Aufzeichnung: -im
Herbst war Krieg bei den Fröschen« nur der Staat Nan -yüe gemeint sein
kann. Oer unter dem Namen Ming-wang (fjjj kanonisierte Tsch'au
Ying-tsi, derselbe Fürst von Nan -yüe, dessen Grab 225 n.Chr. wieder-
entdeckt und geöffnet wurde, war ein liebesschwacher Herr gewesen. Seine
Gattin, eine Chinesin von Geburt, hatte vor ihrer Verheiratung ein Ver-
hältnis mit einem gewissen An-kuo Schau -ki gehabt. Als nun Ying-tsi
im Jahre 113 v.Chr. starb und sein unmündiger Sohn namens Hing unter
der Rogentschaft seiner Mutter König wurde, benutzte die chinesische Re-
gierung diese Konjunktur zu einem Gewaltstreich gegen das Reich der süd-
lichen Barbaren und seine wackelnde Dynastie, indem sie den ehemaligen
Liebhaber An-kuo als Gesandten an den Hof des Südens schickte mit dem
Befehl, die Königin -Witwe samt dem jungen König nach China zu bringen.
Bei den Barbaren des Südens war das Verhältnis der Königin -Witwe zu
An-kuo wohlbekannt, und die durch diesen Skandal hervorgerufene Er-
bitterung im Volke ließ die Empörung des greisen Ministers Lü Kia heran-
reifen, der die Interessen des Barbarenvolkes vertrat, während die verliebte
Königin -Witwe unter dem Einfluß ihres alten Freundes, des chinesischen
Gesandten An - kuo , die politischen Pläne der Chinesen unterstützte. Das
Ende dieser inneren Kämpfe unter den Führern des Volkes von Nan -yüe
war offene Rebellion unter Lü Kia, der in den nun folgenden Parteikämpfen
siegreich war, den König, die Königin - Mutter und den Gesandten der
Chinesen niedermetzeln und einen anderen, von einer eingeborenen Frau
geborenen Sohn des verstorbenen Königs zum Nachfolger ausrufen ließ.
Als daher im Herbste 112 v.Chr. der erste Fu - p'o- General Lu Po-tö ent-
sandt wurde, um die siegreiche Partei des Ministers Lü Kia zu bekriegen,
so geschah dies infolge der Kämpfe, die sich unter dem Volke von Nan-
yüe selbst entsponnen hatten. (Vgl. wegen ausführlicher Details die Ulier-
set/.ung von A. Wylie, -History of the Southwestern Barbarians and Chaou-
seen« im Journal of the Anthropological Institute of Great Britain
and Ireland, August 1879, S. 74ff.) Nur auf diese Ereignisse kann ich
die Worte der Hofchronik: »im Herbst kämpften die Frösche« (nämlich
die Wa und die Ha-ma, vielleicht die »Frösche und die Kröten miteinander-)
beziehen. Aus der ganzen Situation, wie sie im Ts'ien-han-schu ge-
schildert wird, scheint mit Bestimmtheit hervorzugehen, daß der größtenteils
von Man -Barbaren bevölkerte 1 Staat Nan -yüe in der zitierten Stelle unter
1 Daraufhin nannte sich Tscliau T'o in einem kurz vor seinem Tode an den
rhinesiselien Hof gerichteten Sehreihen (SchT-ki Kap. 113, S. 3): •Großfuhrer der
Man- Barharen- usw., ^ -fc -p^r .
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IIirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
220
dem Namen »Frösche- oder »Frösche und Kröten« (ffl|!JSj5J|) genannt
wird. Sehr würdevoll klingt es allerdings nicht, wenn ein ganzes Volk an
so hervorragender Stelle mit einem Namen belegt wird, der beinahe wie
ein Spitzname klingt; aber es ist echt chinesisch; und vom chinesischen
Standpunkt waren ja die Kämpfenden, nachdem sie zur Wahrung ihrer
hedrohten nationalen Unabhängigkeit ihren Forsten und dessen chinesische
Mutter sowie sämtliche Führer der prochinesischen Partei getötet hatten,
doch nur Rebellen, denen man keine Achtung schuldig war. Vom Stand-
punkte des Hofchronisten gab es keinen Staat Nan-yüe mehr; das zeitweise
siegreiche Volk bestand nur noch aus »Fröschen«. Man darf diesen Spott-
namen, wenn ihm nicht etwa eine tiefere Bedeutung innewohnt, mit ge-
wissen Verdrehungen vergleichen, die sich die Kaiserin Wu-höu mit den
zwei großen Türkenkhanen Ku-tu-lu (Uteres Khan) und Mo-tscho (Ka-
pagan Khan) erlaubte, indem auf Grund offizieller Edikte der Name des
ersteren, seitdem er sich als Feind des chinesischen Hofes erwiesen hatte,
in Pu-tsu-lu (s. meine Nachworte zur Inschrift desTonjukuk S. 23
und S. 64 Anm. 18), der des letzteren in »Tschau -tseho« (nach Kiu-t'ang-
schu Kap. 1 94 A , S. 18B: ffi %% Q ijiff P$ , wonach Juliens Über-
setzung aus dem T'ang-shu, Journ. Asiat. VI, Bd. IV S. 420: »promettait
a celui qui le tnerait . . . le surnom de Tchan-tch'oue «, zu korrigieren
ist) umgewandelt wurde. Beide Namen haben vermutlich einen versteckten
Nebensinn, der die damit Geächteten dem Gelächter des Volkes preisgab.
Wer weiß, ob nicht die südlichen Barbaren sich selbst Frösche
nannten; ob nicht der Frosch für sie eine Art Totem bildete, wie wir es
ja bei manchem anderen Urvolk als Symbol der Sippe finden (s. H. Schurtz,
Urgeschichte der Kultur S. 101 et passim). Wenn irgendeine Stelle
in der chinesischen Literatur mit den Fröschen der Bronzetrommeln in Zu-
sammenhang gebracht werden kann, so scheint mir jene Erwähnung des
• Kampfes der Frösche im Jahre 112 v. Chr.« noch am geeignetsten.
Übrigens schweigen sich die Chinesen über die Symbolik de~s Frosches als
Mondtier, Symbol des langen Lebens usw. in bezug auf Trommeln voll-
kommen aus, wenn wir nicht die Vermutung, der Frosch sei »die Seele
der Trommel» (p|J jj|A fj|] j|j 4jj , JAng-piau-lu-i, de Groot S. 84,
Anm. 1) als eine Art Erklärung hinnehmen wollen.
Daß »die Trommel lauter und weiter klang, wenn der Frosch und
nicht die Seiteuwand der Trommel angeschlagen wurde«, wird im Kuang-
tung-sin-yü (Kap. 16, S. 4) behauptet, und zwar in bezug auf ein unter
Wan-U (1573 — 1620 n. Chr.) in Mau-ming gefundenes, mit sechs Fröschen
verziertes Exemplar (fl|] JJ|j J£ gjfc || Ich kann natürlich nur
sagen »relata refero« und übernehme für die Tatsache keinerlei Verantwortung.
• Überhaupt bin ich durch Zahlung der Ornamente auf den wenigen mir vor-
liegenden Abbildungen zu keinem Resultat gekommen. Auf einer der Oberflächen
(der großen übersandten, mit vier Fröschen, von denen einer abgobrochen) finden
sich neun Vögel in dem Stile, wie man zur Zeit der Hau den Phönix abbildete.
Kiu-huang, d.i. »neun Phönixe-, kommt in einer alten Stelle vor, aber ich kann
keinen Zusammcutiang mit dem Sudwesten herstellen. -
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230
HutTii: Chinesische Ansichten über Bronzetromineln.
An die »neun Phönixe- denke ich selbstredend nach Hegers Analyse
der Ornamente nicht mehr.1 Dagegen läßt sich zugunsten der chinesischen
Theorie folgendes sagen.
Unter den teils stehend, teils fliegend auf den Bronzetrommeln aller
Typen, zum Teil stark stilisiert wiedergegebenen Vogelgestalten lassen sich
viele mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit auf den in Süd-
china uberall zu findenden Silberreiher beziehen, der in China unter den
Namen lu (JJ), /«-«* (Jgg «der Jg^), pai-niau (Q.^) usw.
bekannt ist. Swinhoe (-Birds and Beasts of Formosa« im Journal of
the China Branch, R. Asiat. Soc, New Series, Vol.11, 1865, S. 40)
beschreibt den dem europäischen Jäger wohlbekannten Vogel in folgenden
Worten: Loo. Egret, Herodias garzetta. (Commonly called Q
Pik-loo-sze; — Amoy, Peh-hing-si. Choo-loo is the
Russet-headed small white-heron, Bubulcus russata. Both these are
called by Europeans Faddy Birds; the former is the common White Egret
which occurs in South China throughout the year; the latter is the Egret
with reddish head and back, seen only in summer and often about cattle).*
Li SchT-tschon beschreibt ihn folgendermaßen (Pön - ts'au - kang - in u
Kap. 47, S. 20): »Jju (der Reiher) ist ein Wasservogel, der auf Bäumen
nistet, sich im Wasser ernährt, in Scharen fliegt und Reihen bildet, rein weiß
wie Schnee, mit dünnem und langem Hals, bläulichen Beinen usw., auf dem
Kopfe hat er ein Dutzend langer Federn« (jjj ^ -[-* ^ ).
Im Orbis pictus des Pön-ts'au - kang- mu Kap. 2, S. 40 ist der lu-ssi
(^JJg) dementprechend mit einem respektabeln Federschopfe abgebildet.
Bei der starken Stilisierung mag es ja oft schwer sein, mit Bestimmt-
heit zu erklären , welchen Vogel die alten Bronzetrommelkunstler darstellen
wollten ; aber ich bin überzeugt, daß die ineisten unbefangenen Leser, nament-
lich wegen des oft deutlich zum Ausdruck gebrachten Federschopfes, diesen
südchinesischen Fischreiher, der übrigens auch in den nördlichen Provinzen
zu finden ist, jedem anderen Vogel als Unnodell vorziehen werden.
Dieser Fischreiher ist nun gerade zur Zeit der zweiten Han- Dynastie
auch auf chinesischen Bronzegüssen gern als Ornament verwendet worden,
und zwar auf einer Gattung von Gefäßen, die in den damaligen Gebieten
der Man -Barbaren oder deren Nähe entstanden sind, in der Gegend von
Sü-tschou-fu oder Sui-fu am oberen Yang-tzi, unweit der Provinzialgrenze
von Yün-nan und SsT- tsch'uan. Noch heute kommen die besten Kupfer-
mischungen , zum Teil in Gestalt reich ornamentierter Waschbecken , die sich
auf dem Markte von Tschungking finden, aus Sui-fu. In jener Gegend
wurden schon unter den späteren Hau alle zu diesen Gefäßen wie auch
1 Ich hatte mich an die Neunzahl geklammert, weil zufällig auf den mir
vorliegenden Abbildungen neun (liegende Vögel zu sehen waren, und hatte dabei
an die im PiAi-tzi-lei-piM unter ^ (Jh'u -ßing, nicht huany) angeführten Stellen
gedacht. Seitdem habe ich mich überzeugt, daß es viel mehr auf die Identifikation
des Vogels ankommt als auf die Zahl der dargestellten Exemplare.
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Hirth: Chinesische Ansichten Aber Bronzctrommeln.
2'M
zu dem Guß der Bronzetromineln nötigen Erze in nicht allzu großer Ent-
fernung beieinander gefunden, wie aus folgenden Stellen hervorgeht.
Hou-han-schu Kap. 33, S.6: tyc #| |X| Üj $K % i] 'Die BeiW
von Tschu-ti (bei Sü-tschou-fu an der Grenze von Ssi-tsch'uan und
Yün - nan) erzeugten Sillier und Kupfer.« Ebenda S. 5 : ^ >J«|»| jq ^
ui m m m m « m \u tu m bot u j ä m % » * i U4 &
\U *lm Fürstentum I-Lschöu (Nord -Yün - nan) er-
zeugte der Tschuang-schan in Yü-yuan (dem heutigen Ho- yang-hien oder
Tseh'öug-kiang-fu entsprechend) Kupfer; der Schi -schl- schan in Lü-kau
(in K'ü-tsing-fu) erzeugte Zinn, der Hau-t'ing- schan erzeugte Silber und
Blei; der Ts'ai- schan in Pan-ku (Lin-an-fu) erzeugte Kupfer und Zinn,
und der Yang -schan erzeugte Silber und Blei.«
Der Metallreichtum der Provinz Yün -nan bedarf ja kaum der Er-
wähnung; ich zitiere diese Stelle nur um zu zeigen , daß bestimmte Fund-
orte, von denen man annehmen darf, daß sie zur Bronzeindustrie von
Tschu-ti (Sui-fu) beitrugen, unter den späteren Han wohlbekannt waren.
Aus Tschu-ti -Bronze war nun eine große Anzahl alter Becken ge-
macht, die zum Teil mit Inschriften versehen, aus denen Ort und Jahr der
Anfertigung hervorgeht, unter den Altertümern der späteren Ilan- Dynastie
beschrieben und abgebildet sind. Einige dieser von den Chinesen si
»Waschbecken«) genannten Gefäße1 werden im Po-ku-t'u-lu
(Kap. 21) besprochen. So auf S. 22f. ein ausnahmsweise tiefes Becken, auf
dessen Boden sich die Inschrift mit Jahresangabe «13") n.Chr.« findet.
Nach den Angaben des Textes war rechts von der Inschrift ein Fisch ein-
graviert, links ein Fischreiher (lu SJffe)- Zu diesem Ornament bemerkt
Wang Fu: «Daß der Fischreiher Fische fängt, indem er sich ans Wasser ge-
wöhnt, das ist eine Allegorie dafür, als ob jemand sich an Höflichkeit gewohnt, um
Menschen zu gewinnen. Das Becken ist ein zum Waschen der Hände benutztes
Ge..ß «.s.v. uasg^wffi mwmm^&zm
•^j^). Während bei diesem Gefäß der Herstellungsort nicht angegeben
wird, ist dies bei einer Reihe von Abbildungen des Kin-schT-so (Abt.
Kin, Bd. 3) der Fall, von denen mehrere als »in Tschu-ti verfertigt«
(^tffiäi) durch (UR das Datum enthaltende Inschrift bezeichnet sind.
Unter den Daten finden wir verschiedene Jahre des ersten und zweiten
Jahrhunderts n. Chr. genannt Außer der Inschrift finden sich häufig Orna-
■neutc, z.B. links und rechts von der Inschrift je ein Fisch, in einem Falle
außer den Fischen noch zwei Gluckscash, ferner der Hammel als Symbol
des Segens, da yang (^) Schaf, im Altertum mit siang (jjfjfs) Glück,
1 Zum Hände waschen gehörten drei Gefäße, ganz wie bei uns in jedem
wohl ausgestatteten Toiletteniimmer, nämlich l.das i (Bf), einer Sauciere nicht
- A^eC» de. Was«. flbCT d, „SndÄ - (**). ,i„
Becken zum Auffangen des Wassers, und 3. das pan ({g), eine Schüssel zum
Auffangen des aus dem Becken weggeworfenen schmutzigen Wassers (s. Tsi-ku-
tscb'ai-tschung-ting-i-k i-k'uan-schl Kap.9, S. 22).
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2:*2 Hi rtii: Chinesische Ansichten fiber Bronzetrommeln.
S«-gen, gleichlautend war.1 Unter diesen Ornamenten findet sich nun auch
der Fisch mit dein Reiher gepaart, der an den beiden Stellen im Kin-
schT-so, wo er in der hegleitenden Illustration abgebildet (Fol. 6 und 8)
an dem charakteristischen Federschopf erkennbar ist. Mit dem Fischreiher
nicht zu verwechseln ist der Kormoran, der im Chinesischen einen ähn-
lichen Namen hat, lu-tzi ("Jgfj^^^ Loo-tsze. Ainoy, Law-tche; Cormo-
rant, Phalacrocorax carba* Swinhoe, op. cit. S. 42), der vielleicht mit den
fischenden Vögeln gemeint ist, die sich unter den Darstellungen der Stein-
reliefs des II. Jahrhunderts n. Chr. finden (s. Ed. Chavannes, La sculpture
sur pierre en Chine, Paris 1893, Tafel XIII).
Was uns den Fischreiher als Ornament der Bronzetrommel inter-
essant macht, ist die zweifellose Tatsache, daß er in der Ornamentik der
chinesischen Felltronunel eine hervorragende Rolle spielt.
Ich will nicht auf eine bekannte Stelle des Schi-king zurück-
gehen, da es mir zweifelhaft erscheint, ob nicht dort die Erwähnung des
Reihers und der Trommel in derselben Strophe eine zufällige ist. Schi-
king, Legge, S. 6 1 5 : g| % % =f- RR j$ flr g> , des Fürsten
Gaste sind -as a flock of egrets on the wing, of egrets living about; the
drums emit their deep sound, they drink to the full, and then return
home-; oder wie Victor von Strauß, Schi-king, das kanonische
Liederbuch der Chinesen S. 501 übersetzt:
«In Scharen ziehn die Reiher,
»Die Reiher niederwärts.
»Die Paukenwirbel dröhnen,
• Man zecht und geht nach Haus.«
Ich will nur bemerken, daß diese Stelle mit der alten Sitte, Trommeln mit
Reihern zu verzieren jjj^ J^j[ i'1 Zusammenhang gebracht worden
ist. Im Sui-schu (Kap. 15, S. 2'J), wo dies der Fall ist, wird mit Bezug
auf die Verwendung des Reiherornauientes zunächst gesagt: jfcff »j j>
m w & % & m e t* -ä t % tu n ft m m & b m
JR Ä n ® 86 it M £ 0 E M %H&M I ml ^*34
H^^^L' "die Kini-Ieu genannte Trommel wurde also zur Zeit der
Ving- oder Sehang- Dynastie erfunden. Es wird nun noch über der Trom-
mel ein im Fluge begriffener Reiher befestigt, man weiß nicht, unter
welcher Dynastie diese Einrichtung hinzugefügt wurde. Es wird von
einigen behauptet, dies sei eine Schneegans (Ansrr hyperboreusy chin.
hi $£|, möglicherweise auf dialektische Ähnlichkeit mit ku Trommel
1 Der •Hammel, oder .Glückshainmel. {ki-yang, ^ = ki-siang
^jjj^, -Glück und Segen-) gehört in die Kategorie der auf Lautidentitat oder
Lautälinlichkeit begründeten Glürkssymbole (vgl. Ed. Chavannes, -De ('expression des
voux dans l'nrt popnlaire chinois-, Journ. Asiat., Scr. IX, Bd. IS, S. 193 — 233).
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Hirth: Chinesische Ansichten fiber Bronzetrommeln. 233
hindeutend)1; indem man die Stimme dieses Vogels entlehne, wolle man
den Ton der Trommel ausbreiten und weithin hörbar machen. Andere
sagen, der Reihers ei dieSeele der Trommel (wie an anderer Stelle vom
Frosch behauptet wird« s. S. 32). Nachdem Köu Tsien, Konig von Yue,
aus Haß gegen \Vu die große Trommel am Tore des Donners angeschlagen
habe, seien zur Zeit der Tsin , als man sie nach Kien-k'ang (Nanking)
gebracht habe, zwei Reiher von der Trommel in die Wolken geflogen;
wieder andere behaupten, daß dies alles unrichtig sei«. Darauf wird die
obige Stelle des Schi-king zitiert mit folgendem Zusatz: ff" ^ £
ir ig m m z m m. m z m m & ja ss # « j& % * % \ »
-Jj^r . »das bedeutet, daß in alten Zeiten die (Gebildeten es beklagten, daß
die Führung der Tschöu - Dynastie schwach wurde und das Ertönen ihres
Lobes zum Stillstand kam, und daß man die Trommel mit Reihern
schmückte zur Erhaltung alter Überlieferungen. Man weiß nicht, was das
Richtige ist«
Bei allem Sagenhaften, das in dieser sowie einer ganzen Reihe ähn-
licher Stellen liegt, geht doch mit Bestimmtheit hervor, daß sich auf dem
chinesischen Kultlirgebiete alte Beziehungen zwischen der Felltrommel und
dein Reiherornatnent nachweisen lassen. Dies gilt namentlich auch vom
Ku-tsch'ui der Han- Dynastie, dem Trommelspiel, das vom chinesischen
Kaiser den Führern der unterjochten Völker mit allem Zubehör verliehen
wurde, um ihnen Respekt vor der chinesischen Kultur einzuflößen. Unter
den achtzehn Volksgcsangen im Ku-tsch'ui der Han hatte einer den Titel
-techu-lu, d.i. der Reiher (hier: Bubulcus russata)- (*^|ij^ P^C~t" /V |ÜJ
— Q ^fc^ra' P"e>" wön-y un-fu Kap. 66 A, S.70B): über diese mit dein
Trommelspiel verbundenen G esänge, s. T' u - s c h u - 1 s i - 1 s c h" ö n g 29, Kap. 1 33 ;
speziell der Reiher ist erwähnt, ki-sch!, S. 4: Q jf^jji$P^> VS'- *sa-
lu S. 2. In den illustrierten Werken der Chinesen, die häufig nicht auf
Originalzeichnungen zurückgehen, sondern von den Illustratoren je nach
ihrem richtigen oder unrichtigen Verständnis aus den Texten rekonstruiert
sind (ich meine Werke wie das San-li-t'u und das San-ts'ai-t'u-hui
in den landläufigen Ausgaben), wird der Vogel meist als ein außerhalb der
Trommel befindliches Ornament dargestellt, was ja auch dem in den Texten
dafür gebräuchlichen Terminus yü-pau oder patt-yü (-j^^j. Federschutz,
z.B. ^jji fijfj y ^J>))» -die große Trommel, mit dem Federschutz
geschmückt«, entspricht. Der Reiher muß hier in natura als Balg irgendwie
über der Trommel angebracht gewesen sein; aber es scheint, daß er auch ge-
: Die beiden Laute ffir -Schneegans» and »Trommel» erscheinen bei Giles
(S. 642) im Dialekt von Peking beide als ku* im dritten Tone; aber in Canton
heißt »die Trommel* kü, »die Schneegans- kuk (nach Eitel auch Jtuk, -the wild
swan-; vgl. uigurisch: kuiju die Gans, die Ente, der Schwan, RadlotT II, S. 808,
und uchagat. kuh der Schwan , Vambcry, S. 332). Möglicherweise darf dieses Bei-
spiel auf dialektisches Früherverschwinden des Endlautes hei kuk oder auf eine
ältere Aussprache kuk fur ku »Trommel» gedeutet werden.
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234 Hihth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
zeichnet oder gemalt wurde. Ich schließe dies aus einer Bemerkung des
Tsch'ön Yang (^(H|^, etwa 1100 n. Chr.), der in seinem großen Musik-
werke Yo-schu Ts'ung-mu Kap. 38, S. 3B ff.) v(»n der »Rciher-
troinmel« (lu-Aii, J^jjJ[) sagt: .man malt Reiher auf den Trommeln
und Tonpauken- ( jjjf; ^ ^ $$)• Dein letzten Zeichen leung
wird bei K'ang-hi zwar nur die Bedeutung «Zügel« beigelegt, doch finde
ich in demselben Werke (Yo-schu) sub verbo -|- ^ die Erklärung:
1&%Z&±mm^lftiM%& »»»Malisches Instrument
aus Ton, dem ein (Trommel-) Fell hinzugefügt wurde« (s. T'u-schu-
tsi-tsch'öng 29, Kap. 130, hui-k'au 2, S. 9B. und 12B).
Leider ist uns von den Felltrommeln der II an -Dynastie, deren Orna-
mentik möglicherweise in den Bronzetrommeln der sudwestlichen Barbaren
kopiert wurde, nichts erhalten. Um so mehr tritt an uns die Notwendig-
keit heran, in der Literatur alles heranzuziehen, was irgendwie auf die
Ornamentik der Trommel Bezug hat. Ich weiß, daß dies eine undankbare
Aufgabe ist. Denn die darauf verwendete Arbeit wird sich möglicherweise
als eine vergebliche herausstellen. Aber wir sollen die chinesischen An-
sichten nicht beiseite werfen, ehe wir nicht wenigstens den Versuch ge-
macht haben, sie mit Gründen aus der Literatur zu stützen. Bis jetzt ist
in dieser Richtung noch recht wenig geschehen.
-Die zentrale Sonne habe ich auf Felltrommeln in buddhistischen Tempeln
öfter gesehen. Auf der erwähnten Trommelscheibc befinden sich nußer den vier
Fröschen noch zwei Figuren. Dieselben sind kleiner als die Frösche und könnten
Hund, Kamel oder irgendwelchen Vierfüßler darstellen. Tatsächlich jedoch, glaube
ich, ist es ein Pferd, da in der Lebensbeschreibung des Ma Yüan (Hou-han-
schu Kap. 54, S. 10 der Palastausgabe von 1739) ausdrücklich erwähnt wird, daß,
als der Feldherr im Jahre 44 n.Chr. nach China zurückkehrte, den in Tungking ge-
wonnenen Bronzctroinmeln Pferdegestalten aufgegossen wurden (so könnte man die
Stelle verstehen tf> # ftfc fl} ji# ft ftß :£). Das Pferd,
Ma (,»|^), wurde gewissermaßen Wappcncmblem des Ma Yüan. Das Pferd war
das Symbol der Erde, wie der Drache das Symbol des Himmels war. War aber
der Drache das Wappentier des Kaisers, als des Repräsentanten des Himmels, so
gebührte dem nächst großen Manne des Reichs, der übrigens durch seine Tochter,
die Kaiserin Ma Höu (Mayers S. 147), Schwiegervater des Kaisers Ming-ti wurde,
das Symbol der Erde als Wappentier. So wurde Ma Yüan zu Ehren vor einem
der Stadttore in der Hauptstadt ein bronzenes Pferd errichtet. In einem Tempel
des Ma Yüan hier in Chung- King, der besonders viel von Soldaten besucht wird
und der sich ganz in der Nähe des Yamens des Generals (Chen -t'ai) befindet, zeigt
uns ein steinernes Pferd in beinahe natürlicher Größe, außer den zahlreichen h\-
schriften, schon äußerlich an, daß hier den Manen des großen Ma geopfert wird.
Wir dürfen wohl annehmen, daß diejenigen Trommeln, auf denen sich Spuren
einer wenn auch noch so kleinen Pferdestatue finden, ans dem Gebiete von Tung-
king, Kuang-tung oder Kuang-si stammen.«
Die zentrale Sonue ist natürlich der Mittelstern, über den ich bis
jetzt noch so wenig zu sagen imstande bin, daß ich es vorziehe, keine
bestimmte Ansieht zu äußern. Sollte der Mittelstern zur chinesischen Musik
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IIihth: Chinesische Ansichten über Bronze trommeln.
235
Beziehungen haben, so ist dies ein sehr schwieriges Thema. Jedenfalls
sind solche Beziehungen, seilet wenn sie eines Tages nachgewiesen werden
sollten, auch fur wohlbelesene chinesische Kritiker nicht sehr handgreiflich,
da sie sich darüber, so weit mir bekannt, nicht äußern. Daß Pferde-
figuren auf den General Ma, «Pferd«, deuten, halte ich durchaus nicht fur
ausgeschlossen. Im übrigen bedauere ich, die oben angeführte Stelle (»so
könnte man die Stelle verstehen- usw.) aus dem Zusammenhang heraus-
gerissen, mit diesen Pferdefiguren in Zusammenhang gebracht zu haben.
Ich teile im Anhang einen Auszug aus der Biographie des Generals Ma Yfian
(Huu-han-schii Kap. 54) mit, woraus ersichtlich ist, daß jene kurze
Stelle ohne die Angabe der Dimensionen des Pferdes, die erst nach einem
langen, auf den ersten Blick nicht so leicht verständlichen Passus mitgeteilt
wird, sehr leicht mißverstanden werden kann. Mich hat dazu nun noch
ganz besonders der Umstand verleitet, daß ich mich mit dem Gedanken des
Umschmelzens jener kunstvollen Bronzetrommeln in ein Pferdemodell ab-
solut nicht befreunden konnte. De Groot sagt zwar S. 79: »Wegen seiner
nüchternen Einfachheit hat dieses Zitat fur uns viel Glaubwürdiges. • Ich
kann diese Auffassung nicht teilen. Ich kann es nicht glauben, daß ein
Mann wie der General Ma Yuan, der selbst wohldurchdachte Kunstwerke
durch Bronzeguß herstellte, sich der Barbarei schuldig machte, die im
Einschmelzen solcher Museumsschaustucke liegt. Dazu kommt, daß uns
der Wortlaut des Begleitschreibens vorliegt, in welchem der General dem
Kaiser die Gründe zu seiner Widmung jenes Pferdemodells mitteilt, und
daß sich darin keinerlei Andeutungen finden, als ob das Modell aus
Kriegstrophäen hergestellt wäre, etwa wie bei uns eine aus erbeuteten
Kanonen gegossene Kirchenglocke. Wäre dies der Fall gewesen, so wäre
sicher in der an den Kaiser gerichteten Denkschrift darauf hingewiesen
worden. Ich bin überzeugt, daß die Stelle nicht genau so niederge-
schrieben wurde, wie sie in den Texten der H6u-han-schu zu lesen ist,
und daß wir berechtigt sind, eine kleine Korrektur vorzunehmen. Ich bin
zu dieser Voraussetzung noch durch andere Gründe veranlaßt worden.
Das H6u-han-schu ist ein verhältnismäßig spätes Werk. Der Ver-
fasser des biographischen Teils, Fan Ye, der für die zweifelhafte Stelle
verantwortlich ist, wurde im Jahre 445 n. Chr. hingerichtet und schrieb
etwa 400 Jahre nach der Eroberung Tung -kings durch den General Ma
Yüan. Wir besitzen jedoch außer dem Hou-han-schu noch eine sehr
viel ältere Geschichte allerdings nur des Anfangs der östlichen Han- Dy-
nastie, das Tung-k uan-han-ki gjj), die etwa um das Jahr
170 n. Chr. vollendet wurde und deren Text unter den Handschriften des
Yung-lo-ta-tien, jener während der Boxerwirren mit der Han-lin-
Bibliothek in Peking verbrannten Riesensanunlung, wieder aufgefunden
wurde (s. Bretschneider, Botanicum Sinicum I, S. 205 und Tsung-
mii Kap. 50, S. 4, wo sich eine ausführliche Besprechung des alten Werkes
findet, das noch zur Zeit der Tsin - Dynastie nebst dem Scln-ki und dem
Ts'ien-han-schu zu den »drei Historikern« als allgemein anerkannten
Werken gerechnet wurde). Aus diesem Werke haben nun die Enzyklopädien
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Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
des XVIII. Jahrhunderts mancherlei Zitate entlehnt, zum Teil Stellen, die
sich in doppelter Uberlieferung darin sowohl wie im Ilou-han -seh u finden,
und so kommt es, daß uns eine Parallelste! le, und zwar eine wegen ihres
sehr viel höheren Alters vorzuziehende, erhalten ist. Ich zitiere dieselbe
nach der Version des Yüan-kien-lei-han Kap. 433, S. 15 f. (vgl. auch
Ko-tschl-k'ing-yüan Kap. 84, S. 4): Jg j$ ft $ ftt & ffi Jfg 3$
fä M ^ ffi SiT- *Ma Yi,an 8°ß in Kiau - tecW ein bronzenes
Pferd. In seinem Bericht an den Kaiser sagte er: Euerer Majestät Diener
hat gehurt, um im Himmel zu gehen, gebe es nichts besseres als den
Drachen, um auf Erden zu gehen, nichts besseres als das Pferd. Euerer
Majestät Diener Ma Yuan hat von Yang TzV-o die Kenntnis der Wert-
bestimmung des Pferdes aus äußeren Merkmalen übernommen. Zur Zeit
des Kaisers Hiau-wu-ti (140 — 86 v. Chr.) goß der Sachverständige für
Wertbestimmung des Pferdes namens Tung A-k'o ein Pferdemodell aus
Bronze, legte es dem Kaiser vor und dieser ließ es vor dem Tore Lu-p'an
aufstellen, das Tor aber Kin- ma-mön (»Tor des metallenen oder goldenen
Pferdes-) nennen. Euerer Majestät Diener hat mit Verwendung der Wert-
bestimmungsmethoden verschiedener Autoritäten aus erbeutetem Lo-yüe-
Kupfer ein Pferd in Höhe von .*>>/., Fuß bei 41/, Kuß Umfang gegossen, das
er hiermit untertänigst darbringt. Der Kaiser gab Befehl, das Pferd unter-
halb des Palastes Tö-yang aufzustellen.« In der Version des Ko-tschi-
k'ing-yüan finden sich, wie wir dies in dieser Enzyklopädie gewohnt
sind, kleine Varianten, aber beide Zitate stimmen insofern überein, als von
Bronzetrommeln nicht die Rede ist.
Die Version des Yüan-kien-leT-han ist von den gelehrten Ver-
fassern dieser 1710 n. Chr. veröffentlichten Enzyklopädie vermutlich un-
mittelbar dem in der Handschrift des Yung-lo-ta-tien vorliegenden Texte
des Tung-kuan-han-ki entnommen. Wenigstens ist mir keine vor dieser
Zeit veröffentlichte Separatausgabe bekannt. Die einzige Gesamtausgabe
scheint diejenige des mit beweglichen Typen gedruckten Sammelwerkes
Wu-ying-tien-tsü-tschön-pan-schu $g jäg g£ # fifi H) 7,1
sein (vgl. das Inhaltsverzeichnis bei Wylie, Appendix S. 208). das nicht
vor dem Jahre 1773, also geraume Zeit nach dem Yüan-kien-lei-han
erschien. Ich kann auf diese Ausgabe leider nicht Bezug nehmen, da mir
nur ein Teil des Sammelwerkes vorliegt.
Jedenfalls wird in der Umschrift des Yüan-kien-lei-han von
BronzHrommelu überhaupt nicht gesprochen, sondern nur von Bronze oder
Kupfer aus Lo-yüe, über welchen Artikel wir ja genügende Auskunft
im Ling-wai-tai-ta in der oben S. 205 — 20f> mitgeteilten Stelle (Kap. 7,
S. 12) erhalten. Abgesehen davon erweckt die Version des älteren Werkes
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Hirth: Chinesische Ansichten Ober Bronzetrommeln.
2:*7
gegenüber dem Texte des Höu-han-schu ein gewisses Vertrauen insofern,
als darin der äußeren Form nach der Wortlaut des Berichtes an den
Kaiser wiedergegeben wird, wenn wir die im späteren Historiker fehlenden
Schlußworte fjtf{ jj)^ («ehrerbietigst darbringen«) in Betracht ziehen.
Der Vergleich dieser beiden Überlieferungen scheint mir die beste Losung
der Frage mit sich zu bringen. So wenig ich im allgemeinen geneigt bin,
mit der Überlieferung der besseren chinesischen Texte, zu experimentieren, da
dieselben vor der Einführung des Buchdrucks nicht dem Kopieren durch un-
wissende Mönche ausgesetzt waren wie unsere griechischen und römischen
Klassiker, sondern meist durch Pausen gewissermaßen faksimiliert wurden,
so glaube ich doch, daß wir in diesem Falle eine kleine Textverderbnis vor-
aussetzen und zu einer Konjektur unsere Zuflucht nehmen dürfen. Fine
kleine Umstellung genügt, um der Stelle einen ganz anderen, und zwar
dem der älteren Uberlieferung entsprechenden Sinn zu geben, wenn wir
in der bei de Groot (S.79, Anm. 1) mitgeteilten Stelle «n Stelle
von ^ JPj lesen. Die «Trommel« würde in diesem Falle dem Sinne
nach verschwinden und mit dem folgenden Zeichen das Zeitwort ku-tschu
Mis!' ^' n* "Schmelzen«, bilden. Ku-tschu ist zu allen Zeiten der tech-
nische Ausdruck für das Bronzegießen gewesen. So beim Ciuß der Münzen
(P'el-wön-y un-fu Kap. 6b'B, S. 171 j T'u-schu-tsi-tsch'öng Sekt. 27,
Kap. 345, S. 1; Kap. 349, S. 11 ( j|£|8 <^ ^J* "die Kunst des Bronze-
gusses.), und Kap. 340, S. 3 $g| «bronzene Gerate gießen«;
vgl. auch K'ang-hi, wonach ku gfo — «Feuer anfachen«, was in China
mit Hilfe eines trommeiförmigen Blasebalges zu geschehen pflegt). Als
Beleg für den Sprachgebrauch in diesem Sinne für das Hou-han-schu
selbst verweise ich auf die Stelle Kap. 38, S. 8A, wo von einem die Eisen-
hütten beaufsichtigenden Beamten gesagt wird: £J>|| «der
ELsenbeamte beaufsichtigt das Schmelzen oder Gießen«. Der in der Stelle
vorkommende Ausdruck Lo-yüe' („Bj^^^» so und nicht wie bei de Groot
durch *Lo und YW« wiederzugeben) bildet den Gegensatz zu Ou-yüe
i(5yj;>|£, T'u-schu-tsi-tsch'öng, Sekt.6, Kap. 1359, S. 1 A und 1B) und
bezeichnet ethnisch1 die Urbewohner in K'in-tschöu (Ling-wai-tai-ta
1 Daß es sich um einen ethnischen Ausdruck handelt, scheint aus den Wande-
rungen dieser Man -Stamme hervorzugehen , auf die wir aus einer Stelle des Höu-
han-schu (Kap. 48, S. 15) schließen dürfen, wonach der General Tsang Kung
P£) tm ^anre 35 n. Chr. mit seinen Truppen zu den Lo-yüe in Tschung-Iu
k>,n ($1 Ä + — ^ Ä M ^ J& it SU M)' IKr sd,oliast hcnm'u
ui dieser Stelle: «Tschung-Iu ist der Name eines hii'n zu Nan-kün gehörig; die
alte Stadt lag im Süden von Siang-yang (am Hanflus.se unter 32° ii. Br. !), und
der Name kommt daher, daß die Lo-yüe -Leute dorthin verzogen sind (oder: «dorthin
wurden«, da es sich um eine unfreiwillige Auswanderung gehandelt laben
: W&Ü Afl£#£jft® J£tf5^)' Da die betreffende Ortliehk,it
w dem damaligen Nan-kiln gehörte, so würde sich vielleicht auf diese Weise die
Eiuaeuduiig einer Bronzctrominel aus Nan-kün im Jahre 48 erklären.
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Hirtm: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln
Kap. 3, S. 17 und Kap. 7, 8. 12; T'ung-tien Kap. 188, S. 7; Ts'ien-h an-
schu Kap. 95, S. 9, 16 und 19; Schi-ki Kap. 113, S.2: gg
vgl. die Scholien zu dieser Stelle). Ich lese nach dieser Korrektur wie
folgt: 1ft#^%BMMftvkUl&1&iit< "nd übersetze: -in
Kiau-tschT bekam (oder »erbeutete«) er Lo-yüe- Kupfer und goß daraus
ein Pferdemodell-.
Mit dieser Korrektur ist zunächst ein Haupthindernis beseitigt, das
bisher der chinesischen Theorie vom General Ma Yuan als Erfinder der
Bronzetrommeln entgegenstand. Freilich stehen wir sofort wieder vor einer
anderen Schwierigkeit Wenn nämlich die Stelle des Höu-han-schu als
angeblich älteste Belegstelle fur das Vorkommen der Bronzetrommeln wegen
der durch unsere Korrektur hervorgerufene Veränderung des Sinnes weg-
fällig wird, so wurde die nächstälteste Erwähnung die bei de G root (S.79,
Anm.2) mitgeteilte Stelle des TschT-lin sein: j|| jj£ ^ -f- 4p. j£| g|j
jjJtWÄ' d'h- *im Jsll,re 48 "•r»r- widmete dem Hofe
ein Mann1 von Nan-kün eine bronzene Trommel mit Inschrift«. De Groot
übersetzt hier »eine mit Gravierarbeit versehene Bronzepauke«, aber ich muß
darauf hinweisen, daß in allen kunstgeschichtlichen Texten die Ausdrücke
2^ yu-ming und fill -^fj um-miny, die sich im Po-ku-t'u-lu, Kiu-
schT-so und ähnlichen Werken fast auf jeder Seite finden, immer durch
■ mit Inschrift« und «ohne Inschrift« zu übersetzen sind, auch in den
Texten des Altertums, wofür sich zahlreiche Belege im P'ei-wön-y ün-fu,
s.v. , finden. Nehmen wir an, daß diese Trommel von den in Nan-kün
ansässigen Man -Barbaren stammt, so dürfen wir fragen: wie kamen die-
selben zu einer Inschrift? Wären die eingravierten Schriftzeichen nicht-
chinesisch gewesen, so hätte dies der Berichterstatter sicher vermerkt. Die
örtlichkeit paßt sehr gut zur Auffindung einer Bronzetroinmel. Die Haupt-
stadt des damaligen Gebietes von Nan-kün entspricht dem heutigen King-
tschöu -fu1, aber die Grenzen des Fürstentums erstreckten sich weit über
die südlichen Yang -tzT- Ufer und im Norden, wie wir gesellen haben, bis
nach Siang-yang. Das Land war zum großen Teil von Man -Barbaren
bevölkert. Die «Bronzetroinmel mit Inschrift« findet in jener Zeit nur in
der nach dem Kuang-tung-sin-yü seinerzeit im Nan -hai- miau bei
Whampoa aufbewahrten Trommel mit Inschrift des Generals Fu-p'o ihr
1 «ein Manu«; so will mir die Stelle nicht recht gefallen, da ich
nicht einsehe, weshalb das Geschlecht des Schenkenden betont wird. Möglicherweise
• Männer., wenn nicht Adelstitel, jjfy izi-nan, -die Vizegrafen und Barone-,
gemeint sind (vgl. Höu-han-schu Kap.9, S. 12B: ^ J)[| fhf ,\ ♦ wo
nan-izi in dieser Umstellung vielleicht auch Adelstitel ist).
> Li-tai-ti-li-tschT-yün-picii-kin-srhT Kap.U, S.27f.: j Jjl j
Htm ein Fürstentum, zu King-tschöu gehörig, entsprechend der beutigen Stadt
Ki&ng-ling-hicn in King-tschöu -fu, Provinz Hu-peT«. Kiang- ling-hien ist mit
der Prät'elrturstadt King-tschöu- fu identisch.
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Hihth: Chinesische Ansichten (Iber Bronzetrommeln.
239
Gegenstück. Vorausgesetzt daß die letztere wirklich «aus der Zeit der
späteren Han stammt, ware die Trommel aus Nan-kiin das zweite mit
einer Inschrift versehene Stuck, vielleicht das dritte, wenn wir die weiter
unten von mir erwähnte Trommel von Yo-tschöu-fu in Betracht ziehen.
Die Schwierigkeit liegt fur den, der die Ma-yüan -Theorie zu stützen sucht,
im Datum der Auffindung. Die chinesische Anschauung stützt sich augen-
scheinlich auf den Gedanken, daß Bronzetrommeln, soweit Funde durch
die chinesische Literatur bekannt geworden sind, hauptsächlich an solchen
Plätzen entdeckt worden sind, die von den Generälen Ma Yuan und Tschu-ko
Liang mit ihren Truppen berührt wurden. Dies würde nun auf die süd-
lichen Grenzen des Nan -kün- Gebietes recht gut passen, wie aus den aus
dem Höu-han-schu unter * bis « mitgeteilten Auszügen (s. Anhang) her-
vorgeht. Ma Yüan bekämpfte tatsächlich die aufständigen Man - Barbaren
in der Nähe des Sees Tung-t'ing und starb während dieses Feldzuges.
Nach dem H öu- han-schu wurde er im Herbste des Jahres 48 n.Chr.
zum Führer der Expedition gegen die Man am See ernannt; im T'ung-
kien-kang-mu wird der siebente Monat genannt, und wenn Ma Yüan nach
derselben Quelle erst im Sommer 49 starb, so müßte der Trommelfund von
Nan -kün noch zu seinen Lebzeiten stattgefunden haben, und zwar während
er sich mit seiner Armee in der Nahe der südlichen Grenzen dieses Fürsten-
tums aufhielt, wenn nicht vor seiner Ernennung. Die Möglichkeit wäre
allerdings nicht ausgeschlossen, daß Ma Yüan im siebenten Monat des
Jahres 48 gleich nach seiner Ankunft unter den Barbaren solche Trommeln
bei sich hatte, befreundete oder verbündete Man - Führer damit beschenkte,
daß diese sie im Kampfe verloren und daß sie schließlich von dem «Manne«
aus Nan -kün an den Hof eingesandt wurden, ohne daß dieser ihren Ur-
sprung kannte. Während jedoch das örtliche Zusammentreffen des Trommel-
fundes von Nan-kiin mit der Nähe von Ma Yüans Kriegsschauplatz für die
chinesische Theorie zu sprechen scheint, ist der Umstand, daß die Ein-
sendung nur innerhalb weniger Monate nach Ankunft Ma Yüans stattgefunden
haben kann, eher als ein Hindernis anzusehen. Schließlieh könnten ja auch
solche Trommeln, nachdem sie sich in Tung-king vier Jahre früher erprobt,
inzwischen durch andere Vertreter des Kaisers an die Barbaren von Nan -kün
gelangt sein. Gegen die chinesische Theorie spricht hauptsächlich auch die
Unwahrscheinlichkeit, daß man dem Hofe ein unter der Autorität des Kaisers
eingeborenen Führern gestiftetes Geschenk als Merkwürdigkeit widmete.
Übrigens ist die Bronzetrommel von Nan-kiin nicht die einzige in
jener Gegend entdeckte. Ihr folgt zunächst die im K'i-man-ts'ung-sinu
erwähnte Trommel (s. de Groot S. 88, Antn. 2). Dieselbe wurde im Flusse
von Ma-yang (J$|[,l$y) ausgegraben. Diese Ortlichkcit wird von de Groot
nicht ganz richtig identifiziert, wenn er sie im heutigen Yüan-tschöu-fu
j'H/frf) in der Provinz Kiang-si sucht. Dort sind wir den Sitzen
der Man schon zu weit entrückt, um solche Altertümer zu erwarten. Viel-
mehr handelt es sich um eine Landschaft an den Ufern des Yüan-kiang,
der sich östlich von Tschang -tö in den Tung-t'ing -See ergießt und die
eigentliche Heerstraße der Man vom alten King-tschöu nach den südwest-
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240 Hibth: Chinesische Ansichten über Bronzctrommeln.
liehen Provinzen bildet, insbesondere der K'i-man denen das
von de Groot zitierte Werk gewidmet ist. Ma-yang ist die heute noch so
genannte Kreisstadt (27° 38' n. Br., 109° 22' ö. v. Gr., Playfair Nr. 4742).
Das Zitat von der bei Ma-yang entdeckten Trommel ist im T'u-schu-
tsi-tsch'öng unter den tsa-lu von Tschön- tschou -fu (6, Kap. 1270), der
Präfektur, zu der Ma-yang gehört, abgedruckt. Das Kloster Tiin-k'iug-
kuan Bglfljl)' wo /m* ^<il der Sung -Dynastie die Trommel aufbewahrt
wurde, befaud sich jedoch hundert Li ostlich von der Stadt Yo- tschou -fu
und führte diesen Namen seit 1017 n.Chr. (s. T' u-sch u-tsi -tsch'öng 6,
Kap. 1223, S. 5). Der Fluß von Ma-yang fällt in das Gebiet derselben
Wu- ling -mau Ser>en die der im Jahre 48 n.Chr. unter Ma
Yttan unternommene Feldzug gerichtet war. Ob der General selbst weit
genug ins Innere gedrungen ist, um den Fundort der Trommel von Ma
Yang zu erreichen, läßt sich kaum feststellen; doch konnten seine Truppen
dort gewesen sein. Der Hu- t'ou-schan, wo sich Ma Yüans Hauptquartier
zur Zeit seines Todes befand, durfte sehr viel weiter stromabwärts unter-
halb Tschon - tschou zu suchen sein.
Ein dritter Trommelfundbericht der Tung- t'ing- Gegend liegt aus Yo-
tschou-fu vor. Die Lokalchronik (Yo-tschou-fu-tschT, zitiert im T' li-
sch u-tsi-tsc h'öng b\ Kap. 1224, S. 2) spricht von einer im Tempel Lo-
niang-miau (j|j££j| aufbewahrten Bronzetrommel. Dazu werde im
Yo-yang-f ong-t'u-ki (Ijj -J- =jj, einem etwa 1100 n.Chr. ent-
standenen, für die Geschichte der .Stromveränderungen am Ausfluß des
Tung-t'ing-Sees wichtigen und von den Chinesen geschätzten Werkchen,
s. Ts'ung-mu Kap. 70, S. 31 f.) folgendes bemerkt:
»Während der Regierungsperiode Yüan-föng (1078— 108G) wurde
bei dem Landgute Yung-k'ing beim Pllugen eine Bronzetrommel gefunden
mit runder Öffnung und kantigen Henkeln; die Ornamente des unteren
Teils bestanden aus alter Siegelschrift und Mäandermastern mit prononciert
blaugriiner Patina und von so vollendeter Arbeit, wie sie in jüngerer Zeit
nicht fertig gebracht werden konnte. Das Fundstilck wurde im Kloster
untergebracht. Der Magistrat Li Kuan erkundigte sich bei den Sachver-
ständigen nach (der Bedeutung der Inschrift?), worauf dieselben antworteten:
'Als Lu Kia als Gesandter nach Nan-yüe geschickt wurde, schenkte er
diese Bronzetrommel als eine Widmung an den Tempel, sie war jedoch
vor langer Zeit verloren gegangen. Dies ist der Sinn (der Inschrift).' Darauf
wurde die Trommel im Tempel untergebracht, doch da sie zur Zeit des Um-
zugs nicht mit der nötigen Sorgfalt gehandhabt wurde, ward sie beschädigt,
worauf sie im Kloster von Yung-k'ing gelassen wurde- ( jjjr ^ jpg
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Hibth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
241
Wir sehen in diesem kurzen Bericht eine von der landläufigen An-
sicht sehr verschiedene, ebenfalls chinesische Anschauung vertreten. Nach
<ler Ansicht jener Sachverständigen, die in Yo - tschöu - fu zu Hause ge-
wesen sein mögen, da der zuerst genannte Tempel Lo - niang-miau sich
(nach T'u-schu-tsi-tseh'ong 6, Kap. 1223, tz'i-miau S. 1) drei Li süd-
lich von dieser Stadt befand, stammte diese Trommel aus einer Zeit, die
vorder Eroberung Tung -kings durch den General Ma Yuan um mehrere
Generationen zurückliegt. Die erste Entsendung des chinesischen Gesandten
Lu Kia an den Hof des Königs von Nan-yüe, Tschau T'o, fällt in das
Jahr 195 v. Chr., bei Gelegenheit seiner Investitur im Namen des chinesischen
Kaisers (S c h 1 - k i Ka p. 11 3 , S. 2 B : $| + — %L jf f{ 0 ± it Ä
ÄIÄI' vßl Ts i<:n-,,an--sc,iu Kap. 95, S. 8B und die Übersetzung
von Wylie, a. a. O. S. t»6 ff.). Eine zweite Entsendung desselben Gesandten
fiel in das Jahr 17(J v.Chr., und diesmal sendet der im Sterben liegende
große Beherrscher der Man -Barbaren eine in den chinesischen Historikern
im einzelnen angeführte Reihe wertvoller Geschenke (-Respectfully facing
the north, he begs to present by the envoy, a pair of white jade sceptres,
a thousand humming birds, ten buffalo horns, five hundred purple cowries,
a case of cassia grubs, forty pairs of living humming birds, and two pairs
of pea-fowls. Half dead, he again makes obeisance, in offering this report
t»i His Highness the Emperor. When Lu Kia returned and made his report,
the Emperor was greatly delighted- (Wylie S. 70). Es befand sich keine
Bronzetroinmel unter den Geschenken Tschau T'os. Doch bezieht sieh
wohl die Mitteilung des Föng-t'u-ki nicht auf diese Sendung, da von
einem Geschenk des Lu Kia an den Tempel (Lo- niang-miau?) und nicht
von Hofgeschenken die Rede ist. Es wird jedoch nicht leicht sein, etwaige
Beziehungen zu jenem Tempel zu entdecken. Die Stelle, ist zunächst da-
durch interessant, daß sie eine Variante der allgemein gültigen chinesischen
Anschauung bildet. Jene Sachverstandigen der Sung - Dynastie nahmen
zweifellos an, daß die von ihnen begutachtete Trommel chinesischen
Ursprungs sei, sie hätte sonst nicht die »in alter Siegelschrift ("^f
niedergelegte Inschrift tragen können. Immerhin hätte, wenn wir den
Barbaren Tschau T'os solche Kunstwerke zutrauen wollen, dieses Stück
wahrend des Aufenthaltes des Gesandten am Hofe des Südens auf Be-
stellung gegossen sein können, wenn nicht die chinesische Inschrift nach-
träglich eingraviert wurde.
• Diesem Gebiete gegenüber steht mm ein anderes, nämlich das von SsT-tseh'uan
Yön-nan, Nordbirma usw. Ich bin geneigt anzunehmen, daß die Funde dieses
mehr westlichen Gebietes um etwa zwei Jahrhunderte jünger sind und nicht fiber
die Zeit des Tschu-ko Liang (225 n. Chr.) hinausgehen. Als dieser große Feldherr den
Südwesten Chinas unterjochte, verfuhr er ähnlich wie sein Vorgänger Ma Yuan in
Tung- king. So wird ein im Anfang des XVI. Jahrhunderts in der Gegend von
Kui-liii entdeckter Fund von 93 Bronzepauken auf* Tschu-ko Liang i-ku tschön-
iuan, -Tschu-ko Liang, der mit der Trommel die Man unterjochte, in Ordnung hielt-,
lurflckge fuhrt. Wie die damals (d.h. im XVI. Jahrhundert) gefangenen Man selbst
erklärten, hing der Wert einer solchen Bronzetroinmel davon ab, wie weit man
JClt 4 Sein. f. Orient Sprachen. 1904. I. Abt. Ifi
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242
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
ihren Schall hören konnte, also keineswegs von der Größe, was sich ja auch von
den Tamtams und Glocken sagen läßt. Die allerbesten waren tausend Kühe wert,
weniger gute 700 bis 800 Kühe. Diese wichtige Stelle findet sieh im Ming-schT
Kaj). 212, S. 20. Wie die in der Provinz SsT-tsch'uan erworbenen Stücke, so gehören
zu den Trommeln des Tschu-ko Liang vermutlieh wohl auch Stücke aus Gegenden, die
weit über die heutige chinesische Grenze hinaus gefunden wurden. Wie es mit den
ferneren Gegenden Hiiitcrindieiis bestellt ist , wage ich nicht zu entscheiden. Es
wäre aber die Frage aufzuwerfen, ob nicht die Kunst des Trommclgießens bei
Gelegenheit der beiden großen chinesischen Unterwerfungsfeldzügc zunächst von den
unterworfenen Man nach chinesischem Muster erlernt wurde und sich spater von
Stamm zu Stamm nach Süden hin fortpflanzte, allmählich dann eingeborenem Ge-
schmack mehr und mehr Rechnung tragend, ßronzctrommcln werden im frühen
Mittelalter unter den musikalischen Instrumenten des Landes P'iau (Ostbirma) er-
wähnt. Unter einer langen Keihe von Tributgeschenken, die im Jahre 1370 von
Java (vom König Si-li-pa-ta-la — Cri Patra oder Patala?) an den chinesischen
Hof geschickt wurden, befanden sieh auch Bron/etrommeln. Es wird sich fragen,
ob man iür die lünterindiseheii Trommeln, besonder» solche des Archipels, den
Beweis erbringen kann, daß sie vor dem Jahre 41 n. Chr. entstanden sind. Ist dies
nicht möglich, so wäre chinesische Beeinflussung bei aller Verschiedenheit der Formen
immerhin denkbar. -
Mag es Legende sein, wie de Groot (S. 90) annimmt, oder nicht, so
unterliegt es doch keinem Zweifel, daß in der Gegend des oberen Yang-t/.T
und weiter nach Südwesten hin, überall wohin der große Nationallield
Tschu-ko Liang seine siegreichen Waffen trug, die spater gemachten
Trommelfunde seinem Wirken zugeschrieben werden. Die auch bei de Groot
(8.89) angeführte Stelle des Ming-schT (Kap. 212, S. 20) bringt den in
der Bevölkerung heute noch für Tradition gehaltenen Gedanken deutlich
zum Ausdruck. Ich habe ja in meinem Briefe nur die Ansichten chinesi-
scher Archäologen wiedergeben wollen und glaube dies so gewissenhaft getan
zu haben, wie dies unter den damaligen Uniständen möglich war. Ich
bin selbst jetzt noch der Ansicht, daß wir solche im Volke lebenden
Überlieferungen nicht ohne weitere Nachfrage als unnützes Material bei-
seite werfen sollen. Was dem Feldherrn Tschu-ko Liang zugeschrieben
wird, ist ebenso wie bei Ma Yüan die Überreichung von Kulturgeschenken.
die in der Seele der Barbaren die Lust zur Zivilisation im chinesischen
Sinne erwecken und gleichzeitig das Gefühl der Abhängigkeit vom Kaiser
als obersten Schutzherrn erhalten sollten. Daß wir in dem von den Heer-
zogen des Tschu-ko Liang handelnden Haupthistoriker, dem Sa n -kno-
ts chl, so wenig über die Bronzetrommeln erfahren wie aus den Han-
Annalen beweist nichts gegen die Möglichkeit dieses Verfahrens, das wir
aus der Ku-tsch'ui- Literatur hinlänglich kennen. Tschu-ko Liang war
wie Ma Yüan nicht nur ein großer Feldherr, sondern auch Künstler. In
der Malerliteratur wird er unter den ausübenden Künstlern seiner Zeit
angeführt (»Tschu-ko Liang konnte malen-, jffj tfe. j|» , Süan-ho-
schu-p'u Kap. 13, S. 4B, wo außer seiner von den Zeitgenossen ge-
schätzten Handschrift besonders auch sein mechanisches Geschick hervor-
gehoben wird, das sich in mehreren berühmten Frßndungen äußerte, die
ja auch im San-ku o- tscin erwähnt sind. Sein zeichnerisches Talent
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Hirth: Chineswehe Ansichten üher Rronzetronimeln. 243
entsprang einer inneren Veranlagung, die ihn in den Stand setzte, es auch
ohne Studium zu Leistungen zu bringen ( J^j[ ^£ jfp JlJ LjJ[
^ih |7fl )• Von seinen Erfindungen erhalten wir im San-kuo-tsch I
(Selm Kap. 5, S. 15 B) Nachricht, wenn es auch nicht leicht ist, sich heute
eine Vorstellung davon zu machen (fäfefäfä &} J&lj&fjjtMH
* ait % tu ä & m m ä & w a i« b ffi 19 ä s>
Jahre 225 n. Chr. trat Tschu-ko Liang seinen Feldzug gegen den Süden
an {Dl' San-kuo-tsch! Kap. 5, S. 8).
Dazu l»euicrkt der Scholiast, daß ihm auf Befehl des Kaisers »Federschirme
und Trouunelspiele- gegeben wurden (jf^)^^^ ü ° ^^jI&Ba!
Elft)- m,n l^X'-ko Liang von seinem Malertalent Gebrauch
machte, erfahren wir aus einer Quelle, die zwar dem San-kuo Ischl an
Alter nicht gleichkommt, aber immerhin alt genug ist, um zu zeigen, was
man sich etwa ein Jahrhundert später erzählte. Ich meine das llua-yang-
kuo-tsch! (fjjfe |^ [p|J yj^) vo" Tsch'ang K'ü (^/J^) Der Verfasser
wird im Ts* u n g - in u (Kap. (56, S. 5) als Zeitgenosse des letzten Monarchen
der Dynastie Tsch'öng Li Schi genannt, der von 344 bis
347 n. Chr. regierte. Der Text des aus einer Reihe von Monographien
historischen Inhalts bestehenden Werkes ist in dem Sammelwerk H au-
wei- ts* ung-schu abgedruckt. Die Stelle lautet: gfä $ %$jf$
JfliJ $(\\ föt jf ^ "iW ^ -Tschu-ko Liang verfertigte ein Allium von
Bildern über die Beschäftigungen der Barbaren. Erst zeichnete er Himmel,
Erde, Sonne, Mond, Fürsten, Führer und Städte. Dann zeichnete er
Geister und Drachen, die Erzeugung der Barbaren durch Drachen, auch
Ochsen, Pferde und Ziegen. Zuletzt zeichnete er die Stammesf Arsten und
ihre Beamten, Reitpferde und Fahnen. Denn (diese Bilder sollten) die
Runde machen und friedliche Sympathien erwecken. Er zeichnete auch an
der Halfter gezogene Ochsen , mit Wein beladen, und die Symbole von ge-
schenktem Gold und Edelsteinen, die zu ihnen kamen. (Diese Bilder)
schenkte er den Barbaren. Die Barbaren schätzten sie sehr hoch. Er ver-
sprach ihrem Wohlstand durch Vieh aufzuhelfen und gab ihnen unwider-
rufliche Urkunden nebst (den dazu gehörigen) Rangabzeichen aus Nephrit
und Brokatstoffen. [Die Bilder sind] jetzt noch erhalten.- Die Stelle wird
im T'u-schu-tsi -tsch'öng (6, Kap. K06 ad finem) aus dem Sü-tschou-
fu-tschi zitiert.
Einen der Gründe, die bei der Zurückführung der in Ssi-tsch 'uan,
Yün-nan und Kui-tschöu gefundenen Bronzetrommeln auf Tschu-ko Liang
den Chinesen des Mittelalters vorgeschwebt haben mögen, glaube ich in
einer Stelle der T'u-schu tsi-tsch'öng (Kap. 8, Kap. 94, hui-k'au (I,
S. 8) zu erkennen, wo die Bronzetrommel als Festmusikinstrument der
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244 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Liau- Barbaren »mit den fliegenden Köpfen» (Vogelköpfcn? 71^ "?*'
die schon im T'ang-schu erwähnt werden) und anderer Stämme Tung-
kings geschildert wird. Dort wird sie als »das Tschöng, d.i. der Militär-
gong, erklärt, mit dem Tschu - ko Liang gegen die Man -Barbaren zu Felde
(fSi älL75Mi %iaifiEÖa-&)- 1)as Tschöng war zur Zeit
der Tschöu - Dynastie ein glockenartiges Instrument mit Handgriff und Tschöu-
ornamenten, jedoch ohne die charakteristischen 36 Zitzen der Tschöuglocken,
wie aus den Abbildungen des Po-ku-t'u-lu (Kap. 26, S. 36 — 46) hervor-
geht. Nach der Definition des Sehuo-wün (K'ang-hi, s.v. j)j£) war es
ein Instrument wie die Tanzrassel (natt), jedoch glockenartig, mit hohlem
Griff, durch den ein Stab gesteckt werden konnte (jj*V ■ j ^ fj/] £^ j^j
pfl Jl Ks wurde mit der Felltronimel bei militärischen Evolu-
tionen als Signal benutzt, die Trommel als Signal zum Angriff, das Tsrbring
als Signal des Stillstandes. Ks wurde, dieser Beschreibung entsprechend,
an einem durchgesteckten Stabe hängend angeschlagen. In dein Musik-
werke der Sung- Dynastie Yo-schu (^^. T'u-schu-tsi-sch'öng
29, Kap. 99, S. 2) wird ein Bronzetschöng a,,cn als Spezialität der
Man -Barbaren erwähnt mit den Worten: »Das Tschöng gleicht einem großen
bronzenen tie (ich weiß nicht, was damit gemeint ist), wird an einem
Glockenstab aufgehängt und angeschlagen; es ist ein Instrument der sud-
iioi„.„ m.,„. ( & *p ^ g ,j«5 ff # p. jfo- z m m Z & tfe
nach K i u - 1' a ng -sc h u , Kap. 'J9. S. 19). Vielleicht ist dieses Instrument
mit der Bronzetrominel verwechselt worden, da Schön Kua (XI. Jahrhundert)
berichtet, daß von ihm ein bronzenes Tschöng mit einer auf Tschu -ko
Liang deutenden Inschrift gefunden wurde ( ^jp* ^ ' i^. ^ jfjfc jjj! ^ ^ ^jr
Möng-k i-pi-t'an Kap. 19, S. 1). Auf dem Tschöng war eine Art stili-
sierter Widderkopf, worin der Verfasser das Symbol Fei-lien (^f^Jfft» ein
mythologisches Monstrum) zu erkennen glaubte. Das Fei -lien scheint nach
den im P'e'i- wön-yu n-fu (Kap. 29, S. löB) mitgeteilten Stellen ein recht
vieldeutiger Begriff zu sein.
In der neueren Literatur sind Stellen, in denen die Bronzetrommel
in gewissen Gebieten auf Tschu -ko Liang zurückgeführt wird, durchaus
nicht selten. Solche Stellen finden sich namentlich in dem Hauptwerke fur
die südwestlichen Provinzen, dem im Jahre 1763 veröffentlichten Tieti-
k'ien-tsch'i-lio in Kapiteln, von Sie Schöng-lun
(I^^^m)' vv" sicn nocn rocht vie' Mateml für die Kenntnis der Bronze-
trommelvölker findet. Unter anderem sind darin die unter Europäern
bisher nur als Erklärung zu gewissen illustrierten Handschriften bekannt
gewordenen Miau -tzT -Texte enthalten, die von verschiedenen Gelehrten
nach solchen titellosen Miau -tzi- Albums bearbeitet wurden. Das voll-
ständigste Exemplar dieser Sammlung, das ich bis jetzt kennen gelernt,
•Sl Aquarelle enthaltend, fiel im Oktober 1883 in ineine Hände und befindet
sich jetzt auf der Herzoglichen Bibliothek in Gotha. Die Nachrichten der
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Hibth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
245
früheren französischen Missionare (du Halde, Amiot, G rosier usw.) sind
dürftig im Vergleich zu den Schilderungen dieser Handschriften , von denen
wir die ersten Proben 1837 durch K. F. Neumann (Asiatische Studien I,
S. 35 — 120) erhielten. Derselbe beschreibt 79 Stämme der Miau- tzT »nach
einem durch die Güte des Hrn. Clarke zu Canton in Abschrift mitgeteilten
Originale«. 1859 erschien die Obersetzung von Bridgman im »Journal of
the N.- China Branch of the R. Asiat. Society, (vgl. de Groot S. 102), und
187b* die Bearbeitung nach drei verschiedenen Handschriften durch ü. M. H.
Playfair (»The Miaotzu of Kweichou and Yunnan from Chinese Descrip-
tions-, China Review Bd.V, S. 92 — 108). De Groot sagt (S. 103) von
der Bridgmanschen Bearbeitung: - Es ist eigentümlich, daß weder der ur-
sprüngliche Titel des Werkchens, noch der Name des Verfassers, noch das
Jahr der Veröffentlichung von dem Übersetzer genannt wird. Hat er das
alles verschwiegen aus Furcht, daß auch ein anderer das durchaus nicht
zu verschmähende Buch in die Hände bekommen und gründlicher unter-
suchen oder seine Übersetzung einer Kritik unterwerfen könnte?» Ich halte
diesen Verdacht für unbegründet, da die in verschiedenen Bibliotheken und
Museen Europas vertretenen Miau -tzT- Aquarelle in ihren Texten meist
keinerlei bibliographischen Nachweis enthalten. Ich glaube daher einem
Mangel abzuhelfen, wenn ich auf die gedruckten Texte des Tien-k'ien-
tschi-lio verweise, die den früheren Bearbeitern zweifellos unbekannt
waren.
In dem genannten Werke wird nun u. a. (Kap. 27, S. 1 B) mit Bezug
auf die Barbaren von Ma-hu (J&))li)\, in der Nähe des großen Bronze-
marktes Sui-fu am oberen Yang-tzT) gesagt, daß sie bei Festen und Ge-
lagen »die Bronzetrommel anschlagen, Gesänge und Tänze aufführen und
Wein trinken, und Tag und Nacht Musik machen; bei ihren unerschöpf-
lichen und endlosen Vorräten, sagt man, sei dies Tschu-kos Methode
gewesen , die Barbaren zu erschöpfen« j^r" ^ ^ ^ 'ipj ^ ^
« & m n m m w % m % e m z m v,mmm-
Schreiber nimmt augenscheinlich an, daß Tschu-ko Liang die Barbaren aus
Politik zu diesen Vergnügungen ermuntert habe; dies würde die in dem alten
Bericht über das von ihm gefertigte Bilderalbum (eines frühen Vorläufers der
Miau - tzi- Aquarelle) angedeutete Liberalität gegenüber den Barbaren erklären.
Indem er sie zum Luxus erzog, glaubte er sie am sichersten an die chi-
nesische Kultur zu ketten. Die chinesische Anschauung geht nun augen-
scheinlich davon aus, daß unter diesen Luxusgeschenken sich auch Bronze-
trommeln befunden haben.
Mag dies alles Legende sein oder allenfalls Raum zu einem Kom-
promiß der Meinungen eröffnen, wenn wir annehmen wollen, daß die
Barbaren längst selbst Bronzetrommeln, wenn auch weniger vollkommene,
gegossen hatten, als Ma Yüan und Tschu-ko Liang dieser Industrie mit
höherer Technik und chinesischer Symbolik in den Ornamenten durch
Trommelstiftungen im Zusammenhang mit dem vom Kaiser verliehenen
Ku-tsch*ui- Orchester zu Hilfe kamen, so dürfen wir doch Zeugnisse wie
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246
Hirth: Chinesische Ansichten Ober Bronzctrommeln.
das Vorhandensein von Inschriften (z.B. die des Ma Fu-p'o im Nan -hai-
miau bei Whatnpoa) nicht einfach beiseite schieben. Wenn uns ein an-
ständiger und ernst veranlagter chinesischer Autor, wie der Verfasser des
Kuang-tung-sin-y ü, versichert, daß eine Trommel mit chinesischer In-
schrift in jenein Tempel aufbewahrt wurde, so haben wir nicht mehr Grund
an der Tatsache zu zweifeln, als ob das Buch in Kuropa erschienen wäre;
und was den Leichtsinn betrifft, mit dem enthusiastische Gelehrte sich durch
Nachahmungen täuschen lassen, so traue ich den chinesischen Kritikern
ebensoviel Vorsicht und gesunden Menschenverstand zu, wie beispielsweise
einem unserer großen Ägy ptologen , der in einem Pharaonengrabe am Nil
chinesisches Porzellan entdeckt zu haben glaubte.
Ich hoffe, daß de Groot nicht etwa ein grundsätzliches Vorurteil
gegen Inschriften auf Bronzetromineln hegt, da wir doch genug Beispiele
dafür aus der Literatur nachweisen können , wie die Siegelinschrift der
Trommel von Yo-tschou-fu oder die Widmung »des Mannes von Nan-kün-
im Jahre 48 n.Chr. Ein solches Vorurteil könnte der Grund sein, weshalb
er (S. 79) die Vokabel ming (^g »Inschrift«) durch »Gravierarbeit« uber-
setzt, und weshalb er mit Professor Kuhnert die Inschrift auf Fig. 7 auf
Taf. XXIX in Hegers Tafelband nicht deuten zu können glaubte (s. Text-
band, 8. 128).
Ich halte die beiden am Henkel der Trommel Wien XI erscheinenden
Zeichen für chinesisch und sehe die Schwierigkeit ihrer Lesung nicht recht
ein. Das auf der Abbildung (Fig. 7) wiedergegebene obere Schriftzeichen
erscheint auf einein oben und unten von krummen Linien begrenzten Felde,
während das untere Zeichen in einem wohlgeformten Rechteck steht. Die
Verzerrung des oberen Feldes kann unmöglich in der Absicht des Künstlers
gelegen haben ; ich nehme daher an , daß sie durch Stoß oder Reibung
entstanden ist und daß dadurch das im Felde enthaltene Schriftzeichen seine
ursprüngliche Gestalt verloren hat. Meiner Ansicht nach sind die beiden
Zeichen ff , ts'ien-tcan zu lesen, d.h. »tausend Myriaden« oder »zehn
Millionen«.
Was die palüographische Begründung dieser Lesung betrifft, so muß
bemerkt werden, daß ff-,is'ien, »tausend«, mit dem Klassenhaupt »Mensch«,
gegenüber dem einfachen die ältere Schriftforni ist; bekanntlich er-
scheint ja in wichtigen Dokumenten, auf Checks und in allen offiziellen
Berichten an die Regierung das Zahlwort ts'itn immer in dieser älteren Form,
um etwaigen Urkundenfälschungen vorzubeugen (s. meine Bemerkungen
über das ta-sie der Zahlwörter in »Notes on the Chinese Documentary
Style« S. 98 f.). Im Schuo-wön, dem Hieroglyphen Wörterbuch vom
Jahre 100 n.Chr., wird das damalige Zeichen für »tausend« erklärt als
aus -j-" (sein, »zehn«) und (jo^y »Mensch«) zusammengesetzt, und
die mitgeteilte alte Form des Zeichens entspricht dieser Erklärung (s. Schuo-
wön, Schlüssel 54, Nr. 3).
Ferner steht das buddhistische Hakenkreuz p-P , wie man aus jedem
Wörterbuche (Morrison, Williams, Giles) ersehen kann, für 3£, uro»,
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Hibth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 247
»zehntausend«. Der bekannte Polyhistor des XYII1. Jahrhunderts Li T'iau-
yüan (T* o u n g- pao , Bd. V, Supplement, S. 15 ff.) veröffentlichte in seinem
Hau- ha i ein Werk philologischen Inhalts unter dem Titel Wan - tschai -
nau-lu ( rt! Vorwort entschuldigt er sich wegen der
Verwendung des Zeichens , das in den Klassikern nicht vorkommt und
erst durch die Buddhisten nach China gebracht wurde, und zwar zunächst
durch die Buddhastatuen, da Buddha das heilige Symbol auf der Brust
trag. Die alten Wörterbücher wußten nichts von diesem Zeichen und in
der Literatur bemerkt es Li T'iau-yttan zuerst in einem Gedichte des
X.Jahrhunderts. Das Symbol findet sich jedoch als Variante fur j^J, wan,
bereits in einer längeren Inschrift auf einem der T'ang- Dynastie zuge-
schriebenen Metalispiegel (Kin-sc hT-so, Kin Bd. 6. Kol.. Miß).
Uber den Sinn der beiden Zeichen möchte ich mich ohne besonderen
Fingerzeig nicht äußern. Im P'eT - wön -yün - fu (Kap. 73, p. 57) findet
sich eine lange Reihe von Belegstellen fur das Vorkommen des Doppel-
ausdrucks.
Eine Inschrift aus der Zeit des Tschu-ko Liang scheint mir auf der
bei Heger S. 125 besprochenen Bronzetrommel des Mr. Archibald Little
vorzuliegen, vorausgesetzt, daß sich das Stück auch nach den übrigen
Kennzeichen als alt bewährt.1 Die Inschrift lautet:
J^^M'ö ^n ^en Uüer diese Trommel zu verschiedenen Zeiten bei
Hrn. Heger eingegangenen Berichten finden sich Widerspruche in bezug
auf die Übersetzung des Datums: »4. Jahr der Periode Kien -hing-. Dies
hat darin seinen Grund, daß es nicht weniger als drei Regierungsperioden
dieses Namens gegeben hat, nämlich 1. 223 — 238 n. Chr. unter der Dynastie
Selm, 2. 252—254 n. Chr. unter der Dynastie Wu, 3. 313—317 n. Chr.
unter der westlichen Tsin - Dynastie. Hr. Little hat bei seinen Mit-
teilungen an die zuerstgenannte, Hr. Konsul Pisko an die dritte Kien-
1 Es sind ja genug Bronzetrommeln auch in neuerer Zeit gegossen worden.
Ich vermute, daß es mit diesen Altertümern ähnlich steht wie mit den Opfcrgefiißen
der Schang- und der Tschou- Dynastie. Von diesen sind die in den Tempeln auf-
gestellten Stücke vermutlich in einer Anzahl Exemplaren hergestellt worden, so daß
mehrere ganz gleiche Stücke als Originale betrachtet werden dürfen. Dann sind zu
allen Zeiten bis herab zur Gegenwart Gefäße von beliebten Mustern teils durch
Nachguß, teils durch Nachahmung wiederholt worden; andere Exemplare späteren
Ursprungs sind als freie Erfindungen anzusehen, insofern sich Anachronismen in der
Ornamentik finden. Das Gießen von Bronzetrommeln war in Canton vor einigen
Generationen (ob jetzt noch, kann ich augenblicklich nicht feststellen) wie die Lack-
"uidustrie in Foocbow und so mancher andere Kunstzweig in China erbliches
Faniilienprivilegium. Um das Jahr 1700 n.Chr., so schließe ich aus dem Kuang-tung-
*in-yü (Kap. 16, S. 6), gab es in Canton nur zehn Bronzetrommelgießcr (voll-
kommen genug, um in kurzer Zeit sämtliche Museen Europas zu versorgen).
Ihs Herstellungsgeheimnis wurde mit äußerster Strenge gewahrt und wurde nur
.«fSÄhDe, nicht auf Töchter ,m,b. (jg ft| gjfi ^ jg + ßfc \ J£
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248
HiRTii: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
hing -Periode gedacht, die zweite ist ja, da sie nur drei Jahre dauerte,
ohnedies ausgeschlossen. Dazu kommen noch vier Perioden dieses Namens
als außerhalb der eigentlichen chinesischen Chronologie stehend (s. Ki-yüan-
I> ien, ^jJ/Cm» Kap. 2» S. 9). Ich setze jedoch voraus, daß nur die
Dynastie Selm in Frage kommen kann, der ja auch Tschu - ko - Hang diente.
Ich folgere dies aus der Tatsache, daß nach dem San-kuo-tschi (Kap. 8,
S. 23) ein Tschang Fu (JUll) um jeue Zeit und in jener Gegend tat-
sachlich gelebt hat. Dieser Tschang Fu war der Sohn des Tschang Lu
(jjg.^j), der im Jahre 215 n. Chr. zum Marquis erhoben wurde, wie
wir aus seiner im San-kuo-tschi (a.a.O.) erhaltenen Biographie erfahren,
und zwar unter dem Titel I^ng- tschung-hou f^J Lang-tschung
ist mit dem heutigen Pau-ning-fu in Ssl-tsch'uan identisch. Von Tschang
Fu , dem Sohne , erfahren wir in dieser Biographie leider nur den Namen.
Laut Inschrift wurde die Trommel im 7. Monat des vierten Jahres, d. i.
226 n. Chr. angefertigt. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, daß
nur wenige Monate vorher Tschu -ko Liang von seinem ersten großen
Feldzug gegen die südwestlichen Barbaren nachTsch*öng-tu zurückgekehrt war
(San-kuo-tschi, Selm Kap. 3, S. 2: £g M. ~ 4f -f- ZL Jg? fi%
Die Zeichen kling (jC)> h. • Verfertiger» , und ts'au (jj^)» d. h.
»anfertigen«, brauchen durchaus nicht auf einen gewöhnlichen Arbeiter zu
deuten, da wir genug kunstvolle Bronzearbeiten mit ähnlichen Inschriften
besitzen.» Im Ts'ö-fu-y üan-kui (Kap. 908) findet sich unter dem Titel
kung-k'iau (j£ jHj), d.h. »geschickte Arbeiter«, eine Zusammenstellung
berühmter Leute, die sich durch technische Fähigkeiten ausgezeichnet haben,
zum Teil Leute von Rang, darunter der General Tschu -ko Liang, der eine
Art Repetierarm brüst konstruierte, der Krfinder des Papiers Tsni Lun und
der Hofnstronom Tschang Schu (jjr|||^")> der einen mit Ornamenten aller
Art verzierten »Apparat fur die Vorhersage von Krdbeben durch Wind-
beobachtung» aus feiner Bronze goß (fä ; >j£ Jig* gfj f& Jit flÜ
^J^). Auch der General Ma Yüan wird unter den Bronzegicßem an-
geführt. Ks mußte ein merkwürdiger Zufall sein, wenn der im San-kuo-
tschi erwähnte, gerade zur Zeit des Datums jener Inschrift in der Gegend
des Fundortes lebende Tschang Fu (jjjgf^) nur ein Namensvetter des
Urhebers desselben gewesen wäre, da das Zusammentreffen von Vor- und
Zunamen im Altertum zwar nicht ausgeschlossen, aber immerhin selten
genug war, tun den Verfasser der Enzyklopädie Ts'i-siu-lel-k'au (Kap. 2!
S. 8) zur Zusammenstellung merkwürdiger Beispiele unter dem Titel [gj (J^
1 Ganz ähnlich wie der Verfasser der Inschrift auf der Littleschcn Trommel
nennt sich beispielsweise der Verfcrtigcr eines bronzenen Tempelgefißes vom Jahre
4 v.Chr. nach Po-ku-t'u-lu Kap. ö, S. 18: EE^"^ ßi I Jgjg.
Derselbe dürfte mit einer unter Yüan-ti als Ministcrialbeamter erwähnten Persön-
lichkeit gleichen Namens identisch sein ( 'ffi ^ fpf ^jf- ~}y ffi
s. Ts'i-si«-leT-k'au Kap. 21, S.8B).
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Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
249
^5 ;(fl föj » »über die Gleichheit von Namen und Vornamen bei Zeit-
genossen«, zu veranlassen.
Ich glaube mit den vorstehenden Notizen die in meinem vor zehn
Jahren geschriebenen Brief mitgeteilten Ansichten chinesischer Archäologen
über die Entstehung der Bronzetrommeln genügend mit Quellenangaben
unterstützt zu haben. Der sinologische Leser wird imstande sein , das bis
jetzt veröffentlichte Material zu verzehnfachen , wenn er in den von mir
erwähnten Werken weiter nachzulesen sich die Mühe nimmt. Eine kurze
Zusammenstellung der Quellen dürfte dnher hier am Platze sein.
1. Kuang-tung-sin-yü (gg jJJ ty] gg- ) Kap. 2, S. 1 1 — 15: ein
längerer Artikel über die Bronzesäulen des Ma Yüan, betitelt £|ri] ^jL
d.h. «die Bronzesäulengrenze«.
Kap. 6, S.7 — 8 über den Nan -hai-miau, unter dem Titel Nan-hai-
schön, f$f yffj: jflljl «der Gott des südlichen Meeres«; S. 12 — 13: »der Gott
(Ma) Fu-p'o«, 'fft^Jplp» mit Bericht über die dem General Ma Yüan
gewidmeten Tempel in Kuang-tung, Kuang-si und Tung -king.
Kap. 7, S. 12B — 13: über die echten Cantonesen ipTlS.^, mit Be-
merkungen über die Man- Kultur; S. 13B — 14B: über die Ma-liu- Bevölke-
rung J^^1» S. 16 — 20: über die Yau- Stamme ^ ^'»^-21 — 25: über
die Li von Hainan jra k .
Kap. 9, S. 1— 2: die Entstehung von Nan-yüe jf| /]$ fTJ jjt! ? S.3:
die vier Zugänge zu Nan-yüe |5| J§ |fj Ä ; die Krießsdschuuken der
beiden Fu-p'o ^^fe^ftft'
Kap. 15, S.6— 7: Kupfer ; S. 10: Zinn gg.
Kap. 16, S. 1 : Trommellegenden ; 8.2: Eisentrommeln V^Jr ;
S. 2 — 6: Bronzetrommeln ^JjjJ ; S. 26 : Lu Yus Stelle über Bronzetrommeln,
Kap. 18, S. 1 : über die im Kampfe gegen Nan-yüe verwendeten Kriegs-
schiffe, Art.
Kap. 19, S.3; über das Grab des Tschau Ying-tsi, Art.
Kap. 20, S.3: die Artikel -Kranich« ('$J}) und -Pfau« (|L®)'
Kap. 22, S. Iff.: über Drachensagen usw.).
Kap. 23, S. 10— 11: über Frösche
1 In diesem Artikel findet sich das im T'oung Pao Bd. I, S. 138 f. über die
Ma - Bevölkerung Gesagte. Ks wäre vielleicht ebensogut gewesen, wenn ich damals
auf den dem Bericht zugrunde liegenden Text hingewiesen hat te. Wenn jedoch
de Groot (S. 110) in bezug auf die Eroberung von Tung -king und die berühmte
Grenzwarte der Hau von -geheimnisvollen, unbekannten Quellen- spricht, so ist es
nicht meine Schuld, wenn ihm Dinge unbekannt sind, über die ihn jeder einiger-
maßen belesene Chinese aufklären konnte.
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250
Hirtb: Chinesische Ansichten über Bronzetrommebi.
2. Nan-y üc-pi-ki ijl §ß) von Li T'iau-yüan, in dem
Sammelwerk Ilan-liai, wo sich viele von den Artikeln des Kuang-tung-
sin-yü, zum Teil mit Varianten, wiederfinden, z.B. die Artikel ^ )fe
jflfll, Kap. 4, S.4; Kap. 5, 8.3; |g| ebenda S.3Bff.; £g«|g -Blei und
Zinn-, ebenda 8.6; fifa f]j mit Bemerkungen über die Gewebe der Man-
Barbaren, ebenda S. 13 — 17; ^ ^ - Vogelkleider. , über einen von den
Barbaren nut Gänsefedern und anderen Materialien hergestellten Stoff,
ebenda 8. 16, s. auch den folgenden Artikel ^^.wnrin die in Hainau ^
, cant, kat-pui, — karpäsa, genannten Banmwollenstoffe beschrieben
werden, der Artikel T'ung-ku J-Öc ' *Hronzetrommeln-, Kap. 6, S. 1 wird
aus dem Kuang-tung-t'ung-tsclu zitiert, ist jedoch weniger ausführlich
als der gleichnamige Abschnitt im Kuang-tung-sin-y ü; ihm folgt ein
Artikel über »die Eisentrommeln von Schau -tschou* jf| Auf
S. 3 desselben Kapitels finden sich Bemerkungen über ein auf der Insel
Hainan gebräuchliches Bronzetrommel -ähnliches Instrument ^ (vgl.
auch Kuang-tung-sin-yü Kap. 16,8.6). InKap.7,8.1: JH^.öber die
Ma -Bevölkerung; 8. 3 : f$r;-^» über die Yau- Barbaren ; 8.7: fäj^^« über
die Li in Hainan. Auf 8. 7 dieses Kapitels wird eine Tributgesandtschaft des
Fürsten von Tschau -tsch'ong (Annam) vom Jahre 1371 erwähnt, die mit
zahlreichen Landesprodukten auch Bronzetrouuneln nach China brachte.
Kap. 8, 8. 2: Art. jL^g, »der Pfau«; Kap. 11, 8.4: -der Frosch..
Die in diesen beiden Werken enthaltenen Mitteilungen sind in recht
vielen Fällen älteren Texten entnommen, die sich durch Nachschlagen unter
den betreffenden Stichwörtern im P'eT- wön-y ün-fu und im Pien-tzi-
lei-pieu, sowie in den betreffenden Kapiteln der Enzyklopädien nach-
weisen lassen.
3. Die Enzyklopädie T'u-schu - tsi - tsch'öng, zunächst in der
Abteilung 6 (Reichsgeographie), wo sich für diejenigen Präfekturen der
Provinzen Ssl-tsch'uan, Hu-kuang, Kuang-tung, Kuang-si, Yün-nan und
Kui- tschou, in denen sich Ansiedelungen der Man, Miau und anderer
Barbarenstämme befinden , ausführliche Auszüge aus der alten Literatur
finden. Zu beachten sind außer den am Ende jedes Abschnittes enthaltenen
historischen Nachrichten (ki-schi, tsa-lu usw.) auch die Literaturdenkmäler
(i-tcön) der betreffenden Präfekturen, die Beschreibung der Tempel (tz't-
miau), in denen sieh bisweilen Bronzetrotnmeln aufbewahrt finden , und der
Altertümer (ku-tschi). In der Abteilung 8 (Pie n -i-tien) sind die Schilde-
rungen der niehtchinesischen Gebiete an der Südgrenze von Interesse; in
der naturwissenschaftlichen Abteilung 19 findet sich üt>er die einzelnen in
der Trommelornamentik heranzuziehenden Tierfiguren, wie Frosch, Fisch-
reiher, Pfau, Elefant usw. dankbares Material. Die volkswirtschaftliche
Abteilung 27 enthält in den Kapiteln 183 — 198 ein Verzeichnis der am chine-
sischen Hofe empfangenen Tributgesandtschaften zum Teil mit Aufzählung
der Tributnrtikel, unter denen die von den Völkern des Südens von In-
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Hibtii: Chinesische Ansichten Aber Bronzetrommeln.
251
teresse sind. Kap. 341 dieser Abteilung enthalt Mitteilungen über das
Kupfer und seine Gewinnung, während die beiden folgenden Kapitel von
Blei und von Zinn bandeln. Die 29. Abteilung ist der Musik und ihren
Instrumenten gewidmet. Von den einzelnen Kapiteln ist natürlich das
wichtigste der Abschnitt über die Trommeln, einschließlich der Bronze-
trouimeln ( V;Jr Kap. 120 — 132), sowie für die Erklärung der chinesischen
Entstehuugstheorie das Kapitel Ku-tsch'ui (jjj^pj^i Kap. 133).
4. Alle übrigen Enzyklopädien (T'uug-tien, Ts'ö-fu-yüan-kui,
T'ai-p'ing-yü-lan, Ma Tuan-Iin, T'ien-tschung-ki, Ts'i-si u - lel-
k'au, Yüan-kicn-leT-han, Ko-tschi-k'ing-y iian u.a.), da es trotz
des großen Umfanges des T'u-schu-tsi-tsch'öng doch nicht ausge-
schlossen ist, daß sich in den kleineren Werken Stellen finden, die den
Kompilatoren des großen entgangen sind.
5. Die beiden Konkordanzen P'eT- wön-y ün-fu und Pien-tzi-
lei-pien unter den betreffenden .Stichwortern, namentlich JfJ und ^jjjj.
6. Das Tien-k' ien-tschT-Iio (s. oben S.244) mit zahlreichen Texten
über die Man, Miau, Lolo usw. und recht vielen Stellen, zum Teil bisher
unbekannten, über Bronzetrommeln.
7. Die für das Studium der Ornamentik wichtigen illustrierten Werke
Po-ku-t'u-lu, Si-ts'ing-ku-kien, Kin-schi-so u.a.
Zu diesen hauptsächlichsten Hilfsmitteln kommt natürlich noch eine
möglichst vollständige chinesische Bibliothek. Mir selbst fehlen leider die
Lokalchroniken der südwestlichen Provinzen , die vielleicht noch mancherlei
in den oben genannten Quellen nicht Enthaltene bieten.
WTenn ich in den vorstehenden Ausführungen sowie in meinem vor
zehn Jahren an Hrn. Heger gerichteten Briefe Argumente für die Mög-
lichkeit der chinesischen Theorien zu finden suche, so soll man nicht
glauben, daß ich persönlich für dieselben eintrete. Ich bin so gut wie
irgendein anderer Forscher davon überzeugt, daß wir von der end-
gültigen Lösung des Bronzetrommel problems noch weit entfernt sind.
Aber ich bin der Ansicht, daß, wenn uns die chinesische Literatur
dabei überhaupt helfen soll, wir zunächst jeden Wink aufnehmen und
weiter verfolgen müssen, selbst auf die Gefahr hin, schließlich der For-
schung damit nur wenig weiterzuhelfen. Wie der Chemiker oft lange
mit unnützen Kombinationen seine Zeit verschwendet, ehe er plötzlich
vor einer Entdeckung steht, so vielleicht eines Tages auch wir in dieser
Frage.
Übrigens wird man finden, daß selbst die chinesischen Verteidiger
der Ma Yüanschen Entstehungstheorie dieselbe immer nur als Hypothese
entwickeln. Wenn Prof. de Groot im Gegensatz zu mir sich gegenüber
dieser Hypothese von vornherein ablehnend verhält, worin er ja eines
Tages, wenn das Problem gelöst sein wird, aber nicht früher, immerhin
recht behalten mag, so ist in erster Linie in Betracht zu ziehen, daß er
die von mir benutzten Quellen nicht kannte und daß er sich nie ernstlich
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'252
HiR-rn: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
bemüht hat, den Versuch zu ihrer Erklärung zu machen. Diese Erklärung
geht aus den chinesischen Aufzeichnungen nicht unmittelbar hervor, weil
ihren Verfassern Tatsachen wie das Zusammentreffen alter Trommelfunde
mit den Aufenthaltsorten der Generäle Ma Yüan und Tschu-ko Liang, das
Bestreben beider Männer, die Barbaren mit chinesischen Kulturelementen
vertraut zu machen, die Gepflogenheit, die Führer der unterjochten Stämme
mit Musikinstrumenten, Sängern und Tänzern zu beschenken, und noch
manches andere diese Hypothese unterstützende Moment auf Grund ihrer
Vertrautheit mit der Literatur als selbstverständlich galt, während wir
Europäer uns nur mit Muhe in diese Verhältnisse hineindenken können.
Auch in China hat es ja Vertreter anderer Meinungen gegeben. Ich er-
innere nur an den auf S. 240 erwähnten Bericht über die Trommel von Yo-
tschöu-fu, wonach ein chinesischer Gesandter Generationen vor Ma Yuan
eine mit Inschrift versehene Bronzetrommel aus Nan-yüe mit nach dem
Norden bringt. Eine andere, höchst beachtenswerte Theorie machte sich
während der Tang -Dynastie geltend. Wenn de Groot (S. 90 infra) mit
Bezug auf die Bronzetrommeln sagt: -Kein Wort haben wir bis jetzt in
chinesischen Büchern gefunden, woraus geschlossen werden kann, daß sie
jemals dort von anderswoher eingeführt worden sind«, so meint er damit
wohl »zum erstenmal eingeführt«, da ja der Tribut des Landes P'iau (Pegu)
auch ihm wohl bekannt war. In der folgenden Stelle des großen Musik-
kapitels im Kiu-t* ang-sch u (Kap. 29, S. 19) weiß nun der chinesische
Autor nichts von chinesischem Ursprung zu berichten, wenn er sagt: »Die
Kie-ku und die T'ung-ku, (letztere) aus Bronze gegossen, auf der einen
Seite hohl und umgestürzt werden von oben angeschlagen; die Trommeln der
südlichen Barbaren, von Fu-nanl und von T'ien-tschu (Indien) sind von
dieser Art; vornehme Personen im Süden des Ling (Kuang-tung und
Kunng-si) haben sie; die größten Exemplare sind über ein Tschang (etwa 11
Kuß» hreit. (mm&®n®ziit.M~mfämw&±.
jVj^). Im T'ang-schu (Kap. 21, S. 2) wird, wenn auch nicht mit Bezug
auf die Bronzetrommeln, so doch im allgemeinen zugestanden, daß China
unter seinen Musikinstrumenten den Barbaren viel verdankt j^: J^Q
iS*iaäm;tt^*M«**&8£*S); •>->'
damit wohl die durch tartarische Dynastien eingeführten Bräuche gemeint.
Am Hofe der T'ang- Dynastie wurden jedoch auch Nationaltänze südlicher
Völker mit einheimischen Apparaten aufgeführt; ganze Orchester, wie das
vom Laude P'iau eingesandte, waren nicht für die Rumpelkammer bestimmt,
1 Ein immer norh mangelhaft identifiziertes Land im Süden der hintcrindi-
srlion Ualhinsel, — -Purie des questions grographiques les plus controversies de
toutes celles auxquelles nous tourhons, qui est cellc de savoir oü le Fou-nan lui-
memc ctait situc«. IVHervey de St-Denvs, Ma Touan-lin: Mcridionaux
S. 442, wo die verschiedenen Ansichten zusammengestellt sind.
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Hihth: Chinesische Ansichten aber BronzetrommeJn. 253
und so mag es von Interesse sein, wenn wir im T'ang- schu (Kap. 21, S. 12)
erfahren, daß »die indischen Gaukler = f^)1 Vün Bronzetromineln
begleitet waren- Abfäfä |[|t) jjf£)-
Anhang.
Aus der Biographie des Generals Ma Yd an.
Hou-han-schu Kap. 54, S. 9ff: a) [5g -fc 4f ^ ßlt l£C
% % m z *ä b& $ a- -a- + r# is iw a ± $ i ■ ■ 1 » • j »>•«•• 4 1
n. Chr. empörten sich in Kiau -tschi' (Tungking) die Krau Tschöng Ts'ö
und ihre jüngere Schwester Tschüng Ir; sie eroberten die in diesem
Fürstentum gelegenen Kreise Kiu-tschön, Ji-nan und IIo-pu, und die
Man - Barbaren schlössen sich ihnen an. Nachdem sie reichlich sechzig
Städte in Ling-wai (d. i. Kuang-tung und Kuang-si) geplündert hatten,
setzte Tschöng Ts'ö sich sell»st als Fürstin ein.-
• Darauf wurde Ma \ flau in einem mit dem kaiserlichen Siegel versehenen
Schreiben zum Fu-po-tsiang-kün (d.h. »wellenbezwingenden General-) er-
nannt, und der Marquis von Fu-yau namens Liu Lung wurde ihm als
Vizegeneral beigegeben.«
«> * * » w ¥ et * smi * « ri v m &mnn *
m sä m n w m ä m m n m m m \u n m -f m a •
• Als die Armee des die Kriegsschiffe befehligenden Generals Kia Tschi
und anderer, im Süden gegen Kiau -tschi (Tung -king) geschickt, bis nach
Ho-pu gelangt war, erkrankte Kia Tschi und starb, worauf Ma Yüan vom
Kaiser den Befehl erhielt, die Führung seiner auf dem Seewege eindringenden
Truppen mit zu übernehmen und den Bergen folgend, einen Weg von reich-
lich tausend Li zu bahnen.
$X r^fe ^\ All F*J* "^,n ^a',re ^2 n.Chr., im Frühling, kam die Armee
auf der Höhe von Lang-po mit dem Feinde ins Treffen, dessen Nieder-
lage mit der Hinrichtung mehrerer tausend Gefangener und der Unter-
werfung von reichlich zehntausend Mann endete.«
• Vgl. Kap. 22, S. 7 B: ^ Uc g $|J B^M^
jjgl AL g0 ^\ p|j |HJ- *Die indischen Gaukler konnten sich Hände
und Füße abschneiden und in den Leih stechen. Der Kaiser Kau- tsung haßte diese
schreckliche Volkssttte und befahl, sie nicht ins Land zu lassen. -
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254
Hibtb: Chinesische Ansichten fiber Bronxetrommeln.
ft ffl 1? M # jffi U SA <: B* I!!^- M. Yuan
verfolgte Tschöng Ts ö und ihre Leute bis nach Kin-ki und brachte ihnen
mehrere Niederlagen bei, worauf der Feind sich zerstreute.«
des folgenden Jahres wurden Tschöng Ts'ö und Tschöng Ir enthauptet,
ihre Köpfe wurden nach Lo-yang geschickt; Ma Yüan aber wurde mit
der aus dreitausend Familien bestehenden Markgrafschaft Sin-si belehnt.
Darauf ließ er Ochsen schlachten und Wein ansetzen, um seine Soldaten
mit Festgelagen zu belohnen.«
n m mii m mm^-m a m $m js a ff & & ^ m a
Ä^llW^t^^' *^a Y'",ai1 fi'hrte nun reichlich zweitausend große und
kleine Schlachtschiffe und reichlich zwanzigtausend Mann Truppen gegen
den Feind von Kiu- tschon, die Überreste der Armee der Fürstin Tschöng
Ts'ö unter Tu-yang und Genossen, und nachdem er zwischen Wu-kung
und Kü-föng reichlich fünftausend Manu enthauptet und zu Gefangenen
gemacht hatte, war im Süden (des Gebirges) alles unterjocht.«
Eine Scholie zu dieser Stelle lautet: gj j\] Q t£|J (5^
AL$H%t M ■h" Kuang-tschöu-ki wird gesagt:
Als Ma Yuan nach Kiau- Ischl kam, errichtete er Bronzesäulen als äußerste
Grenze der Man.«
JB. m fr % ^ y& ü M — % Vft £ • *Ma Yflau sa8te in eii,M» Be-
richte an den Kaiser, Si-yü-hien habe eine Bevölkerung von 32000 Familien
und die entfernteste Grenze sei vom Sitze des Magistrates reichlich tausend
Li entfernt, er beantrage daher, das Gebiet in zwei Kreise, Föng-k'i und
Wang-hai, zu teilen. Der Antrag wurde genehmigt «
jfc Z. S H JSff M fr Iii 4» •'" *Ue» ™>«**«- m.
Yüan passierte, pflegte er Yerwaltungskreise und Hauptstädte mit befestigten
Mauern zu gründen, Wassergräben zu ziehen und das Land zu berieseln
zum Nutzen der Bevölkerung. In reichlich zehn Rechtsfragen erörterte er
Funkt für Punkt in einer Eingabe an den Kaiser das. was in den Gesetzen
von Yüe (Südchina) nach den Gesetzen der Man unrichtig war, und gab
den Bewohnern von Yüe in klarer Darstellung ihre alte Verfassung, um
sie in Ordnung zu halten. Seit jener Zeit folgte man in Lo-yüe den Tradi-
tionen des Generals Ma.«
3LM&x Ahm- d«**«.«
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Hibto: Chinesische Ansichten fiber Bronzctrommeln.
255
n. Chr. führte er seine Truppen nach der Hauptstadt zurück. Von den
Offizieren seines Heeres waren vierzig bis fünfzig Prozent an der Malaria
gestorben. Ma Yüan erhielt vom Kaiser einen Kriegswagen, und bei Audienzen
hatte er gleichen Rang wie die neun Großen des Reiches.«
5^ 5iM -t ' Yüan war ein Pferdeliebhaber und verstand sieb
auf die Unterscheidung der Rassetypen. Nachdem er in Kiau-tschT Lo-yüe-
Kupfer bekommen hatte, goß er daraus ein Pferdemodell, das er dem Kaiser
schenkte.«
z * m z * m % % m m m w $ • z jp w m m m m »
»In der bei dieser Gelegenheit dem Kaiser unterbreiteten
Denkschrift sagte er: Ks gibt ja, um im Himmel vorwärts zu kommen,
nichts Besseres als den Drachen, auf Krden aber dient dazu am besten das
Pferd.« Ich bin wegen der Übersetzung dieser Stelle nicht ganz im klaren.
Jedenfalls will der obige Versuch zur Wiedergabe des Sinnes nicht recht
zu einer Stelle des Ts'ien-han-shu (Kap. 24 B, S. 10) passen, wo von
drei Silbermünzen die Rede ist, einer schwereren, einer mittelschweren und
einer leichteren, deren Rückseite mit den Symbolen Drache, Pferd und
Schildkröte verziert war. Als Erklärung dient der Satz: «Zum Gebrauche
des Himmels ist um besten der Drache, zum Gebrauche der Lide ist am
besten das Pferd, zum Gebrauche der Mensehen ist am liesten die Schild-
(Mß%. m £*ntt*bni A m £*n&)- ■*>»
Pferd ist die Hauptsache bei jeder militärischen Ausrüstung und vom größten
Gebraucbsnutzen im Staate. In Friedenszeiten dient es dazu, den Unter-
schied zwischen hoch und niedrig zu bezeichnen, und gibt es Unruhen, so
hilft es die Schwierigkeiten örtlicher Entfernungen zu überwinden.«
hatten wir (das Roß) K'i-ki, das in einem Tage tausend Li lief. Als Po
1 Auf Grund der um Jahrhunderte älteren Parallelste!!«» im Tung-kuan-
lian-ki habe ich hier eine Korrektur vorgenommen, ind» m ich ,7jpj|jjj£ f"1' ^^T^J
lese. Nach der landläufigen, vermutlich korrumpierten Lesung würde die Übersetzung
lauten: -Nachdem er iu Kiau-tschT Brouzetrommeln aus Lo-yfie bekommen hatte,
goß er daraus ein Pferdemodcll usw.« In den meisten späteren Zitaten wird nun
allerdings die Stelle in ihrer korrumpierten Gestalt wiedergegeben. Dagegen wird
in einem in dem Sammelwerke Schöu-schan-ko (^sjp ^J |^] flj ) ^gedruckten
Werke der Sung- Dynastie, dem Ai - j I - tsc ha i - ts'u ng - ts e h'a u (^§£ ^ 7j$£
. worüber Wylie S. 130) Kap. 1, S. 15, darauf in der folgenden Form Bezug
genommen: ^ ffc Jft f# Jg^^ ätÖÄ Ä d" h' -Ma Fu'P° nahm
Lo-yüe- Kupfer und goß ( daraus e'n Pferdemodell.« Vgl. auch das Zitat
in der Enzyklopädie T'icn-tschung-ki Kap. 43, S. 28, wo ebenfalls das meiner
Auflassung im Wege stehende ~J*j weggelassen ist, wenn aueli der Abschreiber
hier an die Möglichkeit ku-tsc!iua)s Zeitwort zu nehmen nicht gedacht haben mag.
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256
Hirtü: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Yo (ein berühmter Pferdekenner) es erblickte, ward ihm (der Charakter
des Pferdes sofort) klar und zweifellos.«
Zeit besaß Tzi- vi. aus Si-ho (im heutigen Ordusgebiete) ebenfalls Kenntnis
von der Beurteilung des Pferdes. Tz'i-yü vererbte seine Methode auf
I Tschang-ju aus Si-ho, dieser die seinige auf Ting Kün- tu aus Mou-Iing
(beim heutigen Si-an-fu), und dieser die seinige wiederum auf Yang Tzl-o
aus Tsch'öng-ki (=r Ts'in-tschou in Kan-su).«
i') fS. "Vi « WW S * ik # Z Wä m
m z n 4l .% m # a m m & % % w % z ** & ■ ■ > » *■»
von Euerer Majestät Diener angeführten Falle der Übernahme seiner Pferde-
kennerschaft bei Tzi-o von früheren Lehrern pflegte man in der Praxis
nach bloßer Nachahmung zu fragen. Kuerer Majestät Diener ist der unmaß-
geblichen Ansicht, daß Sehen mit eigenen Augen besser ist als die Weiter-
vererbung des Gehörten, und daß die Untersuchung der wirklichen Form
besser ist als eine bloße Ansicht. AVenn ich jetzt die wirkliche Form am
lebenden Pferde darzustellen wünsche, so ist es schwer, die Merkmale der
Kennerschaft in einem Schriftstück zur Darstellung zu bringen und man kann
sie so nicht auf die Nachwelt vererben.«
'D n* $ # & # m n ä b n m .% a? $x
z nts± .omt SEH^fly a w n a&
•Zur Zeit des Kaisers Hiau-wu (140 — 8ti v. Chr.) goß der Sachver-
ständige für Pferdekennerschaft Tung-mön King ein Pferdetnodell au*
Bronze, das er dem Kaiser widmete und das auf kaiserlichen Befehl vor
dem Tore Lu -pan aufgestellt wurde, worauf dasselbe als »Tor des goldenen
Pferdes, umbenannt wurde.-
+ tijifcit*fl*ttJa«a-*H=Ki+iaia^H-t
# ts jb ja'M &wjt t « $ ^ $ ä M- -Eu™
Diener hat nun ehrerbietigst auf Grund der von den verschiedenen Au-
toritäten festgestellten Rassekennzeichen ein Modell hergestellt, indem
er für die Zaumpartien sich an 1 [Tschang-ju], für das Maul und die Zähne
an Kin, für Lippen und Mähne an Sie, die Korperpartien an Ting an-
lehnte. Das Pferd hat eine Höhe von drei Fuß und fünf Zoll bei einem
Umfang von vier Fuß und vier Zoll. Der Kaiser gab Befehl, es unter-
halb des Süan-tö- Palastes aufzustellen, wo es als Modell eines Rasse-
pferdes aufbewahrt wurde.-
s, el,.,.daS.12B: ~ + 0 ^ s£ $ i|t flj ft $ Sfc |^ 51
& W: m m A'\< n m ra $ $ n n* ¥ * + -* m
jtitizm* m b t». n h#h*±m* m. zmm t*
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Hibth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
257
M WS Iii TR" RT ffl • 'Im Jahre 48 n* Chr' Briff der Wn- wel- General Liu
Slung die Man -Barbaren der fünf Bäche in Wu-ling (dem heutigen Tsch'ang-
tö am Westufer des Sees Tung-t'ing entsprechend) an, drang tief in das
Innere ein und verlor seine Armee. Ma Yüan kam infolgedessen wieder
darum ein, in Dienst gestellt zu werden; da er damals jedoch im zwei-
undsechzigsten Jahre stand, lehnte der Kaiser sein Gesuch in Rücksicht
auf sein Alter ab. Ma Yuan wendete sich nun persönlich an den Kaiser,
indem er sagte: »Eurer Majestät Diener kann noch mit der Rüstung zu
Pferde sitzen.* Der Kaiser ließ es ihn versuchen, worauf Ma Yüan in
den Sattel stieg und sich herausfordernd umsah, um zu zeigen, daß er
noch zu brauchen sei.«
«) ^Bmmmm^^mm.m^mm .use
usw. »Der Kaiser lachte und sagte: Ist er nicht schön anzusehen,
dieser Alte? Darauf entsandte er Ma Yüan mit dem Oberbefehl über die
von den Leibgardegenerälen Ma Wu, Kong Schu, Liu K'uang und Sun
Yung befehligte, aus Soldaten zweiter Klasse und begnadigten Verbannten
der zwölf Fürstentümer bestehende Armee von vierzigtausend Mann zur
Bekämpfung der »Fünf Bäche* usw.
Frühling des folgenden Jahres (49 n. Chr.) kam die Armee nach Lin - hiang
(oder dem Dorfe Lin, in der Nähe von Wu-ling), und als der Feind die
Kreishauptstadt angriff, ging Ma Yüan ihm entgegen und schlug ihn« usw.
v) ~'. J^} jj^ Pj| • dritten Monat (April) verlegte er sein
Lagernach (dem Berge) Hu- t'ou.« (Nach T'ung-kien-kang-mu, im Jahre
49 n.Chr., im Osten von Yuan - ling - hien , d. i. Tsch'ön - tschou ; nach den
Lokalchroniken von Tschang-tö-fu im T'u-schu-tsi-tsch'öng 6, Kap.
1256: 200 Li westlich von Tau -yüan -hien).
rung-kien-kang-mu:tg^-+51^MlB|^$^pS:.
•Im Sommer des Jahres 49 n. Chr. starb Ma Yüan bei seiner Armee.«
f. Orient Sprachen. 1904. I. Abt 1 7
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258 Hirtb: Chinesische Ansichten über Bronze trommeln.
Index.
(Nur für den hauptsächlichsten Inhalt der in den vorstehenden Bemerkungen heran-
gezogenen chinesischen Stellen.)
An-kuo Schau-ki, Gesandter Chi-
nas am Hofe von Nan-yüö 22Ü.
Armbrustschlösser 221 — 222.
Bronzeguß: von hochgestellten Per-
sönlichkeiten geübt 248; s. a. Ma
Yuan; Tscbang Fu; Tschu-ko
Liang.
Bronzene Schiffe 205.
Bronzesaulen: von Ma Yüan als
Grenzmarke errichtet 205; 2548.
Bronzeschwerter: im Grabe des
Man -Fürsten Tschau Ying-tsi 214;
das Schwert K'un-wu von einigen
alsBronzeschwert erklärt 2 1 7 — 2 1 8 ;
vielleicht noch 22ß iL Chr. ange-
fertigt 220; s. a. Bronzewaffen.
Bronzetrommel: ursprunglich Fell-
trommel, angeblich vom General
Ma Yuan wegen der Feuchtigkeit
des südlichen Klimas aus Bronze
hergestellt 204 — 205 ; Versuch, ihren
Ursprung auf die Einrichtungen der
Tschöu - Dynastie zurückzuführen
212 Anm.; große — des Hunnen-
fürsten Ho-lien P'o-p'o 220; — von
Mau-ming mit Froschornament, das
angeschlagen wird, um den Ton
zu verstärken 229; — von Nan-kün
238—239; — von Ma-yang 239 bis
240: — von Yo-tschou-fu 240—241;
— in Indien und Fu-nan (Hinter-
indien) 252—253.
Bronzetrommelgüsse, moderne
'247 Anm.
Bronze waffen: bei südlichen Bar-
baren zu Ma Yüans Zeiten, Hypo-
these des Kuang-tung-sin-yü 205 ;
213—222; im Grabe des Man-Für-
sten Tschau Ying-tsi 214; von Schl-
huang-ti gesammelt: ebenda; zur
Zeit der Han 218; allmähliche Ver-
drängung der — durch Eisenwaffen
218— 221 ; Aufhören ihrer Herstel-
lung 2l2nXlir.2!9i bronzene Pfeil-
spitzen im III. Jahrhundert a. Chr.
22 1 ; bronzene Armbrustschlösser bei
den südlichen Barbaren 221 — 222.
Bronzezeit in China s. Kultur-
perioden.
Eisenindustrie in China 214; s.a.
Bronzewaffen; Eisemnonopol;
Eisenzeit; eiserne Waffen.
Eisen monopol in China 119 v. Chr.
eingeführt 218; mußte der Verbrei-
tung eiserner Waffen bei den süd-
lichen Barbaren hinderlich sein 221.
Eisenzeit in China s. Kultur-
perioden.
Eiserne Schwerter 217; s.a, K'un-
wu-Sch wert.
Eiserne Waffen, Legende aus der
Geschichte von An nam 219; Verbot
ihrer Ausfuhr nach den Man -Ge-
bieten 221 ; s. a Bronzewaffen.
Fel-lien, mythologisches Ornament
244; vgl, a. Tsin-schu-Text über
die Bronzetrommel des Ho-lien
P'o-p'o 22!L
uigmzeo Dy Vjoogie
Hihtb: Chinesische Ansichten über BronM trommeln.
250
Fischornamente auf Bronzebecken
231—232.
Fischreiher s. Reiher.
Föng-hu-tzl, Philosoph des V. Jahr-
hunderts v. Chr., seine Ansichten
über Stein-, Bronze-, Eisenzeit usw.
215 — 217.
Frosch: verschiedene Namen, unter
denen der — als Ornament der
Bronzetrommel von den Chinesen
erwähnt wird 224; Tau Hung -king
unterscheidet nicht zwischen — und
Kröte: ebenda; Symbol des langen
Lebens: ebenda; des Mondes und
als Regenbringer 225; Beziehimgen
zur Trommel in der chinesischen
Sprache 226; Leibgericht der süd-
lichen Barbaren: Uan YQs Ode dar-
über 226—227; die südlichen Bar-
baren -Frösche- genannt 227 — 229;
— die »Seele der Trommel- 229;
soll angeschlagen den Ton der
Trommel verstärken: ebenda.
Fu-nan, im Süden der Hinterindi-
schen Halbinsel, hatte Bronze-
trommeln 252.
F u - y ü : Fürst des Landes — wird mit
einem Trommelspiel beschenkt 209.
Glücks cash -Ornament 231.
Hakenkreuz, das buddhistische:
seine Verwendung als chinesisches
Schriftzeichen 246—247.
Hammel als Symbol des Segens
231—232 Anm.
Han Yü: Ode über das Fröscheessen
226— 227.
Ho -lien P'o-p'o, ein Hunnenfürst,
gießt eine Bronzetrommel angeblich
mit Inschrift vom Jahre 408 n. Chr.
220.
Horn, bei den Barbaren als Begleiter
des Trommelklangs geblasen 210;
vgl. a. Ku-tsch'ui; Yü-lo.
Höu-han-schu 235 ; 253 et passim.
Hunnen liefern den Chinesen das
erste wirklich scharfe Schwert, Le-
gende darüber 217—218; s.a. Ho-
hen P'o-p'o.
Indien besaß Bronzetrommeln nach
Kiu-t'ang-schu und T'ang-
schu 252—253.
Indische Gaukler führen Bronze-
trommeln 253; vom Kaiser Kau-tsung
aus China ausgeschlossen 253 Anm.
Inschriften auf Bronzetrommeln:
vom General MaYüan 204 ; 212 Anm.
männliche und weibliche — : eben-
da. Inschrift des Ho -lien P'o-p'o
vom Jahre 408 n. Chr. 220; auf der
Trommel von Yo-tschou-fu 240; auf
I dem Tschöng des Tschu-ko Liang
244; verstümmelte Inschrift auf der
Trommel Wien XI 246; Inschrift
des Tschang Fu vom Jahre 226
n. Chr. 247—248.
KiangYen überBronzeschwerter219.
K'i-[man-]Barbaren: Kupferlager
am Yu-kiang bei den Dörfern der
— 205 -206 ; KleiderstofTe der — mit
Bronzetrommelornamenten bedruckt
211 Anm. 1; am Yüan-kiang als
Heerstraße vom See Tung-t'ing
nach den südlichen Provinzen 239 ;
s. a. Wu-ling-man.
Kiu-si, die »neun kaiserlichen Ge-
schenke- 211—212.
Ko, Nationalgesänge 208.
Kormoran 232.
Köu Tsien, König von Yüe 215;
227; 233.
Kröte s. Frosch.
K'uang, Fluß in Kuang-tung 227.
Kuang-tung-sin-yü vom Jahre
1700, 249 et passim.
Kulturgeschenke der Chinesen an
die Barbaren s. Kiu-si; Ku-
tsch'ui; Liu-i.
Kulturperioden, ein chinesischer
Versuch zur Einteilung im V7. Jahr-
hundert v. Chr. 215—217.
K'un-wu-Schwert, das 217—218.
260
Hibth: Chinesische Ansichten über Bronretromnieln.
Kupfer, Vorkommen von — im Sü-
den 205 — 206; Fundstätten amYu-
kiang 206; die am Meere wohnen-
den Man treiben im T. Jahrhundert
v. Chr. Handel mit — nach China:
ebenda; als Gegenstand eines Re-
gierungsmonopols vorgeschlagen,
um die Herstellung von Bronze-
waffen zu erschweren 218; s. a.
Na n-kün; Tschu-ti; Yün-nan.
Ku-tsch'ui 207—212; den Führern
unterjochter Stämme geschenkt, um
Respekt vor der chinesischen Ober-
hoheit zu erzeugen 209; den Bar-
baren an der Grenze von Tuug-
king übersandt: ebenda; 211.
Ku-tu-lu, Groß -Khan der Türken,
erhält den Spottnamen »Pu-tsu-lu«
229.
Lang-po, Ma Yüans Sieg bei —
253.
Literatur, chinesische, zur Kenntnis
der Bronzetrommeln 249 — 251.
Li T'iau-y üan s. Nan-yüe-pi-ki.
Liu-i, die «sechs Hofpantomimen«
211.
Li ii Liu-tschou: dichtet Ku-tsch'ui-
Gesänge 208; der Dichter Han Yü
über seine Liebhaberei für Frosch-
gerichte 226 — 227.
Lo-yüe, Man -Barbaren volk: älteste
Kultureinflüsse vom General Ma
Yüan ausgehend 204 ; 254 1 ; im Besitz
von Kupfer und Silber 205—206 ; De-
finition des Ausdrucks — 237; Ko-
lonie in Nan-kün ebenda: Anm.
Lu Po - to , General , erobert das Reich
Nan-yüe für die Chinesen 227—228.
Lu-ssi od. Lu s. Reiher.
Lü Kia, Minister in Nan-yüe 228.
Ma-liu- Bevölkerung an der Grenze
von Tung-king 249 Anm.
Man-Barbaren: im Besitz kupferner
(bronzener) Geräte 206 ; 2 13 ; treiben
Handel mit Kupfer und anderen Wa-
ren nach China 206; s.a. Frosch;
K'i-man; Lo-yüe; Nan-yüe;
Tschau T'o; Wu-ling-man.
Ma-yang, Fundort einer Bronze-
trommel, wo gelegen? 239.
Ma Yüan, General, Biographisches
253 — 257; Bronzetrommel , laut In-
schrift von ihm gegossen 204; 212
Anm.; 246; gießt ein Pferdemodell aus
Loyüe-Bronze 234—238 ; 255—256 ;
in der Nähe von Nan - kün zur Zeit
des dortigen Bronzetrommelfundes
239 ; als Kulturforderer bei den Bar-
baren 254*; s. a. Ma-yang.
Mechanische Fertigkeiten be
hochgestellten Persönlichkeiten 248
s. a. Ma Yüan; Tschang Fu
Tschu-ko Liang.
Miau-tzI-Texte 244—245.
Mo-tscho, Groß -Khan der Türken,
erhält in China den Spottnamen
. Tschan -tscho« 229.
Muscheltrompete s. Yü-lo.
N a m e n s v e 1 1 e r n als Zeitgenossen 248.
Nan-kün, Gebiet im heutigen King-
tschou-fu: erzeugte Kupfer 220;
Trommelfund in — 238; Kolonie
von Lo - yüe - Barbaren in — 237
A um.
Nan-yüe, Staat der Man-Barbaren,
s. Tschau T'o.
Nan-yüe-pi-ki, ein Werk des
XY1II. Jahrhundert über die Alter-
tümer von Nan-yüe, 250 et passim.
Nau, Tanzrassel aus Bronze, 208.
Nephritzeit, der neolithischen Pe-
riode entsprechend, s. Kultur-
perioden.
Ornamente auf Trommeln im Lande
P'iau (Pegu) 211 Anm. 2; — auf
Bronzewaschbecken der späteren
Han -Dynastie s. Tschu-ti; die —
der Bronzetrommeln in Annam als
Tätowiermuster verwendet 210; bei
den K'i-man auf Zeugstoffe über-
tragen 211 Anm. 1.
Pfeilspitzen aus Bronze 221.
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Hihth: Chinesische Ansichten über Bronxetrommeln.
2G1
Pferdekennerschaft, Ma Yüans
Ideen über — 255—256.
P'iau,das Land (= Pegu?) 210; seine
Musikinstrumente 211; tätowierte
Tänzer aus — richten sich nach
den Klängen der Bronzetrommel 2 1 0.
Po Kü-i, Dichter, besingt einen Na-
tionaltanz des Landes P'iau (Pegu)
210.
Reiher als Emblem der Trommel 207;
•230—234; im P ö n - 1 s a u - k a n g - in u
beschrieben 230; Symbolik nach
Poku-t'u-lu 231; auf Tschu-ti-
Bronzebecken 231—232.
Schaf s. Hammel.
Schneegans als Trommelornament
233.
Spottnamen in der chinesischen Ge-
schichte 229.
Stahlschwerter s. K'un-wu-
Schwert.
Steinzeit s. Kulturperioden.
Sü-tschou-fu: Barbaren von Ma-
hn in der Nahe von — 245; s. a.
Tschu-ti.
Sni-fn s. Sü-tschou-fu.
Tanguten: ihre Bronzeindustrie im
III. Jahrhundert n. Chr. 219.
Tanzrassel s. Nau.
Tanze bei den Barbarenstimmen in
P'üm (Pegu) 210.
Tätowierte als Tänzer durch die
Bronzetroinmel dirigiert 211; ent-
lehnen ihre Muster den Bronze-
trommeln 210.
Tien-k'ien-tschl-lio, Quellenwerk
•ur die südwestlichen Provinzen,
enthalt gedruckte Miau -tzi- Texte
244—245.
Ts c hang Fu, Inschrift vom Jahre
226 n. Chr. 246 — 248.
Tschang- Hua, III. Jahrhundert,
«eine Ansicht über Bronzewaffen
219—220.
«Ht d. Sem. f. Orient Spracheo. 190t I. Abt.
Ts c hang Lu, Vater des Tschang
Fu 248.
Tschang Schu, Ilofastronom, ver-
fertigt ein meteorologisches Instru-
ment aus Bronze 248.
Tschau To, König von Nan-yüe,
verhindert das Eindringen chinesi-
scher Kultureinflüsse unter den Man-
Barbaren 204; chinesisches Eisen-
ausfuhrverbot gegen — gerichtet
221 ; nennt sich in seinem Titel
»Großführer der Man - Barbaren*
228 Anm.; Untergang seiner Dy-
nastie s. Nan-yüe.
Tschau Ying-tsi, Fürst der Man-
Barbaren: Kulturfunde in seinem
Grabe2l4; sein Tod 113 v.Chr. 228.
Ts c bong (Militärgong) s. Tschu-
ko Liang.
Tschöng-kiang, Fluß in Kuang-
tung 227.
Tschöng Ts o und ihre Schwester
Tschöng Ir, Fürstinnen von Tung-
king 253—254.
Tschu-ko Liang, General: seine
zeichnerischen und mechanischen
Fähigkeiten 242; als Maler von Bil-
dern aus dem Leben der südlichen
Barbaren 243; das von — auf seinen
Kriegszügen verwendete Tschöng
(Militärgong) mit der Bronzetrommel
verwechselt 244; ein Tschöng mit
Inschrift des — im XI. Jahrhundert
entdeckt: ebenda; seine Politik
gegenüber den Barbaren 245;
Trommelinschrift aus der Zeit des
- 247—248.
Tschu-ti (in der Gegend des heuti-
gen Sü-tschou-fu), Bronzeindustrie
in — während der späteren Han-
Dynastie 231.
Ts'ien, »tausend«, hieroglyphische
Form des Zeichens für — 246.
T'u-schu-tsi-tsch'öng 250 et pas-
sim.
is
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2G2
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronietrommeln.
Tung-king: Eroberung durch Ma
Yuan 253—255 ; FfirstenpalRste in —
mit Bronze bedeckt 205 — 206; s. a.
eiserne Waffen; Ma Yuan;
Tschöng Ts'ö.
T u ii g - k u a n - h a n - k i 235 ; 255 A nm. |
T'ung-ts'uan, kupferne (bronzene?)
Kessel bei den Liau- Barbaren 213.
aschheck en (si) itn Altertum 231
Anm.
Wu-hü, Barbarenstamm 221.
Wu - ling - man - Barbaren: die
Trommel von Ma-yang aus ihrem
(iebiet239 ; MaYuans Feldzug gegen
die — 257.
Yüan-kien-leT-han 236 et passim.
Yü-lo, Muscheltrompete, bei den
Nationaltänzen des Landes P'iau
(Pegu) gleichzeitig mit der Bronze-
trommel verwendet 210.
Yo-tsch ou-fu: die Trommel von
Ma-yang einst in der N&he von —
aufbewahrt 240; Bronzetrommel mit
Inschrift vom II. Jahrhundert v. Chr.
in der Nähe von — aufbewahrt:
ebenda.
Y fin -nan, Fundorte der hauptsäch-
lichsten Erze in — zur Zeit der
Hau wohlbekannt 231.
Berlin, gedruckt in d« RricWWfc,,ri
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Mitteilungen des Seminars
für Orientalische Sprachen
an der Königlichen
Friedrich-Wilhelms-Universität
zu Berlin
Herausgegeben von dem Direktor
Prof. Dr. Eduard Sachau
Geh. Reglerungsrat
JAHRGANG VII
ZWEITE ABTEILUNG: WESTASIATISCHE STUDIEN
Berlin 1904
Kommissionsverlag von Georg Reimer
Geschäftliche Mitteilung.
— <$> —
1. Der Preis jedes Jahrganges der »Mitteilungen« (bestehend
aus drei Abteilungen: 1. • Ostasiatische Studien«, 2. »West-
asiatische Studien«, 3. »Afrikanische Studien«) betragt 15,
der Preis der einzelnen Abteilung 6 Mark.
2. Die »Mitteilungen« sind durch alle Buchhandlungen des In-
und Auslandes zu beziehen.
3. Die für die »Mitteilungen« bestimmten Zuschriften, welche
in Deutscher, Französischer, Englischer oder Italienischer
Sprache abgefaßt sein können, wolle man an die Seminar-
direktion, Berlin NW. 7, Dorotheenstr. 6, oder an die ein-
zelnen Redakteure adressieren.
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Mitteilungen des Seminars
für Orientalische Sprachen
an der Königlichen
Friedrich -Wilhelms-Universität
zu Berlin
Herausgegeben von dem Direktor
Prof. Dr. Eduard Sachau
Geh. Reglerungsrat
JAHRGANG VII
ZWEITE ABTEILUNG: WESTASIATISCHE STUDIEN
Berlin 1904
Kommissionsverlag von Georg Reimer
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Mitteilungen
des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin
Zweite Abteilung
Westasiatische
Studien
Redigiert von
Prof. Dr. K. Foy und Prof. Dr. B. Meißner
Berlin
Kommissionsverlag von Georg Reimer
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Inhalt
Seminarchronik fur die Zeit vom Oktober 1903 bis August 1904 I
Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann von Martin Hart-
mann I
Zur Bedeutung des Titels -Sirat al-Failasüf- (Fihrist 265 , 6) von Julius
Lippert 22
Grundriß der allgemeinen Organisation der Verwaltungsbehörden der eigent-
lichen Türkei von Loytved 25
Zwei Urkunden vom Imam as Öäfi'i von F. Kern 53
Das Buchwesen in Turkestan und die türkischen Drucke der Sammlung Hart-
mann von Martin Hartmann 69
Die inneren Zustande von Armenien unter Asot I. (ausgenommen die Geschichte
des armenischen Naxararowt'iwns und der armenischen Kirche) von Hagob
Thopdschian 104
Studien zur ältesten Geschichteüberlieferung der Araber von EduardSachau 154
Azerbajganiache Studien mit einer Charakteristik des Südtürkischen. II. Von
Karl Foy 197
Neuarabische Gedichte aus dem Iraq. III. Von Bruno Meißner (mit Bei-
trägen von Littmann, Völlers und Weißbach) 266
Türkischer Katalog islamischer Bleisiegel. Angezeigt von Karl Foy . . . 277
Bibliographische Anzeigen. 1) Macdonald, Duncan B. : Development of Muslim
theology, jurisprudence aud constitutional theory. New York 1903. IX, 386 S.
(The Semitic series Vol. IX.) 2) El - Bokhari : Les traditions islamiques tra-
duites de l'arabe avec notes et index par O. Houdas et W. Marcais. Tome Ier.
Paris 1903. 682 S. Besprochen von Josef Horovitx 280
*
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I
Seminarchronik für die Zeit vom Oktober 1903
bis August 1904.
Das Seminar zählte:
a) im Wintersemester 1903/04: 215 Mitglieder — darunter
20 Postbeamte als Mitglieder des Kursus behufs Ausbildung im
praktischen Gebrauch der russischen Sprache — und 15Hospi-
tantinnen. An dem fur Kaufleute und Hankbeamte einge-
richteten Kursus im Chinesischen nahmen 1 1 , im Russi-
schen 76, im Spanischen 82 und an der Vorlesung über
die Grundlagen der Nationalökonomie 68 Personen teil. Ge-
samtzahl der Seminarbesucher: 467 Personen.
b) im Sommereemester 1904: 156 Mitglieder — darunter 18 Post-
beamte als Mitglieder des Kursus behufs Ausbildung im prak-
tischen Gebrauch der russischen Sprache — und 12 Hospitan-
tinnen. An dem fur Kaufleute und Bankbeamte eingerich-
teten Kursus im Chinesischen nahmen 7, im Kussischen 30,
im Spanischen 24 und an der Vorlesung über Konsular- und
Kolonialrecht 48 Personen teil. Gesamtzahl der Seminar-
besucher: 230 Personen.
Der Lehrkörper bestand:
a) im Wintersemester 1903/04 aus 24 Lehrern und 9 Lektoren.
Zu Beginn des Wintersemesters trat der Kaiserlich
russische Hofrat Herr Rudolf Jürgen aus Riga als
Lehrer des Russischen und Herr Ralph H. Carr aus Wor-
cester als Lehrer des Englischen in den Lehrkörper des
Seminars ein, während Herr Djin-Da-Min die Stellver-
tretung des seit August beurlaubten chinesischen Lektors
H8Üeh Shen und Herr Miludi Ben Mohammed Siadi
Talbi aus Casablanca die nacli Ausscheiden des in seine
Heimat zurückgekehrten Lektors Sid Gilani Sehirk a wi
vakante Lektorstelle fur das Marokkanisebe übernabm.
Leider schied der letztere nach kurzer Tätigkeit durch
Tod Mitte Dezember wieder aus. Ende des Semesters
i
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II
wurde dem Lehrer des Suaheli Herrn Dr. Carl Velten von
Seiner Exzellenz dem Herrn Unterrichtsminister das Prä-
dikat »Professor« verliehen;
b) im Sommersemester 1904 aus 24 Lehrern und 11 Lektoren.
An Stelle des im Dezember 1903 verstorbenen marok-
kanischen Lektors Sid Miludi trat anfangs April 1904
Herr Abdel-Wahhab Bu-Bekr aus Tanger in den Lehr-
körper des Seminars. Zur Verstärkung des Duala- und
Ephe- Unterrichts wurdeu im Juli 1904 Herrn Pastor
Meinhof der Duala Otto Ekwala und der Ephe Ludwig
Adzaklu beigegeben.
Mitte August schied der Lehrer des Englischen Herr
Ralph H. Carr aus dem Lehrkörper des Seminars, wäh-
rend der Lehrer des Arabischen Herr Professor Dr. Bruno
Meißner zum 1. Oktober d. J. einem Rufe als außer-
ordentlicher Professor der semitischen Sprachen an die
Universität Breslau folgen wird. Der Lehrer fiir die wirt-
schaftlichen Verhältnisse in den Kolonien Herr Legations-
rat Professor Dr. Helfferich wurde zum »Wirkliehen
Legationsrat« ernannt.
Der Seminarunterricht erstreckte sich:
a) im Wintersemester 1903/04
auf 1 5 Sprachen :
Chinesisch, Japanisch, Arabisch (Syrisch, Ägyptisch, Ma-
rokkanisch), Persisch, Türkisch, Suaheli, Haussa, Herero,
Duala, Ephe, Englisch, Französisch, Neugriechisch, Russisch
und Spanisch
und 6 Realienfächer:
wissenschaftliche Beobachtungen auf Reisen, Tropenhygiene,
tropische Nutzpflanzen, Landeskunde von Deutsch -Ost-
afrika, Landeskunde der deutschen westafrikanischen Ko-
lonien sowie Kolonien und Kolonialpolitik;
b) im Sommersemester 1904
auf dieselben 15 Sprachen
und 7 Realienfächer:
wissenschaftliche Beobachtungen auf Reisen, Tropenhygiene,
tropische Nutzpflanzen, Landeskunde von Deutsch -Ost-
afrika, Landeskunde der deutschen westafrikanischen Ko-
lonien, Kolonien sowie Kolonial- und Konsularrecht.
Der Unterricht wurde erteilt:
a) im Wintersemester 1903/04 zwischen 8 Uhr morgens und
9 Uhr abends.
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III
b) im Sommerseinester 1904 zwischen 7 Uhr morgens und
9 Uhr Abends;
Während der Osterferien 1904 fanden Ferienkurse vom 15. März
bis zum 14. April statt.
Zu einem außerstatutenmäßigen Termin im Frühling und
zum statutenmäßigen Termin im Sommer 1904 brachten die nach-
stehend verzeichneten Mitglieder des Seminars durch Ablegung der
Diplomprüfung vor der Königlichen Diplom - Prüfungskommission
ihre Seminarstudien zum vorschriftsmäßigen Abschluß:
1. Kurt Scheffler, stud, jur., im Türkischen;
2. Max Hau sehild, stud, jur., im Chinesischen;
3. Ferdinand Lessing, stud, jur., im Chinesischen;
4. Bruno Loesdau, stud, jur., im Chinesischen:
5. Robert Oelrichs, stud, jur., im Chinesischen;
6. Gerhard Pernitzsch, stud, jur., im Chinesischen;
7. Erich Schuchart, stud, jur., im Chinesischen;
8. Wilhelm Vi IIa ret, stud, jur., im Chinesischen;
9. Bernhard Beck, Vorschullehrer, im Japanischen;
10. Hans Mahner-Mons, Musikstudierender, im Japanischen;
11. Edmund Simon, stud, jur., im Japanischen;
12. Ludwig Katz, stud, jur., im Arabisch- Ägyptischen;
13. Karl Steinführer, stud, jur., im Arabisch- Marokkani-
schen;
14. Wilhelm Waßmuß, Referendar, im Arabisch- Marok-
kanischen ;
15. Waldemar Petersen, stud, jur., im Persischen;
16. Eberhard Ulrich, stud, jur., im Türkischen;
17. Franziska Stadthagen, Frau Regierungsrat, im Russi-
schen ;
18. Ernst Schaumburg, Referendar, im Russischen:
19. Adolf Kin dor, Rektor, im Russischen;
20. Adalbert von Boetticher, stud, jur., im Russischen.
Am 27. Juli 1904 fand die Entlassung des diesjährigen Kursus
der dem Seminar zur Ausbildung im praktischen Gebrauch der
russischen Sprache überwiesenen Post- und Telegraphenbeamten
statt, der sich aus den folgenden Mitgliedern zusammensetzte:
1. R. Alkewitz, Postassistent, aus Provinz Ostpreußen:
2. H. Annus, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Posen;
3. J. Becker, Telegraphensekretär, aus Provinz Hannover;
4. K. Die bold, Ober- Postpraktikant, aus Proviuz Schlesien;
5. P. Großmann, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Ost-
preußen;
i*
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IV
6. A. Hahn, Ober-Postpraktikant, aus Provinz Ostpreußen;
7. R. Hamel, Postassisteut, aus Herlin;
8. G. Heinemann, Ober - Postpraktikant , aus Provinz
Schlesien;
9. L. Hübscher, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Posen;
10. H. Huke, Postassistent, aus Schwarzburg -Sondershausen;
11. G. Just, Postassistent, aus Provinz Ostpreußen;
12. G. Klotz, Postassistent , aus Braunschweig;
13. G. Peukert, Postassistent, aus Provinz Schlesien;
14. P. Red eil, Postassistent, aus Provinz Westpreußen;
15. O. Schaumkessel , Postassistent, aus Provinz West-
preußen;
16. F. S mend, Postassistent, aus Provinz Westpreußen;
17. K. Specht, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Westfalen;
18. R. Stolle, Ober- Postpraktikant, aus Berlin.
Soweit vom Seminar aus festgestellt werden konnte, haben die
nachstehend aufgeführten früheren Mitglieder des Seminars während
der Zeit vom August 1903 bis August 1904 in verschiedenen Ländern
Asiens und Afrikas Amt und Stellung gefunden:
1. Walter Zech Ii n, Referendar, aus Hannover, als Dol-
raetschereleve bei der Kaiserlichen Botschaft in Konstan-
tinopel;
2. Krich Nord, Dr. jur., Referendar, aus Provinz Sachsen,
desgl.;
3. Kurt Kratzsch, Dr. jur., Referendar, aus Königreich
Sachsen, als Dolmetschereleve bei der Kaiserlichen Gesandt-
schaft in Peking;
4. Wilhelm von Weickhmann, Dr. jur., Assessor, aus
Pommern, bei der Justizverwaltung des Kaiserlichen Gou-
vernements von Deutsch- Ostafrika;
5. Adolf Schlettwein, Gerichtsassessor, aus Mecklenburg-
Schwerin, desgl.;
6. Christian Schräder, Dr. jur., Assessor, aus Schleswig-
Holstein, desgl.;
7. Eugen Dinkelackcr, Assessor, aus Württemberg, desgl.
in Kamerun;
8. August Kirchhof, Assessor, aus Lippe-Detmold, desgl.;
9. Waldemar von Sobbe, Oberleutnant aus Brandenburg,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun;
10. Gerhard Jacob, Leutnant, aus Brandenburg, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun;
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V
11. Eugen Kirch, Leutnant, aus der Rheinprovinz, in der
Kaiserlichen Schutztruppe fur Kamerun;
12. Fritz Werner, Leutnant, aus der Rheinprovinz, in der
Kaiserlichen Schutztruppe fur Kamerun;
13. Georg von Prittwitz und Gaffron, Hauptmann, aus
Berlin, als Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutseh-
Ostafrika;
14. Walter von Wiese und Kaiserswaldau, Leutnant,
aus Schlesien, in der Kaiserlichen Schutztruppe fur Deutsch-
Ostafrika;
15. HansSchulz, Leutnant, aus Sachsen, in der Kaiserlichen
Schutztruppe für Deutsch -Ostafrika;
16. Hermann Trefurth, Leutnant, aus Königreich Sachsen,
in der Kaiserlichen Schutztruppe fur Deutsch -Ostafrika;
17. Detlef von Kleist, Oberleutnant, aus Schlesien, in der
Kaiserlichen Schutztruppe fur Südwestafrika;
18. Alexander von Fritsch, Freiherr, Oberleutnant, aus
Königreich Sachsen, in der Kaiserlichen Schutztruppe für
Südwestafrika;
19. Graf Saurma-Jeltsch, Leutnant, aus Schlesien, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
20. Hermann Runkel, Leutnant, aus Hannover, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
21. Willi Grünewald, Leutnant, aus Berlin, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe fur Südwestafrika;
22. Paul von Bojanowsky, Leutnant, aus Hessen -Nassau,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
23. Georg Trainer, Leutnant, aus Westfaleu, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe für Südwestafrika;
24. Albert Fürnrohr, Leutnant, aus Posen, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe fur Südwestafrika;
25. Volkmar von Wurmb, Leutnant, aus Sachsen, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
26. Günther von Bill erb eck, Leutnant, aus Pommern, in
der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
27. Otto Dempwolff, Dr. med., Stabsarzt, aus Ostpreußen,
in der Kaiserlichen Schutztruppe fur Deutsch -Ostafrika;
28. Willibald Schellmann, Dr. phil., Chemiker, aus der
Rheinprovinz, im Dienste des Kaiserlichen Gouvernements
von Deutsch -Ostafrika;
29. Gottfried Thiesraeyer, Landmesser, aus Lippe- Detmold,
als Landmesser in Südwestafrika;
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VI
30. Paul Hoentzsch, Finanzaspirant, aus Schlesien, als Be-
amter beim Kaiserlichen Gouvernement in Deutsch -Ost-
afrika;
31. Otto Mich eisen, Gerichtsaktuar, aus Schleswig- Holstein,
desgl.;
32. Fritz Techiner, Landmesser, aus Pommern, desgl.;
33. Berthold Freitag, Regierungs- Zivilsupernumerar, aus
Brandenburg, desgl.;
34. Ernst Kerb er, Haupt- Zollamtsassistent, aus Westfalen,
desgl.;
35. Fritz Kiene, Gerichtsaktuar, aus Schleswig - Holstein,
desgl.;
36. Karl Scholz, Steuer- Zivilsupernumerar, aus Schlesien,
desgl.;
37. Wilhelm Nagel, Kegierungs- Zivilsupernumerar, aus Han-
nover, desgl.;
38. Jakob Dem, Postassistent, aus Großherzogtum Hessen,
im Kaiserlichen Postdienst in Deutsch -Ostafrika;
39. Alois Jüne mann, Lehrer, aus Provinz Sachsen, als
Lehrer an einer Regierungsschule in Deutsch- Ostafrika;
40. Hermann Andres, Lehrer, aus Brandenburg, desgl.;
41. Friedrich Wilhelm Brandt, Lehrer, aus Brandenburg,
desgl.;
42. Hermann Hülle, Lie. theo!., Königlicher Bibliothekar,
aus Berlin, als Professor an der Kaiserlich chinesischen
Universität in Peking;
43. Erich Haenisch, Dr. phil., aus Berlin, als Lehrer an
der chinesischen Militärschule in Wuchang;
44. Fried rieh Pferd ckämp er, stud, phil., aus Westfalen,
als Lehrer an der chinesischen Regierungsschule in Tsinanfu;
45. Walter Trittelvitz, Pastor, aus Pommern, als Missions-
inspektor in Sudafrika;
46. Siegfried Delius, Missionskandidat, aus Provinz Sachsen,
als Missionar in Deutsch - Ostafrika ;
47. Johannes Riese, Missionskandidat, aus Provinz Sachsen,
desgl. ;
48. Friedrich Wilhelm Hartmann, Missionskandidat, aus
Schlesien, als Missionar in Uvambo, Deutsch -Ostafrika;
49. Wilhelm Schmidt, Missionskandidat, aus Pommern,
desgl. in Uhehe, Deutsch -Ostafrika;
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VII
50. Hermann Krelle, Missionskandidat, aus Brandenburg,
desgl. in Daressalam, Deutsch-Ostafrika ;
51. Johannes Hahn, Missionskandidat, aus Braunschweig,
desgl. in Uhehe, Deutsch -Ostafrika.
Von dem vom Seminar herausgegebenen: «Archiv fur das
Studium deutscher Kolonialsprachen« ist im August 1904
Bd. II. Fritz, Wörterbuch des Chamorro (der Sprache der ein-
heimischen Bevölkerung der Marianen)
zur Ausgabe gelangt.
Berlin, den 26. August 1904.
Der Direktor,
Geheimer Regierungsrat
Sachau.
1
Die osttürkischen Handschriften der Sammlung
Hartmann.
Von Martin Hartmann.
A. Obersicht
Die folgende Liste verzeichnet die Zahl der Seiten , Format (Größe des
Ganzen und der Area), Ort und Zeit der Erwerbung, Zustand, Papier,
Linhand und kennzeichnet kurz den Inhalt.1 Uber Sprache und Schrift
ist nichts gesagt. Beide müssen zusammenfassend behandelt werden. Hier
nur ad Sprache: daß, soweit nicht die bekannten Erzeugnisse Nawä'is und
seiner Nacbtreter in Betracht kommen , die Werke fast samtlich die Mund-
art Kaschgariens zeigen, einige in einer der wirklichen Verkehrssprache
sehr nahe kommenden Form; ad Schrift: daß das steife Naschi des türki-
schen Mittelasiens vorherrscht. Da die Bände ohne Rücksicht auf den In-
halt beziffert und verzeichnet wurden, ist eine Zusammenstellung des nach
dem Inhalt Zusammengehörigen beigefügt. Von der systematischen Be-
schreibung der in den Handschriften enthaltenen Werke wird sich der die
geschichtlichen behandelnde Teil unmittelbar anschließen.
1. 158 Seiten zu 15 Zeilen; 25x14 und 16X9 cm. — Taskent
22.9. 1902. — Ziemlich gut erhalten, zum Teil fleckig; Papier weiß, dünn;
Einband: dicke Pappe in geblümtem Kattunüberzug. — S. 1. 158 Kritze-
leien. — S. 2 — 157 Geschichte des Propheten Joseph.
2. 60 Seiten zu 5—7 Zeilen; 11,3X7 und 7X4(5) cm. — Kasgar
1.11. 1902. — Mäßig erhalten; S.7 2 Zeilen ausgelöscht und durch Un-
gehöriges ersetzt; Papier weiß und dünn; gepreßter Ledereinbaud , dürftig.
1 Es ist, soweit mir bekannt, hier zum ersten Male von der herkömmlichen
Behandlung der Handschriften abgewichen , welche das Außere und das Innere zu-
sammenwirft und so keins von beiden schnell und scharf hervortreten läßt. Ahl-
wardt verließ bereits das unglückliche Verfahren , ein Rubrum •Sammelhandschriften»
in machen und in dieses zu packen , was ungeschickte Buchbinder oder spekulierende
Buchhändler in einen Einbanddeckel gebracht. Es muß aber weiter gegangen werden.
Ha», was die verschiedenen Werke, die in einem Bande vereinigt sind, von Äußerem
betrifft, sowie das Außere des ganzen Bandes ist zusammen zu behandeln. Dabei
ist der Inhalt, der immerhin kurz angedeutet werden mag, gleichgültig, und die
Stücke können mit irgendeiner Numerierung versehen werden. In dem systemati-
schen Verzeichnis genügt der Verweis auf die Übersichtsnummer, um alles Äußere
Mitth. A Sem. t Orient. Sprachen. 190». IL Abth. 1
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2 Hartmann: Die osttflrkischen Handschriften der Sainnilung Hartmaim.
— S. 1. 60 leer. — S. 2. 3 Kritzeleien. — S. 4 — 45 Risäle der Haarschneider.
— S. 46 — 56 med. arabische Formeln und Gebete, sorgfaltig geschrieben.
— S. 56 med. — 59 türkische Gebetvorschriften.
3. 196 Seiten 26 X 14,7cm; davon S. 3 — 152 zu 15 Zeilen 20 X 12,2 era;
S. 163—195 zu 13 Zeilen 18 X 10,3 cm. — Taskent 22.9. 1902. — Gut er-
halten; Papier S. 3— 162 gelb, dünn; S. 163— 196 weiß, mitteldick; Ein-
band gepreßtes Glanzpapier, Rücken und Ränder Leder. — 8. 1. 133. 153
bis 162. 196 leer. — S. 2 Kritzelei. — S.3— 152 Erzählung aus dem AD-
Kreise. — S. 163—195 Verse.
4. 138 Seiten zu 9 Zeüen ; 15—15,5 X 9,5 und 11 X 7 cm. — Kasgar
28.10.1902. — S. 1—108 mäßig erhalten, S. 109— 138 wurmstichig und
auch sonst beschädigt; Papier gelb, mitteldick; glatter Lederband. — 8. 1
bis 138 Lebensgestaltung, z. B. Verzeichnis von Tagen und Stunden fur
Vornahme von Handlungen.
5. 30 Seiten zu 5 Zeilen; 13X8,5 und 8X5,5 cm. — Kaigar
2.12.1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß, mitteldick; geheftet. — S. 9.
30 Kritzelei. — S. 1—8 Bruchstück der Schuster-Risäle. — S. 10 — 29 Ri-
säle der Kaufleute.
6. 238 Seiten zu 11 Zeilen; 19,5X12 und 12X7,5 cm. — Kasgar
31. 10. 1902. — Gut erhalten bis auf das erste Blatt; Papier gelblich, mittel-
dick; geheftet, lose in kattunüberzogenem Pappdeckel. — S. 1 Kritzelei.
— S. 238 leer. — S. 2 — 237 Tezkire des Choga Hasan, Sohnes des Choga
Afäq.
7. 98 Seiten zu 7 Zeilen ; 1 1 X 8,8 und 9 X 7 cm. — KaSgar 26. 1 0. 1 902.
— Gut erhalten; Papier weiß, dünn (russisch); geheftet. — S. 1. 98 leer.
— S. 2 — 60 Gebete. — S. 61—97 Risäle der Bauern.
8. 50 Seiten zu 7— 8 Zeilen; 12,2 X 7,3 und 8,5X5 cm. — Kasgar
10.11.1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, initteldick; geheftet. —
S. 1 — 38 Risäle der Weber. — S. 39 — 50 einige Hadite, persisch.
9. 46 Seiten zu 7 Zeilen ; 1 1—1 1,5 X 7 und 8 — 9 X 5 cm. — Kasgar
12. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, mitteldick oder dünn;
Holzdeckel in glattem Leder. — S. 1 Kritzelei. — S.2 — 46 Risäle der
Hirten.
10. 36 Seiten zu 7—8 Zeilen ; 10,5 X 7,3 und 7,5 X 5,2 cm. — Kasgar
12.10.1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dfinn; weicher glatter
Lederumschlag. — S. 1 Kritzelei. — S. 36 leer. — S. 2 — 35 Risäle der
Krämer.
11. 125 Seiten zu 7—10 Zeilen; 13,3 X 8,5 und 10X6 cm. — Kasgar
12. 10. 1902. — Schlecht erhalten, eine Anzahl Blätter lose; Papier und
Einband: das Ms. ist ein europäisches, wahrscheinlich in Indien herge-
stelltes Notizbuch mit blaugewurfeltem Papier. — S. 1. 97 — 105. 109 — 125
Kritzeleien. — S. 124 und 125 sieben mandschurische Zeilen. — S.2 — 96
Erzählung von Mulaika. — S. 106—108 fromme Betrachtungen.
12. 436 Seiten zu 8— 10 Zeilen; 12,8X8 und 9 X 6 cm. — KaAgar
30. 10. 1902. — Gut erhalten; S. 1—32 gelbes, dünnes Papier; S. 33 — 436
weißes, mitteldickes Papier; Einband Pappdeckel in papierbezogenem, ge-
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Hahtmann: Dir osttürkischcn Handschriften der Sammlung Hartmann. 3
preßten* Leder, sorgsam gearbeitet und gut erhalten. — S. 2 — 4. 112. 126
bis 129. 282 — 284. 435 leer. — S. 1. 33 (geometrisch geordnetes J^J\)-
436 Krittelei. — S. 5 — 32 Bruchstück über Gebetswirkungen und anderes. —
S. 34— 111 Gebete. — S. 113— 125 über Rosenkranzgebete an den Wochen-
tagen. — S. 130—153 med. über die Vorzüge der Fatiha. — S. 153 med. —
272 Betrachtungen, Gebete und Beschwörungen. — S. 273 — 281 eine ara-
bische Qaside. — S. 285 — 301 Gebete. — S. 302—304 med. arabische Qaside
des Gabriel. — S. 304 med. — 434 Gebete, Beschwörungen und magische
Formeln.
13. 66 Seiten zu 11 — 13 Zeilen; 17(17,5) X H und H (13,5) X 7,5 cm.
— Kasgar 28. 10. 1902. — Schlecht erhalten; Papier weiß, sehr schmutzig,
mitteldick ; Pappdeckel. — S. 66 Kritzelei. — S. 1 — 65 Geschichte von
Sanaubar und Gfllperi.
14. 88 Seiten, davon 1 — 73 zu 9 Zeilen, 74 — 87 zu 4 oder 5 Zeilen.
- 16,5 X 11,5 und 12 X 7,3 cm. — Kasgar 29. 10. 1902. — Mäßig erhalten;
gelbes, mitteldickes Papier; Pappdeckel in glattem Leder. — S. I Stempel-
abdrücke. — S. 88 Kritzeleien. — S. 2 — 87 Geschichte der Chogas in
Versen.
15. 260 Seiten; S. 2—254 zu 1 1 Zeilen , S. 255 —260 zu 16 Zeilen. —
19X11 und 12X5,5 (6,3) cm; die letzten Seiten 13,5X7,5 cm. — Kasgar
16. 10. 1902. — Mäßig erhalten; gelbes, mitteldickes Papier; Deckel Pappe
in glattem Leder. — S. 1 Kritzeleien. — S.2 — 260 Nawäls makbüb ulqufüb.
16. 408 Seiten zu 15 Zeilen; 26X14,5 und 16X9 cm. — Baku
8.9.1902. — Gut erhalten; Papier gelb, dünn; Lederband mit Papier
überklebt und gepreßt. — S. 1—5. 404 — 408 leer. — S. 6 — 403 Nawäls
oiraqat- Diwan.
17. 84 Seiten zu 15—16 Zeilen; 22,5 X 14,5 und 17 X 1 1,5 (12) cm.—
KaSgar 28. 10. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelb, dünn; Einband
weiches Leder. — S. 1. 84 Kritzelei. — S.2 — 83 Geschichte von Ferhäd.
18. 90 Seiten zu 8—12 Zeilen; 19,8 X 12,3 und 15,5 X 8,3 — 9,3 cm.—
Kasgar 1. 11. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; Pappdeckel
mit Tapetenpapier beklebt. — S. 1. 83. 86. 87. 89. 90 leer. — S. 84. 85.
88 Kritzelei. — S.2 — 82 Geschichte von Mulaika.
19. 204 Seiten zu 11, selten 12 Zeilen ; 26,7 X 15,6 und 17 X 9,3 cm.—
Kasgar 27. 10. 1902. — Gut erhalten; Papier gelb und dünn; geheftet, lose
in mit Tapetenpapier überzogenem Pappdeckel. — S. 1 — 4. 201 — 204 leer. —
S. 200 Kritzelei. — S. 5—33 med. Fragment eines Traktates über das sulük]
S. 33 med.— 199 scheint eine Schrift sußschen Inhalts (in Unordnung).
20. 84 Seiten zu 1 3 - 1 6 Zeilen ; 2 1 ,8 X 1 4 und 20 X 1 2 cm. — Kasgar
28. 10. 1902. — Schlecht erhalten; weißes, mitteldickes, russisches Papier;
gepreßter Lederband, mit Papier beklebt. — S. 3 leer. — S. 83. 84
Kritzelei. — S. 1. 2 Bruchstück aus einem Gedicht in Mesnewi-Form. —
4 — 82 Gedicht in Mesnewi-Form legendären Inhalts.
21. 170 Seiten zu 8 — 15 Zeilen; 18 XU «nd 15X8 cm. — Kasgar
2.12.1902. — Schlecht erhalten; Papier weiß, fränkisch; lappiger Leder-
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4 Habtmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann.
deckel. — S. 2. 170 leer. — S. 1. 168. 169. Kritzelei. — S. 3—167 das pAät
ul'ä&zm des Söfi Aüahjär.
22. 178 Seiten zu 1 1 Zeilen ; 17,5 X 1 1.7 und 12,5 X 8 cm. — Kasgar
1.11. 1902. — Schlecht erhalten; mehrfach ausgebessert; Papier gelb, dfinn;
Pappband mit Tapetenüberzug. — S. 1. 2. 177. 178 leer. — S. 3 Kritzelei. —
S. 4 — 176 Mesnewi des Chiräbäti.
23. 272 Seiten zu 11 Zeilen; 22X14,7 und 15X10,5 cm. — Kasgar
I. 11. 1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß, dünn, frankisch; geheftet. —
S. 1 — 3. 268 — 271 leer. — S. 272 Kritzelei. — S. 4 — 267 über die
Muslims Chinas.
24. 328 Seiten zu 9 Zeilen; 22X13,7 und 15x7,5 cm. — Kasgar
25. 10. 1902. — Mäßig erhalten, S. 1. 2. ausgebessert; Papier weiß, dünn,
russisch; geheftet. — S. 323—328 leer. — S. 1—322 Geschichte von
Jüsuf und Ahmed.
25. 78 Seiten zu 7 Zeilen; 13,3X8 und 8X4,3 cm. — Kasgar
31. 10. 1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, dünn; gepreßter Lederband
mit Papier bezogen. — S. 1— 3. 76. 78 leer. — S. 77 Kritzelei. — S. 4 — 75
Risäle der Schuster.
26. 108 Seiten zu 8 Zeilen; 12 X 7,5; 9 X 5 cm. — Kasgar 5. 1 1. 1902.
— Mäßig erhalten, Blatt 1 beschädigt; Papier gelb, mitteldick; gepreßter
Lederlwind. — S. 1 leer. — S. 2— 108 Risäle der Schuster.
27. 120 Seiten zu 9 Zeilen; 15,8X9 und ll(12)X6cm. — K aAgar
Dezember 1902. — Gut erhalten; Papier gelb, mitteldick; gepreßter Leder-
band. — S. 1—7. 117—120 leer. — S. 8—116 Risäle der Gewürzkräiner.
28. 142 Seiten zu 11— 13 Zeilen; 17,6X10,3 und 13x7 cm. —
Kasgar 16.11.1902. — Schlecht erhalten, von Blatt 1 und 2 oben ein
Stück abgerissen; Papier gelblich, mitteldick; glatter Lederband. — S. 1
Kritzelei. — S. 2—92 med. miftäb ulqutüb, paränetisch. — S. 92 med. bis
142 Risäle des 'Abdullah Ansäri, persisch.
29. 220 Seiten zu 11 Zeilen; 17,5X10 und 13X6*7 cm. — Kasgar
II. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelb, mitteldick; Pappband in
Kattun. — S. 2. 4. 217. 219 leer. — S. 1. 3. 218. 220 Kritzelei. —
S. 5 — 216 Gedichtsammlung des Chiräbäti.
30. 356 Seiten zu 13 Zeilen; 23,5 X 13.7 und 16X7,7 cm. — Kasgar
16. 11. 1902. — Mäßig erhalten, Blatt 2 und 3 ausgebessert; Papier gelblich,
dünn, glatt; Pappband in Baumwollstoffüberzug. — S. 1. 2. 355. 356 leer.
— S. 3. 352 — 354 Kritzelei. — S. 4 — 351 Sammlung von Erzälilungen.
31. 282 Seiten zu 11—13 Zeilen; 25,2 X 14,5 und 15,5— 18X 7,7 cm.
— Kasgar 21. 11. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; gepreßter
Lederband. — S. 2. 29. 274. 275. 280. 282 leer. — S. 1. 3. 272. 281
Kritzelei. — S. 4—28 Testament Muhammeds. — S. 30—90 mj/tä/t ulqulüh
(vgl. Ms. 28). — S. 91—102 med. paränetisches Werk. — S. 102 med. bis
273 Paränetisches. — S. 277—279 Varia. — Eingeklebt sind zwei dicke
Blätter, auf denen drei Seiten mit sorgfältiger Hand beschrieben sind.
32. 1 10 Seiten zu 11— 15 ZeUen; 20,3X17 und 14 X 10,5 — 12 cm. —
Kasgar 27.11.1902. — Gut erhalten; graues Chotanpapier doppelt ge-
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H abtmann: Die osttürkiscJicn Handschriften der Sammlung Hartmann. 5
nommen; schwach gepreßter Lederhand. — S. 2. 106. 107 leer. — S. 1.
3 — 5. 108 — 110 Kritzelei (S. 5 sechs chinesische Zeichen). — S. 6 — 105
Erzählung aus dem 'Ali- Kreise.
33. 168 Seiten zu 13 Zeilen; 21X12,2 und 14X8,2 cm. — Kasgar
27. 10. 1902. — Mäßijj; erhalten; die beschädigten Stellen sorgsam ausge-
bessert. Papier gelb, dünn; Pappband mit gepreßtem Papier uberklebt,
sehr geilickt. — S. 1. 5—8. 10—12. 157—168 leer. — S. 2-4. 9. 13. 156
Kritzelei. — S. 14 — 155 mcujmuai ulmuhcHjqitpn , Übersetzung des von Abul-
baqä' b. Bahä'uddin persisch verfaßten Tezkire über Machdümi A'zem
(dasselbe Werk s. Ms. 104).
34. 746 Seiten zu 23 Zeilen ; 40,5X^0 und 30,5X18,5 cm. — Jar-
kend 4. 2. 1903. — Gut erhalten bis auf die letzten 2 Blätter, doch Text
nicht beschädigt Papier graues Chotanpapier, mittelstark; gepreßter Leder-
band. — S. 1. 744—746 Kritzelei. — S. 2—743 tejeri serf/, türkische Über-
setzung aus dein Persischen des Mu'in Elmiskin, Rukn 1 und 2.
35. 950 Seiten zu 21 Zeilen; 40x27 und 27X16 cm. — Jarkend
11. 1. 1903. — Gut erhalten; Papier und Einband wie Ms. 34. — S. 1. 2
leer. — S. 3. 950 Kritzelei. — S. 4 — 949 Rukn 3 und 4 desselben Werkes
wie Ms. 34.
36. 602 Seiten zu 19— 20 Zeilen; 40x29,3 und 30x21 cm. —
Jarkend 11. 1. 1903. — Schlecht erhalten, doch die beschädigten Stellen
meist sorgfältig ausgeliessert ; Papier und Einband wie in Ms. 34. — S. 1
leer. — S. 2 — 600 med. Teil des sejeri herif\ vgl. Mss. 34 und 35. —
S. 600 med. — 602 Verse religiösen Inhalts.
37. 358 Seiten zu 23 Zeilen; 43,3 X 27 und 31 X 19 cm. — Jarkend
7. 1. 1903. — Schlecht erhalten; Papier wie iu Ms. 34; geheftet, lose in
einem Lederdeckel, der für ein etwa noch einmal so starkes Werk bestimmt
war. — S. 1 leer. — S. 2 Anfang des sejeri herlf (vgl. Ms. 34); S. 3- 358
der größere Teil von Rukn 3 dessclt>en Werkes.
38. 390 Seiten zu 20—21 Zeilen; 39,5X29 und 30X20,5 cm. —
Jarkend 21. 1. 1903. — Schlecht erhalten; Chotanpapier, mittelstark; Leder-
band. — S. 1— 3. 389. 390 Kritzeleien. — S. 4 — 388 Geschichte Hasans
und Husains, der Sohne Alis.
39. 544 vierspaltige Seiten zu 25 — 30 Zeilen; 44,7X26,5 und 30
(31)X16 cm. — Taskent 18.9. 1902. — Gut erhalten; Papier gelblich,
mittelstark; starker Lederband, auch innen Leder. — S. 2 — 13. 99 — 103.
243. 436. 437. 542 — 544 leer. — S. 1. 310. 311 Kritzelei. — S. 14 — 530
Nawä^ chamse; die einzelnen Teile haben am Anfang farbige Vignetten und
sind durch Seidenbäuschchen , die am Seitenrand eingeklebt sind , leicht auf-
findbar gemacht. — S. 532 — 540 Nawäls säqmäme. — S. 541 ein Mesnewi
und ein tenß'bend Nawä*is.
40. 290 Seiten zu 15 Zeilen; 31,5—32,5 X 20,5—21 und 23 X 15,3 cm.
— Jarkend 18. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband.
— S. 1—287 ttzkirex 'azvsän des Muhammed iSädiq. — S. 288 — 290 religiose
Vorschriften.
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6 Hartmann: Die osttilrkischen Handschriften äVr Sammlung Hartmann.
41. 412 Seiten zu 15 Zeilen; 31X21 und 23 X 15 cm. — Jarkend
22. 1. 1903. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; geheftet, lose in gepreßtem
Lederdeckel. — S. 1 — 412 Volksbuch vom Emir II am 7. e.
42. 580 Seiten zu 17—19 Zeilen; 31X20,3 und 22X13,5 cm. —
Jarkend 8. 1. 1903. — Bis auf wenige sorgfältig ausgebesserte Stellen gut
erhalten; Chotanpapier; gepreßter Lederband mit Klappe. — S. 2. 4. 572.
574—578 leer. — S. 1. 3. 5. 579. 580 Kritzeleien. — S. 6—17,4 phantastische
Erzählung vom Propheten und jüngsten Gericht. — S. 17,5 — 65 mi'rägnäme.
— S. 66— 68 Anfang eines Werkes über den Weltanfang. — S. 69— 573
Übersetzung von Kaiila und Dimna (am Anfang fehlt ein Blatt).
43. 278 Seiten zu 17 Zeilen; 31X20 und 21X13 cm. — Kasgar
30. II. 1902. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband. —
S. 1 Verse. — S.2 — 275 Werk über sunnitisches Recht. — S. 276 — 278 Varia.
44. 42 Seiten zu 16 — 20 Zeilen; 35X23,3 und 31X22 cm. —
Kasgar 12. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; geheftet. — S. 1
bis 42 Protokollbuch eines Kaigarer Gerichts.
45. 32 Seiten zu 17 Zeilen; 31,7X27 und 20 X 13cm. — Kasgar
31.10.1902. — Gut erhalten; gelbes Papier (wahrscheinlich chinesisch);
zusammengefaltet. — S. 1 leer. — S. 2 — 32 Geschichte vom Derwisch Muqbili
Rausendil.
46. 542 Seiten zu 15 Zeilen; 30 X 19.5 und 19,5 X 12,5 cm. — Kasgar
1.11.1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; etwas gepreßter Lederband.
— S.2 leer. — S. 1. 3 — 5. 542 Kritzelei; S. 6 — 541 Volkserzählungen.
47. 314 Seiten zu 13 Zeilen; 25,3X20 und 17 X 13,5 cm. — Jarkend
18.2.1903. — Schlecht erhalten; einige roh ausgeführte Federzeichnungen;
Papier gelb; glatter Lederband. — S. 1 — 314 Stücke aus Volkserzahlungen.
48. 518 Seiten zu 19 Zeilen; 30 X 17,5 und 22 X 13,5 cm. — Jarkend
18. 12. 1902. — Schlecht erhalten, doch sind die schadhaften Stellen so gut
wie möglich ausgebessert; Papier gelblich , mittelstark ; gut gepreßter Leder-
band. — S. 1—3. 516 — 518 leer! — S. 297. 515 Kritzelei. — S.4— 278
Tütinäme. — S. 279— 296 Geschichte von 'Adil Chän und den 3 Qalendern
— S. 298 — 514 das Erzählungsbuch gämC ulhikäjät.
49. 150 Seiten zu 19 Zeilen; 31X21,5 und 23 X 16 cm. — KaSgar
27.11.1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn; lose in weichem
Lederdeckel. — S. 1 — 150 Stück aus dem Volksbuch von Awa [aba]
Muslim.
50. 186 Seiten zu 15— 16 Zeilen; 28 X 16.7 und 20 X 11,2— 12,2 cm.
— Jarkend 18. 12. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn; glatter
Lederband. — S. 186 leer. — S. 1 Kritzelei. — S.2 — 185 Übersetzung des
durr ulmayäiis aus dem Persischen.
51. 160 Seiten zu 18 Zeilen; 26x16 und 18x12 cm. — Jarkend
Dezember 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich , mitteldick; lappiger
Lederband. — S. 1 — 160 Stücke aus einem Werke mit Prophetengeschichten.
52. 156 Seiten zu 15 Zeilen; 23,5X14 und 14 X 8,3 cm. — Jarkend
24. 12. 1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, mitteldick; gepreßter Leder-
band. — S. 1. 152 — 156 Kritzelei. — S. 2— 151 medizinisches Werk.
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Hartmann: Die ost türkischen Handschriften der Sammlung Hartmann. 7
53. 370 Seiten zu 13 Zeilen; 25X15 w\d 17 X dem. — Choqand
26. 9. 1902. — Gut erhalten; Papier teils weiß, teils gelb; gepreßter Papier-
band. — S. 1 — 3. 363 — 370 leer; S. 4 — 362 Geschichte von Muhammed
Hanefije.
54. 692 zweispaltige Seiten zu 19Zeilen ; 23,3 X 13,5 und 18,5 X 8,5cm.
— Taskent 22.3.1903. — Mißig erhalten; Papier gelb, dünn; gepreßter
Pappband. — S. 1— 3. 691. 692 Kritzelei. — S. 4 — 690 Nawäls chamse.
55. 376 Seiten zu 13 Zeilen ; 23,5 X15,5 und 15,5X9,0. — Kasgar
23. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich , mitteldick; gepreßter Leder-
band. — S. 1. 149. 375. 376 Kritzelei. — S. 2—120 med. räfiot ulqulüb,
Dogmati k und Paränese. — S. 120 med. — 127 oben Testament des Pro-
pheten. — S. 127—148 tee/ätnäme , Todesbuch des Propheten. — S. 150—374
Menäqib des Abdulqädir Giläni.
56. 220 Seiten zu 9—11 Zeilen; 24X18 und 18X15— 16 cm. —
Kasgar 28. 10. 1902. — Schlecht erhalten; rauhes Chotanpapier; glatter Leder-
band. — S. 1. 220 leer. — S. 2—219 Geschichte von Jfisuf und Abmed.
57. 246 Seiten zu 1 1 Zeilen ; 25,7 X 1 5 und 1 5,5 X 8,7 cm. — Taskent
16.9. 1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, initteldick; gepreßter Papier-
band. — S. 1—5. 244 — 246 Kritzelei. — S. 6 — 243 ein dogmatisches Lehr-
gedicht.
58. 76 Seiten zu 15 — 17 Zeilen; 22 X17 und 16 X 13 cm. — Kasgar
17. 2. 1903. — Gut erhalten; rauhes Chotanpapier; geheftet. — S. 1. 76
leer. — S. 2 — 75 Prophetengeschichten.
59. 78 Seiten zu 10 — 13 Zeilen; 23X18 und 14 — 16XH— 13 cm.
— Kasgar 6. 12. 1902. — Schlecht erhalten; rauhes Chotanpapier; ge-
heftet. — S.77. 78 Kritzelei. — S. 1 — 76 Geschichte von Hamra und Hörliqa.
60. 82 Seiten zu 9 — 11 Zeilen; 22x17,7 und 15,5 XI '-»3 — 13,3 cm.
— Kasgar 6. 12. 1902. — Mäßig erhalten; rauhes Chotanpapier, Papier-
umschlag. — S. 1. 77—82 leer. — S. 2—76 volkstümliche Scherzerzählung.
61. 196 Seiten zu 12 — 15Zeilen; 21,5X17 und 14,5 — 15,5 X12 cm. —
Jarkend Anfang 1903. — Gut erhalten; doppelt genommenes Chotanpapier;
geheftet, lose in Pappband. — S. 1 — 3. 195 leer. — S. 196 Kritzelei. —
S. 4 — 194 Geschichte von Jüsuf und Abmed.
62. 494 Seiten zu 11 — 16 Zeilen; 24,3X18 und 18XH cm. —
Jarkend 21. 12. 1902. — Gut erhalten; Chotanpapier; gepreßter Leder-
band. — S. 2. 3. 140. 141. 243. 390. 410. 494 leer. — S. 1. 244. 265.
391. 411 Kritzelei. — S. 4—139 räfiat ulqulüb (vgl. Ms. 55 S. 2 — 120). —
S. 142 — 164 med. qijämetnämet Auferstehungsbuch. — S. 164 med. — 185 med.
räsnäme. — S. 185 med. — 242 Geschichte von Buluqjä. — S. 245 — 264
Tezkire des Imäm Zebib. — S. 266 — 389 Geschichte von Züfunün. —
S. 392 — 409 die lustige Geschichte von Räuber und Richter. — S. 412 — 493
Geschichte von Choga Selim (Kreis des Haggäg b. Jüsuf).
63. 108 Seiten zu 11— 13 Zeilen; 21,5X17,3 und 15— 16X13 cm. —
Kasgar 27. 10. 1902. — Mäßig erhalten; weißes fränkisches Papier; Papp-
hand. — S. 1—4. 102. 103. 105—108 leer. — S. 5. 104 Kritzelei. —
S. 6 — 72 mi'räynäme. — S. 73— 101 Tezkire des Molla Muhammed .Serif.
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8 Hartmans: Die osttQrkischen Handschrift«! der Sammlung Hartmann.
64. 444 Seiten zu 11—14 Zeilen; 23.5X16—17 und 13— 17x9 bis
12 cm. — Jarkend 29. 1. 1903. — Mäßig erhalten; es sind verschiedene
Exemplare zusammengeschweißt; die beschädigten Blätter und die kleineren
Formats sind durch Ausbessern einheitlich gemacht; Chotan papier; gepreßter
Lederband. — S. 1. 439—444 leer. — S. 2—438 verschiedene Erzäh-
lungen.
65. 474 Seiten zu 15—17 Zeilen; 25,3X16,5 und 18 X 12,5 cm.—
Kasgar 23. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; Lederband. — S. 1
bis 3. 473. 474 leer. — S. 4. 472 Kritzelei. — S. 5 — 47 1 Übersetzung des
miftäh utyinän aus dem Persischen.
66. 476 Seiten zu 9 Zeilen; 17,7 Xll.5 und 11 X »>5. — Kasgar
25. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, mittelstark; glatter Leder-
band mit Klappe. — S. 1. 2. 475. 476 leer. — S. 3 — 474 Geschichte des
Choga Hasan, Sohnes des Choga Afäq.
67. 250 Seiten zu 11 Zeilen; 18,3X12 und 14X8,5 cm. — Kasgar
1. 11. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelb, mittelstark; gepreßter Papier-
band. — S. 3. 4. 246. 248-250 leer. — S. 1. 2. 247 Kritzelei. — S. 5—245
Geschichte des Propheten Joseph.
68. 302 Seiten zu 11 Zeilen; 21X12,5 und 13x6 cm. — Kasgar
31. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelb, mittelstark; gepreßter Papier-
band. — S. 4. 8. 9. 282—287. 289—291. 295. 298 leer. — S. 1. 7. 288. 292.
294. 296. 297. 299. 302 Kritzelei. — S. 2. 3. 5. 6. 278 med. — 281. 300. 301
Varia. — S. 10 — 278 med. Nawä'is mahbüb ulqulüb.
69. 356 Seiten zu 1 1 Zeilen; 17x9,7 und 11X6 cm. — Kasgar
16. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Papier verschiedenfarbig (weiß, gelb, blau,
rot): glatter Lederband. — S. 1. 2. 5 — 7. 349—355 leer. — S. 3. 4. 356
Kritzelei. — S. 8 — 348 Kommentar zur burda Bü.siris.
70. 160 Seiten zu 10—11 Zeilen; 17,5><11 und 14x8 cm. —
Jarkend, Anfang 1903. — Schlecht erhalten; Papier weiß, wahrscheinlich
russisch; lose in Pappdeckel. — S. 1. 10. 11. 14 leer; S. 15. 16. 160 Kritzelei;
S. 2 — 9. 12. 13. 17 — 159 Bruchstücke der Volkserzählung von Sanaubar
(siehe Nr. 13).
71. 184 Seiten zu 11 Zeilen; 18XH,2 und 14x7 cm. — Kasgar
26. 10. 1902. — Mäßig erhalten; die schadhaften Stellen sorgfällig ausge-
bessert und ergänzt; Chotanpapier; Pappband. — S. 2. 4. 181 — 184 leer. —
S. 1. 3. 5. 179. 180 Kritzelei. — S. 6— 178 Geschichte von Ferhäd und Sirin,
aufgeschrieben von 'Omar Bäqi.
72. 158 Seiten zu 17 Zeilen; 23,5 X 14,7 und 17 X 8,7 cm. — Taskent
18.9. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelb, mittelstark: gepreßter Papier-
band. — S. 1—24. 139—158 leer. — S. 25 Verse. — S. 26— 138 Diwan
des Ghäzi.
73. 226 Seiten zu 18—19 Zeilen; 19 XU und 16X9,5 cm. —
Kasgar 23. 10. 1902. — Schlecht erhalten; die Ecken rechts unten sämtlich
beschädigt; Papier gelblich, dünn; glatter Lederband. S. 1 — 72 Bruch-
stück des räjuti ulqutüb. — S. 73 — 226 Geschichte von Äzädbacht und den
zehn Weziren.
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Habtmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann.
9
74. 102 Seiten zu 13—16 Zeilen; 20— 20,5 X 12,5 — 13,5 und 14,5
bis 16X9— 12 cm. — Kasgar 16.11.1902. — Schlecht erhalten. Papier
gelblich; geheftet. — S. 24 leer. — S. 1—23. 25. 26 Geschichte von Mu-
laika. — S. 27 — 102 Erzählung, persisch.
75. 168 Seiten, die aus verschiedenen Handschriften zusammenge-
heftet sind, zwischen 19,5 X 12,5 und 21 X 13,5. — Kasgar 29. 10. 1902. —
Schlecht erhalten; verschiedene Arten Papier; Papierumschlag. — S. 100.
101. 112. 119. 121. 122. 147. 168 leer. — S. 1. 17. 55. 157 Kritzeleien. —
S. 18. 120 Varia. — S.2 — 16 über die Vorzöge der Fatiha. — S. 19—54
die Geschichte vom Rauber und Richter. — S. 56 Erzählung, persisch. —
S. 57 — 59 über die Saijid-Frage, persisch. — S. 60 — 91 arabisches
Gedicht des Abdulqädir Giläni. — S. 92 — 97 arabisches musaddas. —
S. 98 — 99 arabisches Gedicht. — S. 102 — 111 arabische Qaside genannt
<{<mdet geläi wagemal. — S. 113—118 Vorzüge des negat- Gebetes. — S. 123
bis 146 das Gebet kibrlü ahmar, arabisch. — S. 148 — 156 kurze Glaubens-
lehre, arabisch. — S. 158 — 167 Genealogie der Chogas.
76. 130 Seiten zu 13 Zeilen; 17,5 X 12,5 und 1 1,5 X 9 CUI- — Kaigar
5. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelb, dünn; gepreßter Lederband. —
S. 1 — 130 Geschichte von Mesreb.
77. 734 Seiten zu 13 Zeilen; 22,5X12 und 17X8 cm. — Kasgar
23. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelb, mittelstark; gepreßter Leder-
band. — S. 1— 3 Kritzelei. — S. 4 — 734 Übersetzung von 'Ali b. 11 usain
Elkä&fis achtäq ulmuksinth.
78. 312 Seiten zu 15 Zeilen; 23 X 13,5 und 16 X 7,5 cm. — Choqand
26. 9. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; gepreßter Papp-
deckel. — S. 1. 310 — 312 Kritzelei. — S. 2 — 53 Nawä'is norm ulgatcähir. —
S. 54 — 55 Gebet, arabisch. — S. 56 — 157 Geschichte vom Sech San'än
in Mesnewi-Form. — S. 148 — 309 Nawä'is mahbüb xäqtdüb.
79. 180 Seiten zu 9—11 Zeilen; 20 X 12,5 und 15,5X9 cm. —
K aAgar 23. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband.
— S. 1. 2. 142. 143. 180 Kritzelei. — S. 3 — 32 Gedicht auf Öafar Sädiq.
— S. 33 — 52 unten Gedicht auf Müsä Käzim. — S. 52 unten bis 59 oben
Gedicht auf die zwölf Imame(?). — S. 59 oben — 133 verschiedene Le-
genden. — S. 134 ein Hadil. — S. 135 — 141 xca^etnäme. — S. 144 — 152
oben sufischer Traktat, persisch. — S. 152 oben — 177 Vergleichung
der verschiedenen Silseles und Sufi-Orden. — S. 178 ein Gedicht Mesrebs.
— S. 179 Verse.
80. 308 Seiten zu 15 Zeilen; 24X15 und 17X9 cm. — Kasgar
5. 11. 1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß, dünn; Pappband in Kattun.
— S. 7 leer. — S. 1 — 6 über die Ehe. — S. 8 — 195 Kommentar zur Fatiha.
— S. 196 Verse. — S. 197 über die Ehe. — S. 198 — 308 Preis der Armut.
81. 386 Seiten zu 11 Zeilen; 21X13 und 14x7,3 cm. — Kasgar
8.11.1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, mitteldick; glatter Leder-
band. - S.2. 3. 45 — 47. 386 leer. — S. 380. 382. 384. 385 Kritzelei.—
S. 1. 381. 383 Verse. — S. 4 — 44. 48 — 379 Übersetzung und kurzer Kom-
mentar von Stücken des Quran: 1. 2, 1—5. 55. 67—114.
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10 Hartmann: Dip osttflrkisrhen Handschriften drr Sammhing Hartmann.
82, 118 Seiten zu 11— 13 Zeilen; 23X15.5 und 16— 18X 12 —13 cm.
— Kaägar fi. 12. 1902. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; gepreßter Leder-
hand. — S. 1 — 118 paränetisches Werk.
83. 12D Seiten zu 9 Zeilen; 20 X 14 und 12X8— 9 cm. — Kasgar
1902. — Maßig erhalten; Chotanpapier; Papphand. — S. 1 — 3. 117—120
leer. — S. 4 — 116 Diwan des Ahmed Jasawi.
84* 9Ü Seiten zu 2 Zeilen; 11.3X9 und 8X6«n. — Jarkend
25. 1. 1903. — Gut erhalten; Papier weiß, russisch (?) ; Pappband. — S. L
äti leer. — S. 2 — 95 Kisäle der Bauern.
85. 22 Seiten zu 8—9 Zeilen; 12.9 X 8,3 und 8X5,5 — 6 cm. —
Jarkend '21* 12. 1902. — Schlecht erhalten; Papier weiß, dünn, russisch (?);
gepreßter Lederhand. — S. 3iL 40 leer. — S. L 3iL 4L 12 Kritzelei. —
S. 2 — 13 med. Sure 1 und 32, — S. 13. med. — 35. auräd - Gebete , arabisch;
S. 36. 37 Gebete, arabisch. — S. 42 — 71 Risäle der Sattler.
8(L 1S4 Seiten zu 7—9 Zeilen; 12x7 und äX^cm. — Jarkend
31L 12. 1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß, dünn; Pappdeckel in Kattun.
— S. LÜL L5il leer. — S. 1— 8 Zaubermittel. — S. 9— 148 Gebete. —
S. 151 — 183 auräd- Gebete, arabisch; S. 184 Gebetsvorschriflen.
83. 92 Seiten zu 8 Zeilen ; 14 X 9,5 und 9 X 5,7 cm. — Jarkend
16. 12. 1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband. — S. 22
Kritzelei. — S. 1 — 3. 90 — 92 Notizen über Gebete. — S. 4. 5 Quran L
2j 1 — 5. — S. 6 — 15 das <7<w/<zA- Gebet. — S. 16 — 29 verschiedene Stucke
aus dem Quran. — S. 30. — 46 Gebet. — S. 47— 88 Risäle der Färber. —
S^89 Verse.
88» 128 Seiten zu 11—13 Zeilen; 15,5 X 10,2 und 11X6 cm. —
Kasgar LL2. 1903. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; Papierband. —
S. L 126 — 128 Kritzelei. — S. 2 — 125 Geschichte von Firüz Sah in Versen
(Mesnewi).
83. 112 Seiten zu 9 Zeilen; 14,5X8 und 10.ÖX5 cm. — Jarkend
5^_2. 1903. — Mäßig erhalten; Papier weiß, russisch (?); gepreßter Papp-
band.— S. L 112 leer. — S. 2 — 111 Liste der Bedrkämpfer mit erzählender
Einleitung (S. 2 — 35. med.).
ÜÜ. 12 Seiten zu Z Zeilen; 12.5 X 1 1 und 10 X 9 cm. — Jarkend
24. 1. 1903. — Gut erhalten; Chotanpapier; geheftet. — S. 1 — 3. 12 leer.
— S. 4 — 7 1 Risäle der Schuster.
9_L 81 Seiten zu 5 Zeilen; 10,5 X 6^3 und 6— 7 X 4 cm. — Jarkend
25. L 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband. — S. 1
bis 81 Risäle der Schuster.
02. IM Seiten zu 2 Zeilen ; 10 X 6,5 und 6,5X4 cm. — Jarkend
Anfang 1903. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; geheftet, lose in
Lederdeckel. — S. L 107—1 10 Kritzelei. — S. 2— 106 Risäle der Schuster.
93. 84 Seiten zu 7— 9 Zeilen; ll^X*^ und SX^cm. — Jarkend
24. l. 1003. _ Gut erhalten; Chotanpapier; geheftet. — S. 1 — 3. 2ä — 84
leer; S. 4 — 78 Risäle der Schuster.
94. L82 Seiten zu 7— 8 Zeilen ; 1 L9 X 8»5 und 8 X >>£ cm. — Jarkend
HL 12. 1902. — Gut erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband. — S. 1 bis
Habtmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartinann. 11
12 Gebete. — S. 73— 179 med. Risäle der Schmiede. — 8. IIS med.— 187
Gebet (umrnäme).
95. 18 Seiten, unregelmäßig beschrieben; 17.5 X 10,7 cm. — Kasgar
ü. 12. 190*2. — Müßig erhalten; Papier gelblich, dünn; Papierdeckel mit
grobem, einheimischem Stoff überzogen. — S. 1 Kritzelei. — S. 2 — IS Ge-
dichte.
26. US. Seiten zu ä Zeilen; 27 X 17.3 und 18X9.;*) cm. — TaSkent
Ift. 3. 1003- — Gut erhalten; Papier gelb, mittelstark; Pnppband. — S. L
!'>■")• Läli leer. — S. 2 — 154 Erzählung aus dem 'Ali -Kreise.
91. 334 unregelmäßig beschriebene Seiten; 21 X 13 cm. — Kasgar
3_L KL 1902. — Gut erhalten; Papier verschiedenfarbig, dünn; gepreßter
Papierband. — S. 1—7. 45. IM. 109 — 1 15. Ifi3. IM. 168. 19L 292 leer. —
8.8— 44. 46 — 103. Wh— 1ÜS. 116 — 162. 165—167. 169—190. 192—291.
29.3. — 334 Varia, arabisch, persisch und türkisch, meist Verse, eine
•Sammlung in Art der bekannten Sefines und Gunks. — S. 171 — 188 ein
persisches Traktat über sufische Terminologie.
38. 146 Seiten zu 11 — 12 Zeilen; 17 XU und 14X8 cm. — Jar-
kend 2L 12. 1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband. —
S. 2.3.145. leer. — S. L 146 Kritzelei. — S. 4 — 87 zafarnärne , Weisheits-
lehren und Erzählungen. — S. 88 — 92 med. Erzählungen vom Propheten
und den vier ersten Chalifen. — S. 92 med. — 106 med. toefätnäme. —
8. UM med. — 144 Geschichte von Mulaika.
ÖJL 21fi Seiten zu 9 Zeilen; 1MX 13 und 13X8.5 cm. — Kasgar
28. 14L 1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, dünn; geheftet, lose in ge-
preßtem Pappband. — S. 2.3,215 — 217 leer. — S. L_21ß Kritzelei. —
S.4 — 214 Geschichte von Mulaika.
100. 284 Seiten zu 13 Zeilen; 19.8 X 11.3 und 12.5X5,7 cm. —
Jarkend UL 12.1902. — Gut erhalten; geheftet, lose in gepreßtem Leder-
band. — S. 1 Verse. — S. 2 — 284 Lehrgedicht in Mesnewiform.
101. 66 Seiten zu LI Zeilen; 20,2 X 13 und 12,5X8 cm. — Kasgar
1Ü.LL 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; geheftet. — S. 65
leer. — S. 1. 66 Kritzelei. — S. 2 — 64 Erzählung aus dem Ali -Kreise.
102. 124 unregelmäßig beschriebene Seiten; 19,9 X 12,2 cm. —
Jarkend Li. 12. 1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß oder gelblich, mittel-
dick; Pappband. — S. 90 — 96 leer. — S. 91 Kritzelei. — S. L II Stempel-
abdrücke, wie sich solche auch auf anderen Seiten (12. LL HL liL 81) finden.
— S.2 — 12 kitäb uiumsül des Abdulqädir Giläni, persisch. — S. 13 — 16 per-
sische und türkische Verse. — S. 18 — 89 Rubä'is, meist (S. 18. — 84)
sich anlehnend an arabische Spruche. — S. 98 — 124 die arabischen
Sprüche von S. 18 — 84 mit persischer Ubersetzung.
103. 168. Seiten zu 11 Zeilen. — 18,5 X 12,5 und 13 X 7,5 cm. —
Jarkend 21. 12. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn; dünner
Pappband. — S. 1 — 168 Geschichte von Mulaika.
104. 326 Seiten zu 11 Zeilen. — 19,5 X 12.5 und 16x9 cm. —
Kasgar 17. 2. 1903. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; geheftet. S. 184
leer. — S. 1 — 183 paränetisch, auch Buchstabenmystik. — S. 185 — 326
12 Hartmann: Dir osttflrkisclien Handschriften der Saiiunluiig Hartmann.
ma$muat tdmuhaqqiqttt , Tezkire des Machdumi A'zem (dasselbe Werk wie
Ms. 33).
106. 136 Seiten zu 11 — 13 Zeilen; 18,5X9 und 12,5X*> cm. —
Jarkend 25. 1. 1903. — Maßig erhalten, Chotanpapier; geheftet, lose in ge-
preßtem Lederdeckel. — S. 1. 2. 3. 13« Kritzelei. — S. 4— 135 Werk zum
Lobe des Propheten.
106. 196 Seiten zu 13 Zeilen; 25 X 19,7 und 19 X 13,5 cm. — Kai-
gar 14.11.1902. — Gut erhalten; Chotanpapier; geheftet, lose in Papp-
deckel. — S. 1—5. 191—195 leer. — S. 196 Kritzelei. — S.6— 190 Tezkire
des Satoq Boghrä Chan, bäb 8 ff.
107. 223 Seiten zu 11— 13 Zeilen; 22,5X16,5 und 16—18X12 bis
13 cm. — Kasgar 28. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; gepreßter
Lederband. — S. 1 — 3 Kritzelei. — S. 4 — 223 Geschichte des Propheten
Joseph.
108. 287 Seiten zu 13 Zeilen; 23X18 und 19X14 cm. — Kasgar
28. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; Pappband. — S. 1. 84—90
Kritzeleien. — S. 2— 83 religiöse Vorschriften; S. 91— 287 yetiknäme des
Mu hammed llanefije.
109. 246 Seiten zu 9 Zeilen; 20,3 X 10,7 und 15X8 cm. — Jarkend
4. 1. 1903. — Schlecht erhalten; Papier weißlich, dünn; geheftet. — S. 1.
246 leer; — S. 2 — 245 das Rechtshandbuch vxizaif ul 'ab id in.
110. 500 Seiten zu 14—17 Zeilen; 25 X 17 und 18X H cm. — Kas-
gar 23. 10. 1902. — Gut erhalten; Chotanpapier; Lederband. S. 491 leer. —
5. 1—3. 489 Kritzelei. — S. 4—488. 490. 492—500 ausfuhrliches Itaml-
buch, auch Tafeln, z.B. S. 89. 490. 492. 498; die Hauptteile sind durch
am Rand eingeklebte Papierstreifen kenntlich gemacht.
111. 266 Seiten zu 19 Zeilen; 25 X H,5 und 21 X 10,5 cm. — Kas-
gar 23. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn; Lederband. —
S. 1- -3 Kritzelei. — S. 4—123 Volksbuch vom Propheten Joseph. — S. 124
persischer Vermerk über zekät uud Fasten. — S. 125— 126 med. Varia.
— S. 126 med. — 224 religiöses Lehrbuch, persisch. — S. 225 Varia.
S. 226—228 oben die Sonderheiten der sieben Wochentage. — S. 228 bis
230 persisches Muchammas. — S. 231— 232 Strophengedicht — S. 233
Astronomisches. — S. 234 — 242 med. Gedicht in Mesnewi- Forin. — S. 242
med. — 245 Paränetisches , persisch. — S. 246 — 257 erzählendes Gedicht
in Mesnewi - Form. — S. 258. 259 über Kalenderwescn. — S. 260 — 266 Varia.
112. 76 Seiten zu 12—13 Zeilen. — 20,5 X 13,5 und 15,5 X 9 cm. —
Kasgar 15.11.1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn, welk;
geheftet, lose in Pappdeckel. — S. 1 leer. — S. 2 — 76 Tezkire des Satoq
Boghrä Chän, Anfang von bäh 7.
113. 322 Seiten zu 9—11 Zeilen; 20,5 X H,5 und 14X8,5 cm. —
Jarkend 30. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; gepreßter Papp-
band. — S. 1. 313. 317. 322 leer. - S. 2. 3. 302. 315. 316. 318-321
Kritzelei. — S. 4—172 Gedicht in Mesnewi -Form, erzählend. — S. 173 bis
256 med. aus dem Satoq Boghrä Chän- Kreise. — S. 256 med. — 259 über
die Ehe. — S. 260— 292 Gedichte. — S. 293— 301. 303—312. 314 Varia.
Haotkann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann. 13
114. 140 Seiten zu 10 Zeilen; 22X14 und 14X9 cm. — Jarkend
4. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; geheftet. — S. 138—140 leer. —
S. 1 Kritzelei. — S. 2—137 Traumbuch.
115. 316 Seiten zu 13 Zeilen; 27X16 und 17x9 cm. — Kasgar
17.2.1903. — Schlecht erhalten; Papier gelblich; gepreßter Pappband. —
S. 314 — 316 Kritzelei. — S. 1. 2 aus einem mystischen Werke. — S. 3 bis
313 Buch von Mesreb; Anfang fehlt.
116. 218 Seiten zu 13—14 Zeilen; 22,5X16 und 16—18 X 10 cm. —
Jarkend 7. 2. 1903. — Mißig erhalten ; Chotanpapier; gepreßter Lederband. —
S.l Kritzelei. — S.2— 218 parinetisch und legendär.
117. 246 Seiten zu 13 Zeilen; 24 X 14,5 und 16x9 cm. — Kasgar
11.11.1902. — Schlecht erhalten ; Papier gelblich, dünn; gepreßter Papier-
band. — S. 1 — 246 Geschichte von Bahrain und GQlendäm in Mesnewi-
Fonn.
118. 144 Seiten zu 15 Zeilen; 27X15,5 und 18X8,5 cm. — Kasgar
28.10.1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, dflnn; lose Lagen. — S.l
leer. — S.2 — 144 Volksbuch von Abu Ali Sinä und seinem Bruder Abul-
härit; am Ende unvollständig.
119. 556 Seiten zu 15— 18 Zeilen; 26X15 und 18X10 cm. —
Kasgar 21. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, mittelstark;
gepreßter Pappband. -S.l. 158 leer. - S. 159 Kritzelei. — S.2— 157
Geschichte von Hasan und Husain. — S. 160—556 das Volksbuch mwai-
120. 218 Seiten zu 24 Zeilen; 24 X 14 und 18,5 X 9,5 cm. — Kasgar
28.10.1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, diinn; geheftet, lose in
weichern Lederdeckel. — S. 218 leer. — S.l — 217 Volksbuch aus dem
'Ali- Kreise.
121. 222 Seiten zu 11 Zeilen; 22,5 X 14,5 und 12 X 8 cm. — Kasgar
Dezember 1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; gepreßter Lederband. —
S. 1. 222 Kritzelei. — S. 2 — 221 türkische Bearbeitung des Rechtslehrbuchs
muchttuari wiqäje.
122. 202 Seiten zu 13 Zeilen; 24 X 1» "nd 17 X 9,7 cm. — Jarkend
15. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; lederüberzogener Holzband.
— S. 1—202 Bruchstück des tezkirä 'azizän.
123. 494 Seiten zu 13 Zeilen; 24,7 X 14,5 und 17 X 9cm. — Kasgar
16. 10. 1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, mitteldick; gepreßter Papier-
hand. — S\ 1—16. 465 — 494 leer. — S. 17 Kritzelei. — S. 18 — 464 Diwan
des Emir Omer Chan.
124. 76 Seiten zu 13 Zeilen; 24,5X17.5 und 17 X 10,5 cm. — Jar-
kend 25. 12. 1903. — Maßig erhalten; Chotanpapier; Pappband. — S. 1 — 4.
75. 76 leer. — S. 5 Kritzelei. — S.B — 74 Diwan der Dichterin Naubet.
125. 98 Seiten zu 13 Zeilen; 25,7X14.5 und 17 X 8 cm. — Kasgar
5.11.1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, mittelstark; geheftet. —
S. 1 — 3. 97. 98 leer; von Seite 89. 90 ein Stuck abgerissen; es fehlen
l'/s Zeilen. — S.4 — 96 Tezkire des Choga Hidäjetulläh (Äfäq) und seines
Sohnes Hasan.
14 Hartmann: Die ost türkischen Handschriften der Sammlung Harimann.
126. 72 Seiten zu 11 Zeilen; 21,8 X 15 "nd 15 XU cm. — Kasgar
27. 10. 1902. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; lose in weichem Leder-
deckel. — S. 1 — 5. 68 — 72 Kritzelei. — S. 6 — 65 Losbuch, vermischt mit
Gebeten. — S. 66. 67 Varia.
127. 38 Seiten zu 9 — 11 Zeilen; 14,5X9.5 und 1 1 X 8 cm. — Jar-
kend 24. 1. 1903. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; Papierumschlag. —
S. 1—38 Gebete.
128. 16 Seiten zu 11—14 Zeilen; 21X12 und 14 X 6,5 cm. — Jar-
kend 8. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; geheftet. — S. 1 leer.
— S. 16 Kritzelei. — S.2— 15 Tezkire der Süt-Päsfi.
129. 148 Seiten zu 11 Zeilen; 19,5X12,2 und 15X8,5 cm. —
Kasgar 10. 11. 1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß, dünn; Pappdeckel.
— S.2. 4. 6. 11—15. 147. 148 leer. — S. 1. 3. 5. 7—10. 33. 145. 146
Kritzelei. — S. 16 — 32 Volksbuch von Burq Sermest (Scherzcrzählung). —
S. 34— 144 Volksbuch von Bahräm und Diläräm.
130. 74 Seiten mit verschiedener Zeilenzahl; 17,5 X 1 1 cm. — Kasgar
29. 10. 1902. — Schlecht erhalten; Papier weiß; geheftet. — S. 1—74
Schreibübungen eines Ungeübten.
131. 32 Seiten mit verschiedener Zeilenzahl; S. 1 — 20 18 X 9; S. 21
bis 32 16,5X9 cm. — Jarkend? — Schlecht erhalten; Papier gelb; ge-
heftet. — S. 1 — 16 Fragment eines Tezkire. — S. 17—20 Gedichte per-
sisch; S. 21 — 32 Bruchstück aus einem biographischen Werk, persisch.
132. 48 Seiten zu 14—19 Zeilen; 20X12,5 cm; ineist bis an die
äußersten Ränder beschrieben. — Kasgar 16. 10. 1902. — Schlecht erhalten:
Chotanpapier; geheftet. — S. 48 Kritzelei. — S. 1 — 47 Bruchstück eines
Erzählungsbuches.
133. 132 Seiten zu 9—11 Zeilen; 20 X 1« und 14 X 9 cm. — Kasgar
30. 10. 1902. — Mäßig erhalten; doppeltgenommenes Chotanpapier; Papp-
band. — S.2. 3. 124—132 leer. — S. 1 Kritzelei. — S. 4— 123 Volksbuch
aus dem 'Ali - Kreise. .
Dem Inhalt nach ordnen sich die Handschriften so:
1. Geschichte, auch legendäre:
Weltanfang: 42 S. 66 — 68.
Prophetengeschichten (am ausfuhrlichsten in der Muqaddime zum
sejeri serif Ms. 34 und 35): 51 S. 1 — 160. 58 S. 2 — 75. — Joseph 1 S.2
bis 157. 67 S. 5 — 245. 107 S. 4— 223. Ill S. 4—123. — Imäm Zebib 62
S. 245—264.
Mubammed: sejeri sen/M S. 2 — 743. 35 S. 4— 949. 36 S.2 — 600.
37 S.2— 358. — Schlacht bei Bedr 89 S.2— 111. — Himmelfahrt 42 S. 17
bis 65. 63 S.6 — 72. — Todesbuch 55 S. 127— 148. 98 S. 92— 106. —
Testament 31 S. 4— 28. 55 S. 120— 127. 79 S. 135— 141. — Preis Mu-
hammeds 105 S. 4 — 135. — Erzählung von Mubammed und dem Jüngsten
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Habtmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann. 15
Gericht 42 S. 6 — 17. — Erzählungen von Muhammed und den vier ersten
Chalifen 9Ä S. 88 — 92.
'Ali: Erzählungen über ihn 3 S. 3— 152. 32 S. 6— 105. 9fi S. 2— 154.
10J S.2— 64. 12Q S. 1—217. 133 S. 4— 123. — Erzählungen Tiber seinen
Sohn Muhammed Hanefije 53 S. 4 — 362. 108 S. 91 — 287.
Die zwölf Imame ('AH s. oben): Allgemeines 13 S. 52 — 59. —
Hasan und Husain 38 S. 4— 388. 113 S.2— 157. 113 S. 160— 556 {musai-
jabnäme). — Öafari Sädiq IS S.3— 32. — MüsS Käzim 79 S. 33— 52.
Die Ilekiden: Satoq Boghrä ChSn und seine nächsten Nachkommen
IMS. 6— 190. 112 S.2— 76. 113 S. 173— 256.
Die Choga-Dynastie: das zusammenfassende Tezkire des Mu-
hammed Sädiq 40 S. 1—287. 122 S. 1—202. — Ihre Geschichte in Versen
11 S.2— 87. — Genealogie der Chogas 25 S. 158— 167. — Tezkire des
Machdümi A'zem 33 S. 14—155. 104 S. 185—326. — Tezkire des Choga
Hasan, Sohnes des Choga Äfgq 6 S. 2— 237. 66 S.3 — 474. 125 S.4— 96.
Heiligengeschichten: MenSqib des Abdulqädir öiläni 55 S.150 — 374.
- Tezkire der Süt Päsä 128 S.2 — 15. — Mesreb 2fi S. 1 — 1 30. — Sech
San in (Mesnewi) 18 S. 56—157. Verschiedene Legenden 29. S. 59— 133. —
Ein Tezkire -Fragment 13J S. 1— 16.
2* Geographie: l'ber China mit besonderem Bezug auf die islamische
Bevölkerung 23 S.4— 67.
3. Erzählungen und Volksbücher: Emir Hamze 41 S. 1 — 412. —
Abä Muslim 43 S. 1 — 150. — Abu 'AH Sinä und sein Bruder Abulhärit HS
S. 2—144. — Züfunfin 62 S. 266— 389. — Mulaika 11 S.2— 96. 18 SL2
bis 82. 24 S. 1— 26. 98 S. 106— 144. 99 S.4— 214. 103 S. 1 — lfik —
Bahrain und DilSräm 129. S. 34— 144. — Bahrain und GulendSm 112 S. 1
bis 24k — Ferhad und Sirin 12 S.2— 83. 21 S^_6 — 178. — Firüz Sah
(Mesnewi) 88 S. 2—125. — Hamrä und Horliqä 59. S. 1—76. — Jüsuf und
Ahmed 24 S. 1—322. 56. S.2— 219. 61 S. 4—194. — Snaubar und Gülperi
13 S.l — 65. 20 S.2— 159. — Derwis Muqbili Rausendil 45 S.2— 32. —
ÄdUchän und die drei Qalender 48 S. 279— 296. — Choga Selim 62 S. 412
bis 493. — Buluqjä 62 S. 185 — 242. — Kaiila und Dimna 42 S. 69 — 573. —
Tütioäme 48 S.4 — 278. — Zafarnäme 98 S. 4— 87. — Öämi* ulhikäjät 48
S. 298 — 514. — Durrulmagälis 50 S^_2— 185. — Achläqulmubsinin 22 S^4
his 734. — Äzädbacht und die zehn Wezire 23 S. 23 — 226. — Scherz-
erzählung von Räuber und Richter 62 S. 392 — 409. 25 S. 19—54. — Scherz-
erzählung von Burq Sermest 129 S. 16 — 32. — Scherzerzählung vom frommen
Heuchler 60 S^_2— 76. — Erzählungsammlungen 30 S.4 — 351. 42 S. 1
bis 314. 64 S.2— 438. 132 S. 1—47.
4. Poesie und Kunstprosa:
Diwane: Ahmed Jasawi 83 S. 4— 116. — Ghäzi 22 S. 26— 138. —
Chiräblti 29. S. 5—216. — Omer Chän 123 S. 18 — 464. — Dichterin Naubet
L24 S. 6 — 74. — Nawä'i s. unten.
Mesne wis: Chiräbäti 22 S^— 176. — Verschiedene 20 S. 1 f. 20
S.4— 82. Ill S. 234— 242. Ill S. 246— 257. 113 S.4— 172. — Nawä'i
s. unten.
16 Hartmann: Dip osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmaun.
Rubä'is: 102 S. 18— 89.
Verse und Gedichte Verschiedener: 3S.163— 195. 79S.178f.
80 S. 196. 81 S. 1.381.383. 87 S.89. 95 S.2— 78. 97 an verschiedenen
Stellen. 100 S. 1. 102 S. 13 — 16. IIIS. 231 f. 1 13 S. 260— 292.
Nawä'i: asraqat- Diwan 16 S. 6 — 403. — Chamse (Mesnewi) 39
S. 14 — 530. 54 S. 4 — 690. — Saqin&me und zwei einzelne Gedichte 39
S. 532 — 541. — Mabbübulqulüb 15 S.2— 260. 68 S. 10— 278. 78 S. 148
bis 309. — Nazmulgawahir 78 S.2 — 53.
5. Qur'fin undHadiJ,: Ubersetzung und kurzer Kommentar einiger
Suren 81 S.4 — 44. 81 S. 48— 379. — Über die Fätiha 12 S. 130— 153.
75 S. 2—16. 80 8. 8—195. — HadUe 79 S. 134.
6. Gebete, fromme Betrachtungen, religiose Formeln,
Sufisches: 2 S. 46— 59. 7 S. 2 — 60. IIS. 106— 108. 12 S. 5— 32.
12 S. 34— 125. 12 S. 153— 272. 12 S. 285— 301. 12 S. 304 — 434. 19
S.5 — 199. 75 S. 113 — 118. 79 S. 144— 177. 86 S. 9 — 148 und S. 184.
87 S. 1— 3. 87 S.30— 46. 87 S. 90— 92. 94 S. 1— 72. 94 S. 179— 187.
115 S. lf. 127 S. 1— 38.
7. Dogmatik, ParSnese, Ethik: S5fi Allähjärs tebätuTäpizm 21
8.3 — 167. — MiftShulqulüb 28 S.2— 92. 31 8.30— 90. — Rähatulqulüb
55 8.2—120. 62 S.4— 139. 73 S. 1—72. — Miftäbulginän 65 8. 5 — 471.
Qijämetnäme 62 8.142—164. — Räznäme 62 8.164 — 185. — Lebensge-
staltung 4 8. 1 — 138. — Handlungen der Wochentage 111 8.226—228.—
Preis der Armut 80 S. 198 — 308. — Lehrgedichte 57 8.6 — 243. 100 8.2
bis 284. — Verschiedenes 31 S. 91— 273. 82 8.1 — 118. 104 8.1 — 183.
116 S.2 — 218.
8. Recht, auch einzelne Vorschriften und Gerichtsverhandlungen:
Muchta-sari wiqäje 121 8. 2 — 221. — Wa/a iful'äbidin 109 S. 2 — 245. —
Über die Ehe 80 S. 1—6 und 197. 113 S. 256 — 259. — Handbuch über
sunnitisches Recht 43 S.2— 275. — Protokollbuch eines Gerichts in Kasgar
44 S. 1 — 42. — Verschiedenes 40 S. 288— 290. 108 8.2—83.
9. Handwerker -Risäles: R. der Schuster 5 S. 1— 8. 25 8.4
bis 75. 26 8.2 — 108. 90 S.4— 71. 91 8.1 — 81. 92 8.2—106. 93S.4
bis 78. — R. der Haarschneider 2 8.4 — 45. — R. der Kaufleute 5 S. 10
bis 29. — R. der Krämer 10 8.2 — 35. — R. der Gewilrzkrämer 27 S.8
bis 116. — R. der Weber 8 S. 1— 38. — R.der Sattler 85 S.42 — 71. —
R. der Farber 87 8. 47 — 88. — R. der Schmiede 94 8. 73 — 179. — R. der
Bauern 7 8.61 — 97. 84 8.2 — 95. — R.der Hirten 9 8.2 — 46.
10. Astronomisches und Kalenderwesen: 111 8.233. 111
8. 258 f.
11. Medizin: 52 S.2— 151.
12. Geheim Wissenschaften: Psatnmomantik {rami) 1 10 8. 4 — 500.
— Zaubermittel 86 8. 1 — 8. — Losbuch 126 8.6 — 65. — Traumbuch 114
8.2—137.
13. Sprachliches und Schreibkunst: Kommentar zur Burda
Bü§iris 69 S.8— 348. — Schreibheft 130 8. 1—74.
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Hartmann: Die asttürkisehen Handschriften dor Sammlung Hartmann. 17
14. Fremdsprachliches.
Arabisches: Quran - Fragmente 85 iL2 -13. 81 S.4f. 82 S. 10 — 29. —
Gebete 15 äS. L23- llfL 28 S. 54f. 85 S. L3_- 37. 8Ü S. 151 — 183. 81
S. I> — lö. Kurze Glaubenslehre 15 S. 148 — 156. Sprüche LQ2 S. 98 — 124. —
Qasiden 12 S. 273 — 281. 12 S. 3Ü2— 31LL — Gedichte und Verse Ver-
schiedener 25 S. 6_Q — 111. SZ (s. oben unter 97).
Persisches: Hadite 8 S. 33 — 50. — Risäle des 'Abdullah Antfri 28
S. 92 — 142. — Kitäbul\vu>ül des 'Abdulqädir üiläni LQ2 S. 2 — 12. — I ber
sufische Terminologie 9_2 S. LH — 188. — Uber die Saijidfrage 25 S. 57
bis 5JL — Religiöses Lehrbuch 1 1 1 S. 126 — 224. — Religiöse Vorschriften
ill S. L24. — Paränetisehes LH S. 242— 245. — Erzählungen Ii S. 22
bis 84. 25 S. 5iL — Verse Verschiedener 22 (s. oben). 102 S. 13 — 16.
Lii S. 228 — 230. 13J S. 12 — 2XL — Fragmente? aus einem biographischen
WVrk 13J S. 21 — 32. — Übersetzung arabischer Spruche 1Ü2 S. 98— 124.
Mandschurisches: 11 S. 124 f.
15. Varia: 31 S.222 — 22k 43 S. 226— 228. 68 S. 281 und 300 f.
Lii 8. 125 f. 225. 260—266. 112 S. 223— 3ÜL 3Ü3— 312. 314. 126
S.66f.
In einigen Handschriften befinden sich bemerkenswerte Stempelab-
drücke, z. B. 1Ü2 S. 1 und 12.
Über das Alter der Handschriften finden sich nicht häufig Vermerke.
Einige sind in der Zeit zwischen 1300 (1883) und 1318 (1901) hergestellt.
Alter als 150 Jahre durfte keine sein.
Nach dem Herkunftsort1 ordnen sich die Handschriften so:
L Baku: 16 1
2. Choqand: 53. 78 2
1 Jarkend: 34. 25.36. 32. 38. 40. 4_L42.47.48. 50. 5L. 52, 6_L
02. ti4. 70. 84. H:>. 8ti. 87. 89. 90. 91 9 '2. 93. 94. 9S. KU). 1 < )->. 103. 105.
_09_ Hi LL4. LUL 122. 124. 122. 128. 13J 44
4. Kasgar: 2.4.5. 6_tL8J^liLlX12.13J14.1iLL7_.lfi.LiL
21L 2L 22. 23. 24, 25^2&22.25.24L3iL3JJä2.3_ä.43.44.45_.46.42.
■')5. :>S. ;)9. 60. 6JL 6f). (jjL 67. 68. ri9, 71 . 7JL 74. 75, TjL 77. 79. 80.
«L 82, 8iL 95. 9_L 9iL LUL. 104, 106. LüL LQ& LUL 111. LLL LLL
117. 118. 119. 120. 121. 123. 125. 126. 129. 130. 132. 133 82
5. Taskent: 1. 3. 39. 54. 57. 72. 96 . 2
Summa 133
1 Nur in einem einzigen Fall, Ms. 131, ließ sich der Erwerbungsort nicht
mehr mit voller Sicherheit fe>tst«4len. Uber das D i tum der Erwerbung herrscht
Unsicherheit bei den Mm. 22. 5L 64. 20_ 8JL 92. 12L Regel war, daß ich sogleich nach
Ankauf Ort und Zeit in der Handschrift selbst verzeichnete.
Mitt, d. Sem. L Orient Sprachen. 1904. It. Abt
2
18 Hartmans: Die osttfirkischcn Handschriften der Sammlung Hartmann.
Nach dem format ordnen sich die Handschriften so:
L Zwischen 44.7 und 3Q cm Länge (Folio): 3A. iü. 3iL 32*38.
39 40. 41. 4'2 43. 44. 45. 46. 48. 40 15
2. Zwischen 29.9 und 2ä cm Länge (Quart): L iL HL liL 3_L
47 :,0. '.1- 53 ;,7. K5 9K. IQfi. 110 111 115. 118. 119. 125 .... L9.
iL Zwischen 24 9 und 2£> cm Länge (Großoktav): L7_ 2£L 23.
24. 3JL 32. 3JL Ö2. äl iL 5iL ü& 5iL ÜfL(iLÜ2,«äiÜi-üiLI2.Zl.IL
7JL HL ?ilL £LL h2. &L 9_L ULL HLL 1D8. 109. 1 12. 113. 114. 116. 117.
L2<L 1^ 122. 123^ 1^ 12(L 12S. 132, 133 II
4. Zwischen 19,9 und Lä cm Länge (Kleinoktav): 4. iL 13. LL
15, 18. -21. 29. 27. 28. 29. fifi. 67. (i9. 70. 71. 73. 75. 76. 88. 95. 98. 99.
100. 1Ü2. LQ3. IM. HLL 12iL L3Q. L31 31
Zwischen IM und 10,5 (Duodez): 2.5_.7_.8.9_.14LLLL2.
95. 26 84, 85 8K. 87. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 1-27 . 21
Summa 133
Kinige Worte über den Wert der Sammlung. Ihren 133 Nummern
stehen gegenüber 2ü »Manuscrits Türe- Djaghataiens et Kashghariens« unter
den «Manuscrits Tu res de l'Institut des Langues Orientales« in Petersburg
nach dem Katalog Smirnows (Petersburg 1897) S. 139 — 195 und etwa
d4 Handschriften »en turc oriental* unter den Manuscrits Turcs Nr. 957 bis
1194 in Bloehets Catalogue de la Collection des Manuscrits orientaus arabes,
#
persans et turcs formee par M. Charles Sche/er et acquise par l'Etat (Paris 1900).
Die Zahl der von Grenard aus Mittelasien mitgebrachten hierher gehörigen
Stücke, die am JL Juni 1903 in der Bibliothek des Institut de France zu
untersuchen mir gütigst gestattet wurde, beträgt 4iL Die Zahl von 133 Stucken
in Mittelasien zusammenzubringen, war mir nur dadurch möglich, daß ich
die Erwerbung solcher Denkmäler als eine meiner Hauptaufgaben betrach-
tete', und daß ich sowohl in Kaigar wie in Jarkend die Männer ausfindig
machte, welche besonders geeignet waren, Handschriften aufzuspüren und
herbeizuschleppen. Um den guten Willen dieser Leute zu erhalten und sie
noch rühriger zu machen, durfte das, was sie brachten, nicht zu kritisch
angesehen werden. Ks mußte eben Minderwertiges in den Kauf genommen
werden, um das Gute zu bekommen. Und Gutes ist nicht zu spärlich ver-
treten. Die erste Stelle an Bedeutung nehmen die Handschriften der Klasse 1
Geschichte ein. 1st auch die zusammenfassende Darstellung der Geschichte
der Chotja - Dynastie, welche Muhammed Sädiq aus Kasgar wahrscheinlich
im Jahre 1182 (1768/69) verfaßte, nicht unbekannt2, so betrachte ich es
1 Außer den türkischen Manuskripten brachte ich mit: 29_ persische, 2 ara-
bische und 2 chinesische (tunganische) ; Ober die beiden chinesischen berichtete ich
kurz in Orientalistische Literatur- Zeitung 1903 Sp. 2S3 ff.
J Uber das nachlässig geschriebene, aber vollständige Exemplar des Orienta-
lischen Instituts in Petersburg Nr. 486 und das wahrscheinlich nur einen ach loch ten
Auszug bildende des Mtisce Asiathpie ebenda Nr. 590 s. den Katalog Smirnows
unter Nr. 7JL Kin anderes Manuskript muß sich im Besitze von Shaw befunden
haben, denn unter dessen nachgelassenen Papieren fand Elias, der Herausgeber der
Hartmans: Die osttflrkischen Handschriften der Sammlung Hartmann. 10
doch als besonderen Vorzug, daß mir von dem wichtigen Werke ein bis auf
wenige Seiten vollständiges und recht brauchbares Exemplar und daneben
noch das den Seiten 1 — 115 Z. 4 von Ms. 40 entsprechende Bruchstück
Ms. 122 in die Hände kam. Eine besondere Bedeutung hat das Werk Mu-
hanuned Sädiqs dadurch, daß sein Verfasser im Sinne der Ishäqije- oder
Qarataghlyq- Partei schreibt, während die meisten anderen Stucke dieser
Klasse aus der Afäq- oder Aqtaghlyq - Partei hervorgegangen sind So auch
die kurze genealogische Ubersicht Ms. 75 S. 158 — 167, welche fast nur ein
Skelett von Namen und Ziffern bildet, aber gerade dadurch außerordentlich
wertvoll ist, denn die andern Handschriften zeichnen sich durch das Fehlen
chronologischer Angaben aus. Bemerkenswert sind die beiden Exemplare
(Ms. 33 und 104) der türkischen Übersetzung des von Abulbaqä' b.Bahä'uddin
persisch verfaßten Tezkire über den Gründer der Choga- Dynastie Mach-
dfuni A'zem (das persische Original ist in meinem Besitz). Aus dem Per-
sischen wird auch das Tezkire des Choga Hasan übersetzt sein, dessen drei
Exemplare. Mss. 6, 66 und 125, zwei verschiedene Redaktionen zeigen.
Längerer Aufenthalt hätte mir die Möglichkeit gegeben, noch mehr von der
iu Kasgarien die Bevölkerung beherrschenden Tezkire -Literatur zu erwerben,
sowohl aus dem Kreise der umfangreichen Familiengeschichten, zu denen
ja auch »lie eben besprochene der Choga- Dynastie gehört, wie aus dem der
einzelnen heiligen Männer und Frauen. Zu jenein gehören noch die Stücke
aus dem durch Shaw undGrenard genügend bekannten Tezkire! Bnghrä
Mss. 106, 112 und 113. Von den Tezkires der einzelnen Heiligen finden
sich Exemplare meist bei den Hütern der Mazars. Von solchen erwarb ich
nur die der heiligen Frau Süt Päsä, deren Mazar in der Nähe des Qawat-
tores von .larkend ich besuchte. Sein Hüter brachte mir selbst die beiden
in seinem Besitz befindlichen Tezkires, von denen ich das bessere, Ms. 128,
wählen durfte. Von historischein Interesse ist das Tezkire des Moila
Muhainmed Serif in Ms. 63, das viele Begebenheiten aus der Zeit des Gagha-
taiden 'Abdurresid Chän berichtet*. Die Bücher von Mesreb, Ms. 76, und
Sech San'än, Ms. 78, stehen auf der Grenze zwischen Tezkire und reiner
erbaulicher Volkserzählung (über Mesreb siehe mein »Der Islamische
Orient-, HeftV). Ähnlich ist es mit den Büchern über den Propheten und
*eine Nachkommen, die mit zahlreichen, oft mit dem Gegenstand nur in
RWsehen Übersetzung des Ta'rTehi ResTdi *aercral unpublished extracts from t/m Tarikh-
i'Ra*hüti, a* veil as some more complete sections of a rare Turki tcork enlletj the Taz-
kira-i-Khirajagan* (S. X Anmerkung 1). Ein drittes Manuskript endlich fand ich
int Juni 1903 unter den in der Bibliothek des Institut de France verwahrten, von
Gr»«nard aus Mittelasien mitgebrachten Handschriften.
1 Eine deutsche Bearbeitung des Werkes ist für mein .Der Islamische
Orient- im Druck.
' Dessen Tod ist hier als vier Jahre nach dem Tode des Molla Mohammed
Scri( <«rfolgt angegeben. Der Molla starb 973. Es dürfte dadurch das Datum bei
Elia»- Ross, History of tlie Moghulx, Einleitung S. 48 und 120 heriebtigt werden.
Es >ei hier bemerkt , daß namentlich die Tezkires der Cliogas zahlreiche Notizen zur
Geschichte der letzten Gaghataiden liefern.
•2*
20 Hartmann: Die osttftrkisclicn Handschriften der Sammlung Hartmann.
losem Zusammenhang stehenden Geschichten durchsetzt sind. An ihrer Spitze
steht das hochverehrte sejeri Serif1, eine Ubersetzung des bekannten per-
sischen Werkes Mu'ins* in die Sprache Kasgariens durch einen Molla Mu-
haumied Rehun, welche vollständiger und genauer ist als die unter dem
Namen alty parmaq bekannte osmRnische. Mss. 34 und 35 bilden ein, soviel
ich sehen kann, lückenloses, sorgfältig geschriebenes und gut erhaltenes
Exemplar dieses Werkes, für dessen textkritisrhe Behandlung die Fragmente
in den schlechter erhaltenen Mss. 36 und 37 nicht ohne Wert sein dürften.
Die Geographie ist nur mit einem Werk vertreten in Ms. 23. Der
Verfasser spricht aus persönlicher Erfahrung. Er hat die islamischen Pro-
vinzen Chinas bereist und Beziehungen zu den angesehensten Muslims.
Die Stoffe der erzählenden Volksbücher sind wohl samtlich bekannt
(eine Ausnahme macht vielleicht die Scherzerzählitng von Burq Sermest).
Sie beruhen auf persischen Vorlagen. Gelegentliche Bemerkungen über
türkische Übersetzungen solcher s. in Ethe. Neupersische Literatur (Ira-
nischer Grundriß 2, 212 ff.). Einige, z. B. Ferhäd und Sirin und Hamrä und
Hörliqä, gab Radioff in Volksliteratur VI in der dem Kaigarischen so nahe-
stehenden Sprache der Tarantschi.
Ein neues Gebiet erschließen die Handwerker -Risäles der Klasse 9.
Sie sind höchst wichtige Beiträge zur Kenntnis der sozialen Zustände, des
geistigen Niveaus und der religiösen Vorstellungen unter den Muslims Kas-
gariens. Sie scheinen außerordentlich beliebt und verbreitet zu sein. Der
geistige Tiefstand der Bevölkerung macht den wenigen Personen, die ge-
nügend schreiben können, es leicht, den Aberglauben zu verbreiten, daß,
wer irgend ein Gewerbe treibt, mit einer solchen Risäle versehen sein müsse,
um wirtschaftlich voranzukommen. Über den Inhalt hier nur so viel, daß
die Hauptsehutzpatrone von Adam an aufgezählt werden, und die frommen
Sprüche gelehrt werden, welche die Vornahme jeder einzelnen Hantierung
begleiten müssen. Der verdienstvolle Leiter des Lehrerseminars in Taschkent
Nikolai Petrowitscb Ostroumow bat in der von ihm herausgegebenen
turkestatiskaja tuzemnaja gazeta in den Jahren 1901 und 1902 eine Anzahl
dieser Risäles veröffentlicht (ich besitze durch seine Güte acht davon in
Sonderabzug). Aber an jener Stelle sind sie recht versteckt, und es ist
mir nicht bekannt, daß darüber irgendwo gehandelt sei. Von europäischen
Bibliotheken ist mir als Exemplare enthaltend nur die des Institut de France
bekannt. In der dort verwahrten Handschriftensammlung Grenards fand
1 Mehrfach gab man mir an, die besten und berilhin testen Werke der Landes-
literatur seien das sejeri itrif und der teberi (die Smirnow, Catalogue S. 158 er-
wähnte (Ibersetzung des obengenannten Muhammed Sadiq? Ich konnte kein Exemplar
auftreiben).
2 Über die Berliner Handschriften des Werkes, das Ethe, Nmper.-Hsche>
Literatur (Iran. Grundriß II) §01 S. 358 bespricht, siebe Pertsch, Verzeichnis der
IWsi-rt»,, Handschriften Nr. 545 — 547. Ich erwarb ein Manuskript mit der zweiten
Hälfte des Werkes, das aus zwei Exemplaren verschiedener Redaktion zusammen-
geschweißt ist.
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Hartmans: Die osttürkischrn Handschriften der Sammlung Hartmann. 21
1^1 . in *
ich im Juni 1903 das »Livre des cordonniers«, signiert - - - - und sieben
" (y)
andere Risäles, von denen ich nur drei sicher bestimmen kann: Goldschmiede,
Gewürzkramer, Bauern l. Die Anfiihrung der Hantierungen gibt Gelegenheit
zur Nennung spezieller Bezeichnungen, die besonders in den Risäics der
Bauern und der Hirten von Interesse sind.
Unter den Werken der Poesie und Kunstprosa ließen sich die wohl-
bekannten und sprachlich verhältnismäßig geringe Bedeutung besitzenden
des vielschreibenden und wohl nicht zu Unrecht im Verdachte osmanisch
sprachlicher Bceintlussung stehenden Staatsmanns und Literators Mir 'Ali
Ser* Nawä'i nicht ganz vermeiden. Man bot mir immer von neuem Exem-
plare seiner Werke an. leider nie eine vollständige Sammlung seiner vier
Diwane, von denen fast nur der axrcujat- Diwan , Ms. vorkommt. Durch
saubere Schrift und gute Erhaltung ist ausgezeichnet die Handschrift seines
chamse in Großfolio Ms. 39, neben welcher das zweite Exemplar Ms. .r>4
unbedeutend erscheint. Die Diwane Ahmed Jasawis und Omer Chans sind
gedruckt, die Ghäzis, Chirälwitis und der Dichterin Naubet, soviel mir be-
kannt, nicht, ebensowenig das Mesnewi Chiiäbätis (Teil einer Ubersetzung
des Mesne wis Rümis?). Obwohl osttürkische Rubä'is in Prosawerke oft
eingestreut sind, z.B. in das von mir bearbeitete Mesreb- Buch, so sei doch
auf die Sammlung von solchen in Ms. 102 hingewiesen.
Über die einzelnen Stucke in den Klassen 5, 6, 7, 8, 10, 11, 12, 13
sage ich nichts, da ich sie noch nicht genauer untersuchte. Nur sei auf
die Qur'ün - Ubersetzungen in Nr. 81, die zahlreichen Gebetsammlungen, das
Protokollbuch eines Kasgarer Gerichts Ms. 44, das umfangreiche Werk über
die Punküerkunst (rami) Ms. 110 und den Kommentar zur Burda Ms. 69
hingewiesen.
Das Fremdsprachliche wird in der Beschreibung der arabischen und
persischen Handschriften meiner Sammlung näher besprochen werden.
1 Einer andern, volkskundlich nicht ganz so interessanten Klasse gehört
das Büchlein an, das Johannes Awetaranian im Jahre 1320 (1902 3) in seiner
Druckerei in Schumla (Bulgarien) druckte, und welches unter dem Titel .Zwiege-
spräche der zweiuuddreißig Zünfte- Gedichte zum Preise der einzelnen Handwerke
enthält.
* So, nicht Sir, wird dor Name in Transoxanien und Kasgarien, sieher auch
in Chorasan und Badachsan gesprochen. Es wird dort überall jai mayhül sorgfaltig
unterschieden.
22
Zur Bedeutung des Titels „Slrat al-Failasuf"
(Fihrist 265, 6).
Unter den Schriften des christlichen Mediziners und Logikers Ihn al-
Hammär (gehören 331/942) zählen Fihrist 265,0. Qifti 164, 15 und Ihn
Abi Usaibi'a 1,323,9 den Titel JjJUH Jjw ^tf^auf, dessen Interpre-
tation in den arabistischen Studien der letzten fünfzig Jahre seine Geschichte
hat. Wie ja bekannt, wurde Aristoteles von den Arabern nach griechi-
schem Vorgange als der »Failasüf« schlechthin bezeichnet. Ob nun in dem
vorliegenden Titel dieses Wort als Appellativum oder in der speziellen Be-
deutung tils Eigennamen aufzufassen ist, darum dreht sich der Streit, und
es ist klar, daß von der richtigen Beantwortung der Frage auch die literar-
historische Verwertung des Titels und Werkes abhängt. Im folgenden eine
kurze historische Ubersicht der geäußerten Auffassungen:
Hammer-Purgstall übersetzt in seiner Literaturgeschichte der
Araber (Bd. V, 296) den Titel mit «die Rede über den Lebenswandel (Sirat)
der Philosophen-, faßt also das Wort als Gattungsnamen auf. Über die
pluralische Ubersetzung von »Failasüf« brauchen wir hier nicht zu rechten.
Aug. Müller (Die griechischen Philosophen in der arabischen Uber-
lieferung, S. 46 Mitte; Halle 1873) nimmt »failasüf« als Eigennamen, da
er offenbar im Hinblick auf unseren Titel sagt: »eine arabische Lebens-
beschreibung [des Aristoteles] verfaßte übrigens Ihn al-Hammär«.
Leclerc (Histoire de Ia Medecinc arabe I, 355, Paris 1876) übersetzt
den Titel dreimal — ob in Anlehnung an Hammer-Purgstall, lasse ich
dahingestellt — mit »De la vie des philosophes», faßt also das Wort auch
als Gattungsnamen auf. Seine Bemerkung »Le Fihrist donne cet ouvrage
comme lui appartenant et le Kitab el hokama comme une traduction- ent-
spricht nicht der Tatsache; auch das »Tarih al-bukainä« Qiftis gibt es als
selbständiges Werk des Autors.
Steinschneider (Die arabischen Übersetzungen aus dem Griechi-
schen, in: Heihefte zum Ccntralhlatt für Bibliothekswesen V, 31 ) wendet
sich gegen die inkorrekte Pluralübersetzung von Hammer-Purgstall und
Leclerc wie auch gegen die Auffassung Müllers, entscheidet sich aber für
die appellativische Bedeutung des Wortes »failasüf- und übersetzt »über
das Leben des (d.h. jedes) Philosophen«.
Dieser Auffassung Steinschneiders hatte ich mich in meinen »Studien
auf dem Gebiete der griechisch - arabischen Ubersetzungsliteratur- S. 4,
Anm. I, angeschlossen.
Von JuLrus LlPPERT.
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Lippkbt: Zur Bedeutung des Titels «Sirat al-Failasüf. (Filirist 26f>, 6). 23
In seinen » Syrisch -arab. Biographien des Aristoteles« (Leipzig 1900,
S. 21 ff.), einem wahren Kabinettstück von Methode und scharfsinniger Kom-
bination, schneidet A. Baumstark die Frage wieder an und stellt sich auf
den Standpunkt Müllers, indem er die Auffassungen Hammer-Purg-
stalls und Leclercs einerseits, Steinschneiders und dir ineinige an-
dererseits abweist. Mit welchem Recht, mag die folgende Darlegung /.«'igen.
Als ich in meinen -Studien- fur Steinschneid ers appellativische
Auffassung des Wortes »Failasüf« eintrat, waren es Gründe allgemeiner
Natur, die mich dazu bewogen. Will man den Namen einer Person durch
ein für ihre Bedeutung charakteristisches Appellativuni ersetzen, so muß
doch die gewollte Interpretation durch den Zusammenhang vorbereitet sein;
das dürfte aber bei einem bloßen Titel schwerlich der Fall sein. Ich glaube
jetzt in der Lage zu sein, durch positive Argumente die Richtigkeit meiner
früheren Auffassung nachweisen zu können.
Ibn al-Hammär, der Verfasser des -sirat al-failasüf«, hat auch
eine Abhandlung geschrieben, die den Titel maqäla fi's-sadiq wa's-
sadäqa •Abhandlung über den Freund und die Freundschaft« führt. Sollte
dieser Umstand nicht schon der Annahme zuneigen lassen, daß auch unser
Titel auf ein Werk hinweist, das nicht biographischen, sondern ethisch -
didaktischen Inhalts gewesen ist? Aber auch sonst finden wir in der arabi-
schen Literatur und gerade in der Zeit kurz vor Ibn al-Jjammar Werke,
die das -tugendhafte Leben« zum Gegenstand ihrer Behandlung machen.
Unter den Schriften des berühmten Arztes Muhammad b. Zakarijä
ar-Räzi (gestorben um 320/932) begegnet uns der Titel Kitäb fi's-
strat al-fädila «Buch über das vorzügliche Leben«. Was ist das anders
als eine Metonymie für sirat al-failasüf, nur daß der fragliehe Begriff
das eine Mal substantivisch, das andere Mal adjektivisch ausgedrückt ist?
Ein Werk, das denselben Titel as -sirat a l - f ü «lila trägt, hat auch der
Philosoph Färäbi (-J- 339/950) verfaßt. Beweisen diese Beispiele nicht zur
Evidenz, daß der «rein ethische Begriff des Philosophen als des rein welt-
lichen Heiligeu der Antike« der syrisch -arabischen Schulphilosophie nicht
so völlig fern gelegen habe, wie Hr. Baumstark meint. Und daß dieses
Lebensideal auch bei den Arabern nicht ein bloßes Phantom geblieben ist,
sondern auch in die Praxis umgesetzt wurde, auch dafür kann ich einen Be-
leg beibringen. Bei der Charakteristik des Philosophen und Mathematikers
'Umar b. Ahmad (f 449 in seiner Heimatstadt Sevilla) gebraucht Qifti
(Ed. Lippert 243, 13) die folgenden Ausdrücke: «vL-}Ul . . . j£
C.L r yü j «J/— J^-W*_j *iyj>- \ <j, d. i. »Er suchte es den Philo-
sophen gleich zu tun in der Vervollkommnung seines Charakters, in der
Korrektheit seines Lebens und der Gestaltung seines Verhaltens«. Wird hier
nicht der Philosoph als Typus untadeligen Lebens gebraucht? Sehen diese
Worte nicht aus, als ob sie geradezu als Widerlegung der vorausgeahnten
Behauptung Baumstark 's geschrieben waren?
Ich glaube, daß durch diese Ausführungen der Theorie von dem
biographischen Charakter des »sirat al-failasüf. ein für alle Mal das Urteil
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24 Lippebt: Zur Bedeutung des Titels -Sirat al-Failasüf. (Fihrist 265, 6).
gesprochen ist, und daß Ihn al-ijaimnär auszuschalten ist aus dem
Stemma der Aristotelesbiographen , das Baumstark auf 8. 36 seiner -Sy-
risch -arab. Biographien des Aristoteles« gibt. Baumstarks Arbeit behält
darum doch ihren bleibenden Wert.1
1 Erwähnung verdient noch, daß Ihn Abi Usaihi'a in «einer Biographie
des Ibn al-Hammär von ihm sagt, daß er '■^•JJJ ».IfÄaJ *U-U\
-JjlUj »UiäJij f^*^ gewesen sei, sowie auch sonstige Züge von ihm mitteilt , die
ihn als pedantisch strengen Charakter erscheinen lassen. Möglich deshalb, daß er
in dem «Leben des Philosophen* ein Spiegelbild seines eigenen Ichs hat geben wollen,
wie ja auch de« schon genannte Räzl seine Autobiographie (Ibn Abi Usaibi'a I, 321,, 13
*Ln- <3 verfaßt hat, die Steinschneider mit seiner »Sira al-fal&afija* (Br.
Mus. 426) identifiziert.
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25
Grundriß der allgemeinen Organisation der Ver-
waltungsbehörden der eigentlichen Türkei.
Von Dr. jur. Loytved.
Erste Abteilung.
Die Verwaltungsbezirke.
Die Abgrenzung der Verwaltungsbezirke der Türkei gebt von den Dorf-
gemeinden (karije1) bzw. Städten (scheAtr*) aus, die in Stadtviertel (mahnle*)
mit je 50 Häusern eingeteilt sein sollen und bei größeren Städten auch in
Stadtbezirke (daire*) mit je 40000 Kinwohnern abgegrenzt werden können.
Diese (Dorfgemeinden und Städte mit Ausnahme von Konstantinopel)
werden zu Kreisen (kasa*) zusammengefaßt. Diejenigen Dorfgemeinden aber,
die aus örtlichen Gründen nicht unmittelbar zu Kreisen verbunden werden
sollen, gehen zunächst allein oder zu mehreren nachbarlich gelegenen
Dörfern und Landgütern (tschiftlik*) in Nahijes auf, deren Abgrenzung
durch kaiserliches Irade auf einen vom Bezirksausschuß, Provinzialrat und
der Hohen Pforte bestätigten Beschluß des Kreisausschusses erfolgt.
Bei den Nahijes sind die der 6 östlichen Provinzen Kleinasiens von
denen der übrigen Provinzen der Türkei zu unterscheiden. Die ersteren
sind • Gaugeineinden mit kommunalen Selbstverwaltungskörpern«, die
anderen »Amtsbezirke mit einem Berufsbeamten« an der Spitze. Die Nahijes-
»Gaugenieiuden« müssen mehr als 200 Häuser (bzw. 50 Häuser, wenn die
betreffenden Dorfgemeinden für die Yerwaltungskosten aufzukommen bereit
sind), die Nahijes - -Amtsbezirke« mehr als 500 männliche Einwohner zählen.
Die Gaugemeindeu bzw. Amtsbezirke (tiahije'') werden mit den Dorf-
und Stadtgemeiuden, wie bereits erwähnt, zu Kreisen (kasa), diese zu
Kegierungsbezirken {samlschak oder litca9) und letztere mit Ausnahme der
selbständigen Regierungsbezirke (elwije-i-miistekilk9): Tschataldscha, Ismid,
Biga, Tyrus, Libanon, Jerusalem, Bengasi zu 30 Provinzen (wi/ajet10), Pro-
vinz Konstantinopel mit eingerechnet, verbunden.
Literatur: Wilajetgesetz vom 7. Dschemasi ül aehyr 1281 (DI 608),
Wüajctverwaltungsgesetz vom 29. Schawwal 1287 (D 1 H25), Provinzial-
Städteverwaltungsgesetz vom 27. Kamasan 1294 (D IV 570), Nachtragsgesetz
1 \j % jr* • & 4 vb 6 ^ 8 7 v-i»
1 JUi— oder \ j» 9 <Liu«. A> J\ >o C-V J
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2G Loytvkd: Verwahungs- Organisation der Türkei.
vom 13. Sefer 1304 (LI 131), Nahijegesetz vom 11. Reb'ülewwel 1293
(D III 33).
Anmerkungen. 1. Nach dem Wilajetgesetz von 1281 sollen, wie oben
erwähnt, die Dorfgemeinden, die aus ortliehen Gründen nicht zu Kreisen
verbunden werden, als Nahijes zusammengefaßt dem nächsten Kreis ange-
gliedert werden. Später sollten nach dem Gesetz von 1287 sämtliche
Nahijes kommunale Selhstverwaltitngskürper erhalten. Da aber die dies-
bezüglichen Bestimmungen dieses Gesetzes nicht in Kraft gesetzt worden
sind, blieben die Nahijes staatliche Verwaltungsbezirke mit einem
Berufsbeamten an der Spitze. Erst nachdem durch das Nahijegesetz von 1293
die Bestimmungen des Gesetzes von 1287 erneuert wurden, erhielten die
0 ostlichen Provinzen Kleinnsicns: VVan, Bitlis, Diarbekir, Mamuret el asis,
Erseruin und Siwas auf Grund eines kaiserlichen Irades des Jahres 1311
die gesetzliehen kommunalen Selbstverwaltungskörper.
2. In den Provinzen lledschas bilden die heiligen Städte Mekka und
Medina besondere Regierungsbezirke, von denen der Mekkas Emaiet heißt.
Zweite Abteilung.
Organisation der Staatsverwaltung und Selbstverwaltung.
Vo r b e in e r k u n g.
Die Organisationsgewalt steht dem absolut herrschenden Sultan (padi-
schah^) zu. Zur bureaumäßigen Erledigung und Yennittelung der allerhöchsten
Entschließungen (iradc-i-ssrnije*) dient das kaiserliche Hofsekretariat (mabe
jun-i-huma jvn-i-melukane kitabeti1) mit dem ersten kaiserlichen Hofsekretär
(ba.se/i katib*) an der Spitze, dem ein zweiter Sekretär und ein Sekretär fur
die auswärtige Korrespondenz nebst erforderlichem Hilfspersonal zur Seite
steht. Die Verwaltung des großherrlichen Vermögens leitet das Ministerium
der Zivilliste (chasbie -i-chas.se- i-schotta/ws) mit einem Minister (naxir*) an der
Spitze. Im übrigen wird die Verwaltung durch Staatsorgane (im Gegensatz
zu Hofbeamten) ausgeübt.
Kapitel I.
Organe der allgemeinen Staatsverwaltung.
I. Abschnitt
Die Behörden, die unmittelbar unter dem Sultan stehen:
1. Das Großwesirat (ssfdaret-i-usma-däirc-i-dxchelile&si7).
2. Das Staatsministerium (hijet-i-icitkeia-i-fycham-i-Ssaltnnet-i-
ssentje*).
• *Ub <lu o>. ft 7 is^r Ob [fk* 8 cZ-*
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Loytvkd: Verwaltung«- Organisation der Türkei. 27
3. Die hohe Kommission fur die Unterstützungskasse der Hohen
Pforte (bab-i~ali tesshilat ssandygy commissioni~alissix).
4. Die hohe Kommission für die innere Kolonisation (muhadschirin
commission - 1 - a/issi*).
5. Die hohe Kommission für die Inspektion des gesamten Militär-
wesens (ieftisch-i-umumi-i-askeri commission- i-alissi hijeti3).
I. Das Großwesirat (ssedaret i-usma-daire-i-dscMilessi).
An der Spitze der gesamten Verwaltung steht als höchster Beamter
für die Leitung aller weltlichen Angelegenheiten der Großwesir (ssadar asam *)
und ihm zur Seite ein Unterstaatssekretiir (mmteschar*).
Für die bureaumnßige Erledigung der Geschäfte dient ihm das Groß-
wesirat mit 4 Abteilungen:
1 . Das Sekretariat für die allgemeine Kon espondenz(«w ktubdschilik*).
2. Die Staatskanzlei für die Korrespondenz mit dem Kabinett
(amedschilig -i- dhean - humajun 7).
3. Die Staatsarchivkanzlei (bejlikdschilig-i- dhean -i- humajun*).
4. Die Staatskanzlei für Zeremonienangelegenheiten (leschrifatschifig-
i - dhean -/- humajun °).
Dem Großwesir steht ferner als ständige Beratungsbehörde der Staats-
rat (schura-i-dewlet10) zur Seite.
Der Groß wesir ist der «absolute- Stellvertreter {tcekU-i-mutlaku) des
Großhenn und handelt loco imperatoris. Als Chef der Verwaltung
1. hat er in sämtlichen weltlichen Staatsangelegenheiten innerhalb
der ihm vom Sultan übertragenen Befugnisse das Recht der
selbständigen Entscheidung und des Erlasses von »hohen Ent-
schließungen « (trade -i- alije ") ;
2. übt er das Aufsichtsrecht über sämtliche weltliche Verwaltungs-
behörden aus;
3. führt er den Vorsitz im Staatsministerium (hijeti-i-wäkela), dem
er nach freier Entschließung wichtige Staatsangelegenheiten zur
Entscheidung überweist und dessen Beschlüsse er dein Groß-
herrn unterbreitet;
4. vermittelt er in der Regel den Verkehr des Kabinetts und des
Scheich ul islama mit den Ministerien und den der Ministerien
untereinander.
Anmerkung. Wesire gab es bereits in der ältesten persischen Ge-
schichte und bei den Arabern seit den Abbassiden. Bei letzteren wurden
zwei Stufen des Wesirats unterschieden: veesirat-i-tafteyd das »unbeschränkte-
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28 Lovtved: Verwaltungs- Organisation der Türkei.
und wesirat-i-tanfyd das »beschränkte« Wesirat. Aus ersterem hat sich das
Großwesirat entwickelt, während das letztere nur noch die Bedeutung der
höchsten Rangstufe in der Beamtenhierarchie behielt. Unter der osmanischen
Dynastie ist die Stelle eines Großw esirs zum erstenmal im Jahre 1328 vom
Sultan Urchan seinem Bruder Alaeddin • Pascha übertragen worden.
Der Großwesir war das .sichtbare Ebenbild des Sultans, der in das
heilige Dunkel seines Hofes gehüllt war-, sein alter ego, mit dem Recht,
über Tod und Leben seiner Beamten zu entscheiden. Das Zeichen seiner
Macht war das ihm vom Großherrn anvertraute kaiserliche Siegel, das er
auch jetzt noch bei seinem Amtsantritt erhält und immer bei sich tragen
sollte. Seine hervorragende Stellung wird nach außen dadurch gekenn-
zeichnet, daß die neuankommenden Missionschefs sich nach der feierlichen
Audienz beim Sultan in großer Uniform und mit Gefolge zum Großwesir
begeben. Seine Anrede ist Hoheit.
Die Amtsstelle des Großwesirs heißt bab-i-ali1 = Hohe Pforte. Ur-
sprünglich bedeutete sie -die Pforte des Fürsten-, an der sich die Großen
versammelten (Hof). Heute hat die Hohe Pforte im weiteren Sinne die
Bedeutung der Regierung, und im engeren Sinne versteht man unter dieser
Bezeichnung das Gebäude, das das Großwesirat, das Staatsministerium , den
Staatsrat, die Ministerien des Innern und der Auswärtigen Angelegenheiten
enthält.
Anmerkung. Dhron* ist gleichfalls eine altpersische Bezeichnung für
die höchste Behörde, der der Großwesir als Vorsitzender und die höchsten
Staatswürdenträger und Militärpersonen angehörten. Zur Zeit hat Ihiran diese
Bedeutung verloren. Es findet sich diese Bezeichnung bei den Abteilungen
des Großwesirats, des Oberrechnungshofs, den Kriegsgerichten u.a. wieder.
Der Staatsrat (sihura-i-dewUt).
Der Staatsrat ist eine ständige Berat ungs behörde, die dein Groß-
wesir zur Seite steht. Er zerfällt in 3 Abteilungen :
1. die Verwaltungsabteilung {milkije dairessi*).
2. die Finanzabteilung (malije dairtssi1),
3. die Gesetzgebungsabteilung (tatisimat dairessi'^).
Dem Staatsrat steht ein Präsident vor. Die 1. Abteilung wird von
ihm. die beiden anderen von je einem Vizepresidenten geleitet. Der Staats-
rat beschließt in wichtigen Angelegenheiten in gemeinschaftlicher Sitzung,
bei der Stimmenmehrheit entscheidet. Quorum Hälfte +E
In die Zuständigkeit des Staatsrats fallen:
Beratung aller wichtigen Verwaltungsangelegenheiten, die ihm vom
Großwesir überwiesen werden (insbesondere Konzessions-, Finanz- und andere
Angelegenheiten) und Vorschläge von Gesetzesänderungen und Prüfung der
von anderen Behörden gemachten und durch das Großwesirat ihm über-
mittelten Gesetzesentwürfe.
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Loytved: Verwaltung«- Organisation der Türkei. 29
Unter der Leitung des Staatsrats stehen ferner die Verwaltungsgerichte
(s.S. 40).
Literatur: Gesetz vom 8. Silhiddsche 1284 (D 1 703), Gesetz vom
25. Muharrem 1286 (D I 707), Novelle vom 20. Silhidche 1303 (L. I 130),
Beschluß vom 5. Kanun- i-ssani 1312 (L. I) II 93).
II. Das Staatsministerium {hijel~i-wükela-i-fycham-i-$saltanet-i-ssenije).
Das Staatsministerium tritt als die höchste Besch ließungshchörde
(unter dem Vorsitz des Großwesirs) in der Regel jeden Mittwoch
und Sonntag zusammen und besteht aus 14 Mitgliedern:
1. Großwesir, 2. Scheich ill Islam, 3. Minister des Innern, 4. Minister
des Äußern, 5. Minister des öffentlichen Unterrichts, 6. Minister der frommen
Stiftungen, 7. Kriegs-, 8. Marine-, 9. Finanz-, 10. Justiz-, 11. Handels-
minister und der öffentlichen Bauten, 12 Großmeister der Artillerie, 13. Prä-
sident des Staatsrats, 14. Unterstaatssekretär im Großwesirat.
In seine Zuständigkeit fallen die ihm vom Großwesir zur Beschließung
überwiesenen Staatsangelegenheiten, deren Beschlüsse vom Großwesir dem
Sultan zur Bestätigung unterbreitet werden.
III. Die hohe Kommission für die Unterstützungskasse der
Hohen Pforte (bab-i-ali-i-teshilat ssandygy commission - i-alütsi).
Diese Kommission steht unter dem Präsidium des Sultans und setzt
sich aus einem 2. Vorsitzenden und 4 Mitgliedern fur die Verwaltung der
Unterstötzungskasse fur Staatsbeamte zusammen.
IV. Die hohe Kommission für die innere Kolonisation (muha-
dschirin commission - i - alissi).
Sie steht unter dem Präsidium des Sultans und besteht aus 4 Mitgliedern
fur die Leitung des Kinwanderungswesens und die innere Kolonisation.
V. Die hohe Kommission für die Inspektion des gesamten
Militärw esens (tfiftisch~i~iimumi-asfceri commission- (•alissi hijeti).
Sie steht gleichfalls unter dem Präsidium des Sultans und setzt sich
aus einem Vizepräsidenten, einem 2. Vorsitzenden und mehreren Mitgliedern
für die lnspektion des gesamten Militärwesens zusammen.
2. Abschnitt
Die dem Großwesir unmittelbar unterstellten Behörden.
A. Die Hauptministerien, deren Vertreter am Staatsmini-
sterium teilneh men:
1. Das Ministerium des Innern (dachilije nesarrti1).
2. Das Ministerium des Äußern {charidschijr ursarrti'1).
30
Loytved: Verwaltung«- Organisation der Türkei.
3. Das Finanzministerium [malije nesareti1).
4. Das Justizministerium (adlije nesareti*).
'j. Das Ministerium der frommen Stiftungen (etckaf-i-humajun
nesareti*).
('). Das Handelsministerium und der öffentlichen Arbeiten {tidscharet
we na/a nssaret,*).
7. Das Ministerium des öffentlichen Unterrichts {me'arif-i-umumije
nesareti h).
8. Das Kriegsministerium (bab-i-walai-sser askeri*).
Der Kriegsminister, der die militärischen Angelegenheiten
der Armee verwaltet, soweit sie nicht in artilleristisch -techni-
scher Beziehung dem Großmeister der Artillerie unterstehen,
ist gleichzeitig Oberstkommandierender {sser asker) der ottomani-
schen Armee, mit Ausnahme der dem Oberkommando des Groß-
meisters der Artillerie ausschließlich unterstellten Regimenter.
9. Das Marineministerium (bahrije nesareti').
10. Die Großmeistern* der Artillerie (topehane-i-amere*).
Der Großmeister der Artillerie verwaltet die artilleristisch-
technischen Angelegenheiten der Armee, ist Oberstkommandie-
render der (' tiarde-Feldartillerieregimenter, des Garde-Pionier-
regiments, der 3 Garde-Fußartillerieregimenter und der 2 Garde-
Festungsartillerieregimenter und Generalinspektor der gesamten
Artillerie; ferner unterstehen seiner Leitung alle militärischen
und militärärztlichen Schulen.
B. Die 5 selbständigen Ministerien, die am Staatsmini-
Sterin in nicht teilnehmen:
1. Das Ministerium für Forsten, Miuen und Landwirtschaft (orman
2. Das Grundbuchministerium (defter 'i-ehakani nesareti10).
3. Das Ministerium fur die allgemeine Militärpensionskasse (umum
4. Das Ministerium für die Zivil pensionskasse (milkije tekaiid
ssandyyy ,8).
*). Das Ministerium für die Ausrüstung der Armee (tedschisat-i-
ice maden tee syra at nesareti 9).
askrrije nesareti 13).
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I.oytvko: Verwaltung* -Organisation der Türkei.
31
C. Die 2 in Budgetangelegenheiten vom Finanzministe-
rium abhängigen Ministerien:
1. Das Zollministerium (russumat nesaretix).
2. Das Telegraphen- und Postministerium (telegraf ice posta tusareti3).
Die Minister leiten die Verwaltung innerhalb der ihnen überwiesenen
Befugnisse selbständig. Sie beaufsichtigen die ihnen unterstellten Beamten
und sind für die Amtshandlungen innerhalb ihres Ressorts verantwortlich.
Wichtige Angelegenheiten unterbreiten sie dem Großwesir zur Entscheidung.
Den Ministern steht in der Regel ein Unterstaatssekretär (müstrschar*)
bzw. Gehilfe (muawin*) und ein aus einein Vorsitzenden und mehreren Mit-
gliedern bestehender Beirat {mtdschliss*) zur Seite. Ferner bestehen bei
jedem Ministerium zur bureaumäßigen Erledigung der Geschäfte ein Sekre-
tariat (mektulti*), eine Rechnungsabteilung (muhamebe dairr.ssi1) und eine Mi-
nisterialregistratur (ewrak odassi R). außerdem die erforderliche Zahl von Ab-
teilungen, von denen jede in der Regel ihre besondere Kanzlei (kafem*) hat.
Bei vielen Ministerien treten noch zur Friedigung von Spezialangelegrn-
heiten Kommissionen (commi.tsioti ,0) und Kollegien (AyW) bzw. (endjsch'ümenxi)
zusammen, die aus Mitgliedern derselben oder verschiedener Ministerten
bestehen.
Anmerkung. Ministerium wird im Türkischen nemret und Minister
natir bezeichnet. Die Minister, die am Staatsministerium teilnehmen, weiden
tun» Unterschied von den anderen Ministern auch wekill\ d.h. Stellvertreter
genannt. Die Bezeichnung nemret und nasir, die wörtlich Inspektion und
Inspektor bedeutet, wird auch für niedrigere Verwaltungsabteilungen ge-
braucht, z.B. kömrük nesareti" (Zolldirektion) u. a.
D. Die Verwaltungsbeamtenkommission (meemurin -i-milkije
coinmütsionu 16 ).
Diese Kommission besteht aus einem vom Sultan ernannten Präsidenten
und 6 Mitgliedern. Sie ist zuständig für die Auswahl der höheren Ver-
waltungsbeamten, für ihre Beaufsichtigung und für die Führung der Vor-
untersuchung bei Vergehen derselben.
E. Der Oberrechnungshof (riitean-i-muhassebat**).
Der Oberreehnungshof ist eine selbständige Behörde, die unmittelbar
dem Großwesir untersteht und aus einem Präsidenten, 12 Mitgliedern, die
auf Lebenszeit durch kaiserliches Irade ernannt sind , einem Staatsanwalt
und der erforderlichen Zahl von Bureaubeamten besteht. Der Oberreehnungs-
hof zerfällt in zwei Abteilungen.
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32 I.oytveii: Ycrwnltungs- Organisation der Türkei.
Er ist zuständig:
1. alle Rechnungen und die Rechnungsführung der einzelnen
Beamten sämtlicher Zivil- und Militärverwaltungen und Muni-
zipalitäten sowie die Jahresrechnungen der Ministerien zu
prüfen;
2. zu entscheiden, oh Vorkommendenfalls Irrtümer durch Beamte
begangen worden sind, und hei Unterschlagung oder Betrug
gegenüber dem Fiskus das Yerwaltungsgerichtsverfahren zu
beantragen.
Literatur: Gesetz vom 3. Silhidsche 1286 (D IV 639).
3. Abschnitt.
Provinzial-, Regierungsbezirks-, Kreis- und Amtsbezirks-
behörden (tvilajrt, liwa bzw. sandschak , kasa und ttahije).
Allgemeine s.
Bei der Yerwaltungsorganisation in den Provinzen sind zwei Systeme
zu unterscheiden. Die Provinzen (tcilajet), Regierungsbezirke (litca), Kreise
(kasa) und Amtsbezirke (nahije) werden von •Berufsbeamten , die von der
Regierung eingesetzt sind«, und von »gemischten Laienbehörden« geleitet,
wahrend die Gaugemeinden (nahije) und Dorfgemeinden (karije) von «Laien«
und • Verwaltiingskörpcrn verwaltet werden, die von den Dorfgemeinden
gewählt sind«. In diesem Abschnitt soll die Organisation der ersteren be-
handelt werden.
An der Spitze der Provinzen, Regierungsbezirke, Kreise und Amts-
bezirke stehen selbständige Kiiizelbeamte, die hierarchisch gegliedert sind
und denen mit Ausnahme des Amtsvorstehers (müdir1) ständige Beratungs-
körper (med.schliss) zur Seite stehen.
Diese Beratungskörper treten unter dem Vorsitz des Wali, Mütessarif
und Kaimakam zusammen. Sie bestehen aus:
1. Verwaltungsbeamten,
2. ständigen nichtgewählten Mitgliedern und
3. auf Zeit gewählten muselmanischen und nichtmuselmanischen
Laien.
Bezüglich der Wahl der letzteren bestehen folgende Bestimmungen.
Das passive Wahlrecht haben diejenigen ottomanischen Notabein, die in
dem betreffenden Verwaltungsbezirk wohnen und mindestens 500 Piaster,
bzw. als Kandidaten für den Bezirks- und Kreisausschuß 150 Piaster, direkte
Staatssteuer zahlen. Sie stehen im Khrenamte, und ihre Amtsdauer ist
4 .lahre ( Wechsel der Hälfte im zweiten .lalue).
Das Wahlverfahren geht in der Weise vor sich, daß die Verwaltungs-
beamten und ständigen Mitglieder des Provinzialrats bzw. Bezirks- und
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Loytvkd: Verwaltung»- Organisation der Türkei.
Kreisausschusses (s. weiter unten) unter Vorsitz des Wnli bzw. Mütessarif
und Kaimakam zu je einer Wahl komm ission zusammentreten und aus der
Zahl der Wahlberechtigten je 3 Kandidaten für jede Laienstelle wählen.
Die Namen der Kandidaten für den Provin/.ialrat werden den zu-
ständigen Bezirksausschüssen, die der letzteren den Kreisausschüssen und
die der Kreisausschüsse den Genieinderäten (jeder Vcrwaltungskorper hat
eine .Stimme) zur engeren Wahl mitgeteilt und das Wahlresultat wieder ein-
gefordert. Die oben bezeichneten Wahlkommissionen scheiden von diesen
wiederum zwei Drittel der mit Majorität gewählten Kandidaten aus und
tragen sie in eine Liste ein. Die Liste der Kandidaten für den Provin/.ialrat
und Bezirksausschuß wird dem Wali unterbreitet, der die Hälfte von ihnen
zu Mitgliedern ernennt und die ersteren der Hohen Pforte zur Bestätigung
vorschlägt. Die Liste der Kreisausschußkandidaten wird dem Regierungs-
präsidenten (mütessarif) eingereicht, der seinerseits die Hälfte von ihnen
zu Ausschußmitgliedern ernennt,
A. Provin/.ialbehördcn.
An der Spitze der Provinz (wilajet) steht der wali 1 = Oberpräsident
und der medschliss-i-idare-i -wilajet* = Provinzialrat. Sie leiten gleich-
zeitig unmittelbar die Verwaltung des Regierungsbezirkes (liwa) und Kreises
(J-oaj), in dem die Provinzialhauptstadt liegt.
1. Der wali — Oberpräsident, durch kaiserliches Irade ernannt,
ist der höchste Vertreter und Bevollmächtigte der Regierung in der Provinz
und untersteht unmittelbar dem Minister des Innern.
Ihm zur Seite steht ein Gehilfe (muatein*) — Oberpräsidialrat, der Pro-
vinzialsekretär (mekhibdschi*) und die erforderliche Zahl von Hilfsbeamten;
ferner unterstehen seiner Aufsicht die von den verschiedenen Ministerien
ressortierenden Hilfsbeamten: Dirigent der direkten Steuern — defterdar*
(ressortiert vom Finanzministerium); Dirigent der Auswärtigen Angelegen-
heiten = ümur-i-edschenebije müdiri* (ressortiert vom Ministerium der Aus-
wärtigen Angelegenheiten); Direktor des öffentlichen Unterrichts — mrarif
mndiri" (ressortiert vom Ministerium des öffentlichen Unterrichts); Ober-
regierungsingenieur — nafda basch miihendissi * (ressortiert vom Ministerium
der öffentlichen Arbeiten); Minenoberingenieur : tnaden .mit mü/irndissi*
und der I^andwirtschafts- und Foi-stoberinspektor — syra'at tee orman sser
mn/ettischi lü (ressortieren vom Ministerium für Forsten, Minen und Ij»nd Wirt-
schaft); Gendarmerieoberst — sabtije commaiidanyu (ressortiert vom Kriegs-
ministerium); Oberpolizeikommissar — pclis sser komissäri13 (ressortiert vom
Polizeipräsidium) usw.
j~ io ^JJu ^ jljj \j c*s\jj »' jUUy <Layi "
Mi«, d. S«n. f. Orient. Spmehen. 1901. U Abt. 3
34
Lovtvkd: Verwaltung» -Organisation der Türkei.
Der Wali ist zuständig für die Ausführung der Gesetze und Ver-
ordnungen; die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit
und die Aufsicht über das Gefängniswcsen ; die Beaufsichtigung der ihm
unterstellten Verwaltungsbeamten; die Überwachung der Finanzverwaltung;
die Förderung der öffentlichen Wohlfahrts- und Wirtschaftspflege; die Voll-
streckung von Gerichtsurteilen gemäß Art. 15 des Provincial -Verwaltungs-
gesetzes vom 20. Schawwal 1287; die Überwachung der Vollstreckung von
Testamenten christlicher Ottomanen und Beaufsichtigung der Nachlassen-
schaftsverwaltung für musehnanische und nichtmuselmanische Waisen.
Ähnlich sind die Befugnisse des Mütessarif. Kaimakain und Müdir.
2. Oer medschliss-i-idare-i-trilajet — Provinzialrat besteht aus:
a) den Verwaltungsbeamten: wali, defterdar, mektubd#chi\
b) den ständigen Mitgliedern: naib1, mufti* (musehnanische geistliche
Richterbeamte) und den Vorstehern der vom Staat anerkannten
ottomanischen, nichtmiiselmanischen religiösen Gemeinden;
c) 4 gewählten Laien: 2 muselmanischen und 2 nichtmuselmanischen.
In die Zuständigkeit des Provinzialrats fallt der Abschluß privatrecht-
licher Verträge der Provinzialregierung; die Versteigerung der zu verpach-
tenden Steuern; die Überwachung der Einnahmen und des Vermögens der
Provinzialregierung; die Verteilung der Steuern; die Verwaltungsgerichts-
barkeit (s. S. 40).
Ähnlich ist die Zuständigkeit des Bezirks- und Kreisausschusses.
Anmerkung. Durch Irade vom Dezember 1902 wurde bestimmt, daß
in den Pruvinzialregiernngsstädten der Wilajets von Salonik, Monastir und
Kossowo die Verwaltung des Kreises (kasa), in dem die Proviuzialhaupt-
stadt liegt, von einem eigenen Landrat (kaimokam*) geleitet werden soll.
B. Regie rungs be zirksbehörden.
Die Verwaltung des Regierungsbezirks (/i'tra oder ssandschak) leitet
der mütessarif* — Regierungspräsident und der /ura5 medschliss idaressi =
Bezirksausschuß. Gleichzeitig verwalten sie unmittelbar den Kreis (kasa),
in dem die Regierungsbezirkshauptstadt liegt.
1. Der mütessarif = Regierungspräsident untersteht, wenn er nicht
eines der selbständigen Regierungsbezirke (eh/rije-i- miistekiUe) verwaltet,
dein vorgesetzten Wali in jeder Beziehung. Ihm zur Seite steht der Regiemngs-
bezirkssekretär (tahrirat* müdirt), ferner der Dirigent der direkten Steuern
(rnuhassebedschi , ressortiert vom Finanzministerium) und andere Hilfsbeamte.
2. Der Uvea medschliss idaressi - Regierungsbezirksausschuß besteht aus:
a) den Verwaltungsbeamten : mütessarif rnuhassebedschi, tahrirat
müdiri;
b) den ständigpn Mitgliedern (wie bei A 2 b);
c) 4 gewählten Laien (wie bei A 2 c).
9 iSJ-** ^j.J-
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Loytvkd: Verwaltung»- Organisation der Türkei. 35
0. Kreisbe bürden.
An der Spitze des Kreises (kasa) steht der kaimakam — Landrat und
der kasa 1 idare medschlwd = Kreisausschuß.
1. Der kaimakam — I>andrat untersteht dein vorgesetzten Mfltessarif,
Ihn» zur Seite stehen der Kreissekretär (katib*), der Dirigent der direkten
Steuern (vial müd »Ws) und andere Hilfsbeamte.
2. Der kaxa idare medxchlissi — Kreisausschuß besteht aus:
1. den Yerwalturigsbeamten (kaimakam, mal müdiri katib);
2. den ständigen Mitgliedern (wie bei A 2 b);
3. drei Laien, die im Verhältnis zur Bevölkerung Muselmanen oder
Nichtmuselmanen sein sollen.
D. Amtsbezirk sb eh örden (nnhije).
An der Spitze des Amtsbezirks (nahije) steht der miidir = Amtsvorsteher,
der dem vorgesetzten Kaimakam untersteht, mit der erforderlichen Zahl von
Hilfsbeamten.
Dem Amtsvorsteher steht kein Beirat zur Seite.
Literatur: Gesetz vom 7. Dschfimasi ül achyr 1281 (DI 608), vom
29. Srhawwal 1287 (Dl 625), vom 25. Muharrem 1293 (D III 24), vom 13.
Sefer 1304 (L 1 131), vom 11. Reb'ulewwel 1293 (DIU 33).
Anmerkung. 1. Kin Irade vom Teschrin-i-ewwel 1311 bestimmt,
daß in den 6 ostlichen Provinzen Kleinasiens: Etserum, Siwas, Bitlis,
Wan Mamuret el asis und Diarbekir in jedem Fall dem Oberpräsidenten
wie dem Regierungspräsidenten und den Landräten, sonst nur wenn die
nichtmusehnanische Bevölkerung in den betreffenden Bezirken uberwiegt,
christliche Gehilfen (muaicin) und christliche Unterbeamte beigegeben werden
sollen.
2. In der Provinz Hedschas heißt in dem Regierungsbezirk (emaret*)
von Mekka der Regierungspräsident Muhafis , desgl. der vom Regierungs-
bezirk Medina.
3. Nach einem Irade vom 10. Nissan 1313 sollen die Verwaltungs-
räte in den Wilajets von Adrianopel, Salonik, Monastir und Kossovo zur
Hälfte aus Muselmauen, zur andren Hälfte aus Nichtmuselmanen bestehen.
Kapitel II.
Kommunale Selbstverwaltungskörper.
Allgemeines.
Kommunale Selhstverwaltungskörper bestehen in allen learijrs — Dorf-
gemeinden, in den nahijes — Gaugemeinden der 6 östlichen Provinzen Klein-
asiens: Wan, Bitlis, Diarbekir, Mamuret el asis, Krseruin und Siwas und
in den schehirs = Städten. In denselben ist die Besorgung der öffentlichen
— 1
36
LorrvKn: Verwaltung« -Organisation der Türkei.
Angelegenheiten den von den Kommunen und Kommunalverbänden gewähl-
ten Vertretern überlassen. Die einzelnen Dörfer und Städte können wiederum
in mehrere Viertel (mahale) mit eigenen Vertretungen eingeteilt werden. Be-
rechtigt zur Vertretung als Gemeinde- bzw. Quartiervorsteher (muchtar \
Gaugemeindevorsteher (müf/ir) und als Mitglied des Dorfältestenkollegiums
(ichtiar'2 medttchlissi) und des Gangemeinderats (nahtje* t/tedschlüsi ) sind die
zur Dorf- bzw. Gaugemeinde gehörigen Ottomanen, die 30 Jahre alt sind
und mindestens 100 Piaster jährlich direkte Staatssteuern zahlen. (Bezüg-
lich des Wahlverfahrens der städtischen Beamten siehe S. 38.)
Das aktive Wahlrecht haben diejenigen zur Dorf- bzw. Gaugemeinde
gehörigen Ottomanen, die 18 Jahre alt sind und jährlich mindestens 50
Piaster direkte Staalssteuern zahlen. Das Wahlverfahren ist schriftlich und
wird von der Kreisregierung (Äwa) geleitet. Die Wahl des Muchtars bedarf
der Bestätigung des Kaiinnkam (Landrates) und die des Müdirs der des Wali
(Oberpräsidenten). Diese Selbstverwaltungskörper sind Hilfsorgane der Re-
gierung mit beschränkten obrigkeitlichen Befugnissen. Sie üben ferner eine
streitige und freiwillige Gerichtsbarkeit aus.
Die Vertretung der Landgemeinde steht je zwei von den verschiedenen
Glaiibensgemeinden (milkt*) auf 1 Jahr (mit dem Recht der Wiederwahl)
gewählten Muchtaren (Gemeindevorstehern) bzw. in Dörfern mit weniger
als 20 Häusern einem Gemeindevorsteher ""d dem ichtiar methehlütsi = Dorf-
ältestenkolleghim der verschiedenen Glaubensgemeinden zu
1. Der Muchtar (Gemeindevorsteher) steht im Ehrenamt und
ist dem zuständigen Landrat (kamaikam) bzw. Amtsvorsteher (miidir) unter-
stellt In den G östlichen Provinzen Kleinasiens, in denen Gaugemeinden
(nahije.s) bestehen, übt auch der Müdir (Gauvorsteher) ein Aufsichtsrecht
über ihn aus.
Der Muchtar (Gemeindevorsteher) ist zuständig für die Veröffentlichung
der Gesetze, Verordnungen und obrigkeitlichen Befehle; die Zustellung von
gerichtlichen Protesten und Arreslbeschlüssen ; die Ausstellung von llmuch-
abers (Requisitions- und Legitimationsscheinen); die Vornahme der ersten
polizeilichen Feststellungen und vorläufigen Festnahme; die Beaufsichtigung
der von dem Dorfältestenkollegium ernannten Flur- (knrwischi*) und Nacht-
wächter (brktischi*); die Eintragung der eingetretenen Geburts- und Sterbefälle.
2. Das Dorfältestenkollegium (ichtiar mrriuhlisxi) besteht aus
mindestens 3 und höchstens 12 auf ein Jahr gewählten Mitgliedern. Die
Vorsteher der religiösen muselmanischen und nichtmuselinanischen Ge-
meinden sind ständige Mitglieder desselben. Das Dorfältestenkollegium
beschließt unter Vorsitz des Gemeindevorstehers per majora capitum. In die
Zuständigkeit des Ichtiar medschlissi fällt die Entscheidung zivilrechtlicher
1. Die Landgemeinde (karije).
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Loytveo: Verwaltung«- Organisation der Türkei. 37
Streitigkeiten durch Vergleich auf Antrag der Parteien; die Beaufsichtigung
aller Gemeindeangelegenheiten, insbesondere die Überwachung der Ver-
teilung der auf die Gemeinde fallenden Steuern; die Krnennung der Flur-
(kttruchchi) und Nachtwächter (bekdschi); die Annahme der zugunsten der
Dorfgemeinde gemachten frommen Stiftungen; die Überwachung des Ver-
mögens der Waisen und die Verwaltung des" Vermögens der Abwesenden.
Literatur: Gesetz, vom 7. Dschemasi Cil aehyr (Dl (508), vom
29. Schawwal 1287 (D 1 625), vom 5. Hasiran 1295 "(D IV 260).
Anmerkung: Die Mitglieder der einzelnen Religionsgemeinden
wohnen in der Regel zusammen und bilden ein Viertel (mahale), so daß die
Dorfverwaltung vielfach von den verschiedenen Quartiervorstehern ver-
schiedener Religion ausgeübt wird.
2. Die Gaugemeinde {nahije).
Die Gaugemeinde wird von dem auf 2 Jahre gewählten Gemeinde-
vorsteher (müdir) und dem nahije medschiissi — Gaugemeinderat verwaltet.
1. Der müdir = Gaugemeiiulevorstehcr steht im Khrenamt und unter-
steht dein zuständigen kaimakam = Landrat. Seine Zuständigkeit 1st ähnlich
der des Muchtars.
2. Der nahije medschiissi z=z Gaugemeinderat besteht aus mindestens 4,
höchstens 8 Mitgliedern, die in derselben Weise wie der Müdir nuf 2 Jahre,
unter Wechsel der Hälfte in jedem Jahr, gewählt werden. Die Beschlüsse
werden unter Vorsitz des Müdir per majora capitum gefaßt.
Der Nahije medschiissi ist zustandig zur Entscheidung von Zivilpro-
zessen, bei denen die Streitsumme und der Wert des Streitgegenstandes
150 Piaster nicht ubersteigt — die Entscheidung wird Beschluß (karar) und
nicht Urteil genannt und ist nicht appellabel ■ — - und zur Entscheidung der im
3. Kapitel des Strafgesetzbuches enthaltenen Übertretungen, und zwar
inappellabel die mit 6 Beschlik bedrohten, und appellabel die übrigen Uber-
tretungen.
Anmerkung. Muselmanische und nichtmuselmanische Geistliche,
Lehrer, Beamte und Militärpersonen können nicht zu Gaugemeindevorstehern
gewählt werden. Kerner wird bei gemischtgläubigen Gemeinden der Gau-
vorsteher aus der Zahl der stärksten Glaubensgemeinde entnommen. Der
Vertreter der Muawin muß der andern Glaubensgemeinde (es handelt sich
nur um den Gegensat/, zwischen Muselman- und Nichtmuselinangemeinde)
angehören, und die Mitglieder des Gaugemeinderats sollen zur Hälfte Musel-
manen, zur andern Hälfte Nichtinuselmanen sein.
Literatur: Gesetz vom 11. Rebi ül ewwel 1293 (Dill 33), vom
29. Schawwel 1287 (Dl 625), vom 5. Hasiran 1295 (I) IV 260).
3. Die Stadtverwaltungen (beledije1).
Die Stadtverwaltungen {beledtje) bestehen in jeder IVovinzial-, Re-
gierungsbezirks- und Kreisregierungstadt.
i 4,aL
38 Loytvkd: Verwaltung»- Organisation der Türkei.
Die Verwaltung der Stadtgemeinde leitet der Bürgermeister (scfwhir
embii1), dem ein Sekretär (katib) und ein Schatzmeister [sandyk emmi*) zur
Seite steht, und die Siadtverordnelenversammlung {bfMijc medschlissi*) . die
b' bis 12 gewählte Mitglieder zahlt. Dazu kommen als beratende Mitglieder
der Miinizipalitätsingcnieur. Arzt und Rußarzt. Außerdem haben die ein-
zelnen Stadtviertel (mahale) wie in den Dorfgemeinden (kariß), einen Ge-
meindevorstehV r und ein Ältestenkollegium (s. S.
Der Bürgermeister {srfwhir (mini) wird aus der Zahl der Stadt-
verordneten auf 4 Jahre vom Oberjiräsidenten (trali) ernannt und wird
besoldet.
Die Stadtverordneten (beledije mrdachlisxi dsaUri*) werden von der
wahlberechtigten Bevölkerung der Stadtgemeinde auf 4 Jahre, unter Wechsel
der Hälfte alle 2 Jahre, gewählt. Die Stadtverordneten müssen Ottomanen,
30 Jahre alt sein, Grundbesitz haben und 500 Piaster Grundsteuer jährlich
zahlen, im Besitz der bürgerlichen Khrenrechte und nicht mit einer Strafe
von 1 Jahr oder wegen Umherstreifens vorbestraft sein. Sie stehen im
Ehrenamte.
Zur aktiven Wahl berechtigt sind alle in der Stadt ansässigen Otto-
manen von 25 Jahren, die im Besitz der bürgerlichen Khrenrechte und
nicht vorbestraft sind und für Grundbesitz innerhalb der Stadtgemeinde
50 Piaster jährlich Grundsteuer zahlen.
Das Wahlverfahren ist folgendes:
Die Muchiare und Vorsteher der religiösen Gemeinden der einzelnen
Stadtviertel bestimmen aus der Zahl ihrer wahlberechtigten Gemeindemit-
glieder je 2 Personen als Vertrauensmänner. Von diesen, die zusammen
mindestens 20 sein müssen, werden darauf 10 durch das Los gewählt, die
die Wahlkommission bilden. Letztere stellt auf Grund der Grundsteuer-
bücher eine Liste der Kandidaten auf, die 8 Tage lang öffentlich aus-
gehängt wird. Gegen die Richtigkeit der Liste kann innerhalb dieser 8 Tage
Einspruch erhoben werden , über den innerhalb der nächsten 8 Tage von
der Wahlkommission entschieden wird. Gegen diese Entscheidung kann
wiederum in 10 Tagen Berufung beim ordentlichen Gericht 1. Instanz ein-
gelegt werden. Anfang Februar erfolgt die Wahl innerhalb 10 Tagen. Die
Wahl ist geheim und schriftlich. Am 15. Februar wird das Wahlresultat
dem am Ort befindlichen Piovinzialrat bzw. Bezirks- oder Kreisrat mit-
geteilt und nach ihrer Bestätigung von der Regierung bekanntgegeben.
Die Stadtverordnetenversammlung soll zweimal in der Woche zu-
sammentreten. Sie beschließt per majora capitum. Quorum l + '/a« wenn
auf zweimalige Ladung Quorum nicht erreicht wird, ist die Beschlußfähig-
keit an keine bestimmte Zahl gebunden.
Die Stadtverwaltung ist zustandig:
1. für die Verkehrspolizei; Genehmigung von Neu- und Umbauten;
Anlagen und Erhaltung von Verkehrswegen und Verkehrs-
mitteln; für die Beleuchtung und Verschönerung;
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Loytved: Verwaltung« - Organisation der Türkei.
39
2. fur die Verwaltung der Wasserangelegenheiten (zugleich mit
dein Ministerium der frommen Stiftungen), des Gesundheits-
wesens; für die Krankenpflege und Ausübung der Lebensmittel-
polizei (ungleich mit der Medizinschule), Kanalisation und An-
lage von Schlachthäusern;
3. fur die Beaufsichtigung der Markte, Zünfte, Lustbarkeiten und
Schenken (zugleich mit der Polizeibehörde) und das Gewichts-
wesen;
4. für die Verwaltung der ihm vom Staat überlassenen und über-
tragenen Abgaben, die in den einzelnen Stadtgemeinden ver-
schieden sind.
Literatur: Gesetz vom 29. Schawwal 1297 (D I 625, Art. 112);
Gesetz vom 27. Ramasan 1294 (D IV 570).
Kapitel IE.
Konstantinopel.
A. Stadtprä fektur (schehir emaneti).
Die Organisation der Provinz Konstantinopel weicht von der der an-
deren Provinzen ab: es fehlen die Regierungsbezirke (liica) und in der
Stadt Konstantinopel die kommunalen Stadtverwaltungsbehorden. Die Pro-
vinz Konstantinopel zerfällt in Konstantinopel-Stadt und in Konstauti-
nopel-Land.
Konstantinopel -S tad t ist in 10 Kreise (rlaire) mit je einem Stadt-
kreisdirektor (müdir) eingeteilt: 1. Direkler arassinda, 2. Fatih dschevva-
rinda. 3. Dschirrah pascha dschewarinda (alle drei in Stambul), 4. Be-
schiktasch, 5. Jenikoj, 6. Pern, 7. Büjükdere, 8. Kanlidscha, 9. Skutari,
10. Kadiköj.
Konstantinopel -Land zerfällt in 5 Provinzialk reise (kasa) mit je
einem Landrat (kaimakam) au der Spitze: 1. die Prin/.eninseln (Regierungs-
sitz in Prinkipo), 2. Kartal, 3. Bejkos, 4. Kütschük tschekmedsche, 5. Sehile.
An der Spitze der Provinz Konstantinopel steht der svhehir ernini,
Stadtpräfekt von Konstantiuopel . der die Funktionen eines Wali mit denen
eines Bürgermeisters, mit Ausnahme der dein Polizeiminister (sabtije nasiri)
für Konstantinopel - St ad t übertragenen Sicherheitspoli/.eiangelegenheiten,
ausübt.
Dem Stadtpräfekten steht ein Beirat (mtdschlLss-i-emanet) zur Seite,
dessen Mitglieder durch kaiserliches Irade ernannt sind.
Literatur: Gesetz vom 18. Dschemasi al aehyr 1280; Gesetz vom
23. Ejlul 1293 (D IV 552).
Anmerkung. Konstantinopel - Stadt zerfällt auch in mehrere Stadt-
viertel (nuthale). Diese haben aber nur Gemeindevorsteher (muchtar) und
kein Ältestenkollegium (ichtiar medschlusi).
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40
Loytvkd: Verwaltung« -Organisation der Türkei.
B. Po Ii zei mi n is t eri u m (Sabtije nesareti).
Ffir die Ausübung der Kriminal-, Sicherheits- und Ordnungspolizei
(Ausstellung von Pässen. Waffenscheinen, Ausübung der Theaterrensur) in
Konstanlino|iel -S tad t ist das Polizeiministerium (sabtije nesareti) zuständig,
mit dem Poli/.eiminister (sabtije nasiri) an der Spitze, dem gleichzeitig die
Bearbeitung der Personalien sämtlicher Polizeibeamten in der Türkei zusteht.
Die Abgrenzung der polizeiliehen Verwaltungsbezirke der Stadt Kon-
stantinopel geht von den drei großen Stadtteilen Stambul, Pera und Sku-
tari aus, in denen je ein Polizeidirektorium (miidirijet bzw. mütessariflik) be-
steht, mit den dazu erforderlichen Polizeistationen {merkes ') und Wachen
(karakol*).
Literatur: Gesetz vom 21. Silhiddsche 1286 (D I 088, zum großen
Teil veraltet).
Anmerkung. Die Polizeistation (merke.*) von Besehiktasrh ist wegen
der Überwachung des in der Nähe befindliehen kaiserlichen Palais beson-
ders wichtig; der Vorsteher derselben bekleidet den Rang eines Marschalls
(müschir*).
Dritte Abteilung.
Organe der Verwaltungsgerichtsbarkeit
Für das Verwaltungsstreitverfahren (da' tea -i- idare*): in Disziplinar-
sachen, Prozessen zwischen Fiskus und Privaten, Beschwerdon gogen
Beamte, Kompetenzkonllikten, sind die Verwaltungsgerichte zuständig, die
sich in folgender Weise zusammensetzen:
In den Provinzen üben die Verwaltungsgerichtsbarkeit der Kreis-
ausschuß (kaxa idare rnrdschfissi ) , der Regierungshezirksausschuß (Uvea
idare medschlissi), der Provinzialrat (methschliss- i- idare- i-tcilajet) aus.
In Konstantinopel dienen als Verwaltungsgerichte die drei unter der
Leitung des Staatsrats (schura-i-drwht) und der gleichzeitigen Aufsicht des
Justizministers stehenden Verwaltungsgerichtsabteilungen des Staatsrats:
1. heday-t mahkewessi'* — Gericht I. Instanz, mit 1 Präsidenten und 4 Bei-
sitzern, 2. istinaf maJtkemessi6 — Berufungsgericht, mit 1 Präsidenten und
0 Beisitzern, 3. mahkeme- i-temjis1 ~ Revisionsgericht, mit 1 Präsidenten
und 8 Beisitzern.
Für Kompetenzkonflikte (ichtilaf*) tritt unter dem Vorsitz des Präsi-
denten des Staatsrats ein Gerichtshof zusammen, der aus drei Mitgliedern
des Staatsrats und drei Mitgliedern des Kassationshofes der ordentlichen
Gerichte besteht.
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Loytvkd: Verwaltung«- Organisation der Türkei. 41
Die Zuständigkeit der Gerichte richtet sich nach der Art des Ver-
brechens und dem Rang des Beamten. Die Berufung erfolgt bei dem nächst
höheren Gericht, und zwar gegen Urteile des Provinzialrats hei den Ge-
richten des Staatsrats. Die Revision ist bei dem Revisionsgericht des Staats-
rats einzulegen.
Literatur: Gesetz vom 29. Schawwal 1287 (DI (>44, Art. 90 ff.);
Gesetz vom 3. Rebi ül ewwel 1288 (D 1 t>04); Gesetz vom 31. Kanun - i - ssani
1299 (L. 1 122. 127—129); Gesetz vom 5. Kanun-i-ssani 1312 (L. D II 93).
Nachtrag.
Die Einnahmen der Türkei.
Die Einnahmen des türkischen Staates sind zum Teil noch auf die
im Koran und von den ersten Kalifen verordneten Steuern zurückzuführen.
Die älteste Steuer ist die Armensteuer (sedakat1) (Sure 2, 40), die vom Acker-
land, Geld und von den Herden erhoben wurde, und zwar, wie die Kom-
mentatoren ausfuhren, von den Kamelen, Rindern, Schafen und Ziegen.
Bei der Festsetzung der Armensteuer vom Ackerland war die Fruchtbarkeit
des Bodens entscheidend. In wasserreichen Gegenden betrug sie den zehnten
Teil (ü.vcÄr1), in weniger fruchtbaren hingegen den halben Zehnten der Boden-
erträg nisse.
Diese Armensteuer hat sich bis in die Neuzeit in der Form des
Zehnten {wtchür) der Hammelsteuer (agnam*) und der vor der Einführung
der allgemeinen Viehsteuer bestehenden Kamels- und Büffelsteuer erhalten.
Neben der Armensteuer schrieb Mohammed (Sure 9, 29) die Erhellung
einer Kopfsteuer (dschmje*) von den besiegten Christen und Juden vor als
■Entgelt für die Befreiung vom Tode-, dem sie eigentlich verfallen waren.
Gleichzeitig wurden die unterworfenen Andersgläubigen , die im Besitze
ihres Grund und Bodens belassen wurden, einer Grundsteuer (cfiaradsch*)
unterworfen. Seit dem Hath- i - humajim von 18">(> (Art. XVII), durch den
die Gleichheit der Muselmanen und Nichtmuselmanen verkündet wurde, sind
diese Steuern abgeschafft worden. An deren Stelle ist die Steuer für die
Befreiung der Nichtmuselmanen vom Militärdienst (bedel-i-askenje*) und die
allgemeine Grund- und Gebäudesteuer (icergi') getreten.
Außer diesen Steuern besaß der türkische Staat in früheren Zeiten
weitere Einnahmequellen, wie z. B. die Kriegsbeute, von der dem Fiskus
[btjt-ul mal*) '/5 zukam, jedoch haben diese bei der Betrachtung der gegen-
wärtigen Einnahmequellen des türkischen Staates ein geringes Interesse.
Die gegenwärtigen Einnahmen der Türkei zerfallen wie die jedes
Staates in staatswirtschaftliche und privatwirtschaftliche.
• JIM ca,
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42 Loytvkd: Verwaltungs - Organisation der Türkei.
Zu den erstercn, die vom Staat kraft seiner Hoheit zwangsweise aus
dein Einkommen der ihm unterstehenden Staaten und Personen erhohen
weiden, gehören 1. die Trihute, 2. die direkten Steuern, 3. die indirekten
Steuern, 4. die Gebühren, 5. die Yermögensstrafen und die Kinnahmen aus
dein Anfallsrecht.
Unter die privatwirtschaftlicheu Einnahmen fallen, nach Wagner, die-
jenigen Einnahmen, die der Staat als -Einzelwirtschaft in Unternehmungen
ganz nach den gewöhnlichen Grundsätzen des privatwirtschaftlichen Systems
in der freien Verkehrskonkurrenz erwirbt«.
A. Die gegenwärtigen staatswirtschaftlichen Einnahmen der
Türkei sind:
I. Tribute.
1. Tribut von Cypern. Der Uberschuß der Einnahmen der Insel
wird nach Abzug der Verwaltungsausgaben von England an die
Türkei {iberwiesen, die denselben der Dette publique zur Ver-
fügung stellt.
2. Tribut von Ostrumelien, der der Dette publique zufließt
3. Tribut von Samos.
4. Tribut vom Berge Athos.
5. Tribut von Bulgarien ist der Dette publique überwiesen, wird
aber tatsächlich nicht bezahlt, ebensowenig wie Bulgarien, Ser-
bien, Montenegro und Griechenland den auf sie entfallenden
Anteil an der öffentlichen türkischen Schuld an die Dette publique
entrichten.
II. Die direkten Steuern.
1. Der Zehnt (üschür),
2. die Grund- und Gebäudesteuer (wergi),
3. die Hammelsteuer (agnam),
4. die Viehsteuer (haiuxmal-i-ehlije-rexmi1),
5. die Steuer der Nichtmuselmancn für die Befreiung vom Militär-
dienst (hedel - 1 - askerije),
6. die Gewerbesteuer (temetiü a),
7. die Einkommensteuer (teergi-i-chussussi*),
8. die Wegesteuer (jot parassi*).
1. Der Zehnt (üschür) (L. 1.295). wird von den Bodenerzeugnissen
sämtlicher Ländereien, Privat- und Gemeindewälder, erhoben. Bis zum
Jahre 1313 betrug er 10 Prozent von dem Wert der Erträgninisse, seitdem
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Loytvkd: Vcrwaltiings-Oganisation der Türkei. 43
ist er um l/, Prozent erhöht worden. Im Jahre 1300 erhielt er einen Zu-
schlag von 1 Prozent, der zu für die Unterstützung des öffentlichen Unter-
richts (hixse-i-meari/1). zu */, als Zuschuß (hix*e-i-menafi*) für die landwirt-
schaftliche Kreditbank (xyraat bankassi*) dienen soll. Kerner wurden dem Zehnt
im Jahre 1316 weitere 6 Prozent desselben zum Zwecke der Beschaffung
militärischer Ausrüstungsgegenstände (tedxchixal - i - askrrije) zugeschlagen, so
daß der sogenannte Zehnt mit Zuschlägen:
10,5 Prozent Zehnt,
0,5 * hisse -i-mearif zum Zwecke des öffentlichen Unter-
richts,
1,0 » hisse- i-menaß für die landwirtschaftliche Bank,
0,6 » bedet-i-iedschisat-i-askerija fur die militärischen
Ausrüstungen,
zusammen 12.6 Prozent beträgt.
An Stelle des Zehnten wird von Grundstücken, die infolge bestimmter
Anlagen, wie z. B. Tennen, Mühlen und llürdenanlagen , nicht bebaut oder
deren jährliche Erträgnisse wegen der Art der Bodenerzeugnisse , wie z. B.
bei Weiden (otlak*). Sommer- {jaifak*) und Winterweiden (kyschlak*) schwer
eingeschätzt werden können, eine demselben entsprechende jährliche Ab-
gabe (idschare-i-semin, russumat-i- otlakije , jaüakije , kyxchlakije7) . die festge-
setzt ist (mvka/ea*), erhoben.
Von Bergwerken (Minen und Steinbrüchen) wird ebenfalls anstatt des
Zehnten eine Ertragssteuer erhoben, die nach der Art der Bergwerke
verschieden ist. Sie wird russum-i-nisbije* genannt, d. h. verhältnis-
mäßige Steuer.
Der Zehnt kann mit Ausnahme einiger Fruchtarten in natura ent-
richtet werden.
Er wird in der Regel durch öffentliche Versteigerung nach einzelnen
Dorfgemarkungen (karije) von der Kreisregierung, dann nach einzelnen
Kreisen (kasa) von der Bezirks- (litca) und Provinzialregierung (icilajef)
auf 1 Jahr, bei Oliven auf 2 Jahre, an den meistbietenden Ottomanen ver-
pachtet. Wenn sich kein geeigneter Pächter findet, wird der Zehnt un-
mittelbar von der Regierung erhoben.
Die Einkünfte aus dem Zehnten Hießen im allgemeinen dem Finanz-
ministerium zu. I)a.s Ministerium für Landwirtschaft, Minen und Forsten
bezieht den Zehnten von den Walderträgnissen , sowie die Bergwerksertrags-
steuer, ferner zieht das Ministerium der frommen Stiftungen den ihm ge-
stifteten Zehnten ein. Der Verwaltung der öffentlichen Schulden sind die
Zehnten von den Seideerträgnissen und 100000 Lt«|. von dem Tabakzehnten
verpfändet.
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•14 Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei.
2. Die Grund- und Gebäudesteuer (tcergi) (D IV 810, L.I 183
L. I) II. 2*>9) wird von allen Landgattungen erhoben. Sie beträgt:
a) 4 pro 10CM) vom Wert der Liegenschaft ohne Gebäude (Grund-
stücke, Wiesen, Wälder, Fischteiche u.a.): Grund-
steuer;
b) 5 pro 1000 vom Wert des Gebäudes, das zur Wohnung des
Eigentümers bestimmt ist;
c) 8 pro 1000 wenn im Kall b das Gebäude einen höheren Wert
als 20000 Piaster hat: Gebäudesteuer (mussakefai
tcprgisjti l) ;
d) 10 pro 1000 von allen vermieteten Gebäuden: Gebäudeuiiets-
steuer (akkar teergissi*).
Zu dieser Steuer tritt, wenn das Grundstück nicht dem Zehnt unter-
worfen ist, ein Zuschlag von i) Prozent derselben zum Zweck des öffent-
lichen Unterrichts (fiis.se- i-mearif) und G Prozent derselben zum Zweck der
Hesel laflung militärischer Ausrüstungen ( W/7- i-tedschi.sat-i-askcrije).
Die Abschätzung und Veranlagung soll alle ö Jahre von 4 Sachver-
ständigen erfolgen, die von den zuständigen Verwaltungsräten der Gau-
gemeinden (nnhije) und von den Regierungsbehörden gewählt werden. Behufs
Kiu/.iehung der Grund- und Gebäudesteuer soll, wie bei der Gewerbesteuer
und der Steuer für die Befreiung vom Militärdienst, nach dem Steuer-
einziehungsgesetz vom 8. Silhiddsehe 1319 in jedem Jahr vor dem Monat
März eine allgemeine Liste (dschedinl) mit den Namen der Steuerptlichtigen
und der auf sie entfallenden Steuern an einem geeigneten Ort veröffentlicht
und der Liste entsprechende Steuerzettel (tesktre) durch die Steuereintreiber
an die einzelnen verteilt werden, die nach Entrichtung der Steuer eine
Quittung {ntakhm Um uchabfri) erhalten. Steuereintreiber (tahssildar) unter
der Leitung eines Hauptsteuereintreibers (s<r tahssiidar*) und unter der
Aufsicht eines im Kreis (kasa) befindlichen Inspektors (fnü/ettisch) sollen in
den einzelnen Dörfern und Städten des Kreises die Steuer einziehen.
Außerdem soll die Einziehung von einer Kommission bewacht werden, die
sich an jedem Hauptsitz der Kreis-, Bezirks- und Provinzregierung befindet
und aus den Regierungssteuerbeamten (deßerdar, muhassebedschi , mal vtüdiri)
sowie einem Mitglied der Verwaltungsräte und der zugehörigen Muni-
zipalitäten besteht.
Die Steuereintreiber liefern das Geld au die ihnen vorgesetzten Re-
gierungssteuerbeamten ab.
Die Grund- und Gebaudesteuer fließt dem Finanzministerium zu, so-
weit sie nicht dem Ministerium der frommen Stiftungen überlassen ist; ferner
erhält die Munizipalität von Konstantinopel die Hälfte des innerhalb des
dortigen Stadtbezirkes eingezogenen Steuerertrages.
3. Die Hammelsteuer (aguam teergissi) (D IV 804, L. D II 236)
betrifft Hammel, Schafe und Ziegen, von denen jährlich auf Grund einer
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Loytvkd: Verwaltungs- Organisation der Türkei. 45
von dem Gemeindevorsteher im März jedes Jahres aufzustellenden Liste
eine Steuer von 2 — 5 Piaster pro .Stuck, je nach den Ortspreisen, er-
hohen werden.
4. Die im Jahre 1903 eingeführte Haustiersteuer (haheanat-i-chiije
n*mt} unterwirft Pferde, Maultiere, Kamlee, Büffel, Ochsen, Ki'ihe und
Schweine einer Jahressteuer von 10 Piaster pro Stuck und die Esel einer
Steuer von 3 Piaster.
Ausgenommen von der Viehsteuer sind alle Tiere unter 2 Jahren , fei ner
das Paar Arbeitstiere, das allein im Eigentum des Bauern steht.
5. Die Steuer der Nichtmusel manen ffir die Befreiung vom
Militärdienst (bedrl - i '- askerije) (L. D. II 347) wird von den nichtmusel-
manischen Gemeinden entrichtet, und zwar in der Art, daß 135 Manner
fur 5000 Piaster aufkommen.
Männliche Personen unter 15 und üher 7b Jahre, ferner Geistliche,
Anne, Arbeitsunfähige und die Einwohner von Konstantinopel sind von
dieser Steuer befreit.
Hierher ist auch die von den wehrpflichtigen Muselmanen, die sieh
nach einem dreimonatigen Dienst von dem Rest der Dienstzeit für 50 Lt-,
loskaufen können, zu entrichtende Abgabe (bedel-i-nakli1) zu zählen.
Die erstere Steuer Hießt, wie die beiden vorhergehenden zu 3 und 4,
dem Finanzministerium, die letztere Abgabe dem Kriegsministerium zu.
6. Die Gewerbesteuer {temettil) (D IV 863, L. 1 183) betrügt
5 Prozent von den Einnahmen der Handwerker, der Handel- und Gewerbe-
treibenden und soll durch 2 von den zuständigen Verwaltungsräten und
2 von der Ortsbehorde gewählte Sachverständigen veranlagt werden. Die
Einwohner von Konstantinopel sind von dieser Gewerbesteuer befreit. An
deren Stelle besteht in Konstantinopel eine Zunftsteuer (essnaf icrryLwi),
der die kleineren Handwerker und Gewerbetreibenden , für die Zunftzwang
besteht, unterworfen sind.
Die Gewerbesteuer bezieht das Finanzministerium, die Zunftsteuer
die Munizipalität von Konstantinopel.
7. Die Einkommensteuer (wrrffi-i-cfiu#su.<txi), Gesetz vom 7. August
1319, wird von allen männlichen Bewohnern der Türkei, die das 18. Lebens-
jahr vollendet haben, erhoben. Die Steuerptliehtigen werden unter Zu-
grundelegung ihres Einkommens von 2 Tagen in 8 Steuerklassen mit fol-
genden Steuersätzen eingeteilt:
1. Klasse umfaßt 50 Prozent der Steuerptliehtigen, die 5 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
IL Klasse umfaßt 20 Prozent der Steuerpllichtigen, die 10 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
HL Klasse umfaßt 12 Prozent der Steuerpllichtigen, die 20 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
46 Loytved: Verwaltung» -Organisation der Türkei.
IV. Klasse umfaßt 8 Prozent der Steuerpflichtigen, die 40 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
V. Klas.se umfaßt 5 Prozent der Steuerpflichtigen, die 60 Piaster
pni Kopf jährlich zahlen,
VI. Klasse umfaßt 2 Prozent der Steuerpfliclitigen, die 80 Piaster
pro Kopf jährlich zahleu,
VII. Klasse umfaßt 2 Prozent der Steuerpflichtigen, die 100 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
VIII. Klasse umfaßt 1 Prozent der Steuerpflichtigen.
Die Steuerpflichtigen der VIII. Klasse werden wieder in 7 Klassen mit
folgenden Sätzen eingeteilt:
I. Klasse umfaßt 30 Prozent der Steuerpflichtigen, die 150 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
II. Klasse umfaßt 20 Prozent der Steuerpflichtigen, die 200 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen.
HI. Klasse umfaßt 20 Prozent der Steuerpflichtigen, die 300 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
IV. Klasse umfaßt 15 Prozent der Steuerpflichtigen, die 400 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
V. Klasse umfaßt 10 Prozent der Steuerpflichtigen , die 500 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
VI. Klasse umfaßt 3 Prozent der Steuerpflichtigen, die 750 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
VII. Klasse umfaßt 2 Prozent der Steuerpflichtigen, die 1000 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen.
Die gesamte Landbevölkerung wird in die I. Klasse mit dem Steuer-
satz von 5 Piaster einbezogen.
Ausgenommen von der Einkommensteuer sind Kranke, Arbeitsunfähige,
Arme, die Siebzigjährigen der I. und II. Klasse, Offiziere unter dem Majors-
grad und Soldaten unter der Fahne.
Zum Zwecke der Veranlagung dieser Steuer haben die Beamten der
Personenstandsregister an die Finanzbehörden eine Liste derjenigen männ-
lichen Einwohner einzureichen, die das IN. Lebensjahr vollendet haben.
In jedem Kreis-, Bezirks- und Provinzialregierungsort soll sich eine
Kommission aus Mitgliedern der Verwaltungsräte unter Vorsitz der ent-
sprechenden Regieruugssteuerheamten , und in Konstantinopel aus Beamten,
die vom Finanzministerium zu ernennen sind, zusammensetzen und die
Klasseneinteilung der Steuerpflichtigen vornehmen.
Die Steuerpflichtigen sollen bis zum 20. Januar von der Steuerklasse,
in die sie für 5 Jahre gesetzt worden sind, benachrichtigt weiden. Gegen
diese Entscheidung steht den Steuerpflichtigen das Recht der Beschweide
innerhalb 10 Tagen bei den zuständigen Verwaltungsräten , in Konstantinopel
bei dem Finanzministerium, zu. Nach der Verteilung der Steuerzettel wird
die Einkommensteuer am 1. März jedes Jahres erhoben und bei den Beamten
von dem Aprilgehalt zurückbehalten.
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Loytvbd: Verwaltung«- Organisation der Türkei. 47
8. Die Wegeabgabe (jol paraxsi) (D II 302 und 310 L. I 429)
ist nicht eine Steuer wie die anderen. Sie tritt ersatzweise ein fur den
Hand- und Spanndienst, zu dem .sämtliche männliche Ottomanen, die das
18. Lebensjahr vollendet und das 60. Jahr noch nicht erreicht haben , fur
die Herstellung von Landwegen während 20 Tagen in 5 Jahren verpflichtet
sind. Durch eine jährliche Abgabe von 10 — 15 Piaster, je nach den
Arbeitslöhnen der einzelnen Orte, können sie sich von diesem Dienst befreien.
In Konstantinopel wird an Stelle dieser Wegeabgabe eine Munizi-
palitätssteuer (qaldyrum resmi1), - Pflasterabgabe., erhoben.
Ausgenommen sind die Geistlichen, Lehrer, Kranken, die unter den
Waffen befindlichen Soldaten und Gendarme, Beamten, Schüler und Palais-
beamten.
Die Wegeabgabe fließt dem Handelsministerium und dem der öffent-
lichen Arbeiten zu.
Anmerkung. Die Ausländer sind nur den Grundabgabeu unter-
worfen.
III. Die indirekten Steuern:
1. der Zoll (resm - i- kömrük*),
2. die Spirituosensteuer {müskirat resm -i- mirissi s),
3. die Tumbekisteuer (tömbeki beijeosi),
4. die Fischereisteuer (balyk resm-i-mirissi*).
1. Der Zoll (resm-i-kömriik) wird in der Türkei bei der Ein-, Aus-
»nd Durchfuhr erhoben.
Der Einfuhrzoll beträgt fur fast alle Waren 8 Prozent vom Marktpreis
der Waren am Ankunftsort; der Aus- und Durchfuhrzoll 1 Prozent vom
Schätzungswert derselben. Die inländischen Waren, die auf dem Seeweg
von einer Provinz in die andere geleitet werden, sind einem Binnenzoll von
2 Prozent ihres Schätzungswertes unterworfen.
Die Zolleinnahmen werden von der Generalzollverwaltung (rüsstunat
emaivti) verwaltet. Die Erträgnisse aus dem Binnenzoll sollen für die Be-
schaffung militärischer Ausrüstungen verwendet weiden. Ferner fließen
T)0000 Ltq. von den Zolleinnahmen , die bei der Einfuhr von Tumbeki
(3 Prozent pro Kilo) erhoben werden, der Dette publique zu.
2. Die Spirituosensteuer (müskirat resm-i-mtrissi) (D.S.II 52.
L. I 180) zerfällt:
a) in eine Materialsteuer (resm-i-miri) auf Wein, Bier und Brannt-
wein (Suma, Rum und Kognak),
b) in eine Verbrauchssteuer (resm-i-miri) auf eingeführten und in-
ländischen Alkohol,
c) in eine Schanksteuer (beije*) von Schank wirtschaften, die spiri-
tuosenhaltige Getränke verkaufen.
48
Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei.
Die Materialsteuer (Maischbottichsteuer) beträft 15 Prozent von dem
zur Fabrikation des Weines, Bieres und Branntweines verwendeten Stoffe.
Die Veranlagung dieser Steuer erfolgt durch die Verwaltungsräte.
Die Verbrauchssteuer betragt 48 Para pro Okka eingeführten oder im
Inland fabrizierten Alkohols.
Die Schanksteuer wird nach der jährlichen Miete der Schank Wirt-
schaft bzw., wenn die Wirtschaft Eigentum des Wirtes ist, nach einem von
4 Notabein des betreffenden Viertels (mahale) berechneten Mietspreise er-
hoben, und zwar in Hohe von 25 Prozent der Miete.
Hotels, die keinen Ausschank (Gastwirtschaft) gleichzeitig haben, so-
wie Verkaufsläden, die ohne auszuschenken nur ins Haus Spirituosen lie-
fern, sind der Schanksteuer nicht unterworfen.
3. Die Verbrauchssteuer (tömbeki beijfssi) auf Tumbeki (Tabak
für Wasserpfeifen). Auf allen eingeführten ausländischen Tumbeki ruht
eine Verbrauchssteuer. Dieselbe wird nach der Größe der Verkaufsläden
bemessen. Dementsprechend werden 150, 100 oder 50 Para pro Kilo (bzw.
37 '/a, 25 oder 12'/s von den Läden, die bereits Tabak verkaufen dürfen)
erhoben.
4. Die Fischereisteuer (balyk rrsm-i-mirissi) (D.S. III 113) wird
in Konstantinopel und Vororten in der Weise eingezogen, daß die Fische
in den Fischhallen der Verwaltung der öffentlichen Schulden öffentlich ver-
steinert werden und von dem Erlös 20 Prozent erhoben werden. Außer-
halb Konstantinopels wird die Fischereisteuer versteigert oder unmittelbar
eingezogen. Sie beträgt in der Provinz 20 Prozent von den Meer-, Fluß-
fischen und denen größerer Seen, 10 Prozent von den Fischen kleinerer
Seen und von Bachen.
IV. Gebühren.
Die Gebühren zerfallen in Verwaltungsgebühren und in Gebühren der
streitigen und nichtstreitigen Rechtspflege. Die Erhebung der Gebühren
erfolgt teils unmittelbar bei jeder Inanspruchnahme einer gebührenbelaste-
ten Staatstätigkeit durch Barzahlung oder durch Stempelgebühr, teils in
Form von jährlichen Beiträgen zur Kostenbestreitung einer Staatsanlage.
Von diesen Gebühren ist die Stempelsteuer (resrn-i-tampa1) (D. S.
III 103. 10«; L. I 22 und «18) hervorzuheben.
Die Stempelsteuer (rrsm-i-tamya) wird auf Grund des Reglements
vom 20. Marz 1894 erhoben. Stempelpllichtig sind in erster Linie Verträge
zwischen Privatpersonen und Gescllschaftsanträge, Handelsgeschäfte, Wechsel.
Aktien, Obligationen, Quittungen, Protokolle über Grundstücksübertragun-
gen, Urteile, Beglaubigungen. Ausfertigungen, türkische Inlands- und Aus-
landspässe, Jagdscheine u. a. Die Einnahmen aus diesen Stempelgebühren
Hießen der Verwaltung der öffentlichen Schulden zu. Seit dem .labre 181)9
hat die türkische Regierung eine neue Stempelgebühr, muhadschir ptdu*, zu-
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Loytvkd: Verwaltungs- Organisation der Türkei. 49
gunsten des Einwanderungswesens und im Jahre 1902 einen Hedschas-
stempel zum Zwecke des Ausbaues der Hedschasbahn eingeführt Die Ein-
nahmen aus diesen Stempelgebühren bezieht die türkische Regierung. Aus-
lander sind dem Stempelgesetz von 1894 unterworfen, soweit es sich um
Urkunden handelt, die unter Mitwirkung der türkischen Behörden zustande
gekommen sind oder die zum Gebrauche vor türkischen Behörden erforder-
lich sind. Den Muliadschirstempel haben Ausländer nur bei Schriftstücken
betreffend Grundstücksangelegenheiten und Konzessionen zu entrichten.
Neben diesen Gebühren bestehen zahlreiche andere, z. B. für Ertei-
lung von Jagdscheinen, von Erlaubnisscheinen zum Fischen, für Pässe und
andere Verwaltungs- und Gerichtsgehühren. Die Einnahmen aus den Jagd-
und Fischfangsscheingebühren fließen der Dette publique zu. In Kon-
stantinopel erhält die Munizipalität die Hälfte der Einnahmen aus den Jagd-
scheingebühren, die innerhalb Konstantinopels eingezogen werden.
V. Die Vermögensstrafen und die Einnahmen aus dem Anfalls-
recht.
Der Staat verfügt kraft seiner Straf hoheit Vermögensstrafen , die von
den Gerichten oder von den zur Verordnung derselben berechtigten Ver-
waltungsbehörden eingezogen werden.
Ferner steht dem Staat ein Anfallsrecht an Mobilien und Immobilien
zu, die infolge fehlender Erben oder Todeserklärung ohne berechtigte Eigen-
tümer bzw. Besitzer sind (mahlul1).
Außer diesen dem türkischen Staate zustehenden Steuern hat der-
selbe den Munizipalitäten das Recht der Erhebung von Abgaben verliehen.
Dieselben sind in den einzelnen Stadtverwaltungen verschieden. Sie haben
im allgemeinen den Charakter von Beiträgen für gewisse Leistungen der
Munizipalität: kantarije* und kile* (Wiegeabgabe), tschop ftarassi* (Straßen-
reinigungsabgabe), tenvririje'-' (Beleuchtungsabgal>e), pul resmi* (Oktroi), ebnije
rüssvmi' (Abgabe für Errichtung von Neubauten), qaldyrym resrni (Pilaster-
Steuer) u. a.
B. Die privatwirtschaftlichen Einnahmen.
I. Aus den Staatsgrundstücken.
Der türkische Staat besitzt, abgesehen von einigen Musterwirtschaften
(nümune tschiftliyi*) und Remontedepots (Uschiflikat-i-humajun*) , keine Acker-
grundstücke in eigener Bewirtschaftung. Vorübergehend verwaltet er die-
Mit», d. S<m. f. Orient Sprachen. 1901. II. Abt. I
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50 Lovtvbd: Yerw<angs -Organisation der Türkei.
jenigen Grundstücke, die ihm wegen fehlender Erben oder Todeserklärung
oder wegen Verschuldung anheimfallen.
Der türkische .Staat hat aber das Obereigentum über viele Lande-
reien behalten, deren Bewirtschaftung und Nutznießung er Dritten verleiht.
Zu diesen Landereien gehören Mirije-, Ewkaf-i-gair-i-ssahihe-, Metruke-
und Mewat-Land.
Die Verleihung dieser Grundstücke zu Besitz und Nießbrauch mit
dem Recht der Veräußerung und Vererbung erfolgt in der Regel gegen
Entrichtung einer der Kaufsumme entsprechenden Tapuabgabe (muadschele l)
an den Fiskus, der durch das Obergrundbuchamt vertreten wird. Diese
Verleihung (genannt Tapu verfahren) tritt ein, wenn ein solches Grundstück
zum erstenmal oder später wegen fehlender Erbberechtigten, ferner wegen
Nichtbenutzung oder wegen Unterlassung der gesetzlicli vorgeschriebenen
Bestellung und aus anderen Gründen weiter verliehen wird.
Die Verleihung (tornlik-i-ssahih*) von Staatsland zu Volleigentum
(Mülkland) kann auch durch kaiserliches Irade gegen Entrichtung eines
dem Werte des Landes entsprechenden Kaufpreises erfolgen.
Anmerkung. Neben diesen Staatsgrundstücken bestehen LSndereien
(YVakkufland) der Verwaltung der frommen Stiftungen, die dieselben gegen
eine Abgabe (idschare3, idscharetejn*, mukaiea) vermieten. Diese Grund-
stücke (era&i-i-mewkufe-i-ssahike) stehen im Obereigentum und im Besitze
des Ewkafministeriums.
Eine andere Art Wakkufland sind die im Obereigentum des Staates
stehenden Grundstücke (erasi-i-mnckvfe-i-gair-i-ssahihe*), bei denen auf
Grund kaiserlicher Ermächtigung entweder die Einnahmen oder die Besitz-
rechte oder beides der Wakkufstiftung zugewendet sind.
II. Aus den Staatsforsten.
Die Staatsforsten (orman) werden vom Staat durch das Forstministerium
bewirtschaftet und verwertet. Die Verwertung erfolgt durch Versteigerung
oder durch besonderen Kaufvertrag. Der gezahlte Preis wird orman haJcki*
genannt.
Anmerkung. Das Forstgesetz vom 1. Kanun-i-ssani 1285 (D 11 404)
unterscheidet:
1. Mirijewälder, Staatsforsten (orman), deren Obereigentum und
Verwaltung dem Staat zusteht.
2. Wakkufwälder, die der Ewkafstiftung gehören und von ihr ver-
waltet werden.
3. Bnltalyk, Gemcindeforston, deren Obereigentum dem Staat zu-
steht, aus denen aber ausschließlich den Bewohnern bestimmter
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Loytved: V«-rwaltung8- Organisation der Türkei. 51
Waldortschaften von alters her das kostenfreie Schlagreclit für
eigenen Bedarf zusteht.
4. Mulkwälder, Privatwälder, im Eigentum und Besitz von Privat-
personen.
III. Aus seinen Staatsbergwerken.
IV. Aus seinen Gewerbe- und Industrie-
anlagen.
V. Aus seinen Kupita lsanlagen.
VI. Aus seinen Verkehrsanlagen.
Zu den staatlichen Verkehrsanlagen gehören in erster Linie die Post-
und Telegraphenanstalten. Außerdem betreibt der türkische Staat den
SchifTalirtsdienst der «Machsusse«, und von den Eisenbahnlinien soll die im
Bau befindliche Hedschasbahn staatlich betrieben werden.
VII. Aus seinen Monopolen.
In der Türkei besteht das Salz-, Tabak- und Tumbekimonopol. Das
•Salzmonopol wird von der Dette publique ausgebeutet und die Einnahmen
ans demsell>en für die Tilgung der öffentlichen Schulden verwendet. Die
Ausbeutung des Tabakmonopols, das sich abgesehen vom Libanon auf die
übrigen Provinzen der eigentlichen Türkei, soweit sie der Banderole-
verpllichtung unterworfen waren, erstreckt, ist der Aktiengesellschaft
Societe de la regie cointercssee des tabues de l'Empire Ottoman überlassen.
Die türkische Regierung und die Dette publique sind an den Einnahmen
dieser Aktiengesellschaft beteiligt.
Die Regie zahlt zunächst an die Dette publique einen Pachtschilling
von 750000 Ltq.! 8 Prozent von dein eingezahlten Kapital stehen dann
der Regie zu (7 Prozent, wenn 2300000 Ltq. Kapital eingezahlt sind).
Von den weiteren Einuahmen entfallen an
die Dette publique .. . 3"), 34, 30, 20, 15 Prozent,
den türkischen Fiskus 30, 39, 52, 70, 75 • ,
die Aktiengesellschaft 35, 27, 18, 10, 10 . .
und zwar richtet sich der Prozentsatz nach der Höhe der Einnahmen. Der
l.Satz wird bei 1 — 500000 Ltq., der 2., 3., 4. bei je 500000 Ltq. mehr
und der 5. bei Einnahmen von mehr als 2000000 Ltq. angewendet.
Das Tumbekimonopol ist an die Tumbekigesellschaft verliehen worden.
Dieselbe hat das ausschließliche Einfuhr- und Verkaufsrecht von ausländischem
Tumbeki.
Die türkische Regierung empfängt zunächst 3 Prozent während der
ersten 9 Jahre von jedem eingeführten Kilo (4 Prozent in den folgenden
9 Jahren, 4 Prozent während der letzten 7 Jahre der Konzessionszeit)
ferner 40 Para Monopoltaxe pro Kilo bzw. 50 Parn, wenn die Einnahmen
der Taxe 40000 Ltq. jährlich übersteigen.
4»
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52
Loytved: Verwaltung*- Organisation der TQrkei.
Anmerkung. Die Einnahmen des türkischen Staates fließen dem
Staatsfiskus, der uiauiLS murtua des Ministeriums der frommen Stiftungen
und der Dette publique zu. Uber allen steht der absolut herrschende Sul-
tan, der über die gesamten Einnahmen verfügt, soweit er sich nicht durch
das seit dem Jahre 1863 eingeführte Budget und vertragsrechtlich gebun-
den sieht.
Der Etat wird von dem Finanzministerium für ein Etatsjahr, das
vom l.März bis 28. Februar läuft, auf Grund der vorher von ihm und den
anderen Ministerien aufgestellten Einnahmen und Ausgaben des laufenden
und kommenden Finanzjahres aufgestellt. Diese Aufstellung wird nach-
einander vom Großwesirat, Ministerrat und einer besonderen Budget-
kommission geprüft und nach Annahme durch den Ministerrat dem Sultan
zur Genehmigung unterbreitet. Der durch kaiserliches Irade gebilligte
Etatsentwurf wird dem Finanzministerium zugestellt, das den einzelneu
Ministerien den entsprechenden Etat mitteilt. Jede außerhalb desselben
notwendige Ausgabe soll durch kaiserliches Irade bestätigt werden.
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53
Zwei Urkunden vom Imam as Safici.
Von Dr. F. Kern.
Nachrichten über die alteren arabischen Theologen und Rechtsgelehrten
pflegen nach einem bestimmten Schema gearbeitet zu sein. Wenn die An-
hänger eines von ihnen ihren Lehrer wegen seiner Frömmigkeit, Welt-
verachtung, Freigebigkeit, Stolz vor Kalifen thronen , Ablehnung des ihm
angebotenen Richteramtes usw. preisen, wollen die Schuler der anderen ihre
Meister nicht hinter ihm zurückstehen lassen und erzEhlen von ihnen dasselbe.
Ein besonders beliebter Zug ist, daß der Betreffende das Nacht- und das
Morgengebet mit einer Waschung verrichtete, d. h. während der Nacht nicht
schlief, sondern betete. Wenn der Prophet nicht das Auftreten des Ge-
lehrten vorausverkündet hatte,1 erschien er ihm wenigstens im Traume,
oder er zeigte sich einem Späteren und lobte den verstorbenen Gelehrten.*
Die Anhänger eines Mannes behaupten viel Nachteiliges von einem anderen,
der dafür wieder von den seinigen ungeheuer herausgestrichen wird. Auf
diese Weise bildet sich um jeden ein Kreis von Legenden, und seine Bio-
graphie gestaltet sich zu einem Romane, bei dem die historischen Tatsachen
zu kurz kommen.
In dieser Art sind auch unsere Nachrichten über den Imäm as Säfi'i.
Namentlich finden sich viele Widersprüche in der Datierung seiner Auf-
enthalte in den verschiedenen Hauptstädten.
Als ich vor einigen Jahren in der vizeköniglichen Bibliothek das
kitäb al umm* durchnahm, fand ich mitten unter anderen kleinen Einzel-
» Z. B. Abu Hanifa, Mälik, ääffi.
2 Der Prophet soll nämlich gesagt haben: Wer mich im Traume sieht, der
hat mich gesehen, denn der Satan kann meine Gestalt nicht annehmen.
* So ist zu lesen*, nicht amm, vgl. Ibn Hagar, tawälT t ta'sls bima'äll Ibn
ldria S. 78: kitäb al umm auwaluhä t tahärät; Ms. Berlin 9449 Bd. I fol. 197 a :
wasannaf bihä (d. h. in Ägypten) kitäb al umm fahija min kutubihi 1 gadlda, lian-
nahä riwajat ar Rabf ibn Sulaimän. MuzanT nennt das Buch in seinem Muhtasar
gewöhnlich al ganii'. Vielfach heißt es auch kitäb as Safi'T. Es ist eine Sammlung
von über hundert Einzeltraktaten Säfi'Is Ober Rechtsfächer und Rechtsphilosophie,
ron seinen Schillern al BuwaitT und ar Rabf al Muräd! veranstaltet. Die einzige
bisher bekannte vollständige Handschrift ist die in Medina, die für die vizekönigliche
Bibliothek in Kairo sehr schlecht kopiert worden ist, Kat. Kairo Bd. III S. 264
Nr. 732 (drei Bände mit zusammen etwa 2000 Blatt). Die zahlreichen Verderbnisse
and Auslassungen müssen jedoch wohl größtenteils bereits dem Original zugeschrie-
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54
Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Safi'T.
ablinndlungen aticli zwei Urkunden, die Säfi'i im Jnlrre 203. nirht lange
vor seinem Tode, ausstellte, eine Stiftung zugunsten seines jüngsten Sohnes,
und sein Testament, die ieli im folgenden in Text und Ubersetzung gebe. Sie
zeigen uns Säfi'i nicht als Gelehrten, sondern als Privatmann und Hausvater.
Die Unzuvcrlassigkeit der Handschrift nimmt leider den von anderen
Quellen stark abweichenden Angaben über Säfi'is Grundstück 1 in Mekka und
über seine Familie einen großen Teil ihres Wertes.
Das Testament gibt nur an, daß er zu ßü Juwao wohnte.3 Von
diesem Tale führt der Paß Kada nach der Oberstadt von Mekka, der Paß
Kudan nach der Unterstadt zum Bäh as Subaika.» Si'b Mubammad b. Idris
ist wohl dasselbe wie si b as Säfi'ijin.4 Nach der Stiftungsurkunde schiene
Säfi'is Grundstück auf der linken Seite von Kudan* zu liegen, nach den
anderen Quellen rechts.
Von den beiden Säfi'i außer Abu I Hasan zugeschriebenen Söhnen
wird hier und bei Fahr ar Räzi p. 31 der älteste. Abu 'Utmän, erwähnt,
Abu 'Abdallah dagegen nicht.' Nach Fahr ar Häzi war SäfTi mit Hamida
hint Näh" b. 'Ujaina (oder 'Anbasa) b. Ämr b. "Utmän b. Affän verhei-
ratet, von der Abu "Utmän und die Tochter Fätiina und Zainab stammen.'
Nach Abu Nu'aitn heiratete er eine Tochter des Abu Zurära az Zuhri."
ben werden Dies ist um so bedauerlicher, als keine zweite vollständige Handschrift
zu existieren scheint, und die sonst sich vorfindenden einzelnen Bände nur rtwa für
drei Viertel des Textes eine Kontrolle ermöglichen. Die vizekönigliche Bibliothek
besitzt sonst noch drei Bände aus zwei Handschriften, ferner mit Kinzeltitel die
Bücher ar risäla (2 Mss., nicht im Katalog; gedruckt Kairo 1310 und 1312) und
ihtilaf al hadlj (I 202). Sonst findrn sich noch Teile in Kairo (Aznar Bd. I und
Privatbesitz), Bairut (Privatbesitz), Damaskus (Bibliothek , sowie die erste Häute des
Werkes in Privatbesitz), Konstantinopel, und in meinem Besitz die risala und der
siebente Band. Der Seh Jusuf an Nabhäni in Bainit hatte die Freundlichkeit, mir
den ihm gehörigen Band zur Einsichtnahme und Abschrift (ich ließ nur das k. ihtilaf
Malik wa s Safi'T kopieren) nach Kairo zu senden, wofür ich ihm hier meinen herz-
lichsten Dank ausspreche. Näheres über den Inhalt des Buches findet man Fihrist,
Ilm Hagar a. a. O.. Ms. Berlin 9852. Die dort gegebenen Verzeichnisse stimmen in
der Anordnung der Bficher weder untereinander noch mit der Handschrift flberein.
1 1st die ses = haqq as Säfi'ijin, Wüstenfeld , Chroniken der Stadt Mekka
1 473? Was sind bujut Jusuf b. Ja'qul. as Säfi'i I 500?
2 Fahr ad dln ar Räzi, manäqib al imäm ai Säfi'i S. 209 sagt Säfi'i zu je-
mandem: «Wenn du nach Mekka kommst und bei Du Tuwan vorübergehst, so frage
nach dem Hause des Muhammad b. Idris - Als er zum ersten Male mit seiner
Mutter nach Mekka kam, wohnten sie im sib al Haif S. 16.
3 Wüstenfeld passim, Jäqüt s. v. Kada', Tag al arüs und Misbäh s. v. kada.
4 .Jäqüt und Wbb. a. a. ().
* Ms. kada. Die beiden Pässe werden sehr oft verwechselt.
f' Vgl. Wüstenfeld, der Imam as Safi'T I 44 und 53. Es ist nicht unmöglich,
daß beide nur einer sind.
7 P. 31; vgl. auch Ilm Hagar, tawali t ta'sis S. 45 unten, 46 oben.
* Hiljat al aulija', Ms. Berlin 9973 fol. 1696: faraa narah min Misr hatta
wulida lahu min gaiijatiln DanätiTr Abu 1 Hasan watutauwag as Safi'T imra'a Zuhrija
hint AM Zur.ua nz Zuhri tumma annaliu tallaqahä ba'd an dahal bihä.
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Kern: Zwei Urkunden vom Iinäm as &äfi*i.
55
Alle stimmen nur darin uberein, daß Abu 1 Hasan der Sohn der Sklavin
Danänir war. Wenn die Stelle des Testamentes: «und Danänir bei ihrem
Subue Muhammad oder den Kindern des Muhammad b. Idris bleibt« nicht
vielmehr [Abu 1 Hasan b.] Muhammad zu emendieren ist, hätte, wie es
scheint, auch dieser Sohn Muhammad geheißen, weswegen ihm zum Unter-
schiede von seinen ebenfalls Muhammad genannten Brüdern die Kunja Abu
1 Hasan beigelegt wurde. In der /.weiten Stelle ist es natürlich unmöglich,
daß Säfi'i »die Vormundschaft über seine Kinder in Mekka und wo immer sie
sein mögen, dem 'UtmSn (sie), der Zainab und der Fätima, den Kindern des
Muhammad bin ldris von Danänir, seiner Muttersklavin« übergibt. Man
muß also statt ilä vielmehr Abi lesen. Hann fehlt aber der Name dessen,
dem er sie übergibt; etwa den nachher genannten Ahmad bin Miihammnd
b. al Walid al Azracji und 'Ubaid alläh bin Ismä'il bin Mufrit (?) assarraf?
Jedenfalls aber sollen wohl auch diese drei, gegen die anderen Quellen,
als Kinder der Danänir bezeichnet werden.
A3 -Ulli
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JiU. uU* bU jt^o iTU- jl er ^1 jl ^ cH^1
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1 Kairo fiqh Safi'I 732, Band III, Fol. 282b. » Mskr.: ~*3xJ\ Jdf-
» Mskr.: j^». * Im Mskr. durch Dittographie noch einmal «\1 Jl» — £-L» .
* Mskr.: ^1/.
56 Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Safil.
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» Rskr.: )jf s ? Mskr. undeutlich. s Mskr.:
« Mskr.: ^J^). * Mskr.: . • So Mskr. I. ? rgi.
Wilstenfeld I, 456, 473. 499 (^\? ' Mskr.: Jli-\ -U:
» Mskr.: l>.t-j. • Sure 19,41. «• Sure 21,89. 11 Makr.:
«
SU. » Mskr.: Üi-. " Mskr.: j\.
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Kkhw: Zwei Urkunden vom Imam as &än'7. 57
(sic) Jll\ l-i* j£ Vj I jL-tr U v ^ t*1^ ^
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0 i»/ \ö» j Ic : <Jc (sie) jA-aU ^-ar j&
Die Stiftung.
Dies ist eine Schrift, die Muhammad b. Idris b. al 'Abbäs in Gesund-
heit4 und Geschäftsfähigkeit6 schrieb, und zwar dies im §afar des Jahres 203.
Gott* hat Abu 1 Hasan b. Muhammad b. Idris Vermögen beschert.
Nun hat M. b. I. vom Vermögen seines Sohnes A. b. M. b. I. vierhundert gute
richtige vollwichtige Dinare genommen, und es ist M. b. I. seinem Sohne A.
b. M. b. I. dafür ersatzpflichtig.
M. b. I. nimmt die Zeugen dieser Schrift zu Zeugen, daß er für seinen
Sohn A. b. M. b. I. drei Sklaven stiftet. Darunter ist ein brauner Sklave,
Eunuch, $älih genannt, ein nubischer Sklave, Bäcker, Bulbul genannt, und
ein fezzanischer (?) Sklave, Walker, Sälim geheißen. Ferner eine braune
Sklavin, N. N. geheißen. Ibn Idris hat sie für seinen Sohn A. b. M. b. 1.
in Empfang genommen, und sie sind aus dem Eigentume des M. b. I. aus-
geschieden.
1 Fehlt Mskr.
5 Der Großvater und Gewährsmann des Verfassers der Chronik von Mekka,
vgl. Chr. M. I , S. VI ff.
' Die Namen der Zeugen fehlen.
4 Was jemand während der Krankheit, an der er starb, verfügt hatte, gilt
zitier letztwilligen Verfügung gleich und ist denselben Beschränkungen unterworfen.
1 Der arabische Auadruck besagt eigentlich etwas mehr.
* Ich lasse die hinter Gottes und des Propheten Namen üblichen Eulo-
P*n fort.
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58
Kern: Zwei Urkunden vom Imäm as Säfn.
M. b. I. n. d. Z. d. S. z. Z., daß er seinem Sohne A. l>. M. b. I. seinen
gesamten Schmuck stiftet. Dies sind zwei Armspangen1, zwei Armringe,
zwei Fußringe und eine Halskette, alles dieses aus Gold, und doppelt so«
viel desgleichen Sehmuck aus Silber. Er hat ihn fur ihn von sich sellwr
in Empfang genommen, und ihn seiner Mutter ubergeben, damit sie ihn
für ihn in Empfang nehme und aufhebe. Alles was M. b. I. dem A. b. M.
gestiftet hat, ist zu Vermögen des A. b. M. geworden.
M. b. I. n. d. Z. d. S. z. Z., daß er sein Haus* stiftet, das am Abhänge
des Passes Kudan in Mekka gegenüber dem Hause der Munira (?) liegt,
zur Linken des aus Mekka Herausgehenden, im Tale des M. b. I. Dies
sind die beiden Häuser, von denen eins das Haus ist, welches sich auf dem
Hofe von M. b. I.'s großem Gehöfte befindet. Eins dieser beiden Häuser ist
das Haus, welches M. b. I. neben dem Hause gebaut hat, das nls [Haus des]
öäbir b. Muhammad bekannt ist. Eine der Grenzen dieses Hauses ist Kudan,
seine zweite Grenze in dem freien Platze, der sich auf dem Hofe von
M. b. I.'s großem Gehöfte befindet, die dritte Grenze der Weg des Tales des
M. b. I., die vierte Grenze das große Tal nach D" Tuwan. Das zweite
Haus sind gedeckte steinerne Hallen, deren Weide und Garten sich auf den
Höhen des Gebirges befindet, in dem die «kleine Hazanaf?)« liegt.
Dieses Haus, das als [Haus des] N. N. b. *Abd al Gabbär (?) und das
Haus, welches als [Haus des] Amr b. al muad<jin bekannt ist. diese beiden
Hauser stiftet M. b. I. mit allen ihren Rechten, Land, Bauten, Anbauflächen,
Wegen, und jeglichem Rechte, das ihnen innerhalb und außerhalb zustellt,
seinem Sohne A. b. M. b. 1. als geweihte Stiftung, die nicht verkauft noch
vererbt werden darf, bis sie Gott erbt, der -die Erde beerbt und alle, die
darauf sind-, und er ist »der beste der Erben«.
Abil 1 Hasan besitzt von ihren Nutzungen, soviel man von den Nutzun-
gen der geweihten Stiftungen besitzen kann. Solange A. b. M. b. I. lebt,
hat niemand ein Anrecht darauf neben ihm, bis A. b. M.'s Mutter frei wird.
Wenn nun A. b. M. b. I.s Mutter frei wird, steht sie ihm bei diesen beiden
Häusern gleich.
Wenn nun A. tot ist, gehören diese beiden Häuser den Kindern des
A. b. M. und deren Kindern, männlichen und weibliehen, deren Väter
Stammbaum auf ihn zurückgeht, solange sie sich fortpflanzen, und ihrer
Ahnin, der Mutter des A. b. M., mit ihnen; sie hat den Anteil eines von
ihnen, bis sie stirbt. Wenn A. und die Kinder seiner Kinder tot sind,
gehören diese beiden Häuser der Fätima und Zainab, den Töchtern des
M. b. I., und Kindern, wenn solche dem M. b. I. nach dieser Schrift geboren
werden,' gleichmäßig daran [Anteil nehmend und] egal, solange sie sich
1 Das betreffende Wort bezeichnet gewöhnlich einen Armring aus Horn oder
Schildpatt.
* Oder: sein« beiden Häuser, welche? Vgl. auch Chronik der Stadt Mekka
I 457 Zeile 7 von unten.
* Safi'i war damals erst 53 Jahre alt. Er starb am letzten des Monats Ragab 204.
Nach einer Version überfiel ihn ein Mann aus Rache bei Nacht und verwundete ihn
mit einem eisernen Schlüssel am Kopfe; seitdem kränkelte er (Fahr ar Rati S. 86).
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Kern: Zwei Urkunden vom Imäm as &»ß'T.
59
fortpflanzen. Dieses Haus (sie) soll keinem von den Kindern des M. b. I.
gehören, noch den Kindern seiner Kinder, noch den Kindern des A. b. M.,
noch den Kindern seiner Kinder, weiblichen Geschlechts, außer Töchtern,
deren Väter Stammbaum auf ihn zunickgeht.
Wenn sie tot sind, gehören diese beiden Häuser, die beiden Wohnungen
sie) als Stiftung der Familie Säfi' b. as Sä'ib, wenn nun sie tot sind, den in
Mekka Anwesenden von den Banü 1 Muttalib b. Abd Manäf , wenn sie tot
sind, den Armen, den Bedürftigen, dem Sohne des Weges', dem Hagg- und
dem "Umrapilger.
M. b. I. hat diese beiden Häuser dem Ahmad b. M. al Azratp uber-
geben, und sie sind somit in seiner Hand für A. b. M., danach die, welche
er mit und nach ihm genannt hat. M. b. I. hat sie aus seinem Eigentum
ausgeschieden und sie unter den in dieser Schrift ausbedungenen Be-
dingungen dem A. b. M., danach denen , welche er mit und nach ihm
genannt hat, zugewandt.
Es bezeugt des M. b. I. Anerkennung dessen, was in dieser Schrift
[angegeben] 1st und daß A. h. M., der in Ägypten geboren ist, fur den das in
dieser Schrift Angegebene auf die darin ausbedungenen Bedingungen ge-
stiftet wurde, ein Minderjähriger ist, für den M. b. I., sein Vater, das
Empfangen und Geben verwaltet, und was der Vater fur seine minder-
jährigen Kinder verwaltet . . .*
u** jij 4 d^ji V .a^j 4»i vi 41 V jl ^ «n j* f \x£
1 I). h. dem Reisenden. 1 Die Namen der Zeugen fehlen. 3 Bat-
haqi, kitah as sunan al kubrä (Brockelmann I, 363, Nr. 4, 1) Kairo 852/54:
(Sure 3, 182; 21,36; 20,57) Ojll ^Tli ^ $ d*r ) 4»\ Jü
^\J\ y\ \^Jo* V\5 jjf J>\ o -J^*- y\j aA\ -A-p y\ l/jo-l
fj^-l (Sic) V\» (al Asimm, Wiistn.feld, Sdüfi'it. n II, Nr. 139) ^y* &
usw. \Xm l'tj ^LJl Je. J« j\gL- ^ * Vgl.
Sure 40, 20. * Vgl. Snre 4, 81 und 164: 48, 28. • B. : . » Mskr.:
60 Kerm: Zwei Urkunden vom Imäm aS Säfil.
otfll j «»I r> L fjtj ^ ±* <^ 2[jU] Jp ^ ^IjT J >j
^ » 4/ Ott ^ Jl viAJi jJjL^ Vj OJI J r']
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• ^ Jl ck- U ^ "^'U JLi-| jl^ ^j^l er. fv'U
1 Mskr. : ol"-^ 53 . ' Das Eingeklammerte fehlt im Mskr. and ist
aus BaihaqT ergänzt. s B.: Jj»-J < — \J — » . * Sure 3,28.
» Mskr.: ÜJJ, B.iJ'J». • B.r^'lj. ' Mskr.: VI. • Vgl.
Sure 40, 42. • Fehlt B. 10 Vgl. Sure 32, 17; 46, 13; 56, 23.
»' Fehlt B. '» Mskr.: J* *»l a!W -A^V -^-1 J^. 1S Mskr.:
Jy j. JI^VI. 14 B.: 4»\ j. ,s B.: 16 B. fihrt fort:
<~* c5*i. !>/>"l J Jtt ^- ^ (8. unten den drittletzten Absatz).
" Mskr.: i-iU. '» Mskr.: jU» . 19 Vielleicht ist zu emendieren: J-i
^ .y\ j >\ ^ ^ pTÜll j >•! jl.
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Kehn: Zwei Urkunden vom Imam as Säfi'T. 61
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jJ Cr. •*> Jj jl 1>^I ^ ^i. j^t'^j 3> J^" U ju jjl'j ^
cH^l Cr JL. ^JT or i*^ ,8L^ j> Jt Jij
jy pi* | jli "[«jjj^ Cr ^ 4lj y. uc~.\il l <u l^Jb ji']
• cH Cr. 4lj rl Jp Ijj ^
1 Mskr.: jji . « Makr.: ^1 . • Mskr.: <^bj . «Mskr.:
Jr- * Makr.: • Makr.: A^jl j|jj|. ? Mskr.: C-^jl .
» Mskr.: £^ ^ J^" ^ Dj*. • Mskr.: | jl . io Mskr>.
" Mskr.: C^li. »V jj^| j| zu ergänzen?
11 Abkr. : ; oder ist dies beizubehalten und danach als ausgefallen zu
ergänzen? » Mskr.: C-I5lj . <* I)as Eingeklammerte am Rande
mit dem Vermerk J-*YI j 1 -ST
62 Kirn: Zwei Urkunden vom Imäm a& Säfi"I.
Cr i— j/tj er <— ^ ^ttj ^ j^. jt ^**b
^ J- ^-4- Cr^J (4--». ^ J* iS'ß* (S*
'o-»j j Jy£\ j*j <*\ ;Y>« ^-*-*b J-f-J J-oJl
j£3 L öU J-/ 4jL dir L4- ^ ^ j i*^ j* ^
• ^ Cr4 Vi aJi^. Jui Vj jviUl C£ <5>jj pr* -^b
£f *Vjj ^ • Cr L Cr J-^j
a. ^ j ^ <£M V * «•» Jt r* J» V. <;
Cr -»^ "l^j je, J* UU. o-,^ pTUl ^l^i r« l^J^
V 4 ^ ^ r*^ ^ 01 er. -^-x
Cr~^"^ ^ ^ * \y*>^ij \> ol 4j~i-i ^1 JUj aIU \y+fi
^jA ^ ^ Uj ^ ^jj» Cr. >j &J\ £x j~ *~
1 M.slo . : 9* . - >Ukr. : ^ . * Oder in »»^« >" tu emeiidiereii?
* M„kr.: * Fehlt Mskr. « Mslcr.: 1^.
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Kern: Zwei Urkunden vom Imam aS Säfi'i. 63
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» Mskr.: jy^. > M*kr.: a Mskr: C^=>J .
1 Makr.: Jl . * Mskr.: . • Mskr.: jj . ' B.: -*>J
• Fehlt B. * B.: *U . 10 B : wili- . » Fehlt
Mab. l» Soweit B. Mskr. am Rande J— »VI j vJ*l-r • ,s >h*kr.:
1^-- 14 Die Namen der Zeugen fehlen.
64
Kehn: Zwei Urkunden vom Imam as &äfi'i.
Das Testament
Es sagt ar Rain b. Sulaimän:1
Dies ist eine Schrift, die Muhammad b. Idris b. al Abbäs as Säfi'i im
Sa'bän des Jahres 203 schrieb. Er nimmt Gott, -der die verstohlenen
Blicke und was die Busen verbergen« kennt, zu Zeugen, und -es genügt
ihm«, er »als Zeuge«, danach wer ihn hurt, daß er bezeugt, daß kein Gott
ist außer Gott allein, er bat keinen Genossen, und daß Muhammad sein
Knecht und sein Gesandter ist. Er hat nicht aufgehört, diesen Glauben zu
haben, und wird diesen Glauben haben, bis ihn Gott darin [verharrend]
empfängt und auferstehen laßt, so Gott will. Daß er sich selber und den,
welcher sein Testament hört, ermahnt, fur erlaubt zu halten, was Gott in
seinem Buche, danach durch die Zunge seines Propheten Muhammad, erlaubt
und fur verboten, was Gott im Buche, danach im überlieferten Gesetze
verboten hat; und daß er nicht davon zu etwas anderem abweiche; denn
Abweichung davon ist Unterlassung des Gebotes Gottes und Begehung
dessen, was dem Buche und dem überlieferten Gesetze widerspricht: das
gehört aber beides zu den [unerlaubten] Neuerungen. Auf die Erfüllung
von Gottes Geboten aufmerksam zu sein, sich der von ihm verbotenen
Dinge zu enthalten und häufig daran zu denken, daß man vor ihm stehen
wird »an dem Tage, da jede Seele was sie von Gutem getan, gegenwartig
finden wird, und was sie von Schlechtem getan, indem sie wünscht, daß
zwischen ihr und ihm eine weite Frist wäre«. Daß er diese Welt auf den
Platz stelle, auf den sie Gott gestellt hat. Denn er hat sie nicht zu einem
Hause [dauernden] Verweilens gemacht, nur eines Verweilens, dessen Zeit-
dauer eilends aufhört. Vielmehr hat er sie einem Hause des Tuns gemacht,
jene Welt aber zum Hause des Bleibens und um darin zu vergelten für
das, was er in dieser Welt von Gutem oder Bösein getan, wenn Gott ihm
nicht vergiebt. Daß er niemanden zum Freunde nehme außer jemand , der
Mim um Gottes willen freund ist, von denen, welche die Freundschaft in
Gott verstehen, und von denen man Mitteilung von Wissen in der Religion
und gutes Benehmen in der Welt erhoffen kann. Daß der Mann seine Zeit
kenne, Gott um Erlösung von dem Bösen seiner selbst darin bitte, sich
davon enthalte, sich durch Wort oder Tat übermaßig in einer Sache un-
nötiger Weise zu ereifern, und aufrichtige Absicht auf Gott in dem habe,
was er sagt und tut; denn Gott genügt ihm anstatt dessen, was außer
ihm ist, und nicht genügt anstatt seiner etwas anderes.*
1 Anfang des Parallel textes bei BaihaqT, as sunan al kubrä: Bach über die
Begrälmisriten : Gott sagt: -Jede Seele kostet den Tod.« Es berichtete uns Ab»
'Abdallah al häfiz und Abu Sa'Id b. Abi 'Ainr, sie sagten : es erzählte uns Abu 1 'Abbas
Muhammad b.Ja'qüb, er sagte: es berichtete uns ar Rabf b. Sulaimän, er sagte: man
las Säfi'T vor, während ich anwesend war: Dies usw.
2 BaihaqT fährt fort : Und er erwähnt seiu Testament. Dann sagt er an dessen
Ende: Und Muhammad — er meint sich selbst — usw. (Siehe den drittletzten
Absatz.)
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Kehn: Zwei Urkunden vom Imam an Saß* 7.
65
Er verfugt, daß, wenn ihm der Tod zustößt — Gott hat ihn über
seine Geschöpfe verhängt — gegen den ich Gott um Hilfe bitte und gegen
das, was nach ihm ist, und um Schutz, vor jeglichem Schrecken, sondern
[er führe mich in] das Paradies in seiner Barmherzigkeit — er hat aber dies
sein Testament nicht verändert, das folgt:
Ahmad b. Muhammad b. al Walid al Azraqi hat die Verwaltung der
Sache des Täbit, des kahlköpfigen Eunuchen, den er in Mekka gelassen
hat. Wenn dabei nichts Schädliches fur das ist, was M. b. I. hinterlassen
hat, lasse er ihn an Stelle des M. b. I. frei. Wenn A. b. M. etwas zustößt,
sage man dem, der die Verwaltung seiner Sache hat, der sich mit M. b. I.s
Saehe beschäftigt: verwalte seine Sache nach Ahmad und führe somit an
seiner Stelle aus, was Ahmad Obergeben worden ist.1
Er verfugt, daß die andalusische Sklavin, Fauz geheißen, die seinen Sohn
A. b. M. b. I. säugt, wenn A. b. M. b. I. zwei Jahre vollendet und erihr Säugen
entbehren kann, oder vordem stirbt, um Gottes willen frei sei. Wenn er
zwei Jahre vollendet hat, und man glaubt es sei besser fur ihn, daß er [weiter]
gesaugt werde, soll sie ihn noch ein Jahr säugen, dann um Gottes willen frei
sein, es sei denn, daß man die Aufgabe der Säugung fur besser für ihn hält
oder er stirbt, dann wird sie durch was immer von beiden erfolgt, frei.
Wenn er nach Mekka fortgeführt wird, wird sie mit ihm fortgeführt bis
sich die von mir angegebene [Frist der] Säugung vollendet, dann ist sie
frei. Wenn sie frei kommt, bevor er nach Mekka fortgeführt wird, soll
sie nicht gezwungen sein, nach Mekka zu gehen.
Er verfügt, daß die Mutter des Abu 1 Hasan, seine Muttersklavin
Danänir, fortgebracht werde und seine Sklavin Sikka (?) die. Negerin erhalte,
als Legat für sie, und daß man ihr eine Sklavin oder einen Eunuchen für
bis zu 25 Dinar kaufe oder ihr 20 Dinar gebe, als Vermächtnis für sie. Das-
jenige, was sie vorzieht, soll man ihr geben. Wenn ihr Sohn stirbt, bevor
sie mit ihm nach Mekka fortgeführt wird, soll dieses Vermächtnis ihrer sein,
wenn sie es will. Wenn Fauz nicht frei wird, bevor sie mit A. nach Mekka
fortgeführt wird, soll sie und ihr Sohn mit ihr mit A. fortgebracht werden.
Wenn A. stirbt, bevor sie nach Mekka fortgeführt wird, ist Fauz frei und
erhält 3 Dinare.
Er verfügt, daß das Drittel* seines Vermögens in 24 Teile geteilt,
und für Danänir 2 Teile von 24 Teilen vom Drittel seines Vermögens ge-
stiftet werden; solange ihr Sohn lebt oder sie bei ihm bleibt, soll davon ihr
Unterhalt bestritten werden. Wenn ihr Sohn A. stirbt, und sie bei den
Kindern des M. b. I. bleibt, so steht ihr dies zu. Wenn sie ihren Sohn
und seine Kinder verläßt, wird ihr entzogen, was ihr vermacht wurde.
Wenn Fauz bei Danänir bleibt, nachdem sie frei ist, und Danänir bei ihrem
Sohne Muhammad oder den Kindern des M. b. I. bleibt, stiftet er für Fauz
[einen Teil)3 von 24 Teilen vom Drittel des Vermögens des M. b. 1., von dem
1 Der Text ist nicht in Ordnung. Ich habe eine Umstellung vorgenommen.
* Die Legate dürfen ein Drittel der Hinterlassenschaft nieht übersteigen.
* Oder: beiden gemeinschaftlich einen Teil.
Milt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 190L II. Abt 5
66
Kehk: Zwei Urkunden vom Iniäm as Säfn.
ihr Unterhalt bestritten werden soll, solange sie bei ihr und bei den Kin-
dern des M. b. I. bleibt. Wenn Fauz nicht bleibt, wird er ihr entzogen
und Danänir, der Muttersklavin des M. b. I. zurückgegeben.
Kr vermacht den Armen der Familie Säff b.asSäib 4 Teile von 24 Teilen,
die ihnen ausgezahlt werden sollen. Dabei soll jung und alt, Mann und
Frau gleich sein. — Er vermacht dem Muhammad b. al Wafid al Azraqi 6
Teile von 24 Teilen vom Drittel seines Vermögens. Kr verfugt, daß an seiner
Statt Nacken1 für 5 Teile von 24 Teilen vom Drittel seines Vermögens freige-
lassen werden. Es sollen möglichst die Verdientesien und Lobenswürdigsten
ausgewählt, und unter ihnen Mas'ada der Schneider gekauft werden , wenn
sein Besitzer ihn verkauft, und freigelassen werden. — Er verfugt, daß den
Nachbarn seines Hauses, das er zu D" Tuwan in Mekka bewohnte, ein
Teil von 24 Teilen vom Drittel seines Vermögens geschenkt werde. Dabei soll
ein jeder inbegriffen sein, dessen Patronat Idris hatte, und die Freigelassenen
seiner Mutter, Mann und Frau, und jedem von ihnen viennaP soviel ge-
geben werden, wie einem von seinen Nachbarn. — Er vermacht 'Abbäda (?)
der Saijida (?) und Sahl, ihrem Sohn, seinen Freigelassenen, Sabina, der
Freigelassenen seiner Mutter, und denen, die er in seinem Testament frei-
gelassen hat, ein Teil von 24 Teilen vom Drittel seines Vermögens. Es soll
'Abbäda (?) doppelt soviel erhalten wie jeder von ihnen, und zwischen
den übrigen Gleichheit sein. Keinem von seinen Freigelassenen soll ge-
geben werden, außer denen die in Mekka sind.
Alles das, was er von Teilen seines Drittels nach den in Ägypten
vermachten Lasten und Legaten vermacht, sei gemäß dem, was er vermacht*,
und [damit] werde angefangen, dann werde der Rest seines Drittels lw-
rechnet und so daraus die Teile herausgenommen , die in seiner Schrift be-
schrieben sind.4
M. b. 1. übergibt die Ausfuhrung seiner in Ägypten [von ihm ausge-
setzten] Legate und die Verwaltung seines gesamten Nachlasses daselt»st
Gott, danach Abd alläh b. Abd al Hakam* dem Koreischiten , Jüsuf b. Amr
b. Jazid dem Kechtsgelehrten und Sa'id b. al Gahm al Asbahi. Wenn wer
auch immer von ihnen stirbt, abwesend ist oder die Ausführung des Testa-
mentes aufgibt, so tritt der Anwesende, der sein Testament ausführt, [an
seine Stelle] auf eine Weise, die ihn von dem unabhängig macht, der von
[der Ausführung von] M. b. I.'s Testament abwesend ist oder [sie] aufgibt.
Er trägt Jüsuf b. Amr b. Jazid, Sa'id b. al Gahm und Abd alläh b. Abd
al Hakam auf, seinen Sohn Abu l Hasan, sobald es ihnen möglich ist, nach
Mekka zu seiner Familie gelangen zu lassen. Er soll nicht zu Wasser fortge-
führt werden, wenn eine Möglichkeit [es] auf irgend eine Weise zu I>ando [zu
1 D.h. Sklaven.
» Oder dreimal? Vgl. Lane unter di'f.
s Oder: so soll berechnet werden, was er vermacht?
4 Soll das heißen, daß die später hinzukommenden Legate den Vorzug vor
den hier erwähnten erhalten, die a%4 (?) ausmachon?
s Wflstenfcld, Schafiiten I, Nr. 34.
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Kern: Zwei Urkunden vom Iin.im as Safi'T.
07
tun) ist. Sie sollen ihn und seine Mutter mit zuverlässigen Leuten zusammen-
bringen, und es werde ausgeführt, was er ihnen in Ägypten [zu tun] aufgetragen
hat: sie sollen seinen Besitz und den des Abu 1 Hasan, seines Sohnes
sammeln und dies alles und damit die Sklaven Abu l Hasans nach Mekka
gelangen lassen, bis es dem Testamentsvollstrecker des M. b. I. daselbst
übergeben wird. Wenn irgend etwas von M. b. I. oder seinem Sohne A.
b. M. in Ägypten bleibt, so sind Sa'id b. al Gahm, Abd alläh b. Abd al
Ilakam und Jüsuf b. Ämr seine Testamentsvollstrecker dafür und die Vor-
münder für seine Kinder und das, was von ihm und ihnen in Ägypten ist,
unter der Bedingung, die er gestellt hat, daß der von ihnen Anwesende in
allein, was ihm aufgetragen ist, an Stelle ihrer aller sei, und was sie [daran]
gewinnen (?), bis die Testamentsvollstrecker des M. b. I. in Mekka Leute
sind, denen man [es] zusenden kann; dann sind sie davon los. Sie ver-
walten die Schuldverpflichtungen des M. b. I. in Empfangen und Tilgen
von Schulden, wenn er dort deren hat, den Verkauf dessen, was sie zu
verkaufen für richtig halten, von seinem Nachlaß und anderem von allem,
uns er in Ägypten zu bekommen hat und schuldet, die Vormundschaft für
seinen Sohn A. b. I. und den ganzen Nachlaß des M. b. I. in Ägypten an
I*and und anderem.
Es übergibt M. b. I. die Vormundschaft über seine Kinder in Mekka,
und wo immer sie sein mögen, Abu 'Ulmän, Fätima und Zainab, die Kinder
des M. b. L von Danänir, seiner Muttersklavin, wenn er Ägypten verläßt,
und die Verwaltung des gesamten Besitzes seiner Kinder, die er genannt
hat, und der Kinder, wenn M. b. I. [noch] welche bekommt, bis sie sowohl
die körperliche als die geistige Reife erreichen, und ihre Besitztümer, wo
diese auch sein mögen außer dein, was seine Testamentsvoll-
strecker in Ägypten verwalten. Denn dies ist ihre Sache, solange es einer
von ihnen besorgt. Wenn er es aufgibt, so liegt es seinen beiden Testa-
mentsvollstreckern in Mekka ob, das sind Ahmad b. Muhammad b. al Walid
al Azratji und "Ubaid alläh b. Ismä'il b. Mufrit (?) der Wechsler. Wenn
'Ubaid alläh stirbt oder die Testamentsvollstreckung nicht annimmt, so ist
Ahmad b. Muhammad der, welcher dies alles zu besorgen hat.
Und Muhammad* bittet Gott, der mächtig ist, zu tun was er will,
daß er unsern Gebieter Muhammad, seinen Knecht und Gesandten, segne,
sich seiner* erbarme, denn er ist seines Erbarmens bedürftig, ihn vor dem
Höllenfeuer schütze, denn Gott hat es nicht nötig, ihn zu züchtigen, daß
er ihn in allem, was er ersetzt, durch das Vorzüglichste ersetze, wo-
durch er einen der Gläubigen ersetzt, sie für seinen Verlust entschädige,
ihr Unglück nach seinem Tode heile und sie vor Ungehorsamkeiten gegen
ihn, Begehung dessen, was von ihnen häßlich wäre, und daß sie eines von
seinen Geschöpfen bedürfen, durch seine Macht bewahre.8
1 Wenn man keine Lücke annehmen will, könnte eine anakoluthischc Kon-
struktion mit virtueller Vorausnahme de» späteren: «seinen beiden Testamentsvoll-
streckern in Mekka» vorliegen.
» D. h. Safi'T.
* Soweit BaihaqT. Nach dem Manuskript wäre hier eine Lücke in der Vorlage.
5»
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(38
Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Safi'i.
Es läßt M. 1>. I. gegen sich in seiner Krankheit bezeugen, daß Salim1
der Schröpfer nicht ihm, sondern jemandem von seinen Kindern gehört.
Dies ist gegen mich bezeugt; wenn er nun verkauft wird, so geschehe das
auf Grund des Vorteils fur ihn. Also gehört nichts von ihm zu meinem
Vermögen. Ich habe über mein Drittel verfugt. Es ist jedoch nicht in
meinem Drittel einbegriffen, was keinen Wert hat, Tongefäße, Schüsseln
und Matten, vom Abfalle des Hauses, und die Reste von den Speisen des
Hauses, was nicht gebraucht wird, von dem, was keinen Wert hat.
Es bezeugen dies . . . .*
1 Oder Sulaim?
* Die Namen der Zeugen fehlen.
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69
Das Buchwesen in Turkestan und die türkischen
Drucke der Sammlung Hartmann.
Von Martin Hartmann.
Die Tätigkeit der Pressen Turkestans ist nicht unbekannt. Ich .seihst hatte
schon Veranlassung, von einigen in Taskent und Ka&gar hergestellten
Büchern zu sprechen.1 Turkestaner Drucke finden jetzt auch Erwähnung
in Bucldiändlerverzeichnissen.* Einiges wurde aufgeführt in der Orientali-
schen Bibliographie. Das in russischer Sprache Gedruckte, das fur die
Orientalisten Interesse hat, kam zur Sprache gelegentlich der verdienstlichen
Jahresberichte Bartholds in diesen Mitteilungen. Dabei fanden auch türkische
Drucke Erwähnung. So wird den Freunden der osttflrkischen Studien die
Existenz mancher hier verzeichneten Drucke bekannt sein. Doch wird das
Bekannte durch die Zusammenstellung in neuem Lichte erscheinen; auch
fügte ich sprachliche und sachliche Bemerkungen bei. Ich bemuhte mich,
dnen Einblick in den Betrieb des Buchgewerbes zu gewinnen, so gut es
bei der kurzen Zeit meines Aufenthaltes und neben den dringenderen Auf-
gaben möglich war. Diese Beobachtungen in Verbindung mit dem tatsächlich
zusammengebrachten Material lassen Schlüsse auf das Geistesleben des
Landes zu.
In Russisch -Turkestan steht an der Spitze der Drucktätigkeit
naturgemäß Taskent als Sitz des General - Gubernators.8 Schon vor der
Eroberung durch die Russen im Jahre 18o.ri war Taskent neben der da-
maligen Hauptstadt des östlichen Transoxaniens, Chöqand (Kokan), ein be-
deutender Mittelpunkt geistigen Lebens, soweit man so ein Leben nennen
kann, das sich auf den geistlosen Betrieb der traditionellen religiösen Dis-
ziplinen und von ein wenig adab beschränkte. An die Verwendung von
Druckpressen — es hätte sich nur um Steindruck gehandelt* — scheint
• hlamücher Orient (IV) S. 117. (V) S. 149 Amn. 2.
1 So in -Bericht über neue Erwerbungen von Otto Harrassowitz in Leipzig« ;
S|»irgati* (Leipxig), Katalog 96 Nr. 1238.
* Über die Verwaltung der russischen Provinz Turkestan s. Hartmann in
der Zeitschrift Atrien II , 133 ff.
4 Bei den Torkestanem findet man eine lebhafte Abueigung gegen Drucke
mit beweglichen Typen , wie bereits hlamixcher Orient (V) S. 1 19 Anm. 1 bemerkt
wurde. So begegnet man Typendrucken selten. Die wenigen Klassen und Einzel-
werke solcher Art sind im Laufe dieses Aufsatzes besprochen.
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70
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
man vor 1865 weder in Taskent noch in Chöqand gedacht 7.11 haben.1 Die
russische Regierung besteht selbstverständlich grundsätzlich darauf, daß
einzig das Russische Amtssprache ist. Aber praktische Rucksichten zwangen
sie, ihren Willen dem eroberten Lande in der Sprache der Bevölkerung
kundzutun. Neben Plakaten und Flugblättern dient ihr die •Turkestanisclie
Eingeborenen -Zeitung- (turkestonskaja tuzemnaja yazeta, türk. turkixtän uilä-
jetmiii gaset?). Das im Jahre 1869 gegründete Blatt', gegenwärtig redigiert
von dem ausgezeichneten Leiter des Taskenter Lehrerseminars Nikolai
Petrowitsch Ostroumoff3, gibt das Amtliche meist russisch und türkisch
und macht in dem rein türkischen Teil die Bevölkerung mit dem Wichtigsten,
was im Lande vorgeht, und dem Wesen der Regierenden bekannt, und
sucht an ihrem Teile zur Hebung des kulturellen Zustandes durch Ver-
breitung nützlicher Kenntnisse beizutragen. Ich konstatierte, daß die
Zeitung in den Kirgisenniederlassungen im östlichen Berglande Ferghanas
gelesen wird.*
Wann die Drucktätigkeit in Taskent lebhafter wurde, vermochte ich
nicht festzustellen. Man würde das sicherste Bild gewinnen durch Hinsicht
der Zensurlisten. Jedes Buch, das gedruckt wird, muß der Zensurbehöi-de
vorgelegt werden, und unter den hier aufgeführten ist keines, das des
Vermerkes »docicohno tsenzuroiu S.P.burg* mit Datum entbehrt. Sitz der
Zensurbehörde war einige Zeit Tif Iis 5, jetzt ist ihr nomineller Sitz Peters-
burg, doch habe ich Grund anzunehmen, daß die Werke, die der Lokal-
regierung eingereicht werden, gar nicht selbst nach Petersburg gehen,
sondern durch einen Vertrauensmann der Zentrnlzensur in Taskent erledigt
werden.
In Taskent lietreiben gegenwärtig zwei Druckereien die Herstellung
türkischer Drucke, beide in der Russenstadt gelegen: 1. die Druckerei des
Stabes des turkestanischen Militärkreises {tipograßja schtaba turkest. tcojettn.
okrvga)*, 2. Druckerei Iljin (tipo-litogr. W. 2V. Iljina). Beide haben gut zu
tun. Von Druckereien, die auf älteren Drucken genannt sind, nenne ich:
1 Ich wenigstens fand keine Spuren davon. Es sei hier gleich bemerkt, daß
mir, dem Fremden, wohl mnnches entgangen sein kann, was den Russen, die seit
langem im Lande arbeiten, wohlbekannt i»t. Die Schwierigkeit, von den Ein-
heimischen zureichende Mitteilungen und Nachweise zu erhalten, ist außerordentlich
groß, in Chinesisch -Turkestan freilich noch viel größer als in Russisch -Turkestan.
Für Nachtrage und Berichtigungen von russischer Seite werde ich besonders
dankbar sein.
1 Es erscheinen 50 Nummern im Jahre ; Preis im Aualand 5 Rubel.
» Siehe über ihn den oben angeführten Aufsatz in Asien S. 136 Amu. 1.
4 Natürlich nur da, wo ein Imam, d.h. ein Schulmeister, vorhanden ist, der
dann das Gelesene den anderen gewichtig mitteilt. Ich traf diesen Zustand in
Qaflanköl an, eine starke Tagereise östlich von Os, etwa vier Reitstunden vor Gulca.
* Einen Zensurvermerk aus Tiflis vom Jahre 1901 trägt das in Samarkand
gedruckte Maulndi serif (s. Nr. 4).
• Sie hat natürlich zunächst die wertvollen Arbeiten des Taskenter General-
stabes herzustellen. Der Betrieb ist ein umfangreicher uud geordneter.
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Haktiiakw: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
71
1. Lachtin, 2. Breidenbach, 3. Kamenski, 4. Kostelow, 5. Portsew. Ich
habe Grund anzunehmen, daß diese Firmen nur verschiedene Schilder fur
ein und dieselbe Druckanstalt waren. Auch ljjin scheint nur in die eine
alte Druckerei eingetreten zu sein; s. unter 9, 12 und 17.
Wie die Drucke zustande kommen, ist aus der Form zu ersehen,
welche in den meisten Fallen dem Titel gegeben wird. Diese ist folgende':
-Xj ^ ^J» .... Al^lT, d. h. : Durch die Hilfe des Hervor-
bringers von Land und Bewohnern und des Schopfers von Ort und Zeit
wurde dieses geschätzte Buch , das durch die Gnade des Allspenders zu
den Werken des . . . gehört, und welches den Titel hat, auf
Veranlassung und auf Kosten des .... in dem Lande Ta&kent in der
Druckerei .... gedruckt.*
Der Mann, »auf dessen Veranlassung und Kosten« das Buch gedruckt
wird, der also etwa unserm Verleger entspricht, ist wohl meist selbst ein
Buchhändler oder Händler überhaupt, da der Buchhandel von Geschäfts-
leuten aller Art als Nebengewerbe betrieben wird." Bei dem Entschluß,
ein Werk drucken und es dann im Wege des gewöhnlichen Buchhandels
vertreiben zu lassen, spielt im Islam ein Moment hinein, das in den Kultur-
ländern nur noch selten zu finden sein durfte4: die Hoffnung, sich durch
Drucken eines frommen Werkes einen Lohn im Jenseits zu erwerl>en. Ks
soll nicht gesagt sein, daß diese Aussicht verlockend genug ist, um der
1 Ich gebe dieses Beispiel, weil man gerade dieser Form auch auf indischen
und persischen Drucken nicht selten begegnet. Wer viel mit orientalischen Drucken
zu tun liat, dem wird es angenehm sein, hier die Lesung wenigstens einer Form
zu erhalten. Diese Äußerlichkeiten zu behandeln ist ermüdend und sie seheinen
unwichtig; es ist al>er durchaus notwendig, daß einmal eine vollständige Übersicht
ul»er das, was auf diesem Gebiete üblich ist, gegeben wird.
' Auch in der äußeren Anordnung und selbst in dem Sehrittduktus schließen
sich die Titel der Taskentdrucke ersichtlich meist an indische Vorbilder an. Mit
Vorliebe haben sie eine Borte teils mit geometrischen, teils mit Blumenornamenten
als Rand; woher die Stempel stammen, vermag ich nicht zu sagen.
B Das ist naturgemäß besonders da der Fall, wo der Buchhandel gar nicht
oder nur wenig organisiert ist. Aber selbst in Taskent wird man gelegentlich zu
Schnittwaren- und anderen Händlern geführt, die in ihrer Wohnung Handschriften
und Drucke vorlegen. Es handelt sich dann um solche Sachen, die nicht Stapel-
* Es wirkt noch mehr, fast ausschließlich, soweit nicht Eitelkeit in Betracht
kommt, bei der Abfassung von Werken; denn Honorar für literarische Arbeiten in
unserm Sinne ist im Orient unerhört und wird selbst in Stambul, wo doch vieles
schon nach europäischer Art organisiert und das Buchwesen verhältnismäßig ent-
wickelt ist, eine Seltenheit sein. Etwas dem Honorar Ahnliches stellt das -Geschenk«
dar, das ein Reicher für Herstellung einer Arbeit, die ihm am Herzen liegt oder
ab deren Autor er gelten will, gewährt.
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72
Hartmann: Buchwesen in Turkestan and Drucke Hartmann.
auf Geldverlust die Wage zu halten. Aber diese Art Kapitalanlage hat
etwas Verdienstliches, das manchen anzieht. So werden denn verhältnis-
mäßig viel Werke jährlich zum Druck gebracht — ich horte fur die letzten
Jahre als Durchschnitt dreißig nennen — , und es scheint, das Geschäft ist
zwar nicht glänzend, doch ziemlich sicher. Daß sich mit Vorliebe die
daran machen, die Erfahrung haben, versteht sich von selbst, und so be-
gegnet man vielfach denselben Unternehmernamen auf den Titeln.
In Taskcnt findet man Buchverkäufer (xahAäf, kitäb/urüi) in zwei
Straßen des Bazars der Sartenstadt, in der einen etwa siehen Laden, in
der anderen vier. Der Sarte ist ruhig und abwartend: was Alläh schicken
will, muß kommen. So gibt es in den Bazaren kein Anreißen, am
wenigsten im Buchbazar. Bemerken aber die Leute, daß man ein ernster
Käufer ist, so bringen sie gern, wovon sie glauben, es sei begehrt. Kin
hübscher Zug ist, daß es dabei, nach meinen Erfahrungen, ohne Unfreund-
lichkeit der konkurrierenden Parteien, wenigstens äußerlich, abgeht. Ich
nahm bei meinen Besuchen meist festen Sitz im Laden des Hag Abdulmelik
lbn Abdunnebi, eines äußerst sympathischen würdiget) Mannes, der übrigens,
wie sich nachher herausstellte, auch einen Ruf als Gelehrter im Städtchen
besitzt und täglich eine Stunde in der Medrese unterrichtet.1 Er litt es wohl,
daß ich in seinem Laden auch die Waren der anderen Verkäufer sah , die
dorthin gebracht wurden und verteilte das Geld an diese, soweit ich es an
ihn gezahlt. Einen Teil der Sachen erwarb ich durch einen Kommissionär,
der sich durch Herbeischleppen in Abdulmeliks Laden besonders nützlich
machte und dem ich eine kleine Vergütung bewilligte.
Die Preise sind im ganzen niedrig. Es ist selbstverständlich ein
Unterschied, ob man ein einzelnes Buch kauft oder einen größeren Einkauf
macht, sowie ob man in der Landessprache leicht und in einer dieser Art
Verkehr angemessenen Sprache verhandeln kann. Das Vorschlagen hielt
sich in bescheidenen Grenzen. Die Stapelware, wie muchtasar ulttüjaje.
dttcäni rnesreb u. dgl. hat festen Kurs, und ich konnte mit Sicherheit fest-
1 Mit Gelehrsamkeit verbindet sich im Orient nicht selten das demonstrative
Hervorkehren der scharfen Grenze, hei welcher man mit aller Höflichkeit dem
fremden Kafir ein energisches Halt gebietet. Eine solche Grenze ist die Berührung
des heiligen Buches. -Dies ist ein werter Quran, in dem verwahrten Buche
berühret nur von Reinen« (Qur. 50,76 — 78). Selbst in dem aufgeklärten Statnbul
drückt man sich auf jede Weise um die Nötigung, dem Fremden den Quran in die
Hand zu geben — coram publico. Wenn es niemand sieht, verkauft man ihm so viel
Qurane, als er haben will (das Köstlichste ist, daß der geschätzteste Druck des
Qurans eine im Lande des Unglaubens hergestellte Photolithographic ist). Mein
braver Abdulmelik war sehr verständig, er ließ mich Qurane mit und ohne Kom-
mentar, gedruckte und handschriftliche, ruhig betrachten. Der einzige Protest gegen
mein Verhalten war, daß er einmal, als ich einen Quran auf einen Stapel Bücher
gelegt hatte und ein anderes Buch darauf legte, er das heilige Buch nach oben
brachte, denn kein anderes darf seinen Platz über 5hm liabcn. Ob die sunnitischen
Taskentcr die Gewohnheit der semitischen Perser und Türken teilen, die Qurane
in ihren Zimmern nur auf Wandbrettern und über Mannshöhe aufzubewahren, kann
ich nicht sagen.
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Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
73
stellen, daß die Angabe der Leute, sie hatten pro Band nur den bescheidenen
Gewinn von 10 — 20 Kopeken, richtig war. Durchschnittlich kostet ein
Buch von IM Seiten 60 Kopeken. Handschriften sind in Taskent nicht
selten, aber fast nie findet man etwas von Wert. Sowie etwas vorkommt,
was durch das Nachforschen von russischen Gelehrten als seltener bekannt
ist, werden Preise gefordert, die unverhältnismäßig hoch sind.
Die Drucke, die man vorfindet, sind vorwiegend Taskenter Herkunft
und zwar mit wenigen Ausnahmen aus den letzten Jahren. Altere Taskenter
Drucke sind nicht häufig und müssen besonders gesucht werden. Ks gelang
mir, einige zu erwerben. Neben den Taskenter Drucken kommen indische
und Qazaner vor; die indischen sind, schien mir, ausschließlich persische
Werke, die Qazaner türkische. Unter den Qazanern fand ich die Über-
setzung von Damiris kitäb alhajawän. Solche Erzeugnisse der Qazaner
Pressen sind aber eine Seltenheit. Fast alles, was man findet, gehört der
volkstümlichen Literatur an: Erzählungen und einfachste Einfuhrungen in
den Islam. Auf mein Erstaunen, diese Dinge dort zu finden, während doch
die Sprache eine ganz andere sei, erklärte mir einer der Buchhändler, der
diese Sorte offenbar als Spezialitat betrieb: »Wir selbst verstehen diese
Hefte meist nicht, wir müssen sie aber führen, weil sie verlangt werden,
und zwar von den Qirgiz-Qazaqen, die aus Qazalinsk und Umgegend hierher
auf den Markt kommen und den Dialekt, in dein diese Hefte abgefaßt sind,
verstehen.« Nur eine Sorte Drucke aus Qazan trifft man wie in Taskent
so in allen übrigen größeren Orten Russisch- und Chinesisch -Turkestans:
die Heftjeks, d. h. die Hefte mit je einem Guz' des Qurans, die in un-
geheuren Massen in Qazan hergestellt werden. Es ist merkwürdig, daß
weder in Taskent noch in anderen Städten Turkestans lithographierte Aus-
gaben des Qurans hergestellt sind.1 Neben den Qazaner Heftjeks findet
man die bekannte Stambuler Lithographie des ganzen Qur'äns. Die Qazaner
Drucke sind sämtlich Typendrucke, und zwar mit den häßlichen, steifen
Typen, die auch in Taskent vereinzelt zu Werken und zur Eingeborenen/.eitung
verwandt werden und über welche siehe Islamischer Orient (IV) S. 1 19 Ann». 1.
In allen anderen Städten Turkestans ist das einheimische Buchgewerbe
gleich Null. Samarqand ist durch die Fremden verdorben und man verlangt
für Handschriften unerhörte Preise. Ich sali in der Sartenstadt einige dürftige
Buchkrämer, die nur Stapelware hatten, in der Russenstadt einen größeren
Buchladen und eine kleine Bude, wo man das für den Reisenden Notige
(Plan der RussensLadt, Adreßkalender, das kleine russisch -türkische Wörter-
buch von Lapin, 2. Auflage, Samarqand 1899 u.dgl.) bekommt. Hand-
schriften vermittelt der Kommissionär Sahir Bai Nasirbajeff. Mir wurden
von einem Molla in einer Medrcsc einige bessere Sachen angeboten: eine
Handschrift mit der wohlbekannten Bearbeitung des Narsachi und zwei
kleineren Werken sollte 50 Rubel, ein schöner Foliant mit Fu/.üli und
interlinearer »ozbekischer- Obersetzung sollte bO Rubel kosten.
1 Nach einer Notiz der Turkestanskija Wjedomosti, wenn ich nicht irro im
Januar 1904, sollte auch in Taskent ein Qui'aiidruck ausgeführt weiden.
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74
Habtmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartniaiui.
In ChÖqand fand ich im Bazar nur zwei intelligentere Leute, die mit
Buchern handelten. Ich erwarb die in der Übersicht S. 17 genannten
Handschriften.
In Andigän fand ich nur ein Original, das unter freiem Himmel einen
Stuß Bücher feilhielt; sonderbarerweise befand sich darunter die Stambuler
Ausgabe des Hüwedä, aus der ich hier Jahrgang V, Abt. 2, S. 132 IT. Mit-
teilungen machte und zugleich ein Qazaner Druck des rähati dä Hüwedäs.
Kin Goldschmied, hei dem ich Münzen fand, aber wegen des hohen Preises
nicht kaufte, studierte das ikstri ekber in einer vierbändigen Bombay er Ausgabe.
Die indischen Drucke kommen nach Chöqand und Andigän über Taskent
In Chinesisch -Turkestan steht das Buchwesen auf einer äußerst
niedrigen Stufe. Ich kann freilich nur von Kasgar und Jarkend sprechen.
Dort fabelt mau davon, daß in der Hauptstadt der Provinz, Urumtsi, ein
chinesischer Händler sei, der einen Laden mit vielen tausend Büchern habe.
Man weiß aber, wie die orientalische Phantasie alles vergrößert. Von
chinesischen Werken haben für den Islamisten ja auch nur die Wert, welche
aus den tunganischen (islamisch -chinesischen) Kreisen stammen. Solche
Bücher dürften aber vielmehr in Maralhasi, Aqsu, tJc Turfan und den schon
auf russischem Gebiet gelegenen Städten Toqmaq und Pispek zu finden
sein als in Ka-sgar und Jarkend oder gar in Urumtsi. Trotz der größten
Mühe gelang es mir nur bescheidene Proben dieser Art Literatur zu er-
werben. Sie lassen ahnen, daß hier der Forschung noch ein weites
Gebiet offen liegt.
Das Druckwesen wird von der chinesischen Regierung in keiner Weise
begünstigt. Der chinesische Beamte wird nur in den seltensten Fällen
etwas tun, damit die heimische Bevölkerung, in der er unter allen Um-
ständen einen gefährlichen Feind sieht, zu Worte kommt, und er wird ihr
die Beschäftigung mit dem , was ihren religiösen oder gar nationalen Ten-
denzen entspricht, nur so weit gestatten, als er es ungefährlich für seine Re-
gierung hält, und gefährlich ist vor allem alles übermäßige Studieren und Lesen.
Die Leichtigkeit, mit welcher chinesische Drucke durch das uralte
Verfahren des Schneidens in Holz hergestellt werden, veranlaßte. dieses
Verfahren zunächst auch für die türkischen Drucke zu verwenden. Sicher
gilt das für die gemischtsprachlichen Werke, welche die chinesische Re-
gierung in Chinesisch und Türkisch, zuweilen noch zugleich mit mandschuri-
schem Text herstellen ließ. Ich konnte einige solcher mehrsprachigen Werke
erwerben.
Uber die Kinfuhrung der Steindruckerei und was darin bisher in
Kasgaricn geleistet ist, lasse ich am besten den Mann selbst sprechen, der
diese Kunst dort eingeführt hat und bis jetzt allein betreibt. Nur Häggi,
oder wie man in Kasgar gewöhnlich sagt Nur Häggim1, war mir schon
bekannt durch seinen Druck der Diwane des Auläd Husain, von dem ich
durch 'Ärif Gän gehört2, und den ich mit einiger Mühe schon vor meiner
1 Über das Suffixum hier s. meine Bemerkung hlamiacher Orient (VI) S. 195.
* f bei- ihn s. htamuv/ter Grind IV: Zentralasi a tische« aus Stambul.
H abtmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hart mann. 75
Ausreise mir verschafft hatte. Es war eine Enttäuschung fur mich, daß
ich in K a Agar weder ihn noch seine Druckerei fand. Ja, bei der Zer-
fahrenheit aller VcrliSltnis.se in diesen Iündern und der volligen Teilnnhm-
losigkeit der Bevölkerung war es schwer. Sicheres Oher den Verbleib des
Mannes zu erfahren. Es gelang endlich festzustellen, daß er in Jangil.n>är
lebe. Am 10. Dezember 1902 traf ich auf dem Wege nach Jarkcnd in dem
Städtchen ein. Sobald ich mich in dem Rasthause eingerichtet, ließ ich
mich zu Nur Häggi fuhren und traf ihn in einem Laden im Ba/.ar an der
Nähmaschine (sein eigentliches Handwerk ist die Schneiderei). It h bestellte
ihm die Grüße des Herrn .luhannes Awetaranian, der fünf Jahre in Kasgar
im Dienste der schwedischen Mission gelebt hatte1 und mit ihm befreundet
ist und sagte ihm, daß ich ihm einige Exemplare der von Awetarnnian in
Schutnen gedruckten Handwerkerdisputationen (s. darüber hier Jahrgang VII,
Abt. 2, S. 21, Anm. I) abzuliefern hätte. Obwohl schwer an Fieber und
Asthma leidend, kam er am Abend in das Seräj, und wir hatten eine an-
genehme Plauderstunde. In gleicher Weise hatten wir eine Zusammenkunft
bei meinem zweiten Besuch Jangihisnrs auf der Rückreise von Jarkend nach
Kasgar am 11. Februar 1903. Nur Häggi teilte folgendes mit: »Ich bin in
Jangibisär geboren und bin vor sechs bis sieben Monaten wieder hierher-
gezogen, weil ich das Klima von Kasgur nicht vertragen kann. Ich bin
viel gewandert, namentlich im nordwestlichen Indien; auch Stambul kenne
ich. In Indien machte ich mich mit der Steindruckkunst bekannt. Meine
ersten Drucke nach der Rückkehr stellte ich hier her und zwar druckte
ich 1. das tehäi ul 'ätffeih des Seperjär*, 2. den airaqat- Diwan Newa is.
Beide Stücke druckte ich später noch zweimal in Kasgar. Dort druckte
ich auch alle übrigen Sachen. Von ihnen nenne ich die pawöjid, zweimal
gedruckt in 800 und 1000 Exemplaren, ferner die ckännin sozleri\ diese
ließ die chinesische Regierung mehrfach bei mir drucken, auf Befehl aus
Uruintsi zum erstenmal im Jahre 1311, wo der Druck noch ziemlich
schlecht ausfiel; es wurden bestellt 3000, später 2000, dann 2500 Exem-
plare, die überallhin gratis verteilt wurden. Endlich druckte ich die beiden
Diwane meines Freundes Auläd Husain in 1000 Exemplaren. In chinesi-
scher Sprache druckte ich zwei Sachen: 1. auf Befehl aus Urumtsi eine
Instruktion für die Soldaten in 4000 Exemplaren; das war zur Zeit, als
Johannes [Awetaranian] Sähib da war; 2. die Zeitung des russischen Konsuls';
1 Siehe über ihn meinen schon genannten Artikel Aber Ihlweda S. 132, Anm. 2.
a So notierte ich hier den Namen Süfl AI Iah jars in Nur HaggTs Aus-
sprache; daneben hörte ich von anderen das hlamiselier Orient (VI) S. 119 Anm. 1
{.umgebene.
» So envies sich denn die Angabc des trefflichen Ärif, hlamiselier Orient (IV)
S. 117, als richüg. Ich sah in Kasgar nur drei Nummern, die der Eigentümer als
ein«* Rarität ersten Ranges betrachtete; sie sollen die einzigen sein, die erschienen
sind. Trotz aller Anstrengungen konnte ich nichts von diesen Spuren einer eigen-
artigen Tätigkeit in die Hände bekommen. Der Druck wurde eben äußerst heimlieh
betrieben, und es werden Exemplare nur an wenige chinesische Beamte in Kosgarien
und an die russische Vertretung iu Peking gelangt sein.
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7G
Hartmann: Bachwesen in Turkestan and Drucke Hart mann.
es erschien damals sein Sekretär, der jetzt Gesandter in Peking ist, und
zählte mir das Papier vor, das ich mit einer mir unverständlichen chinesi-
schen Sache, die aus dem Russischen ubersetzt war, bedrucken mußte; ich
habe nichts davon behalten dürfen. Meine Druckerei befindet sich in Kaägar
in den Händen eines Verwandten; ich hoffe im Frühjahr dorthin reisen zu
künnen und meine Drucktätigkeit wieder aufzunehmen. Zunächst handelt
es sich darum, für Auläd Husain zu arbeiten, der 6000 Verse bei mir
drucken lassen will.-1 Ich weiß nicht, ob Nur Häggi seine Absicht aus-
geführt hat und wie es jetzt mit seiner Presse steht.
Im folgenden verzeichne ich die von mir erworbenen Drucke in der
Weise, daß ich an den Anfang den Titel in Originalfassung setze, dann
Druckort und Druckerei , Unternehmer, Steinschreiber, das Jahr der Zensur-
erlaubnis und das Jahr des Druckes, endlich Seitenzahl und Format gebe.
Die Angaben über das Werk und aus ihm bieten das, was das Wich-
tigste schien.
Bei der Ordnung nach dem Inhalt sind die Klassen der Ubersicht
zugrunde gelegt.
1. Geschichte, auch legendäre.
1. qüsas ul 'anbija. Taskent, Iljin; Mollä Mir Machdüm Ibn Sah
Jütius; Schreiber: Mollä Mtihainmed Saijid Chan Ihn Dämollä Abdullah
Chän; 1901; 1320; 336 Seiten Fol. — Das unter dem Namen »Rahghü/.i-
bekannte Werk erfreut sich in Mittelasien der größten Beliebtheit, daher
die zahlreichen Drucke. Leider sind diese Drucke für die wissenschaftliche
Verwertung des Originaltextes wertlos. Es ist mit ihm gemacht worden,
was man auch bei uns mit altertümlichen Sprachdenkmälern macht, die
man den Zeitgenossen »näher bringen« will': Übertragung in die neue
1 Ich hatte die Freude, die Bekanntschaft dieses sympathischen, hochintelli-
genten und ersichtlich in religiöser Beziehung einen freien Staudpunkt einnehmenden
Mannes zu machen. Er besuchte mich in Jarkend auf der Rückreise aus Kasgar
nach Qarghaliq, in dessen Nähe er in dem Dorfe Zuunün (chines, zunlun) seinen
Wohnsilz hat, am 27. Januar 1903. Er arbeite au einem Mesnewi, das zur Hälfte
fertig »ei.
a Luthers Bibelübersetzung ist das nächstliegende Beispiel. Ein anderes: In
der Lcssing-Rammlerschen Sammlung (Leipzig 1759) wurden Friedrich von Logaus
Sinngedichte einer vollständigen Unidichtung, in der Simrockschen Auswahl (Stutt-
gart 1874) einer teilweisen unterworfen. Auch in der sonst treueren Auswahl Fischers
(Leipzig, Reclam) wurden in einzelnen Fällen -umfassende Neuerungen- vorgenommen.
Da werden wir den Turkcstanein ihre Verhunzungen nicht zu sehr verdenken dürfen,
wenn sie eben nur verhunzen und nicht obendrein noch lügen. — Auch die Araber
sind sich wohl bewußt gewesen, daß selbst sprachliche Äußerungen von dem Ansehen
der Berichte über Worte und Handlungen des Propheten (hadl() vor ihrer Fest-
legung durch die Schrift dem Einfluß der individuellen Sprache des Tradenten unter-
worfen waren: siehe die lehrreichen Nachweise in Abdulqädir Albaghdadls
chizänat al'adab 1, 4— (i. Wir gehen freilich in unserm Mißtrauen gegen -alte-
arabisehe Texte als sprachliche Belege noch viel weiter, uud mit Recht.
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Habtjjann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 77
Sprache! Das kann man ja den frommen Leuten, die für Erbauung sorgen,
nicht verdenken; bösartig ist aber, wenn sie eine freche Fälschung begehen,
um den Leser zu täuschen, er habe das Originalwerk vor sich. In allen
drei hier vorliegenden Drucken (1. 2. 3.) ist die Abfassungszeit der türkischen
Übersetzung um vier Jahrhunderte herabgeruckt, 1109 statt 709 angegeben.
Die Kontrolle ist glücklicherweise gegeben: wir besitzen in Rieu, Catal.
Turkish Ms*, in Br. Museum, S. 269 ff, eine ausgezeichnete Beschreibung
der Handschrift Add. 7851, die sprachlich einen völlig anderen Charakter
tragt als unsere Drucke und das Jahr 709 gibt. Zur Beurteilung des Ver-
fahrens hier gegenüber dem Original setze icli eine Stelle des Druckes und
das bei Rieu Entsprechende nebeneinander1:
Rieu 269'- f.: I„ !, s.3:
History of the prophets by Klzi . ii . lS. - , m(*
Näsir. son [270a] of Burhän, of Ribät J f. LI
Oghiiz, jUy fjjy. jl Mtj ^ j ^ ^ £
The preface con- . * n . i t • i- *i ••
tains a panegyric in prose and verse ^ - ^
on a powerful prince, Emir Nösir ud- £Ul &M jJt jj. j\ Jet
HJjCrts^ whose high sound- ^ ^ -T^1* £^
ing titles fall only short of the regal ^+ y #AJ J<5 A| ^ /.^_Vi
style, and of whom it is said in the ' * r
following lines that, although by race cT-*»*l 45- jrj U*Vl
»Moghol, he had become a follower . % ' ^
of the Prophet, and was engaged in J. ^ / 'tJ ^ - Sj
devotion day and night: ,7 \~\n , i . , . - - .
From him the author received, Jj| wW 4i$LU ^LLa) J0t5^V
A. H. 709, at the beginning of the „ ' .
year of the dog (A. D. 1 3 10), a message
stating the prince's eager desire for rji . , ...
a history of the prophets, and re- ^ * ^ ^ ^ ^>
questing him to write one for his use. s&\~)f$\ *itfj J Jtff Sj^J^S
The present work was composed in - " L
compliance with that wish, and we V-"^J^. ^ ^ <3^ SS ^
kann ich nur den zerrissenen Ausz.ug Rieus aus der Einleitung
geben. Die Ausgabe Ilminskis, Kasan 1273 1859 (s. ZDMG. 13, 504; 14, 349)
tonnte ich in Berlin nicht einsehen.
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78
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
learn from ihr epilogue that it was
completed in the ensuing year, A. H.
710: g \i J- &j\ 03\ JJ».
^JcS' y S-fc* and "was sent to His
Highness Näsir ud-I)in Tuk Bug hi . . »
Beg, to be liked or disliked, as he ^>Jf Jm(f iji->Vij~ J
Der Fälscher hat also alles durcheinander gewirrt: nach dem Original
erging 709 die Aufforderung zur Arbeit, und sie wurde 710 1 vollendet;
nach dem Druck wurde die Übersetzung am 20. Rebi'I 1109 fertig. Es
ist übrigens wahrscheinlich, daß die Vorlage der Herausgeber schon
das falsche Datum hatte. Ein Annlogon bietet die Angabe der von Dorn.
Catalogue des Mss. de la Bibl. Imperiale Pubf. de St- Ptitersbourg, p. 458 f., be-
schriebenen Handschrift des Rahghüzt, die als Zeit der Abfassung das
Jahr 809 hat. Da nach Rieu die Ausgabe Ilminskis außerordentlich selten
ist, empfiehlt sich eine Neuausgabe, für welche ja die beiden Petersburger
Manuskripte und das Londoner eine geeignete Grundlage bieten. Die
höchst wertvollen lexikalischen Mitteilungen* Rieus erwecken folgende
Befürchtung. Schrieb man um 710 so altertümlich, so wird die glatte,
fast moderne Sprache des dtwäni hikmet Jasawis, gestorben 562, ver-
dächtig. Man wird kaum annehmen dürfen, daß irgendwo östlich vom
Oxus um 550 so geschrieben worden ist, wie wir es im diwäni hikmet finden.
Sollte nicht auch hier eine modernisierende Retusche vorgenommen sein?
Solche Erwägung erschüttert den Wert der aus dem uns vorliegenden Text
des dmäni hikmet gezogenen Schlüsse, und es ist unerfreulich, bis auf
weiteres das Zeugnis eines Sprachdenkmals ablehnen zu müssen, dem sein
hohes Alter — nur 100 Jahre jünger als das Qutadghu Bilig! — besondere
Wichtigkeit zu verleihen schien. Das Bedenken durfte aber nicht unter-
drückt werden. Leider ist keine Hoffnung, daß eine andere Redaktion
des dTwäni hikmet als die allgemein verbreitete zutage kommt, wie sich
auch in Turkestan kaum die Originalfassung des Rabghüzi finden wird.
1 Nicht ohne Interesse ist, daß fast zur gleichen Zeit, im Jahre 712. an
einem ganz anderen Fleck der islamischen Welt ein türkisches Sprachbuch verfaßt
wurde: das kitäb uCidräk Abu Haijans.
3 Zudem Rieu S. 271a (nach Radioff, Wörterbuch S. 6 Z. 5 der
Ausgabe Ilminski; R. weist das Wort im Qutadghu Bilig nach und leitet es richtig
von aiynmaq ah) s. k. teryumän, Ausgabe Melioranski S. 14; das *y Rieu S.270a
wird zu dem mana >da>, «voilä- und dem rnanumdayh, die in meinem 'Eine türkisch*
Erzählung nu# Kaiyar. (Keleti Szcmle 1904) vorkommen, zu stellen sein.
thought best":
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Habtmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Harfniann. 70
Die -Blüte* oder vielmehr »Nachblüte« der nsttürkischen Literatur
unter 'Omar Chan um 1810, soweit nicht schon ältere Renaissancen in
Betracht kommen, wird für den Verlust der Originale verantwortlich zu
machen sein. Die orientalischen Schongeister sind völlig in der Mode be-
fangen; von historisch - kritischem Interesse ist bei ihnen keine Spur. Gewiß
verdanken wir die Bewahrung des Qutadghu Bilig in der Originalfassung
einzig dem Umstände, daß es im Lande selbst fast ganz unbeachtet blieb
und schon früh nach Ägypten verschleppt, daneben auch in eine nach dem
neunten Jahrhundert vergessene Schrift umgesetzt wurde.1
Die Sprache der in den Drucken vorliegenden Redaktion unterscheidet
sich nicht von der in Werken solcher Art auch heute üblichen. In ihr ist
das m der Westgruppe als Genitivaffix bevorzugt; -nach« 1st din kfn.
Im Dativ ist *l üblich, wo man in KaSgar K' schreibt, z.B. *i y 171, 19;
*£>C+ 296, 14 u. v. a.
2. qi*a* ul yanbijä\ Taskent, Stab, 1901; 370 Seiton Fol. — Das-
selbe Werk wie 1., doch zeigt der Druck Verschiedenheiten. Hier ist das
bevorzugt: so S. 101, 23 f. jj-fc jL- fV-Jl Uc J.-.-l
neben 1. S. 93, 7: <^>Y J J f ^ doch ist zu be-
merken, daß in 2.«-^»* und j in derselben Uberschrift nebeneinander vor-
kommen: S. 107 jtfjydÜJlJ dL* f}LJ| A_Jb Jl*^\. Die
Setzung von j und ist eben in beiden Drucken unregelmäßig. 1. S. 93,
13 f. #JL<- \j\ jfWrJ «^L^U JJ, an der entsprechenden Stelle 2. S. 102,
4 jjr-V— \j\ ilWcl ciwT?"^ <J<J (w0 aucn die Nichtsctzung des Suffixes bei
imdek zu beachten!). Auf den Dialekt der Redaktoren einen Schluß zu
ziehen wage ich nicht. Von charakteristischen Unterschieden vermerke ich:
1. S. 3, 14 ^jlj J/ neben 2. S. 3, 13 v-^U *iSj ; 1. S. 3, 16
d'L. jf*\ ^S) j Jtf y neben 2. S. 3, 15 ctX'ULi Jj y #, d. h.
fur den Redaktor von 2. war das bei Shaw aufgeführte iJlojSjl an dieser
Stelle nicht verwendbar. In 1. JO S. 94,9; 95, 15; in 2. an den
entsprechenden Stellen S. 103, 2; 104, 10 • £y und viX'j— In
der Schreibung von Affixen wie *i> und jlc und jfc' gehen die beiden
Aasgaben zusammen.
1 Nach der Auffindung des Ms. Kairo in arabischer Schrift durch Moritz
ist kein Zweifel mehr an dem, was man nach den Verhältnissen ohnehin annehmen
mußte: daß das Qutadghu Bilig in der Schrift niedergeschrieben wurde, die dem
etwa 90 Jahre vorher zum Islam tibergetretenen Fürstenhausc am ehrwürdigsten scheinen
mußte und in der diese Fürsten ihre Münzen schlagen ließen; s. meine Bemerkung
darüber iu Orient. Litt. -Zeitung V (1902), Sp. 391.
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Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
3. tfisfis ul *anbija\ Taskent, Hjin; Sirkcti Chnirije'i Gedide; 1901;
1320; 527 Seiten Fol. — Dieser Druck schließt sich S. 4, 2. 4 und S. 146,
9 an 1. an (s. oben die Stelle 1. S. 3, 11. 16 und S. 93, 13), nur daß er
in der zweiten Stelle j^U statt j>-\* hat.
4. Maulüd unnabT. Samarkand. Deinurow; Ahdiilhakim Ihn Qäri Sah
Nnzar; Schreiber: Muhammed Zufar M.uhämmed Hasan Oghli aus Taskent;
1901 (Tifüs); 1319. 72 Seiten kl. 8". — Kin maulüdi ScrTf im Versmaß
ramal; Anfang: ^ AiwlS Jjl -A*~ . — Das Verhältnis dieses
maulüdi icrTf zu den mir vorliegenden osmanischen (s. Islamischer Orietä |I V)
S. 132 und 144) habe ich nicht untersucht.
5. rauzat [rattdat]1 uiMikadä\ Taskent, Kostelow; MollS Ja'quhcho&a
IfaliSSh Choga Oghli; 1898; 1318; 31 1 Seiten gr. 8". — Durch das dem Titel
beigesetzte turkt ist das Buch als Übersetzung gekennzeichnet, und so werden
wir es hier mit einer Wiedergabe des berühmten rauzat uihihada des 11 usain
Alwai/ AlkäSifi zu tun haben (s. Et he 358). — Die Sprache vorwiegend
andiganisch: m! doch vielfach daneben »/«.— Neben jUi (z.B. S.74, 12)
j£Lü S.310, 6. 311,6. — &y-J* z.B. S.71,14.
6. tnusaijabnäme. Taskent, Portsew; Akmal Chän Ihn Isläin Chan;
Schreiber: 'Abdulghafür Ihn :\bdulchäliq Bäj; 1900; 1319; 344 Seiten gr. 8".
— Nach der kurzen Vorrede ist das Werk bestimmt, die genaue Geschichte
des Leidens der Imame Hasan und Ilusain darzustellen; das sei geschehen
durch Muhammed ^j^* in einem arabischen Werke, das ins Persische
und nun ins Türkische übersetzt wurde. Das Werk beginnt mit Abraham,
dessen Geschichte bis auf geringe Varianten und einige volkstumliche Zu-
1 Die Einfältigen schreiben »jjj; so der Mollä in Jarkcnd, der am 4. Fe-
bruar 1903 für mich ein llusain-Lied nach Diktat eines Ghazelci aufschrieb, in Vera ü
OjJ J^4JL. Jri (Mutaqarib) -einen Blick warfen sie auf die Grab-
stätte, indem sie gingen-. Die geschulteren Mollas in Jangihisär und Kasgar, die irh
später dasselbe Lied völlig unabhängig festlegen ließ, schrieben J .
' Berlin besitzt ein Werk eines Muhammed Alhurairi Alhalcbi Addimisq! (ge-
storben 1037) in drei Handschriften (Ahlwardt 9698 99): dein Inhalte nach (Wett-
streit zwischen den Söhnen der vier ersten Kalifen, entschieden zugunsten der Söhne
Alls) könnte mau dem Verfasser ein Buch zu Ehren der beiden Imame wohl zutrauen.
Man ist enttäuscht, weder in den Sammlungen arabischer Werke noch in denen per-
sischer einem Buche zu begegnen, das sich als Original des unter den Türken so be-
lichten mumijabnümc erkennen läßt. Die Verehrung für die Imame Hasan und Ilusain
ist unter den Turkestanem , obwohl sie Sunniten sind, sehr groß; sie sind eben das,
was die Schiiten ehli düst ■Freundlichgesinntc« nennen, Leute, die den gehörigen
Kespekt empfinden vor den pen$i äli 'abä, den Fünf der Mantelfamilie , d.h. Prophet
und die vier, die er unter seinen Mantel nahm. Die Erklärung der schiitischen
Tendenzen in Turkestan siehe Itlamixcher Orient (V) 8. 152 Anm. 1. In ganz Kas-
garien kennt mau die Mersije auf Hiisjtin (Au*oin), die ich in Jarkend, Jangihis.tr
und Kasgar aufschreiben ließ und deren Vortrag stets einen tiefen Eindruck auf die
Hörer macht.
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IIartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
81
taten erzählt wird wie bei Rabghüzi1, geht aber Tiber die Vorgeschichte, auch
das Leben Muhammeds, schnell fort und ist schon auf S. 42 bei den Helden
angelangt. Das Buch ist durchaus romanhaftes Volksbuch mit vielen be-
kannten Motiven. Die Tochter Jezdegirds, Sahr Bänü, ist hier zu einer
Tochter des lksir [aus dem mit qaisar zusammengeworfenen kisrä verstüm-
melt?], Königs der Rüm, geworden, S. 47, und sie wählt selbst H usain
unter den Helden, die zur Gattenwahl an ihr vorbeiziehen (die Wahrung
des Nationalen in der persischen Anknüpfung der Linie Alis an das alte
Furstengeschlecht durch diese Heirat ist höchst bemerkenswert1; zur Sache
vgl. Browne, A Literary History of Persia 130 f.). — Die Sprache ist ganz
ungleichmäßig: nm und nJ nebeneinander; ebenso (jS' und Ö*y~> J^j
(S. 56, 1 1 S. 56, 12 J^~i>-V»'\); j&>-T S. 35, 16; JUL 8. 2, 8;
V y S. 50, 2. — Sachliches: Fätima ist jj»U- »die Frau (Fürstin) der
Auferstehung- genannt S. 44,2, wie in meinem Manuskript 75.
7. sah mesreb. Taskent, Breidenbach; Rahim Choga Ibn Ali Choga;
1896; 158 Seiten gr. 8°.
8. rittcätn mesreb. Taskent, Iljin; 1900; 1319; 157 Seiten gr. 8°.
9. dhcäni nw&reb. Taskent, lljin (tiirk. kämm eskT> d.h. Kamenski);
1900; 1320; 157 Seiten gr. 8°.
10. diwäni meireb. Taäkent, Portsew; 1900; 1317; 157 Seiten gr. 8°.
1 Vgl. z. B. S.3 mit RabghüzT ed. Iljin 1901 (hier 1.) S.93: Sara bekommt
Ahraham, als sie sieht, daß das Licht (der Same, der zu Muhammed fuhrt) von ihm
gewichen ist, -am Kragen- (S.3, 12 J)ljy Ü/*».jV^ ^ S 93' 17
^jjVLi ; man sieht aus diesem Beispiel, daß der Wortlaut nicht identisch
ist ; die Differenzen in Wahl der Konstruktionen und der Worte sind lehrreich). Das
muMtijabnävu: bemerkt dazu, es sei von Adam bis Ibrahim nicht vorgekommen , daß
eine Frau ihren Mann -am Kragen bekam».
* Die Verbindung Neuaufstrebender mit altem Herrscherhaus sieht nach zwei
Seiten: 1. der Streber nach Ansehen und Einfluß gewinnt durch die Zulassung in
eine hohe Familiengemeinschaft eine neue Würde und tatsächlichen Halt; 2. ein
alles Fürstenhaus frischt sich durch das junge Blut von Homines novi auf, die schon
einige Bedeutung haben, und gewinnt die Möglichkeit, über die Vorgänge an dein
kleineren Hofe gut unterrichtet zu werden, und die Gelegenheit, sich wirksam ein-
zumischen. Nicht selten begegnen wir beiden Interessen. In Ostasien überwiegt
durchaus die Seite Nr. 2 : wo das Kaiserhaus von China politische Macht erobern
«rill , sucht es zunächst einen strebsamen Mann , dem eine Prinzessin gewährt wird.
So auch die Fürsten unter chinesischem Kultureinfluß. Cingis-Chan gibt B a r g u q ,
dem Idiqut der Uiguren, der ihm im Jahre 1211 Geschenke bietet, seine Tochter
Jeliandun zur Frau, für beide Teile ein ausgezeichnetes Geschäft. Die islamisch
gewordenen Türken treten in dieser Politik nicht aus dem ostasiatischen Brauch
heraas: Machdümi A'zem heiratet einen Sproß aus dem Hause Satoq Boghra
Chans, und so verknüpft sich der angebliche Abkomme des Propheten mit dem
ntchtgeUtlichen Fürstenhause. Choga Äfaq, der Urenkel Machdüms, wird der
wirksamste Konkurrent der Caghatajidenmacht im Lande dadurch , daß er eine Prin-
zessin des Hauses heiratet, die freilich gewaltig stolz auf ihre Chänabstammung
bleibt (s. hlamischer Orient (VI) S.212).
M.U. d. Srm. f. Orient Sprachen. 1904. D. Abt 6
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82 Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
11. dücäni meireb. Taskent, Stab; 1901; 157 Seiten gr. 8°.
12. dncäni meireb. Taskent, lljio (törk. Breidenbacli); Mollä Arifgin
Aqsaqal Mollä Jaqübgän Oghli; 1901; 157 Seiten gr. 8°.
Das Verhältnis der Ausgaben zueinander ist folgendes: 7. scheint
das Prototyp, an das sich 8. 9. 10. 12. sklavisch anschließen, abgesehen von
Trennung, wo in 7. Zusammenschreibung, z. B. ^,y ß fur yß,
und umgekehrt, und abgesehen von böswilligen oder nachlassigen Aus-
lassungen; so fehlen in 8. die folgenden Zeilen (Verse) von 7.: S. 13, 2.
14, 7. 15, 11. 35, 17; in 12. fehlen die Worte Cflf 7. S. 156, 19. Nur
11. zeigt einige Abweichungen, als habe der Steinschreiber hier, sei es in
einer bestimmten Absicht, sei es, indem ihm unwillkürlich ein anderer
Ausdruck an Stelle des der Vorlage trat, retuschiert; so S. 35, 1 (jl/)
j}l.Ao wJLä für das (^l^r*) der andern; so S. 35, 7 und öfter
statt des <_*o der andern. In allen Ausgaben die unglückliche Ver-
mischung der Sprechsprachen: so auf der letzten Seite nebeneinander
Cf^f c/J^l »nd «iV^— (jX\. — Die Ausgabe Portsew von 1316, die ich
Mesreb S. 149 Anm. 2 erwähnte, konnte ich nicht erwerben. — Zum
Mesreb- Kult s. auch meinen Artikel Chade. ingai in Orient. Lit.- Zeitung VI
(1903). Sp. 361 ff. — Den Druck Nr. 8 benutzte ich, als ich in Kasgar mit
Mölln Ihrähiin einen Teil des Buches durcharbeitete.
13. manäqibi badreti yhauf uVdzem. Taskent, Kostelow; 1898;
143 Seiten gr. 8°. — Auf einen, nicht in der üblichen Weise mit der ckutba
beginnenden Abschnitt in persischer Sprache S. 2 — 12, welcher die Tra-
ditionsreihe für eine vom Propheten dem 'Ali gegebene Anweisung über
zikr mitteilt und dann die Schrift des Muhammed Alganüsäni (?) über acht
ädäb, die beim zikr zu beachten sind, wiedergibt, folgt S. 13 noch zweimal
der Titel und S. 14 ff. das eigentliche Werk. Ks gibt sich als Übersetzung,
die Vorrede nennt aber weder den Verfasser noch den Übersetzer, sondern
spricht von dem Original nur als der <jj^Lä)l <a^. Ein Werk solchen
Titels findet sich nicht unter den Handschriften der Berliner Bibliothek,
s. Ahlwardt Nr. 10072— 10091. — Die Ubersetzung war für die Ost-
turkestaner bestimmt, denn ^\ JcSj sollen von dem Buche Nutzen
haben. Der Druck steht aber ersichtlich unter westlichem Einflüsse. —
Bemerkenswert ist S. 14, 8 f.: jj\ dti JlU^lc Jtfj *Wu-
(J-^ ub^J >~ 4j c£jY J^uo yrJ iS/fr-J* "Gott schmückte
den Rosengarten der Welt mit den Bosen der Existenz seiner Freunde-,
auch hier das niii für den Akkusativ und das -fh für -wtn, welche S. 84
besprochen werden.
14. manäqibi hadreti ghaut uVazcm.* Taskent, Kamenski; Molla Xb-
dulghaffär 'Abdurrahim Oghli; 1893; 204 Seiten kl. 8°. — Wie 13., doeb
fehlen die persischen Seiten 2—12.
1 Die Titelfassung osmanisch:
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Hartman» : Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
83
8. Erzählungen.
15. cahär dancTi, aus dem Persischen des Emir Chosrew Dehlewi
übersetzt. Taskent, Portsew; Akmal Chän; 23. 10. 1900; 1318. 264 Seiten
gr. 8°. — Über das persische Original, das auch hier irrig dem größten
persischen Dichter Indiens Jamitmddin Abulbasan Emir Chosrew (gest.
725/1325) zugeschrieben wird1 siehe Et he 324. Der Übersetzer nennt sich
nicht, es mußte denn sein Name in dem siddtq der Phrase von seiner Un-
würdigkeit stecken; angefertigt ist die Ubersetzung auf Befehl eines Mir
Jünus, der bezeichnet wird (S. 2 Z. 1 und 2 f.) als: »der Vertreter (Gou-
verneur) des Kaisers von China-' und »Großer des Landes Jarkend«.
Über die Zeit findet sich keine Angabe, sie läßt sich aber aus der Er-
wähnung des Jünus feststellen. Er ist unzweifelhaft der Jünus Wang, von
dem als chinesischem Gouverneur von Kasgar Chöqandpilger im Jahre 1834
dem Engländer Wathen in Bombay sprachen (Ritter 7, 781). In seiner
wichtigen russischen Bearbeitung des Ritte rschen Ostturkestan (d. h. der
dahin gehörigen Teile von Ritter 7) gibt Grigorjew 2, 462 Nachrichten
fiber diesen Jünus Wang, der seinem Vater Iskender als lläkim Bek von
Kasgar folgte, und dessen Sohn Afridfin von den Chinesen zum lläkim
Bek in Jarkend gemacht wurde.
16. kattla teadimna. TaSkent, Stab (türk.: Breidenbach; s. das oben
S. 71 Bemerkte); 1901; 575 Seiten gr. 8°. — Das Titelblatt ist ganz
ausgefüllt durch folgende Notiz in schwülstigem Stil: -Dies ist das unter
«h in Namen kalTla teadimna berühmte Buch arncäri suhailT, verfaßt von dem
Qoranexegeten Maulänä Husain Wä'iz; auf Bitten der Taskender3 kleidete
Qäri Fadlulläh Taskendi dieses Buch von neuem in das Gewand der Sprache
von Turkestän und Ferghäna und machte die Freunde der Türksprache zu
seinem Lesen geneigt, indem er sich eines feinen und zierlichen Stils be-
diente, deshalb ließ ich, Mollä Ghuläm Rasül Choga Mul.iammed Rasül Choga
Oghli, es drucken«. Über den Übersetzer Fadlulläh gab man mir in Tas-
kent folgende Notiz: • Kaiila wadimna, in welchem sich alle Sprachen der
Welt finden, selbst Russisch, ist übersetzt von dem Taskender Faizulläh [wohl
nur versprochen oder von mir verhört für Fazlulläh] Qäri vor etwa zwan-
zig Jahren». Von früheren Übersetzungen ins Osttürkische scheint nur eine
bekannt zu sein: die des Iftichäruddin Mul.iammed Albekri Alqazwini, die Hagi
Chalfa erwähnt 5, 239 (Nr. 10855) und nach ihm Hammer, Wiener Jahrbb.9(),
Anzeigenblatt S. 66.4 Daß Fazlulläh diese gekannt hat, ist aus dem »von
1 Außer im Titel noch besonders S. 4, 2 f.
3 So sind doch wohl die Worte j\tU. «j»-^* «—»«•" aufzufassen. Sollte
der Titel manap bei den Qirgizen doch auf das arab. manäb zurückgehen , das offen-
bar hier vorliegt? Über diesen Titel s. mein hlamischer Orient (IV) S. 110 Anm. 2.
' Nach dem Schlußvermerk S. 572 f. war es Mollä Muhammed Müsä Baibece,
Sohn des verstorbenen QäzT 'laä Me&hürT, der die Übersetzung anregte.
* Von den Übersetzungen der älteren persischen Bearbeitung Nasrullähs, welche
Ethe in den Verhandlungen des Leidener Kongresses 2, 1, 241 ff. zusammenstellte,
6»
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84 Hartmann: Bachwesen in Turkestan und Drucke Hartiuami.
neuem« (s. oben) nicht sicher zu schließen. Ich nehme an, daß er Hei
seiner Arbeit selbständig verfahren ist. — Der vorliegende Druck zeigt
viele Seltsamkeiten , welche wohl meist auf die orthographischen Besonder-
heiten der Tackender zurückgehen, zum Teil Nnchlässigkeits- und Irrtums-
fehler sind. Dazu kommt die Ungleichmäßigkeit: man schreibt auf einer
Zeile so, auf der nächsten anders. — Einige Beispiele auffallender Schreib-
weise: 1. <JL, wo erwartet wird: <Jl. j «geben« 23,10; <Jl. j-S*" «eintreten«
14, 10; J\£ jU£|j J\c. 53, 127 JU^ 407, 16; 2. j\i (jU) fur
jUTund umgekehrt: j\^jf (zu Jl»j^1) 72,12, dagegen jfcy (zu JW.O
153, 6; jÜ^> von Jo/mo? 572, 15; j%jy von tar/no? 153, 7; 3. für
^IcLt^Jl 53, 13. — Für den Genitiv ist die Endung dk» die Regel;
vereinzelt & j\ j\ ^S'jfJ Cf+\-Z*\ J j\ 197,10 für1 J <^Uol;
höchst wunderbar ist, daß ein dU, das äußerlich völlig dem Genitiv- «<«
gleich ist. als Akkusativaffix verwandt wird'; so J^jj^tlk* jlln» j »er
sah einen Jäger« 211,17; <jCj ^j*jyjjy • -A»bL- clAl***«uJ »sage nicht: ich
will das Schiff in der Wüste laufen lassen« (gleich darauf: *>-LL*j\ Ijj <J-Mj
<jcW «und treibe das Pferd nicht auf das Meer«) 218, 1 1 f.; Cf^J^ß
»du setzest uns« 288, 3; jv— \ y "w'e findest du diese
Krähe« 288,7, dicht daneben ^jVJlf- vitjjVl »die Schatten dieser« 288, 5.
— Für die Präposition »nach« (post) erscheint durchgehends £fS^ <jo wie
im Kasgarisehen. Kin wesentlicher Unterschied von diesem liegt darin, daß
für die Höf lichkeitsanrede die 2. Pers. Plur., nicht die dritte verwandt wird. —
Verwunderlich ist, daß der Sehlußvcrmerk S.572, 10 bis 573, 5 eine Eigen-
tümlichkeit zeigt, die iin ganzen Buche nicht vorkommt: durchgehends j\j für
Jo3; es heißt 572, 13: jUjVLJfcl -CSdf. Vielleicht hat hier der
Steinschreiber Mollä Mirzä Häs im Chogendi nach seiner Neigung geschrieben,
doch spricht in dem Vermerke der Unternehmer (Verleger) in erster Person.
darf wohl koinc als -osttürkisch« bezeichnet werden. Die Proben dort lassen eine
Sprache von ganz anderem Charakter erkennen, die man etwa • AltosmaiuVh-
nennen könnte. Nicht richtig ist die Angabe Chauvins in Bibliographie 2, § 44 a. E. :
-il y en a cinq, dont deux en djagathai*. Das Verhältnis dieser türkischen Ül»cr-
setzuugen zueinander in sprachlicher Beziehung bedarf dringend einer Aufklärung.
; Dir Verkürzung von ^aUoI» zu hat ihr Analogon in altosman.
in fur im im Akkusativ.
' Zur Erklärung kommt in Betracht die Neigung der Schreiber und Drucker,
-feinere Formen einzusetzen; wie statt des Genitivs-m der Sprechaprachc das schrift-
sprachliche nin eingetragen wurde, so geschah es auch per nefas mit dem Akkusativ-»;.
8 Der Übergang von din in dan ist vielleicht zusammenzustellen mit dem des
Akkusativ -ni in na, wie er in meinem «Arn türkischer Test au* Kaigar* (Releti
Szcnilc 1904) hclegt ist.
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Harthanh: Buchwesen in Turkestan und Drucke Han mann.
85
17. 'omar chänniH 'arnda furghVuJT mollä gülcharn digen iä'irniii tasnlf
qylghan darb xämatal hitäbT. Taskent, iy in (türk. Porsof, d. i. Portsew); 189ti;
1318. 37 Seiten gr. 8°. — Die Sprichwörter, nach S. 3 vierhundert an Zahl,
sind eingellochten in eine Erzählung, deren Hauptpersonen der Uhu
(^fy JVU), die Eule ( jr^i Bäj Oghli, dessen Tochter K fines
Bänü und Kaulängir Sultan sind. Die beiden Letztgenannten kriegen sich
zum Schluß. -Sprichwort« ist hier nicht in engem Sinne zu nehmen, ein»
begriffen sind auch poetische Weisheitssprüche. Es fehlt nicht an groben
Schmeicheleien für den Fürsten Ferghänas 'Omar Chän (s. zu Nr. 25.) S. 35.
Kaiila und Dimna ist erwähnt S.7. Die Sprache ist naturwüchsig und nicht
ohne Schwierigkeiten. Bearbeitung erwünscht. Der Verfasser kommt in
magmü'at ui&uarä vor, s. 28, 72.
4. Poesie.
18. emtr 'alt ier natcä'i dxvcänlart. Taskent, Breidenbach; Mollä
Mubammed Nä.sib Dämollä 'Ali Mohammed Ächond Oghli; 1806; 1314;
239 Seiten gr. 8°. — Der ai naubahär -Diwan1.
19. emtr 'alt ier nawö'i ditcä,Uari. Taskent, Kamenski; Sah Muräd
Ibn Mollä Sah Ni'met Achond; 1893; 1311; 208 Seiten gr. 8°. — Der ai
rutubahär- Diwan.
1 Über eine Handschrift des kiiltijüt des Nawä'T schrieb mir Herr Johannes
Awet arani an (Schumen) unter dem 6. April 1902 folgendes: -Mein {J\y O^J^
enthält 4 Diwane: 1. j»*t\\ ±J\i/j>, ßngtan ^ Ci 2.
welches anfingt \J^ijf' ciAJl»* j y£e <^j, 3. Ja— jH , das beginnt
^^»j\c j\rmf<sV 4- J^fi & J*> dessen Anfang lautet <*U>- Je J*u J? <j\
jLjm, und das ^J\y <~*" und ein y jUl\ • Zum Schluß
folgt ein Teil von Na wä Ts persischer Geschichte (ebenfalls in kaschgariachcr Sprache),
leider unvollendet. Das Buch ist geschrieben im Jahre 1241 n. d. Hegra in der
Stadt A~\jj\ auf Befehl von ^-01 J>U ^ C/) CT?\ • Handschrift von
jyi. . Ich hörte, daß der Schreiber ein kaschgurischer Chodga ge-
wesen »ei.- Durch diese Notiz läßt sich nun wenigstens für zwei der auch von
Pertsch, Verzeichnis der türkischen Handwhrijten der Königlichen Bibliothek Berlin
Nr. 380 genannten vier Diwantitel die Zugehörigkeit bestimmen. Nach Pertsch
a a. O. werden die Titel von 2 und 4 bei Awetaranian zu berichtigen sein:
0LÜ\ j*\ y und j£fi -*»| *» (kibar opp. von *ighur in 1). Vgl. auch meine Notiz
in Orient. Lit.- Zeitung V (1902) Sp. 7, wo ein mir gehöriges Manuskript des
ahuqat - Diwans erwähnt ist. Uber dieses im Sommer 1902 in Berlin erworbene
Manuskript, das ich meiner -Übersicht« (hier Jahrg. VH (1904) Abt. II) als Nr. 134
hbiufflge, bemerke ich, daß es 198 Seiten hat und bis auf einen geringen Defekt
am Ende vollständig zu sein scheint Der Vers, mit welchem Ms. Türe. Berlin 380
(bei Pertsch), beginnt, findet sich hier S. 13 Z. 3 v. u.
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8C Habtmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
20. emir 'alt Ser nawä't dnoänlarT. Taäkent, Lachtin; Choga Isän Ibn
'AU Choga iSän; Schreiber: Sah Muräd Molla §äh Ni'met Oghli; 1884; 1306;
288 Seiten gr. 8°. — Der ai naubahär-Diw&n , dem verschiedenes (targT'bend,
meinem, muqatta'cU) angehängt ist.
21. dhcäni mir 'alt ser nawä't. Istatnbol, Mahmud Bek; Sälih Choga,
Buchhändler aus Buchara; 1319; 223 Seiten gr. 8°. — Der ai naubahär-
Diwan.
Von den vier Drucken gehen 18., 20., 21. zusammen; 19. ist weniger
vollständig; so haben die genannten drei Drucke unter dem Buchstaben i
acht Gedichte; 19. hat nur fünf.
22. emir nawä't. Taskent, lljin; Ghuläm Rasül Choga; Schreiber:
Sah Muräd; 1899; 1318; 158 Seiten gr. 8°. — Obwohl das Buch mit der
airaqat - Qaside beginnt, enthält es doch nicht den Diwan gharä'ib ussighar
(airaqat- Diwan). Das geht deutlich hervor aus einer Vergleichung mit
meinem Ms. 134 (s. hier S. 85 Anm. 1) und schon daraus, daß in diesem Druck
die achte Qaside mit dem ersten Halbverse des Diwans J^l V hei
Awetaranian und die siebente Qaside mit dem ersten Halbverse des
Diwans ß\ Jflji bei Aw etaranian beginnt Es liegt also offenbar eine
Anthologie aus den vier Diwanen Nawä'is vor und dieser Druck lehrt,
daß man nicht jeden Band, der anfängt airaqat, fur den asraqat- Diwan
halten darf. — S. 6 hat als Intus j ^ und es mußte die Qaside Nr. !>
fS^y. Ss** ü S-7 med-> kommen; statt dessen folgt Nr. 19; Nr. I»
ist zweimal gedruckt, Nr. 9 ausgefallen. Solche Schludrigkeiten sind in
diesen Drucken häufig.
23. emir 'alT ier nawä't dtwänlarT. TaSkent, Stab; Molla Abdullah
Häggi Asadulläh Häggi Oghli; 1900; 167 Seiten kl. 8°. — Dieselbe Antho-
logie wie 22., doch ohne das Versehen, das am Ende von 22. nachge-
wiesen ist.
24. nawä't. TaSkent, lljin; Unternehmer nicht angegeben ; Schreiher:
Molla Jüsuf Ächond; 1901; 167 Seiten kl. 8°. — Scheint sich völlig mit
23. zu decken.
25. diwäni enitri ferghäna. Ta&kent, lljin; Unternehmer nicht genannt;
Schreiber Abdulgbafür; 1901; 1319. 224 Seiten gr. 8°. — Ausführliche Mit-
teilung über diesen Diwan und seiuen Verfasser 'Omar Chän machte Väm-
bery in Wiener Zeitschrift f. d. Kunde des Morgenlandes VI (1892), 193 ff.
Für das Biographische stützt sich Vämbery auf das hübsche Büchlein Na-
liwkins über die Geschichte des Chanats Chöqand (kratkaja istorija ko-
kandskago chansttca, Qazan 1886).1 Für das Studium des Diwans bediente
sich Vambery der von Schech Sulaimän besorgten Ausgabe Stambul 1300.
1 Barthold bemerkt mit Recht, daß die Daten der älteren Geschichte bis
zu unserem 'Omar einschließlich bei Naliwkin zweifelhaft seien, da dieser nicht die
Berichte der gleichzeitigen europäischen KeUenden zur Kontrolle heranzog.
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Hartman*: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmnnn.
87
Omar Chin1 selbst äußert sich über sein Dichten und die Entstellung
des Diwans in der Vorrede, die, wie in der Stambuler Ausgabe, so auch
hier angedruckt ist. Vainbery teilt das Wesentliche daraus mit."
26. dtwäni 'omar chän emtri ferghäna. Taskent, Stab; Unternehmer
und Schi-eiber nicht genannt; 1900; 1319; 224 Seiten gr. 8°. — Bis auf
unwesentliche Abweichungen in der Orthographie scheint dieser Druck mit
25. zusammenzufallen.
27. (ittoäni emTr vamagma us&u'arä' äsijäji muß. Islambol, Mektebi
>anäYi Sähäne; Scheich Sulaimän Efendi»; 1299 (im Titel; am Ende 1300);
221 Seiten gr. 8°; Typendruck. — Der Herausgeber wollte wahrscheinlich
außer dem Diwan des 'Omar Chän auch die Sammlung, die hier unter
Nr. 28. besprochen ist, zum Druck bringen; statt dessen finden wir nur
S. 218—221 einige Gedichte von Mollä Gullen 28., 22; Wozir 28., 5; Sul-
tänchwänT5re (nicht in 28. vertreten); Chätif28, 19; Chiglct 28., 20 ; Uädiq
28., 42; Fazll 28., 15.
28. magmuat uihi'arä. Taskent, Iljin; Mollä Rahtmherdi Qäri Ihn
Mollä 'Otmän Bai; 1900; 1320; 504 Seiten gr. 8°. — Das ist ein sehr ver-
dienstliches Buch, wenn es auch zunächst eine Schmarotzerei darstellt.
Denn vor allem soll es eine Ehrung fur den »Sultan« Muh a mined 'Omar
von Chöqand sein, der selbst als Dichter gefeiert wird, und neben welchem
hier als unter seiner Gunst blühend 75 Dichter (darunter zwei Frauen,
s.70 und 71) aufgeführt werden. In dem persisch abgefaßten Einleitungs-
gedicht (mutaqärib) nennt sich der Verfasser Jüsuf Muhamme d aus Sa-
markand (s. 15 Fazli). Die Dichter bezeichnet er leider so wenig deutlich,
daß sie nicht immer zu erkennen sind. Keine Hilfe gewähren die Ziffern,
welche in dem Zwischenraum zwischen den Halbversen angebracht sind
und welche eine Numerierung darstellen sollen. Sie stehen oft an un-
rechtem Orte, manche fehlen. Es wird im folgenden der Versuch gemacht,
die Namen festzustellen und die zu ihnen gehörigen Stücke der Sammlung
zu verzeichnen.
1. Der Schechulisläm; sein Name ist hier nicht genannt, auch
nicht in dem ihm besonders gewidmeten Gedichte S. 20 f. — Von ihm Stücke
S.22— 24.
> Nach Vambery S. 194 regierte er 1812—1821, nach Lane Poole-
Barthold S.237 1224(1809) bis 1237 (1822). Außer den bekannten alteren Quellen
(Ritter 7, 75 IT.) s. Grigrorjew 2, 457 und besonders die Spczialgesehiehte
Chöqands unter den Schahrochiden, die Pantusow unter dem Titel taarich iachrochi
ixtorija ttladeteUi fergany (Qazan 1885) herausgab.
3 Nachzutragen wäre etwa, daß die teils türkischen, teils persischen Gedichte
zuerst nach den Metren (bahr) geordnet wurden und daß erst die endgültige Re-
daktion die Ordnung aller nach dem Kennbuchstaben brachte. Es gibt übrigens
selbst in dem das iukr finnaf« zulassenden Orient wenige Fälle so stinkenden Eigen-
lobes, wie der fürstliche Dichter es sich hier zollt, wobei auch die Phrasen der
Schmeichler, wie »kaläm ulmulük mulük ulkaläm», getreulich mitberichtet werden.
3 Siehe über ihn hlamUeher Orient (IV) S. 105 Anm. 1.
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Habtmabk: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
2. Maul aw i; nach S. 4 unten sollte er in einem besonderes Gedichte
besungen werden. — Von ihm Stücke S. 24 f.
3. Edä, aus dem Geschlechte Ahrärs.1 — Von ihm Stucke S. 283.
285. 288 f. 289 f. 294. 299. 305. 311. 317 f. 322. 331. 339 f. 347 f. 358.
366 f. 375_f. 379. 381 f. 388 f. 394 f. 400. 411. 416. 422 f.
4. Äsiq, aus dem Geschlechte Ahrärs. _ Von ihm Stücke S. 348 f.
370. 389 f.
5. Wezir. — Von ihm Stücke S. 165 f. 185 f. 200. 232 f. 242 f. 321.
357. 398 f. 468—473.
6. Näle. — Von ihm Stücke S. 166. 187. 193. 199. 207. 216. 221.
223 f. 228 f. 235 f. 243 f. 264 f. 269 f. 2731'. 285. 290. 298. 304. 321 f.
331 f. 336. 346 f. 357 f. 399. 410 f.
7. Ma'jüs. — Von ihm Stücke S. 166 f. 187f. 201. 215 f. 234. 415 f.
8. Mugrim aus der Familie Serif. — Von ihm Stücke S.202. 350. 369.
9. Ramzl, führt seinen Stammbaum auf Saijid 'Ali Mir (Mir Ali S«~r
Nawä'i?) zurück. — Von ihm Stücke S. 167 f. 327. 360. 370.
10. Efsüs, auch Mir Esed genannt, stammt von den Ahnen Säliks
ab. _ Von ihm Stücke S. 168 f. 188. 244 f. 322. 367. 384 f. 406.
11. Mm, Bruder des Schuhs von Buchara Haidar (1215/1800 bis
1242/1826 nach Lane Poole - Barthold S. 233), den er aber verließ, um zu
"Omar Chan überzugehen. — Nicht vertreten.
12. (Maulawl) Raunaq aus Chogend, war 30 Jahre Qazi dort; ver-
storben vor Abfassung des Werkes. — Stücke von ihm S. 234.
13. Akmal (Kämil Achond Ser), verstorben vor Abfassung des
Werkes. — Stücke von ihm S. 179. 197. 372 f. 484.
14. Ohäzi, hielt Freundschaft mit Akmal (s. 13), auch verstorben.
Kr wird der Ghäzi sein, dessen Diwan sich in meiner Sammlung hand-
schriftlich befindet (s. Übersicht S. 8, Nr. 72). — Von ihm Stücke S.1S2.
224. 233. 265. 270 f. 277 f. 292. 333 f. 340 f. 373. 393 f.
15. Fazli [fa4l7\y das ist der Verfasser selbst, der später seinen
wirklichen Namen, Jüsuf Mohammed, nennt (s. oben). — Von ihm Stücke
S. 131— 136. 140—161. 173 f. 180 f. 196 f. 206 f. 213 f. 218. 222. 226 f.
230 f. 234 f. 240 f. 252 f. 261 f. 263 f. 267. 271. 276 f. 281 f. 283 f. 286.
291. 293. 297. 298 f. 303 f. 310. 316. 327. 330. 336 f. 355 f. 365 f. 371 f.
376. 377 f. 385. 387. 408 f. 412 f. 416—418.423.445—451.462—464.
500. 501. 502. 503. Wahrscheinlich gehören ihm auch die Stücke an.
welche die Überschrift haben Maulänä Fazli , S. 53—58. 78—80. 84 — 90. 504.
16. Maknün. — Stücke von ihm S. 325. 404. 498.
17. Debir, eigentlich Mirzä Serif, Hofchronist des Sultan 'Omar,
aus einer Samarcjander Saijidfamilie. — Von ihm Stücke S. 188 f. 245. 277.
406. 464—467.
1 Eine Si>czialarbeit Ober diesen Lokalheiligei» TaSkents ist .Chodya-AcKrar-
Wali. Lcgenda. Perewod h perridtkayo- von M. A i da row, mit Anmerkungen von
P. A. Koinarow.
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Hartmans: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmaiin.
SO
18. MuSrif, gebürtig aus Isfaräjin [in ChorSsfin; mehrere bekannte
Gelehrte sind nach ihm benannt], wo er auch Qüzi war, berühmter
Saijid jener Gegend. — Stücke von ihm S. 33 f. 72—76. 81 — 82. 109 f.
116—119. 128—131. 171 f. 199 f. 209 f. 216 f. 248 f. 279 f. 323. 328 f.
352. 359 f. 368. 401 f. 418. 443—445.
19. Chätif, aus Chogend, wo er zugleich Mufti und Qäzi ist. —
Stücke von ihm' S. 30— 32. 40—42. 47 f. 58—60. 169 f. 181. 189 f. 200 f.
218 f. 220 f. 225 f. 229 f. 233. 239. 245 f. 253 f. 258 f. 267 f. 271. 280 f.
291. 295 f. 299 f. 305. 312. 316 f. 323 f. 330 f. 332. 337. 349 f. 358 f. 368.
378. 382. 385 f. 400. 411 f. 418 f. 451—460. 494 — 497.
20. (Choga) Ch iglet, aus UstrüSen1 gebürtig; stammt von Maulawi
Sah Husain; erhält vom Sultan jede Woche als Gehalt fünf ESrefi (Gold-
stücke). — Von ihm Stücke S. 32 f. 44 — 46. 60 — 62. 170 f. 190. 193 f.
201 f. 207. 214. 220. 226. 229. 236. 239 f. 246 f. 254. 257. 259. 268.
274 f. 278 f. 290 f. 305 f. 311. 317. 324. 332 f. 337 f. 350. 359. 369. 378.
382 f. 386 f. 397. 400 f. 412. 419. 422. 493 f. 500. 501.
21. Nusrat, aus Chöqand. — Stücke von ihm S. 76 — 78. 90 f. 189.
213. 238 f. 318. 335. 361. 401.
22. GülSeni, aus Chöqand. — Von ihm Stücke S. 265 f. 271 f. 316.
23. Nädir, 70 Jahre alt, aber noch sehr rüstig, und lebt wie Leute,
die Verse machen, auch berühmt bei den Schönen von Chöqand. — Nicht
vertreten.
24. Fäjiz [/aid] und 25. Käsifi, Söhne des Wäqifi, dessen
Stelle sie im Richteramt eingenommen haben. — Von Fäjiz Stücke S. 354 f.
402. — Ki&ifi ist nicht vertreten.
26. Räsicht, aus Chogend und dort Qäzi. — Von ihm Stücke unter
der Überschrift räsich S. 172 f.
27. (Choga) Nizäm, Nachkomme des Sah Mansfir Chän [des im
Jahre 795/1393 gestorbenen MuzafTeriden von Fürs?] und einer von den
Qarachini- Heiligen.3 — Von ihm Stücke unter der Überschrift nizämt
S. 195. 405 f.
28. (Choga) Teslim, steht dem Chiglet (s. 20) an Verdiensten
gleich. — Von ihm Stücke unter der Überschrift selTm (das Metrum er-
fordert aber im Einleitungsgedicht das vorhandene tos Ihn) S. 497.
1 Das unnütze Wortspiel : j\ <s\ß+ & fj-'JJ f^* ^ j>-
Ustrüseu- sagt ans nichts, lehrt nicht einmal sicher, daß UstrüSen zu sprechen ist.
«nd oft zusammengestellt. Ich führe für die (Jleichutig nur an, daß Ustrusan bei
ansern Dichtern auch sonst vorkommt (s. Nr. 33. 51). Da liegt es nahe, deu Ort
nicht zu weit von Chöqand zu suchen , und Osniäana bildet ja gerade das Gebiet
zwischen Chöqand und Samarqand.
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90
Hahtmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
29. Qalender, der Qfizi, aus Namangän. — Nicht vertreten.
30. Mahwi, auch Säki Kämjäb genannt (?); verfaßte mehrere Bücher.
— Von ihm Stücke S. 202 f.
31. Zijä [</yä], ein Qalender von den Käsän-Saijids; wohnt be-
standig in Chöqand. — Nicht vertreten.
32. Machfi, der Qäri von Qunduz, berühmt in der Wissenschaft
der Qoränlesung (qirä'at). — Von ihm Stücke S. 342. 494.
33. Muhtasib, wohnt in Chöqand, früher in Ustrüsen. — Nicht
vertreten.
34. Negib, von edler Herkunft. — Nicht vertreten.
35. Muzmir [mutfmir]. — Stucke von ihm S. 66 — 68. 182 f. 260 f.
275 f. 326. 343 f. 363 f. 371. 373 f. 379. 383 f. 390 — 392. 396 f. 404 f.
413. 420. 423 f.
36. Behget, Sohn Musrifs (s. 18). — Von ihm Stücke S. 62 — 66.
175 f. 181. 192 f. 203. 251. 306 f. 312. 325. 334. 352 f. 362 f. 370 f. 390.
403 f. 442 f.
37. Gedid, auch Ibn Fazli \fadli] genannt, Sohn des Fazli,
d. h. des Verfassers (s. 15). — Von ihm Stücke S. 307. 313 f.
38. Higret, aus Taskent. — Von ihm Stücke S. 195. 325 f.
39. Kesret [Av/rW], Gerichtsschreiber des Sultans, wohnt in Chöqand
und möchte gern Chöqander sein, ist aber aus Samarqand. — Von ihm
Stücke S. 294 f. 365.
40. Munsi, wohnt in Chöqand. — Da er im Werke nicht näher be-
zeichnet ist, laßt sich nicht ausmachen, welche Stücke ihm gehören und
welche dem Munsi Nr. 47.
41. 'Abdulgawäd, Dichtername Gawäd, aus dem Gebiete von
Herät. — Von ihm Stucke S. 204 f. 351.
42. Häziq \hädiq\, aus Herat'; liebt die Dunkelheit; sein Charakter
ist unbeständig, und dadurch geriet er in Bedrängnis. — Von ihm Stücke
S.92f. 99 f. 180 f. 203 f. 217 f. 221 f. 225. 230. 266. 292. 295. 300. 306.
351. 383. 491—493.
43. Saifulläh, aus Merw, wählte aber Chöqand als Wohnort. —
Nicht vertreten.
44. Ilätiin, wohnt in Isfaräjin. — Von ihm Stücke S. 210.
45. Fäni, aus Balch. — Von ihm Stücke S. 407. 420 f.
46. Nuzhat, aus dem Gebiete von Chogcnd; lebt in den Medresen;
kommt zuweilen an den Hof. — Von ihm Stücke S. 43 f. 191 f. 211. 247 f.
363. 405.
47. Munsi, wohnt in Kasan, eigentlich Mohammed Kmin; schreibt
sehr schön, so daß er mit Mir 'Ali verglichen wird; in jeder Kunst ist er
1 Hier her't genannt; beide Formen werden promiscue gebraucht; arü [A«ri]
im Qutadghü Bilig; S.Faksimile S. 185, 27 und 189, 12 (bemerke tirich mit
Vokalrückwirkuiig an beiden Stellen).
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Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 91
Meister, aber im Dichten ist es anders.1 — Von ihm Stücke S. 38— 40.
105—109. 125—128. 240 (vgl. oben Nr. 40).
48. 'Uzleti, nus Namangän, hat immer Unglück, daher heißt er
audi 'Uzleti.* — Nicht vertreten.
49. Gur'at, lebt immer in Kahhär und kommt nur gelegentlich an
den Hof. — Nicht vertreten.
50. Tagammul, gelahmt, lebt in Rasdän. — Von ihm Stucke
S. 501 f.
51. Nazar [nazar]; seine Heimat ist das Land von Ustriisen. — Von
ihm Stucke S. 101— 105. 112—114.
52. Rif'at, aus dem Lande Rasdän. — Von ihm Stücke S. 501.
53. Mug mil, aus Buchara. — Nicht vertreten.
54. Re'is, aus UstrüSen. — Stücke von ihm S. 344 f.
55. Faizi [faidi], aus Marghinän (Margelan), eigentlich Mirzä Nijäz.
— Von ihm Stücke S. 424 f.
56. Machmür, Sohn Akmals (s. 13), dem Haschisch und Opium
ergeben; hat er auch keine Gedanken, so besitzt er doch Fertigkeit im
Versemachen zu jeder Zeit. — Von ihm Stücke S. 195 f. 249. 309. 362.
408. 489 f.
57. Man zur [manziir], noch jung. — Von ihm Stücke 8. 249 f.
58. Mustäq aus Sehrisebz. — Von ihm Stücke S. 205. 25 G f.
59. (Mirzä) Latif, noch jung, beliebt; aus dem Lande Buchara. —
Von ihm Stücke S. 312 f. 319. 340. 403.
60. Zlnet, wohnte im Lande Chogend, jetzt in Andigän \andiij5n\.
— Von ihm Stücke S.70— 72. 82 f. 93—99. 334.
61. Mab zun. — Von ihm Stücke S. 178 f. 402 f. 424.
62. Chi slat, aus dem Lande Ka3gar. — Von ihm Stücke S. 319 f.
63. Wefä'i, aus Emirgeschlecht. — Von ihm Stücke S. 250 f.
64. M uz nib [mußnib], aus Chöqand. — Nicht vertreten.
65. TurSbi, aus Chöqand. — Von ihm Stücke S. 286 f. 301 f. 308 f.
314. 320.
66. Käs if, aus Chöqand. — Von ihm Stücke S. 172. 191. 301. 308.
314 f. 345 f.
67. Bazmi, aus Chöqand. — Nicht vertreten.
68. Miri Bibäde. — Nicht vertreten.
69. Wabsi, aus Kahhär. — Von ihm Stücke S. 177 f.
70. Waise, eine Frau, über die nichts zu sagen ist; sie geht bald
auf krummen, bald auf geraden Wegen. — Nicht vertreten.
71. Mahzüne, aus Chöqand, eine tüchtige Dichterin. — Von ihr
Stücke S. 467. 502. 503.
72. Gülchanl, aus Kohistän, Soldat und Dichter. — Von ihm Stücke
8. Ulf. 178. 205 f. 250. 206 f. 324. 343. 353. 361 f. 397 f. 408. 419 f.
73. Dä'i(?), aus Chöqand, lebt vom Handel. — Nicht vertreten.
1 f> J> M\ C&j « > jj j\ *ij>- .
* Von 'uzlet «zurückgezogenes Leben, Welteutsagung..
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Hartmans : Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmarin.
74. Kirim! (Häggi), aus Chöqand, lebt in Stambul1 und schickt
' Jahr Qasitlen rum Lobe des Chans. — Stücke von ihm S. 25 — 30
y?r i>t dort in der Überschrift 'Abdulqädir genannt). 228 f.
Zu diesen Dichtern kommt der Fürst 'Omar Chän selbst, von dem
unter seinem Tachallus Kmir die größte Anzahl von Proben gegeben sind,
um! Dichter, die ich in dem Kinleitungsgedicht nicht zu finden vermochte,
und die ich hier, nebst dem Kmir, anschließe. Einige sind offenbar be-
kannte altere Dichter, wie Ali Ser, d. L Nawä'i.
25, Ahrär S.224f. 256.
ZlL Ali Ser S.497.
22, Chudäjär (Qäzi) S. 123 f.
28, Kmir S. 182 f. 184 f. 132 f. 2ÜS, 212 f. 214 f. 213 f. 222 f. 222.
222, 222, 211 f . 251 f . 255 f . 252 f. 262 f . 263. 222 f. 282, 284. 2S2f. 28k
232. 297 f. 2Ü2f. 2Ü9 f. 215 f. 320 f. 223. 226, 342 f. 342. 356 f. 288. 374 f.
322. 28Üf. 232 f. 235 f. 238. 4D3 f. 414 f. 421 f. 425—442. 461 f. Ihm
mich sind folgende Stücke zuzuteilen: S.482 (ta'rich des Kmir uhnusliinin),
49« und 500 (unter der Überschrift Sultan 'Omar).
23, Fazli Namangäni S. 34— 38.»
80, öunaid S. 136—140.
81, Hairet S. 354.
82, Husain ChogaS.42f. 119—121.
82. Kämil S.253f. 284. 497 f.
84. Kesreti [kep-ett] S. 128 f., identisch mit Kesret Nr. mi
85. Ma'deni Pänghüzi S. 114 f. 352 (hier nur Ma'den genannt).
88. Mesreb S. 500.
82. Kmin Käsäni (Mollä) S. 473— 476.
88. Sälih Rasdäni (Mollä) S. 484 f.
83. Muhammed Jüsuf Kätib S. 228.
9_0_, Mutrib S. 182 f.
9_L 'Omar (Saijid) S. 498— 500.
92. Qäri S. 498.
Rindi S. 26Ü f. 4Ü2.
34. Sadiq S. 498.
95. Serif! S. 29JL
38. Täjib S.39A
32. Wahset S.296.
38. Wäg if S.209.
33. Zähid S. 128. 2J_L 24L
ML Zäji' [däji'} TaSkendi & 121 f.
1HL Zubdi Ruchäri S. 130. f.
2iL dhcäni maulänä fudütT ma'a lailä nutfnün. Taskent, Portsew;
Ja'qüb Choga §ahhäf; Schreiber: der Taskender Älim Choga Pädisah Choga
1 Hier wie S. 25 rüm genannt.
3 Er wird von dem FazlT Nr. 15 zu unterscheiden sein ; denn der ist tu«
Samarkand.
Hartmans : Buchwesen in Turkestan und Drucke llartmann.
93
Isän Oghli; 1900, 160 Seiten gr. 8°. — Fuzüli ist -interturkal. : er wird
in Stambul, in Qazan und in Ta&kent gedruckt und geschätzt. Seine
Sprache ist aber weder osmanisch, noch nogaiisch, noch osttQrkisch. Von
ihr konstatiere ich nur ein Beispiel: Jju jO-i-^ ^Jjj^LxL.»
S.80, 13.1 Das ä/fe und joch* genügen. — Der Schlußvermerk des Druckers
oder Schreibers ist ganz osmanisch bis auf ein ^ y* X\ fur ^y**\. -
Die dibäde fehlt; vgl. 31.
30. ktdttjäti ßidüff. Taskent, Kamenski; Mubamnied Sultan Ihn
Muhammed Saijidi; Schreiber: Muhammed Sähmuräd; 1803; 1316; 96 +
163 Seiten gr. 8°. — Die Reihenfolge ist wie in der Gesamtausgabe FuzHlis
Stambul 1286 (s. Anm. 1). Naturlich hat in dem oben erwähnten Fall dieser
Druck ebenso das Richtige (^l und £y) wie 29.
31. dtbätei maulänä Jutfült maa dncänlarT [so]. Taskent, Lachtin;
Mollä Rahim Choga Tsän Ibn 'Ali Choga Isln ; 1884; 1306; 216 Seiten kl. 8°.
— Die Vorrede S. 2— 13 deckt sich mit der Vorrede in 30. (in 29. fehlt
sie); die Anordnung der Gedichte ist aber wie in 29., während 30. eine
andere Anordnung hat.
32. dTtcäni maulänä fudülT ma'a lailä megnün. Taskent, Portsew;
Jaqüb Choga Ibn Pädisäh Choga; 1899; 1317; 160 Seiten gr. 8°. — Scheint
mit 29. zusammenzugehen. Auch der Schlußvermerk mit dem auffälligen
wie in 29.*
33. hikmeti hadreti stdtän ul 'ärifih ch^äöa ahmed ibn ibrahtm mahmUd
Um i/tichär jasawt. TaSkent, Stab, biräketi Chairije; 1900; 206 Seiten
gr. 8°. — Über Ahmed Jasawi und Drucke seines Diwans s. Hu wed ä
S. 133 Anm. 3. — In diesem Druck findet sich S.2— 17 eine Kinleitung
mit allerlei guten Lehren, beginnend mit einer Warnung vor den falschen
Sehechs.
34. hikmeti hadreti sultän uVärifbi ch'äda ahmed ibn ibrähtm ibn mahmSd
ibn iftichär jasatet. Taskent, Iljin; 1900; 176 Seiten gr. 8". — S.2— 16 die
Einleitung wie in 33., doch finden sich einige Abweichungen. Im Diwan
selbst scheinen, nach einigen Stichproben, die beiden Drucke gleich zu
sein. — Über die Bedenken gegen die Ursprünglichkeit der heut ausschließ-
lich tradierten Form des dTwäni hikmet s. oben S. 78.
35. ta'wüi vnnigtcän. Taskent, Kamenski; 1893; 1311; 23 Seiten
kl. 8". — Nach einem Vermerk auf dem Titelblatt ist anzunehmen, daß dieses
1 Die Gesamtausgabc (külBjät Stambul, Druckerei Taswlri Efkar 1286) S. 184
schreibt ^> j\ und J-**^. Da sieht man den Segen der Stambuler Gelehrsamkeit
und Feinheit fur die türkischen Studien (vgl. das unter 1. über Änderung alter Texte
Gesagte).
1 über die Schreibung des azerbaiganisrhen ch in den Texten s. Foy, Azrr-
bajyan. Studien (hier VI , Abt. II) S. 143.
* Mein verehrter Kollege Professor Foy sagt mir, daß ihm idmejüp in azer-
baiganwehen Texten vorgekommen sei. Sollte die Vorlage des Taakender Druckers
fur den Schlußvermerk unter azerbaiganischem Einfluß geschrieben sein?
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04
Hartmans-: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartman«.
Trauergedicht sich auf die /.weite Qadin des Sultans l>e7.ieht und von der
Krau des Serif Machdüm Almusta'sim Albucliäri 1 verfaßt ist. Das ganze
Gedicht ist, ebenso wie der Titel, rein osmanisch. und es ist ihm nur durch
die Schreibung des Genitivaffixes und des Pronoininalafßxes der 2. Person
mit der Anstrich des »Caghataischen« gegeben.
36. maf/dai mir. Taskent, Iljin; Molla Abdullah Häggi lbn Asadulläh
Häggi Taskendi; 1898; 448 Seiten gr. 8°. — Kin wunderbarer Mischmasch
von erzählenden Mesnewis und spintisierenden Ghazels, wol>ei die Mesnewis
weit uberwiegen. Im Schlußverse jedes G hazels kommt aLs Machlas
*Makrab* vor, daneben stets in irgendeiner \'erbindung *mabdai nur».
Welche Beziehungen dieser Dichter Masrab zu dem wunderlichen Heiligen
Masrab hat, dessen Tezkire in Kasgarien eine Lieblingslektüre ist3, wage
ich nicht zu sagen. Kinen Anhalt bietet der Vers S. 285 1. Z.: -Masrab
gelangte zu jener Mine Mabda'i nur, das ist durch den Schutz des Wali
Choga'i Afa«j Sah.« — S. 13") ist ein Abschnitt; die Unterschrift lautet:
• Knde des ersten Defters des Metnewi'i ma'newi.« — S. 340 Z. 5 beginnt
ein Abschnitt, der uberschrieben ist: ktmijä'i autcal\ sich übrigens im In-
halt nicht von dem Vorhergehenden unterscheidet.
7. Dogmatik, Paränese, Ethik.
37. mißäh utyinän teamisbäh uVTmän. Taskent, Kamenski; Sefer
Choga Se'ädet Choga Oghli; Schreiber: Abdullah Namangäni; 1894; 1313;
336 Seiten gr. 8". — Uber das persische Original, welches Hagi Chalfa unter
Nr. 12558 (6, 11) verzeichnet, s. Kieu, Gat. Per*. Mm. I, 40h. Der Über-
setzer nennt seinen Namen nicht; er sagt nur, er habe sich, da er eine
gewisse Starke im Türkischen besitze, sofort zu der Arbeit gemeldet,
als Sugä'uddin üumlatulmulk Kmir Muhammed Küregän* lbn
Miras 'Ali Mirek Bärläs lbn Mirzä Mahmud lbn Muhammed
.lünus BSrläs den Wunsch aussprach, daß das persische Werk den
dieser Sprache unkundigen Türken vermittelt werde. Uber Zeit und Ort
ist nichts gesagt, doch läßt sich glücklicherweise der Auftraggeber fest-
stellen: es ist der Muhatmnadi Rärins, von welchem Mirza Haidar ausführ-
lich erzahlt Tar. Hasidi 382 ff. und 45*2 f., der böse (ieist Abdurresid Chäns des
Uaghatajiden (940—983). Kr wird auch T. R. 307 und 452 Sohn des 'Ali
1 Der Mann suchte mich um 1880 in Beirut auf und stellte sich als in Staat*
Uul lebenden Buchdrucker und Buchhändler vor. Ich kaufte ihm damals die ersten
Lieferungen von Sechzadcs H.t.sije zum Baidawl ab. Der erste Band hat den Schluß-
vermerk (S.488): <^jUJi ^
* Behandelt in ineiueni »Mesreb der weise Narr und fromme K et zer«
Islam. Orient V '. Kinen Beitrag zu dem Masrabmotiv gibt mein -Chadcmgai«
Orirnt. UU.-Xeitung VI (1903) Sp.361fl.
* es liegt nahe, an den bekannten Titel Gürkan zu denken,
und die Schreibung spricht nicht durchaus dagegen ; daß ein kleiner Fürst sich einen
so hochtrabenden Titel beilegt, wäre hei der Eitelkeit der Orientalen uiehl ver-
wunderlich.
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Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 05
Mirek genannt, und an der Identität wird nicht deshalb gezweifelt werden
dürfen , weil a. a. O. 452 der Name des Großvaters anders lautet. Da nach
S. 453 anzunehmen ist, daß der Emir vor dem Chän starb, so muß die
Übersetzung vor 983 aufgegeben sein. Bärläs hier so. Im Tar. Rasidi
schreibt der Übersetzer Barläs, und Abulghäzi kennt auch nur j —
Die Schreibung bietet Wunderlichkeiten, die freilich auf Rechnung des
Steinschreibers kommen können; so S.4, 6 ^JL j ^ (doch auch jjUJLi S.4,9).
— nin uberwiegend. — — {J^ü*' — y.'UL* S.3, 4 (dagegen
im mitsaijabnäme , hier 6. S.2, 11 4tj }CUL-«). — Sachliches: S.3, l: Gott
hat den Schlüssel des Paradieses (mit Anspielung auf den Titel des Werkes:
•mtftäh uly"inän*) einigen besonderen seiner Knechte in die Hand gegeben;
unter diesen Begnadeten befindet sich auch der Emir Sugü'uddin. —
Handschrift des Werkes in meiner Sammlung s. Ubersicht Nr. 65.
38. mifläh ulyinän teamisbäh ul Tmän. Taskent, Stab; Sirketi chairije'i
gedide; Mollä Jüsuf Säsi; 1900; 1319; 272 Seiten gr. 8°. — Im wesent-
lichen sich mit 37. deckend, doch zahlreiche Abweichungen in der Schrei-
bung, z. B. 272, 5 für 37. S. 336, 18.
39. söft alläh jär. Taskent, lljin; 1896; 139 Seiten kl. 8°.
40. soft alläh jär. Taskent, lljin; Rahim Choga Isän Ibn 'Ali Choga
Isän; 1896; 138 Seiten kl. 8°.
41. tebät uVäy'iäh. Kasgar; Drucker und Unternehmer: Häggi Mu-
hannned Nüruddin; 1312; 120 Seiten kl. 8°. Jeder der 15 Bogen zu 8 Seiten
ist auf der inneren Seite mit seiner Nummer so versehen, daß die Nummer
(in Buchstaben!) sich auf den inneren Rand von Seile 8 und Seite 1 ver-
teilt. Man sieht das Bestreben, mit etwas zurechtzukommen, woran man
vom chinesischen Buchwesen her bekannt ist.
Das {ebät ul'äfiztn, das hier in drei Drucken und in meiner Hand-
schriftensaminlung in einem Manuskript vorliegt, ist die beliebteste Ein-
führung der .lugend in den Islam. Als ich in GnKa den etwa zehnjährigen
Sohn meines Wirtes Mät Gapür [muhammed yhafür) fragte, was er lerne,
erwiderte er stolz: -tebät ul'äyiz'm*, und konute auch die ersten Verse
davon hersagen. Daher der ungeheure Verbrauch. Andere Drucke des
Werkes verzeichnete ich Orient. Litt.-Zeituny V (1902), Sp. 74, H ü wedä S. 145
und Islamischer Orient (V) S. 185, Anm.2.
42. chännin tamtf qylyhan jachst ügha rattäy bereduryhan dttrnr sozlcri.
KaSgar, Nur Häggi; 1311; 120 Seiten kl. 8°.
43. wie 42., doch etwas andere Anordnung.
44. wie 42., doch 63 Seiten.
45. wie 42., doch 60 Seiten.
46. wie 42., doch 63 Seiten und kein Druckjahr im Schlußvermerk.
Diese fünf Drucke sind die merkwürdigsten Zeugen eines Kultur-
anfanges in Barbarenland.1 1893 übernimmt der Schneider Nur Häggi (s.
1 Daß Chinesisch -Turk is tan ein solches bisher war und erst sehr allmählich
an den Gütern der gesitteten und denkenden Welt teilzunehmen beginnt, muß hei
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06
Hartmann: Bachwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
oben S. 75) den Druck eines Büchleins, durch welches die I^andesregierung
glaubt, alle Tugenden in die Herzen der Landeskinder pflanzen zu können:
eine Sammlung von allgemeinen Betrachtungen über Leben und Welt und
von moralischen Gemeinplätzen, die vor allem die Einpfropfung guter Ge-
sinnung im Auge haben. Das Werkelten ist von einem chinesischen Kaiser
verfaßt und seine Übersetzung in die Sprache der türkischen Untertanen
soll auch diese die heilsamen Regeln genießen lassen. Ungeheure Mengen
wurden hergestellt: die Ziffern, die der Drucker selbst mir angab, 3000 +
2000 -f 2500, sind mir glaubwürdig. Diese 7500 Exemplare werden sich
auf die fünf Ausgaben verteilen, die hier aufgeführt sind; vielleicht exi-
stieren noch mehr Ausgaben.1 — Einiges zur Beschreibung der fünf Drucke.
Allen geineinsam ist der dreisprachige Titel, dessen türkische Version oben
gegeben ist; die chinesische, die nur in 42. und 43. mit den archaistischen
Zeichen, in 44., 45. und 46. mit den gewöhnlichen geschrieben ist, lautet:
jii* fih* ö'üan* ian* jao* jen\ d. h. «wichtige kaiserliche Worte, die dringend
zum Guten ermahnen«; die mandschurische lautet: chani aracha sain bo
chtncekijebure ojonggo gisttn, d. h. »vom Kaiser verfaßte dringende Worte,
die zum Guten aufmuntern.« Der Schlußvermerk lautet in 42. und 43.:
£\ X\ \ *U- «jU- *j) <-T ^*~jy ° y~}\
fSJh0\ J»J 44. schließt ^jM* J>m ^srw cT«5 ebenso,
nur mit und hat <J^\o- jy und «Ul- 46. hat nur: ^-11
^j^— Ii »Aw- 4»lä£\>. t^"^- s— '* ö yS^*" s^Z^- Natürlich
sind nicht alle Ausgaben im Jahre 1311 hergestellt, das Jahr ist aber bei-
behalten, weil auf dieses große Jahr, das erste, wo in Kaigar Türkisches
gedruckt wurde, ein tartch für 1311 gemacht war, den man auch in die
neuen Drucke übernahm. — Auf der letzten Seite aller fünf Drucke be-
findet sich vor dem .Schlußvermerk eine mandschurische Notiz, welche in
42., 13. und 44. völlig identisch und auch gleich angeordnet ist, in 45.
kleine Differenzen zeigt, und in 46. erheblich gekürzt ist' — Druck 42.
seiner Beurteilung immer festgehalten werden. Nicht daß hier den geistig be-
schränkten und moralisch verkommenen Muslims Turkistans Grausamkeiten vorge-
worfen werden sollen; aber diese Bevölkerung dämmert hin in einem Schmutz und
in einem Dusel, die sich nur durch jahrhundertlange Verblödung begreifen lassen.
Die g< istig regen Elemente sind sämtlich Fremde. Von den Chinesen ging der An-
stoß zur Drucktätigkeit aus. Sie wird nie mehr erlöschen und ihr eifriger Betrieb
wird der wirksamste Förderer einer neuen Ära filr das Land sein.
1 Man konnte Winter 1902/3 mit Leichtigkeit Exemplare in Kaigar und
•larkend finden. Freilich die Sammlung der verschiedenen Drucke, wie sie hier
vorliegt, wird kaum wieder zusammenkommen. Daß bei der primitiven Technik
von einem Stein mehr als 1000 Exemplare hergestellt werden konnten, ist mir nicht
wahrscheinlich. Die Neuschreibung muß also wenigstens achtmal vorgenommen sein.
* Nach Hrn. Dr. Hacniseh, dem ich die Lesung des Chinesischen und Mandschu-
rischen verdanke, besagt die Notiz, daß das Buch auf Veranlassung des Dooli-
Chafan, Intendanten von Kasgar, gedruckt ist
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Habtmamn: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
97
zeigt den ersten tastenden Versuch: das Papier und die Art der Bedruckuug
( Doppelblätter, die außen geschlossen sind und nur zwei bedruckte Seiten
haben) sind chinesisch; zum Druck sind wahrscheinlich geschnittene Holz-
tafeln nach chinesischer Art verwandt Die anderen vier Drucke haben
russisches Papier, das nach fränkischer Art geschnitten und gebunden ist.
Der Drucker war anfangs offenbar nur wenig geschult, auch fehlten ihm
in der eigenen Sprache und Schrift elementare Kenntnisse, so daß sich in
42. und 43. der Seitenziffern von 1 10 an so dargestellt finden: >•>*,>•>>
usw., eine Schreibung, fur die sich im Islam wohl kaum eine Parallele finden
läßt am Anfang des 14. Jahrhunderts nach der Flucht, und die unter chi-
nesischem Einfluß steht. — Ein Exemplar des chännin sozlerT erhielt Ka-
tanow von einem Freunde in Öugucaq. Er macht aber keine Angaben
über Ort und Zeit des Druckes (s. Zapiski Wogt. Otd. Arch. Obsc. XIV,
2/3, S.32).
8. Recht
47. ter§eme\ muchtasari tciqäje turk tittde maalmetn ßlhäiije. Taskent,
lljin; Unternehmer ist der Übersetzer Maqsüd1; Schreiber Mollä Jüsuf
Ächond Ihn Mollä Däkir Üän; 1901; 1320; 592 Seiten Fol. — Dieses Werk,
das der Ubersetzer in der Vorrede (S. 4 unten) mag*ma' ulmaqsüd betitelt,
hält mehr als es verspricht. Es ist keineswegs eine bloße Übersetzung.
Mollä Maqsüd Choga Ihn Man.sür Chojja sagt in der Vorrede, die
des Arabischen und Persischen unkundigen Türken hätten ihm oft geklagt,
daß sie sich nicht über die Gebote ihrer Religion unterrichten konnten;
er gebe nun hier für die unteren Klassen eine Übersetzung des muchtasari
tciqäje mit Hinzufügung einiger aus anderen Werken geschöpften Fragen
mit Angabe der Quelle; auf den am Rand gedruckten arabischen Text
sei durch Nummern verwiesen. In der Tat findet sich der Benutzer leicht
und sicher zurecht, und die Art der Behandlung zeigt, daß der Übersetzer
die Sache richtig angefangen und gewissenhaft gearbeitet hat. Ein Kapitel-
index und ein Druckfehlerverzeichnis fehlen nicht. — Bemerkt sei, daß das
mtuhtasar ultciqäje, das unter diesem Namen bekannter ist als unter dem
eigentlichen: unniqäje, in West- und Ostturkistan das Hauptkompendium
ist; so fanden sich auch zahlreiche Exemplare davon in der aus Chöqand
stammenden Sammlung Skobelew im Historischen Museum zu Moskau
(s. meinen Bericht darüber in Orient. Litt.-Zfitung V (1902) S. 73 ff.). Über
zwei Exemplare des Originals in Berlin s. Ahl ward t, Katalog Nr. 4562;
über den Verfasser Sadrussari'a "Ubaidulläh b. Mas'üd, Tochtersohn des
berühmten Verfassers der Wiqäje, Mahmüd Mahbübi*, s. Pertsch, Arab.
' Auf dem Titel der Vermerk: silJJ j» j-L^JU
• Abdruck ohne Erlaubnis des Übersetzers verboten.; er zeigt das wunderliche m«/«v$ton,
das ich auch allenthalben von Taskent bis Jarkend hörte, und bei welchem Maqsüd
sich nur dem Usus anpaßte.
» Maqsüd hält Mahmüd für den väterlichen Großvater TJbaidullahs S. 7.
Mit* d. Sem. f. Orient 8pr»*heu. 1904. FI. Abt 7
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98 Habtmakn: Buchwesen in Turkestan und Drucke Harunann.
Kai. Gotha 2, 268 (Nr. 1024). — In der Schreibung ist so viel Seltsames,
daß man geneigt ist, hier entweder lokale Sonderheiten oder individuelle
Liebhabereien zu sehen. Keinesfalls können dieser Druck und der von
Kalila wadimna zugleich die Schreibweise der Taskendcr darstellen (s. oben
S. 84). Denn hier liest man JLj1 passim; oLü auf dem Titel, daneben
JLU im Text;iJlcVs.282,8. Von anderem erwähne ich jÜfi für jUlj
S.283, 16 und oft; <£& y 282, 8 u. o. Das Genitivaffix ist durch-
gangig m.
Das arabische Original des Werkes liegt in einem Druck Taskent,
Iljin, 1900 (160 Seiten in gr. 8") vor.
48. mufammed saläL Taskent, Portsew, Mollä Akmal Chän Ibn
Mollä Islam Chän; 1900; 1319; 477 Seiten gr. 8°. — Übersetzung desselben
muchtamr ultciqäje wie 47. Hier ist die Ubersetzung in den durch Ver-
streichen hervorgehobenen arabischen Text eingeschoben.1 Ober den Über-
setzer findet sich in dem Werke kein einziger Vermerk. Auf dem Bücher-
märkte zu Taskent wurde mir am 18. Mar/. 1903 folgendes versichert:
»M u hammed Saläh ist der Name des Bearbeiters in tatarischer Sprache;
aus dieser wurde die Übersetzung in das Taskendische vor etwa 100 Jahren
gemacht; der Name dieses Mutpreggim ist nicht bekannt.- Die hier vor-
liegende Übersetzung sollte besonders taskendischen Charakter tragen; das
scheint nicht der Fall.
49a.3 fauz unnatfät. TaSkent, lljin; Ja'tjüb Choga Sahhäf Ibn Pädisäh
Choga Sabhäf; 1900; 1318; 120 Seiten gr. 8°. — Der Verfasser ist nicht
genannt. Allerlei fromme Erzählungen und Lehren (S. 116 f. über das Binden
des Turbans!). Sprachliches: S. 9, 8 j^Jjl (bis); 9, 10 und 14 Jy-^y ■
Das ol&iin ist hier bedingt durch das Versmaß: die vorhergehende Sil!«
muß kurz sein, und da sie konsonantisch schließt (l^und war oo/sun
unmöglich. Tatsache ist, daß in Kasgarien olmaq und bolmaq {tcolmaq) pro-
tniscue gebraucht werden in der Schriftsprache. In der Sprechsprach»' ist
das übliche wolmaq. Ich behalte mir genaue Darstellung des Sachverhaltes
vor. Einige Notizen nach meinen Mitteilungen s. Foy, Azerbaj^attischf
Studien S. 147 f.«
49b. naztn ulmuchtasar. Taskent, Breidenbach; Rahim Choga Ali
Choga Oghli; 1896; 1314; S. 1—72 (unvollständig); gr. 8°. — Der Verfasser
nennt sich nicht; nach S. 6, 12 ist diese Verifizierung des rnuchlasar
ulmqäje (s. Nr. 47) im Jahre 1305 (1887/88) verfaßt.
60. fauz unna$ät. Taskent, lljin; 1901. — Scheint sich völlig zu
decken mit 49 a.
1 Sie scheint Maqsüd, dem Übersetzer in 47., nicht bekannt gewesen zu sein:
hier ist Mahmud richtig als mütterlicher Großvater bezeichnet (S. 2 oben).
'49 a und 49 b sind in einem Bande vereinigt.
* Zu dem bei Foy a. a. O. S. 148 angezogenen ungar. vottam, daß ich in
Jnrkend in der spontanen Sprechsprache mit Sicherheit iroldam feststellte (so auch
qiltlam).
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Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 99
51a. zubdat ulmasä'ü u/al'aqä'id. Stambul, Sirketi Iränye; Häggi
'Abbas Aqä; 1309; S. 1 — 220. — Das von dem ruhrigen Muhammed Sädiq
Kasghari 1 auf Wunsch des Fürsten von Kasghar Mirzä 'Osmän Bek*
verfaßte Werk über die Hauptsachen der Lehre und der Pflichten ist nach
des Verfassers eigener Angabe S. 6 aus einer Anzahl von Grundwerken zu-
sammengestellt, wie die 'aqä' id des Nesefi und des Geläl, die hidäje, der
Kommentar zur wiqäje, der Kommentar des Abulmakürim, muchtasar ulchi-
zäna, fatätcä 'älenuprt, dasfüri qudät, targJüb u^salät, dachTrat ulmulük. —
Der Verfasser bemerkt S. 6, 9 f , er habe die Sprache gewählt, die im Ge-
brauche Kasgars rezipiert ist" Das mag der Fall sein , in dem Druck aber
finden sich neben den kasgarischen Formen nicht selten fremdartige. Aueh
hier begegnen wir eben wieder jener fast systematischen Inkonsequenz, die
so oft gerügt wurde: jÜ^> S. 6, 19 neben S.8, 16 wäre in einem
kasgarischen Manuskript unerhört (auch verbesserte es ein früherer Besitzer
am Rande in jU - ), ebenso j£jy S.6, 4. Und was soll man zu jji\ijy
S. 5, 8 und (^Ji yj\* S.6, 15 sagen! Der von Shaw erwähnte Fall des
Gebrauches von bolunmaq — ich erinnere mich nicht, es gehört zu haben —
liegt an den beiden Stellen nicht vor.
51b. ädab ussälihtn. S. 221 — 288 von 51a. — Kin Buch vom Anstand
für Fromme in 7 Kapiteln.* -— Die Sprache zeigt die Ungleichmäßigkeit,
die in diesen Drucken so häufig ist; aus ihr erklären sich zur Genüge
Schreibungen wie 238, 14 neben ^Ui 238, 16 und iS^f 239,
1; doch ist zu bemerken, daß in der Negativ form das ^l^bei den Verben
mit dumpfen Vokalen vorwiegt, gleichsam als würde die Wirkung des
dumpfen Vokals durch das ma (me) unterbrochen. Von wirklichem Inter-
1 Uber ihn als Verfasser des tezkirei 'azlzän s. Übersicht S. 18.
* Er wird 8.4 unten als Sohn des verstorbenen Fürsten von Jarkend Zahid
B«k bezeichnet. Zahid und 'Osman fallen in die Zeit von 1765 bis 1826 (von dem
Aufruhr in Üi Turfan bis zum Aufstand Gihänglra in Kasgar), währenddessen Ost-
turkisun volle Ruhe genoß (vgl. Grigorjew2, 401).
4 Bemerke auch hier das Nebeneinandergehen von bolvtaq und olmaq% über
welches s, unter 49 a.
i Die Regeln, wie »ich der gute Muslim in allen Lebenslagen zu verhalten
habe , sind nicht unbekannt. Natürlich hat in den verschiedeneu islamischen Ländern
einage> besondere Ausbildung erfahren. Der Inhalt ist hier kurz: 1. Gruß; 2. Schlafen,
Wandern, Reiten; 3. Sech und Murld; 4. Mann und Frau; 5. Krankenbesuch und
Beileid; 6. Gastlichkeit, Essen, Trinken; 7. Reisen. — Die jedem, der im -gebil-
deten- islamischen Orient gereist ist, bekannte Sitte, den mit atmlämu 'alaikum
grüßenden Andersgläubigen durch den Gegengruß -Gruß dem, der der rechten
Leitung folgt* zu beleidigen, ist auch hier vorgeschrieben S. 226, wo auch die
anderen Feinheiten zur Demütigung des Ungläubigen sich finden. Übersetzung des
(ganzen, fur den Volksbrauch nicht unwichtigen Büchleins wäre erwünscht. [Nach
Druck des Vorstehenden fand ich im Katalog Spirgatis 96 Nr. 1330 eine russische
f bersetzung des Werkes von Lykoschin (Taskent 1895) angezeigt.]
7»
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100 Harthas*: Buchwesen in Turkestan und Drucke Harunann.
esse ist das echt kasgarische O^** »wohin gehen Sie?« S. 236, II.1
Zu brachten ist , daß sich hier mehrere Beispiele von dem schon S. 84
lie>prochenen nin als Zeichen des Akkusativs finden: S.222, LZ. und 223, 1:
r^r. dujft «.243, i2 j-u\ }
^jjjy. Diese Falle lassen sich nicht durch Annahme einer Auslassung
aus der Welt schaffen.
52. iaräjit [so] uTTmän. Taskent, UJin ; 1901. — Bietet auf 13 Seiten
(S. 2 und 3 geben das Alphabet) alles, was ein Muslim, besonders ein unter
Ungläubigen lebender, zu wissen not hat — Ein Kuriosum ist der halb
osmanische, halb russische Druckvermerk: «W-*»u *1XX
- — - <j
jj-A,*.« \*Ai »A^-^'t-. köpes -Großkaufmann- wird russ. Kvneu> sein; das Wort
muß in die Wörterbücher Aufnahme finden; es hat Bürgerrecht erlangt und
scheint auch in Kasgarien allgemein bekannt, wenigstens in Händlerkreisen.
53. fiqhi kaidäni maa turkT. Taskent. lljin; 1901; 1318; 71 Seiten
kl. 8°. — Das bekannte Werkchen (Wien: Flügel Nr. 1995, 18; Gotha:
Fertsch, Ar. 936) liegt hier in arabischem Text mit türkischer Um-
setzung vor.
54. farfi 'ain färisi icotvrki. Taskent, lljin; Häggi Abdurra'üf ; 1900;
1318; 24 Seiten kl. 8°. — Kurze Pflichtenlehre.
55. uluyh chännin degem\ 113 Doppelblatt mit 226 Seiten; doch fehlt
Doppelblatt 1. Als ich Fragmente des Werkes bei dem schwedischen
Missionar Backlund3 in Kasgar sali, vermutete ich sofort, es handele sich
um das außerordentlich wichtige Li, über welches ich im Juni 1902, etwa
2 Monate vor der Abreise nach Kaigar, den guten Artikel Katanows5
gelesen hatte. Ich bat dringend, nach einem vollständigen Exemplar zu
1 Die r-Frage läßt sich nicht hier so im Vorbeigehen erledigen, ich möchte
aber schon hier festlegen , daß die Unterscheidung zwischen der Form mit r als*
das Futurum bezeichnend und der ohne f als das reiue Präsens darstellend,
die sich bei Shaw, Grammar 35 und in den Handbüchern für das Sartische 6ndet
(s. z. B. Naliwkins Grammatik), weder für die Sprechsprache noch für die Schrift-
sprache Bedeutung hat ; denn diese erkennt nur die r-Fonn als korrekt an und weiß
nichts von einem Unterschied , wo ihr etwa gelegentlieh die r-lose Form unterläuft,
jene bedient sich in ganz Kasgarien und in Taskent (dort beobachtete ich es; nach
guten Nachrichten gilt es auch für Feigana) nur der Form ohne r, wohlbemerkt wo
natürlich gesprochen wird, was bei der größeren «Bildung- im russischen Westen
oft nicht der Fall ist. Die von mir völlig selbständig gemachte Beobachtung wurde
mir von Herrn Ostroumow in Taskent bestätigt.
a Gestorben in Kasgar den 26. Juni 1903; s. meinen kurzen Nachruf in Orient.
lÄit.-Zeiluny V] (1903) Sp. 348 f.
8 MaubWKypcKo-KiiTaiicKiii -In« na liapniin TiopKoin» KüTaiicKaro
Tvph-ecTatia in: äamicKH Boer. Ot^. Hmu. P. Apxcoj. OömecTB* XIV (Peters-
burg 1902), 2 3 S. 31—75.
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Hartmann : Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 101
suchen, und es gelang, nicht ohne Opfer, das vorliegende zu erwerben.1
Ich stellte fest, daß auch K ata now nichts von dem Druckort und dem
Druckjahr sagt; er bemerkt nur, der Eigentümer habe behauptet, es in
Urumtsi erworben zu haben auf einer Reise zu heiligen Stätten.9 Katanow
erwarb auch meine beiden gemischtsprachigen Chamidmcke über Sriden-
zuclit Nr. 57 und über Pockenimpfung Nr. 59 (a. a. O. 32). — Der türkische
Text beginnt Blatt 7a.
56. reng st dating du bin sing gang tfungu teetung <}ing xt ging lang
irdmg nm papuUng 'ä bätur ludin. — Ein Vertrag zwischen Kußland und
China, der nach dem türkischen Texte fol. la im fünften Jahre des Kaisers
Kuang-Hsü abgeschlossen ist. — Nach dem Titel der chinesischen Version
ist das Buch in Chami gedruckt. Die chinesische Version hat 5 Blatt, die
mangurische 9 Blatt, die türkische 15 Blatt.
9. Handwerke und Gewerbe.
57. pilia* baqadurghan* bajänT. Chami [Qumul]; unter Kuang-Hsü
1881, Frühjahrsmonat; 15 Doppelblatt mit 30 Seiten, wovon 4 chinesisch,
11 türkisch; außerdem eine Seite mit chinesischem Titel in drei archaisti-
schen Zeichen und mit Druckvermerk. Wie hier -die Behandlung des
Seidenwurms- in Regierungs- und Landesspruche zugänglich gemacht ist,
ließ die Regierung von Chung -miao-dze [UrumLsi] auch andere nützliche
Hefte in Chami drucken; s. 55. 56. 59. Katanow erwarb dieses Heft in
Turfan (s. Zapiski Wost. Otd. Arch. ObJtc. XIV, 2/3, 32, und vgl. das zu 55.
Bemerkte).
11. Medizin.
58. tergemei saht. Taskent, Kostelow ; 1 898 ; 131r>; 207 Seiten gr. 8°. —
Übersetzung eines fibbi jUsu/l genannten persischen Werkes durch Muham-
mad Sah Choga, Sohn des Sah Faizulläh Choga Isän. der die Arbeit
am 2. Muharram 1315 beendete und am gleichen Tage die Abfassung von
erklärenden Abhandlungen zu dem Werke begann; über den persischen
1 Ich vermute, daß sich sonst kein Exemplar in Europa befindet. Nach
Katanow S. 31 gab er daa Exemplar, dessen türkische Teile er vom 7. his 15. Ok-
tober 1891 in £ugucaq abschrieb, dem Eigentümer Qurbän 'Ali Ihn Chalid HaggT,
Imam-Qäri von Cuguiaq zurück. Er suchte dann eifrig nach dein Druck, fand ihn
aber nicht, auch nicht in Urumtsi und Chami. Schließlich erhielt er ein Exemplar
nach Qazan durch einen Freund in Öugucaq.
a Diese Reise beschrieb er in einein Werke •J*A>- «.V» £ jlT, das im
Jahre 1889 in Qazan gedruckt wurde. Das ist mein Manuskript Nr. 23 der
Übersicht.
3 piüa umschrieb ich das 4P des Originals nach Shaw, der als türkische
Form «4U hat Steingaß gibt: pela:
4 Mein Text deutlich: J\cjjlty gegen das volkstümliche jUjjlil bei
Katanow a. a. 0.
102
Habtmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
Verfasser wird nichts gesagt, nur wird S. 206 sein Originalschlußverinerk
mitgeteilt, nach welchem er das Werk am 18. Ramazan 970 heendete. Die
Sprache des Ubersetzers ist ungelenk, doch ist seine Arbeit durch die
Namen von Krankheiten, Tieren, Pflanzen in persischer und türkischer
Sprache von Bedeutung. Auch am Rande häufig lexikalische Notizen; so
wird S. 194 J^oj*- richtig durch Oy^J erklärt (von mir oft für »Ta-
mariske« gehört; so auch Shaw, Vocabulary 226). — Von seltsamen Schrei-
bungen bemerke: jUi- S. 205, 4; j^ JjjT' «sein Sichzeigen« S. 4H, 9;
die adurghan-Yorm immer mit J, z.B. jfcj J->Vy j\ S. 4, 1, J&jjj\jj~>
S. 6, 9; jfjjAjyt-* S. 11, 7; ^Uli und ,j£j3 auf derselben Z. 11
von S. 204.
59. sTfck1 tertdurghan1 nw bajäm, d. h. Uber die Pockenimpfung. - -
Das Heft gehört zu der Klasse von Regierungspublikationen, von der oben
zu 57. die Rede war. Auch dieses Heft erwarb Katanow; er fand es in
Chami. — Der chinesische Titel lautet: «tu» tou* dW iuo1 d. h. leichtfaßliche
Erklärung der Rinderpocken; am rechten Rande ist bemerkt: -Geschnitten
im Jahre 1884 unter Kuang-Hsü«; am linken Rande: »Die Platten sind ver-
wahrt in Chami.« Das Buch hat 46 Doppelblätter mit 92 Seiten, außerdem
das Titelblatt.
18. Sprachliches.
60. ustädi autcal — murattibt taikendlik saijid rasül chwäg'a muftT saijid
'aziz chtcöga machdüm muftx öghlt. — TaSkent, lljin; 1902; 85 Seiten 8rt. —
Ein vortreffliches, auf Beschluß des Chefs des Unterrichtswesens gedrucktes
Schullesebuch fur Anfänger.
Ein Wort über den Wert der Sammlung. Das geistige Leben, dessen
Exponent diese Drucke sind, ist ein einförmiges und niedriges, sofern es
sich nur um einige von alters her gegebene Ideen dreht und auch nicht ein-
mal den Versuch macht, sich durch Aufnahme der Ideen anderer Kreise
zu bereichern und die beliebte schematische Anschauung von Leben und
Welt an den tatsächlichen Erscheinungen der Außenwelt zu prüfen und zu-
nächst einmal diese selbst gründlich zu studieren und der wissenschaftlichen
Beobachtung zu unterwerfen, ja, auch nur einmal zu dem Verständnis
«wissenschaftlicher« Beobachtung vorzudringen, hinaus über das Betreiben
eines '/7m, das doch nichts ist als ein leerer Formelkram. Ist nun der
Gegenstand der Drucktätigkeit ein öder8, so waren doch die hier tätigen
s^Ue— oder offenbar mit vulgarer Verstümmlung des auch im Os-
gebräuchlichen <^«a*- filr «Pocken«. Katanow a.a.O. hat .d\»u>- .
Es scheint ihm also ein anderer Druck vorgelegen zu haben.
* Katanow: jlcJ-Ajy", wohl nach andern» Druck; s. Anm. 1.
> Die in der «Übersicht- und hier geleistete Arbeit wird von manchen Seiten
mit Verachtung angesehen. Ihr kostbare Zeit zu widmen, verlangte nicht geringe
Selbstverleugnung.
.60 Uy
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Hartmann: Bachwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 103
Kräfte und deren Wirkung im einzelnen zu verzeichnen, denn das eben ist
das Wesen unserer Wissenschaft, daß ihr nichts unbedeutend, nichts der
Beobachtung unwert erscheint, sondern sie in allem die große Bewegung
sieht, welche alles Lebende miteinander verknüpft. Der Schund, der von
den Pressen des Orients überwiegend hervorgebracht wird, ist der Dünger
für eine fettere Zeit. Ganz besondere Beachtung verdienen die Proben der
Pressen Ostturkistans. Dieses Land geht einer großen Zukunft entgegen.
Jene Proben und das von Nur l.läggi Mitgeteilte (S. 75 f.) geben den Gesichts-
winkel, unter dem die Zukunft des Druckens dort zu betrachten ist: Grenz-
gebiet, befruchtet von zwei Kulturen, der westlichen fränkisch -islamischen,
und der östlichen, durch China bestimmten. Die Drucke aus diesem Grenz-
gebiet sind, soweit ich nach dem kurzen Aufenthalt und den Nachrichten
aus anderen Kreisen (s. die Mitteilungen nach Katanow 8.97 und 101)
es beurteilen kann, hier in einer Weise vertreten, die gegenwärtig nirgends
ihresgleichen haben dürfte.
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104
Die inneren Zustände von Armenien unter Asot L
(ausgenommen die Geschichte des armenischen Naxararowt iwns
und der armenischen Kirche).
Von Hagob Thopdschian
ans Ciüeien.
Du armenischen Buchstaben habe ich folgendermaßen transkribiert:
tu = a, p = b, q. — g, q. — d, b — e, j_= z, l = e, p_= 9,
ft — f, J = f, f, = », fv =z x, * = cy i = k, $ = A, l=j.
^= /, TS =6, iT=m, j = y, Is = n, i, a = o, j_= (* 1 = ^
£=/, n. = f, « = f. » = /,/• ~ r, j = f , i- — tc, £=A
1. aueUenkritik.
I. Armenische Quellen.
1. Sebeos ist die erste zeitgenössische Quelle fur den Anfang der
Araberherrschaft in Armenien. Von seinem Leben wissen wir fast gar nichts.
So viel ist uns nur bekannt, daß er Bischof gewesen ist und an dem Kon-
zilium von Dowin unter Kafolikos Ncrses III. teilgenommen hat. Sein
Werk trägt den Titel ^mmJh^tJb \]bpl auf, hu^u^nuf, f, ^pm^ = Ge-
schichte des Heraklius von Bischof Sebeos. Der Inhalt seiner Geschichte
entspricht nicht diesem Titel. Sein Werk, wie es heute uns vorliegt, hat
drei Bücher, die Dprowfiwns genannt werden wie bei Pawstos. Ks
sei hier bemerkt, daß die ersten zwei Dprowtiwns mit Sebeos nichts gemein
haben, sondern vielmehr die ersten Dprowfiwns des Pawstos in höchst
entstellter Form darstellen. Das eigentliche Werk des Sebeos beginnt mit
dem dritten Buch, mit der Geschichte der Zeit des Peroses 457(9) bis 484
und mit dem Aufstand und Mar/.panat Wahans und seiner Anhänger und
endet mit dem Fürstentum des Hamazasp Mamikonean und dem Xalifat
des Muäwijä im Jahre 662. Er schöpft seine Geschichte, soweit er selbst
nicht Augenzeuge gewesen ist, aus den Berichten der Zeitgenossen und
Augenzeugen (vgl. c. 30, S. 110). Fur die Geschichte dieser Periode ist
Sebeos die einzige zeitgenössische historische Quelle und seine Geschichte
ist ebenso wichtig für die Byzantiner und Perser wie für die Armenier und
Araber. Besonders die Geschichte der Bagratownier behandelt er sehr aus-
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Thopdscbiak: Die inneren Zustände von Armenien unter Aiot I. 105
fuhrlich, und wir verdanken ihm sehr wertvolle Angaben über Smbat Ba-
gratowni und seinen Sohn Varaztiroc.
Ausgaben: 1. In Konstantinopel im Jahre 1851 (hrsg. von Mihrdatean).
2. In Petersburg 1872 (hrsg. von Patkanean), wonach hier zitiert wird.
Übersetzungen: 1. Ins Russische wurde Seikos im Jahre 1862 uber-
setzt und von K. Patkanean in Petersburg herausgegeben. 2. c. 30 — 38
des Sebeos ubersetzte Hübschmann ins Deutsche: -Zur Geschichte Armeniens
und der ersten Kriege der Araber, aus dem Armenischen des Sebeos« , Leip-
zig 1875. 3. Auch Dulaurier hat in seinen Recherches sur la Chronologie
armenienne einzelne Stücke, die fur die Chronologie von Bedeutung sind,
ins Französische übertragen.
2. Lewond Erec. Die Geschichte Lewonds tragt im Memoire am
Schlüsse seines Werkes den Titel \| uipyuimlrmnt-PfiLb '| hunltqji --- die Lehre
Lewonds. Dagegen fuhren die Handschriften die Oberschrift <Huiin</ni^tyiA
jmqatfu bphUrftyli ^^lu^Jhtnft — Geschichte vom Erscheinen Muhammads,
wovon in seinem Werke gar keine Rede ist. Sein Werk beginnt vielmehr mit
den drei ersten Nachfolgern des Propheten, also mit dem Jahre 532. Hieraus
ist wohl zu ersehen, daß ihm den zweiten Titel die Abschreiber gegeben
haben. Im letzten Kapitel erwähnt er linnin ar-Rasid (786* — 809) und
den Kafolikos Stepannos ans Dowin (etwa 78K— <)0). Den Tod des Haruns
kennt er nicht; hiernach schließt er also seine Geschichte ums Jahr 790.
Lewond hat sein Werk auf Befehl oder auf Wunsch des Sapowh Bagratowni
geschrieben (c. 42, S. 170), und darum hat er die Geschichte dieses Stammes
am ausführlichsten behandelt. Die Geschichte Lewonds ist für die Zeit der
Araberherrschaft neben Sebeos. welcher nur über den Beginn derselben
berichtet, die wichtigste Quelle. Vom Jahre 662 — 790 ist er sogar die einzige.
Obwohl er von seinen Vorgängern nichts erwähnt, und als Augenzeuge be-
richtet oder seine Angaben auf mündliche Mitteilungen und Erzählungen
seiner Zeitgenossen zurückführt (vgl. c.2, S.8; c. 10, S. 32. 37; c. 34, S. 150),
so macht doch ein Vergleich mit Scbeos unzweifelhaft, daß er denselben
stellenweise sogar wörtlich abgeschrieben hat (vgl. c. 1 — 5 mit Sebeos). Im
einzelnen weicht er allerdings von Sebeos ab (vgl. Sebeos c. 30, S. 1 08 ff.
mit Lewond c.3, S.9, Sebeos c.32, S. 116 ff. mit Lewond c.3, S. 11 ff., Sebeos
c. 35, S. 138 mit Lewond c.4, S. 14). Einer besonderen Aufmerksamkeit wert
ist ein charakteristischer Satz der Wehklage (nqp) des Movses XorenaH, der
bei Lewond vorkommt (vgl. c. 7, S. 21). Auch die Bibel, besonders die
Psalmen und die Propheten, werden von ihm sehr oft zitiert.
Auflage. Karapet Vardapet Sahnazarean, im Jahre 1859 in Paris.
Die zweite Auflage mit einem 74 Seiten umfassenden Vorwort, Annotationes
und mit Vergleichung zweier anderer Manuskripte besorgte Karapet Ezean
in Petersburg im Jahre 1887.
Ubersetzung. Die französische Übersetzung besorgte Sahnazarean
im Jahre 1856 in Paris (mit Anmerkungen). Die Akademie der Wissen-
schaften in Petersburg ließ dieses Werk durch Prof. K. Patkanean im Jahre
1862 ins Russische übersetzen. Nach der Ausgabe Ezean wird Lewond
hauptsächlich in diesem Werk zitiert.
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106 Tbopdschiak: Die inneren Zustände von Armenien unter AiotL
3. To v in a Arcrowni. Tovma ist eine meiner armenischen Haupt-
quellen. Sein Werk ist eine Weltgeschichte von Adam und Noah bis zu
seiner Zeit. Er hat sie auf Befehl des Grigor Arcrowni, des Fürsten von
Vaspowrakan = Derenik. zu schreiben angefangen, aber wie es scheint ist
dieser bald darauf gestorben, und tovma hat sein Werk auf Veranlassung
des Gagik Arcrowni, des Feldherrn von Armenien und Fürsten von Vas-
powrakan, beendet (1.6.45.11.76). Er erzahlt auch von Gagik, daß
dieser als Fürst von Vaspowrakan viele Kirchen und Festungen gebaut
hat, und von seinem Bruder Gowrgen, daß er gegen die östlichen moham-
medanischen Nachbarn der Arcrownier viele Kriege führte, weiß aber nicht,
daß Gagik König von Armenien wurde oder Jüsuf ihn zum König ernannte.
Darum muß man mit großer Sicherheit annehmen, daß er seine Geschichte
ums Jahr 907 beendete (vgl. Tovma 111,29,261). Der Schluß seines
Werkes ist uns leider verloren gegangen. Was auf S. 262 (III, 29) noch
folgt, ist Zusatz. Der (oder die) Verfasser dieses Zusatzes, welcher (welche)
auch das vierte Buch geschrieben hat (haben), wiederholt die Angaben
tovmas von Asot Arcrowni und Gagik und widerspricht hier an manchen
Stellen dem eigentlichen tovma. In diesem Zusatz wird auch die Ge-
schichte der Arcrownier außer der Zeit Gagiks sehr knapp und dürftig
bis zum Jahre 752 = 1303 (vgl. S. 319) fortgesetzt. Ich nenne in meiner
Geschichte den Zusatz Pseudo - tovma. Unmöglich ist es nicht, daß
Pseudo- tovma von zwei Personen verfaßt ist. Der erstere Schriftsteller
ist wohl Augenzeuge der Herrlichkeit des Gagik Arcrowni und ein fanati-
scher Verteidiger der Interessen desselben oder überhaupt der Arcrownier
gewesen. Er ist wahrscheinlich ein Geistlicher des Klosters AHamar und
schildert den Bau desselben sehr begeistert und ziemlich ausführlich. Er
würde dann III, 29, 262 bis IV, 11, 305 verfaßt haben. Der Schluß seines
Werkes fehlt wiederum (vgl. S. 305), aber alles deutet darauf hin, daß er
ein Zeitgenosse Gagiks war, und er hat auch sein Äußeres sehr ausführlich
beschrieben (IV, 11, 303 f.). Der zweite Fortsetzer des Werkes, welcher
sehr knapp die spatere Geschichte der Arcrownier im c. 12, IV resümiert,
stammt aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts (s. oben).
Tovma ist der erste Historiker der Arcrownier und hat sich vor-
genommen , die ganze Geschichte seines Stammes uns zu überliefern. Nach
seinen Quellen kann man sein Werk in zwei Teile teilen: 1. I, 1, 6 bis II, 4, 106
schöpft er seine Angaben ans alten schriftlichen Quellen, oder aus den
Traditionen, die in seinem Stamme vorhanden waren. Natürlich erdichtet
er stellenweise Handlungen für die Vorvater seines Stammes, die von keinem
Historiker erwähnt worden sind, wie wir in der Geschichte selbst sehen
werden. In diesem ersten Teil seiner Geschichte hat er folgende Quellen
benutzt: Eusebius 1, 1. 6. 18. 19. Ap rikanus (Afrikanos) 1,1,6. Movses
Xorenaci wird das erstemal ganz ausdrücklich von ihm als Quelle er-
wähnt, bei Movses Kalankatowaci ist die Erwähnung zweifelhaft. 1,1.6. 7. 9.
hier schreibt er dem M. Xorenaci ein 4. Buch zu, das nach unseren bis-
herigen Kenntnissen M. Xorenaci nicht geschrieben hat. c. 2, 24; c. 10, 58;
c. 11, 75 — 76, hier bezeugt er, daß M. Xorenaci die Geschichte von Adam
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Thopdschias: Die inneren Zustände von Armenien unter A sot I.
107
bis zur Zeit des Kaisers Zenon, d. h. bis zum Jahre 474, geschrieben hat,
was wiederum mit dem heutigen Text des Xorenaei im Widerspruch steht,
weil dieser mit dem Tode Sahaks und Mesrops abgeschlossen wird (vgl.
M. Xor. III , 67, 269). Aus diesen beiden Stellen geht mit Deutlichkeit hervor,
daß der eigentliche Text des M. Xorenaei uns keineswegs unverändert er-
halten ist und infolgedessen die Frage nach der Zeit desselben Historikers
noch nicht ganz gelöst ist Yowlianos Alikarnaci (Julianos aus Halikarnak
1,1.7.9). Pilon Aleksandraci (Philo aus Alexandrien 1,1.12.13.
18. 19). Epipan (Epiphanius) I, 19. Anonyinos = Pawstos bei Sebeos
(ohne seinen Namen zu erwähnen, entnimmt er von ihm die Worte: ^nt'h
ku hu jlrpuHÜuft Zmh8 (vgl. Seb. 1,4, mit fovma 1,2,23). Elise
1.3,27; hier berichtet er von den Feueranbetern, die sich hamakden =
allwissend nennen und saxri = mlupt-£ genannt werden, das, was er von
ihnen gehört hat.1 Ptlomeos "(Ptolomäus) vgl. 1,3, 28, 111,18,214.
Pseudo-Kalisthenes (ohne seinen Namen zu nennen) 1,3, 29 ff. Arisdon
Kaldeaei (Ariston der Chaldäer, Abydenos?) I, 1,7. Mambre Vercanol,
seinen Bruder Movses und feodoros rterfol (diese sollen die Schüler
des Priesters Lewond aus dem 5. Jahrhundert sein , und die Geschichte der
alten Völker geschrieben haben auf Befehl des Vahan Arcrowni, den die
armenischen Satrapen in den Tagen Vardans zum König ernannt haben
sollen (45— 47) [?]. Diese haben angeblich unter anderen auch ein Pergament-
stück benutzt, worauf die älteste Geschichte der Arcrownier stand, fovma
hat weder diese Pergamente noch die ganzen Werke dieser Historiker,
sondern nur Fragmente von ihnen. I, 6.44, vor sich gehabt). Yovsepos
(Josephus) I, 6, 47. Pawstos 1, 10, 60 ff. benutzte er, ohne ihn zu nennen,
also wie es Xorenaei tat (vgl. besonders mit Pawst. IV, S. 87 f. bei Lauer;
vgl. Tovma S. 64 mit Pawst. IV, 56, 139 bei Lauer usw.). Are weleay (eine
Sammlung der Märtyrergeschichten aus dem 5. Jahrhundert, verfaßt von
Abraham aus dem Dorfe Aracoy, welcher ein Schüler der heiligen Lewon-
deank war I, 10, 65; II, 1 , 18. Von Abrahams Areweleay soll es auch einen
Auszug gegeben haben ^uiJtuivomni-PjiLli Yjpput^uijhu ]xtnuinm[uilinqfi vgl.
Elise; vgl. über Xoren und Abraham Confessores Tovma III , 25 , 28. Ko r i w n
I, 11,76. Sebeos (von diesem entlehnt fovma da* ganze 3. Kapitel des
II. Buches, ohne seinen Namen zu erwähnen. Im 4. Kapitel erzählt er das,
was er von Mohammed weiß und nachher gibt er die chronologische Reihen-
folge der Xalifäs bis Mulawakkil und fügt hinzu, daß die Geschichte der-
selben schon vorher von den anderen geschrieben worden sei, tind er es
für überflüssig halte, sie zu wiederholen, II, 4, 105).
1 Nach Tovma soll der Nestorianer Baroowina im 5. Jahrhundert nach
Armenien gekommen, in der Gegend von Mokk mit Elise zusammengetroffen sein
und dessen Geschichte in die Hand bekommen haben. Um diese Zeit erhielt er
auch von dem Fürsten der Arcrownier, Nereapowh, den Befehl, das Land zu verlassen.
Hierüber empört, entnahm er dem Werke Elise's aus Rache die Geschichte des
Vahan Arcrowni (fovma II, 2, 80 ff.).
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108
TfloposcHtAK : Die inneren Zustände von Armenien unter AÄot I.
Der zweite zeitgenössische Teil seiner Geschichte umfaßt 11,5,106
bis III , 29, 261, J. 847—907. Dieser Teil seiner Geschichte ist fur die vor-
liegende Arbeit von größter Bedeutung. Tovma ist fur unsere Zeit (9. bis
10. Jahrhundert) die einzige Quelle, aus der man außer von den Kriegs-
geschichten der herrschenden Fürsten etwas Näheres von ihren Beziehungen
zu den verschiedenen Klassen der Bevölkerung, von ihrem Leben und Treiben,
von ihren friedlichen Unternehmungen usw. erfahrt. Natürlich vervollständigt
er in kriegsgeschichtlicher Hinsicht die Angaben seines Kollegen Yohannes
Kafolikos sehr wesentlich. Die Geschichte dieser 60 Jahre hat er entweder
selbst miterlebt oder von seinen zeitgenössischen Augenzeugen gehört. So
sagt er zum Beispiel von dem Mörder des Jüsuf ben Abü Sa'id: »Ich habe
(mit meinen Augen) seilet den Mann gesehen , welcher ihn (den Jüsuf) er-
schlug , und erfuhr von ihm die Bestätigung dessen , was von Jüsuf erzählt
wurde« (II, 7, 120), oder er sagt von dein Märtyrertode des Apow Sahak
während der Invasion Hulas; «Diese Geschichte hat nur der Priester Samowel
aus dem Dorfe Artamet erzählt. Dieser hatte sie von einem Perser aus dem
Tale Satowau gehört, welcher Augenzeuge der Hinrichtung gewesen war«
(111,2, 130). Tovma nennt Asot Arcrowni. den Sohn Dereniks, »mein tapferer
und großer Fürst, ruhmreiches und edles Oberhaupt« (111,29,248) und ist
Zeuge seiner letzten Stunden: »Ich selbst war dabei . . sagt er (S. 250).
Auch der erste Fortsetzer ist Zeitgenosse Gagiks I. Er sagt von sich selbst,
daß er Augenzeuge ist (IV, 6, 291).
Auflagen. Tovmas Werk ist das erstemal im Jahre 1852 in Kon-
stantinopel herausgegeben worden. Das zweitemal hat es K. Patkanean
im Jahre 1887 in Petersburg auf Grund derselben Handschrift erscheinen
lassen, die im Jahre 752 — 1303 in AKamar geschrieben worden ist und
sich jetzt in Konstantinopel befindet. In diesem Werk wird er nach der
letzten Ausgabe zitiert.
Übersetzungen. HLstoire des Ardzrouni, par le Vartabed Tboma
Ardzrouni, traduit par M. Brosset. St. Petersburg 1874. (Vgl. Coll. d. hist,
arm. 1. par M. Brosset. Uber diese Übersetzung vgl. Melanges Asiat. VI. 226
bis 232 und über Tovma vgl. Notice sur rhistoire armenienne de Thoma
Ardzrouni. Mel. As. IV, 686 — 763.)
4. Yohannes oder Yovhannes Kafolikos. Kafolikos Yoh. ist
meine zweite armenische Hauptquelle; für die Geschichte der Bagratownier
am Ende des 9. Jahrhunderts und im Anfang des 10. Jahrhunderts ist er
die einzige.
Ka(. Yoh. beginnt seine Geschichte mit Noah und setzt sie bis zur
Invasion des Nesr (Nasr; von diesem wird später in der Geschichte die
Rede sein) fort. Er weiß, daß Jüsuf aus seiner Kerkerhaft in Bagdad befreit
wurde (c. 64, S. 408 ff. im Jahre 310 = 922/23), daß er die Reichtümer des
Esbouq (Sabak, s. die Geschichte) erbte usw., aber er weiß nicht, daß
dieser im Jahre 314 vom Xalifa gegen die Qarmaten geschickt wurde. In-
folgedessen mußte er seine Geschichte vor dem Jahre 926 beendet haben.
Weil er auch von der Plünderung der Pilger kara wane durch Sulajman
(am Ende des Jahres 924) Kenntnis hat und hiernach noch die Eroberung
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TuorDSCHtAN : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
109
von Biwrakan usw. berichtet, so ist es sicher, daß er seine Geschichte
im Jahre 925 abschloß. (Von seinem Leben wird in diesem Werk die
Rede sein.)
Nach seinen Quellen können wir auch die Geschichte des KaColikos
Yohannes in zwei Teile teilen. Von c. 1 — 29 bis zum Tode Asots entlehnt ei-
serne Angaben aus fremden Quellen. Er ist der erste armenische Historiker,
welcher sowohl stilistisch wie auch geschichtlich durchaus unter dein Ein-
flüsse des Movses Xorenaci schreibt und überhaupt seine Quellen direkt zu
nennen vermeidet. In seinem Vorwort (S. VII) meldet er, daß er die Bucher
der Vater benutzen wolle und von Smbat I. an ausführlich zu berichten be-
absichtige (S. IX). Später versichert er, daß er auch die heiligen Bücher
und sonstigen Chronologien in Betracht ziehen werde (S. XI). So benutzt
er auch die Bibel (c. 1, 18), wie alle anderen armenischen Historiker, die
eine Weltgeschichte, d. h. eine Geschichte der Armenier von Adam oder
Noah an, geschrieben haben. Von 1, 19 an hat er Maribas zur Quelle
[auffallend 1st die richtige Schreibung des Namens; bei Xorenaci heißt
derselbe Marabas oder Marabay. Es ist wohl möglich , daß er auch Pawstos
= Anonymos benutzt hat. Vgl. 1, 18, 22, «23]. Er eignet sich die Quellen
des Movses Xorenaci auch sonst an (1, 28 vgl. mit M. Xor. 1, 21, 46).
Wie weit er in seiner Nachahmung sklavisch dem Movses folgt, s. S. VII
und Xorenaci I, 27. Was er auf S. 48 f. c. 8 von Agatangelos entlehnt
haben will, konnte er ebensogut von M. Xor. entnommen haben. Von
c. 1, 18 bis c. 14, 76 hat er überhaupt nur Movses Xor. zur Quelle. Nur
die Märtyrergeschichten von Oskeank und Sowkiaseank (7, 48) und seine
Angaben über die Begründung der 7 Patriarchate [1. Antiochien, 2. Alex-
andrien, 3. Rom, 4. Ephesus, 5. Konstantinopel, 6. Jerusalem, 7. Armenien,
c. 12. 61—63, vgl. auch c. 13, S. 68] sind selbständig. Xorenaci erwähnt er
ein einziges Mal (c. 13, S. 69, hier weist er den Leser betreffs der Geschichte
Xosrovs und Arsaks, der Teilkönige, auf M. Xor. hin). Tovma Arcrowni
benutzt er in c. 15, S. 76 — 78, ohne seinen Namen zu nennen (vgl. Tovma,
II, 1, 77 f. Die Geschichte des Savasp Arcrowni des Renegaten). Im 16. Ka-
pitel verwertet er die Angaben tazars (vgl. K. Yoh. 15, 78; 16, 79 f.). In
der Fortsetzung benutzt er Movses aus Kalankatowk (vgl. S. 80, c. 92
und 93 mit M. Kalank. II, 47, p. 2 16 f. llcTopia Ansaat aiofic. KarauKaTBaiy.
Uerep6. 1861), aber auch noch andere Quellen, unter denen eine kirchen-
historische die Hauptrolle spielt und aus der er fast die gesamte Geschichte
der Katholikosse entnimmt. Sie ist vielleicht die sogenannte ^u^jptuu^h uwiy
=: Die Reihe der Patriarchen, die in Kürze die Geschichte der Ka-
tholikosse behandelte. Für die politische Geschichte gebraucht er von c. 16,
S. 83 bis c. 19, S. 114 Sebeos (vgl. z. B. Seb. S. 28, c. 2 mit K. Yoh. c. 16,
S. 86 fast wörtlich ; Seb. S. 29 mit K. Yoh. S. 87 usw.). Selbständig oder aus
einer unbekannten Quelle entstammt die Teilung von Armenien minor durch
Maurikios (c. 16, 88/89, vgl. c. 2, S. 24). Von c. 20—23 ist sein Werk fast
ausschließlich kirchenhistorisch, und er benutzt teils tewond, teils die Ge-
schichte der armenischen Patriarchen und teils Sapowh Bagratowni,
welcher von c. 24, S. 138 bis c. 29, S. 179 seine Hauptquelle ist. Das Werk
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110 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Aiot I.
dieses letzteren Historikers ist uns leider verloren gegangen. Wir kennen
ihn vor allem durch Katolikos Yohannes.
Sapowh Bagrato wni. Mit Namen erwähnt K. Yohannes von seinen
Quellen nur Maribas, Movses Xorenaci, AgaCangelos und Sapowh
Bagratowni. Während er die ersteren je einmal zitiert, wird Sapowh
von ihm öfters erwähnt. Das erstemal beruft er sich auf ihn in seinem
Vorwort (S. VII) und weiter in seinem Werk c. 24, S. 142. Er nennt
ihn den »Historiker unserer Zeit«, welcher in Volkssprache (qhqlpt^
pmhjtL) eine Geschichte geschrieben und die Erzählungen und Traditionen
seiner Zeit in diese Geschichte eingewebt habe. Leider gibt er uns den
vollen Inhalt seines Werkes nicht an. So viel steht aber fest, daß, wenn
die Geschichte Sapowhs keine Weltgeschichte im obigen Sinne war, sie
sicher die Fortsetzung von Lewond gewesen ist (vgl. K. Yohannes c. 24,
S. 142). Nach einer dunklen Stelle des K. Yohannes, welcher von ihm
sehr geringschätzend spricht, weil er seine Geschichte in Volkssprache und
nicht pum ^Lpßnquilitth, ^pm^iu'b^mi/h , d.h. in literarischer Sprache geschrie-
ben hat, soll er auch die Geschichte des Fürstentums von Asot, des Sohnes
von Smbat Sparapet (np^Liy [\^"-nj des Textes soll man umgekehrt lesen),
sowie von den Anordnungen der Könige, von der Ruckkehr der von
Bula gefangenen armenischen Fürsten, von ihrer Machtentfaltung und Lage,
geschrieben haben (K. Yohannes c. 27, S. 1 6G i*.). Weiter hat er von der
Kindheit Afiots I., des Sohnes Smbats, bis zu dessen letztem Lebensjahre,
alle seine Taten, Kriege usw. geschildert (vgl. K. Yohannes c. 27.
S. 107 f. mit c. 29, S. 179). Hiernach hat Sapowh seine Geschichte un-
mittelbar vor dem Tode Aäots beendet, also ums Jabr 889. Auch Tovma
Arcrowni kennt ihn, von den Taten des Gowrgen Arcrowni. welcher später
Fürst von Anjewaci's wurde, soll er ausführlich berichtet haben (Tovma III,
15, S. 208; er erwähnt ihn dem Namen nach nicht, aber dennoch meint er
ihn, weil von der Tätigkeit Gowrgens in Taron, Aren und im Lande
Anjewaceac kein anderer Historiker erzählt). Stepannos Asolik setzt ihn der
Zeit nach vor Kafolikos Yohannes (I, 1, 7). Die obige Annahme, daß Sapowh
eine Weltgeschichte geschrieben oder die gesamten historischen Traditionen
seiner Zeit gesammelt hatte, wird durch eine Angabe des Asolik bestätigt;
hiernach hat Konstantin der Große von Sapowh, dem König der Perser,
die Krone Davids zum Geschenk erhalten usw. Dieser Angabe fügt er
hinzu: -Wie es dich die Geschichte des Sapowh Bagratowni, des Sohnes
des Asot Antipatrik, lehrt« (Asolik II, 6, 138).
Was den zweiten Teil der Geschichte des Ka(. Yohannes anbelangt,
von c. 30, S. 179 bis c. 07, S. 450, so ist er nicht allein Augenzeuge, sondern
als Kafolikos und Berater Smbats und ASots und anderer Könige am besten
in ihre Taten und Wünsche eingeweiht
Auflagen: 1. In Jerusalem 1843; 2. in Moskau 1853 (M.Emin); 3. in
Jerusalem 1867. Ich zitiere ihn nach der Ausgabe Jerusalem 1867.
Ubersetzungen. Histoire d'Armenie par le Patriarche Jean VI.
dit Jean Catholicos, traduite de l'armcnien en francais par M. St. -Martin.
Ouvrage posthume publie sous les auspices du ministere de Tlnstruction pu-
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T b oroscBt a m : Die inneren Zustande von Armenien unter ASot I. III
hliijue, par Felix Lajard, Paris 1841 (s. darüber Examen de l'histoire
Jean VI le Patriarche traduite de l'armenien par St.-Martin, par F. Neve;
Louvaine 1843).
5. Stepannos Asolik. Von Asolik werde ich noch später aus-
führlich sprechen. Für die Geschichte unserer Zeit ist er von geringer
Bedeutung. Er hat eine Weltgeschichte in drei Buchern geschrieben, und
zwar von Adam bis zum Jahre 452 — 1003. Für diese Arbeit kommt haupt-
sächlich III, c. 2, S. 157 bis c. 4, S.165 in Betracht. Er ist der erste armenische
Historiker, welcher seine Angaben immer mit Daten versieht. Weil er aber
dieselben immer mit armenischen Buchstaben angegeben hat, sind sie an
manchen Stellen von Abschreibern mit ähnlichen Buchstaben verwechselt
worden, und darum kann man auch aus ihnen nicht immer klug werden. Das
Fehlen der regelmäßigen Chronologie bei den armenischen Historikern ist
der größte Mangel der Nationalhistoriographie. Fur unsere Zeit hat er
K. Yohannes und bapowh Bagratowni zur Quelle (vgl. I, 1,7), aber
er ist so knapp, daß man von ihm nicht viel lernen kann.
Auflagen. 1. In Paris mit Annot. im Jahre 1859 (Sahnazarean) ; 2. in
Petersburg 1885 mit guten Annot. und Vorwort. Ich habe diese Ausgabe
vor mir.
Übersetzungen. 1. Histoire universelle par Etienne Aeogh'ig de
Daron traduite de Tannen, et annotee par Ed. Dulaurier. Paris 1883, p. I.
2. Eine russische Übersetzung besorgte Emin. Heco6m,afl llcropia CTen'anoca
TapoHrnaro Acox'hkb no npaanauiio, Mockb« 18(54. Ins Deutsche soll sein
Werk A. Burckhardt übersetzt haben (vgl. Geizer Byz. Chronogr. Leipzig
1898 S. 466).
Die anderen armenischen Historiker, die für dieses Werk von ganz
geringer Bedeutung sind, übergehe ich hier zu erwähnen.
II. Arabische Quellen
1. Baläfjuri (Abü'l 'Abbäs Ahmad b. Jahjä b. Öabir al-) war ein
Perser von Geburt und lebte am Hofe der %alifa s Mutawakkil (232—247 =
847-861) und Musta in (248-251 = 862—866). M'utazz (252—255 =_ 866 bis
869) übertrug ihm den Unterricht seines Sohnes 'Abdu'lläh. Baladuri starb
ioi Jahre 279 = 892 (vgl. Praefatio der ed. de Goeje p. 1 — 8. ßrockehnann,
Gesch. d. arab. Liter. I, S. 141). Er ist also eine durchaus zeitgenössische
Quelle. Sein Werk trägt den Titel jlj^Jl £j$ = Das Buch der
Eroberungen der Under. Demgemäß berichtet er, wie die Araber in
der Reihe anderer Länder auch Armenien erobert haben. Das Kapitel,
welches für uns hauptsächlich in Betracht kommt, trägt die Überschrift
^-r^' ^jr* S*r~ Obwohl er selbst in Armenien nicht ge-
wesen ist, so hat er doch seine Angaben ausschließlich von den Einwohnern
desselben Landes entnommen. Als solche Überlieferer erwähnt er 1. Mu-
hammad b. Ismail aus Bar<ja'a = Partaw. 2. Abu Barä' 'Anbasä b. Bahr
al- Armani. 3. Muhammad b. Bisr aus Qält(qalä) = Theodosiopolis =
1 1 2 Thopdscbian : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Karin. 4. Muhammad b. Mu%ajjis aus Xilat = Xla( u. a. (vgl. I, N ^T).
5. Ibn Warz al-Qälijan aus Qaliqala (p. ^^^). 6. Barmak b. 'Abdu'llah
ad-Dabili = Dowin (p. T»\ usw.). Aus den Erzählungen dieser
Leute schöpfend, die wohl auch Dokumente in der Hand hatten, berichtet
er nur die kurzgefaßte Geschichte der arabischen Wälis von Armenien bis
zum Jahre 241 = 855 (p. TNT). Obwohl er über unsere Periode fast keine
Angaben hat und fur die Geschichte der Dynastie der Bagratownier von
keiner Bedeutung ist, ist er doch fur die Vorgeschichte oder fur die Ge-
schichte der ersten Periode der Araberherrschaft in Armenien sehr wertvoll,
und sein Wert steigt desto mehr, wenn wir in Betracht ziehen, daß er außer
den obigen mündlichen Quellen auch al-Waqidi, welcher schon vor ihm ein
ähnliches Werk geschrieben haben soll, benutzt hat (I, T • ©, \ ^). Ich zitiere
ihn nach ed. de Goeje, 1866.
2. Ja'qübi (A. b. Abi Jaqüb b. Ga'far b. Wahb b. Wädih al-Katib
al -'Abbäsi) war der Enkel eines Freigelassenen von Mansur, des Statthalters
von Armenien und Adarbajgän. Er lebte bis zum Jahre 260 = 873 in Ar-
menien und in Xorasan, reiste dann nach Indien, Ägypten, Magrib, wo
er im Jahre 278 = 891 seine Geographie verfaßte. Dieses Werk, welches
den Titel J^f trägt, kommt für uns nicht in Betracht (s. über
dasselbe und sein Leben Praef. der ed. de Goeje. BGA. 7. V — VIII und
Brockelmann I, 226 f.). Sehr wichtig ist dagegen seine Geschichte, weil er
selbst in Armenien lange Jahre gelebt hat und als Enkel des Wäli von
Armenien seine Angaben aus besten Quellen schöpfen konnte. Im ersten
Bande seiner Geschichte behandelt er die vorislamische Geschichte und im
zweiten die Geschichte Muhammads und seiner Nachfolger bis zum Jahre
259 = 872. Wenn bei ihm die Chronologie nicht so streng durchgeführt
ist wie bei Tabari, und er die Geschichte nicht so ausführlich behandelt
wie dieser, so beruhen doch seine Angaben teils auf alten Quellen und teils
erzählt er, was speziell Armenien anbetrifft, als Augenzeuge (vgl. über seine
Quellen de Goeje, Uber die Geschichte der 'Abbasiden von al-Jakübi,
Travaux de In 3me Session d. congr. intern, d. oriental. Petersb. et Leyde
1879). Besonders für die Geschichte der Wälis von Armenien sind seine
Angaben sehr wichtig. Ich zitiere ihn nach ed. Houtsma (M. Th.) Histo-
rian Leyden 1883.
3. Mas'üdi (Abü'l Hasan 'Ali b. nl-Husajn al-) war in Bagdad geboren.
Er bereiste in seiner Jugend Persicn, Kirmän, Indien, Ceylon, Madagaskar,
das Chinesische und das Kote Meer, 'Oman, Palästina, Ägypten und
Syrien. Er entfaltete in beiden letztgenannten Ländern eine sehr frucht-
bare literarische Tätigkeit (vgl. Brockelmann I, 143 ff. und die Vorworte der
ed. C. B. de Meynard, Paris 1876, wonach ich ihn zitiere, und engl. Ubers,
von A. Sprenger, London 1841). Von seinen Werken kommen hier in
erster Reihe j-^J <->*Ä\ Das Buch der Goldwäschen
und des Juwelenbergwerkes (^>_^>- — yn^tup — gohar [arm.]). Dieses
Buch hatte er im Gumädä des .1 all res 336 = 947 Dez. vollendet, bearbeitete
aber dasselbe wiederum im Jahre 345 = 956. Er starb in diesem oder
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Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
113
im folgenden Jahre. Er kennt die geographischen Werke Xurd&dbihs,
Gajhanis, Qudämäs usw.
Seine Angaben über Armenien und besonders über die nördlichen
Provinzen dieses Landes und die Kaukasusvolker beruhen auf seinen persön-
lichen Erkundigungen und Erfahrungen, weil er in seinen letzten Lebens-
jahren auch diese Gegenden bereist hat, und sind durchaus selbständig, wie
wir in der Geschichte selbst sehen werden.
Sein zweites Werk tragt die Uberschrift \ <-Ju\
Das Buch der Erinnerung und Besichtigung, und kommt für die vorliegende
Arbeit wenig in Betracht. Ich zitiere ihn nach ed. de Goeje BGA. 8. Lugd.
Bat. 1894.
4. Xurdadbih ('Ubajdalläh b. 'Abdallah b. Xurdadbih Abü'l Qasim)
war ein Perser von Geburt und im Anfang des III. Jahrhunderts d. H.
geboren. Er war ein intimer Freund von Mawsili (gest. 235 = 849). Er
wurde später Postmeister von G'abal, und zwischen 230—234 = 844—848
schrieb er sein Buch wohl in Samarra. Er war auch ein intimer Freund des
Xalifä M'utamid (vgl. Preface bei de Goeje und Brockelmann 1,225). Sein
Buch trägt den Titel «iAJUlj ctÜLH 0U5^= Das Buch der Routen und
der Königtümer. In diesem Buche gibt er als Fachmann diejenigen Post-
wege und Stationen, und den Steuerertrag verschiedener Provinzen und
Städte an, die in seiner Zeit existierten. Er ist der erste arabische Geograph
in dieser Hinsicht und wir verdanken ihm auch für Armenien sehr wert-
volle Angaben. Ich zitiere ihn nach ed. de Goeje. BGA. 6. Lugd. Bat. 1889.
5. Qudämä (Abü'l Farag' Qudämä ben G'afar al-Kätib al Bagdadi),
gestorben im Jahre 310 = 922, hat ein dem Werke Xurdädbihs ähnliches
Buch geschrieben unter dem Titel ^\ tmj\zS*= Das Buch der Steuer.
Er beschreibt auch sehr eingehend die Provinzen und Stationen des Reiches,
und am Ende seines Buches gibt er in einer Liste sehr ausführliche An-
gaben über die Steuerbeträge der einzelnen Provinzen und Städte, und hier-
nach schildert er das byzantinische Reich und sonstige Nachbarländer und
macht sehr wichtige Angaben über das Steuer-, Militär- und Verwaltungs-
wesen. Er ist natürlich stark von Xurdadbih beeinflußt, hat aber auch
sehr wertvolle selbständige Angaben. Ich zitiere ihn nach ed. de Goeje
(s. oben).
6. Ibn Faqih (Abü Bakr Ahmad ben Muhammad ben Ishäq al-
Hamadani) war in Hamadän geboren und verfaßte sein Buch unmittelbar
nach dem Tode M'utadids (gest. 289 = 902). Dieses Bucfi heißt wie das
des Ja'qübi jL(^J\ o^^* Das Buch der Länder. Er beginnt sein Werk
mit der Beschreibung der Bildung der Erde und der Meere, vergleicht
Indien mit China, und danach schildert er ausführlich Arabien, Ägypten,
Magrib, Berberistan, Syrien, Palästina, Mesopotamien, Persien, Adarbajg'an,
Armenien , das römische Reich und 'Iraq. Was speziell Armenien anbetrifft,
so hat er außer seinen Vorgängern Baladuri, Xurdadbih usw. und besonders
Ja'qübi, aus dessen Geschichte er die Liste der W&lis von Armenien usw.
Mit», d. Sca. f. Orient S,.r*«hen 19W. 11. Abt 8
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114 Thopdschi an : Die inneren Zustände von Armenien unter Alot I.
entnimmt, eine bemerkenswerte neue Quelle Ahmad b. W&dih al - I.sbahäni.
Wohl hauptsächlich aus dieser Quelle macht er sehr wertvolle Angaben
über die Produkte von Armenien,' was wir noch bei seinen Vorgangern ver-
mißten (vgl. über ihn die Praefatio der ed. de Goeje. 1885. Lugd. Bat. uud
Brockelmann I, 227).
7. Ibn Rustih (Abü 'Ali Ab mad b. 'Umar) schrieb sein Buch ums
Jahr 290 = 903 in Lsbahän und nannte es J^-Vi Das Buch
der kostbaren Gemmen. Er spricht in seinem Werke über die Erde und
die Bewegung des Himmels, über Mekka und Madina, über die Meere,
Flüsse, Klimata und schildert Irän und Nachbarländer ausfuhrlich. Für
unseren Zweck ist er ganz unbedeutend (vgl. Praefatio V — VII und Brockel-
mann I, 227. Ich zitiere ihn nach ed. de Goeje. BGA. 7. Lugd. Bat. 1892).
8. Al-Ista^ri oder al-Kar%i (Abü Ishaq Ibrahim b. Muhammad
al-Farisi). Ista%ris Geographie heißt nach dem Buche Xurdädbihs ^>U5
dNL- = Das Buch der Routen der Königtümer. Es ist eine Be-
arbeitung des geographischen Werkes des Saj% Abu Zajd Ahmad b. Sahl
al-Bal%i (^Vl J >*» J^— Das Buch der Figuren der Klimate). Dieser
hatte sein Buch ums Jahr 309 = 921 verfaßt und starb im Jahre 322 = 934.
AI - Ista%ri bearbeitete dasselbe ums Jahr 340 = 95 1 . Ista%rf hat über Armenien
nicht nur kostbare geographische, sondern auch für die für uns in Betracht
kommende Zeit politische und volkswirtschaftliche wertvolle Angaben gemacht.
Über Armenien spricht er hauptsächlich p. >A» — Wt. Sein Werk ist
von Mordtmann im Jahre 1845 in den Schriften der Akademie von Hamburg
aus der Gothaer Handschrift Nr. 312 ins Deutsche übersetzt worden. Die-
selbe ist bedeutend verkürzt (vgl. mit ed. de Goeje BGA. 1. Lugd. Bat. 1870
und de Goeje, ZDMG. 25, 42 ff.).
9. Ibn Hauqal (Abü'l Qasim) hat im Jahre 367 = 977 das Werk
Ista%ris seinerseits bearbeitet und als Kaufmann und Reisender selbst viele
unschätzbare Angaben hinzugefügt. Er betitelt sein Buch, dem Ista%ri oder
noch wahrscheinlicher dem Xurd&dbih folgend: oAlLlij JJHl— U — Das
Buch der Routen und Königtümer. Er ist mit Ista%ri für die Geographie
und die wirtschaftliche und politische Lage von Armenien am Ende des
IX. und im Anfang des X. Jahrhunderts eine sehr wichtige Quelle. Ich
benutze ed. de Goeje. BGA. 2. Lugd. Bat. 1873 , hauptsächlich p. m — V • • .
Wertvoll sind besonders seine Angaben über den Steuerertrag der ver-
schiedenen Provinzen von Armenien (p. Y • t ff).
10. Jäqüt (Abü 'Abdullah Jäqüt b. 'Abdu'llah al-Hamawi ar-Rümi
al - Bajjdadi), der größte Geograph der Araber, ist im Jahre 574/5 = 1178/9
geboren. Er stammt aus einer griechischen Familie. In seiner Kindheit
wurde er gefangen nach Bagdad geführt, wo er auch verkauft und erzogen
wurde. Später wurde er Buchhändler und reiste nach Adarbajgän,
Ägypten, Syrien, Merw. In dieser letzteren Stadt, wo die reiche Bibliothek
derselben ihm zur Verfügung stand, begann er im Jahre u75 = 1218
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Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter AJot I. 115
sein Geographisches Lexikon, welches ^ = i)as Buch des
Alphabets der Lander genannt wird (Aber seine Quellen s. F. J. Heer,
Die historischen und geographischen Quellen in Jaqüts geographischem
Worterbuch, Straßburg 1898, und Literatur bei Brockehnann 1,480). Seine An-
gaben sind sowohl in historischer und geographischer wie auch in politisch-
wirtschaftlicher Hinsicht fiir die Geschichte der Armenier sehr wichtig. Ich
benutze natürlich die ed. F. Wüstenfeld, Leipzig 18b6— 1873. Jaqüt starb
am 20. Raroad. 626 = 1229, 20. Aug. in Halab.
11. Qazwini, (Zakarya b. M. b. Mahmud al-), geboreq ums Jahr
600 = 1203 zu Qazwin, hat spater in Damaskus und Wasit gelebt und
starb im Jahre 682 = 1283. Sein Werk trägt den Titel
= Das Buch der Wunder der Schöpfung und der
Merkmale der Länder (ed. Wüstenfeld, Güttingen 1848/9. Kosmogrnphie,
Literatur bei Brockehnann I, 481). Bei Qazwini finden wir eine große Masse
Wundergeschichten auch über Armenien , die in mancher Hinsicht ganz
interessant sind. Schade, daß er bei seiner Schilderung der Minen, Tiere,
Pflanzen usw. außer Persien die Namen anderer Länder und Städte nicht
angibt. Qazwini ist ebenfalls einer der bedeutendsten Geographen der Araber.
B. Die arabischen Kolonien in Armenien unter Aäot I
Das alte Prinzip 'Omars, wonach die Muhainmedaner keine Besitz-
tümer in eroberten Ländern haben sollten, scheiterte schon völlig unter
'Ötmän. Gerade die echten Araber wurden Großgrundbesitzer eisten
Ranges. Wie in allen anderen Ländern, so haben auch in Armenien die
Araber natürlich ihre ganze Macht im Zentrum des Landes in der Haupt-
stadt desselben zentralisiert Aus diesem Grunde haben sie Dowin, die
Hauptstadt von Armenien, zuerst kolonisiert.
1. Dowin = Juo = n->yJ = Aoßw. 1 Die Araber halten diese
Stadt bis zuletzt für die Hauptstadt von Armenien. Ibn Hauqal sagt von
ihr bei Abü'lfidä: »Dabil ist die Hauptstadt von Armenien; sie ist eine
große Stadt, und viele Christen sind in ihr, und die Moschee der Muslimen
ist bei der Kirche der Christen. •* Weiter macht er über Dowin folgende
wichtige Angabe, die Abü'lfidä nicht mehr anführt: -Und in ihr (in Dabil)
1 Siehe ZAP. II, 2, 51 f. Hierzu will ich noch das Folgende hinzufügen. Zur
Etymologie des Wortes 8. Nr. 6. Wie die Armenier so erklären auch die Araber,
daß Dowin = Dabil «Hügel« bedeutet; die letzteren halten es aber ausdrücklich für
einen Sandhügel = J-Jl w-xlS'jiqüt, Geogr. Wörterb.II , p. o i A f. Meine Annahme
ZAP. II, 1. 63, Nr. 3, daß Battduris J'J? = i\*wnlf, = Garni ist, wird durch das
Zeugnis Jaqüts völlig bestätigt. Dieaer sagt J <J~\ f • • * • jj>-
£ <*L-4 Cr, vt*" {J* & ^ (Geogr. Würterb. II, p."U).
» Geograph, p. X^V.
8»
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116 Thopdschiah: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Ist der Sita der Amire ftir die gesamten Gaue Armeniens.«1 Nach den
Arabern hatte Xosrov Anowäirowan wie andere zahlreiche Städte so auch
Dowin bebaut und befestigt * Nach ihm wurde es unter 'Abdu'l Malik
von 'Abdu'l 'Aziz, welcher die Stadt zu erobern und zu plündern geholfen
hatte, völlig renoviert. »Er baute die Stadt Dowin fester und größer und
befestigte sie durch Tore und Riegel. Um die Mauer herum zog er den
mit Wasser gefüllten Graben zur Sicherheit der Festung.«* Eben von
diesem 'Abdu'l 'Aziz ben Hätim ben al - Na'ma ben 'Amru'l Bähiii sagt
ßala4-, daß er die Stadt Dowin befestigt und ausgebaut und die Moschee
vergrößert habe.* Die Araber hatten hier nicht allein eine Moschee,
sondern auch ihre Grabstatte. * Im Jahre 859/60 zerstörte ein heftiges Erd-
beben die Stadt. Nach Kat. Yohannes gingen viele Häuser, Paläste, sogar
die Mauer der Stadt in Trümmer, und viele Leute büßten ihr Leben ein.*
In dieser Hauptstadt von Armenien hatten also die Araber eine ihrer
größten Kolonien. Außer dem Wali von Armenien, welcher unmöglich
immer in Dowin bleiben konnte, hatten die Araber hier besondere Amire
eingesetzt. Der Amir beriet die wichtigsten Angelegenheiten mit den
Altesten der Stadtbevölkerung, die das Volk repräsentierten.7
2. Partaw = «£OjT = Q^tupmuiL. Wie die Hauptstadt von Armenien,
so auch diejenigen von Albanien und Georgien hatten die Araber früh
kolonisiert, weil auch diese Städte ihre Vizegouverneure, die sogenannten
Amire, hatten, die in alter Zeit nicht allein diese Städte, sondern auch
die ganzen Provinzen Arran und G'urzan bewachten und für die militärischen
und finanziellen Bedürfnisse dieser Länder sorgten. Sie waren fast immer
dem Wali von Armenien untergeordnet. Natürlich verlangte das Interesse
der Araber, daß gerade die Bevölkerung jener Städte, wo ihre höchsten
Beamten wohnten, diese in ihren kriegerischen Operationen und sonstigen
Unternehmungen unterstützte, und so wurden diese Orte in Oasen arabi-
scher Kolonisation umgewandelt.
1 Ibn Hauqal p. f 1 t, > •* f. Vgl. al - Istaxri, wörtlich ähnlich p. N A A .
1 Baläd. p. > *l o . Jäqüt, Geogr. Wörtern. I , p. V V Y .
» fccw. c 10, S. 36.
« BAlad. Y • », Ibn Faq. X AA.
* Ja'qübi p. • A A . Hier wurde Xälid ben Jazjad ben Mazjad begraben.
• Da» Datum dieses Erdbebens steht nicht fest. Nach Kat. Yoh. c. 27, S. 169
geschah es um die Zeit, als Asot Fürst der Fürsten wurde, also 860/1; nach
Tovma III, 22, 231 nach dem 7. Jahre der Gefangenschaft, also 859/60; vgl. auch
Mxitar Ayrivaneci S. 86.
7 Wenn man den Angaben des äußerst unzuverlässigen und späteren Histo-
rikers Vardan glauben sollte, so müßte man annehmen, daß um die Mitte den
IX. Jahrhunderts die Familie des Sahaps (oder Jahaps) , aus der auch der oben er-
wähnte Sewada war, lange Zeit die Stadt Dowin unter ihrer Herrschaft gehabt
hätte (vgl. Vardan S. 76 ff.). Man sieht aber von Kat. Yoh. c. 25, S. 145 f. und
St. Asolik II, 2, 110 f., daß sie sowohl von Hol wie auch später von Aäot geschlagen
worden sind, infolgedessen ist es unglaublich, daß Sahapiden in Dowin, wo die
Ostikans saßen, von Geschlecht zu Geschlecht herrschen konnten.
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Thopdschian : Die inneren Zustande von Armenien onter Aiot I. 117
Partaw lag nach Pseudo - M. Xor. im Gau Owti- Aranjnak.1 Qubäd ben
Firüz = Kawad hatte diese Stadt gebaut'; 'Abdu'l 'Aziz renovierte sie gänzlich.
Nach Waqidi ließ 'Abdu'l Malik Bardaa durch l.lätim ben Na'män al-Bähili
oder durch seinen Sohn bauen. Andere schreiben die Wiedererbnuung von
Banja'a dem Muhammad ben Mrwän zu." Nach Ibn Hauqal war sie eine
große Stadt: «Es gab zwischen 'Iraq und Tabaristan nach Räj und Isbahän
keine größere Stadt als sie und keinen schöneren und fruchtbareren Ort.«4
Die Garten, die fruchtbaren Felder und verschiedenartigen Früchte von
Barija'a werden von arabischen Geographen mit großem Lob erwähnt. Von
den Fruchten werden besonders Haselnüsse und Kastanien hervorgehoben.*
Natürlich hatten die Mohammedaner auch in dieser Stadt eine schöne
Moschee, die unter den Umajjaden gleichzeitig das Schatzhaus (JIM Cj»)
der Gegend war.' Wie unter den Umajjaden so auch unter den 'Abbasiden
blieb sie das Zentrum der Verwaltung von Alowan = Arran = Albania.7
3. Tiflis = criU>* = = Tbilisi (georg.) , das Zentrum der
Verwaltung von Georgien und Gebirge = Gabal. Während der Expedition
Bulas haben wir schon erwähnt, daß diese Stadt fünf Tore hatte. Ibn
Hauqal weiß allerdings nur von dreien.* Ishäq ben Isma il renovierte diese
Stadt nach Xosrov AnuSirvän.9 Die Fruchtbarkeit der Umgegend l0, ihre
Mühlen und warmen Quellen werden sehr gelobt.4 Wie in Barda'a so war
auch hier eine starke arabische Kolonie.11 Wie die Amire von Partaw
(Börgermeister nach Tovma) so strebten auch immer diejenigen von Tiflis
danach, sich unabhängig zu machen. Diese beiden Städte mit Bab al-Abwab
waren die Stutzen der arabischen Macht im Norden von Armenien im
arabischen Sinne. 11
4. Xiuipßb = }UJ\i = = Carana ■ Theodosiopolis18 war
die größte Festung der Araber im Westen von Armenien gegen die Byzan-
tiner. Im Jahre 133 H. = 750 hat der byzantinische Feldherr, der Ar-
menier Kusän, diese Stadt dem arabischen 'Ämil Abu Karimä entrissen. Die
1 Geogr. S. 610.
» Balad. p. \M, Ibn Faq. p. YAV.
• Ebenda p. t •
4 Ibn Hauqal p. T t • .
• ^XJ\ türk. fyndiq-dialektbch fende^; n*ch Nöldeke ist dieses Wort ursprüng-
lieh griechisch: mviixo*. i»jjuLJ\ Balut türk. Ibn Hauq. p. Y l \ (Parallelstelle bei
Istaxri. Abülfida, Geogr. p. t • f.)
• Ibn Hauqal p. TIN.
7 Ebenda p. Vit; vgl. Marquart, Eränsabr S. 116 ff.
• Ebenda p .X 1 1; vgl. Iata^n p. \ A V.
• Qaxwini, Koamogr. B. II, p. TIA.
»• Ebenda Ibn Hanqal.
" Ebenda p. Y tff.
»» Vgl. Mar quart, Eraniahr S. 115 ff.
» Vgl. ZAP. II, 1, S. 56.
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118 Thopdbchjan: Die inneren Zustände von Armenien unter Aiotl.
Byzantiner haben die Ohnmacht der 'Umajjaden und die inneren Wirren
des arabischen Reiches ausgenutzt und die mohammedanischen Bewohner
von Theodosiopolis teils vertrieben, teils gefangen genommen und die Stadt
zerstört. Im Jahre 139 H. = 756 brachte al-Mansur die ausgewiesenen
Araber wieder in die Stadt zurück und gab ihr eine bestandige Garnison.
In den Tagen Mutasims (833 — 44) plünderten sie die Byzantiner wiederum
und zerstörten ihre Mauer. Der Xalifä ließ diese wichtige Grenzfestung
mit dem Aufwand von einer halben Million Dirham gänzlich renovieren.'
lbn Hauqal sagt von ihr, daß »Qällqalä inmitten des römischen Landes
eine mächtige Grenzfestung für das Volk von Adarbajgän, Gabäl, Räj
und ihre Helfer war-.3 Diese Garnison bezog ihren Proviant aus Armenien.«
Alle diese vier Städte gehörten keinem Stamm , sie wurden durch Amire oder
Amile regiert, die entweder vom Xalifä direkt oder von Wälis von Ar-
menien bezeichnet wurden und unter dem Oberbefehl der letzteren standen.
5. Arzancne. Außer in diesen größten Städten hatten verschiedene
mohammedanische Stämme sich in manchen Gegenden des Landes nieder-
gelassen , herrschten ebenso unabhängig wie die armenischen Förstenfamilien
in den von ihnen okkupierten Gauen , und ebenso wie diese strebten sie da-
nach ihre Besitztümer auszudehnen. So herrschte der oben erwähnte Musä
ben ZurärÄ = Moose Sohn des Zorahä Ober »Arzan und den unteren Teil von
Arzanene { - AljniR = Af^mtw = ^y\\ = jjjl) bis zu den Grenzen von
* Taron-.* Ihm gehörte auch die Stadt BaleS ^jSC = Bitlis.» Er hatte
die Schwester Bagarats zur Frau genommen, und auf Grund dieser Verwandt-
schaft machte er eben solche Ansprüche auf die Besitztümer des armenischen
Iäxanats wie Sewaday in Do win und ArSarownik. Später lebten er und seine
Nachfolger besonders mit den Arcrowniern in Freundschaft. Musä stand
nach der Ermordung Jusufs mit ASot an der Spitze der Aufständischen.
Auch spater, nach der Rückkehr Asots, des Fürsten von Vaspowrakan,
schickte der Beherrscher von Arzan Hilfstruppen zu ASot, um den Gowrgen
zu besiegen.8
6. Sajbäniden. Nach lbn Xalliqän hieß der Urvater dieses Stammes
Bakr ben Wajl.' Dieser war ein Nachkomme des Xkk ben Adnän.8 Der
> Balad. p. >•»•*. AbülfidA, Tabari usw.
a lbn Hauq. p. Y \ Nach Qazwini II. p. f V • hatten die Christen hier eine
Menge heilige Bücher und Kreuze. In seiner leidenschaftlichen Neigung, Wunderdinge
zu erzählen, berichtet Qazwini wetter, daß die Christen hier eine Kirche hatten,
deren Boden gegen die Bisse der giftigen Tiere Heilkraft übe. (Vgl. über das
heiße Wasser der Quelle Jasi (iaman Qazw. Kosm. II, p. YTY.)
> Vgl. Lew. c 29, S. 130. v. Kretner, Kulturgeach. Streifzüge S. 19.
« tovma II, 5, 108, Tab. HI, 3, p. \ t • \ usw.
5 Balad. p. Y > \ ; Tovma II, 6, p. 110 ff.
• tovma HI, 17, 213, vgl. auch c. 15, S. 108 und über Mowse oben die In-
vasion Abü Sa* ids und Ruläs.
7 lbn Xall., Biogr. Diet. I, 85.
» Wüstenfeld, Tabellen. B. I.
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Thopdschian: Die inneren Zustande von Armenien unter Asot I. 119
erste Sajbänide, welcher Wali von Armenien wurde, heißt Jazid hen Mazjad
ai-Sajbäni.1 Er wurde von Obajd Allah ben al-Mahdi, dem Wali von
Armenien, Georgien, Albanien und Atropatene, nach Armenien geschickt'
und blieb hier, wie es scheint, bis zum Jahre 172 = 788; nachher wurde
er von Harun ar-Rasid zurückgerufen und nach einigen Jahren wiederum
zum Wali von Armenien und Atropatene ernannt.* Er soll in Banja'a be-
graben worden sein.4 Sein Sohn Xalid ben Jazid unterdrückte einen gefahr-
lichen Aufstand, starb ebenfalls in Armenien und wurde ums Jahr 230 — 844
in Dajbil = Dabil = Dowin begraben.
Im IX. Jahrhundert haben die Sajbaniden in Armenien eine sehr große
Rolle gespielt. Von 'Isa ben as-Saj% as-Sajbäni, welcher im Jahre 252
= 866 zum Wali von Ramla ernannt war*, wurde schon oben gesprochen.
Im Jahre 256 H. kämpfte er gegen Amag'ur in Damaskus. Er nahm diese
Stadt und eignete sich die Steuern von Syrien und sogar die von Ägypten
gesandten Summen an.a Am Ende desselben Jahres bekam er die Statthalter-
schalt von Armenien. Seine erste Tat in Armenien war, mit 15000 Reitern
den von Asot Arcrowni bedrängten Owdnaniks Oimaniden zu Hilfe zu
eilen.7 Daß er mit Asot schließlich Frieden schloß, wurde schon oben erwähnt.
Er nahm Bürgschaften von Arcrowniern und das feste Versprechen , daß sie
die königliche Steuer punktlich bezahlen würden, und zog von Vaspowrakan
nach Partaw *, wo er einen seiner treuen Beamten Jamanik = ^ Jum/uib/i^
= Jamanide? zum Bürgermeister ernannte. Dieser aber empörte sich mit
den Altesten der Stadt gegen ihn, und 'Isa kämpfte ein ganzes Jahr lang
erfolglos mit ihm , obgleich er auch von allen armenischen Satrapen unter-
stützt wurde.9 Das geschah wohl nach dem Tode des Katholikos Zakaria,
d. h. im Jahre 875/76. Jedenfalls war *Isa im Jahre 266 = 879 in Ämid,
wo er mit dem Sohn des oben erwähnten Müsä ben Zurärä, Abü'I-Magrä
ben Müsä ben Zurarä aus Arzan, sich gegen seinen starken und berühmten
Nachbar Kundag'iq wandte. Im folgenden Jahre kam es zum Kampfe.
Er hatte sich mit Ishäq ben Ajjüb und Abü'l Magra und Hamdän as -Sari
verbunden. Ibn Kund&g' besiegte sie aber und verfolgte sie bis Nisibis
1 Vgl. fcewond c. 41, S. 166, Balad. p. Y \ • .
• Ib. Über die von Jazid und seinen Söhnen geprägten Dirhama s. unten im
Münzwesen.
• Ibn Xaüiqan, Biogr. Dictionary de Slane, vol. IV, p. 218.
4 Ebenda p. 229.
» Tab. III, 3, p. \ "\A •, AbülfidA II, 214.
• Tab. III, 3, p. \ A t • (vgl. ZDMG. 40, 604 Anm. 6).
7 tovma III, 18, S. 214 ff. Das Datum dieser Invasion steht nicht fest, aber
es muß nach 870 gewesen »ein , weil in diesem Jahre 'Isa Wali von Armenien wurde,
und muß vor dem Jahre 874 (Mai 27), in welchem Aiot starb, stattgefunden haben.
Weil unmittelbar nach der Invasion 'faaa bei tovma die Angabe vom Tode Aiot«
folgt (vgl. S. 216), so ist diese Expedition Sajjp wahi^einlich ins Jahr 873
ru aetzen.
• tovma III, 18, 215.
• Ebenda c. 19, S. 218.
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und Amid.1 Im Jahre 266 war 'Isa ben as-Saj% vom Walijat von Armenien
abgesetzt worden- Der Xalifä ernannte an seiner Stelle den Kundag'iq
zum Wali von Mnsul, DijarRabfa und Armenien» und verlieh ihm -Gewaod
und Fahnen- (»l^j ^U-). Nach fovma hat dieser Sajbanide nach dem
Tode Da wits, des Fürsten von Taron, dessen Land erobert und durch
seine Unterbeamten regiert.' 'Isa hatte seine Residenz in Ämid, im heuigen
Dijarbekr. Dieser Name bezeichnete damals den ganzen Distrikt. Um von
hier aus Taron zu erobern, mußte er wohl erst Copk-mec = Sophatene
und nachher den westlichen Teil von Arzanene, d. h. das südlich wn
Aracani Arsanias = östlichem Euphrat liegende Gebiet bis Amid, unter-
worfen haben. Also war er der westliche Nachbar der Baoi Zurärä , fir
die Armenier war auch Armenia IV — Sophene längst verloren gegangen.
7. Kajsik. Über die Entstehung der Kajsiks haben wir keine sicherei.
Angaben. Wie die Owtmaniks so scheinen auch sie erst am Ende des
VIII. Jahrhunderts nach Armenien gekommen zu sein.* Sie gehören wohl zu
den Nachkommen von Qajs, Sohn Mudars, Sohn Ma'adds, Sohn 'Ad nans. 4
Die Jamaniden und Qajsiden , die beiden großen feindlichen Stamme, hatten
schon unter 'Umar in Syrien und in 'Iraq ihre Niederlassungen und erhielten
für ihren Kriegsdienst vom XalifS 2000—3000 Denare jahrliches Gehalt für
die Person.* In den Reihen der ersten Walis von Armenien wird ein
Qajside al-As'at ben Qajs erwähnt, den schon 'Ulmän nach Armenien ge-
schickt haben soll.7 Auch in den Tagen Mu'tasims wurde AH ben al-Husajn
ben Saba al-Qajsi Wali von Armenien.9 Diese Kolonie der Qajsiden, von der
» Tab. 111,4, p. N*lAT,
" Tab. 111,4, p. \«.tt.
» tovma 111,20, 221. Weil er im Jahre 879 80 mit Kundag'iq kämpfte
und im Jahre 269 = 882 starb (Tab. III, 4 , p. Y • i A, Abul Mah. II, 47), so hat er
wahrscheinlich diese Eroberung im Jahre 881 gemacht. Von den Sajbäniden wird
noch später gesprochen.
* Vgl. tovma III, 18,214.
• Wüstenfeld, Genealog. Tabellen. Göttingen 1852. Bis jetzt hat die Endung
-ik sehr verwirrend gewirkt und wie B rosset so auch andere gelehrte Armenisten
zu ganz verkehrten Ansichten gebracht. Diese gewöhnliche Diminutivendung des Ar-
menischen gebraucht Tovma wohl vor allen anderen armenischen Historikern als
Ausdruck der Stammesangehörigkeit. So heißt bei ihm 1. = l|uij«^»y, 2. ^v*-
= (I^i/IÄ^ = Owfmanik, 3. jU = (JiuJiA^ = Jamanik. (tovma Hl, 28,
245-47. IV, 2 , 276 = ^,«/«^. . 111,13,197; 18,214/15. IV, 3, 280. 111,19.
218/19. 20, 222/23. Daß tovma unter Owtman = = (|«^</iA versteht, s. II,
4, 101.) Er hat diese Wort« wahrscheinlich nach der Analogie — WfTtb
= Arabik = Betwin gebildet, welches Wort noch bei alteren Historikern vorkommt.
349. Mawardi; Ober ihren ersten Kampf a.
z. B. Abü'lfida I , S. 404.
7 Baläd. I, p. Y • JJbn Faqih, p. TM.
8 Ja'qübi, p. • A •, ums Jahr 222 = 837.
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Tbopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
121
wir erst in der zweiten Hälfte des IX. Jahrhunderts etwas hören , hat den
alten Gau Apahownift - - Abaene = <j*xj3*\i — *\nayjavvr\ mit der Hau]>tstadt
Manazkert = j j^J^* oder j j>- Melazgerd besessen. Daß die Qajsiden
wie die anderen nmhammedanischen Kolonien mit der Herrschaft Asots 1.
unzufrieden waren und am liebsten alle armenischen Fürsten vernichtet
hätten , um das Land in ihren Besitz zu bringen , sieht man am besten daraus,
daß. als auf Bitten des armenischen Fürsten Ahmad(() ben Half, von dem
spater die Rede sein wird, von Xalifft zum Aufseher ernannt, nach Armenien
kommt, sich Aplbaf Kajsik der Tyrann (aiöimcnn — v^J^L») von Apahownik
und Jamanik aus Partaw mit ihm verbinden, um Asot I. und die übrigen
armenischen Isxans zu beseitigen.1 Natürlich strebten die Armenier ihrerseits
danach, alle arabischen Kolonien zu vernichten, weil sie doch überall die
besten Stützpunkte der fremden Macht darstellten und besonders für Asot
die einheitliche Verwaltung des Landes unmöglich machten. Die Aufgabe
Asots und seiner Nachfolger war also, entweder die Kolonien vollständig
zu unterwerfen oder sie zu vernichten. So sehen wir schon Asot im Kampfe
mit Kajsik. -Asot, Fürst der Fürsten, hatte die Stadt Manazkert in Apa-
hownik, welche im Besitz von Aplbaf war, belagert,- sagt Tovma, -und
beinahe war er daran, sie zu erobern«, als er von der Gefangennahme Gowrgens
benachrichtigt wurde. Um seinen Schwiegersohn zu retten, gab er die Be-
lagerung auf.1 Nach allen diesen Angaben des zeitgenossischen Tovma
und in Hinblick auf die feindseligen Beziehungen zwischen den ßagratowniern
(besonders Asot I. = Atwtioc) und den Qajsiden (besonders Aplbar ==■ Ä-tX-
xaar) scheint mir höchst unwahrscheinlich, daß Atoticc I. dem Herrn von
MmT^ottigT = Manazkert noch die Städte XAi«r = J»}1>- — Xla(, *A^«<
-= ^j^asj-j! = Arsissa und UmqhqI — j — Berkri - Bargirkale dem
Aplbaf zur Verfügung stellen konnte.* Hierdurch würde er auch seine
Besitztümer von denjenigen der Bagratownier von Taron völlig abgeschnitten
haben. Schließlich waren die Stadt Berkri, die Festung Ainiwk und die
Umgegend noch im Besitze der 'Utmaniden. Dem Aplbaf folgte sein Sohn
*A/ßf>.%n»*iV und diesem sein Sohn 'Xircrtßetrd.*
» tovma III, 19, 219, (a. unten).
9 Ebenda S. 224 , wohl ums Jahr 884/85. Konst. Porphyrog. meint sicher diesen
Aplbaf Tovmas 44, p. 192 De Adm. Imp.; er schreibt aber seinen Namen AmXxapr
oder 'AwXßäpr.
• Vgl. oben De Adm. Imp. c. 44 , p. 192.
4 Ebenda möchte Brosset sowohl die oben erwähnten Sewada und Sahap
= Jahap wie auch die Qajsiden usw. aus einer türkischen Familie entstammen
lassen, die aas Men* gekommen sein soll. Seine Hauptquelle Vardan ist aber
chronologisch und inhaltlich so unzuverlässig, daß man sich nicht auf ihn berufen
darf. Bullet, de I'Acad. de St. Petersbourg VI , p. 70 sqq. Konst. Porphyrog. ist nicht
in jeder Hinsicht gut informiert, er verwechselt z. B. den oben erwähnten Abü Said
= 'Kmvma mit dem späteren Abü Säg oder richtiger Muhammad ben Abi as - Säg
und glaubt, daß der erstere die armenischen Fürsten gefangen genommen habe. De
Adm. Imp. c. 44, p. 191; gerade so wie Orbelean 27, 103.
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] 22 Thopdscriak : Die inneren Zustände von Armenien anter Asot I.
8. Owfmanik = 'Ulmaniden. Die 'Ulmaniden gehören zu dem
ismaelitischen Stamm 'Uimans und sind aus der Ahnenreihe al - Jas — Mudar
— Nizar — Ma'add — Ädnan die Nachkommen dieses letzteren.1 Wie oben
erwähnt, sind sie nach tovma ums Jahr 783 nach Armenien gekommen
und haben das alte Gebiet des Gaues Arberani besetzt. Das fallt also un-
mittelbar nach dem großen Aufstand der Armenier, der von Mowsel Ma-
raikonean — J-Jli geleitet und unter Mansür von Amir ben Ismail unter-
drückt wurde", wohl unter dem Walijat 'Ulmän ben 'Umarä ben Xurajm,
welcher dem Qahatbä (Hasan ben Qahathä at -Tai, nicht Kahatray, wie fcewond
hat c. 33, S. 136) gefolgt war. Als Bovtel von Bula gegen Gowrgen Arc-
rowui geschickt wurde , vereinigte er sich «mit den Bürgern von Berkri,
die Owtmanik genannt werden«. a Asot Arcrowni kämpfte gegen die
«Küstenbewohner, die Owtuiatik heißen und die sich in der unnahbaren
Festung Amiwk verschanzt hatten«.4 'Ulmaniden hatten den Rstom Varaz-
nowni getötet. Als es schließlich zwischen den 'Utinäniden und Asot Arc-
rowni zum Kampfe kam, eilte isa -auf Ersuchen des Herrn von Manawa-
zean' und der 'Ulmaniden herbei«8 (im Texte nLp-Jmbuijfh). Die 'Ulmaniden
waren nach Süden vorgedrungen, hatten das Gebirge Varag besetzt und
dort Festungen gebaut, sogar die Mönche vonSowrb Xa£ mußten ihnen Steuern
zahlen, bis Asot sie befreite. Nach allen diesen Angaben der Zeitgenossen
und Augenzeugen tovmas darf man nicht die Qajsiden mit den 'Ulmaniden
für identisch halten. Natürlich vereinigten sich alle diese Mohammedaner,
als es sich um die Vertilgung der armenischen Fürsten handelte7; ob sie
Araber oder Perser waren, kam dabei nicht in Betracht. Außer diesen
großstädtischen Kolonien und Stämmen werden noch folgende mohammeda-
nische Kolonien erwähnt.
9. Ahmaf(d), Sohn Halts, den die Armenier sich vom Xah'fä zum
Ostikan erbaten, besaß das Hafenstädtchen Dato wan. * Die Perser herrschten
nach Konstantin Porphyrogennetos • in den Städten und Gauen 10. Xo>j«t
= Xlat, 11. Af»? = Arces, 12. Ti& ^ Dowin = Dabil, 13. X*> = Her,
14. Zttlavuw = Salmast, 15. X«?*« HarR, 16. Ke^.10
» Vgl. Wüstenfeld, Tabellen 1,1.
» Lew. c. 34. Balad. p. Y \ ♦ .
8 tovma III, 13, 197.
• Kbciida S. 214, c. 18.
5 Die im Texte stehenden Wörter ^^tuhiu^uiL&tub und | ] ' t"V/ uujoLh utli
haben keinen Sinn. Diese alte fürstliche Familie wohnte im Norden von Vansee im
Gau Hark (vgl. M. Xor. I, 12, 26); diese« Gebiet gehörte auch den Mohammedanern,
wie wir unten sehen werden.
• tovma, ebenda S. 215.
' Ebenda c. 19, S. 218 f.
• Ebenda.
9 De Adm. Imper. 43, p. 191 xtX.
10 De Adm. Imper. c. 44, p. 194 xtX. Ea bleibt dahingestellt, soweit es oben
nicht besprochen ist, ob diese Kolonisten wirkliche Perser oder aas AdarbajgAn
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Tbopdschiah: Di« inneren Zustände von Armenien unter Aiot I.
123
10. Ebenso war die Stadt Naxijewan = Nasawä = Naxuana schon
längst den Mohammedanern verloren gegangen. Unter Asot I. spielte der
Amir von Naxijewan , Abraham, eine gewisse Rolle. Er besiegte diejenigen
Arcrownier, die Cowas und Tornawan geplündert hatten, und wurde während
dieses Kriegszuges von den Einwohnern von Berkri, also von 'Utmäniden,
unterstutzt.1 Als Bula nach Samarra zurückkehrte, setzte er diesen Abraham
= Abrahim zum Chiliarchen und Aufseher von Armenien ein.* Außer diesen
Städten waren Bajlaqän, Müqän, Marand und ihre ganze Umgegend von
den Arabern oder Persern bewohnt. Viele andere in Armenien seihst liegende
Städte hatten mohammedanische und christliche Bewohner, wie z. B. Ar-
zangin.3
C. Die Wälis von Armenien und Asot I.
Sowohl unter den Umajjaden wie auch unter den 'Abbasiden hat die
Provinz Arminijä zuweilen eigene Wälis gehabt, zuweilen aber ist es mit
Mesopotamien oder Atropatene oder mit beiden zusammen einem Wäli an-
vertraut worden. Mit der eigentlichen Verwaltung des Landes haben diese
Wälis sich nicht abgegeben, weil jeder Isxan sein Gebiet selbst verwaltet
hat. Sie haben aber dafür gesorgt, daß die Steuer pünktlich bezahlt wird.
Die Wälis sind in erster Reihe Behüter und Beschützer des Landes. Ihre
Aufgabe ist gewesen, die inneren Aufstände zu unterdrücken und die
äußersten Grenzen des Reiches gegen die Einfälle der Nachbarvolker zu
schützen. Sie sind öfters selber offensiv vorgegangen, sei es, um sich an
den Reichtümern der Nachbarvolker zu bereichern und sie zu bestrafen, sei es.
um neue Eroberungen zu machen. Auf allen ihren Kriegszügen im In- und
Auslande haben sie die Hilfe der armenischen Truppen öfters in Anspruch
genommen. In der Zeit Asots werden folgende Gouverneure von Armenien
erwähnt.
1. Bula ließ im Jahre 853 bei seiner Rückkehr den Amir von Naxi-
jewan Abrahim oder Abraham als »Chiliarch von Armenien und Auf-
seher der königlichen Steuern« im Lande zurück.4 Wie lange dieser im
Amte blieb, wissen wir nicht genau.
2. Uns ist nur bekannt, daß Musta'in im Jahre 248 im Monat Ra-
madan = 862 Oktober bis November den Ali ben Jahjä al - Armani zum
Wäli von Armenien ernannte.5 'Ali blieb in diesem Amte ein Jahr; im
and sonstigen Proviuzen des Reiches zugewanderte Araber waren. Wahrscheinlich
wohnten Perser und Araber zusammen und bildeten das mohammedanische Element
dem christlichen gegenüber.
1 tovma III, 13, 195.
» Ebenda 11, 191, vgl. 196.
» Qaiwüri, Kosmogr. II, TT \ .
* tovma III, 11, 191.
• Tab. III, 3, > • • A , JAt VII, t > , St. Asolik. II, 2, HO. Oben wurde
schon bemerkt, daß die Ernennung ASots zum Fürsten der Fürsten mit dem Walijat
'Alis nicht zusammenfällt, sondern diesem ein Jahr vorangegangen sein muß. Ent-
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124 Thopdscbian: Die inneren Zustände von Armenien unter Aiot I.
Jahre 863 wurde er in einem Scharmützel von den Byzantinern getötet1
Sieben Jahre lang huren wir wiederum nichts von einem Wali.
3. Erst im Jahre 256 = 870 wird vom Xalifä Mutamid 'ala-Allahi
isa ben as-Sajxas-Sajbani zum Wali von Armenien ernannt.* Von seinen
Taten wurde oben berichtet (s. Sajbaniden). Als er zweimal gegen den
von ihm selbst eingesetzten rebellischen Amir von Partaw Jamanik = Jama-
niden zu Felde zog und schließlich erfolglos nach Amid zurückkehrte, verlor
er seine Autorität in Armenien wohl schon vor dem Jahre 879.
4. Inwieweit die armenischen Isxans sich vom Hofe des Xalifä Mu-
tamid unabhängig fühlten und waren, sieht man daraus, daß der oben er-
wähnte Jaiuanide, der Amir von Partaw, schriftlich die armenischen Fürsten
bat, ihn zum Inspektor von Armenten zu erwählen, was die armenischen
Fürsten nicht beachteten, weil er sie vernichten wollte und da er auch
ein Rebell war. Dagegen baten sie einstimmig den Xalifä, ihnen Ahmat,
den Sohn Halts, als Aufseher = verakacow zu geben. Mutamid leistete
ihrer Bitte Folge, und als Ahmat nach Datowan kam, gingen ihm die
armenischen Ifcxans und die arabischen Amire entgegen. In den Reihen
dieser Fürsten erwähnt Tovma namentlich die Arcrownier Derenik*, Gagik
und zwei Grigors, den Fürsten von Taron A§ot xoK£OjrrtAarr<.\ »den Fürsten
von Armenien«, MowSel, den Fürsten von Mokk, ftapowh, den Bruder des
Fürsten der Fürsten und von den Mohammedanern, Aplbar Kajsik und an-
dere, die nicht genannt werden. Alle diese Landesherren kamen ihm mit
Truppen und Geschenken entgegen und wollten ihn nach Dow in be-
gleiten, wo er seinen Wohnsitz aufschlagen sollte. Alimad(() und Aplbar
schmiedeten schon unterwegs den Vernichtungsplan der armenischen Fürsten,
und in diesem Sinne schrieben sie an Jamanik in Partaw. Der von Torrn*
angegebene Teil des Briefes lautet: »Wenn ich (Ahmat, Sohn Halts) in
Do win einziehe und mir die königlichen Steuern aneigne, mache ich die
armenischen Fürsten vertrauensselig, damit sie zu mir kommen. Du sammle
Truppen, tun angeblich gegen mich zu kämpfen, und ich werde mit Dir
vereinigt Hand an diese legen und sie ausrotten«.4 Asot Bagratowni , Fürst
der Fürsten aber ließ alle Wege und Pässe bewachen , um hinter die heim-
lichen Pläne des neuen Aufsehers zu kommen. Er wurde inzwischen vom
Komplott der Mohammedaner benachrichtigt. Man teilte ihm sogar mit,
wieviel Boten und mit welcher Art Pferden beritten einen in einer Melone
weder ist 'Ali im Jahre 861 auf Befehl Mutawakkils von Syrien aus nach Armenien
gekommen, um Asot zum Fürsten der Fürsten zu proklamieren, oder er ist von
Mutawakkil als ein solcher anerkannt worden ; aber die nötigen Kleider und Geschenke
hat er im .lahrc 862 im Winter oder 863 im Frühling unter Musta'in bekommen,
weil Ja'qübi das Walijat von 'Ali ben Jahja ins Jahr 249 setzt (p. "V ♦ t hist.).
1 Tab. \ • • *l , Ja'qübi ob. JA. ob.
a Ja'qübi p.1T\, Tab. N A i •, JA. VII, A •.
* Ps. Tovma schreibt diesen Namen »Deranik« und glaubt, daß es nLfutnfri^
[n'luf plruif^ fr m/rumiti = .der durch Gelübde von Gott Erbetene« bedeutet (IV, 3,280).
« tovma III, 19, 219—18.
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' Thopdschun : Die inneren Zustände von Armenien unter Aiot I. 1 25
verborgenen Brief über Apahownik nach Partaw trügen, und seine Leute
ergriffen diese, nahmen ihnen den Brief ab und sperrten sie ein, ohne
irgendeinen der anderen Fürsten davon in Kenntnis zu setzen.1 Während-
dessen intrigierten die ahnungslosen Araber und Armenier gegeneinander
bei denn neuen Chiliarchen des Landes. Aus diesem Grunde faßte Derenik
den Aäot, den Fürsten von Taron, und ließ seinen Schwiegersohn Daw it
vom AhmaC zum Fürsten von Taron ernennen , wie es oben gesagt wurde.'
Wie es scheint, errieten auch die übrigen armenischen Fürsten , wie z. B.
Mowsel von MokR und Grigor, der Sohn Vasaks, die ihnen drohende
Gefahr und entfernten sich nacheinander vom Lager des Inspektors von
Armenien. Trotz alledem kommt Ahmat mit den Truppen der Qajsiden
nach Dowin. Hier begrüßte ihn ASot, der Fürst der Fürsten, und brachte
ihm viele Geschenke. Als er aber merkte, daß AhinaC sein Vorhaben
nicht aufgeben wollte, befahl er seinem Bruder Abas, dein Feldherrn von
Armenien, eines Morgens das Zelt Ahinats zu umzingeln, als dieser auf
seinen Morgengruß wartete. Hierauf trat Abas zu ihm ein und zeigte ihm
den Brief, den er an Jamanik geschrieben hatte. Ahmat war höchst über-
rascht und glaubte, daß man ihn toten wollte. Abas aber schickte ihn
unter der Bewachung und Aufsicht &apowhs, des Sohnes Asots, dorthin,
woher er gekommen war, d. h. nach Syrien. Ebenso wurden die Qajsiden
entwannet, und unter Hinterlassung ihrer Habseligkeiten kehrten sie nach
Apahownik zurück.'
5. Erst hierauf hat Mu'tamid Muhammad ben Ishäq ben Kundäg'(iq)
zum Wali von Armenien, Mftsul und Dijär rabi a ernannt.* Die armenischen
Historiker kennen Ibn Kundig' nicht, weil dieser in Syrien und Mesopo-
tamien in die Kämpfe zwischen den Tülüniden und 'Abbäsiden so verwickelt
war und in solchen gespannten Beziehungen mit seinen konkurrierenden
feindlichen Nachbarn stand, von denen hier nur Muhammad Ibn Abi as-
Säg', der spätere Wali von Adarbajgän, erwähnt sei, daß er an Ar-
menien nicht mehr denken konnte. Sein Walijat hat wohl gar nicht lange
gedauert, weil alle armenischen Historiker einstimmig bezeugen, daß bald
darauf der Sajbänide 'isa(?) die königliche Krone dem Asot überbrachte.
Wie schon erwähnt, geht dieser Irrtum auf den zeitgenossischen Ka(ol.
Yohannes zurück, der den Sohn mit dem Vater verwechselte. Schon im
Jahre 272 = 885 wurde Kundäg' aus Musul vertrieben1, und wie es scheint,
haben in dieser Zeit die &ajbäniden wiederum das Walijat von Armenien
erhalten. Auch sonst war Ahmad ben 'Isä ben as-Saj% ein Feind des Ibn
1 Ebenda S. 219.
» Ebenda c. 20, S. 219-221.
» tovma III, 20, 222. Dieses Ereignis fand wahrscheinlich im Jahre 877/78
statt, d. h. nach der Rückkehr 'Uäa nach Änüd und vor der Ernennung des Ibn
Kundig' zum Wali von Armenien.
* Im Jahre 266 = 879 (ob. Tab. \ M t) nach JA. VII, UT blieb das
Walijat von Armenien bin zum Jahre 269, in welchem 'lak starb, in der Haud
dieses Sajbaniden.
• Tabari III, 4, t \ • A.
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1 26 Thopdschian : Die inneren Zustande von Armenien unter ASot I.
Kundag'fq1, welcher seinem Vater so oft schmerzliche Niederlagen bei-
gebracht hatte.1 Im Jahre 279 892 besetzte er die Festung Mardin, die
Muhammad ben Ishaq ben Kundäg * gehörte. Man ersieht aus dem Obigen,
daß die letzteren Walis nur nominell diesen Titel trugen, wenn sie keine
Vertreter in Armenien in Dowin hatten, was wir aus den uns überlieferten
Angaben nicht konstatieren können. Allerdings ist Ahmad ben 'Isä ben Sajx
a$-Sajbäni niemals Wali von Armenien gewesen, aber er hat sich im Süden
von Armenien durch seine Eroberungszüge am meisten bemerkbar gemacht
Ebenso sehen wir, daß die Wahl dieser Walis von dem Willen der ar-
menischen Fürsten, besonders von Asot I. abhing, welcher auch ohne wei-
teres einen solchen absetzen konnte, wenn er ihm gefährlich erschien.
Diese Walis werden meistens »Aufseher» oder »Ohiliarch der Steuer» ge-
nannt und sie sind Empfänger der Steuern des Landes.
D. Die Verwaltung einzelner selbständiger Landesteile.
Als Fürst der Fürsten war Asot I. unter den anderen Beherrschern
des Landes noch primus inter pares oder wie Tovma ihn nennt 'bwfrw^
ifut^iubuuibiu^b1, als König wurde er ihr Souverän. Wenn auch seine ganze
innere Politik die Vernichtung der arabischen Kolonien und die Ver-
schmelzung der armenischen Großfürstentümer durch verwandtschaftliche
und politische Bande zum Endziel hatte und auf die Verschmälerung der
Rechte der Walis von Armenien gerichtet war, bis diese schließlich nur
Schatten ihrer mächtigen Vorgänger wurden, so hat er in die inneren
Landesangelegenheiten dieser nach lbn Wädib al-I>bahäni ungefähr 118'
Isxans, Ainire usw. nur dann eingegriffen, wenn diese die rückständige
Steuer nicht bezahlen wollten, oder die nötigen Hilfstruppen ihm nicht
sandten, oder sonstwie gemeingefährlich wurden und seine Hoheitsrechte
nicht anerkennen wollten. In Friedenszeiten dagegen waren alle diese
Machthaber in ihren Besitztümern völlig unabhängig. Sowohl Asot I. wie
auch andere Fürsten verwalteten ihre Länder in erster Linie durch ihre
Angehörigen oder durch die ihnen unterworfenen Oberhäupter anderer
kleinerer Satrapien = Naxararowtiwns. Diese waren mit militärischer, poli-
zeilicher und richterlicher Gewalt versehen. In der zweiten Hälfte des
IX. Jahrhunderts erst fangen die Großfürstentümer an, ein Beamtentum
wesentlich nach arabischem Muster zu bilden. Die neu eroberten Länder,
die sie ihrem Besitz einverleibten , teilten sie in Distrikte = gawars =
oder »Ui» und stellten hier als Verwaltungsbeamte die fwt tunui/fuys —
1 Ebenda WtX.
9 Ebenda Y \ X t , von diesem Ahmad wird noch später die Rede
» Ebenda Y>YV, Ix. HI, TTV usw.
* III, 19, 218.
* Jaqüt, Geogr. Wörterb. I, p. YYY.
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Tbopdschiam: Die inneren Zustände von Armenien unter Afiot I. 127
Gawarakals = sSj^* = Regierungspräsidenten an.1 Fast in demselben
Sinne gebraucht tovma das Wort fnp&ui^ui^ = Gorcakal = Geschäfts-
träger = J-lc.a Leider haben wir keine sonstigen Angaben über das Ver-
waltungs- und Rechtswesen unter Asot 1. Die arabischen Städtekolonien
liahen ihre Amire, die von fovma entweder Amiray* oder Kalakapet =
Bürgermeister* genannt werden. Diese wurden gewöhnlich vom Wäli von
Armenien eingesetzt und hatten aus den angesehenen Bewohnern der Stadt
eine ratgebende Versammlung (Kollegium)» zur Seite. Die arabischen
Stamme oder die in Armenien wohnenden mohammedanischen Geschlechter
hatten ihren Saj^,» welcher, wie der Isxan der Armenier, das Oberhaupt des
Stammes war und sein Gebiet nach seinem Belieben regierte , und wie seine
christlichen Nachbarn durch List, Trug und Gewalt seine Länder auszu-
dehnen suchte. Auch bei diesen Stämmen ging die Herrschaft vom Vater
direkt auf den ältesten rechtlichen Sohn über, welcher mit seinen übrigen
Brüdern seine Erbschaft verwaltete oder zu demselben Zweck 'Amile an-
stellte.6 Alle armenischen Isxanats hatten ihre Archive = ^ftt-utb =
die bis zur Zeit der Araber in den Hauptstädten der Steuerkreise = Pro-
vinzen sich befanden , später aber wahrscheinlich nach Dowin verlegt wurden.
Hierüber haben wir leider keine bestimmten Angaben.7
EL Das Münz- und Steuerwesen in Armenien und Asot L
Nach Ka(ol. Yohannes wurde schon im Jahre 861/62 dem Asot mit dem
Titel -Fürst der Fürsten« auch die Steuerverwaltung des Landes anvertraut.8
Es scheint auch sehr wahrscheinlich, daß Asot dieses Amt «eines Chiliarchen
der Steuer von Armenien« bis zum Jahre 870, d. h. bis zur Ernennung 'Isas
zum Wäli von Armenien ausgeübt hat. Steuereinnahme war um diese Zeit
fest das einzige Hoheitsrecht des Xalifä. Bevor wir zum Steuerwesen
selbst übergehen, ist es notwendig, erst einen Blick auf die in Armenien
gebräuchlichen Münzen zu werfen.
Es ist schwer, genau zu bestimmen, was fur Geld die Armenier im
Anfang der Araberherrschaft in Armenien gebraucht haben.9 So viel steht aber
» Vgl. z. B. fovma III, 15 , 209 ; 20, 225.
* Ebenda, denselben Sinn hat auch das Wort q.np&tufytun , Tovma III, 20,
221, ebenso wie mit Gawarakal das Wort f uiupn-im^Ai» = Gawarapet identisch ist,
Vgl. forma ob. S. 228 tun luu^lim ifopiui^utL^u,
* Ebenda III, 13, 195 usw. Amiray von Naxijewan Abraham.
« Ebenda 14 , 203. Bär und Zlri von Theodoaiopolis, ftalakapet von Tiflis,
Jamanik, ftalaüapet von Partaw, tovma ebenda 19, 218.
6 fovma ebenda.
6 Ebenda 20, 221.
1 Vgl. ZfAP., II, 1, S. 53.
• K. Yoh. c. 1, S. 173; vgl. tovma III, 14, 206.
• Lew. c.41, p. 167; c. 28, p. 127 f.
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1 28 TeopDscniAN : Die inneren Zustände von Armenien unter Aiot I.
durch fcewond fest, daß die syrischen Dirhams, die sogenannten Zowzes =
qnL^ — ]y0}1 um diese Zeit und noch später bis zur Zeit Harun ar-Rasfds
in Armenien noch im Kurse waren.8 Die armenischen Historiker dieser
Periode bezeichnen die Geldstücke mit den Worten 1. ^hmiT= Dram und
2. tf.tu^lr^tub = Dahekan. Von diesen Wortern bedeutet das erstere jetzt
Geld im allgemeinen, das zweite wird im Sinne des türkischen Ghuruis
gebraucht. Bei den armenischen Historikern der arabischen Periode be-
zeichnete das erste Wort Dram — Aqcf/jicc = Drachme = (pers.-arab.)
Silbermünze, dagegen das zweite Dahekan = pers. jfcis = hwaaiov =
jlij = Solidus = Dukatgoldmünze. (Das lateinische Denarius ist etymo-
logisch ahnlich dem persischen dlo = j&J, welches Wort 10 eins =
10 Dirhams bedeutet.) Obgleich die Araber schon unter 'Umar die Dirham-
prägung von den Persern entlehnten, so blieb doch dieselbe bis zur Zeit
'Abdu'l Maliks ben Mr wan noch sehr primitiv. Die Münzstücke waren
äußerlich grob und mit unregelmäßigem Rande. Der eigentliche Begründer
des arabischen Münzwesens 'Abdu'l Malik ließ erst im Jahre 76 H. schön ge-
formte Dinars und Dirhams prägen.' Unter ihm und während der Herrschaft
seiner Nachfolger wurden in verschiedenen Provinzen des Araberreiches
Münzen geprägt. Eine von den ältesten Münzen, die je von den Arabern
in Armenien geprägt worden sind, befindet sich im Asiatischen Museum der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Petersburg. Dieser Dirham
trägt auf einer Seite die Worte: j\ o *&\ p-»* — »Im
Namen Gottes ist dieser Dirham in Armenien geprägt«. Das Britische Mu-
seum besitzt einen anderen fast ebenso alten Dirham aus dem Jahre 101 H.
Dieser hat Avers O <Ju*jl>, Revers = In Armenien, Jahr 101.*
Es ist leider nicht bestimmt, ob diese Dirhams in Dabil, in Nasawä oder
1 Vgl. z. B. The Chronicle of Joshua the Stylite, ed. W. Wright, Cambridge
1882, p. 10, 14.
3 Lew. ob.
3 Vgl. Abü Muhammad al-Maqrizi. Tratte des inonnaies musulmanes, traduit
par S. de Sacy, p. 17; s. hier den Unterschied z wischet) inekkau. und syr. Maß
und die Schwere der Münzstücke. Vgl. Reiskes Briefe über das arabische Münz-
wesen 19, 57 f. Das Bild dieser Dirhams s. bei A. Müller, Der Islam im Morgen-
und Abendlande, S. 396. Vgl. auch Elmakin bei Reiske ob. S. 13 f. Dieses wichtig«
Buch al-Maqrizis trägt den Titel J yd\ j * jiJl * Jt£.
4 Fraehn. Bulletin Scientifique publ. p. l'Acad. Imper. des Sciences de St-Peters-
bourg, t. II, p. 16. J. H. Petermann, De ostikanis arabicts. Berolini, p. 13. Von dieser
letzteren Arbeit sagt F. Neve mit Recht: »Je n'y ai trouve qu'une seche enumeration
des ostigans arabes d'Armenie d'apres lea auteurs armeniens Tschamtschean et
Indschidschean.« Journ. Asiat. 1847, p. 431 N.
1 Catal. of Oriental Coins v. I, p. 8. Natürlich irrt sich Reiake, wenn er
behauptet, daß -unter der Regierung der Omajjaden nirgends anders als in al-'lräq
arabische Münzen geprägt worden sind- (vgl. seine Briefe S. 100).
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Thopdsciiian : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 1 29
in Bard.a'a geprägt worden sind. Unter den Umajjaden wurden auch die so-
genannten Xälidi - Dirhams herrdmit, die nuf Hefeid Hisäm den 'Abdu'l Maliks
von Xalid ben Abdullah al-Qasari geschlagen wurden.1 Bis zur Zeit Mrwäns
wurden sie in Wäsit', unter der kurzen Regierung dieses letzten Umajjaden
in Mesopotamien, geprägt.* Unter der Herrschaft der 'Abbäsiden wurde
die Schwere der Dirhams bedeutend vermindert.* Unter al-Mansur wurden
die sogenannten Hasimi Dirhams in Umlauf gesetzt. Unter seiner Herr-
schaft wurde auch, soweit es bekannt, die älteste abbäsidische Münze in
Armenien geprägt. Von diesen Dirhams besitzen das Britische und das
Russische4 Museum je eins. Das erstere trägt die Schrift auf dem Avers *JL« j\>
= In Armenien, Jahr 143.s Von silbernen Geld-
stücken = Dirhams aus Arrän = Alowank hat das Britische Museum eins
aus dem Jahre 145 H., eins aus dem Jahre 147 und eins aus dem Jahre 155.6
Von den in Armenien geprägten Münzen besitzt das Britische Museum
eine (29) aus dem Jahre 150, eine (30) aus dem Jahre 152 und eine aus
dem Jahre 155. Diese letzte wie die oben genannte albanische aus
demselben Jahre trägt die Schrift auf dem Revers ^-Vfi! 4> ^\ \C j
Weiter besitzt das Britische Museum 4 Silberdirhams von Mahdi (89
bis 92), einen aus dem Jahre Dil, auf dem Avers steht immer das Datum und
auf dem Revers ^Afll iiii-l | ^~ J *»l J-» *&\ \ J JU^ = Muhammad
ist der Prophet Gottes, Gott segne ihn und erhalte ihn wohl, den Xalifä
al- Mahdi; einen aus dem Jahre 165, einen aus dem Jahre 167 vom Kj*"
einen aus dem Jahre 168 wiederum von demselben Wäli8, der schon oben
erwähnt wurde. Hiernach sind noch in Armenien geprägt worden im Jahre
167/68 Dirhams von 4Ü\ oder <UM A^c-.9 'Ubajd'allah ist der Vorname
Mämüns und entspricht dem Ovbedlav Lcwonds ,0, des Wälis von Armenien,
1 Maqrizi p. 27, de Sacy.
• Ebenda S. 28. Allerdings, es wurden auch von anderen Umajjaden wie
von Walid I. im Jahre 95, von Sulajman im Jahre 96/97, von 'Umar im Jahre 100/101,
von Jazid im Jahre 102/3 Dirhams geschlagen. Vgl. ZDMG. 39, 38 und 18 nach
der Jenenser Kabinettsammlung.
> Vgl. Balad., p. Y"\ V Malik VI, p. > IV, 12. Sie wogen jetzt 2,97 g
liegen 3,9 g (s. Kremer, Kulturgeschichte 15, Nr. 1).
• Vgl. Petermann , De ostik. p. 13.
' Cat. of Orient. Coins v. IX , p. 42.
• Ebenda v. I , p. 39.
7 Ebenda p. 40—44.
• Cat. of Orient. Coins, ob. Ea ist wohl hier von 'Uimän hen 'Umarä ben
Xurajin die Rede , und demgemäß muß der Punkt über dem ^ und nicht über j
stehen (vgl. z. B. Baläd. p.r \ •. fcewond nennt ihn einfach Otman c. 39, S. 160 f.).
• Fraehn. Receaio numorum muhammedanorum Acad. Imp. Scient. Petrop. p. 17,
Nr. 162.
w tew. c. 41, S. I66ff.
MiU. d. Sem. f. Orient. Sprühen. 1904. IL Abt 9
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130 Thopdschian: Die inneren Zustande von Armenien unter Aiot I.
Georgien, Albanien und Adarbajgan, und darum ist die erste Lesart zu ver-
werfen. Dieses Geldstück erschien nach dem Tode Mahdis, welcher nur
runde Dirhams prägen ließ. Hierauf schlug der Barmakide G'afar auf Befehl
des Harun ar-Rasid die sogenannten al - Muhammadija - Dirhams.1 Schon
Mämün hatte in Xorasän Rubäi-Dirhams prägen lassen.9 Unter dem Xalifat
des Harun ar-Rasid erschienen in Armenien im Jahre 186 Dirhams, die auf
einer Seite die Schrift // , auf der anderen -Xi V tragen.* Derselbe Asad
hat auch in den Jahren 184 und 192 in Albanien Münzen anfertigen lassen.4
Weil dieser in der Reihe der Wälis von Armenien nicht erwähnt wird , so
ist anzunehmen, daß er von seinem Vater jjlxiJl ^*j*<jf J , den Lewond
\?lhm "Clt Wv^^t ~ Sohn des Mzde nennt*, zum Amir von Albanien
eingesetzt worden war. Von seinem Sohn Muhammad ben Jazid haben
wir auch ein Geldstück, einen Dirham aus dem Jahre 187.* Auch Xuzajinä
hat in Armenien und Albanien viele Dirhams geprägt. Von ihm haben wir
einen aus dem Jahre 189, dieser hat auf einer Seite f jU- <> 4£mj>- una" a"f
der anderen Seite fC J>» & In Arrän hat er im Jahre 188 nur mit
der Schrift * jU- <j < J>- 8 versehene Dirhams schlagen lassen , seinen ar-
menischen ähnliche dagegen im Jahre 189.* Die im Jahre 191 von ihm
geprägten Dirhams tragen nur das Wort A£ j>-.10 Fraehn erwähnt noch einen
im Jahre 193 in Armenien von jij (j^ ^£ geprägten Dirham." Wahr-
scheinlich ist dieser Jabjä der Vater des Fadl ben Jabjä, des Wali von Ar-
menien.12 Unter Mämün sind noch in Arrän in den Jahren 210 (von 'Ubajd'-
allah ben Jabjä)'* und 218 Dirhams geprägt worden. Auch in Tiflis sind
im Jahre 210 Kupfermünzen erschienen.14 Von den in Armenien geprägten
Kupfermünzen besitzt das Britische Museum " zwei mit folgender Inschrift:
1 Maqrizi, p. 29 ff.
• Ebenda p. 30, Nr. 60.
» Fraehn. ob. p. 28, Nr. 210.
4 Ebenda p. 24, Nr. 195. de Ost. 14. Fr. p. 1, Nr. 244. de Ost 15, 8.
• Lew. c. 41, S. 166; vgl. Bai ad. p.T \ ..
• Fraehn., Bull. Scient. de l'Acad. de St. Pctersb. 1. 1, p. 102.
7 Vorhanden im Berl. Kgl. Museum, de Ost. 14, 3.
• In Petersburg im Kais. Russ. Museum vorhanden, Nr. 221 ; Fraehn. p. 30.
• Fraehn. p. 56, Nr. 227.
»o Ebenda p. 34. Pet. Mus. Nr. 241; vgl. auch Nr. 232, p. 32 bei Fraehn.
11 Bull, de l'Acad. de St-Petersb. 1. 1, p. 102.
« Vgl. Balad. p.T> •; s. hier die Reihe aller dieser erwähnten Wälis von
Armenien. Auch ohne Datum sind in Armenien Dirhams geprägt worden; a. x. B.
Cat. of Orient. C. I, p. 180 (39).
u Cat. of Orient. C. v. I, p. 77 (272).
14 Bull, de l'Acad. Imp. 1861, t. III, p. 193.
»» Cat. of Or. C. I, p. 219 (151).
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Thoposcbian : Die inneren Zustände von Armenien unter ASot I.
131
J y*j ! ^ cj ju-i ! (sic) ^ 1 \a 4\ pj i .Jb^j I 4»; V\ All V
j\i I ' 4Jöl »Es gibt keinen Gott außer Gott dem
Einzigen. Im Namen Gottes auf Befehl des Ishäq ben Muslim. Muhammad
ist Prophet Gottes. Im Namen Gottes ist dieses Geldstück in Armenien
geprägt worden.« Eine zweite Kupfermünze von Isb&q ben Muslin al-
'Uqajli tragt vor seinem Namen die Worte ^\ ~ der Amir befahl.1
Das sind die ersten Kupfermünzen, die je von den Arabern in Armenien
geprägt worden sind. Aus allen bis jetzt erwähnten ist ersichtlich, daß
die Araber in Armenien fast ausschließlich Silbergeld geprägt haben, und
daß die meisten Prägungen in die zweite Hälfte des VIII. Jahrhunderts,
d. h. in eine Zeit fallen, in der nach dem Zeugnis von Lewond in Armenien
neue und reiche Silberminen gefunden wurden.*
Uns interessieren hier in erster Reihe diejenigen Geldprägungen, die
in die Zeit ASots fallen.4 Das Britische Museum besitzt einen Silberdirham,
welcher im Jahre 252 = 866 unter Mu'tazz in Armenien geprägt worden
ist.» Weiter besitzt das Britische Museum aus der Zeit Mu'tamids einen
Dirham, welcher im Jahre 267 erschienen ist und folgende Schrift trägt:
obv. area. | 4*\ -UiJU j «»l | J>-J j | ^1 j J 4»i | VHl V
= rev. area. -Oil | a) cil^ V »Es gibt keinen Gott außer Gott dem
Einzigen. Er hat keinen Genossen , al-Muwaflac) billähi (der von Gott Unter-
stützte, der Beiname des Bruders des Xalifä), Gott, Mohammed ist Prophet
Gottes, Mu'tamid 'alä'llähi.. Im Jahre 277 = 890 wurden auch in Partaw
Münzen geschlagen.6 Muqtadir prägte in Amid und Atropatene Geld.7
Im Jahre 248 = 862, als also ASot bereits Fürst der Fürsten war, wurden
in Tiflis Kupfermünzen geprägt.8 Aus allem diesem ist ersichtlich, daß die
Araber auch unter Asot in Armenien Geld geprägt haben, und daß das
arabische Münzwesen, sogar die Kupfermünze in Armenien eingeführt
war. Von ASot selbst aber besitzen wir kein Geldstück, aber wohl nur
durch Zufall nicht, da ja nach Maqrizi die Wälis, die Beherrscher größerer
1 Dieses Wort ist sicher s/*\ zu lesen.
* Vgl. Qber Ishäq Balid. p.T • "V, t • \
* Lew. c. 37, S. 155.
4 Von Asot selbst ist mir keine Münze bekannt. Nach Reiske soll La Croze
Münze mit armenischer und arabischer Inschrift geschildert haben (vgl. Briefe,
S. 196); wann und von wem diese Münte geprägt worden ist, weiß ich nicht.
Qazwini berichtet, daß man in Tiflis eine Art Dinar prägte, welcher syrische Schrift
und das Bild eines Götzen trug, und dieses Goldstuck ein Mitqal schwer war
(Kosm. p. T i A).
» Cat. of Or. C. v. I, p. 121.
• Cat. p. 130.
1 Cat v.I, p. 145.
• Bull, de l'Acad. Imp. 1861, III, p. 123.
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132
Tbopdschian : Die inneren Zustände von Armenien unter Aiot I.
unabhängiger Provinzen, nach dem Tode Mutawakkils ihr Geld selbst
prägten.1
Das Steuerwesen. Als Habib ben Maslamä im Jahre 642 in Ar-
menien einfiel, nahm er von den Bewohnern der eroberten Städte und
Länder Kopfsteuer und Steuern (^Jfj unt* j^* von ^en
Steuerarten unten). Nur der Batriq von Vaspowrakan, die Besitzer von
Mokk und Wajs = Vayoc-Jor gaben ihm Xaräg.' Im ersten Vertrage der
Araber und Armenier im Jahre 652 sollen die Araber die Große der Steuer-
smnme dem guten Willen der Armenier überlassen haben.» In den ersten
Jahren Mu äwijäs (662/63) bezahlten die Armenier schon 500 Dahekan
Steuern.4 Hisäm sandte einen besonderen Beamten namens Herd £j ^\
zur Volkszählung, um die Steuern zu erhöhen, was auch geschah.6 Die
gefurchtete Kopfsteuer führten aber mit ganzer Strenge erst die Abbäsiden
ein. -Sie nahmen pro Kopf viele silberne Zowzes« 8 oder »Er (Jazid) führte
im Lande Kopfsteuer ein«.7 Man teilte das ganze Land gleich unter der
Herrschaft der ersten 'Abbäsiden in Steuerkreise und setzte in jedem Bezirke
einen höheren Beamten ein, welchen fcewond »den Befehlshaber der Steuer«
oder »den Steuerfordernden« nennt.8 Sie werden von den armenischen
Fürsten und von der Bevölkerung am meisten gehaßt und fallen bei einem
Aufstand zuerst zum Opfer.8 Der schon oben erwähnte Sohn Owsads (Jazid)
trägt bei Lewond den Titel »Befehlshaber der Gerichtsbarkeit und des
Steueramtes« 10 = ^putjiuhuiinusn q uitnuiLnpni ßhuib ku ^tup^mu^ut^uiIi^nL^
aili (die niederen Kreisinspektoren heißen = ^nw Jiuli ui m wp ^mpl^iuß.
^utplpuupu^ulb^). Der Nachfolger des Jazid ben Usajd as-Sulami, Bakär ben
1 Maqrizi p. 33.
• Vgl. Baläd. Y . « . Natürlich hat Balad. von der inneren Entwickelung dieser
Provinzen keine Ahnung und nennt den Arcrownier hier Batriq von Vaspowrakan,
wie er in seiner Zeit genannt wurde.
• Seb. c. 35, S. 138.
4 Es ist kaum denkbar, daß diese beiden Angaben richtig sein können.
Dahekan = Dinar. Die Dinare von Härün und Mämün haben nach E. Sachau ein
Gewicht von 4,22 g und enthalten etwa 4,12 g Feingold, das übrige ist Legierung.
-Soweit also der Fcingoldgehalt von Dinar und Krone (Zehnmarkstück) in Frage kommt,
ist ungefähr ll*/8 Mark — Dinar und ein Dirham = '/„ Dinar = 97V6 Pfennig- (nach
aä -Säftf und Bügüri II, 308, 27; 218, 34—36, die ein Dinar = 12 Dirham setzen). Hier-
nach haben also nach unserer Goldwährung die Armenier jährlich 58331/«, Mark
Steuer bezahlt. Über die Geschichte dieser Münze vgl. H. Sauvairc, Matcriaux pour
servir a l'hiatoire de Ia numismatique et de la metrologie musulmanes (Journal
Asiat. 1882).
6 Lew. c. 17, S. 101.
8 Ebenda c. 28, S. 127 ff.
7 Ebenda c. 29, S. 130; c. 34; Step. As. II, 4, S. 131; vgl. auch A.Müller,
Die Beherrscher der Gläubigen, Berlin 1882, S. 21.
• tew. c 34, S. 138/39.
• Ebenda ob. und c, 41, S. 167.
«• Lew. c, 28, 128.
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Thopdscuian : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 1 33
Muslim al-'Uqajli = (Vtuytuf npq.(, [yiu^ifay1, führte auch für Theodosio-
polis und seine Umgegend die Kopfsteuer ein und stellte viele Geschäfts-
führer = tfnp&uijtup == 'Äinil an.5 Der Historiker dieser Periode Lewond
klagt hitter iiher die Steuerlast. Die Araber nahmen Kopfsteuer, Grund-
steuer und Besitzsteuer.* Als unter dem Xalifä Mahmet-Mahadi = Mahdi
in Armenien Silberminen entdeckt wurden, wurden die Steuern noch mehr
erhöht; al>er das Land war imstande sie zu bezahlen, sagt fcewond.4 Am
weitesten ging ein gewisser Sowlayman, welcher »Fürst von Armenien«
wurde und durch seinen Schwiegersohn Ibn Dowke, einen griechischen Re-
negaten, von den Armeniern doppelt soviel Steuern forderte. »Kr ließ
um den Hals jedes einzelnen bleierne Stempel hangen und verlangte fur
jeden Stempel viel Zowzes.«* Durch Ihn Xalduns Steuerkatalog steht fest,
daß Armenien mit 13000000 Dirhams = 12531666 Mark nach unserer
Goldwährung besteuert war und mußte an Rohmaterialien 20 Teppiche,
200 Maulesel und 30 Kisten Zucker geben. In der Reihe der anderen
36 Provinzen des arabischen Reiches war es ein mittelmäßig besteuertes
Land.8 Die Worte des ASot Arcrowni nn 'Alä, den > Chiliarchen der Steuer-,
daß »er in einer von den Städten Armeniens bleiben solle, bis man ihm
die Steuer sende«7, bezeugen, daß seit dem Anfang des IX. Jahrhunderts
die Araber wiederum sich mit einer Pauschalsumme begnügten, die sie von
den armenischen Isxans für ihre Länder und die Bewohner derselben ein-
nahmen. Unter Asot sehen wir als »Aufseher = Verakacow der Steuer«
Abraham.8 Auch die anderen »Feldherren« oder »Aufseher« sammelten
Steuern ein.9 In der ganzen arabischen Periode ist das Steuerzentruni von
Armenien Dowin, wie dasjenige von Albanien = Arrän Barda'a und das-
jenige von Gurzän = Georgien Tiflis ist.10 Nach Mas'üdi bezahlten auch
Apxazen und die Xazirk bis Mutawakkil ihre Steuer dem Amir von Tiflis.'1
Als König bekam Asot die Steuern aller dieser nördlichen Länder1', be-
1 Ebenda c. 33, S. 136.
1 Ebenda c 29, S. 130.
' Ebenda c. 33, S. 135.
« Ebenda c. 37, S. 155.
* Ebenda c. 41, S. 167.
0 tovma II, 6, 111.
' Ebenda III, 11, 191.
• Ebenda c 18, S. 215 und c. 19, S. 218 ff.
9 Ebenda 19, 219. Jaqiit II, o A.
10 Die Steuerliste Ibn Xalduns stellt den Steuererlrag der Jahre 158 — 170 H.
775 — 786 dar, wie es Kremer bewiesen hat (vgl. Kulturgesch. I, 267, Nr. 1).
Allerdings muß man nicht vergessen, daß gerade um diese Zeit die Araber von den
Armeniern hohe Kopfsteuer nahmen (s. die Übersetzung dieser Liste bei Hammer,
FW« Länderverwaltung unter dem Xalifate S. 39 ff).
ed. Meynard de Courteillc, Paris
1863, t. II, 65 (vgl. Jaqüt II, • A ).
« K. Yoh. c. 30, S. 182.
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1 34 Thopdschi an : Die inneren Zustände von Armenien unter Aiot I.
stimmt aber von Georgien und Egeracik, Gowgark und Owti.1 Wieviel
Steuern Asot erhob und entrichtete, wissen wir nicht, und darum sind wir
wiederum auf Vergleiche angewiesen. Nach Qudämäs Steuerliste, die den
Steuerbetrag der Jahre 204 — 237 = 819 — 852 (?) darstellt, war Ar-
menien mit 4000000 Dirhams besteuert.* Er rechnet allerdings sogar Tarün.
welches mit 100000 Dirhams besteuert war, nicht zu Armenien, so daß,
wenn man auch die Provinz Arzan, die den Zuräräs gehörte, Mijafariqin
und Tarün als armenische Provinzen betrachte, die ganze Steuer von Ar-
menien 8200000 Dirhams, also mindestens 4000000 Dirhams weniger
gewesen sein würde, als am Ende des VIII. Jahrhunderts. Diese Berechnung
wird durch die Steuerliste Ibn Xurdädbihs ebenfalls bestätigt Diese Liste
zählt die Steuerbetrage der Jahre 221 —237 = 836 — 851; Armenien
ist hier mit 4000000 Dirhams besteuert.' Er versteht unter Armenien
Gurzan, Arran und das ganze Armenien. Besondere Provinzen sind Arzan
und Mijafariqin, und diese bezahlen 4200000 Dirhams Steuern, während
Tarün nur mit 100000 Dirhams belastet ist.* Hiernach wären also die
ganzen Steuern von Armenien, die letztgenannten Provinzen inbegriffen,
8200000. Also nach den arabischen Angaben war Arminijä in den Jahren
775 — 786 mit 13000000 und in den Jahren 819 — 852 oder 836 — 851
mit 4000000 bzw. 8200000 Dirhams besteuert. Wahrscheinlich blieb
es auch unter Asot so. Wir hören keine Klage über die schwere Last
der Steuer.
Steuerarten. Die ganzen von den Arabern aufgehobenen Steuern
kann man in zwei Klassen teilen: 1. *Sj>- = tributum capitis * = fit""-
Juipqui^mp^ und 2. ^1 J>- — ^uplf = tributum soli. "Umar teilte
seine fremden Untertanen in drei Klassen ein: 1. die Großgrundbesitzer =
Dihqans, die auf Pferden ritten und goldene Stempel hatten, mußten jährlich
pro Person 48 Dirham oder 4 Dinar bezahlen"; 2. die reichen Kaufleute
sollten pro Kopf jährlich 24 Dirham = 2 Dinar und 3. die übrigen jährlich
12 Dirham = 1 Dinar Kopfsteuer beitragen. Diese Steuern wurden nur
von den im reifen Alter befindlichen Männern erhoben. Unter Mu'äwijä.
als man Armenien nicht für eine besondere Provinz, sondern nur für einen
Teil von Syrien oder Mesopotamien hielt', wurde diese Höhe der Kopf-
steuer beibehalten. Die Größe der Grundsteuer können wir annähernd auf
dem Wege der Analogie finden. 'Umar befahl, daß man für ein G'arib*
Weingarten 10 Dirham, für einen G arib Zuckerrohr 6 Dirham und für
1 Ebenda c. 29, 177.
» Kreroer, Kulturgeschichte I, S. 343. Das Werk ist nach 316 verfaßt.
> Qud. p. Y t "V , Y • \ (vgl. Ibn Xurdädbih p. \ Y l = 95).
* QudAmä ob.
8 Vgl. Caussin de Perceval, Essai sur l'histoire des Arabes III, p. 408.
« Balad. p. Y V > ff. , Mäwardi p. Y t off. ed. Enger.
7 Vgl. i. B. JA. III, p.UV
• G'arili = ^ y*- = Cubitus, 400 Quadratmeter, 3600 Quadratellen.
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Tbopdschiam : Die inneren Zustande von Armenien unter Aaot I. 135
cinei G'arib Weizen 4 Dirham und für einen G'arib Gerste 2 Dirham erhebe.
Nach einer anderen Tradition bei Baladurf werden diese Angaben bestätigt
und noch hinzugefügt: «und fur einen G'arib Baumwolle 5 Dirham-.1 Wollen
wir nicht vergessen, daß hier vom fruchtbaren Sawäd die Rede ist, das nach
der Messung O&mans ben Ilunajf al-Ansäri 36000000 G arib groß war.
Man muß auch in Betracht ziehen, daß man von den künstlich bewässerten
Gründen 5 Prozent und von denen, die nicht künstlich bewässert waren,
10 Prozent Steuer erhob.* Weiter nahm man unter 'Ulnar für jeden G arib
Fruchtbaum- und Palmengarten 10 Dirham* Steuer.
Unter Mu'awijä erhob man folgende Steuern : 1. Kopfsteuer; 2. Grund-
steuer; 3. Armentaxe (von den Mohammedanern); 4. Zehnte (von moham-
medanischen Gründen); 5. Handels- und Warenzölle; 6. Naturall ieferungen
(der unterworfenen Volker); 7. Tributleistungen der durch die Kapitulation
eroberten Länder und Städte; 8. ein Fünftel a) der Kriegsbeute, b) des
Ertrages der Minen und Bergwerke, c) de« Meeresantriebes, d) Zoll der
fahrenden Ware der Muslimen , der Rajahs und der feindlichen Volker, die
des Handels halber nach muslimischem Gebiet kommen; 9. Losegelder, die
ohne Abzug in den Staatsschatz fielen.4 Von diesen Tributen wurden in
verschiedenen Ländern die Gehälter und Löhne der Beamten bezahlt und
verschiedene Dotationen gemacht. Das übrige wurde in das Staatsschatzhaus
— (JwL-U «JUl »in das Schatzhaus der Muslimen« abgeliefert. Das be-
deutet allerdings nicht, daß die Provinzialkassen leer blieben, sondern sie
haben zuweilen ganz große Summen , bis 19 Millionen Dirhams, Überschuß
enthalten.' Mu'awijä hat auch das Finanzwesen von der übrigen Verwaltung
getrennt und die ersten ^\ ^i-l w>»L* = ^mp^un^ut^tuh^ ~ Steuereintreiber
ernannt. So waren die Steuerverhältnisse im großen und ganzen unter
den 'Umajjaden. Unter den 'Abbäsiden wurden folgende Steuern erhoben:
1. Grundsteuer: a) nach Vermessung (<>»LL»), d. h. für jeden G'arib mußte
man so und so viel bezahlen, b) nach dem Krtrage (<«— vi*), d. h. einen
bestimmten Prozent desselben bczw. eine bestimmte Summe, c) nach festem
Pacht vertrage (4»J»li*), d. h. große oder kleine Länder, Gaue, Distrikte usw.
wurden verschiedenen Personen geschenkt oder anvertraut, unter der Be-
dingung, daß sie entsprechende Summen jährlich in die Staatskasse zahlten;
2. Vermögenssteuer ; 3. Zehnte von den Schiffen; 4. ein Fünftel vom Ertrag
der Bergwerke und Weidegründe; 5. Kopfsteuer; 6. die Taxe des Münz-
hauses; 7. die Mautgelder; 8. die Taxen für Salzerzeugung und Benutzung
der Fischereien (von diesen wird noch unten die Rede sein); 9. Steuer für
die Benutzung der öffentlichen Plätze, Straßen, Märkte usw.; 10. die Steuer
» Balad. p. YV.
* MAwardi p. Y • t.
3 Vgl. diese Steuerliste mit derjenigen des 'Ali vom persischen 'Iräq und G'abal.
Abu lßdi 1, p. 432. Länderverwaltung 8. 78.
4 Kremer, Kulturgesch. I, 161.
* JA. IV, p. \ \ N A V, de Goeje, Fragm. hist. arab. I, p. 59.
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136 TnornscHiAN : Die inneren Zustande von Armenien unter Asot I.
von den Mühlen nnd Fabriken; 11. Luxus- und Konsumsteuer. 1 Natürlich
waren diese Steuerarten im VIII. Jahrhundert von den Abbäsiden audi in
Armenien eingeführt, aber durch fortdauernde Aufstände und Protesti der
armenischen Fürsten wurden sie schon im Anfang des IX. Jahrhunderts auf-
gehoben, und an ihre Stelle trat wiederum das Mucpita'ä- System, d. h die
armenischen Fürsten begnügten sich mit der Bezahlung einer Pauschalsiumie
an die Araber. Sie sind aber nicht ganzlich aus dem Lande verschwunlen.
Wie wir spater sehen werden, haben die armenischen Fürsten einige Arten
dieser Steuern in ihrem Interesse beibehalten. Oben wurde erwähnt, laß
'Ali ben Jahjä al- Armani den »Sak- von Armenien und »den ganzen köiiH-
lichen Bekar- Asot, dem Fürsten der Fürsten anvertraute. Was di?sc
Wörter eigentlich bei Ka(. Yohannes bedeuten, ist schwer zu sagen. So viel
ist nur sicher, daß er mit diesen Worten verschiedene Steuerarten be-
zeichnen will.2
F. Militärwesen unter Asot L
Wie die größten armenischen Isxanats mit verwandtschaftlichen Banden
ASot an sieh gefesselt hatten, so sorgte er auch dafür, daß die höchsten
politischen imd militärischen Posten von seinen nächsten Angehörigen besetzt
wurden. Die bagratidischen Fürsten von Taron hießen jetzt .Fürsten von
Armenien = Yljuut'L -^"(/"S'* ^s '^ot König wurde, verlieh er seinen
Titel -Fürst der Fürsten von Armenien — y^Jutub fcjutuliuiifli ^-»j-g'
seinem Sohn und Thronfolger Smbat.4 So hat Asot auch den höchsten
militärischen Posten, das Amt eines «Sparapcts = Feldherrn von Armenien*,
seinem Bruder Abas anvertraut.' Jeder Fürst war eigentlich der oberste
Feldherr seiner Armee, führte selbst die Truppen und hatte seine Offiziere
= Sepowhs und Befehlshaber, aber außer ASot I. hatte keiner von ihnen
einen S parapet. Alle anderen Offiziere standen im Kampfe unter dem
Sparapet.
Das ganze armenische Heer war zuerst in Reiterei = Xfttut np^ und
Fußvolk -= ^Irmjinmj» eingeteilt. Diese letzterem waren in erster Reihe
Großschildträger i/w^oAtm /yi.£ ^hm/tLtu/fuig und Schwerbewaffnete
— uuitun uiqi'b^. Sie standen in jeder Schlacht in der ersten Reihe vor
allen Truppen und schützten sie wie eine eiserne bewegliche Mauer. Hinter
diesen verbargen sich die Infanteristen, die alle gepanzert waren und in fol-
1 Kremer, Kulturgesch. S. 278.
* Vgl. besonders c. 31, S. 203; hiervon noch später; vgl. in diesem Sinne auch
bei Sebeos c. 35, S. 138.
» Vgl. fovma III, 20, 220. 19, 218 usw.
* K. Yoh. c.30, S. 181. Die arabische Form dieses Titels lautet Ay>*\ jmI
— per». = '&?XM r':'v ipXF™* — tiirk- Bcklerbegi, welcher Titel bis heute
in der Türkei noch üblich ist.
« K. Yoh. c. 30, S. 182 usw. tovma III, 20, 222.
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Thopdschian: Die innere» Zustände von Armenien unter A4ot I.
gende Waffengattungen eingeteilt wurden: 1. Lanzenträger ty^u/^mt-n^.
2. Bogenschützen = utqhqhtut np^ ; diese Schützen spielten im Kampfe gegen
die feindliche Kavallerie in dieser Zeit dieselhe Rolle wie die heutigen Füsi-
liere. 3. Salar-gowndk; diese sind entweder n) Solokämpfer = uuiqtup.g
•{[•in jhutiJiupm^/^ , d. h. solche. Krieger, die his zum Handgemenge in Reserve
gehalten werden und während desselhen in Kinzclkätupfeii sieh auszeichnen,
oder b) solche Salark, die zur Rekognoszierung und zum Uberbringen der
Befehle und sonstiger Nachrichten verwendet werden = uuiqtupj> untp^
Wie die Reiter waren auch ihre Pferde schwer oder leicht geharnischt.
Die Schwerbewaffneten trugen Panzer = fptu^> = wftlcher a,,s
folgenden Teilen bestand: 1. dem umqtuLuipu» =z Helm, Kopfbedeckung.
2. dem pmtfuputt = Armbinde, Armbedeckung, 3. dem qmli^uiupuli oder
apu^upultuM^ pwpkftß = Hüftenbedeckung \ 4. den Schuhen. Ein schwer-
bewaffneter Soldat wie Asxef war vom Sclieitel bis zur Sohle mit Eisen-
platten bedeckt und hatte nur ein Auge offen.* Es gab also auch Panzer-
hemden, die bei den Armeniern um diese Zeit aus Rucken und Brust be-
deckenden eisernen Platten bestanden = ftj»ljbuiupu<,. puiliftu^ui^. /fpA.pm/fai^
Als Waffe hatten sie 1. den Schild «/iu^uA ^ *J*yi - hehr. -#» auf dem
Rücken. Die Form dieses Schildes war gewohnlieh kreisförmig, platt
oder erhatien, es kamen aber auch Ovalfonnen vor. Wie die großen Schilde
der Infanteristen waren auch die kleineu tier Kavalleristen von Holz und
entweder mit dicken oder dünnen kupfernen oder eisernen Platten be-
schlagen oder mit dicken Tierhäuten und vielen eisernen Nägeln versehen.
Ein einfacher Schild kostete in der Zeit Mohammeds ein Dinar. Außer
dem Schild trugen die Kavalleristen 2. ein Schwert am Gürtel = um.uhp%
unip 3. eine Lanze in der Hand. Wie die Araber unterschieden auch die
Armenier kurze und lange Lanzen. Während die letzteren aber mit dem
Wort tyytufy = Nizak lange Lanzen bezeichnen, bedeutete dagegen das
entsprechende Wort bei den Arabern* JjOJ* , bei G auhari sogar j^j» , einen
kurzen Wurfspeer.' Diese Waffe heißt bei den Armeniern Aste — ui^mi .
Berühmt waren bei den Arabern die sogenannten Xatti-, Samhari-, Rudini-,
Hiinjari- und Zä'ihi-Lanzen. Die Bogenschützen, die sowohl der Reiterei
wie auch dem Fußvolk angehören konnten, hatten 1. uiqht^- Bogen
> tovma in, 1,125.
• K. Yoh. S. 390. Bei den Egeraeifc waren alle diese Panzerteile aas Eisen.
K. Yoh. c. 63, S. 402.
» tovma 111,9, 174.
4 TahdJb alastnä' (s. Schwartzlose , Die WafTen der alten Araber, Leipzig 1866,
S. 356).
» Schwartzlose, S. 212; vgl.Witstenfeld, Das Heerwesen, Kapitel ojWJ) U
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138 Thopdschiah: Di« inneren Zustande von Armenien unter Aäot I.
•• • i»r
= = hebr. rvfe und 2. Pfeile — *hkm = -4-, «J-i (die persischen
in einem dazu bestimmten, vorn hangenden Sack = tpxtupunpi =
Mohammed empfahl besonders diese Schützen, mit Schwert und
Lanze versehen, gegen die Ungläubigen zu gebrauchen.1 Fast alle di
Waffenträger hatten eiserne oder kupferne Gürtel und goldene und silberne
Schmucksachen.* Vom Gebrauch der Kriegswagen — Kark = fymiL^ =
Ka^oyov - Charroi haben die Armenier keine Ahnung. Von sonstigen
Waffen werden noch verschiedene Arten Schwerter erwähnt: 1. i(**qp =
Walr oder Wakowr - i(tu^nip = pers. wohl • Jj, der ursprünglich länger
und breiter war als ein Dolch = q.m^njb\ eine ähnliche Art des Schwertes
war auch Sakr = uutfc , welches Wort die Mechitharisten zu Unrecht mil
dem persischen j ^UL- identifizieren. Weiter erwähnt tovma 2. Sowin =
ti/3viii, vnwiov = Biwak , 3. mtuupup = Tapar — arab. Jd» -~ Beil , 4. ijfcp.
fuf^wl = arab. j y>-(?) = Streitkolben.1
Wie die Reiter waren auch die Pferde der Schwerbewaffneten völlig
mit Eisenplatten bedeckt. An Stelle der eisernen Bedeckung des Gesichts
— irphutu^m^ hatten sie ^/licui^m^. Ihr Hals war mit einem i[qai^i$m^
— Halspanzer bedeckt, die Füße und Hüften mit fuihf ufigw^ , die Seiten
mit [tulifutgb ql*b, der Bauch mit Holzplatten. Ebenso war ihr Rücken
durch einen Panzer geschützt. Außerdem hatten sie als Schmuck kleine
Halsketten mit Glöckchen und auf der Stirn halbmondartige Schmucksachen.
Natürlich gebrauchte man bei der Belagerung noch andere Waffen,
d. h. Kriegsmaschinen. In erster Reihe kommen hier die Wurfuiaschinen
in Betracht Schon Habib bcn Maslamä al-Fihri machte während der Belage-
rung von Dowin vom J^JL»tl» = Moy/mw, May/nvota = Ballist ~ njfpuijtwp
Gebrauch.4 Außer den Steinen warfen oder schössen die Araber in die
belagerten Städte oder Festungen gläserne Instrumente oder Gefäße, die
mit einer Mischung von Naphtha und gemahlenem Schwefel gefüllt waren.*
1 Schwanzlose S. 39.
a K. Yoh. c. 59, S. 379— 390; vgl. Aber die byzantinische Bewaffnung um diese
Zeit M.Jahns, Handbuch der Geschichte des Kriegswesens, Leipzig 1880, S. 471 ff.
u. S. 496.
» Vgl. tovma III, 2, 131 f. (vgl. K. Yoh. c. 50, S. 390).
* Balad.T • ♦ (vgl. Lew. S. 131).
& Vgl. Das Heerwesen der Mohammedaner und die arabische Übersetzung der
Taktik des Aelianus, Göttingen 1880 S. 13. Hier werden unter den Leichtbewaff-
neten besonders - j >UJlj j J-\ = die Xorisanier, die Miach-
krugschleuderer und die Naphthaschleuderer- erwähnt. Man füllte die dazu be-
stimmten Röhren oder Gefäße mit geschmolzenem Schwefel und brennender Naphtha
und schleuderte beides zu den Belagerten (s. S. 18—19). Vgl. auch Jahns, Geschichte
des Kriegswesens S. 521, und seinen Atlas, 1878, Nr. 35.
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Thopdschian : Die inneren Zustände von Armenien unter ASot I. 139
Auf diese Weise bezweckten sie, entweder die belagerte Stadt oder Festung
oder die Kleider der Kämpfenden in Brand zu stecken. Gegen diese an-
zündende Mischung brauchte man in Armenien ein feinhärencs Kleid
welches wie ein Stück Schwamm das Wasser einsaugte und den Betreffenden
gegen das Feuer schützte.1 Ibn Ajir sagt, daß die Byzantiner im Jahre
315 = 928 bei der Belagerung der Stadt Dowin = Dabil folgende Maschinen
gebraucht hätten : 1. Zjty* = Schildkröte 2. = Balliste, Kata-
pulte - iLtfput^uip, 3. j\% £jj <jj\i/*= Feuer Wurfgeschosse. Die Schild-
kröte brauchte man, um die Mauer zu unterminieren, und den Widder
— ij — » = paipwli, um die Wälle und Mauern einzurennen.
Die Armenier bauten ihre Festungen und Schlösser an natürlich be-
festigten Stellen, d. h. auf Felsen, die nach allen oder einigen Seiten senk-
rechtabfielen, oder auf Berggipfeln , oder auf einer Höhe, die die Umgegend
völlig beherrschte. So sind z. B. die Festungen Kangowar, Sring, Jlmar,
Caxowk, Amiwk, Dariwnk, Bagaran usw., sogar Ostan und Van gebaut.
Die Feldfestungen sind dagegen wenig und unbedeutend. Solche Feldfestungen
haben fast immer dicke, hohe Mauern, auf denen in bestimmten Entfernungen
hohe Türme emporragen. Um die Festungsmauern lief ein tiefer Graben.
Feldfestungen haben meistens die großen Städte, wie Dowin, Tiflis, Barkri,
Vakrsapat usw. Sowohl Feld- wie auch Bergfestungen sind mit Wohn-
häusern , Vorratskammern und Waffenzimmern versehen.5 Gewöhnlich haben
sie einen unteren Stock = *hbp^bmpbptp und einen oberen Stock = i[bplitu~
pbpf * Hiernach ist die Taktik der Armenier leicht zu verstehen. Zuerst sei
gesagt, daß es außer der Einteilung des armenischen Heeres nach Stammen
auch Dezimaleinteilungen des Heeres gab. K. Yoh. kennt l. munlbuiu^hm —
= Gefreiter = Decurio = otMoeapwc = Befehlshaber von 10 Mann.
2. jliuliivufhat = irtvTv\xovTaqyj><: = <jLA» = Leutnant 3. ^uipjtLptuu^bm =
= tribunus
ixrt7evTct£%rs — Centurio = k^xjü . 4. ^uifuipumikm = XiAmt^oc = tribu
miUtaris — Jti£ = gofwiy^M = = Feldherr. Außer dieser Einteilung
kann man auch die Gliederung des Heeres nach den Regimentern = ^ai^np
= oder ^Juipe^- oder Otf = xwrflryua, und Fahnen und sonstigen
Zeichen erkennen.4 Wie die arabischen1, hatten auch die armenischen
Stimme wahrscheinlich ihre besonderen Fahnen = t€°2.— *J J\ — «w*«Toi»
und die Träger derselben hießen q^o^ubhp = <nw«ic<f>c£o$ — ~\\ J\
1 fovma 111,2, 131 f.
» tovma HI, 2, 137 (vgl. IV, 7, 294 f.).
» K. Yoh. c. 63, S. 397.
♦ fovma HI, 125; 10, 180 usw.
1 Kremer, Kulturgesch. II, 80.
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140 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter ASot I.
Jeder Gownd hatte wahrscheinlich 500 Soldaten. Noch größere Abteilungen
hießen Arajk = «un-mC^.1
lu einer Schlacht wurde das Heer nicht mehr wie in alter Zeit (vgl.
/.. Ii. die Beschreibung der Schlacht der Vardaner im V. Jahrhundert bei
Elise usw.) in drei Teile geteilt*, in zwei Flügel und das Zentrum, sondern
in zwei Flügel = ßki..* Es kam darum vor, daß die beiden Flügel völlig
voneinander getrennt kämpften und daß, während der eine den Feind be-
siegte und verfolgte, der andere geschlagen wurde, ohne etwas näheres von-
einander zu wissen.4 Vor der Schlacht wurde gewöhnlich Messe zelebriert
oder feierlicher Gottesdienst abgehalten, und sogar während der Schlacht
gingen die Geistlichen mit Evangelium und Kreuz durch die Reihen der
Kämpfer, um sie zu ermuntern und ihnen göttlichen Beistand zu verheißen.1
In der Schlacht selbst stellten die Armenier die Schwerbewaffneten
mit ihren großen Schildern voran, und hinter ihnen hauptsächlich die Bogen»
schützen und die Reiterei auf. Diese beiden hatten die ersteren gegen den
plötzlichen Oberfall der feindlichen Reiterei zu verteidigen.* Diese Taktik
war besonders im Kampfe gegen die Araber von großer Bedeutung, weil
dieselben meistens Reiter waren. Die Schlacht dauerte zuweilen den ganzen
Tag, zuweilen aber wurde sie in wenigen Stunden entschieden. Nach jedem
Siege wurde der Feind bis zur Dunkelheit oder bis Ober die Grenzen des
Landes verfolgt. Bei dieser Verfolgung erlitt der Besiegte die größten Ver-
luste. Das Lager der Feinde, ihre Pferde, Waffen, Panzer, Gelder, Kleider
und sonstige Habseligkeiten fielen dem Sieger zur Beute.7 Am schlimmsten
ging es nach einer Niederlage dem Fußvolk, welches völlig der Wut der
1 tovma ob. III, 4, 146.
* Die Araber hielten dagegen die Dreiteilung aufrecht (vgl. Heerwesen S. 29 ff.)-
Allerdings wird das Heer in den von Aelianus entnommenen Teilen des «Heerwesens«
nach der Tiefe (Ba£o; in zwei Teile geteilt. Sogar beim Marschieren behielten
die Araber Zentrum, Vor- und Naehtrab (Heerwesen S. 44). Erst Merwin U. hat
diese Taktik und Linienformatiouen aufgegeben und dafür die kleineren kompakten
Gruppierungen eingeführt (<~ J * ^=> = Conors = Keopn;. Ihn Xaldün, Prolog.
11,81, Geschichte III, p. > A«, > ^ .1A. V, p.TIV).
* Vgl. z. B. 'iovma DI, 4, 143. 131. 197 usw. Die Dreiteilung war auch noch
vorhanden, so besonders um die Mitte des IX. Jahrhunderts bei den Arcrownieru.
•leder Gownd bekam einen Kommandeur und einen Vizekommaudeur, die 'b^tfvu^ui^tf
heißen. Das Kommando ruhte in der Hand des Befehlshabers, «welcher die Schlacht
leitete. tovma II, 6, 112. Hier ist allerdings von gownds und nicht (ews
die Rede.
4 tovma DI, 13, 197.
s Lewond, tovma 147—148, e. 4, DI.
8 tovma oben.
7 Ebenda III, 4, 148, II, 7, 120; 6, 110. 113. Es passierte «ehr oft, daß die
Fürsten große Geldsummen mit sich in den Kampf nahmen, um in allen Fällen die
Ausgaben ihrer Truppen decken zu können (tovma 111,17,213 owuÄ ^mbXatß
- JIM c*).
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Tbopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter ASot I. 141
feindlichen Reiterei preisgegeben war.1 Nach den arabischen Kriegssitten
forderten die Araber vor der Schlacht die Feinde auf, entweder den Mohaui-
medanismus anzunehmen oder Kopfsteuer zu bezahlen. Hatten die Feinde
beide Bedingungen verweigert, so verwüstete man ihr Land, schnitt die
Bäume ab' und vergiftete die Brunnen. Sie betrachteten alle Gefangenen als
Beute und verkauften sie.8 Besonders diejenigen, die schön von Angesicht
waren und den Mohammedanismus nicht annehmen wollten4, wurden teuer
verkauft.*
Im allgemeinen vermieden die Armenier sich in eine Fehlschlacht ein-
zulassen, weil die Araber an Zahl großer und Reiter waren. Das gebirgige
Terrain dagegen war fur sie durch seine Festungen und sonstigen künstlichen
Verschanzungen von großem Vorteil. Von diesem Standpunkte aus war das
befestigte Lager von Asot Arcrowni sehr interessant. Das war ein eiförmigem
Terrain zwischen zwei Hügeln und von allen Seiten mit großen Steinen und
Felsen umgeben.' Mit Wall und Graben versahen schon die Römer und
Perser ihre Lager.7 Bei den Arabern war es ebenso.8 Nach Ilm Xaldün9
gaben die Araber spater diese Sitte auf, aber wie man aus Tactica sehen
kann, nicht immer10; wahrscheinlich war auch diese Art der Befestigung
des Lagers schon vorher bei den Armeniern üblich. Das ganze Lager wurde
von einer Mauer aus groben, großen Steinen umgeben, zuweilen hatten diese
Mauern sogar Türme.11 Ein solches Lager war auch durch Spione von
der Bewegung der Feinde unterrichtet und durch die Nachtwache vor Über-
rumpelung geschützt.1' Wie wir schon im Anfang dieses Werkes bemerkt
haben, war ein Winterfeldzug nach Armenien für die Araber fast unmöglich.
Seit dem ersten Vertrag der Armenier und Araber im Jahre 052 unter-
hielten die Armenier 15000 Reiter, und die Araber rechneten die Kosten
für die Ernährung und Besoldung derselben als die Steuer des Landes. 13
Spater bekamen die armenischen Fürsten von den 'Umajjaden jährlich
100000 Dirham für die Ausgaben des Heeres.14 Die 'Abbasiden bezahlten
den Isxans keine Entschädigung und darum mußte jeder Naxarar seine
Truppen selbst ernähren. Die reicheren Satrapün = Isxanats hatten natürlich
1 Vgl. tovma III, 13, 196.
* Qadüri, Analecta arahica, ed. E. F. C. Rosenmüller, Lips. p. I, p. 5, 2—
Mawardi (p. "IN, A \ ) p. A • ff.
s Qadüri S. 5, tovma HI, 5, 152; 8, 168.
* Vgl. Mawardi p. A > mit *\ \ .
» K. Yoh.c. 25, S. 151 ff.
* tovma HI, 14, 215, noch ausführlicher 10, 180.
I de Goeje, Fragtn. hist. arab. I, 194 und Ihn Tagribardi I, 340.
» Vgl. z.B. JA. IV, \1t, YA»,TT» uaw.
* Ibn Xaldün, Prolog. U, 83.
lü Leo VI, c. XVHI, p. 119.
II tovma HI, 10, 180 (vgl. Heerwesen S. 13).
B Ebenda 4, 144—145, vgl. 20, 219.
» 8eb. c.35, S. 138.
M Dm macht nach unserer Goldwährung ungefähr 87166 Mark 67 Pf.
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142 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Aiot I.
die Mittel, um eine zahlreichere Truppe zu unterhalten als die ärmeren.
Als Fürst der Fürsten besaß Asot ein Heer von 40000 Soldaten1, wahr-
scheinlich ausgenommen diejenigen Reiter, die in jedem Gau zur Überwachung
oder zum Sicherheitsdienst belassen waren*, so daß er als König im günstigsten
Falle ungefähr 50000 Soldaten hätte aufbringen können. Im Kampfe so-
wie auch bei jeder militärischen Festlichkeit spielte die Musik um diese Zeit
eine wichtige Rolle.
Die von den Historikern erwähnten gewöhnlichsten Instrumente sind
1. i^aq_=: Trompete, 2. [^JpnJj[ = Trommel, Tambour*, 3. ^buip = its
— = Cithara, 4. fbaip == ) f~'Z = Citharista*, 5. bqlJtLp = Horn,
6. upfif = Pfeife, sifflet, 7. «1111^= Harfe.
6. Handel, Industrie und Landwirtschaft unter Asot L
und Smbat I.
In einem Lande, in dem es nach Jäqüt 18000 kleine und große
Städte gab* und welches von Natur aus solche geographische Lage besaß,
daß alle Kaufleute der umwohnenden Völker vom Süden nach Norden . vom
Osten nach Westen und umgekehrt es passieren mußten, blühte selbst-
verständlich Handel und Industrie, so daß, wenn sowohl in der Vergangenheit
als auch in der Gegenwart kleine und große armenische Kaufleute den
Neid des Europäers oder ihrer Nachbarvölker erregten , sie ihre Erfolge
hauptsächlich der geographischen Lage ihres Landes verdankten. In welchem
Grade Armenien vom handelspolitischen Standpunkte aus wichtig war,
zeigen auch die vielen Handels- oder Kriegsstraßen oder Wege = i^nqn^
mmj = ^jb, die im Lande nach allen Seiten hin Verzweigungen hatten.
So führte eine große Handelsstraße über Amid oder Dijarbakr nach
Mijafariqin und von hier durch Arzan nach Bitlis. Etwas nördlich von
Bitlis und südlich von Datowan verzweigte sich diese Straße. Der eine
Weg führte südlich von Vansee nach Ostan = Wastan - Wän - Berkri und
heißt bei tovma und K. Yohannes4 Hol(cer)- oder Hols(er)- Weg. Der
zweite Weg und die Hauptstraße ging von Bitlis über Datowan nach Xlat.
Von hier führte eine Straße über Apahownik oder Manazkert nach Qäli-
qalä und Trabizon, der zweite Weg von Xlat über Arces - Bagrewand
nach Dow in oder Arces- Berkri -Xoy. Von Do win oder Dabil aus ver-
1 Asolik U, 2, 110.
» K. Yoh. c. 25 , S. 151/52.
* tovma ni, 1, 125 f.
« Ebenda 10, 182; 2, 132.
' JAqüt I, p.TVT. Nach Ibn al - Faqih lagen nur am Araxes 1000 Städte
(vgl. auch die Sage hei Qazwini Kosmol. U, p.VVV). Nach Kai. Yohannes baute Aiot L
viele Städte und Dörfer, (c. 29, S. 176).
6 tovma Ul, 2, 127; 23 , 237 (vgl. mit K. Yoh. c. 34, S. 219).
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Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter AJot I. 143
zweigten sich Wege nach allen Seiten hin. Nach Süden, nach Persien,
fuhrt« die gewohnliche Handels- und Kriegsstraße über Naxijewan — Nax-
favan = Nasawä-Naxuene-Marand-Marägä, oder von Morand über Ahar
nach Ardabil, oder von Nasawä über Xoy, Dilinan, Uvrinija nach Marägä
und Ganjak = Sahri Mijändab. Von Dowiu — Dwin nach Norden führte
ein Weg über das Gebirge nach Tiflis, der andere über Kars nach Artanug
oder nach Theodosiopolis , der dritte nordlich von Sewansee nach Partaw-
Uajlaqän — Paytakaran nach Ardabil. Es ist notwendig vom militärischen
und handelspolitischen Standpunkte aus zu wissen, wie schnell die Kauf-
leute oder ein Heer diese Wege zurücklegen konnten. Von Partaw —
Barda'a bis Ardabil über die Stationen Jünän-Bajlaqän -Warian-Balfab-
Barzand waren es 50 Parasangen und die Stationen lagen 7 Parasangen1 von-
einander entfernt, außer Barzand und Artabil, welche Städte 15 Parasangen
auseinanderlagen. * Von Barda'a über Sainkür nach Tiflis betrug die Ent-
fernung 52 Parasangen = 5 Stationen.' Von Bardaä nach Dowin über die
Stationen Qalaqätüs — \^iuqiul,^tamnL^ (9) - Matris (13) - Davmis = Tauris
(12) - Kajlakün = Geiakowni (16) - Sizag an (Iii) - Dabil (16) war 80 Para-
sangen weit.4 Ein direkter Weg führte von Ardabil nach Äinid über fol-
gende Stationen: Marägä (40)' - Urmijä (20) - Salmas (2 Tagereisen)- Xu wäj =
Xoy (9) - Barkri (30) - Arg'is (2 Tagereisen)6 - Xilät (3 Tagereisen) - Badlis
(3 Tagereisen)7- Arzan (1 Tagereise)8- Majjäfariqin (4 Tagereisen) und von
Majjäfäniqin - Amid (2 Tagereisen).
Von Maräga ging der Weg nach Dabil über die Stationen Urmyä (30) -
Salmas (14) - Xuwäj (7) - Nasawa (3 Tagereisen) - Dabil (4 Tagereisen).»
Leider werden die anderen Straßen von den arabischen Geographen
nicht so ausführlich beschrieben wie die obigen. Von allen Städten
war der größte Stapelplatz der byzantinischen Waren die Stadt Taräbazundä.
Nach Mas'üdi wurden hier jährlich einige grosse Messen gehalten, und bei
dieser Gelegenheit fanden sich hier nicht nur Zirkassier, sondern auch
viele muselmännische, byzantinische, armenische, georgische usw. Kaufleute
1 (iJ)£Uu- f oder y = ^wputufu = napavayyw ist ein persisches Wort
und bezeichnet eine Länge von 30 Stadien = u$umm^^_ oder 3750 Schritten (vgl.
Uyard , Niniveh und Babylon S. 48). So lagen wohl diese Stationen eine Tagereise
weit auseinander oder umgekehrt 7 Parasangen konnte man durchschnittlich an einem
1 äge zurücklegen.
* Istaxri > ^ T ; Ihn Hauqal T o > .
* Istaxri \ \X\ Ihn Hauqal V a > .
« Lnaxri \ \ t ; Ihn Hauqal TO.
* Istaxri hat die Stationen Maragä - D&xarraqän (2 Tagereisen) - Urmijä
(2 Tagereisen).
* lata^n (eine Tagereise), Abo'lBda hat 2 Tagereisen, p. f \» .
1 Ebenda (eine Tagereise), Abü'lfidA und Muqaddasi (3 Tagereisen) so auchldrisi.
1 Muqaddasi hat von Badlis bis Arzau 2 und von Arzan bis MajjAfäriqin
2 Tagereisen. Abu'lfida hat von Badlis - Majjäfäriqin 4 Tagereisen, p. TV.
* Istaxri p. > t. Ibn Hauqal Y • t. Ahü'lfidd, p. T«, • (vgl Ibn Xurdädbih
p. \ 1 1 , * N T. Kodama Ibn Dja'far p. 93 f.
144 Tuopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
ein.1 Nach Ista'/ri' und Ihn Hauqal* kamen nach dieser großen Hafen-
stadt Kaufleute von allen Gegenden des islamischen Reiches, um dort ihre
Ware zu verkaufen und hauptsächlich die byzantinischen Brokate (^Lo)
und geblümten buntgefärbten schweren Seidenstoffe (j^y) r.u kaufen.
Der hohe Zoll, den die Byzantiner von dieser Stadt erhielten, ist ein sicherer
Beweis für den großen Umsatz.4 Kin verhältnismäßig kleiner Markt,
speziell fur die Kaukasusvölker, war die berühmte Festung Artanug'.* Hier
trafen die armenischen Kaufleute mit Georgiern, Kgern, Apxazen usw.
zusammen. Wie Artanug' fur nordwestliche, so waren Barda'a und Bäbu'l-
Abwab für nordostliche Völker die größten Handelsplätze. Besonders
Barda'a hatte einen Markt, welcher Kurkija genannt wurde, eine Parasansje
lang war, und auf dem täglich die Leute mit ihren Waren handelten.' In
Adarbajgän waren die Städte Ardabil, Marätjä und Raj die ersten und
größten Märkte.
Asot I. war es nicht gelungen mit den Byzantinern einen handels-
politischen Vertrag zu schließen. Smbat I. hat erst die Stiebungen seines
Vaters verwirklicht und mit Kaiser Leo, dem Armenier, einen Handels-
vertrag geschlossen. Als Afsin ihm wegen dieses Vertrages mit Krieg be-
drohte, beruhigte ihn Smbat mit der Erklärung, daß er dadurch nur den
Handel der Armenier und der Araber begünstigen wollte, und dieser auch
für die Araber eine Quelle des Reichtums sein würde. Wie aus diesem
Vertrage7, so ist auch aus der Aufzählung der fürstlichen Geschenke, die
unten folgen wird, deutlich zu ersehen, daß die Araber und die Armenier
von den Byzantinern hauptsächlich kostbare Stoffe oder Gewänder, goldene
und silherne Schinucksachen und Service bezogen." Alle diese Waren
kamen gewöhnlich über Trapizon nach Theodosiopolis und von hier nach
Dowin. In Friedenszeiten waren die Wege ziemlich sicher, obwohl in ge-
birgigen Gegenden wie noch heute verschiedene Räuberbanden die Umgegend
öfters beunruhigten. Unsicher waren besonders die Gegenden von Vanand,
Gowgark und Owti, deren Bewohner Smbat völlig unterwarf und für die
Sicherheit des Landes die nötigen Vorkehrungen traf, so daß unter ihm vom
Räuberwesen keine Rede ist. Als Transportmittel brauchte man außer den
Maultieren, Eseln und Kamelen auch Wagen = ""f// , deren Bau, wie es
1 Mas'üdi II, 3.
> Lstaxri, p. \ A A .
s Ilm Hauqal, p. T i
* Const. Porphyr., De adm. imp. p. 207 f., Heyd, Geschichte dea Levante-
handels im Mittelalter, 1879. I, 52, Journ. of the Asiat. Soc, Bengal, v. XIV, 2, p. 526.
1844. De Fretnery, Journ. As. S. IV, t. 14, 462 usw.
6 Wakhoucht, Descript. Geographique de la Georgic, od. Bros set p. 117. Die
armenischen Kauflcute drangen im Norden bis Casehak vor. Abou - el - Cassini p. 26.
• lstaxri, p. NAT, Ibn Hauqal p. 1 1 N . Jaqüt, Qazwini usw. Jaqüt hat den
7 Kat. Yoh. c. 31, S. 201.
* VgL besonders ebenda c 40, S. 250.
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Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Aiot I. 145
scheint, sich von den heutigen in nichts unterschied. Charakteristisch sind dafür
die Worte Tovmas, daß sie »mit lauter Stimme ihre Ankunft predigten«.1
Auch die Schiffahrt hat (unter Gagik I.) auf dem Van-See und auf dem Sewan-
See unter Smbat und Asot einen Aufschwung genommen.1 Die Schiffahrt setzt
die Entwicklung der Tischlerei = tyt-uhni.f}hLh voraus. Von den Instrumenten
derselben erwähnt Kafolikos Yohannes die P
Tovma Orken und Elecan.* Nach dem letzteren hatten die Tischler
noch viele andere Instrumente — ^LMttut^atb f/'«*^»- Der Umstand, daß
Gagik I. fur die Gebäude von Altamar kolossale Massen von Eisen und
alle diese Tischler, Landwirte, Juweliere usw. eiserne Instrumente ge-
hrauchten, weist auf die Entwicklung der Eisenindustrie hin. Bei den
armenischen Historikern finden leider die reichen Minen von Armenien nur
zweimal Erwähnung. Über Eisen bergwerke ist bei ihnen keine Notiz vor-
handen. Von den Arabern erwähnt erst G'auhari das Eisenbergwerk von
Qusäs in Armenien.8 Nach dem Namen dieses Bergwerks werden eine Art
der Schwerter Qusäsij genannt. Jäqüt bestätigt dieses Zeugnis von G'auhari.4
Von beiden Städten, die bis heute im Süden von Armenien den Namen
M'aden tragen, ist dieses Bergwerk wahrscheinlich mit Arlanä M'aden zu
identifizieren. Nach Jäqüt war auch die bekannte Festung Bälü im Norden
von Arlanä M aden mit ihrem Eisenbergwerk (Jk» jO»u) berühmt.7
Wir haben schon erwähnt, daß am Ende des VIII. Jahrhunderts
in Armenien auch Silberminen entdeckt worden sind. Leider gibt Lewond
nicht genau an, wo diese Minen sich fanden. Sie waren wohl im Tale
von Corox- Acampsis, wo bis heute von den Türken ein Berg Gümüs-
Dal = Silberberg und eine Stadt Gumüs-Xane = Silberhaus genannt
wird. Diese Silbenninen lagen wahrscheinlich im Gebiete der Bagratownier
bei Sper, weil sie gerade im Anfang das IX. Jahrhunderts so reich
waren, daß sie anderen Satrapien ihre Länder abkaufen konnten. Am reich-
» tovma III, 29, 256; vgl. Kat. Yoh. c. 40, S. 251.
» Pseudo- tovma IV, 7, 293 ff.; Kat. Yoh. 47, S. 287; 67, 444; besonders
tovma III, 29 , 257, hiervon noch unten.
3 Kat. Yoh. c. 49, S. 300.
* tovma c. 29, S. 257; npfö,, eine Art Säge? bf^gulU wohl Ölspritze.
* Schwartzlose: Die Waffen der alten Araber, S. 136.
6 Jäqüt. geog. Wort. IV, p. \^ . Nach diesem Geographen liegt ein Ort
Quais im Gebiete der Bant Asad, die nach Wüstenfeld im I^ande zwischen Basra
und Madina wohnten (Heg. I, p. 87) und nach diesem Bergwerk heißt das Schwert
Qusasi. Vielleicht ist der Widerspruch dadurch zu beseitigen, daß wir zwei Eisen-
bergwerke mit dem Namen Qusas annehmen. Wahrscheinlicher ist es aber noch,
daß eiu Teil der ßani Asad, wie viele andere Stämme, im Süden von Armenien
sich niedergelassen und den Betrieb des Bergwerks in seinen Händen hatte. Diese
Annahme wird auch dadurch bestärkt, daß Kusajn ben Hamdan im Süden von
Armenien mit Bani Asad in Streit geriet. 'Arib. p. \A.
7 Jäqüt I, p. t A •, Über die Steuer derselben 2 '/,— 2 Prozent vgl. Mäwardi
P 341. Von verschiedenen Eisenarten waren besonders Stahl und *i yntyvr^cia. Xx>o? =
nttgnisijä.
Miu. ,L Schi. f. Orient Sprachen. 190t. II. Abt. 10
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no
Thopdächia» : Die inneren Zustände von Armenien unter Aäot I.
lichsten aber waren in Armenien die «Salzminen vorhanden. Darauf
deuten die Namen der Gaue AHovit = das Salztal, Darannli = Salz-
versteck, Alowe = salzig usw. hin. Nach lbn Hauqal gab es in der Nähe vom
Van-See :~ Xilat-See Arg'is-Sce1 Borax, das man nach Mesopotamien.
Mftsul, Raqqä, Harrän, Halab und nach allen Grenzländern exportierte
und welches am meisten von den Bäckern gebraucht wurde. Neben dieser
Borax- oder Salpetermine fanden sich Arsenik- Bergwerke,
in denen man die beiden Arten desselben, das rote und gell>e, Orpiment
und Sandarach, produzierte. Sowohl diese Salzarten vom Van -See wie
auch diejenigen vom Kapoyt-Cov = Kabüdän-See = Urmijä-See expor-
tierte man nach allen Gegenden, nach 'Iraq, Syrien, Ägypten, und zwar mit
großem Erfolg.3 Alle diese Salzminen lagen aller Wahrscheinlichkeit nach
im Nordosten vom Van -See im Gau AHovit oder Alovit. Zwischen Mus,
Manazkert — Malazkird und Qäliqälä lag auch ein Ort, welcher bei Mu-
qaddasi den Namen ^ trägt und eine Station auf dem Wege Majjä-
färiqin-Müs (4 Tagereisen) - wi (?) - Qinit — ^xj (?) (1 Tagereise)-
{y* (1 Tagereise)- Colonia ist. Wenn diese Vermutung richtig ist, so
lag diese Station zwischen Apahownik und Mananali. welcher Gau dem
Namen nach auch reiche Salzminen haben mußte.* Von Naphthaquellen
in Bäküh = Baku muß man hier absehen, weil dieselben im IX. bis
X. Jahrhundert außerhalb Armeniens sich befanden.4 In Apahownik -=
Bäg'unajs = Bäg'unis gab es auch Salz- oder Natronbergwerke,5
Weil die Armenier in ihrem Lande reiche Silberminen hatten, auch
das Gold ihnen nicht fehlte, fingen die armenischen Juweliere oder Gold-
schmiede unter dem byzantinischen Einfluß an, eine ziemlich ausgebildete
Kunst zu entwickeln. Wir werden unten sehen, wie viele ihrer Produkt*-
vom Smbat fremden Königen und Herrschern verschenkt wurden. Sie be-
reiteten für die Fürsten und Könige Kronen, Schwerter, Dolche, Gürtel.
Ringe usw. und fur die Kirchen Kreuze, Verzierungen der Evangelien.
Weihrauch- und sonstige Sehmuckgefäße. Hier seien nur zwei Pracht-
exemplare der Goldarbeiterindustrie erwähnt, von denen eins ein goldener.
1 Vgl. ebenda IV. p. A\o.
* Ihn Hauqal p. * i A .
8 Muqaddasi p. > o • .
4 Ihn Faqiii al-Hainadäni erwähnt noch folgende Metalle, dio in Armenian
gefunden worden sind: 1. Queek-silber (^j-^j), 2. (O)-*— = XaXxa^sc = Kupfer
(JUXmc), 3. jlkÜi (pers. aueh jlLuli) = Schwefel, gelbes Vitriol, 4. - -
Blei (p. *^V). Nach Jäqüt war auch ^yj^~ ~ Harnaq ein Bergwerk in Armenien
(Jäqüt, Geogr. Wörterb. II, p. Y 1 \).
' Jäqüt I, p. too. Nach ihm gehörte diese Gegend den Bani >r*—. Di«*
Salzminen waren wohl in der Gegend von Aliovit, die Kupfennincn 0"***)
dagegen scheinen nördlich von Apahownik nach Mananali zu gelegen zu sein.
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Thopmchiak: Die inneren Zustände von Annenien anter Aiot I. 147
mit farbigen Glasern gezierter Gürtel das Werk der byzantinischen Gold-
schmiede ist. Das zweite ist das große silberne, mit eingesetzten Edelsteinen
geschmückte Kreuz von Varag und auch dasjenige von Ostan, beide von
armenischen Goldschmieden angefertigt. Diejenigen Industriezweige, in
welchen sich die Armenier seit alters her ganz besonders ausgezeichnet
hatten, waren Weberei, Färberei und Stickerei. Die farbigen seidenen
oder Nnmmetgewänder, Vorhänge, Tischdecken und sonstige Dekorations-
stücke fanden im In- und Auslande großen Beifall. Die feinsten goldge-
stickten und farbigen Kleider wurden von den Frauen gewebt.1 Das
Zentrum der gesamten armenischen Industrie und der wichtigste und größte
Handelsplatz von Armenien war die Stadt Dowin.2 Nach Tovma waren
die Bewohner dieser Stadt durch Handel überaus wohlhabend geworden.
Er klagt auch über ihre Sittenlosigkeit, welche die natürliche Folge des
Reichtums sein konnte.8 Die Färberei war mit Weberei und Stickerei un-
zertrennbar verbunden, darum werden wir im folgenden über alle drei
zusammen sprechen. Nach Ihn Hauqal war Dowin in erster Heihe durch
10
die sogenannten Mar izi = (SC^kS* (Ziegen- oder feine Wolle) Kleider oder
Stoffe sehr berühmt. Auch die wollenen Decken, Polster, Matratzen usw.,
nach der armenischen Mode rot gefärbt, waren sehr beliebt.4 Artasat,
einige Kilometer weit von Dowin am Araxes, war mit ihren Färbereien so
berühmt, daß Baläduri dieselbe y**JÄ\ \j, die Stadt der roten Farbe,
nennt.5 Zur Färbung dieser Stoffe brauchte man eine Art Purpurwürmchen
(coccus polonicus), die am Ararat auf den Wurzeln einer kurzen harten
Grasart (dactylis litoralis) in Nestern lebten8, und die die arabischen Geo-
graphen mit den -Seiden würmchen- vergleichen.7 Nach Ihn Faqih er-
schienen sie nur im Frühling.8 Die farbig geblümten schwer seidenen
J * f
Stoffe (j^J») waren denen der Byzantiner ganz ähnlich. Speziell ar-
menische Produkte waren dagegen die Kopftücher oder Kopfschale, die
Matratzen, die Kissen, Sessel oder Throne, Vorhänge und Schleier, Tep-
piche und allerhand Strickereien, die nach Ihn Hauqal in keinem Lande
ihresgleichen hatten.0 Die armenischen Teppiche galten auf dem Markt
um diese Zeit als die besten. Sie zierten in erster Reihe mit demjenigen
1 Kaf. Yoh. c. 43, S. 265.
* Z. f. Arm. Ph. n, 2, 51 f.
» fovma III, 22, 230.
* Ihn Hauqal p. tit; Istaxri p. > A A.
» Baläd I, p. v • . (vgl. ZAP. II, 1, 67, Nr. 1).
8 tazar Parpeci, ed. Ven. 1793, S. 286; Parrots Reise 1, S. M>, ZAP.
II, 1, 52.
' Ibn Hauqal, p. Yi«; I?ta;(ri, p. \AA.
8 Ibn Faqili p. Y*»V.
* Ibn Hauqal p. ti»: Ista;^, p. > A A; vgl. Ja'qübi BGA. 7, p. tTY,
die Teppiche von Nahrabän.
10»
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148 Thofdschian : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
von Tabaristän die königlichen und fürstlichen Paläste.1 Berühmt war
auch das armenische Hosenband («^^) , das in Salamis für ein bis zehn
Dinar pro Stück verkauft wurde. Ebenso bekannt waren die schwarz-
seidenen .Schleier, Turbane, Vorhänge usw., die auch in Majjüffiriqin ge-
arbeitet wurden.' Ista%ri erwähnt, daß man in Trapezunt von den By-
zantinern hauptsächlich £7^"° — qJrnqiul[ (Kat. Yoh. S. 243) i^jn^ui^ = Brokat
und römische Kleider und Buzjün = geblümte seidene Stoffe kaufte.' Nach
Ihn Faqih hatte man in Armenien außer Qirmiz auch Rubia tinctorum (»jj)*
Diese hohe Entwickelung der armenischen Weberei, die Bearbeitung
der wollenen, leinenen und seidenen Stoffe, legen von der fortgeschrittenen
Kultur der armenischen Landwirtschaft ein gutes Zeugnis ab. Mit Acker-
bau, Fruchtbaumgärtnerei, Viehzucht usw. beschäftigten sich nicht nur allein
Landleute oder Hauern, sondern auch die Bewohner der Städte.* Alle
arabischen Geographen preisen die fruchtbaren Umgebungen, die Gärten
und die Felder der armenischen Städte. Unter Smbat I. waren der Acker-
bau und die Gärtnerei sehr emporgeblüht. K. Yohannes beschreibt den
Wohlstand der Armenier unmittelbar nach dem Tode Afsins mit folgenden
Worten: -Sie haben Weingärten gepflanzt und die Wohlgeruchhallen der
Ölbaume und Gärten gebaut, sie haben Felder ohne Unkraut gepflügt und
hundertfache Fruchte erzielt. Von der reichlichen Ernte wurden ihre Korn-
häuser unerfüllt. Während der Weinlese wurden ihre Weinbottiche voll.-
Auch die Viehzucht nahm nach ihm um diese Zeit einen enormen Auf-
schwung. Die Herden von Klein- und Rindvieh vermehrten sich und be-
deckten die Weideplätze der Berge.4 Die Armenier produzierten so viel
Getreide , besonders Weizen und Gerste , daß sie davon ihren Bedarf reich-
lich decken konnten. In verschiedenen Gegenden von Armenien wuchsen
fast alle Getreide- und Fruchtarten. Bis heute zählt man auf dem Felde
1 Vgl. besonders Arib p. t A ♦ <JÜaL- ^J> j. Das war wahrscheinlich einer
von den langen Teppichen , die geradezu unter dem Namen Armani bekannt waren.
Es wurde schon oben erwähnt, daß es unter den Teppichen, die Jüsuf im Jahre 299
dem Muqtadir sandte, einen gab, dessen Länge und Breite 60 Ellen war (vgl.
Baetgen, Fragmente 81 = 138). Auch in der Reihe der Steuerartikel in natura
mußten die Armenier den Arabern jährlich 20 Teppiche geben (Ibn Xaldön bei
Kremer, Kulturgesch. I , S. 358).
* Ihn Hauqal p. T t V
8 Lstaxri p. > A A ; vgl. Österreich. Zeitschr. für den Orient, VII. Jahrg.,
1831, S. 92 ff. Ibn Hauqal ob. erwähnt auch leinene Kleider und
byzantinische Gewänder • J jH »5 l). Es sei hier bemerkt, daß die in Ar-
menien, Adarbajg'än und Arran gebrauchten leinenen Kleider und Stoffe hauptsäch-
lich aus Bäbu'l Abwftb (Derband) bezogen wurden. lstaxri p. > A 1 , Ibn Hauqal
p. YtT.
* Ibn Faqih p. Y^A.
* Vgl. z. B. K. Yoh., c 31, S. 202.
* K. Yoh., c. 40, S. 250/1 , vgl. c. 53, S. 326.
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Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Alot I.
149
Ararat 40 Weintraubensorten. Ibn Faqih erwähnt von den Früchten be-
sonders tyfuAr = j\ j£ = Aprikose, Sah - Ballüt = Kastanie und Xalang
(pers.), von deren Holz man Näpfe machte.1 Durch ihre fruchtbare Um-
gegend war besonders die Stadt Barda'a sehr berühmt. Vor allem Andaräb,
welcher Ort von Bardaä eine Parasange weit entfernt lag, war mit seinen
Gärten und Feldern, die sich im Umkreise einer Tagereise ausbreiteten,
sehr bekannt. Hier wuchsen die besten Sah - Ballüts und ßunduq — Hasel-
nuß (türk. fe'ndeq(X), eine Art Frucht, die Rüqal genannt wird, und dem
fcubajra" ähnlich ist.* Barda'a war berühmt auch durch Maulbeerbäume.
Hier wuchsen in großer Menge Seidenwürmchen ,a und darum war diese
Stadt das Zentrum der rohen Seidenfabrikation.4 Ibn Faqih erwähnt noch
unter den Produkten von Armenien Mannu oder Tarang'abin = Mananay
(arm.),' eine Art Honigstaub, welcher bis heute in der Gegend von Mows
zu haben ist. Auch das Holz der Wälder von Armenien und besonders
der Nußbäume war für den Handel ein einträgliches Material. Nach
Ihn Faqih brachte man von den Bergen A<Jarbajg'äns und Anneniens
Baumstämme, deren Umfang 20 Spannen groß war.6 Nicht minder be-
gehrenswert war der armenische Honig. Die Bienenzucht wurde haupt-
sächlich auf dem Lande und besonders in den Klostern getrieben. Die
Mönche jener Zeit waren nicht allein Seelenretter, sondern auch
Musterlandwirte.7 Auch in der Pferdezucht suchten die Armenier seit
alters her ihresgleichen. Der Umstand, daß die Armenier den Arabern als
Steuer in natura jährlich 200 Pferde abliefern mußten, daß Smbat und
Jüsuf dem Xalifä und den anderen Herrschern in erster Reihe Pferde
schenkten, beweist genügend die Hochschätzung der armenischen Pferde.
Nach Ibn Hauqal exportierte man von Sawarftan = Zawazän und aus den
anderen Gegenden von Armenien und Arran Maultiere und durch ihre edle
Rasse, Gesundheit und Ausdauer berühmte Pferde nach Xaräsän, 'Iraq und
Syrien.8 Wir haben schon erwähnt, daß dieselben Tiere auch zu Transport-
zwecken gehraucht wurden, wie Ochsen, Ksel und Kamele. Die letzteren
sind in Armenien wohl von den Arabern zu diesem Behufe eingeführt
I Ibn Faqih Y*»A.
9 Ibn Hauqal T t • f. Diese Fruchtart ist mir unbekannt. Diese Worte
bedeuten auch eine Art berauschendes Getränk der Äthiopier aus Hirse. Als
Pflanze sind sie wohl mit Zizypha rubra Gilanensis zu identifizieren.
» Auch in Apahownii wuchs eine Art Gras (O-a*), auf welchem Seiden-
würmchen lebten, und diese waren auch unter dem Namen ^»jVl = das
armenische Seidenwürmchen bekannt (vgl. Jäqüt I, p. too).
« Ibn Hauqal T l \ , Ibn Faqih V V , Muqaddasi Wo, IstaXri NAT, JAqüt,
Qazwiiti usw.
II I. Faq. t *i V .
• Ebenda p. > * o .
1 K. Yoh. c. 66 S. 424. Das Kloster von Garni Ayri -Vank stand sicher nicht
einzig da.
» Ibn Hauq. p. TIA.
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150
Thopdscbiak : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
worden. Auch mit wilden Tieren war das Armenien reichlich beschenkt, wie
wir es unten noch sehen werden ; sie wurden von mutigen Jägern erlegt.
Mit den Fellen dieser wilden und denen der Haustiere wurde ein enormer
Pelzhandel getrieben. Es wurde schon oben erwähnt, das Gagik im Gau
C'owasrot im Dorfe Getk ein Jagdhaus gebaut hatte. Dieses Jagdhaus la<;
gegenüber Masis am Araxes. Nach tovma war diese Gegend an Hirschen.
Wildschweinen, Löwen und wilden Eseln äußerst reich." Nach Istayri
hatte der Ararat = Harit = Masis viel Holz und \Vild.a Im vierten Jahr-
hundert trugen sogar Mönche Kleider von Pelz oder von verschiedenen
Tierfellen. • Auch die armenischen Fürsten trugen kostbare Pelze. Der
berühmte Renegat, der Siwnier Vasak, trug nach Elise Samoyr = uutJnjp.'
Nach Ihn Faqih gab es in Armenien katzenartige Tiere , deren Fell seiden-
weiche Haare hatte und gutes zartes Leder lieferte und d:is als Kleider-
artikel sehr gesucht und beliebt war. .Solche fischreichen Flusse und Seen,
wie sie Armenien hatte, mußten auch den Fischexport besonders begünstigen.
Mit seinem Fischreichtum kommt in erster Reihe allerdings der Sewan - See
in Bettacht. Die Forellen des Sewan -Sees, die den Namen Isx an (Fürst)
führen, können die verwöhntesten Feinschmecker befriedigen. Sie haben
schon ein prachtvolles goldglänzendes Äußeres. Die sogenannten Kulaks des-
selben Sees sind Salzfische und machen im Kaukasus den anderen der-
artigen Fischen Konkurrenz.' Nach meinein Wissen hat dieser See noch
1 1 verschiedene andere Arten von Fischen. In der Gegenwart verpachtet
die russische Regierung die Fischereien. Merkwürdigerweise ist von diesem
wundervollen See weder bei den armenischen Historikern, noch bei den
arabischen Geographen die Rede. Dagegen ist dies vom Van - See =
Tospay Cov = Termine ?.<iwvj = Nairi-Meer der Fall, welcher auch nach
den Städten Xilät, Argis oder der Insel AKamar genannt wird. Durch
die Verpachtung der Fischereien desselben hatten schon Mohammed ihn
Marwan unter 'Abdtfl Malik und nach ihm sein Sohn Marwän ben Mo-
hammed großen Gewinn erzielt.6 Auch Gagik 1. von Vaspowraken hatte
denselben See zum Nutzen der Armen verpachtet.7 Sein Wasser ist so salzig,
1 tovma III, 29 , 253 f.
2 Ista^ri 191. Mordtmann verwechselt den Klein - Masis (Huwajrit) mit Bingöl
und Ala -Dal., Das Buch der Länder, S. 165, Ann. 1(>">, Die Sehr. d. Ac. Ham.
3 Hierüber habe ich in meiner »Die Anfange des armenischen Mönchtutos-
ausführlich gesprochen. Siehe ZWKG. 25, I.
* Elise, cd. Ven. 1832, S. 241, per«, ebenso ^UL, pilS « jj.j^w- (vgl
für diese vier Pelzarten Säh - nahine ed. Paris, S. 38; ed. Vuller S. 19 bei G. Jacob,
Der baltische Handel S. 50).
* Ihn Faq. t *»V J-^-Vl (J^j) = pellia lupi cervarii Völlers und Dozy.
Tt» 4. M V 8. Gloss. III, sie waren den jy~> = uutjhjp und lj J = ^uttljthp(?)
ähnlich; vgl. über verschiedene Tiere der ararat. Felder die bekannte Beschreibung
derselben bei Lazar l'arpeci.
« Baldd. I, Y • • , ibn Faq. Y \ Y , JA. IV, Y \ i .
' Ps. tovma IV, 6, 292.
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Tbonmchian: Die inneren Zustände von Armenien unter Aäot I. 151
daß in ihm nicht einmal Frosche und Krebse leben können.1 Nur an den
Mündungen der östlichen Flüsse vom Van - See am Bendi - Mfthi - su,
Kara - faj und Xos - Ab fängt man bis heute eine kleine Art von Fischen,
die die Armenier muinhfu , die Araber j£ ye nennen. Diese herings-
artigen Salzfische waren im Altertum ebenso verbreitet und beliebt wie in
der Gegenwart.' Von diesen Fischen sagt Ihn Hauqal, daß sie eine Spanne
groß waren, und daß man sie in Sab. einlegte und nach Mesopotamien,
Kaqqä, MümiI, Hamm, Halab exportierte.' Tarex ist heute als Salzfisch
im ganzen Armenien, Adarbajgan , Kaukasus und Kleinasien verbreitet,
während es der Kolak mehr im russischen Armenien und Kaukasus ist.
Nach diesen Seen kommen für den Fischfang die Flüsse Kura und
Araxes in Betracht. Diese beiden sind durch die Fische Sowrmahik,
Tirnkan, Asubä bekannt.4
Ibn Faqih lobt besonders Sowrmahik Surmähis, die nach ihm fett, zart
und wohlschmeckend waren.'" Diese Fische exportierte man nacVlräq und Rrtj.8
» Ihn Faq. Tlo, Jaqüt II, t»A.
* Die Annahme Mordtmanns, daß Tarex hei den Armeniern für alle Arten
gesalzener Fische gebraucht wird, is>t nicht richtig. Die gesalzenen Kolaks z. B.
Iieißtn nicht Tarex. Er hat wahrscheinlich das griechische Tacix5«' m Betracht ge-
zogen. Das armenische Tarex leitet er auch von demselben Worte oder von Taci^iuw
ab. Diese Annahme ist zweifellos richtig. (Das Buch der Länder S. 164 f. N. 160.)
Qazwini halt diesen See von BaliuAs verzaubert. (II, fat.) Diese Sage wird auch
durch Mar Aba(s) Katina bei Movs. Xorcnaci bestätigt, wonach als Samiram - Semi-
ramis von Zradast (Zara>ustra) und ihren Sohn Ninowas besiegt worden war, sie
v«r ihnen flüchtete und wie die armenischen Sagen weiter erzählen , dürstete es sie
am Van - See und sie trank von seinem Wasser. Als die Verfolger sie erreichten,
warf sie ihr Halsband ins Meer, und darum sagt die Sage [|t£i?ilr.£ tuJft/nuJuif
f> ia^ (Movs. Xor. I, 18, 40 vgl. tovma I, 3, 26 mit III, 18, 215).
* Ihn Hauq.Y t A , Ista^ri > ^ • , Ibn Faqih T*i» , Jaqüt II, t a A , nach diesem
wurde Balinäs von Qubäd = Kawat (arm.) dem Großen nach Armenien geschickt und hat
den Van -See verzaubert. |»~U> = TiWya in der Volkssprache Tilisim (türk., arm.).
« Die Namen dieser Fische lauten bei Ihn Hauqal Tt\, <j\+ f
(h. o. ,j\y*, f. ^ijJ), ebenso bei I?taxri Jftqüt hat
J y~ und Ibn Faq. Y *i V Qazwini hat wohl das Richtige Kosm. II,
TtS (vgl. N. e. f. I§ta^ri, p. > AT). Ich halte diese Form darum für richtiger, weil
sie im Armenischen «spitzer Halb- oder Viertclmond bedeutet und im Araxes gibt
es bis heute eine Art Fische, die besonders in der felsigen Gegend leben und mit
ihrer Gestalt an die Mondsichel erinnern (Mahik = Sichel vgl. Tovma III , 2, 132).
Ebenso heißt die zweite Art bei Qazwini jÜj^ = m£/iu»#uA , welches Wort -dem
Herrn gehörig« bedeutet und weil die armenischen Fürsten einfach -Ter. genannt
werden, würde dann dieser Name an .Isxan- (Fürst) Fische vom Sewan - See er-
innern. Bei Jaqüt kommt nocli das Wort = ß^tuifp, (?) vor.
1 Ibn Faqih p. MV. Die Beschreibung des Araxes s. bei Qazwini, Kos-
tuogr. I, p. NW
* Ibn Hauq. p. t i \ .
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152 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Was die kaufmännische Sprache anbetrifft, so herrschten in Adar-
bajg'an und Armenien hauptsächlich Armenisch, Persisch und Arabisch vor;
die letztere Sprache verstanden nur Kaufleute 1 und die Herrscher des
Landes. Im übrigen sprach man in Armenien Armenisch, ausgenommen
Dowin und Umgegend, wo auch das Arabische und Persische gebräuchlich
waren. In Partaw sprach man Albanisch.
Am Schlüsse dieses Kapitels erwähne ich die besten Produkte der
15 Provinzen der Armenia major, nach der Geographie des Movs. Xorenaci,
die bis jetzt io dieser Hinsicht unbenutzt geblieben ist.
1. Barjr-Hayk, die westliche Gegend von Armenien, wo die Stadt
Carana = Theodosiopolis liegt, und welche Gegend unter Asot I. und Smbat I.
größtenteils in der Hand der Araber war, hatte viele Hirsche, nützliche
Vögel (besonders in der sumpfigen Gegend von Karin), Salz (tu am im
Texte ist offenbar uiqu), heiße Quellen bei Karin (vgl. auch Qazwini,
Jaqüt-Qah'qala) aufzuweisen.
2. Armenia IV, der südwestliche Teil von Armenien , in der großen
Biegung des Euphrates, besaß Hirsche, Vogel, Fische, Löwen und
Glas pftLpL^ Diese Provinz stand auch unter der arabischen Herrschaft
3. Arzanene = Aljuik, im Süden von Armenien, war Eigentum erst
der Bani Zurärä = Zorahä = Zowrarek*, und nachher der Sajbäniden,
hatte Naphtha*, Eisen (vgl. oben Qusas), Vögel (besonders die sog. Dez-
howks) und GHor (eine Art Pflanze, Gemüse).
4. Towrowberan, im Westen und im Norden von Vansee, hat Gazben
(Honig), Maskamirg, Haselnuß = mftumui^ = Naphtha, Eisen.
5. Mokk, im Süden von Vansee, besaß die Früchte Gahrsak und
Manragor, an wilden Tieren Leoparden mit buntem Pelz, an Vögeln
Rebhu hn er.
6. Korcayk, im Süden von Vansee, an der Grenze von Assyrien,
hatte Zafik (eine Art Metall) und die Früchte Saganak = Sah-Ballüt
(ein Manuskript hat an dieser Stelle Sahndak, das ist der Same des Gangar
genannten Dornes).
7. Parskahayk liegt im Osten von Vaspowrakan, im Westen und
Norden Urmia-See, in ihm waren Hirsche, wilde Esel und Ziegen.
8. Die Produkte von Vaspowrakan werden merkwürdigerweise aus-
gelassen; daß diese Provinz nicht sehr fruchtbar war, sehen wir aus der
verhältnismäßig geringen Steuersumme, die die Arcrownier bezahlten. Die
Gegend von Van und Ostan ist allerdings sehr fruchtbar, die Weinberge
und Gärten, besonders aber die Äpfel von Ar tarn id sind in Armenien wohl
bekannt.
1 So heißen diese bei Pseudo-Tovma. IV, 8,297.
1 Vgl. von heutigen Reisebeschreibungen z. B. Rohrbach, Bagdadbahn.
" Für die armenischen Kaufleute war Räj der wichtigste Markt von Persien
(vgl. lbn Faqih p. Y Y • ). Sie standen auch direkt mit Bagdad in geschäftlicher Ver-
bindung (vgl. Ja'qübi, Kit. al-Buld. BGA. 7, p. YTV usw.). Hierdurch waren sie ge-
zwungen, Arabisch zu lernen.
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Thopdschian: Die Inneren Zustände von Armenien unter Alot I. 153
9. Siwnik, im Süden von Sewansee, hat Mowrt, Gereri und
Nowrn (Fruchte).
10. Arcax, im Osten von Siwnik, hat Karaxownk (Weihrauch).
11. Paytakaran = Bajlaqän, im Osten von Siwnik, hat viel Baum-
wolle und Gerste.
12. Owti, liegt zwischen Arcax und Kowr, hat Ölbaum, Rose
(warenkeni?) und den Vogel Katak.
13. Gowgark, im Westen von Owti, hat Analowt, Hacaracaf,
Serkewil, Tosax (Pflanzen und Früchte).
14. Tayk, im Westen von Gowgark, hat Feige, Nowrn, Altor,
Serkewil, Ptlaxownk und = Now§, Mandel (FrQchte).
15. Ayrarat liegt in der Mitte aller dieser Provinzen. Nach Pseudo-
Movses war diese Provinz die fruchtbarste von allen. Er lobt hauptsächlich
npi^utb fyuipjfcp — das Purpurwurmchen , das an einem schilfartigen Gras lebte.1
1 Ps.- M. Xor. Geogr. S. 607— 611.
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154
Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung
der Araber.
Von Eduard Sachau.
Ihn Saad äußert sich nur an einer einzigen Stelle seines großen Werkes,
soweit es mir zur Zeit bekannt ist, über die Quellen, aus denen er geschöpft
bat und deren Inhalt er in seinein eigenen Buche zusammengefaßt zu haben
behauptet, im Anfang des den Bedr- Kämpfern gewidmeten Teiles, also im
Anfang der eigentlichen Tabakät, der Schichten, Generationen oder
Gruppen der Männer, denen seine Zeit ihr Wissen vom Ursprung und
Werdegang des Islams verdankte. Wir entbehren eine solche Mitteilung in
der von Ihn Iiisam besorgten Redaktion des Ihn Ishäk. während Wäkidi
seine Maghäzi ebenfalls mit einer Quellenangabe eröffnet, hierin vielleicht
das Vorbild seines Schülers Ihn Saad. Von den sieben Abschnitten, in
denen Ihn Saad seiner Vorgänger gedenkt, behandelt
der erste Wäkidi und seine Gewährsmänner,
der zweite die auf Abu Ma'sar.
der dritte und vierte die auf Muhammed Ihn Ishäk,
der fünfte die auf Müsä Ihn 'Ukba zurückgehende Oberlieferung,
während
der sechste und siebente Abschnitt diejenigen Quellen nennt,
welche unserem Ihn Saad eigentümlich sind, aus denen er
direkt, nicht durch Vermittelung seiner Vorgänger Ihn Ishäk,
Abu Ma'sar und Wäkidi geschöpft zu haben angibt.
Die Anordnung Ihn Saads nach chronologischen Gesichtspunkten
ändernd, beginnen wir unsere Untersuchung über die einzelnen Gewährs-
niännerreiheu mit dem fünften Abschnitt, mit der auf den ältesten Geschicht-
schreiber Müsä Ihn 'Ukba zurückgehenden Reihe.
I.
t ^ 4 ä \ (nach 160)
ä -^f Cr J^*-l (t 226).
Diese drei Männer, der erste und zweite Onkel und Neffe, sind im
allgemeinen bekannt (vgl. meine Schrift Das Berliner Fragment des Müsä
lbn 'Ukba, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d.Wiss. von 1904, den 25. Februar
und lbn Saad III, 1, Einleitung S. XX).
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Sachau: Studien zur ältesten Gescliichtsübcrlieferung der Araber. 155
Über Isma'il Ihn Ibrahim gibt Dhahabi in der Handschrift der König-
lichen Bibliothek zu Berlin, Sprenger 271 Bl. 45* folgende biographische
Notiz:
i-H* Cr <j*-J\ -*^J s->y \ CT ^ fjfJ i£^*j\j
Kine nur wenig ausführlichere Notiz entnehme ich der Handschrift
des Britischen Museums Or. .1817, dem JL$3\ Jcf les Mukaddasi (s. Rieu,
Supplement S. 41b) Bl. I9h:
^ y *^ <2z Cr cs"^* e*^ Cr) J3*-! j> l j-vll '^1 J-»*~!
c;^» j -Lp -u- c-^ <*j\o ^ Crt J>- £»t J (sie) j
^Xf J£ ^j^l jl Cr Jf*-*J er -^j jl Cr |^-^ er -^—J
* ^>Jl (ijj *) \ J\ V ^ W j»! Jläj Oy* Cr ^ JS Cr
Uber seinen Nachfolger in der l'lierlieferung des von Mosa verfaßten
Gesehichtswerkes , der gewöhnlich mit abgekürztem Namen als Ismä'il Ihn
Abi 'Uwais bezeichnet wird, vergleiche man den folgenden Artikel derselben
Handschrift des Britischen Museums Or. 3817, Bl. 25*:
y>j j-vM <^u-»V\ j\ Cr Cr ^ *f Cr. ^ *f Cr
y)j Cr A CrJ v« Cr ^ w«i>- ^.jl jl Cr Jf~t
JLu Cr. jrjJl axj -J-\ xp U • Wj .W £~ düU V Cr.l o-» jl
J-d\ J^c Cr Cr «»t Cr j^S J>^. Cr. jUJC-j -w- Cr
^ iSjj ^ er. fj\ Cr. J~-tj tf^U Cr. Cr3^ V 0; -*>J
jirf j ^ ^ail Cr -*-Hj l^jUI c^ A-fr <cr -üö^ -uu- Cr <^
^ y)j trr Cr ^i-x-* c<~H^ "L^ Cr ^ j v~~^Cr V Cr.
^jUJlj j*JM ^ er a^j ^^JJl wL-^ er. y>>- Cr j^j
aHj JliJl iljül Cr <>j Cr^ Cr* tf-W <^>-U
j\ Cr Cr. (^j^l Cr Cr-^^ ^ii^ Cr. J4- Cr.
tfjUVl 1 Cr. Jj^ J iS-^\ ^\ Cr. (?) >U-V» ^ Cr. ^Ül j
1 Tochter des Sa'd Ibn Abi Wakkas, welche behauptete noch sechs von
Mohammeds Frauen gekannt tu haben (vgl. Ibn Saad VIII, 342).
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15G Sachau: Stadien zur ältesten Geschichtoüberlieferung der Araber.
^yJi jrjj» -e* j >j j -H1 er. y er
J. ^ *\fj y)j ^ Cx\j £V-Jt > j-
^ Uli- j\ j I JCi Vii. j<, J-Ul <L? Jö
Über denselben Uberlieferer gibt Dhababi in Sprenger 271 Bl. 48 b
folgende Notiz:
jl j e^L er er tr <»l er J^— \
jtaj^ J "Je-j a] £w ybj j yL^\ } -e*j J}1 J^ jeJe-j Att!
j f (^jUJl) ^eTJj^j Jjl\ i»\ -L* ü; jfSj e*»->
<*U j\ J e\>j^l • ^A-H e> eS/~*^ ^u
jt Jttj £T-VH jji JIa^VI 4^ J >• jr jJl J >j
V.l J* J^. er jeJ- jc-j Ia-Ip £»b V ^-'l J- *JW- je- <i-?J
• 1 jetUj j>^J <^ J/
Über seinen Vater Abu 'ITwais entnehme ich folgende Notiz dem
Werke Mizzis in der Handschrift der Königlichen Bibliothek zu Berlin,
Undherg 39 Bl. 2b:» b:
*J a-i^ J er. eU—< ^ <^ e$J^ e?^*^ J^ e^^->
So lehrreich diese Notizen der späten Sammler für die Beurteilung
der Stelle des einzelnen Gelehrten in der Überlieferung zwischen Lehrern
und Schülern auch sind, geben sie doch nur wenig Auf klärung über seine
allgemeinen Lebensverhältnisse. Diese beiden Isma'ile, sowohl der Bruder-
1 F.iix'ii Auszuir hieraus s. auch in Dliahabis
(ed. Lukuow 1884. 4°) Bd.I, 88.
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 157
söhn des Mosa wie der Schwestersohn des großen Malik Ihn Anas waren
geburtig aus Medina und haben zweifelsohne dort ihre Kenntnisse erworben;
ob sie aber dort geblieben und gestorben , oder ob sie nach Babylonien aus-
gewandert und hier ihre Lehrtätigkeit ausgeübt haben, ferner ob Ibn Saad
in Medina oder in Bagdad zu den Fußen des Isma il Ibn Abi Uwais ge-
sessen, ist aus den mir zu Gebote stehenden Quellen nicht ersichtlich.1
Beachtenswert ist, daß die Überlieferung, welcher Ibn Saad seine Kenntnis
von Musas Geschichtswerk verdankte, dieselbe ist, der eine Damascener
Handschrift des XIV. Jahrhunderts einige Auszüge aus demselben Werke ent-
nommen hat (s. Das Berliner Fragment des Musa a. a. O. S. 1 und 5
des Se]>aratabdrucks).
IIa.
JU-l Xf- (f 151)
^ U JJ> (-I- um 181-101 1»)
<SjÜ O. fJJ <t «ni 211 — '221?)
Uber diese Reihe verweise ich auf das in meiner Kinleitung zu Ilm
Saad 111, 1, S. XXV sowie in den Anmerkungen S. Ii Gesagte. Beide
Männer, Harun und Ru'aim, scheinen in der biographischen Literatur wenig
Beachtung gefunden zu haben. Mizzi (Handschrift Landberg 39 Bl. 3b)
sagt Ober den ersteren folgendes:
*>. ^ +fj ü, f^j -aSU- d>\ ü tS3j öl
c-^j jU\ j t-jb. jui 4) ooUJi otTj jC^ ^ r/S
In einer kurzen Notiz bei Dhahabi, Ji-üc-Vl H» 542 findet
sich folgendes Urteil Bucharis:
Kürzere Notizen, die aber nichts Neues bringen, finden sich bei Dha-
habi, Sprenger 274 B1.75b und Safi-Aldin Alansäri (Bulaker Druck 1301)
S. 407. Ibn Hagiir (Takrib, Delhi 1320) rechnet unseren Harun zu der
achten Generation*, d. i. zu den Zeitgenossen des Sufjän Ibn 'Ujaina (•{• 108).
1 Dhahabi, cd. Haidarabad I, 375 bezeichnet den Ismail Ibn
Abi 'Uwais emphatisch als O-Ül , nimmt aUo wohl an, daß er in Medina
doziert hat.
1 Die Verteilung der überliefcrer Ober zehn Generationen tabaka s. bei Dha-
habi, JU-j \j^"y Handschrift der Königlichen Bibliothek, Sprenger 275.
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158 Sachau: Studien zur ältesten Gescliichtsüberlieferung der Araber.
Vermutungsweise möchte ich sein Todesjahr zwischen 181 — 191 ansetzen.
Gern würde man erfahren, wo und zu welcher Zeit dieser Harun dem
Muhamined lbn Ishäk als sein Schreiber nahegestanden hat, aber sowohl
über ihn selbst wie über seinen Sohn Abdallah lbn Harun versagen meine
Quellen vollständig.
Ruaim lbn Jazid, der als Überlieferer von lbn Saad in seiner Bio-
graphie Muhauimeds mehrfach erwähnt wird, ist mir anderweitig nicht be-
gegnet. Er dürfte etwa zwischen 211 — 221 gestorben sein.
IIb.
ju~lCr (•;- im)
Cr (t 183)
yjj e> e> (t 228)
Ibrahim lbn Sa'd ist den Biographen wohlbekannt, ein Mann vor-
nehmster Abstammung, Urenkel von Abderrahman lbn Auf, dem Freunde
des Propheten und Omars. Wie so viele seiner Zeitgenossen ist er in
Medina geboren und aufgewachsen, dann aber von der Sonne des Abbe-
sidenglücks angezogen nach Bagdad ausgewandert, hat dort gewirkt und
ist dort gestorben.
Die Biographen Ilm Ishäks erwähnen ihn (s. Wüstenfelds Ausgabe 11
S. IX, X, XIV, XV). Die Beziehungen zwischen beiden Mannern waren
alten Datums. Als lbn Ishäk frühzeitig Medina verlassen hatte, setzte dort
von allen Gelehrten nur ein einziger seine Überlieferung fort, unser Ibrahim
lbn Sa'd.
Der folgende Artikel findet sieh bei Mukaddasi, Sprenger 270 Bl. 418k.
iSj»j\ (Bl. 4li)b) Jy. Cr j*J\ -et Cr Cr a_ Cr
^ Cr #\ o^j ijj. er <Sj*Jh M £~ J-^ J-J>\
Cr jLaS^^ ^y»3 -e-* jS Cr. \jj Cr -V J*~* Cr.
^ s-v^j J^o. j ^ Jl a.^l^j j^. Cr J^-l
Aa-lj er >*H j ^y-J »t ij ^aa>. Cr Cr*" ^f- J ^ e£J->
<H> J< er. ->>^J JjpL-I Cr ^ j>.lj er* £ 4 ^ er
Cr. jiy er ^1 -V'J eO*^ -r— J».^ J*°r er
ujjll ^ Cr ^j»^ f.^4 ^ -V-J Cr. ^ -^J jj>
J^l jy- Cr. ^ -a^j H Cr ^UJ» Jjb j\j Jüj!l
-uJ-\ & J^j p-lSJl Cr ^ /-^l £\j eVjljfl ^ Cr.
er. ->^-> Cr ^^»j reJ| Cr ^ Cr er
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 159
y \j Jtt o/^j j^t ^ u jUj Ob,/* *b **-L-
M ä u-H jjb j»l Jl5j * V '^jj y \ Jß^ *^ f-V
j Lüi Ifjj ^-v^l jCT» jtf .w j-\ Jüj U>* ^ V
e*^ jj-l JJjW JU» l«. JjJ -aIjj y> Wj* jU*
IfJ* Jßj jd\ 0l ^ U* j tfLj jelcj »iJf iL- l«. oUj
oÄtiiri 4 eOJ Sj-^ l^b i*U Ur'^j ü^j JCM 1>.
Hiermit ist der Artikel Dhahabis in Sprenger 271 Bl. 27 b zu ver-
gleichen:
Jf- f^V\ -^b jU* J*mj JaU &*~\ y\ £-1 er. (fj}
(-') -jljj^j"^ ü *\ ^ er Jb*-*-? er JiJ JLr^b
erb eS-H* O J*~J\ j^lj ^UJl jjb ^ 3 J\jf er, ^**J
e> -»-HJ JSjjH e> es^. c> ^ es^'b
£^ 4 e^ ^ er*-? JJ^ jVjJl)» ^H1 4 ("8") ^
^j-.l J J\S tf>Jl Je Ju. e>b e> evJlb
eV-*>" v-Jl ^-t w j>c-\ jt^ j -et j£l y j\
j. -w- ^ j«. cjL -J-i ^ je^ ^jui ^ J
sj^- Cr. *M Jß V* erb oi» oii j^e J JUi ^\
i:Uj ji£ c- -Oi Je^ jIjul», jui j»j je^ j^Äi- <ure
^A O ifrlf j e>* Je ^jö^e. wJ-'l J ^ jJ» J «Jf j
o Je jviic« o oU .j^« (sic)j^ o; -4— Jej i*Uj
Diesen Artikeln gegenüber Lst derjenige in Dhahabis J»La-^-\ ißj» I,
229 entbehrlich (vgl. auch Wüstenfeld, Liber classium vii-orum VI. 5), S. ">5
und lbn Kutailia, Ma'arif S. 123, ö — 7; Anekdotenhaftes über ihn in dem
Auszug aus dem To' rich Baghdad des Al.imed 1 1 » n Ali Alcbatib Albaghdadi
(•;- 4G3) in der Handschrift Petennann 2»'.31 + b Bl. 40").
Nach Buchäri (i£jUJ) j^jt", Sprenger 401 Bl. 17K») soll er 73 Jahre
alt geworden sein. Ibrahim Ihn Sa'd ist der einzige Überlieferet" des lbn
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lf>0 Sachau: Studien zur ältesten Gese-hichteuberliefenmg der Araber.
Ishäk unter seinen Zeitgenossen, der dem Fibrist (92, 30) bekannt war.
Daß Ibn Saad sich seiner Redaktion neben derjenigen des Harun Ibn Abi 'Is4
bediente, habe ich bereits in der Einleitung zu III, I S. XXV angegeben.
Über denjenigen, der die Redaktion des Ibrahim Ibn Sa'd fortsetzte,
den nur zwei Jahre vor Ibn Saad gestorbenen Ahmed Ibn Muhammed Ibn
Ajjub, gehen die Biographiensammlungen reichliche Auskunft. Mukaddasi,
Sprenger 270 Bl.39öb:
er J^üJ Jjy_ j£ is^\J^}\ y*>- y\ JbjH ^jy) e> er
^ iSJJ jtf e> f. JS) Ü fj) J* &Jm Ü jlU e> eS*
d>\ er y)j <J. J^*** er er «*l -^fj
^j» <xl ^>y^{ Jlsj lai ^-ill L ^»1 -eT" JUi ju« «j-
-W- ^ (Ms. (j') -*!U- cT e> J-iaiil W»— ' *\ >^
Ii J- ^ a > ^ J^j W-J (396*) J, jtf'tfj» ^
|a> ^ j£> jJj je "Vi .w & p\ y>_ ^H. ^ ^ C"*1* ^
ifl J^i J/^i er ZZIJ ä ^/l c> r^lj
ä er y y*{ "J\ JU» <^ J^-^ ^ ^ Jü ^ y \ jr\ eU
^ > ^Jj-l Jli (396fc)l4^j jAi ^ eV^< eH ^
cs3^ \l er (^-''J t> ^* J ^»-Jl ^ erj jj^T 0^
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Sachau: Studien xur ältesten Geschichtsuberlieferung der Araber. 161
Jüü ji^Jüi <x Jl-j jy-l JS JU Ä»lj I4PL—
J-^- Cr -*H Cr il •** Jiij l>^» L ^.o? *J JJ j) Uf Jl
U»-\ lc\ L. JlS» Cr Cr -»-Hj <^1L fjf J*IS <x JL-j j\ ^
* ^J. Cr. &t e> J^J v-iiT bGj j^J^- t> ^ JÜT U«^ I^j.
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gjY TÄTj J~m Cr JÜI * ^ U er. £j
■*H Is-*- Cr -^H y\ J\5j jCTUj Co^-j j\? <- ^ «>• Ojl^ jy
V* eO^l Cr fj\ Cr° iSM er Ol
J~~— \ Cr Cr (j\ JK jjSUll Cr J» j\ Cr5,
ü >j J^- Cr. o< Jtt eoUl er 0^ U * jj
J\5j <ic jv- ^ Cr ^ j6 <^ Je o Jyj\
^ <j J&j Jpj a>| <ek J\ jjr er a^Ij UJ ^ap (397*) Cr 1
• ilj^c ^ ^aJ-I t-» aV \i* g j*J
Dieser ausfuhrliche Artikel macht die Angaben Dhahabis, Sprenger 271
Bl. 17*, entbehrlich. Unser Ahmed war nicht, wie Ibrahim Ibn Sa'd, ein
vornehmer Mann, sondern ein Schreiber, der vermutlich von seiner Feder
lebte. Er hat für einen Barmekiden das Werk des Ibn Ishäk aus der
Handschrift des Ibrahim Ibn Sa'd abgeschrieben, und die Frage, (Iber welche
die arabischen Gelehrten sich streiten , ob Ibrahim selbst ihm sein Exemplar
vorgelesen, ob Ibrahim selbst die von Ahmed angefertigte Abschrift korri-
giert, oder ob Ahmed weiter nichts getan habe als lediglich die Handschrift
Ibrahims abzuschreiben, ist Tür uns von geringem Belang. Auf alle Fälle hat
er sich durch seine Abschrift ein Verdienst um die Erhaltung der Maghau
erworben.
III.
& *) <T 17°)
ft* Cr üyM ( I- 213)
Uber Alhusain Ibn Bahr Am , der dem Ibn Saad die Kenntnis des von Abu
Ma'Aar verfaßten Geschichtswerkes (s. Einleitung zu Ibn Saad III, I, S. XXV)
vermittelte , gibt Dhahabi, Sprenger 271 Bl. 119b die folgende Auskunft:
cm J»->" y) r1-* 4 er
y \j *^-J f j^- e> J.frl J/^y-b ^ j\
Crl j^-J Cr-^^ er J^-b
Mitt. d- Sem. f. Orient Sprarhea. 1904- a Abt. 11
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Ähnüch auch Dhahabi in der JiÜ-l ./jf (ed. Haidarabad) I, 372,
nur mit der Differenz, daß unter seinen Lehrern auch jlli. y \
und unter seinen Schülern auch noch e>,/^"l und jjj>- aufgeführt
werden, während <£JH <j~*~\ eT J3*-! ausgelassen ist
Ihn Hagar, Takrib (Delhi 1320) S.41:
• ocL. j» ^ Uo- j| ^ ^ o oU **-Ut ^ ^ j, jr ^ JUj
Einige Verschiedenheiten in dem Verzeichnis der Lehrer und Schüler
weist die Notiz Dhahabis bei WQstenfeld, Liber classium virorum VII, 55
(S. 83) auf. Dieser rberlieferer oder seine Familie stammte aus Sjyl J_j»,
kontrahiert Die richtige Form seiner Nisbe ist daher ^SjJH, nicht
(SJJiJ'\* wie in manchen Handschriften und Ausgaben geschrieben ist.
Über Abu MaSar geben wir die beiden Artikel von Mukaddasi und
Dhahabi.
Mukaddasi in Landberg 35 Bl. 141":
l \ jfcj Jfj^S >• (^«CJl j*- J\ -LP
y Cr.» J>« £fa J*£Ll Cr u-t» Cr. ^ Cr jy^ Cr
\jj Cr ^\ ^ tfjj Cr f^J Cr t^j^l -V~J
^4i|jJ| o*. jp.Ij j»b ^jj <«r>j jjjU o;
>» <>*. l^vJOF jfj! er A Cr -^j gU-ll er ^ er
e«J->» Y -»^ JÜ j^U J~ J^, ^ w|j <ai> jj ^ j\ j
VJ*-^t j^Jp Cr V Jlij ^Ül et ^jj oij Uc ax
er \jm j^J «-k *1>-^ c?"H* Cr eV*J» O^J *^ Iii
fV J* a I Jüj Ü> Jl ^.-^ ^ j\ La». J£ jj>
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 163
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Dhahabi in Sprenger 274 B1.76'— 77 \
L"£ j^^U ^ ^ jpl j*J\ J
Jij -iVj Ol ^ -f| i^M- ^ ^ fJüäe ^ ^
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ü-^j ^JJl j wi-ll 0; -c-w ^ tfjjj J-t- o; cU L| ^ b
->u. Cr ^fj J>ß\ ^ er cr^ Cr -«^j ^j;5ll
cr ^411 ccj ^.Uj j; fUUj u.| ^ q1j j45a,
•^j Cr J^j er Cr^J* p-151» Cr p-^j <^^l J
r*>» Jl^j ^JÄ» Cr jC-j c- J» ab OCJ» Cr ^ Cr.
Ol, >^ ^| er- (Bi. 76b)cr ^57 Uju i* b U ^ Jli
^r.c?^ j^o-5uJ| J15^ Uüu j»l j^i^i >J Jl5j C;ju
i-V Cr» jlO AiUj ^ jp V
v>* Cr I J15 j c4J j, ^Jj ^t-VI ^ V J>u» J^ er -^1 Jl» j
^1 Jfi l-JSj U| ^ crl cr^ Jöj ^ jUl
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164 Sachau: Studien zur ältesten Gcschicht»(lberlieferung der Araber.
jjjU j. Jül| Jüj J> 4 ^JjJl er e^Jt V JS^! ^ «4* ^
<»*L. j jü~ iL- ojdl "p-vT ^aa1\ J\ O je- j\ (j ^ jUJl
t-V-* i^T Jftj 4j j| ^ J\ -w ^ U ^^fc
Jß L*- Jj jl ^jk-) j£j ÄTLj <L~ j/j J\s Üj».
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0* lSj&\ J* »jf^ J»J Cji J?Cj\ <>i(Bl. 77')^ j^ti
jlTsjr^ *1 Jli jJlj > 5*U CJi V ^j, Sjr^l
.<JL\ jj aJ JU ^ jp j4?ü\ jUL-i ^ .U J\ ^J*
IV.
Das Werk Ibn Saads ist zu einem großen Teil als eine posthtime
Publikation Wakidis anzusehen. Ibn Saad hat die Sammlungen seines
Meisters aus dessen Nachlaß nach bestimmten Gesichtspunkten gesichtet,
geordnet und herausgegeben. Die Überliefererreihen, welche Ibn Saad als
die Hauptquellen der Information Wakidis bezeichnet, sind folgende acht:
IVa.
Öc^ (f 94)
(I" 124)
«5)1 JLt (> ^ (f i.v2)
tfui^l (f 207)
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Sachau: Studien zur ältesten Geochichtsüberlieferang der Araber. 165
Uber Urwa Ibn Alzubair, den Sohn eines Vetters des Propheten, und
Muhammed Ibn Muslim Alzuhri vgl. meine Einleitung zu Ibn Saad 111, I,
8. XVIII und XIII.
Derjenige, der diese ebenso wichtigen wie zahlreichen Überlieferungen
dem Wakidi übermittelte, war Muhammed Ibn Abdallah Ibn Muslim, ein
Neffe des Zuhri. Den nachfolgenden Artikel entnehme ich Dhahabl, Sprenger
273 Bl.62b:
y) <£^J\ er ü \*\ er er *»1 er
eWjMb e> ±& lV.^ <Sv*J\ & & eW & 'Kf
ulW- u er p»jrj er y>» 3 ^ er
JÜ7 J«j ^ ou. o-i J\5j? ^jO-I a*M J\fU,U,
f. y \ »bj *3 JJv»U\ Vi jU. Ji\ Jf^-^ lJy* Jl JP Jl* j*
vJ^. V <fc *-^l I/Lm JJj tfiA^ tf-*-Jl ^ J* er
^ U ;^>U fU jp *> jp ^ y .> ^jJ\ jp aJ
^ ü jj- tS=^\ \\ c/- ^tJ u j^J>»
yi jir^^ii j\ je ^ ^1 j) isr ji jfck
IaV<a^
^ L^L- aJ\ ^.l CA y\ *Up *fi ^JiljJl J\i Up Ou-
<>— J|J«*ill <»>U- J i>Ml j 4)5 1 ^Lt» U-Ä- 4£-l jfcj
oÄTUj £~ *i- öl» jL>- e>J J^J • ^» *UAp *Jp "jr ÄTUj
Die ländliche Besitzung an der Straße vom Higäz nach Syrien , ge-
nannt \J»j >->■■ ■* , wo Zuhri gestorben war, war im Besitze seiner Familie
geblieben. Hier wurde sein Neffe auf Betreiben des eigenen Sohnes infolge
eines Erbschaftstreits ermordet A. H. 152, nach anderer Angabe 157.
IV b.
i* (f 105)
Cy^\ er (f 135)
<xs» i>\ (f 105)
cJ4»^| (f 207)
1 Vgl. Fischer, Biographieu S. 1"V, 12 und ZDMG. 44, 430, 13.
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166 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferang der Araber.
'Ikrima, der vielgenannte Sklave des Ibn Äbbas, des Vetters des
Propheten, erhielt nach dein Tode seines Herrn von dessen Sohn 'Ali lbn
Abdillah lbn Äbbas die Freiheit und lebte dann in Basra. Wegen chari-
gitischer Ansichten verfolgt, verbarg er sich bei seinem Schüler Dä'üd lbn
Alhusain (vgl. Ma'arif S. 231).
Über den letzteren gibt Dhahabi, Sprenger 271, Bl. 152a, Auskunft:
O je jÜc Cr. j£c Cr. *j* &y <j-*M c£^VI Cr. ^
J^— 1 Cr. **J*-j £^Vb j» Cr) ob
Cr) tfj^lf j j\ er. J**r Cr. Crh «±>- J1 Cr.
jj CT^x o;» J£j h£ 0s- u Jt^ Ol* *>J
^ ä^l ^aju w>i j*T Jrl Jfc * JU\
• 4L- Juw, JOTI tf-rf^l Jli (152*)^ jClfj
Daüd konnte als Freigelassener eines Sohnes des Chalifen Othman
vielfache persönliche Beziehungen zur großen Zeit haben, und wenn er
(wie 'Ikrima) wegen seiner chärigitischen Gesinnung den offiziellen Kreisen
odios war, so ist seine Geschichtsüberlieferung vielleicht deshalb um so
wertvoller.
lbn Abi Habiba hieß mit vollem Namen Abu Isma'il Ibrahim lbn
Ismä'il lbn Abi Habiba und war ein Vetter von Müsa Ibn 'Ukba, dessen
Mutter eine Tochter des Abü Habiba war. Wir geben den Artikel des
Mukaddasi, Sprenger 270 Bl. 414a:
J>* J-*w-l y\ JfiVl <jl cT J^*-l Cr. f+j)
Cr. Cr. jSj Cr^\ Cr. .yb & ^jj J^Yl *j Cr. <**~ Cr. *\ -*f
yh <Sv*J\ Cr. 4»l ^jl j\ ^ J^*-l iSjj £j~>
Cr. iS^\ sS^ y.h Cr. fj) Cr. AJ\ J\ Cr. j» Cr.
>l (4i4b) JJ» er. Jlij ^L, ajt j\> Jüj ^
<>r Cr. cf- S*- ^\\^J\ *J>j&~y* i-^ J^J <-.-^*
JJi j6 o- jC~ fL, Ulc LLr. jl^ju- Cr.-^^J <L^> ^ 0.a>
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberliefenmg der Araber. 167
Hiermit ist zu vergleichen Dhahab!, Sprenger 271 Bl. 25b:
<x> <2c & ^ys Cf^\ Cr. ^ if jM J-^*-l Cr. t+j)
s** y)s J 0: J— ~ij j\ er, j\ Cr)
IVc.
ötf ä y er (f 119, 120, 127, 129)
^ e> \^*> Cr. (f
c$oi\jJ\ (f 207).
Uber Asim Ibn Omar Ibn Katada vgl. den Artikel Dhahabls bei
Fischer, Biographien S. 22. MizzI widmet ihm folgenden Artikel in Land-
berg 40 B1.208b:
er er S** Cr. \j er Cr. ^ Cr. S Cr.~^
^UVl ^jV\ Cr. 4L Cr. c~dt jyf d. Cr >^ j>j
17377^ er ^ er yj3- >l eW jy»> j>.» JUj y> x\ *>U»
J; J-i-lj 4»\ ^ (209t)-rWj (ijUll jO_ Cj. yj»L> A j jj|
■ex ^L, ^ o^j <»\ c/. -r.V er ö*^ "V^ er
jV^l -Oil -^j ,Jy> er e> er -V-J jty-» er «*\
er ->^J 0*-*» er ;->ü e> ^"^7 JU» jl e> > e> e*~^ e> j>J
«•I ^ e> u-^J ij* Cr. ^ er J*-* e> -*^J <M e> ^„jj c^V» er
j£-jM er J*J Jr"* e> üM~ e> eT*^ e> «V- e>
Jt^ er J^J V £u Cr. jLfc er J/^ Cr. »Mj
Cr «^j jLj Cr if>c~'\ Cr. -^j Cr. Cr. Cr. J-*äH «— ^1
o** Cr. Jßy Cr. o.^ *y>i\ y)j j&\ jto Cr. ^}*>
Cr. oji-ij ö^r^\ J\ Cr. Cr. J>^f Cr. \jj
• §*3 <J^~3\j '^j'j y\j Cr. <s*l Cf er &***\ c5/^l
m
;^Jl jJpj ^41 ijjj *J jlT Ju- er J> J\ÜJ y tT j jU aj
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1 (38 Sachau: Studien zur ältesten GeBchichtaüberliefernng der Araber.
cr^ öl •✓'b ■*■» ^ <k • jo j Ai^i- J
Cr -V J^ ;-r^ CT1 ^ Jy *^ ök- *>J
Cr ji jfj JlSj aTU j Cr £~ ^- oU jC»-
• Uti^ a] l'Lj CrmJ^j c-*'^ Jf j~ Crb >
Dieser Asim ist ein freier Mann aus altem medinischeu Geschlecht,
nicht ein Freigelassener, und was er von seinem Großvater überliefert, ist
eine Hauptquelle fur alles Wissen Aber Muhammed und seine Leute. Sein
Großvater Katada war einer der ältesten medinischen Muslims und hatte in
einem der ersten Kämpfe fur den Islam eine schwere Wunde an einem Auge
erhalten , die von Muhammed erfolgreich kuriert wurde. Von seinem Sohne
Omar erfährt man nur, daß er das Wissen seines Vaters und des 'AU Ihn
Albusain weiter überliefert habe. Wenn der Enkel Asim es mit seinem
Gewissen vereinigen konnte, sich von dem Omajjadischen Chalifen Omar
Ibn Abdcl'aziz seine Schulden bezahlen zu lassen und dessen Brot zu essen,
so muß bei der materiellen Beurteilung seiner Überlieferung dies in ähn-
licher Weise berücksichtigt werden wie bei Ibn Ishäk der Umstand, daß
er für einen Abbasiden arbeitete.
Uber Muhammed Ibn Salib Ibn Dinar Altammär berichtet Mukaddasi
in Sprenger 270 Bl. 2ulb folgendes:
SJjj ^lli Cr <^b <*\ ±f y) <j-*U ^ Cr
-l^-j xf- ^-UHj ,y xj^j y jj| xs, ^> j\
£Ul j 4*\ x^ <i fjjj Attl x^ ^ xj <j xjjj
oil- xj- <j; xr\ »JIU Jl> {jfd\ ÄJiw. ^> Äul jupj ^juJI ^Ic j
• Ul* erb ^J^b -»jb *l «I iSu **m*>- ^fyi I$ytt» ^
Dhahabi (Sprenger 273 Bl. 54b) gibt folgenden Bericht:
iSjjj JLi\ cr\ J\j t1* *>. ^b ^ r^Vr £j
^L» <Pj Ä-tL^j J-Ij >jJ\ -U. J ^liU
Cr JlUj £U\ or <»i ^ ^ j
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Sachau: Studien zur Ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 169
y \ aTj or 4i* Jlä ^ a y\ Jtt
IVd.
oioj e> (t 130, 129)
eS-ütjH (f 207).
Über diesen Jazid, einen Freigelassenen der Familie Zubair, s. einen
Artikel bei Fischer, Biographien S. 84. Etwas ausführlicher Mizzi in Land-
berg 39 BL 170b:
if- ~JTj <&\ er Jr eW xjj y\ e^VI jljj e> *j„
er «»l s?r er e> e> ^ «V 4 fU-> ^U 4 eH*
^ e> ^ er ^ j- Jl er ^ er ^ 4 #\ ±sj
*rJ±J fjU- er Jl^rT e*J-> J-^ v.v/> üb *Lr*l er* ^
J\ er e>-*M er Jjbj £-lf er er ü1*^- e> ^ 4
^ e> 4Ul «e-t e£/**^ er «*1 -^J er <%A- ^jW
yW^ e> (171*)^— e> -^J jL-> J Jr a^j ^Ji J; düUj i^Jl
*>. et1'-5 ^ ^ ^ °^ £tj ^
y\j vilUl CT. J. Jr^ 5-V> 4 ^ er ^
eS^jK Jlij CiU3l yUT j jU ä\ ♦ /ij <£ JU\ Jfi jjd\ ^jt
tfJujJl j >C e> 4)1 ax «j- -J^J e> JL^i -U- a o£j
o 4j e?jj jCS^HIc j£> ^ ^ j ÄTUj jOT
Neben diesem Bericht ist derjenige des Mukaddasi in Landberg 35
BL 181* entbehrlich. Es kann wohl nur auf einem Zufall beruhen, daß in
den Artikeln der Biographen Muhammed Ibn $alib Ihn Dinar nicht unter
den Schülern des Jazid Ibn Rüman aufgeführt wird. Vielleicht war der
unter seinen Schülern genannte, 140 gestorbene Abu Hazim Salama Ibn
Dinar Altainmar ein Onkel unseres Muhammed Ihn Sälih Ibn Dinar Al-
IVe.
±A\ er pj\ Cr (f 120)
^\ £>j$*\ ä er Ü err (t 151)
e^AiljH (f 207)
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170 Sachau: Stadien zur ältesten Geschichtsflberliefernng der Araber.
Über den ältesten Gewährsmann in dieser Reihe gibt Mukaddasi in
Sprenger 270 Bl. 192k folgenden Artikel:
.w cj ^ s/± Cr. J**> ü ^W- er ^>J^-\ o a
Ü^-WU j- d-^ Jj\ Jt e> eV)* er ^ e> 0* er p er
A^j OJU J cr»b oÜaJ-l er y er ^>l "V ^ ef^ e*
-u. j; Wj J4I ^Sj 0; ^Jl jt> e> ü>>
(193*)Ua Or er Ö^J J^. e> e> ^ ^ <>.
e> ^Wj jl er Cr ^ (?) j^.J «»l V t>.
e> ^> J e^M J er es^J -WVI er iSJJ JU~
«^jJl 0; -^J e> JW-i e> -O^j jl^ ^ ü ^ +f
^jjU» J; ^»1 -Lpj *jp ^ ijlfj J- J4J» UiU 0; e>
<~\j J.j tr <«Uj er eft> e^ y er *l -^J
£-1 ^»^1 e> eS-*»l jM J^J- Cr Jli ^» y.l er e> i&r
i-All ^ .Ui j*G jyP <~lj e^. e,» »~ ^
j£> ^ j ^ |T*/J er -Jy jujl j t-A>. ^\ y
jf o 35 ^ e> ^ e9^ ? ^
er ^1*^1 04 eT OjL>-l •«*>■ j£j -e^c- ^^ri eV
jl^ J- 4i^i j iTUj e>j-^ e> J / e^SVI
e?-^l J>U- t> ÄiU J\jj c^J-^l j^Ij ^ j\ e> j^j oULI
Weniger ausführlich Dhaliabi in Sprenger 273 B1.21b:
jej or -V-b ^.3 0. ^^-1 J- iSJJ '^1 ^/l er
^ V Cl ^— d?Jjl ^ V J ^-*Wj -V- eilj yWj ^1
e^^Jer
Unter seinen SchQleru wird hier auch Al'auza i genaunt Der Groß-
vater unseres Muhammed, Albarith Ihn Chälid, ursprünglich ein Frei-
gelassener des inekkanischen Geschlechts der Banü Taim, hatte die Flucht
nach Abessinien mitgemacht und war von dort nach Medina zurückgekehrt.
1 d. i. j-tjJl und ^yl—Jl •
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Sachau: Stadien zur ältesten GeschichtsüberHeferung der Araber. 171
Über Müsä, den Sohn des Muhammed Ibn Ibrahim Ibn Alhärith,
durch den Wäkidi die Tradition seines Vaters kennen lernte, gibt Mukaddasi
in Landberg 35 BI. 135* folgenden Bericht:
C/- iSJJ J-^ y) ^ Cr, fj) ä Cr, &y
Cj, -M* er cP->jb-M J-jJl -^fj '»-^f O.
J\äj ^1 ß> JU\j y\ Jlij jSL tfjUl J«
-0 4jj &m<*L\ ^.-^ ß* fv ii» JLi-> er ^
• erb
Dhahabi (Sprenger 274 Bl. 65*) fugt hinzu, daß er außer von seinem
Vater auch von Abderrahmän Ibn Äban Ibn Othman, dem Knkel des Chalifen,
überliefert habe, und Ibn Hagar, Takrib S.218, weiß zu berichten, daß er
A. 151 gestorben sei. Müsä war also ein Zeitgenosse von Muhammed
Ibn Ishak.
IV f.
o~? y) (f ? )
sxf ds Cr, +f (t m
<J-Ülj)\ (f 207)
Über den Informanten Wakidis, Abdul magid Ibn Abi 'Abs bringt Ibn
Saad folgende Notiz (nach Cod. Gothanus 412b B1.66b).
ü ±J Cr, 3j* ü.jfru^r? 3) Cr, <** er. u~? ^ Cr, -»M ±?
(IsSJ ^ lt? u: ^ -V J > ^ Cl tr. ^ Cr,
Cr. \j Cr, V Cr.j?rCr.o~f ^) Cr, Cr, ^
Der Stammvater des medinischen Geschlechts, dem unser Abdulmagid
angehört, ist der im Jahre 34 gestorbene Bed r- Kämpfer Abü Abs Ibn Gabr
(vgl. Ibn Saad III, II, 23). Zahlreiche Nachkommen von ihm existierten
sowohl in Medina wie in Bagdad. Sein ältester Sohn hieß Muhammed
(Ibn Saad a. a. O. Z. 25), und dieser muß einen Sohn des Namens Abü Abs
gehabt haben. Von diesen beiden Personen, Muhammed und Abü Abs II,
ist nur wenig bekannt; ihre Todesjahre sind vielleicht je in die Zeit von
64—74 Und von 94—104 zu setzen. Dhahabi (Sprenger 274 Bl. 259*) be-
richtet, daß von dem alten Bedr-llelden Abü Abs überliefert hätten: sein
Sohn Zaid (s. Ibn Saad III, II, 24, 2), sein Enkel Abü Abs Ibn Muham-
med u. a. Dieser letztere, dessen Nomen nicht bekannt zu sein scheint,
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172 Sachau: Studien zur ältesten GeschichtsQberlteferung der Araber.
war der Vater unseres Abdulmagid. Danach hätte die Überlieferung in
diesem Geschlechte folgenden Weg genommen:
Abu Abs Ihn Gabr
Zaid Ibn Abi Abs Abu Abs Ibn Muhammed Ibn Abf Abs
I
Abdulmagid Ibn Abi Abs.
IVg.
^ tj. J^fr e> (f um 100)
y) (f 130)
tf-viljÄ ( i- 207)
Der älteste Vertreter dieser Reihe ist der Sohn eines bekannten
Mannes, nicht eines der Freunde Muhammeds aus Eiterer Zeit, sondern eines
derjenigen, die erst in zwölfter Stunde, bei der Eroberung von Mekka im
Anfang des Jahres 630, sich zur Annahme des neuen Glaubens bequemten.
Kr war im Besitz einer gewissen Bildung, galt Tür einen großen Genealogen,
hielt später in dem Kampf fur und wider den greisen Chalifen Othman treu
zu ihm , und starb im Jahre 09. Von ihm geht ein verhältnismäßig großer Strom
der Überlieferung Aber die Genesis des Islams aus, welche in der Haupt-
sache durch seinen Sohn Muhammed der Folgezeit erhalten ist. Über
diesen Muhammed gibt Mukaddasi in Sprenger 270 Bl. 225 k folgende
Auskunft:
ouj >» J fK ^ ^ ^ ^»j » .X
O ^ t>>- c-Jl J s_jU»
<^>j^\ er ■V-J (CV* 4 tf**-^ Jt/* ^ -S**
^l- Ja. jj* o; a* j*Jt 4») a^ o; *H JC ef^T» er
Ü>4 j<j dull ax j Jy J» jljli j\ cj\ j> ju- er.» A>
AX (226')c> j? j OU ^ #J*j UU- Jttj ^_aM JJi
ojJlj J^yl JüJ» ^Jl jv>- j^Aij Ia^>U ^.ji J. jSj
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Sachau: Studien zur ältesten GeschichtsÜberlieferung der Araber. 173
Hiermit ist zu vergleichen Dhahabi in Sprenger 273 Bl. 36 b:
<Tj \ jU, ^ <A ~f g y~\ £T jmt er
Sein Schüler Abü Alhuwairith heißt mit vollem Namen Abderrahman
Ibn Mu äwija Ibn Alhuwairith Alansari Alzuraki Almadani. Ihm widmet
Dhahabi in Sprenger 272 Bl. 153* den folgenden Artikel:
jUJl j* tsjjj i\ Cr y W ijL> V j Jiy ü;l
er ^L. Cr Cr -^J j£v cr^ er crV ^ er
Crl JÜJ ^ ^ siAll, JÜ jjj^Jj J>~J** t> A^ jUi- y \j
oÄTLj jvl* jf Cr 4»! -et j ai5- JUj ^j» ^Ul J\i^
Ihn Hagar (Takrib S. 125) weiß noch hinzuzufügen:
« U-W JJj jvl" O- oL Ä-oU\ »WjVl tA> J"«^ Iß" Jj-*-*
Der jüngste Uberlieferer dieser Reihe, der zu Wakidi hinüberführt,
ist Abderrahman Ibn Abd-Al'aziz , über den Dhahabi in Sprenger 272
Bl. 140* mit folgenden Worten berichtet:
^jLriYl Cr j£- a. **\ a^ Cr -rj^ "V er ; <j**Jt V
O e> ^ t> ^ -^J <S»* J\ y) <J^\ crjVl
•JfS <et Cr ^y* <Sj j& Cr a)Uo (V jl Cr ^1
Er führt auch den Beinamen ^iAm und soll über 70 Jahre alt
geworden sein (Ibn Hagar, Takrib S. 123).
IV h.
<jV-> er J>J\ A* U -V- (f um 102?)
Jyl» A^ Cr ^1 (f 156)
tfAÜ^I (f 207)
Der volle Name dieses Sa* id ist Sa' id Ibn Abderrahman Ihn Jazid
Ibn Rukais. Der Stammvater des Geschlechts, Jazid Ibn Rukais hatte bei
Bedr mitgefochten und war in der Jamäma- Schlacht im Jahre 12 gefallen.
1 a-1 Cr ^X^J?
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174 Sachau: Studien tur ältesten Gcschichteüberlieferong der Araber.
Seinen Sohn Abderrahman finde ich unter den Überlieferern nicht erwähnt.
Ibn Hagar (Takrib S. 120) sagt über ihn:
Über diesen Sa id berichtet Dhahabi in Sprenger 271 Bl. I99b:
Jl ^ crV-> Cr *J. er ur^Jl er. ^
Wenn in dieser Reihe keine Lücke ist, müssen die einzelnen Per-
sonen sehr langlebig gewesen sein; man muß schon mehr als 45jährige
Lebenszeiten annehmen, um den Zeitraum einigermaßen zu überbrücken:
Jazid f 12,
Abderrahman f ? 57,
Sa' id f?102,
Adah f 156.
Dhahabi verzeichnet in seinem Generationenbuch »-^Xfil JWj Jk» j£
in Sprenger 275 Bl. 91' unseren Sa* id unter der fünften Generation, der-
jenigen des AlYmaft (f 148), Abü Hanifa (t 150) und Ibn Äun (f 151),
was auf einem Fehler beruht. Er ist mit mehr Recht, wie bei Ibn Hagar
(Takrib S.71) geschieht, der vierten Generation zuzuweisen, derjenigen der
Zettgenossen Zuhris.
Über Aflah gibt Dhahabi in Sprenger 271 Bl. 55* folgenden Bericht:
g\j tr il x* j* y) J\Ü\ ^r t^jUV» Cr. ^
o <TL.j jy-^j Äi~ Xw <jl
V.
Wie oben S. 1 bemerkt, gibt Wakidi am Anfang seines Maghäzi-
buches ein Verzeichnis seiner Gewährsmänner. Von den 25 Personen, die
er aufzählt (ed. Kremer S. 1, 2), sind die folgenden acht auch in dem Ver-
zeichnis des Ibn Saad aufgeführt:
L ^jl^l er cT e>
Siehe oben S. 16.
2. ^-4 j üs\ ax er ;
Siehe oben S. 11 = eS^JrH-
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Sachau: Stadien tor ältesten GeschichtsüherHeferang der Araber. 175
3. er ü *\ er er ^ ^
Siehe oben S. 20.
Siehe oben S. 13.
jto a ^ er
Siehe oben S. 15.
6. j*. y\
Siehe oben S. 8.
Siehe oben S. 2.
Siehe oben S. 18.
Die übrigen 17 Informanten, welche Wäkidi eigentümlich sind und
von Ibn Saad nicht genannt werden, gehören der letzten und vorletzten
Generation vor dem Verfasser an und sind meist in der zweiten Hälfte des
II. Jahrhunderts gestorben. Es sind folgende :
1. i/jjil fjj, er «V- er j+J\ *f o ü\> ü Jy*
Mukaddasi, Landberg 35 Bl. 65b:
Dhahabi, Sprenger 272 Bl. 326':
tri . tf-ät J\j yLJ-l -X* j J &\ XP a <JUj
Sein Urgroßvater Sa* id war 54 (s. Ma'&rif S. 159), sein Großvater
Abderrahman 109 gestorben (vgl. Dhahabi in Sprenger 272 Bl. 133b):
y) V? er s/± Cr 0; y.jr 4 -V- Cr. I^M^
4j aJ o et ^ Jtt ^Vl r3U *b jfr U
Wir bekommen danach fur dies Geschlecht die folgenden Todesjahre :
Sa'ld f 54,
Abderrahman -f* 109,
Othman + um 139—149,
'Amr (Omar?) f um 169—179.
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176 Sachau: Studien wir ältesten Geschichteöberlieferung der Araber.
2. 5-3 Cr Crt *»i V Cr * ürr
Über diesen berichtet Mukaddasi in Landberg 35 Bl. 136*:
Cr (Sj^\ ^f- Cr. ^ Cr. wUail Cr J>-Vl (j <-0 Cr £\ ^y*
<j\j jt •> er. f 3U jl Cr tfjj ^ JaU ^.e-Yl ^ Jl ^
Cr ,/rW^b jLj Cr «»l Jl erb ^»-r
Cr. j~ ^JJ CA-^t jl er j Cr -V e>
j\ Cr jb^l AiäP jJu-j er *^«« J erb 3b*M
Crl Jfcj ^ > J\Sj ju- Cr. ^
• erb J^h
Ähnlich Dhahabf in Sprenger 274 Bl. 67*. Der Chalife Mansür ist
158 gestorben; in den letzten Jahren seiner Regierung ist unser Musa ge-
storben.
3. Cr Cr j*J\ o Cr. 4&\
ist gestorben 170. Vgl. folgenden Artikel von Mix« in Landberg 40 B1.276*:
Cr J»y Cr Cr j>-U Cr. Cr9^ ^ Cr. Cr. *\ ^
C;\ JA\ jj? y\ ts^js J,J\ l^j er. JL^ a w-M
Cr.-u~ ^ Cr J-~t Cr ^ 'e^j1! Cr ^ -y- V
■V Cr fj) Cr. <s^J\ Cr*^ -^f Cr. J-r V.b ^ ^
ur^Vl a> j j^j jy; ^| er -^bH Cr ü^Jl
j*J\ er vJlt jl e> > c> Cr* t>. er*" Cr. ^ *f Cr.
-*~f Cr. J» er Cr •fc/.j J 'j Cr. Cr.
J>» Oj* e> Jlb üb er e> Cr^J1
Cr *^ **J* Cr. jj-1>\ ^ ^ Cr
Cr er >r Cr. J— b j} Cr. S Cr.
Cr. alWj Cr. s^j <SlJ\ -*> er J»*-b Cr >
jr_jj\ xpj Cr. +fj Cr. *»\ -^J Jl>i\ ^
y Cr j^j erijV! ax Cr >.>Ji -^j ^^j1» (276b)OlT j\ j
1 Gestorben 156.
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsuberiteferung der Araber. 177
j 313 tr jJ-l er «^J ^ er u/^ 0;
e> e*^jH y o: -^j -r.3jH J» e> y er ^ e>
jll>. j- Jr er O^-wJlj eflj^ m<j^ er j i-JU
<A e> «V er c^.J oJ-\ Ol i<fj %r^\
±± j ±*\ cxm "Z5ü y\j ^ ±r A-M- j
jJj Jj-^ J**^ cil~ er. ^ JS er X J«^
J ol» J>- o-dl »Uli! J». jl V cUj? J> |j iSfd\j iSjW»
>fi J> U jfjH Ol» Jtt j* er J£ Uü ^ \jMi jft OT
JJ <Jkj 4JLSJ y*>- <> -et j/ Ji V"\ oaII
Vi dli ..ui Vj ^ Jl Cr ^ ^ ^ ^.
efj Ji-r ^ ^ WV;S>\ i>i ju» ji y- jr
c- j^jl- J <u er ^jiij -uUj £jt jil>jut
• j^Ub ^\ J^*l ot^J 4 e«J-?J j e«J^ * AaZju.1
4. ij* j\ er. ü ; -V1 er
Ist gestorben 202. Sein Nomen soll aA\ JLt oder -C^ sein.
Dhahabf gibt in Sprenger 274 B1.229b folgenden Artikel über ihn:
4 o4 ^ er e*>N er e>. eJ^ er ß. f)
& JJj «Sil -et JJ Juli ^jjJl ts^U ^^ill ^ j "jj
0. zy*yh j\ er e?J^. j»^
c\ ~s ji^j a> ijj j\ a. ^ er.
X'^ er jOjl -V-J er <-^" ^ ^.yr
Mio. ü. Sc«, t Orient Sp«ch«n. 1901. 11. Abt 12
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178 Sachau: Studien zur ältesten Gesehichtsflhcrlieferung der Araber.
0: iT i»J VJ J* er er -Sil J\5j ^
J\5j J->1 jüu jjb Jlij (230')i3jJU ^L-iJl Jlij
Ks verdient hervorgehoben zu werden, daß dieser Überlieferer, der
so sehr oft genannt wird, bei einein Teil der Kritiker seiner Nation als
Fälscher verrufen war. Der Stammvater seines Geschlechts, Abu Sabra.
der bei Bedr mitgefochten hatte, der einzige der Fluchtgenossen , der nach
Muhammeds Tode nach Mekka zurückgekehrt war (s. Ibn Saad III, 1, 293).
soll unter dem Chalifate Othmans (644 — 656) gestorben sein.
5. Der nächstfolgende Gewährsmann Wäkidis heißt in der Kremer-
schen Ausgabe:
4)1 XL J \ J*- J\ u; jUlc Cr -V-
dagegen in der Londoner Handschrift Or. 1617:
Was nun auch die richtige Form des Namens sein mag, die Person ist
mir unbekannt.
6. ^>Jl x+ a er**
Dieser Junus uberliefert meist auf Autorität seines Vaters, und hatte
einen Bruder namens Ja'kub (s. Wellhausen, Muhammed in Medina S. 264).
In den mir zugänglichen Cberliefererverzeichnissen wird ein <J ^ y
erwähnt, nicht aber mit der Nisbe (£jäi&\, sondern ^.sl-UJi, mit vollem
Namen:
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Sachau: Studien zur ältesten Gcschichtsüberlieferung der Araber. 179
der nach Ibn Saad 208, also ein Jahr nach Wakidi gestorben sein soll.
Kinen ausführlichen Artikel über ihn gibt Mizzi in Landberg 39 Bl. 249*;
Mukaddasi in Landberg 35 Bl. 194b und Dhahabi in Sprenger 274 B1.221b.
7. ^ a A>
Dieser Überlieferer mit dein Beinamen Jjjjh (s.Wellhausen, Muhammed
in Medina S. 190) ist mir nur aus Wäkidis Maghäzi bekannt. Kr durfte
der Generation nach dem Zurakiten Abu - Alhuwairith (f 130), von dem er
überliefert, angehören (s.Wellhausen, a.a.O. S. 52 und hier oben S. 20).
8- Jj* er
vermut Ii ch (ijLaiVI (Weill tausen, a. a. 0. S. 167). Welcher von den Uber-
lieferern, die den Namen Muhammed Ibn 'Amr Afansäri führten, von Wakidi
gemeint sei, bleibt ungewiß. Es dürften zunächst diejenigen zwei Männer
in Betracht zu ziehen sein, über die Dhahabi in Sprenger 273 B1.78' kurze
Notizen gibt:
e> -e> Jli j Jjr j 4| Y J-dl tSjUVl 3 j* <J. ^
yh iljül Cx\ <*l*\* MUf ~* tr.jr 4
• ••• * * » • •
9. ^jLaiVl c>
Über ihn gibt Dhahabi in Sprenger 274 Bl. 24b folgende Auskunft:
er a> ^ iL. JJj *jT j jl a u er
JT. w-b f> er jy* e> ■»> e> X e$L> e^ e**H cSjUV\
er ■*> J "iS-üljHj W e>b e/ >*M ^ e>. * J1" ^
o jU. CrV ottK j oj>fj fUJt er ^
« Mukaddasi in Sprenger 270 Bl. 308 fugt hinzu: *jJ -U J.
1 Mukaddasi fiigt hinzu : Jjb a! •
* Handschrift ^Jilj5| .
12»
180 Sachau: Studien zur ältesten Gcschichtoubcrlieferung der Araber.
10. ötf CJ CX. <*\ -V 4 <jf.
Wahrscheinlich ist dieser .lahjä ein Sohn des Abdallah Ihn Abi fcatada,
der A. 9*i gestorben sein soll. Vgl. Dhahabi in Sprenger 272 B1.84*:
<xj ^L» 4&\ J O) j) y) c^~"^ ^
O iJ-j <r*r Cr. -V *>. 4 J^jJl +fj
11. ^ uj er ck- Cr Cr
Der Großvater dieses Uberlieferers ist bekannt, nämlich ,j\ (j cW—
J-*U JT->-^ VI er Cr
Er soll im Jahre 3 d. Fl. geboren und unter Muawija (660—682)
gestorben sein. Unter den Männern, die von ihm überlieferten, wird sein
Sohn Muhammed Ibn Sahl und sein Brudersohn Muhammed Ibn Sulatmän
lbn Abi Hathma erwähnt (Mizzi in Landberg 40 Bl. 33'), nicht aber ein
Sohn Jahja noch ein Enkel Muhammed. Daß unser Muhammed von seinem
Vater Jahja überlieferte, sehen wir aus Wäkidi (Wellhausen, a. a. O. S. 294).
In den mir vorliegenden Überliefererverzeichnissen sind Vater und Sohn
beide nicht erwähnt, wenn nicht etwa eine schlecht überlieferte Notiz bei
Dhahabi in Sprenger 274 Bl. 152" sich auf den ersteren bezieht:
• fj) ü (!) J. *jfj jUL c> JTU. (?J4-!) J- tr 3*
12. J**- CJ Jl^\
ist gestorben 153. Vgl. Dhahabi in Sprenger 272 Bl. 118b:
cUiJl y\ t> g\j 0; tr i»l -V1 Cr -r*^ Cr *f
*S Cr [Cr] ^ <rJ V.1 l7 u^Vl ^jUVi
Jl Cr V.-? £L'-> ^J cr-^ Cr ^ -V- ^b er
cT»^. Cr «3-^ <r^f
_>^jl t?)^^ CrJ JSj ^ * ^ ^ #Jf-> i>~ Crj J^J
cUf c- o-vll oUj Jl5j «m.jJm ^To»4 ju- oi» Jlfc «. V
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsuberl ieferung der Araber. 181
Der Vater und der Großonkel unseres Abd-Alt>amid sind ebenfalls
als Uberlieferer bekannt. Vgl. Dbababi in Sprenger 271 Bl.81b:
9{/*\c j eOJ Jij
Über den Großonkel Omar vgl. Mukaddasi in Landberg 35 Bl. 55 b:
juh ju. y jjdi ^UYl ^ 4 Cr. 's
•JS* A e> ^r-ib A e> ^3 ^ ü S*>- e>
o ^jUJi aJ 4jj Äi* Ätj j ^\ JS £X\ J aÄ>\ Ax ^
13. jl er er o^jH
Auf diesen Uberlieferer dürfte sieb die Notiz Dbahabis in Sprenger
272 Bl. 15 lh beziehen:
ü ^7 r> er. X ^ *>. •*> ä ^Jl ^
Er überlieferte vielfach von seinem Onkel Abdallah Ihn Abi Bakr
(s. Wellhausen, a.a.O. S. 199), der im Jahre 135 gestorben ist. Uber seinen
132 gestorbenen Vater Muhammed lbn Abi Bekr, von dem er ebenfalls
überlieferte, vgl. Dbababi in Sprenger 273 Bl. 35*:
Juli eSjUVt ^ er 3j* er e> >T ü\ er
>1 jlO u; ^ ->,JU. e**tt ^ e** ^ -V X1
*>*^ "V1 e> e> ^ V^J V.1 0* ^JJ ^
Das Todesjahr unseres Abderrabman scheint niebt überliefert zu sein;
vermutlich ist es zwischen 162 — 172 anzusetzen. Uber das Mazmiden-
Geschlecht vgl. meine Einleitung zu lbn Saad III, 1 S. XXVIII.
14. j\ O, e> w» yd
Es gab einen der Generation der Nachfolger angehörigen Uber-
lieferer Namens eSJ^Vl jjlM <jl ^ XS- & aU| Ax-, der
in Medina lebte, von Abü Sa* id Alchudri überlieferte, und dessen Uber-
lieferung von seinen beiden Sühnen Muhammed und Abderrahman fortgesetzt
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182 Sachau: Stadien zur ältesten GeachichtsAberliefcrung der Araber.
wurde. So Tag Al'arüs V, 414 nach dein o^l ^l^von Ibn Hibbäo.
Ich nehme an, daß der hier genannte Muhammed der Vater unseres Ja'küb
ist; in dem Falle würde sein voller Name gelautet haben: JJ? &
Über seinen Vater gibt Mukaddasi in Sprenger 270 Bl. 281b folgende
schon bei Fischer, Biographien S. T>7 abgedruckte Notiz:
J*-J\ *f> ^— ~ 3} er J^J\ er
iSJ^\ c£jL->yi y\ » j\ er ü*^ -lp ^ ^\ .et j
oc ^jj ^ ü; j->- j\ Cr, J-^ Jj^Ü
i£j^\ 4 iSJj Out 0; j^-J er J*~~l e> -*^J ^ e>
o^-t erb ^/^b
Hiermit ist zu vergleichen Dhahabi in Sprenger 273 Bl. 60':
+f *y) JjU\ ^jUVl j\ e> i>*jN jillAx j5
' etf e> il^try J£» V J f*^ e**1' e^1
«aÄTUj £->" O- JJ j£»
Wenn also der Vater Muhammed 139 gestorben ist, dürfen wir den
Tod des Sohnes Ja'küb zwischen 169 — 17!> ansetzen. Kr ist in den mir
vorliegenden Cberliefererverzeichnissen nicht erwähnt.
15. Aj\ j\ t> J**J\
Uber diesen vielgenannten, A.II. 174 in Bagdad gestorbenen Über-
liefern- gibt Dhnhabi in Sprenger 272 Bl. 130b folgende Auskunft:
^ y) JiJ er ^ ^ Aj\ J» er J^jTII
-etj a*- J J^Aj ^> J\ er J*-J e> -fcjj V.1 e^
Ajij jy^* e> erb ^UJl ^
4 jVjJI CU| ^ o >J üf> -V- 4
1 Siehe Wellliausen, a.a.O. S. 152 Z. 5 v.u. und Fischer, Biographien S. i».
* Diese Notiz ist bereits abgedruckt bei Fischer, Biographien S. 5I>.
* Lücke.
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsflberlieferung der Araber. 183
jIT jl\ oil ^U* Jö JS\ düUL cü LJU o ^r Jtt £^
^ll Jfcj AJi j\ Sj^ ä f^* j ^Ui Jfcj
J\5j J-i <>. & fcy* er V*- Jttj *. V Oy» eM
jjo\-eJ\ #U\ iui- Uj ^4» O-Ul L ^aII j|
V ^vull Jßj Ca». Jj Jja-, Hir i^i o; o>i JSj
L'Lj juu-j £j| O- OU ^-W (Ms. j.) j* j^<^ £^ V +jjm
O O- JUi-J J-\ ^AJ
16. JUyll j» er ^
war, wie es scheint, ein Nachkomme des Sa'd Ibn Zurära (s. Usd - Alghaba
II, -i78), der seinerseits ein Bruder des bekannteren As'ad Ihn Zurara war,
eines der hervorragendsten unter Muhammeds ältesten medinischen Freunden.
Der Stammbaum der Familie durfte folgender sein:
er
I
Wenn Amra 98 oder 106 und Muhammed 124 (s. weiter unten) ge-
storben ist, dürfen wir das Todesjahr Mäliks zwischen 154 — 104 ansetzen
(vgl. die Notiz von Dhahabi bei Fischer, Biographien , a. a. 0. S. 50). Etwas
anders ist diese Familie dargestellt bei Dhahabi, Sprenger 273 Bl. 65" in
einer Notiz über Muhammed, den Vater unseres Malik:
•et cj jJt y>j jail ^jUVl {j, *~ er <j*J\ ^ O
jJ- JlSi £ V J\ <p j*j -w- j J*J\ j -y- o J^J\
jrjJl e> ^ ^ Jj ;->0; cT » e> 0**> ^ e>
c/j j^" cl e> ^ ^ ^ er wij r^Vlj
jj>I> e> j^*-J J e> »C^J eO^YI -e~ J
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184 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
Vgl. außerdem Mukaddasi in Sprenger 270 B1.281k:
ö J*J\ V crl J&J tri Jli J < Cr ^ V er* JlV
0* c?jj JrjJ» V t>. y J-t j^5"cl er ^ J6 MjJ j\
/ tr * e> ^ jUJ» J- *\,W j iwj ü; <A Cr *\ +f
<J e> Jf er Lr-^» e> e> -^J V A e> ^"e>lj
^ 4 «J^i-J f> er e> >T J e> *\ -^J j^T J ü
£j» ^ J <y/ jUJl a j* er ^~ e> ö*^ "V
Dieser 124 gestorbene Muhammed Ihn Abderrahmän, der unter dein
Chalifen Omar II. Statthalter von Medina war, fahrte den Beinamen JU. J\ y U
vermutlich weil er viele Söhne hatte, unter diesen Mälik, den Gewährs-
mann Wakidis. Damit erledigt sich mein Bedenken gegen diesen Namen
(JUJ1 e.1 e> *^L) in meinen Anmerkungen zu Ihn Saad III, I, 14. Es
gibt nämlich noch einen zweiten j*- J\ Xs> e> , der ebenfalls den Bei-
namen JWjl j>J führte, und dadurch bin ich auf eine falsche Fährte ge-
lenkt worden. Dieser zweite Muhammed war ein Nachkomme des alten
medinischen BedrkSmpfers Iläritha Ibn Alnu'män und hieß mit vollem Namen
war ein
Sohn der Amra, der Tochter d es Abderrahmän lbn Sa'd Ibn Zurnra (vgl.
Ibn Saad III, II. • Y, 22—24 und VIII, tor, 4—6), also durch seine Mutter
mit dem erstgenannten Muhammed Ibn Abderrahmän verwandt. Muhammed
Ibn Abderrahmän Abu-Alrigal aus dem Geschlechte des Sa'd Ibn Zurära
und Muhammed Ilm Abderrahmän Abu-Alrigal aus dem Geschlechte des
Häritha Ibn Alnuman waren Vettern, denn der Vater des einen und die
Mutter des anderen (Abderrahmän und Amra) waren Geschwister.
17. eHl et er ü\ j* e> ^\
Die Kunja ^Jl y\ bezeichnet den e^Vl e> y/± jl er ^U,
der im Jahre 74 gestorben sein soll, den Großvater des vielgenannten Ober-
lieferers Mälik Ibn Anas. Dhahab! in Sprenger 273 Bl. 107h widmet ihm
folgende Notiz:
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 185
0* j J \J ^ iS-^r <!— er. JVi 0jfj JU\
Der Sohn dieses Mannes, 'Jmran Ibn Abi Anas, wohnte in Alexandrien
und soll 1 17 in Medina gestorben sein (vgl. MukaddasJ in Landberg 35 81.52*).
Jto.J ijJ Cr y/^c J*r ^\ iS^\ er** <J er
t^JL-Vl Cr üii^j jLj_ Cr jULj j*-J\ -lx J; e^ S*^
Hiermit ist zu vergleichen Dhahabi in Sprenger 272 Bl. 334 b:
•J.S J 7 w>« tf/-U JiA er*» J 313^
jLj Cr jl*J-J Jf- 4> <JiaI>. JCJ ^Äo- Cr Ättl -UtJ -U-. Cr J-A-J
ÄtL^j «1-411 j Cr\j J».Y\ Jb J* Cr ^ j^j ^/«*>- 0; -x-H
J y ^ j.| JS oaII ^4» «jd ^1 j *i j
Den Sohn dieses Mannes, Äbd- AI ham id, den Informanten Wakidis,
finde ich in den mir vorliegenden Überliefererverzeichnissen nicht erwähnt;
er begegnet aber bei Tabari III, 2388, 1 in einem Berichte Wakidis.
VI.
Außer den unter I — IV zusammengefaßten Überlieferen! erwähnt Ibn
Sand noch zwei weitere Gruppen solcher Männer, von denen er vielfache
Informationen direkt, ohne Vermittelung Wakidis erhalten hat. Die erste
Gruppe ist folgende:
von
Cr -*3 Cr ^S'j
<S^\ j\ cj ^ Cr £Jj
Cr jCf Cr -xf- er Cr y)
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186 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
Was ich Ober Abdallah Ibn Muhammed Ihn 'Umara bisher ermitteln
konnte, ist mitgeteilt in meiner Einleitung zu lbn Saad III, I, S. XXVII,
womit die abweichende Ansicht meines Kollegen Horovitz in seinem Vor-
wort zu Ibn Saad III, II zu vergleichen ist.
Über seinen Vater Muhammed lbn 'Umara gibt Mukaddasi in Sprenger
270 Bl. 303* folgende Notiz:
(Ms. je) <z iSjj .k* J»}j Kjd\ O-^J ri*-
is-f e> J— ~1 ü f'Wj er **\ -^-f-J <j~^ er eU!L
+\ <>• er •> ü e*^ ^ c^VI .> jJI -e-fr ä
Ähnlich Dhahabi in Sprenger 273 B1.7ob:
Cr iT 3} O Oh ^ 4 ~? F m*M ü
* CAIU <£j fjfj ÄäU» j\ ^> -oil a-c <ü>\ a^j ^ <j-
lbn Hagar im Takrib S. 191:
Sein Sohn Abdallah, der Verfasser des Buches über die Genealogie
der Ansar, ist mir außer bei Ibn Saad und in einer einzigen Stelle bei
Tabari III, 2.r>52, wo erwähnt wird, daß er die Kunja u**9- y\ geführt
habe, nicht begegnet.
Die beiden Lehrer dieses Mannes, Zakarijja Ibn Zaid und Zakarijja
lbn Jahjä, sind mir gänzlich unbekannt und kommen, falls sie sieb nicht
etwa unter anderen Namen verbergen, in den mir vorliegenden Üherlieferer-
verzeichnLssen nicht vor. Von dein ersteren der beiden kann ich übrigens
nachweisen, daß er auch bereits den arabischen Gelehrten als unbekannt
galt (s. folgende Notiz bei Dhahabi in dem Werke oi* j Jl-eV-Yl
JU- J\ (Luknow 1884, 4°, 2 Bände) 1,311: «^»l^J ^ j-dl &
Der dritte der Männer, von denen Abdallah Ibn Muhammed Ibn
'Umara überlieferte, Abu 'Ubaida, ist der Sproß eines bekannten Geschlechts,
ein Nachkomme des 37 bei Siffin gefallenen Ämmar lbn Josir. Von dessen
Sohne Muhammed8 berichtet Mukaddasi in Sprenger 270 Bl. 303':
1 Ergänzt aus Dhaliabi.
» Vgl. Ma'arif S. 130, 17.
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Sachau: Studien zur ältesten Gescliiclitaüberlieferung der Araber. 187
j\ Cr "V ^ J* ^ J*- ^.-^ <SJJ.
• Jjb J»! 4j tfJJ ^» yiT^JJ^ <-l je j\ jts*ll AjL
Hiermit ist zu vergleichen Dhahabi in Sprenger 273 B1.75b:
•Li-I O fj> ^ ^1 o J^> Cr ^>
(Jj <JL- J ^A» ^aJmJ -L>-ij i-LX ^>lj <JL- JufJ »A-X y\j
und JUkVl jljM 2, 658:
/V U*J 0* ^ /-!■ Cr. A> cT J> CT ^ ^
*&*~\ Cr) iSJJ <j} Cr ^j^J *y ^ ^%r^ 48 ' "V" ^.
Nach einer Ansicht hatte dieser Muhammed zwei Söhne, AbA 'Ubaida'
und Salama, während nach anderer Ansicht diese beiden Namen eine und
dieselbe Person bezeichneten, Abü 'Ubaida Salama. Kin Abu 'Ubaida Ihn
Muhammed Ihn 'Ammar wird auch von Ilm Saad 111, II, 147, 14, 15 und
bei lbn Hagar, Takrib S. 200 genannt. Dieser Muhammed muß aber noch
einen anderen Sohn Namens Abdallah gehabt haben , und dessen Sohn Abü
'Ubaida wäre der Informant des Abdallah lbn Muhammed lbn 'Umära ge-
wesen. Die mutmaßlichen Todesjahre des Geschlechts können in folgender
Weise angesetzt werden:
Ammar -j- 57.
Muhammed ■f ? 67 — 77.
Abdallah +? 107— 117.
Ab A 'Ubaida •;• ? 147—157.
Der vierte und letzte der Gewährsmanner des Abdallah lbn Muhammed
lbn 'Umära, Ibrahim Ihn Nub Ihn Muhammed Alznfari, ist ebenfalls wenig
bekannt. Ich finde Aber ihn nur die folgende Notiz bei Dhahahi in dem
JU^VI jl> (Luknow 1884) 2, 29:
Jl wdT A-äill jUl ^wUH & J£ ^yt V Cr £?j)
Ol ffj) Cr° 'J.!* ^2? ±* Cr. Ü*J\ V ^ J-1* Cr. >
jk Ujuf J* UjOI j J^i c-»*— r^y Cxm f+j) ^ -V-
jj ^\ j jj. pTu win jy» jv 3>i v\
1 Vgl.Tabari II, 667, 19 ; 224, 4.
* Siehe Ibu IsliÄk 458, 17 ; 884, 2.
* Vgl. Fischer, Biograpliien S. 91, 20.
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188 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsuberlieferung der Araber.
Ob dieser Ibrahim Ibn Nül.i, der von Malik überlieferte, mit dem von
Ibn Saad genannten Uberlieferer dieses Namens identisch ist, kann zweifel-
haft sein. Denn Malik ist 179 gestorben, und danach mußte Ibrahim
gegen Ende des Jahrhunderts gelebt haben, was zu spät ist. Denn nach
dem Zusammenhang, in dem Ibrahim bei Ibn Saad erscheint, muß man für
seine Lebenszeit etwa die Jahre 130 — 160 in Anspruch nehmen. Wir
müssen also bei diesem Uberlieferer, hoffentlich nur einstweilen, bekennen:
Die Ausbeute unter dieser Nr. VI ist eine sehr geringe. Die Quellen,
die sonst so reichlich tließen, versagen fast vollständig. Soweit mein hand-
schriftlicher Index der von Ihn .Saad behandelten Personen Auskunft gibt,
hat er diese Uberlieferer nicht aufgenommen, ihnen nicht besondere Artikel
gewidmet, und den Gelehrten der folgenden Generationen scheinen sie
gänzlich unbekannt gewesen zu sein. Es liegt nahe zu vermuten, daß
sie derjenigen Schicht tabaka von Überliefere™ in dem Werke Ihn
Saads angehörten, die entweder verloren gegangen ist oder die Ibn Saad
nie geschrieben hat, anders ausgedruckt: an deren Abfassung er durch den
Tod verhindert worden ist. Wenn Ihn Saad versagt, versagen alle folgenden.
VII.
Die letzte und jüngste Gruppe von Männern, denen Ibn Saad einen
großen Teil seines Wissens verdankte, sind:
Alle vier sind wohlbekannt. Man Ibn 'Jsä gebort noch der Heimat der
Geschichtsuberlieferung , Medina an, die anderen Babylonien, Kufa.
Man, ein Freigelassener des medinischen Geschlechts Afasga', ein
vielgenannter, hochgeschätzter Uberlieferer, der angesehenste unter den
Schülern des großen Malik Ihn Anas, einer von den Lehrern Ibn Saads,
ist 108 in Medina gestorben. Ibn Saad wird persönlich mit ihm verkehrt
haben, da er im Jahre 1 89 in Medina war, wie ich einer Notiz des dem-
nächst erscheinenden Bandes V von Ibn Saad, herausgegeben von Dr. Zetter-
steen S. 312, 7, 8 entnehme.1 Eine kurze Notiz über ihn findet sich bei
Ibn Saad in Gothanus 412b Bl. 9l\ Wir geben hier den Artikel von Mu-
kaddasi aus Laudberg 35 Bl. 124*:
1 Vgl. meine Einleitung Xu Ibn Saad III, I, XXX.
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsflberlieferung der Araber. 189
\r J O. > y)j j~ er ^ er ^ e/t>l j^W er,
ju- o: 357 w j/T jcsi ^ v j<
Hiermit sind zu vergleichen einige kürzere Artikel von Dhahabi in
Sprenger 274 B1.37b; JiüJ-\ ijZt S. 304; Wüstcnfcld, Libcr classium
virorum VII, 2. Zu den bei Mukaddasi aufgezählten Lehrern des Anas
sind hinzuzufügen: r^*-* eT ^ J^** » j ^ cT eS-^* ' ^ ^ eij^
jOff-Ui Ja—, -W (j fli* , und zu seinen Schülern ^Ua-Jl c5~xP ^> t>~»->
Über die Kufenser Hisam (*}* 204, 206) und seinen Vater Muhammed
(f 146) verweise ich auf meine Einleitung zu Ibn Saad III, I, XXI ff. Der
Artikel, den Mukaddasi dem Muhammed widmet (in Landberg 35 Bl. 249 b),
findet sich auch bei Tabari III , 2508. Die von mir in der genannten Ein-
leitung S. XXI verwertete Notiz des Mada'ini hat folgenden Wortlaut:
zA* J» Cr. J>. ^Ul er. •*> ^Ull J«
(Handschrift des Brittischen Museums Or. 1019 Bl. 23').
Alfadl lbn Dukain Abü-Nu'aim gehörte zu einem Geschlechte, das
seine Freiheit einem vornehmen Manne, dem Freunde Muhammeds, '{'alba
lbn Ubaid- Allah, einem der sechs Kurfürsten, verdankte. Er lebte in Kufa,
ein angesehener, nie bestrittener Überlieferer, und starb 219. Nach seiner
politischen Richtung wurde er zur Schi'a gezählt (Ma'ärif S. 301). lbn Saad
hat sehr viel von ihm gelernt; in manchen Teilen seines Werkes begegnet
man dem Namen des Alfadl lbn Dukain fast auf jeder Seite. Er hat ihm in
Gothanus411 Bl. 29* einen Artikel gewidmet. Wir geben hier denjenigen
von Mukaddasi nach Landberg 35 Bl. 81':
Jjtfl j+'j ,j jLU J jyf- (81b)<*~|j AJi) üf*) & tMl
j* f*-H ~^-fj t%\ 0^* j j%\ ^j?- o f^-Jl
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190 Sachau: Studien zur ältesten Oescliicht«flberliefcrung der Araber,
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Sachau: Studien nir Altesten GcschichtsQberlieferung der Araber. 191
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192 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsuberliefcnuig der Araber.
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Sachau: Studien xur Ältesten Gescliichtsübcrlieferung der Araber. 193
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L l\ l 4J cüi fVJLl j Jfl er. W Ca b J j5\
>i jii oeru j £-» ^ J <^ j o^*
Neben diesem ausführlichen Artikel scheint mir wenigstens xur Zeit
entbehrlich, was Dhahabi in Sprenger 27*2 Bl. 365 * ff. sowie in anderen
seiner Werke bringt (Wüstenfeld, Liber classium virorum 7. 49).
Mit rührendem Fleiß haben die arabischen Gelehrten, sowohl die
Biographen wie die Kritiker, die Grundlagen ihrer Historiographie und
gesamten Geschichtsüberlieferung zu erforschen gesucht und damit wertvolle
Vorarbeiten für die historische Kritik geliefert. Wenn ich mir in dieser
Studie in weitem Umfange die Arbeiten der Biographen Mizzi, Mukaddasi
und Dhahabi zunutze gemacht habe, möchte ich mich doch gegen den Vor-
wurf verwahren, als überschätzte ich den wissenschaftlichen Wert ihrer
dürren Artikel. Fast jeder größere Artikel besteht aus drei Teilen, der
Namenfeststellung und gelegentlichen, meist sehr dürftigen biographischen
Notizen, dem Verzeichnis der Lehrer und Schüler, und den Urteilen der
Kritiker. Es ist zu bedauern, daß das biographische Element so sehr in
den Hintergrund tritt und der betreffende Überlieferer nur noch insofern
für den Verfasser ein Interesse zu haben scheint, als er ein Glied in der
Kette der Überlieferung ist. Dieser Mangel tritt in den jüngeren Werken
immer mehr hervor, wahrend die ältesten, wie z. B. dasjenige von Ibn Saad,
doch auch noch etwas Interesse fflr den Menschen als solchen bekunden
und uns gelegentlich lehrreiche Einblicke in seine Zeit und Umgebung tun
lassen. Die Verzeichnisse der Lehrer und Schüler sind selbst da, wo sie
am ausführlichsten sind, wohl nie ganz vollständig; wenn man mit Hilfe
guter Indices die Tätigkeit einzelner Überlieferer verfolgt, findet man
meistens die Wege der Überlieferung noch bunter, mannigfacher, noch mehr
verschlungen, als es nach der Darstellung von Dhahabi und Genossen den
Anschein haben könnte. Die Urteile der Kritiker über den Grad der
Glaubwürdigkeit der einzelnen Überlieferer stehen meist noch etwas in der
Luft und werden nicht eher nach ihrem wahren Werte eingeschätzt weiden
können, als bis über den Ursprung dieser Wissenschaft <J»_-W)lj ^tC'*
Mitt. -1. Sein, f. Orient Sprachen. ISM. II. Abt 13
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194 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsflberlieferung der Araber.
ihre Methoden und Hauptvertreter das erforderliche Licht verbreitet ist.
Trotz all dieser Ausstellungen halte ich die Angaben der Biographen, be-
sonders solange Ihn Saad noch nicht vollständig vorliegt, fur ein nützlich«*,
ja unentbehrliches Hilfsmittel des Studiums, wenn man in dem Urwalde
der altarabischen Geschichtsüberlieferung eine erste Orientierung zu ge-
winnen sucht.
Einer der Hauptwortführer auf dem Gebiete der Überlieferungskritik
ist ein berühmter Bagdader Gelehrter, Jabjä lbn Main , der nur drei Jahre
nach lbn Saad, im Jahre 233 gestorben ist. Er war aber nicht der Be-
gründer dieser Disziplin; dies soll vielmehr Su ba lbn Alhaggag gewesen
sein , wie folgende Notiz in dem Artikel über ihn bei Mizzi in Landberg 40
BI.90* Z.9 — 10 berichtet:
£C«M o *M j fr & o ±y J£j
oj£jUj ^ j^SAl ^ Jt^Jl ^ J}|
Danach hat der große basrensische , 160 gestorbene Gelehrte Su'ba
zuerst Untersuchungen über die Glaubwürdigkeit der einzelnen, in Baby-
lonien lebenden Gelehrten angestellt, und diese Arbeiten sind nach seinem
Tode von Jabjä lbn Sa'id1 (f 198), dem bekannten Ahmed lbn Hanbai
(f 241) und Jahja lbn Ma in (f 233) fortgesetzt
Alphabetisches Verzeichnis der Überlieferer.
ü ^\ 158
<~>- ^\ 0" 1 1 66 s. J-*-! \
177
CT cT^ 171
1 Mit vollem Namen: -U* yl
t£ c^**^ • Einen Artikel über ihn gibt Mukaddasi in Landherg :{"•
Bl. 169 \ wo auch auf seine kritischen Studien Bezug genommen wird (Bl. 170 \ ">i:
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Sachau: Studien zur ältesten Geechichtsüberlieferung der Araber. 195
jlf- <j Jj£ j SA-fr y \ 187
jJL~ y \ 161, 162 ff.
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*J?J er Cr -*H 160
Cr Cr 155
tri jl dl er «»l Cr 155
• * • • *
c£jUiYl Cr jclil 174
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C*-*M Cr jjU 166
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>»- Cr -J-l JLfr 180
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196 Sachau: Studien zur älteate» Geschichtoübeilieferung der Araber.
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197
Azerbaj ganische Studien mit einer Charakteristik
des Südtürkischen. IL'
Von Karl Foy.
Der Stoff ist in folgender Weise angeordnet: A. Quellen und Vorarbeiten.
Nr. 2. Eine Fortsetzung des gleichbetitelten Abschnitts im ersten Teil
dieser Arbeit. B. Die Mundart von Erzeruin. Nr. 2. Ebenfalls eine Fort-
setzung des gleichbetitelten Abschnitts im ersten Teil. C. Hrn. C. S c h m id ts Liste
aus Tebriz, enthaltend Namen verschiedener Gegenstände des alltäglichen
Lebens, nach Materien geordnet. D. Kleine Sprachmaterialien, teils Worter-
und Phrasensammlungen, nach Materien geordnet*, teils Sprichwörter, Ge-
spräche, Anekdoten und andere Texte* in phonetischer Schreibung, auch Proben
aus der Literatur in arabischer Schrift. Die deutsche (jbersetzung ist anfangs
dem türkischen Texte gegenüber gegeben, später besonders hinter den tür-
kischen Texten. Diese Sprachmaterialien den folgenden grammatikalischen
und lexikalischen Darstellungen voranzuschicken war notwendig um der Ver-
weise willen. E. Zu den Lauten. Nr. 2. Addenda und Corrigenda zu dem be-
treffenden Abschnitt im ersten Teil. Verschiedene Gelehrte haben mir die Ehre
erwiesen, mir Bemerkungen zu den im ersten Teil behandelten Dingen zu-
kommen zu lassen, und ich bin unter diesen besonders Hrn. Dr. Munkäcsi
Bernät in Budapest und Hrn. Prof. Plato Melioranski in Petersburg,
sowie meinem verehrten Kollegen Hrn. Prof. M. Hart mann zu Dank ver-
bunden. F. Zum Wortschatz und zur Stammbildung. G. Charakteristik der
südtürkischen Flexion mit besonderer Berücksichtigung des Azeri, dazu
Ubersichtstabellen. H. Besondere Bemerkungen zu einigen Wortklassen.
J. Syntax, Stil und Phraseologie. Hieran wird sich später ein Glossar schließen.
A. Quellen und Vorarbeiten. Nr. 2.
1. Äldanmyi keväkib.
Gleich nach dem Erscheinen des ersten Teils dieser Arbeit (im fol-
genden als 1 zitiert) hatte Hr. Lucien Bouvat in Paris die Liebenswürdig-
keit, mir einen Abzug seiner etwa gleichzeitig erschienenen Arbeit aus
1 Den ersten Teil dieser Arbeit findet man in den -Westas. Studien«, Jahr-
gang VI (1903) S. 126—193. — Zitiert als I.
* Auch eine aus Tebriz stammende Redaktion der alten Jahresnamen des
Zwölferzyklus mit den modernen azerbojdschanischen Entsprechungen, dazu eine
vergleichende Übersicht Ober verschiedene mir bekannt gewordene Redaktionell.
* Darunter eine Notiz über Urmia und seinen heilkräftigen See.
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108 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Cliarakteristik d. Südtürkischrn. 11.
azerbajdschanischem Gebiete1 zuzusenden. Es ist dies 1. ein Prosatext, eine
legendenhafte Erzählung, betitelt von demselben Qäpüdän
Mirzä Feth-Ali A%öndzäde, der hauptsächlich als Verfasser von Ko-
mödien durch Barbier deMeynard weiteren Kreisen bekannt geworden
ist, 2. eine vollständige französische Ubersetzung und 3. ein Glossar. Was
die Sprache des Textes betrifft, so kommen iu demselben längere an einen
Schah gerichtete Reden Hochgestellter vor, die Gelegenheit geben, den ge-
wählteren azerbajdschanischen Stil zu beobachten; im übrigen ist die Aus-
drucksweise verhältnismäßig einfach und natürlich und die angewandten
Wörter und Flexionsformen sind die populären. Der Text bestätigt vieles,
was im ersten Teil dieser Arbeit vorgebracht ist und zeigt trotz seiner ara-
bischen Lettern, daß auch in phonetischer Beziehung kein allzugroßer Unter-
schied zwischen dem Azeri von Tebriz und demjenigen von Tülis bestehen
kann. ■ — Nur kurz sei bemerkt, daß der Text an verschiedenen Stellen zur
Kritik herausfordert, der Herausgeber aber auf jede Textkritik verzichtet hat.
Bestätigt wird z. B. danyä- »sprechen« (1 S. 126)*, die Orthographie
y\ »Haus- (1 S. 134), das merkwürdige dyigary (I S. 149) ^Jjlilo, ferner iJjf
■ Haar*, »Feder« tük = tüy^ (I S. 130), osm. tüj, der Abfall des anlautenden
j in zahlreichen Wörtern (I S. 190 § 15 ist üziiy^ »Ring« nachzutragen, das
hier als vorkommt), zahlreiche der I S. 15 behandelten Anlauts-
erscheinungen*, zahlreiche Fälle für ^ ^ im Wortinnern, teilweise auch
am Wortende, z.B. r J yyr& «vierzig-, Metathesen wie «JJjT' körpi
«Brücke- = köprü, jj\ ireli = ileri (vgl. I, S. 181), das charakteristische
<£-X~\ indi «jetzt« = osm. timdi (vgl. 1 S. 193), Assiinilationserscheinungen
wie min «tausend« aus bin*, die Doppelkonsonanz in jeddi «sieben •
1 Lucien Bouvat: Ilistoire de Yoüsouf Chäh, nouvelie historiquc de Mirza
Feth 'alt Akhöndz&de, texte azeri public et traduit; im Journal Asia turne, Mai- und
Juniheft 1903 S. 393 ff. — Zitiert als Bonv.
» Zitiert als Aid. Kev.
3 Auch bei den G a ga'uz -Türken (in Bessarabicn) habe ich dieses danyi-
fur »sprechen« im Sinne des osmotischen qonui- angetroffen. Sonst ist mir d'nsc
Anwendung nirgends vorgekommen. Das osmauLsche danyi- bedeutet «um Hat (ragen-.
4 Freilich steht S. 442 Zeile 5 und anderswo »wie« , das sonst nur als
lehnt bestätigt ist, auch bei Kasein -Beg und Budagoff, aber ich halte den
Parallelst ricli Ober dem Kef, der dieses zu einem (Jef macht, lediglich fur eine Kon-
zession an das Osmanische, denn der Verfasser hat eine ganz ähnliche Konzession
gemacht bei der Schreibung des Wortes brle »so« (vgl. I S. 173), das stet.« «\k-
gesehriehen wird (vgl. I S. 134 Aiun. 3), bei unserem Verfasser aber S. 442 Zeile 10 und
anderswo außerdem noch mit dein Zeichen des labialen Vokals über dem erscheint
*
«\k- offenbar mit Kfnksicht auf die osmanische Aussprache böjlr.
» Sehr zu bemerken ist, daß zwar stets {j» — men «ich« geschrieben wird,
aber nicht j^* »tun-, sondern bun- (Stamm zu bu »dieser«). Das gleiche Ver-
hältnis findet »ich iu der weiterhin zu besprechenden Übersetzung des Alten Testaments.
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Fov : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkiachen. II. 1 99
und »acht- statt sekgü, Jli- »Bart- statt seqgel-, auch die Prothese von
h ist belegt in dem interessanten jW^ hafar -Schlössel« , welches mein Ge-
währsmann fur Tebriz aber acar spricht (von ai- -öffnen«). Besonders
beachtenswert erscheint mir die Bestätigung des I S. 18b* § IH, 4 behandel-
ten Vokalschwundes in dllam = aldram, bilUm = bilerem u. ä. durch die
Schreibung f\Fjl S. 404 Zeile 8, wo der Zusammenhang zeigt, daß dieses
nliam nicht etwa ans einem olüram entstanden ist, sondern aus einein olüram,
denn ihm entspricht ein * jA^d. i. yederem: <UÜ ' jbl* J>- .Xjii vtUU
fVji JjJ»* j-*—** Es versteht sich, daß alles, was ich 1 S. 131
über das Verhältnis des Typus gelmi&em zu gelib gesagt habe, vollkommene
Bestätigung erfahrt.
Die französische Übersetzung ist, wie Bouvat mitteilt, mit Benutzung
einer vorhandenen persischen entstanden. Auf die französische Version näher
einzugehen ist hier nicht der Ort. Ich möchte nur bemerken, daß die
Wiedergabe des Titels JA f J.L UT aldanmys keväkib durch »Les etoiles
trompeuses« — »die trügerischen Sterne- nicht richtig ist. Diese Über-
setzung widerspricht durchaus dem Inhalt der Erzählung, in welcher die
Sterne nicht täuschen, sondern sich vielmehr kurioser Weise von den
schlauen Persern täuschen lassen. Ganz klar ist dies in dem Schlußsatze
S. 443 ausgedrückt:
• kerakibin her g'iz yejalynnan yutur ctnwzdi ki iraniler ohry aldadagayjar •
•die Sterne dachten nicht im entferntesten daran, daß die Perser sie je
täuschen wurden«.
übrigens heißt aldan- c. dat. ja «sich täuschen lassen von . . .« ' und
nicht «täuschen«. Die Überschrift bedeutet also »die Sterne, die sich täuschen
ließen« und sollte eher durch »Les etoiles trompees« übersetzt worden sein.
Das beigegebene Glossar ist zwar klein, aber schon deshalb beachtens-
wert, weil es das erste und einzige azerbajdschanische Glossar dai-stellt,
das als solches auftritt." Freilich gibt es zu Hinwendungen Anlaß; so hat
<>-jf (spr. azerb. ktee I S. 174, Anm. und S. 187) »Straße- nichts mit
pers. <Z>^ (spr. azerb. g'use I S. 187) »Winkel« zu schaffen, wie Bouvat
S. 488 will, sondern ist = pers. »Straße-; so kann ^Jl^'W unmög-
1 Ich lese statt dessen 9 -wenn . . ., so würde ich in den Augen des
Schahs zu der Kategorie der dummen Esel gehören und würde des Amtes entsetzt
werden«.
* Vgl. AlJanma mala davvara -laß dich nicht von Geld und Gut täuschen!-
.Tun us Gedicht I Vers 21, »Westa.s. Stud.-, Jahrgang V (1902) S. 247.
* Azerbajdschanische Wörter sind auch, wie früher schon bemerkt, in
V am bcrys Glossar, das seinen Caj>ataischcn Sprachstudien beigegeben ist, und in
Budagoffs Lexikon sowie besonders reichlich in Kadioffs großem, bewunderungs-
würdigem Wörterbuche zu finden.
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200 For: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sudtürkisehen. II.
lieh das Passiv von ^^U- sein, wie S. 486 behauptet wird; so entspricht
dem azerb. <Jl*3 y (spr. pozma% I S. 189) -verderben-, nicht das osin.
ttXtjy, welches büzmek gesprochen wird und »zusammenziehen, in Falten
ziehen« bedeutet, sondern das osm. <J*0.J> bozmaq u. a.1 Das Wort JU Jj y
.umgeben, hat Bouvat S. 93 mit einem Fragezeichen versehen, es ist
aber vollkommen richtig; man sagt z. B. tvin etrafyn su buntdy »die Seiten
des Hauses hat Wasser umgeben« d. h. -das Haus ist rings von Wasser
umgeben«; etrafy *ow% burudy -die Seiten hat Kälte umgeben- d. b. «es ist
kalt geworden«.
2. Azeri-Drucke in Transkaukasien. Türkische Zeitung in
Tif Iis. Azeri-Ubersetzung des alten Testaments.
Fur das Nordazeri iri Transkaukasien mehren sich die Drucke, die
nicht nur in Tiflis und Baku und «V» sondern auch in Erivan
((jijyl) hergestellt werden. Für die vorliegende Arbeit benutzte ich außer
den alteren in 1 angegebenen Quellen besonders Komödien , in denen ja
naturgemäß die Sprache am ungezwungensten zum Ausdruck kommt. Von
2 Stöcken: EvreU hmrJc, ayiri dejmek und Ewelimgi scrabfy* gebe ich weiter-
hin kleine Stichproben mit Ubersetzung. Sodann benutzte ich von den neuesten
Erscheinungen eine umfangreiche Sprich wdrtersammlung, die den Titel
Atalar sözi fuhrt8, und eine längere gereimte Tier- und Menschengeschiclite
in dem volkstümlichen Metrum des Ihrmaq frisäby, betitelt Tülki tx Caqcaq
Bek -der Fuchs und Tschaktschak Bej«.* Nutzen gewährte mir auch eine
1899 in Tiflis gedruckte» Heilige Geschichte« (entsprechend unserer »Bibli-
schen Geschichte«), betitelt TärT%-i-muqaddeslt die den Vorteil hat, mit einer
* S.93 liest man: ciLiTjr -etre declare, (en per». J-C »j\>)-, vgl. l'osm.
dir -tordre et disloquer, demettre-. Sind die drei Punkte richtig, so wäre J
pyrtylmaq zu schreiben, indem pyrt- der Stamm wäre des sonst nur in dem osin.
Hendiadyoin jyrtyq pyrtyq -zerrissen* erhaltenen Adjektivs (vgl. azerb. di-i- -schlitzen-
mit dem osrn. Hendiadyoin delik deiik > zerlöchert und zerfetzt- 1 S. 129). Einen
Verbatstamm pyrt- kann ich aber aus dem Azeri nicht nachweisen , vermutlich ist daher
j jyrtylma% -zerrissen werdeu- mit 2 Punkten statt der 3 zu lesen.
1 Zitiert als Henek und Serab. — Beachtenswert: In Hvnek Imperative auf
-g'ilen z. B. ^j^^y'ely'iUn -komm!- statt des sonstigen -y'inen. Vgl. ca^at. kel-gil
mit krl-gin\ — In den Bühnenanweisungen von Serab auffalliger Weise noch d«-r archai-
sche Gerundivtypus düS-uben und 7war nicht im Sinne von dühib sondern von duiertk.
* Zitiert als At. Söz. — Beachtenswert: Die Schreibung fjx* gohum -Ver-
wandtschaft« aus ar. & ji.
* Zitiert als Tülki. — Beachtenswert : Auch hier trotz der sonst ganz modern
popidärcii Sprache wiederholt der archaische Typus dtiiüben.
& Zitiert als Tür. muq. — Beachtenswert : S. *) 4 Anm. ♦iiljP .Orkan- als Be-
stätigung von Hrn. Hasans kütex I S. 140 und das mir sonst nirgends vorgekommene
bitik -Gewächs, Pflanze- von bit- »wachsen, sprießen-.
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Fot: AxerbajganUche Stadien mit einer Charakteristik d. Sfldtflrkischen. II. 201
gegenüberstehenden russischen Übersetzung versehen zu sein. Die Sprache
ist sehr einfach und bietet viel spezifisch Abzerbajdschanisches, wenn man
auch überall den regelnden Einfluß des Osmanisehen nicht verkennen kann.
Es ist unglaublich, welchen Einfluß das Osmanisehe in der Literatur Trans-
kaukasiens gewonnen hat. Man kann getrost sagen, daß es allgemein als
das «I lochtürkische« betrachtet wird, dem sich jeder Gebildete zu nahern
sucht. Dies erkennt man am deutlichsten in der Presse, d. h. in dem Sorq-
i-Rüs «Russischer Orient«, welcher seit einem Jahre in Tiflis erscheint (zur
Zeit dreimal wöchentlich) und meines Wissens das einzige Organ ist, das
Artikel auf Azerbajdschanisch enthält, daneben aber auch viele auf Osmanisch
und gelegentlich auch einige auf Tatarisch, über diese Zeitung handle ich
sputer noch besonders.
Sehr wertvoll für die Beurteilung des russischen Azeri war mir die
von der englischen Bibelgesellschaft im Jahre 1891 besorgte Ubersetzung
des alten Testaments: KUäb-i-mttqaddfJt 'jani 'ahd-i-aiTq1 von Abraham
Amirchanianz. Auch hier hat die Sprache verhältnismäßig große Ähnlich-
keit mit der Tebrizer Mundart. 1
3. Budagoffs Leitfaden und Käsern Begs Grammatik.
Die Frage, ob es eine Grammatik des Azeri gäbe, muß noch immer
verneint werden. Ersatz hat der 1857 erschienene »Praktische Leitfaden«
Budagoffs bieten müssen. Herr Prof. W. Bart hold in Petersburg, der
beste Kenner der in Rußland erscheinenden wissenschaftlichen Literatur,
bestätigt mir, daß seit Budagoff keine russisch geschriebenen Grammatiken
oder Lehrbücher des Azeri erschienen seien.* Aber die Arbeit Budagoffs
ist nicht kritisch- wissenschaftlich, sondern will lediglich praktischen Zwecken
1 Wie auf dem Titelblatte auf azerbajdschanisch zu lesen steht, bei Drugulin
in Leipzig im Jahre 1891 gedruckt. Auf der Rückseite des Titelblatts steht: «Trans-
caucaaiau or Azerbijan Turki Bible.. Das von mir erworbene Exemplar enthält eine
handschriftliche Widmung an Professor Strandmann, unterzeichnet von Abr.
Amirchanianz, der sich als den Ubersetzer bezeichnet. Ich nehme an, daß es
derselbe A. Amirchanianz ist, der azerb. Zusätze zu Kadioffs Wörterbuch ge-
liefert hat. Vgl. Radioffs Wörterbuch I S. XVI. — Zitiert als V.T.
* bidesscii wird, wie schon früher erwähnt, zwar /** men -ich-, (Jl* min
• tausend« im Einklang mit der tebrizer Aussprache geschrieben, dagegen {jy
bun- (Stamm zu ba »dieser«) wie im Osmanisehen gegen das tehrizische mim-. Sehr
auffällig ist ferner die konsequente Scheidung zwischen ^,M" «wie- und <Jw5^*
kimin -bis« (beide Formen 1. Mos. Kap. 3, V.22). Die tebrizer Mundart gebraucht
in beiden Bedeutungen gleichmäßig kimin und andere Mundarten gleichmäßig khni.
J statt des heutigen tebrizischen v erscheint in arajyz «zwischen euch« = tebr.
aravyz, j»X*> bendejiz «euer Diener« = tebr. bemieeiz. — Abweichend ist ferner
^•^t ttafyny «deinen Kopf» wie im Osmanisehen = tebr. bah/vy.
3 Ich ergreife die Gelegenheit, um Hrn. Prof. Bart hold fur die stets so
bereitwillig und ausführlich erteilten Aufschlüsse über Punkte der genannten Literatur
hier meineu aufrichtigsten Dank auszusprechen.
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202 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
dienen, wie auch schon der Titel besagt.1 Ich habe mir das Buch nur mit
Muhe und zu einem unverhältnismäßig hohen Preise verschaffen können,
um dann 7.11 sehen , daß es fur unsere Zwecke erstaunlich wenig bietet. In-
dessen verwerte icli auch dies Wenige in dieser Arbeit.
Von einer Lautlehre ist in Budagoffs Buch überhaupt nicht die
Rede." Zudem ist der Verfasser sich über den Stoff, den er behandelt,
selbst nicht recht klar geworden , sonst hätte er den Titel anders formuliert.
Nach dem Titel hält er das A/.eri fiir einen Teil des Türkisch -Tatarischen
und will in seinem Leitfaden dieses Azeri behandeln. Dennoch markiert
er manche der aufgeführten Vokabeln mit dem ausdrücklichen Vermerk
»azerb.«, andere mit «türkisch«, andere mit »tatar. «. So führt er S. 247
*o<» -Jo »draußen« ohne Vermerk auf, daneben in Klammern aber •jjjlLtj
als «tatarisch«, während wir doch gesehen haben, daß das letztere azerb. 1st.
Ebenda markiert er £L* «vor« eigens als azerb., aber warum dann nicht
auch z.B. (jjJ Hünen «morgen«, das er S. 245 neben ÖJJ dün anführt?
Seite 245 bringt er *&*J> «wie viele« mit der Aussprache nee« (er meint nice)
ohne Vermerk und setzt in Klammern hinzu «türkisch ^\5*. Jedenfalls
geht er, wie seine zahlreichen Mustersätze und Vokabelreihen zeigen, darauf
aus, den gebildeteren, schriftmäßigen Stil der Azerbajdschaner, wie er
ihn sich denkt, zu lehren. .Solche osmanische Worter, die man in dein
sonst schon stark osmanisierenden Stil noch nicht recht zu gebrauchen wagt,
hat er deshalb als «türkisch« stigmatisiert und solche azerbajdschanische,
bei denen er das Gefühl hat, daß sie noch nicht durch osmanische ersetzt
werden können, als «azerb.« hervorgehoben, dabei läßt er z. B. dunen neben dün
und manches andere ohne Stigma passieren. Außerdem kennt er noch den
Begriff «vulgär«; so wäre nach ihm das allgemein gebräuchliche azerbajdscha-
nische indi »jetzt« die Vulgärform für irndi, S. 2 15 <J-AZ\ (upocroiiap. ^£-0-1 ).
Allerdings ist irndi das ältere, vgl. I S. 193. Bisweilen gebraucht er auch
den Vermerk «azerb.« im Sinne von «vulgär azerbajdschanisch«, d. h. für
Formen, die er im «guten« Stil nicht haben will, z.B. S. 246 üJo , vit
(A^epöii^iK. (jr) »bis-, <j-"*u«\>- jT' y Im kiicrjeUn «bis zu dieser Straße*.
(Dieses ten ist in Tebriz unbekannt.) Offenbar will er auch das oben erwähnte
dy.it/ary im «guten« Stil nicht dulden und stigmatisiert es deshalb als «tatarisch«. '
1 Lazareff Budagoff: UpoKTii'iecKoe pj. Kono,\cTno Typcu,KO-T«Tape-
haro a,\ep6H,v«o»cKai o uaptiiH -Praktischer Leitfaden der türk - tatarischen
adi'rhidschanisclu'ti Mundart-. Moskau 1857. (278 große Oktavseiten.) — Zitiert
als Buda^. Gr. im Gegensatz zu Budag. Wörth.
2 Von der großartigen Darstellung der Laute in der schon lJSül erschienenen
phänomenalen Jakutischen Grammatik des .sol igen Otto Böhtlitigk ist der - Adjunkt«
an der Petersburger Universität Budagoff, wie er auch in seinem Wörterhuch
beweist, nie begeistert worden, vielleicht hat er jene Darstellung nie gelesen.
* Beiläufig ein Kuriosuni! In weiteren Ki eisen Rußlands scheint man d.is
noeh immer -tatarisch« zu nennen, was der heutige Fachgelehrte als «türkisch«
bezeichnet. Ich besitze wenigstens moderne azerbajdschanische Bücher mit zwei-
sprachigem Titel, bei denen der türkische Titel besagt, daß der Text «türkisch« sei,
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Fot: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 203
Wertvollere Ausbeute als das Bud a go ff sehe Buch gewährt die viel
ältere, durch Zenkers deutsche Bearbeitung allgemein bekannt gewordene
turko - tatarische Grammatik Käsern Begs, die an /ahlreichen Stellen auf
das Azeri Rücksicht nimmt.1 Wenn diese auch unserem heutigen Begriffe
von einer wissenschaftlichen Grammatik nicht entspricht (»Lautlehre« fehlt,
dafür ein mageres Kapitel -Aussprache der Buchstaben-), so macht sich in
ihr doch an vielen Punkten ein kritisches Streben bemerkbar. Sie scheidet
z. B. bei der Darstellung der Verbalttexion zwischen Nord- und Südazer-
hajdschanisch (vgl. 1 S. 138) und kennzeichnet außerdem diejenigen Können,
die mir in gewissen Lokalmundartcn vorkommen, durch den Asteriskus. Für
die letztgenannten Formen ist sie bis jetzt meine einzige Quelle. Ks ist selbst-
verständlich geboten, Kasein Begs Grammatik stets mit Budagoffs Leit-
faden zu vergleichen, um möglichst viele Bestätigungen zu finden. Da hat es
sich herausgestellt, daß gewisse bei Kasein Beg angeführte Erscheinungen,
an die ich vom Standpunkte der von mir untersuchten Tebrizer Mundart
anfangs nicht recht glauben wollte, durch Budagoff bestätigt werden,
z. B. der eigentümliche Laut gk = <J, ferner das Abhandensein des ursprüng-
lichen ti in der zweiten Person des Pronominalaffixes und das Auftreten
eines labialen Vokales, z.B. ataä -dein Vater-, atailz «euer Vater- (Budag.),
deteeü »dein Kamel- (Kas. B.), idü -du warst- (Budag.), idü »du warst-
(Kas. B.), iduüz -ihr wart- (Budag.), idüäz -ihr wart- (Kas. B.) u. a. m.
4. Lithographierte persisch-azerbajdschanische Sprachlehren.
Während ich früher nur von Hörensagen wußte, daß es in Persien
von Azerbajdschanern verfaßte Bücher Ober ihre Sprache gäbe, habe ich
inzwischen Gelegenheit gehabt, wenigstens einige solcher Sprachbüeher naher
kennen zu lernen; von diesen habe ich namentlich zwei für die vorliegende
Arbeit benutzt.
I. Eine 130 Seiten starke Lithographie (Oktav), als deren Verfasser
S. 2 der Mallä Mustafa aus Baku2 genannt ist, hergestellt in Teheran,
wie auf der letzten Seite zu lesen ist, und zwar nach einer Randbemerkung
auf der vorletzten Seite im Jahre 1314. Ein früherer Schüler, Hr. Litten,
Dragnmanatseleve an der Gesandtschaft in Teheran, erstand dies nicht un-
wichtige Buch bei einem dortigen Händler und hatte die sehr dankenswerte
Freundlichkeit, es mir liebenswürdigst zu widmen. In diesem Buche wird
der russische dagegen, daß der Text -tatarisch- sei. So fuhrt die vorher erwähnte
-Heilige Geschichte- (Tiflis 18i*9) den Doppeltitel:
< liflIH,KIIIIAfl HCTOP1H WyOMMAHh IIA TATAPC'KOM'b
H3I.1KÜ C"b l»yCCKH31b IIEl'EHO, \OM'h —
1 Ich zitiere nach: Jul. Theodor Zenker -Allgemeine Grammatik der
türkisch • tartarischen Sprache von Mirza A. Kasein -Heg-. Leipzig 1848. K»
bleibt unbegreiflich, warum Zenker den Originaltitel, den Druckort und da* Druck -
jähr des von ihm verdeutschten Werkes nirgends anführt.
« ^_j5lJ\ — Zitiert als Mal. Must.
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204 Foy : Azerbajganische Studien mit «hier Charakteristik d. Südtürkischen. IL
alles Azerbajdschanische auf Persisch erklärt. Jedes Blatt enthält im Mittel-
felde lexikalischen Stoff in nach j£ geordneten «schonen« Versen und Reimen,
die stark an unsere lateinischen Genusregeln gemahnen. Das Mittelfeld ist
von einem mit Kommentaren angefüllten Rahmen umgeben, die wesentlich
grammatikalische, gelegentlich aber auch andere Dinge behandeln. Am Kopfe
jeder Seite befinden sich außerdem noch zwei schmale Querfelder, von denen
das obere je ein oder zwei Sprichworter auf Azerbajdschanisch und das untere
die persische Übertragung dazu enthält. Der Schluß bietet eine Liste von nicht
weniger als 278 azerbajdschanischen Verben mit ihren persischen Entsprechun-
gen. Ich gebe weiterhin eine Sammlung von Sprichwörtern und beziehe mich
dabei auf dieses Buch. Ebenso gebe ich am Schluß der vorliegenden Arbeit eine
längere Probe von den wunderlichen grammatikalischen Reimereien und füge
Erlauterungen bei. Natürlich wird endlich die Liste der Verben in meinem
Glossar verwertet. Leider ist die Schrift in diesem Buche (Ta liq) oft entsetzlich
undeutlich und durch Schreibfehler und wunderlichste Orthographie entstellt.
2. Eine 158 Seiten starke Lithographie (Quart), die das zweite
Heft eines Kitäbte -i-edebijje betitelten, für den Elementarunterricht berech-
neten Werkes bildet.1 Das Buch enthält allerlei interessantes Material zur
Orthographie und Grammatik, Ubungssätze, Wörtersammlungen, Angaben
über Zahlbegriffe und Zeitrechnung u. a. Erklärt wird selbstverständlich auf
Persisch. Verfasser ist ein Tebrizer, was für die vorliegende Arbeit be-
sonders ins Gewicht fällt, da diese ja hauptsächlich auf der Tebrizer Mundart
beruht. Auf der ersten Seite der Lithographie steht die Jahreszahl 1311.
Ich verdanke die Kenntnis dieses Buches der Freundlichkeit des Hrn. Dr.
Oskar Mann, der es nebst einem Dutzend anderer azerbajdschanischer
Texte von seiner Studienreise aus Persien mitgebrach hat. Im Folgenden teile
ich aus dem Kitäbce zwei Listen mit, die eine die Namen der Körperteile,
die andere die alten und neuen Jahresnamen des Zwölferzyklus enthaltend.
5. Azerbajdschanisches in phonetischer Schreibung. Georg
Jaeobs Probe. Eine Liste von Namen verschiedener Gegen-
stände aus Tebriz.
Alle bisher genannten Texte sind in arabischer Schrift und daher
für den Sprachforscher nur recht unzulängliche Quellen. Was wir vor
allem brauchten, wären zahlreiche genau phonetisch geschriebene Texte.1
Nach Bartholds Angabe erscheinen in einer russischen Zeitschrift
hin und wieder auch azerbajdschanische Artikel in russischen Lettern. Leider
habe ich diese Zeitschrift bis jetzt nicht zu Gesicht bekommen.
1 Titel: Kitäbce-i-edebijje. DejUr-i-duvumWiriÄ Sä d i q bin Axynd Mediä E*ed-
alldh merhüm Tebrizi el-e*l es berä-i-etJiU-i-mubtedi be'd ez elif bd x*Pr
i-'erebl ve te '% dätr be Miläh-i-veten be zebän-i-turki yarib be feAm-i-mubMiJän. —
Zitiert als Mir. Sad.
s Nach einer freundlichen Mitteilung des Hrn. Prof. G. Jacob beschäftigt
sich ein Hr. üirr, der sich lange im Orient befindet, seit Jahren mit der Sammlung
azerbajdschanischer Texte. Daß er bisher etwa« veröffentlicht hätte, ist mir nicht
bekannt geworden.
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Fot: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 205
Eine Probe phonetischer Schreibung gibt Hr. Prof. Georg Jacob
in seinem verdienstlichen türkischen Lesebuch1 S. 42 ff. Es ist die Umschrift
des letzten Gedichtes in Berges Sammlung. Die Methode, nach welcher
diese Umschrift zustande gekommen ist, erscheint mir jedoch nicht einwandfrei.
Sie fußt auf der Niederschrift eines Vermittlers, der sich das betreffende
Gedicht, das im Karabag entstanden ist, von «einem Azerbeidschaner« hat
vortragen lassen. Dieser »Azerbeidschaner- stammte jedoch nicht aus dem
Herkunftsorte des Gedichtes noch Oberhaupt aus Transkaukasien, sondern
war unser trefflicher Hr. Mehmed Hasan, welcher die Mundart von
Tebriz in Persien spricht. Es hätte, denke ich, angegeben werden müssen, in
welcher Lokalmundart das Gedicht umschrieben ist. Aber bedenklicher
als dieser Umstand erscheint mir der andere, daß Jacob die ihm vorliegende
Niederschrift -des Typenmaterials wegen vereinfachen mußte«, und vor allem,
daß er das g seiner Vorlage , welches sowohl ungenau für 7 wie richtig für
das aus q entstandene g steht, überall ohne weiteres in 7 verwandelte, z. B.
70; -setze!- anstatt des einzig richtigen goj* Auch -im Anatolischen« wird
das anlautende q nicht überall zu 7, wie Jacob annimmt, sondern z.B. in
den JQrük- Mundarten zu g, wie dies von einem glaubwürdigen Gewährs-
inanne, der kein Fachgenosse ist, verbürgt wird.*
Zu der Jacobschen Umschrift ist ferner zu bemerken: 1. es wird
nicht unterschieden zwischen e und i, daher bele »so- anstatt 6e7c, jrr »Ort«
anstatt jtr, veren anstatt viren; 2. es wird nicht unterschieden zwischen %
( = ch in «ach«) und % (= ch in »ich«), daher <vfc% »laßt uns machen-
anstatt tdey^, Tscheyrnenem »ich ziehe nicht« anstatt der/menem; 3. das
palatale g wird bald durch gj (vgl. gjel »komm!-) bald durch g (vgl. gö"d^
• im Himmel-) wiedergegeben, während es keines von beiden ist.* Es
kommen auch unter dem Einflüsse des Osmanischen entstandene Fehler vor,
so etti »machte- anstatt etdi\ ejle- »machen« anstatt e/e-.e Auf Verhören
wird das wiederholt vorkommende jetti -sieben- beruhen, denn man spricht
in Tebriz jeddi1, wozu die bei Berge stehende und oft in der Literatur
auftretende Schreibung &\ stimmt. Statt -perest S. 45 Zeile 9 lese ich
pere«, denn die Reime sind heves und nefes und ich traue der Dichterin Peri
1 Georg Jacob: Türkisches Lesebuch. l.Tril: Texte in lateinischer Um-
schrift. Erlangen 1903.
' Azerbajdschanisches g = ,J überall im Anlaut der Wörter und bedingungs-
weise auch im Wortinnem wird neuerdings wieder dureh die Schm idt sehe Liste
bestätigt, über die weiterhin im Texte gehandelt wird.
* M. Tsakyroglu (Arzt in Smyrna) Itipl IW'covxw \$\n\vyur, |jtXfr»). Athen
1891. Seite 24: To x iv äp;£) Xi^i'j; npc^iprrai tJ; yx r\ yy tic, to pico* xat to TtXs?
v( X.' °*ev *«pwov£, yxapirov£* xavrap, yxavrap, USW.
« Vgl. I S. 175.
* Vgl. I S. 183 § 12.
■ Vgl. I S. 174 § 2,2 eU- (der Punkt von He- ist zu streichen). Auch Kadloff
fuhrt - Wörterb.« I Kol. 810 ätä- -machen- als Caj>atajisch und Azerhajdschanisrh
an. E9 ist mir nicht unwahrscheinlich, daß ele- — -et -Hand- + e- ist.
' Vgl. I S. 183 § 5..
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200 Fov : Azerbajganisehc Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkiachen. II.
nicht zu, daß sie jemals ein -est auf ein -es gereimt hätte; außerdem ist
es ja bekannt, daß der Ausgang -st der Lehnwörter im Türkischen durch
Unterdrückung des / erleichtert zu werden pflegt.1 Im übrigen wird Hr. Kol-
lege Jacob mit mir die Meinung teilen, daß auf allen Gebieten des Tür-
kischen die phonetische Umschrift poetischer Kunstprodukte nur in be-
schränktem Maße Aufschluß über die betreffende türkische Mundart gibt,
und zwar aus zwei Gründen: weil solche Produkte mehr Arabisch- Persi-
sches als Türkisches enthalten und weil beim Vortrage solcher Produkte
zu oft im Sinne des Buchstabens gegen den Usus gesprochen wird.
Als besonders wertvollen Beitrag betrachte ich eine Liste, die die
azerbajdschanischen Namen von einer größeren Anzahl alltaglicher Gegen-
stände in arabischer und zugleich phonetischer Schreibung enthält und die
ich wieder der Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. von Lecoq verdanke.1
Proben der erwähnten Gegenstände l>efinden sich im Besitze des hiesigen
Völkermuseums, und die Liste der Namen ist von einem Herrn W. Schmidt,
der früher eine Apotheke in Tebriz inne hatte, besorgt worden. Es ist
wichtig, daß diese Liste aus Tebriz stammt und also zur teilweisen Kon-
trolle meines Gewährsmannes für die Tebrizer Mundart dienen kann.
Herr Schmidt umschreibt in populärer Weise, und wenn natürlich auch
nicht die absolute Konsequenz des strengen Phonetikers zu erwarten ist,
so genügen seine Schreibungen doch, um wichtige Bestätigungen zu dem
zu liefern, was im ersten Teile der vorliegenden Arbeit erörtert worden
ist. Kr schreibt ä oder a* (zuweilen e) - e, c = i (yncä ~- • yfy ärak-
tschin j^>- ^^.yfdja g'tge - Nacht-, yjedan - . y 'iden -gehend-), i = i
oder y, y — y, k — q (selten tiräktshin, schakildavh .hölzerne Knallpistole-)
oder - - k (selten, müschrik -Cigarettenspitze- — kj k {börkj
• Mütze-, kjöirwkj -Hemd« kiijnek, üzükj »Ring-, kjilkä mrekjäh "y* ,
(j - y, yj (oder y) — y (yjedmay^ -gehen«), yh - y ( htman bayhi »Hosen-
band« = bayy, säkka/ därayhi •Bartkamm«), ch % (yj^dmay^, fttnlw/).
sch . • tsch --- <!, dach und dj = g", ferner s r. r (nach deuLscher Weise
vgl. ü.sükj -Ring- üzitk), aber jw s (vgl. ssilrifl, kUsexti = kisr-xi). Be-
stätigt wird durch Schmidts Umschrift der deutlich vernehmbare Unter-
schied zwischen den Vokalen e und i sowie zwischen den Konsonannten q
und k\ y und g\ auf deren Untersc hied ich l S. 175 § 4 besonders nach-
drücklich hingewiesen hatte. Bestätigt w ird ferner, 1. daß jedes anlautende y
1 Karl Koy: -Der Purismus bei den Osmanen- in -Wcstas. Studien- der
■ Mitteil. d. Sein. f. Orient. Sprachen-, Jahrgang 1898 S. 41.
2 Ich fühle mich verpflichtet, Hrn. Dr. von Lecoq wie früher so auch jetzt
wieder meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen für die außerordentlich liebens-
würdige und eifrige Unterstützung teils durch Vertnittelung von Quellen, teils durch
selbstlose Überlassung eigener Aufzeichnungen aus den» ferneren Kleiuasien.
' Über die Annäherung des e an a vgl. I S. 127»
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Fot: Azerbajganischc Studien mit einer Charakteristik d. Sudtürkischen. IL 207
ohne Ausnahme zu </ wird, vgl. hei Schmidt yäläm ^3 osm. qalem, yeitachy
• Schere«, £378!. qajycy, yab »Gefäß« osm. qab usw., und 2., daß auslautendes q
zu x wird, z. B. in der Infinitivendung -maqy vgl. yjedmach »gehen« und auch
sonst z. B. boilurh »Faden heim Wehen«. Trotzdem erscheinen auf der Liste
viele Wörter mit schließendem yh = 7, während man ch - % erwarten sollte;
dies hat seinen Grund darin, daß manche Personen es vorziehen, den Stamm
in derjenigen lautliehen Form zu nennen, in welcher er vor vokalischen
Endungen auftritt. Sie scheinen dies für richtiger zu halten. Auf der
Liste widerspricht übrigens öfters die arabische Schreibung der phonetischen,
indem die erstere das zu erwartende ^ = % bietet, die letztere aber yh,
z. B. däragh »Kamm«, aber^ijj, yoltschagh »Puppe«, aber £-U- ji, ptschayh
»Messer-, aber Beispiele für schließendes % — k fehlen, es wird kj
oder k geschrieben, z. B. üzükj «Ring« = üzü/^, jelpik »Fächer« — jtlpi-'^.
Die Liste liefert weiterhin wertvolle Belege dafür, daß die Neigung besteht,
a in gewissen Fällen wie e zu sprechen, worüber I S. 185 § 13 gehandelt war,
vgl. därayh — drray^ oder d!ere% »Kamm«, säkkal - srqgal oder scqyef »Backen-
bart«, yeitschy — y'fjcy »Schere« und daß ferner die Neigung besteht, inter-
konsonanti.sche Vokale auszustoßen, worüber I S. 186 § 4 gehandelt
war, vgl. mrkiib »Tinte« osm. mürekkeb, ptschayh = pCay^ aus pyray^
»Messer».' Im Einzelnen bestätigt die Liste azerh. e gegenüber osm. 1 in
yjedtnach =. ytdmay^ »gehen « , ö gegenüber asm. ß in den Wörtern bork (osm. b'Ark
nach Samy) und mähr — osm. mühür pers. j^», den Abfall des anlautenden j
(vgl, I S. 190 und den Anfang des vorliegenden Aufsatzes) in üsük' -Ring-,
den Anlaut k gegenüber osm. y in köjnek »Hemd« = köjney^ I S. 188 (wo
versehentlich das j weggelassen ist), den Anlaut d gegenüber osm. / in dai
»Stein«, das sogenannte Doppel -9 in säkkal = seqyel »Backenbart«, die
Entsprechung td = tl in atdy ^jJI »Reiter« = atly. Beachtenswert ist die
Yokalisation yov (bei Schmidt yohw ß geschrieben) gegenüber osm. qav
»Zunder«, indem offenbar das labiale v die Verwandlung des vorhergehen-
den a in den labialen Vokal zustande gebracht hat. Vgl. die Verwandlung
von evy h> in öv 1 S. 178. Ein qov yor führt übrigens auch Budagoff
als azerbajdschanisch an.1 Sehr interessant ist schließlich , daß die Schinidt-
sche Liste den Laut d in der oft vorkommenden Sehreibung jb-Ä^ tßdmay^
' Das merkwürdige frrach tuchaghy = frrl cayy nus feri pcayy braucht nicht
auf Vcrschrcibung zu beruhen, sondern der Ausfall dos p läßt sich aus der Häufung
der Konsonanten begreifen.
* Budagoff: Vergleichendes Wörterbuch der turko - tatarischen Sprachen
(russisch). Petersburg 1869. S. 96 Jjfi koh'u = j\ä. — Als ta^atajiach wird yov an-
geführt bei Vä in be ry, Cagat. Sprachstud. S. 32«) : Jj* kor «Srhwamni; fiules
Molz«. — Man bemerke hier/.u das umgekehrte Verhältnis: favat. und azerb. .jte
-fortjagen, (z. R. bei Amirchanianz V. T. 1. Mos. Kap. 3, V. 23 ^jü. in T.briz
und Urmia aber youdy gesprochen I S. 174) — osman. jj» qov-.
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208 Fov: AzerbajgaiiNrhc Studien mit einer Charakteristik d. Sudtürkischen. II.
verbürgt. Ganz im Gegensätze zum Osmanischem bietet sie gjedmach -gehen«
= osm. gittnek. 1
Ich gebe im folgenden die ganze Schmidtsche Liste, die auch als
kleines Glossar sicherlich ihren Wert hat, zumal da eine Anzahl der an-
geführten Wörter oder Bedeutungen in samtlichen Lexicis fehlt. Einige
der auftretenden Wörter waren Herrn Meli med Hasan unbekannt, und
von diesen kann ich wieder einige nicht anderswoher belegen.
Es waren schon vor Jahren durch Hrn. Dr. Ign. Kunos zwei
azerbajdschanische Texte veröffentlicht worden, ohne als solche aufzufallen,
da sie als -karamanisch- angezeigt waren." Dies sind zwei phonetisch
geschriebene Erzählungen, die Kunos von einem karamanischen Märchen-
erzähler (Meddäh) gehört haben will.* Hier muß aber ein Mißverständnis
obwalten, über das ich mich an dieser Stelle nicht weiter in Vermutungen
ergehen möchte, jedenfalls beweist die Sprache unwiderleglich, daß die
Texte azerbajdschanisch sind und der Mundart von Tebriz ganz nahe stehen,
aber stellenweise osmanisieren. Sie stimmen deshalb auch nicht zu dem , was
wir aus Maximoffs allerdings recht unvollkommener Arbeit* vom Kara-
manischen erfahren. Die Umschrift ist genau nach demselben Schema
aiigefertigt, welches Kunos bei osmanischen Texten befolgt. Sie unter-
scheidet nicht zwischen e und i, q und k, g und g\ % und %, anlautend
h und x- sondern weist nur die Bezeichnungen e, k, g, A auf.6 Außer-
dem starren diese Texte von Inkonsequenzen, die hauptsächlich auf dem
Gebiete der Phonetik liegen. Im übrigen zeigt alles, die Lautverhältnisse,
die Flexionsformen, der Wortschatz, die Wortbedeutungen , die Syntax und
die Phraseologie ein ganz unverkennbar azerhajdschanischcs Gepräge. Ich
begnüge mich, hier folgende charakteristische Punkte anzuführen, in denen
Kunos' Texte mit der Tebrizer Mundart übereinstimmen und vom Osma-
nischen abweichen.
1. Zur Phonetik (vgl. I): e = osm. a in Lehnwörtern: arab. eded - Zahl-
osm. aded; t d. i. ö = osm. i: geder anstatt glder -er geht«, pers. hrc
anstatt htf, gene (daneben einmal das osmanische jüte) -wiederum-, g an-
lautend = q: gtr% - vier/ig« _ qyrq, grtryu »Furcht- = qorqu, galyjar -steht
auf- - qalqnr. % inlautend :-: q: nyjzr «geht hinaus- — - rgqar, bayar
Dr. Kunos Iguacz : Kisäzsia török dialcktusairöl. Budapest 1896. S. 31 ff.
Unterhalb der beiden Texte steht S. 33 (Karamäni nyelvjaras -Karamanische Mundart-).
* Er sagt S. 33 ausdrucklich: E ket nepmeset, jobban mondva elbcszeleat
c«y karamäni meddahiöl vagyis m'pmulattatol hallottam es jegyeztem fei.
* Viktor Max im off: UiibiT'b nae.i1i,T,onaHifl TmpKCKBX'b ^ia.ieKTon*b
ii'i» xy,i,nneu,\rnp1> n Ka|ia>iaiiiii. Petersburg 1867.
' D.is gutturale y, das Kün. in seiner Märvhenaammlung mit i darstellte,
schreibt er hier offenbar angemessener i.
6. Karatnanisch oder Azerbajdschanisch;1
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Fov : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sudtfirkischen. II. 200
»schaut« = baqar, siyßr »drückt« — syqar\ % auslautend --- q: jo%,
giry^ usw.; d anlautend — t: duz »Salz« - fitz; Metathese »/ + Kons.« und
-r -f Kons.« = »Kons. -f und »Kons, -f r«: cölmeji «den Topf« - - cömleji,
arji »anderer« = ajry; Assimilation benachbarter Konsonanten nn = nl\
eibinner »die Mücken- — öibinbr, nn — nd: gnryusunnan »aus seiner Furcht«
-- qorquxundan; Assimilation an ein durch einen Vokal getrenntes »: n ~~ l:
ojnas ynan »mit dem Gespielen« — yian, m = b: »«7» »ich« — ben, mene
• mir« — bene für bona, munu »diesen« — bunu.
Das auslautende k der 1. Pers. Plur. erscheint zum Teil unverändert
(vgl. schließendes k oder kj statt % in der Schmidt sehen Liste: itzükj,
je/pik, knjnek), zum Teil als % d. L Zu bemerken ist, daß der helle
Vokal noch gewahrt ist, und der Schematismus noch nicht, wie in der
Vulgärsprache von Tebriz, die schweren Endungen u% oder ay^ über die
leichten zum Siege verholfen hat, daher z. B. genau wie bei Jacob (s. vorher)
ede% d. i. ede% »machen wir!«, femer isteri% d. i. isteriy, «wir wünschen«,
gedek d. i. gidek »gehen wir!«.
2. Zur Flexion: bular »diese« = osm. bunlar, olar »jene« — osm.
fmlar, mene »mir« = osm. bona, Akk. des Pronominalaffixes auf -n anstatt
-ni: yirr/jn »ihrer vierzig« = qyrqyny, aytariram »ich suche«, itirmüem »ich
habe verloren-, jatir -er liegt« = osm. jatijor, jatiplar anstatt jatyblar »sie
haben sich gelegt« = osm. jatmyslar oder jattylar, vitrar »er schlägt« ■- osm.
vurvr, ojaday^ »wecken wir« = osm. ujandyralym , bilmürem »ich weiß nicht«
(Hr. M. Hasan spricht: bilmirem) — - osm. bilmem, usteriy^ «wir wünschen«,
in Tebriz isteriy^ oder vulgär isteruy^ = osm. isteriz; Imp. auf g'inen: dejinen
anstatt dijmen »sprich!« (fehlt im Osmanischen, vgl. über -g'inen 1 S. 156).
Man bemerke auch die Stämme auf -j: dijer »er sagt« - osm. der,
yojar »er setzt« = osm. qor, döjerler »sie prügeln« = osm. döverler.
3. Zum Wortschatz: öz »selbst« (osm. veraltet, dafür kendi); arvat
»Frau, Ehefrau« (osm. avrat), ota% »Zimmer« ~ osm. oda, palaz »Art kleiner
Teppich«, tike »Bissen-, ket »Dorf« (osm. köj), gabayina »vor ihn- (osm.
imune), jayß, in Tebriz jayty »gut- (osm. eji), berk »kräftig« (osm. ver-
altet), harda »wo?« (osm. neretle?), apar- »nehmen«, ayjar- (in Tebriz selten
ayjar-, meist aydar-) -suchen- (osm. ara-), tap- -finden- (osm. but-).
Vom Osmanischen abweichende Bedeutungen: gonay^ »Gast-
(osm. fjonaq »Quartier, Tagereise; herrschaftliches Haus«; qonuq -Gast-);
gizil »Gold« (osm. qyzyl »rot-; altyn -Gold-), e.Hje anstatt tiije -hinaus- von
«Mr/, »Schwelle« (osm. eüje »nach der Schwelle«) x, durur »er steht auf- (osm.
durur »er steht«, qalqar -er steht auf«).
1 Vambery (• Altosmanischc Sprachstudien. Mit einem azerbajdschauisehen
Texte als Appendix.- Leiden 1901. S. 114 Anm. 3) denkt Aber die Etymologie von
tiiy -hinaus- freilich ganz ander«. Er schreibt: -rSik (draußen, außerhalb); vgl.
altosm. tiu{ (daa Freie), neuosm. Uuj (Helle, Lieht).- Hierzu sei bemerkt: der
Casus indefim'tus eük bedeutet niemal» -draußen, außerhalb-, sondern der Dativ
rMJe (eigentlich -nach der Schwelle-) bedeutet -hinaus- und der I.okativ rtivdr
(eigentlich »auf der Schwelle-) »draußen, außerhalb-; beide können mit einem Worte
Mitt. d. Sen*, f. Orient. Sprachen. 1904. II. Abt U
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2 1 0 For : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sudtürkiachen. II.
4. Zur Syntax. Wortfolge: bailor aramaya »er fängt an
. . . . zu durchsuchen«; Konstruktion von iste- mit dem Optativ: Mfcn'%(yJ
sizi özümü;e büjük ede% (%) -wir wünschen, Sie über uns zum Herrscher zu
machen«; gaiamla -als sie fliehen- := osm. qactyqia.
5. Zur Phraseologie: cira%ge^er -das Licht geht aus« (osm. mum
turner) y haber d. i. /aber aU »fragen, erfragen- (osm. habet almaq »Nach-
richt erhalten - ).
Der Ausdruck ist, wie erwähnt, vielfach mit Osmanismen versetzt: neben
munu erscheint burnt, neben men auch ben , neben men ein ilen usw. usw.,
dahin gehört auch die Assimilation des d der Kndungen an einen vorher-
gehenden tonlosen Konsonanten, z. B. irr/tan, getti »erging«. Diese Assi-
milation ist nicht azerbajdschanisch , es muß heißen coyßan, geidi. Vgl.
vorher (unter 5) etti -er machte- bei Jacob.
Die Frage wird im Azeri ohne -mi gebildet, dennoch tritt einmal ein
Beispiel mit dem osm. -mi auf, ein anderes Mal aber (Zeile 5 des ersten
Stückes) richtig ohne -mi. Das letztere Beispiel scheint in der Kunos-
schen Redaktion verkannt zu sein , da statt des zu erwartenden Fragezeichens
ein Punkt gesetzt ist. Auch andere Stellen scheinen verkannt zu sein , z. B.
im ersten Stück ist von einein Helden die Rede, der wie »das tapfere
Schnciderlein« unseres deutschen Märchens sieben Fliegen auf einen Schlag
tötet, so vierzig Mücken (eibin) auf einmal erschlägt und dann auf seinen Stock
»vierzig auf einen Streich« schrciht. Dieser Held heißt was osm. nazar
und azerb. »ezer n losgesprochen wird; die betreffenden auf den Stock ge-
schriebenen Worte werden S. 31 zweimal verschieden und iu einer mir
sinnlos erscheinenden Form zitiert:
babaji nazar bir dejenekte giryin azar
und
babaji nazar, bir dejenekte gtryjni ezer.
Hier ist nicht verstanden worden, daß nazar Personenname ist, denn sonst
wäre es mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben. Auf der folgenden
Seite wird der Held einfach nezer, wieder mit kleinem Anfangsbuchstaben,
genannt. Wie der Akkusativ babaji syntaktisch erklärt werden konnte,
wird niemand zu sagen wissen. Es ist zu lesen Baba Nezer, wobei Nezer
einen Reim mit ezer bildet: Baba Nezer bir dejenef/ße (oder dejeneJcde) gyryjyn
im Ablativ verbunden sein, z. B. gapydan etye -zur Tür hinaus-, keiden eiij(de -außer-
halb des Dorfes«. Wie Vämbery das lautliche Verhältnis von seinem ehk zu
dem oMiianischen ytyq erklären will, bleibt mir ein vollkommenes Rätsel. Außer-
dem paßt auch die Bedeutung »Licht- nicht, denn ich kann z. B. des Nacht« aus
einem erhellten Hause rfijr gehen und dadurch in das Dunkel gelangen. Daß yiyq
-Licht- im älteren Osnianischen »das Freie- bedeutet hätte, ist mir unbekannt und
durchaus unwahrscheinlich. Woher will Vämbery aber wissen, daß früher Uiq und
nicht ytyq gesprochen wurde? Eine Kesrc in einem vokalisierten Texte kann sowohl
i wie y bedeuten, der Konsonant q ^ weist aber auf y. Und noch eine prinzipielle
Frage. Was ist • Altosmauisch- ? Gab es ein • Altosmaiiisch- ohne lokalmundartliche
Unterschiede? Ja, in Bulgarien spricht man auch heute üiq »Licht«, aber ist da*
etwa schlechthin -NeuoMiianiseh» ? Nein.
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Foy: Azerbajganischc Studien mit einer Charakteristik d. Siidtürkischen. II. 211
rzer = .Baba Nezer zerquetscht mit einem Stockstreich ihrer vierzig- oder,
wenn hinter Nezer das Komma berechtigt ist: -(Dies ist) Baba Nezer, mit
einem Stockstreich zerquetscht er ihrer vierzig«.
Ich gebe am Schlüsse der vorliegenden Arbeit diese Texte mit (Iber-
setzung und Anmerkungen.
Auf Grund der Vergleichung aller vorher genannten Quellen ergibt
sich eine Fülle von absoluten Übereinstimmungen, und diese werde ich im
folgenden »allgemein azerbajdschanisch ■ nennen.
Ich darf diesen Abschnitt nicht schließen, ohne meiner mündlichen
Quelle zu gedenken. Herr Meli med Hasan, dem ich schon I S. 128 meinen
aufrichtigen Dank ausgesprochen hatte, hat mich auch nach Abschluß des
ersteu Teiles meiner Arbeit in der aufopferndsten und eifrigsten Weise unter-
stützt, so daß ich diesem trefTlichen Herrn hier nur meinen Dank wieder-
holen kann.
B. Die Mundart von Erzerum. Nr. 2.
(Vgl. I S. 138 ff.)
Im Jahre 1852 teilte Belin der gelehrten Welt seine zwar nicht sehr
zahlreichen, aber in ihrer Art vielseitigen und deshalb schätzenswerten Be-
merkungen über die Mundart von Erzerum mit, die ich im ersten Teile
dieser Arbeit mit Rücksicht auf das Azeri von Tebriz besprochen habe. Ist
es nicht mehr als bedauerlich, daß über ein halbes Jahrhundert vergehen
mußte, bis wir wieder etwas von jener interessanten Mundart erfahren
konnten? Als ob Erzerum außerhalb der Welt läge! Soeben veröffentlicht
der früher im KeletiSzemle und auf Grund dessen auch von mir fälsch-
lich Balkanoglu genannte Herr Bai Hasan O7IU1 in der beregten unga-
rischen Revue* eine Arbeit, die wesentlich lexikalisches Material enthält
und in vielen Punkten Belin bestätigt, in der Mitteilung von Wörtern aber
ungleich ausgiebiger ist als Belins Arbeit. Uber jeden Verdacht erhaben,
namentlich in phonetischer Beziehung, sind Bai Hasan 0«ylus Angaben
jetloch nicht, weil er sie aus einem türkisch-türkischen und also mit arabi-
schen Lettern geschriebenen Glossar eines Ungenannten geschöpft hat und
nach dieser Quelle alles in lateinischer Umschrift wiedergibt. Freilich
sagt er, daß ihm ein Eingeborener zur Verfügung gestanden hätte, und
offenbar hat er denselben zu Rate gezogen, wie z. B. das richtige /wio
-Zigeuner, (mit o) gegenüber Belins pusa (mit«) in Cbereinstinunung mit
Paspatis /HAwAa (und O^» pocha) und dem pn^uy der armenischen Wörter-
bücher sowie mit dem von Böhtlingk angeführten georgischen bosa be-
weist und wie ferner aus der Bemerkung hervorgeht, daß das k - q im
Wortanfang zu y und am Worteilde zu % werde, z. B. yalma^ •bleiben« =
qa/maq. Trotzdem schreibt er aber in seiner Vokabelliste in beiden Fällen
k — y, z. B. ktrtik »Stückchen« = azerb. yyrty%. Man sieht also, daß er
1 Herr Bai Hasan 0>lu hatte dir Güte, mich durch ein Schreilxn vom
17. Juli 1903 Ober das Mißverständnis aufzuklären.
> Kcleti Szemle, Budapest 1904, Heil 1, S. 126 ff.
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212 Fot: Azerbajg&nische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
von dem Buchstaben seiner Vorlage abhängig und .seine Umschrift mithin
keine durchgeführte phonetische Schreibung ist.1 Sonst jedoch darf man
V ertrauen haben . denn die angeführten Wörter lassen sich zum großen
Teile aus dein Azeri von Tebriz bestätigen, zum anderen Teile aus an-
deren südtürkischen Mundarten, zum Teil auch aus dem Cayatajischen
und Köktürkischen , teils haben sie aber ein türkisches Gepräge, ohne daß
ich sie sonst aus dem Türkischen belegen konnte, ferner sind, wie nicht
anders zu erwarten, armenische Lehnwörter unter ihnen, auch das nicht-
armenLsche lazut. Schließlich bleibt ein Rest mir unbekannter und unver-
standlicher Wörter z. B. oioi •camomille«.
Ich konstatiere zunächst, in welchen Wörtern Bai Hasan O7I11
mit meinen Quellen für das Azeri übereinstimmt, was zur Bestätigung der
Angaben beider Teile natürlich von großer Wichtigkeit ist.
Wortschatz und Wortbedeutung.
Tebriz: Erzerum:
ba$y -Schwester, besonders ältere baÜ «soeur«
Schwester«"
bibi -Tante väterlicherseits«* bibi -tante paternelle«
Dieses Wort scheint in Zentralasien überhaupt nur eine ältere acht-
bare Dame zu bezeichnen *, in der spezifisch azerbajdschanischen Bedeutung
ist es jedoch in die Sprache der Lazen *, ja sogar in die der Zigeuner über-
gegangen, die an der Bedeutung «Tante« noch in Transsylvanten festhalten,
daneben aber das Wort auch in dem weiteren Sinne von «Mütterchen- ge-
brauchen ; 6
böjrt-% «Niere« — osm. böfrrek boyrek «rein«
buyayj »Uuterkinn« bu%ay «partie saillante de menton«
buyary1 «Kamin« buyjiri «chemince«
1 Aus diesem Grunde ist es mir auch sehr fraglich, ob da, wo Bai Hasan
ein g gibt, während die Tebrizer Aussprache _y ist, wirklich die Aussprache von Erz<-rum
vorliegt, oder oh nicht vielmehr nur ein il der Vorlage umschrieben ist, z.B. bögrtk
«Niere«, das in Tebriz. böjre^ (oder eleganter böjrek) gesprochen wird.
» Auch dem Osmanisehen nicht fremd nach Samy Bej S. 217. Vgl. mala
«ältere Schwester- in uig. chines. Wörtern.
' In dem alten osman. Kl-ferej bade l-Sidde kommt bibi in der Bedeutung
• Herrin« vor. Vgl. Vambery: Altosmunische Sprachstudien. Leiden 1901. S. HiO.
* Vambery (Ca^at.Sprachstud.) ^ bibi «Frau, Dame, Hebamme«, nachVämb.,
Altosm. Sprachst. a.a.O. auch «Prinzessin^?)«; — Shaw:<J,j6.W «a lady, a woman
(married)-; — Sülcjman Kfendi: • •-Mj («Großmutter«) usw.
1 Wie Hr. M. H. A dj aria 11 für Atyna bezeugt: Ktudc sur la langue Laze.
Paris 1S«»9. S. N : Hihi (At.) -taute patemcllc«.
8 Wir Hr. Heinrich von Wlislocki bezeugt: Die Sprache der traus-
sylvanischeii Zigeuner. Leipzig 1KS4. S. 74 : bibi «Tante, Mütterchen«.
7 Aus arab. j\£ bu^är «Dampf«.
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Foy : Axerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Süd türkischen. II. 213
cirt- •Einschnitte in die Haut machen cvrtmek »ebrecher«
(zu sanitären Zwecken)« 1
gender/^ »Kadaver, Aas- zendek »cadavre putrefie«
dadaS -älterer Bruder« dadai -frere aine, fier a bras, bra-
vache, plisson«
dal »Rucken«, eigentlich -die Partie dal -dos, entre les deux omoplatcs«
zwischen den Schultern«
da/da »Schatten«8 dalda »ombre«
daldalan- «sich in Sicherheit bringen« -lanmak »se mettre a l'abri, se refugier«
davor «Vieh«, in Urmia spez. davar »moutons-
»Hammel«
dmgel- »sich ausruhen«,(osman.</wi/en-) dindelmek «se reposer«
emi -Onkel väterlicherseits« (osnian. emi «oncle paternel« (ar. ^S-)
amuga)
rmiiy oder eni% «rotes Kosmetik um der enik -petit de chien; poudre de couleur
Frauen, um die Wangen zu färben«* rouge employee par les femmes pour
teindre les joues«
g'ez^ng'ebi eine Art Hal wa (orient, süße gezengevi »manne«
Näscherei)
gor -Grab« gor (du persan gur) -tombeau«
g ülri »lachend, heiter«, z. B. guhi güleS -aspect riant-
üzli »mit lachendem Gesicht«
guz »Buckel, Hocker« guzik -bossu«
he -ja« he -oui«, hetni? «n'est-ce pas?«
yezyl » Kohlengrus« (osm. rnydyr) %azul »petits morceaux de charbon«
i.stüc'an - Teeglas« istikan -verre de the-
jüng'ül -leicht« (an Gewicht)' jüngül -leger-
Jris »zu eng, schlecht sitzend, hier zu kip kis »tout a fait serre-
eng und da zu weit« (von Kleidern)
kirian »weißer Puder«8 kirian -poudre blanche pour la toilette
des dames «
1 Z. B. drllfj^ {dallajO dalymy girtdi -der Barbier hat mir Einschnitte in den
Kücken gemacht«. An das Gesundheitsfördernde und Heilsame dieser Einschnitte
glaubt der ganze Orient.
1 Vgl. in den Sprachmatcrialicn «Sprichwörter. Nr. 19: Jatiua tülki daUla-iynda,
goj jr*in jyrtyyy teni -Ruhe nicht im Schatten des Fuchses, lieber laß die wilden
Tiere dich fressen«. — Dasca^at. Uta wird bei Sülejman E feudi S. KW durch
-Rückseite- erklärt. Ich halte das Wort für den Lokativ von dal -Rücken-, der
als selbständiger Stamm behandelt ist. Vgl. osman. fjözde (eigentlich -im Auge.)
• die Person, die der Sultan im Auge hat, die ihm gefallt, Licblingsmädchcii..
» In der Komödie -Serali- statt dessen J\p»-^o (din$Un- oder dinyelin-?).
* -Sprichwörter- Nr. 24: (iehbenin gazandyyy rnn%x kiriana y rtler -Der rote
Puder, den die Hure verdient, geht für den weißen dahin-.
* Osm. Aa/j/' (arab.) -leger-, golaj -facile-, aber azerb. yolaj «schlecht, minder-
wertig-.
6 Vgl. -Sprichwörter- Nr. 24, schon vorher angeführt.
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214 For : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtflrkischen. II.
yala- -aufeinanderschichten z.B. Holz kalamak — kajmak -preparer le poele
oder Kohlen im Ofen« pour etre allume«
gejsava -ein warm genossenes Koin- kajsefe -compote-
pott, z. B. von Datteln«
katiske -Droschke« kalaska -voiture chargee et attelee
aux chevaux-
yere yura -Alp, Nachtmär« (auch in kara kura -cauehemare«
der allgemeinen Bedeutung «ganz
schwarz«)
gyi »Bein« (osinan. qyi -das Hinter- kic »pied-
teil«)
#yra% -Rand, Uferrand« kirayi -bord«
gyrtyy^ -Brocken, Stückchen« kirtik »morceau, petite piece-
yullab -Türangel« (von arab. ^j^Cj kullah »cejond- (corr. -guml-).
«Haken«, auch bei Zenker und
Redhouse)
yujmax -eine zähe süße S[»eise« (Mehl kitjmak -bouilli de farine avec de
wird in Butter braun gebraten und (corr. du) rob-
dazu geschmolzener Zucker gerührt)
yurut -aus Milch hergestellte Masse, kurut -Iait caille sec«
hart wie Stein« (an Konsistenz dem
harten Harzer Kräuter- oder grünen
Käse ähnlich)
lavai -ganz dünnes Gebäck, dünn wie lavai «pain plat-
der jüdische Osterkuchen, aber in
Bandform«
mis -Messing, Bronze« «iw -bronze-
pu6 ek- -durchbringen, verpulvern, pui »perte- , oltnak -perdre- (corr.
alle machen, z. B. Geld« -etre perdu «)
seme -verblüfft, verdutzt- seine -stupefic, ebahi«
taj -das Gleiche- taj »pareil, semblable, egal«
tor »Netz, Fangnetz, Fischernetz, tor »lilet, rets«
J&gernetz«
tutnan -Unterhose- 1 tuman -camisole- 1
Von den Wörtern, die Hr. M. Hasan nicht kennt, die sich aber durch
untrügliche Zeugnisse für das Südtürkische erweisen lassen, seien genannt:
1. daraha »Bretterzaun« (cluisun). Dies kommt in der Form taraba
(mit anlautendem t — d) » Bretterzaun « auch im Bulgarisch-Türkischen vor,
z. B. in den Versen aus Vidin, die ich schon vor Jahren* mitteilte:
1 Man beachte den Unterschied der Bedeutungen. Nach Schmidts Liste
bedeutet tuman auch -ein kurzes weißes Kleidröckchen- der Frauen. — Übrigens luhri
Sa in y - H ej S. 709 dus Wort auch als osmanisch auf in der Form jU»^-»» toman
»sorte de culotte tres large et lougue-.
a Westasiatische Studieu, Jahrgang IV (1901) S. 253, Amu. — Taraba ist
nachzutragen in Radi. Worterb. III Kol. 845.
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Fov : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 215
buzagiji tarabaja bagladim
hem dagrij hem bogrij
hem agzile ot qoparij
• ich habe das Kalb an den Bretterzaun gebunden,
es ruft und schreit
und rupft mit seinem Maule Gras«.
Meines Wissens ist dies Wort sonst aus keinem Gebiete des Türki-
schen nachgewiesen worden.
2. ttzmek .fliehen« (fuir). Auch dies Vernum ist unzweifelhaft im
Südtürkischen weiter bekannt; es kommt vor in einem mit armenischen
Lettern aufgezeichneten Liede aus Babert (Baiburt) bei Littmann1 III, 4:
tezdim tezdim tfiran kibi daylara
■ ich Höh, ich tloh wie eine Gazelle auf die Berge«.
Auch Littmanns Gewährsmann Komitas Wartapet aus Kuta-
liia kennt dies Verbum nicht, Littmann selbst vermutet eine Nebenform
zu tezlemek und übersetzt zweifelnd: »ich lief«. Das merkwürdige Wort
ist sehr alt bezeugt, nämlich wiederholt schon auf den koktürkischen In-
schriften, aber wie es scheint in dieser lautlichen Form nur da und im
Südtürkischen, sonst nirgends. Kokt. T2Z z. B. az qyiia eren tezip bardy
• nur wenige Männer entflohen«, neke lezerbisf «warum sollen wir Hieben?-,
budun tezmis erti «das Volk war entflohen«.* Derselbe Stamm mit -s statt -z
kommt heute im Schorischen und in anderen nordtürkischen Mundarten vor.»
3. am an tokul (= toovl) -Ausdruck, durch den man um Quartier
bittet« (c'est une interjection pour demander quartier). Derselbe Ausdruck
ist mir sonst nur noch aus einem der Lieder bekannt, welche Hr. Prof.
von Luschan in Sendschirli (Provinz Adnna) nach dem Vortrage eines
aus Aintab stammenden armenischen Knaben phonographisch aufgenommen
hat.4 In Lied XVI' fängt jede Strophe mit den Worten: aman, dejirmendi,
atnan — iijut boydamy, boyiiamy -ach, Müller, male meinen Weizen«. Die
Frau, die dies spricht, bietet dem Müller als Entgelt der Reihe nach zu-
erst ihr Halsband, dann ihr Entari, dann sogar Gold an, aber immer
1 Enno Littmann: Türkische Volkslieder aus Kiemasien. ZDMG Bd.53 S.356.
» Radi. WÖrterb. III Kol. 1103.
* Radi. Wörterb. III Kol. 1097 unter1 Täc und6 toc. — Die Übereinstim-
mung des türkischen ttz- »eilen« mit dem persischen «schnell- (azerhajdsehaiiisch
nicht etwa Hz, sondern ebenso wie im Osmaiiischcn U*z) ist im höchsten Grade auf-
fällig. Ttz bedeutet im Türkischen nur •schnell-, nicht auch -scharf-. Die Erano-
logen etymologisieren Uz «scharf, heftig: schnell- aus dem Indogermanischen und
stellen iq «Pfeil« und Uie -Axt- dazu (vgl. Paul Horn a.a.O. S. 92 Nr. 40S).
4 Felix von Luschan: -Einige türkische Volkslieder aus Nordsyrien und die
Bedeutung phonographischer Aufnahmen für die Völkerkunde- in -Zeitschrift für
Ethnologie«, Bd. 36 (1904), Heft 2 S. 177 ff.
* A. a. O. S. 196 ff.
2 1 6 Fov : Azerhajganisehe Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkisehen. II.
weigert sich der Müller mit den Worten: olmaz, qadyn anarn, olmaz, bis sie
ihm schließlich ihre Tochter anbietet mit den Worten:
To qui, dfjirmmfii, a man!
Öjüt boydamy, boydamy!
Verem sana ben qyzymy,
worauf der Müller sofort freudig eingeht:
Ölur, qadyn anam, olur, Es geht, Mütterchen, es geht,
Qyz-ynan-da un öjünür Mit der Tochter läßt sich ja Mehl mahlen.
Per1 qyryldy, tez jnpylyr. Die Flügel waren zerbrochen, sie werden
rasch wieder gemacht.
Zu den Verwandtschaftsnamen (vgl. vorher ba0y, bibi, dadai, emi) in
Erzerum und Tebriz seien noch folgende Differenzen bemerkt:
Tebriz Erzerum
nene -Mutter« nana (nach Bei in)
yala -Tante mütterlicherseits- eze «tante maternelle«
eniste »gendre«
Nana ist weit verbreitet. In der Sprache der Lazen, für welche es
schon Klaproth8 bezeugt, ferner Rosen, M. von Erckert und M. H. Ad-
jarian*, kommt es an den verschiedensten Orten vor, z.B. in Batum,
Trapezunt, Ali na usw. Dennoch halte ich es nicht etwa für ein lazisches
Lehnwort, sondern denke, daß es aus dem altüberlieferten ana »Mutter« in
der Kleinkindersprache entstanden ist, die ja die Aneinanderfügung zweier
identischer Silben sehr liebt.
Für -Tante mütterlicherseits« gebrauchen die Osmanen das im Azeri
unbekannte teze, und aus diesem scheint in der Kleinkindersprache das ez?
in Erzerum geworden zu sein. — Das arabische 4)U> %ak ist in gleicher Be-
deutung auch bei den Osmanen (neben teze) und den Persern* üblich.
Das Wort miste ist im Azeri unbekannt. Osmanisch bedeutet es den
Gatten der Schwester oder der Tante. — Egik «aine- ist offenbar = kökt.
mV -älterer Bruder-, Radi. Altt. Inschr. N. F. 164.
Wie man sieht, ist die Mehrzahl der angeführten Worter, welche sich
in Erzerum und Tebriz zugleich finden, soweit sie nicht persische oder
1 Per ist, wie ich Hrn. von L use h an schon mitgeteilt hatte, das persische j
(vgl. perr hei Paul Horn: Grundriß der neupersischen Etymologie. Straßburg 1893.
Seite 6'» Nu. 2J*3) und bedeutet liier • Windmühlenfliigel-. Diese Bedeutung wird
neuerdings aus Kilis ausdrücklich bestätigt, und zwar wieder durch unseren Bai
Hasan O^lu: -Dialekte ture de Kilis- in Keleti Szemle 1902. III, 4 S. 264. —
Übrigen* sei zu dem Stamme üjiin- -gemahlen werden-, über den von Luschan
sein Befremden ausdrückt, bemerkt, daß er auch im Osmanischen vorkommt in der
Form öjunmr •(imnnhtenc« , jede Art gemahlenen Getreides-.
2 Julius Klaproth: Asia polyglotta. Paris 1823.
» A. a. 0. S. 42.
4 Nach Fritz Rosen: Neupersischer Sprachführer. Ixnpzig 1890. Seite 42:
khälä -Tante mütterlicherseits-.
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Fov: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 217
arabische Lehnwörter sind, identisch mit den cayatnjischen, andere aber,
wie dadas, sind speziell azerbajdschanisch und andere schließlich, wie davor,
überhaupt südtürkisch.
Das Verzeichnis Hai Hasan Oylus enthält auch allgemein bekannte
osmanische Wörter, die ich aus dem Azeri nicht belegen kann , wie jarpuz
»Majoran« (uyrun »heimlich- ist das veraltete osman. ayrun oder oyryn),
andere wiederum, die mir nur aus dem Oayatajischen bekannt sind, wie {anny)
qaiqa -Blesse- (Pferd mit weißer Stelle auf der Stirn). Öekman »veste courte k
manches fendues« ist offenhar dasselbe wie bei Sülejmän Efendi.1
Ferner enthält es, ebenso wie Belins Verzeichnis, armenische Wörter,
die ja in einer Stadt wie Krzerum von vornherein zu erwarten sind, die
aber weder Bei in noch Bai Hasan als armenisch erkannt hat.
über po&a »Zigeuner- = paZ"U *st vorher gesprochen. Ich möchte
hier erwähnen, daß auf azerbajdschanischem Gebiete für »Zigeuner- noch
. i. türk. jr^/r/m »Bogensaite» -4-pers. J\*mal - reibend-*,
bezieht sich also auf den Zigeuner als Spielinann. Dieses Wort findet sich
auch in Vamberys Glossar S. 333 als azerbajdschanisch angeführt. Hr.
M eh med Hasan spricht es g'rytmal, was auf ein qyryhnal zurückgeht,
dessen schwerer Bestandteil qyrys durch regressive Wirkung des schweren
mal aus dem leichten kiris entstanden sein wird.
Armenisch ist auch das schon bei Bei in angeführte merek, nach Bai
Hasan O-ylu: »lieu ou Ton garde la paille-, nach Belin: »magazin pour
mettre les provisions- = arm. iTPirpfL (I S. 141).
Vgl. ferner aybun »Mist- (furnier) mit arm. —qp , das dieselbe Be-
deutung hat.
qom »Schafhürde, Schäferei» (kam •bercaü,bergerie-) = f n-^ -Schäferei-.
petek »Bienenkorb- (ruche) - tf>/t[jruil[ .Bienenkorb-.
Das von Belin angeführte merkwürdige lazut »Mais, türkischer
Weizen- wird von Bai Hasan Oylu bestätigt. Wir sahen schon, daß es
auch bei den Türken Trapezunts üblich ist (vgl. I S.MO). Di«: Griechen
Trapezunts gebrauchen es ebenfalls' und bei den Lasen4 hat es allgemeine
Verbreitung. Die Etymologie macht Schwierigkeiten.3
1 Sülejmän Efendi S. 152 gibt allerdings die Erklärung, bärürii jaymurluq
• Regenmantel-. Mit der Endung -man gebildet wird von Kai Hasan ()}/|u aus
Erzemm noch das mir sonst unbekannte dizman -grünt, gigantesque- angeführt, au»
dem mir gleichfalls sonst unbekannten dis (so mit *!) -tris enorme-, und ferner
giig yecemen -Eidechse- (lezard) aus yöy (in Tebiiz g'öj) -blau, grün- + yrrnnrn.
1 Komposita aus einem türkischen und einem persischen Bestandteil auf
persische Art gebildet sind nicht selten im Südtürkisclien (vgl. im Osmaiiisehen mtekdar,
bwtrnahane u.a., K. Foy -Purismus- S. 34).
' In der Form to \a£sv$ opoßccTe;, xdkauitv/*tcv nach —aß. Ivawßou:
I^Tcpia xal rcawtix* Tpairt£owro;. Stambul 1870 S. 20.
* In der Form lasudi (nach M. von Erckert Uizuti) vgl. Adjarian: Etude
sur la langue laze. S. 37.
1 Bai Hasan Oy\u schreibt bei -kerbe des lazs- korr. -herbe des lazes- und
scheint es also aus dem türkischen -Laz otu* etymologisieren zu wollen (von ol
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2 1 8 For: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sttdtürkiachen. II.
Bei den angefQhrten türkischen Wörtern sind oft die Bedeutungen
auffallend, so wird ba$a (-Schornstein«) und später auch ev «Haus« mit
■ Dach* (toit) erklärt1, baSlyq (bailtk) mit »Schreib vorläge« (modele d'ecriture,
de calligraphic), panfar (»Runkelrübe«) mit «gekochtes Gemüse« (legumes
cuits), ojma («das Ausgehöhlte, die Gravüre«) mit «Wandschrank« (armoire
pratique dans un coin de chambre). Interessant und mir sonst nicht bekannt
sind die Bezeichnungen ßrdegezen «auf der Erde herumgehend« fur «Schlange«
(serpent), qaz loqmasy • Gänsebissen« für «beignet« (Gebäck mit Obst gefüllt),
qotfa baiy -Kopf des Alten- für «Runkelrübe« (betterave). Eine eigen-
tümliche Wortbildung liegt vor in dünegm »gestern« = azerb. dünen. Qatmt
■gerostetes Getreide« (kavutbles frits) ist im Osmanischen selten, wo es aber
nicht das Getreide, sondern mit qavut bereitete Gerichte bezeichnet.* In der
Stammbildung überrascht göze «Quelle« (source naturelle), das sich zu göz
• Auge« ebenso zu verhalten scheint wie pers. ce&ne »Quelle« zu dehn - Auge«.
Beachtenswert ist auch cpyorti »jedes Milchprodukt« von ayar- «weiß sein«
wie osm. qabarty* »Schwellung« von qabar-. Zu isot -coco« (?!) vgl. azerb.
isioi »Pfeffer« (eigtl. -heißes Kraut«). Zu tin »feucht« vgl. tin «Dunst« im
uig. chines. Wörterb.
Phonetik.
In lautlicher Beziehung ist zu merken als abweichend vom Azeri und
Osmanischen zugleich:
Vokale: u statt a und ü statt* in den Endungen der Wörter baguz
— boyaz »Kehle-4 und bözük -insecte« = bögek -Insekt«. — e statt in
frgil »Kiesel« — azerb fiayjjl und yjzek »Schlitten« = azerb. gyza%.
Konsonanten: Der Anlaut stimmt im allgemeinen zum Osmanischen.
Anlautendes welches im Azeri zu g wird, lautet nach Bai Hasan Oylu
in Erzerum «y, z. B. yabna% = azerb. galmay^. Sollte es aber auch wirk-
lich 7 und nicht vielmehr g sein? Sporadisch finden wir anlautendes ^
gegenüber osin. q = azeri). g: r/yzek »Schlitten« = qyzaq, y/penek -Falle«
(trappe) aus einein mir sonst nicht vorgekommenen qapanaq (vgl. osin. qapanga
-Falle»), so auch in %odaq »Arbeiter zur Aushilfe« (ouvrier prisoir, korr.
-Kraut-). Adjarian erklärt: mala (dont les Lazes se servant comoie de ble).
Sabhaeus Joannidcs schreibt apx<"« KoXx»^i Xs^f. Aber man bedenke, daß der
Mais aus Amerika stammt und schwerlich vor 1500 in Anatolien angebaut sein wird.
' Vgl. indessen Zenker unter dem Worte, wo u. a. auch die Bedeutung
• Dach« gegeben wird.
9 Nach Sa my (vgl. S. 806): Toute »orte de mets faita avec de la farine frite
dans le beurre ou l'huile.
« Fehlt in den Wörterbüchern , doch z.B. bei Xalil Edhem: Quriun mühürUr
yatatoyu. Sumbul 1321 S. 8 JL-jlS.
4 boyuz -Kehle, ist auch cayatajisch (vgl. Sulejmän E feudi S. 83).
Vamh^ry, • Ca gat. Sprachst- S. 248 gibt sonderbarerweise die Aussprache:
boyoz. Shaw 'Vocabulary- S. 50 bietet: *bughuz, the same aa bughaz-.
* Daß auch in Tebriz oft e statt a gesprochen wird , war I S. 185 §. 13 gezeigt
worden, aber die aus Erzerum angeführten Beispiele stimmen im einzelnen nicht
zum Tebrisischen.
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Foy: Azerh a j ganische Stadien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 219
provisoire), vgl. qoduq »Eselsfullen«. Auffallend ist das anlautende m in
mozyq »Kalb* (mazik veau) = buzayy. Sehr zu bemerken ist schließlich der
tTbergang von d in d vor e: g"erek ■ Balken« (serek poutre) = direk.1 Ver-
einzelt p — b: perk — azerb. berk, osm. pek.
Im Auslaut geht q in Übereinstimmung mit dem Azeri und anderen
südlichen Mundarten in y, über: yalma% -bleiben« = azerb. galmay^ vgl. die
von Bei in angeführten bayja% «laßt uns schauen« und yiyx •nell«.
Im Inlaut stimmt die Assimilation zum Azeri bei arm «die Stirn«. *
Der merkwürdige Ubergang von Sagyr Nun (rt) in g, den Bei in für
die Dative der 1. und 2. Person des Personalpronomens anführt: baga «mir«
— - osm. bona aus baüa , azerb. mene und saga «dir« = osm. sana aus saiia,
azerb. sene, wird bestätigt, jedoch mit palatalem Vokalismus: bege «mir«.
sege «dir«. Dementsprechend wird ferner auch ein oga «ihm« angeführt*
Merkwürdig sind die Nebenformen behen, sehen, nhan, in denen das A statt g
ebenso auffallt, wie das angetretene n.
Flexion.
Von dem Präteritum behauptet Bai Husan, es werde ebenso flektiert
wie im Azeri, gibt dann aber folgendes Schema:
Singular Plural
1. gelmiiem gelmi&ek
2. gelmüsen gelmiisez
3. gelmii gelmi&ler
Ist dieses Schema richtig, so ist hervorzuheben ,
1 . daß in die Endungen der beiden ersten Personen des Plurals das -e.
aus dem Singular übertragen worden ist, was in der Tebrizer Mundart
nicht der Fall ist4; 2. daß der Stamm auf -mii für die 3. Person in Tebriz
nicht gebrauchlich ist, sondern statt dessen der auf -ib; 3. daß in der
Umgangssprache von Tebriz in den beiden zweiten Personen das ä vor
8 nicht gesprochen wird.
Sonst wird über die Grammatik nichts mitgeteilt, und die allgemeinen
Bemerkungen, daß die Mundart von Erzerum -un melange Turcomano-
Azerbajzan« sei und daß -les particularity grammaticales deja indiquees
dans mes deux articles sur les dialectes de Kilis et de Behesni se trouvent
aussi dans celui-ci«, haben wenig Wert. Ehe wir nicht einige einiger-
maßen umfangreiche und gewissenhaft phonetisch geschriebene Texte aus
Erzeram haben, ist es unmöglich, diese Mundart richtig zu beurteilen.
1 Vgl. hierzu diel S. 145 Anm. 3 angeführte Bemerkung von K. F. Tozer,
daß in Ostarmenien täi anstatt iki »zwei« gesprochen würde.
a Ich glaube jetzt, daß die absolute Form ann aus Formen wie anny, anno,
annyn (— a/ny, alna, alnyn) abstrahiert ist und daß also keine absolute /wischen-
form aln anzusetzen ist.
■ Das dastehende ogo muß ein Druckfehler sein, wie auch die Nebenform
ohan beweist.
4 In dieser Beziehung wire zu vergleichen turkmenisch: — bez
«wir« und «en «du« — sex «ihr« vgl. Ilm in ski in Melanges Asiatiques. Peters-
burg 1863, Bd. IV, S. 66.
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220 Foy: Azerbajganisehe Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen, n.
C. Schmidts Liste aas Tebris.
(Vgl. vorher A, 5, wo diese Liste besprochen ist. Die im nachstehenden rechts ge-
gebene Umschrift stellt die gewöhnliche Aussprache von Tebriz dar, wie sie mir
von Hrn. Mehmed Hasan verbürgt wird.)
Persisches Männerkosti'un.
1 Schuh baschmayh
baima% 1
Schuh aus Lappen yire
•jf
y ice a
Strumpf djurab (j in journal)
yurab*
Hose schtllicar
j\p
telvar
6 Hemd pirahen
ptrehen*
Rock dort
dm'
Überrock serdari
srrdari 6
Gürtel schal
JU
ial''
10 Hosenbaml tutnan bayhi
tuman bayy*
Kappe äräktschin
ereycin*
Mütze börkj
bork, d. i. börk'
Mütze für Knaben yedja börkji
£j (korr.
y eye börki 10
Mütze alter Form dtrwisch börkji y j jj
dcrviA borki
1 liahnaq ist im Osmanischen veraltet, doch sagt man baimaq-i- itrif «die
Sandale Muhammcds« als Reliquie.
* Nach Hosen a.a.O. S. 49 Anm. ist -dieser Schuh aus einem ungemein
fest gestrickten Oberteil und einer Sohle aus dicht zusammengeschlagenen Bauin-
wollenläppchen hergestellt. Kr ist äußerst dauerhaft, stark und bequem und wird
daher allgemein getragen-.
* - : Ohin. iornp.
* = kojncjt osm.gömlek.
5 Der lange persische Rock mit Armein (bei den Persern Ubbiide), der unter
der um eine Kleinigkeit längeren, mit weiten Ärmeln versehenen yubbe (arab. <L>-) ge-
tragen wird. Im Osmanischen bedeutete dort früher überhaupt »Gewand« und ist jetzt
nur noch in i>" ihn -Unterhose« gebräuchlich (vgl. ja</a.«>/z dort »kragen loses Gewand« bei
dem Dichter Julius, worüber in meinem «Alt osm. Tratiskriptionstexte« nachzusehen).
0 (L'ers.) Kin unserem Gehrock sehr ähnliches Kleidungsstück, nur daß es
au der hinteren Taille kleine Fältchen hat.
7 Äj/ (per*. i,U) ist ein als Gürtel unigeschlungenes Tuch, ynria% (d. i. quiaq)
eine als Gürtel benutzte Schnur, krmer (pers.) ein Ledergürtel.
8 Tumiin -Unterhose« (vgl. das Wort vorher unter B.)
8 Kigentlich • Schweißsammler«, Schweißkappe, bei denOsmanen araqijt genannt.
,0 Kigentlich -Nachtmütze-, von Knaben uud Dienern getragen. So wird iu dem
I'ersoiieuverzeichnis von «llenek- der Diener Ni'mct als y'ye börkli aufgeführt.
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Foy: Azerbajganiache Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 221
Handschuhe eldjeyk dÜM ebjc'^
Mantel aba W
Turban imame -ULI
aba2
einatnc
Schreibute
nsilien.
Schreibzeug yälämdan
Tintenfaß däwad
Schwamm kjilkjä
Löffel gasehygh
Tinte mrekjäb
Feder gäläm
Federmesser yälämtrasch
Schere migras
Schleifstein blävc
Knochenunterlage beim Schneiden der
Spitze der Rohrfeder yädsen
jUJÜ
dfvad*
ki/ke*
9a*itX
merekeb 1
Kna rre rhchirtlxch i ra
Spielzeug.
Turner an der Schnur göja gjedan . C"
(yiij »Himmel«; gedmach »gehen- ^
Turner an der Schnur rüstembas (ris-
mam »Tau« korr. rvtrtiän »Schnur«,
baai kerden »spielen«)
Schmiede (korr. Schmied) dümirUschi
hölzerne Knallpistole schnkildach
(scfuikildamach » knallen « )
Reiter aidi
yelemtra*
bÜw
gedzrn 7
Myra
g'öjf g'eden
rwttemlmz Ä
^^S0* (korr.^^j) dernirfH
^JbT atdy
15
an
1 Osm. eldieen , pers. deMkei.
* Aus hartem, gepreßtem, filzartigem Stoffe, nur mit einem Ansatz von Ärmeln.
J Osm. dMt.
4 Nicht sowohl «Schwamm-, als zerrupftes Gewebe z. B. zerrupfte Seiden-
lappen im Tintenfaß, um die Tinte langer flüssig zu halten.
4 Anstatt mürekkeb.
6 (Arab.) Vgl. Rosen S. 50: miqräz «Schere- = uzerh. yrjfy, laynt. 'fnjycy
— niongol. XV^' burS tisch kaiie, xa^'' Xai*e (vtf'" Cast reu -Vers, einer burjatischen
Sprachlehre- S. 107 r). Die oamanische Vulgärform mtiqa* ist im Azeri unbekannt.
7 Ar. -V» -|- pers. jj.
■ Au« rixmänbäz durch Volksetymologie mit Bezug auf den allbekannten
Helden R Astern.
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222 For: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sfidtürkischen. II.
Hund it CJ\ U
Hahn ch(i)rus tf3S~ %»rus
35 Tamburin am Stiel (mit Perlen- Jj tebilx
klöppeln) täbill
Mann auf Stange (Puppe) gt/lschagh Jli-y (korr. JÜ-y)5
(korr. goltschagh)
Knöchel (astragalus z. Spiel) aschyyh
Strich in dem Knöchelspiel - Kreis und
Strich« djisych
Kreisel mit Stil ßr/re dett (fur die
Hand)
40 Kreisel ohne Stil ßr/re semin (fur
den Boden)
Klapper für kleine Kinder
tschachbtchachy
Pfeife aus Ton ßschka
Puppe goltschagh
Halsring pers. toug
turk. tugh
45 Talisman gö:näcär
* •
jjj.' (nr. j jt)
9y*y% (osm.
fyrfyra dest
fyrfyra
Rauchen.
Kästchen für Zigarettentahak yw/iW
gewöhnliche Pfeife tschihugh
Kopf dazu tschibugh baschi
Zigarettenspitze* müschrik
so Pfeife der Nomaden «*iftr77
Kopf der Opiumpfeife hokke
g'ö^tezer
tütiin giitysy
Stein txchaghtnagh daschi
fayjna^ dasy
Feuerzeug.
1 Arab. t^J*. azerb. tebil, osm. daru/ bedeutet überhaupt -Trommel-.
3 Osm. <jolc<i<j bedeutet - Arnischieiie des Panzers- oder -Armband-. Die
Bedeutung -Puppe- ist mir unbekannt.
8 Mit Stiel und mit Oeräusch machenden kleinen Hingen z. B. Steincheu gefüllt.
* Arab. <J>^ -Halsband- erinnert sich Hr. M. Hasan nicht im Azeri gehört
zu haben.
* -Pfeifen köpf«, osman. statt dessen •lüle*.
* Von Hrn. Hasan »nnzi'/j- genannt.
7 Hin. M. Hasan unbekannt, aber bei Kosen a. a. 0. S. 48: nbU -ganz, kurze
Tonpfeife-. _„
8 Arab. «\J»-. Im Persischen nach Richardson: the bottle, through which
the fumes pans when smoking tobacco. Osm. hoqa -Tintenfaß-.
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Kot: Arerbajganisehe Stadien mit einer Charakteristik d. Sfldtürkiscben. II. 223
Stahl tschagtnagh jUiW &*r/jna%
präparierte Watte zu Zunder gohw ß gov
Kultus.
Gebetsteine (Krde aus Kerbela) möchr möhr n.möhiir1
Beutel dazu möchr gabt ^ möhiir gaby
Koranbehälter guran gabt jfc j\ ^5
Persisches Frauenkost üni.
Hemd kjöintkj köj^
Hose scheUvar j\
kurzes weißes Kleidröckchen schelte <CLl
buntes - tut/tan jUjT
Jacke jell J, 9
*
Hose mit Füßlingen gurab
Kopftuch aus Gaze tschargett cergct
aus farbigem Stoff Uichadra iadra
Umhang ttchadirxchep tarinb
Schleier rühmt ^JJ rübend1
Füßlinge am Beinkleid djurabi pat gurab
Webstuhl.
Webstuhl däsgjach dezg'ah*
Weber /ertch tocKjän / JJ ferh
Teppich /ergeh JJ /eri
Faden bqjluch
1 Angeblich von Erde aus dem den Schiiten heiligen Kerbela hergestellt. Dor
betende Schiit legt sie beim fremd* vor sich hin und berührt sie bei den Gebel»-
mit der Stirn.
» Per». J. -frei hängend. (vgl.Vullers II S.1526), also -lose sitzende Jacke.
» Das ierget wird auf der Promenade getragen, das cadra zu Hause. Das
&rJao, in Stambul cargo/ genannt, ist der bekannte ärmellose Umhang der türki-
schen Frauen, der keine Körperformen deutlich hervortreten läßt. Das rübend (aus
rü .Gesicht, und bend -binden.), ist dasselbe, was man in Stambul jaimatj nennt,
der das Gesicht unterhalb der Augen verhüllende Schleier.
4 Aus pers. ȣ1-0.
224 Foy: AzerbajganUche Studien mit einer Charakteristik d. SQd türkischen. IL
Spule gärgärä
Messer fersch tschaghy jl£ J-j
Gabel zum Klopfen daffä
Schere fersch gejtschy yj*Ä J-J
Schmuck usw
Kamm däragh
Kammtäschchen däragh gabi
Ohrring djuschwarä
Bartkamin säkkal däraghi
Geldbeutel pul kissässi
Scherenetui geitschi gabi
Heuteichen mit Stift zum Auftragen
der Schminke (sürme) milöi (adde:
kisesi)
silberner Hing Mikj dj\ (besser Jjjjl)
Fächer jelpik vil J, (korr. J<J>)
Tasse gtiicti ßndschan • ff*
Decke für Salzfaß nämiikdan örtji* Jj\
Taschenmesser ptschagh
D. Kleine Sprachmaterialien.4
Körperteile.
(Nach Mir. Sad. S. 100 ff.)
Osmani.sch
(Stambul)
Jjl" tepe Scheitel,
Wirbel
jZ. ba.s Kopf
Azeri
Persisch
Deutsch
ft
Hnar
gt'Vyt TV
fers p'&vyy
feri gejty
dere%, dara%
derex gaby
g'uivare
(osm. k'ipr)
seqgel dereyy
ptd kisfM
g*jty goby
milöt kisesi
(ar. mil)
{osm.jrlpazf)
gare ßng~any
nemtkdan 'rirtüji
Tebrizer
Vulgärausspraehe
tepe
baA
tü%, tük -
1 Arab. bedeutet nach Dozy I S. 447 verschiedene zweiseitige Gegenstände
a Heißt überhaupt «Hing-.
3 Gemeint ist örttiji. Wegen azerb. örlük, örtü% — own. örtü vgl. V. T. 1. Mo*.
Kap. 8, V. 13 cr^y^-dic Decke des Schiffes- (d. i. -das Dach der Arche«).
* In den Texten habe ich kleine Inkonsequenzen in der Aussprache meiner
Gewährsmänner absichtlich nicht ausgemerzt.
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Fov : Azcrbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sudtürldachon. II. 225
Azeri
•
_ . . Osmaniach
Persisch (Stambul)
Deutsch
Tebrizcr
V ii 1 tri i r a Urs 1 1 rn c 1 1 1 •
C — < y f/m'
Haut
deri
0»
Stirn
arm
•
Schläfe
Augenbraue
g'ilg'ah (iegig,
iegag)
9**
•^J* ktrpik
Augenwimper
Ktpn / , fct/mj-
\
Auge
g'öz
•
jAo^** bebek, göz
bebeji
f^t J . —
Pupille
A tiirananl/o
beberfa bebej-
y OZUn JCUrUJt
10
i/untrt ^ uhiti-
^ 'l > tili)
_ _j ^—1 • (/tun/Ii f!f*lt+t \
\***i7un
ft w *» ri 1 1 i/ * 1 1
iftlfllJi ar*1* ij f
11 \ 1 \
1 ,1 ] >[)**
(iw/u'jfj f au* 1 fry-
<3r.
^Coli it ii r» nli ii w*t
ocniiurriiiiri
oyy
15
liL.
l j ■> /i|> ittl liO l<t
seqgel
•
uesicht
w nnge
•cl
Mund
ayy:
• l .
JiAj (its
ats
'ii i
1 .
\\ \ MI
Zunge
Ml
au
^ damaq
Gaumen
demay
Ohr
gula%, guiay-
ocnopt
i, ■ • .
0trcer/j
• •
VT 1
Hals
biyun
25
Inryaz
Kehle
fxr/az
Kinn
6ene
•
•
Untcrkinn
<>.
Gehirn
be' in, brjn-
• 0«m. yu/«y /ösii fehlt.
2 Im Osmanlschen bedeutet cii/ti/" «die Locken, die auf die Wange hangen..
Mi tt. <J. Sem. f. Orient Sprachen. 1904. II. Aht 15
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226 Foy: Azerbajgairische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
Azeri
n . . Osmanisch
Persisch /vfnmK„h
(otamoui)
Deutsch
Tebrizer
> uigaraussprai nt
30
damar
Ader
damar
äff:
ocnuiier
-JU kürek
.Schulterblatt
k'üre%% k'iirej-
• «AJ at) fJl+*SUJ J\+
Rinne
Achselhöhle
aoltwi . aolhi'r
*
mmw rffiyin
Brust waive
A ' 1 Wolf ■ ' **l
weibliche
Brust
-Ou.»— »
•
Brust
1 / «7
Bauch
garyn, gam-
/
Heiz
ürr/^ ürej-
JL- iL
*ojj bayyrsao
Darm
hayt/rsay
40
>
Leber
.
O jböbrek
Niere
Innrer'/*
•
Milz
*
• orf
Galle
da*
qttrsai]
»■
Kaldauneu
gvrsar£,yur$OY
^/
Nabel
g'öbrl, göbej-
Leisten aut
Unterleib
1 Im Osmanischen nicht unerhört und von Sa my noch angeführt mit der
Aussprache eVfcfn. Dagegen ist das osmanische offliu »Schulter« dem Azeri fremd.
Übrigens halte ich die gewöhnliche Erklärung von oi»«« = griech. Juo; (das Wort
hnt das Unglück, in fast all unseren türkischen Wörterbüchern, die es heranziehen,
falsch betont zu werden) nicht für einleuchtend, trotzdem omuz auf das Osmanische
heschränkt zu .sei» scheint, denn 1. warum -uz anstatt des zu erwartenden -oz,
welches doch sonst in den griechischen Lehnwörtern sein ursprüngliches o aufweist '.'
2. warum sollte gerade die Benennung der Schulter aus dem Griechischen entlehnt
sein, während keiner der übrigen Körperteile griechisch benannt ist? 3. die ver-
bieitetste griechische Vulgärform ist nömo* und nicht ömo* (das n stammt aus dein
Akkusativ t;v wusk). Es gibt ein altes osmanisches Wort om, welches den -Kopf
oder das runde Ende eines Knochens- bedeutet, und aus diesem kann omuz ebenso
gebildet sein wie fopuz «Keule- aus top -runde Müsse«.
2 Per», tine ist auch im Azeri sehr gebräuchlich, während es im
nur poetisch vorkommt.
8 Osm. güjüa -Brust« unbekannt.
4 Vgl. böbrek in -Mundart von Erze rum Nr. 2«.
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For:
Arcri
: Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 227
Persisch
jlb
— ■
J»
Jb jOl
Jb jjy
(Stambul)
hfl
(sic!) I JL <jra/^a
»
Ol to 6««
■
parmaq
O-o el
jlliiCl X- parmaqlary,
buyumlary
Deutsch
Keule
Knie
Tebrizer
Vulgäraussnracho
bud
du
Hinterleib,
Kreuz und
Hinterbacken
Oberschenkel galea
Knöchel am
Fuß
Ferse *
top**?,
daban 1
Fuß
Finger
Nagel
Hand
Handgelenk bilr£, bilej-
Fingergelenke barmayjaryn
buyumlary
barnuty^,
barmay-
dyrtuiy,
dyrnay-
el
O—UT— « Haiidlläcl.e
l> *£ ajayyn alty Sohle
jr jl rfwwAr Ellenbogen
.—O tJJt (elm ü-stü) Handrücken
ijj*^ (<tjf*yyi iisiii) Fußriicken
<7ih «V
ajayyn alty
flirrt,
elin daly
ajar/yn daly
50
CO
1 Herrn Mehmed Hasan unbekannt, aber bei Vullers: Lexicon persico-
latinum vol. II S. 190 in der Schreibung ^^51— als persisch - türkisch nachgewiesen.
2 Herr Mehmed Hasan bestellt darauf, daß das Wort nicht die ganze
• Sohle- wie im Osmauischeii und anderen türkischen Mundarten bedeute , sondern
diu -Ferse-. Die »Sohle« heiße ajayyn alty, wie es gegen den Schluß dieses
Verzeichnisse« aufgeführt ist.
s Osm. aja bzw. el ajaty ist unbekannt.
16-
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228 Foy: Azcrbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
2'. Verwandtschaftsbegriffe.
Das Genauere über bagy , bibi, dadat, rmi, nene, yala vgl. vorher
unter B. die Mundart von Eizerum Nr. 2.
l er, hiM Mann, Ehemann
arvat (gewählter (»trat = osm. Frau, Ehefrau
avrat aus arab. I j j£)
10
15
gary
gog'a gary
er arvat9
arvat kisi*
ata
aya*
(gewählt peder)
(gewählt vaVde)
ata ana*
gardai, gerdes
(gewählt berad&r)
dadai
gyz gerdei
(gewählt hem&ire)
bagy
dede \
atalar babalar
m
gedd, ar. -Vi*-
%*ü% nme
emi, ar.
dajy
alter Mann
alte Frau
altes Ehepaar1
Ehepaar
Vater (osm. bafta)
Mutter4
Eltern (osm. ana baba)
Bruder
älterer Bruder
Schwester
ältere Schwester
Großvater
Vorfahren
Ahn
Großmutter
Onkel väterlicherseits
Onkel mütterlicherseits
1 Dagegen osm. gary gog'a »Ehepaar«. Cber das Verhältnis der beiden Hen-
diadyoin vgl. K. Foy: Stud. z. osm. Syntax« in «Westas. Stud.« 1899 S. 124.
a Vgl. über die beiden -Ehepaar« bedeutenden Hendiadyoin Foy a.a.O.
S. 124 und im
3 Z.B. ayam «mein Vater« (eigentlich «mein Herr«), Ich wüßte nicht, daß
diese Bedeutung von aya anderswo vorkäme. Osm. aya btj «der ältere Bruder«.
* Die «Mutter« wird auch aba§y genannt, nus aya -f- hagy. Dieses afxuji/
(von Klaproth abfkchi gelesen) findet sich in der Bedeutung «Ehefrau« schon in
dem von Klaproth benutzten uiguriseh- chinesischen Wörterbuch. Siehe Jul. Klap-
roth: «Sprache um) Schrift der Uiguren.« Paris 1820 S. 161.
* Auch von Radioff Wörterb. I Kol. 449 als azerb. angeführt; ist außerdem
ca^atajisch. Sieh«- Foy; «Stud. z. osm. Syntax* a.a.O. S. 123. — In
Arbeit Ausführliches über das Hendiadyoin ana baba.
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Fov: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sfldtörkischen. II. 229
bih\ emme, ar.
Tante väterlicherseits
vala, ar. 4IU-
Tante mütterlicherseits
(rAan
Sohn
Knabe
30
99"
Tochter, Mädchen
USaX
Kind
Hfl* usa%
mau
das arme Kind (in bedauerndem Sinn)
der Kleine, die Kleine (bei Tieren 3ü
•das Junge«)
taza dfjymui uiay^
das Neugeborene
sh4 emer um%
Säugling
r/'^Afi ///im/in
A firrivcv» ^ riuniuu
Schwiegersohn
Schwager (Bruder der Frau oder
Bruder des Mannes)
nein ntn.
Schwiegervater
40
gejn ana
./I/
Schwiegermutter
Enkel
Neffe
pre </ A/fnflv ( tarmac } '
sich verheiraten (von der Frau)
övlenmay^ (— evlen-)
sich verheiraten (vom Manne)
15
nymnny 7
Bräutigam , Braut
gelin
Braut, Schwiegertochter
toj*
Hochzeit
rrusi (ar. ^j-J^ »n^xtfnj«)
Hochzeit
Eheschließung
50
nik'ahly arvat
angetraute Frau
1 Osman. öoyuq fehlt. Im Osmanischcn bedeutet uiaq -Diener..
> Ar. JiA>.
» Pers. VI im Osmanischcn gänzlich ungebräuchlich. Entspricht in der Be-
deutung genau dem osmani.schen jaoru.
4 Dieses türkische Wort fehlt dem Osmani.schen. Radi. Wörtb. II. Kol. 1251
ist köreken als azerb. bezeugt = ca^at. yöregen Radi. a.a.O. Kol. 1592.
(Vgl. Vamb. Glos. S. 329: köreyen (veraltet) -schön, nett, Familienname Timurs- und
namentlich Zenker unter
O^Vf S.770).
* Osm. qajn, in Verbindung mit baba, ana usw. gebräuchlich , ist nicht = ar.
pT\i, wie Sa my Bey will, sondern ist = qadyn. Den Beweis liefert das von
K lap rot h benutzte chinesisch- uigurische Wörterbuch, wo man "xpdyn »Schwieger-
mutter«, xadyn ata «Schwiegervater- findet. K 1 ap ro th a. a. O. S. 18 1.
6 Osman. qoyaja varmaq.
' Aua niiänly. — Die «Brautsucherin. in Tebriz elii, in Erzer. dunüryü.
» Das stammverwandte osmanische düjün ist unbekannt.
» Ar. c£ .
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230 Foy: Azerbajgauische Studien mit einer Charakteristik d. Südtörkischen. II.
xiyeli arvat J,4**** Nebenfrau (pers. zen-i-srye)
atasyz anasyz, auch bloß atasyz, jetim1 Waise
dul
56 ejal oulad*
(gewählt '/anedan,
arvat nsa%*
gejn guda*
yohum
CO goum
söügüli^
' j
Witwe.
Familie
Frau und Kinder
Schwagerschaft, angeheiratete Ver-
wandtschaft
Verwandtschaft
Geliebte oder Lieblingsfrau.
3'. Zahlenbegriffe.
2 + 3
= 5
iki üö bes eler.
4 — 2
- 2
dortden iki f'/anda iki galy.
2X3
= «
iki jol iiö alty der.
9 : 3
r_ 3
doqguzy üöe holende 06 galy.
12 : 4
= 3
on ikini dörde holende üo galy.
2 Menim doqgvz gerdfiim rar iV/i, hisi Ich hatte 9 Geschwister, 5 Brüder
oylan, dördü gyz ; bulardan üt'ö iildü und 4 Schwestern; von diesen
An', ikisi oylan, birisi gyz ossun (auch starben 3, nämlich 2 Brüder und
ohne ossim). 1 Schwester.
3 Men iki il jarym Berlinde olmyiam. Ich bin l1/« «J»hr in Berlin gewesen.
4 Munnan mene bir arsyn ve bir iejrfi'^ (Zum Kaufmann:) Geben Sie mir
(oder ruh) virin! hiervon 1 !/4 Arschine!
1 Ar. (eigtl. »vaterlos-). Das etymologisch merkwürdige osm. ök*üs fehlt.
a Ar. JU -|- jV^I • Vgl. Foy -Stud. z. osm. Syntax- a. a. O. S. 130.
» Dies entspricht dem bekannten osm. ioluu coyuq -Kind und Kegel-, welches
im Azeri unbekannt ist.
4 Das Azeri kennt da« Wort guda nur in diesem Hendiadyoin (wie osm.
deHfc, pyrtytj. brt u. a. nur im Hendiadyoin erhalten sind), sonst kommt guda im Süd-
törkischen nicht vor. Mongolisch: quda {/udn) bedeutet eigentlich • Freiwerber, Braut-
werber-, auch hurätiM-h x'"'a* XU(le'i vg'- Alex. Castren -Versuch einer burjätis« heu
Sprachlehre-. Petersburg 1S57 S. 128 r., in gleicher Bedeutung auch im Kirgisi-
schen; ijuda heißen nach Sfll. Ef. ferner die Stämme, die unter sich heiraten.
s Aus ar. fß. Vgl. S. 200 Axim. 3.
e Ar. eß + pers. ,J*>- .
7 Wird auch im heutigen Persisch gehraucht als souguli-. vgl. Rosen
a. a. Ü. S. 42.
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Fot: Azerbajgnnische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 231
Jüzdebiifajiznmmuinjüztümmigareje Ich habe ihm 100 Tuman zu 5 Pro- 6
zent geliehen.
Bu ev o erden iki jol bfijü% dü.
Bu ev n evin iki beraberi (oder misli) di.
Dieses Haus ist zweimal so groß 6
Bu er o ivin iki mugabili-di. \ W'e Jeneii-
Uber die Bildung der verschiedenen Arten der Nuineralia sehe man
weiterhin in dem Abschnitte F nach.
4'. Zeitbegriffe.
deste 12 Uhr 1
iki jarym 2 Uhr
desteni bei g'ecib 5 Minuten nach 12 Uhr, es ist 5 Mi-
nuten nach 12 Uhr
desteden bir rub gebende um '/4 nach 12 Uhr
sahat tamam destede di es ist genau 12 Uhr 5
ikije bei galyb (yalanda) men:ile y'eldim ich bin um 5 Minuten vor 2 Uhr nach
Hause gekommen
ikiden bei g'icHb (gtfende) 5 Minuten nach 2 Uhr
ikije bei galyr oder galyb es ist "> Minuten vor 2 Uhr
ikiden bis g elcHr oder g'iöib es ist 5 Minuten nach 2 Uhr
o menim atamnan jarym sahat gaba^/ra^ er ist eine halbe Stunde vor meinem 10
{gabayjg'an, ireli) jitiidi Vater angekommen
jarym sahat sora (dalyyan) eine halbe Stunde später
r/twtu sahat dörde kitnin g'özlirdim {mit- ich wartete auf diesen bis 4 Uhr
na müntezir idim)
sahat nice di? oder sahatda ne var'i wieviel Uhr ist es?
a/hama ne vor? wieviel Zeit ist noch bis zum Abend?
ar/tama ne galybdyl dasselbe 15
y'ün ortadan ne (oder ntfe) g'ecib! wie spät ist es nach Mittag?
sahatym janymda {üstümde) ibj ich habe meine Uhr nicht bei mir
sahat ikini caldy (vurdu) es hat 2 Uhr geschlafen, die Uhr hat
zwei geschlagen
sahat iki cayy {öayynda, auch svlarynda) um 2 Uhr herum
ry er sahat temam ikide g'elmesm, Iiis wenn du nicht genau um 2 Uhr ao
g elmeg'inen! kommst, so komme überhaupt nicht!
y'ün Pyonda, g'iin (r%an cayy bei Sonnenaufgang
y'ün batonda, g'ün batan <xayy bei Sonnenuntergang
Tageszeiten.
sehet (sübh) dayy* Morgen
y'ün orta Mittag
1 Ar.^-Lx», das als sabä im Osraani.schen für »der Morgen« gebraucht wird, he-
dentetmit der Aussprache #a/;aA im Azeri «morgen». Das osmanische jaryu «morgen« fehlt.
i
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232 Fov : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Siidtürkischen. II.
25 nahar cayy
esr cayy
ayJSam
iam1 öayy
jary y'tye. ny.i/-i-&eb
danna
tez di
bioa% dy
* tw% di
va% da g~6sdi
bu g tin
sabah*
dünm
40 birisi g'ün
israa g'ün
Mittagessenszeit
Nach mil tag
Abend
Abendessenszeit
Nacht
Schlafengehenszeit
Mitternacht
in der Frühe
es ist früh
es ist spät
es ist zu spat
es ist schon zu spat
heute
morgen
gestern
übermorgen
vorgestern
dünen hakimin ^/idmetinde-Jdim (
zilmde^idim)
sabah Kar da olagayjtyzlt
sabah sikara g idey*ayu'/j
45 birisi g'ün size g'elmaya ve^/ßm olmijag\t%
israa g'ün Tehrannan g'eien bir tanyia
ras g'eJdim
hü Islambulda olduyuzf*
gestern machte ich dem Gouverneur
meine Aufwartung , war ich bei dem
Gouverneur (im Hause des Gouver-
neurs)
wo werdet ihr morgen sein?
morgen werden wir auf die Jagd gehen
übermorgen werde ich keine Zeit ha-
ben zu euch zu kommen
vorgestern traf ich einen Bekannten
aus Teheran
waren Sie überhaupt schon in Stambul i
ntäe il di hara tesrif aparmysdyzi wo waren Sie so viele Jahre?
bcnde iki il jarym dy ki Irande^idim ich war 2l/9 Jahre in Persien
50 bis yjzberim jo% idi davon wußte ich nichts
hansy ilde Irana g'etmiidizf in welchem Jahre waren Sie nach
Persien gereist?
öün bende iki jnl gttmisem, defe-i-evt>el ich war nämlich zweimal dort.
min iki jü: elli birde idi. G'edibg'ejt- erste Mal war im Jahre 1251.
Das
Die
ham ~ pers. ^ wird für -Abendessen, gebraucht wie nahar für -Mittag-
* Aus pers. <iC" mit Schwund des Nasals.
" Vgl. vorher die Anmerkung zu seheriayy. — -Morgen früh- heißt *al>ah
« 1). i. osm. hid htambuhla olduyunuz var-my?
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Foy: Azcrhajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sud türkischen. II. 2iVÄ
mayym on bis aj tul ceyjdi. Bid min
iki jüz elli iki evayjyrinde burdan ti-
yjrar Irana geidim. Bu il ki min iki
jüz elli bU di rebbi el etwel ajynda
Islambula raryd oldum. Bu se/er hem
seferimiz ijirmijeddi aj miidde fa'/jli.
Reise hin und zurück dauerte 15
Monate. Nachher reiste ich im An-
fang des Jahres 1252 wiederum von
hier aus nach l'ersien. In diesem
Jahre, d. h. im Jahre 1255, kam ich
im ersten Frühlingsmonat in Kon-
stantinopel an. Dies Mal dauerte un-
sere (d. h. meine) Reise 27 Monate.
Dört fesl. Die vier Jahreszeiten.
bahar Frühling
jaj Sommer
r/ezan, pajyz Herbst
gys Winter
Wochentage.
Wie im Persischen, aber mit folgender Aussprache:
1. jeksernbe 1. Sonntag
2. düiembe 2. Montag
3. sisembe 3. Dienstag
4. deharSembe 4. Mittwoch
5. penzsembe 5. Donnerstag
6. gürne b\ Freitag
7. iernbe1 7. Sonnabend
Die Benennungen stimmen nur bei 4. 5. b' zu den osnianisehen.
Monate der * j+s <I— .
Mit folgender Aussprache:
1. meherrem 7. regeb
2. se/er 8. seban
3. rebi el-etwel 9. reniezan
4. rebi el-ayjr oder es-.sa/ii 10. ievval
5. tfemadi-el-ervel 11. zi gede
('). gemadi-el-ayir oder ex-sani 12. zi hig'ge
Datum.
iki juz elli dort tariy inde Ich hin am 4 ten (vierten Tage) 70
rebi el ewelin dördiinde (dördümyii des Fruhlingsmoiiats anno 1254 zur
t/ünü) dünjaje g'eldim. Welt gekommen.
1 Ich habe anstatt iembe noch eine andere Aussprache gehört, die das n von
.xi zu wahren sucht, dann entwickelt sich aher zwischen n und A ein parasitische» to,
so daß ietunbe entsteht, ebenso natürlich jekSenmbe usw.
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234 Fov : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
5'. Die Jahre des Zwölferzyklus
mit azerbajdschan ischer Ubersetzung ihrer alten Namen.
(Nach Mir. Säd. p. 121 f.»)
\ jUä- syerjan jyl 1. *y&m & -Mausejahr«
t <J<- «>jl jyl 2. jj^jl »Ochsen jähr« 1
t (kiirr. J~*) J.J ^jl ;w/f jy!% 3. J.J dli ili .Tigerjahr.
i jlLiy tauiqan jyl 4. ^Ji l douian ili • Hasenjahr«
• M jyl' 5. ^ \ ^ neheng üi .Krokodil-
jahr«
*\ (korr. J*») J<_1 j^jylan jyl (>. ^\ j}U Hau ili • Schlangenjahr«
V (korr. J^) J.I £ jont jyl 7. J.J ol at ili -Pferdejahr«
A O-* <£j* <l(Ö jyl 8. ^} üy ^ yojw* & »Schafjalir«
A Je- ü^Z, P**™1 ^' ^ >f mÖmun " Affenjahr«
> • (Sß^ ta%aqvj 10- 9** • Vogeljahr«
>> (korr. J^) J,\ Cj\ it jyl 11. Oi\ r* «Humlejahr«
\ X J^. tonguz jyl 12. °j J^J-* »Schweiiiejahr«
1 Mit der Überschrift: -^-LZ tArk Ukrinün <wW«ry.
s Im Kitäb-i-Urgümän S. 80, 19 statt dessen WÄ^ • Rinderjahr..
* Im Kiiäb-i-Uryüniün S. 80, 19 werden drei Namen nebeneinander gegeben
^j-jl» par*, d.i. qaplan -Panther« und j^»-» d.i. vermutlich a*lnn «Löwe-
4 Eigentlich «Drachcnjahr«, so heißt auch das fünfte Tsehagh (&jy ist 1 des
»>u^>^ipov) bei Ulng-Beg, vgl. Klaproth a.a.O. S. 4. Chines. jj||f. in Peking-
aussprache lung (in der zweiten Tonhöhe; vgl. Giles Nr. 7479 S. 760), mongolisch
/um (loo); vgl. Kowalewski: Diet, mongol.-russe-francais. Kasan 1849 S. 1965, ebenso
uigurisch; vgl. Klaproth a.a.O. S. 15. Im KiUtb-i-terguntän findet sich Ixüyy
.Fisch« statt /«1 £Jl S. 80, 20; ebenso in Ostturkestan nach Shaw: balyq.
' Taxaquj bedeutet nicht «den Vogel., sondern -das Hülm-; vgl. Vambery :
l'agat. Sprachst. S. 258 ^ ß& tchakuj «Henne; Jahr im alten zwölfjährigen Zyklus
der Tataren«. Dementsprechend heißt dasselbe Jahr heute in Ostturkestan to^yx
vgl. Shaw: A sketch of the turki language as spoken in eastern Turkistan. Kalkutta
1878 S.71. Ebenso heißt bei U lug-Beg das zehnte Tsehagh des wx>r,u^ J jib; vgl.
Klaproth a. a. O. S. 4. Im Kitäb-i-Ur§ümön S. 81 , 1 findet sich J^i"
tovqjyiy.
• Vgl. die Schreibung >J im Kitäb-i-tergumän S. 81,2.
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For: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sudtiirkisrhcn. II. 235
Einige der alten Jahresnamen finden sich auch auf den köktü fleischen
Inschriften. Daselbst auch die ursprüngliche Konstruktion jylan jyl gegen-
über dem jetzigen azerbajdseh*nischen ilan ili. Das erstere bedeutet -das
Jahr, welches Schlange ist oder heißt- nach dem Reichsgrundgesetz des
Türkischen, daß alles bestimmende vor dem zu bestimmenden steht. Die-
selbe Konstruktion liegt auch in dem im Köktürkischen öfter auftretenden
Turk budun vor, über das Radi off sein Befremden ausdrückt, d. h. nach
meiner Uberzeugung -das Volk, welches Türk ist oder heißt«. Sie hat
sich erhalten in den titelhaften Verbindungen »Personenname + aya,
bej u. iL«. Der Personenname ist die Bestimmung zu dem aya, also muß er
voranstehen: Ahmed aya bedeutet «der Aga, welcher Ahmed ist oder heißt«.
Ubersicht über die Tiernamen des Zwölferzyklus.
Köktürk.
Per».
Tradition.
Ulueh-Bee.
O.stturkestan.
Kitabi- ter-
giimän.
Azeri.
1.
sycqan
keskü 1
sadqan
sycqan
sycan
&
»
»
2.
ud
ut
ut
syyyr
ökäz
i
3.
pars
barn
bars
pars
del
»
4.
taitsqan
tawtqan
tauhjan
tavysyan
douian
jüi/
5. /«i. /«
lüi
balyq
baly-j
neheity
L*6 1, L2*
&
6. jylan
jylan
jylan
ilan
jylan
ilan
J'L'N'
7.
jont
jand
at
at
at
u
CA
8. qoj. qoj
<1<Q
qojun
gojun
II. b*icin
jmHn
picin
majmun
biiin
mrjmun
- • - •
10.
daquq
ttr/J
taipuf
gui*
«>/
1 Vgl. azerb. z.B. bei Lazareff: kexken «Maus», das allerdings meinem
Gewährsmann für Tebriz unbekannt ist, und tobolskisch kü*kü •Hatte«.
2 Daß taxpquj -Hohn- durch yui «Vogel« und nicht durch toju^ «Huhn-
wiedergegeben ist, erklärt sich durch das Medium des Persischen, denn pers. f^-*
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2*16 Fov : Azerbajganischr Studien mit finer Charakteristik d. Südtflrkischcn. II.
Kökturk.
IVrs.
Tradition.
UIugh-Bcg.
Ostturkestan.
Kitabi-ter-
gümän.
Azeri.
11.
*'
*'
it
it
oi
0»J
12.
toiiguz
toir/nz
3>i
dottyuz
(i(T/1/Z
6'. Befinden. (Unzusaminenhängende Phrasen.)
1 Ktqfiz ehvalyz nAJc dit Wie ist Ihr Befinden?
HemdUahije \ merftemetizdett jftyfy dy. Gottlob ist es gut dank Ihrer Barm-
herzigkeit.
Xutia nekerde!
Ehvalyin t/wr/sm dy, duz dej.
5 Soru&majinen !
Nfjiz dit
Bu gige (tnnam heb) sehere kimin
g'öziime juyji g'irmijib.
Coyjy gyzdyrmam rar.
Tebib mualige elir.
I» Ifekirn davasy jijirem.
Bedenim gyry^ dy.
Iiis jfrim tt/tmyr.
Ba&ym ayryr.
Baiymda ayry vor.
15 Sinem, garnym sangy* dy.
,1
Das gebe Gott nicht!
(Mein Befinden ist verwirrt, ist nicht
eben, d. h.) Mein Befinden ist nicht
so, wie es sein sollte.
Ach, fragen Sie nicht!
Was fehlt Ihnen?
Die ganze Nacht bis zum Morgen ist
kein Schlaf in meine Augen ge-
kommen.
Ich habe starkes Fieber.
Der Arzt kuriert = ich bin in ärzt-
licher Behandlung.
Ich nehme Medizin ein.
(Mein Korper ist gebrochen, d. h.)
Ich bin wie zerschlagen.
(Keine Stelle an mir hält, d. h.) Ich
bin uberall wie gelähmt.
Ich habe Kopfschmerzen.
Ich habe Stechen in der Brust, im Bauch.
Dtiim Mng"y dy, ce^/dinnelietn oder Ich habe Zahnreißen, ich muß den
g erc-fc cer'/jlirem. Zahn ziehen lassen.
Golum ezab dir (ar. Ich habe am Arm auszuhalten (wörtl.
mein Arm quält).*
mitry »Vogel« bedeutet zugleich •Huhn-, vgl. altgr. cp«c, cpw^ec »Vogel- mit neugr.
r\ cf»'i>a «das Huhn«.
1 Aus «U«-»- (ohne Artikel wie z.B. in Suit. Solimans Divan ed G. Jacob,
»- «-*»
Berlin 1903 8.87) + Dativendung nach -hamd ohun AUaha!-
' Sanfty von xany- •stechen» ist sowohl Suhstantiv wie Adjektiv.
3 Man bemerke das auch filr die osmanische Phraseologie wichtige Prinzip : bei den
Ausdrucken, die ein körperliches Leiden betreffen, wird der Name des Körpers (nicht
tüyüd wie im Osmanischen , sondern beden) oder des betreffenden Körperteiles Subjekt.
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Fov: Azerhajganische Studien mit einer Charakteristik d. Süd türkischen. II. 237
Bii g'un gyzdyrmam tutdy, ayj/r g'ttdim Fünf Tage hat mein Fieber angehalten,
f'Ian rnalfonynjany7ia,oyjudytüssiiedi, schließlich bin ich zu dem und dem
kukür, ref oldy. Molla gegangen. Der hat es be-
sprochen und beräuchert, und so hat
es, Gott Lob und Dank, aufgehört.
Nezir1 oirdiy^. Wir haben uns {— ich habe mich)
dafür erkenntlich gezeigt.
Nemsitne7 baydy. \
Nemzimi tutdy. )
Pesabyma ba%dy.
Boul eledinu
Bir zat dej, tez g'ecir.
Tez jayjiy olttsan.
Kr hat mir den Puls befühlt.
Fr hat meinen Urin untersticht.
Ich habe Wasser gelassen.
Es hat nichts zu bedeuten, es geht
schnell vorüber.
Du wirst bald gesund sein. '26
7'. Höflichkeiten und Wünsche.
Kos gelmisiz ! Seien Sie willkommen! l
Jäehebetiz arty% osstm! Möge sich Ihre Liebe (Liebenswürdig-
keit gegen mich) mehren!
Xidmetize jitüdu^. Wir sind gekommen , Ihnen zu dienen,
d. h. Ihnen unsere Aufwartung zu
machen.
Ehvalyz nige dif melalyz j<r/dy ki. Wie geht es Ihnen? Sie haben doch
keine Sorgen?!
Ilemdillahie , mekebbeüzdm ; melalym da Golt sei Dank, nein! und wenn ich 5
olsa, yidmetize ßtismayßan ref oldy. auch Sorgen hatte, so wären sie da-
durch verschwunden, daß ich Ihnen
meine Aufwartung machen darf.
Insallah, sihhet* bedende siz. So Gott will, sind Sie bei gesundem
Leibe — hoffentlich sind Sie gesund.
BizUri lap jadyzdan fyardyz. Sie haben uns ganz vergessen.
Estafrullah siz ha va% bizlerm jadynnan Verhüte Gott, wann werden Sie uns
cya*yz'i aus dein Gedächtnis kommen?
Hegiget mmde de teysir var. Wahrhaftig, ich habe auch Schuld.
Xidmetize vrryjlannan ßtihnedim. Seit lange bin ich nicht zu Ihrem in
Dienste gelangt (d. h. seit hinge habe
ich Ihnen keine Aufwartunggemacht).
1 Ntzir {= arab. jjJ .Gelübde-) ist die -Erkenntlichkeit-, d. h. freiwillige
Bezahlung für einen im Sinne der barmherzigen Nächstenliebe nominell gratis ge-
leisteten Dienst, namentlich -Besprechen- u. dgl.
» Aemz = arab. Ja^ , auch osnian. namz.
» Sihhet-beden kann auch als Adjektiv gebraucht werden = -gesund- z.B.
sihhet beden bir kiti «ein gesunder Mensch-, daher auch xifthet - beden siz? Sind SU-
gesund?-
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238 Fov: Azerliajgaimclic Studien mit einer Charakteristik d. Sfldtürkischen. II.
Xejli veyj di yidmetize müierref ol-
mariym.
Estafrvllah gttsur jeni öi?
Siz sahib-i-iytijar siz.
Bende%am size muteellcg di.
Me%dum - zadclerin ehvaly n&fe di?
Sizi (Akkusativ!) du a elillc. j
Duag"yz dyla. \
Berader ve vaTdenin ehvaly yosdyf
Selamet dile.
Jdi-ierifiz mül/arey^ ossun l
Size miallah (auch iisallah) Im bajram
mübaret'A ossun !
Gudum - i-nourrxide mübarey^ ossun!
Allah size de iniaUah keramet elesinf
Taza mensebiz mübare% di.
Vtrfc mübareyjii (z. B. in Bezug auf
neue Kleider).
I wallah siz -de bir ja%cy menseb inen
serbülend olüsuz.
Xrjti veyj di ki sizi g'örmedim, co/^
müslag yzy fr far dim.
8'. Die Begriffe »können,
Munu kirn türkigen dijr bilii
Bum g'irma^ olyi
Jüzmar^ bili.
Noker, eg' er istir, giisin.
Munu bagara bilmerem. j
Munu bagardmmaram. \
Bi: senin dilin annija bilmiru /. J
Biz senin dilin annijammiru yw. )
Biz g'ere% g<jda%.
1 ••X~~>jy fj«** «der neuan
Ks ist lange her, daß ieh mit ihrem
Dienste geehrt wurde (d. i. daß ich
die Ehre hatte, ihnen meine Auf-
wartung zu machen).
Bitte, was liegt darin für eine Ver-
fehlung?
Sie halten zu bestimmen.
Mein Haus gehurt Ihnen.
Wie befinden sich Ihre Herren .Sühne?
Sie beten fur Sie.
Sind Bruder und Mutter wohlauf?
Sie sind gesund.
Ihr geehrtes Fest sei gesegnet (d. h.
ich gratuliere Ihnen zum Feste)!
So Gott will, sei Ihnen dieses Bairam
gesegnet (ich gratuliere Ihnen zum
Bairam)!
Ich gratuliere zu dem Neugeborenen.1
Gott schenke Ihnen auch seinen Segen !
(Als Erwiderung auf das Vorher-
gehende).
Ihr neues Amt ist gesegnet (ich gratu-
liere zu dem neuen Amte).
Sie sind sehr gesegnet. (Mögen Sie
sie mit Gesundheit tragen.)
Hoffentlich werden auch Sie mit einem
guten Amte ausgezeichnet werden.
Ks ist lange her, daß ich Sie gesehen
habe, ich hatte große Sehnsucht
nach Ihnen.
dürfen, müssen, sollen-.
Wer kann dies auf Azerbajdschanisch
sagen?
Kann man (darf man) hier eintreten:'
Kr kann schwimmen.
Der Diener kann, wenn er will, fort-
gehen.
Ich kann das nicht inachen (fertig-
bringen).
Wir können deine Sprache nicht ver-
stehen.
Wir müssen zurückkehren,
ommene Eintritt*.
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For: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sfldtürkischen. II. 239
Her kes gere% öle. Jeder Mensch muß sterben. 10
llammy öfado%. Alle müssen (werden) sterben.
Sakit1 ohiz ! Schweigt! Ihr sollt schweigen!
Sesizi kesizf Haltet den Mund! (Schneidet eure
Stimme ab!)
Et;' er istisen, g toterem. Wenn Du es wünschst, gehe ich.
9*. Die Begriffe »ich meine, sch
bitte, <
Bile Mlem* hi bir hefteden gaba% y'ildi.
Dürus* disen.
Dürüs brijurusuz.
Xahii* elerem. )
Teveqgü1 elerem. )
Goryüram g essin i
Goryjuram gele \
Goryuram g ' elmesin j
Goryuram g'elmije \
Kfsus* elerem.
And itertm1 )
Qasem* elerem.)
Andere Bekräftigungsausdrucke
Aduva tind ossunf
Sen Ölesen/
Özum Ölüm!
Merg* elemay.
Bir mertfine!*
vöre, wette, furchte, bedauere,
I a n k e • .
Ich denke, daß er vor einer Woche 1
abgereist ist.
Ganz richtig! Du hast Recht.
Ganz richtig! Sie hal>en Recht.
Ich bitte.
6
Ich fürchte, daß er kommt.
Ich furchte, daß er nicht kommt.
Ich bedauere. io
Ich schwöre.
sind:
•Schwur sei auf deinen Namen-
So wahr du N. N. heißt.
Sterben stillst du, wenn es nicht wahr ist.
Sterben will ich, wenn es nicht wahr ist 15
Wetten.
Ms gilt eine Wette. Wetten wir!
' Arab. C5U
* «Ich weiß so, daß .
* Per«, vi— _p. Fehlt im Osmanischen.
* Pers. ij^Mj*- »Wunsch«. Osm. rr$a ederim -ich bitte-.
* Arab. £»y. Im Osmanischen selten und nur in der Bedeutung -hoffen..
* Per». Im Osmanisch. nur poetisch, sonst tc'e**uf. Azerb. rßu» je-
- bedauern, r. B. a>x_ rf*u* j'dim -ich habe sehr bedauert. — pers. j _j>- ^
1 And ilerim im Osmaniachen veraltet, dafür jemin ederim.
* Arab. -sJ.
8 Osm. \*y^ bax* tutalym. Das arab. <L^~ ist in der osnian. Be-
deutung -Wette im Azeri uicht gebräuchlich.
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240 Fov: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkiselien. II.
10'. Fünfzig Sprichwörter.
(Auf Entsprechungen bei Malla Mustafa und im Atular *özi weisen die den
Sprichwörtern beigesetzten Zahlen hin, die sich auf die Seiten beziehen.)
1. Aydaran tajtar. — Wer sucht, der findet.
2. Ai äakanda <Wm<V 1 batta olar (oft/). — Wenn das Essen (die Suppe)
überkocht, wird der Rührlöffel wertvoll.
3. Usa% jir/jyla jyyjyta böjür. — Das Kind wird groß, indem es oft
hinfallt (zusammenbricht).
4. Dere (oder ara) yßvet, ti'dki bej. — Das Tal (der Zwischenraum)
ist leer, der Fuchs ist Fürst. — At. siiz. 50.
5. Zijanyn jarysynnan grjtmay^jaycy dy. — Es ist gut, beim halben
Schaden umzukehren (und nicht erst den ganzen abzuwarten).
b\ Atdy inm atsyz bir dtj. — Der Berittene und der Unberittene sind
nicht dasselbe.
7. At almamy&dan tövlesin bayfyry. — Bevor er das Pferd holt, macht
er den (seinen) Stall zu.
8. Milcry^ bir zad dej , g'öjul (oder «reyj bulandyry(r). — Die Fliege
ist nichts, aber erregt Kkel (wenn sie z. B. ins Essen gefallen ist). — Mal.
M u > t. At. *öz. 40.
9. Jay jaya juvusur, jarmalar* javan galy{r). — Die Butter fließt mit der
Butter zusammen und die Jarma bleiben geschmacklos. — Mal. Must. 24.
At. söz. 45.
10. Ozg'e atyna minm tez düser. — Wer das Pferd eines Anderen
besteigt, fällt bald herunter.
1 1 . Kettnin gotury 8 bulayyn yözunnen su Her. — Die räudige Ziege
säuft Wasser aus dein Auge der Quelle (d. h. an dem Orte, wo die Quelle
hervorströmt). — Mal. Must. 101.
12. K'osa 4 g'itdi seqgel yetire, byyy-da gojdy g'eldi. — Der Schwachbärtige
ging hin, um sich einen Backeubart zu holen, aber er mußte auch seinen Schnurr-
bart lassen und kam so zurück. — Mal. Must. 38.
1 Mein Herr Gewährsmann fur Tebriz wollte (ömte als -Topf* erklären, in-
dem er wahrscheinlich au öölmej^ dachte. Aber diese Bedeutung paßt nicht. Nach
Bai Hasan O^lu bedeutet cömie auch in Kilis den Rührlöffel.
* Jarma ist dasselbe, was die Osmanen butyur oder buryul nennen, näm-
lich -gekochtes und dann getrocknetes und ausgehülstes Getreide-, welches in der
türkischen Küche eine große Rolle spielt. Wer sieh übrigens für türkische Gerichte
interessiert , dem sei ein sehr reichhaltiges, von einer osmanischen Dame verfaßtes
Kochbuch empfohlen: F'a^rijje: Kv qadyny (-Die Hausfrau-). Stambul. Mahmud
Bejs Druckerei. 1.110. Darin zahllose Zusätze für die Lexika.
3 Azerh. gotur — osm. ujuz bedeutet -krätzig, räudig-. Radioffs Wörtorb.
kennt fjotur nur als Substantiv: -Krätze, Räude«.
* K'osa, osm. kone, mittel- und neugriech. cnavl; bedeutet nicht immer -un-
härtig-, sondern auch -mit schwachem Bartwuchs-, namentlich -ohne Backenbart-.
Man weiti, wie hoch dem Orientalen der reiche Bartwuchs gilt. In der Volksliterator
treten die kösder und cnavci als verdächtige, unheimliche schlimme Gesellen auf.
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Fov : Azerbajganischc Studien mit einer Charakteristik d. Siidtürkischen. II. 24 1
1 3. Joysid ayße tapar, jrr tapituiz. — Der Arme findet Geld , aber
einen Ort (wo er es aufbewahren konnte) findet er nicht. — Mal. Meist. 38.
14. Jemisin jayiysyn mr&ede. cayal jijer. — Das beste Obst frißt im
Walde der Schakal. (Vgl. osm. • Armudnn ejishii dayda ajy jer*.)
15. Jüzjutwma, arynmai. — Wenn er sich hundertmal wascht, so
wird er doch nicht rein. — (Vgl. »Man kann keinen Mohren weiß waschen-.)
16. Öz gabayynnan ß. — Iß, was vor dir selbst steht. — Mal.
Must. 40. (Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, fege vor
deiner eigenen Tür.)
17. Öz g'öziinde rr/ju g örmez , özg e g'özünde tiikü görer. — Im eigenen
Auge sieht er den Pfeil nicht, im Auge des Andern sieht er das Haar.
(Vgl. das evangelische Wort vom Balken und Splitter.) — Mal. Must. 42.
18. Gi't'me frisier körpisin (körpisitmen) f goj aparsyn ftu seni. — Geh
nicht über die Brücke schlechter Menschen, lieber laß dich vom Wasser
forttragen. — Mal. Must. 46.
19. Jahna tiilki daldasynda, gnj ßMn jyrtycy (oder g'anerer) #eni. —
Ruh nicht im Schatten des Fuchses, lieber laß dich von den reißenden
Tieren (wilden Tieren) fressen. — Mal. Must. 47.
20. Pisijin ayzg ete iatmaz, dijer: ij veri{r). — Das Maul der Katze
reicht nicht zum Fleisch hinan, da sagt sie: Ks riecht. (Vgl. »Die Trauben
sind sauer, sprach der Fuchs«.) — Mal. Must. 52.
21. G özsüz inen cörey^ jijende Taryny arada g'ör. — Wenn du mit
dein Augenlosen Brot ißt, so siehe Gott zwischen euch sitzen. — Mal.
M it s t. 58.
• *
22. Dada dada gurtulu(r). — Durch vieles Kosten wird es alle (z. B.
das Gericht beim Zubereiten). — Mal. Must. 60.
23. Dama dama g'öl oly. — Durch vieles Tröpfeln entstehen Teiche.
24. Gehbenin gazandyyy enniy^ kiriana gider.1 — Der rote Puder, den
die Hure verdient, geht fur den weißen dahin.
25. // bayyrsayy (oder gursayy) jay g'ötürmez. — Die Kingeweide
(Kaidaunen) des Hundes setzen kein Fett an. — Mal. Must. 50. At. söz. 15.
26. Ag tojtiy^ jatar, jvy'/tuwia darygörü. — Das hungrige Huhn geht
zur Ruhe und sieht im Traume Hirse. — Mal. Must. 93. At. so/.. 4.
27. Islißn diiler. — Wer arbeitet, hat zu heißen.
28. It ag galanda esg'i külüyjeri ay dary(r). — Wenn der Hund hungrig
ist, sucht er die alten Mullhaufen auf.
29. Jnrt jißsiz galanda dfr/uz tepeß i'yar. — Wenn die .Jurte herren-
los ist, steigt das Schwein auf die Bergspitze (Anhoben, Hügel).
30. Olm durdy g'öchnaya, g'elin durdy syhnayi. — Das Lager erhol»
sich, um weiter zu wandern, und die Braut erhob sich, um ihre Notdurft
zu verrichten.
31. Ozg'e gapysyn bayly uttijrn öz gapy/ty bayly galy(r). — Wer die Tür
des Anderen geschlossen zu sehen wünscht, dein wird schließlich selbst die
Tür geschlossen. (Vgl. »Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein«.)
1 Vgl. vorher in dem Abschnitt B.
Miti. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1901 II. Abt 10
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242 For: Azcrbajgamsche Studien, mit einer Charakteristika. Südtürkisrhrn. II.
3*2. Hoj ynan pilou olmaz, jay ynan düji g ' ere%. — Durch Gesehrei
entsteht kein Pilaf, dazu gehört Butter und Reis.
33. Bi-ftr öz utkcMn öapar. — Der Schamlose brandschatzt seinen
eigenen Stamm.
31. Atasy:yn yurtulmaz ist , gene dalyja yakly. — Wer keinen Vater
hat (wer eine Waise ist), der müht sich ohne Knde und koniint doeli nicht
weiter (wiederum ist seine Arheit zurückgeblieben).
3"). Arty/^ i.vtemay^ bat jarar. — Zu viel wünschen spaltet Köpfe
(sti'uv.t in den Untergang).
36. // demirciden ne aparyri — Was kann der Hund vom Schmied
mitnehmen ?
37. Gu$ ganadynnan kiraje istemez. — Der Vogel verlangt keine Miete
von seinem Flügel. — Mal. Must. 89. At. sob. 33.
38. (inna% yrmayy istenw: , iv jijesi he* binn. — Kin Gast kann den
andern nicht leiden und der Hausherr alle heide nicht. — At. so/.. 3-1.
39. /V/jy (jvrdalady /<a iji artar. — .le mehr man den Kot rührt, desto
mehr riecht er. (Genau das deutsche Sprichwort. )
40. Pambttycynyn ay itdm agy/y g'eli(r). — Der Baum wollenw eher
ärgert sich über den weißen Hund.
41. P<r/Jj derm eitert i}te/j y ördii , dola&dy. — Die Hände, die Kot
sammelten, sah die Seide und heftete sich herum.
42. Öziivi jorulmyS bile.sen, jolda&yry ölmiii bit. — Wenn du dich selb.vt
für ermüdet hältst, so halte deinen Beisekamcraden schon für gestorben.
43. Scnin anilyva inanym , tojuynryn yujruyuna. — Deinem Kide will
ich glauben und --• dem Schwänze deines Huhns.
4 1. Oy dan jxr/ tiirer , prr/dan rrj. — Ans dem I'l'eil kommt Schumi/
hervor und aus dem Schmutze der I'l'eil.
4.r). G özi'tkni kende ne Medf - Was soll der Wegweiser nach dem
Dorfe, das schon zu sehen ist?
M». Gute y e'den ökiiz gözi'mdni tanyiyr (tanyiyr). — Dem Ochsen, der
an das Pflügen geht, ist es an den Augen anzusehen.
47. Hemmje hemsajesi inen ten g err ) ■_; ten oimam, yen y'erey. - - Kin
Nachbar muß mit dein andern eng verbunden sein ; geht das nicht, so muß
er sich fernhalten.
Die Metapher ist schwer im Deutschen wiederzugeben. Sie ist von
den Kleidern entlehn!, die entweder ten (Leib), d. h. -eng an den Körper
anschließend- oder yen, d. h. »weit« sind.
48. Gffidan youzijan a; oly , gysdan eoy^ oiy. - — Ks sind wenige da. die
einen bei den Annen fassen (um ihn aufzurichten), aber viele, die einen
bei den Beinen fassen (und auf diese Weise am Aufstehen hindern).
49. Dintnel Ver jan , yuhiyyn kesim ! — Muckse nicht! Halte her,
damit ich dir das Ohr abschneide!
f>0. A //oh jy/uxr/L fiasand1, saytama^ «V/, i'etm. — Das Geld zu
sammeln ist leicht, es zu behalten sehr schwer.
1 Hu-ttnd . pn>. jl—l.
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• Foy: Aicrbajganisfchc Studien mit einer Charakteristik d. Sfldtürkisoheii. II. 243
1 Zwei Anekdoten.
Der geistreiche Arzt.
(Tebriz.)
Bir ne/rr htkim janyna yitdi, dedi •yarnym ayryr», ve flava istedi, llekitn
Mtryidy: n* jijib sen t {jt mi.stn l) Dedi: janmys (jany/) i'öre%. Tebib i.sltdi,
y'nziaw dara yttja (yojsurt). XayjtA dtdi: Ej ht-kim, menim yarnym ayryr, ne
yözi'im. Trbib dedi: sau- y'öz dacttsy lazym dy, am y'öziirt k 'or ttlmasfjjdi, jany%
fV/rr/, jem'zdün.
Der in den Krug gefallene Schneider.
(Tebriz.)
Bir ity s (A: ä< .-- kisi) dtrzi (r/fjjat) Sehrin dtrvazexine (vulgär dervazasyna)
jow^ bir tük'any var idi: Sehenicn cyyan yenaztUrin sanyn bilma hevesijnen
bir küzr my j dan asdy. Ve her ytnaze-i-ki .iehtrden v'yjirdyla (oder c'y ntila)
irinf bir das atyrdy. Ve ajyn ayjrynda ttetU yenaze y iitduyjaryny (aparduyjaryny)
sajar rt- kiizttii bo&aldub tazadan amrdy. Vurdy bir y'iin dtrzi öldii ve bir tiefer
derzini ayjlardy. Tük anyny bayly y örende hemsajasynnan stnryidy ki: derzi
harda dy? lhnusajaty-da dedi: Küzeje diisüb.
Übersetzung.
1. Jemand ging zu einem Arzte, sagte: -Mir tut der Magen weh-
und verlangte Arznei. Der Arzt fragte: »Was hast du gegessen?« Er
sagte: «Verbranntes Brut.« Der Arzt verlangte, er solle auf seine Augen
Arznei tun. Der Kranke sagte: »Doktor, der Magen tut mir weh, nicht
die Augen.- Der Arzt sagte: »Du brauchst Augenarznei, denn wenn deine
Augen nicht blind wären, wurdest du kein verbranntes Brot essen (oder
gegessen haben).-
2. Kin Schneider besaß einen Laden dicht am Stadttor. Aus Be-
gierde, die Anzahl der aus der Stadt kommenden Leichen zu erfahren, bangte
er einen Krug am Nagel auf. Und bei jeder Leiche, die man aus der
Stadt hinaustrug, warf er einen Stein in den Krug hinein. Und am Ende
des Monats zählte er nach, wie viel Leichen man hin weggetragen hatte,
leerte den Krug und hängte ihn von neuem auf. Es traf sich, daß der
Sehneider eines Tages starb und jemand den Schneider sucht«'. Als er
den Laden geschlossen sah, fragte er den Nachbar, wo der Schneider sei.
Der Nachbar sagte: -Er ist in den Krug gefallen. -
10*
244 For:
Studien mit einer
II.
2. Gespräch Nr. L1
Begrüßungen und Einladung zum Tee.
(Tcbriz.)
1 (Gruß :) Selam eh jkiim ( vulg. melejküm)!
(Gegengruß:) Srfam e/ejküm .n
Bujurun, ejlesin!
Kejfiz, ehvalyz?
5 Elhemdüllah selamel u/y
Merhemetiizden.
Mtrhemetitz arty/y
Uti/atyzdan coy^ jayj'y dy.
Bizleri lap jadyzdan t'yardyz
lo Xejr aa, estafruUa!
j Frieden filier euch! =■ Guten Morgen !'
Bitte, setzen Sie sich!
Wie steht's? wie geht's?
Gott sei Dank bin ich (eigentlich:
•sind wir«) gesund.
Durch Ihre Barmherzigkeit.3
Ihre Barmherzigkeit ist zu groß
Sie sind sehr liebenswürdig.
Durch Ihre Liebenswürdigkeit ist mein
Befinden sehr gut.
Sie haben uns ganz vergessen.
Nein, mein Herr, da sei Gott vor!
Neffe oly ki sizleri jaddan i'yarda/J Wie sollte es kommen, daß wir Sie
Size hemise iyjasymyz
Jini bendecM de teysir txzr.
Coyßan dy yjtlmetize jiti&meduy^.
Ehl-ü ejaJ ntije dl* '!
16 Duagy rf'/a.
Bazar da ne yehertUier vari
ttiz y'üg-uz tteyr. dit
Hemdillahije.*
LJsay^ , caj getirin I
vergäßen? Wir haben Sie immer
in treuem Andenken.
Das heißt, ich habe auch Schuld.
Ks ist schon lange her, daß ich Ihnen
keine Aufwartung gemacht habe.
Wie geht's der Familie?
0 danke, gut (eigentlich: sie sind Beter
fur Sie).
Wie steht's mit dem Geschäft? (was für
Nachrichten gibt's auf dem Markte?)
Wie geht Ihr Geschäft?
Gott sei Dank.
Bursche, bringe Tee!
20 lltifatyz artuy. Jndi ümi.i&m y rlmisem. Sie sind zu liebenswürdig , aber ich
habe eben erst getrunken, als ich
herkam.
1 Dieses und dio folgenden kleinen Gespräche sind nicht Übersetzungen von
Vorlagen, irh hoffe vielmehr, daß der Leser in ihnen mit Vergnügen etwas von dor
Luft des az'-rbajdschunischeu Lebens spuren werde. Man bemerke übrigens, daß
sie nicht nur lexikalisch, sondern auch phraseologisch vom Osmaniscben abweichen.
Wie weit hier persischer Einfluß waltet, wird in dein Abschnitt J unter »Phraseo-
logie, besprochen.
9 Osmanisch heißt der Gegengruß: ve aUjküm estelam.
• Nach orientalischer Höflichkeit bezeichnet man die freundliche Gesinnung
des andern als (irund d«'s eigenen Wohlseins.
4 In dieser Mißbildung ist -j-e das türkische DativaflBx. Der erste Teil ist
aus Item du Ulla hi korrumpiert. Man glaubte eines Dativs hinter hetnd zu be-
nötigen wie in osm. hamd ohun a Haha. Vgl. S. 236, Anm. 1.
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Foy : Azcrbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sfidturkischen. II. 245
Ossun, burdd-da bir isfk'an tön. Sei es! Trinken Sie aber auch hier
ein Glas.
A a, bu sahat hazyrdy, indi dem öekir. Mein Herr, der Tee ist in diesem
Augenblick fertig, er zieht eben.
Xub, daj dem alana kimin galjan getsinne /Gut, inzw ischen.bis derTee gezogen hat,
mag man eine Wasserpfeife bringen!
(Der Hausherr zu den Dienern :)
Ja%fy °*r 9aij<*n* doldurunf Füllt eine gute Wasserpfeife!
Bismillah, bujurun! In Gottes Namen, bitte, rauchen Sie!
Bir serin su iltifat eiijin! Darf ich um ein Glas frisches Wasser as
bitten?
A'a, eg' er meß bujurursuz, iskeng'ebi Mein Herr, wenn Sie Appetit darauf
(oder sikeng'ebi) getsinne. haben, lasse ich Honigessig bringen.
Beli, <?o% j<*%fy oly. Arty% teinem var. Ja, das wäre sehr schön. Ich habe
sehr großen Durst.
(Icennen sord.) Afijet ossun, aal (Nachdem er getrunken.) Wohl be-
komm'», mein Herr!
Allah ölenlerize rehmet elesinl Gott erbarme sich Ihrer Toten! d. h.
Ich danke herzlich.
(Caj icende.) Öaj bir yjyrda tel% di, (Während des Tees.) Der Tee ist ein 30
üstäne su aöynl (Samavardan.) bischen zu bitter, lassen Sie aus
dem Samowar Wasser zu!
Xub, bewleni müreyj/es eiijin , ki beva% Gut, aber jetzt erlauben Sie mir zu
olyry. gehen, denn es wird spät.
Äa,hara g Idersitl Ejleün , iam eiijin l Mein Herr, wohin? Bleiben Sie doch
sitzen uud speisen Sie mit zu Abend!
U&ar/Jar nijeran1 olulla. Die Familie (eigtl. Kinder) wartet ja.
Xejr, sis yusse eiemijin! Nein, regen Sie sich nicht auf!
Jndi adam g'önderrem, yeber v*ri. Jetzt schicke ich jemand, der Nach- 35
rieht gibt.
(Sam elijende:) (Beim Abendessen:)
Bismillah, gusura baymijyn! In Gottes Namen! d. h. Gesegnete
Mahlzeit! Nehmen Sie mit dem
Wenigen furlieb! (wörtl.: Sehen Sie
nicht auf den Mangel!)
(Jijennen sord:) (Nach dem Essen:)
Xudaja ötr/^fkürl Sä/re: a<^y% ossun ! Gott vielen Dank! d. h. Gesegnete
Mahlzeit! Sei Ihr Tisch offen ! d. h.
mögen Sie immer in der Lage sein
zu bewirten.
1 Auch im Persischen qaliän mit a und nicht mit e (a) in der ersten Silbe
(vgl. Rosen S. 48). Arab. jUc- -Gährung, GebrodeL. — Osm. heißt die Wasser-
pfeife nargile.
1 Pers. o\ ^* nigerän »schauend* (osra. nur im hohen Stile und selten). Zu
ol- «warten- vgl. bax.' -schauen., azerb. auch «warten».
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246 Foy: Azerbajganisrhe Studien mit einer Charakteristik d. Südturkischen. II.
(Der Hausherr zu den Dienern:)
U&aylar, fanasy jandyryn /
(Der Gast /.um Wirte:)
Xuda Uafyz I Ger/, zehmet verdtty^.
(Der Wirt:)
40 G'rur bujurvn, iniallah.
Burschen (oder Kinder), steckt die
Laterne an!
Adieu! Ich habe Sie sehr bemüht.
Hoffentlich beehren Sie uns bald wie-
der (wörtl. : Belieben Sie wieder, so
(•ott will).
Shlerde bize brz brz trnrzzül elijin! Beehren auch Sie «ms hin und wieder!
Netfe biÜrible, jayj'y olubdy (
Küer var (oder var msuti).
46 Kl suju y'etirinf
(Der Diener spricht zum Gast:)
Bujurun , bujurvn !
(Der Gast ?.u dem Diener:)
Pir ulamn, ixsallah, rtyluml
Wie hat man gekocht i' War es gut-
geraten
Sehr gut geraten!
Die Hände (die diese Speisen zube-
reitet haben) sollen leben.
Bringt Handwasser!
Bitte, bedienen Sie sich!
Mögest du alt werden, so Gott will,
mein Sohn! (Dankesformel einem
niedriger Gestellten gegenüber.)
Allah (ibnUriiif (va/'dtjniivr)* rchmet Gott erbarme sich Deiner Toten (Deiner
elf sin/ Eltern)!
(Der Diener antwortet:)
Hern cinin! Gleichfalls!
50 Iltifatyz artyy.
BayySlijdsyz ! (oder Bayyslijyn!)
(Bei der Abreise:)
Allah joluzu <ttty% elesin !
Sie sind sehr liebenswürdig.
Verzeihen Sie! (daß ich Ihnen mit so
Geringem aufgewartet habe.)
Glückliche Reise! (Gott mache Ihren
Weg offen!)
3. Gesprach Nr. 2.
(Tebriz.)
(Zum Gasthaus.)
1 Size bir er; im rar. Ich habe ein Anliegen an Sie.
Bujurvn. Bitte!
Bu sehr* faza rarid tdwufam , Iwx jany Ich bin hier neu angekommen und
tanymyram. weiß nirgends Bescheid.
1 Der arah. Dual. cT^llj wird in gewählter Sprache ebenso wie im Osraa-
uischen für «Klirru- gehaucht
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Foy: Azerbaj£anische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 247
Mene bir mihmanyjxne ja bir ot'ray^jeri Können Sie (worth: Kannst Du1) mir
niian vere bilisen? ein Gasthaus oder eine Wohnung
nachweisen ?
Nijet Bu jouyjuyda jay^cy bir mih- Warum nicht? (worth: Warum?) d. h. 5
mnwjßtie var. Gewiß! Hier in der Nahe ist ein
gutes Gasthaus.
Onla yjtrey^ de tapyly? Kann man dort auch speisen?
Bf Ii, her y'ür yurc'/Jeri wir. Jawold,dagibt\salle mr>»lichenSpeisen.
Ba"1 yhje d< f/rtla yala billemi Kann ich dort also auch zur Nacht
bleiben?
Bett, ctr/^ emirjer fli , htr g'i/tetden rahat Jawohl, es ist dort* sehr anständig,
ola bilisiz. Sic finden dort in jeder Beziehung
Ihre Bequemlichkeit.
Otayyn kirajesi net'e dif Wie stellt sich die Miete fur das 10
Zimmer?
Bilmirem, amtna nwsebn bir yratt bir Ich weiß nicht, aber z. B. I Gran 1 Ab-
abbasy iki gratia kimin, bete, hassi bis zu 2 Gran, so ungefähr.
G'üyü zat orda jtr/jly kit Sind da nicht etwa solche -kleinen
Dinger-?»
\ejr, co% pakize jhr di. Nein, es ist dort sehr reinlich
He* (vgl. oben 8 be*) yeday^, y'tmv^ Nun, da will ich einmal hingehen und
neye oly. sehen, wie es sieh macht.
Allah sar/Jasyn. Gott befohlen! IS
XttA y eidin. Adieu!
(Im Gasthaus.)
Xurr/brden nejiz rar? Was haben Sie zum Speisen?
Ja y/y kit/temiz var vc citou kebab, In rye Wir haben guten Klops und (folgen
kebab, lüle kebab, bttzbas , abyii.it, Namen einheimischer Gerichte. Vgl.
piti, doltnamyz Jayj'-y jemeli di. das Glossar) auch unser Kartiertes
ist sehr schmackhaft.
Jüz altynly^ abduy ytti! Bringen Sie mir für 2 Sah! saure
Buttermilch
Jhfftmuz yurtitlub dy, kerbe timiz var. Unsere Buttermilch ist alle geworden, *jo
aber wir haben Limonade.
Oxsttn! (tunan verl Meinetwegen! geben Sie davon!
ftir istik'an caj gewinne abylimujynan Lassen Sie ein (Mas Tee bringen mit
bile. Zitronensaft.
( '<ij taza dej, balam! Ey'tr ta;a su rarm, Der Tee ist nicht frisch, mein Lieber!
yt-tsinne! Wenn frisches Wasser da ist, lassen
Sie. welches bringen!
1 Der (jbergang von Sie zu Du ist für den Orientalen (auch den Italiener,
(•riechen und andere Südeuropäer) nicht so befremdlich wie für den Deutschen.
1 Anstatt pes -also« wird fälschlich aber häufig, namentliche von Krauen,
bet gesprochen. Ben »genug- ist gleichfalls in Gebrauch.
1 Gemeint ist natürlich Ungeziefer.
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248 Fov: Azerbajganwclie Studien mit einer Charakteristik d. Sßdturkischen. II.
4. Gespräch Nr. 8.
Mittagmahl im Garten und Gewitter
(Tebrii.)
1 Se/am ebjkiim (vulg. mflejküm I)
Indi jirinnen durmüsäni
Indi jirinnen durub*ön?
Indi juyjidan duruftsän?
6 Xtjr aa, indije kimin jatylyi
(Vgl. -Gespräch Nr. 1.«)
Bist du eben aufgestanden?
Nein, mein Herr, schläft man denn
bis jetzt?
Wo waren Sie also?
Ich war anderswohin gegangen = ich
war irgendwohin gegangen.
Was gibt's Neues?
Ihre Gesundheit (d.h. die erfreulichste
Neuigkeit ist die, daß Sie gesund
sind).
Vorgestern waren wir in den Garten
gegangen.
Wer war noch da?
Alle Freunde und Bekannte waren dort.
Wir aßen gutes Ciloti- Kebab (vgl.
Glossar).
Um die Mittagessenszeit kam auch
mein älterer Binder,
iß Nahar jijennen sord bayy dolandyy^ Nach dein Mittagessen gingen wir im
mive derdwfo bir yjyrda ayayyn saje- Garten umher, pflückten Obst und
sinde juyti fa/duy^. schliefen im Schatten eines kleinen
Baumes.
Nag'yhan hava garyidy, jil esmaya baS- Plötzlich wurde das Wetter trübe, es
lady, g'iij g iiriUdedi , yldyryvi txaldy, fing an, windig zu werden, es
ja*/ys(rrhmet)g'eldifgab gacay^tamam donnerte, blitzte, fing an zu regnen.
bir birine yary&dy, gym yylay^ grjt- all unser Geschirr geriet durch -
einander und wir kamen ganz
durchnäßt zurück.
Dünen si: hardejdhzi Und wo waren Sie gestern?
Biz bir nft'e nefrrnen sykara yrtmii iduy^. Ich war mit einigen Personen auf die
Gejden bat biz de sizin tajy:a dönduy^. Jagd gegangen. Als wir zurück-
kehrten, ist es uns ebenso ergangen
wie Ihnen.
Bes (statt pe-s) harda idinf
Ozg'e. jere g'etmisdim.
Ne yebereideri ( ~ y abtrat -f far)
Sayluyuz.
10 Jsraa gün getmiSduy^ baya.
Kim var ydyf
Dos aSyna tamam ordejd^le.
Jaycy cilou kebab jedur^.
Nahar öayy dadasym da y'eldi.
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Fov: Axerhajganische Studien mit einer Charattoristik d. SüdtQrkischen. II. 249
5. Gespräch Nr. 4.
(Tebrii.)
I slambulda iki nefer arasynda söhbet.
I. Balam, bir il di hei g orünmüsen , hara g etmis idun'f
'1. Iranda bir nece iüm var dy, olary suret verrnayjdan jana Tebrizc
g'etmii idim.
3. Xub! Teltrizde ne vor ne joy, dy? Corey btd idi?
4. Elhemdüllah, tamam zat (zad) f ravan ydy.
5. NMe väyj orda gatduz (galdyz)1
6. Bir aj jarym.
7. Xub/ orda size jayfy g eödt?
8. Nijej Hemiie g'tyeler dos afnalar-nan bir jere jyyyfyrdyy, dijib
yülürduy^, yoibes elirduy^.
9. &ebiire g etirirdile , jij*rduy, y tyeden bir nice sahat g HemU- menzde
yrlirdim. Co^ joycy g eürdi.
10. Xub! ehli-ejal nitfe dile?
I I . Hemdiüahije , tamam seiamet dile.
12. Sene bir g'ulmeli zad ner/l elijem. Bir g'iln nahar cayy fxizardon i
menzile g'elirdimfjolumy (Straßenname) kücesinnen sa/dym. U&ayjar meni görentle
didile bes (statt pes) menermeniem, Min zühflerimi gyryjlyrmamysdyrn , Islambul
tehrmen dolanyrdym , üzüme de yet gojdurmamyidym. Jegyn elirdile ki men
Ermeni em. Mini juyjije götdüle , goun gabuyjaryn baxyma atyrdyla. Hfj, 6
dejirditn ki} g ede f men müselman em. Ayjyr ellerinnrn gurtuldum, gaidym.
Seheri g ttdim dallay tük anyna , rerdim basyrny dibden gyryjd'la. Bijoi küfrde
rahat dolanyrdym. Mayjes iilerimi gurtarannan sora bir bai Erdfbile g fitdim.
Orda da bir ntfe goume - yjiimiz vardy. Ui gün olaryn janynda gaidym.
6. Gespräch Nr. 5.
Mieten eines Pferdes.
(Tebrir.)
1. A.: Sabah seher öayy ieherdcn cyyjayayti'/j Bit g ün gerr'^ mal
kirajc elijay.
2. B.: Eg er vayjyz mr, indi bafcm gedayy Carvadar ynan dant/iay,
ki seher tezdennen mallary hazyr elesin.
3. A.: Beli, jaycy dijisen. Geday, bu sahat gyjmetlerin kesay.
4. C: Hara gideg'aysyzl
5. A.: Ttbrize g °*ayuy.
6. C: N66e mal vdisiz? Gatyr ossun ja mal (at)1
7. A. : Dort mal lazim di. Biri eJtbabdan jana (oder esbab iV*«n), iW«
mmer'^. Burdan Tebrize nide ayai (fwsr^) jol dy 'i
8. C. : Sekg'iz ayai dy. Iki g'üne jetiiiruy.
9. A.: Xub, malyn biri nüe di?
10. C: Burdan Terbize on iki gran.
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250 I'"v: Azerhajjjaiiisrlic Studien mit einer Charakteristik d. Siidtiitkisehen. H.
11. A.: Ne danySysan , yanym? Biz hemiif seky iz yrana tuturtr/^.
VI. C: Mtnim mallar jayfy mal dy. Osy^ rafwf elesiz jolda. Ajry
mal yuan iki y um Terbize rata bilmesiz.
13. A.: Xub, hfmi.iv seky'iz rerirduy, amma bu jol datjyu: ossim.
14. (\ : Aya, yanyra and nssnn , burdan Terbize heJ m% bir tümennen
(sy'ije y edmemis'uy .
15. A.: .7«x.' <I°W'': yrnnnan artyyj vernw'ruy. Ky 'er istfmesen , özy'e
jerde mal rery^ dy.
HI. (\: Aya, bu yt/r ray mal tapa bilmesiz.
17. A. : Xub, ifri yran-da äst Hue y°ja/y Cr t ihnen seky iz yran , dort
mal — vesselam !
18. ( \ : Xub. na sizja yfy adarna o^yj/syz. lies pul eermesezde, .sizi aparram.
19. A.: AI bu bir tihnni hej. Xvda hajiz! Seher, amma tezraymallary
rafasan hu! G ' ün rifymadan yere'y jo/lanayy
20. <'.: Ömrhz artyy. Bas" äste, aya.
7. Salomonisches Urteil Nr. 1.
(Vorige: LnzarHV S. 35.)
(Urmia.)
i lki ourat (arrat) bir u say dan ittüri (ofür)1 yal-ma-yal (lirdiler* Ye
sahydlary joyjjdy. Her ikisi yizy janyna yitdiler3 re insaf istediler.* Gazy
yef/ady istijib ve bujurdy ki hu usayy iki parM efe re mtratlaryn 4 her birine
rer. Ourat bu sözi e.iitdikdr0 ynmu's yafdy1 re o bir m/ral dad-u feriade has-
r, lady ki: allahdan iitür mm im u.iayymy iki pnj eh me. Ey er insaf fiele dir*,
vfayy istemirem. Gazy jeyin eh (Ii ki: usayyn anasy bu dyr.9 ('ia-yy nna
lapsyrdy re o bir ourata Umhih (lernbeh) rledi re y<mdy.
8. Salomonisches Urteil Nr. 2.
(Urmia.)
1 Iki nefer öz rnaly ny bir yary ourata (areata)10 iajisi/rdy/aru re dedibr^
ki her reytiki u ikimiz yeldyyj*, «%/vl& (abiyf'y.'/'/J- M<r n<'cr y »innen sorä olar-
dan bir nefer yary a rmtyn ""' janyna y'rliib ve dfoli: •menim Aerikim iildi. Indi
rnaly inerte rer!* Gary arrat narar o/ub rerdi. Dir nice yiinnen sora o bir''
& adain y efiih re rnaly istedi. Ourat1* de/li »Sei/in .serikin yefmisdi re dedi ki sen
of üb .feu. Her ne yrdr israr eledim, amma siiziimi i-sitmedi re kämme19 rnaly
apardy.» Bu adain tmraty'1" yazy janyna aparuh re insaf istedi. Gazy eoyj
dii.siiiu nnen snrä bildi ki ourat t^ysirsiz dir.'11 Bujurdy ki: Siz nvel *>rt
elemisdiz ki rcyti*- ki ikimiz yebude rnaly alay. Öz srrikijin'** yetir'1* ve
lo rnaly aparyinni. Jafyuz™ ajiara bilmesen.* A'isi la-yevab olubjolunu tutuh y'etfii.
Tel»riz : 1 auch jann. 2 elidifr. * y'itdile. 4 isledile. i ütterall
arrat statt ourat. 6 isiilcnJ,'. i auch mkit oldy. • di. 9 dy.
"» arradu. 11 tapsyrdyla. '* dedile. '* taX. '* ychlu^ " alluK
{uhiyayux). tr- arvadyn. 17 o bir. 18 arvat. malyn homwysyn.
*' armdy. 31 di. » va* " Serikieü. ** yeti. " jalyuz.
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For: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sfultüi liiscl.cn II. 25 1
9. Salomonisches Urteil Nr. 3.
(Tehriz.)
Bir nöker ayasynyn janynnan yasdy. Bir net'e. yitnnen sora trbaby bir 1
ajry Aehre1 y'etdi. Orda noktri g'ördi ve ony tutuh re dedi : nijt ga.idynf Xöker
trltabynyn jaypsynnan tutuh ve dt/U: men im näkerim! sen c(r/^ /ml mennen
fjr/itrladyn ve gasdyn. Indiki seni tapmysam , sen neu dicon elijegayam. Xu/ase
iki*i yazy janyna gitd^le ve insaf m/A. ^a:,'/ ikisini f/rngere gaba- •>
yynda duryuzdy ve bujurdy-ki: her ikiz2 berth n pengereden baiyzy3 esije*
c'/jidyn. (Jiin bas/aryny eiije* e'/art/y/a yazy ye/fada bujurdy-ki : yylyyy
nöker in basyna vur. JYö/vr Clin bu säzi e.üdüh , h> iniin ra /% basyny iceri er/dir'
re ayasy esla terpesmedi. (lazy näkere tembih (tembeh) eletli ve ayasyna mpiyrdy.
10. Der Padischah und sein Diener auf dem Schiff.
(Vgl. Laznreff S. !]7 nach Su'dij.
(Tebriz.)
Bir y'ün bir padisah yulaminen kestide ejhsmikdi. Vulam her y'iz der ja 1
jiizii görmemisdi ve kestinin mehnet ve zehmetini annamamySdy. litt gihete (V/fijyh
syzlamarja bailady. 0 yedr muna iltifat ve nevazi.i tied He ^ sakit nlmatly.
Pudi&ahyn munnan tmgety coy^ trfy^ rtlrly. Kt stirb bir In kirn vrr idi , pad i .in ha
erz eht/i-ki: eg er bujursaz men ony bir jnlunan sakit eh rem. Padisah dedi: •'•
Sennen tV/ memnun öllatn. Hekitn didi , yu/aniy tlerjnja atfVld. Villain bir
nice j,d sujun »stünde eahalanyb Im Jana n Jana atylanndn sord ktiti tenjine
jf/uylaJdy, iki elinen keMinin kenarynnan tutdy re ziil/Itriinneti tu tub keStije
c'/ard'la. Gielib bir g'usede ej/tsiib aram tutdy. Bit hnl padi.iaha etty egib
görünüb ve sehebin süal etedi. IL kirn dedi: Kj padiiah, bu -pilam su a batyb \o
yarb olmayyn mehnetü mesekkelin cekmemisdi ve kestide rjlesiib say selamet ntmayyn
yädrini bilmemisdi. Hern vinin afijet ve rahatltp/yn yüdr-ii gimetiui o kirnst b r
bili ki gere g ünner ve müsibetler ce/nus ola.
11. Der Malla und der Kessel.7
(Tehriz.)
Bir g'iin malla hemsajasyntian bir yazan istetli. Isin y'örennen sord ieine \
hir yjyrda töfmty yojdy. A/taryb ijesine tapstp-dy. Ijesi ciifmeji gärende dedi:
hu ne-dit Mi/la dedi: gazan dtrply. Ijesi inandy, doyub. Bir ajry g'iin malla
heinxajasynnan gazany g ene apardy. Bir g tin HA y im bei y 'ün ijesi baydy; eäl-
ttuji malla getimedi. Ijesi geldi mallanyn er ine ; gnp"ny däjende malla gopny r»
( 9aPy"y) tttryb desli: w istisrnl Ijesi dedi: gazanymy istirem. (ierabda
malla de/li: gazan äldi. Ijesi de.di: gazan -da äli! (iilni) Malla dedi: dt rp nana
(— doymayyna) ittanysan , ölmejne (— älmejine) jtr/J
Uniiia: 1 iehrre. * ikijiz. 1 baSyjyzy. 4 r.'iy'i uder tlü^ury,
5 vö^t. 8 cekdi. 1 Die Ix-rühmte komi-scli«' Figur Meisters N as red diu,
dem die Osmanen diese Anekdoto zuschreiben, ist bei den tranisrhen Türken be-
inerktnswerterweise nicht populär.
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252 Foy : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkiachcn. II.
12. Der Brief des stotternden Sohnes.
(Tebriz.)
Bir arvadyn oyly yurbettb* idi. Oz setametiyyynnan nenesine tefsüen kayaz
jazdy, nenesi kaazy aparyb bir mirzaja oyjuda. Mirzanyn diii bir az ayyr ol-
dtt*/y gehetine kayazy kes'de kesile o/ijanda arvat didi: iükr allahn! mdi bil-
dim , bu kaaz oylumnan dy, cün oylumyn diii bir az peltry di.
13. Die Baumwollendiebe.
(Unnia.)
I Bir seherde bir pambu% ambary oyurlandy. Pambuy^ satanlar padysaha
ariz oldylar.1 Padisah fur liege teyessüs eledi, orjryny tapmady. Bir etnir erz
etedi ki: »eg'er ferman olsun oyrylary ttitaram.» Padsah hökm eledi, emir öz
evine gitdi ve Seherin Indük kicyyyny* yonaylyy^ mahanasinen istedi. C-ün
•> hamme* adamlar §em oldylar1 (jyyy&dylar)* ve rjleidiler1, emir o meglise gitdi
ve hamme* adamlaryn uz'üne bayßy ve didi: *Ne haramzada (bir")*, biheja ve
ehmey^ adam dylar"1 ki pambuyy oyurlijub ve pamlmyyn 'fjyrdaxy seqyetterynda
jer elijib ve menim meglisime gelibler.H Bi° nice nefer hemttn rer^tw seqgellc-
ryny einen temizlediler.11 Melum oldyki olar cyry dylar.li Padiah emirin hikmr
lo tine a/erin ve tehsin eledi.
14. Mönch Gazer vor der Himmelstür.
Kin .Schwank.
(Urmia.)
l Bir nefer adam rar idi. Bir gün arratyna didi: Arvat, ulayylz ftazyr
ele ve iki dane cayjyr fuluyy da hazyr ele, yiday^ yenneti zijaret fjlay^x*(f)
Beb- er ve. arvat ik'si-de uJayali minib ve jola düidüler.1* Javas javas gennet
dervazesinin janyna jetisdiler.11 Kisi dervazany döjdi, iceriden bir nefer adam
5 dedi: kirn sen ve ne istlsen? öembda dedi: men keiii Gazer em , gelmLsem
geiuuti zijaret elije.n; as yap'nyf Gevabynda didi: gapny atmam (ahnarn)
Her ke.s yennete gele bilme; mey'er mngeddes ve ein in adam. h'esiA sorusdy:
.sen kirn .sent ady ne di? Dedi: men Musa-j-em. KesiS didi: .sen o Musa
dfjl 19 sen ki adamy öldürüb ve derja kenar'nyn gumunda gojladyn *°? G ene
lo ycp ny döjdi. Ibrahim g'eldi didi: kirn sen? Gevabda: ke&is Gazer em, gap^ny
ne! Didi: a&manam. Gene sorusdy: nije? Didi: her kes denncte gele bilme:.
Kesis sorusdy: sen kirn sen? Gevabda: men Ibrahim em. Keiii didi: sen o
Tebriz: 1 oldyla. * iehrin böjüj^ve kicijini. • hammy. 4 jyyyidyla.
6 tjleidiU. 4 vulgär bU. 7 dyla. 8 grlible. • bir. 10 tw^.
temislediU. » dyla. >» olayy. " eUjaX- 11 olayo. »• düidüU.
" jetiidile. * aimaram, bilmerein. 19 dej *en. M yujladyn.
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Foy : Azerbajganisdie Studien mit einer Charakteristik d. Sildtilrkischen. II. 253
Ibrahim dejl1 sen ki Saraja dedin mm im bag"ym dt/? sen de g ünahk 'ar adam
sen bes nije gennete g'elibsm? Gene gap^ny döjdü Lut g efdi. Xulase Lut -da
w
gap'ny ahnady. KeAii soruidy: Sen kim sen? Gevabda: men Isiit em. KeMs 15
didi: sen o Lut dejl sen ' Art yyzyjynan* jatdyn? Gene* gap'ny döjdi. Pmdus
g'eldi. Ptmlus da gap'ny aimady. Kesis yeber aldy: senin ism serifin ne di?
Didi: men Potdus em, gapny aia bilmem*. Didi: o Prmlus dejl sm ki aUahyn
mayjugyne ezijet elerdin, duzaya salyryrdyn? indi mügeddes nlub ve §ennrU
g'elib-sm. KeÜs her et eledi, mömkin olmady, Ibtdusda gapny aimady, hie" 2<)
e'tina elemedi. Gern gap'ny caldy. Semun g'eldi. Semun gapny da aimady.
Kesii soruidy: sen ne k ar sen ? Gevalxla: men Semun em. Keüi didi: sen o
Semun dejlsen ki äs tiefe* yurus bannijannan ireli hezret-i- Isany inkarefedin
(dandyn)? Xulase Semun -da gapny asmddy. Ayjrilemride hezret-i-Isa özj
geldi, soruidy ki: sen kim sen? ne istism? Keiii didi: men kesii Gazer em,
gelmisem tfetmetin temaiasyn elijem. Gevabda: men seni tanymyram; her kes
gennete (hr/il (da bilmez. Keiii didi: Diinjada her kesin bir e'ibi ve g'ünahy
var, sen o hezret-i-Isa dejl1 sm ki sennen ötür Iiejtlahymda on iki min usay^
gyrgyna g'eldi? Xulase yapy aeylmady. Keiii ptjd»T]>ej gapny dijdi. Birden
ulayj* hürkdi9. Keüi jire düsdi, eayj/r tuluyy jyrtyldi , Itörki bir ttrefe düidi, 30
baimayy bir tere/e. Börkini götürüb ve pußyjamla 10 dedi ayj/r: bu zehn mar
bile jer di, tmnan ötür (Jana) coy, adam g ebnes.
15. Der Sündenfall.
(Tebrix.)
Behiide perverdig ar-i-alem bir ilan jaratdy. Xudavend-i-alem her gvr I
mivegvt ve sebzijat ve hejvanat bu behiide jaradyb ve hezret-i-Ademm öhdesine11
iapsyrdy In here.tme bir ad gojsun ve muyjar eledi ki behiitin hammy '* mivesinnen
jesin sevaj bir alma ayagy ki behiitin jeni gennetin ortasyndejdi. Bujurdy:
ang"ay^ munnan jemijesiz. Ademnen Hewa g ünahsyz jaranyldyla.x% Öün bu ilan 5
ki ibaret ossun 14 iejtannan bilirdi Ademnen Hewa g ünahsyz dy, Hewa ynan
danysdy, didi ki: g'örg'inen bu alma ne g'öjcerjt™ di. Eg er munnan 18 jisez coy^
egylly olursyz ve ölüm g örmijagayjtyz re jay einen jamanyn tefavütini annarsyz.
Öün arvat beguvvet11 idi, adama ki eri ossun19 didi: götü ji! (oder götü ve
jig' inen /) " G org inen, bu alma ne geieng di. Adem Hewanin sözine baydy ve io
jedi. Allah g'ünde bir de/e (bir jol) gelirdi ve Adem ve Hewa ynan sohltet
elerdi. Bu g'ün allah g elende Adem özini gizletdi. Allah Ade7ni cayyryb ve dedi:
Adem! harda san? Adem tjevabda didi ki: Perverdig'ar-a! Cün eylpayam, o
tfihete*0 vtannam*1, huzure g'elem. Rebb ul alemin bujurdy: Joysa alma ayagynyn
mivesinnen ki yedeyen eledim jemijesiz jejipsiz f Adem yag'aletlyyynnan** bilmedi 15
Tebrix: 1 dej #en. 1 de} sen. * gysuoynan. * dühare.
• ainuiram, biltnerem 6 jot. 7 dej. 8 °'aX" * hür/di. 10 püßijemle.
Urmia: 11 ühdesine. 18 hamme. 15 jaranyldylar. 14 olxun. " göjcek
»« bunnan. » zaxf. »» oUun. >• göti ve je! » gellte. »' utanyram.
» X«/al*tdyyynnan.
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2f)4 Vox: Azcrhajganisehe Studien mit einer Charakteristik d. Sfidtflrkisehen. II.
ne desin. Maluinasy rar ydy: rün Hevea rerdi almany mene) er tfiliete x men -de
jedim. Allah Herrn je dilti: sate kirn dtdi ki ahnadan jijesenf Gevabda Herrn
drdi: Han meiw didi, ey'rr bu ahnadan jijesiz, agylly rtlusyz* Allah bujtirdy:
rün ydeytn ebdi/yym ayaydan jediz , o yilute1 sen lazim erire* Ha et elijesen
an rv zihnutnen ziirijet jt'ni uiay doyasan ve jerde zehmetiwn jasijasan. Itanium
s>nin zitrijetiiriinB arasynda dtihnonny/ ' yejayayarn. Admit bujtirdy: cün tnenim
siizime baymadyn, o yiheter' jir iiztnde zehmetiun jasijasan , iiniriinde anniiriri'
terimn islijestii vt> tört Juri 'h yazauasan. Oil sear tik an e^yardayay , rün tor-
jutydan y iitiirii/miisen, t: rpaya diiniyay san. Ilannan senin aranda eluAmniny y
a.'i ynjayayam (oder salayayam). Hau .tinin ouladuryn9 yyrynnan santfamla o/ar-da
innin kellesi» rzelh ; o rary yeberi oly. IIa na bujurdy: ciin bete eledin , insan
tel/esi sali y ehrende Ixtsury "* ezeya-y ve jerde mil'un sen. Garntivynxx iistünd»
jerijesen re tnrpay jijesen. 0 i)ihete 11 ilan allahyn lenetinde di. liu yihrtr 13
de Allah Adenau» Hrvvany yinmtden ynudy, c-Hje11 i-jartdy. Allah behtitm
:;n yapysywla bir izrait^ yy/yr eliiub yararul yojdy ki brhiilden yrhrrdar os$un,x*
Ademnen Hrvvany yijmasyii, y ene belaste yrjtsinnrS'
16. Selbstbiographie Däüds.
(Urmia.)
t Mm tiryiime-i-halymy size bejan e/ijeyayam. Reyeb et -mi'ireyyrli ajynyn
an bi rinde mera/iy (cl. i. müea/ii/)-i-tariy -i-niisihije sene-i-rnin seky iz jiiz atrnys
seky izde Crmi Aehrinde, ki tuabi- i-lran olsnn, G'idpireen kenditu/e anadan dayut-
dum. Atamyn ady ?i isän dy, ananiyn Xerkis. Seky iz jasynman tnedrtseje yetma^y
6 hailadym. Eli/- Inj kitabyny iryumaya bas/adyrn. din nun me-sihi em, rrrsl
itesrarti dilmi irytimaya ellntte meybnr idim basfijitn, ciin ana dili dir. Gidid
surjani try »dum an iki jasa kirnt» , on iic jaiymda kühne siirjani ve türki-
i-azirbajyani iryumaya bas/adyrn ta on ally jasyma kimin. On ally jaAymda
erehi ve iny/iz Ameriqa sahuldarynyn niedres, sinde iürii etedim ta ijirmi tki
>" j<liyn,(l kimin. Hu fnjnde hekimhyy ilmini de lit muri medreseitr tehsil iledim.
Ijirmi iki jasymda bizim vili-i hd T'briz Seherinnen l'nni .ieherim- t'&rif ajMirdy.
Ibmun rrifdnse-i-m,zkiirib ki veli-ehdyn nunzury oldy ki sujirdlerin dersine
trmasa elenin hemun vey t da piik ar-y- Azirbajyan ki hiikmiran • y - Tebriz olxttn,
veli-ehdyn de sty a binde ki t>Ü - ehd ynan ye/iriii di , ei'tn benibni eft-yj Her /run nan
lit irel i tanyrdy, onun teAriymen veti- elide tanyldym. Xula.se rnrva/iy- i - hökm-i -
luzri t- i -vala iki sefha farsi re iny/iz yidrnetinrle tr/udum. Co y luzz iledibr.
(} yt lu te ijnrar yojditlnr ki iki il Telwranda daridJTimm nu dresesinde tekrnil-
t -farsi re inylisi re tebafiet i/ijirn.
Bari Tt herauf yetdirn. Tdlisile mes-ptl oldum.
I'niiia: 1 yrlute. * olysyz. * yehete. * tri}*. & zurijttijin.
ijrheti; 7 annyjyn. 9 ciireyijin. 9 otdadyjyn. 10 hahfjyn.
11 ijamyjyn. 11 yehrte. xi yehete. 14 'hlty11*!!- li csrail. " olsun.
17 yejt sinter.
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Fov: Azerha jgnnische Studien mit einer Charakteristik d. Siidturkischen. II. 255
17. Beschreibung von Urmia.
(Urmia.)
Urmi & fieri böjük fatter dejl. Beyedri atmyi min tjrmi eti rar. Kylebi l
<ferni 'et musvlman dy, azy mesilti di. Muxidman yemi\ti iki fyrya dy, Hr/j/
»Ve är/j az si'mni. Mesihi-de iki fyrya dy, <fr/jy nesrany, azy crmrui. C<ry
az ynhud da rar. Türki dili ki azyrbajyan ofsun , Hamme mayjuy^ danyhjr,
amma mttsulmannar nesrany ja ermeni dili danysa bilmezier. Nesranylar re 5
trmeniler uxayjy/jlan türki -de damßyrlar.
Xariye millet -de az rar Urmide f antjay^ jeny'i dünja inylis ve franse
kesiileri var ki mesihi millet ine trrbije virmaya or da dyla.
Urminin mehellinde Kürd kendleri rar. Hammesi ehl-i - tesenniin di rr
Kürd dili danysyrlar. Genii cadyrnihin dir. Dayda Hty^ dararfary rar. Darar l»>
sütimnen re yajmayynnan sehere satma~/a yttirirler. Dayda etr/j at ytlebliri de
rar. C^/y, at alys reriii riefler. Davar jününnen pe.stek trr/uffar re ktee börk
o/stm yajryllar. Gordb-da jünnen ttr/ullar. Bazara yetirib satarlar. ('ob
fl!/r/Jna%t kw<*" sojma%> davar sojmay^ at inek öküz yatyr yelebi yetirmay^ve
yetfe er yünniiz isleri oyttrluy, dy. Iilemaya htv mejfleri jirydy. Aralarynda
<•///, ejb di. Ey'er bir adam oyurluy^ elemese re efije bdrne.se, mein met elir/er,
rlijerler: sen adam dejl-sen. Dijerbr: -her kirn ki Hilde re (r/trrfuytta re
devada ölst, o coy^ merd adam dy.» Her kirn ki je" rinde nay oh of ab ve jatsa,
ölende dijerfer: *o behüte yt}tmez, cün decada oyurtuyda ölmejib di. Meysus
mesihi/eri sojmay ve öldürtnay^ olara fn" di , ehsen dir re sevabifyr.
Bezisi asire diler. Her kes özine bir baj dy. Her kesin bir aty, nizrsi
ve yy/yyy re tüfenyi hide var, mehez oyurluy^ yehetine.
l'rmi iehrine jayjyn bir kieik dtrja rar. Iki sahnt aljoty ielurden uzay^
dyr. Bu derja on iki böjük rajdan yajrylyb. Derjada coy duz rar. 0 ythete
sujy itoneli dejl. öemi Urmi yalyjf derjada n duz y'f tirilier. Ihr kes nzad dyr
müfte y'ttsin duz y'etirsin. Mefasyl [ieün\ derjanyn vor sujynin ieinde eimmay
coy^ meslehet dir. G öz ayrysy iöun-de, bezi nurez-i-yild ieun-de jayfy-dy.
Kicik y'emilerimiz rar, ustündeki küreknen re jelkennen stint II er. Jemefi yus
derja kenarynda err/^ yonar, tele inen tutalfar. Ilde bir de fr temmuz ajynyn
Heinde bu derjanyn bir hennadyry (sanadyry) rar. Seiter tezdeu ynblb-r ayhama :;n
kimin derjada öi melier kiMler bir terefde disiler (arvatlar) bir ten f de.1
18. Eingeladen bei einer Studentenfeierliehkeit in Berlin.
(Tebriz.)
Min dtxpjuz jüz üh tar\e~/jj bir yys y eyesi Berlin srhrindr dar yl/Tt nun trieb» b-ri I
terefinnen bir tea ty nie ki adynn AI many ■ Neues Opernhaus' dijette , deett t>l-
myidym, bele ki frenyistande bele yemi'etfere siah mahut paltar ve ay desmal-
1 Die Notiz fiber diesen für heilkräftig geltenden See, zu dem einmal im
Jahre, am 3. Juli, eine allgemeine Wanderung stattfindet, erinnert an die evan-
gelische KoXup^Jpa (Luther: -Teich.) Bi)9«r?a Kv.Joh.5,2 und iiXuäu Ev.Joh.9,7.
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256 Fov: Aierbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. 11.
gerflennen gittnay^ deb di (resitn di) , bende'de kam cayy menzile g edib ser suretimi
r» judum f pa/talarymy evez eledim, väy^-de feng idi , ayzyma bir iki tike core-'/
aldym, tez vayrma öziimi attlym, nna bir rub galanda mehell-i-decete jrtUdtm.
Kiilahymy paltwymy cyyaryb ay desket inen iceri dayjl eledle. Bize jtr git-
sterib ejleiditn. Etraf dourymda ejleictiler-nen airuily-^ elemaya bailadym. Bit
janymda sahybmensebler , bir janymda alimlrr ejbimis idile. Armdlaryn mi»Mjy"y
in üstr idi. Amtna btzi kittilerde olnrnan Itafwm ejlr.imiü id^le, tnuzyaancylarda
arvfullaryn xeffinde. B&zi meruf Sr/sler niiOj eledlf >, ki bezi sfizler c<r/
yerib ve btmüna&yb idi1. Arada bir httzear ve sajirdier ve muziyancylar
terennütn ve teyenni e^ledle ki liegigcten g örmaya ve eiitrnaya sajestr idi. Xula*a
ab -i-()rm irird^le. Sajirdlerdwi biri gyjam efadi. Ilüzzardan bezi müteber ve
15 meruf keslerin zi/r elijib erz - i f- tehkkiir elirdi. Bit mijanda fagirin-de ismin
jad eledle. l'arib bir adet gnrdüm ki onnan t'tr/^ yjtfotm geldi , ki a -da hrr
kesin-ki ismin zi/r elijirdle , gylyslaryn jere vururd'la. Daha bir yarib zad
gördiim. 0 kesi-ki nütkün elijib gutardy, sajirdlerin re'isi mehell-i meyfttsinnen
ajaya dumb nntg tlijene bejan-i-teirkkiir tv selamet/yyyna hammy birdenal/-i-
20 guulary bafforyna tikirdle j&ni bir ne/esde hammysyn icinVle ve gilaslary cllerhule
hitxtlt mizlerin üstiine vttntrd'la ve mbir, iki, ii-i* dijende ietf inen mizin üstünr
telyrdyla. Bizim gilaslar oisa m basy galy ne dibi.
1\
Geschichte von der alten Frau und ihrer Katze.
LazaiefT (Moskau 180«)), Seite Vi, nach persischer Vorlage.*
ciX-j\ 1}*<J* j j &jjj\ ^TjU* o>
jX&»~ j ^ 3 J! ^ > y *
•Ax-jl c^jI^jj £ijjS^ J V »it*b \V>3
1 I)«t (icwährhiiiaiin inritit. Keden ül»e Politik, die nach seinem Gefühl lui
einer solchen Studentcnfeierlichkeit nicht vorkommen sollten.
8 Die Schreib- und Druckfehler des Originals sind stillschweigend verbessert
worden, aber nicht die Orthographie und die Inkonsequenzen der Schreibungen.
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For: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südturkischen. IL 257
-> r^r. & j. o^J^jy: jUt
0-c:\ dl^S ^ j^J^ il^'^u y ä j jjjjl ^ £Jy:
^~ C j±*-Ji~> y £j &ySyi f^if *\j J iSjf-
>ifo<£*i y~ dUU^l o»y ^ £jc-\ .a*> ^ fj\
APltTjJi.b jU .31»" y l/'.JC-.^ ^.op> ^>
^<J\j j-cÖl cxLJ <ijOT o3_j^
jJ^i i£*jy* ^-^y ls v^Lä^jIj CA>L^jl ^-jjl '5^— \iU>*l v^aIj
1 So lese ich statt des sinnlosen <-L,^P und nehme an, daß nach Hein be-
kannten Prinxipe der azerbajcWlianiscIien Metathese filr osm. qalbur ein garhyl
gesagt werden kann.
1 Gebraucht man wirklich ^U*l anstatt JU'1?
Mitt d. S«a. f. Orient Sprühen 1904. II. Abt 17
258 For: Azerbajganischc Studien mit einer Charakteristik d. Südtflrkischen. II.
y ^ c£ H vT. «£a^*M •U.jL ^aI JL-UL.^^
(korr. <>-*\) \ ^ JaV j 51»
juiYj» *fi 51» ivt AA.it Jw±> j, >^j\ cu- ^Tj\
<>.> -S"fJ^ V fjOj5 jAJliT _j» -£aJ ;J «J^J»
2*.
Anfang einer Teufel- und Menschenkomödie von der Erfindung
des Schnapses.
E/vvrlimgi serälrty.
(Übersetzer : Sultan Megid Tan! Zäde. Baku, den 31. Mai 1895 = 18. Dil-higgc 1312.)
Das Titelblatt des mir vorliegenden Druckes fehlt. Aber über der
Vorrede (Muqaddeme) stehen die Verse
-Wer vor undenklichen Zeiten den Schnaps erfunden hat»
-Will ich euch sagen. Denkt daran!
Auf die Vorrede S. 1 — VII folgt auf unpaginierter Seite der Titel
»Komödie. — Der erste Schankw irt.1 — Werk Leo Tolstois.«
Ich habe mich vergeblich bemüht, das Original dieser Komödie in
den Sammlungen Tolstoischer Werke zu finden; es braucht aber trotzdem
keine Mystißkation von Seiten des Herausgebers des azerbajdschanischen
1 Sera hry bedeutet eigentlich • Weinwirt « , da es sich aber in der ganzen
Komödie nur um handelt, so ist klar, dal* ierabiy notwendigerweise auch die
weitere Bedeutung -Schankwirt- haben muß. Man bedenke, daß der
dem Muhaimncdaticr verboten und der Weinwirt verpönt ist.
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For : Axerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkiachcn. II. 259
Textes vorzuliegen, denn Tolstois Werke sind ja so zahlreich und ver-
streut. Der Ausdruck des azcrbnjdschanischeu Textes hat gar nichts (ie-
•/.wungenes, sondern ist köstlich frisch und natürlich und deshalb für uns
hervorragend instruktiv.
Auf das .Personetiver/.eichnis-, genannt ^jJl^ J>1 j\ j\, folgt dann:
f-*yf ^If j. J*y\ ^ !f^.j**l j-**Jsjy„
. jj-jü ^ £t y 4"f-b^ v>^T p JT . . .
.(^1 <J I l£* * j fll* * jjjy&y j-CuJb <j£»2j^ J J-^) * *ü\ l»
• • • uj^ «y. (j-^vl jjj^" ^) Ohr^ Jy 1
• • • o*\jy. ^jj*: ^r» • • • u->
! ^ • • . ^ ^ (Vr Jjj) _ jr-cf
1 Gemeint ist offenbar jwrsUrli
Jr. - > Wohl falsch für cT ^15.
17»
260 Foy : Azerhajganische Studien mit einer Charakteristik d. SüdtQrkischen. IL
3\
Anfang der Komödie: Eweli henek', a%iri dejenek' «Zuerst
Causerie, dann der Stock«.
(Verfasser: Mlrza 'Abdu1-;)(aliq Ä^öndoff. Baku, Druckerei und Buchhandlung
-Arhondoff- 1319 = UHU n. Chr.)
Von den hier aufgeführten zahlreichen Personen interessieren für das
Verständnis der folgenden Textprohe nur:
• Xx^l i^r*^\ yiÜ- \ j\i — jLj jrU
oy^ «?f -*r± ^ - ^
1 Dies ist offenhar das arahische -Gaumen-, alao, wenn man es nicht
als völlig turkisiert ansehen will, richtiger mit ^ zu schreihen. Hr. M. Hasan
kennt das Wort in der hier vorliegenden Bedeutung nicht, doch wird es von Hrn.
Bai Hasan O^lu filr Kilis bestätigt.
2 Graphisch sehr merkwürdig ist es. daß die Hemze auch vor J -und- ge-
setzt ist.
3 Vgl. was in AI »schnitt C (Schmidts Liste) zu gtye börki bemerkt ist.
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Fov : Azerbaj£ani»rhe Studien mit einer Charakteristik d. Südtörkischpn. II. 261
4±—+*K jla^jj JLV,\ •JL^yj jyLj J^W
(j^b vyib J}i)
^ •■»IjjI & t£->M »*\jyt jf*: vr-
j . • . jdjl iiL^ »jI^ ^j» U • • • ^jjJLi^» ^-jjj
*Ojl ^3j1 *j>- jjj ^ j>-^b
<Sj} J. t 4jVfV fjJjjT .A'Vb .of\i f ^JCo <jf c~~\j
^j>r *->J*\ i»U^l jbj^fc'u. •j.JLlf*w-\j .joU. jIj JT
* * • * • »
rLlcy JU \jy jjT x c^^J *V ^Tr^l 30
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202 Fov: Awrhajfrmische Studien mit einer Charakteristik d. SfldtÜrkiacheu. U.
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» Der 'lVxt hat laUchlich: j».
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For: Aterbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Stidtürkiachcn. II. 263
4\
Aus dem Täriy^i-muqaddes (Tiflis 1899).
a) Geschichte von Kain und Abel.
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b) Die sogenannte Flucht M uhammeds.
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264 Foy : Azerhajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
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Aus Amirchanianz' Obersetzung des Alten Testaments
(Leipzig 1891).
I. Mo six 4, 1 ff.
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For: Aierbajganiache Studien mit einer Charakteristik d. Sndtürkischen. II. 265
fl Jäl* j*±\*J j* tjS? vibby jL, JL>
b) l.Mosis 8,20ff.
c) l.Mosis 18.
^T-Li-l ^yj& iS*J'lf J * J*JyJ>\
OjDUt-l jjjl jjjW ^jjy 3 J*->3J3* rjI
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0aL\ fLl jjA.^ ä*-: JLaj
1 Richtig arerb. pj .
(Unmittelbare Furtsetzung im nächsten Bande.)
266
Neuarabische Gedichte aus dem Iräq.
m.
Von Bruno Meissner
(mit Beitragen von Littmann, Völlers und Weissbach).
Die von mir in diesen Mitteilungen V, 77 — 131 und VI, 57—125 veröffent-
lichten Gedichte habe ich ebenso wie die neuarabischen Sprichwörter und
Rätsel (Mitt. IV, 137—174) und die neuarabtschen Geschichten (BA. V, Iff.)
während meines Aufenthalts auf den Ruinen von Babylon (vom 22. März
1899 bis 13. April 1900) gesammelt. Meine Gewährsmänner waren Jusif
Nelson und Resid ecCali", über die man die Notizen in diesen Mittei-
lungen IV, 137 vergleiche. Von dem ersten stammen her: die vier Strophen
der Redde Nr. 3; von den A Üben Nr. 1 — 16; von den Lamis Nr. I — 9.
Alles übrige verdanke ich Reschid. Jedoch ist zu bemerken, daß ich auch
die von Nelson überlieferten Gedichte mit Reschid alle noch mehrmals durch-
gegangen bin und sie in der von ihm emendierten Gestalt veröffentlicht
habe, da sie sich sehr häufig in großer Verwirrung befanden. Überhaupt
sind Städter meist keine guten Erklärer von Gedichten.
Den arabischen Text habe ich mit allen Fehlern so abgedruckt, wie
er mir aufgeschrieben wurde. Bei der Umschrift habe ich die Lieder so
gegeben, wie sie mir mündlich vorgesprochen wurden. Beim Singen re-
präsentieren sie sich vielfach ganz anders (z.B. durch Zusammenziehen zweier
Silben oder Trennung einer einzigen in zwei, durch Zusatzvokale usw.),
so daß auf diese Weise eine ganze Anzahl von Verstoßen gegen das Metrum
vermieden werden. Alle Schäden zu heilen ist aber trotz der metrischen
Biegsamkeit der neuarabischen Dialekte nicht möglich; es bleiben immer
eine große Anzahl Stellen übrig, die sich dem metrischen Schema nicht
fügen. Man müßte nun annehmen, entweder daß hier eine falsche Über-
lieferung vorliege, oder daß den modernen Arabern der strenge Sinn für
Metrik abhanden gekommen ist. Es scheint fast, als ob die zweite Mög-
lichkeit die zutreffende sei. Wenigstens berichtet mir Hr. Dr. Weissbach,
daß Reschid, als er den ersten Teil meiner Gedichte mit ihm noch einmal
durchging, von keiner metrischen Veränderung etwas wissen wollte. Deshalb
halte ich es auch für gefährlich, in solchen Fällen den Text emendieren
zu wollen. Die Dichtungsart war und ist gewiß immer quantitierend ; in-
des ist in der modernen Poesie eine solche Verwilderung (s. Sachau, Ara-
bische Volkslieder aus Mesopotamien S. 5) eingerissen , daß dieses Prinzip
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Mkissmr: Neuarabische Gedichte aus dem Iraq. III.
267
vielfach durchbrochen wird. Allerdings haben sich die meisten Rawis ein
gutes metrisches Gefühl bewahrt.
Das Gedicht der Überschrift ist wohl literarisch beeinflußt. Es wird
häufig als Motto au den Anfang von Gedichtsammlungen gesetzt.
Die Murabbas sind Vierzeiler, welchen als • Kopf- (rds eifadt) ein Zwei-
zeiler vorangeht, dessen beide Hälften sich reimen. Von den Vierzeilern
reimt 1, 2, 3, wahrend 4 immer denselben Reim wie der Kopf hat Es
gilt als schon, daß das letzte oder die beiden letzten Worte von 4 die neue
Strophe wieder beginnen. Auf diese Weise wird es dem Rawi auch er-
leichtert, die Reihenfolge der Strophen zu behalten. Beim Singen beginnt
man mit dem Kopf, es folgt Strophe 1, dann wird der Kopf wiederholt,
es folgt Strophe 2, und so geht es weiter in der Art, daß zwischen jeder
Strophe der Kopf von neuem rezitiert wird. Das Metrum scheint eine Art
Basit zu sein nach dem Schema
Nicht in dieses Schema fugen sich die Lieder der Mekkije und der
Tinne. Sie haben zwar auch einen Kopf, beobachten aber nicht die Regel,
daß das letzte Wort der Strophe am Anfange der nächsten wieder aufzunehmen
ist, und auch das Metrum 1st verschieden. Es ist recht verdorben bei den
Liedern der Mekkije, etwas besser bei den Tirme- Liedern. Vielleicht ist
als Schema für die beiden
— I--
anzusetzen.
Die Redde besteht aus dem Kopfe, der meist ein Zweizeiler ist, dann
folgen Vierzeiler. Von ihnen reimt 1, 2, 3, der vierte Vers scheint allein
zu stehen, sich auch nicht auf den Kopf reimen zu müssen. Indes habe
ich in bezug auf diesen Punkt meine Bedenken. Vielleicht ist die erste Redde
in Unordnung derart, daß hier verschiedene auf r und t reimende Verse
durcheinander gewürfelt wären. In der zweiten Redde*, die übrigens einen
sonderbaren, vierteiligen Kopf hat, reimt Vers 4 immer auf die Schlußzeile
des Kopfes. Die Gediehtart soll ihren Namen davon haben, daß jemand
mit dem Kopf beginnt, dann antwortet ein anderer, der erste erwidert
(jeridd) darauf usw. Das Metrum ist ein verkürztes Re&ez nach dem Schema
I
Die unter Redde Nr. 3 mitgeteilten Strophen, die mir J. Nelson zi-
tierte, haben keinen eigentlichen Zusammenhang untereinander. Das Metrum
ist ganz verdorben.
Beim Gaful wird der einleitende Vers vom Sanger vorgesungen, darauf
die folgenden Strophen, während nach jeder die Korona den Kopf als Re-
frain wiederholt und den Takt durch Stampfen und Klatschen (iigfuhin)
angibt. Das Metrum ist eine Art Mutadärik mit acht langen Silben
1 Bei den metrischen Kragen hatte ich mich der Unterstützung des gelehrten
Dr. Kkbn zu erfreuen.
2 Dieses ist das einzige Gedicht meiner Sammlung, dessen Melodie ich be-
halten habe.
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2(J8
Meissner: Neuarahisehe Gedichte aus dem Iraq. III.
ahnlich wie bei den von Sachau, a. a. O. 5 angeführten Liedern aus Ägypten
und Syrien.
Das Na'il hat nach Rescind seinen Namen von einem Manne namens
Na'il. Es sollen meist Gedichte Verliebter sein. Es besteht aus zwei
Basitversen.
Die Na'awes werden meist von Mollas um das Aschurafest herum mit
näselnder Melodie rezitiert. Sie enthalten Klagelieder um Ali und seine Fa-
milie. Die schiitischen Helden werden gewöhnlich seihst redend eingeführt,
so daß man den Eindruck bekommt, hier Anfange des Dramas vor sich zu
haben.1 Das Metrum ist uberall so in Unordnung, daß ich kein Schema
aufstellen kann.
Bei der Qaside, die hesonders von den Beduinen gepflegt wird, be-
steht der Vers aus zwei Halbversen, deren jeder besonders reimt. Die An-
zahl der Verse ist unbeschränkt. Das Versmaß 1st bei den Nummern 1 , 2, 4
das neue Tawil (- - « - j — — ), in dem nach Socin (Diwan aus
Zentralarabien III, .r)8ff.) auch die meisten der von ihm gesammelten Qa-
siden gedichtet sind. Dagegen ist in Nr. 3, die auch mitten im Texte ab-
bricht, das Metrum sehr verdorben. Das alphabetische Liebesgedicht des
Megnun ist keine eigentliche Qaside. Es sieht mir nach einem literarischen
Produkt aus, in das sich auch allerlei klassische Formen verirrt haben. Das
Metrum, das vielleicht ursprunglich Basit war, ist meist kaum noch zu
erkennen.
Die von mir Zeheri genannte Gedichtart ist ein alter Bekannter, das
Mauwal. Dieser Name ist auch im Iraq bekannt, aber Reschid erklärte
merkwürdigerweise diese letzte Bezeichnung als »meidanisch« d.h. unvornehm'.
während man in gebildeten Kreisen Zeheri sage. Diesen Namen leitete er
von einem Stamme (e) Zht\i)r (j+ 'j) f<\u)g min Bahldd br'(i)n Tekril u Mt(»).*ul
ab. Die hier gegebenen Mauwals sind die sogenannten Bagdader, sieben -
zeiligen, bei denen 1, 2, 3, 7 und 4, 5, 6* reimen. Nur bei Nr. I hat das
ganze Gedicht denselben Reim. Es gilt als besonders schön, wenn die
gleichlautenden Reimworte einen verschiedenen Sinn haben. Um nun eine
möglichst große Anzahl gleichlautender Wörter zu erhallen, wird die Form
des Wortes häufig willkürlich verändert. Dieselbe Erscheinung findet man
auch bei der Atabe und beim Laini. Für die metrische Form vgl. Gies,
Ein Beitrag zur Kenntnis sieben neuer Arabischer Versarten, 38 ff, sowie
Sachau, a. a. O. 44 und die dort angeführten Schriften.
Die Atabe ist der bekannte Vierzeiler, über den Sachau, a. a. 0. 17 ff. ge-
handelt hat. Seine Erklärung als -Vorwurf- bestätigt auch Reschid, der das
Wort als haft ramu} iaia iaddue lala Jar(e)g min ehnahbüba iala^lmo{u)t usw.
erklärt. Es reimt in ihr Vers 1, 2, 3, während der vierte auf b ausgeben
muß. Wenn das Schlußwort nicht auf b endigt, wird ihm ein unmotiviertes
' Vgl. Erdmanns in ZA. IX, 280 ff.
* Vgl. diese Mitt. IV, 151.
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Meisshkr: Neuarabisch« Gedichte aus dem Iraq. III.
2G<)
b hinzugefügt. Das Metrum scheint eine Art Wafir zu sein, meist nach dem
Schema
u--.|u---|u--.
Die ersten 16 Ataben, welche von J. Nelson herstammen, nennt Reschid
masldyit. Sie werden in Bagdad ineist von Christen beim Trinken ge-
sungen.
Die Lauii genannte Gedichtgattung stimmt vollkommen mit der Ata be
Q berein; nur gilt als Charakteristikum, daß der letzte Vers anstatt auf b
auf j ausgeht.1 Der Name soll von dem großen Stamme der Beni Lam
herrühren, die zwischen Kut und der persischen Grenze wohnen. Von den
neun ersten Lamis gilt auch das über Ata be Nr. 1 — 16 Bemerkte.
Die Hossen sind Kriegs- und Arbeitergesange, die gewöhnlich von
einer ganzen Anzahl von Menschen gesungen werden. Dieselbe Hosse wird
dann sehr lange immer wiederholt. Ein für alle Hossen passendes Schema
gibt es nicht.
Die Horabs werden vielfach beim Reiten oder Viehtreiben gesungen.
Wie mich Hr. Dr. Weissbach belehrt, besteht ein Horah immer aus vier
Halbversen, so daß die ersten vier Nummern von mir nur halbe Horabs
wären. Das Metrum ist ein verkürztes Regez.
Diesen kurzen Bemerkungen über die Formen der von mir veröffent-
lichten Gedichte möchte ich eine Reihe von Verbcsserungen anschließen,
die ich fast ausschließlich den HH. Littmann, Völlers und Weissbach
verdanke. Littmann sandte mir zu der ersten Hälfte der Lieder einige
wertvolle Bemerkungen. Völlers hat sich der großen Mühe nicht ver-
drießen lassen, die ganze Sammlung durchzustudieren, und hat dann aus
seiner tiefen Kenntnis der neuarabischen Dialekte reiche Beiträge zur Er-
klärung der Lieder gestiftet. Weissbach endlich , der nach mir auf den
Ruinen Babylons weilte, hat die erste Hälfte der Lieder mit Reschid an
Ort und Stelle noch einmal durchgenommen und mir die Ergebnisse seiner
Studien mitgeteilt. Aber auch zu dem zweiten Teile hat er aus seinen
umfangreichen Sammlungen noch allerlei Nachträge geliefert, die häufig
Fragen lösen, denen ich noch ratlos gegenüberstand. Allen Herren danke
ich für ihre große Mühe aufs beste. Bei den folgenden Notizen habe ich
das geistige Eigentum der Herren zu wahren gesucht, indem ich ihre Bei-
trage mit L. (Littmann), V. (Völlers) und W. (Weissbach) signiert habe.
S. 90 Nr. 1. Die dritte Person Sing. fem. ist in diesem Gedichte wohl
ausnahmslos als zweite Person Sing. masc. (selbstverständlich für das Fe-
mininum stehend) aufzufassen, also z.B. Z. 3: Einen andern als mich liebst
du; warum, du Nichtsnutz? W.
S. 90 Z. 16. rtbhdn korrigierte Reschid auf meinen Vorhalt in Ijasrdn,
also: Verlust hat jeder, der sich um eure Liebe abmüht. W.
S. «J2 Z. 7. jftih. für iitih L.
S. 92 Z. 10 und Anm. 9. ndyt ist Partizip von 1, wie auch mW(/)f
S. 96 Z. 5 natürlich I ist. W.
1 Eine Ausnahme ist Nr. 4.
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270 Meissner: Neuarabische Gedichte aus dem Iraq. Hl.
S. 92 Z. 14. ambhak für ambhak — §ebah ist auch in der Prosa im
dortigen Dialekt allgemein gebräuchlich. W.
S. 92 Z. 18. Haft-.- du behandelst schlecht. L.
8. 92 Z. 20. basalt ■-- rieselnd; häl, jMiY wird speziell vom Sand gesagt,
der durch die Finger rieselt. W.
S. 94 Z. 11 und Anm. 4. toi ist türk. iSy = Rasse, edle Abkunft. W.
S. 94 Nr. 2 Z. 2. ribbä genauer (nach Raschids mir gegebener Er-
klärung) — Stellen im Meere, die bei Ebbe von Wasser frei sind, also
Untiefen. W.
S. 94 Anm. 7. aftd/cn halten Littmann und Völlers nicht fur einen
Knergikus, sondern wohl als jl«»jU-\. Ich selbst hatte mich Aber diesen
Punkt BA. V, XXXVllld schon vorsichtiger als hier geäußert.
S. 9b* Z. 19. debud vielmehr ^= isfrit - .- schweig still. W.
S. 9b' Z. 20. Zu mesi\u)dm vgl. auch Reinhardt, Kin arab. Dial.
S. 250. Es ist ein Derivat von sanda = schwarze Galle. Etymologisch ent-
spricht also ital. atrabiliario , franz. atrahiliairc; ein sachliches Analogon liegt
in engl, spleen. V.
S. 96 Z. 24a ist zu übersetzen: und noch einmal so groß ist meine
Sorge in meinem Innern geworden. W.
S.98 Z. 3 erklarte Rescind: Nicht dachte ich vor dieser Zeit, daß
du (mich) wegwerfen würdest. W.
S.98 Z. 9. inbarä ägypt. ganz gewöhnlich; vgl. noch ZDMG. 45, 90;
51, 200. V.
S. 100 Z. 7. Rescind besteht auf der Erklärung von tjtAhis. W. Nach
Völlers muß das Wort mit rfy* zusammenhängen, von welchem Stamme
auch die bd(u)se kommt.
S. 100 Z. 9. siay eigentlich = Antrieb, d. h. die angetriebenen
Kamele. V.
S. 100 Z. 22. io(u)m für if>(o)m.
S. 100 Z. 25. tefugtäh für teßiggtäh. — Sachlich verweist mich Völlers
auf seine Mutalammisausgabe S. 9 (157)"**.
S. 102 Z. 8 ist vielmehr rubäh zu lesen. Rescind erklärte das Wort
als gusab asil. W.
S. 102 Z. 11. uta^be für täd\he. L.
S. 102 '/.. 12. iarS{t)d eigentlich der junge Bock der zahmen oder
wilden Ziege; vgl. Sinai Survey I, 254 arid — ibex male. Kbenso in der alten
Sprache. V.
S. 102 Z. 15. Sollte fahad wirklich der Panther sein? Sonst ist es der
Gepard. Luchs; bei Doumrrv : wild cat. Vgl. noch oeGoeje WZ KM 18, 105. V.
S. 102 Z. Ib. In Ägypten ist es ein Sport der Gecken und Großtuer,
dem Fi» nlle möglichen schiefen Stellungen zu geben. V.
S. 104 Z. 6 ist vielmehr wtikäful Jiub zu lesen, also dritte Pers. Plur.
Imperf. der VI. Form mit Assimilation des auslautenden n. W.
S. KM Z. 7 ist -das Reich- hier wie bei Doughty das osmanische
Reich. V.
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Meissner : Neuarabische Gedichte aua dem Iraq. III.
271
S. 104 Z. 8. Zu i/Hishitije vgl. Oppert, Exped. en Mesop. I, 252
( FJkhoushkhoushiyeh) und Kiepert, Nouvelle Carte generale des prov. asiat.
Keschkeschiye am Eufrat, östlich von Kefil. W.
S. 104 Z. 8. Die JAfec glaube ich schon in Macovdi VI, 147, 1
zu erkennen. V. Zu dieser Zusammenstellung passen allerdings die Gaumen-
laute nicht. In der von mir diese Mitt. V, 297 erwähnten Schrift ^JUa*
(j^jH jL>"\» j^»«Jl wird der Stamm immer *iAat geschrieben.
S. 104 Z. 9. Littmann fragt: Ist bint mnds wirklich = Fremde im
Iraq? Sonst bedeutet es »Tochter von freien Leuten«; ebenso sagt man ihn
eimds. Snouck hat über den Ausdruck ausführlich in seinem Mekka II,
132, Anm. 1 (vgl. auch seine Mekkanischen Sprichworter S. 1 11) gehandelt.
In Jerusalem reden sich Gatten so an, wie bei uns der Ehemann etwa sagt
• Frau« oder .Frauchen«, so dort bmt ennte oder bint lammt. L.
S. 104 Z. 12. iem(i)l erklärt Reschid vielmehr als «Trennung, und
konkret «die voneinander getrennten (Freunde)«. W.
S. 104 Z. 14. Wäre maiannä ein alter Dual, so sollte man miann/ha
erwarten. Man muß also doch ein ^* in gleicher Bedeutung annehmen. Es
liegt auch diese Mitt. VI, 88, 2 als (Hals)kette vor, und nach Analogie von
, «*»■" kann man annehmen, daß die mianna -Strophe (Dalman, Diwan
XVII; 198; Littmann. Neuarab. Lieder, 91) hiernach benannt ist. Früher
wollte ich allerdings diesen Ausdruck aus it**, hebr. nsrs «Gewende- er-
klären. V.
S. 104 Z. 18. nöydr ist eine bestimmte Blume (rot, wächst im Ge-
treide). W.
S. 106 Z. 3. kahab — erst durch die Türe blicken und dann eintreten. W.
S. 106 Z. 4. biit ist in Ägypten ganz gewöhnlich bei Bauern. V.
S. 106 Z. 8. Ich glaube in rirf eine direkte Fortsetzung von oder
doch eine Erinnerung an den • beschmierten. Opferstein der alten Araber
zuerkennen. Ganz bekannt sind ja die jlT^-, z.B. Weli-hauskn, Reste 39ff.;
Winckler, Arab. -Sem.- Orient. 93. V.
S. 106 Z. 11. In Ägypten wurde tabAn (tibdn) gerade als schlechter
Stahl erklärt; vgl. ZDMG. 45, 49, 3u. V.
S. 106 Z. 22. nfyär, imdgw = beim Kaffeestoßen mit dem Schlägel
an die Wände des Mörsers klopfen. Hiervon wohl abgeleitet 1. viel schwatzen
und 2. an etwas anstoßen. W.
S. 106 Z.24. Doughty: wothyhi, oththyhi. V.
S. 108 Z. 4. Zu kidrHr vgl. Mtihit s. v. ^jA^T ji ILäJl
j>i >, JJ4ui jij ji/yi. V.
S. 108 Z. 17. (idib^äh = töten mit scharfen Waffen, J3 ist töten
durch Erschlagen. V.
S. 110 Z.8. *ih(e)t für xih(e)t. L.
S. 112 Z. 1. Für timmen vgl. noch ZDMG. 50, 629, 10 und die dort
gegebenen Zitate. V.
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272 Mmssnm: Neuarabische Gedichte aus dem Iraq. III.
S. 112 Z. 21. ^3 j~ II bedeutet «stromabwärts rieben«; II »strom-
aufwärts ziehen«. W. Das stimmt, rarln ist der Nordwestwind, iärgi der
Südostwind. Das ist der iutu der allen Babylonier.
S. 114 Z. 2. abu^lieibi ist nach Reschid ein Fünf lirastück. W.
S. 114 Z. 13. cd'ir ist türk. jy = Wiese. W.
S. 114 Z. 15. UJJai für ibllai. W.
S. 114 Z. 17. botul ohne Tescbdid. W.
S. 116 Z. 16. yostdm für wt*Ani. W.
S. 1 16 Z. 20 und 24. fattah für fatah. W.
S. 116 Z. 23. -JüTlI nach Rescind • festdrucken«, z.B. etwas, das
in einen Sack gelullt worden ist, um noch fur weitere Füllung Platz zu
schaffen. W.
S. 118 Z. 8. Zu heikel vgl. noch Socin, Sprichworter Nr. 22. V. Das
in der Anmerkung zitierte Wort wird, wie mich Littmann belehrt, in
Nordpalästina zalruta (4±>ylj), in Südpalästina zarrute («O^j) gesprochen.
S. 118 Z. 13. midarri§ unzweifelhaft = Jjj-** von — Schild (vgl.
ZDMG.50, 624; 51, 322). V.
S. 118 Z. 17 ff. -Für die, welche bedrangen die erprobten Helden,
die in der stählernen Burg belagert sind.« (e)hsärife erklärte Rescind als
mahmtrin , mXtihäserin — belagerte. W.
S. 120 Z. 3. delläje = lange Lanze ist auch sonst zu belegen. W.
S. 120 Z. 9. (i)hdüdäh für (i)hdudäh. L. — Jj* II = verteidigen ist
nach Littmann und Wkissbach sicher.
S. 122 Z.l. gäiidie (sic!), Form JU vot\gäsi — auskehren, wegfegen. W.
S. 122 Z.4. (fWW fiir (f)rf#/(a). L.
S. 122 Z. 10. karrar ist im Ägyptischen sehr gewöhnlich vom Raffi-
nieren des Zuckers. V.
S. 122 Z. 24. Ohne Zweifel das auch im Türkischen übliche «^U» =
Frevler. V. Der Stamm U» kl. Iii» wird im Dialekt des Iräijs wirklich mit
O geschrieben. W.
S. 123 Z.29. bituottfa für biluosio.
S. 1 24 Z. 8. Hier und am Schlüsse der nächsten beiden Strophen
enthalten minnä, iannä das Suffix der dritten Person Sing, masc., also «von
ihm, nach ihm«. W.
S. 124 Z. 11. cämm mit Tescbdid -■= Wald. W.
S. 124 Z. 17 lies 16(h) statt M, also: Wenn er Speise und sein Speise-
bretl bringt, bewirtet er die Gäste in seinem Hause. W.
S. 124 Z.20. adjtak für adhak. L.
S. 124 Z. 22. itei$4<kn - sie arbeiten oder reisen Tag und Nacht; hier-
nach (e)msi§g = einer, der eine weite Reise hinter sich hat. W.
S. 124 Z. 38. iehaqselün für jibawilwi. V.
S. 126 Z. 3. hdl ist nicht «Muskatnuß«, sondern «Kardamom«. W.
S. 126 Z. 8. säht elfein = die Augen zu Boden gesenkt. W.
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Meissner: Neuarabische Gedichte aus dem Iraq. III. 273
S. 126 Z. 12 ist aufzufassen: Ihre Mühlen sind von Gold, Perlen sind
die Vorräte des Nachbars, güt ist Substantivum und jfi das bekannte Flick-
wort jfly je. W.
S. 126 Z. 15. zöne gehört zu den zahlreichen Ausdrucken, die ur-
sprünglich ein bestimmtes Holz (zäne — Buche) bezeichnen , sodann den
vornehmlich hieraus verfertigten Gegenstand ; z.B. J— \ Lanzen, ÄJ | Speer
(vgl. hebr.nV«), Jij Mast, <JL Stock, tf^Z hölzerne Schusseln , üli Bogen,
«Uc Eimer, Bogen. V.
S. 126 Z. 22. sirkar auch türkisch (vgl. auch Reinhardt, a.a.O. 126). V.
S. 128 Z. 3. hottdfiat für hattdfriL L.
S. 128 Z. 5. Völlers meint: Ihre Erklärung von (e)hjäi ist mir
zweifellos (vgl. auch Reinhardt, a.a.O. 186); auch ägyptisch, allerdings
nicht gerade im Sinne von »viel«.
S. 128 Z. 12. = tätowieren ganz gewöhnlich im Ägyptischen. V.
S. 128 Z. 15. Vor iag{u)b ist durch Versehen min ausgefallen; im
arabischen Originaltext steht es. Außerdem ist der Eigenname Abu Ke&sdr
(mit Teschdid) zu lesen. W.
S. 128 Z. 17. iamde gewiß »absichtlich.. V.
S. 128 Z. 18. Man sagt fenär% nicht fendr. W. Nach Völlers wäre
die Beschreibung eher auf die Pudenda zu beziehen.
S. 128 Z. 24. Das häufige )6{u)n — Helfer fasse ich ursprünglich als
Anruf eines geistigen Wesens. Bei den Sufis spielen die eine große
Rolle. V.
S. 130 Z. 9 ist aufzufassen: Und der, welcher uns getrennt hat, Ge-
liebter, von dem verkünden Boten nichts Gutes. W.
Mitt. VI, S. 78 Z. 10. Zu bai(a)d vgl. hebr. m. Recht bezeichnend
ist Job 42,8; Prov.20, 16. V.
S. 80 Z. 6. tjfOdrt = türk. jjllo = außerhalb. V.
S. 80 Z. 19. zämm bedeutet -in die Höhe halten-, z. B. vom Bande
gesagt, das die Ohrringe in die Hohe hält, damit sie nicht die Ohren (buch
ihre Schwere herunterziehen, zamim also = haltend, Halt gebend. Der
Ilalbvers würde also heißen: Ein Band auf ihrer Brust, das den Busen
festhält. Die Beziehung auf die Tätowierung ist jedenfalls richtig. W.
S. 80 Z. 20. Die Ubersetzung will mir nicht einleuchten, aiman sind
doch wohl die »Schwüre«. Das Tertium comparationis ist wohl eher die
Niedlichkeit. V.
S. 82 Z. 2. Ich glaube nicht, daß ein Wort sr\t)r mit der Bedeutung
• Weg« im Dialekt des Iräqs anzunehmen ist (dagegen me.sir -.- Reise, Ent-
fernung, Strecke); skr (sie!) bedeutet -Riemen-, z.B. in dein Sprichworte
idAin esskr hattä (esir = Kette den Riemen ein, damit es (was) wird (vgl.
Reinhardt, a.a.O. Nr. 122). Die Bedeutung -Riemen« (vgl. Socin, Diwan
III, 278 s. v.) paßt an der obigen Stelle mindestens ebensogut. W. — Die
hanä\a fasse ich einfach als -Bögen«. V.
Mitt d. Sem. 11 Orieat SprMben. 1904. U. Abt 18
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274 Mzissnkr: Neuarabische Gedichte aus dem Iraq. III.
S. 82 Z. 4 ist t«U4i)k zu streichen. V.
S. 82 Z. 6 lies usiü/fnä. V.
S. 82 Z.7 ist ljamde zu streichen. V. — In teh/ifa muß ein Derivat
von »La stecken: Gestalt, Aussehen. Vielleicht ist es Infinitiv von VI. V.
S.82 Z. 11. /<tf fasse ich hier als -Omen-. V. Ich hatte die .Stelle
auch so aufgefaßt.
S. 84 Z. 6. iammär muß fiir unsere Auffassung doppelt, bei Feuer
anders als bei Gärten übersetzt werden: er baute Gärten an und stellte
Feuer in den Dienst der Menschen. V.
S. 84 Z. 9. afjudr konnten «kleine Tümpel- sein, sekkdn elahyth" also
■ ekelhafte Reptilien-. Zum Ausdruck vgl. ZDMG. 49, 502, dazu jetzt
Sachau, Am Euphrat S. 70. Eine andere Frage ist, ob das babylonische
hyrr mit hör zusammenhängt. V.
S. 86 Z. 3. Zu iduT verweise ich noch auf Sibawkihi 2, 80, 13;
Reinhardt, a. a. O. 20C; ZDPV. 23, 34 Amn. 1. Danach sind die Tri bus,
nach diesen die Landschaften benannt. V.
S. 86 Z. 17. Der Stamm >• bedeutet in unserem Dialekt -zer-
reißen-. Rescinds Erklärung wird also zu fassen sein: so daß beinah
(die Erde ihretwegen) zerriß. -Astronomische Finsternis- ist im Iraq
khsif. VV.
S. 88 Z. 2. dizme vom türkischen = aufreihen. V.
S. 88 Z. 6. Vgl. Cant. 6. 4. 10. V.
S.88 Z. 18. S. 90 Z. 3. yj ^A«V = (d nds ist auch im Ägyptischen
sehr häufig. V.
S.88 Z. 20. Wortlicher: eine Blume, welche flatterte. W.
S. 90 Z. 6. auhid barfc elburufr wohl -sehr heftige, gefährliche Leute«. V.
S. 90 Z. 8. yantaret ist Verbum. 1 bedeutet -eine Submission er-
halten, pachten-, und da die Form hier in der Bedeutung von II stehen
soll, dürfte die wortliche Ubersetzung des Verses sein: Unsere Nacken
wurden an den verpachtet, der gegen uns freundlich ist. Ob in dein
Stamme, als dessen Infinitiv gonträt gilt, ital. contratto steckt? W.
S. 90 Z. 1 2 ist %o(i zu streichen. V.
S. 90 Z. 16. usdr = jU = Strick. V.
S. 92 Z. 8 lies ydrradndhä. V.
S. 92 Z. 17. rSd elAatfa^lri^ri vielleicht: die blühende Au der Lust;
indem ich Hdrt — <_£ j*ta£> fasse. Hier, wie in = dakar und auch sonst,
scheint ^ interdental zu sein und daher mit j verwechselt zu werden. V.
S. 92 Z. 18. Zu maiadä habe ich mir notiert: in wie schönem Zu-
stande (Admirativform?). Wenn das richtig ist, muß das Wort an der
fraglichen Stelle ironisch gemeint sein, etwa: Wie nett! W.
S. 94 ist im Bai ruter Text 1 b wohl j\ für g*- j\ zu lesen. V.
S. 96 Z. 1. %vlb£(i)t = und bei der heiligen Familie (des Propheten
uud Alis). V.
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Mkusnbb: Neuarabische Gediclite aus dem Iraq. III.
275
S. 96 Z. 26. Im Ägyptischen ist ,J\» nur in dem Schimpfwort *labwa*
— - <J J**^ erlinlten. Bei den Beduinen ist es häufig. V.
S. 06 Z. 41 ist uuddrkeb fur uuddeheb zu lesen.
S. 98 Z. 13 ist wohl urAi/w zu lesen. Die alte Sprache hat jj . V.
S. 100 Z. 8. Zu miAvfy vgl. v.o. Bug, Hadhram. 276: champ;
Moritz, Oman 45; Reinhardt, a.a.O. 260, 276; L. Hirsch, Heise nach
Iladhramaut 328 a: angebaute Stelle. V.
S. 100 Z. 27. Ich verbinde: d*j(u)r (itfdtUif — seit der Zeit meiner
Ahnen. V.
S. 104 Z. 20. fwfö eigentlich »Schmutz, Trübung«. Die Übertragung
auf das psychische Gebiet wie in V.
S. 106 Z. 29. meglidak wohl: abgehärtet gegen das Unglück. V.
S. 106 Z. 30. Ich finde in dem Verse die Qual des Durstes. V. Der
Sinn der letzten Zeile ist allerdings nicht klar, doch gehurt hierher sicher
das Sprichwort mill debdät ilbiiltr lä ti.smän ualä ttyöf = wie die Leber
des Kameles, nicht fett und nicht mager. Dies wird z.B. von jemand ge-
sagt, der nicht reich, aber auch nicht gerade arm ist. W.
S. 108 Z. 15 lies Adle. V.
S. 108 Z. 17 f. Ich verbinde: iärdni helt. V.
S. 110 Z.2. Vielleicht bi-Mmdk (vgl. Bochthor: sümdk = echalas). V.
S. 1 1 1 Z. 38. Vielleicht ist zu geW syr. j^ft, ^ Wadi zu vergleichen;
s. auch Nöldeke in ZDMG. 54, 161.
S. 112 Z. 5a: und würde mich zurückziehen mit (auf Grund) der
(gekauften) Jugend. V.
S. 114 Z. 10. ukill ist zu streichen. Zum Bilde vgl. Gant. 4, 12. V.
S. 114 Z. 14. ceieß für ceie/(e)t. V.
S. 114 Z. 30. \tvyai{a)nä für u#ugat(a)nä.
S. 116 Z. 10. tmd(a wohl Pluralis von Jim/« = Bergstraße, Kngpaß. V.
S. 116 Z. 13 wohl (fm)dtbbi*e. V.
S. 116 Z. 22. ba&ie ist wohl das pers. ^U-, das in seiner anglo-
iudischen Form uns seit dem Burenkriege wohl bekannt ist: Khaki = erd-
farben. Zur Geschichte des Wortes s. Burnkll a. Yule, Hobson-Jobson
s. v. khaka. V.
S. 116 Z. 28. b&slä ist der Federstutz auf dem Kopfe gewisser Vogel
(ab,i bsiele). W.
S. 116 Z. 30. Rescinds Erklärung ist zu frei. bedeutet -täuschen,
zu einer falschen Meinung verleiten«, also etwa: und laß dich nicht gegen
mich aufhetzen. W.
S. 118 Z. 3. iäll bedeutet -stechen«, namentlich mit der Lanze. Dem-
nach vielleicht eher: und ich steche sie auf. W.
S. 118 Z. 10. lies: laitfem mili'äuiie. V.
S. 118 Z. 18. Zu lykk vgl. ägypt. loq =. LYdkloß. Das Tertium com-
parationis ist wohl eher die Farbe oder sonst etwas. V.
18*
276 Mkissnir: Neuarabische Gedichte ans dem Iraq. III.
S. 118 Z.22. §ud hier hesser = Güte. V. — bedd fur 6«WT= gieß
aus dürfte richtig sein. Die V. Form (itiMddä) bedeutet -überlaufen« (von
einem vollen Gefäß). W.
S. 120 Z.25. ttmordala wohl sekundär durch Metathese von
= liehen. V.
8.120 Z.HO. Zu alea'edak vgl. ZDMG. 22, 140; Reinhardt, a.a.O.
171 und mit anderer Bedeutung hehr. tJ». V.
S. 122 Nr. 5. Zu mäsule vgl. ZDMG. 50, 648. V.
S. 122 Nr. 12. gUl ~- Kugeln, nom. unit, gülä PI. igläl kann ich noch
mehrfach belegen ; auch fergala — geschmolzener Hammeltalg ist sicher. W.
S. 122 Nr. 17. Die Glosse aus Anm. 20 gehört 7.u xemm elrurr zu-
sammen, rurr erklarte mir Rescind als tü/ag. Das •Gift der Flinten- ist
das Blei. Kbeuso in Nr. 18. W.
S. 124 Nr. 28. Zu kirre vgl. auch hehr. ^. V. — Die Erklärung dieser
Zeile ist sicher richtig. W.
S. 124 Nr. 29 und 30. nefä bedeutet wie im klassischen Arabisch
»verjagen, verbannen«. Statt %Ukdi(ajbü erscheint auch die Variante lil-
ka!(a)bä = bis zur Ka'ha (werde ich sie jagen). W.
S. 124 Nr. 5 wird auch mit folgendem Anfang gesungen: (ä jjtmmä
bttrrt mühräd ~ o Mutter, pfleg* mein Pferdchen usw. W.
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277
Türkischer Katalog islamischer Bleisiegel.
Angezeigt von Karl Foy.
• Großherrliches Museum. Katalog von Bleisiegeln. Arabische, arabisch-
byzantinische und osmanische Bleisiegel. Von X all 1 Ed hem. Stambul.
Mahmud Bejs Druckerei. 1321 = 1903 n. Chr.. G roßeres Oktav. 71 Seiten
Text mit Abbildungen.
Unter der vortrefflichen Leitung des auch bei uns Franken wohlbekannten
und sehr geschätzten llamdi Bej hat sich das großherrliche Museum zu
Konstantinopel durch die Publikation seiner zahlreichen (bis jetzt 15), im
Geiste der modernen Wissenschaft gearbeiteten Kataloge den aufrichtigen
Dank der gelehrten Welt erworben. Nachdem der 4. Band des Katalogs
islamischer Münzen vorliegt, erscheint nun von dem gelehrten Xalil
Ed hem auch ein Katalog über einen bestimmten Teil der im großherrlichen
Museum befindlichen Bleisiegel, die im ganzen mehr als 2000 an der Zahl
sind. Xalil Edhem behandelt nur die islamischen Siegel =-. 70 Nummern.
Es kann nicht zweifelhaft sein, daß die Bleisiegel im Prinzipe eine ebenso
große Bedeutung für die Ethnographie und Geschichte besitzen wie die
Münzen. Oft ergänzen und kontrollieren diese beiden Gattungen einander.
Edhems Katalog, in dein weitaus die. meisten Nummern mit Ab-
bildungen versehen sind, enthält zum Teil die größten Seltenheiten und
umfaßt:
I. arabische Bleisiegel: 30 Nummern. Gestalt: meist viereckig, auch
rund, selten (wie z. B. beim t_io ^\ Jl) dreieckig. — Schrift: Hochrelief;
teils Kufi, teils kufiartig. — Fundort: Nicht Konstantinopel, sondern an-
geblich Syrien und Irak (S. 6). — Alle zeigen ein oder mehrere Locher,
durch die ursprünglich ein Bindfaden gezogen war. — Mit sehr wenigen
Ausnahmen haben sie nur auf einer Seite Prägung und sind in eisernen
Formen hergestellt, wie der auf der Rückseite haften gebliebene Eisenrost
beweist, bisweilen ist Leinwand untergelegt worden , wie die auf der Rück-
seite erkennbaren Gewebeabdrücke zeigen. Die meisten dieser Siegel sind
vor ihrer Erwerbung durch das großherrliche Museum von P. Casanova:
*Sceaux arabes en plomb- in der -Revue nuoiism.. 3. Serie, T. 12 (1894)
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278
Foy: Türkischer Katalog islamischer Bleisiegel.
p. 79 f. beschrieben worden; nach ihrer Reinigung im Museum haben Casa-
novas Lesungen in Kleinigkeiten berichtigt werden können. Nr. 20
befindlichen Siegel, welches Stickel ZDMG. Bd. XX (1866) S. 336 f. be-
schrieben hat. und beide Exemplare ergänzen einander.1
Zeitlich beginnen die arabischen Bleisiegel der Konstantinopeler Kollek-
tion in der Regierung des Abassiden Ebu ga'fer a'bdu'lläh el-mansür
(136 — 158 H.) und stammen überhaupt aus der Zeit a) der Abassiden';
b) des t>l Jl (herrschte in Persien. Interessante Bemerkungen über
dasselbe S. 22 u. 23)»; c) des jT; d) des * J|; e) die folgenden
2 Nummern sind unbestimmbar; f) es folgen 6 Nummern, die Gelübde ent-
halten; g) die letzten 2 Nummern zeigen seltsame Schriftzeichen, die Xa Iii
Edhem nicht entziffern konnte.
II. Arabisch-by zan tin ische Bleisigel: Die eine Seite enthalt eine
arabische Aufschrift, die andere a) das Bildnis der IWtryirt (Mutter Gottes)
oder eines Heiligen (z. ß. Qnö&vooe, Bot/Xiov) mit beigesetzten Buchstaben
oder b) ein einfaches Kreuz Nr. 35 oder c) eine griechische Aufschrift ohne
Abbildung Nr. 43. 44.* — Gestalt: rund. — Durchmesser: schwankt zwischen
14 und 32 mm. — Schrift: Teils Kufi, teils gewöhnliche arabische Schrift.
— Datum: fehlt. Ein historischer Personenname, der Anhalt zur Zeit-
bestimmung gäbe, kommt nur Nr. 31 vor. — Diese Sigel sind von außer-
ordentlicher Seltenheit. Die Kollektion des großherrlichen Museums um-
faßt nur 15 Stück (die letzte Nummer S. 53 enthält auf der einen Seite
syrische Schrift, auf der andern das Bild der Mutter Gottes) und muß
dennoch als die reichste aller bekannt gewordenen Kollektionen gplten.
Zuerst wurde 1 Siegel dieser Art von Stickel beschrieben, dann von
Sehl um berger: «Sigillographie de l'empire Byzantin« noch 7 weitere;
bis jetzt sind im ganzen 26 Exemplare bekannt geworden. — Abweichend
von Sehl ii in berge rs Theorie erklärt Xalil Edhem die Entstehung dieser
merkwürdigen Siegel auf einfache Art aus den vielfachen Wechselbeziehun-
gen, die namentlich an den asiatischen Grenzen des byzantinischen Reiches
im Verkehr der Griechen und Mohammedaner bestanden. Nr. 44 kommt
auch ein christlicher Name vor w**^ 0" ijJ10*.- I)er Mann war offenbar
ein arabisch sprechender Christ Besonders bemerkenswert ist Nr. 31, wo
der sonst nicht bekannte V*y^ y\ genannt wird als Sohn des Sa'd
el-daula ebu'l-me'äli serif, welcher zu dem in Haleb herrschenden
Zweige des Hauses Hainedün gehörte und 356 — 381 H. regierte.
1 Name: 'Ala* ed-daula cbü ga'fer muhammed (398 — 433 H.) Die
Rückseite zeigt bemerkenswerterweise ein Reiterbild.
3 Auf S.23 findet sich eine Erklärung der Bezeichnung . Nr. 18
lautet auf EI-'azTz bo n omar delfi, der sonst nicht bekannt ist, und ist undatiert.
4 Küpu ßofati Ttji cyf tovktf.
ist identisch mit einem im Münzkabinett der Jenaer Universität
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Foy: Türkischer Katalog islamischer Bleisicgel.
279
III. Osmanische Bleisiegel: Die Existenz solcher Siegel ist zuerst
durch Fälib Bej bekannt geworden, der in seinem Taqviin-i-mesk fikät-
i-ojinänijje 8 Exemplare beschreibt. — Das Museum besitzt 25 Nummern.
— Gestalt: rund oder wenigstens befindet sich die Schrift innerhalb eines
abgegrenzten kreisförmigen Feldes. — Durchmesser: meist 13, sonst zwischen
1 1 und 15 mm schwankend. Bei einigen sind Reste durchgezogener Bindfaden
erhalten. — Die Aufschriften entsprechen im allgemeinen denen der gleich
zeitigen Münzen, nur weicht das Format zuweilen ein wenig ab. — Als
Pragungsorte werden Konstantinopel und Tripolis (z.B. Nr. GO ^jJ*)
genannt und außerdem ein merkwürdiges j (auf 7 Sigeln deutlich zu
lesen), das man auf den ersten Blick j^*L- — 2«uoe lesen möchte. Dagegen
spricht jedoch, l. daß auch bei ältesten osmanischen Autoren der Name
der Insel nur in den Formen ^Ley» und (»t-x- auftritt und 2. daß auf
allen osmanischen Sigeln sonst keine Punkte weggelassen sind. Wie 8. 55
Anin. 2 zeigt, ist es der Kombinationsgabe des gelehrten Negib 'Äs im Bej
gelungen, das Rätsel zu lösen. Nach ihm ist Sainur zu lesen und der Fluß
Sam u r in Dagestan im Kaukasus gemeint. Im Gebiete dieses Flusses befand
sich das großherrliche Lager in dem Jahre 01)3, aus dem die Siegel datiert
sind , und wir besitzen andererseits osmanische Münzen , auf denen als Prä-
gungsort nur »das kaiserliche Lager« angegeben ist ( j y\p i£j3 j\ ^ »_j .
Ausführliches darüber 8. 55 und 56. — Das älteste der beschriebenen osma-
nischen Bleisiegel stammt aus der Regierungszeit des Sultans Bäjezid II. und
ist vom Jahre 887 H. datiert. Oberhaupt stammen die verzeichneten .Siegel aus
der Zeit der Sultane: BSjezid IL, Sülejmän L, Selim IL, Muräd III.,
Ibrahim. Es ist jedoch sicher, daß in noch jüngerer Zeit bei den Os-
mnnen Bleisiegel im Gebrauch waren.
Zu erwähnen ist noch , daß in der Vorrede ziemlich ausführliche Be-
merkungen über die Haltbarkeit der Bleisiegel und Vorschläge für die Be-
handlung derselben enthalten sind. Mit Bedauern bemerkt der Verfasser,
daß diejenigen Bleisiegel, auf deren Oberfläche sich durch Oxydation bereits
• ein weißer Staub« gebildet hat, unrettbar dem Zerfalle geweiht sind und
alle bisher vorgeschlagenen Mittel, sie zu erhalten, sich als wirkungslos
erwiesen haben.
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280
Bibliographische Anzeigen.
Macdonald, Duncan, B.: Development of Muslim theology, juris-
prudence and constitutional theory. New York 1903. IX, 386 S. (The
Semitic scries Vol. IX.)
Besprochen von Josef Horovitz.
t dem Erscheinen von A. von Kremers -Geschichte der herrschenden
Ideen des Islams- (1868), die durch die Forschungen der letzten Jahrzehnte
vielfach überholt ist, ist das Buch Macdonalds der erste umfassende
Versuch, die geschichtliche Entwicklung des Islam darzustellen. Eine
knappe Entwicklungsgeschichte besitzen wir freilich längst in dem ge-
dankenreichen Aufsat/, »de Islam«, den Snouck - Hurgronje in der Zeit-
schrift de Gids 1886 veröffentlicht hat, der aber leider nicht die Verbreitung
gefunden hat, die er verdient und der auch Macdonald unbekannt geblielten
zu sein scheint. Bei Snouck tritt alles Biographische und Persönliche ganz
in den Hintergrund, und es handelt sich ihm nur um die Klarlegung des
Inhalts der islamischen Lehre und der Faktoren, welche die Tendenzen ihrer
Fortentwicklung gezeitigt und beeinflußt haben. Daher ist es Snouck-
Ilurgrorije auch möglich gewesen, eine durchaus einheitliche Darstellung zu
geben, während Macdonald schon durch die Wahl des Titels zeigt und in
seiner -Introduction* ausdrücklich hervorhebt, daß und warum er die Teilung
des Stoffes vorgenommen hat.
Von einer »Wissenschaft* konnte natürlich im Islam erst die Rede
sein, als die -Offenbarungen- aufgehört hatten, der Mund des Propheten
verstummt war. Deshalb hat der Verfasser die Entstehungszeit des Islam
nicht behandelt und keinen Versuch gemacht, den Inhalt des Islam in seinem
ersten Stadium darzulegen.
Der erste Teil bespricht -constitutional development-, die Organi-
sation der moslemischen Gemeinde als einer Einheit, wie sie in der Idee
des Kalifats zum Ausdruck kommt Schon in diesem Abschnitt tritt die
Bedeutung der Theorie für den Zusammenhalt der mohammedanischen Welt
deutlich hervor, die ja auch der pan islamischen Tendenz in unseren Tagen
ihre Wirksamkeit verleiht. Es ist dem Verfasser sehr gut gelungen, ein
klares Bild der politischen Entwicklung bis zum Verfall des Kalifats zu
zeichnen und deutlich zu machen , wie von dieser Zeit an bis heute wenig-
stens die Idee des Kalifats lebendig geblieben ist und die Entwicklung
beeinflußt hat. Nur, glaube ich, hätte der Verfasser etwas näher auf den
Kampf des nationalarabischen Elements mit dem kosmopolitischen Streben,
das dem Islam von Anfang au innewohnt, eingehen sollen.
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HoKovrra: Bibliographische Anzeigen. '281
Im zweiten Teil wird die Entwicklung des Rechts behandelt, und
dieser Abschnitt ist dank der sorgfältigen Benutzung der Vorarbeiten zur
Einführung in die eigentümliche Denkweise und Terminologie der moham-
medanischen Juristen sehr geeignet.
Am umfangreichsten ist der dritte Abschnitt über die Theologie aus-
gefallen. Hier ist es am schwierigsten, die Entwicklung einheitlich durch-
zuführen, weil es sich häufig weniger um natürliches Wachstum und um
Tendenzen volkstümlicher Bewegungen handelt als um die Tätigkeit ein-
zelner Männer. Diese einzelnen sind aber als Persönlichkeiten meist nicht
groß genug, unser Interesse zu fesseln, und über die alteren unter ihnen
fließen die Nachrichten recht spärlich. So müssen viele dem Leser, der
sich aus diesem Buch zum erstenmal unterrichten will . leere Namen bleiben.
Sehr erschwert wurde die Bearbeitung namentlich der .späteren Perioden
auch noch durch den Mangel an Vorarbeiten. Wo all diese ( beistände
nicht mitwirken , zeigt sich die Darstellungskunst des Verfassers im besten
Lichte, und so ist das Kapitel über Gazäli. über den Macdonald auch früher
schon wertvolle Arbeiten veröffentlicht bat, vorzüglich geeignet, diesen
größten Moslem, »dem nichts Islamisches fremd war-, kennen und ver-
stehen zu lehren.
Die Ausführungen des Textes werden sehr gut ergänzt durch zwei
umfangreiche Appendices, von denen der zweite eine Bibliographie bringt
(welche nun, ein Jahr nach dem Erscheinen des Buches, schon durch sehr
wichtige Nummern ergänzt werden könnte), der erste eine Anzahl wichtiger
Dokumente der theologischen Literatur in englischer Übersetzung. Auf zwei
kürzere Auszüge aus Sahrastani (über die Einteilung der mohammedanischen
Sekten und Aussprüche Mohammeds über die Grundlagen ties Isbim) folgen
die Äqidas des As'ari. Gazäli und Nasafi, die Abhandlung des Kudali
^-U- f \>*H * li-S"""und eine Inhaltsangabe von Abu
Sugä's Taqrib.
Zum .Schluß noch einige Einzelheiten: S. 10 wird die bekannte Ge-
schichte der Ais» erzählt, welche -the seclusion of women with all its disas-
trous effects- verschuldet haben soll. Gegen diese Auffassung hat sich mit
Recht llartmann in seinem Aufsatz »die Frau im Islam- (Zeitschrift des
Vereins für Volkskunde 1901, S. 237 ff.) gewendet, (wo übrigens Sprenger
S. '237 Anm. 2 zu Unrecht getadelt wird, denn Ihn Sihab und Zuhri. über
den man jetzt Sachaus Einleitung zu Ihn Sa'd III. 1 S. XIII vergleiche, sind
ja identisch) und neues Material bietet nun das Kapitel J y, j yj**>-
••U 4.1 Ihn Sa'd VIII t I. Brockelmann S. 124 ff. S. 17 hätte der Gegen-
*
satz zwischen Umajja u d lläsim zu dem zw ischen altmekkanischer Aristo-
kratie und gut moslemischen »Genossen- erweitert weiden müssen. — I ber
das Verhältnis der Juden von Medina zum Gesetz und zur jüdischen Tra-
dition, von dem S. 68 die Rede ist, wissen wir nichts Sicheres, als daß sie
den Sabbath beobachteten. — Die Lehre vom Nichtgeschaffensein des (Joran
(S. 146) führt eine Tradition bei Ihn al Atir ausdrücklich auf jüdischen
Einfluß zurück, worauf Schreiner, -Der Kaläm und die jüdische Literatui «
MitL .!. Sem. i. UricoL Sprachen HAM. II. Al.t. Hl
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282 HonoviTZ.: Bibliographische Anzeigen.
S. 3/4 hinweist; auch die Frage über den Einiluß des Johannes Damascenus
auf den ältesten Kaläm, die noch näherer Untersuchung bedarf, wird dort
berührt.
El-Bokhart: Les tradi t ions i slamiq ues traduites del'arabeavec notes
et index par O. Hondas et W. Marcais Tome Irr. Paris 1903. 6H2 S.
Wenn auch die kritischen Untersuchungen Goldzihers und anderer
den Glauben an die Echtheit des größten Teils der mohammedanischen
•Traditionen« erschüttert haben, so haben sie darum ihren Wert fur die
Erkenntnis des Islam nicht eingebüßt. Im Gegenteil ist dadurch ihre
kulturgeschichtliche Bedeutung nur gestiegen , denn scheinbar unwesentliche
Sätze und Verhandlungen über kleinliche Fragen können, wenn es gelingt,
den Interessenkreis, dem sie dienen sollten, zu ermitteln, als Dokumente
der politischen, nationalen, sozialen und religiösen Kampfe der ersten ,lahr-
hunderte benutzt werden. Von Hondas und Marcais wird zum erstenmal
eine der sechs kanonischen Traditionssamuilungen in eine europäische Sprache
übersetzt und ihr Inhalt dadurch auch Nicht- Arabisten zugänglich gemacht.
Der erste Band, der hier vorliegt, enthält weder Vorwort noch Einleitung,
und so kann man vorläufig nur aus der Ausführung der Arbeit schließen,
in welcher Absicht sie unternommen worden ist. Die Isnade, die manch-
mal länger sind als der ganze >latn der Tradition, haben die Übersetzer
ständig weggelassen und nur den Namen des eigentlichen Erzählers, der
meist ein «Genosse- ist. beibehalten. Das ist für den, der sich schnell
über den Inhalt der Tradition unterrichten will, eine große Erleichterung.
Ein genaues Vergleichen der Übersetzung mit dem Originaltext zeigt, daß
es den Verfassern, deren Arbeit sehr sachkundig und zuverlässig ausgeführt
ist, nicht so sehr darauf ankam, eine ganz wörtliche Übertragung des ort
sehr dunklen und knappen Textes zu liefern, also ihre Aufgabe rein
philologisch zu lösen, als vielmehr vor allem diejenige Auffassung wieder-
zugeben, welche die bedeutendsten mohammedanischen Autoritäten vortragen,
so daß manchmal zur Umschreibung gegriffen worden ist. Da sich voraus-
sichtlich die Ubersetzer selbst in der Einleitung zu einem späteren Band
über ihr Verfahren äußern werden, so sei ein genaueres Eingehen für später
vorbehalten und mögen hier zum Schluß nur einige Beispiele dieser um-
schreibenden Übertragungen zusammengestellt werden.
S. 11 werden die Worte Ciu.j \j jA>- j j^-j ^J1^^ j übersetzt mit
»des devoirs, des dogmes, des choses prohibees et des prajupics recom-
mandables-, also genau nach Qastaläni (£\ j^-) ju}f\f\ ^\ j)
S. 27 wird übersetzt mit »cela ma fait oublier sa date-, also
die Umschreibung des Kommentars angewandt.
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Hohovitz: Bibliographische Anzeigten. 28U
S. 314/lü fur y i **\ -que le prophete ne faisait pas faire
Kappel a la prierc«; im Text ist vom Propheten nicht die Rede, aber Qasta-
läni fugt hinzu <j-
S. 319 wird ^y\y^ übersetzt mit »les femmes aflranchies de toute
occupation^, was die eine Erklärung Qastalänis wiedergibt, während es
nach der anderen die Mädchen wären, die nicht mehr dem elterlichen Zwang
unterstehen.
S. 441 JIM j. J&\ • les fiats de l'ensevelissement aont pri-
viliges«, wörtlich »das Begräbnis muß bestritten werden vom ganzen
Vermögen, (d. h. bevor die hinterlassenen .Schulden abgezogen sind).
Berlin, gedruckt in >l«r K«icb«Jruck«rtf
Mitteilungen des Seminars
für Orientalische Sprachen
an der Königlichen
Friedrich-Wilhelms-Universität
zu Berlin
Herausgegeben von dem Direktor
Prof. Dr. Eduard Sachau
G»b. Regleningirat
JAHRGANG VII
DRITTE ABTEILUNG: AFRIKANISCHE STUDIEN
Berlin 1904
Kommissionsverlag von Georg Reimer
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Geschäftliche Mitteilung.
— <&> —
1. Der Preis jedes Jahrganges der • Mitteilungen « (bestehend
aus drei Abteilungen: 1. »Ostasiatische Studien«, 2. »West-
asiatische Studien«, 3. »Afrikanische Studien«) beträgt 15,
der Preis der einzelnen Abteilung 6 Mark.
2. Die »Mitteilungen« sind durch alle Buchhandlungen des In-
und Auslandes zu beziehen.
3. Die für die »Mitteilungen« bestimmten Zuschriften, weiche
in Deutscher, Französischer, Englischer oder Italienischer
Sprache abgefaßt sein können, wolle man an die Seminar-
direktion, Berlin NW. 7, Dorotheenstr. 6, oder an die ein-
zelnen Redakteure adressieren.
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Mitteilungen des Seminars
für Orientalische Sprachen
an der Königlichen
Friedrich-Wilhelms-Universität
zu Berlin
Herausgegeben von dem Direktor
Prof. Dr. Eduard Sachau
Geh. Regierungsrat
JAHRGANG VII
DRITTE ABTEILUNG: AFRIKANISCHE STUDIEN
Berlin 1904
Kommissionsverlag von Georg Reimer
Mitteilungen
des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin
Dritte Abteilung
Afrikanische
Studien
Redigiert von
Prof. Dr. C. Velten und Prof. Dr. J. Lippert
1904
Berlin
Kommissionsverlag von Georg Reimer
Inhalt
Seil«
Seminarchronik für die Zeit vom Oktober 1903 bis August 1904 I
Hundert Suaheli- Ritsch Gesammelt von C.Velten 1
Die Verba des Täivenda1. Zusammengestellt von Theodor und Paul
Schwellnus 12
Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete, einem Dialekt des Unter-
Sambesi mit Varianten der Sena - Sprache. Verfaßt von P. Alexander
v. d. Mohl S. J 32
Zur Eroberung der Stadt Ghat durch die Türken von Julius Lippert . . 86
40 Personennamen und 60 Sprichwörter der Evheer Togos und ihre Bedeutung.
Gesammelt von C. Spieß 94
Die Töne und Akiente im Kinamwezi von E. Dahl 106
Einige Bantuwortatamme von Carl Meinhof 127
Lusiba, die Sprache der Lander Kisiba, Bugäbu, Kjatntwara, Kjanja und
Ihängiro, speziell der Dialekt der - Bayosaa • im Lande Kjamtwara von
Herrmann 150
Linguistische Studien in Ostafrika von Carl Meinhof 201
Bericht über politische Verhältnisse im mittleren Sudan von von Bülow . . 263
Kingoni und Kisutu von Cassian Spiß. O. S. B 270
Bibliographische Anzeigen. Contes populaires d'Africjue par Rene Basset...
Paris: E. Guünioto 1904, besprochen von Julius Lip pert 415
I
Seminarchronik für die Zeit vom Oktober 1903
bis August 1904.
Das Seminar zählte:
a) im Wintersemester 1903/04: 215 Mitglieder — darunter
20 Postbeamte als Mitglieder des Kursus behufs Ausbildung im
praktischen Gehraueh der russischen Sprache — und 15 Ilospi-
tantinnen. An dem für Kaufleute und Bankbeamte einge-
richteten Kursus im Chinesischen nahmen 1 1 , im Russi-
schen 76, im Spanischen 82 und an der Vorlesung über
die Grundlagen der Nationalökonomie 08 Personen teil. Ge-
samtzahl der Seminarbesucher: 467 Personen.
b) im Sommersemester 1904: 156 Mitglieder — darunter 18 Post-
beamte als Mitglieder des Kursus behufs Ausbildung im prak-
tischen Gebrauch der russischen Sprache — und 12 Hospitan-
tinnen. An dem für Kaufleute und Bankbeamte eingerich-
teten Kursus im Chinesischen nahmen 7, im Bussischen 30,
im Spanischen 24 und an der Vorlesung über Konsular- und
Kolonialrecht 48 Personen teil. Gesamtzahl der Seminar-
besucher: 230 Personen.
Der Lehrkörper bestand:
a) im Wintersemester 1903/04 aus 24 Lehrern und 9 Lektoren.
Zu Beginn des Wintersemesters trat der Kaiserlieh
russische Hofrat Herr Rudolf Jürgen aus Riga als
Lehrer des Russischen und Herr Ralph II. Car r aus Wor-
cester als Lehrer des Englischen in den Lehrkörper des
Seminars ein, während Herr Djin-Da-Min die Stellver-
tretung des seit August beurlaubten chinesischen Lektors
Hsüeh Shen und Herr Milndi Ben Mohammed Siadi
Talbi aus Casablanca die nach Ausscheiden des in seine
Heimat zurückgekehrten Lektors Sid Gilani Schirkawi
vakante Lektorstelle für das Marokkanische übernahm.
Leider schied der letztere nach kurzer Tätigkeit durch
Tod Mitte Dezember wieder aus. Ende des Semesters
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II
wurde dem Lehrer des Suaheli Herrn Dr. Carl Velten von
Seiner Exzellenz dem Herrn Unterrichtsminister das Prä-
dikat »Professor« verliehen;
b) im Sommersemester 1904 aus 24 Lehrern und 11 Lektoren.
An Stelle des im Dezember 1903 verstorbenen marok-
kanischen Lektors Sid Miludi trat anfangs April 1904
Herr Abdel-Wahhab Bu-Bekr aus Tanger in den Lehr-
körper des Seminars. Zur Verstärkung des Duala- und
Ephe -Unterrichts wurden im Juli 1904 Herrn Pastor
Meinhof der Duala Otto Ekwala und der Ephe Ludwig
A dz a kl u beigegeben.
Mitte August schied der Lehrer des Englischen Herr
Ralph H. Carr aus dem Lehrkörper des Seminars, wäh-
rend der Lefirer des Arabischen Herr Professor Dr. Bruno
Meißner zum 1. Oktober d. J. einem Rufe als außer-
ordentlicher Professor der semitischen Sprachen au die
Universität Breslau folgen wird. Der Lehrer fur die wirt-
schaftlichen Verhältnisse in den Kolonien Herr Legations-
rat Professor Dr. Helfferich wurde zum -Wirklichen
Legationsrat« ernannt.
Der Seminarunterricht erstreckte sich:
o) im Wintersemester 1903/04
auf 15 Sprachen:
Chinesisch, Japanisch, Arabisch (Syrisch, Ägyptisch, Ma-
rokkanisch), Persisch, Türkisch, Suaheli, Haussa, Herero,
Duala, Ephe, Englisch, Französisch, Neugriechisch, Russisch
und Spanisch
und 6 Realienfächer:
wissenschaftliche Beobachtungen auf Reisen, Tropenhygiene,
tropische Nutzpflanzen, Landeskunde von Deutsch -Ost-
afrika, Landeskunde der deutschen westafrikanischen Ko-
lonien sowie Kolonien und Kolonialpolitik;
b) im Sommersemester 1904
auf dieselben 15 Sprachen
und 7 Realienfächer:
wissenschaftliche Beobachtungen auf Reisen, Tropenhygiene,
tropische Nutzpllanzen , Landeskunde von Deutsch -Ost-
afrika, Landeskunde der deutschen westafrikanischen Ko-
lonien, Kolonien sowie Kolonial- und Konsularrecht.
Der Unterricht wurde erteilt:
a) im Winterseraester 1903/04 zwischen 8 Uhr morgens und
9 Uhr abends.
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III
b) im Sommersemester 1904 zwischen 7 Uhr morgens und
9 Uhr Abends;
Während der Osterferien 1904 fanden Ferienkurse vom 15. März
bis zum 14. April statt.
Zu einem außerstatutenmäßigen Termin im Frühling und
zum statutenmäßigen Termin im Sommer 1904 brachten die nach-
stehend verzeichneten Mitglieder des Seminars durch Ablegung der
Diplomprüfung vor der Königlichen Diplom - Prüfungskommission
ihre Seminarstudien zum vorschriftsmäßigen Abschluß:
1. Kurt Scheffler, stud, jur., im Türkischen;
2. Max Hauschild, stud, jur., im Chinesischen;
3. Ferdinand Lessing, stud, jur., im Chinesischen;
4. Bruno Loesdau, stud, jur., im Chinesischen;
5. Robert Oelrichs, stud, jur., im Chinesischen;
6. Gerhard Pernitzsch, stud, jur., im Chinesischen;
7. Erich Schuchart, stud, jur., im Chinesischen;
8. Wilhelm Vi IIa ret, stud, jur., im Chinesischen;
9. Bernhard Beck, Vorschullehrer, im Japanischen;
10. Hans Mahner- .Möns, Musikstudierender, im Japanischen;
11. Edmund Simon, stud, jur., im Japanischen;
12. Ludwig Katz, stud, jur., im Arabisch - Ägyptischen ;
13. Karl Steinführer, stud, jur., im Arabisch- Marokkani-
schen ;
14. Wilhelm Waßmuß, Referendar, im Arabisch- Marok-
kanischen;
15. Waldemar Petersen, stud, jur., im Persischen;
16. Eberhard Ulrich, stud, jur., im Türkischen;
17. Franziska Stadthagen, Frau Regierungsrat, im Russi-
schen ;
18. Ernst Schaum bürg, Referendar, im Russischen;
19. Adolf Kindor, Rektor, im Russischen;
20. Adalbert von Boetticher, stud, jur., im Russischen.
Am 27. Juli 1904 fand die Entlassung des diesjährigen Kursus
der dem Seminar zur Ausbildung im praktischen Gebrauch der
russischen Sprache überwiesenen Post- und Telegraphenbeamten
statt, der sich aus den folgenden Mitgliedern zusammensetzte:
1. R. Alkewitz, Postassistent, aus Provinz Ostpreußen;
2. II. Annus, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Posen;
3. J. Becker, Telegraphensekretär, aus Provinz Hannover;
4. K. Diebold, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Schlesien;
5. P. Großmann, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Ost-
preußen;
IV
6. A. Hahn, Ober-Postpraktikant, aus Provinz Ostpreußen;
7. R. Ha me 1, Postassistent, aus Berlin;
8. G. II einem ann , Ober - Postpraktikant , aus Provinz
Schlesien ;
9. L. Hübscher, Ober-Postpraktikant, aus Provinz Posen;
10. H. Huke, Postassistent, aus Schwarzburg -Sondershausen;
11. G. Just, Postassistent, aus Provinz Ostpreußen;
12. G. Klotz, Postassistent, aus Braunschweig;
13. G. Peukert, Postassistent, aus Provinz Schlesien;
14. P. Red eil, Postassistent, aus Provinz Westpreußen;
15. O. Schaumkessel, Postassistent, aus Provinz West-
preußen;
16. F. S mend, Postassistent, aus Provinz Westpreußen;
17. K. Specht, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Westfalen;
18. R. Stolle, Ober- Postpraktikant, aus Berlin.
Soweit vom Seminar aus festgestellt werden konnte, haben die
nachstehend aufgeführten früheren Mitglieder des Seminars während
der Zeit vom August 1903 bis August 1904 in verschiedenen Ländern
Asiens und Afrikas Amt und Stellung gefunden:
1. Walter Zech Ii n, Referendar, aus Hannover, als Dol-
metschereleve bei der Kaiserliehen Botschaft in Konstan-
tinopel;
2. Erich Nord, Dr. jur., Referendar, aus Provinz Sachsen,
desgl.;
3. Kurt Kratzsch, Dr. jur., Referendar, aus Königreich
Sachsen, als Dolmetschereleve bei der Kaiserlichen Gesandt-
schaft in Peking;
4. Wilhelm von We ick h mann, Dr. jur., Assessor, aus
Pommern, bei der Justizverwaltung des Kaiserlichen Gou-
vernements von Deutsch- Ostafrika;
5. Adolf Schlettwein, Gerichtsassessor, aus Mecklenburg-
Schwerin, desgl.;
6. Christian Schräder, Dr. jur., Assessor, aus Schleswig-
Holstein, desgl.;
7. Eugen D i n k e 1 a c k e r , Assessor, aus W ürtteinberg , desgl.
in Kamerun:
8. August Kirchhof, Assessor, aus Lippe-Detmold, desgl.:
9. Waldemar von Sobbe, Oberleutnant aus Brandenburg,
in der Kaiserlichen Schützt nippe für Kamerun;
10. Gerhard Jacob, Leutnant, aus Brandenburg, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun;
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V
11. Eugen Kirch, Leutnant, aus (1er Rheinprovinz, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun;
12. Fritz Werner, Leutnant, aus der Rheiuprovinz, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun;
13. Georg von l'rittwitz und Gaffron, Hauptmann, aus
Berlin, als Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-
Ostafrika;
14. Walter von Wiese und Kaiserswaldau, Leutnant,
aus Schlesien, in der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-
Ostafrika;
15. Hans Schulz, Leutnant, aus Sachsen, in der Kaiserlichen
Schutztruppe fur Deutsch -Ostafrika;
16. Hermann Trefurth, Leutnant, aus Königreich Sachsen,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch- Ostafrika;
17. Detlef von Kleist, Oberleutnant, aus Schlesien, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
18. Alexander von Fritsch, Freiherr, Oberleutnant, aus
Königreich Sachsen, in der Kaiserlichen Schutztruppe für
Südwestafrika;
19. Graf Saurma-.Teltsch, Leutnant, aus Schlesien, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
20. Hermann Runkel, Leutnant, aus Hannover, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
21. Willi Grünewald, Leutnant, aus Berlin, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe für Südwestafrika;
22. Paul vou Bojanowsky, Leutnant, aus Hessen -Nassau,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
23. Georg Trainer, Leutnant, aus Westfalen, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe für Südwestafrika;
24. Albert Fürnrohr, Leutnant, aus Posen, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe für Südwestafrika;
25. Volkmar von Wurmb, Leutnant, aus Sachsen, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
26. Günther von Billerbeck, Leutnant, aus Pommern, in
der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
27. Otto Dempwolff, Dr. med., Stabsarzt, aus Ostpreußen,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch- Ost afrika:
28. Willibald Schellmann, Dr. phil., Chemiker, aus der
Rheiuprovinz, im Dienste des Kaiserlichen Gouvernements
von Deutsch - Ostafrika ;
29. Gottfried Thiesmeyer, Landmesser, aus Lippe- Detmold,
als Landmesser in Südwestafrika;
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30. Paul Hoentzsch, Finanzaspirant, aus Schlesien, als Be-
amter beim Kaiserlichen Gouvernement in Deutsch -Ost-
afrika;
31. OttoMicheUen, Gerichtsaktuar, aus Schleswig- Holstein,
desgl.;
32. Fritz Tcchmer, Landmesser, aus Pommern, desgl.;
33. Berthold Freitag, Regierungs-Zivilsupernumerar, aus
Brandenburg, desgl.;
34. Ernst Kerb er, Haupt- Zollamtsassistent, aus Westfalen,
desgl.;
35. Fritz Kiene, Gerichtsaktuar, aus Schleswig - Holstein,
desgl.;
36. Karl Scholz, Steuer- Zivilsupernumerar, aus Schlesien,
desgl.;
37. Wilhelm Nagel, Regierungs-Zivilsupernumerar, aus Han-
nover, desgl.;
38. Jakob Dern, Postassistent, aus Großherzogtum Hessen,
im Kaiserlichen Postdienst in Deutsch -Ostafrika;
39. Alois Jünemann, Lehrer, aus Provinz Sachsen, als
Lehrer an einer Regierungsschule in Deutsch- Ostafrika;
40. Hermann Andres, Lehrer, aus Brandenburg, desgl.;
41. Friedrich Wilhelm Brandt, Lehrer, aus Brandenburg,
desgl.;
42. Hermann Hülle, Lie. theol., Königlicher Bibliothekar,
aus Berlin, als Professor an der Kaiserlich chinesischen
Universität in Peking;
43. Erich Haenisch, Dr. phil. , aus Berlin, als Lehrer an
der chinesischen Militärschule in Wuchang;
44. Friedrich Pferdekämper, stud, phil., aus Westfalen,
als Lehrer an der chinesischen Regierungsschule in Tsinanfu:
45. Walter Trittelvitz, Pastor, aus Pommern, als Missions-
inspektor in Südafrika;
46. Siegfried Deliu s, Missionskandidat, aus Provinz Sachsen,
als Missionar in Deutsch -Ostafrika;
47. Johannes Riese, Missionskandidat, aus Provinz Sachsen,
desgl. ;
48. Friedrich Wilhelm Hartmann, Missionskandidat, aus
Schlesien, als Missionar in Uvambo, Deutsch -Ostafrika;
49. Wilhelm Schmidt, Missionskandidat, aus Pommern,
desgl. io Uhehe, Deutsch -Ostafrika;
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VII
50. Hermann Krelle, Missionskandidat, aus Brandenburg,
desgl. in Daressalam, Deutsch-Ostafrika;
51. Johannes Hahn, Missionskandidat, aus Braunschweig,
desgl. in Uhehe, Deutsch -Ostafrika.
Von dem vom Seminar herausgegebenen: »Archiv fur das
Studium deutscher Kolonialsprachen« ist im August 1904
Bd. II. Fritz, Wörterbuch des Chamorro (der Sprache der ein-
heimischen Bevölkerung der Marianen)
zur Ausgabe gelangt.
Berlin, den 26. August 1904.
Der Direktor,
Geheimer Regierungsrat
Sachau.
I
Hundert Suaheli-Rätsel.
Gesammelt von Dr. C. Velten.
Märchen und Rätsel gehören zu den Lieblingslinterhaltungen der Suaheli.
Sobald ihnen in jetziger Zeit der alltägliche Stoff über die Eigenheiten der
ihnen bekannten Europäer oder die Maßnahmen der Regierung und deren
Kritisierung ausgegangen ist, werden Märchen1 erzählt oder Rätsel auf-
gegeben.
In letzterem Falle sagt einer unter ihnen: •tuzunyumze», d.h.: »Wir
wollen uns unterhalten.« Dabei war die Unterhaltung, wie fast immer bei
ihnen, schon sehr lebhaft, »mazunyumzo yanif» d.h.: -Was filr eine Unter-
haltung?- fragt ein anderer, -tufanye vUendatcili», d.h.: -Wir wollen Rätsel
aufgeben.« Derjenige nun, welcher ein Rätsel weiß, sngt: » kite /idawi/i»,
d.h.: »Ein Rätsel.- Die Anwesenden antworten: -fa/a«, d.h.: -Stelle die
Falle.« Darauf gibt der Betreffende sein Rätsel auf und fragt die Zuhörenden:
• nini mdana yakel» d. h. : »Was ist die Bedeutung?« Kann niemand es
lösen, so sagt der Rätselsteller: »nipeni »yV«, d.h.: »Gebt mir eine Stadt
(als Lohn)** Man antwortet ihm: »ttcaa mji wa Lindl», d.h.: »Nimm die
Stadt Lindi.« 5 Der also Beschenkte sagt alsdann: -brrrr hatta Lindi, nimeltcaa
mji tea Lindi», d.h.: »Ich fahre (in Gedanken) hin nach Lindi und nehme
von der Stadt Besitz.« Zugleich gibt er den Anwesenden die Lösung und
fordert einen anderen auf mit den Worten: -teya na tretre«, d.h.: »Gib du
auch dein Rätsel.«
Bei jedem folgenden Rätsel werden obige Redensarten in gleicher
Weise und Reihenfolge wiederholt.
1. tnti tnkubwa una majani maxcili. — Ein großer Baum hat (nur) zwei
Blätter.
mtu na mashikio yake. — Der Mensch mit seinen Ohren.
2. mwanamke hana thuttw, lakini yeye huzaa teatoto ternyi. — Eine Frau
hat keinen Mann und doch bringt sie viele Kinder zur Welt.
myombo tea ndisi. — Eine Bananenstaude.
Man gibt dies Rätsel auch folgendermaßen auf:
anazaa pasipo mume. — Es zeugt jemand Nachkommen ohne Mann.
mti. — Ein Baum.
1 Eine Sammlung -Märchen und Erzählungen der Suaheli- habe ich 1898 in
Bd. XVIII der Lehrbücher des Seminars für Orientalische Sprachen in Suaheli und
deutscher Übersetzung (jetzt iui Verlag von Georg Reimer, Berlin) veröll'entlicht.
* Oder eine andere.
Mitt. d. Sern. f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt I
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2
Velten: Suaheli -Rätsel.
3. nyumba yangu haina mUmgo. — Mein Haus hat keine Tür.
yayi la kuku. — Ein Hühnerei. Oder qaburi. — Das Grab.
4. nna 1 mwanangu, halt chakula, huponea umande. — Ich habe mein
Kind, es ißt nichts, es nährt sich von Tau.
mboga. — Die Pflanze.
5. kiko kitu, kikenenda* huji/unika, na kikirudi hujt/unika. — Es gibt
etwas, das sich bedeckt, wenn es weggeht, und wenn es zurückkehrt, be-
deckt es sich auch.
chomfto bakarini. — Ein Segelschiff auf dem Meere.
Dasselbe Rätsel wird auch in folgender Form gestellt:
kteenda na ushungi,* kurudi na ushungi. — Mit dem Kopftuch hiu, mit
dem Kopftuch zurück.
6. nna mtu vangv , hwnenda akirudi* kulla siku, wala hapumui hatta
marra moja. — Ich habe meinen Mann, der alle Tage geht und zurück-
kommt und niemals ausruht.
baftari. — Das Meer.*
7. mke na mume wake hutazamana, mume hamqurubn mke tcake, tcaJa
mke hamqvrubii mume wake. — Eine Frau und ihr Mann sehen einander
immer an, der Mann nähert sich nicht seiner Frau und die Frau nähert
sich nicht ihrem Mann.
mbmgu na inchi. — Himmel und Erde.
8. kipande mti, kipande chuma. — Ein Teil ist von Hol/., ein Teil
von Eisen.
bunduqi. — Das Gewehr.
9. nyumba yangu knbtca, mlango tcake mdttgo. — Mein Haus ist groß,
seine Türe ist klein.
chupa. — Eine Flasche.
10. hatta kama teataka kutqfuna, hukiwezi, nacho haß/u* — Selbst
wenn du es kauen wolltest, so kannst du nicht, es ist zu leicht.
maß. — Das Wasser.
11. mwanangu kaenea'1 arqli pia. — Mein Kind breitet sich über die
ganze Erde aus.
mwezi. — Der Mond. Oder ßia. — Die Sonne.
12. kuku tcangu katia* mibani. — Mein Huhn hat in die Dornen gelegt.
nanajti. — Eine Ananas.'
1 nina.
* kikientnda.
* Kopfschleier der Suaheli -Frauen.
* Für akarudi.
6 Bei Ebbe und Flut.
* khafifu leicht.
7 akaenea.
8 akatia = amekutia.
9 Unter «Dornen« sind die stacheligen Blätter der Ananas gemeint.
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Vkltks : Suaheli - Rätsel.
3
13. kombe la muungu H wazi. — Die Schussel Gottes steht offen.
kisima cha maji. — Ein Brunnen mit Wasser.
14. mtcanangu miaka yote analala chini. — Mein Kind schläft alle Jahre
unten auf der Erde.
boga. — Der Kürbis.
15. kitu kidago kimunndoa sultani katika kiti. — Ein kleines Ding holt
den Sultan vom Throne.
choo. — Die Notdurftverrichtung.
16. nyumba yangu i tcazitcazi. — Mein Haus steht (immer) offen.
dem a la kuvtdia samaki. — Eine Reuse zum Fischfang.
17. njia inajnttca killa siku, haionekani ' alama. — Ein Weg wird jeden
Tag begangen und doch ist er nicht sichtbar.
baharu — Das Meer.
18. mchawi ndio tiba/m. — Der Zauberer ist (zugleich) der Arzt.
mwiba. — Ein Dorn.1
19. mxcallimu kalala*, toana/unzi toanasoma. — Der Lehrer schläft, die
Schüler lesen.
mavi. — Exkremente."
20. ukumbuu tea baba unvmyooka mre/u. — Des Vaters Gürtel ist lang
ausgestreckt.
njia. — Ein Weg.
21. popotj zangu mbili zimevuka mto. — Meine beiden Betelnüsse sind
über den Fluß gefahren.
macho. — Die Augen.4
22. nyumba yangu »iku zote hawashtei taa. — In meinem Hause wird
niemals ein Licht angezündet.
qaburi. — Das Grab.
Dieses Rätsel wird auch folgendermaßen aufgegeben:
nyumba yanyu haina taa. — Mein Haus hat kein Licht.
Oder man sagt:
nyumba yangu ya kiziiceziwe oder nyumba yangu ya kiduidui. — Mein
Haus ist immer dunkel.
23. rnshare ttangrt, nikiutupa usiku, haußki mbali, mchana unakwenda
mteendo wa mieaka. — Mein Pfeil, den ich am Abend werfe, reicht nicht
weit, am Tage macht er einen Marsch von einem Jahre.
jicho. — Das Auge.
24. bibi yuko juu ya kiti analia machozi. — Eine Großmutter sitzt auf
dein Stuhle und weint Tranen.
chungu. — Ein Kochtopf.'
1 Wenn man sieh einen Dorn in den Fuß gerannt hat, holt man ihn mit einem
anderen Dorn heraus.
* analala.
1 Unter »Schüler« sind die Fliegen zu verstehen.
4 Ich habe aufs andere Ufer lünObergeschen.
6 Es siedet und brodelt darin, aU ob jemand am Weinen wäre.
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4
Velten: Suaheli -Rätsel.
25. nendn 1 na rmcemangu, nirudi* pekeyangu, yeye nimemwacha huko-
huko. — Ich gehe aus mit meinem Gefährten und kehre allein zurück, ihn
habe ich dort gelassen.
umande. — Nehel. Oder choo. — Der Stuhlgang.
26. kinochonamisha* wakuu* ni nini? — Was ist das, vor dem sich
selbst die Großen beugen?
wembe. — Das Rasiermesser.'
27. nenda na mwnzanyv, hiyeuka* nyurna — simtconi. — Ich gehe
mit meinem Freund, und wenn ich mich umdrehe, sehe ich ihn nicht.
kisogo. — Meinen Hinterkopf.
28. nitnejertga nyumba yangu kvbtca, imt>simnma kwa nguzo moja. —
Ich habe mein großes Haus gebaut, es steht auf einer Stutze.
uyoga. — Kin Pilz; oder mtcavuli, der Regenschirm.
29. nna mtranangtt , kenda' utvjm, karudi* tururum. — Ich habe mein
Kind, es geht leer (trocken) hin und kehrt naß zurück.
mtciko. — Kin Löffel.
30. marra kiko kvsako, marra kimerudi kieangu. — Jetzt gehört es
dir, dann gehört es mir."
matt. — Waren.
31. minne, minne10, hatta Ulaya11. — Vier, vier, sogar in Europa-
Antonia. — Ein Bett.1*
32. mwanangu usiku na mchana hukaa mcmgoni. — Mein Kind ist Tag
und Nacht auf meinem Rücken.
kibiongo. — Der Buckel eines Buckligen.
33. alia, pasipo kupigtca. — Er weint, ohne geschlagen zu werden.
mgonjwa tea macho. — Der Augenkranke.
34. umekwima pasipo nguzo. — Es steht (etwas) ohne Stützen.
uwingu, — Das Himmelsgewölbe.
35. hufa, ika/ußika. — Es stirbt und lebt immer wieder auf.
bahari. — Das Meer.1*
36. chauma bila ya meno, chaumiza büa ya siUtha. — Es beißt ohne
Zahne und verwundet ohne Waffen.
moto. — Das Feuer.
1 naenda, nakwmda.
* ninarudi, narudi.
1 kinachoinamixha.
* tnakubira.
I Beim Rasieren der Kopfhaare.
« nikigeuka.
7 akaenda.
8 akarudl
9 Wörtlich übersetzt: Jetzt ist es bei dir, dann kehrt es zu mir zurück.
10 Zu ergänzen miguu.
II Unter Vhya (Heimat) ist gewöhnlich Europa hzw. Deutschland zu verstehen.
'* Ein Bett hat überall vier Füße.
IS Bei Ebbe und Flut.
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Velten: Suaheli - Rätsel. 5
37. nyumba ya muungu % wazi. — Ein Haas Gottes steht immer offen.
meskiti. — Die Moschee.
38. nyama mkuu akenda, hana mchakato. — Ein großes Tier hat keinen
schweren Tritt beim Gehen.
tembo. — Der Elefant.
39. funika kikombe, mwana haramu apiie. — Halte die Tasse zu, das
uneheliche Kind will vorbei.
ushusi. — Ein Gestank.
40. kijamanda cha bibi yangu kimejaa mbwebtce tele. — Die Schachtel
meiner Liebsten ist voll kleiner Steinchen.
kinywa na meno. — Ihr Mund mit den Zähnen.
41. wanangu wote wameenea vilemba. — Alle meine Kinderhaben Tur-
bane auf.
may Off a . — Pike.
42. shungi la mwana lajtepea. — Der Schleier des Kindes weht hin
und her.
tanya la jahazi. — Das Segel eines Schiffes.
43. katika nyumba yetu tcamo simba watatu. — In unserem Hause
sind drei Löwen.
mafya ya kuUlekea chungu. — Die (drei) Feuersteine, die zum
Aufsetzen des Topfes dienen.1
44. simba akilia, kiUa pahali husikia. — Wenn der Löwe brüllt, hört
man es uberall.
ra'di. — Der Donner.
4ö. mwanangu mchana kulia na usiku ku/ia. — Mein Kind weint bei
Tag und bei Nacht.
nwinje. — Kasuarine.»
46. wanangu wana ngtto note, wamevaa na kofia upande ; asiye nguo
na knfia, xi mwanangu. — Meine Kinder haben alle Kleider, auch tragen
sie eine Mütze auf der Seite; wer kein Kleid und keine Mütze hat, ist
nicht mein Kind.
vidole na kucha. — Finger und Nägel.
47. yvko mzee , mwenyewe hukaa ndani, ndevu zake ziko nje. — Da ist
ein Alter, er selbst steckt drinnen, aber sein Bart ist draußen.
mahindi katika ubua wake. — Maiskolben auf dem Halm.*
48. mzee weht amekaa utupu, hana nguo. — Unser Alter ist nackt, er
hat kein Kleid an.
kisima cha tnaji. — Ein Brunnen mit Wasser.
1 An Stelle des Horden haben die Suaheli drei dicke Steine, zwischen die
sie das Feuer machen und auf welche der Kochtopf zu stehen kommt.
* Wenn der Wind durch die Kaauarine streicht, hört es sich an, als ob
jemand weine.
» Beim Reifwerdeu guckt der Bast aus der Blatthalle, die den Kolben umgibt,
wie ein Bart hervor.
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Velten: Suaheli -Rätsel.
49. nimepeleka tnht kumtcita mtu, yule mtoenyi ktcihca amekuja, yule
msftenga hajnrudi. — Ich habe einen Mann ausgeschickt, jemand zu rufen;
der Oerufene ist schon da, aber der Bote ist noch nicht zurückgekehrt.
nazi. — Eine Kokosnuß.1
Dasselbe Rätsel wird auch in folgender Form aufgegeben:
mshtnga bajanidi, mjumbe kislia fika. — Der ausgeschickte Bote ist
noch nicht zurückgekehrt, da langt«' der andere Bote schon an.
Oder man sagt:
nimetumica kwenda mtcita mwenzangv y mwenzangu amekuja , mimt bado.
— Ich wurde ausgeschickt, meinen Freund zu rufeu, mein Freund ist ge-
kommen, ich noch nicht.
50. matatu, matatu, hatta ktca jumbe. — Drei, drei, sogar l>cini Orts-
vorsteher.
mafya, — Die drei Steine des Feuerherdes.
51. degelcuu linamia waatta. — Der große Vogel beugt sich über die
Kinder.
nyurnba. — Ein Haus.
Oder man sngt:
mkuu amefunika tcanatce1. — Der Große hat seine Kinder bedeckt.
52. aona — haontkani, asema — hasikhvi. — Er sieht und wird nicht
gesehen, er spricht und wird nicht gehört.
muungu. — Gott.
53. mti mkuu umeanguka , ndege teatnejinamia. — Ein großer Baum ist
umgefallen, die Vögel haben sich niedergeduckt.
mfalme amekufa. — Ein Häuptling ist gestorben.»
54. nimeona wafoto 'esherini, trotm/uatana pamoja, vote wamevaa vifibao
vyeupe. — Ich habe zwanzig Kinder gesehen, die zusammen gingen, und
alle hatten helle Röcke an.
maktinguru. — Krähen.
55. mwananyu anakwnda mchana kuhra b'dtT ya miguu wala hachoki,
— Mein Kind geht den ganzen Tag ohne Fuße und wird auch nicht müde.
jua. — Die Sonne.
56. watoto icalatu, akiondoka mmoja, kazi haifanyiki. — Es sind drei
Kinder da, wenn eins weggeht, wird keine Arbeit gemacht.
mafya. • — Die drei Steine des Feuerherdes.
57. moja imezaa mia. — Eins hat hundert erzeugt.
mbeyu. — Das Samenkorn.
58. macho yangu yamejaa mbwebwe. — Meine Augen sind voll Steinchen.
usingizi. — Der Schlaf.
59. teketeke huzaa gumugumu. — Weiches erzeugt Hartes.
muhindi. — Mais.*
1 Die Kokosnuß fällt schneller zur Erde, als der Mann heruntorklettern kann.
> xpoana vuke.
8 Unter »Vögel- sind die Untertanen zu verstehen, die gebeugt dastehen.
4 Der zuerst weich ist und trocken ganz hart wird.
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Vbltej»: Suaheli- Hi ti.fl.
7
60. nende harudi »neble f. — Ich gehe und komme zurück (und sage)
-Mama, nimm mich auf die Schulter».
kitanda. — Das Bett.1
Oder man sagt:
ukenda ukirudi »mama, neieka*. — Gehst du und kehrst heim, (so
sagst du:) «Mama, trage mich«.
61. nna fimbo yangu ya chuma, katika shina hitla chakula, ncha yake
hu/anya küotceo. — Ich habe einen Stock von Kisen, die Wurzel ißt man
als Hauptspeise, seine Spitze dient als Zuspeise.
muhogo. — Maniok.'
62. naliktcenda njiani, hasikia* uruzi, nilipogmka — aliyepiga urwzi —
sikumwona. — Ich war unterwegs und hörte einen Pfiff, und als ich mich
umdrehte, (um zu sehen) wer gepfiffen, sah ich niemand.
mvinje. — Kasuarine.4
63. teanangu vxrte hawana ngvo. — Alle meine Kinder haben keine
Kleider an.
maboga. — Kurbisse.'
64. taa ilijaa ma/uta, upepo ulipovuma, ilizimika. — Die Lampe war
voll Ol, aber als der Wind wehte, ging sie aus.
roho. — Die Seele.'
65. shamba langu la mpunga limechanua lote. — Meine Reispflanzung
ist voll aufgeblüht.
nywele zimegeuka mm. — Die Haare sind weiß geworden.
66. nalima shamba lang» kubxca, lakini nilipolivuna , sikvpata kikapu cha
riziqiy inayotoka katika shamba hilo. — Ich bestelle gewöhnlich mein großes
Feld, aber als ich ernten wollte, habe ich nicht einen Korb voll Ertrag
davon bekommen.
nywele za kichwani. — Kopfhaare.7
Man sagt auch: .
nimelima shamba langu kubtea , nimevuna mtama kidugo. — Ich halte
meine große Pflanzung bestellt, aber nur wenig Hirse geerntet.
67. nimekwenda, nikirudi — ngombe nimemshika mkia. — Ich bin weg-
gegangen, und als ich zurückkehrte, habe ich den Ochsen beim Schwanz
gegriffen.
kata. — Der Wasserlöffel.8
1 Zum Auarahen.
* Die Wurrelknollen bilden eine Hauptnahrung der Suaheli, und aus den Blättern
wird ein Gemüse zubereitet.
■ nikasikia.
* Wenn ein starker Wind durch die Kasuarine pfeift.
' Sie liegen bloß auf der Erde.
a Der Wind ist der Tod.
7 Wenn sie geschnitten oder abrasiert werden, machen sie keine Handvoll aus.
» Aus Kokosnuß mit langem Stiel, daher Oclisenschwanz.
8
Vkltkv: Suaheli -Rätsel.
Dasselbe Rätsel lautet auch:
natoka shamba, nafikio mkio tea ngombe. — Komme ich von der Pflan-
zung, dann lange ich am Ochsenschwanz an.1
08. 'askari tcangit wanapigana vita, wenyi tcarrwkvfa , na teenoms trame-
pona. — Meine Soldaten sind im Krieg, viele sind gestorben, andere sind un-
versehrt gehlieben.
biai — Maiskörner beim Rösten.2
69. nna mwanangu, akaanguka, hana mshindo. — Ich habt« mein Kind,
es fallt ohne Geräusch zur Erde.
dtfu la nasi. — Kinzclblatt einer Palme.
70. nimepita katika njia, wakubwa wakaniamkia, teatoto teasimamkit. —
Ich ging meines Weges dahin, die Alten boten mir ihren Gruß, die Kinder
begrüßten mich nicht.
mbazi. — Bohnen.'
71. mwanangu nimemjengea kuta mbele na nyuma, njia aliyotokea —
sikuijua. — Ich habe meinem Kinde vorn und hinten Mauern gel»aut, aber
wo es herkommt, weiß ich nicht.
roho. — Die Seele.'
72. nimeteeka unga uMku , nikatazama as-mbvhi liapana. — Ich habe
Mehl am Abend hingelegt und als ich am Morgen hinschaute, war nichts
mehr da.
nyota. — Die Sterne.
Man sagt auch:
nanika milala yanyu, a.s-xububi nimekicenda, sikuiona. — Ich habe meine
Mattenstreifen zum Trocknen ausgebreitet, am nächsten Morgen ging ich
hin, fand aber nichts mehr vor.
73. nimekveenda njiani, hasikia'3 mtu anapiga makoß; nUipogeuka si-
kumwona. — Ich ging auf einem Wege und hörte jemand in die Hände
klatschen; als ich mich umdrehte, sah ich niemand.
mpiga kqfi. — Der mpiga kofi-Baum.'
74. huenenda wendako, ukirudi, wakikuta kipo palepaie. — Du magst hin-
gehen, wo du willst, wenn du zurückkehrst, triffst du es an derselben Stelle.
jaa la kumteagia taka. ■ — Kehrichthaufen.
75. toanangu wawili hukaa mji nimoja, lakini hawatembeleani. — Meine
beiden Kinder wohnen in demselben Ort, aber sie gehen nie zusammen
spazieren.
trilima mvoili. — Zwei Berge.7
1 Nach getaner Arbeit greift man gern zum Wasserlöffel.
1 Die einen bersten, die anderen nicht.
* Die reifen klappern beim Berühren der Schoten, die uureifen (die Kinder) nicht.
4 Sie ist von dem Körper wie von Mauern umgeben.
• nikasikia.
« Wenn die Früchte desselben in der heißen Jahreszeit platzen, klingt es,
als ob jemand in die Hände klatsche.
7 In der Nähe des Ortes.
Goo
Velten: Suaheli -Ratsei.
76. watoto wangu utamejinamia chini. — Meine Kinder haben sich zur
Erde gebeugt.
mputiga. — Reis auf dem Halm1.
77. kizio changu cha nazi kimeenea mjt wote — Mein«! (der Kokosnuß)
Hälfte ist über die ganze Stadt verbreitet.
mteezi. — Der Mond.
78. barrabarra hatta Manga. — Eine Straße bis nach Arabien.
utelezi. — Ausgleiten auf schlüpfrigem Wege.
Man sagt auch:
rrrr hatta Manga. — rrrr (gehts den Weg hinab beim Ausgleiten) bis
nach Arabien.
79. fimbo yangu ndefu, haina ahina trafa ncha. — Mein Stock ist lang,
er hat keine Wurzel noch Spitze.
ulimwengu. — Die Welt.
Oder man sagt:
haujulikani mtcanzo wake wala mtcishft. — Man kennt weder ihren
Anfang noch ihr Ende.
80. taa inawaka usiku kvcha, haina mafuta icala utambi. — Ein Licht
brennt die ganze Nacht hindurch, ohne Ol noch Docht zu haben.
mteezi. — Der Mond.
81. Tango, mteana tea uziteani, kazalitca uziirani, kaleletca uziicani; akija
tnume kimposa, akiambitca: »maß moto usinytee wala maß baridi usinytee.' —
Tongo ist ein Kind des Wasserteiches, es ist im Wasser geboren und dort
großgezogen worden ; wenn ein Mann kommt, tun es zu werben, wird ihm (dem
Kinde) gesagt: -Du darfst kein heißes Wasser und auch kein kaltes trinken.«
chumvi. — Salz.
82. fitlani, killa endapo, mzigo teake atiao. — Wo auch die Soundso
hingeht, sie hat ihre Last bei sich.
mvsanamke mxcenyi mimba. — Eine schwangere Frau.
83. futi* li/utika futi, na futi lifutika futi. - — Das Eingeschlossene ist
von etwas anderein eingeschlossen und dies ist wieder von etwas einge-
schlossen.
kttmbi la nazi na nazi. — Kokosfaser und Kokosnuß.8
84. vynte vyapatikana, Ufa kiti cha m/ahne hakijMJtikani. — Alles ist
zu erlangen, aber der Thron eines Königs nicht.
roho. — Die Seele.
85. kita kitatasi*, mtambua ndizi, tampa hirizi. — Es ist ein Ding
verborgen; wer die Banane deutet, dem werde ich «'in Amulett geben.
mtoto ndani ya tumbo. — Ein Kind im Mutterleibe.5
1 Die Ähren werden beim Abschneiden heruntergebogen.
a futiko das Killgeschlossene, z.B. Geld, das im oberen Saum des Lenden-
tuchs aufbewahrt wird.
* Die Kokosfaser ist von der äußeren Schale bedeckt und die eigentliche
Nuß von beiden.
« kitu kilichotatamra (kilkhoßtngva).
6 Von dem man nicht weiß, ob es ein Knabe oder ein Mädchen ist.
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10
Velten : Suaheli - Rätsel.
86. simba amelala, mhono wake umefika killa pahali. — Ein Lowe hat
sich hingelegt, seine Tatze reicht überall hin.
m/ahne. — Ein König.'
87. nyama ya riale haijni kikotnbe. — Das Fleisch von einem Silber-
realen macht keine Tasse voll.
mkufu. — Silberne Halskette (aus einem Realen gefertigt).
88. nyama nje, ngozi ndani. — Außen Fleisch, inwendig Haut.
finingi. — Der Magen.
89. nimekwenda njiani, hakuta* kisutu, mwenyewe simjui. — Ich ging
auf dem Wege und fand ein kisutu -Tuch, den Eigentümer kenne ich nicht.
mate ya tambuu. — .Speichel vom Betelkauen.8
90. nyumba yanyu itnetmgua , ixalia mwamba. — Mein Haus ist ver-
brannt, nur der Tragebalken ist übrig geblieben.
njia. — Ein Weg.«
91. shungi la mvoarabu lapejva. — Das Kopftuch des Arabers schaukelt
hin und her.
taa. — Die Flamme eines Lichtes.
92. mwanangtt anatapücia mbavuni. — Mein Kind ubergibt sich nach
allen Seiten.
kiwi cha mtama. — Der Mahlstein fur Hirse.
93. mtoto hakumshabihi mama yoke wala baba yake, amemshabihi yaya
yake. — Ein Kind sah weder seiner Mutter noch seinem Vater ähnlich,
mehr noch seiner Amme.
popo. — Ein Schmetterling.
94. xeatoto wangu nitnewapiga, halafu nimewatia ndani, wanalia , mlango
nimefunga. — Meine Kinder habe ich geschlagen, uud darauf habe ich sie
eingesperrt, und sie weinten, während ich die Tür geschlossen hielt.
bist. — (j erosteter Mais.'
95. baba kazaa watoto wanne, tenna baba akafa. mtoto wa kitanza
hakvrithi kitu, wa pili amepata riale mia , tea tatu amepata riaie mite'n, wa
nne kapata riale thalatha mia. — Ein Vater zeugte vier Kinder, darauf starb
der Vater. Das erste Kind erbte nichts, das zweite bekam hundert Realen,
das dritte zweihundert, das vierte dreihundert Realen.
alif, be, te, the. — Die vier ersten Buchstaben des Alphabets
in arabischer Schrift I u O »l».1
1 Seine Befehle reichen weit.
* nikakuta.
s Der dieselbe Färbung hat wie ein kisutu (Frauentuch).
4 Ein Haus kann völlig abbrennen, su daß nicht« mehr davon tu sehen; der
Weg, an dem es liegt, wird aber immer sichtbar sein.
s Die Körner springen beim Hosten in einem zugedeckten Topf hin und her
(sie weinen).
6 Der erste Buchstabe hat keinen Punk', der zweite einen (einhundert Realen),
der dritte zwei (zweihundert Realen), der vierte drei (dreihundert Realen).
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Vki.tkn : Suaheli -Rätsel. 11
96. mtoto wangu ametembea , akirudi amefikia katika kichtca. — Mein
Kind war spazieren gegangen, und als es zurückkehrte, kam es an meinem
Kopfe an.
shanuo. — Ein Kamm.
97. kibd kipandika, kibd kipandua. — kibd1 es hebt sich, kibd es
senkt sich.
mguu. — Der Fuß.
98. mti pdkapdka, mti hää. — Ein Holz (macht) pdkapdka\ ein Holz
(macht) hää.
zumari. — Eine Flöte.
99. toää — imepita. — Es macht tcää und ist vorbei.
maicaga ya mvua. — Ein Regenschauer.
100. shamba yangu imekauka, haioti matundn. — Meine Pflanzung ist
vertrocknet, es wachsen keine Früchte mehr darauf.
hamna meno kinytcani. — Keine Zähne mehr im Munde.
1 bä mit Vorsatz des An- Präfixe« soll das Auftreten des Fußes bedeuten.
3 Unter pakopäka und hää ist das Spiel der Flöte gemeint.
12
Die Verba des Tsivenda1.
Zusammengestellt von Theodor und Paul Schwellnus,
Mission.« der cvnigeli.eLei. Mission (Berlin I) io Si»<Ulrü*.
Vorbemerkung.
Durch meine Studie über das T*iv?nda', welche in der Zeitschrift der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Bd. LV S. 607 ff. veröffentlicht 1st,
sind die Lautgesetze dieser in Nordtransvaal gesprochenen Bantusprache
nach den Mitteilungen der im Titel genannten Missionare dargestellt. Auch
war dort einiges über die Tonhöhen (musikalischen Ton) des T&ivcnda'
gesagt unter 40. In der richtigen Erkenntnis, daß die gefundenen Laut-
gesetze die beste Bestätigung aus dem Vokabelschatz finden, haben meine
Gewährsmänner, die als geborene Afrikaner dazu besonders befähigt waren,
die ihnen bekannten Verbalstämmc des T&ivenda1 zusammengestellt, die ich
im folgenden dem Druck übergebe. Für die Erforschung der Bantuwort-
stämme ist dieser Beitrag sehr erwünscht. Was ihm aber einen besonderen
Weit verleiht, ist das, daß hier zum ersten Male in einer gewissen Voll-
ständigkeit die Tonhöhen bezeichnet sind. Obwohl Lepsius (Nubische
Grammatik, 1880) und Endemann (Versuch einer Grammatik des Sotho,
187G) schon vor längerer Zeit auf das Vorhandensein des musikalischen
Tons im Bantu aufmerksam gemacht haben, war doch dies Gebiet bis auf
die Studien von Christaller im Duala (Handbuch der Duala- Sprache, 1892)
noch völlig unangebaut. So kommt es, daß wir über die Tongesetze des
Bantu noch so wenig wissen. Für den Europäer haben diese Forschungen
besondere Schwierigkeiten, und es dürfte kaum jemand darin völlige Sicher-
heit gewinnen, er müßte denn von Jugend auf die Sprache wie seine
Muttersprache sprechen. Das ist nun bei den Brüdern Schwellnus der
Fall, und da sie, wie das Folgende zeigt, auch eine gute phonetische Schu-
lung besitzen, haben ihre Aufzeichnungen einen Grad von Genauigkeit, wie
derselbe sonst kaum zu erreichen ist.
Die von ihnen befolgte Schreibung ist das Resultat unserer gemein-
samen Arbeit und in meiner oben erwähnten Studie ausführlich erörtert.
Für den Leser, der die Studie nicht zur Hand hat, füge ich einige kurze
Erläuterungen bei. Dieselben zeigen zugleich, in welcher Reihenfolge die
Stämme gedruckt sind.
Cakl Meinhof.
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Th. und P. Schwtoxncs :
Die Verba des Tsivenda.
13
a, a mit Tiefton
a a mit Hochton
b vollstimmiges 6
by s. b and 7
bv s. b und v
dj d und deutsches j
dz d und z (alveolar)
d zerebrales d
dz d und I
d dentales d
dz d und 5, s. unten
(f enges (geschlossenes) e)
e weites (offenes) a
f deutsches / (dentilabial)
/ bilabiales /
g vollstimmiges g
y stimmhafte velare Frikativa (Lenis)
A deutsches A
7, stimmlose velare Frikativa (Fortis)
t weites (offenes) 1
kk Je mit Aspiration
'Ar k mit Kehlverschluß
/ zerebrales / (Lenis)
l dentales /
m deutsches m
n alveolares n
n cerebrales n
n velares n
n palatales n
n dentales n
(o enges o)
q weites o
pf deutsches pf
ph p mit Aspiration
> mit Kehlverschluß
*py p mit Kehlverschluß und stimm-
lose velare Frikativa (Lenis)
r zerebrales r (Fortis)
* stimmloses * (Fortis)
4 stimmloses labiialveolares s (Fortis)
s stimmloses zerebrales «mit Rausch-
laut (Sch-Laut) (Fortis)
ts t und s
ts t und
7* / mit Kehlverschluß und stimm-
loses labiialveolares s (Lenis) 1
th zerebrales / mit Aspiration
ts t und i
7 zerebrales t mit Kehlverschluß
7* 7 n,it stimmlosem zerebralem s
mit Raiischlaut (Lenis)1
|A dentales t mit Aspiration
'( dentales t mit Kehlverschluß
«1 weites w
v dentilahiale stimmhafte Frikativa
v bilabiale stimmhafte Frikativa
w unsilbisches u
y unsilbisches 1
c stimmhafte alveolare Frikativa
r stimmhafte labiialveolare Frikativa
i stimmhafte zerebrale Frikativa mit
Rauschlaut
aflza ausbreiten (Matte /.. B.)
St, qla ungebr.
(tdzima borgen
etfula zerschlagen (Gef&ß)
äftha spannen (ein Seil)
dja/a heilen, trans.(durch Medikamente)
ijqfa, Nebenform
dulama brüten (vom Vogel)
dlamuh gähnen
dyluica groß werden
dma melken
apnba sprechen
dfnbiva, kausat., dazu term, techn.
für »freien«
dfnbara sich kleiden
ajia schwören
aftda viel sein, viel werden
afiza, kausat.
dfiea erzählen (in längerem Vortrag)
I dhtea ausbreiten (zum Trocknen)
j d^fata antworten (aber nur durch
1 Ich halte die Schreibung 'tz für richtiger, s. oben py.
• Ich halte die Schreibung 'ti für richtiger, s. oben py.
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14
Tu. und I'. Schwf.li.nus: Die Verba des Tsivenda.
kurzen Ruf, etwa ■liier!-, zu er-
kennen geben , daß man vom Zuruf
Notiz genommen hat)
dtsamutia niesen
(Nsamulay Nebenform
tffama aufsperren, intrans.
<ya austeilen, term, teelin. fur »las Ver-
teilen d er Speise in versch. Schusseln
crtecja ausruhen
baja den Dienst versagen
ba[la anfangen (selten)
Mim platzen
ba^nbela baden
bapda flach sein
bahh/a im Ringkampf umfassen
bavfa fangen (durch Bedecken mit der
Hand)
befta erzeugen
befia, term, techn., das Kind auf
dem Rücken tragen
bejsa mit großer Macht gegenschlagen
bya* graben
bye Ja, kausat. Bedeutung und
term, techu. für begraben
bydnda Trockenes. Meiiliges zu sich
nehmen , z. B. ein Pulver nehmen
kytfbyqtela etwa: brutzeln (im Topf)
bi'.ka kochen (trans.)
bi*ma schlagen (mit einem Zweige etwa)
bfnalala einen hohlen Rücken machen
cf. btnama hohlen Rücken haben
bhtama hohlen Rücken haben
cf. bhialala
• * •
bt\nduh »Profit- machen
bfy/a den unartikulierten Laut hervor-
bringen, der vulgo «aufstoßen« heißt
btfdedza zudecken (einen Topf)
cf. Lsibojdfi Name der Schildkröte
in der Tierfabel
bfldekanya zerbeulen (z. B. ein
Blechgefäß)
bopya Augen zumachen, geschlossen
sein (von den Augen)
büfnmela eine Braut abspenstig zu
machen suchen, um sie für sich
zu nehmen
böpva einsinken, eigentl. einbeulen
bulba früh aufstehen
bdfla umherstreifen
biidabuda umherstreifen (gebräuch-
licher)
biMula schlagen mit einem Knüppel,
daß es einen dumpfen Ton gibt
bifkula schlagen, daß es einen dumpfen
Ton gibt
bvja erraten, nennen
büfuila (Ton] schlagen, mit der Hand
auf den Mund
bttsa auf den Busch klopfen, ein Tier
zu verscheuchen, den Tau abzu-
schütteln usw.
6po, herausgehen
bvdfa faul sein
mubvtB oder mubvd\fi Faulpelz
cf. mü/fva einer, der hervorkommt
(von Ar«?,)
bvvfla »lecken«, wenn ein Gefäß un-
dicht ist
bettlet ausziehen (Kleider)
btmxma donnern, brausen
cf. bvi\mela Zustimmung oder
Aufmerksamkeit zu erkennen geben
durch Brummen (bei einem Vortrag)
bvu'mba erraten, vorhersagen
djd (poetisch oder Lehnwort) essen
dza}ma verschwinden, sterben, aber
nur vom Häuptling
cf. Izamaya (Soth.) weggehen,
verschwinden
d:Ja heiraten, in matrtmonium du-
cere
dxjdza »aufbleiben-, während der
Nacht
dzA/igama schief sein , schief gehen
cf. dzMtga dummer Mensch
(deutsch gedacht, Zusammenhang
sehr einfach: einer, der schiefe Ge-
danken hat!)
dztyfa -abknabbern-
cf. madzetif Nagezähne
dztpla wiederkäuen
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Th. und P. Scbwkllnus: Die Verba des TSivenda.
15
dzila dickflüssig sein
steigende Rauch bildet eine Kette
dzi^ka sich legen (von Zorn, Schmerz' von einzelnen Rauchballen).
usw.), sich setzen, z. B. Schmutz- cf. ditbekana im »Gänsemarsch'
teile im aufgerührten Wasser
cf. dsüykvsa (mit «) aufrühren,
trüben (Wasser)
dsi'ma I. versagen, nicht geben
11. löschen (Feuer, Durst)
dzifiga taub sein
dzilnga (rukthufa, plur. von luki'Mda
= Armband), term, techn. für das
Flechten (Umwickeln) der Armringe
dzijiginyea wackeln (intrans.)
dzipginyisa schütteln (trans.)
dzycisa verbieten
dzi^kvm aufrühren, trüben, vom
Wasser
dzi^la sitzen, wohnen
dzufnba verbergen
dzMguiuva im Kreise sich herum-
drehen, Schwindel empfinden
dzdngu — Schwindel
dajia schnupfen, auch rauchen
dafla Besuche machen
d4xd*ledza gängeln
dtp mit Kriegsmacht überziehen, - be-
springen« (vom Rindvieh)
dilda schlagen, als Züchtigung
d^gima dial, statt gifjlrma laufen
difla plagen, belästigen
dfjfia (auflesen), aufheben
Die Nuance von »auflesen« hat
f/oöedza — viele kleine Gegenstände
auflesen.
dfjfda schleichen, beschleichen
dofiqtna laufen (von Vögeln)
d&dohga betasten
do{na etwa: Kellergeruch annehmen,
z. B. vom Mais , der in Erdlöchern
aufbewahrt wird; solcher Mais
madoni
d/^ng^lisa nachhaltig verfolgen
ddvo wiederholen
drfba rauchen
Grundbedeutung ist vielleicht
•sich aneinander reihen« (der auf-
gellen, ebenso « rvca mudubä} einen
• Gänsemarsch« bilden (eigentlich
schlagen)
dütfela warm sein
duxga lodern
dtila schlagen , etwa wie heim Dreschen
dulnga sauer, salzig sein
cf. Ittftya salzen
dufa etwas wegnehmen, z. B. meh-
rere Körner von einem Haufen
Getreide
cf. 'fvjsa von = weggehen,
ebenfalls wegnehmen
dwfka abtropfen, triefen
d&na hineingehen , hereinkommen
dzila nehmen
<lax kommen
ddfa voll sein
ddva aufknacken
di\fa wohlschmecken
diWa wissen
(dilcalea etwas taugen)
doja sich salben
d&wela sich gewöhnen
düfiumfila neben dztifizumela sich auf
die Fußspitzen stellen, auf den
Fußspitzen stehen
dti.mla abhäuten
ditptdzn sich häuten, von der
Schlange
cf. dunt oder dtipidzefo = ab-
gestreifte Haut der Schlange
dzd'la gebären (aber nur vom Großvieh)
dzih'iga durchziehen , und zwar vom
Lendenschurz, durch den Gürtel
hindurchziehen
dz,. muttiVa — den Schwanz zwi-
schen die Beine kneifen
exdza versuchen
(fffzisa nachmachen)
efiana gleich groß sein
i{h!a schlafen
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16
Tn. und P. Schwellkus : Die Verba des Tsivenda.
eja I. fließen, neben ejtfa
II. messen
flehca nachsinnen, sich erinnern
Ilntte^/WiM tiefenTon, so könnte
man es mit f,/W« = fließen zu-
sammenbringen; auffällig ist as,
daß t^kanya , eigentl . z er denken,
hin und her erwägen , Tiefton hat.
NB. »Sich erinnern- gleich »Zu-
fließen der Oedanken«; diese Vor-
stellung ist den heutigen Vavenddx
fremd.
fxmula begehren
fyjda, Grundbedeutung: gehen. Das
Wort wird aber nicht mehr allein-
stehend gebraucht, nur in Wen-
dungen wie:
u etida a tH pca — er schlagt
unterwegs fortwährend. Derselbe
Stamm in pti-endd ~ Sandale und
lu-fydtt lange Reise
fygedza hinzufügen, vermehren
fjujekanya übereinanderstellen
cf. e/tgetha
fa* sterben
farka ausputzen
fcP'ka-sa spazieren gehen
(beides verdächtig als nicht Ve.)
fa^na schlafen (nur vom Häuptling)
pfafnq Schlafhütte des Häuptlings
fatna gleichen
kausat. fdtöyisa vergleichen, ab-
bilden
f&nela müssen, sich geziemen
Stamm ist wohl fchxa = gleich
sein
fcfya greifen
kausat. fd.sa in der Falle fangen
f&risa helfen
fexma atmen
ßfnfleka röcheln, -außer Atem
sein«
fdmba etwa: nippen vom Schnupf-
tabak, zierlich schnupfen
f£mbedza beschnüffeln
\f*\ia langziehen , den Bart streichen
tfifiya aufstreifen (z. B. Ärmel)
fiMa zerzausen (z. B. Strohdach vom
Haus abreißen)
ftfka sich bedecken (mit Kleidern)
fiPkedza bedecken
cf. fü^kedza
füykedza ein Loch zuschütten
füykvla ausgraben, wieder auf-
graben
abpflücken, abnehmen
f\Ha schmieden
fükla ein Haus »eindecken«
ftHuftdza vertrauen
fufna den Bast abziehen
füpiula die Nase schnauben, die Nase
reinigen
Wenn man bedenkt, daß die
Schwarzen kein Taschentuch haben,
dann findet man einen Zusammen-
hang zwischen »Bast abziehen« und
• Nase reinigen«; nur ein klein wenig
Phantasie ist nötig.
frfnza lehren
vom seltenen Stamm fihufa lernen
/m'/kj wollen, lieben
ft^hya anzünden
fufa schüren
ftfjn satt sein
kausat. fut.ia
fthalela den Rücken zuwenden
fxfotxt Haustiere halten, zähmen
/«' geben
f&fada phantasieren, irre sein
fdyfela sich auf etwas schwingen
cf. ßiyfelo von fuyfa springen,
fliegen
f&hm aufhängen
fdhula, dieselbe Wurzel wie fdhm,
also: herunternehmen
Dann ist es term, techn. für ver-
schneiden , kastrieren.
Zum Unterschied davon sagt man
auch fcthulula = herabnehmen.
fdla schaben
ifdlala sich ergießen
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Th. und P. SrHWKLLNüs: Die Verba des Täivenda.
17
fdmbana sich trennen, einander nicht
treffen
Der Stamm fchnba ist vielleicht
in phamba* = Geißel erhalten
fdmbutca scheißen , aher nur von klei-
nen Kindern
Nicht zu verwechseln mit: /wfw-
btttca vom Wege abweichen (wie es
in einer Übersetzung geschehen ist).
Im Grundbegriff ist wohl beides
identisch, cf. »austreten«.
J'afxda trennen
pfuflnde Gabelung
ma/ande Kreuzweg
phattdaka/i1 Gabelung
fapza, kaosat. zu faflda ~ spalten
lufapza Splitter
fdry/a intensiv Durchfall haben
fafa abspalten (grüße Stücke)
cf. ptuifula durch-, zerspalten
p/uPrp Gal>elung
txi-f&rt Gabelung
/a^(<- bauen, ansässig sein
(p/ui/ha Besitz)
ftit'(iiwa munter sein, munter werden
txif deuten Angesicht
(cf. khd/eni Angesicht, was offen-
bar mit kho\f* — Schlaf zusammen-
hängt. Also das Gegenteil von obi-
ger Vorstellung]
f£fa neben ftyedza anspitzen
/(Yera fächeln, Getreide sichten, von
/Vy« _ fächeln
/Wrt alle sein, alle werden
(cf. fMza und fddzisa Kausative]
ft*lrkedza neben feletsrdza begleiten
f^yda auseinanderbiegen , z. B. das
Haar oder einen Grasbüschel, um
etwas darin zu suchen
fe*(a I. quirlen
II. verraten
fffta, tenn.techn., sieh abwischen nach
vollbrachter geheimer Leibesübung
fijedza etwas zum letztenmal tun, z. B.
eine Henkersmahlzeit einnehmen
fijidula umwenden, auch verdolmet-
schen , gelegentlich antworten
fiVtya den Akt der Begattung voll-
ziehen (nur bei Hunden)
figa schnüren, Knoten fest zuziehen
fi\ra vorübergehen, übertreffen
fifea verrenken, verstauchen (intrans.)
heiß sein, etwas verbrennen
f'ffla I. erkalten
II. gesund werden
föjndza »abwerfen«, zu früh gebären
(von Tieren)
f&ma bestreichen, z. B. Leimruten
fdnda Früchte zerquetschen, entkernen
/»/,/« tliegen, springen
ftlfudza den Gnadenstoß geben
füyfuma überkochen
ftt'ftira abschütteln, abstäuben
fttta dreschen
fnjula abstreifen, z. B. Blätter vom
I Stengel
ftflufa abwischen
' fitinula schweigen
fu/iga sturen, (Tau) abschütteln
fth'iytdrj etwas abgießen (aus einem
Gefäß)
(fih'iyudza vermindern)
fVfidKi, term, techn. Die Kinder trei- ftifa betrügen
ben bzw. locken eine Art eßbarer fufa -stochern«, z. B. mit einer Stange
Heimchen aus dem Loch heraus,, ein Tier aus einem Loch vertreiben
indem sie die Tiere mit einem cf. vy^fa desgl.
Strohhalm kitzeln. Diese Tätigkeit gaflza Topf auf das Feuer setzen
heißt u frxmba, ein dazu gebrauchter yMza • üherplautschen«
Strohhalm mufefnbq\ Grundbedeu- cf. AyrV*a schlecken (mit der Zunge
tung ist wühl -locken« wie der Hund)
cf. das Folgende <fa{ia galoppieren
fijnbeUdza gut zureden, beschwichtigen </«V/a feststampfen
Mite. <1. S«m. f. Orient. Sprache ti. I!H)4. 111. Abt. 2
18
Th. und P. Schwkixnus: Die Verba des Tsivenda.
gdgafela mit Macht ziehen, sich an-
strengen
gdtfula mit Macht emporheben, einen
Kloß abheben
cf. gaki't Kloß
gdflama sich auf den Rucken legen,
auf dem Rucken liegen
auch yfänama desgl.
(beachte: nach der Dentalis alveo-
lares n)
gdfiedza zusammenklappen (z. B. Ta-
schenmesser)
cf. gantf Gelenk, Kralle
gd/izametha heftig zuschlagen (z. B.Tür)
gaVtya aufstreifen (z. B. Ärmel)
g«ha auffangen
gaya mahlen (aber nur auf der europ.
Mühle)
Wenn Fremdwort, weiß ich nicht,
woher es entlehnt sein könnte.
gJga gerinnen
cf. khetfia desgl.
gejcha stoßen, auch: sehr schnell laufen
geVa eine Rinne ziehen, auch scheren
(sehr verdächtig: tM '- gdfo =
Schere klingt zu sehr an seheer
|holl.] — Schere an)
gixa aufstampfen
Vielleicht aus dem Gwamba, denn
es wird gib nur von dem Tanzen der
Knopfneusen, das im Aufstampfen
besteht, gebraucht.
gißtma rennen
dial. di^gima desgl.
gildila etwa: auf die Brust schlagen
gipa mit einem stumpfen Stocke
puflen
g^ba treffen, das Ziel nicht verfehlen
gobela Samenkörner -stecken«
gdda beim Umzug Hausgerät trans-
portieren
gtpdima herabstürzen, abschüssig sein
gdda ironisch, sarkastisch rühmen
g$go(lrla am Stabe gehen
g&gnmedza einklopfen
neben kh$kltqmedza desgl.
'jögghya klopfen
neben khokhonya desgl.
gofnba picken (von Vögeln), Akt der
Begattung ausführen (bei Geflügel)
gthnela stöhnen
gofla versagen (mit der Färbung),
schmählich etwas ausschlagen
ydhya besteigen
gnfia rösten
auch ofia desgl.
gopa teilnahmslos dasitzen
göpela umflechten (z. B. mit Draht)
hgifvetö Ring, Reifen aus Draht-
geflecht
gitba Durchfall haben
gübula mit einem stumpfen Pfeil
treffen
gufki die ersten Übungen machen
(behufs Erlernung einer Sache)
gü^gula mit Macht ausreißen, term,
techn. für das Herausnehmen des
Rindermagens
gvja betrügen, falsch spielen
gujna Trockenes, Mehliges essen
th'gnm<? geröstetes Mehl, das als
Proviant auf Reisen mitgeführt wird
gtfona reichen (iiga) (bus an)
gupa abprallen von (Geschoß), es
kommt aber dabei auf den ge-
troffenen Gegenstand an
auch khitpa desgl.
cf. güywfa abschürfen (Haut)
gicaffa, besser gicxifllela, das Kalb fern-
halten , während ein anderer melkt
gtcdjiama niederknieen
guxunba auf die Finger klopfen
gvdda zum erstenmal beackern
giccpnba «Kopfnuß« geben
"/ahna selten für ama melken
•yaV» selten für hahia abschlagen, ver-
neinen
yW/a tragen
~/icaTta rauh sein, »schubbem«
ytcffa klimmen, an einer glatten
Stange
ytve^ka schaben
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Th. und P. Schwkllnüs:
Die Verba des Tsivendu
19
ytcJh besteigen
(yicJsa Last auflegen)
ytcf'/fla anklagen
ywefiya stolzieren
yictfia mit der Sichel abreißen
khrcifp) »abgesicheltes» Feld
ywifhiyla oder khwifiula einen
Ruck geben
ywiga mit der Sichel schneiden
khwipo »abgesicheltes« Feld
hddzinga rösten
'k&dziiiga desgl.
ha^iza peitschen
cf. hdpdia desgl.
hajja abschneiden mit der Sichel
ftffh/a scharf, mutig sein
hdma selten für ama melken
kh&mrto Melkeimer
ct.hdmula ausdrücken, auspressen
hdmba anfahren, schelten
halna sich weigern
(fu&nedza bestreiten)
hrfnda Wasser sprengen
hdnela erzählen, vortragen
cf. <iflca desgl.
hdhyxca vergessen
cf. hrfhga irreleitend sein
cf. 'ka^nganyim irreleiten, ver-
wirren
ha/tya leben
Könnte Lehnwort aus dem
Gwamba sein.
ha/tya, Grundbedeutung: leben
Aber nur noch in der Wendung:
htinydf u vone auf und sieh!
hapa schnüren
häfidza peitschen
häfula ausraufen (Gras)
luisa bespritzen
hd tula richten, verurteilen
he^rdza zullüstem
hiymana einen Zweikampf ausführen
Verdächtig als Gwamba.
h&Onhla den Baueli einziehen
fid/id ziehen
ÄOj/o viel profitieren
h&kfala zum Krüppel werden, ein
Krüppel sein
täi-hdle Krüppel
hdnza Feuer anmachen
hofla schnarchen
hojna zuschließen
(khqno Schlüssel)
h^ffl flechten, einen Strick drehen
htf'fola husten
hoga herunterlangen
tsi-hovi1 Haken zum Pflücken
von Früchten
ngore* Widerhaken am Pfeil
ho^ya mit einem Zweige bedecken
hofa desgl. (kausat.?)
hufiulmca sich aufblasen
hilelth ausrufen als Herold
hdla groß sein, werden
hrfluhga (Wand) verputzen, d.h. die
letzten Risse verstreichen
hujna zurückgehen
hihnbela bitten
htfmbula denken
hMga festbinden, speziell: Kleinvieh
an den Strick legen
hihrdza einzäunen
(hthtifa Hecke)
W'jfa reiben, scheuern
hit'tumftla hineinsinken
hdca bellen
hrfveja anspeien, aber nur von einer
Schlange
yjt versiegen
yßyara brodeln
yjla verloren gehen
yjdza verlieren
yßla/da sich verirren
ifa unnahbar sein, gelegentl. unstatt-
haft sein
| ijqfa heilen, neben djafia
i'ma stehen
i'mAa singen
i/tgatnelo sich über eine Kante beu-
gen, tun etwas zu sehen
20
Th. und P. Sc hwkllnus: Die Verba des Tsivenda.
iSra Namen geben
cf. filna desgl. (dzPtia Name)
if a bringen, kausat. zu ya{ geben
t'j'te mac lien
khdda treilH-n (Viel.)
cf. Makhäflo, Eigenname
khdfiula mit einem Ruck abreißen
cf. hada absicheln
khaJcha sich irren, etwas falsch machen
khdkhedza in die Enge treiben
klidla schallen
khchtikhn eine wunde Stelle be-
rühren
daneben thdnikha desgl.
k/ia/iya funkeln
khtotfa abreißen
besser khrfyla desgl.
kkdff/tala sieh kümmern, »sich scheren«
khdthvla abreißen (Strick)
cf. (hitkliula desgl.
kMv(hamedza aufschnappen (vom
Hunde)
khJphula löffeln
khejha ausscheiden, trans.
khrtyha gerinnen
khnffa rühmen, Ruhm verkünden
khojcha aufschichten
kh&khgmedza einklopfen
tsi-kokd oder kh&kho hölzerner
Nagel
Hö/r/iorefha ein sterbendes Tier vol-
lends töten
kkr^pha durchbrechen, abbrechen
khtjfha umbiegen, krumm machen
khd(ha überladen sein mit Früchten
khriba (Wasser), Flüssiges im Munde
halten
khufia (hga — mit) sich ducken (hinter),
Schutz suchen (hinter)
khüfchula den Fuß stoßen
khtMi/e/r/a sich versammeln, sieh ein-
finden
kh\phda abstreifen, term, techn. für
das Abstreifen des Schweißes (mit
Schweißlöffel)
kfuifumedza stoßen (zur Seite)
(Pel. kyprometza)
khtffumedza Topf zudecken
(Pel. khurometza)
khiha zusammenschütteln
khityhula mit stumpfem Pfeil treffen
k/nrd^la, term, techn., als Zweiter
seinen Assagai in das erlegte Wild
stechen
(Damit bekommt der Betreffende
ein Anrecht auf das »Vorderblatt«.)
khicajha Blätter oder Zweige vom Ast
abstreifen
khtcd^lha fett, dick, fest sein
khw'ifiula mit einem Ruck anziehen
7ra' schöpfen, pflücken
^kalbva in etwas Weiches hineinstechen
'kdbvariya mit den Füßen im
Wasser oder Morast herumtreten
'kd'dzmga oder hrfdzihga rösten (in der
Pfanne)
*kajia mit Leder überziehen
"kdykamela stottern
'kdjaha alt sein, alt werden (vom
Maskulinum)
mn-'kdjaha Greis
kaVakafa im Halse kratzen
'kahnba berauschend sein
'AytVkj oder 'ka'nya etwa: leider tun
(nur im Zusammenhang), z.B. no
'kd'na na tta — ihr habt es leider
getan
'krfnda treten
(kihidefa Umschlag machen mit
erwärmten Blättern, ein krankes
Glied drücken [eine Art Massage])
^kd'nuka staunen
'kah'iga I. etwa: rühren, z. B. beim
Rösten
II. mischen, cf. mukd*hgo —
bestimmte Asche als Sur-
rognt zum Schnupftabak
'fah'tynnyedza verwirren, irreleiten
(cf. kaVigandedzo nachlässig um-
wickeln)
'kafia ernten
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Th. and P. SfHWKi.t-NUs: Die Verba des TVivenda.
21
*k<t$4a klopfen
("kandefa, term, tcchn., kastrieren
durch Zerklopfen der Hoden |bei
Bocken gebräuchlich])
'kcfpa Dickflüssiges herausbefördern,
7.. B. Morast aus einem Graben
*k(fpedza überwerfen
cf. 'fofpudza
"ktfpudza einem Kinde Brei eintrichtern
'ktfpula einlöfleln
(hängt wohl mit k(fpa zusammen)
'kdfutea aus dem Schlaf erwachen
'kalm oder 'kdtya schlecken
karta zusammenrollen
(hFkdtedza nachlässig umwik-
keln)
kafa sich setzen (nur von Tieren, die
fliegen)
"kd^aiiga mutmaßen
'kr*g»ja alt werden (vom Femininum)
mu-'k^gvlu Greisin
keVekew gackern
kJma anbeißen
kiji'ta niederschlagen
'ftkCfn desgl.
gute Ausbeute haben, machen
kofla stoßen (im Morser)
'kddola -bocken«, das Hinterteil hoch-
heben (von hinten gesehen)
kf^/jnla hüsteln
'ktfkodza ziehen, schleifen
cf. hdha desgl.
köyh/mola hartleibig sein, geheime
Leibesübung mit Mühe verrichten
'kokqta einen Rest der Speise aus
dem Gefäß nehmen
"ktfkora auf dem Bauch kriechen, an
der Erde hinschleifen
(wohl derselbe Stamm wie in
kd'kwlza?)
ko^la -naseweis- sein
k&mt>ama krumm sein, krumm werden
"kihnbetxnka gut zureden, nötigen
' kdmbcxlza blenden
'kdmbodzala etwas in das Auge
hineinbekommen
^k&mbvqla ausstechen, hineinstechen,
z. B. in das Auge
"kdmeja den Penis (mit einem kleinen
Flaschenkürbis usw.) verkleiden, wie
es die Gwamba tun
kopa können, vermögen, übermögen
'köflarui freund sein, miteinander
fertig werden
khdtu^ni Freund
i 'ktfhaila breitbeinig gehen
tnak&ha Subst. dazu
k&nyola abbrechen (Stab)
'kdnfia hart, schwierig sein
"kdruhlela Ausdauer haben
ktfra aushöhlen
'kdsa ausschütteln, term, techn. für
das Ausschütteln des Schnupftabaks
aus dem Flaschenkürbis
I kä tama sich bücken
' koxa austeilen
I , h
'kfirfila untergehen (Sonne)
k&vola Kopfwunde beibringen
(cf. mdkortf geronnenes Blut)
'htdza hinwerfen
(kudzela, term, techn., Fier legen)
'kufla stoßen
'kufi&fca schüren (vielleicht die
Kohlen gegen den Topf schieben)
, kitlkumutea sich blähen
j 'kit kuna abnagen
kdla ausziehen, /.. B. Stiel aus dem
Beil, Zahn, Tür usw.
'hijuta reiben
(ki\luUedza glätten)
'kt/tna brüllen
(kiimela Beifall bezeugen durch
Brummen)
'kiiytnlm wegräumen
'ktuntdza einnicken
kulrnnfa ein Stück abstoßen
'kihtda besiegen
ktMga anlocken, hinter sich herlocken
"ktthgela anhängen
(mu-'Mngefo Henkel)
'hfpa, term, techn., den Fußboden
durch Schlagen glätten
22 Th. und P. Schwkllnüs :
kdsula, term, techn., gedorrtes Ge-
müse wieder aufkochen
'ArciUa ausspülen
'kdlukwa den Mund ausspülen
'foira I. (Kleider) waschen
II. zu Ende sein, z. B. von Blü-
ten: abgeblüht sein
(ngiuvo Kleid)
ykülrula Mais abkämen
'kuya maiden, zerreiben
kv'pdla abschürfen
'faijza intensiv kauen
(wie fressen zu essen)
"kitxiifula loslösen, z. B. Borke vom
Baum
gwatf, plnr. makwatp, Borke
'kwtta einsetzen, z. B. .Stiel in das
Beil, Tür usw.
'ktce^ta kratzen
la\fa liegen, sich legen
itöMa I. auflauern
II. zu Abend essen)
la(mba sich weigern
lä.mula Streitende auseinander brin-
gen
lofitfula die eigene (<•/*) oder eines an-
deren Sache vertreten
ct. mulandü1 — Schuld
ti/tgana miteinander unterhandeln
la^p/a lang sein
Ut*fa wegwerfen, sich abgewöhnen
(Wfadza im Stich lassen)
ldpfela aussetzen (Kind)
Ufre/fsa hinsehen
jdrtmm zurückschnellen (intrans.) (von
einer Feder)
/o'ctz/a hochschnellen (trans.)
mutövxi eine Art Kalle. die
Schlinge wird durch eine Feder
angezogen
/a,yo Gesetze vorschreiben, instruie-
ren
(JA/xLza einen Auftrag mitgeben)
hja auf kleine Kinder Obacht geben
lj[lutca leicht sein (an Gewicht)
Die Verba des Tsivenda.
Uhna abnorme Hörner haben
Itftnala abgestumpft, frech sein
Itjfibutca klebrig sein
l(tmrla schwer sein
Iftitya säumen, verweilen
Wta unartig, streitsüchtig sein
Ii, fa Strafe zahlen
fi^kita niederschlagen
cf. 'kiylita desgl.
litla weinen
ftlala den Blick nach oben richten
liyma hacken, -picken«
lifltfa bewachen
(fyi&la warten auf)
lilnga versuchen
lijtgana gleich groß sein
Ji[m Vieh hüten
lißa lassen
lilvqna einander gegenüberstehen
hjtda achthaben auf
lopdqta desgl. mit Färbung: zärt-
lich achthaben auf
lo/tga hineinstecken
Uha träumen
{th(ho Träume)
Id'm Begrüßungszeremonie ausführen
loga zugrunde gehen
lopela einweichen
/o,uxi behexen, vergiften
(mulop Substantiv dazu)
luyga schön, gerade sein
lu^ka llechten
lt/ma beißen
M/ntla (term, techn.) schröpfen
litfnelisa grüßen
Verdächtig als Lehnwort aus dem
Soth.
/fi,HtWca (Perlen) aufreihen
cf. rw'/KV/a desgl.
lunii* Pfriemen
lujiga salzen
liifanya aufeinanderhetzen
lupa huldigen
/wo, kämpfen
Iwdla krank sein
(et essen
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Th. und P. Schwkllncs:
mcfla eine Frau kaufen
mchna saugen
mdfia kneifen
lumdno neben lumapo (seiteuer)
Zange
maspha anklecksen
cf. phapha desgl.
mafa etwas in den Mund nehmen,
im Mund halten
cf. maf<fl Speichel
mb^fdfuiamcla untertauchen , intrans.
mbydjidamedza, desgl., trans.
mbvufka Zweige in das Wassergefäß
legen, damit das Wasser heim
Tragen nicht überplantscht
mbvifko solche Zweige
rnr^fa hervorwachsen
miflza verschlingen
Stamm: mija, bedeutet genau
dasselbe
milnza verspeisen, mit der Färbung
wie etwa: «einbauen-
mifla seihen, Wasser abgießen
mapa um-, herumgehen
mfyiamona im Kreise oder kreuz
und quer gehen
t/itfna oder mgr^ela intensiv kneifen
mttfia im Munde zergehen lassen
ef. mtttjo Salz
nzitfizumula zerren
nay regnen
na^ka schon sein
nä'kula abheben, abbrechen von der
Speise
naxma abputzen, mit Lehm bewerfen
(namuica sich loslosen)
ndmbatela ankleben, intrans.
ndhtja aussuchen
na^pvh kurzen Schlag geben
najha, terai. techn., das feinste Mehl
vom gröberen scheiden
ndtha etwas »eigen- maclien
napa (die Beine) an der Krde aus-
strecken, an der Erde entlang
ranken
Die Verba des TSivenda. 23
ndtfttdoivdza langsam einen spitzen .
Gegenstand eintreiben
tidifydumala einen spitzen Mund machen
cf. t^nunu Spitzmaus
ttfynbefela hängen, intrans.
ntpibedza aufhängen
n§ta müde sein, werden
nofla fett, feist sein, werden
(manond Hier in den Heu-
schrecken (wie Rogen), für Fett
angesehen)
nöpgqla heraus - » polkeu •
nu/eba stinken, wohlriechen
(nüfthedza beriechen)
ntfpeja untertauchen
ndvela desgl.
(tH-itwi Tauchen, subst.)
Mica1 trinken
n$thta hineingehen, neben dzdna
haAa etwas übelnehmen, «maulen«
hSmaila breitbeinig gehen
itdfnula mit Gewalt aufreißen (z. B.
den Mund), trans.
na/ux hemmen (z. B. das Pferd mit
dem Zügel)
Verdächtig als Sotbo.
hfhiza anbeißen
h&mbvola ausstechen (lies. Auge)
cf. 'kdmbuola
hüjnina murren, knurren
nwd'la schreiben, einkratzen
huxiyta abbrechen (von der Speise)
htcaya kratzen
Verdächtig als Sotbo.
ntcejka glimmen
Verdächtig als Gwa.
nyd\ scheißen
nyaflza verachten
nychnbudza kurzen Schlag mit einer
Rute geben
nyejiya glimmen
ny^pa lügen (poetisch)
Auch im Tii-kttlahya heißt -lü-
gen « so.
ny&dola abbrechen
ny&ngana verwickelt, verwirrt sein
24
Th. und P. Schwkm.kus : Die Verba des Tsivenda.
nyopa geschlechtlich verkehren
(nyo^ana geschlechtlich miteinan-
der verkehren (von Menschen])
ndfitfila besteigen, reiten
Daneben mifiefa desgl.
gahiza lecken
ftäf^etiza tupfen, betupfen
napa heftiger werden
Gelegentlich zur Hitdung des
Komparativs verwertet.
fiä^noa naß werden, aufweichen (in-
trans.)
ndire bringen
(einziges Verbum auf e)
n4&ny<nca vom Stiele fliegen (vom
Werkzeug)
nda geben
(nJrkedza zureichen)
tffifiga heimlieh weggehen
(ne/iywa Kkel empfinden)
no\ka schmelzen (intrans.), ohnmach-
tig werden
HQkaja naß werden
nu(la schlagen, züchtigen
ni/'/a I. aus dem Wasser ziehen
II. das Rind bei der Nase er-
greifen
nu^rula schlagen, kneifen, daß die
Haut sich ablöst
Htca, schmelzen (intrans.)
e'/a sich furchten
d'ka, term, teehn., Kohlen ans dem
Feuer nehmen, um ein anderes an-
zuzünden
dla künstliche Warzen erzeugen durch
Ritzen der Haut
o^lodzä schleifen (scharfen)
oW trocknen, intrans.
(hnela festtrocknen an, sich klam-
mern an
Ofnba festhalten
ofmbcIa festnageln
lynbaomba klopfen
cf. tsi'0.mbq Klöppel
dnda mager sein, werden
QftyoUnca sich ausrecken
(oftyana sich krümmen)
dra sich am Feuer wärmen
o^rgtea abends nach Hause getrieben
werden (vom Vieh)
qt.ia neben yo{tsa braten
pfax I. hören, empfinden
II. ausspeien
(vgl. dazu pfiy heißen)
pfnxpfama bruzzeln, prasseln
pfdrula, besser: pffrtfa, entlang
kratzen
pß^ heißen
pßiß'/afa kurz werden
pßiyka uberspringen
pßt[ta mit dem Pfeil schießen
pfttlutca verziehen, von einem Ort
zum andern
pßfaia reich sein, werden
pfufnba festhaften, z.B. Spitzname
pßhteja bürgen für jemand
(von pfthna'i)
pßqna knüpfen
cf. pßtydo (mit zerebralem nd)
Knoten
pßi^redza schüren
cf. ft^ra desgl.
/*/>/, V<7 zerfressen, und zwar Holz von
Würmern. Ameisen usw.
pßica mißlingen, den Dienst versagen
phtPdula absprengen
cf. /wtyu/a desgl.
pha$a gierig an sich reißen
phtfikhamedza hinüberwerfen (/.. B. Sack
auf den Rücken des Lasttieres)
phdkhamisa aufheben
Verdächtig als Lehnwort aus dem
Zulu.
phajala -ausschwärmen« (von einer
Kriegsmacht)
phdmasa ohrfeigen
pfohnula aufbrechen (z. B. eine Tür)
pfidhtyula vorwärtsschreiten (drast.)
phalpha klecksen, abspalten
phapama ausgebreitet daliegen
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Tu. und P. SrinvKu.MJs:
phdfula auseinanderreißen
phapta platzen
phrisa spritzen, sprühen, trans.
phdtfamrdza Wasser hinschfitten
phe^pha einein Geschoß ausweichen
p/u\jza, term., eine Kuh am Nasen-
riemen festlegen
mu'phi^fizq .Stange dazu
phfma Feuer auslöschen
pJu^pha triefen
phMula durchlöchern
(cf. p»[la desgl.)
phu\/a durchstechen
phüjusa wiederherstellen , erfrischen
phitfHuta abwischen
phitp/nula entrollen, entwirren
phüfttjula desgl.
phu'sa entwöhnen (Vieh), intrans.
phüfula aufwirbeln, trans.
phüx(hula mit stumpfem Pfeil treffen
phiivvjo ein Loch in ein Gelaß hinein-
schlagen
phu^a trinken
Fremdwort: Zulu.
F/jfa feige sein (/>% nicht Lenis)
Verdächtig als Sotho.
'pcldza streifen, Streifwunde heihi ingen
'jriduia ahhrechen (an einer Stelle,
wo etwas leicht hricht, z. B. Zweig
vom Stamm, Vorderhlatt vom Kumpf
(beim Schlachten] usw.)
'p&^kata vom Mais: Kolben ansetzen
in der Blattscheide
'paula kratzen, scharren
'pd'/ajxtdza zerkratzen (zusammen-
gesetzt aus und 'patdza?)
'pamba borgen, leihen
'ptfmbuica vom Wege abweichen
'pdfnudza einen Schlag mit der ilachen
Hand geben
*pafida zu Fuß gehen
Cpä-fidfila vertreiben
"pdfHlamwha verfolgen)
'pdhtzefafa unfruchtbar werden (vom
Vieh)'
ph<h,;e Kuh, die nieht kalbt
Die Verba des Tsivenda. 25
ptMtga einfüllen
^pifpamala auf dein Wasser treiben
"jtafa galoppieren
/Kr"/0 klemmen, einklemmen
pa^a treulos werden (z. B. wenn die
Henne die Bruteier verläßt)
jxiytainedza klecksen
/wW« das Bein zur Seite hoch-
heben
p^arna schief sein
^pJap^a wanken
'p&Iufa eine Scharte einschlagen
^ptmbela vor Freuden einen Einzel-
tanz aufführen
'j&nbisa tünchen
'jxjnga verrückt sein
pfhyula entblößen (durch Iloch-
schlagen der Kleider)
j>!jnya glänzen , blitzen
Jpelsula den Schurz hochfliegen machen
(etwa durch Sprünge)
'ptfta falten
(cf. mapeyta sog. O- Beine)
"pfrfnya »bocken-, vom Reittier
Verdächtig als Gwa.
'pyapya quetschen
pyfipyefha belasten, niederdrücken
ypya^a zerschlagen
'1/MA; z e n p i e ts c h e n
daneben 'pytfndula desgl.
^pi\i Bein stellen (bes. die Beine der
Kuh festhalten beim Melken)
pifla verstauchen
'pifbfi verstaucht sein
yj»^k(i -dick tun«, sich verlassen auf
pi^kido hochheben, mittels einer Brech-
stange
'/"i/" s'cn decken (ftf/a. mit)
/>/'«cfl, term., Korugruhc mit Gras
ausfüttern
pih'tga Vieh treiben
pt\nya zwinkern (Auge)
IK\f"!a Mbid sein, werden
'jxjmba umwickeln
*p(ynok<_dza falsch anschuldigen
'pöpynka entschlüpfen
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26
Th. und P. Schwkixnus: Die Verba des Tsivenda
'ptfra kleine Kopfwunde beibringen
(selten)
;wrs« werfen, mich: nicht treffen
'prfnda Knoten bilden , auf der Haut
oder im Teig (Mehlklöße)
btirttjlu Knoten (Haut), Mehlkloß
'püjmiza das Gesäß zusammenkneifen
'pdndula einen -Schubhs« geben (mit
dem Fuß)
cf. ijCpilttilu Fußtritt
%pu{tn zusammenrollen, welken
ra" od./Afl1 (itm/t/ra) (eine Art Sehach)
spielen
fa/>ela beten (Sotho)
raff a herausholen
term, techn.: Honig ausnehmen
rd^fvtca warm werden, auftauen, vom
Körper
ra^ha mit dem Fuße schlagen
retmba aufrufen (/pfo1), ein Heer auf-
hieten
r/fmbalala am Abhang entlang gehen,
parallel laufen
rdnda Fell in Streifen schneiden,
Striche ziehen
fdnga anfangen
rdfamuwa sich dehnen
'td^tamutca desgl.
raxtha eine Brücke benutzen
r^o eine Falle stellen
selten thJa desgl.
rejka ausgleiten, glatt sein
ffflzemmca ausgleiten
rdda Brennholz sammeln
fthna hacken (mit Beil)
(r^ma schmerzen)
rcfnha verhöhnen, verleumden
f^mbfda schlaff sein, z. B. Bogen-
sehne
rfxmbufuwa sieh umwenden
refnla preisen
rt}hya kaufen
rdra in Sprichwörtern reden, auch
etwa soviel wie »erzählen«
mir^rq Sprichwörter
ri, sagen
fbia Namen geben
riflda kochen, unter stetem Rühren
rilndila gerinnen (Blut), unempfindlich
werden (Stelle am Körper)
riytha rühren, anrühren , z. B. Falle zum
Losgehen bringen
rdla holen
ro^tha troj)fen
rtfthola kalt sein, werden
ru/ja an der Beschneidung teilnehmen
(verdächtig als Sotho)
p/dza Herz erleichtern
Kausativ von rdla Last abnehmen
ru'la Last abnehmen
rw'mo schicken
rüjnbula durchstechen
fuJttfa Urin lassen
rdnzela od. riHicla aufreihen, z. B.
Fische an den Kiemen auf eine
Gerte aufreihen
cf.lütfzedza Perlen auf eine Schnur
aufreihen
pthga stechen, nähen
n/Va aufschichten
(cf. murihathdkho Mastdarm
mato^ko = Mist)
ned schlagen
sella zurückbleiben
sep lachen
{xrpsea fortwährend lachen
sföela lächeln)
tteflza genau ansehen
sffkena dünn sein
seja, term, techn., durch Schütteln
im Korbdeckel sichten
htse.lo Korbdeckel
(mit sfjutca verglichen dürfte die
Grundbedeutung von seja etwa:
-hochwerfen« sein?)
fjittca aufwallen (von kochendem
Wasser)
sinta beschimpfen
(s&matta hat die reziproke Bedeu-
tung, heißt aber auch oft schlecht-
hin: schimpfen)
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Tu. und P. Schwellnüs: Die Verba des Tsivenda.
27
Sffnula Zahnstocher gebrauchen
cf. maitfmi? Vorderzähne, Hauer
sejula behobeln, beschuhen
stffdtja sich nähern, näherrücken
sejuja über eine Rechtssache verhan-
deln, disputieren
sfpyemdza oder %>iyene(a kitzeln
sefa unter etwas hindurchkriechen
sStm Taschen usw. durchsuchen, sehr
verdächtig als vom englischen »to
search* entlehnt
*f(ra Zukost genießen
sdra verleumden
zurücklassen
sipma brünstig sein (von der Kuli)
sifka Feuer quirlen
sivkula herausheben mit der Brech-
stange
cf. zi^kula desgl.
siVinya .Allotria- treiben
stma pflanzen
auch: etwas genau machen, z. B.
in der Verbindung: sflma u vnne
sieh es dir genau an
sifia faulen
si/tya, term, techn., die Zitzen der
Kuh mit Mist bestreichen, damit
das Kalb nicht saugen kann
Grundbedeutung? Eins der Ge-
schlechter der Venda wird sifign
genannt.
sifiya das Auge zukneifen
sifiyedza zuzwinkern
sipyuvca ärgerlich sein, ärgerlich werden
stntia »n Mörser stoßen
Der Ton, den das shula gibt,
heißt mutrfndn (zerebral), auch der
Klang von Tritten.
sifima hervorquellen
cf. pii-sihna Quelle
soJa Mißachtung ausdrücken
sofnoja Zahnstocher gebrauchen
sofneltca etwas zwischen die Zähne
bekommen
sdmba umdrehen
cf. sdhga desgl.
sdhya umdrehen
sihka gerben, kneten
Jtüjkumfitha wegstoßen
sitfla stänkern. Wind lassen
.suW dem Häuptling den besten Teil
(vom geschlachteten Tier z. B.) ge-
ben
supilta mit dem Finger weisen
(nufulmka allgemein: zeigen)
mmüfnba raUH Zeigefinger (mit
dem man auf Hexen weist)
\musüfnbuluo Montag, an dem man
von neuem zu zeigen, zu zählen
anfangt]
sufida abstoßen, zur Seite stoßen
(kneifen)
siifunujlza Nebenform von sv^kumedza
wegstoßen
sv^tuja abschälen, abledern
sufa sprühen (vom Regen)
jyi/,r« gleiten
srfrtta untergehen, verschwinden
sal brennen, verbrennen (intrans.)
wjedza überllechten . damit ein Strick
stärker wird
sofa die Schalen vom Maiskolben ab-
ziehen
salnjja neben saptla desgl.
■ya^a scherzen
sar(a berühren beim «Zeck«- oder
• Greifen« - Spielen
*aya zeichnen, mit Erkennungszeichen
versehen
srpda auf dein Bauche kriechen
s^tha die Älteren respektlos behandeln
sfola fegen
■sif/ala dunkel sein, werden
vi",'/:« anlangen
*t\nuja schlagen, züchtigen (einen Jün-
geren)
xfäga blind sein , werden
.s7'.<a Vieh in Pension geben
*t1Va begraben
S^fula frühstücken
sdya Vidi antreiben
sdmh gepi«gt sein
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28
Th. und P. SniwKM.NiTs: Die Verba des Tsi vend*.
s^konyqla abschürfen (Haut)
sfJittJa zerquetschen (Fruchte)
cf. /«War desgl.
■yf/tola abschälen
srj ffl zerreiben
stifa schlürfen
.safmtfa schnüren
m\i(in umkehren, umwenden
setflduka sich verändern
•vrtj'te beschmieren, (anstecken, von
einer Krankheit)
salra fliehen
■ja$a ermangeln. Mangel haben
seja gießen
iSpa kauen
fty'tf/edza martern
itMla scldachten
shtda Todeszuckungen machen
sdiia Scham empfinden
xu\la mit Kuhmist bestreichen
sujula ausschütten
sihna arbeiten
xujia verscheuchen
von stifi sich entsetzen?
Letzteres verdächtig als Sotho
tstrja.
svpima sieh auf den Hauch legen
tsa\ herunterkommen, hinuntergehen
tst?ka wackeln, intrans.
tsiyha niederdrücken
tsNufala dumm sein
/.«V« Aussicht versperren, besonders
»in der Sonne stehen-
txdyijdwka hineinstopfen
t.<as stehlen
Ui$na zischen (Speise auf dem Feuer)
fsu^ka rot, schmutzig sein
tsclba schlürfen, etwa: »picheln«
tha{ Nebenform von /•«■ (Schach)
spielen
thapa naß sein (Sotho)
thttidza Rätsel aufgeben
{thtti Rätsel)
thdnya klug sein
tJutthaba knattern
ihthhedza zu mehreren über einen her-
fallen
then Nebenform von rJa Falle stelleu
the^la Abgaben entrichten
Verdächtig als Fremdwort.
thha zumachen
thdfa mieten
thdma anfangen
thatJta eintunken
ihMa als Kriegsbeute mitführen
thitdza stoßen (zur Seite)
thifntia schießen
thttpka aufhäufen
thifoa helfen, Lehnwort aus dem Sotlio
thuUtia niederreißen
thdthuba aufspringen (Maiskörner beim
Rösten)
tsd aufgehen (Sonne)
tMfiama wimmeln
fahl schneiden
f-if^fa auf Nahrung ausgehen
cf. mitsejo Früchte
LsJma schreien
tyeßa weiß sein
f.ie^a Steine schichten
cf. fti»tyC\ki Mauer
t.tfudza zur Strafe keine Speise geben
f.sHa leben
tstmbila gehen
tithta tanzen
tsfinya Unrecht tun
tsipa von der Kuh: so weit sein, daß
sie Milch gibt, nachdem das Kalb
gesogen hat (vorher gibt eine echte
Kaflernkuh keine Milch)
/.v/W begehren (im bösen Sinne, wäh-
rend {w'rrt dasselbe im guten Sinne
bedeutet)
Isö^ifdza mit Dornzweigen verlegen
tsofintna durch dick und dünn geben
tifjtfm ein Gehege durchbrechen
( Fremdwort i')
tstifna anzünden (Sotho)
^td'kafa sich freuen
'ta^kanyela Zuckungen inachen
Ua^hila aufheben, hocliheben
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Th. und P. Schwei.lkus: Die Verba des Tsivcnda.
29
"tdla I. schwimmen
II. Linien reißen
'tchna begehren
'tdmba spielen
'tajnbuxca Mühe haben
'tfpnqkrala steif wie ein Stock werden,
sein
7tMga umgeben, umzingeln
'tapya lausen
\t(fnzula aufknacken, daß es spritzt
* tatst/ ja desgl.
'tefpa staken (mit einer Stange)
'torto empfindlich sein, sich scheuen
vor
'ufkateka hin und her gehen
'fffkttla umkippen (trans.)
^tejedza Widerwillen empfinden
'/eW/a die erste Milch von der Kuh
genießen
'tejtda zustimmen
"t^ndeleka hin und her gehen
'tfiteleka desgl.
f*/'9a (term.) Grieß sortieren
'tf/if/iifa desgl.
Vfj/w sehwanken, schwank sein
'tfrula ausschütten
Uifia zudecken
Vr'Aa stützen
,ftv kirne la versunken sein
'fi\matima zweifeln, unschlüssig sein
tinya einem Geschoß ausweichen
Vi-co, poet.: sich fürchten
*tdnza Feuer anzünden
tdnda Nachsicht, Fürsorge üben
Ufta kneifen
V^A* Wild verfolgen, ihm nach-
spüren
'tse'fa kerben, schnitzen
'tu/mba hocken
^ht-mula abschneiden
'h/nzi/ki Geschwür aufdrücken
'ft/nffa h e r v ors c h w e 1 1 e n
cf. thiiftgaiitäfnii junges Mädchen
von etwa 13 Jahren
-/«öj/nü1, kontra h. aus mmlihnu
Brüste
Jti/ngnla würfeln (Zauberwürfel)
'tu^pu/a ausreißen, entwurzeln
'fu^fuwa ankommen, aber noch im
Gehen begriffen
'tu-clitga (Ausschlag) aufdrücken
(hafiuta ablösen, wechseln
thakha etwas vom Baum herunter-
schlagen
fjtctkhamedza etwas auf den Baum
werfen, daß es oben liegen bleibt
ffufyhwha einen Schnitt zu Knde führen,
1 auslaufen lassen
j (hofiha am Spieß braten
(Aa^ra stechen , schlachten
{(harc/a, etwa: impfen)
(hJkha rupfen (geschlachtetes Geflügel)
thtjijiha aufschichten
(h#(hona jucken
(ftükhula abreißen
(fn^pha belästigen
(hu^a (Federn) ausraufen
(hwifja einsperren, zur Mast
"ftMzia Topf auf das Feuer setzen
\ax/una kauen
ausbrechen, aus »-'mein Gehege
cf. \afuita alt. lochricht wer-
den '(a/nm, term.: Mädchen ent-
führen
\afiala alt, lochricht werden
'(tPAehca ermangeln, in Bedrängnis sein
'tabula ausjäten
>tä\ifn klug sein
(nju/a wählerisch verfahren, unge-
recht sein
\rPmnfa herbe sein
(a^nha sieb waschen
y(a^ia Grundbedeutung?
Nur im Zusammenhang, etwa:
sintemal, wenn schon
"(apama aid* dem Rücken liegen
r f. ijojin ma d es g I .
taftm sich den (angenehmen) Sonnen-
strahlen aussetzen
'tapioca auf die Höhe gelangen
(a^izfi waschen (Irans.), kausat. von
30
Tn. und P. ScmvEu.Nüs: Die Verba des Tsivenda.
'/a'/ica sich erbrechen, «werfen« von ülkhutha ausklopfen (z.B. Kleidungs-
der Sau oder Hündin
'(afigana zusammen treffen
cf. tayigo/jedza in Empfang nehmen
"tapgula berauben
(0\(fila laden, Schnupftabaksdose füllen
pflanzen, ansehen von der Sonne
'(apanya sich beeilen
'(ittkimc ja Ii i n i i be r 1 uge n
cf. (hoMzi Spitze
'(p/ja suchen
y(o^ka einrammen
(2\fa stet~s hn Zusammenhang, z. B.
1/ (o/o-u (ja = er kommt gewöhn-
heitsgemäß
'(rjla nachsehen, auskundschaften
V«,wrt hineinstecken
(o/tga prahlen durch das Auftreten
"ffjra Lücken ausfüllen
toredza desgl.
Jll\{*Z.dza (einen Pfeil) in etwas hinein-
sehießen
'(drosa bedrängen
*(h{? weggehen
(tifiza hinken
'/ty/Vi seihen
'(o/infa die Schalen von den Mais-
körnern entfernen, Stoßen im Mör-
ser
'(tt^kisa etwas essen, um schlechten
Geschmack zu beseitigen
'(urkn/'ola klein werden
\uja etwa: böse Vorbedeutung haben
'(it[lutse(Ua (»der (iHu'kedza Wasch-
wasser über die Hände gießen
\uhna anstücken, Seil verlängern
(n/iga reizen
('(ttj'totdza drehen)
'{u.ftoula, term.: Kleie entfernen
(u,riyn Ilaare, Federn ausraufen
y(di>dn Lebensmittel einkaufen wie
seinerzeit die Söhne Jakobs in
Ägypten
(u^ija schärfen
VAfl sehnliches Verlangen haben
'jfira, Zeit zubringen
stücke)
tiflda schimmeln
{mu~vnd4x Schimmel)
ufldula ergreifen (am Bein z. B.)
u/ioa neben üfigeMa locken
cf. 'kdnga locken
t^hga brausen
ujtgula absahnen
vaja zumachen
vd'hga mischen
vdftgula Dorn ausziehen
va^ya stechen (vom Dom)
ve^ta kratzen (z. B. Katze)
rip abledern
ri[li/igatiya durcheinandenühren
cf. riVihgana , intrans.
vilma neben ci'Wz jagen, aufspüren
ro^o anbrennen (trans.)
tufja zahm sein, werden
vu,la öffnen (Tür)
cf. voyfa schließen
vttatja, selten vi?(ia brechen (trans.)
nt{ra (Fleisch) in etwas verdorbenem
Zustande sein, wie hierzulande das
Wildfleisch
mtwa aufstehen (vom Schlaf)
vafia Holzarbeit machen, schnitzen
cf. mba/lq Beil
vali$a wehe tun (trans.)
von ro'ra schmerzen
nija zählen, lesen
raj/ja mil Latten verschen (z. B. Dach)
cf. tu-rajela Latte
vajnba spannen
rajnbadza verkaufen
vajnbala feil sein
vapnbrla nebeneinander sein, geben oder
stehen
va'nda ohrfeigen
räftda'kana oder rd^deknna nebenein-
anderstehen
rajuja Baubolz geradestrecken
cf. mapapgn Baupfähle
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Tu. und P. Sciiwellküs:
vaflda in der Hand betrachten
vapa Feuer anzünden
cf. tii-vopo Feuerherd
vafco I. wehe tun (intrans.)
II. sengen, ansengen
vfh hinlegen
vtPkanya zurechtlegen
veftga (Fleisch) in Streifen schneiden
rjnga jemand -auf dem Strich- haben
rjula rasieren
cAi mit Zweigen einen Verhau machen
vfbva reif, gar sein, werden
vMza rufen
vtya häßlich, schlecht sein, werden
cttyi legen (poetisch oder Kai.)
vija kochen, sieden (intrans.)
vfla -mahnen. (Schuldner)
viHingana in wüstem Durcheinander
sich befinden
vijuh sich beeilen
htviylq Eile, Schnelligkeit
viftgatia einander heiraten, Hochzeit
machen
cd/a binden
vgfnba brüllen (Lowe)
vdtm sehen
Utvafle Licht
Wflttfeb leuchten
vt/dza sagen
ctldzisa fragen
väfizu/a oder viylzedza pusten , anblasen
(Feuer)
vttlaya, daneben: vuxlaha töten
vt?hnga verwahren, aufbewahren
vthnba bilden (aus Ton)
rtfmbuhnta sich wälzen
Die Verba des Tsivenda. 31
vtuia welken
vufiga Fliegen verscheuchen
v*ha herrschen, regieren
PM,7a stochern
rupa sich ducken , flach auf die Krde
legen (Vögel oder sonstige kleine
Tiere)
rwjyo zurückkehren
way fallen
tce^la überschreiten , übersetzen
ytz, hingehen
zvftxi prahlen, sich rühmen
zax dünner werden (vom Leibe), •auf-
stoßen« (durch die Speiseröhre)
zaxla säen
zffa lügen
z^kula etwas Großes, Schweres hoch-
heben
zhna jagen, aufspüren
sfmba aufschwellen
(zihnbelti »Verstopfung« verur-
sachen)
za^ka niedertreten
z<^mba lärmen
zafnbula abreißen (einen Strick mit
einem Ruck)
io,Vrt(den muzato — Tam. dcrGwamba)
tanzen
zö^gaydedza niederdrücken, hinein-
stopfen
zo^ta intensiv: Körner zerbeißen und
kauen
lunula entreißen
32
Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tete,
einem Dialekt des Unter -Sambesi mit Varianten der
Sena -Sprache,
Verfaßt von P. Alexander v. d. Mohl S. J.,
Missionar in Boruius.
Vorwort
Wir beschäftigen uns hier mit zwei Dialekten der Bantu -Sprache 1 vom
1'nter- Sambesi : dem Dialekt von Tete und dem von Sena. Das Gebiet
dieser Sprache erstreckt sich von der Mündung des Sambesi bis in die
Kufukw a-Gegend nach Nordwesten und dann vom Mas hon a land südlich
bis zum Nyassasee' nördlich. Außer den genannten Dialekten unter-
scheiden wir noch den von ('hire und von Mashon a, obgleich letzterer
auch als eine selbständige Schwestersprache betrachtet werden kann. Es
scheint, daß der Dialekt von Sena der ursprüngliche ist, weshalb er die
Aufmerksamkeit von Week und I*. Tonend besonders auf sich gezogen hat.
Den Dialekt von Tete sehen wir als eine Abzweigung an.
Während unseres Aufenthaltes in der Unter -Sambesi- Mission haben
wir Gelegenheit gehabt, unter der ausgezeichneten Leitung des oben-
erwähnten P. Torrend in die einfachen, auffallend konsequenten und philo-
sophisch gedachten Sprachen von Tete und Sena einen tieferen Hinblick
tun zu können. Hei dieser Gelegenheit wurden wir mit den Schwierig-
keiten bekannt, welche die Erlernung dieser Sprachen dem Nicht- Portugiesen
bereitet. Deshalb haben wir uns entschlossen, durch Bearbeitung einer
' Vgl. Comparative Grammar of the South African Bantu Language* von
V. J. Torre nd S. J. (London).
8 Dieses Gcliict folgt also dem Laufe der zwei großen Flüsse Sambesi und
Chitv. Man muß aber auch liin/.ufügcn . daß wir außer der lierrsclienden Sprache
hier und da Dialekte veischiedencr anderer Bantu- Sprachen linden, so z. B. das
Ci-Tawara in Boioma, Ci-Boro von Morumliala, Ci-Podzo von Luabo.
Ci -Ts eng a von Huangwa usw.
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v. i). Mohl: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tete. 33
kurzen, praktischen, zum Selbststudium bestimmten Grammatik dem Deutschen
oder wenigstens dem deutschsprechenden Missionar, Angestellten oder Agenten
ihre Aufgabe zu erleichtern.
Die vorhandenen grammatischen Handbücher sind portugiesisch ver-
faßt und dazu wenig praktisch, da sie bloß Regeln enthalten, ohne zu ihrer
Anwendung Anleitung zu geben. Von der Syntax ist da keine Rede.
Wir haben in dieser Arbeit die Hartlebenschen polyglotten Gramma-
tiken uns zum Vorbild genommen1. Da, wie gesagt, die Dialekte von Tete
und Sena sehr verwandt sind, so war es nicht schwer, sie gleichzeitig zu
behandeln. Im Texte und in den Übungen haben wir das Ci-Nyungwea
behandelt, dagegen in den Noten machten wir auf die entsprechenden
Varianten des Ci-Sena aufmerksam. Wer also die letztere Sprache erlernen
will, der soll sich vor allein gut diese Noten aneignen und nach denselben
sowohl als den verschiedenen, im Wörterbuche angeführten Sena- Aus-
drücken die Übungen modifizieren.
Zur Orthographie sei bemerkt, daß wir anstatt ch (yu) oder 6 ganz
einfach c gewählt haben, weil es sieh um einen einzigen Laut handelt
und derselbe ebensogut durch c als durch ch oder <? sich schreiben läßt.
Die Buchstaben sind ja bloß arbiträre Zeichen, und je einfacher sie sind,
desto besser. Dann haben wir die so oft im KafTrischen vorkommende
Aspiration mit einem h geschrieben, weil das lateinische Alphabet sie
durch diesen Buchstaben ausdrückt. Außerdem wird h nur als Modifikation
anderer Konsonanten gebraucht. Das ist nun auch der Kall, wo die Aspi-
ration im KaffViselien vorkommt Deshalb schreiben wir aspirierte Kon-
sonanten: kh. th. ph*.
Was sonst hier neu oder originell erscheint, das wurde aus den Er-
klärungen des P. Toriend geschöpft, wobei die klassischen kaffrischen Fabeln
als Unterlage dienten. Diese sind die ein/ige Literatur der Kaflern. In
den Fabeln hat sich nicht allein ihr ganzes Denken und Gefühlswesen ab-
gespiegelt, es ist auch ihre klassische Sprache darin enthalten. Dies war der
Grund, weshalb wir die einzelnen grammatischen und svntaktischen Regeln
aus den Fabeln zu begründen suchten und ans ihnen das Materini zu den
1'buugen schöpften. Die Fabeln sind viel zuverlässiger, um das klassische
M oment zu finden, als mündliche Erklärungen. Bei den letzteren ist manch-
mal schwer zu unterscheiden, was als persönliche Eigentümlichkeit des
1 Die praktischen Übungen wurden wegen Mangel an Platz ausgelassen.
' So heißt der Dialekt von Tete ktiH'ris.h. Nvungwe ist der einheimische
Name von Tete.
3 Es scheint sehr unpraktisch zu sein, die Aspiration mit einem naehfolgenden '
7.u bezeichnen, z. B. k' t' p. Die Verwechselung mit dem Apostroph liegt nahe,
alier vor allem ist es etwas dem lateinischen Alphabet Fremde». Dieses keiini
Zeichen über und unter dem Buchstaben, aber nicht daneben. Der Apostroph
vertritt einen Buchstaben, steht also nicht daneben als seine Ergänzung.
Mitt. d. Sern, f Orient Sprachen. 1904. III. AbL 3
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34 v. n. Moni.: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tefe.
ungebildeten Scliwar/.en und was als klassisches Merkmal der Sprache
betrachtet werden soll. Dagegen haben die Fabeln in ihrem Wandern von
Mund zu Mund durch Generationen Gelegenheit gehabt, sich zu läutern.
$ 1. Das kaifrische Alphabet
(1) Das Alphabet des Tete besteht aus 25 Buchstaben: a. b. c.
d, f, f. g, h. t, j, k, l. m, n. c, p, r, s, t, u, r, tc, x, yy z. Wir haben
also 5 Vokale: a, e. i, o, «; 2 Halblaute: w, y\ und 17 Konsonanten: b.
c, d.f, g. h, k, 1. m , n, p, r. «f, /, r, x. z.
(2) Die Aussprache der einzelnen Buchstaben.
Die Vokale werden wie im Deutschen ausgesprochen.
Die Halblaut«-: «• klingt wie un, also wie tc im englischen water.
Es ist eine Art m. welches schwach ausgesprochen wird oder ganz ver-
schwindet, z. B. tcaknzi (Krauen) klingt gewöhnlich akazi1. Wo ein Hiatus
zu vermeiden ist, muß das >r deutlich ausgesprochen werden, z. B. teakazi
area (diese Frauen).
Daraus folgt die Hegel, daß ein unbetontes u vor einem betonten
Vokale zu tc wird, z. B. mtc-amunn (mu-amuna) mtca (mvd) usw. Selbst-
verständlich wird dieses tc nie betont.1 y wird ausgesprochen wie j m
-jetzt-, z. B. uyu (dieser), aytiyl (nein!).
Die Konsonanten b, d, k, p, /, l wie im Deutschen.
Das p muß vom b und das / vom d in der Aussprache genau unter-
schieden werden, damit das Wort eine verschiedene Bedeutung bekommen
kann, z. B. kuba (stehlen), kupha (toten), c (tschie) entspricht mehr oder
weniger dem italienischen c in Cicero (dem polnischen r); es wird bloß
weicher und etwas zischend ausgesprochen. Dies gilt besonders vor
a, o, «, z. B. ra (tsrhia), co (tschio).*
g klingt wie g in geben. Mit einem Punkt versehen (g) wird es
zu einem verschlungenen und gutturalen j, z. B. ngombe (Vieh), ngono (klein*.
j ist gleich dem italienischen g in generoso (dem dz im Polnischen)
oder dem g in gentlemen.
m und » werden nie mit dem vorgehenden, sondern immer mit dem
nachfolgenden Vokale verbunden. Wenn ihnen ein Vokal oder ein Halb-
laut folgt , so klingen sie wie m und n in muß und nicht; folgt aber ein Kon-
sonant, so hört man bloß einen nasalen Klang wie in hm! hm! Die
Schwarzen sprechen ihn zwar in m anders als in n aus, aber man muß
sehr geübt sein, um den Unterschied zu merken.
1 Manche Autoren lassen oft dieses u> ganz aus. Es ist aber wenigsten*
in Tete nicht ganz korrekt, weil die dortigen Kalfern bei langsamer «nd deutlicher
Aussprache das tr hören lassen.
' In Sena verschwindet das tr noch mehr, so daß es oft ganz ausgelassen
werden muß, z. B. py-nna Kinder; nicht j>y-(ir)ann.
' Wie in dem Vorworte gesagt, ist die Schreibart dieses Lautes seiir ver-
schieden: bei den englischen Autoren cA, bei den alten portugiesischen qu.
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v.o. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu-Sptache von Tete. 35
/ und r sind nahe verwandt. In einzelnen Dialekten sowie in der
Aussprache einzelner Individuen wird das eine oder das andere mehr hervor-
gehoben, so z. B. in Tete liebt man mehr das r, in Sena dagegen das /; des-
halb schreiben wir z. B. im ersteren muknruy im letzteren mukulu. Oft ist
dieser Unterschied in beiden Dialekten schwer festzustellen. Tatsächlich
nach a, e, i hört man mehr /. nach e, i (auch in Sena) das r. Wir
werden im Tete -Dialekt kein / gebrauchen.
s klingt wie * in muß, aus. Mit dem Zeichen (*'), aber weich und
zischend (wie etwa * im Polnischen), z. B. kupiipa (speien).
v entspricht dem tr in weiden. Ks muß immer deutlich ausge-
sprochen werden; aber nie wie v in voll.
x klingt wie sch in schämen (sz im Polnischen).
z entspricht dein * in Segen, selbst (aber nicht wie z in zu). Das
beigefugte Zeichen (i) macht es weich und schwach, etwa wie das fran-
zösische j in jardin und das polnische i in zaden.
(3) Neben den einfachen Konsonanten gibt es manche zusammen-
gesetzte, wie dj, ts (etwa wie tz in entsetzlich) , dz (diese beiden Laute
müssen deutlich ausgesprochen werden), ty (etwas zischend).
(4) h nach c. p, k, /, r, also ch, ph. kh. th, vh bedeutet, daß diese
Konsonanten aspiriert werden müssen, folglich so ausgesprochen, als ob man
sie mit einem verschlungenen h verbunden hätte, z. B. phaza (Hacke), khumi
(zehn), thika (Hyäne), chira (ka Arische Leinwand). Diese Aspiration ändert
manchmal die Bedeutung des Wortes, so z. B. die veraltete Form kupa
(geben) und kupha (töten).
(5) Anmerkung. 1. Der Akzent fallt in der Regel auf die vor-
letzte Silbe. Nur die formlosen Wörter (1H4) bilden eine Ausnahme, z.B.
mwamuna (der Manu), kusendzeka (spielen).
2. Da die Präfixe mit den Wurzeln zu einem Worte zusammenfließen,
so schreiben wir sie auch mit denselben zusammen. Nur in manchen Fällen
trennen wir sie der Klarheit wegen, so z. B in den lokativen Formen, bei
den possessiven Partikeln, wie pa ndjira (auf dem Wege), ku Nynngtce
(nach Tete), mu nyumba (im Hause), cinthu ca munthu (Sache den Menschen).
§ 2. Die Zehnklas8enbildung.
Das charakteristische Zeichen der Bantu -Sprachen ist die Klassenbil-
dung. Sie besteht darin, daß alle Substantive nach gewissen inneren oder
bloß phonetischen Gründen in gewisse Kategorien, die wir Klassen
nennen, zerfallen. Jede Klasse, besitzt ein besonderes Präfix für
den Singular und den Plural, welches mit der Wurzel verbunden das
Merkmal des dadurch gebildeten Substantivs hildet. Nun wird alles, was
mit dem Substantiv zusammenhängt, also: Adjektive, Zahlwörter, Für- und
Zeitwörter, mit dem Merkmal seiner Klasse verbunden.
(6) Die Zahl der Klassen variiert in den verschiedenen Bantu-Sprachen
zwischen zehn und zwölf. Die Sprachen des Unter- Sambesi kennen deren
bloß zehn.
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'if> v. n. Moh!.: Praktisch- Grammatik der Bantu -Sprache von Tete.
(7) Jede einzelne Klasse besitzt zwei radikale Formen der
Präfixe, von welchen alle übrigen abgeleitet werden. Wir nennen sie
kurz die starke und die schwache Form. In der einen wie in der
anderen besitzt der .Singular und der Plural besondere Präfixe.
(8) Tabelle I. Die beiden Formen.
Klasse
Starke F«»rm
Schwache Form
Anmerkung
1 !
— — —
(b)u
1. Bei jeder Klasse steht das
ma
(y)a
Präfix des Singulars in der ersten,
M t
" I
(("))
ri
das des Plurals in der zweiten
ma
(y)a'
Linie.
!
mu
2. Was in den einfachen
•
ff$€
t t/W
Klammern ein<re<<rhlov<**n ist kann
iv !
c. ci
ci
entbehrt, was in den doppelten.
bz. bzi*
bzi 1
auch umgeändert werden. So z.B.
(i)». (i>
<yV
fällt das((mw)) der sechsten Klasse
(zi)n, (zi)m
zi
ganz weg in baba (Vater); das
v. !
((mu))
(yV
((ri)) der zweiten Klasse wird durch
ira
tta
dzi vertreten in dzi-.*o (Aujjp).
VII
pa
pa
3. Die beiden nulikalen For-
VI II
mu
mu
men unterscheiden sich dadurch.
IX
ku
ku
daß die schwache Form der ersten
ka
ka
sechs Klassen anstatt m bzw. u
x !
tu*
tu'
das euphonische y bekommt.
(9) Die siebente, achte und neunte Klasse werden die Iokativen
Klassen genannt. In den Bantu - Sprachen (auch eine Kigentümlichkeit)
sind die Ortsverhältnisse pa (oben), »im (drin), ktt (gegen, in, hinzu) keine
Präpositionen . sondern bloß Präfixe, die mit dem nächstfolgenden Substantiv
ein neues Substantiv bilden, welches als Subjekt der Adjektive. Für- und
Zahlwörter auftritt, z. B. adapita mu nyumba, momuce mukhana munthu.
■ mu* nyumba' (im Hause) ist ein lokales Substantiv, weshalb das momwe
(welches) und mu khana (hatte) das Merkmal der achten, nicht der fünften
Klasse trä^t, zu welcher das nyttmba (Haus) gehört.
§ 3. Die starke Form.
(10) Mit dieser Form werden vor allem die Substantive gebildet.
Kine Flexion der letzten Silbe, d. h. Deklination, kennen die Bantu-
Sprachen nicht.
1 In Sena pi.
* In Sena wäre es korrekter: (tr)a, (tr)u, (ir)u.
3 In Sei, a verschwindet das b in der Regel.
4 Siehe (5) Nr. 2. Wenn «her daraus ein hesonderer Ausdruck sich gehildet
hat, schreit» t man zusammen, z. B. pantM (auf der Krde), kut«ogoro (weiter).
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v. d. Mom.: Prakti«.rh«' Ciraiiimatik der Bantu - Sprache von Tete. 37
(11) Dann bekommen diese Form die kardinalen Zahlwörter
von eins bis neun, also: -bodzi (ein), -trirt (zwei), -thatu (drei), -nay (vier),
•jcanu (fünf), -tantatu (sechs), -nomtce (siel>en), -sere (acht), -pfemba (neun).
(12) Zuletzt folgende sogenannte starke Adjektive: -muna (Männ-
chen), -leazi (Weibchen), -kuru (groß), -nyono (klein), -nyononyono (sehr
klein), -ton*1 (lang, weit, breit), -fupi1 (kurz), -bodzibodzi (derselbe), -psa
(neu), -Me (weich), -teisi (grün, neu, roh), -nyapit oder -nyanif (wie
viele?), -zindji (viel).
Anmerkung, -cena (weiß), piipa (schwarz), -fuira (rot), in Tete auch
-ittanyo (24), werden mit der starken und der schwachen Form gebraucht.
(13) Tabelle II. Beispiele der starken Formen
Klasse
Substantive
Zahlwörter
Starke Adjektive
•*
1 \
(b)u
u-ta (Bogen)
uta u-bedzt
uta u-kuru
r na
ma- uta
mauta ma- tantatu
ma uta ma- nyono
- i
((«))
dzi-.so (Auge)
dziso ri- bodzi
dziso ri-tari (breit)
ma
ma-so
ma-so ma-wiri
Tfiu-so ma-jupi
mu
mu-ti (Baum)
mu-ti u-bndzi
muti u -bodzibodzi
mi
mi-tt
rni-ti mi- nomtce
rni-ti mi-pm
c, ci
ci-nthu (.Sache)
c-ara (Finger) ci-
ci-nthu ci-tete
■v|
bodzi
bz, bzi
bzi-nthu
bz-ara bzi-xanu
bzinthu bzi-kari
(»>, (i)m
n-tfombe, m-buzi
nyombe i- bodzi
nyombe i- muna
vi
(Ziege)
(Ochs)
(«)
(zi)nyombe. (zi)mbuzi
nyombe zi-nay
nt'fombe zi-kazi
(
' (Kühe)
V. }
((mu))
rmt-nthu, baba
mu-nthu m- bodzi
mu-nthu mu-psipa
tea
uxi-nthu, tea -baba
tea-nthu wa- thatu
wa-ntltu wa-kuru
VII
pa
pa dzuru (oben, auf)
VIII
mu
»tu dzuru (iu der
Höhe)
IX
ku
ku dzuru (nach
oben)
ka
ka mwatta (Kind-
ka-mwana ka- bodzi
ka-mwana ka-cena
lein)
tu
tu-uxtna
| tu - teana tu - pfemba
tu - trana tu - zindji
(14) Anmerkung. 1. Jedes Substantiv hat seine bestimmte Klasse,
dagegen die erwähnten Zahlwörter und starke Adjektive nehmen das starke
Präfix der Klasse an , zu der ihr Substantiv gehört. Dieselben können nicht ver-
bunden weiden mit den Präfixen der siebenten , achten und neunten Klasse.2
1 In Sena sind diese Ausdrücke nicht gebräuchlich.
1 Einige besondere Ausdrucke wie pWri (lusammen) , kuhorfzi (in derselben
Richtung) und panyuno (etwas) bilden eine Ausnahme.
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38 v. d. Mom.: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete.
(15) 2. In bezug auf die Bildung der letztgenannten Namen ist zu
bemerken :
a) In der sechsten Klasse wird immer tn-bodzi (st. mu-bodzi), in der
dritten dagegen u-bodzi (st. mu-bodzi) gebraucht.
b) In der fünften Klasse fällt das n weg, z. B. ngomb* i-muna (st.
i{n)-muna).
3. In den Bantu -Sprachen gibt es keine besonderen Geschlechts-
formen. Um den Geschlechtsunterschied hervorzuheben, fugt man dem
Substantiv das -muna, -kazi (12) hinzu, so z.B. ngombe i-muna (der Ochs),
nyt/mbe i-kazi (die Kuh). Mwamuna uud mukazi (Mann und Weib) sind Sub-
stantive.
Man kann auch das Männchen durch mukono ausdrücken, z. B. mukoru>
ua mbuzi (der Bock — Männchen der Ziege).
4. Manche starke Adjektive werden in der vierten und sechsten
Klasse als Substantive gebraucht, so z. B. mu-kuru (der ältere Bruder,
Beamter), mu-ngono (der jüngere Bruder), mtt-inango (der andere), cibodzi-
bodzi, bzibodzibodzi (dasselbe), bzinango (das andere), bza-pezi (Unsinn) usw.
$ 4. Die schwache Fora.
(17) Die Eigenschaft einer Sache kann auf doppelte Weise ausge-
drückt werden: entweder durch ein Adjektiv oder durch einen Genitiv
(Genitivus possessivus). So z.B. können wir sagen: der königliche Sohn
oder der Sohn des Königs. In beiden Fällen sagen wir, daß der Sohn
die Eigenschaft besitzt, einen König zum Vater zu haben.
(18) Die kaflrische Sprache kennt eigentlich bloß eine grammatikalische
Form, um diesen Besitz auszudrücken. Sie bestellt darin , daß die schwache
Form mit der possessiven Partikel a und dem Worte (Substantiv, Adjektiv,
Zeitwort usw.) verbunden wird, welches die Eigenschaft ausdrückt. So
z. B. mwana ua mambo (Sohn des Königs), mwana ua-kucendjera (ein ge-
wecktes Kind).
(19) Auf diese Weise werden gebildet:
1. Die Formen, die dem Genitivus possessivus entsprechen, wo also
die Eigenschaft durch ein selbständig gedachtes Substantiv ausgedrückt
wird, z. B. mwana ua mambo1, mbuzi ya mambo (die Ziege des Königs).
bwadwa bwa mambo (das Bier des Königs).
2. Die eigentlichen schwachen Adjektive, wie -didi (gut,
recht), -didisa (sehr gut), -dztre (links), -kutu (stark), -pezi (leer, ohne Wert).
3. Die abgeleiteten schwachen Adjektive, wo die Eigenschaft
als ein Infinitiv, ein ganzer Satz, ein als Wurzel gebrauchtes Substantiv er-
scheint, z. B. ma-rua ya-kutapira (süße Blumen, vom Infinitiv kutapira süß
sein), mwana ua-kucitankondo (ein streitsüchtiges Kind, von kucüa nkondo
Streit macheu), nyama ya-ntsundi (ein altes Fleisch, von tsundi Proviant).
1 Der Unterscheidung wegen trennen wir in diesem Falle die Wurzel vom
Übrigen: ua mambo (nicht uamarnbo). (Siehe (5), 2.)
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v.o.Moni.: Prakii.s«-])»' Oraiiimatik dor Bantu - Spracht* von Tete.
39
4. Die possessiven Fürwörter. Hier wird die jeder Person ent-
sprechende Wurzel vermittels des possessiven a mit der schwachen Forin
verbunden.
Die Wurzel für die erste Person ist im Sing, -nyu1, im Plur. -tu
• • • »zweite» »» • -ko , » » -nw
» • » »dritte »• » -ce, » » -tco
(20) Tabelle III. Beispie
der possessiven r or men
Fi
Klasse
Schwache Adjektive
Posse>sive Fürwörter
I
I
11
III
bu
IV
V
VI
VII
VIII
IX
uta bwa (bu-a)mambo
\. (y)a j mauta ya (ytPa)mambo
l ri ,bira ra(ri-a)mambo
f (y)a I mabira ya mambo
L (y)« | rm//i ua(u-a)mambo
!CT
u/a ua-didi
mauta ya-didi
bira ra-didi
malrira ya-didisa
muti ua~didi
miti ya-didi
cinthu ca-didi
bzinthu bza-didi
uta bwa-ngu
mauta ya-tu
bira ra-ko
mabira ya-nu
muti ua-ce
miti ya-wo
cinthu ca-nyu
bzinthu bza-lu
'| wa
i /*»
//im
An
ya{y-a)mambo
cinthu ca(c-a)mambo
bzinthu bza(bzi-a)-
, mambo
{y)i ' nyombe ya{y-a)mambo nyombe ya-didi
zi j ngombe za(zi-a)mambo] nyombe za~didi
mvana ua{u-a)tnambo \mwami ua-didi
teana w a (wa^a)mambo \teana wa-didi
pa njira pa{j)a?a)ku
hyunyice
mu nyumba m wa(mu-a) —
ku maso kwa(ku-a) ku/amba kwa- didi
gegenüber
kamwana ka(kd^a)
gegenüber
tuwana ttea(tu-a)
gegenüber
(21) Bei der Bildung des possessiven Präfixes ist zu bemerken:
1. Das finale i des schwachen Präfixes wird elidiert, /.. B. ra(ri-a),
bza(bzi-a). Das finale a des schwachen Präfixes wird zusammengezogen in
a, z. B. wa(w(Pa), ka(ka^a). Das finale u des schwachen Präfixes nach
einem Konsonanten wird zu tc, /.. B. bwa(bu-a), mwa(mu-a).
2. Das y fällt weg vor « in der dritten und sechsten Klasse, z. B. ua(yu-a).
3. Die Substantive der Familienbezeichnungen wie baba, mama ( Mutter).
m kazi (Frau), baya (Mann), mwana, mtcandza (Verwandter, Gefährte) wer-
den verbunden mit der possessiven Wuiv.el wie Babanyu. mamako, bayace,
mtcandza tu usw.
1: ** I
tu
(gutes Gehen)
kamwana ka-didi
tuwana t wa-didi
nyombe ya-ko
nyombe za-nu
mwana ua-ce
teana tea -wo
pa nyumba pa-nyu
mu nyumba mwa-ko
ku nyumba kwa-ce
ka - m warm ka- nyu
tu -teana twa-nyu
1 In Sena ist ~nga. Das pi der vierten und zehnten Klasse ändert t in y
vor a, so z.H. pi-nthu pya mu-nlhu, pinthu pya-didi (gute Sachen), pinthu pya-tn
(unsure Sachen), py-ana pya munthu (die Kinder des Menschen) usw.
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40 v. n. Mom.: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tete.
$ 5. Die demonstrativen Neben- nnd Fürwörter.
(22) Durch die schwache Form bilden wir auch die drei Positionen
der demonstrativen Adjektive und demonstrativen Fürwörter. Dieselben
unterscheiden sich nach der Lage, welche der betreffende Gegenstand zum
Sprechenden (erste Person) und zum Angesprochenen (zweite Person) ein-
nimmt. Also:
erste Position bei der ersten Person mit zwei Formen,
zweite Position bei der zweiten Person mit zwei Formen,
dritte Position weder hei der ersten noch bei der zweiten
Person: eine Form.
Die Formen werden folgendermaßen gebildet:
1. In der ersten Position wird die erste Form durch die
schwache Form als Suffix gebildet: uta -Im (dieser Bogen), bzinthu-bzi (diese
Sachen). Diese Form drückt die Andeutung einer Sache im allge-
meinen ans, ohne zu sagen, wie weit sie sich vom Sprechenden be-
findet. Alst» deutsch dieser, lateinisch hie.
2. Die /weite Form der ersten Position wird gebildet, indem
der finale Vollaut des Präfixes demselben vorausgesetzt ist, wobei das
Ganze zu einem selbständigen Wort 1 wird, z. B. u-bu, f-ci, i-rt, a-ka. Ihre
Bedeutung ist ganz dieselbe wie die der vorhergehenden.
3. Die dritte Form entsteht durch die schwache Form und die
Partikel -no, z. B. dza ku-tio (komm hier). Sie deutet auf eiue Sache,
welche unmittelbar mit dem Sprechenden zusammenhängt und sozusagen
mit der Hand gefaßt werden kann. Also deutsch «dieser hier«.
4. In der zweiten Position haben wir zwei Formen, welche aus den
zwei ersten Formen der ersten Position gebildet werden, indem man die
Kndvokale in «umwandelt. Diese beiden Formen1 deuten auf einen Gegen-
stand, der sich in der Nähe der angesprochenen Person befindet (latei-
nisch istic), z. B. uta-bo oder uta ubft.
h. Die dritte Position entsteht durch die schwache Form und da>
Suffix -re. Sie deutet einen entfernten Gegenstand an: uta bu-re (jener
Bogen, lateinisch i lie arcus).
1 Diese beiden Formen sind eigentlich besonders der Bedeutung nach eine
einzige und dieselbe Form. Sie wird einsilbig, wenn nie als Sulfix mit einem
anderen Wort verbunden ist, und zweisilbig, wenn sie allein dasteht. Das letzte
ist die Anwendung der großen Sprach euregel der Unter- Sambesi -Sprache,
daß nämlich kein selbständiges Wort einsilbig sein kann, d. h. ein Wort,
welches für sich eine volle Bedeutung aufweist.
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v. d. Mom,: Praktische Grammatik der Rantu -Sprach«- von Ti tc.
41
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1 In d«'n Formen mit -no und -re wird das y vor « und i ausgelassen.
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42
v. t). Mom.: Praktisch!* Oraiiiniatik der Dan tu -Sprache von Tete.
$ 6. Die übrigen pronominalen Nebenwörter.
(24) Es sind: -omtee (derselbe, welcher), -okha (allein, selbst), -t
{-ontse alle, ganz)« -inanyo (andere), -punif (wer?, welcher?).
Sie werden gebildet durch die schwache Form und die Wurzel.
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5
2
3
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3
3
1 Kne ist in der Regel in Sena allein gebräuchlich und tritt an Stelle de*
-omire von Tete, z. B. ttta boimre-bu (Tete) und uV\ tnenr-yu (Sena). In Sena
wird nicht -poni/, sondern -pif gebraucht.
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v. d. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tete. 43
(25) Anmerkung. 1. Bei der Bildung dieser Formen gelten die oben
(21) angeführten Regeln. Außerdem ist zu beachten, daß a und u in o auf-
gehen; das y von yu fällt dabei weg.
a wird mit e und mit i zu e.
Ausnahme bilden: sechste Klasse ^ing. ekha (nicht okha)', sechste Klasse
Plur. urmango (ach teanango); siebente Klasse panango (nicht penango). Man
kann bwmango und bunango ebensogut sagen.
2. amtee wird oft mit irgendwelcher demonstrativer Position gebraucht,
um diese mit Nachdruck zu bezeichnen: bzinthu bzomwe-bzi, bzinthu b:omtce
bzino (diese Sachen).
3. okha (ek/ia)1 wird öfters des Nachdrucks wegen verdoppelt, z. B.
munthu ekhaekha; ntlzou zokhazokha. Das persönliche ekha wird mit den
persönlichen schwachen Fürwörtern (31) der ersten und zweiten Person
verbunden, so z. B. ndekha (ich selbst, ich allein), weka (du allein), tekha
(wir allein) und mwekha (ihr allein). Ebenso sagt man tentee (wir alle) und
mieentse (ihr alle).
4. Das -entse* wird manchmal mit -ene verbunden. So haben wir entse-
elte, centsene usw. Das -ene allein wird nur in einzelnen Ausdrücken gebraucht.
So sagt man ene-yu (derselbe Mensch), certeco (dasselbe), mteene (Herr), mtee-
neciro (mwenekaciro der Eigentümer), kteene (viel), kwenekteene (sehr viel).*
§ 7. Die persönlichen starken Fürwörter.
Wir unterscheiden zwei Arten von persönlichen Fürwörtern: die
starken und die schwachen. Die ersten stehen allein und entsprechen
dem französischen moi, toi, hü; die letzten werden immer mit dein Zeitworte
verbunden und entsprechen dem je, tu, iL Die starken Fürwörter sind:
(27)
Tabelle VI.
Erste Person
Zweite Person
Dritte Person
Sing, ine (ich)
itee (du)
iye (er)
Plur. t/e (wir)
imvce (ihr)
iwo (sie)
1 Das okha wird in Sena in der Regel entweder verdoppelt oder mit ene ver-
banden , z. B. munthu ekhene.
* In Sena gebraucht man -onke, -ont*me.
3 Bei der Bildung des -tne ist zu bemerken, daß a mit f in den Substantiven
Klassen (I — VI und X) nicht zusammenfließen, z. B. matto ya-ene. teanthu teaene.
Im Sing, der sechsten Klasse sagt man enc (nicht uenr). Im Fall , wo das -ontxe mit enr
verbunden wird, hat man iti Sena zwei Formen, z. B. nyati zenlsene oder nyati zentae
zene, pinthu pyont*rne oder pinthu pyontsr pyene. Diese zweite Form ist bloß ge-
stattet, wo die schwache Form mit einem Konsonanten anfängt. — Anstatt -innngo
sagt man in Sena auch -ina.
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44
v. n. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete.
Das iye und itco der dritten Person gilt bloß für die sechste Klasse. Für
die (ihrigen Klassen weiden die persönlichen Fürwörter gebildet aus der
schwachen Form, indem man ihr ein i vorausschickt und mit einem o
schließt; also:
Tabelle VII.
Klasse
Sing.
Plur.
Klasse
■
Siug.
.. .
i
itco (i-tt-o)
iyo (i-y-o)
VI
i
iye
■
wo (i-r-o)
iyo
VII
ipo
111
itco (i-yu-o)
iyo
VIII
imo
IV
ico
ibzo
IX
iko
V
iyo (i-y-o)
i:n
X
iko
Plur.
two i V
«Ii
Z tie
("28) Die starken Fürwörter werden gebraucht:
a) Als Subjekt pleonastisch , z. Ii. nditco muti, udaona iwe (da ist der
Baum, welchen du gesehen) (194).
b) Mit gewisser Emphase. /.. B. ine ndatcanya, uafewa itce.
c) Diese wird noch intensiver, wenn »i (sein) hinzugefügt ist, z. B.
pita uhtt ndiwe (geh du mal hier hinein).
(29) Mit diesen Fürwörtern werden verbunden:
1. Die Partikeln ndi- (sein, e'tre, esse) und si- (nicht), z. B.
(nd-ine ich bin es), nditre, ndi/e , ndico, ndizo usw. si-ndinel,
sindi/e, sindizo, sind itco usw.
2. Die Verbindungspartikel na- (mit) (lfil). In diesem Fall wird
das I ausgelassen, z. B. na-mtce (mit euch), naye , natco, naco, nabzo usw.
Nur in der ersten Pei"son sagt man nahte, naif*.
(30) -we (iwe)2 und mite (imwe) werden als Eudpartike.ln mit dem
Namen verbunden und bilden die V okativfonn, z. B. Pedurti-we! (Peter!),
wana-mwe! (Kinder!).
Ebenso werden die lokativen Fürwörter -po, -mo, -ko gebraucht,
z. B. ndatira-tno (ich habe dort gelegt).
1 In Sona sagt man fine (*-mr), tifff sitre, *ibzot (tizo.
% In Sena wird die verkürzte Form aller starken Fürwörter gebraucht
als Suffix, wenn danach ein relativer Satz folgt, dessen Subjekt Objekt in dem
Hauptsätze ist. In diesem Fall wird der relative Satz mit dem vorhergehenden Sub-
jekt verbunden, so daß dieses hinter dein Zeitworte als Suffix angeheftet ist: -y*,
-co, pyo usw. Dies gilt für die dritte Person. In der ersten und zweiten wird die
volle Form gebraucht, /.. IJ. uadwlzti im mltnzi, zitlayuru - wo (sie kamen mit den
Ziegen, welche sie [die beute] gekauft haben); lulipaxe curna canyu, cvluyiraUx iwe
(gib mir die Ware, welche du genommen hast); mwanako, adopha ine (dein
Sohn, den ich ermordete); nguo yanya, inafuna iye (mein Kleid, das er wünscht):
nona pinndye-ye (er sah [Sachen), die er essen [konnte];.
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v. d. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tote.
45
§ 8, Die persönlichen schwachen Fürwörter.
(31) Sie können als Subjekt oder als Objekt vorkommen. Als
Subjekt werden gebraucht:
Tabelle VIII.
Person
Sing.
l'lur.
Erste • . .
Zweite . .
Dritte. . .
ndi (nd1 ich)
« idu)
ti (wir)
wit* (ihr)
Die der Klasse des Subjektes
entsprechende schwache Forin
(32) Dabei ist zu bemerken:
1. In der sechsten Klasse Sing, kommt vor einen Vokal ein u und
vor einen Konsonanten ein a, z. B. iye o-nikhara (er sit/.t), iye u-akhara
(er saß).
(33) 2. Wo dem schwachen Furworte ein Vokal folgt, da sind die
Kontraktionsregeln von oben (21) anzuwenden. /.. B. bz-akhara. Statt ndi
wird hier und da die verkürzte Form nd" oder selbst n' gebraucht, /.. B.
n khadamuuza (ich habe es ihm gesagt).
(34) Das als Subjekt gebrauchte Fürwort steht immer vor allen
anderen Präfixen, z.B. ndikhadamunza (ich hatte es ihm gesagt).
(35) Tabelle IX.
Präsens und
Pe rf ek tu in.
Person
Klasse
Präsens
Perfektum
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Krste . .
ndmikhara 1
ti-ni-khara
nd-a-khara
tw-a-khara
Zweite.
u-ni-khara
mu-mkhara
v-a-khara
mw-a-khara
1
bu-ni-khara
(y)a-ni-khara
bicakhara
y-a-khara
II
rinikhara
(y)anikhara
rnkluira
yakharn
HI
unikhara
(y)inikhara
uakhara
yakhara
Dritte)
IV
cinikkara
bzinikhara
cakhara
bzakhara
V
inikhara
zinikhara
y-akhara
zakhara
VI
anikhara
(yc)anikhara
uakhara
w-akhara
VII
panikhora
pakhara
VIII
mwiikhara
mirakhara
IX
kunikhara
kteakhara
X
kamkhara
tunikhara
kakhara
heakhara
1 Das Präsens wird gebildet, indem man zwischen das schwache Fürwort
and die Wurzel (-khara sitzen, sein) die Partikel -ni- (in Sena -na-) hineinschiebt.
Im Perfektum tritt statt -ni- die Partikel -a- ein.
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46 v. n. Moiil: Praktische Grammatik der Raiitu- Sprache von Tete.
§ 9. Die objektiven persönlichen schwachen Fürwörter.
(36) Als Objekt weiden bei den transitiven Zeitwörtern folgende Für-
wörter gebraucht:
Tabelle X.
Person
Sing.
Plur.
für die erste . .
ndi (mich)
ti (uns)
• zweite .
ku (dich)
ku...ni (euch)
• dritte .
mit (ihn) Sing, der sechsten.
sonst das s
eh wache Präfix
der entsprechenden Klasse.
Das retlexive
Fürwort ist dsi,
z. B. ad:ipha (er tötete sich).
(37) Dabei ist zu bemerken :
1. Das Fürwort als Objekt wird eingeschaltet zwischen die Wurzel
und die übrigen Piafixe.
2. Das (y) vor u und / wird ausgelassen.
3. Von den lokativen Präfixen wird bloß pa gebraucht.
4. Das mu der dritten Person wird oft abgekürzt in m\ z. B. ndida-
m-menya (ich schlug ihn).
5. Auf dieselbe Weise wird der Infinitiv mit seinem Objekt ver-
bunden, ku-mu-ona (ihn sehen).
(38) Tabelle XI.
Prrsim
Klasse
Sing.
Phir.
Erste . .
muni- n di-ona
muni- ii-ona
Zweite .
ndini- k u-ona
ndini- ku-ona-ni
I
ndini -hu -ona
ndini- ya- ona
II
ndini -ri- ona
ndini -ya- ona
III
ndini -u-ona
ndini -i- ona
IV
ndini - c i - ona
ndini -b^i- ona
V
ndini-i-(ma
ndini -;i- ona
Dritte I
VI
ndini -mu1- ona
ndini -u-a- ona
VII
ndini -pa- ona
X
ndini- ka- ona
ndini- (u-ona
§ 10 Die übrigen Fürwörter.
(39) Wir haben schon die demonstrativen und possessiven Fürwörter
kennen gelernt ( 11». 20. 22). Ks ist bloß zu bemerken, daß bei den demon-
1 Nicht zu verwechseln das mu im ihn) mit der starken Form d«*a Präfixe»
in der dritten und sechsten Klasse. — mit der .starken und schwachen Form der achten
Klasse, mit dem subj« ktivei, schwachen Fürwort der zweiten Pereon Plur.
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v. d. Mom.: Praktische Grammatik dor Bantu - Sprache von Tote. 47
strativen nur die selbständigen Formen als Fürwörter gebraucht werden,
also nicht die ersten Formen der ersten und zweiten Position.
(40) Hie Fragewörter sind:
mbani (ni-yani? wer?), wani? (Plur. wer.'), z. B. mbani uariraf tcani
irarira? (wer hat geschrien?).
ninyi?1 (ni-nyii was? als Subjekt), ninyi bzatita* (was hat es getan?).
yani?* tcani ! (Plur. wen?), uacemera yanii (wen hat er gerufen?),
uacet/ura tcaitii (wen? d. h. mehrere).
-nyif1 (was? als Objekt), uaciia-nyi? (was hat er getan?).
-anyif (was fur einer., wessen?, welcher?); es wird gebildet durch
das schwache Präfix und anyi, /.. B. nyatua zanyif (zi-a-nyt {) (wessen
Sünden?), miti yanyif (welche Bäume?).
ngana (fünfte Klasse : jemand) , Substantiv, entspricht dem unbe-
stimmten Für worte.
(41) Zu bemerken sind folgende adjektivische oder fürwortliche Formen,
die als Adverbien oder andere Redensarten gebraucht werden: ]>ann, kuno,
muno (hier je nach der Lage: oben, darin oder nach), paa oder pacepace*
(beiseite, z. B. legen), cnw et ice (vierte Klasse | jeder] das Sein ige), pare
paponi'f* (wann eigentlich?), pafmdzi (zusammen), pant'/onn (etwas), ktibadzi
(in derselben Richtung), ktiponi!* (wo?), papuni?* (woher?), tenrpa (so wie
[ich mache]), U-nepo (so wie [du]), tempore (so wie |er]). bzadidi (gut), bzanyu
(meine Sachen), bzako (deine), bznkudya (Nahrung), bzakarntca (Getränk),
s. 21, 2. Note und 71, bzomiref (wie?), nanyif (warum?), Jeicatu ( -unser -
emphatisch, eigentlich -mein Zimmer-, »meine Wohnung« ).
$ IL Die Zeitwörter „sein" und „haben", Kopula ni(ndi).
(42) Im Kaffrischen gibt es kein Zeilwort, was unserem -sein- in
allen seinen Formen entsprechen möchte. Dagegen werden mehrere Wörter
dazu gebraucht, wie ndi-(ni), -ri, kukhara (eigentlich sitzen), seltener
-tani und kutea.
Im einzelnen ist zu bemerken:
(43) ndi-(m ') wird als K o p u la gebraucht, d.h. nicht um das «sein«
im Sinne der Fxistenz auszudrücken, sondern bloß u in das S u bj e k t mit
seinem Prädikat zu verbinden, ndiye mbani/ ( w er ist er ?). ni (oder ndiyc )
rnbari ua rndzakazi (Sklave), munthu ui/it nyadidi (dieser Mensch ist gut).
Deshalb wird ndi- variable Kopula genannt, weil es nach den
einzelnen Klassen verschieden ist und dann verschieden mit einem Sub-
stantiv als mit einem Adjektiv, verschieden mit einem sehwachen als einem
starken Adjektiv oder einem Fürwort sich verbindet.
1 In Sena liaben wir -»jit unacita-nji? (was hast <lu geta.?), ninji bsarita'f
(was hat es getan?). In Minim sagen viele rinyi f
1 In Miriiru wird statt yanit auch ->mni/ im Singular gebraucht.
■ Sena pace pen*.
* Sena pace papif
' Seua kupii papif (z. B. vurana ah kupif wo ist das Kind?).
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48
v. i). Moni.: Praktische Ctnunnmtik der Bantu - Sprache von Tete.
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-1
3
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v. d. Moiil: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tete. 40
Hier ist zu bemerken:
(4ö) 1. Das ni(ndi) wird hei den Substantiven gewöhnlich ausge-
lassen. Es wird gebraucht, wo es sich um Nachdruck handelt. Manchmal
wird es selbst mit der einfachen variablen Kopula verbunden.
2. Ebenso wird bei den starken Adjektiven die Kopula öfters ausge-
lassen, z. B. (ni)muhiru (seltener ngakvru), teakuru (seltener mbakuru).
(46) 3. Die possessive variable Kopula bekommen alle posses-
siven Formen (20)'; dagegen mit der einfachen werden alle übrigen
pronominalen Formen (§ 5, 6, 10)' verbunden. Dabei ist nicht zu vergessen,
daß die variable Kopula die schwache Forin schon in sich trägt, weshalb
sich diese nicht wiederholen soll, z. B. mb;ihzi (mb:-ibzi), mbzino (mb;i-bzino),
mbzomtce (mbzi '- ftmtce) . mbadidi (mba-didi). Die verschiedenen Variationen
der Kopula kommen daher, daß die entsprechende schwache Form mit n i-
verbunden wird, wie mint (ni-bu). nya (»»-«), nyu (ni-yit), nji {ni-yi)
usw. Die possessive variable Kopula bekommt noch das possessive a,
wie mba (mba-a). mbwa (mbu-a), nywa ingu-a) usw.
4. Ebenso wird die Verbindungspartikel -na mit der einfachen
variablen Kopula verbunden und bedeutet -haben., z. B. mwadia uangu ngu-
na madindi (28) mein Boot ist durchlöchert (hat Löcher).
$ 12. Fortsetzung. Die Verba -ri, -tani, kuwa
(47) Das unregelmäßige Zeitwort -ri (süß) wird nur im Präsens und
Imperfekt um8 gebraucht:
Präsens: ndtri, uri, ari, buri, riri, ciri, firi, muri, (ic)ari, yari, yari,
tri, ciri usw.
Im perfekt um: ndikhari, ukhari, akhori, bukhari, rikhari, tikhari,
mukhari, (tc)akhari. yakhari usw.
(48) -ri wird gebraucht:
1. Vor den lokativen Ausdrucken und den Infinitiven. z.B. ari patut
(er i.st da), ari ninyumba (er ist zu Hause), ari htdza oder ari ni(u)kud:a
(er kommt = er ist im Kommen).
2. Vor den formlosen Ausdrücken (161), z. B. uri pi (du bist
schmutzig).
3. In Tete wird -ri manchmal in der Bedeutung von »existieren- rc-
hiaurht. z. B. ndine ari oder ndine ndiri oder ndine omvce ari (ich bin. der
ich bin); omice ari, uanditvma (der ist, hat mich geschickt).
4. ri verbunden mit na bildet -haben-, z.B. ndikhari na eim (ich
hatte ein Messer).
Anmerkung. Im Präsens wird immer, im Imperfektum oft das
-ri ausgelassen, so daß wir haben ndina , una, tina. muna, oma. buna, rina
usw.; ndikhana, ukhana, akhana usw. Diese Form von -haben- ist die
1 Zu den possessiven Formen gehört -a-nyi? -welcher?- (40).
5 Dazu gehören auch die starken Zahlwörter (11), z. B. mba-trhi.
3 Das Zeichen des Imperfektums ist khu, z.B. »flikhnkhara , uk/mk/mra usw.
MiU- d Sem. f. Orient Sprachen 1901. III Abt 1
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50
v. d. Muhl: Praktische Crammatik der Bantu -Sprache von Tete.
gewöhnliche; wer mit großem Nachdruck sprechen will, gebraucht die
Form mit ndi (46).
5. ri mit be bedeutet »nicht haben«; tuliribe, uribe, tiribe, muri/*,
buribe. (y)aribe , n'ribe. (y)aribe usw. Hier hat man nur eine Zeitform.1
(49) ku-lani (auf gewisse Weise sein). Nur Präsens, Perfektum (-tenf\
und Infinitiv. In der Regel gebraucht man dieses Zeitwort nicht, nur in
besonderen Wendungen, z.B. unibzi-tani ! (wie machst du das?), akutanit (wie
ist es mit dir!'), ndikhalene pann (ich bin hier in dieser Stellung gewesen).
kulant! (wie? 40, 153) wird adverbial gebraucht.
(,r)0) Das sonst regelmäßige Ycrbum kutca kommt nur in eiu/.elnen
Wendungen und Ausdrücken vor, z. Ii. kutca m/umu (ein Vorgesetzter sein),
kutca na utenda (reich sein), padatca (pakhana es war einmal). So fangen
gewöhnlich die kaffrischen Fabeln an. — ndatca (hier! adxum! nddo scheint
eine Modifikation davon zu sein).
(51) Tabelle XIII. Übersicht über -sein- und »haben«.
Sein
Nicht sein
Hab
Nicht haber
1. Wenn es als Kopula
vorkommt, d.h. bloß das
Subjekt mit dem Prädikat
(Substantiv, Adjektiv, Zahl-
oder Fürwort) verbindet,
wird ni(ndi) angewendet,
z. B. omtce uacita ibzi n i
munthu-yu\ mbadidi rmwe;
hro mbathalu; itrtt mbokha.
2. Wenn es die An-
wesenheit in einem
Ort bedeutet, gebraucht
man ri, z. B. ndikhari mu
nyumba oder (ri)na in lo-
kativer Form, z. B. mu
nyumba muna inf.
Anmerkung. Man hat
die letzte Form lieber in
der dritten, die ei ste bei der
ersten und zweiten Person ;
rt umo ? (was ist da ?).
1 . Dem ent-
spricht *i- (28,145)
und -ribe kitkhara.
z. B. itco aribe ku-
khara okha.
1. Gewöhnlich
wird die Form
-(ri)ita gebraucht,
z. B. ndina larandja
(ich habe eine
Orange) ; tcakhana
ndarama (sie hat-
ten Gold).
1. Gewöhnlich
kommt die Form
-ribe vor, z. B. >»h-
ribe cisatrt "(ich "al-
keine ZtispeLsei .
tikharibe nyuml-i
(wir hatten keiu
Haus).
2. Dem ent-
sprechen paribe,
muribe, ktiribe, z. B.
mnytimba tnuribe
tcanthu ; pakharibe
bzakudya (es fehlte
Nahrung).
2. In manchen 2. Auch Infi
Ausdrücken: ku- kommt -ribe vor.
khara na (oder ku~
wa na), z. B. uni-
khara na ndzeru (er
hat Verstand); uni-
khara na ntsisi (du |
hast Mitleid); mu-
niwa na utenda (ihr \
habt Geld). (Vgl.
48, 4.)
z. B. aribe ndzem.
aribe
1 In Sena wird ri noch in der Bedeutung von •haben» gebraucht, und twar
ohne na, aber bloß in Vorbindung mit den lokativen Partikeln, z.B. mnyumfta
muH (2 e) cinyarna (oder muna cinyama) , pantxi pali marua (es sind Blumen auf
der Erde) Man sagt auch ndoko kuli Pedum (geh zu Peter), khara pali Pedttru
(setz' dich zu Peter). In Tete kann man bloß kuua Ptduru und pana Pedum sagen.
Anstatt ndihfie, muribc, bziribe usw. kommt in Sena eine andere Form allein vor:
mukhabi (nt'khabi es fehlt).
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v. i>. Muhl: Praktische (.ranimutik der Bantu - Sprache von Tete.
51
Sein
Nicht sein
Haben
Nicht haben
3. Wenn es die Exi-
stenz. Werden und Auf- 1
enthalt bedeutet, kommt l
A'ukhura vor, z.B. Mnrttnyu l
(tnikhara nixiAn zentsf (Gott
isi c\% ijaJ) uuuytnuo vi turn-
r/o, aeikhara tnomtee-mo (er '
^inp in den Wald und blieb i
dort). J
Anmerkung. In Tete f
heißt -ri attch existieren '
(48, 3).
! 3. Dem ent-
spricht aribe ku-
khara oder ku-
saya (148) kiikha-
ra , 7.. B. inunthu
(trifft KiiKnirro nuftr\ ii
zentse (der Mensch
ist nicht ewig).
3. Manchmal
kann man kusaya
(entbehren) gebrau-
chen , 7.. B. «JMWI-
munyu; (habt
ill** lr Am n ]•/ J \ .
Uli Kclll OHlAt),
tasaya (wir haben
kein Salz).
Die zehn Klassen im einzelnen.
§ 13. Die erste Klasse mu-wa.
(52) Wer die Bantu -Sprachen eingehend studiert hat, der muß
staunen über die Einfachheit und Konsequenz , welche in ihren grammati-
schen Formen herrscht. Besonders fallt dies auf in der Klassenbildung.
Daß dieses Substantiv /.. B. zur zweiten, das andere aber zur vierten Klasse
gehört, ist nicht Zufall, sondern es ist die Anwendung einer Regel, ver-
möge welcher dieses Wesen in eine andere Kategorie gehört als das
andere. Wie könnte man sonst den Unterschied erklären z. B. zwischen
ri-nthu, mu-nthu . ka-nt/m, oder zwischen mu~biri (der Stolze) und
m-biri (Ehre). Die Wurzel bleibt dieselbe, da sie einen unbestimmten
Begriff darstellt, und wird bestimmt, fixiert, ergänzt erst durch das Zeichen
der entsprechenden Klasse: r», mu, ka, m\ Die Folge davon ist,
daß dieses Zeichen auch eine unbestimmte Idee vorstellt. Diese Idee ist
aber nichts anderes als ein allgemeines Merkmal, welches in dem der ent-
sprechenden Klasse gehörenden Wesen im großen und ganzen gefunden
werden kann.
Was für Ideen sind das? Oder welchen Regeln wird die Einteilung
der Hauptwörter in einzelne Klassen unterworfen? Hier fängt die Schwierig-
keit an, und wir betreten das Land der Hypothesen.
In der Sprachkundc ist das allerdings eine unbekannte Aufgabe, denn
solches Problem setzt ja die Annahme einer künstliehen, aphoristi-
schen Bildung der Bantu -Sprachen voraus; solches aber ist bei allen
übrigen Sprachen unbekannt. Im Gegenteil, der Erfahrung gemäß kann
man bei ihnen alles eher als eine Konstruktion a priori annehmen. Und
<Ioch ist man gezwungen durch die Tatsache, dies bei den Bantu-
Sprachen anzunehmen. In seinem bahnbrechenden Werke, .Comparative
Grammar of the South-Africa Bantu Languages* hat P. Torrend
4*
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52 v. d. Mom,: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete.
dies nachgewiesen und cine Lösung des Problems versucht. Es ging aber
niclit leicht. Worauf diese Klasscnhildung nicht basieren kann, das
konnte leicht festgestellt werden. So /.. B. konnte sie nicht von dem Unter-
schied der Geschlechter abgeleitet werden, nicht von dem Unterschied der
leblosen und lebendigen Dinge, nicht von ihrer natürlichen Größe und Ge-
stalt, weil der KaflTer keinen Geschlechtsunterschied kennt (Di), und in die-
selbe Klasse kommen sowohl lebende wie leblose, kleine wie große Dinge.
Dazu kommen die einzig und allein in der Sprachenwelt stehenden Lokativ-
klassen. Warum auch nicht Zeit- oder Modalklassen? Warum keine
» unte r- Klasse« , bloß die auf-, in- und zu- Klasse:1
(53) Seit der Ausgabe seines berühmten Werkes hat sich P. Torrend
mit dieser Frage ernst beschäftigt, und so fiel ihm im Jahre 1901 eine
neue Hypothese ein, welche ein merkwürdiges Licht in das Problem
bringt und nicht bloß mehr als irgendeine andere begründet erscheint, sondern
auch pädagogisch und praktisch ist, indem sie hilft, sich im Klassensystem
zu orientieren.
Deshalb halten wir uns an diese Hypothese und ohne auf ihre inneren
Gründe einzugehen und ihren meritorischen Wert zu prüfen, werden wir
nur einen allgemeinen Begriff davon geben.
(öl) Diese Hypothese nimmt die Bantu -Sprachenfamilie als eine der
ältesten an, die in der «lugend des Menschengeschlechtes ausge-
arbeitet wurde (Gen. II, lih »führte er zu Adam, damit er sehe, wie er sie
benenne«). Ob Adam allein diese Arbeit ausgeführt, oder andere (Henos,
Noe) sie ergänzt haben , ist Nebensache. Jedenfalls war es ein weltum-
fassendes Genie, welchem die Natur keine Geheimnisse darbot, und der je
nach den Eigenschaften der einzigen Wesen ihnen die Namen gab. Dabei
schien er den Plan zu haben, die in den ersten vier Kapiteln der Bibel ent-
haltenen wichtigsten Ereignisse der Welt und Menschengeschichte in
die Sprache seil »st so hineinzuweben, daß die zukünftigen Geschlechter in
ihr eine lebendige Kopie der viel spater niedergeschriebenen Bibelei Zählung
fänden. Diese Sprache erhielt sich nun nach der Verwirrung der Sprachen
bei Babel in jenem Volke, das aus klimatischen Rücksichten keine Schrift-
stücke besitzen konnte. — Eine barmherzige Fügung Gottes!
Für die christliche Wissenschaft ist in der Hypothese gar nichts Un-
mögliches. Sie soll aber mit den positiven Forschungen verglichen werden.
(.*»') ) Selbstverständlich kann bei der Klasseneinteilung nicht mathe-
matisch vorgegangen werden. Für uns genügt, wenn die in der Heiligen
Schrift ausdrücklich angeführten Dinge im großen und ganzen und nach
ihren meist charakteristischen Erscheinungen eine besondere Klasse bilden.
Die Substantive, welche spater die Sprache bereichert haben, müßten in
eine der schon bestehenden Klassen eingereiht werden. Natürlich für die
weniger einsichtsvollen Nachkommen war es oft schwierig, das hervor-
ragende Klnssenmerkmal zu finden, und da wurde nach phonetischen
oder praktischen Rücksichten verfahren.
(.'>»>) In der ersten Klasse fängt die Weltgeschichte an. Es ist
der ei st,> Tag der Schöpfung. Dieser führt uns von dem ursprünglichen
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v. d. Moul: Praktische Grammatik dor Bantu -Sprach«» von Tete. 53
Chaos (tuhuftahohu), Finsternis und dem gröbsten zu allem biegbaren
und zur Bildung der Welten bestimmten Material, zum schöpfenden
Geiste Gottes, welcher abstrakt in sich die ganze Schöpfung trägt.
Zuletzt erscheint das Licht.
(57) In der Klasse (b)u-ma finden wir das in sich Konfuse, Bieg-
bare, im Werden Begriffene. Fermentierende und das Abstrakte. Sie
wird also die erste Klasse sein.
Hier ist zu bemerken:
1. Mit wenigen Ausnahmen sind die hier vorkommenden Wörter
entweder nur im Singular (Singulare- tantum) oder nur im Plural (Plurale-
tantum) gebraucht. Wo der Plural gebraucht wird, da bleibt in der Regel
das « des Singulars, z. B. tt-ta: mau-ta.
2. Das volle bu kommt nur in bwadwa (Bier) und bicazi (Netz) vor.
Dem 6m entspricht in anderen Sprachen tri/, «, o.
3. Die abstrakten1 Wörter werden gebildet,
a) indem man einem Substantiv oder Adjektiv das vorausschickt,
/.. B. ukuru (die Größe), u-xomuari (Freundschaft), von xamwari (Freund);
b) indem man vermöge des PluralpräGxes ma verschiedene verbale
Substantive bildet, und zwar:
«) ma wird einfach mit dem Radikal verbunden; dabei wird auch
manchmal die Fndung verändert, z. B. mari/to (Sold, von kttripa zahlen),
ma-nyazi (Schande, von ktmyaza sich schämen), ma-nemba (Zeichnung, von
fmnemba schreiben).
ß) ma wird mit der passiven Form im Suhjunktiv verbunden (§ 27),
z. B. ma-cokrredicr mkua (Sonnenaufgang, von ku-eoka ausgehen), ma-dokedice
udzua (Sonnenuntergang, von kudaka untergehen), macitidtee (Tat, von kucita
tun), mamcrdwft (Sprache, von kurnca: sprechen).
7) ma mit der dativen Form (§ 27) und der Endung o, z. B. ma-
dokfro (Abendland), manmdjtro (Besuch von kunmdjera grüßen).
Zu dieser Klasse gehören verschiedene Lieh terscheinungen, wie
maeibwe (Morgen), masikati (Mittagzeit), mauro (Abend), manyteana (Morgen
deinain), usiku (Nacht, Finsternis).
liier ist auch madzi (Wasser im allgemeinen, ohne bestimmte Grenzen)
zu rechnen (der Geist Gottes schwebte über den Wassern). a
$ 14. Die zweite Klasse.
Am zweiten Tage der Schöpfung wurde von Gott dem Herrn die
Teilung der Gewässer vorgenommen; infolgedessen kam der schöne, kuppel-
artige, glatte Himmel und die schimmernde Oberlläche der Gewässer zum
Vorschein.
1 Dazu rechnen wir die verbalen Substantive, in welcher die Handlung als
ein Substantiv aufgefaßt ist.
* Im allgemeinen scheint in den ersten sechs Klassen die philosophische Regel
zur Anwendung zu kommen, daß die Gegensätze zu derselben Ordnung gehören.
Digitized by Google
54 v. n. Mom.: Praktisch«* Grammatik der Bantu -Sprac he von TVtc.
(60) In die zweite Klasse gehören alle glatten, runden, symmetrischen
Gegenstände, seien sie von Natur aus so ausgestattet wie z. It. die Früchte
oder manche Körperorgane, oder vom Menschen so bearbeitet. Dies finden
wir in der Klasse ri-ma.
(61) Ks ist zu bemerken:
1. Das Merkmal ri kommt bei den Substantiven nicht vor, wird da-
gegen bei allen übrigen Formen angewendet.
Bei den Substantiven haben wir:
a) dzi (Sena di). dz. d, wie z. H. dziso (diso: Auge), dz-andja (Hand >,
d-zay (Ei). Dieses Zeichen bleibt im Plural, wenn das Wort weniger ge-
braucht wird, z.B. Dz-ambuko (Furt), ma-dzambuko.
b) Ein aspirierter Konsonant kh, ph, th im Singular, z. B. khutu
(Ohr, Plural tua-kuiu), phiri (Berg, Plural ma-piri), thika {ma-tika).
c) Ein verstärkter Konsonant; so: s durch t und / durch p,
v durch b, z. B. tsaic (Apfel ma-saic). Isamba (Blatt ma-samba), tswnba (Fisch:
masomba), p/uta (Fett mafuta Öl), bvimirumc (Widder ma-vururume oder
auch tnabtntrurutrw).
d) Ein starker Konsonant, wie d, b, </. v usw., der unverändert bleibt:
bira (Schaf mafn'ra). dipa (Wurfgeschoß madijxi), gombe (Ufer), rua (Blume.
Gras marua). 1
(62) 2. Hier haben wir auch manch«' Pluraliatantum auf ma. Diese
aber können im Singular, obwohl in anderer Bedeutung, gebraucht werd«*n.
so z. B. phuia und mafuta, macira (Trngsessel) und chira (Leinwaud) usw.
(63) 3. Die zwei Grundzahlen khumi (zehn) und dzana (hundert)
sind Substantive dieser Klasse, also im Plural makumi und madzana.
§ 15. Die dritte Klasse mu-mi.
Am dritten Schöpfungstage wird das Festland vom Meere geschieden,
die Pflanzenwelt (besonders die Bäume) geschaffen und ihnen die Kraft des
Wachsens gegeben.
(64) In dieser Klasse werden die Bäume, jene Hauptrepräs«*ntanten
der Pflanzenwelt, an erster Stelle eing«'rciht, und Dinge, welche ihrer
1 In Tete sagt man auch dzi- rua. Rua ist eins von diesen Wörtern, welche
ursprünglich eine besondere, die zwölfte ru - ma - Klasse bildeten. Diese Klasse ist in
Tete fast und in Sena ganz in die II. Klasse aufgegangen, bleibt aher hei vielen Rautu-
Spraehen noch heute he.stelien. Ihr leitender Gedanke scheint die Ausbreitung
(s. I. Mos. IV. 17 — 26) und Scheidung zu sein, weshalb sir die Besitznahme der
Erde durch die Menschen infolge ihrer Verbreitung und Vermehrung passend dar-
stellt. Die großen Flüsse mit ihren periodischen Überschwemmungen, und die nach
ihnen sich bildenden verschiedenen Stämme fangen mit ru an, z. B. liuangira, Ru-
kuru (Name des Sambesiflusses bei den Tonga), Rirenga (bei Tete), Rtrapuru usw.
— Die einzelnen Völkerschaften unterscheiden sich durch verschiedene Sprachen,
weshalb hier auch rurimi (Zunge) zu finden ist. In Tete wurde ru zu ri. Bei
anderen Worten blieb es auch dort unverändert, so: rua (dzirua), ru*o (Verstand).
rufoy (Liebe), rumtta (Kusi ermesset), rumi (Wespe) usw.
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v.D.Moni.: Praktisch»* firantmatik der Bantu -Sprache von Tote. 55
Form oder Natur nach an das Wachsen, Erweitern, Zunehmen uns
erinnern.
(65) Zu bemerken in dieser Klasse ist, daß das mu manchmal u ver-
liert. Dann schreiben wir m\ z. B. tnringa (mu-ringa).
$ 16. Die vierte Klasse ci-bzi
Am vierten Schöpfungstage wurde die Zeitfolge durch die zwei großen
Leuchten des Tages und der Nacht geordnet und mit den unzählbaren
Steinen erfüllte Weltraum sichtbar gemacht.
(67) Wir finden in der Klasse ci-bzi:
1. Die großen (schweren) Gegenstände, sei es in bezug auf ihre
Gestalt, ihre Bedeutung oder ihren Einfluß. Dazu werden alle augmen-
tativen Substantive durch das Präfix et gebildet, /.. B. ci-munthu (Riese),
eimbiraya (großer Hund) und gehören zu dieser Klasse. Das radikale Sub-
stantiv bleibt unverändert, also bzimuttthu, bzitnbicaya.
2. Die hochgelegenen (Sterne), hervorragenden, zugespitzten
Gegenstände, z. B. cigoti (Kopffrisur), cara, cisu.
(6S) 3. Die Substantive, welche eine Zeitordnung, Sitte, Ge-
wohnheit, etwas Ständiges, Systematisches ausdrücken, z. B. eibadtee (Natur),
eipande (Teil), eikhariro (Gewohnheit).
Anmerkung, a) Will man also sagen: nach jemandes Art, Sitte
oder die einzelnen Sprachen nennen, so gebraucht man et, z. B. eizimgu
(nach Art des Weißen), ci - Nyungwe (die Sprache von Tete), ci- franse*
(französische Sprache).
(69) b) Hier entlehnen auch die Ordnungszahlen ihre Form,
indem ci vor die Grundzahl gestellt wird, z. B. -eiwiri (der Zweite), -eikumi
(der Zehnte) (90).
(70) 4. Den unbestimmten Begriff Sache (cinthu) und was damit
zusammenhängt; deshalb haben et viele zusammengesetzte Substan-
tive1, z. B. cadidi, caiye (wahrlieh!), cidyankumba usw.
(71) Dem Infinitiv wird bzi vorausgesetzt, sowie auch manchen
Adjektiven und Fürwörtern und dadurch Pluraliatantum dieser Klasse ge-
bildet, z. B. bza-kiidya (Nahrung), bza-kumwa- (Getränk), bzangu, bzako (41).
(7*2) 5. Die Wörter, welche einen leeren Kaum bedeuten, der be-
stimmt ist, gewisse Dinge zu umfassen, z. B. combo (Gefäß), eisern (Korb) usw.
6. Die Gegenstände, bei welchen das Gewicht oder die Stabilität
in der Beweglichkeit /.um Ausdruck kommt, z. B. die beweglichen Ar-
beitsinstrumente, Gegenstände, deren wir uns bedienen.
§17. Die fönfte Klasse i(n)-(zi)n.
Am fünften Tage der Schöpfung wurde vermittels der Gewässer
(nyanza) das eigentliche vernunftlose Leben geschaffen und zwar die Vögel
und Fische, bei welchen es sich in ganzer Fülle zeigt.
1 Da« Studium dieser Substantive ist höchst interessant und ist allein ein
starker Beweis filr die neue Hypothese.
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50 v. n. Motu.: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
(73) Wir finden in der Klasse {i)n-z(in):
(74) 1. Die meisten originellen (im Gegensatz zu den spateren
zusammengesetzten) Tiernamen. So im Wörterbuch von P. Courtois finden
wir ihrer 120 in dieser Klasse.
'2. Jene Personennamen , Körperteile, organische Funktionen, die mit
dem Lehen1 nahe verbunden sind, z.B. mlx.u (Same), mpombo (Ehebruch).
mbadica (gebürtig), m/um (Freigeboreuer), ngomwe (impotens), nthaka ( Krb-
schaft), mboro (muliebria), »khakonkhaka (urina), ndoe (Mist), nduru (Galle i,
mbundu (anus).
3. Dasjenige, was zum Unterhalt des Lehens gehört, z. B. nganga
(Arzt), nyama (das eßbare Fleisch), ntsima (Knfferteig), nyemba oder ndzama
(Fisolen), ndororo (fruchtbares Land), nyota (Durst), njara (Hunger), ntseml*
(blutiges Opfer, Sakrifi/.ium), karuma (Hitze), mpejx> (Kälte), inifu (Tod).
4. Hierher gehören auch die kafTVisierten Fremdwörter, z. B. nyahta
(Sünde), Uvuru (Buch), tezora (Schere), foxko (Zündhölzchen), gara/a
(Flasche), kopfß (Glas). meza (Tisch), sikora (Schule), saytcati (Geschenk),
sapato (Schuh) usw., wo sie nicht nach 61, c, d, zur zweiten gehören.
(75) Grammatikalisch ist zu bemerken:
1. Wenn das Radikal mit einem Vokal anfangt, so haben wir ny,
z.B. nyama; mit b, p, c, /, so haben wir m, z.B. mviiu (Flußpferd). Iii
allen übrigen Fällen haben wir n, z. B. ngombe.
'2. Das (zi) der Mehrzahl wird gewöhnlich ausgelassen. Wenn der
Gegenstand näher best im mt werden soll, so nimmt man zi, z.B. pakuUtma
(zuerst), zidqfika (kufika ankommen), zimbarame (mbarame Vogel), cipajmza
(eine besondere Gattung), zentseite mbarame zidagaxcana (kugatca teilen), mbuto.
§ 18. Die sechste Klasse rou-wa.
Am sechsten Tage wurde die Weltengcsehichte vollendet, als die Land-
und Haustiere und schließlich der Mensch geschaffen wurden.
(76) Die Klasse mu-tca umfaßt fast alle Personennamen, die hier
ipso facto gehören, solange eine Ausnahme nicht festgestellt ist. —
Dann gehören hierher alle Tiernamen, welche das Merkmal einer anderen
Klasse nicht tragen oder ausnahmsweise in die zweite, wie bira, thika,
bxmrurume, nicht eingereiht sind; also auch Personen- und Tieruamen
fremden Ursprungs.
(77) Neue Personennamen werden gebildet, indem man das Präfix
nyai vor Substantiven, Zeitwörtern im Infinitiv, Adverbien usw. stellt,
z.B. nya-kuxunyn (Vormund, von kvmtiga sorgen); nya-utufu (faul, von
vtofu, Faulheit), nyakudwara (kranker Mann, von kudtcara, krank sein).
1 Moyo: Das beben gehört zur dritten Klasse, weil es ursprünglich, wie
noch heute bei den Tonga -Herz- bedeutet.
2 Von ku-nya (gebären). Damit hängt der Begriff Kind zusammen. Die
Zulu sagen noch nyana (Kind) statt tntrana. Es wäre also eine semitische Formel,
ähnlich wie in Söhne des Lichtes, Söhne des Irrtums.
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v. n. Mom.: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tel»-. 57
nyambiri (ein angesehener Mann, von mbiri, Ehre), Nyarndzitru (Gott, von
mdcuru, im Himmel).'
Aus denselben Gründen gehören hierher alle mit nya anfangenden Tier-
natnen, sowie manche Namen <ler lehlosen Dinge auf nya, z.B. nyakokn
(Krokodil), nyaruytce (Tiger), nyamuktcrktve (Versammlung).
(78) Grammatikalisch ist zu bemerken:
1. Die hierher gehörenden Substantive bekommen manchmal das
Präfix mu, wie mu-nthu*, gewohnlich aber haben sie im Singular keins, z. B.
baba, supay (Soldat), bictt (Diener).
2. Im Plural gebraucht man immer ky/, also tca-nthu, icasupay, tcabicu.
§ 19. Die drei lokativen Klassen pa, mu, ku.
(79) In den sechs ersten Tagen der Schöpfung haben wir einen kurz-
gefaßten aber großartig gedachten Abriß der Welte ngeschichte, deren
Inhalt die Großtaten Gottes bilden. Am siebenten Tage, wo Gott der
Herr von seiner schöpferischen Tätigkeit ausruht, fängt die freie Tätigkeit
des Menschen auf der Erde (pa-ntsi) und damit auch die Weltgeschichte an.
Den Ausgangspunkt dazu bildet der selige Zustand der ersten Men-
schen im Paradiese, den Gott der Herr fur sie auf der Krde vorbereitet
hat. Dieses denkwürdige Moment der anfänglichen Seligkeit auf der
Erde findet seinen Ausdruck in der lokativen Klasse pa (auf).
Nun kommt ein zweites, tief hinein in die Weltgeschichte greifendes
Faktum, nämlich der Sundenfall. Infolgedessen fängt der Gegensatz, und
der Kampf mit den Leidenschaften im Innern des Menschen an; durch
innere Gewissensbisse gequält, zieht sich der erste Mensch in das Dickicht
des paradiesischen Urwaldes zurück, um sich dort zu verbergen; und zu-
letzt wird er auch, den inneren Gedanken seines Herzens entsprechend,
von dem alldurchforschenden Richter verurteilt und bestraft.
Die lokative Klasse mu scheint dieses Faktum verewigen zu wollen.
— Nach dem gestrengen Urteil Gottes über das ganze Menschengeschlecht
kommt die Ausführung der Strafe. Es wird in der Person der Stamm-
eltern hinausgeworfen aus dem irdischen Paradiese und verliert alle Vor-
züge, die damit verbunden waren. Eine neue Existenz und eine neue
Tätigkeit fängt dadurch für den Menschen an.
1 Personennamen werden auch vermittels t*a gebildet und bedeuten eine
Stellung, eine Würde, eine Beschäftigung, z. B. t*a-mumo (Pförtner, von
muituo, Pforte, Tür), tan-mbuzi (Zicgetitiiann), tm-mlukira (Teufel). Zur sechsten
Klasse gehören die mit ka anfangenden Hauptwörter, welche ursprünglich di-
minutiv aufgefaßt waren und zur zehnte» Klasse gehörten, aber nicht abgeleitet
wie kamwana wurden, z. B. kamba (Schildkröte), kambzhlyo (eine Art Nachtigall),
* mu wird abgekürzt in ra\ z. B. tndzakazi (Sklave), m'kazi. Der Apostroph '
erinnert daran. Hier tritt die vierte Klasse an die fünfte so nahe heran, daß man
in der Aussprache fast keinen Unterschied merkt (nasales m und n). Davon manche
Schwankungen in Bezeichnung der Klasse, so z. B. tnkharamba (Greis) gehört zur
sechsten und nkharamba (altes Tier) zur fünften.
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58
v. n. Moni.: Praktische Grammatik der Bantu-Sprachc von Tete.
Dir zentrifugale Klasse ku/ erinnert an dieses Ereignis, indem sie
Hauptwörter bildet, welche die zentrifugale Bewegung bedeuten, und dann
weil sie die Verbalsubstantive auf ku in sieh aufnimmt, die den ver-
schiedensten Existenz- und Tätigkeitsarten des jetzigen Menschen Ausdnick
geben1. Uniycnda ku? (Wo gehst du?)
(80) Grammatisch ist zu bemerken:
1. Über den Charakter dieser Klassen s. (G).
2. Obwohl die Präfixe /></, mu, ku wie der übrigen Klassen ein Wort
mit der Wurzel bilden und deshalb nicht getrennt werden sollten, tun wir
es jedoch aus praktischen Gründen, den Kall ausgenommen, wo sieh eine
besondere Redensart2: ein Adverb, eine Präposition sich davon ausgebildet
haben, z. B. pabodzi, kudzuru, kuponi usw.; oder wenn es sieh um Verbal-
substantive handelt, z. B. hi/nmbn (das Gehen), kudya (das Essen) usw.
(81) ',). Obwohl der Regel nach in lokativen Können die Klassen-
ühereinstiinmung mit der Lokativklasse sein soll, wird sie auch manchmal
1 Die Verbalsubstantive auf ku bilden in vielen Bantu -Sprachen eine be-
sondere zweite Klasse, die sich aber nicht bloß auf dieselbe beschränkt. Aus prak-
tischen Gründen rechnen wir sie in die neunte Klasse.
(83) 2 Außer den Nr. (41) angeführten sind folgende Redensarten be-
merkenswert :
Tabelle XIV.
mim' dzitru (in der Luft)
pa dzuru (oben)
jiunja (außen)
panM (auf der Erde)
(zwischen)
pat*oyoro (an der Spitze)
patari (weit)
pa mbari (neben)
paser i (geheim)
pomwtyo (dortseihst)
pa p*a (wiederum)
unter
diu JufunUi )
mu nyanki S
nnikati (in, drin)
kudzuru (nach oben)
kunja (nach außen)
kunUi (nach unten)
kukaii (nach innen)
kuftoyoro (weiter)
ku mbuyo (hinten gehen)
ku nduri (nach hinten)
kutari (weit gehen)
kumbari kwa (ringsum gehen)
ku mbari kwace (auf der an-
deren Seite)
hiicri (von hinten)
komweko (nach, weiter, dort-
selbst)
komvee-ku (liierselbst)
m" kamen (im Munde) kuiua-w (gegenüber)
pa burumimbn (plötzlich), pa tln:n (ollen, draußen), papezi (umsonst), p<t
maindsa (zur Regenzeit), mnmbi muti (nahe), mkuca (übermorgen), m'tondo (Tag
nachher), muranzoce (Tag nachher), kuinanyo (wo anders), pa kare (auf der Stelle).
Zu bemerken: 1. Der oftmalige Gebrauch der lokativen Klassen führte tur
Ausbildung von verschiedenen Redensarten, welche, obwohl Hauptwörter der Form
nach, der Bedeutung aber zu Adverbten utul Präpositionen oder alles beides zu-
sammen werden, z.B. kunja kwa nyumba (außerhalb des Hauses), ndam'mcnytt
kunja (ich habe ihn draußen durchgeprügelt).
2. Manchmal wird das veraltete Hauptwort selbständig nicht mehr gebraucht,
sondern bloß mit dem lokativen Präfix allein, z. B. dzuru, h/o, ntsi
m'mbuyo miev (hinten)
mim nduri (hinten)
mu-tari (tief)
mu mbari (ringsum)
momwe mo (dortselbst)
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v. d. Mohl: Praktisch«' (uammatik Her Hnntti - Sprach«' von Tete. 51)
auf din Klasse des Hauptwortes gerichtet, so z. B. mu mpindi momtce-mo ist
ebensogut wie mu mpindi yotmrc-yo\ adapita rnnyiimba, mmmrt mukhana
munthii (oder yomure ikhana mtmthu).
(82) 4. Das pa mit einem Infinitiv hat die Bedeutung von indem,
nachdem (137): also des Partizipium Präsent is, z. B. mauro pa kudya (nacii
dem Essen) adadza.
5. Ebenso ku mit Ortseigennamen verbunden bedeutet von, z. B.
wanthu wa-ku-Europa (Europäer), dende Maria ra-ku- Lnurdes (Mutter
Gottes von Leindes) usw.
§20. Die diminutive Klasse ka-tu. 1
Nach der Vertreibung aus dem Paradiese war für das Menschenge-
schlecht seine Erhaltung und Verbreitung das wichtigste Ereignis. — Sie
sahen es verwirklicht in der Geburt Kains.
Die diminutive Klasse erinnert uns daran.
(85) Hierher gehören auch die Wiedcrholungszahlen (91). —
kabodzi (einmal), kawiri (zweimal), kaia/u. kanay, kakumi, kadzana usw.
Anmerkung. Man fügt gewöhnlich das kml.se (29) dazu, z.B.
kaxanu keritse (fünfmal).
(86) Grammatisch ist zu bemerken, daß bei der Bildung der Dimi-
nutive das Merkmal des Hauptwortes sowohl im Singular als im Plural
beibehalten wird, z. B. ka-mw-ana und tu-tea-na usw.
§ 21. Die Adjektive (Nebenwörter, Beiwörter, Eigenschaftswörter).
(87) Was wir durch Adjektive auszudrücken gewöhnt sind, das ist
im Kaflrischen nicht immer ein Adjektiv. Es kann sein:
1. Ein starkes Adjektiv (11 ff.).
2. Ein schwaches Adjektiv. Davon sind:
a) folgende ursprünglich: -didi (gut), -didisa (ausgezeichnet), -dzere
(links), -kukutu (stark), -pezi (leer, ohne Wert).
b) die übrigen sind abgeleitet von Hauptwörtern, Infinitiven ver-
mittels der schwachen Form des Präfixes und des possessiven a (17 ff.).
3. Ein Hauptwort oder ein Zeitwort, die den Begriff des Ad-
jektivs schon in sich tragen, z.B. mbirimi (V ein stolzer Mensch), demha
(VI ein dummer Mensch), ndzazi (V ein obdachloser, beschränkter Mensch),
ngana (V jemand), cigwinti gteinti (VI ein dicker Mensch), kiwa (VI ein
zorniger Mensch), ku-kvma (stark sein), kurungama (klug sein), kusiceka (ge-
brochen, zerrissen sein), kulapira (süß sein).
4. Ein formloser Ausdruck (164), z. B. miti iri gteirri, ne njira bi
(die Baume sind sehr dicht, nicht ein Steg durch [führt durch das
Dickicht]) usw.
1 In Sena gebraucht man pi anstatt tu.
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CO v. n. Mohl: Praktische ( inmiinat ik dor Bantu - Sprache von Teto.
(88) Von der Yergleichung und Steigerung der Adjektive.
Die Kaffern liahen weder Komparativ noch Superlativ. Die ent-
sprechenden Begriffe werden ausgedrückt:
Für den Komparativ. 1. Durch die starke Behauptung, z.B.
mknru ine (ich bin der große, also größer als du, der mir gegenüber klein
erscheint) oder noch klarer ine na ruv : vi htm ine (ich und du: groß ich).
2. Durch entgegengesetzte Begriffe. z.B. uanen*}xi ndiwe , ine ndaanda
(du bist fett geworden, ich wurde mager; d. h. du bist reich und ich bin arm).
Für den Superlativ. 1. Durch das Suffix üia (esa §28), z.B.
munthu vadidisa (der ausgezeichnete, der beste Mann), uakudzhcisa (ein sehr
gelehrter Mann).
2. ' Durch das Adverb maka oder mit mehr Kraft makamaka (154).
z. B. munthu uakuipa maka (der schlechteste Mensch), uakuipa makamaka
(allersehlechteste).
3. Durch urntee, z. B. conywe mukuru urntee (der mächtigste Halm).
4. Durch das adverbiale Suffix tu (Ion), z.B. munthu unkukov^ra-tu
(ein sehr guter Mann = in jeder Hinsicht angesehen).
5. Durch die Zeitwörter kuposa, kupita, z.B. munthu uakvpita (der
übertrifft) teentsene na kukonia (mit der Güte), also der beste, tenda (lirbc)
Murunyu kupttsa (adverbialisch gebraucht: mehr) bzinthu bzentsem:
$22. Die Zahlwörter.
(89) Die Grundzahlen werden bis neun als starke Adjektive be-
trachtet (1 1): khumi '(zehn), dzana (hundert) sind Substantive der zweiten,
curu (tausend) der vierten Klasse. Bei zusammengesetzten Zahlen gebraucht
man na als Bindewort, z. B. 20 makumi tnateiri, 21 makumi mawiri na mbodzi
(ubodzi, ribr/flzi, eibodzi usw.); 30 makumi mathatu\ 33 Menschen tranthu
makumi mathatu na tea-thatu; HO makumi matantatu', 07 Ziegen mbnzi makumi
matantatu na zinomtee; III Gegenstände bzinthu dzana na kumi na rinthu
eibodzi) 200 madzana mawiri; 253 Jahre mayore madzana tnawiri na makumi
majeanu na mayore maüttu; Jahr 1902 mayore cum na madzana maßmba
na mayore mawiri.
(90) Die Ordnungszahlen. Sie sind schwache Adjektive und
werden dadurch gebildet, daß das schwache Präfix vermittels a mit d und
der Ordnungszahl verbunden wird (09), z. B. -kutoma (der erste), eint hu ca-
kutoma (die erste Sache)1; -citeiri (der zweite), midi ua-ci- wiri (der zweite
Baum); -citantatu (der sechste), mbi/zi ya-ci-tantatu; -eikumi (der zehnte),
ci.su caeikurni. Das 91. Jahr yore raeimakumi mafemba na ribotizi.
(91) Die Wiederholuugszahlen. Sie werden gebildet durch das
Präfix ka und die Grundzahlen und gehören zur zehnten Klasse (85), z.B.
kabodzi (einmal), kaiciri (zweimal), kakumi, kadzana, kamakumi matantatu na
kawiri (zweiunddreißigmal).
' Man sagt -kutoma , z. B. munthu uahdoma (der erste Mensch). Der letzte
wird von kumariza (endigen) gebildet, nhiku yakumnriza -tu (der jüngste =_ «Her-
letzte Tag) (120). cipo«i, eipiri werden bloß für die Wochentage gebraucht.
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v. D. Moni.: Praktische Grammatik der ßantu -Sprache von Tete.
Cl
Gewöhnlich gehraucht man die Wiederholt! ngszahlen mit kentse (24).
(92) Anmerkung. Die Kaffern haben Abscheu vor den großen
Zahlen. Wenn sie dazu gezwungen werden, so machen sie lieber von
einer europäischen Sprache Gebrauch. Jedenfalls ist bei längeren Grund-
zahlen das Hauptwort zu wiederholen vor der letzten Zahl im Singular oder
Plural, je nachdem, z.B. 321 Mann tcanthu madzana matatu na makumi ma-
«r/W na munthu mbodzi.
In den Ordnungszahlen wird bloß die erste Zahl mit ci usw. ver-
bunden, das übrige bleibt unverändert. Der 91. Soldat ftn/Mjy uacimakumi
map/emba na mbodzi.*
§ 23. Die Zeitwörter.
Die regelmäßigen Zeitwörter auf a im allgemeinen.
(93) Wir haben im Kaffrisclien die reguläre Zeitwortform, der
bei weitem die meisten Zeitwörter folgen, und die irreguläre. Sie unter-
scheiden sich zunächst dadurch, daß die regulären im Infinitiv mit«
enden (ht-famba, kvmtca), die anderen mit i {ku-fumari, kidani, ri) und daß
die letzten meistens defektiv sind.
(94) Die kaffrische Sprache kennt fünf Arten: den Indikativ,
Imperativ, Subjunktiv. Infinitiv und das Partizipium.
(95) In der Biidung eines kaffrisclien Zeitwortes können, wenn auch
nicht immer, gleichzeitig sechs Elemente vorkommen, und zwar:
das Subjekt ndi-damvpasira (ich habe ihm gegeben),
die II ilfs pa rt i k el (bzw. Hilfspartikeln), z. B. ndi-da-mu/xisira, si-
ndi-da-mupasira (ich habe es ihm nicht gegeben),
das Objekt ndika-mu-pastra,
1 Es ist zu bemerken die Art, auf weh lu> die Schwarzen zählen. Besondere
Wörter werden dazu in den ersten neun Zahlen gehraucht, nämlich /«»i (eins),
piri (zwei), thatu (drei), nay (vier), xanu (fünf), tantutu (sechs), nomirc (sieben), *ere
(acht), pfrmha (neun), khutui (zehn) Dann gi lit es wie hei den Grundzahlen.
Jeder Zahl entspricht ein Zeichen mit den Fingern der Hände.
Bei poM wird der kleine Finger der linken Hand mit dem Daumen der
rechten niedergelegt. Bei piri werden die beiden letzten Finger der linken
Hand mit dem Daumen der rechten niedergelegt. Bei thatu wird mit diesen der
Mittelfinger der linken Hand mit dem Daumen der rechten uiedergch-gt. Bei
nay wird mit den vorhergehenden noch der Zeigefinger der linken Hand mit
dem Daumen dir rechten niedergelegt. Bei .rnnu wird die linke Faust zusammen-
geballt, lici tantatu kreuzt sich der kleine Finger der rechten Hand mit dem
Daumen der linken. Bei nomice kreuzen sich die zwei letzten Finger der rechten
Hand mit dem Daumen der linken. Bei kreuzen sich die ausgestreckten drei
letzten Finger der rechten Hand mit dem Daumen der linken. Bei p/embu
kreuzen sieh mit den ausgestreckten drei letzten noch der Zeigefinger der rechten
Hand mit dem Daumen der linken. Hei khumi werden die Hände wie zum Gebet
gefaltet. — Bei 20 wird zweimal in die llande geklatscht, bei 30 dreimal, bei
mehreren Zehnten dreimal, viermal geklatscht und die Zahl der Zehnten durch 4,
5, 9 angegeben, z.B. 55, da wird mehrmals geklatscht und zweimal die geballte
Paust gezeigt. Über Hundert kennt der gewöhnliche Raffer keine Zahlen.
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62 v. o. Mom.: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
das Radikal ndidamu -pas-ira,
die End part i kel (Suffix) ndidamupas-ir-a,
dir K n d u n g ndidamupasir-a.
(9ü) Vom Subjekt war schon die Rede (31 ff.), ebenso vom Oh-
jekt (3b ff); so wollen wir gleich mit den Hilfspartikeln anfangen. Ks
gibt deren zwei Kategorien: die llilfspartikeln der Zeit und die mo-
dalen llilfspartikeln.
(97) Tabelle XV. Die llilfspartikeln der Zeit.
-zu- Lst die Partikel des Präsens, /.. B. ndi-ni-ruma (ich beiße) ['-Vlu
-(ni)dza oder -(ni)ka ist die Partikel des Futurums, z. B. ttdi-nidzn-
ruma (ich werde beißen),
-a- ist die Partikel des Perfektums, z. B. nd-a-rvma (ich habe ge-
bissen) (32),
-kha- ist die Partikel des Imperfektums, z.B. ndi-kha-ruma (ich bißt,
-da- (-ta-) ist die Partikel der Vergangenheit im allgemeinen und
Perfectum historicum.
khada ist die Partikel des Plusquamperfektums und Futurum
exactum, z. B. ndi-khada-ruma (ich hatte gebissen),
-ci- ist die Partikel der Verbindung, z. B. adaycnda a-ci-ruma (er
ist gegangen und biß).
(98) Tabelle XVI. Die modalen Hilfspartikeln.
-mba- drückt die wiederholte, fortgesetzte oder bloß gewöhnlich.-
Handlung aus, z. B. a-mba-ruma (er pflegt zu beißen).
• ka drückt 1. das «als- oder »wenn«, z. B. akarvma, ndinidza mu-
mm tja (wenn er beißt, schlage ich ihn), 2. die Richtung der Hand-
lung dort aus, z. B. ka-rtime, (geh, heiße dort).
-nga drückt 1. -es ist möglich«, -vielleicht., z.B. unga-mu-
ima (du wirst ihn vielleicht sehen), 2. die Höflichkeit im Imperativ aus.
z. B. u nga -one (möchtest du schauen).
na- (ma oder mba) drückt die Höflichkeit im Subjunktiv erstr
und dritte Person aus, z. B. natiyende (gehen wir).
.«/- drückt die Negation (Verneinung) aus, z. B. sindidaona (ich habe
nicht gesehen).
(99) Anmerkung. 1. Die llilfspartikeln gelten alle, für den Indi-
kativ; manche werden auch mit anderen Arten des Zeitwortes gebraucht,
so z. B. mit dem Subjunktiv: dza und ka 2. (in Bedeutung des Futurums,
dann -ui-mba, nga und na- {/na); mit dein Imperativ ka 2. und nga.
2. Die Hilfspartikel des Präsens -ni- fällt oft aus. wie z. B. wenn es
durch andere llilfspartikeln wie mba, nga, vertreten ist.
3. Die Hilfspartikeln na- und.«/- stehen vordem Sub j ek te (schwaches
Fürwort), alle übrigen immer nach demselben. z.B. ndi-da-ruma und .</-
ndido-ruma. Deshalb wird auch .«/- mit dem folgenden schwachen Fürworte,
wenn möglich, nach bekannten Regeln (21) zusammengezogen, z. B.
.sudantrna si-u-da-ruma (du hast nicht gebissen).
4. Die modalen llilfspartikeln können mit oder ohne die llilfspar-
tikeln der Zeit gebraucht werden.
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v. d. Mohl: Praktische Grammatik dor Bantu -Sprache von Tete.
63
§ 24. Die Hilfspartikeln der Zeit: ni-'nidza, da, a, kha2, khada.
(100) Das -ni- des Präsens wird manchmal verkürzt und als in ge-
hraucht, z. B. uni/una (du willst — u-ni-funa). Im Futurum behält man
gewöhnlich das ni- (nidza), wenn das Zeitwort im Indikativ steht. Im Sub-
junktiv wird das -ni- immer ausgelassen, z. B. ndi-nidza-yenda (ich werde
gehen). tnu-fha-tuii-pnM' (gibt mir).
Anmerkung. Manchmal wird die Zeitpartikel ganz ausgelassen
und die Zeit nach dem Vorhergehenden bestimmt.
(101 ) Anstatt dza im Futurum kommt oft -ka- vor, z. B. mu-ka-i-xtza
mphon-doro, mu-nika-dyctca ( wenn ihr zum Löwen gerufen werdet, werdet ihr
gefressen). Für das Futurum exactum wird -khada- gehraucht.
(102) In Tete wird da als Perfectum Ii is tor i e u in , also in Er-
zäblungen gebraucht. In Sena dagegen kommt da bloß in negativen und
relativen Sätzen vor. Im allgemeinen hört man in Tete mehr da, in
Sena o, obgleich einfache Leute beides ohne Unterschied gebrauchen.
(103) -a- des Per fek turns muß angewendet werden, wo eine Hand-
lung vorgenommen wird und in ihren Folgen fortdauert, z. B. u-a-fa (er
starb und natürlich lebt nicht mehr)» wir sagen: er lebt nicht.
(104) In den relativen Sätzen wird selten das -omice (welcher) ge-
braucht. Gewöhnlich genügt einfach das Zeitwort im Plusquamperfektum,
Imperfektum oder Perfektum, je nachdem, z.B. dzidzi adaotta mcenyu, i-kha-da-
khara (er saß schon, bevor die Eule ihn sah), padatca munthu, a-kha-trya
(welcher errichtet, gellochten hat), mu-rapo wace; adarma kunyado (mwandsace),
uasanduka thika.
$ 26. Die Hilfspartikeln ci 3 und mba. 4
(105) Die Hifspartikel ci1 bedeutet die Verbindung mit dem Vor-
hergehenden und die Andeutung, daß die Handlung des Zeitwortes gleich-
zeitig geschehe. Es kann also mit einer anderen Zeitpartikel nicht ver-
bunden weiden.
»
1 In Sena ist -na Hilfspartikel des Präsens, z. B. ndinafuna (ich will). Im
Futurum des Indikativ kennt man dort keine besondere Form: ndina-funa kamt
unter Umstanden -ich werde wollen« bedeuten. Im Subjunktiv dagegen wird
-dza- oder -ka gebraucht: ndi-dza-rime, ndi-ka -rime.
* Im Imperfektum und Plusquamperfektum gebraucht man in Sena ka und kada.
* In Sena keimt man kein ci. Als Vcrhindungspnrtikel gilt wba (mb). welches
vor dem Subjekte steht, z. B. u-a-yenda mba-ona (er ging und sah).
4 In Sena wird mba nie als Wiederholung»- oder Fort set zun gspartikel
angewendet. Diese Bedeutung hat die Partikel -so-. Sie bedeutet ungefähr dasselbe,
was mba in Tete, z. B. ndi - so - nrmbn (ich bin eben mit Schreiben beschäftigt und
setze diese Tätigkeit fort), ndautttona a-xo-ttttunn mnsainbu. Mwanu uako nnnrirn >
indf! a-so-rirn. JVMmtih Jundza doktrina tayii * ntnrnr! ndi-so-f'undzn.
Wenn das Radikal einsilbig ist oder mit einem Vokal beginnt , so sairt man
-xokit-, z.B. ndi-«o k u-dza (ich komme gerade), ndi- *oku-orm (ich hin am Schauen
darauf). Man sagt noao, ko»o — nuso, ka*o: eine Assimilation also anoxolima
(ana*olitna), akomtitna (aka*olima).
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G4 v. n. Mom.: Praktische Grammatik «1er Bantu - Sprache von Tete.
Ks ist nicht notwendig, die Zeitworter durch et 7.u verbinden. Oft
wird dieselbe Zeitpartikel wiederholt, z. B. adaymda, adnona, adarewn
• nandi sttro usw.« Ks ist auch nicht notwendig, daß die. verbundenen Zeit-
wörter dasselbe .Subjekt haben, z. B. eimbarame, cidayenda, ci-da-tma khoso,
aci-khara.
§ 26. Fortsetzung. Die modalen Hilfspartikeln -ka-, -nga-, na- und si
(106) Das ka in den Hauptsätzen wird entweder als Futurum (mit
oder ohne ni) oder als Zeichen der in der Weite zu verrichtenden Handlung
gebraucht; in den Nebensätzen, wenn diese Zeit- oder Bedingungssätze'
sind. In den letzten wird oft ka in beiden Sätzen gebraucht, z. B. mu-ka-
dteamicira (wenn ihr mit dem Worte swa reizen werdet) kateiri , trrntsrns
mu-nikadynca (werdet ihr alle gefressen).
(107) Das nga3 wird angewendet für »vielleicht-, »etwa«, »wenn-,
-zufällig«.
(108) Das na- {ma-) wird bloß mit der ersten und dritten Person
im Subjunktiv verbunden', selten begegnet man auch in Tete mba- in
dieser Bedeutung, z. B. mba-titme.
(109) Ks gibt im Kaffrischen verschiedene Ausdrücke für die Negation,
.vi (28) allein ist als Hilfspartikel behandelt (-be in paribe 1st ein Suffix 48. b).1
§ 27. Fortsetzung. Die modalen Endpartikeln (Suffixe).
(110) Nach der Klassenbildung einer der Hauptunterschiede zwischen
den europäischen und den Bantn>prachen ist die geringe Zahl von Prä-
positionen und Adverbien, indem die entsprechenden Modalitäten durch
Hilfspräfixe oder Hillssuffixe des Radikals ausgedrückt werden.
Die Hilfssuffixe oder, wie wir sagen , Knd par ti k e In unterscheiden
sich von den Hilfspräfixen (nach uns einfach H i I fs pa rt i ke l n) dadurch, da£
sie eigentlich derivative (abgeleitete) Zeitwörter bilden, die alle Arten und
Zeiten selbständig annehmen können, wie in unseren Sprachen die passive
Form. Die Kndpartikel, als Knd part ikel dein Radikal einverleibt . ge-
staltet es zu einein neuen Zeitworte. Ks ist nicht zu leugnen, daß dieses
einen sehr großen Reichtum der Sprache bedeutet, besonders wenn man
beachtet, daß mehrere Kndpartikcln gleichzeitig angewendet werden können.
(111) Die Kndpartikel wird immer d irekt mit dem Radikal verbunden,
z. B. ku-ph-a, ku-ph-ewa usw.
1 In Sena kommt -nga- anstatt -ka- zur Anwendung in den Bedingungs-
sätzen. Sonst weiden dort dies Partikeln auf dieselbe Weise gebiaucht, z. B.
i-nga-mara . ti -n a -hu -phr<hit (wenn wir fertig werden, werden wir euch helfen). Ks
wird aber audi hier und da das ka wie in Tete in den Bedingungssätzen angewendet.
3 In Sena gebraucht man gewöhnlich mba- anstatt na, z. B. mbn-tigrnJ*
(wollen wir gehen).
3 Neben W wird in Sena auf dieselbe Weise n kh a - gebraucht . t. B. * i ndina-
onu =. nkha-ndina-ona (ich j>ehe nicht).
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v. d. Mobl: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tete. 65
(112) Anmerkung. P. CourtoLs in seinem kaffrisch - portugiesischen
Wörterbuch führt zwei Partikeln an, welche wie die Endpnrtikel das Radikal
zu einem anderen Zeitworte modifizieren , aber als Präfix mit ihm verbunden
werden. Es sind die Partikeln: -baka- und -mba/a-.1 -baka- bedeutet
»untenlessen-, z. B. kti-rapa (heilen), ku-bakarapa (vorläufig mit Medizin
versehen), ku - ika (aufbewahren), ku - baika (vorläufig aufbewahren).
-mba/a- soll bedeuten: -pllegen, gewohnt sein-, z.U. ku-mba/a-ika (ge-
wohnt sein, aufzubewahren) , ku- mba/a- gorta (zu schlafen pflegen). Viel-
leicht ist dieses mba/a- bloß eine Variation von -mba-? Jedenfalls ist
der Gebrauch dieser zwei Partikeln noch nicht klar genug gestellt, daß
man sich dieselben aneignen sollte.
(113)
Tabelle XVII der Endpartikeln.
Die passive Kudpartikel
Die attraktive (dative) Kud-
partikel
Die kausative Endpartikel
etc a (iiea)
era (ira)
eta (isa)
e*a (isa)
Die intensive (emphatische)
Endpartikel
Die reflexive (intransitive) eka (ika)
Endpartikel
Die gegenseitige (reziproke) ana
Endpartikel
Die expansive Endpartikel ora (ura)
z.B. ku-phe tea, ku-gur-itra (ge-
kauft sein)
z. B. mli-ph-era (töte fur mich),
ndi-gur-ira (kaufe für mich)
z.B. ku-ph-e*a (töten lassen) , ku-
gur-i*a (kaufen lassen)
z. B. mu-ph-esa (töte ihn gut), ku-
gur-i*a (gut kaufen)
z. B. ku-ph-ekn (sich töten), ku-
por-ikn (sich kurieren)
z. B. kubra (hören) , ku - be - a n u (sich
verstehen, in Eintracht leben)
z. B. ku-funga (zumachen) ku-fung-
ura (aufmachen)
(114) Die erste Form (etra, era, esa, eka, ora) wird bei den ein-
silbigen Zeitwörtern gebraucht und wenn in der vorletzten Silbe e, o vor-
kommt. Wenn dagegen in der vorletzten o, i, « sich befindet, so wendet
man die zweite Form an.
$ 28. Fortsetzung. Die Endpartikeln ewa, edwa und era.
(115) Die passive Form wird nicht bloß bei den transitiven, sondern
auch bei den intransitiven gebraucht, in welchen eine virtuelle Transition
vorhanden ist, z. H. ku-gopa (furchten), kvgopstea* (fürchterlich sein, ge-
fürchtet werden).
1 P. Courtois in seiner Grammatik gibt dem -mba- die Bedeutung von
• müssen... Wir haben sehr viele klassische Fabeln durchstudiert und kein einziges
M a I das - mba - in dieser Bedeutung gefunden.
* Diese Forin ist unregelmäßig. Sollte ku-gop-itea sein, ku-gopxa ist
die kausative Form.
Mitt d. Sem. f. Orient Sprachen. 1901 III. Abt 6
(JG v. d. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete.
(116) Bei den transitiven Zeitwörtern im Passiv wird das von durch
na ausgedrückt, z. B. ua-ph-eiea na mphondoro (er wurde vom Löwen
getötet).
(117) Die attraktive Kndpartikel drückt das Verhältnis zum weiteren
Objekt aus, entspricht also dem Geiste nach unserem Dativ und verschie-
denen Präpositionen auf die Frage: wem?, für wen?, mit wem?, warum?,
wohin?, wo?, woher?, ohne was? usw., z.B. ndi-ph-era (töte für mich).
ndi-pas-era (gib mir) usw.
(118) Dieses weitere Objekt kann entweder ein Substantiv oder
ein Kürwort sein. 1st es ein Kürwort, so wird die schwache Form ge-
braucht und vor das Radikal gestellt. 1st aber dieses Kürwort schon als
direktes Objekt gebraucht, so kommt für das indirekte Objekt die starke
Korm nach den» Zeitwort zur Anwendung, z. B. ndi-da-ku-pasira (ich habe
dir gegeben), stiro nda-mu-phera iice (ich habe den Hasen für dich er-
schossen). Ist das indirekte. Objekt ein Hauptwort, so stellt mau es ge»
wohnlich nach dem Zeitworte, z. B. mankhteara (acc.) 1 ndinifuna kvdza-
citira utenda (für Krankheit) btcanyu. Wo kein Mißverständnis möglich,
da kann die Ordnung umgekehrt sein; incira (dat.) (munthu) aeika-meny-era
xamteari (acc). Es kann das indirekte Objekt auch ganz wegbleiben und zu
verstehen gelassen werden, z. B. adacorera (sie brachen ihm, d. h. zu seinem
Schaden) mucamu (Stock).
Diejenigen Zeitwörter, welche in sich schon die Beziehung zum
weiteren Objekt enthalten, bekommen gewöhnlich keine dative Korm, z.B.
kuretca (sprechen), kuuza (sagen*). Will man dann das Objekt hervor-
heben, so gebraucht man kuna. Kr betete zu Gott, adapt mba kvna
Murunyu, aniretca kuna matnbo.
(119) Die Zeitwörter auf -r<i. obgleich originell, enthalten oft von
Hause aus die Bedeutung der dativen Korm. /,. B. ku-roora (heiraten).
Deshalb bilden sie die passive Korm auf -die a (122), wie die abgeleiteten
in der attraktiv - possessiven Korm.
(120) In den Sätzen, wo das Prädikat durch einen lokativen Aus-
druck ergänzt wird, gebraucht man die dative Korm. Dann auch immer,
wenn das Suffix -tu mit dem Zeitwort verbunden ist, z. B. ada-thatc-ira
mu mapiri, ntsiku ya-kurnarizira-tu (der jüngste Tag = allerletzte) (90).
(121) Diese Kndpartikel era (ira) kann in demselben Zeitwort zwei-
mal vorkommen, /.. B. adaymda adatma pa yombe micana ua mambo, \ra-
khada - mu • many -ir- ira (er sah den Sohn des Königs), sie (ihm, d.h. dem
König zum Trotz, das erste ira) hatten ihn (den Sohn) angebunden (komtee-
ko- dort: dies wird durch das zweite ira angedeutet).
1 Acc. — accusativus = direktes Objekt und dat. = dativus — indirektes
Objekt.
a Dasselbe gilt von denjenigen Zeitwörtern, welche ein Ortaverhälüii» aus-
drücken. Sie brauchen nicht vor den lokativen Klassen die dative Korm anzu-
nehmen, aber können sie annehmen, z. B. kuyenda , kußka, kubwera usw.
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v. d. Mom.: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete. 67
(122) Die attraktiv-passive Endpartikel vereinigt era und etca
zusammen, •/.. B. ku-mang-ir-iwa — ku-mangidica. Aus demsellten Grunde
wird r-t = d in kuroora -kurotidtca (verheiratet sein mit N. N.).
§ 29. Die kausiüve und intensive Endpartikel esa (isa).
(123) Wenn das Zeitwort auf ra endigt, so bekommen diese
Formen za anstatt ra, z. B. kurira-kvriza; wenn es auf ka endigt, sa(tsa)
anstatt ka. z. B. kubvruka-kuburusa; wenn es auf da endigt, dza anstatt
da. z. B. kupinda-kvpindza; wenn es auf tea endigt, bza austatt tea, z. B.
kuthawa • kntha bza.
(124) Durch die kausative Endpartikel werden die neutralen Zeit-
wörter zu transitiven, z. B. ku-t/ambvka (übers Wasser kommen), ku-yambusa
(durchs Wasser jemand herüberführen)-
Bei den transitiven bedeutet diese Partikel soviel als -er ließ-, »er
befahl« usw., z. B. kuphata (nehmen), kuphatisa (nehmen lasseu).
§ 30. Fortsetzung. Die Endpartikeln eka (ika), ana, nra1.
(125) Die Zeitworter auf ra bekommen nur ka anstatt ika, z. B.
ku/ungura (öffnen), ku-funguka (sich öffnen).
(126) Es wird manchmal das Radikal des Zeitwortes wiederholt,
c. B. ku-retca retca, um die Wiederholung der Handlung anzudeuten oder
um intensiv zu reden (§ 25).
$ 31 Die Endung (95). Der Subjunktiv und der Imperativ.
(127) Die regelmäßige Endung des Zeitwortes ist a. Nur im Sub-
junktiv und manchmal im Imperativ ist sie anders. Deshalb werden wir
das letzte Element (95) nicht besonders behandeln.
(128) Der Subjunktiv entspricht derselben Art des Zeitwortes der
romanischen Sprachen. Er drückt also Wunsch, Befehl, Bewunderung,
Zweifel usw. aus und wird wie der lateinische Konjunktiv zur Bildung
von Bedingung und finalen Sätzen angewendet.
(129) Das charakteristische Zeichen des Subjunktiv ist die En-
dung e. Dabei wird er erstens mit dem schwachen Fürwort verbunden, z. B.
ndi-rime. Zweitens kann er ohne Hilfspartikeln stehen; von diesen aber
gewöhnlich mit den modalen: nya, mba, ka, na(ma) und dza (Futurum).
(130) Den Imperativ bildet das Radikal, z. W famba (geh) von
ku-famba. Im Plural wird die Partikel ni hinzugefügt (36). Die erste
und dritte Person wird vom Subjunktiv entlehnt. Derselbe wird auch
in der zweiten gebraucht, wenn der Befehl höflich ausgedrückt werden
soll, z. B.
1 Die expansive Partikel -uru gleicht dem deutschet) auf, los, ah, t. B.
ku/ungura (aufmachen), kuptukura (abschneiden).
5»
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08 v. i>. Muhl: Praktische Granunatik der Bantu- Sprache von Tete.
Tabelle XVIII des Imperativs.
erste Person
zweite Person
dritte Pereon
Singular
Imperativ
cito
8 u h j u n k t i v
ndi-cite
u-cite (cite)
acite (na-acite)
Plural
Imperativ
cita-ni
Subjunktiv
Ii cite1 (naticite.
mucite (muciteni)
tea cite (na tea cite)
naticite -ni)
Anmerkung. 1. In der zweiten Person Sing. Subj. kann das u
wegfallen: cite (tue), ebenfalls das mit oder das tti in der zweiten Person
Plur. Subj. mucite (tuet) oder cite-ni.
2. na (ma, mf/a) wird bloß in der ersten und dritten Person Subj.
gebraucht.
(131) Die Kaffern haben die einsilbigen Wörter nicht gern. Deshalb
fugen sie in der zweiten Person Sing. Imp., wenn das Radikal einsilbig
ist, die Partikel -ya hinzu: pha-ya (kupha), mtea-ya (ku-mtca)t dza-ya
(kiidza) usw.
Anmerkung. 1. Man kann immer diese Form mit der regel-
mäßigen des Subjunktivs vertreten, z. Ii. uphe, umicc , udze usw.
2. Man kann anstatt -ya in gewissen Fallen andere Partikeln ge-
brauchen , z. H. d:a - naye (komm mit ihm ~ bringe es) , dza - kuno (komm
hier), (ha-naye-ni (kommet mit = bringet es).
(132) Das Verbot wird mittels kttreka (lassen) ausgedrückt, z.B.
reka kupha (du sollst nicht toten, töte nicht!), wareke kudza (sie sollen
nicht kommen).
(133) mloko (geh!) und ndokoni (gehet!) sind unregelmäßige Formen
von kiiymda.
(134) Der Subjunktiv wird dann auch gebraucht in den unsicheren
Bedingungssätzen (Hillspartikel ka \ 106]) immer mit der Hilfspartikel nyn\
bei indirekter Redensart usw., z. B. nkharamba adamuktimbiro , kitti atn-
pase tmmba ra körne (die Alte bat ihn, er möge ihr Kraut geben).
§ 32. Der Infinitiv und das Partizipium.
(135) Der Infinitiv wird gebildet durch die Partikel ku als
Präfix und das Radikal, z. B. ku-pha, ku-sendzeka. Ks kann verbunden
werden mit dem persönlichen objektiven Fürworte und auch mit man-
1 Es kann die erste Person Pluralis mit der zweiten verbunden werden,
indem man zur ersten -ni hinzufügt, z. B. ti-yaule-ni (wollen wir gehen, ich
und ihr).
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v. d. 'Moiil: Praktische Grainniatik der Bantu -Sprache von Tot««. 69
cheti Hilfspartikeln, •/.. B. ndayenda ku-ka-mu-tma 1 (ich ging, ,,m inn z«
sehen).
(136) Ks gibt bloß ein Partizipium, welches unserm Partizipium
Perfekti entspricht. Ks wird gebildet wie oben 19, 3; 87, (>.
(137) Unser Partizipium Prasentis wird durch pa (manchmal na)
mit dem Infinitiv ausgedruckt, z. B. pa kusendzeka (scherzend), pa kvdya
(essend), na kußka (kommend).
(138) na mit dem Infinitiv kommt gewöhnlich in den Nebensätzen
mit wann, als, indem, wo, bei usw. vor.
Anmerkung. Übrigens ist zwischen na kußka und pa knjika keine
strenge Grenze zu ziehen.
(139) Der Infinitiv ist manchmal Objekt eines anderen Zeitwortes,
z. B. ndzou idabva ktijisaira. Ks kann auch der Infinitiv nllcin in empha-
tischen Ausdrücken eine Phrase bilden, z. B. sabicanyi hikhara m'kvrv iu-el
(wie, du grußer sein als ich!)
$ 33. Die unregelmäßigen Zeitwörter auf i (93) und die Hilfszeitwörter a.
(140) Alle Zeitwörter fremdländischen ( portugiesischen) Ur-
sprungs endigen auch im Subjunktiv und in den derivativen Formen auf t,
z. B. ku/umari. kvpayari, kuganyari usw. Dies ist bei ihnen die einzige
Unregelmäßigkeit, denn sonst werden sie angewendet wie die Zeitwörter auf«.
(141) Hierher gehören die unregelmäßigen ndi (/«). rt, kutani, wor-
über in §11 und 12 die Rede war. Ks bleibt uns noch kutt (sprechen)
übrig. Also:
(142) 1. In seiner ursprünglichen Bedeutung wird kuti gebraucht bei
der Krzählung in der dritten Person: ati (er sprach), akhati (er hat ge-
sprochen), und dann im Katechismus als Hilfszeitwort in ndiniti ncadidi
(ich glaube — ich sage es wahr). Dann kommt es vor:
(143) 2. Als Hilfszeitwort mit dem Infinitiv, um -bevor« oder »noch
nicht- anzudeuten, z. B. ndikhanati kudya (bevor ich geges.sen habe), ndinati
kndya (ich habe noch nicht gegessen).
Anmerkung, akhanati (bevor) und anati (noch nicht) werden
adverbial gebraucht.
3. Als Hilfszeitwort mit dem Subjunktiv, um »wie soll ich- = »ich
werde nicht- auszudrücken, z. B. ndikati ndidye-nyit (was soll ich denn
essen? = ich werde nicht essen).
1 In Sena wird 1. wenn die Klarheit dabei nicht leidet, das ku ausgelassen,
z. B. iagopafnya (wir fürchten zu zermalmen). Die einsilbigen wie auch die mit einem
Vokal beginnenden Zeitwörter behalten immer ku, z. B. kudza kuonn; 2. dza mit
dein Radikal als Infinitiv kommt bloß nach kudza vor, z. B. a dz a pina ndzou (ku)
dzadya matainba; ndafuna kudza (ku) dzatamba; 3. ebenso ka ohne ku bloß nach
kuyenda, z. B. aenda (ku) kagona.
' Dieser Ausdruck ist nicht nach unseren Begriffen zu verstehen. Wir nennen
hier so diejenigen Zeitwörter, welche zur Bildung von neuen Ausdrücken konkurrieren.
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70 v. n. Mom.: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete.
4. Als Bindewort kuti (daß, um), z. B. areica kuti anadza (er sprach,
daß er kommt).
5. Als unbestimmtes Fürwort in uakuti (so einer...), cakvti (so eine
Sache).
(144) Hier wollen wir noch einige Worte sagen Ober die Zeitworter.
welche als Hilfszeitwörter im weiteren Sinne angewendet und gewöhnlich
mit dem Infinitiv verbunden werden.
kucita (tun), z. B. tarita kukuuza, kuti tipase mafuta. kucita bedeutet
dann Nachdruck oder sagen, z. B. cita: takuta (sage: danke).
kureka (lassen) bedeutet ein Verbot (132).
kufuna (ist nahe am, muß), z. B. nyakoko ada/una kufa (war nahe
am — mußte — Sterben). Manchmal bedeutet kufuna um (200).
kutan da oder kuyanda (allein, nichts anderes tun, etwas in Fülle
haben), z. B. iye sanicita cintttu, anitanda higema (er tut immer schlafen!.
kuyanda kuzunga (immer spazieren gehen).
kumara (all, alle, keine mehr), z. B. amara kuwaßnya (er hat sie alle
zermalmt), munthu adaona zentsene (mbuzt) zidamara (es waren keine mehr).
Anmerkung, patamara (akhamara) werden adverbial gebraucht.
kukhara na (ndikhana) (48, 3) (haben), z. B. anikhara na mlmzi (er
hat Ziegen).
kudza na (dzana — bringen, bringe).1
ndiribe (48, 5) (kudza: ich bin nicht gekommen) und kuxaya (kußka.
nicht kommen) sind Hilfszeitwörter der Verneinung.
kubva kuptimjmtca (sich tauschen lassen).
kutoma (der erste sein), z. B. iye adatoma kurasa (er war der erste,
welcher hat verwundet).'
$ 34. Die Negation im Kaffiischen.
(145) Von der modalen Hilfspartikel si-* (ist nicht) war schon die
Rede (§ 2o"). Sie wird aber auch mit Substantiven, Adjektiven und Für-
wörtern verbunden, z. B. si-ndine (sine 28), muna sitee? fimtee-po? (seid ihr
nicht dort?), mbuzi zanyn sizif (sind das nicht meine Ziegen?), si-nmuthu
(es ist kein Mensch), madzi siyadidiretu (abscheuliches Wasser — durchaus
nicht gut).
(146) ne ist eine verstärkte Negation: -nicht einmal« und wird wb>
si- mit Substantiven, Adjektiven und Fürwörtern gebraucht, z. B. ne imu-f,
mutumbel Bei den Zeitwörtern verlangt ne den Infinitiv.
1 Dann ist das dz a zum richtigen Hilfszeitwort (eher Hilfspartikel) des
Futurums geworden (§ 24).
* In Sena hat man noch als Hilfszeitwort towera (tetrera), um, z. B. dyani
mayogodo totrera (um) muteanganise tnano, und kukhonda als Verneinung, z. B. njira
idukhonda rimirtra; das letztere in den relativen und possessiven Nebensätzen.
' Das xi wird in Sena ebenso angewendet. Als Verneinung dient dort außer-
dem mukhabi (m'khabi — paribe, muribe, kuribe) und bi oder tayu als nachstehende
Partikel, z. B. alipo bi = alipo tayu = m'khabi: uamuona tayu (er hat ihn nicht ge-
sehen). Die Verneinung wird auch wiederholt, z. B. sidamuona tayu.
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. n. Mom.: Praktisch«' Grammatik der Bantu - Sprache von Tete.
71
ne — ne {weder — noch) wird wie ne allein gebraucht, z. B. ne
kiuiya, ne kvmtoa (weder essen noch trinken).
nenentf im Gesprach ist eine sehr starke Verneinung: Gott t»ewahre!
(147) ayay ist die einfache Antwort »nein^, z. B. muna-nyi ukui peno
mbuayal ayay, ni phaka.1 Ebenso sagt man: peno (nein, ich weiß nicht).
(148) ndiribe usw. (48, 5) wird selbständig gebraucht, z. B. una
cisut ndiribe. Dann auch als Hilfszeitwort der Verneinung, z. B. ndiribe
kumuona (ich habe ihn nicht gesehen). Man sagt eben nicht sindimuona.
(149) Wo -ribe als Hilfszeitwort nicht angewendet wird, da gebraucht
man kusaya (entbehren) zum Ausdruck der Verneinung. Dasselbe dient
auch dazu, verneinende Substantive und Adjektive zu bilden, z. B. bzaku-
saya bzakuoca (die ungekochte Speise).8
Im Imperativ uml Infinitiv wird die Verneinung durch kureka (182)
ausgedruckt.
(150) Der Kaffer faßt manche affirmative Sätze negativ auf und
umgekehrt. So wird rini/ (wann?) angewendet, z. B. ninyi ibzit n'dziwa rini
(ich weiß es nicht — wann sollte ich das wissen?).
(151) Die Verneinung kann auch in der Bedeutung selbst einge-
schlossen sein, wie in kutaza (nicht können), kuptca (kein Wasser haben,
austrocknen), kusaya (entbehren), kugaza (verneinen).
§ 35. Die Adverbien (Umstandswörter).
(152) Was wir durch Adverbien ausdrucken, pllegen die Kaflera auf
verschiedene Weise zu bezeichnen. So:
1. Durch verschiedene Formen der drei lokativen Klassen und die
schwachen Fürwörter, welche mit der Zeit eine fixe adverbiale Bedeutung
bekamen (41,83). z. B. kure* (dort), khokha (zohba) (nur), pomwr (wiederum,
auch, nachher), txapano (jetzt), tsapano pano (eben jetzt), tsajxino pomwe
(noch jetzt), ndipo (zuletzt, nachher, aber, wiederum . also), komicef
(woher?), komtce-ku (woher, nahe), komwe-ko, mu pombo (nieder) , ktrene
(viel), kwe/ieku-ene (sehr viel; 25, 4).*
(153) 2. Durch verschiedene substantive und verbialc Formen . z.B.
magonyo (zickzack gehen), makongonyama (sehr früh), kutani (wie? 49),
rnangxrana (morgen), ma si kati (59), anati, a khanati ( 143) , macibese
(früh) , patama ra (dann, nachdem), akhamara (zuletzt), kurumiza (schnell).
(154) 3. Durch ursprüngliche Formen, wie: rero (jetzt, heute), dzana
(gestern), rini (als, wann? nicht), dzingedzinge (zuletzt), rekereke (schließ-
1 -Nein- wird durch tayu in Sena ausgedrückt, z. B. »tuno tntcanambuyaf
tayu padre (ist der Hund hier? Nein, Pater).
* Anstatt knsayu gebrauchen die Senaer ku*oa und kukhonda als Hilfs-
zeitwörter der Negation, i. U. a*oa mfuti (er hat keine Flinte), nüjira idakhonda
Ihnirwa (der Weg ist nicht rein).
3 Die gesperrt gedruckten Adverbien werden oft gebraucht.
« Diese Ausdrücke, wie z. B. ndipo, pom we, können auch in ihrer primi-
tiven Bedeutung gebraucht werden.
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72 v. n. Mom.: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete.
lieh, zuletzt), ngure (weit), kodokodo (im allgemeinen), maka (88), kani
(insofern), kare (früher), karekare (schon lange her), (nemo (langsam,
selten: gut), peno (vielleicht , wenn, wie er scheint, oder, etwa), ba»i
(nur, genug), mart (vom port, inas) (aber), mangu (schnell), mangumangu
(sehr schnell), sabwa (weil), sabwanyif (warum?) caiye (wahrlich) ncadtdi
(wirklich; ni cinthu cadidi).
(154) 4. Durch adverbiale Redensarten, z.B. ntsiku zentse (immer).
kaviri kaiciri (oft, immer), ntsiku ibodzi (einmal), man gtca n a yact
(nachher, dann), mu mpiudi yomwe-go (sogleich), kabisebise (geheim), ka-
eimbieimbi (schnell), mparemjtare (langsam), vino cino (sogleich), eipo (nimmer).
comeonvo (auf diese Weise).
(155) 5. Durch verschiedene Ililfspartikeln des Zeitwortes, wie -mbo-,
-ka-, -nga-, si- (§ 25. 2b' , 33); durch Kndpartikel, wie das intensive esa . ana.
um (§ 28 und 29).
(15b") «J. Durch spezielle Suffixe, wie z. B. -mbo (auch). Dasselbe
wird sowohl nach den Substantiven wie nach den Zeitwörtern gebraucht,
z. B. mphondoro - mbo idaramuka~ mbo (auch der Lowe stand auf). Ks ist
zu bemerken, daß der Kafl'er eine solche Wiederholung des -mbo sehr
gern hat. -tu (ganz, vollständig) sollte eigentlich bloß mit Zeitwörtern,
und zwar in der dativen Form (120), gebraucht werden, z. B. ntsiku ya-
kuinarira-tu (der jüngste Tag), wird aber auch sonst angewendet; nur
muß immer die Partikel ra (re) vorhergehen, z. B. ncadidiretu (es ist voll-
ständig wahr).1
(157) 7. Durch formlose Ausdrücke (104) und durch manche Hilfs-
zeitwörter (144), wie kufuna, kutanda, kumara, kutoma.
§ 36. Die Präpositionen (Verhältniswörter).
(158) Die Kaffern kennen bloß vier Präpositionen: pa, mu. ku der
lokativen Klassen und na (kuma). Mit diesen muß man auskommen. Oft
kümmert sich der Kaffer um die Präpositionen nicht, wo wir sie nicht
entbehren können.
(159) Mit den drei lokativen Partikeln bildet man viele prä positive
Redensarten (83), welche aber immer als Substantive aufgefaßt werden,
weshalb auch das regierte Substantiv in der possessiven Form steht, z.B.
pakati pa wakazi (unter den Weibern), mu mbari mwa nyumba (ringsum
das Haus).
(160) In der Anwendung des pa, ku, mu, na herrscht große Frei-
heit. Das eine wird manchmal für das andere gebraucht, z. B. kuyenda na
mathengo, ku Uten go, p a thengo oder mu thengo (in den Wald gehen) ist ebenso-
gut gesagt. Es sollte aber ku allein vorkommen. Babanu ari ku mundo
(wir hätten gedacht mu mundo', euer Vater ist im Garten).
1 In Sena kennt man noch das Suffix -6c« (ein anderes Mal), x. B.
*inacita-bve (ich werde nicht mehr tun).
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v. d. Mohl: Praktische Grammatik dor Bantu -Kpi-aclx- von Tft»*. 73
(161) no (mit, von)' kommt vor:
1. Als Bindewort zwischen S n hstan ti v en (28. 2 :) Munthu na
(mit. und) suro \cadavitn turamicari. Congtce adayenda na (mit) nlhatca yarr.
Amupha na mfuti (er tötete ihn mit der Flinte^.
2. In der Bedeutung von »von. in der passiven Form z. B. adamniyixra
na babace (er wurde von seinein Vater gezüchtigt).
3. Bei den Komparativen, z. B. na imtee, na ine: vi' kvru ndine
(icli hin stärker als du).
4. na — no in der Bedeutung von -so viel — als. und -zwischen«,
z. B. Gura na mlnizi, na mabira (kaufe ehenso viel Ziegen als Schafe). Xk/tondo
na iigante na ine (Krieg zwischen mir und dem Kiesen).
5. na mit dem Infinitiv (137, 138). z. B. na kudza (als er kam).
6. In Verbindung mit dein Zeitworte ri und kukhara bedeutet
es -haben« (sein mit) (48, 3; 144) und mit dem Imperativ von kudza:
dza, dzani, -bringen«; dzanayc , dzanayeni (bringe, bringet) (141); z. B.
dzana ufa (bringe das Mehl).
Anmerkung, nanyif (warum i* womit)1), z. B. Vathmcaf Xdal/unca.
Nanyif Knkftara na ndjara (ich hatte Hunger).
7. kuna (vor, gegen), kupereka kuna Murungu (beten, bitten zu
Gott), Kharani na nisüti kuna t/e (habt Krbannen mit uns).
§ 37. Die Konjunktion, Interjektion und die formlosen Ausdrücke.
(162) Der Kaller hält im allgemeinen nicht viel auf die Konjunktionen
und läßt sie leicht aus. Manche von ihnen, wie ndiprt (aber, also), kutani
(wie), poimce (auch), peno (wenn, aber), nutzt (aber), -mbo (auch), werden
auch adverbial angewendet.
Originell sind kodi (also, nun), ayay (im Gegenteil), tangtrira (»die
Ursache ist« — weil; deshalb kommt es bloß mit einem Substantiv oder
einem Infinitiv vor), sabtea* (weil), nanyi (weil), tsono (nun), Jcuti (daß),
ninga (wie), ne — ne — (weder — noch).
Anmerkung. Als Bindewort der Substantive gilt na (161, 1), als das
der Zeitwörter aber die Hilfspartikel -ci- (105); na — na — (und — und),
z.B. Tingapormce na itre , nainef (sollten wir, du und ich, etwa fechten)').
(163) Beim Fr/.ählen macht der KaflTer oft von Interjektionen Ge-
brauch, weshalb es ratsam ist, sich die gebräuchlichsten zu merken. Also:
inde (ja), ayay (nein), ndfio! (ndatca/ zu Diensten! hier!), nyonyof (sehr
entschieden: nein!), kodi? (wirklich? jawohl!), eipo! (nimmer!), ymerne!
(ewe/ eice! weh! weh!), iydf (schaut! schaut!), nandi ! (höre! höret!), ci-
1 Nicht zu verwechseln mit der Hüfspartikel na- (108), mit der gegenseitigen
Endpartikel ana (§29) und mit der Hüfspartikel de» Präsens in Sena: -na- (§24
Note), obwohl diese letzte grammatikalisch dieselbe Partikel ist. Ebenso ist in kuna
und muna dasselbe na.
2 ttalnra wird nur von den KafFera gebraucht, welche mit den Portugiesen in
Berührung kamen. Ks kommt wahrscheinlich von »abe (nämlich) und irgend einem tea.
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74 v. n. Mom.: Praktisch«- Grammatik der Bantu -Sprache von Tete.
simbal (hoch! hoch!), masikinil (habt acht!), yewo! (hört!), traf tea! tea!
(drückt Bewunderung aus: ah!), ga! (wie! oh!).
Anmerkung. Kin Zeitwort kann als Interjektion gehraucht werden,
7.. B. ndaba-nyi! (ich was gestohlen?), kundicemera-ko\ (mich dort zu
rufen!).
(1H4) Die Interjektionen sind zu unterscheiden von den formlosen
Ausdrücken. Im Gegensatz zu den g rn in m a t ik al i sc h e n nennen wir
formlose Ausdrücke jene Wörter:
1. die einsilbig vorkommen (22. Note 2);
2. deren Akzent beliebig auf die letzte, vorletzte oder drittletzte
Silbe fallt (5, 1);
3. die nicht mit den vor- oder nachstehenden Worten in eine gram-
matikalische Verbindung treten.
.Solche Ausdrücke sind z. B. kuenyu (ködo kratzen)1, adagtea dje (er
ist wie ein Blitz gefallen), adagwa dwe (mit Lärm). Die formlosen Aus-
drücke treten an die Stelle mancher Adjektive oder Adverbien.
§ 38. Die Struktur des einfachen Satzes im Rafirischen. Der kaffrische StiL
(lb\"») Nachdem wir das Material der grammatischen Regeln vorge-
legt haben, wollen wir versuchen auch Anleitung zugeben, wie man damit
verfahren soll, um nicht k a ff'risi erte portugiesische, deutsche, englische
Satze zu bilden, sondern echt kaffrische, die den Gedanken so aus-
drücken, wie der Kaffer sie meint und ausdrückt.
Weit davon, diesen Stoff erschöpfen zu wollen, geben wir die fol-
genden syntaktischen Regeln nur als einfachen Versuch, den wir aus
dem Studium der anzuführenden Beispiele geschöpft haben.
(1»>6) Man soll aber nicht meinen, daß wir diese Regeln als ohne
Ausnahme vorführen. Der Mangel an klassischer Sprachentwickelung macht
es, daß einzelne Kaffern weniger korrekt sprechen und deshalb der Mehr-
heit gegenüber eine Ausnahme bilden. Für uns ist die letzte entscheidend.
(lt)7) Vor allem ist zu bemerken, daß der Kaffer in seinem Denken
und Handeln sein Leben lang ein Kind bleibt. Wie Kinder in kurzen
Sätzen sprechen, ohne für deren gegenseitige Gliederung und Verbindung
zu sorgen, so auch der Kaffer. Deshalb soll man um jeden Preis längere,
komplizierte Sätze meiden, sonst wird man einfach nicht verstanden, z. B.
Na mpindi yrtrmce-yo congtee adaßka na condzi (Lärm) eikurim, aeißka pormtt
jxikhana mphondoro na mbarame. Congtcr achrnca: taßka i/e , wamutta iradaßka.
M ha iii areicert wr f — Mphondoro na ku/ma kukura (Gestalt) ktea congice adagopa.
Mbarame ztntstne zidasek( ra na kuoiia tnuktiru (Repräsentant) uatco. Mphon-
doro idathawa iciynida, ieikamanga nyitmha inango. Congwe adatenga tnbaramt
zentsene , aeikhara (wurde) kapUatc (Führer) na mbarame; adayenda kuka manga
nyumba eipande cinango. —
• Für Sena s. über die formlosen Ausdrücke die «Grammatik von Sena»
von P. Torrend S. J. (Chupanga) 174 ff.
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v. d. Mom.: Praktische Orammatik der Bantu -Spracht* von TVte.
75
Munthu akhateya murapo yace , adatnanga mbarame. Nyakoko arladza
acidya. Nttiku ibodzi adatrya murapo ukwu. Nyakoko adadza, arimanghca.
Munthu adadza , adaona nyakoko uakumangidwa. Ndijxt nyakoko adarewa : ndi-
Utudzure. Akhamara munthu adamutxudzvra tisw.
Nkharamba idatatcira: ndokoni! mubereke mu goa , munidzarma ndzou,
zomtce zinimica madzi. Galiti adayenda, adaona muriri ua ndztnt acUankura
zikuru zimuna, acipfenda nthaica, acijtam bicu uacr, acinyamura. Adayenda
kutiogoro, adaona usw.
XVadayrnda wasupay, wadafika , tradaona muriri ua ndzou. Adatnma mbodzi
supay, acirewa: »stci ! mbuaya yangn!» Wentsene wadatatcira: ■ mbuaya yangu!
swi f mbuaya yangu!* Mbuaya na kubwa cipiringu, idakarijxi, idaphata nyama
zentsene (d. h. Klefanten), icidya : iciyenda kuna wanthu iciwadya, idayenda
hu mui, komtce kukhana mbuya uacr , icimudya, iciyenda mu thengo.
(1G8) Die Hauptsätze werden manchmal verbunden durch das -ci
(10ö, 162), die Hilfspartikel -ka-, und Bindewörter wie ndi/w, pmture,
tsono, kodi usw. Die letzten stehen dann gewöhnlich am Anfang des Satzes
vor dem Subjekt (30 und 37). Nur -mbo als Suflix muß immer nach dem
Subjekt, oft gleichzeitig auch nach dem Prädikat, stehen: adapumpsa ba-
bangu, ine -mbo ndamupumpsa-mbo.
Das -ka- kommt in Anwendung, weun der erste Satz eine Bewe-
gung bedeutet, z. B. tiyende , tikaone.
(169) Präzis und kurz in der Satzbildung, ist der Kafler in seiner
Denkweise sehr weitläufig und ausfuhrlich. Dies leuchtet besonders in den
pleoriastischen Ausdrucken , wovon später die Hede sein wird, dann wo er
die kollektiven Wendungen meidet, wo er das Wort kuyenda, kudza bei
jeder neuen Phase der Handlung gebraucht, hervor usw.
Munthu mbodzi adayenda kukagura mbuzi, mbuzi ziwiri, mabira ziwiri.
Ndijto adafika, pa kamadzi, adarewa: »mbuzi zangu-zi mazikhare pano. Inf
ndiniyenda kutsogoro (konnte ganz ausbleiben) , ndikature*. Adayenda
kutsogoro usw.
Suro adayenda, adaona muti, acigvsata, acisema mpsimbo ikuru. Ada-
yenda adaona mbidzi ikhana teana \cace. Adayenda adaona ndzou yakitfa usw.1
Nkhuku idadza1 idaona m/maya iri mit kudya mazay.
Moto adaphika btcadtca ; nkhumba idadza 1 irimtea.
Cimbarame c idayenda cidakapasa munyu nkhtcazi .... Nktcazi
idayenda kuna nyakoko icimupasa.
Kamba adayenda , adafika acitoma kuimba.
Ndzou idakumbuka kuti kamba idafa, peno (oder vielleicht) adathawa. —
Ndipo ndzou (das Subjekt so oft wiederholt) idayenda (nachher), idabra
kupsaira mu nyumba icisadzokera , idaona kamba, akhapsaira. Ndzou idase-
Jcera, icikondtca, iciyenda kukacemera wandzace.
1 Wir sehen, daß adayenda und adafikit, obwohl als Zeitworter gehraucht,
eigentlich die Stelle von Adverbien (nachher, dann, als usw.) oder Bindewörtern
(und, wo usw.) vertreten. Diese echt ka (frische Wendung ist sehr oft gebräuch-
lich und zu gebrauchen. Ehenso kommt kutewera in Aufzählung im Sinne von
nachher, dann. Zoze akhari m'kuru, adUtctra Luizi, acitemera Zoaw.
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76
v. ri. Moni.: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
§ 39. Die Wortfolge in den Hauptsätzen
(170) Die kafTrischc Wortfolge i.st in der Kegel natürlich und logisch.
An erster Stelle steht das Subjekt mit seinen Appositionen oder relativen
Sätzen, dann kommt das Prädikat; diesem folgt, wenn es nicht in ihm
eingeschlossen ist, das unmittelhare Objekt und diesem dann das mittelbare
mit den Adverbien.
(171) Unter den Appositionen kommen zuerst die pränominaleti Ad-
jektive (§ 4. 5, 6) (das possessive nimmt immer die erste Stelle ein), dann
die starken Adjektive (1*2), zuletzt die schwachen, wobei die ursprüng-
lichen den Vorrang vor den abgeleiteten haben (20 — 25, 87).
(172) In den Ausdrücken: .-es ist-, -wo ist«, -es ist nicht«, welche
»buch die Formen mttria, pana. m u kha na . pakhana , murihe. paribe,
tnukharibe, pakharibe kaflVisch wiedergegeben werden (50). ist die Wort-
folge korrekt. Nämlich diese Ausdrücke kommen an erster Stelle, da sie
das grammatikalische Subjekt (mti , pa, ku) in sich tragen und das
logische Subjekt grammatisch nur ein direktes Objekt ist.
(17:*) Wenn man irgend einen Satzteil , sei es das Prädikat, das Ob-
jekt, ein Adverbium usw., hervorheben will, so wird er den anderen
vorausgeschickt (200).
$ 40. Fortsetzung. Hauptsätze mit einem Fürwort zum Subjekt
(171) Wo die erste und zweite Person gleich im Singular oder im
Plural das Subjekt bildet, da genügt es in der Regel, bloß das schwache
persönliche Fürwort (31) mit dem Zeitwort entsprechend zu verbinden.
Dasselbe gilt von den Fürwortein, welche das Objekt bilden.
Nyakoko adaretca! n dibereke! ndikaktipagari (setze dich auf mich!
ich werde dir dort bezahlen). — Tembo adayenda kutsogoro, adanna mtmthv
tnkuru omu-f akhatyora vidi, aeimea: *Xandi itee sabteanyi unityora tnitii*
usw.; Guliti adaretca: »Tynra (spalte) mapiri yentse. Timutusire kuti a/e.»
Tembo adaretca: •Sabicanyi muniphika phara na tnadzil aciretca~Mtca*ayo
mafutat* — - Veno ndiwe Guliti, omtee teantrewa teardhu.»
(175) In denselben Fällen wird aber das Fürwort in seiner starken
Form hinzugefügt, wenn es sich um Nachdruck handelt (198).
Anmerkung. Bei besonders aufgeregtem Gefühl wird das starke
Fürwort zweimal gebraucht. Guliti adarewa: »Nandi hee/ sabicanyi unityora
mitii* Cimunthu eidatateira: • Xdinikicanisa kutyora miti, sabva ibzi mb:a~
kiidya bzanga?» Guliti adamtdateira: »Sabteanyi itee uniiateira iui ukarii . . . .
sabteanyi unityora mapirif ine ndiuati kuona phiri.» Cimunthu eidaretea:
• Vdacoka kuponi itee , komtee ttnati kuona phirit* Giditi atlar: • Tzoho
unifuna-nyi itee na ine.'» Cimunthu eidatateira: • Ine ndini/una k u jH/rotca
na ur^. - — Xyasa adaretca kttna sitro: »Xamwari, ine ndintkagtca, ndim-
kafu, tikatengc mucini uauyati, tidzandimenye nateo.» Suro adaretca : »Xdint-
funa mateara» .... usw. Mbidzi adar: »Jude, ine kufuira kwa m phara ndmiri-
yirira. •
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v. d. Mom: Praktische Grammatik dor Bantu -Sprache von Tete. 77
Thika adayenda kuna mphondoro adar: *Nditw! (da bin ich!) muandirr-
tnera mutumbe?» Mphondoro idar: ^Sabusi-nyi iwe unikaputa wenekaciro
(Hausherr)?« Thika adar: *nenenef muttimbe! ine ndafuna kugwa ; ndicitsamira
kancere, kacirira*. — Mwana adar: *Iwe sindiw-e mkuru, omice adatoma
kurasa nyati/*
Munthu adar: *Imice! tnbuzi imvoe! peno sindimwe mbuzi zanyu, ndi-
dakvyttrani na peza zinay.»
(176) In der dritten Person wird das iye, ixco selten gebraucht.
Das schwache Fürwort genügt, oder man wiederholt das Hauptwort; da-
gegen Öfter das iro. iyo, ico, ibzo usw. Mphondoro idamca: 'Ivo watia
mphamvu kupom i/e.- Thika adatawira: -inde! mufumbe!»
Anmerkung. 1. Wenn man in der dritten Person Singularis spricht,
ohne daß es durch ein vorangehendes Substantiv determiniert ist, so hat das
zu bedeuten, daß es sich um einen Vorgesetzten, — um jemand handelt, der
Autorität besitzt, z. B. der die Missionsbuben leitende Missionar ruft einen
Knaben, der damit Beauftragte sagt dem andern: anicemera (er ruft).
2. Natürlich aus demselben (»runde ist iye (Kr) simpliciter nur Gott
der Herr. Wir sehen es z. B. in dem Schwur: caiye (wahrlich) — cinthu
ca Murungu (die Sache ist so wahr wie Kr, d. h. Gott).
(177) Im Imperativ wird in der zweiten Person Singularis und Pluralis
kein schwaches noch starkes Fürwort gebraucht (das -ni von der zweiten
Person Pluralis ist mehr als Krgänzungspartikel aufzufassen). Im Subjunktiv
dagegen kommt in der Regel nur das schwache Fürwort zur Anwendung.
(178) Im höflichen Verkehr wird eine Apostrophe vorausgeschickt
mit einem im we bei älteren Leuten oder Unbekannten; iwe bei Unter-
geordneten. Im ersten Fall pflegt man noch ein Epitheton hinzuzufügen,
wie muh/m be, mbuya (Herr), mkuru (soviel wie Exzellenz), ummbo (Herrscher),
sinyor! doutor ! may (bei alten Weibern — Mütterchen), pay! Im letzten
Fall fügt man hinzu den Namen i'iee, .wro; hre, Znntr .... oder /irr,
ntmwari! usw.
§ 4L Die Fragesätze und die imperativen 8ätze.
(179) Das Zeichen einer Frage ist in der Regel das -////// Dadurch
entstanden jene adjektiven. fürwortlichen oder adverbialen Fragewörter wie
-pnnih mbanif, niuyit, kuponif, -yanyi! In manchen ist das phonetische y
ganz verschwunden.
An das Zeitwort allein angeheftet kann -»»/'•' nur bei den transitiven
was? (acc.) bedeuten, sonst ist es einlach ein Zeichen der Frage.
(1H0) Das Zeitwort mit dem -nyii kommt in der Regel an erster
Stelle im Satze vor.
Anmerkung. 1. mbanit, ninyi.', tu/t/poni?, mb;anyii usw. enthalten
in sich die Kopula, folgen also auch dieser Regel.
2. Die adjektiven Fragewörter folgen dem Zeitworte, wenn dies das
Subjekt des Adjektivs enthält, z. B. ndiue yanit, pana cisuf, cisu canyii
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78 v. d. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tete.
3. sabwanyi hat immer die erste Stelle; die übrigen Wörter mit -nyi
so nah nls möglich dem Prädikat: Sabwanyi unidya usua? . . . Tembo adadza:
nguponi mucamu uangu? . . Wa/nakabusa xcadar: tatyorerana! Tembo adar:
sabwanyi mtcatyora mucamu uangu! Nyati icir: uni/utia-nyi surot . . . mphara
idar: ninyi xmi/xtna fturo? . . . nyankhalize adar: tonga suro bzomux uni/una!
Stiro acirewa: ndiknti ndi/une-nyi! (was? sollte ich nicht wollen?) ... Suro
adayrnda adabvundza aciretca: muna-nyi umo? .... Mphrmdoro idar: mbani
uakuputani wabxcenzi! munitipasa mantha! Thonde idar: mantlta yanyi? ....
Nyarugice idar: Suro wann xcangu ungavcaphe! Suro adar: Arekere-nyi (was
sollte wehren?) ktipha! . . . Mamho adar: petto ndimxce muapha! Nyu poni
musoro ukurxt! adabvundza (dann finite er) mwanace, acir: Nditco wopha awa?1
Mwanace adataxcira: nenene, sinditco! .... Adaymda kutia mwamuna adar:
tabutaza utsi kttbucita nkhata! Mtcamuna adar: ni mhuru-nyi omwe adacita
banda ra mwara! .... Wenekaciro adar: ndhce yoni uri umu? ucxti (sprich):
nditie karombo! Kiri kuponi tupi race! wana wadatawira: riri? .... Sabua
imwe mukhara kutuija, ne kutiringira tumunya ndidzacite mankhxcara! Sum ada-
taxcira: Peno uni/una ndexi-/aya! l'ni/xinn kuti upumpse im ndiyende mmui,
xcanthu wakandipere-nyi! Nyakoko adar: kodi iwe suro? nkhurewa kxcanyi
komwe-ko! suro adar: tsono ndikati nditawire - n y i! .... Mtcana idar: mtmitha-
wanyi kodi!
(181) Es ist aber das nyi? nicht absolut notwendig, denn es kann
ohne dasselbe ein Fragesatz bestehen; nur kommt wie in den Fragesätzen mit
nyii das Prädikat auch dann in der Regel am Anfang des Satzes vor, z.B.
Acibvundza jxnnwe: Ramara ndipo banda f .... Tembo adar: Nandi rxce,
sabwanyi unimwa madzi yentsene? lye adar: Ndikhamica madzi ngako? Tembo
adar: Kodi! nkhutatrira (44) ktcanyi komwe-ko? (25, 3) peno uni/una ndeu?
(182) Nach allgemeinen Prinzipien kommt auch in den Fragesätzen
dasjenige Glied nach vorn, welches hesonders hervorgehoben wird, trotz
der oben angeführten Regeln, z. B. Tsono ine ndinipagari-nyi kutta congice! . . .
Utenda bomwe-bo mankwara ninyi! (statt ninyi mankxoara ya utenda!) Suro
adar: Nandi mutitmbe! mundo uno ngwanu! (ngwanu mundu unof) Congxt*
adar: Babanu uayenda kuponi! (uayenda kuponi babanu!)
(183) Wo das starke Fürwort vorkommt, ist seine Stelle am Ende
des Fragesatzes: TJdacoka kuponi iter! Cintsomba cidatawira: ndixce mbani ixt* !
(184) Das Adverb peno fängt oft Fragesätze an: Fem uni/una ndru!
(vielleicht willst du streiten?).
(185) In den imperativen Sätzen kommt meist das Zeitwort, dann
der Vokativ usw. vor: Nandi mxinthu! nati/endere kxtndja! Sxtro adar: Rewambo
munthu !
Anmerkung. Der Nachdruck verlangt auch hier eine Ausnahme,
z. B. Munthu! tenga nmpini ua phara ; uptte nyakoko!
1 Es ist dieses ndiiro und xirtditro zu merken; uro, «tro kommt sehr
selten vor, bloß pleonnstisch gebraucht, wo schon das schwnehe Fürwort vorkam.
So bei anderen Fürwörtern: nditre yani? ndine Zoaw , mbani uakut*udzura? ni
munthu mbodzil
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v. d. Moml: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Toto.
79
(186) Wenn mehrere Zeitwörter einen Befehl enthalten, so steht
nur das erste im Imperativ, alle folgenden im Suhjunktiv, wie im letzten
Beispiel: ndokoni mubnreke mu goa f munidzaona ndzoul Trmbo adar: Rekani
kutyora, mudzandipatse l Congtce adar: pita mu nyumba, uphe emthu ico!
§ 42. Die temporären und relativen Nebensätze.
(187) Die temporaren Nebensätze, welche wir mit: als, dann, wann,
da, wo usw. anfangen, druckt der Kaflfer verschieden aus.
1. Durch pa und na (138), wobei der Nebensatz gewöhnlich vor
dem Hauptsätze steht. Manchmal wird ihm das gemeinschaftliche Subjekt
vorausgeschickt: Pa kuphika, pa kutira mafuta , adadza ciutsomba.
Mphondoro na kuona kukura (Gestalt) ktca enngwr adagojta. Pa kutoma
(zuerst — anfangend) zidaßka zimbarame eieipma. Sirisiri na kupitn , adaru-
mitca, aci/a. Na kuona ermyte? , kuti dautor uace adafa , acicemrra. —
T/itka na kubva, adathawa, aeikauza mphtmduro , acirnca .... Na kulwa
mphrmdtrro, idarnca . . . Mbuzi na k ultra mafara aya , zentsene zidaUnrirn,
ziririra . . . Mauro pa kudya adadza mteana na mbuaya uace. Nyadziimre
adayenda kukaba ndzama. Surrt akhadakhara mu mundo mwace, adaona nya-
dzimwe na kuba (als er stahl; besser wäre tri mu kuba).
(188) 2. Ohne besondere Parti kel, indem entweder der Neben-
satz als Hauptsatz an das andere gereiht ist, oder indem durch die Hilfs-
partikel -khada- sein Zeitverhältnis zum Hauptsätze bezeichnet wird: Siri.siri
adayenda, aeimanura (und nachdem er herunternahm) nihaica yace , aritnbu-
ruka. Suro adar: ndikhadayenda (Fut. exact.) kukasamba, nkani kudya nyemba.
N*ato acirewa: ukhadafika (nachdem) pa grrtnbe pa zigante , ukaretee usw.
(189) Die relativen Sätze werden im Iva (frischen durch omwe
(welcher, der, 24) 1 oder ohne dasselbe wiedergegeben. Ks scheint mehr
klassisch zu sein, sich ohne omwe auszudrücken.
In beiden Fällen ist zu unterscheiden, ob das relative Fürwort als
Subjekt, als Objekt oder als ein anderer Redeteil erscheint.
(190) Ist es ein Subjekt, dann muß das -omwr bzw. das Prädikat
mit dem Hauptworte übereinstimmen, z. B suro adaona nyati, ikhadya (der
Hasesah ein Zebu, das weidete). Ntsiku yomter mifi iyi inidzaeoka muropa,
dziteani kuti nda/a.
Anmerkung. 1. Aus dem letzten Beispiele sehen wir, daß, wenn
das Fürwort weder als Objekt noch als Subjekt vorkommt, es u ie ein
Subjekt behandelt wird.
2. Wenn das Substantiv mit einer lokativen Partikel verbunden ist,
so ist das ihm entsprechende relative Fürwort immer ein Subjekt in der
lokativen Form: mwana adafika pa musuo pomvee pakhana mambo.
(191) Ist es ein Objekt, so kann es einfach mit seinem Substantiv
nbereinstimmen und als Objekt bleiben, z.B. Guliti adafa: miti, yomtrp
1 Zu unterscheiden von -omwe (derselbe, dieser); tra! ni nthawa yomuv-yi!
inde! mangwana ndidzaciU - mbo bzomux-bzi.
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80 v. n. Mohl: Praktische Grammatik dor Bantu -Sprache von Tete.
adazika (Guliti), idacoka muropa. Oder es wird grammatisch zum Subjekt,
z. B. Mu nimunda mica suro ziUtkota (nycmba). Nyadzimwc ne kttmera ziruingo
zomuze zidabzara .«uro.1
Anmerkung. Ist in letzterem Fall das Subjekt ein persönliches Für-
wort in der ei sten oder zweiten Person, so wird die starke Form gebraucht.
Hier wäre zomtee zidabzara (ine, iter, imtee, i/e) zu nennen. In der dritten
Person haben wir, obwohl sehr selten, die verkürzte Form als Suffix (29, 4.)
zomtet > zidabzara- yr (zidabzara -zo) usw.
(192) 1. Oft wird in allen diesen Füllen das Antezedens. d. h. das Sub-
stantiv, ausgelassen lizomtee tinirnca umhaiile, z. B. (fehlt bzinihu).*
2. Oder im Gegenteil wird das Substantiv wiederholt, z. B. Sabteanyi
muatyora mucamu uariyu , mite am u adandipasa Tembo m' kurvt
3. Eine spezielle Art von relativen Ausdrücken ist z. B. adaona
nyanmgumi ari mit kudza (48, 1). Sie ist mit kuona in der Regel an-
zuwenden, sonst selten.
4. Der relative Satz muß seinem Substantiv unmittelbar nachfolgen,
wobei man Atatand nimmt von den allgemeinen Kegeln der Nachfolge,
z. B. A.iara suro (nicht suro asara), uasaya manyanga. Ona muara, vnidza.
Mbuzi zidabara ttsiponii (welche sind die Ziegen, die?).
"). Wenn der relative Satz mit der ersten oder zweiten Person
verbunden ist, so kann sein Zeitwort entweder in der dritten Person
stehen oder mit dem Antezedens übereinstimmen, z. B. Udarodza mfuti yangu
shcr'i oder adarodza mfuti yanga siwe? ndiue ndinimanya süro oder ndine (ich
bin es, welcher) animanga suro.
$ 43. Die kausalen , finalen , konditionalen und unabhängigen Sätae.
(193) Mnn kann einem Satze den k au salen Charakter geben , indem
man ganz einfach etwas affirmiett, Guliti adabvundza: sabteanyi unidya usual
Cinmuthu adamutaxcira , ndireke kudya ustca (weil), mbzakudya bzangn.
(194) Oder indem man an die Spitze des Satzes sabiea oder tang-
teira (mit einem lnGnitiv) setzt, z. B.: sabteanyi unityora miti? cinmuthu adami-
tauira: ndinikteanisa kutyora miti? sabiea ibzi mbzakudya bzangtt. Mteana
adareica: May! phani nkhuku ya pa mazay ; mupase suro, adye : sabwa ni
1 In Sena wird hauptsächlich diese Form gebraucht. In Tct« dagegen
«.fiten, 7.. B. ndiptiMf enuta aniya , cidakirata tire. Muanako adaphti inr. Kytta yanya
iit'ij'unu iyr (inafuna - yr), Pinmbo pidnxaka • ico. — Ndione manu ako anamara
na itre irnntlm ; nyaiim zinapha mamunanga uyu zinu minyrndo mitatu ; aymda
ntiyr kurnc ko . kunakhara iye ; kont<enrko kitknfamho- tro iripo nkhammu. — Ks
wird auch hier oft das Substantiv ausgelassen : aona pinatlyr-ye (pinthu, pinadye-y);
pufafiku-yr (als er ankam)/ longani pinafuna inner; kuymde-ye tiri pabodzi; ndi-
ptuigmi ku<l.ru/e-yr; mlinafuna kucita mbetr kunakhara ine; ödahnga itntrt, si etneet*
kiiihimtirti (dort, wo) itrr kapha trandzatu , /to ndttkuphn.
* Hierher gehören eigentlich grammatikalisch viele Au*drileke mit der variablen
Kopula, so z. B. minima mbaui'f (wer ist dieser, welcher gesprochen hat?). mf>am
uanrliftcra mono (wer ist der, welcher mich hier bestohlen hat?), cinidza m'nyif (was
ist, das kommt?).
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v. ii. Moni.: Praktische (•ramiiintik Her Bantu - Sprache von Tete.
81
xarmeari ua pay. Nyakoko idayenda fat mm faeace, akha/una fatfa tangwi ral
fcitjtaya munyu.
(195) Die finalen Sätze druckt man aus:
1. Durch kuti mit dem Subjunktiv, z.B. Guliti adasiya Cityoramapiri,
kuti aphike nyama . . . Tacita kukuuza, kuti tijiase.
2. Durch die Hilfspartikel -ka- mit dem .Subjunktiv: Ndiniftma
mateara'. tiiaicari ndikapase nyati; nyati ikandipase mucira; mucira ndika-
mittyexe xamwari uangu nyasa.
3. Durch den Infinitiv mit der Hilfspartikel -ka-: Munthu adayenda
kitkayura nkhuktt. Adayenda kukamanga nyumba eipande cinango.
4. Durch die possessive Form : Mwana akharibe mpamvu, zakunya-
mura dipa (um den Wurfpfeil zu tragen).
Anmerkung. Man kann auch die Fi na Ii tat des Satzes umschreiben
durch das Futurum ukatenge mucira ua nyati, udzandimenye nawo oder anders,
wie thika adayenda, aka/una kitphata kancere kabodzi.
(196) Die konditionalen (Bedingung*-) Satze.
Der Ante/.edens steht in der Regel an erster Stelle und wird gebildet:
1. Durch peno mit dem Indikativ (auch ipo).
2. Durch die Hilfspartikel -ka-, auch mit dem Indikativ.
Der Kons equ ens (Nachsatz) ist verschieden, je nachdem er be st i mint
oder unbestimmt ist.
Ist er bestimmt, so steht er je nachdem im Indikativ, Subjunktiv
«der Imperativ. Wo im Vordersatze -ka- vorkommt, bekommt er auch
gewöhnlich ein -ka-.
Ist er unbestimmt, so bekommt er -nga- mit dem Subjunktiv.
Peno anifuna kuporowa na ine, tiporowe. Ipo congwe anidza udzakaphate.
Peno anidza, anidzapedwa. Peno imwe muandipkota m'cira ndini/a. Peno
cirombo cinidza , mucirase.
Xamtcari, ine ndikaytca ndika/a. Sum mbodzi akhari uakucettjtra,
adakumbuka, kuti: nyemba-zi, tikadyera pabodzi sindinikwanisa kukhuta. Pitio
tinidzapikixana , ungakhare mukuru ndiwef
(197) Die abhängigen Sätze. Wir können sie ausdrücken:
1. Durch kuti und den Indikativ: Mamace adadznea, kuti Guliti
ua/a. M'kazi ua mphondoro adadza. aeipha thika, romtee ridapumpsa mtea-
rnuna uace, kuti aphedwa . . . Suro adayenda, adaona , kuti adacosa khanda.
Anmerkung. Die direkten Reden werden entweder ohne Vermittlung
nach dem Worte »gesagt« angeführt oder vermittels kuti. Suro mbodzi ada-
kumbuka, kuti: nyemba-zi , tikadyera pabodzi, sindinikteanisa fatkhuta.
2. Einfach durch den Infinitiv, besonders nach den Verba sentiendi.
Suro/ itee uandiona kudwara kuno; ndipo tingaporotte na itee na ine? . . .
Mttnthu akhana cidzumo kwene kicene na kvona miti kuima . . . Thika na
kabva ndowe kukoma (findend, daß Mist gut ist) adarewa na ukari. — Wa-
dabva wanthu u>a kumui kambar a me kuimba.
1 tangwi ist ein Substantiv und wird auch als adverbiale Präposition gebraucht.
Tang wir a iwe ntsiku zentte tinikhara na ndjara. Tangwi ra kufuira, ndipo tinigopa.
Mitt. d- Srm. f. Orient Sprachen. 1901. III. Abt C
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82
v. d. Muhl: Praktische Grammatik der Bant u -Sprache von Tete.
§ 44. Die kaffrischen Idiotismen: Pleonasmus, Assimilation, Emphasis und
einige andere Eigentümlichkeiten.
(198) Die pleonastisehe Wiederholung ist bei den KafTeni sehr beliebt.
1. Wir haben schon (175) darüber gesprochen in beziig auf die Für-
wörter. Tsotu) ndiJcati ndiiatdre nyiT! Peno xmifnna ndeuz bteera, tiporvtrt.
Ndzou idaretea: tinimtea na m'makiitu, -na m' mak utu } ndife teamuna tea-
kttru tcaknru, Nandi imtte! ndibzo bzomve mwacita ibzif teakoro wadataxcira:
ndibzo bzomtce tacita .... Imice! mutumbe imtte f . . . Ndokoni! mukaone!
im icc munisaya kuuza koso na congtee , sabtea aico nditco teanikhara m'mm.1
2. Das Subjekt und das Prädikat (die Wurzel) werden oft emphatisch
wiederholt, z. B. Wandzace teakari pandja, matika teandzace. — Sabtcanyi
munirewaretca rnu nyumba-mo? . . Kamincaya kadatoma kurira, kacirnbaimlja
eimbo cacc .... Mbare uacc aribe kubva aeimbaimba adaona nsaicawa vfo-
kurakura.
3. Manchmal wiederholt der Kaffer auch einen ganzen Sat/.: ydztM
zokhazokha zidacita nyumba ikuruf zidakhara titsiku zentsene na bzirt/mbo
bzinango; zik hakhara momtee-mo jtabodzi na ndzou .... Wakatnbo icango-
nongonomtee, muribe ne thupi, kathupi kari meibade . . . Suro idayenda, nsendzi
idaytmda, rncenga — mbo aciyenda — mbo .... Kost adathaxca na bzenttene
bzakubvara bzidathateambo.
Anmerkung, na bzirombo bzinango und bzentsene bzakubcara ge-
hören zu zwei Sätzen, die sie zu einem machen.
4. Von dem wiederholten -mbo (156) und -ka- in den Bedingungs-
sätzen (196) war schon die Rede.
(199) Die Assimilation ist sozusagen die Basis der kaffrischen
Sprache. Auf ihr gründet sich die ganze Klassenbildung, besonders die der
lokativen Klassen. — In den relativen Sätzen haben wir sie auch liemerkt,
z. B. Kckani fateita bzomtcc bzacita sttro (uacita suro) . . . Btradwa bteatu
tnino bunimtea teanyakukteira mdzuru . . . Kodi ukhatateira ktcanyi kfjmtr+ko?
(was ist das fflr eine Antwort), Adakhara munthu pa gombe, pakhana (statt
u-akhana) mtmnkhu ukiiru.
(200) Eine emphatische Wendung der Kaffern bildet die Stellung
am Anfang des Satzes desjenigen Wortes (oder Satzes), welches man hervor-
heben will, so z. B. das Subjekt: Uyu ndiye uapha nyanmgumi . . . T*o*w
mankhwara ya utenda ninyi? (also das Heilmittel der Krankheit: was ist
das?), Omtce anifuna kuroora mteana-yu, akacite banda ra mteara (welcher das
Mädchen heiraten will — er tue den steinernen Morser), Uadza na kutptt.
ndhre (kamst mit der Schuld — du bist es), utenda bomxee-bo mankhwara
ninyit itee, sindiae mukuru, omtce adatoma kiirasa nyati; uyu sindiye uact-
teiri, omtce adarasa mbidzi.
1 Eine besondere Bedeutung hat der pleonastische Ausdruck uace, uacr ; yace
yacr; eace cacc usw. bekommen, z. B. Suro atlayeiula; teenttene teadayenda ntbuto
yace yace (d. h. jeder an seinen Platz).
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v. ü. Mom.: I'rakfisclio Graiiiniatik der Bantu -Sprache von Tote. 83
(20 1) Verschiedene idiotische Wendungen:
1. Ndinibva tnbidzi, kuti sttro art pa ndjira, anipha wanthu. — Suro
adaretca: ndine! inde! ndinibvekera mbiri pa ndjira pano {ndinibvekera von
kitbveka (ich höre mich); die dative Form wegen mbiri (Ehre) - ich höre
mich mit Ehre (erwähnt) auf den Straßen).
2. Kamvcana kako-ka kang'onotigotto ndinikwanim kupha tutatu, ne ku-
dziteika (ohne daß ich es merke), kuti ndapha.
3. Maka mwana ua mphondoro ndine ndapha mbodzi, nxnga ndapha tratta
wako-tea teentsene-wa na imtee mamawo (einen kleinen Löwen zu töten ist
doch mehr, als dich, Mutter (Ratte), und deine drei Kleinen).
4. Ne imtee mutumbe mungakathatee muciyenda (auch sie, mein Herr,
wären vielleicht geflüchtet, wenn).
5. Ndidacoka mu nyumba, ich ging hinaus (d. h. aus dem Innern des
Hauses), Sabtca imtee mukhara kundja, weil du draußen hist (solltest du
mir Salz verschaffen), ne kutiringira tumum» (und nicht suchen etwas
Salz), ndidzacite mankhicara (damit ich mir ineine Medizin bereite).
(202) 1. Es ist eine gewisse Schwierigkeit, den Begriff: müssen,
sollen, verpachtet sein kaffrisch auszudrücken. P. Courtois gebraucht
dafür die Ililfspartikel -mba-, aber ohne Grund (109). Dagegen scheint,
daß sich die Raffern des ku/una dazu bedienen, z. B. Tsono ticite nkhata
yanyi! Mtcamuna adaretca, ine ndini/una nkhata ya ulti (ich muß haben)
Im ndmißina (ich brauche), munyu , ndiyo mankhicara. — Nyakoko
akhafuna (mußte) ku/a sterben.
2. »Niemals« kann durch si und kteanisa ausgedrückt werden: ine
xittdinikteanüta kucita Jcuuxnva (niemals kann ich dir schaden).
3. Oft wird die neunte Klasse als unbestimmte Form gebraucht, wenn
dabei ein Lokalverhältnis vorkommt, z. B. mauro kudadoka (am Abend wurde
es finster), mangwana kudacena (am Morgen fing es an, zu dämmern).
4. Bemerkenswert sind verschiedene Ausdrücke fur: gehen, kommen usw.
kudza — kommen, venir,
kiiyenda — gehen, aller,
kufika — ankommen, arriver, z. B. zulaßka ntJtika zitantatu (nach sechs
Tagen oder den siebenten Tag),
hibteera — ankommen — zu jemand gehen, z. B. bteera kuno
(komm, hier),
kubwerera — zurückkommen,
ku/amba — gehen, marcher,
ndokol (geh!), ndokonit («cht!).
84
v. u. Mom.: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tete.
Anhang.
I». Ton end klassifiziert die kaffrischen taute wie folgt:
1. Ks scheint, sagt er, daß das Alphabet der Unter- Sambesi -Sprache
im Tete- Dialekt fünf Vokale: a, e, i, o, ti, und 67 Konsonanten besitzt,
und zwar:
Ohne ir oder y
Mit w
Mit y
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Lahm - Dentale
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-
-
-
-
-
2. Obwohl die Laute my, 6y, /»y » /y . /V, rec und /y in anderen
Dialekten vorkommen, trifft man sie nicht im Tete. Dagegen zeigt sich dort
statt py und/y mit Vorliebe bz und ps; statt my-mmy (mmyendo — miyendo)'.
statt fu — f (kn/a = At/wa); statt rM stent manchmal r, manchmal rfir;
zuletzt statt /y steht rfy.
3. Die doppelten oder verstärkten Konsonanten , wie kh , <A , /jä , cA,
nA-Ä, n<A usw. sind aspiriert, weshalb sie h als Zeichen bekommen. Di«
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v. d. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete. 85
A kann ausgelassen werden, wo der Laut immer aspiriert ist, wie
z. B. in den nasalisierten k, f, to, p, wie nfc(A), nt(h), mp[h), nhc(h),
ntic(h) und /y(A). In Fällen , in denen nach diesen Lauten y oder w
steht, wird aspiriert nach denselben, wie ty{h)ora (brich), ntstc(h)aya (flie-
gende Ameise).
4. Im Tete -Dialekt ist der Übergang von einem weichen Laut in
einen harten, wie p in tc, höchst selten. Ein evidentes Beispiel darin
liefert piri (zwei) und -tciri (der Zweite). Im Gegenteil, der Übergang
von weichen zu weichen und vein harten zu harten kommt oft vor, z. B.
inasamba (Lsarnba) , mazay {dzay) usw.
5. n wird zu m vor b , p , r, f.
6. In den Präfixen mit » fällt dieses vor einem Vokal aus; in den
Präfixen mit a fällt dieses aus vor einem Vokal oder wird zusammenge-
zogen (mit a); in den Präfixen mit t und u wird vor einem Vokal y und u>
gebraucht.
Um diese Regel richtig anzuwenden , muß man für den Tete - Dialekt
bemerken, daß sämtliche verbale Wurzeln entweder mit einem Konso-
nanten oder mit einem kaum bemerkbaren und schwach aspirierten y oder w
anfangen. Deshalb sagt man kuipa (schlecht sein, besser kuyijx*), kuyerida
(geheu), kwcona (sehen). Jedes von diesen Wörtern besteht aus drei
Silben.
8G
Zur Eroberung der Stadt Ghat durch die Türken.
Von den politischen Gebilden größeren Stiles, die die scheinbar so ude
Sahara in reicher Fülle hervorgebracht hat, ist eine der bedeutendsten
die Stadt Ghat, die heute den südwestlichsten Zipfel des türkischen VilajeLs
Tripolitanien bildet. Ob, wie Duveyrier1 wahrscheinlich zu inachen
sucht, das heutige Ghat in dein romischen Rapsa schon einen Vorläufer
gehabt hat, soll uns hier nicht beschäftigen; sicher ist, daß die Stadt in
den ersten sechs Jahrhunderten des Islams nicht existiert hat Die arabischen
Historiker und Geographen, die uns so reichhaltige Nachrichten über Nord-
afrika bis zu viel südlicheren Gegenden bringen, schweigen sich über Ghat
völlig aus, und selbst in dem geographischen Wörterbuche des Jäcjüt
(gest. 626/1 229), das doch die unmittelbar benachbarten Orte, wie Ghadäuies
und Zawila, eingehend beschreibt, wird Ghat mit keiner Silbe erwähnt.
Die früheste Erwähnung der Stadt findet sich bei dem berühmten Reisenden
Ihn Batüta (gest. 779/1377), der uns in seiner Rihla» erzählt, daß seine
Karawane auf der Rückkehr vom Sudan zu dem Orte gekommen sei, -wo sich
trennen der Weg nach Ghat, der nach Ägypten führt, und der Weg nach
Tuät«. Danach ist die Angabe Nachtigal's, der die Stadt «vor mehr als
vier Jahrhunderten« gegründet sein läßt9, dahin zu präzisieren, daß Ghat
schon vor mehr als fünf Jahrhunderten ein für den Handel Nordafrikas
wichtiger Platz war, seine Gründung also noch in eine frühere Zeit hinauf-
gerückt werden muß.
Ihre Entstehung verdankt die Stadt, wie ja auch die unter ähnlichen
Verhältnissen entstandenen Wüstenstädte Timbuktu, Takedda, Tade-
mekket u.a., den kommerziellen Bedürfnissen der Tuareg, und sie mag
wohl auch in der ersten Zeit ihres Bestehens eine rein berberische Bevöl-
1 Les Touareg du Nord, p.267. (Exploration du Sahara I, Paris 1864.)
scheinlich der heutige »Brunnen Asiu-, von wo sich die eine Straße nordwestlich
über Ideles nach Tuat, die andere nordöstlich über Falesaelcs nach Ghat
altzweigt.
5 Verhandlungen der Gesellschaft lur Erdkunde zu Berlin IV, 8ö Milte.
Von Julius Lippekt.
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Lipwrt: Zur Eroberung der Sudt Ghat durch die Türken. 87
kemng gehabt haben.1 Die Wichtigkeit des Ortes als Zwischenstation des
Karawanenhandels zwischen Nordnfrika und dem .Sudan macht es aber be-
greiflich, daß sich bald Fremde in großer Anzahl in der Stadt niederließen,
und daß durch die unvermeidlichen Mischehen sich eine Bevölkerung her-
ausbildete, die zu fast gleichen Teilen aus arabischen, berberischen und su-
danischen Klementen gemischt ist.* Wie alle diese Siedlungen der Wüste
hatte auch Ghat sein eigenes Stadtregiment, das dem Volkscharakter ent-
sprechend ein sehr patriarchalisches war und der persönlichen Freiheit des
Einzelnen den weitesten Spielraum gewährte.* Doch wie in Timbuktu und
den anderen genannten Städten galten auch in Ghat als die eigentlichen
Oberherren die Scheiche derjenigen Tuaregabteilungen , die entweder bei
der Gründung der Stadt beteiligt waren oder im Laufe der Zeit die Herr-
schaft in den benachbarten Gebieten erlangt hatten.4 Wie bei Timbuktu
die Auelimmiden, waren es bei Ghat die Azgar, die im letzten Grunde
die Geschicke dieser Städte bestimmten.»
1 Barth, Reisen und Entdeckungen I, 257 nennt als die ursprünglichen Be-
wohner Ghats die Kel-Tellck und die Makamümmasen ; Duveyrier, Les Touareg du
Nord, p. 2G7 führt noch die lhadjenen, Kel-Rhaka und Kel-Tarat hinzu. «Kel*
bedeutet im BerherLschen «Leute von», -Volk von* und scheint besonders zur Be-
zeichnung der festen Ansiedler im Gegensatz zu den Nomaden gebraucht zu werden.
3 Zu bedauern ist, daß die Forschungsreisenden, die Ghat besucht haben,
uns nichts Genaueres über die Sprache der Stadt mitteilen. Nach meinen Erkundi-
gungen sollen Berberisch und Haussai&ch in gleicher Weise gesprochen, letzteres aber
im täglichen Leben bevorzugt werden. Dazu würde passen, was Barth (Reisen und
Entdeckungen I, 256) über den Gebrauch von «babo« sagt. Richardson's (Travels
in the Great Desert of Sahara II, 37 und 52) «bago* ist aber nicht «original Housa-,
sondern Kanuri. Die Gebildeten sprechen natürlich auch Arabisch, vgl. Richard-
son a.a.O. II, 8 «Mä-tähätsh*, II, 44 «Ma naraf- u.a. Duveyrier, les Toua-
reg du Nord, p. 272 sagt: «La langue de Rhät, quoique parente de celle des
Touareg, constitue cependant un dialect ä part.*
3 Vgl. Richardson, Travels in the Great Desert II, 30: «All men are in-
deed equal here, as saith the Governor. There seems to be no ruling authority,
and every one does what is right in his own eyes. ; ferner Richardson, Narrative
of a Mission to Central Africa I, 1(59, wo wir «Ghat is a country of Sheikhs-,
-Glint has thirty Sultans« als Äußerungen von Ghatcnscr Honoratioren finden.
4 Vgl. Richardson, Narrative of a Mission to Central Africa I, 160: «Haj
Ahmed, the governor, ... is a marabout, or saint, but is looked up to by the people
for the settlement of all municipal concerns . . . But the political authority of the
country resides entirely in the hands of the Azgher Tuaricks«. Derselbe, Travels
in the Great Desert of Sahara II, 20: I asked some of the Ghatee people, who
was their Sultan? They replied: «Haj Ahmed; Shafou (der Scheich der Azgar] is
not our Sultan.« The Touaricks, however, have absolute control overall affairs . . .
Barth, Reisen und Entdeckungen I, 239: «Seine [Hägg Ahraad's] Stellung als Ober-
herr von Rhät in Beziehung zu und gewissermaßen in Opposition gegen die Tuareg-
häuptlinge ist ohne Zweifel eine höchst eigentümliche und macht einen Aufwand von
Gewandtheit, Vorsicht und Geduld höchst nötig.«
6 Die Tuareg (arab. sing. ^Jj^S), die Nomaden dor westlichen
Hälfte der Sahara, teilen sich heute in vier große Gruppen mit zahllosen Unterabteilun-
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88
Lippibt: Zur Eroberung der Stadt Ghat durch die Türken.
So blieben diese Städte unter wechselvollen Schicksalen im Innern
Jahrhunderte hindurch als unabhängige Gemeinwesen bestehen , bis von außen
her ihrer Selbständigkeit ein gewaltsames Ende bereitet wurde. Wie im
Jahre 1895 Timbuktu der französischen Herrschaft einverleibt wurde, so
schon 20 Jahre früher unser Ghat der türkischen.
Wie sich die türkische Intervention vorbereitete, lernen wir durch
den Bericht Duveyrier's1, der etwa zehn Jahre vor der Okkupation Ghat
besucht hatte, wie sie sich vollzog, durch den Bericht E. von Barv's*
kennen, der einige Jahre nach diesem Ereignisnach Ghat gekommen war.
Es ist nun interessant zu sehen, wie die Angaben dieser beiden For-
scher in allen wesentlichen Punkten ihre Bestätigung finden in einem Be-
richt über diese Vorgänge, den mir im Jahre 1897 Muhammad Basir
al-Gäti, von 1898 — 1901 Lektor der Haussasprache am Seminar für orien-
talische Sprachen", auf meinen Wunsch niedergeschrieben hat. Kr Aar um
so mehr dazu imstande, als er selbst, wie sein Beiname besagt, lanpe Jahre
in Ghat gelebt und die hier auftretenden Persönlichkeiten von Angesicht
gekannt hat. Da sich in diesem Berichte auch sonst Einzelheiten und Namen
finden, die die bisherigen Nachrichten nicht bieten, so habe ich es für zweck-
mäßig erachtet, den Bericht im Nachstellenden zu publizieren.
gen. Ihrer geographischen Lage nach unterscheidet man diese vier Gruppen in die nörd-
lichen Tuareg, zu denen die Azgar arab. (jlijl, ijUjl), die westlich von Ghat
wohnen, und die Haggär oder Hoggär (arab. . die wieder west-
lich von den Azgar im Zentrum des nach ihnen benannten Gebirgsstockes ihre Sitz*
haben, und die südlichen Tuareg; zu diesen gehören die Kcl-owi, (arab. ij^f )
südlich von den Azgar, besonders in der Oasengruppe von AhTr oder Azben,
wohnend, und die Aue Ii m mi den (arab. jWj, jUAj, JaU, jUU), westlich
von den Kelowi his Timbuktu hin.
Nachrichten über die Azgar finden wir bei Edrisi (ed. Dozy et de Goeje
S.36); und Aboulftda (ed. de 8 laue p. 127); beide Autoren widersprechen sich in
den Angaben über die "Wohnsitze des Stammes und dio Lage des zu ihm in Be-
ziehung gebrachten Herges Taut ana. Während Edrisi Stamm und Gebirge zwölf
Tagcrcisen östlich von Tessaua (in Fezzän) verlegt, soll nach Abo ul fed a beides im
Süden von Fezzan gewesen sein. Die Haggar identifiziert Ihn Haldün (ed. deSlane
I, 178 oben) auf Grund der Namensähnlichkeit mit den Huwara, offenbar ebenso un-
richtig, wie er (I, 272) den Namen der Sana ka L*) von dem der Sanhäga (As»-^)
ableitet. Die Auelimmiden sind die -Sorghou« (arali.^—) Richardson's, Travels II, 14<».
Die Grenze zwischen den Tibbus, den Bewohnern der östlichen Sahara, und
den Tuareks bildet die Oasenreihc, die in gerader Richtung von Nord nach Süd
von Murzuk nach Bornu führt, die aber selbst noch von den Tibbus bewohnt wird.
1 LesTouareg du Nord, p. 206 ff., wo wir auch einen Abriß der Geschichte Ghats fin-
den. Vgl. auch die Darst. Du per e's im 'Bulletin de la Soc. de Gcogr.« Paris Aoüt 1874.
a Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin IV, 241 ff. Vgl.
auch den Bericht von Nachtigal ebd., S. 84 ff.
8 Er kehrte im Herbst 1901 wegen einer klimatischen Erkrankung nach seiner
Heimat Afrika zurück, und zwar als Dolmetscher der Garua- Expedition unter Do-
minik, erlag aber .seinem Leidcu noch Ende des Jahres in Banyo.
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LirrKirr: Zur Eroberung der Stadt Gliat durch die Türken. 89
II aussatex t.
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90
Lippkbt: Zur Eroberung der Stadt Ghat durcli die Türken.
Transkription.
mutans -n sariki-tt Abzinatca al-häg\) Muhammad Ifounöhrn sun-yi fada
su da - Ahzinawa Ahaggär. Ahaggär su-zö a -tiki -n Ay at suna-yi yäki su-kase
yäro-n Ihunöftm suna-n-sa Ammä a-bäki-n köfa-n yari-n Ayät Kaläla ya-
rn ü tu su-ka.se Abzinatca Agät da-yatta su-käma ma-su rakuma su-tafi. ya-ce
al-hät}g Muhammad I/twtö/jtn ga-mutänt n-.sa ku- fasi ku-tarie-stt ku- maidö raku-
ma- n-ku. su-tafi su-tarie-su suna-yi yäki da-kyau. Mutans -n Ahayyär .su-
kaie mutant -n lljwwljen da-yatra su-kaie ma-sa yaro-n-sa mna-n-sa as-Sanüsi
a-ciki-n korammä Tärät. mutane-n Ahaggär su-tafi AUäh ya-bä-su nasara
tla-kyau. al-ltägg Muhammad I/junöhcn äina-yi küka domi-n yära-n-sa da-
dt»ni-n Abzinatca- n-sa ya-ce ku-tafi a-ciki-n Agät ku-ce ga-Asäfi ina-kira-
n-sa ya-zö mu-yi Samara dakani-n-mu. Asäfi ya-ce tö ina-zua ya-täii ya-
tarie-si a-ciki-n Tärät korammä tafia-n kwäna ükü daga Ayät. Ihunöfyen ya-ce
ya- Asäfi sai mu-tafi a-ciki-n Taräbulus mu-rubutu a - öiki- n Stanbül su-bäda
mit -na dakarai dutm uku mu-tafi a-ciki-n AJuxggär mu-kai ma-su yäki. sn-
rubutu icuri-n sariki-n Stanbül su-zamna ciki-n Taräbulus suna-g'ira läya- n-sa
irota-n-su bakoi. labäri ya-zö daya Stanbül su-karatu läya a-bä-stt dakarai
dufm uku. sun-yi murna da-kyau su-tafi öiki-n Ayät su-zamna nan suna-
futawa icota-n-su uku sun-öe mu-aike a-gari-n Tubatea su-zö mu-tafi tare
da-su. Tultatca sttn-zÖ ciki-n Ayät suka-tafi a-gari-n Ahaggär suna-yi yäki
suka- kaie mutant1 -n Altaygär suka- maidö rakuma- n-su da rakuma- n mutane-n
Ahaggär suka-yi riba da-kyau. su-kömö daga öiki-n Ahaijijar, Tubatea sun-
tafi a-ciki-n yari-n-su. Asäfi sT da-ai-hätfg' Muhammad lhunöhm sun-ci
mu-yi rubutu-n läya öiki-n Taräbulus mu-ce AUäh ya-bä-mu ttasara amma
muna-so mu-rike tlakarai dubu tlaia da dubu biu mu-aike. öikin-n Taräbulus.
ya-kare ma/ari-n iiya-n Turkawa öiki-n Agät.
Übe rsetzung.
• Die Leute des Tuärikscheiehes1 Hägg Muhammad Ichunochen* waren
im Kampfe mit den Tuärik von Hoggär.' Die Hoggär kamen in die Stadt
übat; sie kämpften und töteten den Solin des Ichunocbcn, namens Ainmä,
1 Abzinaua (für Azbinaua), was zunächst die ßewoliuer der den Hausaas
unmittelbar benachbarten Oasengruppe Azbin oder AhTr bedeutet, wird dann xur
Bezeichnung der Tuareg überhaupt gebraucht, genau so wie Turaua zunächst die
Araber und dann die Weißen schlechthin bezeichnet.
* Ichunochen (Muhammad BasTr sprach Ach unochen, Nachtigall Ich-
ii u c h e n , Du veyriers Ikhonoukhen, Richardsons Khanouhen) war der Schwester-
sohn und deshalb nach berberischem Erbrecht auch Nachfolger des schon vorher
genannten Shafou (vgl. S. 2, Anm. 4) als Ohcrhäuptling der Azgar.
3 Die Form Ahaggär für Ilaggar ist berberisch. Dieser vokalische Vor-
schlag findet sich ja unendlich häufig bei der Wiedergabe arabischer Worte und
Namen durch die Tuareg. Wir haben im vorliegenden Bericht noch A gut für Gät;
so haben wir auch Iwalaten (Ihn Batüta, Rihla, ed. Cairo II, 184) fur Walata,
Adschiro für Djiro und vielleicht auch Asäfi für arab. SafT, wenn diese Aus-
sprache nicht auf arab. as -SafT zurückzuführen ist.
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Lippsrt: Zur Eroberung der Stadt Ghat durch die Türken.
Ol
bei dem Stadttor Kaläla.1 Sie töteten auch viele TuSrik von Ghat, nahinen
ihnen die Kamele weg und machten sich von dannen. Ichunochen sprach
zu seinen Leuten: macht Euch auf, holet sie ein und bringet Eure Kamele
zurück. Sie machten sich auf, holten sie ein und fochten tapfer. Die Hoggär
(aber) töteten viele Leute des Ichunochen und töteten ihm auch seinen Sohn
Senüsi in dem Tale Tärät.8 Die Hoggär zogen nach Hause, Allah hatte
ihnen einen herrlichen Sieg gegeben. Hägg Muhammad Ichunochen weinte
ob seines Sohnes und ob seiner Tuäriks und sagte: gehet nach Gliat und
sagt Asäfi", ich ließe ihn rufen, er solle kommen, daß wir eine Beratung
abhalten unter uns. Asäfi sagte: gut, ich komme. Er brach auf und traf
(Ichunochen) im Tale Tärät drei Tilgemärsche von Ghat. Ichunochen sagte,
zu Asäfi: es bleibt uns nur übrig, nach Tripolis zu gehen und (dann) nach
Stambul zu schreiben, sie möchten uns 3000 Soldaten geben, damit wir in
das Hoggärgebiet einbrechen und sie mit Krieg überziehen.4 Sie schrieben
an den Sultan von Stambul und blieben in Tripolis (die Antwort) abwartend
sieben Monate. Da kam die Antwort aus Stambul; sie lasen den Brief,
(darin stand): daß ihnen die 3000 Soldaten bewilligt würden.' Sir freuten
1 Nach Barth, Reisen und Entdeckungen I, 260 besitzt Ghat vier Tore,
die die Namen el-Cher, Kelala, Tefarh-rhat und Temel-rhät fahren.
Duveyrier, Lea Touareg du Nord, p. 271 behauptet dagegen, daß die Stadt
sechs Tore hat, von denen drei den Namen Tamclrhät führen. Im übrigen stimmen
seine Namen mit denen Barths überein.
1 Dies Wadi, das nordwestlich von Ghat belegen ist, begegnet uns in dem
Namen der Kel- Tara t, die nach Duveyrier, S. 267 zu den Gründen) der Stadt
gehört haben. Zur Zeit der geschilderten Ereignisse wohnten hier, wie E. v. Bary
(Verhandlungen d. Ges. f. Erdk. zu Berlin IV, 249 oben) uns mitteilt, die Oragen,
eine der vier Unterabteilungen der Azgar, denen auch der Oberhäuptling der ge-
samten Azgar Ichunochen angehörte. Damit wird auch klar, warum, wie der
Bericht meldet, sein Zusammentreffen mit Asäfi in diesem Tale stattfand.
Das bei Barth (Reisen und Entdeckungen I, 258) erwähnte Tal „Tarnt",
etwa eine Tagereise nordwestlich vom Tale Ngäkeli, wo die Färkana oder
Afcrkaneu, eine Unterabteilung der lmrhäd, sitzen, ist also mit dem unseren
nicht identisch.
* Das damalige Oberhaupt der Stadt Ghat; er war ein Sohn des Hagg
Amin, der zur Zeit, als Duveyrier die Stadt besuchte, Gouverneur war, nachdem
er seinen älteren Bruder, den durch Richardson mid Barth bekannten Hägg Ahmad,
zum Verzicht auf die Herl sehaft gezwungen hatte. Die Familie war arabischen Ur-
sprungs und stammte aus Tuat.
4 Solche Gesuche von Häuptlingen im Hinterland Tripolitanieus belegener
Oasen treten an die türkische Verwaltung oft heran. So war vor etwa zehn Jahren
Maina Adaina (maina ist in der Kanurisprache -Prinz-), der Chef von Dirki
— in der Oasengruppe Kawär auf dem Wege von Murzuk nach Bornu belegen
(Barth V, 428) — persönlich nach Tripolis gekommen und hatte um eine türkische.
Garnison gebeten, war aber abschlägig beschieden worden.
* Nach E. v. Bary (Verhandlungen d. Oes. f. Erdk. IV, 244) wären sie nur
nach Murzuk, der Hauptstadt des Liwäs Fezzan, gegangen und hätten dort um
Unterstützung durch die Megarha- Araber gebeten. Die im Berichte gegebene Zahl
der erbetenen und geschickten Soldaten ist wohl durch zehn zu dividieren.
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92
Lippxrt: Zur Eroberung der Stadt Gliat durch die Türken.
sich sehr, kehrten nach Ghat zurück und blieben daselbst sich ausruhend
drei Monate. Sie sprachen: laßt uns zu den Tibbus schicken, sie sollen
kommen, damit wir zusammen mit ihnen (ins Feld) ziehen. Die Tibbus
kamen nach Ghat; sie zogen (gemeinsam) ins Hoggärgebiet , sie kämpften
und töteten die Hoggärleute; sie brachten zurück ihre Kamele und (erbeu-
teten dazu) die Kamele der Hoggärleute. Sie machten einen reichen Ge-
winn und kehrten nach Ghat zurück. Die Tibbus gingen nach Hause.
Asäfi aber und Ichunochen sprachen: laßt uns einen Brief schreiben nach
Tripolis, worin wir mitteilen, daß Allah uns den Sieg gegeben hat, daß
wir aber 1000 Soldaten zurückbehalten und 2000 nach Tripolis zurück-
schicken wollen. Zu Ende ist der Anfang des Eindringens der Türken
in Ghat.«
Eine Frage, die uns des weiteren zu beschäftigen hat, ist die nach
dem Zeitpunkt der geschilderten Ereignisse. Nachtigal sagt, daß die Okku-
pation »im Anfang dieses Jahrzehnts«, d.h. also Anfang der siebziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts stattgefunden hätte.1 Eine Notiz in einer unlängst
erschienenen Geschichte von Tripolitanien , die in Europa wohl nur wenig
bekannt geworden ist*, setzt uns in den Stand, den Zeitpunkt noch näher zu
präzisieren. In diesem Werke heißt es bei der Besprechung der Regierung
des Wälis Mustafa 'Äsim Pascha:* oic »** J-V-J"\ ^3
. jfj 3j*>-\ i»LL-l <~>*rfm JL*Vl fyf g»j jlj» *\J
• Und zu seinen Ruhmestaten gehört die Einnahme der Kasba von Ghat;
und er stellte an die Spitze ihrer Bewohner einen Mann, vor dessen In-
trigen er sicher war und dessen Verhalten ob seiner Gerechtigkeit aner-
kannt war. Und er verleibte (die Stadt) der Verwaltung des Liwä's Fezzän
ein und hielt die Geaamtbevölkerung ab von dem, was eine Mißachtung der
Gesetze und eine Organisation der Unbotmaßigkeit zur Folge haben könnte.*
Wie wir diesem Tarih entnehmen, war Mustafa 'Äsim Pascha vom
29. SVbän 1292/30. September 1875 bis zum 18. Giimäda II 1293/1 1. Juli 1876
Generalgouverneur von Tripolitanien. In dieses Dreivierteljahr muß also
auch die Einnahme Ghats fallen. Mit dem hier ausgemachten Termin steht
auch in Einklang der folgende Passus aus dem Berichte E. v. Bary's aus
Adschiro (in dem Oasengebiet von Azben) vom 1. April 1877* : »Für
die ersten zwei Jahre der Okkupation bleibt Rhat von allen Abgaben frei,
nach Ahlauf derselben aber soll sowohl die Stadt als der Stamm der Asgar
Steuer zahlen ..... Das Präsens »bleibt- beweist, daß am 1. April 1877
zwei .Fahre seit der Okkupation noch nicht verflossen waren.
1 Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin IV, 85. 1877.
a Ahmad Beg: Ki tab al-manhal al-adb fT tarnt) Taräbulus al-Garb. Cos-
poli 1317.
■ S. 390 unten.
* Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin IV, 244.
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Lippert: Zur Eroberung der Stadt Ghat durch die Türken. {)'.)
Ungewiß freilich bleibt, was mit den äußerst geschraubten Ausdrucken
am Schluß des arabischen Berichtes: »und er hielt die Gesamtbevölkerung
ab von dem, was die Mißachtung der Gesetze und eine Organisation der
Unbotniäßigkcit zur Folge haben könnte- gemeint ist. Bezieht sich das
vielleicht auf den hier mitgeteilten Steuererlaß, der dem der türkischen
Herrschaft abgeneigten Teil der Bevölkerung das neue Joch versüßen sollte,
oder ist damit an die Bestimmung gedacht, wonach in Zukunft die bis-
herigen Oberherren Ghats, die Tuareg, l>eim Betreten der Stadt ihre Waffen
abzugeben hatten? Gott weiß es am besten.
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94
40 Personennamen und 60 Sprichwörter der Evheer
Togos und ihre Bedeutung.
Gesammelt von Missionar C. Spiess,
Lome (Toro).
•J eder Personenname der Evheer Togos hat seine Bedeutung. Die in .lahr-
gang VI, S. 60 ff. vom Schreiber dieses veröffentlichten 300 Namen zeigen
dieses zur Genüge. Dieser ersten Sammlung folgen hiermit 40 weitere
Namen nebst Bedeutung. Eine der interessantesten Beobachtungen aber ist
die, daß jedem dieser Personennamen ein Sprichwort zugrunde liegt. So
kennt denn auch jeder ältere Evheer sofort das Sprichwort, das sich au
den Namen des ihm begegnenden Landsmannes knüpft. Wenn z. B. EMcjx
dem Gbg begegnet, so weiß ersterer sofort: Gbö medqa lakl? we agbonv
wo. d. h. die Ziege schläft nicht vor des Leoparden Tor; und letzterer sagt
sich: Kiikpe wu mato = er hat den Stein geschlagen, aber es kam kein
Blut. Aus diesem ergibt sich aber auch, daß ein solcher Reichtum an
Sprichwörtern unter den Evheern ist, daß es eine Lebensaufgabe wäre,
diese alle zu sammeln. Im Spiel, im Scherz, namentlich aber bei Gerichts-
sitzungen kann man immer und immer wieder neue und andere vernehmen.
So hat denn jede Stadt eine Menge Sprichworter, die eine andere nicht
hat. Ich fand in Badza ganz verschiedene von Tove; und als ein Einge-
borener in letzterem Orte die Bedeutung eines Sprichwortes , nach der ich
ihn fragte, nicht wußte, sagte er: das sei wohl ein Peki- Sprichwort. So
schwer an und fur sich ihre Bedeutung schon 1st, um wie viel mehr für
den Fremdling erst dann , wenn sie in lließender Rede angewandt werden.
Welche Fülle von Lebensweisheit enthalten nur schon die anbei gesammelten !
C. Spiess.
1. Teil.
40 Personennamen der Evheer Togos und ihre Bedeutung.
1. Awetogbo der Meister kommt.
Stirbt der Vater vor der Geburt des Sohnes, so heißt der Sohn
Awetogbo. Er tritt an die Stelle des Vaters. Awe Haus; to Besitzer; aweto
Hausbesitzer. Herr, Meister; gbo zurückkommen; megbgna ich komme; Miato.
si h diiwo Unser Vater (to), der du bist im Himmel; de awe me nyule komme
gut nach Hause; de awe gltq nyule komme gut zu Hause an.
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Seins: Personennamen und Sprichwörter der Evhcer Togos.
05
2. A/e oder AtBe/a das Haus ist mild.
Stirbt der Vater vor der Geburt einer Tochter, so heißt sie: A/e
oder Atbe/a. Atcerio Hausfrau; no Mutter; fa kühl, milde; fa/a Kuhle,
Milde; dqme/a/a Kühle des Magens = Zufriedenheit; hutifqfa> huti um, herum,
außen --. alles um ihn herum ist kühl = Frieden; akq/a/ay ako Brust, Kühl-
sein der Brust — Trost. Für Frieden hat der Evheer noch die Worter:
1. düme/a/a Herzenskühle; dzi Herz; 2. tome/a/a Kühle des Ohrs; to Ohr;
nuli/a/a na m\ Friede sei mit euch;/« oder fa/e kühl, frisch.
3. Agbese ein Leben nach dem Gesetze führen.
agbe Leben; xe Gesetz; agbe enthält gbe Stimme , Ton , Laut, Sprache.
Was spricht, das lebt mele gbe tbä Sem ich bin Stimme klar, deutlich
(tbä) erhebend; se Gesetz, wird auch für Gott gehraucht. Legba, Se, Aweli
drei Gottheiten; z. B.:
Sedoame Gott setzt Menschen ein;
Semav§ Gott fürchtet sich nicht;
Seako Gott richtet auf;
Senyawo Gott tut es mit Absicht;
tlagegen: agbese das Leben muß mit dem Gesetze übereinstimmen.
4. Setsoafia das Gesetz gibt Recht.
afiatiotio Urteil, Gericht; afiatinla der Richter; titt afia na (ame)
richten einen (Menschen); seUoafia das Gesetz richtet (richtig) ; teo afia nyuie
na (ame) freisprechen; nyule in diesem Sinne = gerecht; t$o afia nyule ge-
recht sprechen; t$o afia vfi na (ame) verurteilen, schuldig sprechen; JCristo
fo tso ame kukmeo dorne hena miawe afianytnetiotio Christus stand auf von
den Toten, um (hena) unserer Gerechtsprechung willen, oder zu (hena)
unserer Rechtsprechung.
5. Moyä Überraschung.
mo Angesicht, Gesicht; yä lang; moyä langes Gesicht — Erstaunen.
Überraschung; mo dze anyi das Angesicht fällt auf den Boden, das Ange-
sicht ist ruhend, d. h. sich an einem Orte wohl fühlen; mo dzaka das An-
gesicht ist traurig, Heimweh haben.
6. TiixBu es regnet
tM Regen, Wasser; t&i wu Wasser verbreiten; tii le wutcum regnen.
7. Setcoyi das Gesetz ging vorbei.
.Se Gesetz, in sehr vielen Fällen auch Gott; yi gehen ; yihgo geh voran!
8. Hoxvagbe der Reiche empfängt Leben.
hosu reicher, angesehener Mann, Häuptling. Den Sinn finden wir
wieder in: ho Geld, Wert; ho nenie? wie viel Werte? hotiui Kauriemuschel ;
hothtitq Reicher.
9. Ameko der Mensch allein ist der Größte.
ame Mensch; ko groß sein.
10. Däko immer, fortwährend.
dä immer; ko nur, allein.
11. Ebiä es ist rot.
biä rot sein; afi nöa ami, adoglo we ta biä die Maus trinkt Palmöl
und der Kopf der Eidechse ist rot; ami Palmöl.
Personennamen
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SriEss: Personennamen und Sprichwörter der Kvheer Togos.
12. Avakpo komm und siehe!
m kommen; kpo sehen.
13. Doicotcomettrö Arbeit verdirbt.
dotrowo Arbeit; Hr?> verderben.
H. Dasenu dankbar für eine Sache.
daxp danke! nu Ding, Sache.
1"). Nukpese wunderbares Gesetz.
16. Numanyatcq keiner weiß alles.
17. Agbenyedo Leben ist Muhe.
do ==. downeo Mühe, Arbeit.
18. Dzinake Holz ist in der Luft.
dü oben; nake Holz; agbleto yj> nake, merjoa ka uy> der Land-
besitzer nimmt das Brennholz, aber nicht den Strick (womit das Holz ge-
hunden ist).
19. Wotqmenyo ihr Besitz ist gut
20. Agbenyido wenn du länger lebst, wirst du besitzen.
21. Amekut&rö der Same des Mannes ist verdorben.
In dieser Familie sterben fortwährend die Kinder.
22. Atbasaklu — ateasa der Krieg ist vorbei.
Der Vater Awam, sein Sohn Klu.
23. Sanatco hüte dich vor ihnen.
24. Metou ich bin mehr.
Die Bedeutung des Personennamens Meum »ich bin mehr« erinnert
an Mawu den Evhenamen für die höchste Gottheit. Über Mami werden
mehrere Bedeutungen aufgestellt. Da kein Evheer über die wirkliche Be-
deutung von JUatcu sich ganz gewiß ist, so wird wohl, wie so oft, das
Nächstliegendste das Richtigste sein. Jtf <nru = mehr als alles was es gibt.
Die letzte bei Eingeborenen eingeholte Auskunft lautet: Maum bedeutet:
der alle Menschen übertrifft; um bezeichnet »mehr als« oder »großer als«;
ma bedeutet 1. amemä jener Mann; es bedeutet aber auch 2. »un« (vgl. Nr. 1
der Sprichwörter) = ma in Evhe — unübertroffen mehr, z. B. maibota, mmw.
Die Erklärung 2 wird einzig richtig sein.
25. Amegbllto Menschenverderber.
26. Nyagblodlro und nyagblodzro (dzro ist richtiger als dzro).
An der Küste: Nyagblodzro; im Innern: Nyagblodzro (gesprochen
dschro). Man hört Nyagblodzro mehr. Nyagblodzro oder Nyagblodzro kann
heißen: I. Ein Wort ohne Wahrheit. 2. Ein Wort ohne Zweck, d.h.
umsonst geredet, nya si trdgblo nyatewe mele me tcö das Wort, das er
sagte, ist ohne Wahrheit; so wurde man als Fremdling sagen. Der Evheer
sagt: nya xi wogblo enye dzodzro (oder dzodzro) das Wort, das er sagte, ist
nicht wahr, oder: ist untsonst geredet, dzodzro (oder dzodzro) hat zweierlei
Bedeutung.
27. Nyamenya einer, der viel Sprichwörter weiß.
28. Diovanyo nun wird es im Hause gut werden.
29. Awesi die Frau des Hauses.
30. Atceti der Baum des Hauses, gemeint der Mann.
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Srncss: Personennamen und Sprichwörter der Evhecr Togos. 07
:U. Deku Palmkern, Palmsame, gemeint der Stammhalter,
der Mann.
32. Kuwonuame der Tod verursacht dem Menschen Leid.
Sind mehrere in einer Familie gestorben , dann empfängt einer diesen
Namen.
33. Mqbu der Weg ist verloren.
34. Hayibo schwarzes Schwein.
Daran knöpft der Evheer die Meinung: Kr wird auch bald sterl>en
wie ein Schwein. Die Schweine in Togo sind schwarz.
35. Aziatco das Mehl von einer Konkubine bleibt nicht
immer.
36. Xomeku der Tod ist im Hause.
Fürchte dich nicht, der Feind wird dich nicht töten; der Feind,
d. i. der Tod, kommt aus deinem eigenen Hause. Meinung: traue nicht
jedem. Töten = zweierlei Meinung.
37. Adzato ein roter Mann, im Unterschied von der eigentlichen
schwarzen Hautfarbe.
38. Ahelctcotcf Armut ist in ihrem Hause. Kin Mensch hat
nicht alle Dinge.
39. Aiiabu die Konkubine ist verloren.
40. Atigä großer Raum.
atigänu dio dotta großes Holz fängt Feuer lange.
2. Teil.
60 Sprichwörter der Evheer Togos und ihre Bedeutung.
1. E&ikpe er hat den Stein geschlagen. Eiikpe wit maio
er hat den Stein geschlagen, aber es kam kein Blut. Hei mir
selber fühle ich den Schmerz, bei anderen nicht. Die Sklaven, ebenso
die Fremden, sind nicht so viel wert, wie die Landsleute selber.
ii schneiden; kpe Stein; wit Blut; to wit bluten; ma die verneinende
Partikel, im Deutschen dein »un- gleich, z.B. unschuldig madj/o; matowu
unblutig = ohne Blut; madakpe undankbar.
2. Amadoto Färber. Amadoto metiyöa eSokui wo der Färber
rühmt sich selber nicht. Kigcnlob stinkt. Der Färber braucht seinen
Beruf nicht anzugeben, man kennt ihn schon an seinen Händen. Ks
braucht sich keiner zu rühmen , seine Taten, sein Charakter weisen ihn
von selbst aus.
Amadoto oder amadoia Färber; nyö sich rühmen; Sokui selbst; mr . , .
. . . ico, in verneinenden Sätzen — Verneinung.
3. Gevlo der winzige Bart. Gevlo &dm tpolr sie bekommen
einen winzigen Bart. Sie lassen den Bart vergeblich wachsen. Der
MiU. d. Sem. f. OririU. Sprachen. 1901 III. AU. 7
i)8 SriKss: Personennamen und Sprichwörter der Kvheer Togos.
Bart macht einen Menschen noch nicht. Es gibt auch bartlose Konige, und
diese sind mehr in ihrem Ansehen als manche vollbärtigen Konige. Hat
jemand einen Bart und doch kein Geld, dann sagt man: Gevlo &öm wole.
^eBart; vh winzig, unscheinbar; So ge Bart bekommen; ele ge &b$?im
oder e$ö ge er bekommt einen Bart.
In beziig auf das gevlo Som tcole erfolgt anbei eine Beschreibung einer
Halskette bzw. einer Perlenschnur, die nur von den angesehenen Evheern
getragen wird. Schreiber dieses hat eine solche Schnur dem Bremer Museum
geschenkt.
Die sinnbildliche Sprache der Halskette im Besitze
angesehener Kvheer.
(Das Bremer Museum ist im Besitze einer solchen.)
Dzonu kple aftobogvi kple nukvklui Werden Perlen und .Schnecken-
, ... . . häuser sowie andere Kleinigkeiten auf
huhu tarnen snco wotona ka nun ^ ^ ^
dm ko sigbe esia rne la, wotnenye dio womevi = andere Art Kleinigkeit), wie
beim Muster zu sehen ist, so ist das
alö trö alö nusi nml bubti aSeke le nicht rfio(Zaul>erschnur) oder^(Golt.
wome wö. Wonye abebulm alö nmtma l»eit) oder irgend eine andere Kraft.
Es wird ausgesprochen, daß wir da-
.ii tododo file erne alö nuü wowq tsQ hedo mit an ejn Sprichwort zu denken
Im. Esia ha enge abebulm. haben oder an etwas, das durch die
Halskette versinnbildlicht wird. So
Ne amaSe t*o nenem dzonu fokpe- ist auch die betreffende Kette gleich
fokjw kple nukvklui btibu womevi siawo cinem Sprichwort.
Wenn jemand solch eine zu-
heto de kn la, ewo nuiia tsn heßa ame.ü sammengesetzte Kette mit diesen an-
... j . deren Kleinigkeiten dabei um Heu
womevt wtmye, eye wotSone doa vlo ame » , , ,
Hals legt, der tut es, um zu zeigen.
(mbuwo alö ein >. ketoteo. Enye amedzudzu. zu welcher Art von Menschen er ge-
_ , , , hört (heßa ame.si womevi wonye); und
Ameit tso nusia de ko la eismw ha . \ . j
er nimmt sie, andere zu verachten.
ametco bena: namentlich seine Feinde. Es ist Be-
(Nye) schimpfung. Wer dieses Halsband
1. Yf menye hut.su gcZewo we vi nimmt> def zdgt anderen:
wo, ye (alö nye) menye ahaxhi , sigbe j r"r (f*) scl mc',t ejn fon<\
Ich (nye) bin nicht
a/eü amabewo nye mttiu bubu tcomeviwo vieler MHnnci% ich bin nicht das Kind
we viwo ügbe dzonu Imbu womevi <*>ner Hure, wie einige, die Kinder
anderer Manner sind, gerade wie die
siwo le yewe ko la ene tct). Ye dada „, ■ ,1 „„ » ,„„ r> i , k
J - verschiedenen Arten von Perlen, welch'-
enye srö vavä anukoSctn eye witdzi ye an meinem Halse sind. Meine Mutter
, , r , . , , war rechtmäßig verheiratet und sie
na ye/o/o Seka, ye menye wu tote- gebar mich einem Vater. ich Uin nicht
tsaka wo. aus gemischtem Blutet« tsakatmka wi>\.
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SriKss: Personennamen und S
2. Eßana hä l>ena amesi tso nuMa
(lr kq la menye amettakatsaka wo, menye
kluvi aid koMvi wo, ewe dzqdzqme metso
AblotHtii, Blume, Fiekjwme , A<rqkq,
Anagq aid Maye wo. Ahltoq akuakxui,
abfqSre keitkeh t.kimato wimye, alest ewe
dzqdzqme k lio llogbe la, nenemädzi
ko wiigalr. Emenye datca&alivi hä um).
3. EU dzonuawo hä menye dzonu
varäwo w), tconye dzonu digbqwo, yaka
dzonu siwo bq 3e atnetco dorne la. Ne
arnaSre « rnye ablqcrevi vavä la tso
dzonu dzodzro siawo de ko la etsoe ßa
bena yetce dzdawo alö womeawo menye
amedzodzrowo, amedayewo, kekiake alö
yaka mewo iigbe dzonu dzoflzro siwo
ye de ko la ene wo, ke boh amegäwo,
kexinqtqwo, amesikutawo kple ametconu-
<ruaico son iconye ye tbomeaten. Hotsui
mye etie womenu tso blema.
■i. Ne wozhi nkeke gä a&e »ye ameico
fcatä wo&o atsin eye amemro nuwo le
tco xi la trotq sui ybloti kple adzayba
kple dzemtt yoasi bubuwo hedo eye wo/q
sika kple klosalonuwo hekpla la, amaZrr,
si nuwo le eya hä si haß la, lintana
rye wotioa nenem dionu- Mo la dea kq.
Ekema ebu abe , eye wotkqneßana bena
ye kple amedzodzrowo mrle nu Seka wo
ge wo; ye kple yakamewo yewo mele $i
ke gc wo. Ne kluviwo kple ametsaka-
tsakawo kple egbe -nukpo/awo wodo dzonu
>rirliwörter der Evlircr Togos. 99
2. Auch zeigt diese Perlenschnur
hei dem, welcher sie um den Hals
tragt, daß er kein Fremdling, kein
Sklave, ncchSohn einer Sklavin (kgsivi)
ist. Derselbe stammt nicht aus Europa
(Ablotsmi), noch aus der Tsi- (Blu)
Gegend, auch nicht aus Peki (Fiekpq)
und ASoko (Gegend derllaussa), eben-
so nicht aus Lagos (Anago) oder Yoruba
(May/), sondern er ist ein echter
Anhjer, ein reiner, ungemischter Freier,
dessen Heimat Ho ist. Er ist auch
kein Kriegsgefangener.
3. Die Perlen auch, welche an der
Schnur sind, sind keine echten (nicht
aus unserm Vaterlande stammend),
sondern eingeführte, wie wir viele
unter uns finden. Trägt ein echter
Freier (abloSevi vavä la) diese unechte
Halskette um seinen Hals, so lehrt es
uns, daß seine Eltern oder Verwandten
keine gemeinen Menschen oder arme
Leute sind, wie etwa das falsche
Halsband, welches er um seinen Hals
trägt, sondern angesehene, reiche,
arbeitsame und besitzendeVerwandten.
Der Reichtum ist von alters her bei
diesen Verwandten ein Erbstück.
4. Wenn heutzutage ein Fest ver-
anstaltet werden soll, so schmücken
sich die meisten großartig aus und
diejenigen, welche noch besonders
reich sind, tragen eine Halskette voll
echter Perlen und wertvoller Korallen,
sowie goldener und silberner Schinuck-
sachen. Einer unter ihnen jedoch, der
ein wirklich reicher Mann ist, hängt
mit Fleiß eine gewöhnliche Halskette,
wie die beschriebene, um. Er sagt
damit, daß er nichts mit den gewöhn-
lichen Menschen gemein habe (mele nu
Seka wo ge wo); von diesen will er
nichts wissen. Wenn Sklaven (kluviwo)
und sonstige Mischlinge und ebenso
Reiche heutiger Zeit (fgbe-nukpqlairo)
solch eine kostbare Halskette und
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100 SriEss: Personennamen und Sprichwörter der Evheer Togos.
vevheo kple Hkanuwo la, ekemä, nuka Silbersachen tragen, dann — was
, , ,v , ., . bleibt dann noch für ihn, der in Wahr-
egasuso na eya s% enye ablote kenkm , . . _ . . ' „ .
heit ein Freier ist, ubng? Es ist gut.
la natro mahät Enyo ko bena eya natso daß er solch eine geringe Kette trägt,
,. , welche den anderen zeigt, daß sie
dzonu dzodzro imveo. htco (he na xcoaicn
eigentlich solch eine tragen mußten.
haß la ade ko. Exco eh'a bena uxtatio Er tut dieses, daß er zeige, daß seine
- . , , Hoheit mehr sei als die der anderen
ahn eite. atnenyeniie. wti ameououawo. . , . . _
(amenyenye — Hoheit). Er zeigt aber
Etsoe ßatco bena nusitco too togbitco metro auch damit, daß die anderen etwas
, . . , tun , was die Vorfahren (togbitco) nicht
Ar/w ten la tcotn tcfjle , dzonu amo dze na . , . ,. ~*
getan haben: Perlen, die ihnen (na wo)
ten la yedetco ko de icotetbe ne ttoantdotco geziemen , hängt er um den Hals für
, sie, damit sie einsehen, daß die Perlen.
nakpo eme bena amekae dionu htco yede ,. , . . .
J ~ 9 die er um den Hals tut, wein geboren.'
kola edzena mimaha! Woawo lö alöyee? ihnen oder ihm?
Das ist die sinnbildliche Sprache
Ale Ahlötotco sea aleke dSmutoto der Ualskettet wie die An,0„r sip
iiatro gome enye ii. Nu aSewo le ka la führen. Es sind einige Sachen an
derselben, welche die heidnischen
huti Htco a/almco txona b/a tooe gake T, . „. , ,
J - * Priester zum Binden verwerten, aber
tcomenye a/anu aSeke le. afistia tob. bei uns ist es kein Priesterding.
Zur Erklärung: lin Jahre 1899 wurde in Anlo ein neuer König
eingesetzt. Bald nachher machten sich die sämtlichen Küstenstädte auf. um
in Keta ein Fest zu feiern. Alles trug die feinste Kleidung. Der reiche
Akolatse von Keta aber trug nur ein gewohnliches Landeskleid gevlo crom
wofe. (Dem Schreiber dieses fiel solches sehr auf.)
4. Amegagbolo der unnütze Alte. Alt genug und doch
kein Geld. Es gibt Junge, die schon Geld und Besitz haben.
amegä aus ame Mensch; gä groß, großer Mensch; ame Mensch, kommt
von me formen, bilden. Mown me ame Gott bildete den Menschen; gfjolö
leer, unnütz, nichtssagend = tbutblu.
5. Nuyie no a a&u /»«, a$u dzea Seka die Lippen schmücken
die Zähne. Hat ein König viele Untertanen, so ist es ihm Schmuck
und Ehre.
5a. Ne tcotio c*w hä woganoa zi trägt man Pulver, raucht
man doch noch (obgleich es sehr gefährlich ist). Ein Wort für hart-
näckige Leute.
5b. Aicadetsi (a woagbe ateadedea? des Kriegsverlustes
wegen soll man nicht mehr in den Krieg ziehen? Man soll nicht
den Mut verlieren, wenn etwas mißglückt.
5c. Nutekpo menyea dzre tcö die Probe einer Sache ist
nicht Zank. Will jemand von sich aus etwas versuchen, dann ist es
seine Sache; niemnud wird ihn zwingen.
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Spiiss: Personennamen und Sprichworter der Evheer Togos. 101
6. Agbodemegbe der Widder ist zurückgegangen. Ne agbo
de rnegbe, ekemä nane le agbo we tame geht der Widder zurück,
dann hat er etwas im Kopfe. Fehlt im Streit die rechte Waffe, dann
lauft man um, nicht aus Furcht, wie man denken könnte, sondern um eine
bessere Waffe, als man besitzt, zu holen.
Ne ekemä wenn dann; agbo Widder; gbö Ziege; de rnegbe
zurückgehen; nane etwas; ta Kopf; me in dann hat er etwas vor,
will etwas ausfuhren, im Schilde haben.
7. Nuvlo schlechtes Ding. Nuvlo be yedzodzi na yjt der
Müßiggänger freut sich über nichtige Dinge.
nu Ding; vlo schlecht, häßlich.
7a. Dat.somo die Schlange auf dem Wege. Datsomq rnegbe
kpo wo die Schlange auf dem Wege furchtet den Schlag nicht.
Der Eingeborene sagt: wenn mich einer schlägt, dann schlage ich ihn wieder.
8. Agbe&ivlo das Leben ist nichtig. Das Leben gleicht (Sri) der
Nichtigkeit. Wir haben hier keine bleibende Stätte.
9. Siabi die Wunde fürchten. Siabi media ge wo wenn du
die Wunde fürchtest, sollst du nicht streiten. Menschen, die
streiten und doch Furcht haben.
H fliehen, fürchten; abi Wunde; di ge Streit suchen; gedidi Streit-
sucht; ge Streit, Zank; di begehren, wünschen, suchen; gemadimadi ohne
Streit zu suchen.
10. Awako Habicht. Awako mekua omega tod der Habicht
wird niemals alt. Ist jemand alt und hat doch kein Geld oder niemand,
der ihm hilft, dann muß er selbst arbeiten.
ku amegä altern, ein alter Mann werden. Der Habicht wird kein
alter Mann.
1 1. Xe ka nawui no&u mahaf welcher Vogel wird das rauben,
was du essen sollst!'
IIa. WoSua nu hä, woSoa aSi wenn man ißt, läßt man doch
noch die Hände ruhen. Man ißt nicht ununterbrochen. Arbeitet man,
muß man sich auch ausruhen.
12. AgbavitQ der Mann, der eine kleine Last tragt Agbavito
tnrZrua nyanyä wo wer nicht viel Geld hat, muß nicht teure
Speisen essen.
13. Todzro gewöhnlicher Fluß. Todzro meZrea gbe wo ge-
wöhnliche Flüsse erheben ihre Stimme nicht. Die Bächlein
brausen nicht.
14. G be&ivlo die Stimme ist nichtig. GbeS ivlo le asiawo we
to me die Stimme der Marktleute klingt schlecht in den Ohren.
Wenn die Stimme auch stark ist, der Mensch aber nicht gefällt, so ist
es doch umsonst.
15. Akpalu akpa gogoe&uto bibia bi wotso na wo riwo, neego
xeobe akpalu nava haben die Pflegebefohlenen etwas Gutes zum
Essen, dann geben sie es ihren Kindern, anderes dagegen be-
kommen die Waisen.
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102 Srnws: Personennamen und Sprichwörter der Evheer Togos.
16. Avu&uibu der Hund, der den Knochen frißt. AvuSuith
me&ua ga icb, gaSugbe tio agli der Hund, der den Knochen frißt,
kann kein Eisen fressen; frißt er Eisen, dann brechen seine
Zähne. Meinung: z. B. ein eingeborener König der deutschen Macht
gegenüber. Der Eingeborene kann nichts machen.
17. Agbevivina das Leben ist süß.
18. Agbewleibeder Platz, wo man das Leben kauft. Agbewlevi
»tele u>b, Se vcbnye etbletce mekpq la ne mawle es gibt keinen Plat/.,
wo man das Leben kaufen kann. Hätte ich einen gefunden,
ich wurde das Leben kaufen.
19. Adzogenu das Ding von ferne. Adzogenu enyona das
Ding von ferne wird gerühmt. Ein Lögner, wenn er irgendwo ge-
wesen ist, spricht er von mehr als er gesehen hat. Kommt jemand aus
einer Stadt zurück und rühmt, was er gesellen hat, so glaubt man es kaum.
20. Anyigba das Land, die Erde. Anyigba matehu aven nu
le eSokui si wo, negbe Sreko tcbawo do wir müssen das Land bestellen,
ein Land kann es nicht von sich aus tun.
21. Tagbat&u gblo bena: y^e^eme ele megbe, ga le ngo die
Fliege sagt: die Welt ist hinter uns und auch wieder vor «ins.
Wechsel der Zeit: Ist die gegenwärtige Zeit gut, wie aber die kommende!
22. Xe bidzi med zona kple ato tcb ein erregter Vogel fliegt
nicht fort mit seinem Nest. Ein Fremder, der sich ärgert , kann nicht
fortgehen mit dem Haus des Eigentümers. Eine Frau, die Kinder hat,
lieht aber diesen ihren Mann nicht, kann nicht zu einem anderen gehen;
die Kinder werden von ihr fortlaufen , zurück zum Vater. Was natürlicher-
weise zusammengehört, kann nicht getrennt werden.
23. Kponq medea atea tcb, elabena kunou-o le mqta ein Buck-
liger kann nicht in den Krieg ziehen, denn der Weg kann
versperrt sein. Ein Verheirateter hat nicht mehr die Freiheit eines
Ledigen.
24. Ge tnetua %o na a5aba tob der Bart baut den Augen-
lidern kein Haus. Die Augenlider sind schon bei der Geburt, der Bart
kommt später. Der Bart kann die alte Geschichte den Augenlidern nicht
erzählen. Ein Kind kann den Vater über Altes nicht belehren.
25. Dionu Si le kosi si la eya tebdona na ne via der Schmuck
einer Sklavin gilt auch dem Kinde. Was ich habe, will ich her-
gehen. Was für Kleider ich habe, trage ich. Tue nicht über dein Ver-
mögen.
2G. Ne nyo ne nu la, eye trb gbana $e ge me ist ein Ding
gut für den Mund, dann wird es auch fur den Bart gut sein.
Ist es gut für mich, dann ist es auch gut für die Verwandten. Hast du
einen guten Ruf, dann haben ihn deine Nächsten auch. Bin ich reich,
dann ist es der Vater auch.
27. IIa dorne sina eye ha kua atike der Magen des Schweines
ist stark und das Schwein gräbt Wurzel. Ist der Magen eines
Schweines stark, dann kann es gut arbeiten. Kann ein Mann sich stärken.
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Spiem: Personennamen und Sprichwörter der Evheer Togos. 103
dann kann er auch gut arbeiten. Gibt man einem Träger viel Lohn, dann
bat er auch Freudigkeit zum arbeiten; denn er kann gut essen.
Dieses Sprichwort wird von afrikanischen Trägern oft gebraucht.
28. Atoto mekpo aveseico we dlodzo be ya dio wo der Atoto
schaut nicht auf den Flug des Avesewo, daß er fliege. Dereine
Vogel fliegt nicht wie der andere. Atoto und Avese sind zwei verschiedene
Vogel; Avese ist ein prächtiger Vogel. Der Sohn eines Armen kann nicht
eines Reichen Sohn Beschäftigung haben. Wünscht ein Anner den Rock
eines Reichen zu tragen, dann kann man ihm genanntes Sprichwort vorhalten.
dzodzo Flug.
29. TiuiSvi me do alö Se globui we toö ein Waisenkind kann
nicht an einem versteckten Orte schlafen. Man wird nicht lange
nach einein Waisenkind, wenn es nicht zur rechten Zeit kommt, suchen.
Eigene Kinder haben mehr Freiheit. Bin ich ein Fremder, dann muß ich
doppelt die Hausordnungen befolgen.
30. Gböiike menoa ybö hyn wo der Schwanz der Ziege ist
nicht vorne. Man spannt den Wagen nicht vor das Pferd. Jedes Ding
muß sein, wie es sein muß. Alles der Ordnung gemäß. Das Alter muß
man ehren.
31. La ye$e megblea detii wo viele Fische verderben die
Suppe nicht. Kin Reicher wünscht immer noch mehr Geld. Je mehr er
hat , je mehr er will.
32. Kpono mekpoa agbodono koa nu wo, agbodo va ku, yake
kpo tsi anyi der Buckelige sieht nicht auf den Aussätzigen mit
Lachen, der Aussatz vergeht, aber der Buckel bleibt. Der Bucke-
lige lacht nicht üher eines anderen Krankheit, denn seine Krankheit bleibt
immer.
33. Arne dahe bli totoe menoa wotq bliwo dorne wd der Arme
ist wie schlechtes Korn, welches nicht unter seinesgleichen
bleibt. Der Arme ist wie Mais ohne Mehl; es bleibt nicht unter dem
Mais. Rechtes Mais sinkt im Wasser, anderes bleibt oben. Der Arme
kann nicht viel geben; man weiß es schon, daß er arm ist (im voraus).
Der Arme genießt unter den Reichen keinen Respekt.
34. AmaSre medea akpokplowo de bia zikpui wo, aweatqwo
klo dzi wole ein Mann, der zu den Fröschen geht, muß nicht
nach einem Sitze fragen, weil die Besitzer selber auf dem
Boden sitzen. Hat jemand selber kaum ein Bett zum schlafen, dann
wird ihn niemand um Herberge anhalten.
35. Mowo katä sewe enye %oyä me aller Wege äußerster
Punkt ist im großen Zimmer. Der Tod ist das Ende für alles.
3ti. Ama&eke metioa mia fia wodemo wo niemand zeigt seinen
Heimweg mit linker Hand. Niemand verachtet das Seine.
37. Arne tre anyimomlo memloa ke ine wo wer sich zuerst
niederlegt, der legt sich nicht in den Saud nieder. Jedermann
sucht das, was für ihn selbst schön ist.
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104 Spuws: Personennamen und Sprichwörter der Evlieer Togos.
38. Ahlde medoa nyi/okpa wo das Reh zieht nicht den Schuh
des Elefanten an. Was einem paßt, das soll man brauchen.
39. Diogbonola toe trea bibi wer beim Feuer sitzt, dessen
Gerostetes wird zuerst gar sein. Jedermann sorgt zuerst fur da*
Seine (vgl. 37).
40. AmeSunu menqa anyi kpo wo w er ißt, ble i b t n ich t ruhig.
Jeder, der ißt, muß auch arbeiten.
41. Sutie klqa mia, eye mia ha klqa Susi die rechte Hand
wäscht die linke Hand und die linke Hand auch die rechte
Wer dir gut ist, dem sollst du auch gut sein.
4*2. Ati .vi le ame $i, eya wotüona woa da mit dem Stock,
den man zur Hand hat, schlägt man die Schlange. Was man ?u
tun imstande ist, das tut man auch.
43. Klokpowc cnye klo/qwe wo man eine Schildkröte sieht,
da findet man sie auch.
Sinn: Wo etwas gesagt werden muß, da muß man es auch sagen.
44. Nunyuie nyakpona, eyata koklo bqbqa ta ha/i yia kpo me
das Gute ist sittlich, darum neigt das Huhn auch seinen Kopf,
wenn es in sein Haus geht (nicht, weil etwa die Öffnung nicht groß
genug ist). Das Sittliche muß man tun seiner Sittlichkeit wegen (Schönheit).
Man sagt auch: Nyonyo fiuti koklo ebqbq ta hafi yia kpo mt
des Guten wegen beugt ein Huhn den Kopf, bevor es in den Stall geht.
Man tut nicht alles um des Geldes, sondern auch um der Tugend willen.
45. Vi bia nya ta se mewoa lä wo das Kind, welches nach-
fragt, macht kein dummes Zeug. Weißt du nicht, wie zu handeln,
frage.
46. SuSui ii nya le das Kopfkissen hat Worte. In der Nacht
denkt man am besten und findet auch den besten Rat.
47. Wometsqa asivi Solia asiyii wo man wechselt die großen
Kinger nicht mit den kleinen. Ein Kind kann nicht mit einem Er-
wachsenen kämpfen. Der Erwachsene kann das Kind leicht übermannen.
48. Xematrimatri mey^lfina le :a me wo ein kleiner Vogel
schreit nicht in der Nacht. Nichts übernehmen, noch besser: nichts
unternehmen, was man nicht durchführen kann. Wir sehen nicht den \\V»
eines Amegä (Ältesten).
49. Vi meyblqna be ye dzc aha teti ye /o/o icn ein Kind sagt
nicht, daß es mehr Palmwcin kauft als sein Vater.
Der Sinn dieses Sprichwortes ist gleich dem:
49a. Fo/o kple vi mekea di ten Vater und Kind wetteifern
nicht. Ein Kind, das solches doch tut, ist ein stolzes.
50. Ha bia SaSru bena nukahuti ewe nu didi mahnt 3oc«
bena vi nenye, eybqna %oyj> das Schwein fragt die Mutter,
warum ist deine Schnauze so lang? Die Mutter antwoitet:
du bist ein Kind; es kommt auch schon bei dir. Niemand weiß,
was morgen kommt.
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Spikss: Personennamen und Sprichwörter der Evheer Togos. 105
51. Vi nya nya megblo nya wo ein Kind weiß Worte, sagt
sie aber nicht. Sagt ein Kind alles, dann wird es auch etwas sagen,
was die Mutter beschämen muß.
52. Gbö to kpui meyjfia nu via wo die Ziege mit kleinem
Ohr ermahnt nicht ihr Kind. Kin schlechter Mensch kann nicht sein
Kind ermahnen. Will er es ermahnen, dann zeigt er ihm seine Schlechtig-
keiten.
53. Gbßmatsimatii medea te dzi wo ei n e ju nge Ziege klette rt
nicht auf den Mühlstein. Man tut nicht, was man nicht kann. Man
füllet es überhaupt nicht an, wenn man es nicht kann.
54. &e wowoa le Sri ha/i todona man baut eine Brücke,
Ii ovo r die Flut kommt. Vor dem Anschwellen des Flusses wird die
Brücke gebaut. Man muß für die kommende Zeit sorgen.
55. Vi m*>koa tq dzi be nekpo nyi Sa wo das Kind hebt seinen
Vater nicht hoch, um ihm das Vieh zu zeigen. Ein Kind weiß
nicht mehr als sein Vater.
5<>. Gbla nya nu ha/i tua yoyo de mo to ein Schmied weiß
Dinge, obgleich seine Werkstatte am Wege ist. Kin Mann weiß
nicht alles. Hole auch eines anderen Rat ein.
57. Ado be mo %oy^o mebua ante wo das Eichhörnchen sagt:
einen alten Weg verliert man nicht. Was man einmal erlernt hat,
das tut man leichter. Wird ein Schneider ein Hauer, oder ein Bauer ein
Schneider, so werden beide ihren ersten Beruf nicht nur basser kennen,
sondern ihn auch im Grunde lieber tun. (Herausgenommen aus dem afri-
kanischen Volksleben.)
58. Vo didi niedoa ame Sre yj wo, %<? hu to nye be vo di ein
reifer B a um schickt nicht nach einem Vogel, der \ ogol selber
weiß, daß der Baum reife Früchte hat; gleich dem Sprichwort 2:
AmaZfoto menyöa e&okui wo ein Farber rühmt sich selbst nicht.
Wenn einer etwas weiß, braucht er es nicht zu sagen. Sein Tun und
Handeln zeigt den ganzen Mann.
59. Womegblo -mm/« na dono wo sage nicht zu einem Kran-
ken -mm!« Sinn: Sage nicht zu einem Kranken, daß er krank sei; das
weiß er selbst. Genau: Mache nicht eines Kranken Stöhnen, wie -nun-,
nach; dadurch wird er nicht besser. Bringe ihn auf andere Gedanken.
00. Kokloy^o mekpea hu na koklo wo der Hühnerstall ist
keine Schande für ein Huhn. Man braucht sieh nicht über seinen
Besitz zu schämen. Was einer hat, das benutzt er.
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106
Die Töne und Akzente im Kinamwezi.
Von E. Dahl,
Mis.si.uiar in Uramlxi, lk-uiscli - OsUfrilu
Begleitwort.
1l olgender sprachliclier Versuch resultiert aus einer Anregung, die Hr. Pastor
Meinliol" in seinem bahnbrechenden Buch -Grundriß einer Lautlehre der
Bantusprachen«, Leipzig 1899, F. A. Brockhaus, ganz besonders aber Hr.
Missionar a. I). K. Fndeniann in seinem instruktiven Artikel »Beitrag zu dem
Kapitel von den Tönen in den sogenannten Bautusprachen- (Mitteilungen des
Seminars ffir orientalische Sprachen, Jahrgang IV, 1901, Berlin und Stutt-
gart, YV. Spemann) gegeben haben. Ihnen nächst Gott gebührt mein Dank!
Die eigentlichen Töne im Kinamwezi.
Der Hucliton steht im Kinamwezi
1. in {1er kontrahierten Verbindung von Regens und Rektum
a) beim Nomen, um «las weggelassene Genetivpronomen zu markieren,
und zwar auf der Ultima des Regens.
Beispiele: -a', d. h. auslautendes a mit Hochton.
nyotna1 hcikulu (statt ityoma ya kicikutu) Residenztrommel, -tronunellauz
munumbd kttfica (statt viuitumba ya kußea) im oder ins Todeshaus
ttdamaf nyombe (statt ndama ya nyombe) Kalb, Tierjunges
kihinda* kukundikizya (statt kihinda tSa kukundikizya) Rindentrommel
mit Deckel
mafiya kisinza (statt mafiya ya kisinza) eiserner Dreifuß
Uanyula1 tna/iuya (statt tiahyida tia od. tea vuihuya) Kriegsherr, OI*>r-
hefehlshaber
vncenda* kayohho^
od. kayohyn (statt mxeenda ytra k.) in Uzukuma gewebte Kleidsorte
od. kaynho ■
■tmeana* Sizya (statt mteana tea Sizya) Sohn der Sizya (Kazwika)
nsitö inaka (statt nzda ya maka) Grenze, Kreuzweg
waited mafica od. ina/u (statt teahea tea m.) Leichenbier
/fiaytita* manyahya (statt magula ya manyahya) Lichtnußöl
kalaf hayali (statt kala ka hayati) Mittel-, auch Gold6nger
data1 vuhemba (statt data tea ntlwmba) Vater der Lehre, Lehrer
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Dahl: Die Tone und Akzente im Kinamwezi.
107
tnasmginha' maganda (statt tn. ga maganda) Tanzen die Hölle und Fülle,
unermüdliches Tanzen
mulyd vanhu (statt mulya ica vanhu) Menschenfresser
minted nsomba (statt mihtea ga mnmha) Gräten
mupunzd miti (statt mttpunza tea miti) Holzmeister, Tischler
kald kumhelo (statt kala ka kumhelo) -kleiner- Finger
mangold vagota (statt marigala ga ragota) Zwillingsmutter- oder Hel>-
nmmcnkränzel aus tier gleichnamigen Pllanze, einer silberblütigen Krika
imeand Kasanda (statt mteana tea Kaqanda) Sohn des Kasanda (Mirainho)
tealted migavo (statt tcaliea tea migavo) Ah ultbier
mxcaka} nzala (statt mteaka gica mala} Hungerjahr
mogeld savuni (statt m. na mvtmi) die sich mit Seife Badende
-i1, d. h. auslautendes i mit Hoch ton.
ltdimf moto (statt ltdimi Iwa moto) Feueren nge oder -Hamme
kiiigilt1 kit (statt kiiiyili t&a kii) Was für Sang? Was soll ich singm-1
mupunzv* miti (statt mnjmnzi tea miti) Holzmeister, Tischler
rakali- Wakizya (statt vakali ra Wakizya) Tapfere, Krieger des W.
mbiti Yuha (statt mbiti ga Vuha) Uha- Hyäne
mtcezf Vulaya (statt mteezi gtea Vulaya) europäischer Monat
mttc? vwyo (statt muri tra moyo) ein grundverdorbener Mensch
luktet1 mtcijxßlu (statt luktei Iwa micipolu) ein herrenloses Brennscheit
mittf mxciko (statt muti gtea mwiko) ein verbotener, unantastbarer Baum
tison? musoni (statt nsoni ya musoni) Schwiegermutterscham «»der -scheu
minzfl ndimti (statt minzi ga ndhnu) Zitronensaft
vtikf nzuki (statt tmki tea nzuki) Bienenhonig
muguht1 magulu (statt mttguhi tea magulu) ein Kurzbeiniger
mudekt mulugmdo (statt mudrki tea mulugendo) Reisekoch
mulihgi} kavili (statt mulihgi tea kavili) Sängerfürst
mulenzf kavili (statt mulenzi tea kavili) Wunderschöner
-«', d. h. auslautendes « mit Hochton.
matSimd mieand Kasanda (statt «i. ga m. tea A'.) Speere des Kasanda-
Sohnes, Mirambospeere
manguld kteapa (statt mahgulu ga ktcajia) Achselhaare
mild tiama (statt milu ga t'tama) Fleischgier
mttkondd moyo (statt mukontht tea tnoyo) ein Sanftmütiger, Kinsichtsvoller
munhti maioli (statt munhu ica maioli) Halunke, Schuft
maguid nzige (statt magulu ga nzige) Perlensorte, eigtl. Heu-
schreckenbeine
mvtuvd vitgahga (statt muttivtt tea vuganga) ArzneigeizhaLs
mwtgd Lunguya (statt mungu gtea L.) Sansibar- Kürbis
nguzd mhuli (statt nguzu zya mhuli) Elefantenstärke
*t^WtyU^^ktthhteani (statt idningulu ya k.) Küstenkrähe
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108
Dahl: Die Töne und Akzente im Kinamwezi.
kalezd yunamhala (statt kalezu ka v.) Bart des Alters (junge Leute
tragen keinen)
madtdulu' rtindo (statt m. ya nmdo) Nasenlocher.
rtdtofd Yalalm (statt r. \ca Valalm) die Blindheit der Araber
vttsikit1 mavi (statt r. tea mari) die Nacht der Sünden
mbiyu1 iujano (statt mbiyu zya hgano) Weizenkorn (als Saatgut)
-d, d. h. o mit Hochton.
iytmyd iiyoko (statt igongo lya hgoko) Legehenne
ilild mundusi (statt Mio lya m.)\
ikold mtemi (statt ikolo lya m.) Abgabe, Steuer an den König
mavondd (n)simba (statt m. ga (n)simba) Löwenspuren
tusavd ruhemba (statt nxavo zya r.) Lehrschatz, Lehrer
mied Vulaya (statt nwso ga Vulaya) europäische Augen
lind mhuli (statt Uno lya mhuli) Elefantenzahn
Haid vuyaya (statt lialo tia ruyaga) das ganze Reich oder Land, weit
und hreit
mayond txdo (statt magono ya ttdo) Schnarchlaute eines tiefen Schlafes
(n)hinyd nuhgu (statt (n)hingn ya t'iuhyit) Topfhals
tiliold Ye.su (statt hholo ya oder tea Yesu) Jesus -Schaf lein
kukond moitgo (statt kukotw kwa mongo) Flußarm
mirikd nama (statt mwiko ya nama) Fleischverbot
muligd Vulnmbo (statt m. gira Vnlambo) Urambolast
kikomd kumayulu (statt kikomo tSa k.) Beinspange
miüomd muguva (statt mulomo gusa muguva) Blasebalginündung
(ungleich häufiger im Sisumhwa- als im Kigalaganza-Dialekt des Kiüainvvezi).
Kigalagan/.a:
makolt* tnagi (statt makole ga magt) Eierschalen
masild Valabu (statt masile ya Valabtt) die Schulden der Araber
kikombe* kumakono (statt k. tia k.) Armband aus Klefantensehnen
miyuye* rnieelelc (statt miyuye zya utvoelele) Atemzüge des Säuglings
mnlotJ Vulaya (statt rnalole ga Vulaya) europäische G läser, auch Spiegel,
speziell: europäische Brille
itottge* vugali (statt itohge lya vugali) Mehlbreikloß
munde* makafu (statt matule ga maka/u) Batatenbeete
valwUt* Yazuhgu (statt v. va Yazuhgu) Patienten der Europäer
rupett? miyaro (statt v. tea migavo) Ahnenkultbier
mahnte* mtemi (statt malome ga mtemi) Absichten des Königs
monye* hamonyo (statt monge gtca hamoityo) Gazelle am Fluß
madoke Vadusi (statt m. ga Yadusi) Bananen der Watusi (Früchte)
ilild hyoho \
o&.hyohhoS (statt UUo lya ity.)
od. hyohgo)
Gewehrschuß, Knall
• d. h. e mit Hochton
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Dahl: Die Töne und Akzente im Kinnniwczi.
101)
Sisumbwa (Kiriamweli):
rusetc* mixambtea (statt v. tea m.) Ahnenkultbier
vukondS tmcizo (statt v. tea mtcizo) Herzensgute, Sanftmut
meg£ Yatusi (statt m. ga Vatusi) große Blashörner der Watusi
mamitendd Tanganyika (statt m. ga T.) Dattelpalmen des Tanganyika
vttpupJ mapupu (statt r. tea m.) Leichtigkeit, leichtes Gewicht der Lungen
twgind muginyd hkoso (statt t\ tea m. tea hk.) Feistigkeit des Ratten -
i nasters (des Reichen)
hgtU muntu (statt ngele zya muntu) menschliche Fußspuren
ibutef hakuvpko (statt t. lya hakuroko) Abszeß am Arm
vugololoke* nzila (statt r. ton nzifa) Geradheit des Weges
vttsev^ minzi (statt v. tea minzi) heiße Temperatur des Wassers
vukakanaUt luhu (statt p. tea hihu) die Brüchigkeit des Leders
vtilambd mag uf tea (statt v. tea maguftrd) Härte der Knochen
rtihtkvfJ murtli (statt r. tea muvili) Hellfarbigkeit der Haut (hei Araber-
und Europäer-Bastarden)
sipandt1 nyama)
od.
'I (statt sipande sya n.) Fleischstückchen
etigttnJ Valabu (statt r. tea Valabu) die Geilheit, Schamlosigkeit der
Araber
b) beim Verbum vor einem Nomen, meistens um die Weglassung einer
präfigierten Lokativpartikel oder des bei Passiven üblichen -na- = -von,
durch, mit- zu markieren, zuweilen wenn das nachfolgende Nomen eine
Art griechischen Akkusativ darstellt, in Beantwortung der Frage -in bezug
worauf?-
Da fast alle Verben im Kinamwezi auf ein a auslauten (bzw. im Kon-
junktiv auf ein e), so findet sich hier fast ausschließlich a1 (bzw. i1), d. h. a
(bzw. r) mit Hochton.
Beispiele:
ku - hinui 1
kit - lumted f
ku xatd ) m°y" (s,att hnmmjo od. kumoyn) Schmerzen am, im oder
ku satitca* [ *nim ^cm>n ',an<*'^ se',r g"'«ß<*n Schmer/, empfinden
ku-Mhea* J
ku-kaltea1 moyo (statt hnmoyo od. ktimoyo) vor Durst schier verschmachten
ku-va1 nota (statt ku-m na nota) Durst haben
ku-ryaltea* mbele (statt hambrle od. kumtneete od. ya mbeh) Erstge-
borner sein
ku-lild vom (statt mumm) aus od. vor Furcht schreien
k^ k^buy i *a!/a ^SL,tt *"ifea!/a} Heifmvcn "nben
*T ' ^ahgUd\ -M^/'/^, (stHtt ^f"«7«-0 vom Handel leben
ku'lila1 mari (statt kumavi) zum Streit, zum Krieg rufen (von der
Trommel)
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110 Dahi.: Die Töne und Akzente im Kinamwczi.
ku-hild \rusiku (statt hinisifot) in der Nacht, d.h. gegen Morsen
ku-hiiigal) krähen
ku Köhra traltca) /s(alt ^ waltta od. rypetA vom Bier berauscht sein
od. rupete)
ku-kn/im' vtiyemc (statt n/7 rugemr) vom Palmwein berauscht sein
kic-rnha1) Vufambo itSimn limee (statt /rw Vuiamlto) nach Urambo euren
fac-rAa1} Speer bringen, d. h. siegreich nach Urambo heimkehren
kii <■- togvad munhu (statt na munhu) einen Menschen lieben
ku-tfH/ehca* munhu (statt na munhu) einen Menschen bevorzugen
ku- linda luntga (statt Jialuniga) auf dein Dreschplatz, auf dem freien
Platz, heim I lause warten (z. B. die Hebammen)
kw-mnya1 kanrga (statt na kanega) Ball spielen (eine Art Ballon)
kic-igumhd) kugulu (statt hakugitlu od. kukugulu) sich stolpernd am
ku-gumha1 \ Fuß oder Bein verletzen (oder statt na kttgulu) mit dem
Fuß etwas umstolpern
kic-iyandd lizihgoma\ (statt halizihgoma od. haU&ihgoma) bei Gelegen-
od. Itängoma) heit des großen Trommeltanzes mit mehreren
Trommeln betteln, bes. vom Konig
ku-tinagvlwa1 mattet' (radikal abgeschnitten sein in bezug auf die Ohren)
ohrlos sein , die Ohren durch Abschneiden verloren haben
ku- zehgemazehgemd' lihgoma (statt haUhgoma) beim großen Trommeltani
sieh hin und her wiegen
ku-ra gelt muhee (statt kttmuitce od. hamuhee) barhäuptig sein
ku-ra* lukono (statt na lukono) langfingrig (d. h. diebisch) sein
ku-limild itsimu (statt n(a) itsimu) mit dem Speer pllugcn; Euphe-
mismus: vom Kriegshandwerk lehen
ku-kord pt/a (statt kukora kujtya) heißzumachen, zu wärmen suchen
hi-yumM kugi/ima (statt na kugilima) spazieren gehen in voller Ge-
sundheit
ku-tima1 karula (statt mukarufa od. hakarylä) die ere ten kleinen Regen-
schauer zum Feldbestellen ausnutzen
ku-zimild makuhgu (statt mumakuhgu) sich verirren in der Waldwildnis
ku-/ira{ Iwikinda (statt mtdugrndo hc(a) ikinda) beim Reiseglockenton.
d. h. auf der Reise sterben
kti-peld* intciga (in bezug auf mwiga Galopp) spornstreichs davonlaufen
ku-limila1 hgrse (in bezug auf hge.se Unkraut) das bestellte Feld vom
Unkraut säubern
ku-kozya* n son i (in bezug auf nsoni Scham) jemand schamrot machen
ku-gayitra1 tntrenda (in bezug auf mtrmda Kleid, verachtet werden.
leer ausgehen) kein Kleid bekommen oder finden
ku-vela kisa (in bezug auf kisa Gute, gut sein) gütig sein
ku-heala1 mbuka (in bez.ug auf Kolik krank sein) an Kolik leiden
ku-ma/d rusiga (in bezug auf rttsign Kafi'erkorn zu Ende sein) kein
Kafferkorn mehr haben
ku-sara1 hgoml* (in bezug auf hgnmbc Rinder sich bereichern) von
Rinderzucht leben
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Dahl: Die Töne und Akzente im Kinamwezi. III
ku-lmda* noni (in beziig auf noni Vogel warten) Vögel verscheuchen,
z. Ii. aus den Feldern
kit - linda* guku (in bezug auf guku Pavian warten) Paviane verscheuchen,
z. B. aus den Feldern
ku-ia* mmo (in bezug auf mino Zähne mahlen) mit den Zahnen knir-
schen od. klappern
kw-itimbyef moyo (in bezug auf moyo Herz sich schwer machen) sich
ein Herz fassen, Mut fassen
fcu-lald tulo (in bezug auf tu/o tiefer Schlaf liegen od. schlafen) einen
tiefen Schlaf schlafen
ku-kolwa* nota (in Bezug auf tiota Durst berauscht sein) seinen Durst
gelöscht od. gestillt haben
ku'V? nota (statt na nota) Durst haben
hi-tudanhd miti (neben ku-tudanhwa) miti) Hölzer, Stamme llözen oder
flößen [vgl. ludanho das Bruckengestell]
ktc-ahguhd dza (statt hc-anguha kudia) sich wegzugehen beeilen
c) bei der eigentümlichen Hilfsformel
-a gak<* (Sisumbwa: -a *«*«•) j mU ff>1 dem lnfiniüv
neben -a gagetho )
, . (es ist unmöglich zu — ,
zu deutsch etwa: I ...
(es ist nicht imstande zu —
Beispiele.
rrnava ca gaka* ) kugaikca ebendiese können im Spiel nicht besiegt
od. va gagdha\ werden
miti :ya gaka1
od. :ya gagdha^
numba ya gaka1 kutu-imvea ein feuerfestes Haus
kinhu Ua gaka1 kugidwa ein im Handel nirht erhältliches Ding
mino ga gako) kupila unheilbare Augen
Ittsu Itca gaka* knt&rmba ein Messer, «las nicht schneiden kann
kana ka gaka* kwima ein Kindchen, das nicht stehen kann
vufuma tea gaka1 kuliwa ungenießbares Mehl
usw.
Der Hochton steht im Kinamwezi
2. auf einsilbigem Stamm (die Verben ausgenommen), offenbar um
anzudeuten, daß derselbe ursprünglich um sieh selbst redupliziert bzw.
qtiadmpliziert war, jetzt jedenfalls eine kontrahierte Form repräsentiert:
a) bei Substantiven:
TOUr?!1 Wurzel nflid Scherhen
mufd Fruchtkern Bogensehnen
ru,/>r1 Steppenbrandzeit (Juli, nfvl Messer (Plural)
August)
map} Urin m,(W Moskito
lumt Morgentau mpvcf Weißhaar
kvvpla Bäume, die nicht morsch werden können
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112 Dahl: Die Töne und Akzente im Küiaiiiwczi.
kitfwf) ^ mofiwd Steine
i/tpt1 ) mpied Hund
n,vi1 Erde, Reich «,Atct1 Brennholz
nfsd oberer Mahlstein n^U Bauch, Leib
lu#d Bogensehne m,ht Ohrfeigen
nrw dein Vater ktiftnh
n^d kleine Gazcllenart f'^tri' )
b) bei Adjektiven:
-a, /»1 schwarz, z. B. malohgo gax pi* schwarze Krde
pJ weiß, z. B. maloitgn ga^ weiße Erde
-a, ra' rot, z. B. malohgo gax za* rote Erde
-o, <W massiv und massenhaft, z. B. malohgo gaf b%i massive, kompakte
Erde und Erde in Hülle und Fülle
-ff, r/1 zur Stelle seiend, z. B. kidiku t&a, w1 die Regenzeit ist da
yfo1 klein, z. B. wwo »mt,^ kleine, d. h. kurzsichtige Augen
-(Id -fit/ sehr klein, z. B. miso majfchnafld desgl. im Elativ
c) bei Adverbien:
yW alle, z. B. miyakax de) alle Jahre, ewig
y/tci1 ganz, z. B. fimi\ dtr? den ganzen Tag
mal, z. B. mukaga{ mkaga 6X6
-i w*' / NpW/
> alle, ganz, voll, z.B. van hu, (pt* > alle Leute, nichts wie Leute
ganz, voll. z. B. m>r«n^ /w1 den ganzen, vollen Monat
i/f, ^n1/ alle! Schluß! (mit Handeklatschen begleitet)
d) bei diversen enklitischen Partikeln:
n) bei den enklitisch an die Ultima angehängten verbalen Lokativ-
partikeln: yW, -Jed. -(md.
ali er, sie, es ist
alifld er ist hier zur Stelle dagegen:
alijcd er ist dort (nahe bei X) alulk., er ist dort (fern von X)
alixmd er ist hier drinnen altfmo er ist dort «Irinnen
ihgagaf steh auf!
ingagajid! steh hier auf! dagegen:
ihgagajcd! steh dort auf! (nahe ihgagdko! steh dort auf! (tVrn
bei X) von X)
ihgagaxmd ! sto\\ hier drinnen auf! ihgagulmof steh dort drin auf!
Ferner bei der interrogativen, ebenfalls enklitisch an die Ultima an-
gehängten Lokativpartikel yV/ in Verbindung mit dem Verb:
atifidi wo ist er, sie, es?
u-afumaxhi}t wo kommst du her?
iradzafi/iY wo gehst du hin?
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Dahl: Die Töne and Akzente im Kinamwczi.
113
selbständig gebraucht:
ktijuff wo? woher? wohin?
hafldt wo?
!' wo drinnen?
von wo heraus?
wo hinein?
in Verbindung mit Substantiv, also adjektivisch, mit Hilfe des
Genitivpronomens -a, z. B.:
munhu ico/d? welcher oder was fur ein Mensch?
muH gusajdl welcher oder was für ein Baum?
j t'tumba ya/dt welches oder was für ein Haus?
kilo t&afid? welche oder was für eine Nachtwache?
liso lyafidt welches oder was fur ein Auge?
luäu Iteafld? welches oder was für ein Messer?
Bemerkenswert ist die Zusammensetzung
von kft was? mit obigem hdt
ktnofidl was gibt's? was soll's?
mupahgö) kfnafldt was soll's kosten? Preis?
/ihm, kMafie? um welche Tageszeit?
ß) bei stets nachgestellten, selbständigen Interrogativpartikeln:
kil? was?
ryU*? wer?
iVf, *r7 was ist das?
alix ndil wer ist der?
fat) An1? wozu? warum?
doch wird es, freilich selten, auch adjektivisch gebraucht, wie hJ:
troj kft welcher od. was für ein Mensch?
( welcher od. was für ein Baum ?
welcher od. was für Holz?
muH gwa^ An1*
7) bei den enklitisch dem »na* »mit« angehängten Relativpronomina:
, „. , ,. I(i ( hast du ihn? ,. ich hab* ihn!
(mwtesc Sklave) uh nayo'f \ .._,.,»<* noMcH] .... . ,
(ist er bei dir? { er ist bei mir!
SkUven) uli "d' ^'\t^7L'.
(muH Baum) uli nagdl hast du ihn? nth natfd! ich hab' ihn!
(miH Baume) uli\ j hast du sie? ndi j ™^'| ich hab' sie!
{ndama Kalb, Tierjtinges) uli naA/df hast du es? ndi naj/df
(ndama desgl. im Plur.) uli nofydf hast du sie? ndi najryd!
(kinhu Ding) uli nalidt hast du es? ndi naßdf
(ßnhu Dinge) uli na^/yd? hast du sie? ndi najydl
(Uno Zahn) uli nafydf hast du ihn? ndi najyd!
(nwio Zähne) uli naydf hast du sie? ndi nagdl
(luht Messer) uli nafdl hast du es? ndi najd!
(n&u desgl. im Plur.) uli napydl hast du sie? ndi na^yd!
Mill- «1. Sern. f. Orient Spr^h«. 1904. UJ. Abt. 8
ich habe
ihn, sie,
es!
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114 Dahl: Di© Töiie und Akzente im Kinamweu.
(kamuyimba Glockchen) uli najcdt hast du es? ndi najed!
(tumiyimba desgl. im Plur.) uli nafdl hast du sie? ndi nafd!
(vu/itma Mehl) uli napd? hast du es? ndi nagd!
{kutogxca das Lieben) uli najed? hast du es? ndi najed!
h) bei den der Dringlichkeit dienenden , familiär gebrauchten Verbal-
enklitiken -ft\ -yey und -^o1, z. B.:
toUjwapt! verstehst du! hörst du wohl!
zoffupatf \
zotjuyel r ^ |tomm doch endlich!
zogufr! i
verkürzt in zoyuil)
i) bei den familiär gebrauchten Eigennamcn-Rnklitikcn -,£0" und -jr1.
besonders beim Anruf auf größere Distanz, um mit Hilfe dieser Schluß-
pointe die Stimme besser in die Ferne schicken zu können, z.
Matsimufxr! )
Gulenio du!
SSI »-* d-!
Kasandapt'S '
v) bei verschiedenen Interjektionen:
f1/ oh! ei!
pfui!
t>!
y*
hgd
nanu! ach! nein aber!
ja! hier!
nein!
V«'
AW/ krach !
/wr7 klatsch !
Ar7 Achtung! Vorsicht! (mütterlicher Warnruf fürs Kind), häufig
in Reduplikation: teW.'
Der Hochton steht im Kinamwezi:
3. bei zwei- oder mehrsilbigen Interjektionen auf der Ultima und
ebenso bei verschiedenen Respektsgrußformeln auf der Ultima, gleichviel
ob die betreffende Titulatur oder Adressatbestimmung folgt oder nicht, um
dem Gruß oder der Antwort eine weithin hörbare Schlußpointe zu geben.
Beispiele.
efrV ja ! ja freilich !
a/i1/ so ist es !
ali ff! schon gut, aber; trotzdem, indessen
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Dahl: Die Töne und Akzente im Kii'iamwezi.
115
Schlaf wohl !
ajra*/ nein so etwas ! ist's möglich i' !
iflf! wer weiß ! was weiß ich I* !
hafiti! wahrhaftig! meiner Treu!
nojcd! deine Mutter! wart nur! (ein gelindes Schimpfwort)
ma^f meine Mutter! (sowohl: o Schreck! als auch: weh mir!)
hopjf los! vorwärts!
ka/ed/]
najuil o weh!
1^7*?^/. I (Beschwichtigungsformeln der Mutter fur ihr Kind)
didili^H Tonmalerei für das ganz eigentumliche Zungenvibrations-
geschrei der Weiber beim Willkommen
sage*! Gluck zu ! (früher sehr gebräuchlich)
kalafiuH Zu Befehl !
mulagaga1! Gehorsamer Diener! Kmpfehlc mich!
ktcikatf mhola! Leb wohl! (dem Dableibenden)
Aty/ia1 mhola/ Leb wohl! (dem Weggehenden)
kttlaja* mhola/)
kalafJ mhola l\
Wohl nach Haus!
kuh/caf mhola/)
mwezi dort ist der Mond! (ein in ganz Unamwezi üblicher und
sehr beliebter Gruß an den zum ersten Male wieder sichtbar werdenden
Mond, der dabei stets auf dem Kücken zu liegen scheint, wie der Halb-
mond des Islam)
Der Hochton steht im Kihamwezi:
4. auf jedem »*, gleichviel ob dasselbe als sogenanntes »schweres« i
eine Regressiv- (bzw. Doppel -Regressiv-) Wirkung auf den vorangehenden
Konsonant ausübt oder nicht.
Ausgenommen sind nur das i im Perfektsuffix -ifc und das i im
Passivsuffix -nca, die den Tiefton haben, wenn der Stamm nicht ein-
silbig ist (s. unter Tiefton).
Einsilbige Verbalstämme tragen, als Ausnahme zu obiger Ausnahme,
auch im Perfektsuffix -ik und im Passivsuffix -t'tra den Hochton auf dem i.
Beispiele.
(mutt Baum, Holz), roi1ft1 Bäume, Hölzer
kfoihu Ding, flnhu Dinge
Wngoma große Trommel, großer Trommelten/,
usw.
ktC'fhtoa — ktc-foa stehlen
kw-^mba singen
kw-ftia heruntergeben , hinuntergleiten lassen
ktVa Dickbauch, Fettbauch (pars pro toto)
Jnc-tga schnell laufen
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116 Dahl: Die Töne und Akzente im Kinamwezi.
kw - tVtga aufstehen, aufbrechen
ktc-iyica huren, horchen und gehorchen
Sisumbwa: kw-i%a , . „ ~ ,
__. , « schneiden, speziell: Gras schneiden
Kigalaganza: fno-vpa)
kw-fdio aufsitzen, aufbleiben am Abend
kw-findia entfernen, wegtun
Kigalaganza: kw-t1ka
, ' ... | herunter-, hinuntersteigen
Sisumbwa: kio-rnka)
(kw-fkala sich setzen, bleiben, wohnen)
kw-Ma gehen (bes. ringsherum), um mitzuteilen
Sisumbwa Arte - tV-a ) t„ . . . . .
„. , . (Zeichen) machen, machen, tun
Kigalaganza kw-vta )
kfsa Gutsein, Gute, Gnade
kv>-tnta > (Zeichen) machen, machen, tun
kw-ihka)
(davon übrigens auch Kigalaganza: ranhu) die Gemachten, Geschaffenen.
Sisumbwa: vaniu \ Geschöpfe, d. h. Menschen
vgl. Kigalaganza: mzumbtca) ~ . » - ku-zumba ) bilden, er-
o. . " r Geschöpfe, von , . '
Sisumbwa: vasumbwa ) fau-sumoa ) schaffen
k(u)-fya dämmern am Morgen; kflya Morgendämmerung, Osten;
ndtyu Morgen und morgens
ktD'ha kommen
mwM Dieb (von ho-fm stehlen); Sisumbwa: mwM
musfmbt Leichenbestatter (von ku-sfmba aufhacken, graben); Sisumbwa:
somfi eine Fischsorte; Sisumbwa: somof
muyombf Sprecher (von ku-yomba sprechen); Sisumbwa: muyomrf,
häufiger: muyombayizi
mbtdi* Ziege; Sisumbwa: mbuz?
mtceli1 der Westen, wo der Neumond zuerst erscheint
mißezt der Mond (von kw-ela licht, hell sein); Sisumbwa: mtcfzi
mulendf der Erbe (von kn - lenda müßig sein); Sisumbwa: multnzi
muzmgt1 der Ansiedler (von ku-zenga bzw. ktt-sehga bauen, sich an-
bauen); Sisumbwa: musenzf
m«ÄiV der Jäger (von ku-hfgo jagen); Sisumbwa: mtthfzf (auch:
mtiptW, muy!z$)
mtilogf der Zauberer (von kit-loga behexen); Sisumbwa: mulozf
mudekf der Koch (von ku-deka bzw. kti-teka kochen); Sisumbwa: mutrd
Vadusi1 Watusi, eigtl. die Notleidenden (von ku-duka bzw. kv-tvka
Not leiden); Sisumbwa: Vahtsf
vudukü Not, Elend (von demselben Stamm); Sisumbwa: cutust
Inunrft* \^Br ^am^anSer (von *«-*«»Äa) ^r-n eQ
od. ht-zeha > . . ' Sisumbwa: muzm*?
bzw. ku-zehka) '
(von Sisumbwa: ku-vuto gebären); Sisumbwa: muvutf
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Dahl: Die Tone und Akzente im Kiüaniwezi. 117
mupagatf Karawane nträger, Arbeiter; Sisumbwa: mu/xiyajH
tnbftf Hyäne; Sisuinbwa: m/Afi1
Mit diesen wenigen Beispielen genug fur jetzt!
Beispiele einsilbiger Verbnlstämme.
(ku-ywa fallen) vcagwfle du bist gefallen
(ht-fica sterben) ^^^| er ist gestorben
(ku-ktca Brautkaufpreis bezahlen) hoahcMe wir haben unsern Braut-
kaufpreis bezahlt
(ku-dza weggeben) tcadüle ihr seid weggegangen
hi-sa reiben, mahlen) ra&Me sie haben gerieben, gemahlen
(kit-lya essen) nalfle ich habe gegessen
(ku-ttya Stuhlgang haben, zu Stuhle gehen) twamHe wir sind zu Stuhl
gegangen
{ku-nwa trinken) nanwfle ich habe getrunken
{ku-ztoo tröpfeln, lecken, intr.) manuttyu (Töpfe) yaswtVe die Töpfe
haben geleckt
j sein^ ku-vtwa sSen
KU-vr \ J
(ku-ßco sterben) ku-fwfltoa Leidtragender sein (d. h. einen lieben An-
gehörigen durch den Tod verloren haben)
(Arn -Ja reiben, mahlen) ku-h\ca gerieben, gemahlen werden; dann:
die Haare nach Küstenart krausein und rollen
(hu-lya essen) ku-lhca gegessen werden und eßbar sein
(ku-ntca trinken) ku-mm\ca getrunken werden und trinkbar sein
Besonders bemerkenswert ist das Doppel passiv um , das soeben
bereits sich in ku-fmVwa und ku-mohoa zu zeigen begann. Siehe unten.
Der Tiefton steht im Kihamwezi:
I. auf jeder einer hochbetonten Silbe unmittelbar vorangehenden
Silbe, gleichviel ob zu ein und demselben Wort gehörend oder nicht, z.B.:
ku-nena^ nhwt Brennholz spalten
napte ich bin gewesen
usw.
Es soll offenbar durch den Tief- oder Hochton verstärkt werden,
indem die Sümme gleichsam ausholt zum Stoß.
Treffen Tief- und Hochton auf einer Silbe zusammen, so behauptet
naturlich der Hoch ton das Feld, und eine kurze Stimm pause verhilft dem
zweiten Hochton zu seiner Wirkung oder Geltung; z. B.:
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118 Dahl: Die Töne und Akzente im Kinamwezi.
statt hadol ngO\ nicht im geringsten, eigtl. ein Plätzchen
spricht man hadd\hgd\ nicht, ein klein wenig, leise nicht (der
Berliner wurde sagen: »nich in die Hand!«)
statt ku-tfnM) Hoffnung sein (von Muttern)
ku-vV\ndä )
II. häufig auf u, l>esonders auf dein sogenannten «schweren« u und
auf dem i des Perfektsuffix -ile bzw. -izye und des Passivsuffix
Beispiele: u,, d. h. u mit Tiefton.
a) bei Verben:
k(u) -Uyfffha scharf sein (z. B. vom Messer)
k(u)-uja heulen, wehklagen; quaken (von Fröschen)
k(u)-ufna trocken sein oder werden
k(u)-u$a scj,witeen> )aufcn (besonders im Kriege), lliehen
k(u)-u$?la[
ku-fufna hinausgehen
ku-kufta ballen (z. B. die Kinger zur Faust)
ku - dakufia durchkauen
kw-CguJa satt, voll, fett sein
ku-kuJtga anbinden (bes. die Ziegen)
ku • kufidi'ki'zt/a zudecken
kw-Mtttfufa sich den Mund ausspülen (nach jeder Mahlzeit)
ß) bei Adjektiven:
-gandU) dünn; -<^W, dick
-lambu^ hart; -kündig weich
-sukux mager (vorn Fleisch); -w/«u, fett, süß, wohlschmeckend (vom
Fleisch)
-bujitty leicht (an Gewicht); -tfmbuy schwer (an Gewicht)
-sevui heiß, kochend; -nendehtx kalt, frisch
-ttj^i1 scharf, schneidig -dtynictiy stumpf, ohne Spitze
-$erou, süß -«'situ, jälizornig
-/u/u, sauer, bitter -yakanazu^ brüchig (vom Leder)
-nozui morsch, verfault -r^mu, trocken
-dujAu, nackt, leer -ffu/n^ schamlos
•jrftnu, abgehäj*tet und verhärtet -An/u, groß, angesehen
-/i'Au, lang, hoch, tief -coru, müde, faul
-e/u, hell, licht, klar -AujinAu, dumm
-gadu^/t^ sauer geworden (von Ge- -yvJi$ niedrig, kurz, klein
tränken) -wjyu, gutherzig, billig
-yololokt^ gestreckt, gerade -no/u saftig, knochenfrei
-ztifwjcvy munter, wohlauf -fiqfut blind
ferner nur im Kizukuma:
-lalujcu^ rot -karnt^ derb, fest Aryt V**, j
-rfuj/u, unhöflich -dekant^ verträglich öiYu,
stupid, unatistellig
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Dahl: Die Töne und Akzente im Kifiamwezi.
119
7) bei Substantiven:
ngufUy Stärke m(a)ufa Fett, Talg, besonders von der
kalesti) Kinn , Bart unantastbaren Riesenschlange (sato),
nzotW) (arcli.) Elefant zum Ahnenkult gebraucht
*iWi1*u, Regenzeit magufa Fett, Öl, Butter
seht^tek^ Schluckauf magufla Knochen
ruffku^ Nacht ngufto Schnurrbart; Meinung
nhvvtty Narbe lyv^ß (arch.) Sonne
«n1*?/, Schnittochs luytitt Schweiß
luvazu^ Rippe tyupha Katarrh, Schnupfen
munht^ Mensch nzukf Biene
ArtVtAu, Ding kfkuga Brust, Schwangerschaft
Aanhut Ort E"»W Sirup bzw. Honig
vibufa Regen, Gewitter, Jahr
Beispiele: ^, d. h. a mit Tieftou:
«) im Perfektsuftix -i/e bzw. -ifye (ausgenommen die einsilbigen
Yerbalstämme):
(von ku'lwala krank sein, auch: gebären, auch: kommen wollen, im
Anzug sein (vom Regen), z. B. (mbu/a) Mlvcala es macht am Regen herum)
nalvoaliie. ich bin krank gewesen
(von ku-ptla genesen, heilen, intr.) naptVtfe ich bin genesen
(von ku-kuja wachsen) nakufije ich bin gewachsen
(von ku-lola anschauen) nalolife ich habe angeschaut
(von ku-pela (liehen) napelife ich bin gellohen
(von kto-Muxuya hypochondrisch sein, auch: Krankheit heucheln)
nMusazifye ich bin hypochondrisch gewesen , ich habe Krankheit geheuchelt
(von ku-gUa grüßen) nagfiifye ich habe gegrüßt
(von ku-dahiya) verabschieden und\ nadahifye ich habe mich oder
= ku-daya \ sich verabschieden/ ihn verabschiedet
(von ku-ptifiza Holz behauen) napvpzipye ich habe Holz behauen
(von ku-dt^tia beschimpfen) nadu/ci^ye ich habe beschimpft
(von kw-Mdia wegräumen) mVtgipye ich habe weggeräumt
im Sisumbwa kommt außerdem die Regressiv- (bzw. Doppel - Regressiv-)
"Wirkung des sogenannten »schweren- 1 im Perfektsuffix -i/e bzw. -ifye
zur Geltung:
(von ku-lala liegen, schlafen) nalazi/e ich habe gelegen, geschlafen
(von ku-kata schneiden) nakasife ich habe geschnitten
(von ku-iu/ca Not leiden) nahtfi/t ich habe Not gelitten
usw. usw.
ß) im Passivsuffix -ijuw (ausgenommen die einsilbigen Verbalstämme):
(von ku-puMt einen falsch ku-pu&ica ) e . , A>1 ,
. , „ , J falsch geführt werden
gezeigten Weg gehen) ku-pupea )
(von ktc-tkaltiyvya harten) ^-tkalu^wa j gen-ptet wenjen
few - rkd l u^pwu j
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120
Dahl: Die Töne und Akzente im KJnamwezi.
(von kw-fmba singen) kv> - i^nbwa gesungen werden
(von ku-tfmbya schwer machen) ku-tfmbifca) schwer gemacht werden
(an Gewicht) fot-rfmbwa j (an Gewicht)
(von ku-goda zu Ende sein) ku-goduca) „ , , *
, * . zu Lnde gebracht werden
(von Weg oder Reise) ku - godxca \
/von ku-gMya) entwöhnen\ ku-gMi^ca) entwohnt werden (vom
\ = ku-gCzya ) (Säugling)/ ku - gi*ziywa ) Säugling)
/von fe.Mufej besiegen, \ ku-ktndua j ^ Qbertroffen werdeJ1
\ == ku-trnda ) übertreffen/ ku-tfndwa )
. , - . . Än-tnWi,tca ) abgebrochen, geerntet
(voii *u-wtca abbrechen, ernten) T ~. 1 { °
Aw-tnwtca ) werden
(von ku-zvjga umrühren) ^" ^^'i"*1 j umgerührt werden
e-to^yo (Kizukuma) ) eigtl.: wegwerfen \ ku-tagix%ca \ beraubt,
• tadia (Kigalaganza) > machen = berauben, I ku-tadzifcaS abortiert
-tazya (Sisumbwa) ) abortieren / ku-tazifca ) werden
(von ku-kanga erschrecken, trans.) ku-kahgxca erschreckt werden
kw-fndzijm
(von kw-fndza wegräumen) kw-foidhca } weggeräumt
kw-fngipca
(von ku-daha (Wasser) schöpfen, ku-dahwa) geschöpft, geholt werden
holen) ku-dava \ (bes. Wasser)
f von ku - dahiya j urspr. : nach Wasser schicket), ver-\ ku - dakt^ea verab-
= ku-daya j abschieden und sich verabschieden/ schiedetwerden
(von ku-lfka allein lassen, verlassen) ku-lekuxt allein gelassen, ver-
lassen werden
ku-du^sifca}
(von ku-dufia beleidigen) ku-dufiva \ beleidigt werden
ku-dukipoa )
(vn ku-vfsa verstecken) ^ '^fa^ j versteckt werden
(von k(u)-onha) \ k(u)-onhiMa) ,
!saugen) ^)-o^rigesm,gt werd°n
/von kM-onhiya) \ W | - werde„
V k(u)-ohtya ) ° / Ar(«)-oAi,tttj )
(von ku-tela (Eier) legen) fW"^*|tr0 ! gelegt werden (von Kiern)
ku-lel^wa )
(von kii-pi'zya heilen, trans.) kv-P*^*1) gej,eilt werden
ku-pfzwa )
(von ku-zfma erlöschen, kühl sein) *"*^™VCflj ausgelöscht werden
ku' zvmwa )
(von ku-zufnya beipflichten, erlauben und eingestehen) ku-zujnifca
beigepflichtet, erlaubt und eingestanden werden
(von ku-tona (Erdnüsse) ab- ku-ton^wa) abgerupft,
rupfen, schreiben, malen ku-tot'uca j geschrieben, gemalt werden
usw. usw.
JDigjlizgd by.
Dahl: Die Töne und Akzente im Kiuaniwezl. 121
Hier seien noch einige weitere Beispiele fur das unsertn deutschen
Sprachgefühl etwas fremde Doppelpassivum angeführt:
(von ku -vfoca säen) ku-ghcLwa gesät werden
(von ku-kangvoa erschrecken, intr.) ku-kangwifca Erschrecken ver-
ursachen
(von fac - Cffica huren) ho-fyxcifpa gehört werden
(von ku-pfoa bekommen) ku-pfoifoa gegeben werden
(von ht-tofftca lieben) ku-togwiwa geliebt werden
(von ku-sMifca anstreichen, tünchen) ku-sMifcifca angestrichen, ge-
tüncht werden
(von ku-täca die Haare kräuseln, rollen) ku-hhc^wa gekräuselt, ge-
rollt werden (nach Kusteumanier)
(von ku-lfiifca vergiften, indem man Gift ins Essen oder Trinken
tut) ku-lHifcifßa vergiftet werden
(von ku- hi{lanhtca\mM Bäume, HölzerX ku-tufianhwifca geuo/.t, geflößt
= ku-Utflanho \ ilözen od. llößen/ werden (von Riiiimen)
Die Akzente im Kinamwezi.
Der Haupt-, ebenso wie der Nebenakzent kann auf jeder Silbe ge-
funden werden:
1. Der Hauptakzent oder Hauptton l
a) auf der Ultima ±
b) auf der Penultima l _
c) auf der Antepenultima l _ _
d) auf der Prae- Antepenultima j.
e) auf der Ante -Prae -Antepenultima i.
2. Der Nebenakzent oder Nebenton i
a) auf der Ultima ±
b) auf der Penultima i_
c) auf der Antepenultima
d) auf der Prae- Antepenultima _i
e) auf der Ante -Prae -Antepenultima x
Wie zu jedem Berg ein Tal gehört, so ist das Auftreten des Haupt-
tones ohne Nebenton undenkbar. Absolut einsilbige Worter sind deshalb
jedes Akzentes bar. Die häufigste Form des Auftretens ist die, daß bei
zweisilbigen Wortern (bzw. dreisilbigen, aber zweisilbigen Stämmen)
Penultima den Hauptakzent
Ultima den Nebenakzent
bekommt, also l .l bzw.
Dementsprechend erhält bei nur einsilbigen Stimmen das Verbal- oder
Nominalpräfix den Hauptakzent, der eigentliche Stamm dagegen nur den
Nebenakzent, vorausgesetzt, daß er ohne angehängtes Suffix, Enklitik usw.
tatsächlich die Ultima bildet.
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122
Dahl: Die Töne und Akzente im Kinamwezi.
sie starben
Beispiele.
ku-fUä führen, bringen
kü-ßcä sterben
dfict! daß er sterbe! der Tropf!
ku-fwüä an einer Krankheit usw. sterben
vd/toä
vafwdyä
ku - fuyafvcagdnä halbtot zusammenbrechen
lüfu Tod, Leiche
mufu ) ein außerhalb der Ehegemeinschaft lebender Verheirateter
muftoä) oder Verheiratete
mußciltoä ein Leidtragender (d. h. einer, dem jemand gestorben ist)
Außer der soeben genannten sind folgende Kombinationen von Haupt-
und Nebenakzent die gebräuchlichsten, wobei ich mich der Einfachheit
wegen folgenden Schemas zu besserer Übersicht bedienen mochte, um dann
die einzelnen Kombinationsmöglichkeiten durch Beispiele zu belegen:
I. la+2a' i|i (das Zeichen | bedeutet hier Worttrennung)
II. lc + 2a
III. \c + 2b
IV. 2c+\b ü_
V. lc + 2« (bes. bei vollen Reduplikationen)
VI. ld+2b (bes. bei vollen Reduplikationen)
Beispiele zu Gruppe I: la + 2<z
mbulu yd^ndä Bauchfellentzündung
ku - nend^iihwi Brennholz spalten
numba yd^mbwä Hundehütte
kakumbd^ndä Kleidsorte (eigtl. Baucheinhüller)
mupugdjmbu Baumsorte (eigtl. Moskitenfächler)
Scheinbar trifft mit dieser Akzentkombination die früher bereits
erwähnte Form -\±. völlig zusammen, also z.B.:
mupugdjmbu — mupugoy mbti Baumsorte
numba ydjmbwä = numba ya} mbwa1 Hundehütte
usw.
Beispiele zu Gruppe II: lc+2a >.-±:
ku-tihginyä hin und her schütteln, rütteln, bewegen
ku-dununhd heftig klopfen (z. B. das Herz)
ku-pdmantä durch leichtes Beklopfen mit der Ilachen Hand den Topf-
hals fugen
ku-bdnahgä) f .
ku - binehgd \
ku-gunhunhä durch Ausklopfen Staub aufwirbeln machen
ku-kdnyentä zuspitzen (z. B. Hob:)
ku-kehyenhä zustutzen (z. B. das Gras des Daches)
1 U-deutei lhiupttoii, 2 Nehento», a loizio, ft vorletzte Silbe umv.
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Dahl: Die Tone und Akzente im Kiüaniwezi. 123
ku-lydndakä jemand argwöhnisch belauern, überwachen
t*"?!., °, ischlecht kochen (z.B. den dicken Mehlbrei)
ku-snnkana )
he dnguhä j beeilen
ku-rdnguJtä)
ku-gubinha niedrig, kurz, klein sein
ku-gulumä heucheln, lügen
ku-idkviä sehr angestrengt bzw. gründlich reiben, mahlen (Redupli-
kation des Simplex kü-iä reiben, mahlen)
milimb (vom Sing, mxdimb) Arbeiten
miligb (vom Sing, tmäigb) Traglasten
kavvhguh ein Brosamen
vu/umä Mehl bzw. Erdstaub od. Stauberde
vusogä Güte, Heiligkeit, Keuschheit
Beispiele zu Gruppe III: \c+2b ü_:
kw-iUHola ringsum eingeschlossen, nicht mehr eiillliehen können
Jcu-göndbla auseinanderfalten, aufrollen
ku-sotöla vuluva Baumwolle zupfen
ku-göngbla bewillkommnen, auch danken
ku-kövbla fähig, imstande sein (zu tun usw.)
kw-ipönbla sich die Haut abschürfen
ku-kömola loskaufen, befreien
ku-gombla (Pfeife) reinigen (von Tabakssclnnurgel)
ku-vtmbiila abdecken (ein Dach)
ku-risula etwas Verstecktes hervorholen
kw - Mm iila fr 0 hs tücken
ku-fundufö tiama heißhungrig hineinbeißen ins Fleisch
ku-vdvula die Haare kräuseln mit Wärme
ku-lotolula Traum deuten, auslegen
kvD-itegula sich in seiner Rede nicht fangen lassen
kxc-dnula etwas retten (vor Regen od. Sonnenbrand)
ku-gülmla öffnen, aufdecken, entblößen
Beispiele zu Gruppe IV: 2c-f \b ü_:
ku-gblola strecken, gerade machen
ku-tbndola pellen, schälen (bes. Erdnüsse usw.)
kvc-myöla aus Liebe oder Eifersucht miteinander kämpfen
ku-z'tmöla t'tuhyu vorsichtig auskühlen (einen frischgehrannten Topf)
ku-kblula ) .
I husten
ku - kbsöla )
Kidakama: ku-lbngola jemand den Weg zeigen, führen
ku-lblela beschauen, betrachten
ku-ibMa wiederholen, repetieren
ku-sekela belächeln, auslachen
ku-lfcela beleidigen
he-ikbndela sich vertragen
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124 Dahl: Die Töne und Akzente im Kihamwezl.
ku-g&lela hilflos sein
ku-f&wela
. zustopfen ein Loch
ku-vunddla unter seinen Flügeln versammeln
ku-gäydla arbeitsscheu, faul sein
ku-litgdfa zumachen (Tür), stopfen (Durchfall und Erbrechen)
ku-lemdla völlig gelähmt sein
k(u)-ökäla voll sein zum Überlaufen
kw-ikäla sich setzen, sitzen, bleiben, wohnen
ku-ditgdla mit leeren Händen dastehen, arm, speziell kleiderlos sein
ku-iärala in den Krieg ziehen (vom König)
ht-yäkala plump, schwerfallig sein (z. B. vom Flußpferd)
ku-tägdla zum Tode fuhren bzw. zu weit fortgeschritten sein (von
Krankheiten)
ht-zizima frösteln
ku-svJukya verführen (ein Weib oder Madchen)
[vgl. ku • yäydmbula seine Tochter jemand feierlich zusprechen, seine
Tochter verheiraten (vom Vater) (so wie es früher Sitte war)]
ku-hühüya sehr schwitzen, sehr laufen od. fliehen (im Krieg)
ku-gtgeto muH einen Baum zustutzen
ku-steema sich erbrechen
ku-gig^nga fiepen (von Ratten)
ku-laldma den Kopf nach hinten zurückgebeugt einhergehen , bes.
von .Schielenden, um so besser sehen zu können
ku-xäsdna sich drängelnd überpurzeln, um zu etwas zu gelangen
ku-ßi/üsa jemand nachäffen, jemand lächerlich machen durch Karrikierung
Beispiele zu Gruppe V: lc+2a
(bes. bei vollen Reduplikationen):
ku- lyomdlyomä sehr radebrechen, kauderwelschen
ku-magdmagä Rundschau halten von einem hochgelegenen Punkt aus
ku-matdmatä mühsam herumgehen, sich bewegen
kw-ivugdyugä herumscharwenzeln, d. h. seine schönen neuen Kleider
auffällig schwenken beim Gehen
ku-gotdgotä vom Alter sehr gebeugt sein
ku-Udälidä sich munter tummeln (in der Arbeit und sonst)
kw-itekdtekä sich sehr ausführlich und behutsam hinsetzen
kic-ilumälumä sich im Wortstreit schlagen lassen, indem man sich die
bereite Antwort verbeißt
ku-nekydnekyä neue Freundschaften zu scliließeu meiden
ku-gunydgunyä zwei getrennte Teile rasch zusammenraffen
kw-ivutidvuiiä unentschlossen sein im, beim od. zum Weggehen od.
Aufbrechen
kinziminzimx Schatten eines Menschen
mbogövogb Ohrenentzündung
haiidhanu immerdar, ewiglich, unveränderlich
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jemand kitzeln
Dahl: Die Töne und Akzente im Kinaimvczi. 125
kimbulimbult Götzenbild
Ißvifit* \ ganz erbärmlich schreien
[Sisumbwa: wV/w'ri] ]
usw. usw.
Beispiele zu Gruppe VI: lrf+26
(bes. bei vollen Reduplikationen):
hi-nifumiha laufen (von Geschwüren)
ku-tthgat&hga behutsam hinsetzen (Kind oder Topf)
fcu-zimaztma frösteln
kw'ikd^/akdsya) j^jß^ungrig , unaufhörlich nach Essen schreien
kw - ikdvyakabya )
ku - nydganylga j
ku-n/garüga
sdkustku Schluckauf
kimdhmäli gründlich, sorgfältig
hekeheke getrennt, sortiert
muMmaitgda Geck, Stutzer, Zierbengel
ku-göhgomäla vor Altersschwache mit dem Kopfe wackeln
ku- lümbagänya Hokuspokus treiben (von Zauberdoktoren)
ku'vülilhya mhola sich bei Neuankommenden erkundigen über Ange-
hörige und Freunde in der Ferne
kto-iyümilizya Rekonvaleszeut sein
ku-tdgaläla grätschen, die Beine spreizen
ku-bdnhikizya einen umzustürzen drohenden Kochtopf durch unter-
geschobenen Stein usw. stützen
ku • gtmuk'dxca splitternackt ausgezogen sein (bes. durch Räuber, und
das sind von Natur alle Wariamwezi)
ku-hdnangtia jemand bedräuen, um dadurch eine böse Tat zu verheimlichen
ku'tdmbukisya jemand anstecken (mit Krankheiten)
Selbstverständlich gibt es auch noch andere Kombinationsinöglich-
keiten, z. B. 2a* + lc + 2a ü_j.:
^"^^^^J frisch ausgeruht zur Arbeit sein
kw-itblömbozyä unnahbar, unerbittlich sein
ku-gh/dulä jemand durchhecheln in seiner Abwesenheit
ht-kukülizyä girren (von Tauben)
ku-kuluhgizyä den erhärtenden Topf vor dem Brennen täglich mit
dem Glättstein glätten
ktc - mhbgdmhezyä (
kw - inhdkömbezyä '
ku-higinyukä sehr dick sein oder werden (von Maden, Würmern usw.)
ku-sigdtilä sich halbtot schinden oder abarbeiten
kti-zävqngizyä mumagazi etwas in Blut eintunken (wie z. B. Josefs
Brüder sein Kleid)
USW. USW.
V
,'or Vergnügen schmatzen, wenn's einem schmeckt
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rjfi
Dahl: Din Tö»f> und Akzente im Kinamweii.
Noch einige Beispiele, in denen Haupt- oder Nebenakzent auf der
fünftletzten Silbe (also \e oder 2e) und der Hauptakzent auf der sechst-
letzten Silbe vorkommt:
ht-ydnuhulizya etwas behutsam von Hand zu Hand gel>en
ku - gekkelezya Vorrat« hoch aufstapeln
hi-grlettgetänya planieren, ebenen
hc-ipdmikizyäna sich gegenseitig drängelnd stoßen
foc-itabikatab'Ota knatschen (von feuchtem Lehmhoden unter Menschen-
tritten)
hi - kaguvqkofitra hanuma beim Netzefilieren, Seildrchen usw. rück wärt«
vorwärts, rückwärts vorwärts gehen
hc-isitih'Mo jemand in den Tod nicht leiden können, jemand alisolut
nicht ausstehen können
ku - pUimiltzya umwickeln, überspinnen, auch: einen Kreis zum Hutten-
bau abstecken
hc-iköndelekizya zur Verträglichkeit ermahnen
ku.zyrthguluguta\
ku-hmguluguta j P K
mhdmbalakuna j jrjnsc||jaf(Rn (jer Glieder, Wadenkrampf usw.
nhandalafuna )
hi-giihgumulila jemand heben helfen, z. B. eine Traglast
kw-ighhivwtgunyä 1 viele Menschen schnell zusammenraffen zu einer
kw- ikuluvüngunyä ) Karawanenreise
A-u k"ihfar!ka\ S,irne se*,r ue^en^'icn runzeln
hc-isbsmgetezya jemand auf besonders raffinierte Weise pfählen
k(u)-bkdiih:ya auffüllen lassen
hc-ilnlünganyä doppelzüngig sein, d. h. jedem nach dem Munde und
dabei hinter seinem Rücken schlecht über ihn zu andern reden
ku-zehgemazhhgema hin und her sich wiegen im Tanz
ku-zenhiyazehhiya liebestoll sein
hc-ibdgulabdguia auseinanderstieben nach allen Richtungen (von einer
Menschenmenge)
seketeslkete Tonmalerei für das Knistern oder Rascheln von (Jras,
Grasschlafmatten usw.
Kizukuma: rülikivuliki langsam, leise, unhörbar
Doch finden sieh neben letztgenannten auch folgende gleichwertige
Formen :
ku - zengemdzengetna
ku - zehhiydz&hhiya
kw-ibaguldbägula usw.
Damit sei der Schluß gemacht in dem Versuch einer Darstellung der
Töne und Akzente im Kiriamwezi.
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127
Einige Bantuwortstämme.
Von C. Meinhof.
.Auf S. 149 ff. meines »Grundriß einer Lautlehre der Bnntusprachen« (Abh.
fur die Kunde des Morgenlandes, herausgegeben von der DMG. XI Nr. 2
1899) habe ich eine Liste der bekanntesten Bantuwortstämme aufgeführt.
Im folgenden teile ich den ersten Nachtrag zu dieser Liste mit, der außer
einigen wenigen Berichtigungen der ersten Liste eine große Anzahl neuer
Wortstämme des Bantu giht; an einigen Stellen habe ich auch fur die be-
reits nachgewiesenen Wortstamme noch neue Bedeutungen aufgefunden und
beigefugt.
Fur das Verständnis des Folgenden ist also die Vergleichung mit den
betreffenden Partien des »Grundriß« notwendig. Ich hebe nur noch einmal
hervor, daß die Ziffer hinter dem Bantusubstantivum die Noininalklasse,
hinter dem Bantuverbum die Verbalspezies bedeutet, und daß die Ziffer
hinter dem deutschen Wort auf den betreffenden Paragraphen der Lautlehre
verweist.
Da die Liste auch praktischen Sprachstudien dienen soll, habe ich
auch Wörter von Sprachen beigefügt, die noch nicht von mir phonetisch
durchgearbeitet sind; vgl. dazu das über Orthographie unten Gesagte.
Ich ordne die Sprachen in der bisherigen Weise, nämlich:
B. Urbantu.
P. Peli (Su. Sudsotho).
Suah. Suaheli.
Her. Herero.
Du. Duala.
Ko. Konde.
Vom Sango habe ich kein sprachliches Material weiter erhalten, es
fällt hier also weg.
Die übrigen Sprachen sind alphabetisch geordnet.
Die Abkürzungen sind folgendermaßen zu deuten:
Ka. Kafir (Xosa)
Kuanj. Kuanjama
Nd. Ndonga
Nyam. Nyamwezi
Po. Pokomo
Sh. Shambala
Tz. Tiwana
Ve. Veoda» (Grundriß We)
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vgl. Grundriß S. 204.
128 Meinhok: Einige Bantuwortstämine.
In hezug auf Orthographie habe ich folgendes 7.11 sagen:
a) Im allgemeinen:
1. Die Schreibung tz, tj, pv u. ä. ist im «Grundriß« nicht genügend
erläutert. Es handelt sich um stimmlose Lenes, und ich glaube, daß die
Schreibung völlig klar ist. Die Laute sind als stimmlos bezeichnet durch
/, p, als Lenes durch s, j, v. Streng phonetisch waren sie dz, dj,bv mit dem
Zeichen der Stimmlosigkeit zu schreiben. Statt ny habe ich jetzt durchweg
das richtigere n geschrieben.
2. Neben Ar, t, p} g, d, b gibt es die Laute mit Kehl Verschluß, die
oft geradezu implosiv gebildet werden (mit eingesogenem Atem). Fur diese
Lautgruppe habe ich schon im Ve. (s. unten) die Schreibung 'Ar, 7, *p ange-
wandt. Ich behalte sie hier bei und füge 'g, 'rf, *b hinzu.
3. Im folgenden habe ich den Tonhöhen größere Aufmerksamkeit als
bisher zugewandt. Außer dem tiefen und dem hohen Ton habe ich noch
zusammengesetzte Töne zu bezeichnen. Ich schreibe also:
Tieaon,
— 1 Hochton,
tief- hoch,
hoch • tief.
b) An der Orthographie des Urbantu habe ich nichts geändert (ob-
wohl ich die Schreibung A\ /, y, »o, », 1 beanstanden möchte), um den
Lesern des Grundrisses die Arbeit nicht zu erschweren. Nur glaube ich
auf die Aufstellung vokalisch anlautender Stämme nicht ganz verzichten tu
können ; s. unten -ton« , -umba u. ä.
c) Im Sot ho (I'eji) habe ich die Schreibung der »Lateralen« durch
zwei Zeichen als irreführend beseitigt. Ich schreibe also
statt %l jetzt s,
' tl . %
- thl . £h.
Ferner wende ich statt der falschen Schreibung phs, ths, thi nach
Kndemann die richtige ps, ts, t£ an. Die Lautgruppen sind natürlich mit
tz, Vi nicht zu verwechseln.
d) Im Suaheli hatte ich die Dentalen d,n, t nicht mit dem Dental-
zeichen versehen; ich muß es setzen, da es sich um echte Dentalen und
nieht um alveolare Laute handelt. Ich schreibe also nun d, (. ntf. Die
Laute kommen übrigens nur im Dialekt von Mombasa bzw. Lamu vor.
Hei den Zerebrallauten hatte ich übersehen, daß in der Verbindung
nd (nt) n zerebral sein muß. Ich schreibe demnach nd (nt).
Das übliche Zeichen ch hatte ich durch tfc ersetzt. Das ist ungenau;
mit ch werden im Suaheli drei verschiedene Laute wiedergegeben, und zwar ist:
Urbantu Sansibar Mombasa
* « t
nk ti {h
ti stellt also den von Taylor gehörten Laut dar, den ich thrfc schrieb,
Grundriß S. 53. Wegen tj, tz vgl. oben a) 1.
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Meinbof: Einige Bantuwortstimnie.
129
Eiue Unterscheidung von o und p, e und f erübrigt sich im Suaheli,
da es nur halbweites o und halbweites e gibt.
e) Im Konde habe ich die Vokale meist ohne genauere Bezeichnung
gelassen, da ich keinen Eingeborenen zur Hand habe und meine Gewährs-
leute nicht immer einig sind.
Im Konsonantensystem ist zu ergänzen, daß das Konde keine Den-
talen, sondern nur zerebrale Laute hat, also n, w</, M, nth statt «, nd, th, nth.
Statt v habe ich das richtigere 7> geschrieben, s. oben a) 2.
f) Im Dual a habe ich die beiden b und d unterschieden.
g) Für das Venda verweise ich auf meine Studie (das TSi-vepd*'»
ZDMG. Bd. XV, S. 607 ff. 1901).
h) Im Kafir habe ich die Lateralen phonetisch geschrieben, und zwar
statt hl f,
• tl M,
. dl S.
Die Schreibung '6, ti, i, kh, th, ph ist aus dem Obigen sowie aus dem
• Grundriß- verständlich.
i) Im Pokomo werden tz, s genau eigentlich dental gesprochen, da
die Sprache aber noch außerdem lispelndes $ mit koronaler Aussprache
hat, habe ich die ersteren Laute alveolar geschrieben, was nicht ganz
richtig, aber für den Zweck dieses Aufsatzes ausreichend ist.
k) Bei den übrigen Sprachen, außer dem Shambaa, habe ich nur
empirische Schreibung angewandt, da ich für phonetische Schreibung nicht
genügendes Material besitze.
Quell en.
Außer der im Grundriß S. 205 aufgeführten Literatur ist folgendes
benutzt:
1. Sotho. Mitteilungen des Missionars Endemann sowie des Missious-
kandidaten Kuhn, der unter den Sotho geboren und aufgewachsen ist.
2. Für Suaheli, Shambala, Nyaniwezi habe ich selbst Beob-
achtungen in Ostafrika angestellt. Für Suaheli beziehe ich mich außerdem
auf die Mitteilungen des Hrn. Mtoro bin Mwenyi Bakari, Lektors am Semi-
nar für Orientalische Sprachen; für Shambala auf die Mitarbeit von P. Roehl
und Frau P. Roesler in Bumbuli (Usambara).
3. Für das Konde erhielt ich Mitteilungen von Missionar Haefner
in Rung we.
4. Über Dual a hat Hr. Lehrer Mbene, ein geborener Duala, mir
sehr wertvolles Material gegeben.
5. Cher Kafir habe ich mündliche Mitteilungen von Missionskandidat
H. Johl, der unter den Kaflern geboren und aufgewachsen ist, und außer-
dem ist A.Kropf, A Kafir- English Dictionary, Lovednle 181)9, jetzt voll-
standig erschienen.
f>. Für Pokomo gab mir Missionar Krafft in Ngao und sein Schüler
Jilo, ein geborener Pokomo, die beide wochenlang bei mir waren, ausführ-
liche Mitteilungen.
Mitt d. Sem. f. Orient Sprachen. 1904. III. Abt \)
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130 Mmnhof: Einige
II. -yaya -Atem, Hauch«.
P. moya 3 »Atem«.
(— mg-oyd) pl. m<; -oya.
Suah. mw-ayo pl. mi-ayo 3 »das
Gähnen«.
Ko. umvc-aju pl. {my-aju 3, 4 »der
Hauch-.
Ka. rfmaya (für umu-aya) 1 »Ge-
spenst, Geist«.
umoya 3 »Wind, Luft, Atem«.
Ve. Wyo 3 «Wind, Atem«.
B. -yali (vgl. yatt).
• Weib, Mädchen«, scheint beson-
ders sich auf die Menses zu beziehen.
Suah. mwana mtc-ali 1 «Jungfrau«.
Her. omu-ari 1 »vornehme Frau«.
omu-arikaze 1 »saugende Frau«
zusammengesetzt mit dein
andern Wort filr Weib-A-o**
aus B. kali.
Ka. i-m-azi 9 «weibliches Tier«.
1**61/ 14 «weibliches Ge-
schlecht«.
um-f-azi 1 «Weib« von um-fo 1
• Mann« (geht auf yali zu-
rück).
Sh. nxc-ali 1 »Kind, Frau, Mann,
fur die ein Fest gefeiert
wird«.
Yao. mw-ali 1 -Mädchen, das zum
unago (Beschneidungsfeier
der Mädchen) gewesen ist«.
B. -yali »Blut«.
P. mal* (statt ma-aU) 6 -Blut-.
Her. om-aze 6 -Fett, Butter«.
Ka. i-ffofi 5 «Blut«.
Ndonga. oma-ga^i «Fett, Butter«.
Nyam. tna-ga:i fi «Blut«.
Po. mw-azi 3 -Blut«.
Bantuwortatamme.
B. -yalwa -Bier« vgl. yala.
P. vzala, vzalwa pl. ma - vzala und
ma - alica.
dial. (Ijwala.
Su.Tz. vo-djttala, vg-djaJtca -Bier«.
vw - ist Nominalpräfix 14, das
hier zu n5 wird, vgl. vy Grundriß S.40.
Siehe dort auch das Eintreten von ly
(dj) statt vw. Im PI. ist das Sing.
Prüf, beibehalten in maviala.
Ko. ubu-ahm 14 »Bier«.
Ka. ubu-tj-alwa% ubu - 'tjw - o/o,
»Bier«.
Die Form steht mit doppeltem
Präfix 'bu statt ubu-bvxtlvxi nach den
Lautgesetzen des Ka.
Nyam. vw-alwa (v-altca) 14 »Bier«.
Sha. hqlwe ■ Zuckerroh rsafi« (Süß-
bier).
Ve. hahea* 14 «Bier«.
B. yamba »reden«.
P. apa »tappen, greifen nach . . .»;
»in der Rede berühren«.
Suah. ambia 8, c. »zu jemand
reden«.
dj-ambo 5 »Wort, Sache, Ge-
schäft«.
dji-gamba »sich rühmen«.
Her. om-ambo 6 »Worte, Bücher«.
oma -jambe , oma - indjam bo 6
• Verleumdung«.
ondjambo 9 «Verleumdung«.
Du. 'bw-ambo 14 »Wort, Sache,
Sprache«.
Ko. gamba »meinen«.
amb-ana 10 »dazwischen-
reden«.
Sh. yamba »reden«.
Po. amba • reden • .
Ve. ajnba »reden«.
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Mkinbof: Einige Bantu wortstimme.
131
B. yanda -sich vermehren«.
Su. ata »viel werden«.
a tela 8, c. »überflüssig sein«.
Ka. anda »sich ausdehnen, ver-
größern • .
Ve. oflda »viel werden«.
Nyain. anza 6 »ausbreiten«.
(Im Her. bedeutet janda -auf-
hören« und »schnell aufspringen« ver-
mutlich von anderm Stamme.)
In Ostafrika hat es meist die Be-
deutung -anfangen«.
Suah. anza 6 -anfangen«.
mw-anzo 3 »Anfang«.
Ko. anda »anfangen«.
Shamb. andila 8, c. »anfangen«.
andahita (zusammengesetzt mit
hita »gehen») zum Ausdruck
des »erst«.
Vielleicht liegen hier verschiedene
Stamme vor.
B. -yapa »Achselhöhle«.
Su. le-h-qfa, le-h-aß 5 -Achsel-
höhle«.
Tz. le-%u>-aha 5 dasselbe.
Vgl. Ka. i-khto-aphab dasselbe.
Suah. ki-kw-apa 7 -Schweiß der
Achselhöhle«.
kvo-apa -Achselhöhle«.
Her. oku-apa 17 -Achselhöhle-, pl.
oma-ku-apa 6.
Ko. mmapha 18 -Achselhöhle«.
Nyam. li-apa 5 dasselbe.
Po. hc-afa 5 -Achselhöhle«.
Sba. "gwaha 5 dasselbe.
Ve. PQ^pya1 5 -Achselhöhle«.
Man beachte die Lokativprafixe
Jen und mu (Ko.). Das Ve. läßt auf
eine Grundform yapvoa schließen, wenn
nicht Assimilation aus gvcafa vorliegt.
Im Sha. steht nach Dahlschetn Gesetz
"gwaha für urspr. ktcapa.
B. -yatg »Boot«
Du. '6 - qlq pl. mi-olq 14; 4 »Boot«.
Ko. ubto-atho pl. imy-athq 14
»Boot« .
Nyam. v-ato 14 »Boot«.
Po. w-aho 14 »Boot».
B. -yg, i-Age 9 »Skorpion«.
Suah. hge 9 »Skorpion«.
Her. ondje 9 »Skorpion«.
oka-ndje 13 »Skorpion«.
B. ygna -reichlich werden-.
Su. ena -reich werden«.
Suah. eruta 8, c. »überfließen, sich
ausbreiten«.
Her. jenena 8, c. »genug sein, hin-
reichen«.
Ka. 4na »dicht werden, mit langem
Gras bewachsen«.
B. -ygnt »fremd«.
P. mo-e/V pl. va-en* 1 -Gast«,
• Fremder«.
Suah. -ffeni -fremd«.
Du. mu-en pl. 'b-en I »Gast«.
Nyam. mu-geni 1 »fremd».
Po.
Sh.
Ve.
-geni »Gast«.
-ymi dasselbe.
mu-efti 1 -Gast«
B. yika -schöpfen».
P. ya »schöpfen-, dial, kya (Su.)
•schöpfen, pflücken, ab-
reißen (nicht Früchte)«.
fy'yji »Löffel«.
Suah. mw-iko 3 »Löffel«.
ki-dj-iko 7; 21 -kleiner
Löffel«.
Ko. ulw-iko 11 -Löffel«.
Ka. khct -Wasser schöpfen«.
Po. ju-mw-qka 11; 3 pl. mi-gka
»Löffel.«
Sh . Iw - ikq 11» Löffel • pl . n - ikq 1 0.
Ve. 'ka* »schöpfen, pflücken«.
(kkapn 9 -Löffel«?)
9»
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132
Meinhof: Einige Bantuwortstimme.
B. yina «neigen«.
P. inama «sich bücken«.
ina «tunken«, «eintauchen«
(gleichsam «tiefen«).
Suah. in-ama 11 «sich neigen«.
in-ika 2 «auf eine Seite legen«.
in-va 8, e. «auflieben«.
Nyam. in-ama 11 »sich neigen«.
Po. in-ama 11 »sich neigen«.
n~uja 8, e. »aufheben«.
n-uka 1, d. »aufstehen«.
Sh. in-ama II «sich neigen«.
in-ula 8, e. »aufheben«.
in-vka 1, d. »aufstehen«.
B. yiügoo «komm her«, s. yh'ign.
Tz. ii lo! »komm«.
Suah. n<fo, ndjoo «komm her«.
Her. indjo «komm her«.
Po. ndzö «komm her«.
Sh. s$ »komm her«.
* nach Sh. Lautgesetz statt nz.
B. -*yiko »Herd«.
Tz. lf-iioh » Kochplatz, Schmiede«.
Suah. djiko pl. meko (statt ma-djiko)
»die Feuerstelle«.
Her. e-zitko 5 »Feuerherd, Feuer-
steile-.
Du. dir^ 5 pl. mio 6 »Herd, Ofen«.
Ka. i-zfkd 5 »Herd«.
Kuanj. e-diko 5 dasselbe.
Nd. e-iuiko 5 dasselbe.
Nyam. /-t'Xro dasselbe.
Po. dziko dasselbe.
Sh. ziko 5 dasselbe.
Im Tz. steht unter dem Einlluß
des k und i statt %o *>> vß'« »Grund-
riß« S. 50.
Zu dem u im Her. vgl. Nd. uud
• Grundriß- S. 185 liku.
| B. -yoAgQ »Rücken«.
P. mg-kokqln 3 »Rückgrat«.
I Suah. m-gohgo'i -Rückgrat, Rücken«.
ma - on go 6 «Rücken«.
Her. om-ohgo (otnu-ngo pl. omi-ngo)
3 »Rückgrat«.
Du. m-gngo pl. mi-ongq «Rücken«.
Nyam. mu-gimgo 3 »Rücken«.
Po. m-ongo 3 «Rücken«.
Sh. m-gongo 3 «Rücken«.
B. i-rigoue »Haken«.
P. oivi «beugen, herabbiegen«.
'kogi 9 »Ästehaken, Ästebre-
chen«.
Suah. hgöe 9 »Haken«.
Ka. gQpa* «beugen, sich bücken«.
Nyam. hgore »Pfeil mit Widerhaken«.
Po. hgoe 9 »Haken«.
Ve. ngofS 9 -Haken«, vgl. hopa1
»den Haken gebrauchen«.
B. yula «kaufen, tauschen«.
Suah. vza 6 »verkaufen«.
Ko. via »tauschen, kaufen, ver-
kaufen«.
Nyam. gvla »kaufen-, vgl. Ve. gv/a
» falsch spielen • ? ?
Po. gvza 6 »verkaufen«.
Sh. gula »verkaufen«.
gvza 6 kaus.
B. Zu -yvAgu Grundriß S. 158.
Ko. ifg-vngu 5 »Kürbis«.
Po. dzuhgu 5 «Kürbis«.
nuhgu 9 »Kochtopf«.
Sh. mtjupi 9 »Kochtopf«.
B. -yttAu »Salz«.
1 Suah. m-unu pl. mi-umt 3 «Salz«.
Ko. t/m -vnu 3 pl. imy-vnu 4 »Salz«.
I Nyam. munu 3 »Salz«.
Po. mvAu 3 »Salz«.
Sh. munv* 3 »Salz«.
, Ve. mt/jfQ 3 «Salz«.
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Meikhof: Einige Bantuwortstämme.
B. -*ywg »Strick«.
Suah. u-gtoe 11 pl. ngwe 10 »dünnes
Seil-.
Po. ju-gtce 11 »Striek«.
Sh. lu-gwe 11 »Strick«.
n^tcß1 9 «ein Riemen, um ein
Rind anzubinden«.
133
B. -yali, i-Agali 9 »Blitz«.
P. jali 9 »Blitz, der einschlagt«.
(Nach Endemann ein Riesenvogel
im Himmelsraum, der nach Belieben
töten kann.)
mg-ialcfjlali 3 »Regenbogen«
(Schlafstätte des
Du. ngadi 9 »Fliute«.
ngad'a loba 9 »Donner, Blitz«
(HimmeLs Hinte).
Ko. indja$i 9 »Blitz«.
Ve. nfcfkt 9 »Blitz«.
Vgl. Ka. inzazi 9 »Mäusebussard«.
B. /. -yamba »Kelsen, Stein«.
P. le-fapa 5 «platter Stein«.
Suah. tj-amba 7 »ein kleiner Felsen«.
ki-amba, ki-djamba 7 dasselbe.
mxc-amba 3 «Riff, Felsen,
Platte, auf der das Dach
des Hauses ruht«.
Ko. iky-amba 7 »Berg«.
Po. rmc-amba 3 »Felsen«.
Sh. gamba b «Felsen«.
B. 2. -yamba «ein Wnssertier«
(vgl. mamba) wahrscheinlich
identisch mit yamba 1.
Sotho (Dial, von Masemo/a).
If-ja'pe 5 «Krabbe«.
yj pah/ er ere , le - in pok/jrele
dasselbe.
Suah. ngamba 9 »eineSchildkrötenart«.
Ko. aka -Jamba 13 »Schildkröte«.
Ve. Wamba 9 »Schildkröte«.
damba t$eFkwa ö »Krabbe«.
Vgl. Nd. ondjamba 9 »Nilpferd«.
Kuanj. ondjaba 9 »Elefant«.
B. ys^Sa »bauen«.
Suah. djehga »l>auen«.
Ko. j$nga »bauen«.
Nyam. zehga »bauen«.
Sh. zehga »bauen«.
B. -yi »schön«.
P. vo-tze* »Schönheit«.
-t/o »schön« dial. -nie.
Sh. zi-ha 4 »schön, gut sein«.
Ve. £•/,-#' 14 »Schönheit«.
B. yula »überschreiten, darüber
hinausgehen«.
P. 'jola ȟberschreiten, aufsprin-
gen«.
Ka. ziMa »vorbeigehen, darüber
hinausgehen, übertreffen«.
B. -yulu »oben« s. yula.
Suah. djuu »oben«.
Her. e-juru, e-uru h »Nase«.
otyj-uru 7 »Haupt«.
Ka, i-cu/m, 5 »Himmel«.
Po. dzü »oben«.
Ve. *fa gWlu «oben«.
B. ini-ywele (?) 9 »Haar«.
Suah. u-nvcele pl. nwele 11 »Haar«.
Du. n-o 9 »Haar«.
ulu-mcili 11 »Haar«.
Ko.
Ka.
u-nwe'fe^ 11 «ein Haar«, pl.
Nyam. lu- zwt'li 1 1 • Haar ■ .
Po. ju-hwf 11 »Haar«.
Sh. stcili 10 »Haar«.
($< n + z s. Nyam.).
Ve. ma-mwele 6 »lange Haare,
Haarzotten« (vielleicht assi-
miliert für »i« -nwele?).
Das ni- Präfix scheint außer im
Nyam. und Sh. in den Stamm einge-
drungen zu sein.
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134
Mkinsof: Einige Bantu worts tAmme.
B. -%wi »Wort-, s. ytba.
P. If-ntzvf und le-nthcf 5 .Wort,
Stimme-.
Su. U-ntztt 5 -Wort«.
Tz. If-ntzwtf «Stimme«.
Ko. ifi'Syu 5 «Wort«.
Ka. ili^-swf 5 -Ton , Stimme, Wort« .
Ve. tyfl 5 »Wort, Stimme«.
P.
Ka.
Sh.
Ve.
ywa «hören« (neben ngvba).
>hca (dial, uiwa) »hören«.
-xva^ »hören«,
tea »hören, verstehen«.
pfd »hören«.
Vgl. Her. $uva »hören«.
B.
P.
Suah.
Du.
Ka.
Sha.
-kala » Krabbe ■ .
k%ala 9 »Krabbe«.
Jchaa 9 »Krabbe«.
ka* (?) 9 »das Schuppentier.
in -'kala 9 »Krabbe«.
u -non -kala 11 dasselbe.
(u-nom-'kdla dasselbe.)
nkhala 9 »Krebs«.
Suah. kamba 5 »Wabe«.
khamha 9 »Krebs«.
Her. e- kamba 5 »Wolken, die keinen
Regen versprechen«.
otji-kambi 7 «etwas, das man im
Munde ausgekaut und dann
wieder ausspeit, daher da*
ausgekaute Wachs , auch
Wachs Oberhaupt«.
Ve. khchnb&na* 9 »Schnupftabaks-
dose- (kleine Kürbisflasche).
D. Merensky notiert das Wort
mo-yjipu tco sf$ava »Wassermelone
des Sandes«. Es wird gesagt von
einem Menschen, der gern lügt. Die
Wassermelone erweckt den Anschein,
als wenn unter ihr Wasser zu finden
wäre, es ist aber nicht wahr. Vgl.
oben die trügerischen Wolken bei den
Her.
B.
P.
Tz.
Suah.
Ko.
B. -kamba »Schale« (Kürbis»
Hasche, Behälter).
Sotho /f h -Kürbistlasche-, pl.
ma-'/japa H und ti-kyjipa 10.
k%a'pa 9 -Flaschenkürbis«.
le-%api 5 -Schale, Schuppe,
Blatt-.
If-yjipu 5 -Wassermelone«.
k-tyj*P*lP «Schuppe, Schale,
Kinde«.
P. sf-yjipi 7 »Baumrinde, Borke«.
Tz. lo-yajxi 11 pl. li-kyjipa 10
-Straußeneischale (ganze),
Schildkrötenschale« .
Sh.
Ve.
-kanda > Sch ale • .
fy-yßta 5 »Schädel-.
lo-yjata 11 dasselbe.
khanda 9 -Seite, Rand. Strand-.
iU-khandi 5 -Schale-.
u-khanda 11 »Schädel«.
ist -khanda 7 »Knopf auf dem
Stock, dickes Ende von
etwas».
kanda »Rinde, Haut«.
gefada 5 »große Schale-.
lu-k<£nda 11 -Schale«.
B.
P.
Suah.
Ko.
Ve,
kimb-ila -umhergeben-.
sep-fla 8, c. »wandeln, gehen,
laufen (aber nicht schnell)«.
kimb-ia 8, c. -laufen, um-
laufen -.
khimb-ila 8, c. -umherlaufen im
Wahn«.
tiimb-fla 8, c. »gehen«.
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Meinhof: Einige Ban tu worts tämine.
135
B. -kiye (kiya) -Augenbraue,
Augenwimper«.
Su. /i-ntfi1 10 «Augenbrauen-.
ntfi1 9 • Augenwimper, einzel-
nes Haar der Augenbraue«.
Suah. nh 9 «Augenbraue«.
u-ii 11 pl. n-u-h dasselbe.
Ko. ulu-siye 11 «Augenwimper«.
ulu - kkiga 1 1 « Augenbraue « .
Ka. i'Siyi 5 »Augenbraue«.
(m-tft1!/*, 9.)
Ve. /u-*t1g pl. tot« 11 • Augen-
wimper«.
B. -kili (kill) «Ruß, Kohlenstaub,
Pulver«.
P. mo-Hli 3 «Ruß«.
Suah. tizi 5 -Ruß an den Töpfen«.
Her. o-ffre 9 »schwarzer, grober
Staub, Kohlen- und Schieß-
pulver«.
Ka. um-sizi, 3 »Schwarzes, z. B.
Pulver, Tinte«.
Po. sinzi 5 »Ruß«.
Sh. ma-tizi 6 -Ruß an den Topfen«.
Ve. mu-sili 3 .Schießpulver«.
B. kinda «drucken, stampfen,
überwinden«.
Sotho JTto -Qbermögen, nicht ge-
lingen, entgehen«.
ittana 10 »miteinander nicht
fertig werden können«.
itiff/p 1, c. -von Kräften
kommen«.
ithca 7 «behindert werden«.
P. it tela 8, c. -feststampfen, ram-
men«.
Suah. iinda »bei etwas bleiben , fort-
fahren , überragen , über-
treffen, bezwingen besiegen«
usw.
$<ntldta 8, c; 8, c «pressen,
drucken, laden (Gewehr), im
Übermaß essen«.
Mndua 8, e -öffnen« usw.
Ündika 2 «zumachen, anlegen
(Tür)«.
Ko. findila 8, c «verstopfen«.
Ka. stMda (?) «jemandes Kräfte
übersteigen, überwinden«.
Nyam. smdika 2 -feststampfen«.
Po. sindika 2 «stoßen«.
Sha. Ünda »fortwährend etwas tun«.
ündika 2 »vorwärts stoßen«.
Ve. mu-tsmdo 3 »Ton des Stamp-
fens«.
B. kita »sich verbergen, sich ab-
schließen«.
Sotho. tira »beschatten, verdecken
durch Zwischentreten«.
hirda 8, c «Schatten gewähren«.
Suah. kita »zustopfen«.
Ütua 8, e »herausziehen«.
Her. #eta «zugeschnürt, zugegangen
sein«.
Ko. qitha «verweigern«.
Ka. «1Mo, »beschatten, schützen,
die Aussicht nehmen«.
Sh. Uta »zuschließen, zustopfen«.
Ve. tstya ^er Sonne stehen, die
Aussicht nehmen«.
B. -Arpno »Arm, Hand«.
Sotho. mo-yjmo 3 »Unterarm, Hand«.
sf-kyjmo 7 «Unterarm«.
Suah. m-kono 3 »Arm, Elle, Hand,
Griff, Stiel«.
Her. omu-kono 3 »Ranke, Rebe«.
Ka. isi-khdno 7 »Arm«.
mu-khdno 3 »Vorderbein eines
Tieres mit dem Schulter-
blatt«.
: Nyam. tnu - kono 3 ; ku - kono 17» Arm • .
I Po. mu-kono 3 dasselbe.
| Sha. mu-kono 3 dasselbe.
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136
Meinhof: Einig« Bantnwortstlmme.
B. -Arpiw (Aroi'il, ko&l) »Nabel».
P. mo-khuvu 3 -Nabel« (Grund-
form kupii aus Awti).
Suah. ki-tovu 7 »Nabel».
Her. omu-tuu 3 »Nabel».
Nd. f-hivu 5 »Nabel«.
Po. tyj-kovu 7 »Nabel«.
Sh. lu-kuvu 11 »Nabel«.
Ve. /k -kckori 1 1 • abfallende Nabel-
schnür«.
B. ku-ela 8, c »besteigen«.
So. %*c-ela »begatten« (Tiere);
yjceletia 8, c; 8, c; 6 auf-
steigen, ansteigen«.
Su. ho-ela 8, c »decken« (Tiere).
Suah. kw-ea 8, c »hinaufsteigen, er-
Ko.
Ka.
Po.
Sh.
Ve.
klettern«.
khw-ela 8, c »dem Schwieger-
vater Vieh Kahlen für die
Frau; klettern«.
khw-JUiy 8, c »hinaufsteigen,
reiten « .
kw-m 8, c »hinauffahren«.
kic-ela 8, c »hinaufsteigen«.
yw-JJa 8, c »hinaufsteigen«.
B. -kwyu »Feigenbaum«.
P« "OtP1 ^ "Feige«.
m9mF/ß 3 »Feigenbaum«.
Suah. mkuyu 3 »wilder Feigenbaum«.
Her. e-kuju, e-kuu 5 -Feige«.
omu-kuju, omu-kuu 3 »wilder
Feigenbaum«.
Ko. yn-khuju 3 desgleichen.
Iva. um-kkt\u!cfnet 3 .Feigenbaum«.
i-khitcane 5 »Feige«.
Kuanj. rwiu- At/y« 3 desgleichen.
Nd. omü'küiju 3 desgleichen.
Nyam. m« ~kvju 3 »Feigenbaum«.
Po. mu-kudja 3 desgleichen.
Ve. /w|yMi ^ 'Feige-, pl. ma-huyu
W-Wy«, 5 »Feigenbaum«.
Sh. mkvyu 3 »ein Baum«.
B. -kuta I - Einzäunung, Gehege« .
P. l{-%ora 5 »Einzäunung-.
ä^X^ 9 • Hofeingang, Pforte,
Versammlungsplatz« .
Tz. lo-yora 11 »Hecke, Einzäu-
nung«.
Suah. t/A-t/to pl. khuta 11 »Mauer«.
Du. kdtq 9 «Zaun« (?)
Ve. lu-htha 11 »Gehege«.
B. -kuta II »Schale«, wahrschein-
lich = kuta I.
Her. oru-kutu 11 .Eihäute«.
Ka. i-khtttha ö -Schuppen von der
Haut eines Tiers, Brotkruste,
usw.
w-Tn/Mu 9 »äußere Haut der
Pilan/.en«.
khtithvyka^ 1, d »Abfallen der
Haare von Tier und Mensch;
kahl sein« usw.
B. -kulg (kulu, kuli, viril, auch
kuluve) Schaum {pulo)?
If-%9üd5 »Schaum«, besonders
im pl. gebraucht. ma-yoeJ.
Va-'Kopa ma-yjulo 6 »Schaum. Geifer«.
Her. e-su+u 5 desgleichen.
Du. »Schaum«.
Kuanj. e/adt 5 »Schaum«.
Po. fuJ2 ° desgleichen.
Sha. m-fulo 3 «Schaum«.
B. -kunda -knoten, knüpfen«.
P. %uta «Knoten knüpfen«.
'fX,u'2 ° »Knoten«.
k-yjutu 5 »Buckel, Höcker •.
Suah. ki-fundo 7 »Knoten«.
Ko. fundula »Knoten auflösen«.
iji -funfin 5 »Knie«.
Ka. u-ytim/o 11 »der obere, hervor-
ragende Teil des Rückens,
Buckel«.
Po. /undo 5 »Knoten«.
Sh . /undo 5 und m/undo 3 ■ Knoten ■ .
Ve. pfuhujo 9 »Knoten«.
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II. -Arten (kwe, Ire) »seine« nämlich
• Frau « , vgl . ~kwe, -ke • sei n • .
Kropf leitet es ab von der Prä-
position ka: umka statt um/azi ka, s.
unten Kafir; gehört jedenfalls zur Prä-
position ku.
Suah. -ke «weiblich-, mwana mke. 1
-Krau, Weib- (im Grundriß
fälschlich unter -kali).
Her. omu - ka - muhohge 1 »Frau des
Missionars« {omu -hange 1).
Ko. uhkha 1 «Frau des Soundso«.
Ka. um-'kaf 1 -Frau des N. N.«.
'Ar tritt im Ka. nur in Präfixen und
Suffixen, nicht im Stamm der Nomina
auf. Kropfs Ableitung ist demnach
wahrscheinlich richtig.
Po. mu-ke 1 »Frau«.
Sha. mu-ke 1 »seine Frau«.
B. -kwe »Heirat, Bräutigam,
Schwiegervater, s. ku-ela.
Sotho vg-yjce 14 -Heirat« (vom Bräu-
tigam gesagt).
mo-yjce 1 • Schwestermann,
Bruder der Frau, Schwieger-
sohn, Hochzeitsgast, Braut-
führer, Bräutigam, Freund,
Kamerad«.
mn •%*§%<*!* '» ntg-ytr^ali 1
-Schwiegermutter, Schwie-
gervater (des Mannes) ;
Schwager, d. h. Geschwister
des Gatten«.
Suah. m-face 1 »Schwiegervater oder
-mutter, Schwiegersohn oder
-tochter«.
Her. amu-kue1 1 sagt der Schwieger-
vater zum Schwiegersohn
und dieser zu ersterem.
Du. mo-yx) pl. ba-yt) 1 -Schwieger-
vater, Schwiegermutter,
-söhn, -tochter; Schwager,
Schwägerin-.
Mkintiof: Einige Bantuwortstämme. 1 37
Ko. tihkho 1 -Schwiegervater,
Schwiegersohn , Schwieger-
mutter des Mannes«.
Ka. um-khtce 1 «Schwager« (mit
kh vgl. dagegen umka unter
kwa).
ubu-khwe 4 -Verhältnis der
Schwiegereltern , auch ihr
Wohnort-.
um-khtce kazi 1 »Schwieger-
mutter«.
B. -kaka I (kakA) »Backe«.
Sotho ff-yr/a 5 »Backe«, mg-§ayjire
»Kinnbacken«.
mg -sa/g 3 »Wade«.
Su. safu »Wade«.
Tz. le-thahu • Wadenmuskel, Unter-
armmuskel«.
Suah. tza/u 5 »Backe«.
Po. nsafu 9 »Wade«.
Ve. (hayfu 9 »Wade«; lu-fpfiti 11
-Kinnbacke«.
Das k in der Mitte scheint in
folgenden Formen ausgefallen zu sein.
Sotho le-saya, le-saa{ 5 »Backe«.
Su. se-ma* 7 »Fleisch der Wange«.
Ko. ulu-saya 11 -Backe«.
B. kaka II »wünschen, wollen,
bedürfen« (takal).
Su. mhafala »ungeduldig sein«.
Suah. (aka (dial, taka) »wollen, wün-
schen, verlangen«.
Her. haka »etwas erraten«.
Po. tzaka «wünschen, wollen«.
Ve. \a*hehca »Mangel haben«.
B. keva «verleumden«.
1\ seva »llDstem, heimlich be-
nachrichtigen, heimlich ver-
leumden-; dial, auch sava.
Ka. §f?ba »verleumden«.
Ve. sejva »verleumden«.
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138 Meinhof: Einige
B. kgya »hineinstechen, durch-
bohren « ( (gya t).
Suah. toga dasselbe.
Her. ho-ama 11 »menstruieren«.
8h. iogana 10 -Blutsbruderschaft
machen«.
B. fcoygla In vers, zu kgya.
Suah. fpa (dial, too) »herauslegen,
hervorbringen«.
Her. höra »auserwählen, vor anderen
lieben « .
Po. tzotoa »herausziehen« (Schwert).
B. kgla I »spähen«.
So. gcfla »spionieren, kundschaften,
spähen«.
fidfi, thrfli »Kundschafter,
Spion«.
ntosdli dasselbe.
Her. hora »spionieren«.
o-ho^e 9 omu-ho^e 1 »der
Späher«.
Ka. £oftjj »ausspähen«.
um -soli 1 »der Spion«.
Ve. 'ftfla -spähen-.
ifV/i 9 -Spion«.
\odzimdla ȟber etwas weg-
spähen « .
B. kgla II »schnitzen«.
P. ggja »erschaffen«.
Suah. tiola »eingraben, ausschnitzen«.
Her. {hora »auszupfen , rupfen,
Haare abschneiden«)?
horera 8,c »nachahmen, dem ge-
gebenen Vorbild nachfolgen « ,
wahrscheinlich zu kgla 1.
Ve. \h<)<izi 9 -Spitze«.
B. kgma »hineinstecken«.
Su. soina »pflanzen, aufpllnnzen,
auf-, einstecken, bewaffnen«.
somola 8, e »herausnehmen
(Dorn), ausziehen, was
irgendwo drin steckt«.
Bantuwortetamme.
Suah. tioma »stechen, stochern«.
tzomeka 2 »hineinstecken«.
Her. homeka 2 dasselbe.
homona 8, e »ausziehen«.
homoka 1. d -losgehen«.
Ka. soma Grundbedeutung nach
Kropf -hineinstecken»,
»Kriegsschmuck anlegen,
(»sich allerlei ins Haar
stecken, einen Stock in
den Zaun stecken« usw.).
Nyam. homola 8, e »herausziehen«.
homoka 1, d »herauskommen«.
Po. yu-tzoma 11 • Fischspeer«.
Sh. igmeka 2 -hineinstecken«.
ioma »stechen«
Ve. 'iQma -hineinstecken«.
B. -kui »Fisch«.
Suah. nsi 9 »Fisch«.
(Vgl. Her. e-hundju 5 »Fisch?«.)
Du. sw. 9 »Fisch«.
Ko. j-ytcj (nswt) 9 »Fisch«.
Kainba i~kuju 5 »Fisch«.
Po. nswi 9 -Fisch«.
B. -kuAgu »Bitterkeit, Kummer«.
S^tho vp-gp'ko 14 »Galle, Schlangen-
gift, Bitterkeit, Schmerz«.
Su. spkqfala »in Kummer sein.
Schmer/, leiden-.
Suah. -tum/u, -thmgu -bitter«.
Vgl. Du. »jongi »bitter-?.
Ka. ubu-svfcgu 14 »Pein, Schmerz,
Kummer usw.«.
Po. tzut'igu »Kummer, Schmerz«.
Sh. suhgu 10 -Kummer. Sorge«.
Ve. vti-fuhgu 14 »Kummer,
Schmerz , Gift«.
"fungu/a/a »Kummer haben,
traurig werden«.
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Meinhof: Einige
Bantuwortstämme.
\'M)
B. fcu^a ?
So. goca »ab-, ausrupfen, abhaaren; '
§?veya 1, c. »sich haaren«.
Su. §ovofo 8, e. «abziehen, aus-
ziehen, enthülsen, sich ent-
blößen«.
Suah. fulmo, thtbuo 8, e. -die Haut
abscheuern«.
Her. kua »schmieren, beschmieren«.
huanga 12 »anstecken (Krank-
heit)-.
Ka. gtfba^ »die Haut abwerfen wie
eine Schlange«.
gubula 8, e. -abschälen wie
Mais«.
gubululuka 8, e. ; 1, d. »das
Abscheuern der Haut von
einer Wunde«.
Ve. dvpt 5 »Schlangenhaut». Da-
von dupila 8, e. »häuten von
der Schlange, Abgehen der
Haut beim Schlagen«.
(huva «ausrupfen« (Federn).
B. -&t'i'i »Tigerkatze«.
P. '/p/t 9 »Tigerkatze, Busch-
katze« (unregelmäßig).
Suah. t&ui 9 »Leopard«.
Im Grundriß fälschlich unter ywi
S. 158.
Her. oka -hue 13 -Katze«.
Ka. i-ßtm 5 -Panther« (unregel-
mäßig) (andere regelmäßig
i-gozi).
Nyam. nxuvi 9 »Leopard».
Sh. iui 9 »Leopard«.
B. -lama i- ndama »Kalb- (vgl.
P. namane »Kalb» ?).
Suah. ndama 9 »Kalb».
Her. ondana 9 (assimiliert) »Kalb».
oka-tana 13 »kleines Kalb»
(nach Analogie gebildet).
Ko. indama 9 -Färse».
Nyam. ndama 9 »Kalb«.
Sh. ndama 9 -Kalb«.
B. lava »herauskommen«.
Suah. latoa »herkommen«.
Her. rauka 1, e. »irgendwo heran-
kommen«.
raura 8, f. trans, dazu.
Po. yavsa »herkommen«.
Sh. latca -herauskommen«.
lavya 6 caus.
B. lela » erziehen « .
Suah. lea »erziehen«.
leza 6 »erziehen lassen«.
Her. rera «liebkosen«.
Ka. leleza 8, c. ; 6 »jemand beruhigen,
den man geärgert hat«.
Nyam. lela »erziehen«?
Po. jeja »erziehen«.
Sh. lela -erziehen«.
Ve. leja »Kinder hüten«.
B . -lemb§ (ygmbsj 2*"»Off) • Hacke • .
P. »e-liFpe 7 »Axt«.
Suah. xc-embe 11 pl. n-embe 10 »Ra-
siermesser».
djrmbe 5 pl. ma-djembe »Hacke«
(mit Vergrößerungspräfix dji).
Ko. ulu>~&mbe 11 »Schneide«.
Ka. i-zehnbex 5 »Axt«.
Nyam. lu-gembe 11.
i-gembe 5.
Po. gembe 5 «Hacke«.
Sh. gembe pl. magembe 5 »Hacke«.
Ve. dzejmbe 5 »Hacke« 29.
pl. ma-lembe 6.
Neben lfm be gibt es einen Stamm
ygmba, z.B. Sotho epa »graben, hak-
ken«. Ks kann indes zweifelhaft sein,
ob die Formen -gembe hierauf zurück-
gehen, da es auch Analogiebildungen
sein können, die durch dz, dj der
Nachbarsprachen veranlaßt sind.
dz im Ve. ebenso wie z im Ka.
< entsteht durch Palatalisation atis ur-
sprünglich /; dj im Suah. ist Ver-
J größerungspräfix dji.
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140
B. tola «sehen«.
Suah. oa »sehen, heiraten«.
ndoa 9 -Hochzeit«.
Her. rora «versuchen, probieren-.
o-ndoie§ «ein gewiegter Schlau-
berger« 25.
Ka. lolonga 12 «beobachten, nach
jemand aussehen«.
Nyam. lola «sehen«.
Po. jowa »sehen«.
Sh. oleta 8, c. -schauen«.
B. londa «suchen«.
P. Iota -fursorgen, Vorsorgen«.
8u. ma-lota b' «Kundschafter«.
Ko. lonfa «suchen«.
Nyam. londa »suchen«.
Sh. londa »suchen«.
Ve. lojida «aufspüren, achthaben
auf . . .«.
londota 3 »intensiv aufspuren«.
Zulu londa »fürsorgen, Vorsorgen«.
B. lotlgola «vorangehen«.
Suah. (maoa «leiten, vorausgehen,
fuhren«.
Her. rohgera 8 , c. «sich rüsten, fertig
machen«.
Ko. vndongaii pl. aba-lohgoqi 1
• Führer«.
longola »führen«.
iki- longola 7 «Banner«.
jtin9Q.wa »vorangehen«.
longola »vorangehen«.
mu-hngosi 1 «der Anführer«.
longola «vorangehen«.
Igilga «prüfen, schmecken«.
ondja «prüfen , schmecken , ver-
suchen«.
longa »ausspähen«.
M Eikhof: Einige Bantuwortstämme.
Her.
Ko.
Sh.
B.
oru-kutu 11 (statt oru-
■ Schweiß«.
rukvhtra »schwitzen « .
ama-fuku 6 «Schweiß«
hike 3, ki-luke 7
Körperwärme« .
• Hitze.
lumba »spannen .
etwas tun«.
Suah. lumba »etwas in feierlicher
Weise erzählen«.
Her. rumba » angestrengt , angespannt
etwas tun«.
rumbira 8, c. »den Bo»ec
spannen«.
Ko. lumba • pred igen • .
un4umbay\.d'ba-lumba\ »Jäger«.
Nyam. lumbila 8, c. »predigen«.
Sh. lumbila 8, c. «springen«.
Po.
Sango
Sh.
B.
Suah.
Ka.
B.
Suah.
-luhu (-luku) »Schweiß«.
vuke 5 »Schweiß, Dampf,
Dunst«.
vukuto »Schweiß«.
B.
Suah.
Her.
Ko.
B.
Su.
Suah.
Du.
Ka.
Po.
B.
Ko.
-lumbi (lumbu) »Bruder,
Schwester«.
umbu «Schwester«.
e-rumbi 5 -älterer Bruder«.
u-lilumbu 1; 5 «Schwester (für
die Brüder), Bruder (für die
Schwestern)« usw.
• Krokodil«
mapa «eine Schlangenart«.
mapalekokofr «eine bunte
Schlangenart«.
mamba 9 • Fischschuppe».
mämba 9 »Krokodil«.
mombfi pl. miombe 3 - Krokodil«.
imamba 9 »Riesenschlange«.
Nach Johl: inahnba.
mamba 9 »ein Fisch mit hartem
Kopf« .
• Erkennungs-
Po.
Sh.
maAa »wissen«,
ifrf- manilq 7
zeichen«.
mana »kennen«.
mana »wissen«.
matiika 1, c. »klar sein, er-
kannt sein«.
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Mkinhof: Einige Bantuwortstämme.
B. no/a »schleifen, scharfen«.
141
P. lootza {= lolotza?), lötza,
• schärfen«.
Suah. noa «schleifen, scharfen«.
Ka. UHriy »schärfen (Messer, Axt)
am Stein«.
Siehe Ve. P., wahrscheinlich assi-
miliert fur nola.
Nyam. nola -schleifen«.
Po. nwca dasselbe.
Sh. nola dasselbe.
Ve. ofodza «schleifen , schärfen« (?).
B. -nona «fett«.
P. nona -feist wenden«.
mo-none »reicher (d. h. fetter)
Mensch« .
Suah. nona »fett werden«.
-nono »fett«.
Her. nuna »fett sein«(?).
Ka. nona «reich, angesehen wer-
den«.
t'-nglnoj 9 -ein Reicher«.
Nyam. nona »fett werden«.
Po. nona dasselbe.
Sh. nona »fett sein«.
Ve. nofia »fett sein, werden«.
ma-nafia 6 »Eierstucke der
Heuschrecken«.
B. -nuiigu (wahrscheinlich iuügu
in nungu assimiliert vgl.
Kunde) «Stachelschwein«.
P. noko 9 »Stachelschwein«.
Suah. nuhgwe 9 dasselbe.
Her. o-nuhgu 9 »Stachelschwein mit
grauen Stacheln«.
Ko. tki-ftthgu 7 «Stachelschwein«.
(/ statt •».)
Nyam. i-nuhguli 9 «Stachelschwein«.
Po. nungu 9 dasselbe.
Sh. nuhgwi 9 dasselbe.
Ve. nufigu* 9 dasselbe.
ntthgvpfa 9 »Stachel davon«.
Vgl. mu-p/a 3 »Dorn«.
B. -fig-a in Verbindung mit Frage-
partikeln »wie viele«.
Su. -kaf-f »wie viele?«.
Suah. -hga-pi dasselbe.
Her. -hga-pi dasselbe.
Ko. -li-hga dasselbe.
Du. -nihga dasselbe.
Ka. "ko}-hgax-phxina} »wie uft?«.
'ka-hga-kanahiina »wie viele?«.
Nyam. -hga dasselbe.
Po. -ehga dasselbe.
Sh. -hga-hi dasselbe.
Ve. -hgal-nai dasselbe.
B. ini-gnßQ 9 -Galle* s. yunu.
Su. n-oko 9 -Galle«.
Suah. n-ohgo 9 dasselbe.
Her. on-ahgo 9 dasselbe.
Vgl.om-ohgica, om-uhgwa 3 »Salz-.
Ko. in - cmgo 9 »Galle«.
Ka. in-ffago^ 9 dasselbe.
Po. n-ohgo 9 dasselbe.
Sh. n-ohgo 9 dasselbe.
B.
P.
-pamba »kreuzen, durchein-
ander« teckeu«.
fapa »fest umwickeln«.
fapaha 10; 6 »quer, kreuzen,
durcheinanderbringen « .
fapana ina$o • schielen »,/apana
»einander kreuzen • .
Suah. pamba »schmücken, verzieren,
ausrüsten«.
Her. jtamba » Hechten, dicht machen « .
Ka. plutmbpnay 10 »aneinander vor-
beikommen, ohne sich zu
treffen«.
famba - verzieren ■ .
hamba dasselbe.
phafnbo) 9 »Sambok mit meh-
reren Spitzen«.
fdmbana 10 »sich trennen«.
Po.
Sh.
Ve.
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1 12
M kin Hof : Einige Bantuwortstärame.
B. panda I »sich teilen, sich
gabeln«.
F. se-fata 7 «Paß, Passage-.
Suah. phanda 9 -Gabelung«.
phande 10, upande 11 -Stuck..
Du. anda -spalten - (?).
Ko. alu- phande 11 -Gabel- pl.
imbande 10.
Sh. mphanda 9 -Gabelung*.
Ve. phdnde 9, pbaffakalt 9 »Gabe-
lung-.
"M-fßWfe 6 »Kreuzung«.
B. panda II Bedeutung s. unten.
P. /oVa -wühlen, scharren (aus-
einander)«.
Suah. panda »pflanzen, säen«.
Ka. phanda »die Erde aufkratzen,
aufgraben«.
Sh. handa »pflanzen-.
Kndemann hält panda I und II für
identisch, nach ihm hat auch II den
Grundhegriff »auseinandermachen«
z. B. P. fata mar/ala »die glühenden
Kühlen auseinanderscharren« vgl. P.
-pha'ta adj. »gahelig, gabelförmig«.
Tz. Ii- pha'ta 10 »Gabelungen, Ge-
spaltenes, z. B. Huf- ma-phata 6 das-
selbe, z. B. »Huf des Rindes«. Mgsela
tea* maphata 3 »Gabelschwanz-.
Danach würde dann auch »pflan-
zen, säen« von der Bedeutung des
Auseinanderscharrens von Erde abge-
leitet sein.
B. -panga »Schwert, Säbel«.
P. mphaka (= mqfaka), pl.
mefaka.
Suah. upaiiga pl.phanga 11 »Schwert,
Säbel « .
Nyam. lu-pahga 11 »Schwert-.
Po. ju-fahga pl. mphanga »Säbel«.
Ve. lu-fdnga 11 »Messer«.
B. papa »flattern«.
P. phapha, pha/a 9 -Feder, Feder-
kiel-.
S». phapha -fliegen«.
Suah. papatika »flattern«.
Ka. phafpha} »fliegen«.
Ve. /«-/Oj/o1 pl. phapha1 und
ma/a^fd 6 -Flügel«.
phaj)hamela «flattern«.
B.
P.
Su.
Suah.
Her.
Du.
Ko.
Ka.
-pembg »weiß, glänzend«.
phepa »Kalk, Kreide, weiße
Erde-.
phepa 9 «weißer Ton«.
phembe 9 -Horn, Elfenbein«.
pemba »glatt, glänzeud sein-.
pembe 9 « tonige weiße Erde,
Kreide«.
ulu - phembe 11 »Horn«.
phemba 3 »ein Unkraut mit
weißen Blumen und eßbaren
Wurzeln « .
9 «Tier mit
Nyam
Po.
Ve.
•Tier
10
ttn - perntru
Blesse«,
t- phembe 5
• Horn«.
mphembe 9 »Horu, Ecke des
Hauses, Elfenbein«.
phJmba 9 -helle Farbe, Tünche,
weißer Ton«.
B. pima » messen • .
Suah. pima 5 > Faden« (ein Maß)
pima »messen«.
Po. fy-ima 7 »Maß«.
Sh. hima »messen«.
ki-himo 7 -Maß«.
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Mkinhop: Einige Bantuwortstämine.
143
B. pMgtt • Hechten , eins am andern
vorbeistecken « .
P. /f'A-o »siel» begatten« (von Raub-
tieren).
ffka mono »Ränke Hechten«.
Suah. pinga »drehen wenden«.
Her. pingagana l,b.; 10 »abwechseln,
aneinander vorbeigehen«.
Du. wfnyfmrye 11; 8, c; «einen
meiden, ausweichen«.
tefhgisane 1, c; 6; 10 »wechseln,
tauschen, aus-, ein-, um-,
vertauschen; verwechseln«.
Ka. phmga «flechten, einen Korb
machen«.
Ve. ftnga »sich paaren- (von
Hunden).
B. -pi »Finsternis«.
P. /f-su/i (ff-suifi, dial.
le/si/i, le-fifi) 5 »Finsternis«.
fsi! Interjektion für »finster«,
z. B. riftm %wa re 'fsi'. »Im
Hause sagt es /w«, d. h.
• dunkel«.
Ka. ubu-J*ifii 14 »Dunkelheit«.
Ve. siff 5 »Finsternis«.
B. pia »speien«.
P. tstca »auswerfen, ausspucken«.
Su. tsxcela «aus-, anspucken«.
Suah. ficiyfila »Spuckschlange«.
Her. e-$u 5 • Puffotter«.
Ko. svea »speien«.
Du. j»f 9 »kurze breite, sehr giftige
Schlange«.
Po. rnphi 9 «Puffotter«.
Sh. hea »speien«.
Ve. pfa1 mare »ausspucken-, vgl.
onomat. ui/ida.
B. -pfya »Stein«.
P. If-fstka, If-mmka 5 »Stein«.
Su. le-ftka 5 »Fels«; se-ftka 7
»Steinhaufen«.
Suah. figa 5, dji-fya 5 »einer der
drei Steine, auf die der Koch-
topf gesetzt wird«.
Ko. iji-figa «r> »Herdstein«.
Po. figo 5 «große Stucke Hol/, auf
denen der Topf steht«.
Sh. ma-ßga 6 »Herdstcine«.
Ve. ma-tsict 6 - Herdsteine«.
B. pina »zusammenziehen,
kneifen«.
P. fsmtlela 8, c; 8, c. »aus-
pressen«.
fsinayana 1, b.; 10 »sich anein-
anderj)ressen , drängen « .
fsxna 6 «schnauben«.
fsinda 6; 8, c. »festbinden«.
fsinelela 8, c; 8 c. »aus-
pressen«.
Su. fina »ziehen, knoten«.
ftitela 6; 8c. »Hände und Fuße
zusammenziehen«.
Suah. fina 6 »kneifen«.
finana 6; 10 »zusammenge-
druckt, enge sein«.
finio »Grimasse«.
Her. gina »erwürgen«; -gina adj.
•eng«.
Ko. fine »eng«.
Ka. finiza 8, c; 6 »Gesichter
schneiden«.
fihüa^ 6 »die Nase schnauben«.
finela 6; 8, c. »sich zusammen-
ziehen « .
Ku&aj. fina • Engheit«.
Nd. ogina 9 dasselbe.
Nyam. sina »eng sein, kneifen«.
Po. fina matso »die Augen zu-
kneifen«.
Sh. finu »eng«.
fina »die Nase schnauben« {Juna
• kneifen«).
Ve. #i$a »einschnüren«, fißa das-
selbe.
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144 Mkinhof: Einige
B. pioAga (pgtlga) • ausdrücken«.
/QJtß -enthülsen; Gras weg-
hacken (mit der Hacke)..
Suah. ßonda, sonda »aussaugen-.
Ka. plumza »die Außenseite weg-
nehmen , polieren , an-
spitzen«.
»Sh. fy<>$a 6 »sangen«.
fdfMfa und fidnda »ausdrucken
(Frucht), entkernen«.
B. pipa »aussaugen«.
Her. &pa -aussaugen«.
Sh. fiha »Wasser abgießen«.
Ve. tsdtxa »lutschen, saugen« (Kon-
sonantenassimilation).
B. pua »eintrocknen«.
So. pia »eintrocknen«.
Suah. pica »trocken werden, ebhen«.
ki-pwa 7 »Felsen und Sand-
bank, die durch die Ebbe
trocken gelegt wird«.
mphwa 9 »Strand, der bei der
Kbbezeit tiocken ist«.
Her. puira 8, c. -versiegen, ver-
trocknen».
Kn. tia* »aufgetrocknet, ver-
schwunden sein«.
Nyam. /nca »Trockenzeit«.
Po. %tca »ebben«.
Sh. %tca »eintrocknen«.
Ve. %o' »eintrock ueu«.
B. ptiiiga - wehen, fächeln, schwen-
ken«, dann »sprengen«,
davon »abgießen«, dann
• weniger werden« in den
Intensivformen auf -ula, -uka.
P. fy'ka »besprengen, schwenken,
fächeln«.
Bantuwortstätnme.
Su. fokola 8, f. »weniger wer-
den«.
Suah. puhga »hin und her schwingen,
schwenken, wanken«.
puhgua 8, f. »weniger wer-
den«.
Her. punga -Lämmer den Müttern
wegnehmen, wenn sie ge-
saugt«.
ptmguruka 8, f.; 1, e. »abge-
trennt sein«.
Ka. phuhga »Fliegen abwehren, ab-
trinken, auf das Essen bla-
sen«.
phunguka I, e. -weniger wer-
den«.
Nyam. puhgula , hungula 8, f. »ab-
gießen».
Po. funga »flattern«.
funguja 8, f. »weniger machen«.
Sh. hungula 8, f. -weniger werden«
(neben punguka und pu-
hgula).
Ve. fiingula 8, f. -abgießen«.
B. -pH (pi) »Wind, Blähung«.
Su. vo-sulu 14 «Wind in den
Eingeweiden« .
s*-sulu 7 »der Hintere«.
Her. omu-ftu 3 »lauter Wind-.
Ka. isi-sU) 7 »Bauch«. (?)
Kuanj. omtt-fu 3 »lauter Wind-, o-fi
9 Blähuug.
Nd. omu-ffi 3 dasselbe, o-üfc 9
Blähung.
Ve. suja »pedere«.
tii-suflzi 7 »Wind«.
Die Wurzel steckt wahrscheinlich
auch in Sotho phina, psina. Su. tsvno
»Winde abgehen lassen« (obszön)
verbunden mit na »zu Stuhl gehen«
(ebenfalls obszön).
Siehe nya »Grundriß« S. 178.
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Meikhof: Einige Bantuwortstänime.
145
R. pulatn 3 -umkehren«.
V. fulara oder furala 3 »den Rücken
kehren, sich abwenden«.
Stiali. fuataS «nachfolgen, gehorchen,
anhangen« (hinter jemand
her umkehren).
Her. funtmika 10; 2 «etwas unterst
zu oberstkehren, umstülpen«.
Sh. ftdata «Ziegenbock« vgl. Suah.
(weil er hinter der Ziege
herläuft).
Ve. /t/ra/f/o 3; 8, c. (Umstellung
fur Julareh) s. P. «den Riik-
ken kehren«.
Ko. -thali «lang«.
Sh. -tali -lang«.
B. -fambg zu iatnba • ausstreck en • .
P. le - ra})0 . /f - iapo pl. ma- rajnt 5
»Knochen«, s. Ve.
Suah. tambo «großer kräftiger Mann« .
Her. t- tambo 5 «der Rücken«.
Ka. i-thdmboy 5 »Knochen«.
Sh. tamba «eine Reise machen-.
V e. Ictmbo pl. mafambq 5 • Knochen • .
ththnbo 9 «Knie« OO.s.TMveoda
29, b.
n
O.
iniaa «maenen« ^vgi. «i oesie«
B.
-ia-kali »Tante« (ta »Vater«,
von 7ro«»').
-kali, yaliy yali »weiblich«).
rf ta • loben • .
I\
rakyjali »Tante« (Vaters
Suah.
tenQa -tun, machen, handeln,
Schwester oder deren Mann).
dichten« .
Suah. sahgazi 5(1 ) »Vaters Schwester,
Ko.
thenolckeeya 1 , c; H. c; b • zu-
Tante«
recht machen, machen«.
Her.
ohohga$e »Vaters Schwester«
1*0.
hen da »tun«.
(von the »mein Vater« und
CiL
Sh.
fendb »tun«.
-hga#).
\e.
r^wfo «loben«.
Sh.
tatehgazi »Bruder der Mutter«.
mlalahgazi «Schwester der
n
- f r Ii iff * 1 ÄJHIv * •
Mutter«.
Vi 1 n Ii
OUItll •
thpnAp Q «Dutti»]«
Her.
omu • trndereti 3 «mittelgroßer.
B.
taya (fgya) «Falle stellen-.
immergrüner Baum , mit
P.
raya und rea »Falle stellen«.
Beeren, die eingemacht zu
ma-reji 3 «Fallgrube«.
genießen sind« (ti ist Stamm
Suah.
tega «eine Falle stellen«.
von omu-ti 3 -Baum«).
thego 9 «Zauber, Rann«.
Du.
kvit -Ölpalme«.
tegua 8, e «den Zauber weg-
nehmen, die Falle abstellen«.
B.
/«iga »gleichmäßig sein,
Ko.
thega «Falle stellen«.
machen« .
Ka.
tbhjOy «in der Falle fangen-.
P.
reka «tauschen« (im Handel).
Nyam. tega «Falle stellen«.
Suah.
tehgenea, tehgdrn 8. c. ; 8. c.
Po.
bega desgleichen.
• fertig sein . vollständig sein - .
Sh.
tegela «eine Falle stellen«.
Her.
tehgtra. e. 8. c. » fliegen , schwe-
Ve.
rtfo, thia «Falle stellen«.
ben« (Vogel).
Ko.
ulu-thenganq 11 -Friede«.
B.
-tali »lang«.
thehgoma 11 «eben sein«.
So.
thala «Strich, Linie ziehen«.
Ka.
thengoy »kaufen, tauschen, han-
thala 9 «Strick«.
deln«.
Tz.
rala dasselbe.
Ve.
rehga dasselbe.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 19W. Hl. Abt
10
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14H Met n nor: Einige
B. tefema »zittern« (totoma).
P. thothomela 11; 8, c. -zittern,
beben « .
roroma 11 »beben«.
Suah. tefema 11 »zittern«.
Ko. thethemaW »zittern, sich fürch-
ten«.
Nyam. tetema 11 »zittern«.
Po. hthema 11 »zittern«.
Ve. \te\temela 11; 8, c. »zittern«.
B. tifima, s. tima • heraussprin-
gen«.
P. tistmoya 1, e. »zucken, durch-
schauern«.
SiSimala 8, b. »plötzlich inne-
halten«.
Sil. sisimoha 1 , e. -stutzen , scheuen,
seufzen«.
sisimoüa 8, f.; 8, f. »in Furcht
setzen, aufregen«.
Tz. sisimoyß 1 , e. ■ verschämt sein « .
sisimgsa l,e.; 6 »kribbeln«.
Suah. MftmtM 8, f. ȟberraschen, er-
schrecken«.
Ve. fiifima »hervorquellen-.
Vgl. Subst tM-shna 7 »Quelle«,
s. B. tima.
B. -tun y tui »Kopf., s. /im.
Du. mu-lo-po 3 »Kopf-.
Ko. «n-Mi 3 »Kopf«.
Kongo n-tu 3 »Kopf«.
Nyam. mu-ttrr 3 »Kopf-.
Sh. mu-ttri 3 »Kopf«.
B. -tumbo »Bauch, Dicke«.
P. se-rope 7 • Dickbein, Ober-
schenkel, Hinterbacke«.
Suah. tumbo b »Bauch«.
ma-tumbo 6 »Baucheiiigeweide-.
Her. tumba, a. »hoch schwanger sein«.
e- tumbo 5 «Oberschenkel».
Ko. ili-thumbu ö »Nabel«.
Bantu wortstämme.
Ka. i-thitmbdy 5 »Beule, Abszeß-.
ama-thdmbut 6 »Gedärme*.
Ve. thvynbu 9 »Bauch».
lu-rupnbu 11 »eine Seite de*
Bauches«.
B. tunda »urinieren«.
P. TQtay »harnen«.
mo-roto 3 »Urin«.
Ka. thunda »urinieren-.
Nyam. tunda «urinieren«.
Sh. tunda »Penis«.
Ve. r«r?(fo »urinieren«.
B. -tu »Gewölk«.
P. lf-n? pl. man/ 5 »Wolke«
Ka. »7i1->, 5 »Wolke«.
B. tünga -binden«.
Suah. fuhga »binden«.
Po. fuinja »binden«.
Sh. tunga »binden«.
B. tua. tgkg {kuaf) »Kopf«, s. tun
»Kopf«.
Suah. ki-ftea, ki-thea 7 »Kopf-.
Ka. m'tefty 9 »Kopf«.
Po. ki-tz%ca 7 »Kopf«.
Ve. Who 9 «Kopf«.
B. ini-uma 9 »Rücken-.
Suah. n-uma 9 »Kücken, hinten.
rüek«.
Ko. in-utna 9 »Rücken-.
Po. n-uma 8 »hinten«.
Sh. n-uma «rückwärts, hinter«.
R. ini-umba 9 »Haus«.
Suah. n-umba 9 »Haus«.
tj-umba 7 »Zimmer«.
Ko. in-umba 9 «Haus«.
Po. n-umba 9 »Haus«.
Sh. n-umba 9 dasselbe.
i
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Mbinrop: Einige Rantuwortstftmtne.
B. -valu -Seite« (wahrscheinlicli
vonooÄi «zählen«, ursprüng-
lich -einkerben«).
Suah. ki -warnt tjatia 7 »Rippe«.
u-bavu pl. mbavu desgleichen
(b durch Vermittlung von mb).
Ko. ulu-bqfu 11 »Seite, Rippe«.
Nyam. mbaztt 10 -Rippen«.
Po. ju-avu 11 pl. mbavu «Rippe«.
Sl>. Ito-azu 11 »Seite«.
lu-bazu 11 «Rippe« \>\. mbazti
(6 aus mb wie im Suah.)
Ve. lu-vafivu pl. mbafivu 11
«Rippe«.
B. -samba «Muschel«, s. mamba.
Her. ombamba 9 • Kauri «.
Ko. ultc-ambo 11 «Perle-.
Du. mbapiba1 • Kauri, im Innern auch
als Geld gebraucht«.
Kuanj. ombaba 9 »kleine Muschel«.
Nd. ombamba 9 »kleine Muschel«.
B. -VF/a* i- mbega 9 «Schulter«.
Vgl. P. 'peka »rückwärts (über die
Schlüter) sehen«.
Suah. mbega 9 «Affe mit weißer
Schulter«.
bega 5 pl. ma-bega »Schulter«.
Ko. imbega 9 »Affe« (schwarz mit
weißer Schulter).
Nyam. i-vega 5 «Schulter«.
Su. ega 5 pl. tna-ega «Schulter«.
mbega 9 «Affe« (wie oben).
II. nesa (beba?) «ein Kind tragen«,
vgl. velfka.
P. • einKind auf denRücken
nehmen • .
Su. dasselbe.
Suah. beba «ein Kind im Tuch auf
dem Rücken tragen«.
Ve. b§^a »gebären«.
147
R. tt&i (vikv) »unreif«.
Suah. ki-wifi (Moinbas) 7, -biizi «un-
reif, grün«.
b ist vermittelt durch mb in
mbitzi Kl. 9.
Hit. -ctAu »unreif«.
Ko. -'bisi »unreif«.
Pu. -itzi Kl. 9 mbitzi »unreif«.
Sh. >Üi »unreif. Kl. 9 mbüi.
Ve. -wW »unreif«.
B. -vila •Kafferkorn«.
P. ma-velS 6 dasselbe.
Ko. imbila 9 »rotes Kafferkorn«.
Ka. dial, ama-bele 6 «Kafferkorn«.
Nyam. ma-vM »Kafferkorn«.
Ve. ma-velej 6 «Kafferkorn«.
B. -vilA »reif, eifersüchtig«. Adj.
von vila «sieden«.
Suah. -wwu »eifersüchtig, reif«. Ne-
benform -biru vermittelt
durch Kl. 9 mbivu.
Ko. -i/u »reif«, 'bifwa «reif wer-
den«.
Sh. toizu 14 «Eifersucht«.
-izwi »reif«.
izvoa »reif werden, gar wer-
den«.
Po. wivti 14 »Eifersucht«.
Ve. vibta «reif sein«.
B. -rMg« -Wolke«.
Suah. wingu 5, ubingu 11 pl. mbingu,
ningu 10 «Wolke«.
Ko. ili-bingu 5 »Wolke«.
Sh. itc-ingu 11 »Himmel« pl.
mbingu 10.
Po . wingu 5 pl . ma - ir#n^M • Wölk e « .
10«
148 Mkikbof: Einige
R. vila »faul sein« s. yilü,
Suah. via »in der Ausbildung ge-
hemmt sein, unreif, nicht
gar sein«.
viza 6 «in der Entwicklung
unterbrechen , verderben • .
Ka. i-vi/of 5 -Faulpelz«.
u'bu-vifa1 14 -Faulheit..
viti-pha 4 -seine Zeit in Faul-
heit zubringen«.
B. vilinga 12 -drehen, rund
machen ■ .
Su. vilCka 12 -rund machen«.
Suah. vilinga 12 -rund machen, rund
sein « .
vilingana 12; 10 -rund wer-
den«.
Her. i/ezmga 12 -im Kreise herum-
drehen«.
Ve. vt\lingana 12; 10 •durchein-
andergehen« intr. nVingana
12; 10; (j caus.
B. -r»7« -faul, lässig. Adj. von
Vila.
P. 'thca-fa 4 »faul werden«.
rp -Vitra -Faulheit, Säure«.
Su. vn-'tzwa 14 »Faulheit«.
Suah. -vivu -faul«.
u-vint 14 -Faulheit, Träg-
heit«.
Sh. ciztt -faul«.
u-visn 14 »Faulheit«.
Ve. bvd-fa 4 -faul sein«.
vu-bvd 14 -Faulheit«.
BantuwortstAmme.
' B. -vuyu Baobab.
Suah. mbuvu 3 dasselbe.
Ko. um-buju 3 dasselbe.
Ve. mu-vuyd 3 dasselbe.
B. -vula »Eingeweide«.
P. ma-la 6 dasselbe.
Su. lf-la pl. ma-la 5 dasselbe.
Her. oma-ura 6 dasselbe.
ou-ra 14 dasselbe (statt ow-uro).
Ko. ub-ula 14 -Eingeweide« (statt
u'6u -bida).
Nyam. ma-vula 6 -Eingeweide«.
Ve. vu-la 14, /w-/a 11, ma - *a 6
dasselbe.
Bern. Nach dem Nyam. habe ich
vula als Stamm angenommen. Wenn
das nicht richtig ist. und vu Präf.
Kl. 14 und von da in den Stemm
eingedrungen ist, dann gehört der
Stamm la zu la-ni -Grundriß« S. 168.
B.
Tz.
Suah.
Her.
Du.
Ko.
Kuanj
Nd.
Nyam.
Sh.
Ve.
-vuvili -Spinne« (ht$u$ilif).
vgvi 14 -Spinngewebe«.
buibui -Spinne«,
orjc - <* - uvi 7, aka-tyauvi 1 3 (u.7 ).
otyj-tyji-uvi 7 (u. 7) -Spinne«.
g]i-bobf 5 »Spinne«.
ulu-bubi 11 »Spinne«.
, e - luriluvi 5 - Spinne « .
oka - wiliwili 13 -Spinne«.
e-wÜiwili 5 dasselbe.
li-luvuvi 5 dasselbe.
Itt'buili 11 »Spinngewebe«, vgl.
zuli -Nest einer kleinen
Spinne, Spinne«.
bu^i 5 pl. ma-bugi 6 -Spinne«.
B. -lo/o, i-mbglg 9 »Penis«. B. -r»i/o i-mAuia -Jahr«, zu B.
P. /wfo 9 dasselbe. -vüla -Regen«.
Suah. mbo dasselbe. Her. ombura 9 »Jahr« eigentlich -Re-
Ka. u-bolo 14 »großer Penis« (das genzeit«.
Wort darf von Frauen in Du. mbu 9 -Jahr«.
Gegenwart von Männern j Kuanj. umu-do 3 -Jahr«.
nicht gebraucht werden). j Nd. omu-vo 3 -Jahr«.
Nyam. mbolo -Penis«. \ Sha. tWf 5 -heiße Regenzeit, Jahr-.
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Miinhof: Einige Bantuwortstilinme.
149
It
II.
~L** »graues Hour* .
Kuanj
omu-dimba -stinkendes Aas-.
I>
f .
izo-jaia *t t o, u. »ergiau<*n
Nd.
(tmü-tswmba 3 dasselbe.
(vor Alter)«.
Po.
ki-vimba 7 «Leiche-.
T>
I /..
///r>- i^wo rctrvz » .~c"iiion\\ eiLiß " .
Sh.
k-imba pl. vimba 7 «Leiche«.
ouali.
fflpi 10 «graues Haar«.
Die Entstehung von kimba aus
Her.
ozp-nq]i 10 «graues Haar«.
kirimba im Suah. und Sh. ist ver-
Ka.
tsi-wiet", 10 «graues Haar«.
mittelt durch den Plur. vivimba, der
Sh.
/ 10 «graues Haar«.
in vhnba zusammengezogen ist,
Ye.
//im* 10 «weißes Haar«.
vgl. Po.
Zulu
uvi pl. ci'mw «graues oder
weißes Haar«.
vwima «jagen«.
B.
P.
^tzqma «jagen«.
II.
-vimba • Leiche« , wahrscheinl ich
Ko.
um- ßeimi 1 «Jäger-.
identisch mit vimba «schwel-
Ka.
zuma «im Hinterhalt liegen,
len«, «Ginindriß« S. 189.
überraschen«.
Suah.
k-imba 7 -Leiche-.
Ve.
zhna, rrwia «jagen«.
Du.
mbimba 3 -Leiche«.
Zulu.
zuma -überfallen, über-
Ko.
um-fimba 3 »Leiche«.
raschen«.
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150
Lusiba,
die Sprache der Länder Kisiba, Bugäbu, Kjamtwära, Kjanja
und Ihängiro,
speziell der Dialekt der »Bayössa« im Lande Kjamtwära
Aufgezeichnet in den Jahren 1892, 1893, 1896.»
Von Herrmann,
IUui>ti>i»jiii a. I) , damaligem Kompagnief&hrer und StatioMcbef von Bukuba,
Lusiba ist eine Bantuspraclie und mit Kinyoro nahe verwandt Es ist die
Sprache der Ureinwohner des Landes, der Batündu und scheint durch die
eingewanderten Bahütna, der jetzt herrschenden Klasse im Lande, nur
wenig modifiziert zu sein. Während der Dialekt in Kisiba sich mehr dem
Kinyoro, und der in lhüngiro mehr dem Kisindya nähert, ist der Dialekt
in Bugäbu, Kjamtwära und Kjanja am reinsten geblieben, wozu audi
noch die Abgeschlossenheit des Landes und der gänzlich mangelnde Handels-
sinn des überaus seßhaften Volkes beitrug. Einen eigentlichen Namen für
die Sprache gibt es nicht, der Name Lusiba ist von mir analog dein Lu-
ganda, Lu-ssöga usw. gebildet und hat sich im Lande schon eingebürgert.
1 Das Manuskript dieser Arbeit war von mir bereits im Jahre 1897 nacb
Berlin gesandt worden, aber in falsche Hände geraten, so daß ich es für verloren
hielt; erst vor einigen Monaten habe ich es wiedererhalten. Diese Verzögerung in
der Drucklegung ist um so mehr zu bedauern, als in den inzwischen vergangenen
7 Jahren auf der von mir geschaffenen Grundlage durch die in Bukoba ansässigen
Europäer hätte weitergearbeitet werden können. Die vorliegende Arbeit beansprucht
naturgemäß nur, als ein erster Versuch angesehen zu werden , das Lusiba zu fixieren.
Aber gerade die ersten Versuche, in die Konjugationsformen, Pronomina, Relativ-
sätze usw. einzudringen, also das Aufstellen des Gerippes der Grammatik, machen
erfahrungsgemäß die meisten Schwierigkeiten , uud ihr Vorhandensein erleichtert die
weitere Untersuchung der Formen und Sammlung von Wörtern sehr.
Inzwischen wird die bei ßuköba ansässige katholische Mission der Weißen Väter
von Algier wohl schon Katechismus und anderes in Lusiba übersetzt oder für den
eigenen Gebrauch Grammatik und Lexikon aufgestellt haben. Dieses Material habe ich
leider nicht einsehen können, was ich sehr bedeure, da ich die hervorragenden
linguistischen Leistungen gerade der Weißen Väter aus langjähriger Erfahrung zu
schätzen gelernt habe und da die Missionare , welche eine Reihe von Jahren ungestört
bei den Basiba gelebt haben, naturgemäß viel besser in der Lage gewesen sind, in
das Wesen des Lusiba einzudringen, als ein viel auf Expeditionen befindlicher
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Hkkrmann: Lusiba.
151
Die Schreibweise ist die für die Publikationen des Orientalischen
Seminars übliche ; eine eingehende Benutzung des Standard Alphabets von
Lepsius war nicht erforderlich, da die wiederzugehenden Laute sehr ein*
fach sind. Grammatik und Wörterverzeichnis wurden mit 3 verschiedenen
Parteien durchgegangen, um möglichst Irrtümer zu vermeiden; außerdem
wurden noch Fachleute herangezogen, z. B. zu den Fischen Fischer, zu
den Tieren Jäger usw. Da ich selber die Sprache nur teilweise beherrschte,
so diente mir mein Diener Jussuf bin Bakhari, ein Mgwana, der sie fertig
sprach, als Dolmetscher; er war damals seit 5 Jahren in meinen Diensten
und auf Abfragen, Erkundigungen usw. speziell dressiert; Kisuaheli beherrsche
ich selber vollkommen.
Lusiba ist eine sehr weiche Sprache, von hohem, singendem, klagen»
dem Ton; sie hat keine harten Doppelkonsonanten wie Luganda, oder
Explosivkonsonanten wie Kissuküma; an Weichheit wird sie nur vom
Kigogo abertroffen. Es ist große Neigung zu Diphthongen und zum Zu-
sammenziehen eines Wortendes mit dem nächsten Wortanfang vorhanden;
desgleichen werden oft die kurzen Partikel und Präfixe fortgelassen. Die
Aassprache selbst ist sehr verschieden; oft hört man am Anfang des Satzes
oder des Wortes ein kurzes &- oder t-, gleichsam als wollte der Sprecher
sich erst Luft machen, z. B. mktnde statt nkSnde; oder mau hört zwischen-
durch ein dumpfes, kurzes -tc-, z. B. kußea statt kü/a. Die Pluralpräfixe
der I. und IV. Klasse, ba~ und bi-, werden teilweise va- und vi-, sogar
toa- und tet- ausgesprochen. Spezielle Vorliebe scheint man für die
Diphthonge äi und A zu haben, die sich in der Aussprache streng unter-
scheiden; sie, sowie oi, werden so langsam gesprochen, daß sie beinahe
wieder in ihre Vokale zerfallen.
Der Ton kann auf der vorletzten, drittletzten und viertletzten Silbe
ruhen; letzteres ist selten, dagegen die beiden ersten Betonungen gleich-
maßig im Gebrauch, so, daß dieselbe Person dasselbe Wort womöglich im
selben Satz einmal auf der vorletzten und gleich darauf auf der drittletzten
Silbe betont. Wenn in dem folgenden Wörterverzeichnis der Ton meist
auf der vorletzten Silbe markiert ist, so geschah dies, weil es der Eigen-
tümlichkeit der meisten ostafrikanischen Bantusprachen entspricht; die
Betonung auf der drittletzten Silbe scheint mir mehr eine importierte An-
gewohnheit der Bahüma zu sein.
Mit Lusiba kann man sich auch in Karagwe, Uhlmba, Ussfiwi und
Ustndja vollständig verständigen; in Ruanda und Uründi einigermaßen, des-
gleichen in Mpororo, Nkole und Unjoro, während Luganda eine vollständig
andere Sprache ist.
Lusiba ist eine sehr einfache Sprache ohne jegliche Künstelei,
schwierige Satzkonstruktionen u. dgl. Wenn auch z. B. Relativa, Kondi-
tionalformen usw. vorhanden sind, so werden sie doch im gewöhnlichen
Verkehr des Volkes selten angewendet, z. B. würde man an Stelle von:
«Dies ist der Mann, den ich schlug, als ich ihn gestern traf* einfach sagen:
•Dieser Mann, ich sah ihn gestern, ich schlug ihn.« Ebenso löst man die
im Deutschen vorkommenden langen, aus vieleu ineinander geschachtelten
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152
Herrmann: Lusiba.
Sätzen bestehenden Satzkonstruktionen im Lusiba in eine Reihe neben-
einander stehender Sätze auf. Eine Verfeinerung der Sprache , wozu sich
auch eine Menge neuer Worte gesellen, tritt jetzt allmählich ein, da Bibel
und Katechismus in Lusiba übersetzt werden. Das verfeinerte Lusiba soll
dann auch das Lugända ersetzen , das heute noch an den Höfen der Häupt-
linge ab •vornehme« Sprache mit Vorliebe gesprochen wird.
Die Eingeborenen sprechen ihre Sprache sehr willkürlich, wie dies
in ganz Ostafrika geschieht, und es ist daher falsch, zu behaupten, ein Ein-
geborener spreche seine Sprache richtig; der gewöhnliche »Mschensi« spricht
schlechter wie die Großen; am korrektesten spricht man beim Häuptling,
speziell bei Gerichtsverhandlungen; für gewöhnlich müht man sich aber z. B.
mit den vielen Präfixen erst gar nicht ab, sondern gebraucht, wie das sogar
Küstenleute tun , einige wenige Formen. So gebrauchen die Basiba an Stelle
der diversen Genitivpartikel z. B. für alle Klassen einfach ya oder tra, weil
ihnen das am bequemsten im Munde liegt, oder lassen sie ganz aus, denn
der, mit dem sie gewöhnlich reden, versteht sie doch. In der Schriftsprache
jedoch, die jetzt durch die Mission den Eingeborenen gelehrt wird, kommt
es natürlich auf korrekteste Ausdrucksweise an, und wir werden später oft
genötigt sein , für das verfeinerte Lusiba Formen aus der klassischen Bautu-
sprache, dem Kisuaheli zu entlehnen.
Substantiva.
Mau kennt Singular und Plural; dieselben unterscheiden sich durch
ihre Präfixe; nach den verschiedenen Formen derselben unterscheidet man
folgende Klassen:
I. Klasse.
Sing, tu-, mu-, mw-, n-, tc-;
Plur. ba-, b-, bA-.
Diese Klasse umfaßt nur lebende Wesen.
mgbxi ein Fremder, bagSni Fremde moro ein Bettler, boro Bettler
muhigi ein Jäger, bahigi Jäger müssike ein junges Mädchen, beissikt
mmmi ein Geizhals , bafati Geizhälse oder bAssike junge Mädchen.
ndingia ein Stutzer, barSngia Stutzer
winkoröngo ein Mundschenk, b&nko-
rdngo Mundschenke
Mau sieht, daß ebenso wie im Kisuaheli ein n vor r und / nicht gut
ausgesprochen werden kann, daher r und / nach n in d verwandelt wird;
also heißt ein Stutzer nicht nr&ngia, sondern ndtwgia; im Plural bareru/M
tritt dann das r wieder zutage. Dieselbe Verwandlung tritt auch bei Ad-
jektiven usw. ein. Zur I. Klasse gehören auch solche lebende Wesen be-
zeichnende Wörter, die anderen Sprachen entlehnt sind, z. B.:
kattkiro der Minister, battkiro Minister,
sowie solche, die keine besondere Pluralfonn haben, z. B. :
kasoba Gott, kasoba Gutter.
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Herrmann: Lusil>a.
IS*
11. Klasse.
Sing, m- , mtc- ;
Plur. mi-.
mti der Baum, miti Bäume
mämca die Lippe, mintca die Lippen (d. i. der Mund)
der Bambus, miända Bambus.
III. Klasse.
Singular und Plural sind gleich (die meisten Wörter fangen mit
n- an).
ngai das Ruder, ngai die Ruder.
Hiereu gehören auch die meisten Tiernamen.
Zu dieser Klasse gehören viele Fremdwörter :
barüa der Brief, barüa Briefe.
IV. Klasse.
Sing. tsh- (in manchen Gegenden tshi-)\
Plur. hi-.
Kioto der Bananenhain, bialo Bananenhaine
tsKererko der Besen, birrerfao Besen.
V. Klasse.
Sing, i-, »-, m- , ku-, hu>- , Ii-, ye-, bu-, btc- ;
Plur. ma- (vor Vokal me-, mei-).
ihUi ein Ei, mahüli Eier y^ngo eine Welle, maySngo Wellen
ndi/u ein Haus, mddyu Hauser ly^w ein Zelt; mima Zelte (verdorbe-
mbtga eine Schulter, mab&ga Schultern nes Fremdwort)
kühn ein Ohr, mdttci Ohren buro Eleusine, maro
kwhi ein Mond, misi Monde foran/ Kanoe, motu
Uno ein Zahn, o4o Zähne
Als PI u rale dieser Klasse werden folgende Worte, die einen Kol-
lektivbegriff bezeichnen, betrachtet:
mata Milch, mayuta Butter, mAsi Wasser, magfai Klugheit usw.
Auch zu dieser Klasse gehören manche Fremdwörter:
boma die Festung, maboma boy der Diener, maboy
doch rechnet man diese auch zur III., und wenn sie lebende Wesen be-
deuten, zur 1. Klasse.
VI. Klasse.
Sing, ru- , lu-\
Plur. n-, ut:
Das r des ru- wird in einigen Gegenden als Zäpfchen -r, in andern
als Zungen -r ausgesprochen; doch gibt es auch Wörter, die mit reinem lu-
anfangen. »r- und nl- werden in nd- verwandelt; m- vor Vokalen in mp-
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154
Hkhrmahn: Luaiba
ruthuio die Brücke, ntindo Brücken
rubabi das Blatt, mbabi Blätter
rur&a der Nabelstrang, ndila Nabel-
stränge
rultssa die Milz, ndissa Milzen
ruaV/o die Harnblase, mpago Harnblasen
ruinde der After, mpSnde After
ruofoo die Sichel, niältw Sicheln (un-
regelmäßig)
ruabia der kleine Topf, nöbia kleiae
Topfe (regelmäßig)
ndüu das Fell, mpu Felle (unregel-
mäßig)
(Hierher gehört auch busso die Stirn, Plur. nsso.)
VU. Klasse.
Abstrakte Wörter; Präfix bu-.
bupunga die Habsucht, bundfu die Faulheit, bubi die Schlechtigkeit
Soweit man Wer überhaupt von einem Plural reden kann , ist derselbe
gleich dem Singular.
Hierzu rechnet man wohl auch noch sonstige Abstrakta: z. B. (kurv
der Stolz, mani die Stärke, doch können sie auch der III. Klasse ange-
hören; andere Abstrakta, z. B. magisi die Klugheit, rechnet man besser
zur V. Klasse.
VIII. Klasse.
Zu Substantiven gemachte Infinitive.
kü-fa sterben kufa das Sterben (ev. Plural ebenso)
IX. Klasse.
Das Wort äantu der Ort, Platz, Stelle im Plural unverändert.
X. Klasse.
Eine Anzahl Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten kann man noch ru
dieser Klasse zusammenfassen, doch ist ihre Anzahl gering; z. B. :
Sing, ka-, Plur. tu-, bu-, tw,
(in einzelnen Fällen ist ka- das Diminutiv).
(ndyu Haus) kädyu kleines Haus, Irudyu kleine Häuser
(msdna Sklavin) kasana Sklavenkind, tusana Sklavenkinder
(ruiga Fluß) käiya Bach, ttciga Bäche
(mhcaro Last) kattcaro das Pulverfaß, buäeäro Pulverfässer
ferner :
katäle Markt, tutäte Märkte kahänga Scheitel, tuUnga
sowie ganz unregelmäßig:
ata Neuigkeit, lata Neuigkeiten; könnte man auch zur IX. Kl. rechnen.
Bestimmte und unbestimmte Artikel gibt es nicht; muntu heißt der
Mann und ein Mann.
Nominativ, Dativ und Akkusativ sind gleichlautend.
Herrmakm: Lusiba.
155
Der Genitiv wird gebildet durch Vorsetzen der Präposition -o mit
diversen, sich nach der Klasse des vorangehenden Substantivs richtenden
Präfixen; der Genitiv ist zugleich der Possessiv; »das Haus des Mannes«
heißt zugleich auch «das dem Manne gehörige Haus«. An Stelle des -ö
findet sich im schnellen Gespräch auch vielfach -ä, doch ist -ö das richtigere.
1. Klasse
der Mann
des Häuptlings
muntu
o mkdma (wa)
Männer
• »
bäntu
bö »
(ba)
II.
»
der Baum
• •
gö .
{pica)
Bäume
* ■
rntit
yö .
(y»)
III.
•
das Ruder
» •
ngai
yö .
Ruder
■ •
ngai
80 .
(na)
IV.
•
der Bananenhain
» •
ktälo
tshö -
(tsha)
Bananenhaine
• ■
biah
m .
(bia)
V.
»
ein Ei
» »
ihuli
liö .
Eier
* *
gö .
(y«)
aber im Singular anders:
das Haus
• •
fWyu
yö .
(yo)
das Ohr
» »
kutwi
kö •
(ktoa)
VI.
»
die Brücke
• ■
rutindo
rö •
(rwa)
Brücken
• »
so •
M
VII.
■
die Schönheit
» ■
burüngi bo •
(bwa)
VIII.
»
das Sterben
• •
Ufa
kö .
(hm)
IX.
•
der Plate
■ *
aantu
ö
(«)
Die Ausnahmen:
X. • Diminutive: kddyu ko (kwa)\ bädyu bö (bwa)
kasdna ko (ktoa)', txisdna tö (Hoä)
ferner: katdle ko (ktoa); tutdle (ö (hca)
ata o (a); bata bö (bwa)
Der «Lokativ (im Kisuaheli angehängtes -ni) wird durch das Präfix
mü-, mtc-, m- gebildet, z. B.:
mündyu heißt: 1. in dem Hause drin
2. dicht bei dem Hause
3. zu dem Hause hin
4. aus dem Innern des Hauses heraus
alio mündyu er ist im Hause drin
na&nerfra mündyu er steht dicht beim Hause
nagSnda mündyu er geht in das Haus
nashora mündyu er kommt aus dem Innern des Hauses
Ist das Haus noch näher definiert, durch ein Pronomen possessivum oder
Adjektiv, so erhält dieses nicht das gewöhnliche, der V. Klasse entsprechende
Präfix, sondern ein obigen diversen Lokalbestimmungen entsprechendes
Präfix. Es gibt 3 Arten Ortspartikel:
1. mö (mwö) in, drin
2. pö (ö) bei, dabei, nahe bei
3. kuß (ffwö) zu, nach
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lf)()
Hirbuann: Lusiba.
mein Haus heißt ndyu ydnge, meine Häuser mddyu gdnge, aber es heiß::
1. mündyu mwdnge in meinem Hause drin
mumddyu mvodnge in meinen Hausern drin
2. mündyu ädnge bei meinem Hause
mumddyu ädnge bei meinen Hausern
3. mitndyu ktcdnge zu, nach meinem Hause
mumddyu kwdnge zu, nach meinen Häusern
Liste der Sabstantiva.
(Die lateinische Zahl bedeutet die Klasse, der das Substantiv angehört.)
Gott kasoba od. rügdwa ( Plural e un-
verändert) I (so werden auch die
Häuptlinge tituliert
Geister, Gespenst, Seele Verstorbener
mtschwisi 1
Böser Geist, Teufel mstmu 1
Zaubern tlttchen an Kreuzwegen usw.
ndyu V yo irüngu V (Haus der
Wildnis)
Zauberhorn mit schwarzem Pulver
gefüllt mp&mbia Tl\
Amulett am Halse, Kopf usw. rugisha
(pl. ngUliä) VI
Heiliger Speer des Sultans kakona
(pl. tuköna) X
Zaubermittel (sämtlich aus Pflanzen
gewonnen; Wurzeln, Zweige, zer-
quetschte Blätter, Asche in Horn-
chen u. dgl.), an der Tür oder an
Wegen vergraben, beeinflussen den,
der darauf tritt:
ru/ube bringtUnglück im Geschäft,
auf Reisen
müüwe gegen Feinde, Zauber usw.
mrike stimmt den kommenden
Gläubiger milde
rudyugdnga der Betreffende ge-
steht im Schlaf auf Befragen
die Wahrheit (für eifersüchtige
Eheleute)
rushtiya
mribdta
yerulamdngo
sonstige, im Hause aufbewahrte
käana gegen Blitz
rushdsha gegen Zauberei
tötet den darauf
Tretenden
Liebestränke
die man bei sich hat:
nlakwa um sich unsichtbar zu
machen
ruito wenn man jemand anpumpen
will
ruitaktdya gegen wilde Tiere
mtongdna in die Hände zu reiben.
wenn man vor Geriebt geht
fuua in die Hände zu reiben, wenn
man zwei damit berührt, hassen
sie sich
msUmorü gegen Krankheit, mit
Fett auf den Leib geschmiert
zum innern Gebrauch:
mrindi Irr würz
mbabasi
niabiyumbrtrft 1
werden in den Bananen*
gemischt
Gottesgericht mit Hölzern kagui
• • glühendem Eisen
nthiyu
der böse Geist, Teufel des Viktoria
Niansa Mgäsha
sein Begleiter u. Minister Ruebembh*
der Teufel der Wildnis Jr*W*
(= Wildnis)
sein Begleiter und Minister h'attssa
Himmel iguru V heißt auch die Wolke
Sonne soba V
Mond ku4ri (pl. m&si) V
Vollmond ktc$si
zunehmender M. kieisi kwafma
abnehmender M. \
Neumond
Stern mtnienyo III
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Herrmann: Lusiba.
If) 7
Nord mwigmdu
Ost körn Ass
Sud ishüngu
West boyaga
Tag *&> IV
Morgen for<J/j£ia
Mittag bwamshdna
Abend tcdigdro
Nacht *Öb (dass. wie für Tag)
Jahr rmcdka II
Jahreszeiten: m&serwnc i Regen -
/wi£o j zeiten
kidnda ) trockne
ArAwto J Zeiten
Diese Jahreszeiten werden folgendermaßen eingeteilt (ich gebe von
25 verschiedenen Angaben die beiden glaubwürdigsten):
Totgo
Kidnda
Ississa
Nyünsa
Nyuransheidya
Mayaya
Mbardmu
Ngdra
oder
Trngo
Kidnda
Ississa
Nyitnsa
Myundno
Nyuranxh&dya
Ruaia
Kirura
Biaga
Mssettene
Nshddyu
Rtdcdsa
Mssenrne
Kärula
Kända
Mwangdra
Toito
NsMdyu
Kttot:
Kalo*'
Kända
Massissa
Kdtot
Kama
Yakingura
Mgedyira
Die Einteilung basiert auf dem Stand der Saaten , der Feldarbeit und dem
Wetter, es handelt sich also nicht um Mond -Monate, wogegen ja auch
schon die Zahl 16 spricht
braune, fruchtbare Erde rubumba
VI (pl. n-)
schwarze, Sumpferde mbarä III
Kälte mbiho III (dieses Wort ist in Feld mssfri II, von Bananen ngfono III
Krieg ndashana III, Frieden
III (s. Windstille)
Wind, Sturm mxciaga (pl. mTiaga II
ganz Ostafrika verbreitet)
Windstille mrimbe II, Luft magdra V
Erdbeben mgdsha II
Donner muhindo II
Blitz nkuba III
Wolke igüru V
Nebel ruo (pl. mpo) VI
Tau rume (pl. ihm*) VI
Regen nyura III , Regenivogen kitshwe
IV
Komplex von Feldern mtcaka II
Ebene, Steppe mtcSre II
Bananenhain mit zerstreuten Hütten
(d. h. Dorf) kialo IV
Terrain eines Hauses kibdndya IV
Dorf des Häuptlings kikale IV
Weg micdnda II
Grenze rubibi (pl. n-) VI
Berg ibdnga V
kleiner Berg kashosi (pl. tttshosi)
Erde, Land, Boden >iwi III, Lehm Tal rudnga (pl. mpänga) VI
t&täa V, Ton ibämba V
Wald /K&jra IV
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158
Hirbmann: l.usiba.
Wildnis irüngu V
Grasland ru&ya (pl. nfya) VI
Gestrüpp, Dickicht nshdka III, der
einzelne Busch kühäkka IV
Höhle niänga IH
Loch ktna IV
Grab näko III (nicht das gegrabene,
sondern eine Hohle)
Insel kisinga IV
Strand, Hafen, Bucht mtearo II
Stein, Felsen tban V
kleine Steinchen isMkulo V
Staub tshüishü III
Sand nushtnye II
Schlamm, Sumpf, Morast shatcö III
Eisen Äwma IV, eisenhaltiges Gestein
kiönge IV
Kupfer mrtnga II katüku
Messing • • niamtdra
(beide Metalle nur als Draht be-
kannt, wie er von der Küste in
den Handel kommt)
Sonstige Metalle unbekannt
Salz mÖniu II
Feuer, Flamme mriru II
Grasfackel nkdnn IU
Funken rumüri (pl. tnmuri) VI
Rauch rmrika II (pl. mfta)
Asche äpa V
Kohle ikdra V
(die letzten drei werden meist im
Plural gebraucht)
Wasser m&se V, rutatSnga («-) VT1 zu-
gewachsenes Wasser, dessen ver-
filzte Decke beim Darauftreten
schwankt
Meer, See niändya III (die Aussprache
nidnsa, wonach der Viktoria Niansa
seinen Namen hat, entspricht der
Zunge der Küstenleute)
Fluß mwiga (pl. miga) II
Bach kaiga (pl. twfga) X
Brunnen iMba V
Quelle ntshuro III
Sumpf shawö III
Welle ySngo V
Pflanze, Baum, Holz mH II
kleiner Baum kati (pl. tuti) X
Blüte, Blume (uä (pl. mouä*) V
Laub, Blatt rubäbi (pl. m-) VI
Frucht: dasselbe Wort wie der betr.
Baum usw., aber Klasse V
Ast, Zweig it&bi V
Wurzel msi II
Dorn linst V
Samen mpAmbo III
Rinde, Bast kishitshit IV
Bambus mtcdnda II
Rohr rubtngo (pl. mingo) VI
Schilfgras rushdnga (pl. »-) VI
Zuckerrohr kigfaha IV
Baumwollstrauch ki/ämba IV
Gras bunidssi VU
einzelner Strohhalm AisAtr« II
Heu bunidssi bumire
Bohne perigo III niedrige, n^tTA-u
niedrige HI (Phasaeolus vulgaris
Bohne skoromä III mit langen Ranken
(Phasaeolus lunatus)
Sorghum vulgare: mgfaha II roter.
ruHmba (m-) VI weißer
Maniok kigdndo oder Ävfowci IV
Bataten mfäma III oder A-itoAni/t IV
Kürbis kioba IV
Kürbisflasche, große kishusM IV
• kleine kirire IV
Scherbe davon ntsharr (m-) \1
Mais kiishori IVr
Yams Ava IV
Pfeffer bügürumo III
eine eßbare Wurzel mit langen Ranken
n*%o III
Eleusine Wro (moro) V
kleine weiße Rübchen n&mbu III
(Coleus sp.)
eßbare Kolokasie yimbi V (Küsten-
name), kikwdra IV
Erdnuß nshoro III (Voandzeia sub-
terranea)
Erdnuß kvtiobwa IV (Arachis)
Die Banane:
der kleine aus der Erde sprie-
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Herrmann :
I Aisi ha.
159
ßende Baum mtcana xoenySmo,
das Kind des Feldes
der ausgewachsene Baum tnrü-
yäsha II
derselbe, wenn die Traube reift
yantrc III
wenn die Traube ab und der
Baum umgehauen ist mgogo II
(d. i. Stumpf)
das grüne Blatt rubabi
das trockne Blatt kishämha IV
der trockne Bast vom Stamm
kiai IV
der stehengebliebene Wurzelstock
kikonyo IV
die Fruchttraube (unreif) kitoke
IV, heißt auch der Bananen*
Drei
die reife, gelbe Frucht *tfwi IV
die grüne Schale der Frucht
kishüshu IV
das weiße Fleisch der Frucht
mpate III
der süße Bananenwein mrdmba III
der berauschende Bananenwein
III
Unterarten der Banane:
gtndya wird gerostet gegessen
nyuwo, ntstöntsho, nyünyun > %
shakara , ndekura , mbih(ra j ^
. nshdnsha, nkukumwa [ cn S
nyäruySdyu, tnpfnca ( g °S
ntaragdsa, J&mbo, ntobe \a o*
nyaweogora , mbtrabtre ! pT
mbtre, künde-kunde \ dienen zur
iishänshäntäre , n<a» > Bereitung
ftfura ) des Weines
Kaffee, Baum und Frucht mwoni III
die unreifen Früchte mwoni sibUsi
» reifen kiioroma IV
• gekochten . kishaga IV
Strauch mit eßbarer, roter, säuerlicher
Frucht *Ä*f5Ä0 V
Papyrus f&ndyo V
Ambatsch mrbuH II
Phönixpalme mkindu II
Baum, aus dessen Blattstielen die
Graskleidung gemacht wird mu-
hünge 11
die Graskleidung selbst kihimge IV
■ ■ , wenn aus Ba-
nanenblättern gemacht kissfnsse
IV
Tabak (Pflanze u. getrocknete Blatter)
tafa III
Wolfsmilcheuphorbie niftom (m-) VI
Feuerbolz in gleichen Stücken rüktci
(pl. nAtet) VI
Aloe nkäka III
Wilde Ficus, aus dessen Bast der
Rindenstoff hergestellt wird mbugu
II allgemein; Unterarten mshdra II
fein, msserSre II grob
der Rindenstoff selbst lubugu
(m-) VI
kultivierter Baum, Früchte eßbar
inssoma II
andre Baume der Wildnis (sämtlich
II. Kl.; Früchte heißen ebenso, sind
aber V. Kl.):
msiru, mbavu, mkaraitu
msharasi
mwdsha , mrimampdnyo
msküngüti, mtddyu
mragä&ha, mtingo, mumo
mshdmbia, nyumbo, thsö
mtoma
Früchte
eßbar
mumura, rhgwe, mk&niu für Boote
Tier nydtna III, Tiere der Wildnis
nyameishwa III
Herde fröiyo (pl. mdiyo) V
Wildschwein mpönu III
Warzenschwein npfrs III
Hund mfooa III
Hyrax mfirfra 1U (Klippschiefer)
Hausratte mbiba III
Feldratte kittndi IV (Spitzname:
kiniamkenkenSke) , mbebetshwa III
Fledermaus rugüugü (pl. mpüugü)
VI
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i no
Hkbrmakn: Lusiba.
Rindvieh Snte III (im Märchen kirhnba
IV), Stier numi, Ochs msh&mbe,
Kuh inte mkdsi, Kalb niäna
Horn ySmbe (pi. nudrnbe) V, Huf
MrAy» IV. Euter iÄfre V
Ziege mbäsi III, Ziegen- u. Schafbock
mpaia
Schaf n/ama III, Lamm u. Zicklein
mragdsi
Katze niänffu III
Löwe n/afe III König der Tiere
Mähne mgina II, Klaue kiara IV
Leopard empUsi III oder npö III Groß-
minister der Tiere
Hyäne mpumi IU Diener des Königs
kleines Raubzeug:
lutoni (n-) VI gefleckte Katze
rttmi (mmi) VI Art Fuchs, rot-
braun
mbdka (m-) VI gefleckte Katze
ikdmbo (ma) V Art Marder, grau
mterire II •
mshtoe II » . ,
frißt Ratten und Fische
m&ndo III geileckt, groß
mn&ma II rotbraun, Iltis, frißt
Schlangen und Fische
Fischotter nginge III; Unterarten nsö
klein ni , mpinda III groß
Meerkatze inkknde III, andere dunk-
lere Art nkima III
Hundsaffe nkobe III
Elefant nyitdyu III, Elfenbein : dasselbe
Wort
Rüssel in/^ra III
Nashorn nArura III
Horn desselben mpera III
Nilpferd nyubu III
Giraffe Acfya III
Zebra turSge III
Büffel mbögo II
Antilopen:
>w«i III Gazelle, kassirabo III
Gazelle
n^rf&t III Swalla, ntdmo III Elen-
antilope
nyosa III Gazelle (Hörner nach
vorn gebogen), mpdraWl Swtlli
(andere Art)
nkoröngo III, mhäma III groß»
Säbelantilope (?)
nyoī III Wasserbock , mamo/Bao
III ganz lange Hörner
memtra III rotes Hartebeesu
mpinda ohne Hörner
Schakal mmua (mia) II, Hyänenhund
mshiga III
Art Dachs, der Ameisen frißt »vÄw lD
Stachelschwein kisheghhi IV
Hase fcfam (pi. 6wn») X
eine Art Nager oder Wühler myosi II
Esel ndögöbe III
Schuppentier nshörobtca
Vogel kinioni IV
Flügel kipdpa IV, Feder kisAdnda
IV, Ei tA«/» V, Nest kidyu IV
Huhn k6ko, Hahn rwA^nyo, Henne
kokoromc
Hahnensporn shongeso V
Hahnenkamm mguragurt VI
Graupapagei nyabagdna HI
grüner, kleiner Papagei
shüngu (pi. fa-) X
Rabe ÄT*wia IV
Schreiseeadler nArafofyu III
andere Adler. Geier, Habichte:
kagoma III
mashtga III
kiufnt V\ ) _
Mfcfefe IV 1 Art BuSSapd
ndiffc III Habicht
Taube ArfAo IV
Gans Artoyo IV, allgemein
bunte Wildgans Aioyo IV
Höckergans betbona bfinäya III
gr. schwarze Nilgans ki*b\ka IV
Wildente kafurubisi III
Pfauenkranich «/Äs III
Frankolin III
Perlhuhn »toAur«&A«»i£i
zwei Kuckuckarten kishamtoto IV.
kokoyamgdJtho
Aasgeier
Herbmann: Lusiba.
161
Heiher und Kraniche timbara III Kiesen-
reiher, der Konig der Vögel
nydnge Kuhreiher
rutike VI, andere Art
Eisvogel kidi IV
Madenhacker ntxhdssi kirdnga III
kleines wildes Huhn ntilfrio
Schwalbe ntaratdmba III
Bachstelze kamüniamunia (bu-) X
Webervogel kishwtge IV
Honigsauger nkomamaü III
diverse kleineVögel kisholia I V Spatzen,
nturature III
Nashornvogel kihcatioa IV
Uhu ssindisi III, Minister der Vögel
Eule karübdra (bu-) X
Ziegenmelker, Nachtschwalbe rubun-
däsi («-) VI
Specht komdngun III
Ibis niateaua III
Schlange (allgemein) nyoAro III
rnpfri giftig, gefleckt (Sandotter?)
III
tnpoma II giftig, Puffotter
katmowabo (6«-) X nicht giftig,
blauschwarz
körankima giftig, graubraun III
mtohurfra giftig, grau, spuckt II
nyubirisi giftig, grau, Wasser-
schlange III
nyudyu giftig, Baumschlange III
nfuirani giftig, gefleckt, klein HI
runiambabi nicht giftig, grön, klein
(pl. niambabi) VI
karfnga nicht giftig, rotbraun, frißt
Eier III
kirusa nicht giftig, graublau, klein
IV
kitabwanÄsowa nicht giftig, rot-
braun, klein IV
ruishato (»-) VI nicht giftig, ge-
fleckt, Riesenschlange
Krokodil nshdmbi III
Eidechse
große 1 m lang nshtcdshtca III
kleiner kituratusi IV
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt
klein munia (mmia) II
kleine, bunt kikömakoma IV
Frosch kikire IV
Ochsenfrosch mgdba I
Kröte ngögomi III
Schildkröte kashikögöto (bu-) X
Fisch nfüru III
Schuppe kikarakdmba IV
Flosse ishdnda V, hintersteRücken-
flosse «Afota V
Schwanz ishdmba mAse V
Fischblase ibdndu V
Eingeweide shaküo
Grate gufa V
Bartfaden auf der Oberlippe ih&mbe
V, auf der Unterlippe iridyu V
Kiemen , äußere Lappen maba V,
innere ishdngu V
Fischarten aus dem Viktoria Niansa:
nkungu sagenhafter Schwertfisch,
König der Fische, schneidet
Kanus durch, wird aber nicht
gefangen
nktiyu 50 cm lang
mbddyu bis 70 cm, dicker Wels
nsh&isi lang, Wels, bis 1 m
mumi klein, Minister der Fische
mdmba bis 1 m, Raubfisch
tmbio )
i klein
npare groß
ngigi
ningwe
mbete ) klein
nshoga V
mgdrari !
musha fingerlang, luktna ganz
klein bis 5 cm
nkorongo fingerlang , Stichling mit
Stacheln
kiumpi fingerlang
mkinga 40 cm
mpadya \
, . ) fingerlani;
nkaramimee )
tnboya klein
kianÄ/u bis 1 m, Raubfisch
11
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162
Herrmann ! Lusiba.
Fischarten nur in Flüssen:
kikdmba klein
nshirm klein (nicht zu verwechseln
mit dem aus dem See) oder nst
nshubwe \
mssia j klein
bukerdge )
Insekt kirumi IV
Fliege nshteira III
kleine Fliege, die einem in die
Augen fliegt büMsi III
Moskito mußtet II
ganz kleine Mücke, die in großen
Wolken über den See zieht
ti$Hcitfh% III
Zecke kibo IV
Biene tuoki III
Wespe, große schwarze nntca III
dicke schwarze Hummel kiyun-
yumira IV
Schmetterling kiöyo IV
Spinne rububi (pl. n-) VI
Ameisen: weiße m&shuxiN, wenn
sie fliegt büshtea III, Termiten-
hügel kishtca IV, rote beißende
Incasi undnköm&selU, schwarze
beißende niängo III, kleine rote
Arten: kiSngere IV, kinwmo IV,
kiniamanea IV, niorosi III niSnye
III, rtajiifl (m-) VI, übra V
Laus rieft« III
Floh mla 111, Sandlloh tnbunsi II
Wanze kifuri IV
Tausend fuß kigongoro IV. Hun-
dertfuße sind unbekannt, eben-
so Skorpione
Regenwurm kishukwru IV
Schnecke kuhorogöto IV
Schneckenhaus, Muschel AwfralV
Kaurimuschel , die landesübliche
Münze, von der Küste impor-
tiert ssimbi III
Heuschrecken: die verwüstende
;«<^e III, eine harmlose mparära
III hellbraun; eßbare allgemeine
mAS&ww«III. Unterarten: m/ww-
<7ara III hellgelb, nxhAdyu III
rot, rukdsa VI hellrot, Afo»IV
klein, fallen in dieser Reihen-
folge zu bestimmten Zeiten in
Jahreszeit msstnene
Grillen dytrelU und kinunanttig**
IV
Heimchen kishe IV
Libelle niamaue III
Bohrkäfer iwä&m III und kiuka IV
Getreitlckäfer mrubi II
Mensch m&tfu, pl. 6aWu I
Mann mshAdya I heißt auch Gatte
Frau mkdsi I
Volk, Stamm, Geschlecht rugändc
<«-) VI
Gatte, Gattin ihanif (töfteW) I
Vater tatä, im Anruf : ttUätea (Ab-
kürzung) mein Vater
Vater sonst in der Verbindung
mit mein, dein usw.:
ishenye mein Vater
isho dein Vater
Uhe sein Vater
ishitshee unser Vater
ishimee euer Vater
tshibo ihr Vater
Mutter matte oder nfoo, im An-
ruf mou&nye meine Mutter, sonst
heißt meine Mutter: ntna/iy*.
deine moko, seine nina , unsere
nhmtshwe, eure rnnwur*, ihre
mhiibo, Mütter banina ; z. B. ihre
Mütter baninabo
Kind mwdna I, Säugling mkerrmtki
I; Kind in Verbindung mit mein,
dein usw.
tntdbari \c6nge mein Kind
mtdbari traue dein Kind
mtabaribe sein Kind usw.
batdbori hinge meine Kinder
usw.
Greis mgvr&ssi 1 , Greisin wJlvU-wn/ 1
Sohn modyö (bvdyö) I
Schwiegersohn, -tochter 1
(W*o#)
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Hkrrmawn: Lusiba.
ir>3
Enkel , Enkelin vom Sohn mdyu-
kunt I
Enkel, Enkelin von der Tochter
mtcuea (bakoa) I
Tochter mus*(ki (bfissiki)l = Jung-
frau
Jüngling mssigdsi I
Bruder mr&mna I, Schwester
mniania I
mein älterer Bruder, meine filtere
Schwester mkwruAngt I
mein jüngerer Bruder, meine jün-
gere Schwester mtödnge I
Schwager, Schwägerin mrdmu 1
Witwer, Witwe ng&nge I, Waise j
ntabtca I
Herr, Herrin mkdma I (= Häupt-
ling)
Onkel , Bruder des Vaters taünto,
Bruder der Mutter marvme I
Tante, Schwester des Vaters ta-
tenkdsi I, Schwester der Mutter
mavtrito I
Sklave mtcfru I
Sklavin msana I
Sklavenkind kasana (tu-) X
Kel>sweib mgSnrla I
Bräutigam, Braut mgori I
Hure mrdnge I
Häuptling mkdma I
Mutter des Häuptlings mkdma
m/ttJTU
Freund rnniöanil (eigentlich : mein
Freund), Blutsfreund mkagu I
Gast, Fremdling mg&ni I
Europäer mncira I (d. h. der Weiße)
Feind min (bdbi) 1
Bettler moro (borö) I
Krieger mrtnda I
Flüchtling mßtritki 1
Dieb mtcibi I
Beamter, Großer, Vornehmer
mkungu I oder mramdta 1
Prinz, Prinzessin mlängira I
Minister katfkiro 1 (entstammt dem
L Uganda)
die Bauern , Einwohner mbaga 111
(Kollektivwort)
Schmied mxcissi (baissi) I
Topfer mbütnbx I
Bootsbauer mb&si I
Fischer myubi I
Räuber mkangu.ri I
Eisengewinner, die in Hochöfen
Erz schmelzen myugü&si I
Holzarbeiter fur Haus, Speere usw.
mbäya I
Korbflechter mkokaril für Reusen,
mruki I fur Körbe
Seiler mssibi I
Anfertiger des Rindenstoffs mAo-
mddyi I
Schneider fur Stoffe mbasisi I,
mkekfcsi 1 für Häute
Gerber mtcasi (ban) I
Anfertiger der Graskleidung
77\t\Tt\hi I
Hirt des Häuptlings *uA4mfa I,
anderer Leute mlUsa I
Jäger muhtgi I
Arzt, Zauberer m/Ömo oder
mbindtca I
Henker, Polizist mruwit I
Eunuch mshumure I
Querflötist tshikuli IV
Langflötist m/<Jh' II
Topftrommler xcmgoma I
Langtrommelträger wengardbi I
Kapelle des Häuptlings: (1 Lang-
trommel, 1 Topftrommel und
mehrere Quer- oder Lang-
flÖten) makondile V resp. ndire
III
Koch des Häuptlings my&ndo 1
Diener des Häuptlings mtingok I
(entstammt dem Luganda)
Hausverwalter des Häuptlings
mgdnsi I = Günstling
Chef des Kanus mktcenda I
General mtur&ssi I
Ruderer mbuga I
Kanukapitän mgoba 1
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Herum auk : Lusiba.
der hinterste Ruderer tctrutsi-
guru I
Trager mt&nsi I
Mundschenk der Häuptlings tcAi-
kör6go 1
Melker mkami I
Günstling mgdnsi I
Wächter im Bananenhain (pro
Dorf einer) mkuma I
Türhüter beim Häuptling mkumi j
und mtdngi I
Wache, Posten beim Häuptling
tnlinda I
Bote, Gesandter mtvmtca I
Pfeifer (mit dem Munde) mturisa I
Stutzer, Gigerl ndhtgia (bartngid)\
Gierschlung (Vielfraß) mpunga I
Einfaltspinsel mdydnga I
Dummkopf mrSnga I
Verrückter mraru I
Renommist nddra (bardra) I
Geizhals muimil (mehrEgoist)oder
mkSngi I (der selbst hungert)
Gefährte, wird nur in Verbindung
mit mein , dein usw. gebraucht; l
mtätxtdnge I mein Genosse, pl.
batdttcdnge, mtancfiue 1 dein Ge-
nosse, mtättwe I sein Genosse
usw.
Kopf mhte II
Schläfe ruba (nba) VI
Antlitz, Stirn busso (nsso) VI
Scheitel kahdnga (tu-) X
Glatze rtidyui (n-) VI
Haar rushoke (n-) VI
Auge Hsso (m&sso) V
Augenstern mboni III
Augenbrauen kisstge IV
Wimpern rugof (n-) VI
Lippe, Mund mümca II oder kimca
IV oder kdntca (tu-) X
Kinn kirtdyu IV
Bart ndMyu III
Pubes bioya IV
Haare unter den Armen kiniak-
ictri IV
Zunge lultmi (ridtmi) VI
Zahn &iö (m£roö) V, Zahnlücke
kuisha IV, Schneidezähne ä*-
gengambtro V, Augenzähne fr
shongha V, Backzähne Ä^wIV
Wange m/ama V
Nase mWo III, Nasenloch
kitotndo IV
Ohr Atan (matoi) V, Gehörgaag
kiulu kiokütrri IV, Ohrläppchen
mbdra kühn III
Hals ngöto III
Kehle mum(ro II
Nacken nkfimbo III
Korper, Rumpf mubtri II
Fleisch nydma III, das knochen-
lose dicke Fleisch II
Leichnam, Toter (bä/u) I
Brust IV, Brüste, Euter
mbSre V
Bauch mhttnda (m-) VI
Nabel mkundi II, Nabelschnur
rurila (ndila) W
Schulter mb&ga V, Achselhöhle
nyaktoaua HI
Rücken mgSngo II
Gesäß «fö III. After
(*ip&<fe) VI
Schwanz mkfra II
Penis mboro III, Glans »/»Au III.
Präputium mpah III
Skrotum »faru^äma III, Testiculus
igossi V
Vagina mono III, Klitoris mssirfi II
Arm »tfcoho II, Unterarm /undo III.
Ellenbogen goknra V
Hand kigdnya IV, Rücken
nyuwwlll, FlächefcjrdnyalV.Ge-
lenk Aruiww IV, Faust III
Finger ki&ra IV = Zehen, Klauen.
Daumen kiara kish&dya , Zeige-
finger kalka kuft, Mittelfinger
nkirabfno, Ringfinger bjfuamuh.
kleiner Finger käräkatrtro
Nägel an Fingern oder Zehen
npämbo III
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H k r hm ann : Lus Iba.
H>5
Fuß kirenge IV -= Huf
Bein kugüru (ma) V
Knöchel kinono IV
Hüfte bwankinia III
Oberschenkel Ar/6Av> IV, Unter-
schenkel yäwfo III
Schienbein mr&ndi II
Kniescheibe kudyui V
Kniekehle III
Wade fündo III
Ferse, Hacke kissinssiro IV
Haut rushüshu (n-) VI
Fell (fuu (rhpü) VI
Knochen mgufa V
Rippe rubddyu (m-) VI
Schlüsselbein kikdno IV
Sehne Am« IV
Ader »n*Aii/|- II
Herz mgdnya II
Leber mvcirviia II
Niere nssu/o III
Galle ndurvoe III
Mil/, ruttssa (ndtssa) VI
Magen rü/wa (nftea) VI
Harnblase ruago (mpagö) VI
Darm r«ra (mora) V
Blut shägdma III
Milch mafa V
Schweiß mpfta III
Kot ma*t V (vom Rindvieh A&Aa
VII)
Urin nkali III
Tränen mwe go lisso
Krankheit allgemein : ndusara III
Geschwur kail III. Eiter tnäira V
oder mäW go kb%
dicke Narbe von Wunden nkddyu
in , Üach , wenn die Haut heller
wird kishlshe IV
Pigmentschwund buyoke VII
partieller Albinisinus myoke I
Bubonen ruikika III
Husten An^ufo IV
Heiserkeit nköröra V
Kopfweh thhce gunena = der Kopf
tut weh
Hautausschlag bwile VII
Wunde kirdnda IV
Fieber mit Drüsenanschwellung
msiga III
Fieber mit Abzehrung mshuidya III
Bubonenpest ruicunga VI
Pocken bur&ndu VII oder AnVio«
IV
Syphilis binyöro IV
Tripper mtisi III
Krämpfe nslmbu III
Ohnmacht mtodnsi III
Nasenausfluß 6/n*« IV
Niesen mtc&#a III
Striktur mit Schwellung der Glans
tnagufa V
Bauchschmerzen kidyoka IV
Menstruation busfra VII
ein Buckliger muntu a ne ibdngo
ein Blinder mhumi I
ein Stummer mtita 1
ein Gesunder dikdire, pl. )
( *
bdikdure 1
siehe
173.
ein Kranker mruatre 1
ein Tauber \
yäigaire mdhei | yäigaire rv ver-
ein Einäugiger [ stopfte
yäigaire lisso ]
Schwangerschaft fatla oder Ada III,
die Frau ist schwanger mkasi
ainSnda (a- tie -endo)
Arznei mbasi II
myarida III innerlich, gegen Bu-
bonen, Elefantiasis
kUobimumi IV
rudyürürusi VI
innerlich, gegen
Schlangenbiß
rutendaigwe VI innerlich, gegen
Würmer
toÄola IV innerlich, gegen Band-
wurm
muniaburiko innerlich, gegen Leib-
schmerzen und Tripper
mgandyura innerlich, gegen An-
schwellung der Glieder
kasankddyu äußerlich, gegen Ge-
schwüre, Ausschlag
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H>6
Hirbmann: Lualba.
äußerlich, gegen
Wunden
mien go
mkoni
kaitrira
mnianssano ein Abführmittel,
innerlich
rmhinda innerlich, gegen allge-
meines Unwohlsein
ruoba innerlich, gegen Tripper
mriämbwa ein Brechmittel , inner-
lich
mtäimdüka innerlich, gegen Kopf-
schmerzen
mribdta innerlich, gegen Schmer-
zen der Schwangerschaft
metdngo innerlich, gegen Kreuz-
schmerzen
tmeima innerlich, gegen Fieber
kiktedssa , rubona innerlich , gegen
Unfruchtbarkeit
neien, wenn in großen Dosen
gebraucht
Pfeilgift bumara, gekochtes Ge-
misch aus Hökern, Insekter..
Schlangen , Eidechsenküpfeo
u. dgl.
Seele moyö 11
Geist kisimu II
Schatten beim Menschen
IV, sonst kibtho IV
Zeit maki V
Name ib&ra V
wie heißt Du? ibara haue uiioai
Stimme, Wort kigdmbo IV
FlDstern bnce IV
Unterhaltung kufumora VI1J
Versammlung ukurdta III
Gesang rudymgo (n-) VI
Schlaf turo III
tuioioki innerlich, zum Abtreiben ! Traum ndotö III
rvkerire innerlich, gegen Hysterie
kitaibwa innerlich und äußerlich,
gegen beginnende Verrücktheit
mtaibare Räuchermittel, gegen
Schwindel, Ohnmacht
rukopuj äußerlich, gegen ge-
sehwollene Augen
kakurüra innerlich, muo äußerlieh,
gegen Anschwellungen
Vieharznei
mümura gegen Geschwüre bei
Kälbern
tumbdko (Küstenwort) Tabak mit
Wasser gekocht, äußerlich, bei
Ziegen und Schafen
mgorogöro äußerlich, mit Krde
aufgeschmiert, beim Rindvieh
karamdta äußerlich , mit Salz ge-
kocht, auf das Kalb geschmiert
und von der Kuh dann abge-
leckt, gegen Bösartigkeit
Gift allgemein: mashdgwa V; einzelne
Arten :
mdyurna , mturvka, mnoko , kätia,
kibömbo und die meisten Arz-
IV
Erzählung, Geschichte
Menschenmenge ntiko III
Haus ndyu (mddyu) V
kleines Haus kädyu (budyu) X
Brücke rutindo (/»-) VI
Leiter lukuwiro (n-) VI ^= Treppe
Tür, die Öffnung irembo V, der Ver-
schluß rwgi (ntgi) VI
Zimmer, d. h. Abteile der Hütte gibt
es 5:
1. kiongore IV für Vieh
2. nyumgüru III Schlafstelle
3. kirügtce IV für Feuerholz
4. mwania II Küche
5. mliängo II Empfangsplatz
niomio III Pfeiler
ngdbo III Spitze der Hütte
kibäsi IV Ringe zum Zusammen-
halten des Rohres
kishdssi IV Vorbau über der Tür
russika (n-) VI Scheidewände in
der Hütte
iiga V Herdsteine
Pfahlbett küibö IV
Klotz als Kopfkissen mshago 11
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Hkbrmann
Lusiba.
167
kunstvolles Flechtwerk an der Decke I
der Hütte kigagdra IV
Matte, selbstgemacht kirago IV, aus !
Uganda importiert mkika II
Stuhl kitibe IV
Zaun rugo (iigo) VI = Hof
Mauer rugo rö mabart
Riegel muringo (mingo) II
Brett mpero III oder küsse IV
Abtritt des Häuptlings t/uboV, anderer
Leute khcüngo IV
Kanu bwatu (matu) V
europäisches Boot ngardba III
Floß zum Fischen rhbo II
Kiel mgSngo III
Planke ibiga V
Gefäß zum Ausschöpfen des Wassers
itshäba V
Ruder ngii III
Segel yÄiw (m&ma) V (= dem Kisua-
heliwort hema = Zelt)
Mast mn II
Ruderbank mfururno IU
das vorne überstehende Ende des
Kieles ndmbo III
darauf aufgesetzter Schnabel msha-
gäre II
Querholz vorn zum Beiseitedrucken
des Schilfes kiinda IV
Grassorte, mit dem die Planken zu-
sammen genäht sind bika IV
Verzierung des Schnabels rushenshe
(«-) VI
Flotte rukSndyo (»-) VI
Waffe kikwato IV
Stock nköni III = Keule
Bogen buta (mata) V
Sehne ruga (Aga) VI
Pfeil imcäfts II, vergifteter Pfeil ki-
mara IV
Köcher kikurtmbe IV
Speer mit Schuh und Spitze itshumo V,
Speer mit Schuh ohne Spitze mgumall
Schild ngäbo III
Geflecht nshüH III
Griff ty&i?a IV
Angelhaken irobo V
Angelschnur mgdnyo II
Hammer nidndo III
Amboß ruidya (mpidya) VI
Blasebalg myuba II
Zange ftfoxtot IV
Stiel ffttcb» (ffi&i) II
Hacke »j/tfra IH
Rasiermesser rummsso (m-) VI
Messer, klein »i4yo (mfyo) II, groß,
eine Art Axt mhSlo II
Beil ndiamfa III
Dexel mb&tyo III
Sichel ruabio (ndabio) VI
Besen tsKerer&so (bierfir&so) IV
Fackel mfcfo* in oder «omi/i (m-) VI
Langflöte mr^re II
Querflöte i*o*<#/ß V
Horn yAn&e {maSmbe) V
Pfeife (zum Blasen) tr^e V
Trommel
Topftrommel ngoma III
Langtrommel ngardbi III
Trommelfell </km (mpü) VI
Zither mit 6 Saiten nänga III, mit
4 Saiten ngeshSra III
die zusammengelegten Hände, um
darauf zu pfeifen kifori IV
Gewehr tumussi (maiumussi) V, bundu
III ist verdorbenes Küstenwort
Lauf mroma II
Schaft mti
Hahn ssirtba V
Abzug mbaräuiya HI
Pulver bugänga VII
Kugel ishässi V
Zündhütchen wirfro II
Piston (mÄsho) V
Patrone Ärwfr« IV (Küstenwort)
Schloß ngdbo III oder mtdmbi II
(Küstenwort)
kurzer Vorderlader nkoa V
langer ■ nkwcanyüdyu
III (d.h. für Elefanten)
Mausergewehr mkundi iOriginal-
Chassepot kashdra ) worte
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Ki.s
Herrmann: Lusilia.
doppelläufiges Schrot- \ ver-
gewehr menu! / dorbene
Remington mantoni f earop.
Snider ssamadSri ) Worte
Last mtwaro II
Faß (nur bei Pulver bekannt) kahraro
(Au-) X
Kiste, Kasten kibengo IV
Buch, Papier, Brief harua III (Kusten-
wort)
Pfropfen kifundikiso IV
Zelt ybna (mtma) V (Küstenwort)
Regenschirm rntäka II
Splitter mlncabtca III
großer Topf zur Weinbereitung ki-
moyalV, /um Wasserholeu nyoga III,
Kochtopf niihtgu III, kleinere Sorten
niawugyo III, ruäbia (nabia) VI, ru-
r/Aa (ndeba) VI
Löffel nddsfut III
hölzerner Melkeimer kiunsi IV
Butterfaß kishabo IV
Trog zur Weinbereitungforo/u (moto) V
^ Boot
Topfscherbe ru^uyo (n-) VI
geflochtenes Zöpfchen aus Gras, zum
Bemustern der Töpferwaren so-
lange der Thon noch weich ist ruoro
(tnparo) VI
Korb lose geflochten rugiga («-) VI,
dicht geflochten ntuküru III, kleines
Körbchen IV
Reuse von Stöcken kishiro IV, Reu-
senkorb mgSno II
gellochtener Trichter zum Bedecken
der Kürbisflaschenöffnung tntcSa
(miea) II, der Häuptling hat um
denselben eine heilige Blattranke
tshikarawo IV
Glocke
ibobo Van den Hoftoren \
der Häuptlinge j Un
yigi V am Halse des ( Lande
Rindviehs f ange-
kioma IV am Halse der l fertigt
Jagdhunde /
togoro III an der Kleidung b<r-
fesügt, von der Küste importiert
Graskleidung kihunge IV, wenn aus
Bananenblätter kissensse IV
Stoff, Zeug mtcendo III
Rindenstoff lubugu (nbugu) VI
großerliutausBananenblättern ntara III
geflochtene Mütze ktbo IV
Gürtel rushato (n-) VI oder mputa III
Band, Schnur, Strick rugdye (n-) Vi
Knoten ishümi V
Hals-, Kopf band rugisha (n-) VI
Armband, dünn, geflochten, aus diver-
sem Draht rtmirSre (nirSre) VI
Annband, dick, massiv mvnringa 11
Kette ruyegSre (n-) VI
Sack furibe III ^ Tasche
Kalme rurängo (nddngo) VI = Zeiehen
Naht rukindo (»-) VI
Haufen kitumo IV
Tropfen rur&go (ndego) VI
Bienenstock msinga II gö nyoki
Rock Ä-otf III (Küstenwort)
Sandalen »i*aito III
Kamm kitshutshäso IV
Pfeife iyitnbe V
Pfeifenrohr rusheke (n-) VI
Perlen bukwdnsi VII
katare kleine, weiß
tainditka kleine, blau, schwarz
katüku kleine, rot
kibüri groß, ringförmig
kiisse groß, glänzend
Essen, Speise biokülia IV
Bananenbrei W/afa IV
Mehlbrei aus Eleusine bushbr VII
Salz moniu II
Butter, Öl madyuta V
Tabak teAa III
Gern Öse mkübi II
Zuspeise ätt$"o IV
Honig ftoftt III
geräucherter Fisch mbdbure III
das Ding kintu IV
Besitz, Gut btntu IV = Dinge
Stöck, Teil kitiko IV oder IV
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Herrmann
: Lusi'ba.
101)
Arbeit, Geschäft mrimo III
Frohnarbeit nssfka III
Tribut mah&ngo V, fur den eigenen
Sultan mshoro HI
Überfluß mvcho III
Hungersnot i/wa 111
Anfang kibüno IV
Ende ihtui 111
Reise, Karawane rughuio (n-) VI
Ecke. Winkel MÄ/^a V
Ort, Platz, Stelle äantu IX
Sitte, Gebrauch, Maßregel msiro II
Dunkelheit mtciKma III
Helligkeit niabona III
Schulden ibdruiya V
Hochzeit riy« (r/wj/w) V
Brettspiel rusholiro (»-) VI
Steinchen zum Spiel mpiki Hl
Festung ru£© (s. Hof)
Art. Sorte mftndo II
Freude nshemerSrtoa III
Gelächter nsheko III
Neuigkeit, Nachricht a/o (bata) X
Streit nkungdno III
Geheimnis biama IV
Verschwörung Ara/ya III
Furcht &u&» VII
Risse, Löcher, Unebenheiten /iM/yuHI
Fleck lArfra V
Schlechtigkeit bubi i
Dummheit b&fu ! VII
Alter bugurussi
Jugend Imssigdsi
Schönheit bwüttgi
Faulheit bunäfu
Albernheit budyänya
Verrücktheit buroru ^
Habsucht bvpunga
Schwäche &uran"
Unbeholfenheit burbiga
Egoismus butmi
Geiz bukSngi
Schärfe , Schneid , Tapferkeit mänsi V
Starke mani V
Geschicklichkeit, Verstand, Klugheit
magisi V
Größe buküru VII
Stolz t*WK III
Gang rt^&rfo (?«-) IV
Buckel V
Geilheit £u*Aoa VII
Scham nshoni III
Lüge bishuba IV
Zorn kiniga IV
Trauer Ari6t IV
Hunger nyara III
Atem wioyo III
Durst trtwo III
Schwitzen »i;>fo* Hl
Lärm ydmbö III
Loch *rtfc« IV
Tätowierung rushdndago (n-) VI
Rüpelhaftigkeit tön VII
Tritt fnpär« III
A^jektiva.
Dieselben sind spärlich vorhanden und werden vielfach durch Sätze
umschrieben.
Das Präfix des Adjektivs richtet sich nach der Klasse des zugehörigen
Substantivs.
-rüngi gut, schön, dngo groß
I. Klasse. mvntu mrungi bäntu ban'mgi
mtcdngo - badngo
II. - mti gurüngi miti mirüngi
• gwdngo • midngo
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170
Hkkrmanh: Lusiba.
III. Klasse
IV. •
V.
nyai nüngi
mpdnyu
kid to
nyai siriingi
• sdngo
bialo birungi
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
sirüngt
bwdngo
-iya neu
I tnintu rmriya, bdntu batya
11 mti guiya, miti rnfya
III nyai thpia, nyai siya
IV kialo ktya, bialo biya
V ihüli Uya, mahuli gatya
ndyu rhpia , mddyu yatya
kütwt kwfya
lino Hya
VI rutindo rutya, ntindo siya
VII burüngi buiya
VIII ku/a kuiya
IX 5 an tu aiya
X kddyu kaiya, budyu buiya
kasana • tusana tuiya
katale • tutale
ata aiya, bata batya.
ihüli lirt'tnyi tnahüli yarunyi
- tidngo
, mpdnyo
kütun kurüngi, kwdnyo
Uno lirüngi, lidngo
rubabi rurungi
rwdnyo
bussiydsi burüngi ,
ku/a kuritnyi, ku/a kwdnyo
äantu arünyi, äantu ädngo
Diminutive: kddyu karüngi, budyu burüngi
kadngo, • bu>dnyo
kasana karüngi, tusana turüngi
kadngo, • twdnyo
unregelmäßig: katale. karungi, tutale turüngi
ata arünyi, bata ha rängt
> ädngo , - badngo
•ha weiß
muntu nayera, bdntu nibera
mti ngic4ra , miti nsyira
nyai neyera, nyai nsSra
kialo nkxera, bialo biera
ihüli ndi&ra, mahüli nytra
ndya neyhra
lino nd&ra
rubabi nduSra, mbabi nsSra
burungi mbtcSra
kü/a nkwera
äantu niSra
kddyu nkSra , budyu mbwera
kasana nkfora , tusana ntwira
katale nkSra, tutale nhrha
ata nitro, bata mbira
Einen eigentlichen Komparativ oder Superlativ gibt es nicht, man um-
schreibt sie durch sehr, ganz, viel usw. oder durch das Verb übertreffen
kintu iki kissingSki (ki-ssinga-eki)
dieses Ding ubertrifft dieses, d. h. ist besser als jenes.
mwindo Ögu gurungi böri
dieses Zeug ist ganz schön, d. h. das schönste.
Hkrrmanh: Lusiba.
171
1 -mwe
2 -bili
3 -shatu
4 i-nä
5 'tanö
z. B. I muntu omwe
II mtf gfanwe
III n?«w #mu*
IV kialo ktmux
V i'Auä &ntoe
ruiyu tmtce
Jctitwi kürntce
lino Mmicr
VI rutmdo rumtce
VII burimgi bumwe
VIII *ü/a tömtc*
IX aanfe amice
X hddyu karntce
Jcatale karntce
ata omwe
11 — 19 ikumi na
Zahlen:
6 mkaga
7 mshaniu
8 mnatia
9 tme&nda
10 tftumt
6dnfe fo-W/t usw
Ulfa' C - Ml
w-
ga-
diese bleiben
unverändert
ntvido $i-
burimgi bu-
kufa ku-
äantu a-
bteyu bu-
tutale tu-
bita ba-
1—5 mit Präfix
6 — 9 ohne -
ikumi selbst bleibt unverändert; na mit folgendein Vokal wird zu-
sammengezogen, z. B. ikumi nomwf 11, ikumi n&na 14 usw.
20 makumi gäbili unverändert; 21—29: wie oben
30
yäshdtu
40
günä
50
gdiano
60
mkaga
70, 80,
90 makumi
100 tshikumi IV bei leblosen Wesen; unveränderlich
igäna V • lebenden
101 tshikumi oder igäna na (z. B. nomtee , nhnwe usw.)
110 • neikumi oder igäna neikumi
120 • nagabili ■ igäna na gabili (die Zehn ausgelassen)
200 bikumi bibili oder magäna gabili
210 » * neikumi usw.
999 bikumi rwenda (Ausnahme) na makumi kitnda na mwenda
1000 lukumi VI unverändert
2000 nkumi sibÜi
10000 kakumi )
100000 fcidm;» j nur beÜn Zählen des Kauri«eldes ««gewandt.
Ordinalzahlen unbekannt, doch konnte man sie analog dem Kisuaheli
durch Genitive bilden, z.B.:
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172
Hekbmann: Lusiba.
der zweite Mann = der Mann der zwei: muntu o bili
einmal tnrundi II yunnce
zweimal miründi ebüi
dreimal > eshdtu usw.
2X2 — 4 Mi minmdi ebüi Sna
V, = die Hälfte kigutuka
der halbe Baum kigutuka tshö thti
weitere Bruchzahlen unbekannt,
allein, einzeln -nka
muntu wbika, thti ydnka, nyai yönka, kialo kiönka, ihüli yönka, ndy*
yönka, kutwi ktcönka , rutindo ncönka , bttrüngi bteSnka, kufa hcottka.
äantu 6nka, kddyu könka, ata 6nka.
alle -ona
bäntu bona, nati yona, analog dem Obigen,
wie viele? -nya
bäntu bänya usw. Betonung immer auf der letzten Silbe,
viele nyi
bäntu bünyi usw.
wenige -]ke
bäntu bdke, mtti tnike, nyai sike, bialo bike, mahuli ydke, ntbuio ,«*iv.
burnnyi büke, kufa küke, äantu dke, b&dyu büke, totale tuke, !>dta bah.
zusammen -Hämo
bäntu bona baliatno alle Leute zusammen
tutäte tona tuliamo » Märkte * usw.
Aus dem Stamm der Adjektive bildet man durch vorgesetztes m-, /«•
Substantia mit der bKreftendcn Kigenschaft; durch bu- die Eigenschaft
selber, z. B. -Una geizig
mtcUni Geishals (pl. baimi)
buimi der Geiz.
Liste der Adjektiva.
groß -dttyo, heißt auch mächtig, dick, ! rund -shobtre
breit, weit, geräumig | scharf -shdra
hoch, lang, tief -rä weich -erofta
stark -yuma — fest, dicht, zäh, hart weiß -eWa
alt -kuru heißt gleichzeitig groß (bild- schwarz -tragüra
lieh), berühmt
schwer -ssikira
klein ±to
eng, schmal, mager, dünn ±ke
kurz -gäfi
leicht -räuka
neu -tya
rot -tukura
heiß, warm -taydta
trocken -mite
reif -hire
unreif -btssi heißt auch grün, roh
süß -nüra
sauer, bitter -sharvra
gerade nyuiyäna ist unveränderliches stinkend, verfault -tale
Adverb , nackt, kahl ^shä = leer
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Herrmann: Lasiba.
gesund dikdtrt, d.h. er ist geblieben ;] faul -ndfu
ich bin geblieben nikatre, du bist! dumm, unwissend -fit (— tot)
geblieben unkatre (= tea • ikdire) usw. geizig -tma
krank aruälre, d. h. er ist krank ge-
worden; ich bin krank geworden
nduaire, du bist krank geworden
uruaire usw. ; ein Gesunder aikaire 1
pl. baikätre; ein Kranker rnruaire
pl. baniatre
tot
gut, schön -rw»
fleißig -ak6ra
Alle andern Adjektiva werden umschrieben, z. B. :
stumpf = nicht scharf; das stumpfe Messer = das nicht scharfe Messer
mtiyo H gushdra
das kalte Ding = das Ding hat Kälte kintu ki ne mbiho
das feuchte, nasse Ding = das Ding hat Wasser kintu ki ne mAse
die grüne Schlange nioka nbUsi (d. h. unreif)
oder: ■ niambdbi (d. h. mit der Blattfarbe)
der kluge Mann müntu ö magSsi
• stolze • a rie ikuru
verschwenderisch -agdba
wild, ungehorsam, widerspenstig
tapfer, bösartig
feige -tini
schlecht, böse -bt
geil -shoa
gleich, ahnlich -shushäna
voll, ganz bori Adverb.
Pronomina.
ich inii wir Üshtte
du tu* ihr (nice
er, sie, es 6gu (heißt auch dieser; sie abo (fur I. Kl.; sonst siehe: jene)
s. dessen Präfixe weiter unten)
(wenn alleinstehend; in Verbindung mit einem Verbum siehe bei den Verben).
Das persönliche Pronomen in Verbindung mit »und« bedeutet auch
»in Begleitung von . . .• oder «mit . . z. B.:
ndtnii mit mir, yagenda nätnie* er ging mit mir
rUthce mit dir
tukee oder nautee mit ihm , ndgo, ndyo, ndtsho, ndlio, ndko, ndro, ndbo,
ndko, näo, ndko, ndko, ndo (je nach der betr. Klasse des Substantivs)
naitfihtre mit uns
nainuw mit euch
nabo mit ihnen, ndyo, ndxo, ndbio, ndgo, ndso; ndto, ndbo, ndbo.
dieser:
(da ganz unregelmäßig, nur in Verbin-
dung mit einem Substantiv zu de-
monstrieren)
muntu ogu, bdntu aba I
mti ogu, muH igi II
ngäi igi, ngai &si III
kiäle On, bialo 4vi IV
jener: -
ötinya, batinya I
gotfnya, ettnya II
elmya, si/mya III
küinya, bitfnya IV
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174
Hf.rfmann: Lusiha.
ihüli idi, mahuli aga V
ndyu &gi
kfttwi okv
Uno Hi
rutindo öru, ntindo hi VI
burungi obu VII
kufa oku VIII
äan tu aha IX
kddyu oka, budyu ogu ) X
kasana aka , tusana otu ) Diminutive
usw.
ata aha , bata aba
diltnya , gattnya V
nrfyu eltnya
kuhci kütfnya
rütfnya, sitfnya VI
Jufoyo VII
kulfnya VD1
a&iya IX
fcföyu kätinya, büdyu bülfnyo X
kasana . , Awarwj tutinya
usw.
a&z öHnya, bäZa batfnya
da ist er! dies ist er! dieser! im Ausruf, oder wenn man etwas besonders
deutlich zeigen will: (eine Art Pronomen demonstrativum).
ngugo da ist er, nbäbo da sind sie I ' nbvbo VII
ngtigo , ndyigo II \nhtko VIII
ngiyo, ngiso III | otco IX
nkxtsho, nbibo TV
ndüro, nsiso VI
nkdko, nttito X
nkdko, nbubo X
ateo, &o&o X
Als Pronomen demonstrativum kann man auch folgende Formen auf-
fassen: er ist es, es ist es, sie sind es, welche auf die Frage: ist dieser
es? sind diese es? antworten:
I. Kl. mUoe er ist es, nibo sie sind es, Hute er ist es nicht, ttbo
sie sind es nicht
nigo, niyo, tigo, tfyo
niyo, niso, Hyo, tfso
nitsho, nib in, tft/tho, tibio
ntlio , nigo, nlio, tfgo (ihüli)
niko, nigo, tiko, Hgo (k&twi)
nidyo, nigo, Hdyo, Hgo (lidyu)
niro, niso, tiro, ffso
nibo, ffbo
niko, tiko
nio , tio
niko , nxto , tiko, Hto (kasana)
niko, nibo, tiko, tibo (kidyu)
nio, nibo, tio, tibo (äata)
hier wird das allgemeine »es ist« durch ni, -es ist nicht- durch H re-
präsentiert;
solcher, solch ein, so ein: -Vi. müntu ati solch ein Mensch; bäat»
bati 1; II guti, yUi; III iti, siti; IV kiti, biH; V litt, eti, kuü, gatx; VJ rvti,
nti; VII buti; VIII kuti; IX oft', so heißt dann auch das Adverb (S. 179);
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
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Hkrbmanr: I.tuiba.
175
X kati, tuti, buti\ ati, bati. — sobo liti eine solche Sonne, d. h. die Sonne
steht so hoch (mit der Hand gezeigt).
sein (in Verbindung
mein:
dein:
mit Substantiven):
tcdnge, hänge I
tcoui, bau* I
muntve, bantäbe I
<nc<in<J0> ydnge II
gwaue, yani II
mügwe, mitte II
yänge, sänge III
yaue, säu$ III
ngatye, ngaüe III
kiringe* biänge IV
kiäue, ftiäuä IV
kialokü, bialöbii IV
Hänge , gdnge V
diaue, gaue V
ihultdie", mohutfge V
nflyu yanyc
yaue
ndyuye, madyuge
kiitwi kwänge
kxcaue
kuhdkwe
rtoänge, sänge VI
luäve, saw VI
rutindorwe, ntinddse VI
6«x%« VII
foot* VII
burungibvx VII
*t*%* VIII
A-trJt* VIII
jh/dfo» VIII
öi%« IX
oöW IX
kddyu hängt, b&dyu bwänge X
ka&ie, bxcwie X
kadyuke, budyvbice X
kasanak*, tusanattce
kasana • , tusema hcänge
usw.
kata/eke, tutatthce
ata aänge, bata baänge
at dye , batdibe
euer: -amu
ihr: -öW (o&ö)
z. B. sie gingen nach Hause: bagendo kwabo.
anderer: -Äff.
•Wi, 6dWi I
gundi, mbidi II
Axft, «6m&' HI
ArfooV, Mm/s IV
#nd*i, adWt V
kundi
Präfixe wie vorstehend
VI
feWt VII
AnWt VIII
oWi IX
kdndi, bundi X
kdndi, tundi
andi, handi
wer? nood?
was? ArMn"? an das Verb angehängt und dann nur -'Art geschrieben;
lealidki? was ißt du?
wo, von wo, woher, wohin? nkal, dem betreffenden Wort angehängt,
behält aber den Akzent; nogendanka? wo gehst du hin? norugankaf woher
kommst du?
warum, wozu? kükif
wann? itHt angehängt, behält den Akzent; wird dann in -Ä verändert;
nogendalif wann gehst du?
warum? ssoot mit nachfolgendem Vokal zusammengezogen, ssogu
ndikarahal warum bleibt dieser hier? (ku-ikara bleiben, aha hier.)
wie viele? -nga (s. S. 172).
was für ein? -'An'.
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17«
Herrmann: Lasiba.
ku/äki
muntufci, bantuki rutmdöki usw.
mttkiy mitiki
ngatki, ngalki
ndy&ki, madyuki
kintäki, binWci
welcher, welche, welches? -lia oder -to.
1 müntu alia welcher Mann? bänlu balia
II ihti gulia , mtti elia
Iii ngai elia, ngai stlia
IV kintu kia, btntu bia
V ihidi lia, mahidi gälia
kuhci kulia
VI rutindo rulia, ntindo sia
VII fmrungi bulia
VIII kufa kulia
IX äantu alia
X kalia, tulhi kalia, bulia; alia, balia
mich, mir; dich, dir; ihn, ihm usw., diese Formen werden am besten
an folgenden Beispielen erläutert:
ninbSna ich sehe
ninyebSna ich sehe mich
(reflexiv, aber er sieht mich
yanibina; ni- vor Vokalen
wird mp)
ninkubona ich sehe dich
nimbdna ich sehe ihn usw. I
ninttMna ich sehe uns
nintxiböna ich sehe euch
a ich sehe sie usw.
nimbdna
nindyibdna
II
III
IV
V
nmoai
ningibnna
ninsiböna
tmgabdna
VI
VII
VIII
IX
X
ninsib&na
wie die Einzahl
nindiböna (ihült)
nindyibdna (ndyu)
ninktib6na (kdhot)
nindiböna (Uno)
nindubdna
ninbuböna
ninkubSna
ninpabfma
ninkaböna
ninkabdna
ninpaböna
Das rückbezügliche -sich- wird durch eingeschobenes ye ausgedrückt:
er schlägt sich na-ye-t&ra
er wird sich schlagen a-ra-ye-tfra
«man- ist unbekannt; ich würde vorschlagen, dafür ru zu setzen, was
dem Charakter der Sprache am besten entspricht.
ninbub6na
nintubSna
nmbab/jria
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H k r r m a km : LUSl b*.
177
ich, du usw. allein (s. auch das Adjektiv: allein, einzeln -nka)
ich allein nienSnka wir allein Uthwhka
du • wSnka ihr • mrinka
er ■ tcfnka sie • bönka
usw.
selbst -mine
ich selbst niAtSne wir selbst tshwentne
du • tcwieW ihr - nt
sie » bönhie
usw. usw.
Das Relativ wird im allgemeinen durch den Vokal repräsentiert
und mit Zuhilfenahme des Verbums »sein« ausgedrückt; es kommt vor als
Nominativ, Akkusativ (dem Dativ gleichlautend) und mit einer Präposition.
Da -5- aber auch der Stammvokal der Ortsbezeichnungen ist, so ver-
schwimmen Relativ und Lokalsätze oft ineinander. Da die Ortspartikel wie
Helativa behandelt werden , so gehören sie auch hierher.
der Mann, welcher schlägt muntu aWcuttra
■ ■ schlug • abatre ateire
die Männer, welche schlugen bdntu babatre batetre
der Mann, den ich schlug muntu ombdire mtAre
die Männer, die ich schlug bdntu bombaire. batäre
der Mann, der mich schlug mitntu abdtre antäre
der Baum, welcher fiel thti gubd)re gugwire
die Bäume, welche fielen miti ibäire gigvrire
der Mann, mit dem ich ging mäntu obatre agenMre nau*
• , der mit ihm kam • ogabaire aüfre natce
usw.
Für -haben, besitzen« (in unmittelbarster Nähe) wird folgende Form
angewendet:
I der Mann, den ich habe muntu 6ndi ndtee, d. h. den ich bei mir
habe, wortlich: den ich bin mit ihm
die Leute, die • • bäntu bSndi ndbo
II das Messer, das • . mügo göndi ndgo, d. h. das ich in der Hand
habe
die » , die * • mtgo göndi ndgo
III das Ruder, das - • ngm göndi ndgo
die • , die ■ • ngm söndi ruiso
IV das Ding, das • « kintu kidndi ndtsho
die Dinge, die . - btniu biöndi ndbio
V ihüli liondi ndlio
kvtwi kiöndi ndko
mahüli göndi ndgo
VI rutindo röndi ndro
ntindo söndi ndso
MiU. d Sem. f. Orient Sprachen. 1904. DL Abt 12
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17S
Hrrrmann: Lufliba.
\rII buritngi böndi ndbo
VIII küfa köndi ndko
IX der Platz, den ich habe äantu öndi ndo
X kasana köndi ndko
Q ^\^%- f
Udyu bondi ndbo
ata öndi ndo
bata böndi ndbo
der Mann, den du hast müntu ölt ndtoe
das Ding, das du hast ktntu tsholi ndtsho
das Meser, das ich hatte muyo gombaire ndgo
das Ding, das ich haben werde kintu kwnddba ndtsho
• wir • werden ktntu kioturdba ndtsho
usw.
Das Pronomen possessivum allein mit den, den drei Ortspräfixen (mo,
poy heo) entsprechenden Präfixen mtc, ö, ho bedeutet: bei . . . zu Hause
mwdnge bei mir zu Hause, d. h. drin
ädrige ...» . bei, in der Nähe
kwdnge ... . »zu, hin; nach Hause
moali wo er ist. d. h. drinnen I
oali ... - in der Nähe I
koäli » • wohin I
mnbatiy obali, kobali wo sie sind I
moali agenda wohinein er ging I
oali » als er ging I
koali » wohin er ging 1
moabatre agensire wohinein er gegangen ist I
oabdvre - als - . -I
koabaire . wohin » • »1
Für die andern Substantivklassen werden die Formen analog dem
Folgenden gebildet.
alimo er ist da, d. h. drinnen I verneinend: talimo 1
alio ... . überhaupt da I • taiio I
aliko ... . hinein I > taliko 1
und analog die den andern Substantivklassen entsprechenden Formen:
II yulimo, guUo, guJiko; tigulimo usw.
III ilimo usw., IV kilimo, V ilimo, kuiimo, VI ruiimo. VII btiHmo.
VIII kuiimo, IX alimo, X kalimo, alimo usw.
Plurale I balimo usw., II gilimo, 111 silimo, IV bilimo, V
VI silimo, X bulimo, hdimo, balimo ;
verneinend tibalimo usw., tigilimo, tisilimo usw.
Herrmann : Lasiba.
17«)
Adverbien, Präpositionen, Konjunktionen.
heute mbteSnu = jetzt eilig teraltra
gestern nagoro 1 langsam mpöla (im Ausruf doppelt)
vorgestern idyo : zuerst atcandisi
morgen ninkea (nSntohea) zuletzt asinsire
übermorgen idyuiri einst, ehemals mm
bald, schnell btcdnou (im Ausruf dop* rechts mulio;
pelt) gerade nguigäna
alsbald, sogleich mbteSnu ati oder links mSsho
mbw&nu aha
hier, her aha; ist allgemeiner und auf größere Lokalitaten bezuglich ebenso
wie künu (weiter unten)
hier (nahe) ai (ahi)
. . , , . t Yi° i diesseits bmstri bwa kunu ),,._,„
jenseits bussln = Ufer; . { (bei Flüssen usw.)
i jenseits äussert bwa kult )
da, dort kuli; j'e nach der Entfernung auch küit und kuliiii
dort, dorthin, dortlier (s. die drei Ortspartikel mö, ö. ko)
utadyäio (uta-tdya-ö) geh nicht dorthin
otfmo er ist dort drin
hier, her kunu oder kunünyu
komm her idya kunu oder: idyanänyu wobei ku- fortgelassen wird
hin, hinweg, fort kuli
vor, vorne mbÜe
hinten, hinter, nach, nach hinten, zurück, rückwärts nyuma
hoch, oben, über, auf, hinauf eMgüru
herab, nieder, unten ädnssi
außen, aus eridya
drinnen, dadrin mündyu (eigtl.: im Hause)
zwischen ägdti
ja ntko; nein Uhtke; vielfach abgekürzt: tshi oder tshfohüsht
vielleicht shdna; noch nicht kakdtshui oder zehnte die Form desVerbs (siehe dort)
sehr mno; ganz bori; wenig kike
genug rekSra (Kisuaheli: bdsx)
nicht ti; ich will nicht tindikwSnda, d.h. ich bin nicht zu wollen.
mehr, weniger s. Komparative.
vergeblich, umsonst bäsha
zusammen -Homo (mit Praßxen) s. Adjektiva
so -ti, wenn an ein V er bum gehängt; yagambati er sagt so:
heißt auch also; hauptsächlich in der Redewendung gebraucht: er sprach also:
yagambirati oder yagirati (er machte so:)
und: na, vor Vokalen n-, ne-; ich und du (ni? nAtce
ich und er tni# nogu
so otio = auf diese Art, ebenso wie
oder: andtki; dieser oder jener ogu andiki oUnya
12»
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180
Herrmann: Lusiba.
damit, um zu: einfacher Infinitiv
ich gehe, um ihn zu schlagen ninginda kv-m-ttra
zu, Richtung wohin ktcä oder tcä
bis zu bustma, Zeit und Raum; alleinstehend heißt es: gänzlich
ich bleibe gänzlich hier: ninkdra btufma
ich gehe bis Bukoba ninginda bustma B.
ich bleibe bis morgen ntnkdra bustma nenkea
mit, vermittels ne; nalertca ne nkdni ich wurde mit dem Stock geschlagen
mit, in Begleitung von na oder ne
z. B. wo wir uns trafen mit öhoabugangdmea ne
daß, wird fortgelassen; ich weiß, daß er kommt — ich weiß, er wird
kommen.
k\ca )
bei kwä oder wo; ndlia ^ j nmange ich aß bei meiner Mutter.
sonstige Konjunktionen: aber, während, solange als, ob, obschon usw. un-
bekannt.
als, wenn, sobald als (s. zweites Konditionale der Verben)
weil, wegen tambdra (= Orund, Ursache)
warum? tambardkit
nimter&ra tambdra ya fakdra ich schlage ihn weil er sündigte
Präpositionen: durch, gegen, wegen, um (hemm) usw. unbekannt
in etwas drin oder hinein ) ■--.•«-.
i i 1 s. den Lokativ der Substantia
bei, dicht bei, nahe bei \
ich gehe durch den Wald = ich passiere den Wald ninrdba kibira
ich kämpfe gegen = mit = na, ne
von (etwas her) einfacher Nominativ
ich komme von B. — ich komme heraus nus B. = naruga B.
• und« in der Erzählung wird vereinzelt durch ka ausgedrückt, entsprechend
der ka -Verbform im Kisuaheli, dem sog. Narrativum; doch scheint mir
dies nicht original zu sein, sondern eine von Fremden angenommene Aus-
drucksweise.
Interjektionen.
Begrüßungen: guten Tag; der verheiratete Mann sagt das erstemal: skö-
mardm, bei weiterem Wiedersehen denselben Tag: tcdssi tcota
der unverheiratete Mann sagt: ssingiri w&tu
die Frau sagt: shure ic^itu
zum Häuptling sagt man: kamerire rugdwaf
auf Anruf antwortet man: kauxm&ket
Begrüßung Zurückkehrender: umuka
lebe wohl: ögendege oder karige
wie gehts?: oia? was gibts neues? ata?
danke schöu: wdkora oder kature oder kossinge
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Hkrrmann: Luslba.
181
Ausruf der Verwunderung Uhl
des Ärgers l/, seltener Ohl
der Trauer yoo!
des Schmerzes ä! oder yiyty&yi (ad infinitum)
Wenn man von weitem angerufen wird, antwortet man: hü in ganz
hohem Tone, wie die Indianer; sollte das nicht hörbar sein, z. B. bei starkem
Wind, so ruft man hu, einige Töne aufwärts und abwärts.
Vorwärts ! üoko l
genug, laß sein! rek&ra!
halt! rika!
still! ruhig! rike ydmbof oder nur: ytmbol
wer da! öltoöef (noöe — wer, Ii ist, 5= u du) du bist wer?
bist du verrückt? olimroro? (mräro = toasimu im Kisuaheli)
raus! shoraf rugdho! mutahil
der Ruf, ehe man eine Wohnung betritt: faitce!
der Bewohner ruft dann »herein!«: turvnuf
bei Anrufen, um es dringend zu machen, hängt man an das Rufwort
sst an, (vgl. ssaa im Kisuaheli)
so komm doch! idydssi!
Friede! Ruhe! nabönamkdma! (d.h. ich sehe den Sultan)
Platz! aus dem Wege! ndakuntal (n-da-ku-Ua d.h. ich werde dich
töten)
komm näher! nur heran! nun Platz! nieg&ra! oder egowmtu!
schnell! Inodnyu bwdngu!
was soll das heißen? kikif
Schimpfwörter: kalaleoguirimu d. h. schlafe und wache nicht mehr auf
kdigardkanvca deine Lippen sind geschlossen
kala entubuidsho iß den Penis deines Vaters
kaliS msstnagonidko iß die Klitoris deiner Mutter
ii. dergl. obszöne Redewendungen. Sonst schimpft man sich mit Tier-
uamen, z. B.:
Du Affe! Krokodil! Hyäne! usw.
Kriegsgeschrei: klingt wie Pferdegewieher; hoher angehaltener Ton mit
darauf folgender, in der Kehle getrillerter Tonleiter, etwa so:
Verba.
Alle Verba enden auf -a\ sie bilden ihre Formen teils nur durch
Präfixe, teils durch Präfixe und Änderung des Stammes; letztere ist zwar
meist auf -ire oder -ise auslautend, jedoch zu oft unregelmäßig, als daß
sich eine bestimmte Regel geben ließe; ich habe daher beim Verzeichnis
der Verben jedem Verb seinen veränderten Stamm beigefügt.
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1S2
Heurxann: Luslba.
Das Präfix des Infinitivs ist ku-, wenn der Stamm mit einein Kon-
sonant anfangt, ktc- oder Ar-, wenn der Stamm mit einem Vokal anfingt,
z. B. ku-tera schlagen, hc-ibtea vergessen, kombika bauen. Mehr Formen,
als die hier angeführten, giebt es nicht. Alles andere geht aus folgenden 4
Beispielen hervor:
ku-tira schlagen.
1. Präsens. Präfix -»-
nin-Ura ich schlage
no-tira du schlägst
nä-tha er schlägt 1. Klasse
ngu 11, he 111, nki IV, ndi, ne, nku V, \
ndu VI, irfy VII. 1*1 VIII, nälX, Präfixe mr die «d«™
nka, nä X S KlMsen der Substantivc
ntu- t&ra wir schlagen
mm-tera ihr schlägt
nba-tha sie schlagen I. Klasse
ne II, «« III, *6i IV, n^o V, «i VI, »6t, VII, i fur die andere«
nku VIII, nä IX, n/u, nia X ( Klassen.
Die Personalpräfixe sind also:
ich im oder n
du u (o), tc
er, sie, es a, ya, yw, ?, Art, A', Aru, ru, 6m, Ar«, a, Ära, a
wir <u, Ac
ihr mu>, m
sie 6<z, ?, si, 6i, ya, si, bu, ku, o, 6«, fw, 6a,
welche, wie aus nachfolgendem hervorgeht, in mannigfachster Weise mit
den Präfixen oder den Anfangsvokalen der Verben zusammengezogen werden;
auch hier wird n/, ur in nd verwandelt, n vor Vokal wird meist mp; ich
tanze heißt also nicht nin-oiya, sondern: nimp-mya.
2. Imperfektum. Präfix -a-.
tio-ttra ich schlug, d.h. diesen Augenblick erst habe hco-tera
wa- ich aufgehört. Diese Form ist die . in der die mwa-
ya- Erzählungen vorgetragen werden. 6a-
3. Perfektum. Präfix -a- und Änderung des Verbalstainines.
na • teire ich habe geschlagen ttca - tetre
vxt-teire mvoa-
ya- 6a-
4. Plusquamperfektum. Präfix -ka-.
n-ka-tSra ich hatte geschlagen tu-ka-tha
u - Ära- mtc~
a- 6a-
5. Futurum. Präfix -ra-.
nda-Ura ich werde schlagen twa-t&ra
uro- mtcra-
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Hkrrmann: Luslba.
183
6. Konditionale I. Präfix -aku- und Änderung des Stammes.
naku-t&re ich wurde schlagen tvoaku - teire
wafcu- mwku-
yaku- balcu-
7. Konditionale II. Präfix ka-ra-.
kanda-Ura wenn ich schlage, gesetzt den Fall katura-tha
kora- ich schlüge, sobald ich schlagen kamwra-
kara- werde; aber auch: als ich schlug kabara-
8. Konjunktiv. Präfix keins. Änderung des Endvokals -a in -e.
n-the daß ich schlage, ich möge, soll tu -tire
u- schlagen, laßt mich schlagen rmo-
a- ba-
9. Imperativ.
tiral schlage! (der einfache Verbstainm)
tut&re! laßt uns schlagen! i ^ ^
mwtire! schlaget! i "
Verneinende Formen:
zu 1. Präfix ft'-.
HntSre ich schlage nicht titu-tira
to-tSra titn-
ta- tiba-
zu 2. 3. und 4. Präfix ti~a-.
H-n-a-tera ich schlug nicht, habe, hatte titwa-tera
fttca- nicht geschlagen timwa-
tiya- ttba-
zu 5. und 8. Präfix ft-, ta-. Änderung des Endvokals -a in -e.
tm-tere ich werde nicht schlagen titu-tere
uta- ich möge - • Hm-
ata- tiba-
zu 6. Präfix H-aku- und Änderung des Stammes.
ti-n -aku -teire ich würde nicht schlagen titwaku- teire
tiwaku- timwaku-
tiyaku- tibaku-
zu 9. Mira! tüuteref timtire!
hierzu kommt noch: 10. Präfix ft- Ära und Änderung des Stammes.
H-n-ka-t&re ich schlage noch nicht, tituka-tetre
toka- habe noch nicht ge- timka-
iaka- schlagen tibaka-
zu 7 (Konditionale II) scheint es keine verneinende Form zu geben.
Das Passiv wird gebildet durch Einschieben eines -to- vor dem End-
vokal, ku-terwa geschlagen werden, also:
1. nmterwa verneinend: 1. tinterwe
2. natiruxi 2. 3. 4. tinatirvDa
3. nateirwe
4. nkaterwa
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184
Herbmann: Lualba.
5. ndatSrwa 5. 8. thUirwe
6. nakutArtce 6. tinakutÄrvx
7. kandatervea
8. ntbrvM
9. tinea! 9. tiiertce
10. UnkaiArwe
auch im Passiv scheint es zum Konditionale II (7) keine verneinende Fora
zu geben.
Das dem Passiv folgende »von, durch« wird durch ne ausgedrückt,
z. B. yatirwa nie . . ., er wurde von . . . geschlagen, doch wird ne auch viel-
fach ausgelassen.
kti'tia essen: zu 1. nindia, nölia, nälia usw.
ku-ua blasen: ninpua , noua , naua >
ku-fa sterben: ntn/a, nöfa, ndfa
2. naiia usw. 3. narire usw. 4. nkdiia usw.
naua nawre nkaua
nafa nafufre nkd/a
5. ndalia usw. 6. nakvrtre usw. 7. kandatia usw.
w/aua nakuütre kandaua
ndafa naku/vire kanda/a
8. rf<ÄS a/iVf) usw. 9. dta oder ilia!
npue (uu#, ät/l) ua!
ninfe (ufe, äfe) tfe!
verneinend: 1. ttndia (tolia, talia usw.) 2. 3. 4. Ünarire (twartre usw.)
Hnpue" (toüä , taüd) tinjndre (tiicauhy)
tbt/e (tqfa, tqfa) Hnqfufre (tivafuire)
5. 8. tfndifi(utaUe)us\v. 6. tinakurire usw. 9. (India! 10. Hnkartre usw.
tinpv*(utaug) tmaküütrt tinpua! tmkautre
tinfe (utdfe) tinakufuire tffa! tmkajtire.
Nach den vorangegangeneu Beispielen lassen sich alle Verba konjugieren,
je nachdem der Stamm zweisilbig ist und mit einem Konsonanten anfingt
wie bei ku-t£ra, oder zweisilbig ist und mit einem Vokal anfangt wit- bei
ku-ua, oder einsilbig ist wie bei ku-fa, oder auf ia endigt, was zusammen-
gezogen und nur als eine Silbe betrachtet wird.
Besonders zu betrachten ist das Verb: kua geben (nicht zu ver-
wechseln mit dem vorigen ku-ua blasen).
Dieses Verb ist nur in der Verbindung mit dir, ihm, euch, mir usw.
in Gebrauch; will man ganz abstrakt sprechen, z. B. »er gibt« ohne Be-
zeichnung »wem«, so muß man ein anderes Verb gebrauchen. Die Formen
ich gebe mir, du gibst dir, er gibt sich usw. fallen aus; sollte man sie aus-
nahmsweise brauchen, so müssen sie als reflexive Formen mit -ye- ausge-
drückt werden (siehe S. 176).
zu 1. ninkua ich gebe dir, nimua ich gebe ihm, nintua ich gebe uns,
ninmicua ich gebe euch, ninbaua ich gebe ihnen;
nompa du gibst mir, nömua du gibst ihm, nötua uns, nöttaia ihnen;
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Herrmann: Lasiba. 185
naniua er gibt mir, nakua er gibt dir, namua er gibt ihm, ttatua
uns, riamicua euch, nabaua ihnen;
aber: ninyeua ich gebe mir, noyeua du gibst dir, nayeua er gibt sich;
ntukua wir geben dir, nimua ihr gebt ihm, nbatua sie gehen
uns usw., aber: nbayeua sie geben sich selbst usw.
2. nakua ich gab dir, namua ich gab ihm; nafüua, namwua, nabaua)
wämpa du gabst mir, wamua du gabst ihm; watutta, warnte ua,
wabaua;
ydmpa er gab mir, yakua er gab dir; yatua, yamwua, yabaua;
aber z. B. er gab sich (selbst) yayeua ;
twakua wir geben dir, ttcamua ihm, heamwua euch, twabaua ihnen;
mxßdmpa ihr gabt mir, ^ntramwa ihm, mttatüa uns, mumbaua ihnen;
bdmpa sie gab en mir, bakua dir, bamua ihm, batua uns, bamwua «Mich ;
aber z. B. wir gaben uns (selbst) twayeua.
3. nakuaire ich habe dir gegeben, namaire ihm, natwdire uns,
namveaire euch, nabdtre ihnen;
toampätre du hast mir gegeben, wamätre ihm, tco/ioain; uns,
teafmearre euch, wabaire ihnen;
yamp&re er hat mir gegeben, yaku>d\re dir, yatwatre uns, yow-
icrirr« euch, yabaire ihnen;
txcaktnre wir haben dir gegeben, twamolre ihm, twamtoäire euch,
heabaire ihnen;
mwampaire ihr habt mir gegeben, mwamdrre ihm usw.;
bampä%rt sie haben mir gegeben, bakwaire dir, bamdbre ihm usw.
4. nkakua ich hatte dir gegeben, nkarnua ihm;
ukdmpa du hattest mir gegeben, ukamua ihm.
5. urdmpa du wirst mir geben;
ndakua ich werde dir geben;
baramua sie werden ihm geben.
6. naküküä\re ich würde dir geben, nakumahre ihm;
ioakump&re du wurdest mir geben;
hoakubaire wir wurden ihnen geben.
7. kandakua wenn ich dir gebe, kandabaua ihnen;
kordmpa wenn du mir gibst, koramüa ihm;
kamrdmpa wenn ihr mir gebt, kamwramua ihm.
8. n*wß ich möge dir geben, nwitfc ihm, w/u« uns;
om/M du mögest mir geben, omu« ihm, ottau« ihnen;
cr'mp« er möge mir geben, oArtfe dir, aww« ihm.
9. mpaS! gib mir! thmuS! gib ihm!
ft/ütf/ gib uns! turnue! laßt uns ihm geben!
murmpet gebt mir! mvmuel gebt ihm!
und die andern Formen analog den obigen.
Analog den obigen bildet man die verneinenden Formen, z. B. :
tinkue ich gebe dir nicht, tinakuaire ich gab dir nicht;
tompa du gibst mir nicht, tomüa du gibst ihm nicht;
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186
titikakuaire ich wurde dir nicht geben, Hwakumpaire du wurdest mir
nicht geben;
utämpe du wirst mir nicht geben, tibamue sie werden ihm nicht geben:
tokampaire du hast mir noch nicht gegeben, thnkamätre ihr habt ihm
noch nicht gegeben usw.
Kommt noch ein Akkusativ zu dem Dativ, so stellt er voran, z. B.:
ich gebe ihn (I. Kl.) dir ntmkua\
du hattest ihn mir gegeben ukdmpa {= uka-m-mpa);
du hattest ihn ihm gegeben ukamua (— uka-m-mua);
sie werden es (IV. Kl.) ihm nicht geben tibakimue
usw. lassen sich die kompliziertesten Zusammenstellungen machen,
•schon« wird durch das Verb -mora beendigen ausgedrückt;
ich habe schon geschlagen = ich habe beendigt zu schlagen : namatkrt
kui&ra.
• sogleich, bald, ich bin im Begriff zu« kann auch durch das Verb
ku-tdya kommen ausgedrückt werden, z. B. :
naidya kvfa ich sterbe bald, mir naht der Tod.
Das Passiv regiert oft den Nominativ, während es im Deutschen den
Dativ regiert oder man sich durch »man, es« ausdrückt, oder wo es im
Deutschen keinen Passiv gibt, z. B. :
bäntu HbassUmca die Leute werden nicht gedankt, d. h. es wird den
Leuten nicht gedankt. (»Undank ist der Welt Lohn.-)
Hilfaverba.
Es gibt nur ein eigentliches Hilfsverbum: kü-tea sein, woraus man
haben = sein mit — hü -tea ne (oder na) bildet.
kü-wa sein. 1. nindi ich bin 2. na-ba ich war
u-li du bist tea-
a - Ii ya-
tu-li twa-
mw-li mxca-
ba-li ba-
Das -Ii kann auch fortgelassen werden.
3. na -baire ich bin gewesen 4. nkä-ba ich war gewesen
ya- aka-
txca- tuka-
mwa- mwka-
ba- baka-
5. ndd-ba ich werde sein 6. naku - batre ich würde sein
usw.
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Herrmann: Lusiba.
187
7. kandd-ba wenn ich bin 8. m-bts ich möge sein
kord-ba it-be
kard-ba a -be
usw. tit -be
mw - be
bit- be
verneinend: 1. lt-ndi ich bin nicht 2.3.4. /w-taimch war nicht, bin nicht
to-ri to- [gewesen, war nicht g.
td-ri ta-
titit-ri titu-
hmiv - ri Hm-
tiba-ri Hba
5. 8. ti-nbtyo ich werde, möge b\ tmaku-bdtre ich würde nicht
to- [nicht sein tiwaku- [sein
usw. usw.
10. tinka-bätre ich bin noch nicht, noch nicht gewesen, werde
toka- [noch nicht sein
iaka-
usw.
(Imperative = Konjunktive.)
•Sein- im Konjunktiv vor einein Verb im Konjunktiv drückt eine
besondere Bekräftigung, Bitte usw. aus, z. B. :
mbe nimiSre ich möge sein, ich möge ihn schlagen, d. h. laßt mich
ihn schlagen, möge ich derjenige sein, der ihn schlägt, ich werde
ihn ganz gewiß schlagen.
Von den Verben werden durch Stammanderungen neue Verben in
folgenden Formen abgeleitet:
1. Reziproke Form. Endung des Verbs -ana.
ku-t&ra schlagen, ku-terana einander schlagen, d. h. kämpfen
kv-bdna sehen, ku-bonangdna einander sehen, sichtbar sein
ku-gonsa lieben, ku-gondgdnia einander lieben, in Frieden leben
ku-shüra grüßen, ku-shvrana einander grüßen, sich begrüßen.
Die Konditional- usw. Formen dieser Verba enden auf -ame, z. B.:
terdtne, bonangaine, gondyatne, shuraine*
2. Angewandte Form. Vor das End-a wird -er oder -rr oder -ur
eingeschoben.
kv-ttta bringen, ku-lettra bringen fur, zu jemanden
ku-gdmba sagen, ku-gambira sagen zu jemanden
kugwa fallen, ku-gwfra fallen wo hinunter
ku-sara gebaren, ku-sarira gebären für jemanden.
Verbalstamme im Konditionale, Perfektum usw. endigen auf-»-«, z. B.
sarire , gwinre, yambire, ktfre.
3. Die passive oder neutrale Form. Vor das End-a wird ein
-Ar-, oft mit einem Hilfsvokal, eingeschoben.
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18*
Herrmann: Luslba.
ku-Snda zerbrechen, ku-enddka (-tndekire) zerbrochen sein
ku- atria zerstören, ku-abika (-abikire) zerstört sein
kit -ata zerreißen, ku-atika (-atikire) zerrissen sein
ku-shumurura öffnen, ku - shutnurugüka (shumurugukfre) geöffnet sein.
4. Die kausative Form. Vor das End- a wird -iss oder -iss ein-
geschoben, oder -tsh unter Veränderung des dem a vorangehenden Konso-
uanten.
ku-furüka entlaufen, ku-furutsha veranlassen, daß jemand wegläuft,
zur Desertion verleiten;
ku-iruka fliehen, ku-irutsha veranlassen, daß jemand flieht, vertreiben,
in die Flucht schlagen;
ku-kuba hinaufgehen, klettern, ku-kubissa hinaufheben.
Natürlich kann man nicht von jedem Verb alle 4 abgeleiteten Formen
bilden, sondern nur die eine oder andere.
Das Passiv der augewandten Form hat eine neue Bedeutung und
könnte als neue Form betrachtet werden, z. B. :
-ginsa lieben
-yonsira jemanden lieben, in jemand verliebt sein, 2. Form, Aktiv
-gonsibtca gefallen, 2. Form, Passiv.
Außerdem gibt es Verba, welche nur in einer der abgeleiteten Foroieu
vorkommen, während ihr Stammwerb nicht mehr existiert, z. B.:
-rebhsa vermindern; das nicht existierende Stammverb mußte '-rSba
gering sein« geheißen haben;
-bugdnganwa sich begegnen ist das Passiv der reziproken Form eines
nicht vorhandenen Stammverbs.
Es ist richtiger, an Stelle des rohen Verbs die zweite .angewandte
Form zu gebrauchen, besonders da sich der Neger das Alxstrakte des ein-
fachen Verbs nicht immer gut vorstellen kann; wenn er spricht: ich bringe,
ich sage usw., so denkt er sieh immer eine Person, der er etwas bringt,
zu der er etwas sagt usw.
Liste der Verba.
Der veränderte Stamm ist jedem beigefugt,
sprechen, reden, sagen -gdmba (-gam- winken -tigUsa (-tiytssise)
btre)
schreien -Li hur o (-tshusire) — lärmen
schreien , heulen (vor Schmerzen) wei-
nen -lira (-lisire)
rufen -birikira ( birikire); -Ua (-es sire)
Unstern -gdmba bfwe
flöten, pfeifen -turisa (-tufise)
singen -dyenga (-dymgire)
schnalzen -nSnkea (-nottkiie)
fragen -basa (-balise)
antworten -etdba (-etabire)
bitten -shAba (shabire)
danken, loben -sstma (-ssimirt)
fluchen, schwören -rafra (-raire)
schweigen, verschweigen -issisa (-
rise)
klagen, seufzen -gänia (-ganire)
grüßen -rämia (-ramise) oder
(-shurire)
lehren -egtssa (-egisHse) ; lernen -yegissa
(= sich lehren)
zählen -bdra (-basirt)
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Hkkrmakn: LusTba.
189
zeigen -orika (-orekire)
den Kopf in die Hand stützen -hcdta
itäma
befehlen, beauftragen -tüma (-tumire)
verbieten, verweigern -dnga (-angire)
lästern, schimpfen -dyuma (~dyumire)\
sich zanken -dyumdna (-dyumälne)
streiten -rwana (-rtcafne); -kutigdna
(-kungtdne)
kämpfen, fechten -tSrana (-terafne)
lugen -blya (-bdre); die Wahrheit
sagen = nicht lugen
betrügen -niaga ('Tiiagire)
übervorteilen im Geschäft -ss^ra(-sseire)
denken, nachdenken -teyertm (-tegerlse)
aufpassen, aufmerken
träumen -rata (-rössire)
wissen, kennen, verstehen, begreifen
•TTidnia (-manfre)
finden -rönda (-ronsfre)
messen , versuchen -rbnga {-rengire)
lieben -gönsa (-gondiss)
wollen, mögen, wählen, wünschen,
begehren -Snda (-ensire)', ich mag
nicht Hrtdünctnda
warten -linda {-linsire)
lauern, aufpassen -una (-unire); -teyerha
(-tegerise)
fürchten -ttna {-tm(re)
plötzlich zusammenschrecken -kabardra
(-kabarafre)
sich schämen -böna nshoni (.Scham sehen)
ehren -tangirira (-tangirfre)
sich erschrecken -itshura (-etehusire)
erschrecken, bedrohen -känga (-kangfre)
sich freuen -shemer&rwa (skenurtrwe)
suchen, jagen -hfga (-higirc)
trauern ku-tca ne kibi (— sein mit
Trauer)
zürnen -kwdhca kmfga (~ ergriffen
werden vom Zorn)
vergeben -garuHra (-garurire)
vergessen -ibtoa (-ebirwe)
irren, fehlen, sündigen •/akdra(-fakafre)
gebären -sara {-saire)
geboren werden -sartoa (satrtoe)
wachsen -kirr a (-kusfre)
hungern- bdna nydra (Hunger sehen)
essen ^lia (-rire); Passiv -tibwa (-ffnee)
heißen -ruma (-rwntre)
kauen, verschlingen -kangüra(-katiyutrf)
satt sein -iguta (-igüsstrt)
dursten -kvedtwa irto
sich erbrechen -tdnaka (-tanakire)
seine Notdurft verrichten -kunia (-nuÜre)
urinieren -niära (-niaire)
menstruieren -sira (-sisfre)
saugen -6nkxa (-onkise)
trinken -künwa (-ntcaire)
sich berauschen (an Wein oder Hanf)
-tamira (-tamfre)
sich berauschen (an Tabak) -sSnga
(songire)
den Sonnenstich kriegen -reshtoa
(-resstrtee)
waschen, baden -oga (-ogire)
niesen -ess&müla (-essBmutre)
husten -körora {-köröire)
sich räuspern -kukuma (-kukumire)
blasen , hauchen -uä (-üfrv)
gähnen -eamüla (-eamuire)
schlafen -biama (~biam(re) oder -nagira
(-nagire)
sich putzen, stutzerhaft anziehen -etteara
{-etwite)
wach sein -imuka (-imükire); wecken
imutsha (-imutshire)
erwachen -itnukia (-imukwise)
ruhen -hümula (-humufre)
Schmerz empfinden -ntniea (-nenfnee)
heilen -kira (-ki&re)
lachen -sh&ka ('Shektre)
lecken -rdmba (-rambtre)
küsseu (unbekannt)
schwitzen kwa ne mpüa (— sein mit
Schweiß)
töten -ita (-isstre)
sehen -b6na (-bofne), manchmal auch
(-bontre)
hören -urira (-urfre); horchen -/
oder -ururisa (-ururise)
kosten -row (-rorvse)
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190
Herrmann: Lusiba.
riechen, stinken -nuka {-nukire)
riechen (aktiv) , schnüffeln -kaga (-ka-
fr)
fühlen, berühren, betasten -korak6ra
(-korakostre)
den Beischlaf vollziehen -tshuga (-tohu-
gire)
zum Beischlaf verführen -shdba {-ghabfre)
notzüchtigen -dmba {-ämbtre)
gehen -gSnda (-gerutire)
kommen -idya (-isfre); das $ im Anfang ;
wird mit vorangehendem a zum
Diphthong zusammengezogen ; z. B.
kandaidya wenn ich komme
sich begegnen -bugängamca {-bugan-
landen = ausladen -ikura {-ikvrtre)
oder -ikurüra {-ikururtre)
landen — ausgeladen werden, er-
reichen, ankommen -goba (-gobfre)
folgen, verfolgen -ondtra {-andire)
jemandem begegnen, treffen -shdnga
(shangtrr)
erreichen -fka (-iktre)
umkehren, zurückkommen ~garüka(-ga-
ruktre); -shöba {-shubtre)
schicken, senden -shagdra {-shagafae)
eintreten, passieren, weggehen, heraus-
treten -taha (-tdtre)
auftreten -rtbdia (-ribassirt)
einen Tritt versetzen, auskeilen -fika
mgere {-the)
(-timbtre); auf einen Baum klettern
-kuba (-kubfo)
hinabsteigen , herabsteigen , herab-
klettern von einem Berg oder von
einem Baum ssongdka (-ssongakirr)
-kuburuguka (-kubuntgukire)
stehen -enutr&a (-rmerebr) ; aufsteh«
-Unka (-imkire)
stellen -emeresa (-aneresire)
erschüttern, schuttein z. B. einen Baum
-tsh&nda (-tshunstre) oft auch ver-
doppelt tshtmdatohünda , um die
Intensität auszudrücken
ausschütteln vom Kleide z. B. Staub
-KvnKitinura , \-KiiriKiirnifrir* i
zittern -tshundwa (-tshunsirw)
hüpfen -tshöka (-tshokire)
springen -gurüka (-gurukire)
tanzen, spielen -o\ya (-o4re)
mit den Füßen stampfen -<nyaÖ,yi
stolpern, straucheln -sMidra (-ssita&re)
fallen -gtea (-gwfo)
fallen lassen -tdissuka (-tdi-xukfrt)
ertrinken -fa me\se
schwimmen -da {-mre)
fließen -gira (-gedre)
trommeln -tera ngoma
tropfein -tdnia {-tonirt)
anschwellen, voll werden -idgüra
(-idyurh); vom Gefäß, vom Fluß
u. dergl.
dasein, bleiben, wohnen -ikdra (-ikafaf)
laufen, fliehen, weglaufen vor dem hocken, sich hinhocken auf das Ge-
Feind -intka (irükire) Ton manch-
mal auf der vorletzten Silbe
kriechen -adyüra (-adyutre)
klettern -kuba (-kubtre)
fliegen -gurüka {-gurukire)
fliehen, entlaufen (vom Sklaven) -furüka
{-furukire)
verlassen -rtka (-rektre)
saß, Knie hoch -shuntama {-shun-
tanäre)
sitzen, sich setzen nach europaischer
Art -tanddma (-tandamire)
knien, sich hinknien auf beide Knie
-tika mddyui (-tekire)
knien, sich hinknien auf ein Knie
-tika küdyui kümux
aufgehen (von der Sonne usw.) -shabüka ! biegen, beugen -indmia (-inamvr);
{•shabukire)
untergehen (von der Sonne) -tmth-a
(-toweire)
-itiika (-inikire)', -kanddnda (-kanda-
mire) (bedeutet auch: weich, bieg-
sam machen im Wasser)
hinaufsteigen z. B. einen Berg -timba legen, aufbewahren -bika (-bikire)
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Herrmann: Lasiba.
101
hängen (transitiv) -rerembia (-rerembise)
• (intransitiv) -rerembitca (also
Passiv des vorigen)
henken, erdrosseln -niga (-nigire)
sterben -fa (-ficire); (oft hört man auch
-fvxi statt -fa
zwitschern -dyuidya (-dytdgUe)
hinken -tshumbagira (-tshumbagire)
schief, krumm gehen -rerndra (-remaire)
abreißen, trennen, zerreißen -tagttra
(-tagufa)
abwischen, fegen -ererera (-ererbre)
anfangen, vorangehen -bdnsa (-bandi&e)
anklopfen -kümakd/ma (-komakomire)
anzünden -bätsha (-baklse)
arbeiten -kora (-kosire)
aufrollen, rollen singa (-sirtgire)
aufsetzen (den Hut) -e&hvdka (-esh-
wikire), eigentlich: yeshtctko, d.h.
sich bedecken
ausbreiten -anika (-anikire), z. B. Zeug
zum Trocknen
bauen -ombika (-ombekirr)
bedecken -shwtka (shtcekfre)
einwickeln, binden -kdma (-komtre)
Flasche verschließen -fundikira {-fim-
dürire)
Topf mit Blatt zubinden -sASmba
(shembtre)
beendigen -mdra (-maäre) ; -aga {-agire) ;
kiramara es genügt
bezahlen -riha (-rtfre)
brechen, zerbrechen Snda (-endire)
brennen (intransitiv) -$9orora(-ssoroire),
ist auch das Anbrennen der Speisen
im Kochtopf
brennen (transitiv) kokia (-ökfse)
bringen, holen -Uta (-letsire)
eintauchen -ibika (-ibiktre)
erhalten, bekommen, empfangen -tora
(•tofre); -abica (-amce — Passiv von
-ua, geben)
aufsaugen -f>dka (-bakire)
fischen -dyuba (-dyubire)
flechten -rüka (-rukire)
führen -ebembtra (-ebembire)
füllen -idyusa (-idyusvre)
geben -ua (-aire)
ausschütten, weggießen -shisha (she-
shire)
ausgießen (aus der Flasche) -fuka
(-fukire)
Fallen stellen -tiga (-tegire)
faulen, verfaulen, verderben -dyunda
(-dyunstre)
graben -ssimba (ssimbtre) ; ackern -Uma
(-Umtre)
begraben -Hma nidnga
greifen, halten, festhalten -Artcafe
(-kwassire)
\ hauen , schlagen -tera (-tetre)
[ abhauen -thna (-temtre)
Handel treiben , verkaufen -tunda (-tun-
sire)
heben -shutura (shutuirt)
heiraten -shwera (shwrire)
das Brautgeld zahlen -sserera (sMrerire)
hüten -tissa (-lissire)
jäten -lima (-limire)
kaufen -güra (-gusire)
kitzeln -sigita (sigitfre)
kneifen -kushüna (-kushunire)
kochen -tshumba (-tshumbtre) transitiv;
-bira (-bisire) intransitiv
kratzen , sich am Körper, Sago (-eagire)
= ku-ye- aga
kratzen, schaben, z. B. ein Fell -kwa-
riira (-kwarurtre)
still sein -rika yömbo
lassen -rika (-rekire)
verlassen, wegwerfen, von sich stoßen
-nag a (-nagire)
loschen -rasa (-rarüe)
lösen, erlösen -kingura (-kinguire)
machen -gira (-gitire)
anlügen, zum besten halten -Umba
(-lembire)
mahlen -ssa (-ssaire)
mischen = kämpfen -tSrana (-teraine)
nähen -bastra (-basire)
nehmen , hervorholen , herausholen
-iya (-Tire)
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102
Herrmann: Lasiba.
öffnen, z. B. Tür -kinyvra {-kingwre)
, z. B. eine Last shümurura
(shumuruire)
abwehren, parieren -kinga (-kmgire)
quälen -kungdna {-kungaine)
ärgern, höhnen -dyuma (-dyumire)
zerreiben — mahlen
anstreichen -oma (-omtre)
retten, helfen -dyäna (-dyunire)
rösten -kdra (-kastre) (Fleisch an Stäb-
chen oder im Gefäß)
rudern -buga (-bugtre)
säen -biara {-biaire)
sammeln shombosa (shombo&e)
schälen , z. B. Bananen -ata (-assire)
ausschälen, bei Hülsenfrachten -ton-
dora (-tondoire)
schießen mit Gewehr -tira
Pfeil -rdsha (-rassfre)
schleifen, wetzen -iora (-wire)
schneiden shdra (shasire)
stechen -kasa (-korise)
durchbohren mit Speer, Messer usw.
-fümula (-ßtmuirc)
Loch bohren -igtira {-igtdre)
stehlen -iba (-Mre)
strafen Aya btiri (die Rüpelhaftigkeit
austreiben) (-tfre)
tätowieren -tematema (-tematemtre)
tauschen -hing a (-hingire)
teilen, verteilen -gdba (-gabtre); -ttka
(-tekire)
tragen -hcara (-hdte)
treffen -ttba (-tebire)
vertreiben -binga (-bingire)
verbergen -shereka oder sherSka
(sherektre)
verwüsten, verderben, zerstören -abia
(-abise)
sich beim Häuptling versammeln zu
Tanz oder Krieg -tora (-tofre) s. auch
• empfangen -
zum Häuptling zum Empfang oder in
dessen Gefolge gehen -kurdta {-ku-
rasstre) {-kika ist ein Lugandawort,
wird aber fast immer statt -kurdta
gebraucht)
I verletzen , verwunden -koso (-korist)
verlieren -bitra (-bwtre)
verschließen -kinga (-kmgtre)
verstopfen -igdra (-tgaire)
Wunden verbinden -tdneka (-tontkfrt)
umdrehen, oben nach unten -indüra
{-mduire)
drehen -garura (-garuire)
werfen -shdbura {-shabufre); -tokvUsa
(-tshuissise)
zerreißen -tdgura (-tagutre); -teniemdi
{-teniemuirf) ; -ata (-a(Ur)
zerstreuen -biba (-bibirt)
ziehen -niurura (-niurvtre)
verklagen -tSidya {-finstre)
richten , Urteil sprechen -ramüra (-ra-
mufre)
besiegen -sstnga (ssingire); -Oma {4e-
mire)
schenken -gemula (-gemufre)
t $
rasieren -mfnssa (-mfn*sisr)
bellen -boigoka (-botgokfre)
anfahren, anschnauzen, knurren -ru-
rvma (-rvrumtre)
trotzen -tshusa (-tshurise)
verachten -Hra {sisfre)
borgen -eora (-eoire)
verborgen -eow (-eoise)
Weg schließen durch einen darauf-
gelegten Zweig usw. -igdra (-igdire)
donnern -hinda (•hmsire)
gewinnen, Profit haben -indüra (-m-
duire)
aufgehalten werden , Verzögerung ha-
"i'ii -/ifrcrcrtca {- n t rennrr j
herausgehen, kommen, aufstehen -ruga
(-rugire)
zugeben, bestätigen, gehorchen -iktri«3
(-ikirisfre)
krank werden -ruara (-ruafre)
herausholen, herausheben, hochheben
-niukura (-niukurtre)
Bitterkeit schmecken sharirlnca {-.<ha-
rirfrtce)
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Herrmann: Luslfia.
19H
beneiden -ssinda (ssindfre)
verweigern -dnga (-angfre)
nachsehen, suchen -iga (-igfre)
ähnlich, gleich sein, sich ähneln -shu-
shdna {-shushaine) bei Dingen , shu-
shandna (shvshandme bei Menschen
setzen, legen, stellen, hintun, ablegen [ sich wundern, staunen -kidshai-kiashfre)
-ta (-tatre)
passieren, vorbeigehen, gehen auf
einem Wege -rdba (-rabtre)
rösten, in den Kohlen braten -otxha
{-otshire)
einladen, verladen -xsdbara (ssabaire)
l anstaunen -shamära (shamdtre)
die Augen vor Verwunderung auf-
reißen -tumdira (-tumdfre)
sich anziehen -dyvara (-dyuatre oder
-dyuite) beide Formen haben dieselbe
Bedeutung
aufhalten, zurückhalten, verhindern sich ausziehen -dyura (-dyutre)
-tdnga (-tangfre)
<ich aufschürzen -fungirira (-/ungirire)
müde werden, besiegt werden -tömtca 1 aufpassen -v&süe (-vessirtse)
(-lemirtce) ■ das Zeug zwischen den Beinen durch-
genug haben, satt sein -igüta (-igussire) ziehen und hinten zusammenbinden
hineinsehen (z. B. in ein Loch) -kuni- -binda (-binsire)
kirim (-kunikirise) plötzlich aufspringen -ssubuttika (ssu-
herumgehen sönga (songtre) butukire)
betrogen, belästigt, aufgehalten werden ausspucken ^tshwa (-tshtdre)
-shakünoa (shakurirwe) i durch die Nase ziehen und spucken
gefallen -gansibica (-gonstbwe) -kondöra (-kondofre)
vermehren -too tidi (= h't-ta o -ndi, den Mund ausspülen -dyugüta {-dyu-
d. h. dort da/utun andere)
vermindern -ii/äo ndi (= ku-iya o ndi,
d. h. dort wegnehmen andere) ndi
erhält hierbei natürlich sein ent-
sprechendes Präfix
vermindern -rebhsa (-rebesstre)
übertreffen -kvra (-kistre) oder -ssinga
schmecken, kosten -rosa (-rosire)
sündigen, sich vergehen, Unrecht tun
-fakdra (/akatre)
abnehmen, weniger werden -kiga
(-ketre)
gussire)
auswandern -tamwa (-tamtre)
festmachen -gumUsa (-gumisstse)
Knoten binden -shumika (shumiktre)
Holz behauen shongdra (shongotre)
ein Kind durch Schaukeln beruhigen
•tshutshurisa (-tohulskurise)
blinzeln -okea (-okise)
kastrieren -shumüra (shumiAre)
längliches Knäuel binden , einen Strick
zusammenfalten -tdka (-toktre)
sich unterhalten, sich beraten -fumdra
abreißen (Rinde vom Baum), quetschen, spazieren gehen, herumgehen -bunga
Haut abstoßen (von der Schlange)
-shushubüra (sh ush u bufre)
Abschied nehmen -rdga (-ragtre)
abhäuten, das Fell abziehen -tcdga
(-icagfre)
trocknen (intrans.) -köma {-komire)
(trans.) -kdmessa (-komcsdie)
{-bungtre)
herumschicken -bundya
ansehen, betrachten -reba (-rebire) oder
•ro/a (-rältre) idyordlef(= idya u role)
komm , du mögest sehen , komm und
sieh selbst! hierher geschaut! Auf-
gepaßt !
Mitt d. Sem. f. Orient. Sprühen. 1904. UAbL
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194
Hkrrmann: Lusiba.
Zwei Tierfabeln.
In der ersten Zeile stehen die Worte so wie sie beim Erzählen
wirklich ausgesprochen und zusammengezogen werden; in der zweiten Zeil?
stehen die grammatikalisch richtigeren Formen bzw. die Zerlegung der
zusammengezogenen Wörter und der Konjugationsformen.
ntdle yasarenyüdyu yasarenkuba yasartmbogo
ya-sara-nyüdyu
Die Löwin gebar den Elefant, gebar den Blitz, gebar den Büffel.
gebar den Leopard, gebar das Hartebeest, gebar das Nilpferd,
yasarenyam&shwa sona bagSnda huhiga. enyuma
ba-gSnda nyuma
gebar die wilden Tiere alle; sie gingen zu jagen. Dahinter, d. h. nach ihnen
rudidya Lutshunkubdka ruamuamisi
ru-a-idya ru-a-m-üa masi
kam (Eigenname eines bösen Geistes) er gab ihr (der Löwin) Kot,
yagalia. tcaigoro bwandbe baidya bona yabagambira
ya-ga-lia bwana-be ba-tdya ya-ba- gambrra
sie aß ihn. Abends ihre Kinder sie kamen alle, sie sagte ihnen:
Lutshunkubdka rudmpa masi nalia nintina rutatuta
ru-a-rnpa ru-ta-ni-ite
L. er gab mir Kot, ich aß, ich fürchtete, daß er mich löte.
(er möge)
Smptssi agdmba rulinds ndyendutte.
ya-gdmlta n-ru- linde ndye- n-ru-U*
Der Leopard sprach, ich möge ihn erwarten, laßt mich kommen, laß mich
(will) ihn töten, d. h. ich werde
ihn schon töten.
kaibabalio ruaidya yorubdna mir&mbo
ka-ra-ba-alio ru-a-idya ya-ru-buna mu-irembo
Als er (der Leopard) dort war, kam er (L.); er sah ihn in der Tür.
(als er war, er ist dort)
nina yagirati ndnro. imptssi yaraböna yarudna
ya-gira ati ya-ru- Ikitui ya-ru-ttna
seine Mutter sie machte so: da ist er. Der Leopard sah ihn, fürchtete ihn:
mow tinduÜe ilia masi. tcaigoro bagaruka.
tin-ru-iie ba- garuka
• Mutter! ich möge ihn nicht töten! iß den Kot!- Abends kehrten sie zurück.
(kann) (die Kinder)
yabagambira narutina. nyüdyu agirah
ya-ba- gambira na-ru-ttna a-gira ah
Kr (der Leopard) sagte ihnen: ich fürchtete ihn. Der Elefant er machte so.
(den Geist)
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Hkrrmann: LttNiba.
195
yarulinda. balmya bagenda. nyitma Lutsh. ydtdya nyvdyu
ya-ru-linda ba-g&nda yo-idya
eigtl. near-
er erwartete ihn. Die andern gingen fort. Nachher L. er kam, der Elefant
yanMna yotfna yagirati matte Uta mdst. walgoro b&dya
ya-ru-bdna ya-ttna ya-g4ra dti ba-idya
sah ihn, fürchtete er machte so: «Mutter iß den Kot!« Abends kamen sie
(sagte)
bwdna bona yabagambira nashvwa
ya-ba-gambira
die Kinder alle. Sie (die Löwin) sagt ihnen: ich bin zurückgekehrt
(ich habe schon wieder
nagalia masi. bagambirdna noararvuia
na-ga-lia ba-ga mbirdna noöa-ra-linda
ich habe ihn gegessen den Kot sie sprachen zueinander: wer wird warten?
Kot gegessen) (aufpassen)
bagambati kiaUma hnpissi he nyüdyu nöaraküa
ba-gdmba-ati ki-a-lhna noÖa-ra-ki-tta
sie sprachen so: es besiegte den Leopard und den Elefant, wer wird es töten?
(#i — es bezieht sich hier auf kintu das Ding, das böse Ding)
yagurdho nküba yatcilinda yagambirenine
ya-gura-o ya - ki- linda ya -gambira mna
Wo er trat hervor der Blitz, er erwartete es, er sagte zu seiner Mutter:
karuaidya rukakugambira ilia masi , nence
ka-ru-ra-ldya ru-ka-ku- gambira ne (u>e
besser: ka-ru- ku-
Wenn er (der Geist) kommt, wenn er dir sagt: iß den Kot und du
rugambire nÄtce ugalit. kayaikdra ruä'idya
u-ru- gambire ne(we u-ga-lie ka - ra - ikdra rua-fdya
sage ihm: -und du iß ihn». Als er blieb (der Blitz) kam er (der Geist),
(iß ihn auch)
n-ku-ue
er sagte der Mutter: gib ein Körbchen, daß ich dir gebe Kot;
yamgambira nAtce ugalii. kayamgambira ruaidya kumita
ya-m- gambira ne kce u-ga-li# ka-ra-m- gambira ru-a- idya ku-mita
sie sagte ihm: »und du iß ihn«. Als sie ihm sagte, kam er, um sie zu töten ;
nkvba yaruga iguru yandta yarusherika
ya-rvga ya-ru-Üa ya-ru- sherlka
der Blitz kam aus dem Himmel , er tötete ihn (den Geist), er versteckte ihn ;
bwandbe baidya bambdsa maiie tcagaUa
ba - idya ba-m- bdsa wa-ga-lia
ihre Kinder kamen, sie fragten sie (die Mutter): Mutter, hast du den Kot
18«
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196 Hkbbmank: Lusiba.
masiH yaikirisa nagälia. nkuba yagdmba
ya - iktrtsa na-ga- lia ya-gdmbc
gegessen? sie gab zu: ich habe ihn gegessen. Der Blitz sagte:
nartdta. balmy a bagirati nobiya yagdmba ms Autirr
na-ru-ita ba - gvra ati no-b&ya ya-gdmba m-shitiärt
ich habe ihn getötet. Jene machten so: »du lügst* ; er sagte: hebt ihn auf.
bashutura balita babina bamssima
ba-shu tiira ba-m- ssfma
sie hoben auf (den Geist), sie brachten, sie sahen, sie lobten ihn (den Bliui:
ulimsh&dya bamardtbilo bibili ninabo yarudra
u-li- mshAdya ba-mara bilo
du bist ein Mann; sie beendigten Tage zwei, ihre Mutter wurde krank,
(blieben)
yabita yabagambirdti naidya kitfa. nyugu naküa
ya- ba- Ma ya • ba • gambira ati na-tdya na- kv~ia
sie rief sie, sie sagte ihnen so: ich komme zu sterben. Nilpferd, ich gebe dir
(ich werde bald sterben)
mAse nyüdyu naküa irung», ntdie nakuirungu
na-kti'ua irnngu
das Wasser, Klefant, ich gebe dir die Wildnis , Löwe, dir gebe ich d. WildnU,
nyam&shwa Sana nakwnkngu bdntu
na-ku'Üa iriingu
wilde Tiere alle dir (euch) gebe ich die Wildnis, die Menschen
barabababeita nkvba rmcano-
ba-ra-ba-ba-ba-Tta rmtana
sie werden sein sie töteten sie, Blitz, Kiod
(d.h. den Menschen soll es bestimmt sein, sie zu töten)
wdnge nkura nakueigüru. ubtnoita
wdrtge na-kv-ua iguru übe no-Üa
mein großes, dir gebe ich den Himmel. Du mögest sein, du tötest
(dir soll es gegeben sein, zu töten)
bdntu. inii ndfa ilöko rmctdhe.
die Menschen. Ich, ich sterbe, vorwärts, geht!
(eigtl. ich starb)
emptssi na kämt nabaniendbo bagurhUe.
tie he bantna babo ba-gura inte
Der Leopard und der Hase und ihre Mutter kaufteu Rindvieh.
emptsst yagdmba iutte banien&tehtoe. impissi yatia
tu-Qe ba-ninettshwe ya-ita
Der Leopard sagte: laßt uns töten unsere Mütter. Der Leopard tötet*.
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Herrmann: Lasiba. 197
kämt yashtrtka yamrtmba gmpUsi ntinamutta matte
ya-m-Umha nti-na-m-ita
Der Hase versteckte, er betrog denLeopard: »also ich habe die Mutter getötet.«
hnptssi yagenda kulissente. kÜo khtdi kämt yaltssa
ku'ttssa enU
Der Leopard ging das Vieh zu hfiten. Den andern Tag hütete der Hase,
ya-bdsa
er ging, er aß bei der Mutter. Der Leopard fragte den Hasen:
ntiwalidki ya-gambati ndlia bwhawakirämba.
nti wa-lia kiki ya-gdmba ati busha bwa kirhnba
was hast du gegessen? er sprach so: -ich aß Kot des Rindviehs.«
SmpUsi yagdmba kanshubtyo ngende
ka-n-sk&be-o
Der Leopard sagte: und ich möge dorthin zurückkehren, ich möge gehn,
kalie* kayagtnda yalia yasharirirtDa mükdnwa
richtiger: ka-tidie'
und ich möge essen; und er ging, er aß, er hatte Bitterkeit im Mund;
yashuba athcandSmba. btcdnkia kdmi yagf-nda
ati tca-ni-lSmba
er kehrte zurück : «so betrogst du mich.« Den andern Tag ging der Hase
kulUsa yarumtea nydra yaghxda kttiia tearitna.
ya • rvmica
zu hüten, er wurde vom Hunger geplagt, er ging zu essen bei der Mutter.
hnpissi yagenda kutegerisa yaurira yalia yaitanfna
ya-tta nina
Der Leopard ging aufpassen, er hörte, er aß (d. Hase); er (d. Leopard) tötete.
kdmi. kdmi atmdamlimba
ö kdmi ati-nda-m-lemba
die Mutter des Hasen. Der Hase (sagte): »so werde ich ihn betrügen.«
yagenda kuitente nemptssi tatfo.
ku-Üa-Snie ne-impUsi
er ging zu töten ein Rind, und der Leopard, er ist nicht dort (abwesend).
yagibdga yatwdla magü/a yatammwdnda
ya - dyi - bdga ya-ta- mu - mtcdnda
er (der Hase) zerteilte es, er nahm die Knochen, er legte auf den Weg
gobalikurdba minofu yatamgxcigaire.
go-ba-li-ku-rdba ya-la-mu gu-igäire
richtiger: gv~o- (hier ist zu erganzen: mtcdnda)
den wo sie sind zu passieren, das Fleisch legte er auf den verschlossenen Weg.
(den sie passieren mußten)
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108 Herrmann: Lusi'ba.
ihhce yata mrutatmga tntrsataha
mu-rutotenga Snte sa-taha
Den Kopf steckte er in zugewachsenes Wasser, das Rindvieh (das andere)
yagambirimpissi kirembotnwt
ya-gambira empissi kirtmba omrr
gingen fort (nach Haus). Er (der Hase) sagte dem Leopard: ein Rindvieh
yagtca mrutaienga. empissi agirati tugtnde tuige
fiel ins Moor. Der Leopard inachte so: laßt uns gehen, laßt uns nachsehen;
batmka bagtnda bakibdna ntikwäta tuiyiho
(nti — so) tu-iya-o
siestanden auf, siegingen, sie sahen es. »So ergreife, wir wollen es hier herausholen.
bakwata banhücura baiydho mtugüsha. kdmi
ba-iya-o lhtwe-g&sha
sie faßten zu, sie hoben hoch, sie holten dort heraus nur den Kopf. Der H*m-
(den leeren Kopf)
yagambiremptssi : kakugambira hmhtküre mopla
n-ka- ku -gambira tu • ntukvrf
sagte dem Leopard: ich hatte dir gesagt, laßt uns hochheben langsam,
iraniuknra na mani thtuw baaunaaa baoaruka.
ba-gu-niga
du hast hochgehoben mit Gewalt. Den Kopf, ihn warfen sie weg ; sie gingen zurück.
kämt yagambir&mptssi rabamwdnda gvjigahre
rdba mtcanda gu - igatrt
Der Hase sagte dem Leopard: Gehe auf den Weg, der verschlossen ist.
(er war verschlossen.»
empissi yaydnga ndarawogu gvlUcurdba bdntu.
ya-ye-dnga nda-räba Ögu gu-U-ku-rdba
besser: baligukwrdba
Der Leopard weigerte sich: ich werde diesen gehen, welchen sie gehen, die Leute.
kdmi yagambdti iloko! empissi yagbida nyirdnda rnagüfa
richtiger :
ya • go - rvtuln
Der Hase sagte ihm: Vorwärts! Der Leopard ging, er fand sie, die Knochen
rie kdmi yagenda narönda mmöfu bagoba mtrabo.
und der Hase ging, er fand das Fleisch, sie erreichten bei sich.
(die Fleische) (kamen nach Hause)
hnplssi yalirammtcdnda yamara kamt kotsha
ya-lia mu-mtodnda a- ka-vtshn
Der Leopard aß auf dem Wege, er beendete, der Hase er röstete
(es aß alles auf) (er hatte geröstet)
empissi aikdra nariba yamshdba kdmi navüf
ya-ikara na-ya-riba ya-m-shdba ne imf
der Leopaixl er blieb und er betrachtete, er bat den Hasen: -und ich.
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Herrmann: Lusiba. 199
mpae nydma ndie~ yomgirati yow wdlia
gieb mir Fleisch, daß ich esse.» Kr sagte ihm: deins aßest du?
wamdra kdmi gambira kwtyelUxo ttmn
ya-gamb{ra u-ku- tye lUso
beendigtest du? Der Hase sagte: du mögest dir ein Auge herausnehmen,
yagirati iloko iydmo yaiynmo
ya-gira ati iya-mo ya-tya-mo
er (Leopard) sagte: vorwärts, nimm es hier heraus; er nahm es heraus,
yamüa nydma yagirati shuba uiytmo n/bi
ya-m-ua ya-gira ati u - (ye • mo ne-ibi
er gab ihm Fleisch. Kr (Hase) sprach: kehre zurück, nimm heraus und dieses,
(nimm auch noch das zweite heraus)
mpaS ndyindi yamidya yamua
M-ltndi ya-m-iya ya-m-ua
gib mir und jenes, er nahm es ihm heraus, er gab ihm (Fleisch),
(gib mir auch das andere)
yamdra V^fa-
er beendete es, er starb (der Leopard),
(als es beendet war, starb er)
Sprichwörter.
bwentt nio bwinu altkugdmba ntnkta na bSya
heute ist heute; er sagte: morgen, er lügt
(Morgen, morgen, nur nicht heute, sprechen alle faulen Leute.)
utabon&npia ukaUntemüla nküru
du mögest nicht sehen das neue, du hattest zerrissen das alte.
(Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.)
koabofnt nikokdue
wo du hast gesehen, das ist deins.
(Besser ein Spatz in der Hand, als zehn auf dem Dache.)
rokunhakitrxra rusönga
rvgendo rüa ku-shakünca rüa-s6nga
der Weg des Betrogen wcidens. der Weg ging herum; d.h. wenn du
auf dem direkten Wege nicht gehen kannst, so gehe herum.
(Kile mit Weile.)
ngSnde niemanire (na -ye- manire)
ich möge gehen, ich habe mich gekannt; d.h. als vorsichtiger Mann
habe ich mich mit allem nötigen versehen; ich bin bereit, reisefertig
usw. (entspricht dem Sprichwort der Zanzibaritcn : hakiba kibindöni).
bäntu tibasstrmca
den Leuten wird nicht gedankt.
(Undank ist der Welt Lohn.)
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200
Herrmann: Lusiba.
kibitshdnge nitsho kirungi (zu ergänzen kintu)
mein schlechtes Ding das ist schon.
(Jeder Narr liebt seine Kappe; die Geschmäcker sind verschieden.)
tiälio mtimea gxworisa guno
(ku -rosa schmecken, -roresa etwas schmecken)
es gibt keinen Mund, er schmeckte dort (der von ferne schmecken
kann), d. h. laß mich kosten, vielleicht schmeckt mir gut, was dir
schlecht schmeckt (de gustibus non est disputandum).
Das Vaterunser.
(Die unterstricheneu Worte sind dem Kisualieli entlehnt.)
Ish&tshtct, alio muigiiru.
htssime ibdra Haue.
mani gaue gaidye hteitu. tubikirise bigdtnbo biaue muiguru ne muhmu-mgv.
biokülia bettu titpa? büo bona.
utugarurire katura/dkara , ne. htrabagarurira bantu bobaire bafakairt.
umirutshe mximu ihbi mumigänya yeitu ne utttige bübi bona,
ne buküru bona ne mani gdna ne mögest göna nigo gaue tängu wdiU
busima milele. Amino.
Unser Vater er ist im Himmel; wir wollen Deinen Namen preisen;
Deine Kraft komme zu uns ; wir wollen Deinen Reden gehorchen , im Himmel
und auf Erden; unser Essen gib uns alle Tage; vergib uns, wenn wir sün-
digen, und wir werden den Leuten, welche sündigen, vergeben; vertreibe
den bösen Geist in unsere Herzen und nimm von uns weg alle Schlechtig-
keit; und alle Macht und alle Kraft und alles Wissen das ist bei Dir voo
Ewigkeit zu Ewigkeit Amen.
Proben von Namen.
1. Männlich.
Ktssebuka, Bwama, Radiümbu, Tegametsho, Katshuvo, Muht, Munidge,
Katavasi, Bntcdnga, Luessabula , Kira, Lubangirdna , Msskkula, BiaF/usfw.
Vatshuvira , Kadyahüra, Kabikome , Kagoko, Kdnht, Bandthu, Bintatunce.
Rvandüru, Luabuyüngu, Kabtc&ra, Tshobia, Ruitdma, Kildli, Gtmbua , A"w-
kamare , Lutdssekwa.
2. Weiblich.
Kiänge, Niabuhoro, Mirind&ra, Kampa, Tegdna, N&h&ka , Kalkum,
M/ura, Biiindt Bnkakiya, Indura , Btcem&ro , Yambika, Mkatundu , Garat-
gätni, Mkaruani, Tunire, Ngumissa, Ndimuno, Tindibensa, Mkanise, Twdübva,
Ntandirege, Bukisa.
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201
Linguistische Studien in Ostafrika.
Von Carl Meinhof.
Einleitung.
Vom August des Jahres 1902 bis zum Februar 1903 habe ich mich in
Sansibar und Deutsch - Ostafrika aufgehalten , um meine phonetischen Beob-
achtungen an Ort und Stelle nachzuprüfen, zu berichtigen und zu vervoll-
ständigen. Ich habe meine Untersuchungen auf eine große Anzahl von
Sprachen der Bantugruppe ausgedehnt und auch versucht, in Sprachen ein-
zudringen, welche nicht zu dieser Gruppe gehören. Selbstverständlich
waren diese Forschungen sehr verschiedener Art. Im Suaheli sind z. B.
die grammatischen Formen längst festgelegt und gut bekannt. Ich konnte
mich also hier auf das beschränken, was umstritten oder sonst zweifelhaft
war. Im Sambala waren umfassende Vorarbeiten geschaffen — meine Auf-
gabe konnte hier nur sein, an den Stellen einzugreifen, wo meine Vorgänger
ein sicheres Resultat nicht gefunden hatten. In anderen Sprachen, wie in
den Sprachen der Mbugu und der Ndorobo, fehlten alle Vorarbeiten. Hier
mußte ich versuchen, Erstlingsarbeiten zu schaffen.
Selbstverständlich waren auch die Gewährsmänner für die einzelnen
Sprachen an Zahl, Intelligenz und Zuverlässigkeit verschieden. Auch war
die Zeit sehr verschieden, in der ich diese Gewährsmänner zur Verfügung
hatte. Und schließlich ist in den Tropen die Sicherheit der Beobachtung
noch mehr als in Europa durch die größere oder geringere körperliche
Frische des Beobachtenden beeinflußt. Dementsprechend ist der Wert
dieser Sammlungen natürlich sehr verschieden, und ich werde, ehe ich
Zusammenfassendes sagen kann, erst auf jede einzelne Sprache im besonderen
eingehen müssen. Ich beginne mit den Bantusprachen und gebe im folgenden
zunächst einen kurzen Aufsatz über die bekannteste und wichtigste Sprache
Ostafrikas, das Suaheli.
Daß es mir ermöglicht ist, die Untersuchungen, über deren Ergeb-
nisse ich in den folgenden Studien Rechenschaft ablege, an Ort und Stelle
vorzunehmen, verdanke ich der Gnade Sr. Majestät des Kaisers, durch die
mir die nötigen Mittel aus dein Allerhöchsten Dispositionsfonds bei der
Reichskasse bewilligt wurden, dann aber auch den maßgebenden Persön-
lichkeiten im Reichsschatzamt, im Kolonialamt und im Kultusministerium,
welche die Gewährung dieser Mittel so wirksam befürwortet haben.
Außerdem ist es mir ein Bedürfnis, allen den Herren Beamten und
Missionaren, Deutschen und Engländern, die eifrig und nachhaltig meine
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1
202 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Forschungen unterstützt haben , meinen aufrichtigen Dank auch an dieser
Stelle auszusprechen. Ich hoffe, daß meine Studien fur die Entwicklung
der deutschen Kolonie von Nutzen sind, und daß sie den Herren, die prak-
tisch mit den Sprachen Afrikas zu tun haben , ihre Arbeit erleichtern werden.
Wenn diese Hoffnung mich nicht tauscht, so bitte ich, diese Studien als ein
geringes Zeichen meines Dankes anzusehen.
L Suaheli.
Quellen.
1. Abdurrahman bin Sadiq, geb. in Sansibar, Araber, Dolmetscher bei
dem deutschen Konsulat in Sansibar.
2. Djuma bin Abdallah, geb. in Maskat, wohnt in Sansibar.
3. Osman bin Said, ein Beduine aus Jemen vom Stamm der Kunud.
(Miqdad el Kindi), 30 Jahre alt, Dolmetscher beim Kaiserlichen Bezirksamt
in Daressalam.
4. Mwalim Nusra bin Mauliid, geb. in Amu, wohnt in Daressalam.
5. Omar bin Stambul, ein Suaheli, zweiter Wali in Tanga.
6. Hamed bin Hamis aus Mvita.
7. Der Schreiber Shame in Wilhelmsthal, ein Suaheli.
Die bereits sehr umfangreiche Literatur des Suaheli setze ich als be-
kannt voraus.
In S. 54 f. meiner -Lautlehre- hatte ich nachgewiesen, daß i und «
im Suaheli doppelte Funktion haben, sie stehen statt des ursprünglichen t
und u und statt i und u (i und tl).1 Meine Untersuchungen bezogen sich
also darauf, ob dieser Unterschied in der heutigen Aussprache des Suaheli
noch hörbar ist. Abdurrahman glaubte einen solchen konstatieren zu können,
indem er z.B. das u in tuma »senden« (urspr. «) dem o ähnlicher fand
als das « in mafuta »Fett« (urspr. «). Ebenso in tukana «schimpfen«, yule
»jener« (urspr. «) hzw./uga -Tiere zahmen«, müca »einen Fluß überschreiten • .
xmma »brausen« (urspr. «). Bei den ersteren Lauten zog er die Mund-
winkel ein, bei den letzteren (in fu-, vu~) nicht.
Ähnlich lag die Sache bei * und t; »- Laute, die als Vertreter von
urspr. i auftraten, sprach er mit eingezogenen Mundwinkeln, t- Laute, die
fur urspr. i eintreten, mit breitem Munde (auseinandergezogenen Mund-
winkeln). Jedoch liegt die Sache offenbar so, daß die Silben fu, ru, ii,
si,Ji, dji, zi, vi, in denen allein ja ursprünglich geschlossene (schwere)
Vokale auftreten, durch die Veränderung des Konsonanten schon genügend
von den Silben unterschieden sind, die offene Vokale enthalten, nämlich
ku, tu, pu, u (gu), ki, H, pi, i, Ii, tri. Für das Sprachgefühl des Suaheli
1 Ich habe in meinem «Grundriß der Bantusprachen« statt i und p einfach
i und u, statt i und «/ aber » mid u geschrieben. Ich halte obige Schreibung für
korrekter und habe sie deshalb jetzt eingeführt.
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M eikhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
203
liegt also der Unterschied der beiden Silben nicht mehr im Vokal, sondern
im Konsonanten, und er glaubt, daß er die Vokale etwas verschieden spricht,
weil ein anderer Konsonant vorhergeht, und nicht, daß der Konsonant
durch den anderen Vokal erst hervorgerufen ist. Aber selbst wenn ein so
sorgsam beobachtender Mann wie Abdurrahman einen Unterschied heraus-
zuhören glaubt, so ist doch für die Sprache im allgemeinen ein solcher
noch nicht festzustellen. (Allerdings hat Nusra aus Amu mir die Vokale
ebenso vorgesprochen, und beider Aussprache stimmt mit meinen theoretischen
Anschauungen uberein). Aber ich habe beim Gesang in den Gottesdiensten
der U.M. in Sansibar und Kiungani wochenlang last täglich zugehört, und
es ergab sich, daß ganz zweifellos manchmal zum Schluß der Zeile «,
manchmal u gesungen wurde. Ich hörte aber bald, daß hier kein etymo-
logischer, sondern lediglich ein musikalischer Grund vorlag; blieb die Stimme
schweben nach dem ersten Halbvers des Psalmes, so klang der Vokal wie
«, sank die Stimme am Schluß des zweiten Halbverses, so klang der Vokal
wie «, in beiden Fällen ohne Rücksicht auf die Etymologie. Ich bin des-
halb der Ansicht, daß Abdurrahmans und Nusras abweichende Mundstellung
in /«, oti, Ji usw. besser auf die Bildung der Frikativlaute als auf die der
Vokale zurückzufuhren ist.
Danach war das Resultat in bezug auf den Unterschied von u und
u, t und i negativ.
Zu demselben Resultat kam ich bei f und *, g und o, nur noch mit
größerer Bestimmtheit. Meine Behauptung auf S. 55 des ■Grundriß«, daß
ona «sehen« ein g habe, während sonst q im Suaheli vorkommt, ist un-
richtig. Sämtliche Suaheli, die ich gesprochen habe, sprechen alle e und
o gleich, und zwar nicht ganz so weit wie die Südafrikaner, offenbar aus
dem Grunde, weil sie nicht f und g, g und g zu unterscheiden haben. Man
könnte also phonetisch beide Laute als g und g schreiben und halb offen
(halbweit) nennen. So z. B. ist auch in yeht »unser«, teevi (statt tea-ivi)
• die Diebe«, wehgi (statt wa-ingi) -viele« das e derselbe Laut wie in anderen
Suaheli worten.
Die bisherige Auffassung der Semivokale tr und y bedarf aber der
Berichtigung; to steht nach S. 54 «Grundriß« für urspr. r, in anderen Fallen
vgl. S. 62 «Grundriß« ist es aus urspr. u entstanden. Gutsprechende Suaheli
machen zwischen diesen beiden te einen deutlichen Unterschied, z. B. in
teatku «Leute- (urspr. v) klingt «? an v an, also konsonantisch, in aka-
mwambia «und er sagte zu ihm« klingt u? ganz wie kurzes it, woraus es
entstanden ist, also vokalisch. Ich glaube, eine Unterscheidung der beiden
Laute würde die geschriebene Sprache in vielen Fällen leichter verständlich
machen.
Damit hängt es zusammen, daß das u nach m vor folgendem Kon-
sonanten in der Schrift ganz ausgelassen wird. Gibt man aber sorgsam
acht, so findet man, daß dies u tatsächlich gesprochen wird. So z. B.
sprach Abdurrahman deutlich Muhindi »der Inder«. Der anglikanische
Diakon Jiponde, ein geborner Yao, aber ein tüchtiger, unterrichteter Mann,
wies die englischen Missionare der U. M. darauf hin, wie falsch es ist, im
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T
204 Mitohof: Linguistische Stadien in Ostafrika.
Suaheli sämtliche Lautverbindungen von m mit Labialen gleichzuschreiben.
So z. B. ist in mbwa »Hund«, mvua «Regen« keine Spur von u nach m zu
hören, aber z. B. in mpagazi wird m nicht eng mit p verbunden. Fur da*
Gefühl des Suaheli ist hier ein u zwischen m und p, und sobald er lang-
sam und pathetisch spricht, ist dies u in vielen Fällen auch dem Europäer
hörbar.1 Da der Unterschied der beiden Wortarten ein grammatischer ist
(m- Präfix und mt$- Präfix), würde die geschriebene Sprache an Deutlichkeit
gewinnen, wenn dieser Unterschied in ihr zum Ausdruck käme. Jipondes
Ansicht ist gewiß die richtige, und es würde ein Fortschritt sein, wenn sie
im Neudruck des N. T. berücksichtigt würde.9
Ich bin überzeugt, daß die Sache bei y ähnlich liegt; ich habe sie
aber hier nicht weiter verfolgt, da ich hier noch nicht von der Dringlich-
keit der Unterscheidung überzeugt war.
Musikalischen Ton habe ich im Suaheli nicht nachweisen können.
Bei den Konsonanten legte ich auf die Unterscheidung der Tenues und
Aspiraten großes Gewicht. Es ist sehr zu bedauern, daß diese Unter-
scheidung, die Bischof Steere, der eigentliche Begründer der Suaheligram-
matik, bereits angebahnt hat, später unbeachtet blieb. Sie liegt in jedem
Dialekt des Suaheli vor und ist zum Verständnis sonst gleich klingender
Wörter absolut notwendig. Die Vernachlässigung dieser Unterscheidung
kann die verdrießlichsten Mißverständnisse zur Folge haben, ist also auch
im praktischen Interesse zu verwerfen.
Ich habe mir von verschiedenen Gewährsmännern die nachfolgenden
Worte geben lassen , habe dieselben zum Teil auch mit dem Phonographen
aufgenommen und berufe mich außer auf Steere auf die Forschungen von
W. E. Taylor, die dazu gefuhrt haben , daß in den Drucken der C. M. S.
jetzt Aspiraten und Tenues durchweg unterschieden werden.
Abdurrahjnan gibt an:
thembo 9 «Elefant«
thaa «ein Fisch, Rochen«
phna «eine Antilope«
phepo 10 «Wind«
khaa «Krabbe«
khahga «Perlhuhn«
khuni 10 «Feuerholz«
khamba «großer Krebs«
khata 9 «Wulst, auf den Kopf zu
legen, um Schweres zu tragen«
'tembo 5 « Palmwein«
'loa «Lampe«
-paa «hinaufsteigen«; «schaben«
u-'pepo 11 «Wind«
ykaa «Kohle«, ~kaa »sitzen«
-kaahga «braten«
u-kuni 11 ein Stück Feuerholz«
kamba «Seil«
kaia 9 »Löffel, um Wasser z«
schöpfen.
-katha «schneiden«
1 Vgl. noch mlnngo (urspr. mit- tango) «Tür-, dialektisch mtrango.
3 In den Mombasa - Drucken finde ich den Versuch, die betreffenden Unter-
schiede anzudeuten. Man schreibt häufiger mu statt bisherigem m bzw. mv. Aach
die Schreibung n'rfe, tnbira finde ich. Dieselbe muß ich aber als verfehlt bezeichnen,
da hier ja eben kein u ausgefallen ist und n mit rf, m mit b einen Laut bildet
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Meinhop: Linguistische Studien in Ostafrika.
205
Die veraltete Perlektform statt m mepata -ich habe bekommen, spricht
er phete, statt ni tendedje - was soll ich tun?- sagt er in fortlaufender Rede
thendedje. Vgl. ■ Grundriß« S. 56.
Nusra gibt an: khaitga, khaa, 'kaa, phepo, upe'po, tembo, thembo
wie oben.
Bei 'ka'ta gibt er die Bedeutung -Ring auf dem Kopf« an, bei 'kalha
«schneiden« wie Abd.
Ferner notierte ich khuku «Huhn«, fhende »Dattel«, aber m-'tende 3
- Dattel bäum - , phe'te • Ring « .
-kuu »groß«, in Kl. 9 khuu
-kavtt »trocken« - » khavu
-iaht »drei« • ■ thatu (das zweite / fast dem erstell gleich)
-pana »breit« • « phana
ki'paka »Kätzchen« phaka »Katze«
m/t 3 »Baum« mthu 1 • Mensch -
ntha 9 «Wachs«
-pia »neu« mphia Kl. 9
Omar bin Stamhul in Taoga gibt an: 'tembo, thembo, khata, 'kata,
-katha, khaa, kaa, -kaa, phaa, -paa wie Abdurraljman. Er fügt hinzu:
nukha »stinken«, 'paa »Dach*.
Hained bin Hamis aus Mvita bestätigt Omars Angaben. Kr spricht '/
sehr weich, so daß es wie stimmloses d klingt in 'tembo » Palmwein»,
'fuma ■ senden ■ .
In (hint dial, für tSini »unten« spricht er aspiriertes dentales t, da-
gegen in dji'fp 5 »Auge« nicht aspiriertes (.
Auch er kennt die Aussprache thendedje statt ni tendedje, bezeichnet sie
aber als poetisch.
Einer der Schreiber auf dem Bezirksamt in Wilhelmsthal in Usambara
namens Shame wurde durch den Hrn. Bezirksamtssekretar Dahlgrün auf
meine Bitte veranlaßt, dem Sachverhalt nachzudenken. Er fand auf eigene
Hand noch folgende Beispiele, die er mir aufschrieb:
thende 9 »Dattel« tende 5 »Schwellung«
tkvceka »tragen« tweka »aufhissen«
thaka »Schmutz« -taka »wünschen, wollen«
Der Araber Djuma in Sansibar, allerdings nicht dort, sondern in
Arabien geboren, gibt folgendes an: khaa, 'kaa, -kaa, -tatu, thatu, pheke,
phepo, mthu, nukha, ntha, mphya (mphia) neben ki-pya wie oben, ferner:
peta »blasen«, dakha »fangen« (einen Ball), tcothe -alle« Kl. 2.
Es unterliegt also gar keinem Zweifel, daß die Unterscheidung der
Tenuas von den Aspiraten von jedem gebildeten Suaheli beachtet wird.
Daß Sklaven oder auch andere Leute, z. B. Missionsschüler aus dem Innern,
diesen Unterschied nicht beachten, beweist nichts für das Suaheli, da diese
Leute eben nicht ordentlich Suaheli können.
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•JOG
Mkinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Die Laute 'k, V, p werden bei sorgsamer Aussprache nicht wie
deutsche Tenues, sondern wit Kehlverschluß gesprochen. (Nach voran-
gegangener Aspirata scheint die Aussprache sich der des vorhergehenden
Lautes zu nähern; s. oben die Bemerkung zu thatu.)
kht th, ph klingen auch anders als die Aspiraten in deutschen Dia-
lekten. Man macht nach Ar, /, p ordentlich eine Pause und spricht dann
das h etwa wie in Deutsch: «Backhaus, Papphaus, Rathaus«.
Mit ch bezeichnet man in der gebräuchlichen Schreibung des Suaheli
drei Laute, die ganz verschiedenen Ursprung haben. Wo ki vor einen
Vokal tritt, wird es in der Regel zu ch, hier steht ch also als Entsprechung
fur urspr. ky.
Außerdem wird der von mir mit k bezeichnete Laut des Urbantu im
Suaheli von Sansibar und der gegenüberliegenden Küste ebenfalls durch ch
vertreten. Kommt vor diesen Laut ein n, z. B. in Kl. 9 und 10 der No-
mina (Subst. und Adj.), so schreibt man den dort gesprochenen Laut (urspr.
nk) wiederum ch.
Es war meine Aufgabe, zu untersuchen, ob diese drei etymologisch
verschiedenen Laute phonetisch gleich sind oder nicht, und was für Laute
denn nun durch ch bezeichnet wurden.
Auf den Unterschied zwischen ch < ky und ch << k konnte ich lange
nicht kommen. Im Sambala entdeckte ich, daß es dort zwei Laute gibt,
die beide mit ch geschrieben wurden, von denen der eine aus ky entstanden
ist, die aber beide stimmlose Lenes sind. Ich fand, daß der dem ky ent-
sprechende Laut mehr hinten im Munde an der Stelle des j gebildet wird,
und bezeichne ihn deshalb mit Uj (j ist stimmlos), der andere wird mehr
vorn und mit Rauschlaut gebildet, ist also Vi (5 stimmlos). Es gelang mir
nicht den Unterschied im Suaheli in Afrika festzustellen; jedoch hat der
Lektor am Seminar für orientalische Sprachen Hr. Mtoro bin Mwenyi Bakah
vermöge seiner größeren Intelligenz und sprachlichen Schulung schnell ver-
standen, was ich meinte, und ich weiß nun, daß die Sache im Suaheli
ähnlich ist. Urspr. ky > 'tj, urspr. k > 't£.
Der dritte Laut war leichter zu finden :
Abdurrahman gab an: ts*uhgu «bitter* (Kl. 9), tsoma »Feuer anstecken«.
tzeka »lachen«.
Ebenso gab jener Schreiber Shame in Wilhelmsthal selbständig und
ohne danach gefragt zu sein als Analogie zu kh, th, ph noch ti au als aus
'ti in Kl. 9 entstanden, z.B. tiini «unten«, tsui 9 «Leopard-, Uanya «un-
reif« Kl. 9 vom Stamm -tlahya.1 So notierte ich auch bei Djuma tUh
• Spitze«, ntsi «Land«, timi «unten«. Die Richtigkeit dieser Aussprache
wird mir von Hrn. Mtoro bestätigt. Außerdem war anzunehmen, daß
ebenso wie aus 'k, 7, /? uuter dem Eiulluß des Nasals die Fortes kh, **»
ph entstanden, daß so aus 'ti das U entstand, das fast wie thi klingt
1 In meinen Notizen habe ich tjahya statt izahga geschrieben. Den Unter-
schied zwischen tj und ti hörte ich damals noch nicht.
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Mjcinhof: Linguistische Studien in Ostafi-ika.
207
In guter Aussprache ist also:
tirspr. ky > z. B. 'tj-ungu 7 -Kochtopf-,
k > Vi, z. B. -tiungu »bitter-,
hk > U (bei Kinsilbigen nti), z. B. t&uhgu 9 -Ameise- oder
»bitter- in KI. 9; ntii 9 »Land«.
Wenn Abdurraljmanu zwischen ch < ky und ch < k keinen Unter-
schied fand, so lag das gewiß an meiner falschen Fragestellung. Wir
hatten vorher über die Unterschiede der Aspiraten von den Tenues ge-
sprochen. Ein analoger Unterschied besteht tatsachlich zwischen 'tj und ti
nicht. Da Abdurrahman mich auf den Unterschied zwischen *d und ti
hinwies, so war seine Aufmerksamkeit offenbar auf die Starke der Aspi-
ration gerichtet, und ich furchte, die meine auch. Erst nachdem ich von
intelligenten Sambalajungen auf den Unterschied von 'tj und '& gebracht
war, lernte ich selbst den Unterschied im Suaheli zu hören.
Darin stimmt Abdurrahman aber mit den andern uberein, daß er
in chungu -Kochtopf-, chanyu »mein- Kl. 7 das ch als Lenis spricht.
Im »Grundriß« habe ich zwei ch mit fy, das dritte mit thrfc wieder-
gegeben. Dies ist hiernach zu berichtigen.
Die Laute Vi, Ü, auch / werden im Suaheli palatal gebildet. Ich
habe deshalb dem Zeichen für den Rauschlaut noch das Palatalzeichen hin-
zugefugt, das in der praktischen Schreibung naturlich wegfällt. Im Dialekt
von Mombasa entspricht dem 'ti stets dem ti stets (h. Vgl. hierzu die
umfangreiche Literatur im Mombasa -Suaheli, die diesen Unterschied festhält.
Ich finde bei Nusra:
(eka »lachen- (fast fzeka [: stimmlos]), ^ha 9 »Spitze- , (hatca 9 »Laus-,
timia -schlachten- (Sansibar: 'tiindja), n(hi 9 »Land-, fpka «müde sein-,
ifp pl. tnafo -Auge-.
Dagegen ist ky > tj wie im andern Suaheli, z. B. tjangu -mein- Kl. 7.
Hamed gibt an als Entsprechung für urspr. n& und £:
fhmi »unten-, dji'fp »Auge».
Übrigens sprechen die Mombasaleute in sehr vielen Fällen (, wo die
südlichen Suaheli nicht 'ti, sondern / sprechen.
Der Unterschied zwischen dentalen und zerebralen Lauten ist auf die
nördlichen Dialekte beschränkt.1
So z. B. : Mombasa Sansibar
-fano -fünf- -tano
'fa/una -kauen« -tafuna
•ofhe »alle- -othe
-taka -wollen- -taka
usw.
1 Der Grund hierfür ist vielleicht der, daß aus den nördlichen Dialekten als
der Sprache der Gebildeten eine große Anzahl Worte in die südlichen eingedrungen
ist, und zwar in wenig veränderter Gestalt — oder es sind Fremdwörter, die beide
Dialekte aus derselben, mir nicht bekannten Quelle geschöpft haben.
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208
Mkinhof: Linguistische Stadien in Ostafrika
Die Zungenstelinng bei den Dentalen ist nicht koronnl (interdental l
Diese einen Lispellaut hervorrufende Stellung wird nur bei gewissen arabi-
schen Lauten eingenommen (s. unten).
Die Aussprache von j laßt sich durch dj am besten wiedergeben: ini
Dialekt von Amu ist keine Spur einer Explosiva hörbar, man spricht ;
bzw. y. Jedoch wird statt ndj hier n$ gesprochen.
Nusra z. B. gibt an: ja (ya) »kommen», yaa »voll sein-, ndocu 1*
»Elefant», nde -draußen», nflaa »Hunger» fur sonstiges dja, djaa, ndje.
ndjaa. Kur ndovu brauchen die sudlichen Dialekte thembo.
Ilamed gibt an: ndovu 9 -Elefant«, ndia »Weg«, ndaa »Hunger*.
Statt dj spricht er fast dy, so daß der Übergang zu der Aussprache von
Amu hörbar ist, z. B. in dyaa »voll sein«.
Übrigens entspricht nicht jedem tjd, des Mombasadialekts ein ndj io
Sansibar, z. B. Mombasa jxnda »lieben«, Sausibar penda.
Es sind jedoch für die sudlichen Dialekte nicht zwei nd anzusetzen,
ebensowenig wie zwei / und th.1
Zu den Dentalen sei noch bemerkt, daß auch * und z in den nörd-
lichen Dialekten dental (nicht interdental) und nicht alveolar gesprochen
werden. Ich verzichte aber auf eine Bezeichnung dieser Aussprache, da
ich das Dentalzeichen fur die Lispellaute reservieren möchte.
Das Zeichen r der gebräuchlichen Orthographie wird ebenso wie das
Zeichen / willkürlich mehr dem / oder mehr dem r ähnlich gesprochen.
Eins dieser Zeichen wäre also wohl überflüssig.
Nusra sprach auch lekxtndu 5 »rot« statt djekundu der südlichen
Dialekte. Besonders interessant war mir das Eintreten der Dentalen statt
der Dentilabialen zu heobachten (vgl. die analogen Vorgänge im Sotho.
-Grundriß« S. 37. 39 und im T>iveody S. 623. 630);
z. B. mrmzi 1 -Fischer« (mvuvi), hgozi 9 -Fell- (hgori), zita (vita) »Krieg«,
ziftca zao 8 »ihre Köpfe« statt vitzwa vyao, msiriaiigi 1 »Töpfer» von ßnahga.
mlisi I »Bezahler« von -Upa, sikilia »ankommen« statt fika usw. nach Nusra.
In den südlichen Dialekten wird besonders die Lautverbiudung fyo
oft zu so (vgl. Sotho fya > stca).
Nach Djuina: sokota »drehen« (Sausibar) slatt fyokota (Mombasa, Amul.
aber sonda »saugen» (Amu) statt fyonza (Sansibar).
Das Eintreten von zaa »gebären- statt vyaay zee -alt« statt vyele im
Dialekt von Sansibar ist hierdurch klar.
Während Steeres Orthographie zwischen h und hg (er schreibt den
ersteren Laut ng\ den zweiten ng) klar unterschied, ist von seinen Nach-
folgern in der Suaheliliteratur dieser Unterschied vernachlässigt worden;
und doch handelt es sich um zwei ganz verschiedene Laute; h ist velares
n, ein einfacher Laut, in dem keine Spur von g hörbar ist wie ng im
deutschen Wort «singe« *; hg dagegen ist eine Lautverbindung, die aus *
und g besteht. Es klingt wie ng in »Kongo«. Jeder Suaheli spricht
1 Siehe Note S. 207.
1 Nicht wie in manchen Elementarschulen gesprochen wird.
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Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
209
nombe »das Rind«, nambo »die andere Seite«, aber hgvlutce »Schwein»,
hgodja »warten«. Nur die Europäer hören diesen Unterschied nicht. Um
liier die Aussprache zu korrigieren, muß korrekter geschrieben werden.
Ein junger intelligenter Pokomo machte mich seinerzeit darauf auf-
merksam, daß das Suaheli zwei b hätte, eins mit Kehlverschluß 'b, das
andere dem deutschen b gleich , aber vollstimmig. Ich habe auf die Sache
viele Mühe verwandt mit negativem Erfolg. Es wird richtig sein, daß b
nach m anders gebildet wird als b zu Anfang; aber eine Unterscheidung
der beiden Worte bibi »Großmutter« und bibi »gnädige Frau« in der Aus-
sprache habe ich nicht feststellen können.
Eine besondere Aufmerksamkeit habe ich der Aussprache der arabi-
schen Laute im Suaheli zugewandt. Ältere und neuere Orthographien
schwanken hier ganz besonders, und die neueren Orthographien haben
schließlich alle Laute des arabischen Alphabets im Suaheli unterschieden.
Es ist von vornherein klar, daß Fremdwörter aus einer von dem Suaheli
so ganz abweichenden Sprache, wie das Arabische ist, im Munde des
Suaheli stark verändert werden müssen. Man erinnere sich nur der Tat-
sache, daß das Arabische das Zusammentreffen von Konsonanten und den
konsonantischen Auslaut durchaus nicht scheut, während beides im Suaheli im
wesentlichen verpönt ist. (Das Zusammentreffen eines Nasals mit dem folgenden
Konsonanten ist nur eine scheinbare Ausnahme, da Nasale reine Klänge, also
genau genommen Vokale sind.) Außerdem sind die »emphatischen« Laute
und gewisse »Gutturalen« der semitischen Sprachen dem Suaheli fremd.
Eine dritte Gruppe bilden die Laute, die im Suaheli zwar nicht vorkommen,
aber ihrem Wesen nach von den echten Suahelilauten nicht so vollständig
verschieden sind wie die obigen beiden Gruppen.
Lautverbindungen wie in sultan löst der Suaheli in der Regel
durch Einfügung des entsprechenden Vokals auf, indem er suhitani spricht
(vgl. dazu das dem Lateinischen entstammende kalatasi »Papier« , ferner ara-
bisch wakati statt wakt). Wie die Beispiele zeigen , wird der Vokal der ersten
Silbe wiederholt. Um den konsonantischen Auslaut zu vermeiden, wird ein
Vokal angehängt, und zwar hier t, weil linguale Laute vorangehen. Doch
hört man in manchen Fällen tatsächlich Konsonantenverbindungen , die im
Suaheli sonst unmöglich sind, 7..H.he/sa »Erlaubnis« neben luhusa.
Die Aussprache der emphatischen Laute wird im Suaheli vermieden.
Abdurrahman , Osman, Omar, Hamed, Djuma versichern übereinstimmend,
daß auch ein gebildeter Suaheli die emphatischen Laute nicht spricht, außer
wenn er eben arabisch spricht. Mtoro spricht sie, wenn er das einzelne
Wort vorsprechen soll, was bei einem Lehrer, der den Koran kennt, zu
erwarten ist. Im Laufe der Unterhaltung pllegt er sie aber ebenso auszu-
sprechen wie die andern Suaheli auch, nämlich ohne »Emphase«.
Von Leuten, die nicht arabisch können, werden die emphatischen
Laute überhaupt nicht gesprochen. Ich bezeichne im folgenden die empha-
tische Aussprache mit einem Strich über dem Buchstaben:
Abdurrahman sprach: asubuhi »Morgen« und nicht ahtbuhi, sultan und
nicht sullan, lisas und nicht risas »die Patrone«, bunduki und nicht bunduki
Mitt d. Sem. f. Orient Sprachen. 1904. III. Abt 14
I
210 Miinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
•die Flinte« , tqfa$ali und nicht ta/a^ali «bitte« , toakati «Zeit« und nicht
xrakati , sadiki und nicht sadiki usw.
Osman versichert mich ausdrücklich, walkt «Zeit« spricht der Araber.
wakati der Suaheli, teakati niemand.
Nusra spricht fe$a und nicht fe$a «Silber«.
Damit stimmen meine eigenen Beobachtungen vollsandig uberein.
Eine Transkription des Suaheli, welche die emphatischen Laute bezeichnet,
hat also in der wirklich gesprochenen Sprache keinen Anhalt und dient
nur dazu, den Leser zu verwirren und die Orthographie schwerfallig zu
machen.
Die Orthographie des Missionars W. £. Taylor C. M. S. , welche zu
einer Umänderung der Orthographie in den Drucken der C. M. S. geführt
hat, stimmt hiermit nicht ganz überein.
Die Unterscheidung von k und Ar, t und t, s und * findet nicht statt
Sämtliche arabische /-Laute, sowohl £> als J, werden dort mit dentalem t
transkribiert.
Jedoch hat man für J» und J» die Transkriptionen dh und th ge-
wählt, während man O und i mit th und dh wiedergibt. Ich bin zu kurze
Zeit in Mombasa gewesen, um mich hierzu zu äußern; die MomhasaleuU*.
die ich sprach, haben die Unterscheidungen nur in dem Umfange, wie ich
es eben angab, beachtet. Allerdings ist der Suaheli von Mombasa und
Lamu mehr arabisiert als der südliche; es mag also wohl sein, daß man
dort auf korrekte Wiedergabe der arabischen Laute mehr Gewicht legt als
im Süden. Für eine praktische Orthographie im Suaheli scheint mir die
Sache aber gerade so unerheblich zu sein wie die Schreibung französischer
Worte in der deutschen Sprache. Die Aussprache des Gebildeten, der
französisch kann , und die Aussprache des Deutschen , der nicht französisch
kann, werden sich hier stets sehr unterscheiden, und eine konsequente
Durchführung von Regeln wird nicht immer möglich sein.
Übrigens sei es mir gestattet, an dieser Stelle darauf hinzuweisen,
daß die Bildung der emphatischen Laute im Arabischen anders ist, als in
den mir bekannten Grammatiken steht. Das Wesen dieser Laute ist die
Aussprache mit Preßstimme, der Unterschied zwischen ^ und ^ liegt
also nicht an der Stelle im Munde, wo die Verengung gebildet wird, sondern
im Kehlkopf. Sie sind also halbe -Gutturalen« (im Sinne der semitischen
Grammatik).
Darum werden 7 und p im Hebräischen gelegentlich mit Chateph-
vokalen versehen, darum kann für hebr. 7 aram. >, für gemeinarabisch J
ägypt. £ (nicht \) eintreten.
Es kann zugegeben werden , daß durch die Anstrengung im Kehlkopf
die Zungenstellung in etwas modifiziert wird. Aber diese Modifikation ist
rein sekundär, das Wichtige und für das Verständnis der Laute Unerläß-
liche ist die Preßstimme. Eben die wird man bei der Suaheliaussprache
von J, J» nicht hören.
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Mkirhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 211
Bei der Aussprache von J» und J» kommt noch ein zweites in Be-
tracht. Der Beduine Osman und alle die. genannten Maskat - Araber und
arabisch sprechenden »Suaheli sprechen diese Laute nämlich interdental mit
so weit vorgestreckter Zunge, daß die Oberlippe berührt wird. Gleich-
zeitig .sind die Laute stimmhaft und außerdem haben sie Preßstimme. Jene
labiale Berührung läßt den Hörer zuerst glauben, daß ein «-ähnlicher Laut
vorliegt; auch wenn man den Laut hernach richtig aufgefaßt hat, hört man
doch oft einen «- ähnlichen Klang dabei, der eben seinen Grund in dieser
labialen Berührung hat. Diesen Laut hervorzubringen (ohne Preßstirame)
fällt dem Suaheli nicht schwer, das wird der Grund sein, warum diese
beiden emphatischen Laute von ihm leichter angedeutet werden als die
anderen. Übrigens ist Je> frikativ (nlso j), J» explosiv (also <$) — genau
müßten beide noch ein Zeichen zur Andeutung der labialen Aussprache
haben. Bei ägyptischen und palästinischen Arabern ist die labiale Eigen-
schaft beider Laute, soviel ich feststellen kann, nicht mehr klar.
Von den Gutturalen wird £ im Suaheli überhaupt nicht gesprochen,
£ dagegen hält seinen Laut fest, den ich mit 7 bezeichnen würde (empha-
tische, stimmhafte, velare Frikativa), z. B. yali »teuer«. ^ wird oft gehört
als z.B. in luyja «Erlaubnis«, yßbali «Geschichte«. Daneben ist aber
die Aussprache luhusa, habali ganz allgemein. Die Aussprache von die
ich als emphatisches h bezeichnen mochte (in den meisten Drucken hört
man im Suaheli wiederum nur von jemand, der markieren will, daß er
arabisch kann. So sprach Abdurrahman: hata «bis« und nicht hatay asubuhi
• Morgen, und nicht dssvbuhi.
Da ich alle diese Untersuchungen mit Leuten vorgenommen habe, die
entweder geborene Araber waren oder doch gut arabisch konnten, die auch
sämtliche im Suaheli vermiedene Laute im Arabischen völlig mühelos
sprachen, ist es mir nicht zweifelhaft, daß die sämtlichen emphatischen
Laute1 und die -Gutturalen« £ und ^ im Suaheli gar nicht, die «Guttu-
ralis« ^ nicht allgemein zur Anwendung kommt.
Anders liegt die Sache bei den arabischen Lauten, die weder als
emphatische, noch als gutturale Laute dem Wesen des Suaheli widersprechen.
Es siud dies die im arabischen Alphabet mit j, i bezeichneten Laute.
Über die Aussprache von r ist oben schon einiges gesagt; r und /
sind für den Suaheli nun einmal ein Laut; ich habe deshalb vorgeschlagen,
die Schreibung r für das Suaheli überhaupt zu vermeiden. Will man die
Fälle, wo das zerebrale / für unser Ohr vibriert zu sein scheint, bezeichnen,
so wird die Angabe, daß es zerebral ist, genügen. Ich schreibe deshalb /,
wo der Laut ein wenig nach r hinklingt. Wie aber selbst Abdurrahman
statt arab. mo5 im Suaheli Usas sagte, so hört mau sehr häufig ludi statt
rudi. Selbst arabisch sprechende Suaheli sind nicht sicher in der Unter-
1 Mit der oben gegebenen Einschränkung bzw. und Ji.
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212
MwwHor: Linguistische Studien in Ostafrika.
Scheidung von r und /. Ich glaube deshalb, daß die ganze darauf ver-
wandte Mühe im Suaheli zwecklos ist, und daß es sich in der Regel em-
pfiehlt, immer / zu schreiben.
Den durch im arabischen Alphabet bezeichneten Laut schrieb man
früher im Suaheli mit th, ebenso wie den durch i bezeichneten. Da der
erstere stimmlos, der zweite stimmhaft ist, und die Suaheli diesen Unterschied
sehr scharf beachten, ist eine Verwechslung beider Laute für das Verständnis
verhängnisvoll. Neuerdings schreiben die Englander den ersteren th, den
zweiten dh. Das ist schon besser, aber es tut der Sache noch nicht Ge-
nüge. Es handelt sich um einfache, nicht um zusammengesetzte Laute, also
ist die Schreibung mit zwei Zeichen zu verwerfen. Ich schreibe entsprechend
meinem System den ersteren (stimmlose, dentale Frikativa) mit £, den
zweiten (stimmhafte, dentale Frikativa) mit 5. Diese Schreibung ist um so
mehr zu empfehlen , als durch dieselbe die Ähnlichkeit der Laute mit * und
z hervortritt. Tatsachlich sprechen Leute, die aus dem Innern stammen,
stets * und z statt $ und g. Wenn der Europäer so spricht, wird er in
der Regel wenigstens verstanden werden. Die Schreibung th ist übrigens
auch deshalb zu verwerfen, weil sie für die Bezeichnung des aspirierten *
(3. oben S. 204 f.) anzuwenden ist.
Die beiden emphatischen Laute ji — j und J» ■— d werden unter
Aufgabe der eraphatischeu Aussprache im Suaheli als $ gesprochen (s. S. 2 10 f 1.
Ich schreibe also zahabu »Gold« (Omar); haizulu »es schadet nicht«, tafaznh
-bitte« (Abdurrahman); feza »Silber« (Nusra) usw.
Wenn aus dem Vorhergehenden die Mängel der gebräuchlichen Sua-
heliorthographie hervorgehen , so möchte ich gern auch an dieser Stelle dir
Notwendigkeit einer neuen konsequenten und praktischen Orthographie
betonen.
Dieselbe muß folgende Eigenschaften haben:
1. Absolute Deutlichkeit. 2. Bequeme Formen. 3. Brauchbarkeit für
den Deutschen. 4. Brauchbarkeit für den Eingeborenen.
Die bisherige Orthographie erfüllt diese Forderungen nicht.
1. Wenn n und hg, t und th , k und kh, p und ph, g und ; usw.
gleich geschrieben werden, so ist ein Heer von Mißverständnissen die; Folge.
Man unterscheide also zwischen h und ng\ zwischen den Tenues
(Lenes) k, t, p, tz und den Aspiraten (Fortes) kh, th, ph, ti, zwischen stimm-
losem $ und stimmhaftem j.
2. Der Wunsch nach Deutlichkeit hat uns schon eine ganze Blüten-
lese von graphischen Versuchen gebracht. Ich finde in der Suaheliliteratur
z. B. ng\ tig, d, s, t, i, th, dh, d, t, t', t', p , k' usw.
Daß man in einer praktischen Orthographie die diakritischen Zeichen
nicht in diesem Umfange anwenden darf, liegt auf der Hand. Es 1st aber
auch durchaus nicht notwendig.
1 In einer Orthographie für praktische Zwecke kann man ng statt ftg schreiten,
da ein Mißverständnis ausgeschlossen ist.
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Mkinhop: Linguistische Studien in Ostafrika.
213
Statt h zu setzen ng oder ng ist eine Verschwendung von Zeichen.
Es handelt sich um einen einfachen Laut, fur den das Zeichen h in der
afrikanischen Literatur seit Jahrzehnten eingebürgert ist. Ich weiß also
nicht, warum man es nicht anwendet, da es leicht zu schreiben ist und gut
aussieht.
Die Bezeichnung der Aspiraten durch ' ist sehr häßlich. Durch das '
wird der Zusammenhang unterbrochen, z. B. /'mt, yot'e, mt'u usw.
Die Schreibung mit Ä sieht besser aus und 1st leichter verständlich,
z. ß. phaka «Katze-, wathu «Leute«.
Die Tenues, die ich oben 'A:, V, /» geschrieben habe, bedürfen in
einer praktischen Orthographie keiner Bezeichnung, da sie durch das Fehlen
des h als Tenues bezeichnet sind; man schreibe also wie bisher k, /, p.
Die Bezeichnung der Dentalen des Mombasadialektes fallt in dem
Suaheli von Deutsch -Ostafrika weg, da hier die dentalen durch assibilierte
Laute ersetzt werden.
Di«* Bezeichnung der emphatischen Laute kann unterbleiben, da sie
im Suaheli nicht gesprochen werden. Also sämtliche darauf bezügliche
Punkte und Striche fallen weg, ebenso das Zeichen für p.
Als diakritische Zeichen bleiben nur i, <l, $, j, n, g.
Wenn h als Zeichen der Aspiration verwandt ist, so darf es nicht
mehr als Zeichen der frikativen Laute stehen: kh statt %, th statt $, dh
statt gh statt <y sind zu verwerfen.
l*a %' <?» 7 einfache und nicht zusammengesetzte Laute sind,
müssen sie schon der Deutlichkeit halber mit einfachen Zeichen geschrieben
werden. Will man durchaus h und % unterscheiden, was ich für ganz
überflüssig halte, so würde es sich empfehlen, statt des griechischen % ein
x zu nehmen. Ich glaube aber, daß man mit h vollständig auskommt. Die
Formen * und ; sind in der Hereroliteratur längst eingeführt, neuerdings
von der Leipziger Mission auch im Kikamba. Sie sind bequem und sehen
in Schrift und Druck gut aus. Werden bei schnellem Schreiben die dia-
kritischen Zeichen vergessen, so ist der Fehler sehr unerheblich und schadet
der Deutlichkeit in der Regel gar nicht.
Für den deutschen sch -Laut ist in einer Reihe von afrikanischen
Sprachen, z.B. in Togo, das Zeichen .* eingeführt Mir erscheint es be-
quemer und klarer als das englische *A. Will man aus Gründen, die mir
nicht bekannt sind, die englische Bezeichnung beibehalten, so ist dagegen
ja schließlich nichts weiter zu sagen, als daß es unpraktisch ist zwei Buch-
staben zu schreiben, wo einer genügt.
Gegen das Zeichen t: wird vermutlich mehr eingewandt werden. Ich
halte es aber für klarer als das englische ch.
Will man durchaus c beibehalten, so schlage ich vor, den leisen Laut
c und seine Fortis ch zu schreiben, also -cungu -bitter« aber chungu 9 «Ameise«.
Die Schreibung tj ist so bequem, daß sie keiner Erklärung bedarf,
und ist deshalb der Schreibung ch unbedingt vorzuziehen, also tjungu 7
• Kochtopf«. Die Unterscheidung ti und tj ist beim praktischen Gebrauch
214
M kin Hof : Linguistische Stodien in Ostafrika.
der Sprache .sehr nützlich. Daß tjungu nach der ki- Klasse geht, brauche
ich nicht erst zu lernen, da tj stets aus ki entsteht.
Die Schreibung j kommt für eine praktische Orthographie nicht in
Betracht. Man konnte 7 schreiben , wie z. B. im Ephe , aber ich glaube
nicht, daß es zu raten ist, fur einen seltenen Laut fremden Ursprungs ein
besonderes Zeichen einzuführen. Man könnte auch r wählen, wenn dies
im übrigen nicht angewandt wird. Die Norddeutschen würden dann nii
-teuer- ziemlich richtig aussprechen. Ich glaube aber, es ist am einfachsten,
die Schreibung mit g beizubehalten, jedoch ohne das folgende A. Will man
das g besonders bezeichnen, so konnte man g schreiben. Ich halte es aber
höchstens für Wörterbücher und Grammatiken für nötig.
3. Die bisherige Orthographie ist fur deutsche Leute nicht sonderlich
brauchbar. Wenn ein einfacher Deutscher ch wie tj, ts, ts; th wie *.
sh wie s,j wie dj, kh wie % sprechen soll, so ist das ziemlich viel ver-
langt. Die Sache wird durch die Orthographie der geographischen Namen
noch verschlimmert, in der in der Regel anders geschrieben wird, als in
der sonstigen amtlicheu Orthographie.
Man wird nun eine Orthographie, die dem Deutschen in jetler Hin-
sicht recht ist, nicht schaffen können, denn das Suaheli nach deutscher
Weise zu schreiben ist unausführbar. Auch der praktische Engländer
schreibt ja die Vokale nicht nach englischer, sondern nach italienischer bzw.
deutscher Weise, jedenfalls anders als er es gewohnt ist.
Die Unterscheidung der S- laute (stimmloses s und stimmhaftes -u
die im Deutschen so unwichtig ist, ist unerläßlich. Die Schreibung *» für
das erstere. s für das zweite ist unbequem und mißverständlich. In>
Schaffung neuer Schriftzeichen ist nicht zu empfehlen. Die bisherige Schrei-
bung hat sich durchaus bewährt, und wer die Sprache lernen will, muß
sich diesen Unterschied eben einprägen.
Mein Vorschlag, th, ph, kh für die Aspiraten und nicht für die Fri-
kativen zu schreiben , wird dem Deutschen bei th und kh verständlich sein.
Bei ph wird er achtgeben müssen , daß er nicht f spricht. { und ; statt
bisherigem th und dh empfiehlt sich selbst. Ks ist wirklich viel verlangt,
daß man sumni erkennen soll, wenn thumni geschrieben wird. Das Beispiel
zeigt, wie in der Volkssprache aus sumni schon sumni geworden ist. ein
Vorgang, den meine Orthographie verstandlich macht.
Die englischen Zeichen ch, sh, j,ic,v, y sind zum Teil gut gewählt.
Gegen v ist gar nichts einzuwenden, w und y sind ebenfalls brauchbar.
Meine Desiderien hierzu habe ich oben S. 203 f. ausgesprochen. Statt j würde
ich lieber dj schreiben. Da aber die nördlichen Dialekte j sehr weich, dem
deutschen j ähnlich sprechen, könnte ich mich mit j befreunden; dagegen
vermag ich ch und sh wie gesagt keinen Geschmack abzugewinnen. Die von
mir vorgeschlagene Schreibung i statt sh und tj, tz, ts für die drei Laute, die
man mit ch bezeichnet, schließt sich an die Schreibungen an , wie sie in anderen
afrikanischen Sprachen längst eingeführt sind. Ich vermag nicht einzusehen,
inwiefern es bequemer ist, die englische Weise zu lernen, als eine brauch-
bare phonetische Orthographie.
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Mkinhok: Linguistische Studien in Ostafrika. 215
4. Fur den Eingeborenen, der mit lateinischer Schrift lesen lernen
will, bt es eine große Erschwerung, wenn Laute, die er verschieden spricht,
mit demselben Zeichen geschrieben werden.
Wenn also ha und nga, ka und khay ta und tha , pa und pha, tja
und tzi und t&a, $a und za gleich geschrieben werden, so wird die Arbeit
des Lesenlernens ihm unnötig erschwert.
Durch die falsche Schreibung wird die falsche Aussprache des Euro-
päers begünstigt und der Verständigung der beiden Rassen werden unnötige
Schwierigkeiten bereitet.
Ich empfehle danach folgende Schreibung:
a z.B.
baba »Vater«
s z. B.
saa » Stunde -
h a. B.
basi »genug.
* z.B.
im/fo - überwinden- (statt s
d i. B.
dada »Schwester»
ist sä zulässig)
e /.. B.
-enda »gehen«
* /.. B.
$amani »Wert« (statt $ kann
/ z. B.
-fundisa »lehren«
meist & stehen)
y z. B.
gani »was fur ein-
/ z. B.
taa »Lampe«
g z. B.
galt »teuer« (statty kann meist
th z.B.
thaa »eine Art Fisch«
g geschrieben werden)
tj z. B.
tjangu -mein«, tju/'tgu »Koch-
A z.B.
habali »Nachricht-
•
topf«
s z.B.
-nnba »singen«
tz 7. B.
tzeka »lachen«, tzungu -bit-
j B.
-jaa »voll werden-
ter« (statt tz halte ich c
k z. B.
makaa »Kohlen«
fur zulässig)
kh /.. B.
khaa «Krabbe«
tk z. B.
tkungu »Ameise- (statt tk halte
/ z.B.
lima »hacken«
ich ch fur zulässig)
/ z. B.
»
elevu »schlau« (statt / halte
u z. B.
unta »beißen«
ich r für zulassig)
v z. B.
vunta »brausen«
m z. B.
mthu -Mensch«
tc z. B.
xcathu »Leute«
n z. B.
tut »und«
y z. B.
yule »jener-
h z. B.
hombe » Rind •
z z. B.
zuli -schön-
o z. B.
-oa »heiraten«
x z. B.
zambi -Sünde«, fezfl »Silber«
p z. B.
paa »Dach«
(statt 5 kann meist z ste-
ph z. B.
phaa «eine Antilope«
hen)
Für geographische Zwecke und andere amtliche Schriftstücke, welche
für den Verkehr mit nicht Suaheli sprechenden Leuten bzw. Behörden be-
stimmt sind, könnte meine Orthographie noch in folgender Weise verein-
facht werden. Statt g schreibe man y, statt / /, statt $ und 5 * und z.
Statt tz kann tj und statt i, wenn man das schöner findet, sh geschrieben
werden. Statt h würde ich vorschlagen n zu schreiben. Die Aussprache
nambo, nombf. ist gerade so falsch wie die Aussprache ngambo, ngombe.
Will man also auf Wiedergabe des Suahelilautes verzichten, was für die ge-
nannten Zwecke durchaus zu billigen ist, so kann man sich wenigstens das
y sparen.
Schließlich möchte ich für meine Schreibung noch folgendes anführen.
Die deutsche Regierung hat das berechtigte Streben , die sprachliche Zer-
rissenheit der Kolonie soviel als möglich zu beseitigen. Daß eine einheit-
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21G
Meishof: Linguistische Studien in OstafKka.
liehe Regierungssprache durch die ganze Kolonie die Verwaltung uid Er-
schließung des Landes wesentlich erleichtern würde, liedarf weiter kein«
Beweises. Nun kommt der Wunsch der Eingeborenen und das B*iürfob
der Europaer diesen Absichten der Regierung zweifellos entgeget. I>*
Fortschreiten der Suahelisprache ist in den verschiedenen Teilen OsafKkat
zu beobachten.
Bekanntlich ist die überwiegende Mehrzahl der in der Kolone zr-
sprochenen Sprachen dem Suaheli nahe verwandt. In ihnen allen ist z. J. in
Unterschied, den das Suaheli zwischen Tenues und Aspiraten beobaihto.
festgehalten, in der Regel in einer dein Europäer viel auffälligeren lau:-
Verbindung als im Suaheli. Je besser nun das Suaheli in der ihm ei/trn-
tümlichen Anordnung der Laute durch die Schrift dargestellt wird, umv
leichter wird es Leuten, die verwandte Sprachen sprechen, sich in lit
Suahelischrift zu finden. Wird aber wie bisher auf die arabischen Wo*<r
im Suaheli besonders Wert gelegt, so wird man damit dem Inländer da
Verstehen ganz wesentlich erschweren. Suviel ich sehe, hat außer der
Arabern niemand ein Interesse an der Häufung von arabischen Fremdwörtern
im Suaheli und an der sorgsamen Festhaltung der arabischen Laute — aber
alle Europäer und viele Eingeborene haben ein Interesse daran, daß die
Sprachverschiedenheit der Kolonie möglichst ausgeglichen wird. Zu diesem
Zweck ist aber zweierlei heute zu tun:
1. die möglichste Vermeidung arabischer Wortformen , wo gute Sua-
heliworte zur Verfügung stehen;
2. eine Orthographie, deren Grundsätze auch für die In lands prachen
verwendbar sind, so daß jemand sich leicht von der Suaheliorthographie
in die einer anderen Sprache und umgekehrt hineinfinden kann.
Diese letztere Rücksicht ist so stark , daß die Missionare verschieden«
Gesellschaften Verbesserungen ihrer Orthographie abgelehnt haben, solang?
die amtliche Orthographie des Suaheli nicht nach ähnlichen Gesichtspunkten
geregelt ist.
Es würde mir eine große Freude sein, und ich würde es für einen
erheblichen Erfolg meiner Arbeit ansehen, wenn vorstehendes diesem Ziele
uns näher führte.
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MziNHor: Linguistische Studien in Ostafrika.
217
t
v
IL Sambala.
Die Sprache der Wasambala (in Usambnra) ist durch die Arbeit der
evangelischen und katholischen Mission zur Schriftsprache erhol>en. Vor
meiner Ausreise hatte ich mit dem Missionar Pastor Roehl in Bumhuli, der
sich einige Zeit bei mir aufhielt, die Sprache gründlich phonetisch durch-
gearbeitet. Ks ergaben sich fur uns folgende Fragen, die nur mit Hilfe
von Eingeborenen gelost werden konnten.
1. In den ersten Drucken der Sambalafibel und den anderen Drucken
der evangelischen Mission war ein Laut mit f* bezeichnet. Der Charakter
dieses Lautes war festzustellen und zu untersuchen, ob er in der Sprache
tatsachlich nur in den einzelnen Fällen auftrat, in denen die Literatur ihn
bezeichnete. Die Lösung s. Lautlehre 1.
2. Es war festzustellen , ob urspr. i (i) von i (i) und urspr. ti (u)
von tl («) sich im Sambala unterscheiden ließ. Das Resultat unserer Unter-
suchung war negativ. Siehe Lautlehre 2.
3. Roehl hatte beobachtet, daß einige Worte im Sambala von den
Eingeborenen häufig falsch verstanden werden, wenn der Europäer sie aus-
spricht. Wir vermuteten, daß diese Worte sich durch Tonhohe (musika-
lischen Ton) unterschieden. Es war zu untersuchen, ob diese Vermutung
richtig war, und welchen Umfang der musikalische Ton im Sambala hatte.
Die Losung s. Lautlehre 9.
4. Auch hier war zu untersuchen, welche Aussprache Ä\ t, p, nk,
ni, mp genau hatten, besonders ob sich Laute mit Kehlverschluß fanden.
Die Lösung s. Lautlehre 1 und 3.
5. Die genaue Aussprache des Lautes, der mit ch geschrieben wurde,
war festzustellen. Siehe Lautlehre 4 b) Bern. 2.
6. Die bereits vorliegenden umfangreichen Vorarbeiten fur I-exikon
und Grammatik waren zu fördern.
Lautlehre.
1. Die ursprunglich stimmlosen Explosivlaute Ar, l, p
werden im Sambala durch Ar, t, h vertreten, k und t werden mit Kchlverschluß
gesprochen, sind also genau 'k, V zu schreiben, p ist regelmäßig zu h ge-
worden. Wo 'p heute in der Sprache vorkommt, setze ich voraus, daß
Fremdwörter aus dem Suaheli oder aus einer anderen Sprache vorliegen.1
Beispiele, leka -lassen., luka .flechten., 'Ari Präf. Kl. 7, ieka
•lachen., -kulu .groß-, Trum» -zehn-, 'kuhgulu -Krähe-, 'Ar« Inf. Präf.,
-kuia .wachsen. , 'kumbuka -sich erinnern-, ani'ka -an der Sonne trocknen-,
'kala 5 -Kohle-, 'kazihga -braten-, 'kama »melken-, le'ta -bringen-, -«"lo
•schwer-, mavuta 6 »Fett«, fumbata .mit der llaud fassen«, -ha Verbal-
1 Um die Zeichen nicht zu häufen, habe ich im folgenden das ' vor k, tt p
öfter fortgelassen.
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218
Meikiiof: Linguistische Studien in Ostafrika.
endung 4 , Uha »bezahlen«, ahq hier Kl. 16, nguha 9 ■ Buschlaus • , ruhal
Knochen«, hala «schaben«, heia «kühl sein«.
Die ursprünglich stimmharten Frikativlaute 7, /, v treten im SambaU
als 7, /, u> auf.
Es 1st bemerkenswert, daß 7 hier zum erstenmal als Entsprechung
fur ursprüngliches 7 gefunden ist. Ich hatte diesen Laut als hypothetischen
Laut angenommen nach Analogie der übrigen stimmhaften Frikativlaute. Diese
Hypothese hat sich als richtig herausgestellt, was um so wertvoller ist, als
der Laut auch dem von mir angenommenen Lautgesetz unterworfen zu sein
scheint (s. unten 3).
Die Missionare hatten den Laut in einigen Worten gehört und ihn f
geschrieben (vgl. die Sambalafibel 2. Aull.). Was sie gehindert hatte den
Laut zu hören, der in der Sprache viel häufiger ist, als es nach den ersten
Drucken den Anschein hat, das ist jedenfalls der Umstand gewesen, dati
die meisten von ihnen Norddeutsche waren, die bekanntlich in der Unter-
scheidung von 7 und g nicht immer sorgsam sind. Die Richtigkeit meiner
Auflassung ist nunmehr allgemein anerkannt. In dem Neudruck der Fibel
ist das f getilgt und 7 eingeführt. Außerdem sind eine große Anzahl von g
in Ubereinstimmung mit der richtigen Aussprache durch 7 ersetzt worden. In
einigen Fällen stehtj für urspr. 7, z. B. uja • zurückkehren« , B. n'70, mbeju 9
•Same« , B. mbeytt.
I wird oft palatal gesprochen , so daß es zwischen zwei Vokalen für
den Neuling überhaupt verschwindet oder als j aufgefaßt wird. Manchmal
klingt es mehr zerebral, ich halte aber die palatale Aussprache für die ver-
breitetste. Der Laut wäre danach t zu schreiben.1 Daneben wird, l>eson-
ders zu Anfang, / alveolar gesprochen. Da die Aussprache auch individuell
sehr stark schwankt, habe ich auf konsequente Schreibung verzichten müssen.
Das v wird regelmäßig durch w ersetzt."
Beispiele. Igya «verzaubern«, Uyana «gleich sein-, muziyo 3 -Last«,
yewa 5 «Hand«, yambila «sagen zu«, kuluya «rühren« (dagegen hat läge
•sich verabschieden, einen Vertrag machen« g, aus welchem Grunde weiß
ich nicht), yaaa »teilen«, yenda »gehen«, -if a (fast ija) Verbalendung 8c,
Sayula dial, iagula (kayula) «auswählen«, lala «liegen«, le «lang«, leka
»lassen«, lemm (pass, von lema) «einer Sache nicht gewachsen sein«, Ifta
»bringen«, Ii «sein- defekt., lila «schreien«, Iqniba «freien, werben«, mulynd'i
»Lippe, Gebot«, latigwa -träumen«, lu'ka -Hechten«, lima «ackern-, m*-
lima 3 »Berg«, lulimi 11 »Zunge«, linda «bewachen-, Uha «bezahlen«, laJa
•schießen«, hkhwale »Rebhuhn«, 'kula «wachsen«, ktmguiu »Krähe-, 'kuhr/a
«rühren«, zitoa »Teich«, "kifuwa 7 «Brust«, tea- Präf. Kl. 2.
1 Manchmal fällt / ganz aus und wird durch den Gleitlaut y ersetzt , hayila
relativ von hala statt halila, 'taila «wissen- relativ von 'tola «zählen-. Statt «W»-
mite hört der Europäer leicht «imtumie -ich habe ihn nicht gesandt-. Manchmal
klingt / last wie rf, z. B. 'taida statt 'taila (taija) «wissen«; besonders in «Haida -ich
weiß nicht« (vgl. die Dissimilation in lisite unten 10 d).
* In manchen Worten klingt w mehr konsonantisch , in andern mehr vokalisch,
z. B. Y»ateo -stehlen- fast wie 'baua, aber lawa -herausgehen« fast wie fapa.
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Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 219
Urspr. nunc! m sind erhalten, z.B. na «und«, -ana Verbalendung
IQ, ma Präf. Kl. 6 , -ama Verbalendung 1 1 (vgl. ferner die obigen Beispiele).
2. Die Vokale.
Die Entsprechung für a, i, u ist im Sambala a, t, u.
Die Entsprechung für urspr. t, u (I, u) 1st ebenfalls t, u.
Einen Unterschied in der Aussprache der etymologisch verschiedenen
i- und u- Laute habe ich nicht feststellen können, ebensowenig wie im
Suaheli. Jede Feststellung, die ich in dieser Beziehung gemacht hatte, hat
sich bald als irrig oder als begründet durch Zufälligkeiten herausgestellt.
Ich muß also sagen, daß ich einen Unterschied in der Qualität dieser Laute
mit verschiedener Etymologie im Sambala bisher nicht gefunden habe.
Beispiele. 'An' Praf. Kl. 7 vor dem Nomen, lila »schreien-, lima
• hacken«, htlimi 11 »Zunge«.
lu Präf. Kl. 11, 'Ar« Präf. Kl. 15, mu Präf. Kl. 1 u. 3, 'kula «wachsen«,
htka »flechten«.
zi Präf. Kl. 10, muziyQ 3 »Last«, zima »ausloschen«, -zVto «schwer«,
zitea 5 »Teich«, mulqji 1 »Freier«, sgni 9 »Scham«, -t Lokativsuffix.
mavuta »Fett«, tmha »Knochen«, ^ki/uwa «Brust« , fumbata »mit der
Hand fassen«.
Die Laute e und o sind immer ofTen, z. B. yntda «gehen-, leta
• bringen«, gna »sehen«, hqla -kühl werden« usw.
3. Die Verbindung von n mit folgendem Konsonanten.
Die regelmäßige Entsprechung für Ale, n/, mp, rig, nrf, mb
ist hkh, nth, mph, hg, nrf, mb.
Hierbei ist beachtenswert, daß das Sambala die ursprünglichen Laute
hk, nt, mp. welche ich seinerzeit zur Erklärung der entsprechenden Laut-
gruppen des Suaheli und anderer Bantusprachen angenommen hatte, fast
genau bewahrt hat (vgl. -Grundriß« S. 10, 14,2).
Besonders wichtig war mir dabei, daß hg für urspr. tlg steht, und
daß zugleich urspr. y als 7 auftritt (s. oben 1). Danach ist anzunehmen
n + 7 >• hg wie im Urbantu (vgl. »Grundriß- S. 11, 14,3 u. 5). Im Snm-
hala sind zum erstenmal Beispiele aus der lebenden Sprache für dieses von
mir vermutete Lautgesetz aufgestellt. Doch vgl. die Ausnahmen unten
unter 4 g.
Beispiele. hkhwal& » Rebhuhn « , hkhuni 1 0 » Feuerholz « , lu -kuni 1 1
• ein Stück Feuerholz«, hkhulu 9 »groß« von -Jculu, nuhkha »stinken«
(B. nunAa), hkhala 9 • Taschenkrebs«.
uxmthu 2 »Leute«, nthembo 9 «Elefant«.
mphfihq 9 - Wind-, mphala 9 «Gazelle« (B. impala), mphezo 9 »Ende,
Spitze und Fuß des Berges« von heza «aufhören«.
hgata » Schopf Iöffel« 10 pl. zu lu-yata, sohgola »behauen«, ^kuhgulu
5 »Krähe«, tnu-yahga 1 «Arzt«, ghggza »hinzufügen», hguluve »Schwein«,
huhgu 9 »Kochtopf«, kazihga, kalahga «braten, rosten-, 'kahga 5 «Perlhuhn«.
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220 Mbinbof: linguistische Studien in Ostafrika.
ndezu »Bart- neben 'ki-lezu 7 -Kinn«, ndilo 9 .Tatenklage- von töa
ndggtca 9 »Zauberei- von Igya -verzaubern-, rula 9 -Fötus-, /wis
-bewachen«.
lomba -freien, werben-, 'kumbuka -sich erinnern- , fumbata -mit der
Hand fassen«, mbeju 9 -Same«, hamba -schmücken-.
Bemerkung 1. Beim schnellen Sprechen wird u nach m leicht
ganz verschluckt. För den Eingebornen ist es aber vorhanden , und er
spricht es bei langsamer Rede aus. Wenn p oder b folgt, so kann da*
Fehlen des « leicht zu Mißverstandnissen fuhren, da die Worte ohne ■
aussehen, als gehörten sie zu Kl. 9 und 10 der Nomina, während sie iu
I und 3 gehören. Es ist deshalb etymologisch richtiger und auch praktisch
besser, das u stets zu schreiben. Hr. Missionar Roehl hat auf diesen Sach-
verhalt besonders hingewiesen, und in dem Neudruck der Fil>el wird dis
berücksichtigt.
Das ist um so wichtiger, als man in den für den praktischen Gebrauch
geschriebenen Büchern die Aspiration hei hkht nth, mph nicht bezeichnet
Die an sich verschiedenen Lautverbindungen tnp und mph würden ohne das
also gleich geschrieben werden. Schreibt man die erstere aber mup, so
ist kein Mißverständnis möglich.
Bemerkung 2. Die von mir als -halbe Nasalierung- bezeichnete
Lautveränderung, wonach der Frikativlaut explosiv bleibt, auch nachdem
der Nasal abgefallen ist (s. -Grundriß- S. 56, 14b) kommt vor; z. B. buk*
II -Barthaar- neben ndezu 10, lubazu pl. mbazu »Rippe«, ka-dama 13
-kleines Kalb- neben ndamo 9.
Es gibt aber außerdem eine Anzahl tf, 'A und /> in der Sprache,
die ich nicht erklären kann , und die ich bis auf weiteres für Laute fremden
Ursprungs halte (s. noch unten 7); z. B. gQ&i 5 -Nacken - , göda 9 -der Stock«.
daia -alt-, 'boda -schlecht-, 'bvndu »ein Bündel Bananen-, 'papati'ta
• flattern-, ,pala 5 -die Wiese, die Aue«.
Für '0 fand ich die Aussprache v bis 'A, einige Individuen sprechen
mehr frikativ, andere mehr explosiv.
In der Lautverbindung mb wird vollstimmiges b mit Kehlöffnung ge-
sprochen.
4. Veränderung von Konsonanten durch Vokaleinflüsse,
a) Die alten Mischlaute.
Urspr. k wird i (mit palataler Aussprache, als« J; es klingt dem Neuling
oft wie /y); urspr. y wird z.
Beispiele, mesozi 6 »Tränen-, iongöla -behauen«, laia -schießen«,
iayula »auswählen-, feka »lachen«, zUq pl. me/a »Auge-, aJama -gähnen«.
igma »stechen-, vgl. -tanq -fünf«.
iza »kommen-, 'ka-zila 13 »der kleine Weg« , 'ko-zola 13 -der kleine
Hunger-, zuwa 5 »Sonne«, zenga -bauen«, ziha »schön, gilt sein«, B. 7».
In Verbindung mit n wird / nicht geändert, und n fällt wieder ab;
n + z wird regelmäßig zu *, d. h. die stimmhafte Frikativa wird durch die
Verschmelzung mit dem Nasal stimmlos.
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Meinhof: Linguistische Studien in OsUfrika. 221
Beispiele, ioni 9 »Scham-, Si -Land-, tfi -unter-, -o/te »alle».
yasa • Handfläche- B. yat'tea, sila 9 »Weg- vgl. oben ^ka-zila, sola 9
-Hunger« vgl. oben "ka-zala, s$ 9 »draußen« B. inge, sd »komm her«
B. »rigo.
b) Durch » (leichtes i) werden die Vokale nicht erheblich geändert.
Die unter 1 angeführte zerebrale bis palatale Aussprache des / ist wohl zu-
meist darauf zurückzufQhren , daß ein i bzw. e vorhergeht oder folgt (aber
auch sonst zwischen zwei gleichen Vokalen wird /' bzw. / gesprochen).
So notierte ich «V'o, (züa) »ausräuchern-, gHa »böse Lust, Mutwille-,
c/j/o' -eine Speise nicht essen«, Ai^ri/'a, »hineingehen-, gela »hineintun-,
ambil'a »Falle stellen», aminl'a -Holz zusammenfügen- (/ zwischen / und /'),
taila (besser taila) »wissen» , 'feazija 13 »kleiner Weg- , « lisi'te (auch /)
• ich habe nicht geweint- von Ufa (lila), lima »hacken» (/).
Beachte ni luma -beiße mich- mit zerebralem / nach t von ku-luma
»heißen- mit alveolarem /, aber auch sala 9 »Hunger», xea-Sambal'a usw.
y verschwindet meist vor tl, z. B. imba »singen», i Kl. 4; auch u>
(<; urspr. r) verschwindet einigemal, z. B. i-ha »böse sein- neben -u?ttw
»böse-, nwili 3 »Leib« (murüi), -is*i »unreif» (B. riki), -teilt »zwei», bo
»gar sein- (von rila).
Die übrigen Laute bleiben unverändert;
z.B.: Ar 'An Präf. Kl. 7, mtikila 3 »Schwanz», 'kila »die Kräfte über-
steigen».
t gati »mitten«, muH 3 »Baum», -ti »sagen«.
Ä (< urspr. p) httula -umdrehen-, -ngahi wie viele», 'A*uAt -wo:'»
Unsilbisches i hat einen stärkeren Einfluß als silbisches i auf die
vorhergehenden Konsonanten.
Die Lautverbindung 'kya wird regelmäßig zu *tja {J stimmlos), die
Lautverbindung lya zu dja (j stimmhaft), Aya klingt wie fc/a.
Beispiele. Gen. Kl. 7 'tja, 'tja »Tag werden«; Gen. Kl. 5 dja, dja
»essen«; -%ya »neu«*, yjya »brennen-.
Vor e habe ich keine Veränderungen der Konsonanten gefunden;
z. B. ymda -gehen» (yenda), yembe 5 -Hacke«, ytma -Palmwein
zapfen-, leta »bringen», le'ka »lassen», zewr 5 «Schmarotzertnilan- , ho*
5 -Stein-.
Bemerkung 1. Aus diesen Genitivbildungen 7/a und dja und den
Verbalformen mit -a- ist nach Analogie ein Nominativpräfix entstanden, das
vor dein Verbum als 'tji und dji auftritt, während es der Regel nach ki und Ii
heißen sollte. Vor dem Nomen ist 'ki erhalten, Ii ist aber ganz abgefallen
wie im Suaheli, z. B. *t « tjatama -der Stuhl ist schön», Ujiza'tama das-
selbe in anderer Form; djanüuma -es (das Auge Kl. 5) schmerzt mich«, dji-
zaniluma dasselbe in anderer Form.
1 Dagegen ist gi häufig; vgl. -gimu -gesund - , gina -fett sein - , gi*a 5 -Brach-
feld» , gimbala -fett sein-. Ich bin jedoch über die Abstammung dieser Worte nicht
klar (vgl. z. B. Suaheli zima -gesund-).
a Tritt in Kl. 9 der Nasal davor, so erscheint nach 3 oben das urspr. p,
also mphya.
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222 Meinbof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Bemerkung 2. In der gebräuchlichen Orthographie des Sambala war
«ler Laut '(/ als ch geschrieben. Ich verwerfe die Schreibung ch, da sir
nicht phonetisch, sondern rein empirisch aus dem Englischen heriibergr-
nommcn ist. Die Schreibung ist obenein unpraktisch, da in den Schul«)
nur ch, aber nicht c gelehrt wird. Außerdem ist sie bedenklich, weil sir
den Europaer verfuhrt alle etwa dem englischen ch ungefähr ähnlichen Laut*
mit ch zu bezeichnen, ohne sich darüber Gewißheit zu verschaffen, ob die*?
Laute auch tatsächlich identisch sind. Im Suaheli wußte ich , ehe irh n*rh
Afrika ging, daß durch ch etymologisch verschiedene Laute bezeichnet werden
Es hat sich herausgestellt, daß sie auch verschieden gesprochen werden.
Fur das Sambala hatte ich eine solche bestimmte Überzeugung nicht, son-
dern nur eine allgemeine Vermutung, daß auch hier mit ch verschiedeor
Laute bezeichnet sein konnten.
Mit Hilfe der sehr intelligenten Sambalajungen habe ich, wie ich in
der Suahelistudie bereits erwähnt habe (S. 206), ermittelt, daß im Sambala
zwei Laute vorliegen, die mit ch geschrieben werden. Der erstere ist der
oben als Entsprechung für ky gefundene Laut l, der zweite ist *ti. Beide
Laute sind stimmlose Lenes, also beide von dem englischen ch verschieden,
da dies Fortis ist. ytj ist palatal, 75 alveolar, beide mit Rauschlaut. Für
eine praktische Schreibung empfehle ich tj und tz (oder G) oder, wenn man
das gewohnte c beibehalten will, c und c. Das h bei dem c ist in jedem
Fall überflüssig und verwirrend.
Beispiele. 'fja »Morgen werden« wie oben, 'tza »Aufhören des
Regens» 'r>a Gen. Part., 'tjala 7 »Finger-, "thita »schwarz sein», ^tsmhue
»handeln, wuchern».
c) Vor u (leichtem u) und o halten sich die meisten Kon-
sonanten, auch /, das im Suaheli hier regelmäßig verschwindet. Nur«"
(< urspr. v) wird verflüchtigt; z. B. :
luma »beißen« , Suaheli uma \ lu Präf. Kl. 11, Suaheli «; Itrfi »zaubern-.
Suaheli oga\ lomba »bitten, werben«, Suaheli omba »bitten«.
Aber uya »zurückkehren» , B. vwya; ana »sehen« , B. rgna; qUx »faulens
B. vola.
Für B. yqta »sich wärmen« habe ich Sambala ottla und kotAa
notiert.
Unter dem Einfluß des tc, das aus (leichtein) u entstand, treten
zuweilen palatale und velare Laute auf; z.B.:
itxcana 1 »Kind« statt mtc-ana, nwezi 3 »Mond« statt mteasi, tuntra
Pass, zu tirma »senden«.
yjca »ebben« für urspr. pwa aus Aim3, liyjca Pnss. von liha »bezahlen«.
h'/jca Pass, zu laha »verurteilen«, Msr/tci »Name eines Berges und ein«
Baumes«.
1 In der Suahelistudie steht '(/, da ich dort den Kauschlaut nicht deutlich
wahrgenommen habe.
a Wird hiervon ein Wort nach Kl. 9 gebildet, so tritt das urspr. p wieder
ein, i. Ii. mphwai 9 »der Strand, an der Küste.. Vgl. Note 2 zu S. 221.
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Mbinrof: Linguistische Studien in Ostafrika. 223
Auch die Lautverbindung -btca klingt fast so, als stände nach '0 ein
leises <y, also beinahe -bya. Die Lautverbindung ywa bleibt erhalten, wird
zu ywa verhärtet oder zu tea verkürzt. (In jvoa Gen. Kl. 1 tritt j — in den
Drucken y — ein. Ich führe die Form auf urspr. yyvea zurück.) Passiv-
endung iywa ist sehr häufig.
z.B. gtoa • fallen«. Gen. Kl. 3 tea B. ywa.
Dagegen bleibt hea unverändert, z.B. Itca Gen. Kl. 11, haiwa Pass, zu
hala »schaben«. Vor u? verschwindet urspr. r ebenso wie vor o und «, z. B.
Gen. Kl. 14 tea (B. vwa).
d) Unter dem Einfluß von t (i, schwerem i) treten starke Ver-
änderungen der Konsonanten ein. ki und ii werden ii, pi wird^/f, yi und
Ii werden st, vi wird vi.
Beispiele, ki. fw&ye 11 »Augenbraue«, mo& 3 -Rauch«, mdiSi 1
«der Koch« von dVka »kochen«, ma-Sizi 6 »Ruß an den Töpfen«, B. -kili.
ti. loSigtca »träumen«, vom Stamm loia, Sima 5 «Brunnen«, iirjala
-zurückbleiben«.
pi. fiia (fi&ja) »verstecken«, /iya • Kochstein«.
yi. Das Vergrößerungspräfix Suaheli dji, also urspr. yi, lautet zi, z. B.
zi - iozi »eine Träne-; vgl. zihi »kurz« ( Yao -jipi) , zido 5 »Auge«, zina 5
• Name«, zino 5 «Zahn«, mazi 6 »Wasser«, muzi 3 «Dorf«, zi'ko 5 »Herd».1
/t. mu-ziyo 3 «Last«, -cT/o -schwer«, eucaö »Teich«, »to«si3 »Mond«,
«' Präf. Kl. 10, liz-ite Perf. von /»To, kilongozi 7 »der Anführer« von loh-
tjnla, mbuzi 9 »die Ziege«, m'pazi 1 »der Erbe« von %pala »erben«.
vi. vi Präf. Kl. 8, vina »tanzen«, hwivi 1 »Dieb«, mbavi 1 »Dieb« von
"öotca »stehlen«.
Unter dem Einlluß von y treten dieselben Veränderungen ein , y selbst
verschwindet immer, außer nach den Labialen.
Beispiele, kya. aia »anstecken« von a*ka »brennen«, *pi'ka »allerlei
prohieren« cans, *pifa »jemand plagen«, ^tahVka »erbrechen« caus. VaAi/a.
i$a. ItJa »träumen machen« von ungebr. fo'ta, B. loia, iguJa »satt
machen« von iguyta «satt sein«.
pya. lefya »lang machen«, caus. zu leha »lang sein«, zifya »schön
machen- von ziha, hufya »leicht machen« von huha, nufya -klein machen«
von nuha.
y$a. aga »verloren gehen« bildet caus. aza, uja »umkehren« uza.
l$a. za Gen. Kl. 10; -eza, -iza caus. zu -ela, -ila; fotJa »wachsen«
bildet caus. kuza, heia »zu Ende sein« bildet hrza, gitla »verkaufen« bildet
caus. f/uza.
r$a. vya Gen. Kl. 8, vyala 8 »Nägel« pi. zu ^tjalal, ryala »gebären«,
dazu -vyele »weiblich«, latca »herausgehen« bildet caus. lavya, vuwa »sich
bewegen« bildet caus. vuvya.
e) Durch »i (y. »schweres ««) treten Verändertingen der
vorhergehenden Konsonanten ein, wobei zu beachten ist, daß Ä* vor
1 Da» Refi. Präfix beim Verbum lautet 'ki. Ich weiß keine Erklärung, doch
vgl. Kongo ku.
224 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
« in der Regel zu /, aber / zu / wird. Wahrend im Suaheli die Verbin-
dung Ar« und tu gleicherweise zu fu wurde, ist hier der etymologische Uo-
terschied der beiden Verbindungen noch ersichtlich.
Beispiele, kü. Jetfuvoal -Brust- , fumba yta -mit der Hand fassen«.
*tafuna -kauen«.
/iL Suga -Tiere zähmen«, Sunda -züchtigen, zurechtweisen«, tuna
• nähen«, Suhga -binden« (Suaheli fuhga).
pu. hu/u «leicht« von huha -leicht sein«.
yA?
hi. ndezu 9 -Bart«, -hozu -sanflmütig« von -hota, zitmtla 1 »zustimmen».
-vizu »faul« (B. -|?«74), izu -i*eif« (B. vilu).
vti. zula -einem Tier das Fell ausziehen« (B. pM-u/<z).
Wird u tin silbisch, so treten dieselben Veränderungen ein, und
u versehwindet nach /, nach z hält es sich.
Beispiele, -fa -sterben« , fanana -ähnlich sein« (B. pwana), ztnkt
-Kleider anziehen-, B. vw-ika.
f) Wenn Vok aleinfliisse und der Einfluß eines Nasals zu-
sammentreffen, so ist auch hier das Gesetz zu beobachten, das wir oben
in 4a fanden:
Stimmhafte Krikative werden durch vortretenden Nasal stimmlos. Der
Nasal fällt vor allen Frikativen aus, z.B. -zihi -kurz-, Kl. 9 *ihi.
Dabei ist es meist gleichgültig, ob der nasale oder der vokalische Kin-
lluß der frühere war.
Ak. Sihgo 9 -Hals«, Siye 10 «Augenbraue«, pl. zu lu-stye, also ni -f
Ar?>A; misa -an etwas riechen«, caus. von nunkha -stinken-, also ilir -}-
»/>«, zink ha • vorübergehen « , caus. zisa.
ni?
mp. figo 9 »Niere«.
ng. «9 »Fliege«, «7g 9 «Heuschrecke-, asa - umhertreiben«, caus.
zu anga, dazu nteasi 1 »der Hemmtreiber« , mu^twasi -die Stampfende-
von 'tteango, u-losi 14 -Sprache« von longa, caus. dazu lasa.
«rf. mu-lisil »Wächter« von -linda, muhasi 1 »der Pflanzende« von
handa, tntm caus. zu vunda -verfaulen-, sito 9 -schwer« von -zito.
mb. mu-loji 1 »Freier« von lotnba , lu-vcya »Horn-, pl. ftya-, mu-ufl\
•Tupfer- von umba, mu-tafi 1 »der Reisende« von tamba, dazu caus. tafyn:
von -eyelp -weiblich" Kl. 9 fyele, fula 9 »Regen- Suaheli meua.
Während tr und y vor (leichtem) t und « öfter verschwanden , bleiben
mh und hg stets erhalten, z.B. mbili Kl. 10 -zwei-, mbiwi -böse« Kl. 9.
tnbij'i Kl. 9 -unreif« von -t//, mbizu 9, 10 -reif« von -izu usw.
ingi »viele«, ingila -hineingehen-.
hguluiceS -Schwein- , nuhgu 9 -Kochtopf«.
g) Die Nasale.
Uber die Veränderung von mtc zu hto s. oben 4 c.
Die Lokativendung ni ist im Sambala regelmäßig zu -1 geworden
unter gänzlichem Ausfall des n, z. ß. Sambalai -das Land Usambara-, ndai
-im Leib« von nda. In andern Fällen hat sich das n vor » gehalten, z.B.
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Mein hof: Linguistische Studien in Ostafrika. 225
Joni 9 . Scham«, nkhuni 10 -Feuerholz-. Ebenso wird nl im Plur. des
Im per. zu t, z. B. sqt -kommt-, letoi -bringt«.1
ny und sind beide zu n geworden, z. B. h-uhgu 9 »Kochtopf«,
Ito-Vkq 11 -Löffel-, pl. m'ko.
h-ohgeza 9 -Zugabe- von -ottgeza , h-ihgi 10 -viele« von -ihgi, meens
• selbst-, -ha -regnen-, h-oki 9 -Biene- , n-ama 9 -Tier- , h-oka 9 »Schlange«.
na encare.
Bei den kausativen Formen ist vielleicht richtiger riy zu schreiben,
da y noch hörbar zu sein scheint;
z. B. gnya -fuhren, zeigen« von gna -sehen«; hihya -lehren- von hma
• lernen-; honya -heilen- von hona -gesund werden-.
Dagegen bleibt m vor y unverändert, m-qto, pl. my-oto 4 -Feuer-,
m-oJi, pl. my-a&i 4 -Rauch-, htca'ka, pl. my-aka 4 -Jahr«.
humya -krank machen« von Auma, mamya -beugen machen- von
inama, zimya -auslöschen- von zima.
h wechselt in einigen Fällen mit 7, wo ich eine befriedigende Er-
klärung noch nicht geben kann; z. B. hunda -ackern-, vgl. mu-yunda -Ba-
nanenfeld-, hombe 9 -Rind-, ygrnbe 5 -großes Rind«.
Wahrscheinlich ist h hier das frühere, und 7 hat sich nach Analogie
von hg und 7 daraus entwickelt. Vgl. jedoch von ymda -gehen- , lu»/enda
11, pl. hmdq 10 »Gang-, yghgq 5, pl. hqhgq 10 »RQcken« gegen die oben
in 3 gegebene Regel.
Eine ähnliche unregelmäßige Bildung ist nota 9 -die kalte Zeit« von
Iota -kalt sein-, wenn es nicht von qta herkommt, das in der Bedeutung
■sich wärmen- und -sich abkühlen- gebraucht wird.
Vor *i bleibt m unverändert, z. B. -kalamu »ewig- von 'kalama
• immer währen-, -angalamu -breit«.
5. Uber die Konsonantendissimilation nach dem Dänischen
Gesetz habe ich an andrer Stelle das Nötige gesagt. ZDMG. Bd. LVII,
S. 302.
So entsteht gati -mitten- aus urspr. 'AraVt, mga'to 3 -Brot- aus mkate
Suaheli, gtcotq -Zange-, Suaheli kwato 5 »gespaltener Huf«; 'bahuka (Sua-
heli papuka) -sich abtrennen vom Weg, von einem Stück Vieh«.
Derselbe Vorgang läßt sich nachweisen , auch wo der erste Konsonant
mit Nasal verbunden ist;
z. B. nguku 9 -Huhn« (urspr. iifcuku), hguha 9 -Buschlaus- (urspr.
nkupa), hgohe 9 »Augenlid- (urspr. hkopg).
Auch wenn der erste Konsonant durch Vokaleinflüsse frikativ wurde,
läßt sich das Gesetz in einigen Fällen beobachten;
z.B. mavuta -Fett- (urspr. -küia), miha 5 -Knochen« (urspr. -kupa).
Beachtenswert ist, daß der durch Dissimilation aus k entstandene
Laut g und nicht 7 ist. Bei der Auflösung der nasalen Verbindung hg
läßt sich aber keine feste Regel aufstellen. Von hguha 9 -Zecke- (urspr.
1 Der Imperativ mit Verbalobjekt nimmt oft das konjunktivische t an, z. U.
m-lUti -bringt ihn».
Mitt. d. S«m. L Orient Sprachen. 1904. III. Abt 15
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226
Mkinbop: Linguistische Stadien in Ostafrika.
ükupa) entsteht regelmäßig yuha 5 «große Zecke«, aber von nguku 9 »Huhii«
gegen die Regel yuku 5 »großes Huhn«. Umgekehrt von ngoma 9 (urspr.
ügoma) gegen die Regel ggma 5 ■ große Trommel-, während man ygma er-
warten sollte.
Übrigens dehnt sich die Wirkung des Dänischen Gesetzes auch auf
das Xrw- Präfix aus, z. B. gwaha 5 »Acliselhöhle«. Wie Suaheli kwapa zeift
und Uerero okv-opo, liegt hier eine Bildung mit Praef. Kl. 17 vor, dem toi
Sambala Präf. Kl. 5 vorgesetzt ist; vgl. den Plur. des Herero oma-kvapa.
Ferner gutwi1 5 »Ohr«, Herero oku-twi 17, ebenso gebildet. Demnach
nehme ich an, daß Sambala yuko »dort« statt guko steht und in derselben
Weise wie gwaha und gutwi aus 'ku'ko entstanden ist. Eine besondere Art
von Assimilation fand ich in dem Fremdwort talatasi »Papier- für Suaheli
kalaiasü
Vokal assimilation liegt vor in dem Demonstrativpronomen v/v 1.
awa 2, idji 5, i'V/i 7, ulu 11, aka 13 usw.
6. Die aufgeführten Laute sind aus dem System der Bantulaute sämt-
lich zu erklären mit Ausnahme von 'ß, für das ich eine Ableitung nicht
gefunden habe. Es gibt im Sambala eine große Anzahl von Worten mit
kurzen Vokalen in ofTner vorletzter Silbe." In den echten Bantuworten
des Sambala sind die Vokale in offner vorletzter Silbe lang (s. unten 7).
Aus diesem Grunde glaube ich, daß wir die Worte, in denen jene?
Vi vorkommt, und die Worte mit kurzen Vokalen in offner vorletzter Silbe
bis auf weiteres als Fremdwörter anzuseilen haben.
Daß solche Fremdwörter auftreten , ist nicht weiter merkwürdig . wenn
man bedenkt, daß die Sambala in ihrem Bergland umgeben sind von den
die Steppe bewohnenden Masai mit »kuschitischer« Sprache, und daß auch
nach den Überlieferungen der Sambala fremde Einflüsse in ihrem Volksleben
seit alter Zeit vorgelegen haben ; vgl. die Geschichte der Wakilindi. Ferner
ist die Sprache der Wambugu, die mitten in den Bergen U sambaras wohnen
und eine eigene Sprache sprechen, die vom Bantu und vom Masai ver-
schieden ist, von Einfluß gewesen.
Beispiele, g&a 9 »Stock«, myöJi 1 »Mann«, ng&tö 9 »Schaf«.
7. Meine Untersuchungen über die Quantität der Vokale hatten
folgendes Ergebnis.
In der Regel sind alle Vokale kurz.
Nur die Vokale der Stammsilbe und der vorletzten Silbe, anf die ein
nicht mit Nasal verbundener Konsonant folgt, werden gedehnt. (In Fremd-
wörtern sind auch sie kurz, s. 6).
Besonders die Einsilbigen sind also kurz, z. B. s£ «draußen« Suaheli
m$0, sö »komm her« Suaheli ndjö.
1 In 'gutwi und gwaha habe ich sogar g mit Kehlverschluß notiert, ebenso
gati «Mitte«.
J Genau genommen sind alle Silben offen. Ich gebrauche den Ausdruck hier
der Kürze halber fur Silben, auf die kein mit einem Nasal verbundener Konsonant
folgt (vgl. gila und ymdä).
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MxiNHor: Linguistische Studien in Ostafrika. 227
ziig -Auge«, pl. meJ&, zTld «Speise nicht essen-, ztnä 5 »Name«,
hgömä 9 »Trommel«, Tzä »kommen«, yätcä »teilen«, mäzt 6 »Wasser»,
hwezi 3 «Mond», yäsä »Hand», tänä »verfluchen» , nwä'kä 3 »Jaiir«;
aber itnbä »singen«, yjjndd »gehen«, mü-yängü 1 »Arzt», nüigi 10
»viele».
Wird ein Verbum durch Anfügung von Suffixen mehrsilbig, so bleibt
die Stammsilbe doch lang. Wo sie kurz war, bleibt sie kurz.
äiämä »gähnen», änVkä »zum Trocknen aufhängen», ttahgä »rufen»,
T'tT'kä -gehorchen«,
aber thgü'ä »hineingehen».
8. Wie in andern Bantusprachen scheint auch hier der dynamische
Ton zweifach zu sein, nämlich 1. etymologisch auf der Stammsilbe; als
solcher bewirkt er die in 7 aufgeführte Dehnung der Stammsilbe, auch
wenn diese nicht vorletzte Silbe ist, 2. mechanisch; als solcher ruht er
auf der vorletzten Silbe und bewirkt wie in 7 in der Regel die Dehnung
des Vokals.
Die zweite Art des dynamischen Tons wird vom Europäer leicht auf-
gefaßt, die erstere schwerer; um deswillen erscheint dem Europäer die
erstere Art als Nebenton, die zweite als Hauptton;
z. B. Vtängd »rufen«, Uyil'ä »hineingehen«, anVkä «zum Trocknen
ausbreiten«, aJamd »gähnen».
9. Der musikalisch eTon war bisher noch in keiner ostafrikanischen
Sprache gefunden, außer dem Konde und Sango im Nyassagebiet (vgl.
-Grundriß. S. 131. 148).
Außerdem hat Missionar Dahl in Urambo darüber einiges festgestellt,
das mir aber erst nach meiner Rückkehr bekannt wurde (vgl. seinen Auf-
satz im vorliegenden Heft S. 106 ff).
Meine Untersuchungen im Sambala begannen mit dem Wort 'kiya 7,
pl. viya, das sowohl »Schenkel« wie »Wassertopf« hieß. Für europäische
Ohren klangen beide Worte zunächst völlig gleich, und doch behaupteten
die Eingebornen, daß sie verschieden wären, nicht nur in der Bedeutung,
sondern auch in der Aussprache. Da sämtliche Laute beider Worte ganz
identisch waren, wußte ich keine andere Möglichkeit, als daß die Tonhöhe
den Unterschied ausmachte. Nach manchen vergeblichen Versuchen fand
ich dann, daß 'foflo, »Schenkel-, aber 'kiftct »Wassertopf» heißt.
Eine weitere Schwierigkeit ergab sich bei dem Wort mtäungu. Hier
fanden wir nun schon schneller heraus, daß mu'lungu. 1 »Gott« heißt, aber mu-
luhgii 3 der Name eines bekannten Feldbaunies (mit roten Blüten und roten,
bohnenartigen Früchten) ist, während mu-lu^gtf 3 der Name eines Wald-
baumes ist.
Nachdem so das Prinzip gefunden war und die Sambalajungen wußten,
was ich wollte, gaben sie ohne Besinnen mit großer Präzision und genau
übereinstimmend die Tonhöhen jeder Silbe in jedem Wort an.
Ich gebe eine Reihe von Proben, um zu zeigen, wie wichtig die
Sache für die Wortbildung und für die Synonymik ist. Viele Worte, die
bisher gleich geschrieben wurden , sind danach im Lexikon zu unterscheiden.
15»
228 Mktkhof: Linguistische Stadien in Ostafrika.
Für die Mitteltöne wende ich die Zeichen: — * fur den halbhohen.
— 4 für den halbtiefen Ton an.
lAna »ackern«, muffmc^ 3 «Berg«, IdlCmi^ 11 »Zunge«;
mu^yo* 3 »Last«, «V*i »beschuldigen«;
«W, .auslöschen «, rntt,-^, »Gott der Unterwelt»;
nda* »Fötus-, ndd »Ausruf, wenn viel von einer Sache vorhanden ist-:
nd<t\ »im Leib«, nda\ »wer«;
hyet »krank inachen, weil eine religiöse Vorschrift nicht beachtet ist«;
ktyoy »sich verabschieden, einen Vertrag machen«;
tcyiget »Steuern einziehen, beisteuern«, Sdnga^ »keimen«;
'ketty »sauer werden« (Milch);
'kdldyafa »vertrocknen« (vgl. 'kafu* »trocken«);
'kdla* 5 »Kohle«;
mui'^koja* 1 «Jäger« (vgl. xJ-'kaja 14 »Jagd«);
'kajf »streng, hart«;
m^ka^za* 1 »Ehefrau des N. N.«; tnka^zt\ »seine Frau«;
'kcflo/hgoy, 'kafHujOy »braten, rösten«;
yoW »schlafen«, mu^yofto* 3 »das Schnarchen, die tiefe Stimme«.
hgö^ndnQ* »Morgennebel«;
gttä, »böse Lust, Mutwille« ;
zi^ld »eine Speise nicht essen (aus Aberglauben, Sitte)«;
ziV'a, »ausräuchern« (Klippdachse, Bienen);
zipd 5, pl. mapbtit »Name«, zfna^ 5, pl. ma^-tfno^ »Pflanzloch«;
hic&pi 3 »Mond«, ntedzC 3 • Wasserlauf« ;
yfö »^latt, schlüpfrig sein«, ge*lcf «hineintun«;
mu-yafHjOi 1 «Arzt«, u-yajiga} 14 «Medizin« , aber ma^-gdngd 6 «Baum-
euphorbien«, Sing, dazu gafigd;
ctngttla «ausbrüten«, apguja • herabnehmen • ;
dojrfd, «auf etwas setzen, legen, stellen«; Mdd »Maniokbrei- : baft
»schlecht« ;
bahnbd »Käfer«, aber bafnba1 »Star« (Augenkrankheit);
bipdu* »kleine Holzlast«, Wndtt »Perlenkette, die die Frauen um die
Hüfte binden«;
btJ/idi/ »Turban«, bupdii »eine Traube Bananen«;
itfka «überlaufen« (Flüssigkeit), iti/ca -antworten, gehorchen« (im
Imperativ Hochton auf a) ;
bukt »ankommen«, bula^ «Lichtung«;
haftd »sich waschen«, hafca »angrenzen«;
flj/a, »verfaulen«, did »beschenken«;
did »verlassen«, a^is, »verbrennen«;
Jtogof 9 -Hals«, nkhipgo* 9 «Fell zum Schlafen«.
In folgenden Fallen liegt gewiß eine Verwandtschaft vor, auch wo du>
Tonhohen verschieden sind.
-W »lang«, -le'hd »lang sein«;
ki\ «(die Kräfte) übersteigen«, mt^-hVa, 3 «Schwanz«; ndSzt^ «Bart«,
kiWzt^ 7 «Kinn«;
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Munhof: Linguistisch«- Studien in Ostafrika. 229
'ko'mba, 5 . Flaschenkürbis als Gefäß«, pl. ma^-Mmba^ 'ki-kdmbax
• sieh aufblähen«;
/i'/o, -schreien«, ndifi 9 « Totenklage « , *m/,W 3 -Klang« ;
ldya{ »verzaubern«, nddgvx^ 9 -Zauberei«;
Ichnba. -freien, werben«, muldfiy 1 -Freier«;
•V-Vz, -kalt sein«, ndtal -die kalte Zeit«;
nda -Fötus«, naWi, -iin Leib«;
ki-fthoa^ 7 »Brust« , /«W, -würgen«;
A1 «Land«, i'tfij »unten-, a*hgj -hier unten«;
'httO) -wachsen-, -'A™/«' -groß«;
fu*mba\ 5 -Maus in der Hand« , fiitnbafto^ «mit der Hand fassen«.
Änderungen der ursprünglichen Tonhöhen scheinen danach statt-
zufinden :
1. bei der Bildung der Adjektiva, vielleicht auch der von ihnen ge-
bildeten Abstrakta;
2. beim Abfall des Präfixes (vgl. Ä* und i'A,).
In a*hd iiy ist der Hochton des Präfixes, nachdem dasselbe ausgefallen
ist , auf die letzte Silbe des vorhergehenden Wortes geraten.
Eine erschöpfende Behandlung der Tonhöhen ist zur Zeit nicht mög-
lich. Der Zweck meiner Untersuchung war nur auf die Wichtigkeit der Sache
hinzuweisen und zur genaueren Forschung in dieser Richtung anzuregen.
Ich gebe im folgenden noch eine Anzahl Worte, deren Tonhöhe ich
versucht habe zu fixieren als Material für die Vergleichung mit anderen
Bantusprachen. Merkwürdigerweise scheinen die Worte trotz sonstiger Ver-
schiedenheit die Tonhöhe meistens beizubehalten , wie die teigefügten Worte
aus dem Veutfa1 (Nord trans vaal) und Duala (Kamerun) zeigen.
^ambala Venda Duala
ktloy »liegen« ktla dasselbe
Idmbija. »lecken« (Zunge)
iVAroj »verlassen« oV'o, dasselbe
Wma, »nicht wollen, nicht khnata »sich nicht vor der tyrn «dumm sein-
können« Falle fürchten« (dumm
sein)
iVto, »bringen« WÜTt dasselbe
A1 -sein«, defekt na\ dasselbe ?• dasselbe
djct »essen« ld dasselbe 'da^ dasselbe
mulg^mo^ 3 «Lippe, Gebot« mulgpiQ 3 »Lippe«
Itfkoy -flechten- dasselbe
/tWo, »bewachen« kflifa dasselbe
lixyartai »gleich sein« lipgana dasselbe
lixha »bezahlen« /tj/a dasselbe
«i'to, »schwer« •difö dasselbe
zijoa^ 5 »Teich« dzipa 5 -Tiefe« ma-dtbd 6 -Wasser«
zijgjz^b »eine Träne«, pl. mi'tfdzi 4 »Tränen- mt'-Mpft 4 dasselbe
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230 Meinhof:
£ambala
/o'n^ro'/a, ■behauen«
ifMiy 9 ■Scham*
la*Jal «schießen«
«V«1 «wegwerfen«
«*Ä*^ »kurz«
rnaff7Ulto1 »Fett«
ßlta\ »wischen, betrögen«
nkhtcaJJ 9 .Rebhuhn«
^Tw'/a, »auswählen«
Ä'Ara, .lachen«
kumWkay «sich erin-
nern«
feAm, .zehn«
hfngtlluy 5 «Krähe«
nkht£n\ 10 »Feuerholz«
nydha^ 9 • Buschlaus -
Aru/o, -sterben«
•huk^Yh «rühren«
ru'Afl, 5, pl. m^rt/A«,
• Knochen ■
'kojto*la% «husten«
r'tytlht* 9 »Augenwimper«
hgtikU) 9 »Huhn«
ykäxmaf »melken«
'ÄraW^na, «miteinander
streiten«
,kuykä'ndd4 »mit Lehm be-
werfen«
'kdfngc^ 5 »Perlhuhn«, ma,-
» mitten -
'tjot » Morgen werden, Her-
aufkommen der Sonne«
'Üa*»Auf hören desRegens«
• sauer wei*den«
(Speise)
nguluig? 9 «Schwein«
nupgif 9 »Kochtopf«
«**/**♦ 5 , pl. mOftmJu* • Nil-
pferd«
»<7tcf 9 .ein Waldbaum« ,
• ein Riemen, um ein
Rind anzubinden.
s$ »draußen«
Linguistische Studien in Ostafrika.
Venda
thctni 9 «Schande«
/tr"j(a «werfen«
mapßfya 6 dasselbe
9 dasselbe
'fpjuila dasselbe
sep dasselbe
hrimbula «denken«
•
fthni »zehn«
fitngutnf 5 dasselbe
kht/ni 10 dasselbe
gdfa 5 »vollgesogene
Busch laus«
/«■ dasselbe
M'fola dasselbe
khtfe 9 -Schlafe.
khrihu 9 dasselbe
afma dasselbe
AoVxj »verweigern«
kha^hga^ dasselbe
'kajti dasselbe
tscl »dämmern«
Dua 1 a
schipp 5 »Zahn«
t'W»' dasselbe
m-dlojß »Palmöl, Ol«
tifhn »zehn.
tog1 dasselbe
firWa, dasselbe
ajuiy »kämpfen, streiten«
kafn dasselbe
ngulluve9 «wildesSchwein« t'tgo^ 9 »Schwein«
moViyo* 19 »Kochtopf«
iidd dasselbe
Linguistische Studien in Ostafrika.
efigedza »vermehren«
Mkikhok:
Sarabala Venda
sa*lax 9 »Hunger-, Dimin. wic^la 9 dasselbe
sij'at 9 »Weg« , Dimin. nq\xla 9 dasselbe
'ka^-ciVa, 13
zt^tca* 5 »Sonne«, pl. «la,- rfw'm dasselbe
zutcat, Dimin. 'Ara^aAoa,
13
o^nyiza^ -hinzufügen, viel
machen«, Subst. nor
ngt*zaf 9
too Je* 2 »alle, ganz«
g^tdla* »sich wannen-,
oto,V 3 »Feuer«, pl.
myoto*
yicd* • falle ! • , 'Ar*;- gwat
■ fallen«
yuta* »fassen, greifen«
ico^ki* 14 »Honig«, nojci*
9 »Biene«
ä% »Auge«, pl.«^
zijiö\ pl. mfV' 5 »Zahn«
'Äö'icd, »stehlen«
mg^Ä* 3, pLmyoJC »Rauch«
hgqjma* 9 -Trommel«,
ydma*, pl. ma{-gotma^
»große Trommel«
Vngifa^ »hineingehen«
ni/tgi1 10 »viele-
i"^ »kommen«
%ltiki -ausgießen-
mufi* 3 -Dorf«
«• 9 -Fliege«, 13
»kleine Fliege« , mit s
statt z gegen die Regel
oben 4 b) und f)
sifftf 9 »Heuschrecke«
i}'tafngat »rufen«
l>:u
Dual a
nrf/a/i dasselbe
»^(O1 dasselbe
lidba^ -Gott, Himmel«
-&sex »alle«
dfhe »alle«
(ha »sich warmen-, mold dlo± dasselbe
poet. »Feuer«
too, »fallen«
vutt&i 14 »Honig«
Qctfsi 9 »Biene«
tr& 5 dasselbe
fno 5 dassell-e
mt/tsi 3 dasselbe
«yo,/na dasselbe
nzJna dasselbe
«ja, dasselbe
«/•Ja dasselbe
mu$ dassell>e
■yr/'ira. • teilen «
ycjidaf »gehen«
map* 6 »Wasser-
i^ka^af »bleiben, wohnen,
sitzen«
t'mfa, »singen«
ntedne^ »selbst, Eigen-
tümer-
nzi@ dasselbe
apa dasselbe
txi - tn(U£ 7 »Schuh«
ma\li dasselbe
hnba dasselbe
imlye »Herr«
kd dassell>e
r/i'^ dasselbe
ngr/ma^ dasselbe
Mgfft dasselbe
yd dasselbe
mu'tjrii] 3 dasselbe
ngi*ngi\ 9 dasselbe
o. ba. dasselbe
mwhulJ 3 »Fuß«
djoy dasselbe
■mijW -selbst-
.ogle
232 Mkinhop: Linguistische Studien in Ostafrika.
Sambala Venda Dual»
ejte' •Herr- (Anrede),
mefie* »Herr!« (Gruß)
hw-cPk&i 3 »Regenzeit im hvcdha 3 «Jahr«
Marz« , pl. tny-aka
diafna^ «gähnen« at'fama »den Mund auf-
sperren«
lafid -verfluchen«
itwapdl, pl. wapct «Kind« ntcdtta 1 dasselbe miAw, 1 dasse»*?
a{m kä} «zum Trocknen oWa dasselbe
auf hängen -
•ya|«i,,pl.»Mi|<yfl1j«at5.Hnnd- t^-a^a 7 -Hand«
ilächc, innere Hand«
munu1 3 »Salz« wwr#2 3 -Salz«
munthu^ 1 «Mensch« mu^hu 1 dasselbe mnfox 1 dasselbe
Wo die Tonhöhen der verschiedenen Sprachen voneinander abweichen,
können folgende Grunde dafür in Betracht kommen, soviel ich sehe:
a) Beobachtungsfehler. Im Sambala ist rein empirisch festgestellt,
wie die Worte klangen. Ks muß noch erst untersucht werden, welch«-
Veränderungen die Töne erleiden, wenn Präfixe oder Suffixe hinzutrrt<-n
bzw. abfallen, in besonderen Formen z.B. im Imperativ usw.1
Im VendV ist nur der Ton der einen Silbe in der Regel bezeichwL
Auch dadurch konuten Irrtümer entstehen.
b) Wie es scheint, wird im Sambala die Stammsilbe von Worten,
die in beiden Silben ursprünglich Tiefton hatten, oft hoch gesprochen. Ks
muß erst untersucht werden, ob diese Tonhöhe wirklich konstant, oder nur
eine Folge des Starktons ist, der auf die Silbe fällt
c) Durch Kontraktionen und Elisionen werden die Töne oft ge-
ändert
Es bleibt also noch ein weites Feld fur fernere Untersuchungen.
10. Ich habe nicht die Alwücht über Wortbildung und Gram-
matik an dieser Stelle ausführlichere Mitteilungen zu geben, zumal
Pastor Roehl, der beste Kenner des Sambala, daran arbeitet, und ineine
grammatischen Untersuchungen im wesentlichen auf seinen Mitteilungen
beruhen.
Nur auf einiges will ich hinweisen, das für das Studium des Bautu
im allgemeinen und besonders für das Studium des Suaheli wichtig ist.
a) Die Nominalklassen Kl. 11 (B. In) und Kl. 14 (B. $»»), die im Sua-
heli gleichlautend geworden sind, sind hier klar geschieden, indem Kl. U
lu, Kl. 14 u lautet, z.B. luteum 11 -ein Stuck Holz«, Suaheli uhmi, J>
14 -Länge«, Suaheli u/g/u.
1 Vgl. i. B. zfnäy 5, pl. mofs^na^ -Pflanzloch- mit ryur1 5, pl. ma,-r»W .Name-.
Missionar Kokken teilt mir mit, daß im Kisiha am Kilimandjaro diese beiden Worte
lauten iryia -Loch in der Erde-, irfna -Name-.
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Mitohof: Linguistische Studien in Ostafrika.
233
Die Vergrößerungsklasse (B. yf) Suaheli dji ist auch hier nachzu-
weisen.
Das Präfix zi- tritt aber nur vor dem Nomen auf, und meist nur in
zweisilbigen Worten. Die Pronomina geben nach Kl. 5 (/i), z.B. zizi b
• große Stadt« von muzi 3, z-uto 5 «der große Fluß- von m-uto 3, ziti ft
• der große Baum«, zoka 5 »die große Schlange« von nqka 9, zama ft
-großes Tier, von noma 9.
Die Verkleinerungsklasse 13 (Ära), die im Suaheli ganz in die 7. Kl.
(Ä-i, pl. vi) aufgegangen ist, ist hier noch vorhanden und lautet regelmäßig
'Ära, z.K'ka-ztia 13 «der kleine Weg«, ^ka-yoSi »der kleine Mann«.
Die einsilbigen und die vokalisch anlautenden zweisilbigen Stämme
nehmen nach ka noch zi an, z. H.*ka-zi-ti 13 »der kleine Baum«, *ka-z-ana
• das kleine Kind« von ntcana 1. Der Plural hierzu ist aber analog dem
•Suaheli Kl. 8 «', und nicht Kl. 12 (tu) wie in anderen Sprachen. Kl. 12
ist dem ^ambala verloren gegangen.
Aus dem Plural dieser Klasse entwickelt sich eine Form zur Bezeich-
nung kleiner Quantitäten: va-z-ek »ein wenig Milch« von mg/« 6, va-z-azi
• ein wenig Wasser« von mazi 6, vakuhyu «ein wenig Kungunuß« von
nkhuhgu 9 usw.
b) Über die Nominalendungen hat P. Roehl so eingehende Studien
gemacht, wie sie noch in keiner Bantusprache bisher vorliegen. Ich weise
nur darauf hin, daß der Unterschied der Endung -a und -i (< i) hier klar
hervortritt.
-a ist verbal, das Wort behält verbalen Charakter und ist eigentlich
mehr Partizip als Substantiv. Ist es transitiv, so nimmt es in der Regel
ein Objekt zu sich, und zwar nicht mit Genitivzeichen; dies Verbalobjekt
ist also als Akkusativ aufzufassen.
-i bildet dagegen echte Nomina agentis mit folgendem Genitiv: z. B
von hmya -lehren«, mhinya tcanthu «der die Leute lehrt« oder mhmyi 1
»der Lehrer-, z.B. mhmyi jxea Wahmbala -der Lehrer der Waschambala-.
c) Von den Verbalendungen sind die bekannten auch hier zu
finden. Von den unbekannteren sind wichtig die intransitiven In versiv-
forinen, z.B. hVtuka «umwenden- von hi'ta -gehen«, inuka -aufstehen- von
ungebr. ina in mama «sich beugen«.
Dazu die transitiven I n versivformen: hi'tula -umwenden«, inula
•aufheben«, auch suhgula -losbinden- von Suhga «binden«.
Die Stativen Formen auf -ama, z.B. inama »sich beugen«, funama
• brüten«.
Die Kausativendung -ya wird viel gebraucht und verschmilzt mit
dem vorhergehenden Konsonanten nach den Regeln oben in 4 d. Dort sind
bereits eine Reihe von Beispielen gegeben.
Auch im Sambala wird -ya zweimal gesetzt, wenn es mit -ana ver-
bunden wird; z. B. fanana -ähnlich sein« kaus. fanya&ya »ähnlich machen,
überlegen « .
Die Endung -e/a, -uta ist im Sambala in intensiver Bedeutung im
Gebrauch.
234 MciNnnv: Linguistische Stadien in Ostafrika.
ymda »gehen« yrndeßa «schnell gehen«
M'ta -gehen« hVtifa «schnell gehen«
'ti -sagen- Vwfe »init Nachdruck sagen, drohen*.
Wie es scheint, hat das Sambala Verbalformen, die aus zwei Stäm-
men zusammengeschmolzen sind, was eine ganz abnorme Bildung dtr-
stellen würde, z.B. andahi'ta neben annäht zur Umschreibung von «erst«
aus anda in -andila «anfangen-, Suaheli anza, und hi"ta «gehen-, stndaliwt
-den ganzen Tag ackern« von Jinda -etwas andauernd tun- und lima -ackern«,
'kanyayoJola -etwas schnell tun« von ^kanya -schnell machen« und 'joiola
»tun«, fi'kaleta -schnell bringen« von fi'ka -sich beeilen« und leta «bringen«.
tjdezaiila -die ganze Nacht weinen« von 'tjeleza »etwas des Nachts tun«
(abgeleitet von 'tja »Aufgehen der Sonne«, eigtl. also »es sich bei etwas Tag
werden lassen«) und lila «weinen«.
d) Das Perfekt um — wenigstens in der negativen Form — wird
abweichend vom modernen Suaheli und in Übereinstimmung mit den anderen
Bantusprachen mit der Endung -ile gebildet; z.B. -zmga «bauen« Perf.
Stamm -zehgile.
Vor dem (urspr. schweren) * von üe wird das / des Stammes zu
z. B. -pala -erben« — pazile, bula »ankommen« — buzüe., -kela »einen Baum
umschlagen« — kezüe, -kwela »steigen« — kwzile, -batea -stehlen« hat bayHe
nach S. 218 Anm. 1, -ywa -fallen« — gwel$ (aus gwa-üe).
Besonders beachtenswert ist -lizite von -Uta -weinen«, das auf lizüt
zurückgeht. Das letzte / ist über d zu / geworden vermöge einer Dissi-
milation. Derselbe Vorgang hat iin Hehe häufig Perfekte auf -iU veran-
laßt1; vgl. sitaida statt sitaila oben S. 218 Note 1. -gna «sehen« bildet
vgl. dazu Konde* 'bona Perf. -bicme (aus urspr. -buoine für -buantlt).
Von Kausativen wird das Perfektum auf -ize gebildet, indem nach
der unter c) gegebenen Regel ya noch einmal angefügt wird (-ize < üye)
z. B. asa asiz£ , yesa ye#iz£, gi'tya onyize , zimya zimyize usw.
Nach Analogie dieser Bildungen wird -ize statt -üe auch dann ange-
hängt, wenn eine Kausativbildung nicht vorliegt, sondern aus anderen
Gründen (s. oben 4a) ein «-Laut vor der Endung steht, z. B. fiJa fi&z*.
laia kJize.
Die Mehrsilbigen verkürzen -ile in -e; z. B. -fanyanye von -fanyanya
»vergleichen-, -sisile von -sisüa -schlafen«, -buile von -buUla, -bulize von
-btäiza usw.
Die Bedeutung ist häufig nicht mehr perfektisch im Sinne eines Tem-
pus, sondern die der Zuständlichkeit; z. B. a i sisile »er befindet sich im Zu-
stande des Schlafens-, a i inuie -er trägt«, eigtl. -er befindet sich im Zustande
des Aufgehobenhabens«, a i file, -er ist tot«, eigtl. »er ist im Zustande des
Gestorbenseins« usw.
1 Die Beispiele gebe ich spater in der Bearbeitung des Hehe.
a Schumann, Kondcgranunatik. Mitt. des Sem. fur or. Spr. Berlin 1899.
m. §32.
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M kin hop: Linguistische Studien in Ostafrika.
235
11. Die Sprache hat mehrere Dialekte. So z.B. ist die Sprache
von Bumbuli von der Sprache von MIalo bereits etwas verschieden sowohl
in bezug auf die Artikulation der Laute als auch auf den Wortschatz. Dir
Unterschiede sind jedoch nicht erheblich , und die Verständigung der Mlalo-
leute mit den Bumbulileuten hat keine Schwierigkeit. Auch die Sprachen
der Bondei und Zegula, die ich gesondert zu behandeln gedenke, stehen
dem Sambala sehr nahe.
Eine besondere Sippe sind die Wanango. Sie sind vielleicht ursprung-
lich Leute eines anderen Stammes, sind aber jetzt völlig in das Sambalavolk
aufgegangen. Sie haben Konnubium mit den Sambala, haben dieselben
Zeichen (ein kleines Loch im Ohrlappen und eine Marke an der Stirn),
und es sind auch in ihrer Sprache keine erheblichen Abweichungen wahr-
nehmbar. Zwei Wanango, die ich in Bumbuli sprach (Nungu und Mtali
mit Namen), machten mir diese Angaben und fügten hinzu, daß heute nur
in den Tanzen zwischen ihnen und den Sambala ein Unterschied bestände.
Dies wurde mir von P. Roehl als richtig bestätigt. Ich habe eine große
Reihe Worte erfragt, es war aber alles reines Sambala.
12. Zur Orthographie des Sambala bemerke ich unter Zusammen-
fassung des Obigen, daß die bisher gebrauchte Schreibung nach meiner
Meinung in folgender Weise sich verbessern ließe.
a) Statt des f (bzw. g) ist y zu schreiben und dies konsequent zu
setzen uberall, wo 7 gesprochen wird. Wo g gesprochen wird, ist natür-
lich nach wie vor g zu schreiben. Dieser Vorschlag ist bereits durchge-
drungen.
b) Die Lautverbindungen m(u,yb, m(vYp sind klar von mb und tnph
zu scheiden. Auch das ist inzwischen durchgeführt. Man schreibt für das
erstere iitub, mup, für das zweite mb, mp.
c) Die englischen Schreibungen sh und ch sind zu beseitigen. Die
zwei mit ch bezeichneten Lautverbindungen sind zu unterscheiden.
Statt *A schlage ich s vor, das um so praktischer ist, als die Bondei
s statt Sambala S sprechen; daher der Name Usambara statt Sambahu,
wie man im Lande selbst sagt.
Statt ch schlage ich vor tj (für urspr. kg) und ti (fz). Scheut man die
Anwendung des doppelten Zeichens, so ist c und c zu raten.
d) Die Tonhohen sind im Worterbuch ausführlich zu bezeichnen,
ebenso die Vokale, die gegen die Regel kurz sind. In den Lesebüchern
für praktische Zwecke sind die Tonhöhen uur da zu bezeichnen, wo Ver-
wechslungen möglich sind wie bei Arryo. und kiycf. Bei Mulungu »Gott« ist
die Bezeichnung der Tonhöhe z. B. überflüssig, da das Wort durch den
großen Anfangsbuchstaben genügend gekennzeichnet ist.
13. Ich get>e noch eine Zusammenstellung der mir bekannten Sam-
balaliteratur: Dr. W. H. J. Bleek, in Comp, grammar of South- African
languages, London 1869, S. 190 ff. gibt einige Mitteilungen nach Steere.
Er nennt die Sprache Kisambala. — E. Steere, Collections for a handbook
of the Shambala language, Sansibar 1867. — A.Seidel, Handbuch der
Shambalasprache in Usambara, Dresden - Leipzig 1895. — J.T.Last, Poly-
236
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
glotta Africana orientnlis, London 1885, S. 41 ff. enthält ein kurzes Wörter-
verzeichnis der Shambalasprache. — Shambalalesefibel von P. Wohlrab und
Johansen, Berlin 1892. — Dieselbe. Zweite gänzlich umgearbeitete Auflage,
besorgt von P. Gleiß, Gütersloh 1900. — Dieselbe. Dritte Auflage, besorgt
von P. Rößler, im Druck. — Markus - Evangelium (ubiiikizi tea nyemi tyo-
ndtcavyo ni Marko), Gütersloh 1896. — Lukas - Evangelium (ubilikizi tea nyrsa
uvyogondwa ni Luka), London 1903. — Ushimulezi wa Washambala, heraus-
gegeben von Missionaren der evangelischen Missionsstation Hohenfriedehen;
in Nordusambara , Gütersloh 1894. — Dasselbe. Zweiter Teil, Gütersloh
1898. — Mbuli za Mulungu, herausgeg. von Missionaren der evangelischen
Missionsstation Hohenfriedeberg in Nordusambara, Gütersloh 1894. — Das-
selbe. Zweiter Teil, Gütersloh 1896. — Johannes -Evangelium (ubilikizi **
nyemi uyondwavyo ni Yohana) , Stuttgart 1901. — Matthäus- Evangelium
(ubilikizi tea nyerni ugondwatn/o ni Mateyo), Stuttgart 1902. — 50 geistliche
Lieder in der Shambalasprache, herausgeg. von den evangelischen Missio-
naren in Usambara, Gütersloh 1902 (Maimbo ya mvüco). — P. Erasmus
Hörner, Grammatik der Shambalasprache, Mariahill, Natal 1899.
Den verehrten Freunden im Sambalalande, die mich in jeder Hinsicht
treulich bei meiner Arbeit unterstützten, den Mitgliedern der evangelischen
und der katholischen Mission, den Herren Plantagenbesitzern in Sakerani
und Herkulo, den Leitern der Plantagen in Balangai und Sakare, sowie in
Kwai, und dem Hrn. Bezirksamtssekretär Dahlgrün in Wilhelmsthal spreche
ich meinen wärmsten Dank auch an dieser Stelle aus für alle meinen Studien
erwiesene Förderung.
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Mkinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
237
EI. Namwezi.
Die Sprache der Namwezi hat fur Deutsch -Ostafrika nicht nur
darum eine erhebliche Bedeutung, weil es wohl diejenige Sprache ist, die
im Innern des Landes ein so ausgedehntes Gebiet (allerdings in ver-
schiedenen Dialekten) hat wie keine andere Sprache, sondern auch darum,
weil die Leute dieses Stammes als Trager und kräftige Arbeiter für den
Europäer in ganz Deutsch- Ostafrika einen besondern Wert haben. In
t>ciden Eigenschaften und neuerdings auch als Kolonisten sind sie durch
die Kolonie weit verbreitet, und die Kenntnis ihrer Sprache hat deshalb
besonders praktische Bedeutung.
Unter Berücksichtigung dieser Sachlage und zugleich aus missionari-
schem Interesse ist bereits eine kleine Literatur über das Namwezi ent-
standen. Außerdem hatte ich ausführliche schriftliche Nachrichten über die
Sprache durch die mir befreundeten Missionare der Brüdergemeine Stern
und Dahl in Urambo. Vgl. meinen Aufsatz über das »Dänische Gesetz-,
ZDMG. Bd. LVn, S.299.
Immerhin blieben noch allerlei phonetische Aufgaben zu losen, und
ich habe folgende Beobachtungen angestellt, um zu ihrer Lösung beizutragen.
Die Fragen, um die es sich handelte, waren folgende.
1. Werden die urspr. offenen (leichten) Vokale (i, n) im Namwezi
ebenso gesprochen wie die urspr. geschlossenen (schweren Vokale (i, m)?
Nach den Angaben der meisten Vorarbeiten wurde das Erste be-
hauptet; ich hielt das Letztere für wahrscheinlicher.
2. Über musikalischen und dynamischen Ton war noch nichts bekannt.
3. Es gibt eine Anzahl Labialen (to, v, o, A), und die Gewährs-
männer schwankten über ihre Zahl und ihre Aussprache. Beides war fest-
zustellen.
4. Über die Lautentsprechungen für die Grundkonsonanten waren
ebenfalls die Angaben nicht übereinstimmend.
5. Als Entsprechungen für Ak, nr, mp wurden Laute beschrieben,
über die man aus den Beschreibungen sich nicht informieren konnte.1 Der
Charakter dieser Laute war festzustellen.
6. Als Entsprechung für n und ti hatten die Berichterstatter den-
selben Laut n. Es war festzustellen, ob das richtig ist
7. Als Entsprechung für Ä- traten .5 -Laute auf und außerdem er-
schienen in den Mitteilungen noch eine Reihe anderer «-Laute. Es war
zu untersuchen, ob diese Laute, die meist etymologisch verschieden waren,
1 An einer Stelle heißt es: «nasales n«. Der Schreiber ist sich nicht klar,
daß jedes n nasal ist. An andrer Stelle heißt es «zerebrales n« , während offenbar
•velares« gemeint ist. An andrer Stelle wird gesagt, man solle die Luft durch die
Nase blasen, wie wenn man Stockschnupfen hat, während man beim Stockschnupfen
die Luft eben nicht durch die Nase blasen kann, usw.
238 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
sich auch phonetisch unterscheiden ließen , oder ob hier nicht Unterschiede
hineingebort waren, die gar nicht bestanden.
8. Außerdem war mir die Sprache interessant, weil sie in manchen
Fällen Formen bot, die den von mir erschlossenen hypothetischen Grund-
formen ähnlich oder gar mit ihnen identisch waren.
9. Wenn das Interesse, das in Nr. 8 ausgesprochen ist, mehr theo-
retisch war, so war die Frage nach einer brauchbaren Orthographie des
Namwezi rein praktischer Art. Dieselbe war um so dringender, als nicht
die einfachsten Hilfsmittel für den Unterricht bestanden.1
Vorbemerku ngen.
Ad 1. Die Lautverbindung ku (ku), welche im Suaheli zu fu wird, ist
im Namwezi als ku bzw. yu (nach Dahlschem Gesetz) erhalten. Da nun
ku (ku) im Namwezi auch zu ku bzw. yu wird, hielt ich es fur unwahrschein-
lich, daß diese beiden Silben (ku) gleich gesprochen wurden.
Mit Selimani* kam ich zu dem Resultat, daß u mit Vorstrecken der
Lippen, u ohne das gesprochen wurde. Ich glaubte auch festzustellen , daß
ü gespannt gesprochen wurde.
Nach Kolongo», klingt die Silbe ku (urspr. ku) fast wie kfu, t. B.
ku-kfnmbatd -umfassen«, ki-k/uva 7 »Brust-, mpoku -blind, (fast wie
mpokfu), dakfuna -kauen-.
Denselben labialen Vorschlag vor « (urspr. «) horte ich auch nach t,
z. B. tnitfuyo 4 -Haustier- (urspr. /ii«yo). Bei der Bildung dieses u werden
die Lippen gespitzt und fast ganz geschlossen, die Mundorgane stark ge-
spannt. In dzu-ulä -ausziehen- ist das erste u labial.
Auch in munu -Salz- glaubte ich das zweite u als -labial« feststellen
zu können.
In manchen Fällen war urspr. u sicher als u nachzuweisen, z. B.
tnuntu -Mensch«, nzuki -Biene«. In vielen Fallen habe ich nicht sicher
feststellen können, ob die abweichende Aussprache durch Nebenumstände
veranlaßt war oder nicht.
Hainisi9 sprach ku = urspr. ku ebenfalls mit gespanntem m. Auch
hier habe ich den labialen Vorschlag vor u deutlich gehört und mit «r um-
schrieben, z. B. maguta 6 -Fett« fast wie tnogtcuUi , ktnimhata -la.ssen«
vgl. thufiya -binden- mit ähnlichem u.
Bei Baruti" bemerkte ich in dem Wort kumbatha -umfassen« ebenfalls
die eigentümliche Aussprache des u und habe sie mit kwtt umschrieben.
Bei maytjtha -Fett« habe ich bemerkt, daß es mit -breitein Munde« ge-
sprochen wird. In einer Reihe von Fällen habe ich Spannung des u fest-
gestellt, wo es ursprünglichem ii entspricht, z. B. in füyd -zähmen«, zula
• Kleider anziehen-, däkunä -kauen«, auch in zuyd -Brei kochen«, dessen
Etymologie mir nicht bekannt ist.
1 Eine Namwezi -Fibel von Dahl iat inzwischen gedruckt für die Miasioo der
Brüdergemeine.
a Siehe die Namen der Gewährsmänner am Schluß des Aufsatzes.
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Mkimhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 239
Uber offne und geschlossene Aussprache schwanken meine Notizen
leider auch hier sehr.
Ich glaube danach annehmen zu dürfen , daß die Aussprache des u
mit gespitzten Lippen sich für das Namwezi wird nachweisen lassen.
Für den praktischen Gebrauch der Sprache wird es wichtig sein fest-
zustellen, ob bei scheinbaren Synonymen nicht Unterschiede in den «-Lauten
vorliegen.
Bei i klang mir das urspr. * meist offen, in einigen Fällen habe ich
sogar im Präfix Ari- ein f als Lautentsprechung für j notiert. Für I habe
ich mehrfach i als Entsprechung notiert Doch finde ich auch Angaben,
welche dem widersprechen, z. B. gespanntes offnes » als Entsprechung für
urspr. i. Nach Selimani wird bei i die Unterlippe ein wenig vorgeschoben,
bei • nicht. Doch kann die Ursache in den «-Lauten liegen, die vor i ge-
sprochen werden , ähnlich wie im Suaheli ; s. S. 203.
Bei o und e bin ich zu dem sichern Ergebnis gekommen, daß jedes
o und e im Namwezi offen ist und o und f als Entsprechungen für urspr.
o und e nicht existieren. Wo man also ein o oder p zu hören glaubt, sind
es Entsprechungen für urspr. u und i und nur Hörfehler statt ü und I,
bei denen der Deutsche sich oft irrt
2. Den musikalischen Ton konnte ich sicher nachweisen bei
sämtlichen Namwezi. Ich gebe unten einige Beispiele. Üher gewisse Regeln
in der Tonhohe hat Dahl unabhängig von mir eine Reihe wertvoller Beob-
achtungen gemacht, die mir damals noch nicht bekannt waren. Sie sind
inzwischen im Druck erschienen; s. oben S. 10(5 ff.
Selimani.
i-vegd 5 »Schulter«
i-thali 5 -Fels«
m ic - and 1 »Kind«
mi-zimuf 4 »Geister«
nggma1 9 »Trommel«
usw.
Kolongo.
i-vega* »Schulter« munti (« labial) »Salz»
ma-vele1 6 »Brüste« wim^iA«, 1 »Mensch«
lu-väaW »Rippe« (w labial) nüftgu' «Topf«
usw.
va-datkuy Kl. 2 -drei«
gwa^ »fallen«
nungut »Kochtopf«
usw.
Hamisi: y&ia1 »sehen«.
mbrjgrf 9 «Büffel«.
lu- limit 11 »Zunge«
ngokht) 9 »Huhn«
i-vitht 9 »Hyäne«
mbehd 9 -Wind«
Baruti.
*n%tf' «Büffel»
i-siihgä1 «Pfeil-
ki-kuoa1 7 »Brust«
mW »Salz«
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240
Mkinhok: Linguistisch© Stadien in Ostafrika.
Felusi und Kasega.
munt/
triunhu.
rnrrezi' »Mond«
figd »Niere«
mayuthd • Fett
mlndd • Regen
Das Vorhai
/.w ei fein. An dynamischem Akzent habe ich folgendes notiert:
Salz«
• Mensch «
mxcaria^ «Kind«
sukt' «schmieden«,
enscin des musikalischen Tons ist danach nicht zu be-
S e 1 i m a n i.
ithävukha «antworten, wenn man ge- thobyla «die Ohren durchbohren -
rufen wird«
UhaU «Fels«
mi-sljzi 4 »Tranen«
khölöla »husten«, s. Kolongo u.
Ha in is i unten
khumbatha » umfassen -
ma-gütha »Fett«
ogophaga »sich furchten«
kha-lizu 13 »Kinn«
tna-ganza 6 «Handflächen«
ddkhuna »kauen«
mu - khdya • sechs •
sugüla »die Haut abscheuern-.
ki-ggndd 7 »Wachs«
fü-vädzu 11 -Rippe- (« labial)
U-dthi 7 -Regenzeit« (statt ki
dtkü)
hkhöntf »Arm« 1
irit'khdng} p!.1
mdkumbisd (u labial) »Augenbraue
tit-fföyd pl- »9öy* «Schnur«
n z teilt1 »Haar«
mulild 3 »Feuer«
äsämei »gähnen«
Kolongo.
ki-gamd »Handfläche-
Iktiwld -durchbohren -
ka-ddma 13 »kleines Kalb-
lü-ghnbi 11 »Rasiennesser«
limdgddt/ 5 »Krabbe«
K-athq, pl. mathtt »Boot«
kü-tümd »beißen«
nhtcale «Rebhuhn«
tf-ffmi1 11 »Zunge«
kölner . husten -
Baruti.
kwigülya «oben« khüyülü -ein Fuß-, pl. mdgüht
rati/iit vädäthii »drei Leute« kh!-ganzä »Hand«, pl. ii-
fhytikhti «das Huhn« (ist wohl verhört zimdgii »löschen-
statt ihgökhjf) thümdgti »senden-
gäränyd -teilen« mUhig& »Haustiere«
mUodzi 4 »Tranen« ikkimu »Speer«
nhümbilt 9 »Meerkatze« usw.
khfiUjla - husten -
II am isi.
kd-löm$ 13; mü-lomq 3 »Lippe-
1 Das Dehnungszeichen auf der ersten Silbe, auch auf dem n, stellt den voo
mir «Dehnung- genannten mechanischen Ton dar; vgl. Tsivenda1 40b. Der
auf o ist kurt.
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Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
241
Nach dem allen muß ich annehmen, daß die zweifache Betonung, wie
ich sie im Vcqdy nachgewiesen habe, auch im Namwezi vorhanden ist,
nämlich:
a) Der Stammton, der auf der Stammsilbe steht und ein kurzer,
scharfer Druck ist, der den Vokal deshalb auch in der Regel kurz läßt;
b) der mechanische Ton, der z. B. im Suaheli auf der vorletzten
Silbe steht und den Vokal dehnt. Ich habe ihn deshalb Dehnung genannt.
Im Namwezi scheint er gern auf der drittletzten Silbe zu stehen, ja
er scheint auf der Anfangssilbe auch in viersilbigen Wörtern zu bleiben.
Jedoch ist mir die Regel aus dem vorhandenen Material nicht klar. Die
scheinbare Regellosigkeit in obigen Notizen, auch die Widersprüche, z. B. bei
koMa, kommen nach meiner Meinung daher, daß ich bei meiner ungenügen-
den Kenntnis der Sprache die beiden Arten des dynamischen Tons nicht
immer scheiden konnte.
Die Sache bedarf zu ihrer Klärung noch weiterer Beobachtung.1
3. Von den Namwezi, die ich gesprochen habe, habe ich folgende
Labialen gehört: ph, mfi, b, '6, t>, w,/, t>, m, mh.
Über m und mh s. unter 5.
Selimani. pha »geben«, lipha «bezahlen-, ogöphaga «sich fürchten«,
ma - phande 6 »Erdnüsse«, ma-phcmbe b* «Flöten«, ma-pfadi 6 «Elefanten«,
mpha » Flaschenkürbis « .
Neben ph sprach Selimani auch pj (j stimmlos), z. B. in ~pja »brennen«,
-pjagila »fegen«.
imba -singen«, khotnba »auskratzen«, lomba »bitten«, tmmba »bilden«,
mhiju 9 »Same«, mbggo 9 »Büffel«, mbazu 9 »Rippe«, mbehq 9 »Wind«,
-khumbatha »umfassen«, tnbuzi 9 «Ziege« usw.
•bqtha »zusammendrehen«, ht-behe, pl. mbe he 11 »Schwinge«, bvcrbrcetha
»flüstern«, betha »beugen«, thoboia »die Ohren durchbohren«.
'6 habe ich bei ihm nicht gehört.
vutha 14 »Bogen«, -ithavukha »auf einen Ruf antworten«, vola »faul
sein«, -vitha »vorbeigehen« (statt bitha nach Dahlschem Gesetz, vgl. Sua-
heli -pita), -ri »böse«, -mna »sehen«, ma-vele b «Brüste«, i-vithi »Hyäne«,
ma - rasa 6 «Zwilling«, khi-:ira 7 »Brunnen«, rma »tanzen«, ver* »du«,
are »er«, -vili «zwei«, iwnc* Kl. 2 »unsere«, ma-mce 6 »Steine«, irega
»Schulter« usw.
mtoana 1 -Kind-, mwezi 3 »Mond«, -thwala »auf dem Kopf tragen«,
nzwili »Haar«, -gtea »fallen«, vä/tca »Bier«, /tea »sterben«, -fxcana »sich
gleichen«, ztoala »sich Kleider anziehen«, mhwani «auf dem Trocknen«,
riwina »Krokodil«, ngtee »Panther«, mbica «Hund«, inahehwa b «blöde
Augen« (klingt fast wie -%u>a), bteebwetha «flüstern«, wisum »unser« Kl. 1,
hhxci 10 «Feuerholz« usw.
figo »Niere«, fikha »ankommen«, -hnfu »blind«, ma-figa b »Herd-
steine«, -fuma «herauskommen«, /too «sterben«, ßcana »sich gleichen« usw.
1 Vgl. auch hierzu Dahl oben S. W6.
MitLd. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. HL Abt
IG
242 MttsnoF: Linguistische Studien in Ostafrika.
nzotm »Elefant«, musamvu ».sieben- (Zahl), vuluga »rühren« neben
khulttga, muvi »Backe».
In der Aussprache von Selimani war also ph (pj), mb, b, r, ir,/. r
klar unterschieden.
Kolongo. phuhgudza -verringern-, i-pembe »Horn», mpoku 1 •Mind-
ful beiden Fällen wahrscheinlich p verschrieben für ph); vgl. -pya »neu.,
s. Selimani pj, ke-pfusa »Trockenzeit» statt ki-phtra.
mbiti »Hyäne«, mbogo »Büffel-, numba »Haus«; b in mb klingt in dm
beiden letzten Beispielen und auch sonst stimmlos fast wie p.
büluku} »Krieg-, bütha^ »Bogen«, -betha »biegen«.
'banhu »Leute« neben vanhu.
-vulaga »töten«, suvi »Panther«, -vyala »gebären«, -visa »verstecken-.
vqnhu vadathu »drei Leute«, ivega »die Schulter- usw.
nteana »Sohn«, nthute 3 »Kopf«, pl. mithwe 4, -diwala »anziehen-,
mtcakha »Jabr«. Statt mbvea »Hund« sprach Kolongo mbya.
mfumu 1 »Zauberer«.
vina »tanzen«.
Kolongos Aussprache schwankte zwischen v und "by wie butha -Bogen«
zeigt, bis b. Der Unterschied zwischen r und %c ist klar belegt, der
zwischen r und v nicht, mbya statt mbwa »Hund» ist auch sonst im Bantu
häufig, vgl. Vep.dy 32.
Baruti. i-phi 5 »flache Hand«.
numba »Haus«, -imba »singen«, iiambo »Teich«, mbtdi II -Zie;;e«.
.simf/a »Löwe«. Auch hier klang b in mb meist stimmlos wie mp.
Für b fand ich nur brtha »sichten« (Getreide) und ngidm »Nilpferd«,
für 7; nur tba »stehlen«.
Dagegen ist v häufig, z. B. vari/i »zwei« Kl. 2, gacanya »teilen-.
vanhu vihgi »viele Leute«, xuvi -Panther«, ivithi »Hyäne«.
izici, pl. mazici 5 -Knie«, Iwala 11 -Finger«, zwala - Kleider anziehen-.
mwezi -Mond-, ithwale -Rebhuhn-, ywa »fallen«.
fumu »Arzt-, fuya »Tiere zähmen-.
mva »Hund«.
Im wesentlichen stimmt Baruti also mit dem Vorhergehenden übervin.
Kin Schwanken zwischen r und b (vielleicht bis b) scheint auch hier vor-
zuliegen. Merkwürdig ist mva »Hund- statt mlnca. Sonst ist c nicht belegt
Felusi und K as eg a (s. unten Vorbemerkung 4 wegen Ä- statt Ä'A).
Für ph habe ich kein Beispiel.
kttmbatha »Faust machen-, "bwnba »bilden-, mbtca -Hund«, mbufo
• Regen-, mbogo »Büffel«, vimba »schwellen-.
Für b habe ich kein Beispiel.
"bisa -verstecken-, "banhu l>avili -zwei Leute«, Immba -bilden-.
luva »Lehm mit Wasser benetzen-, ki-kuvq »Brust-, vyala «gebären-.
zova »müde sein«, secq -heiß sein«, vimba »schwellen«, kha-rtca 13 -kleiner
Hund«.
mteezi •Mond«, mu-and -Kind«, kho-mca 13 -kleiner Hund-, aurh
icose -alle- (wohl verhört statt wwe).
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Mkinhop: Linguistische Studien in Ostafrika. 243
fiyn -Niere-, finhu -Dinge-, fya Gen. Kl. 8.
serya -heiß machen-.
Auch hier schwankt v bis nach '6; vor urspr. (schwerem) t finde ich
statt v, das man erwarten sollte, / und p neben v statt urspr. i?.
II am is i. Fur ph habe ich kein Beispiel.
mlndi -Ziege-, mbwa -Hund-.
hihi du h u -ganz nahe«.
Für b habe ich kein Beispiel.
sava »Tiere zahmen-, vanhu vose -alle Leute-, vumba nungu -einen
Kochtopf machen-, yuta -Bogen-, ki-kuva -Brust-,
zwala -Kleider anziehen-, zwili -Maar-, lu-jwili 11 -ein Haar-,
mlnca -Hund-, mulhwe -Kopf-.
Fur / und v habe ich kein Beispiel.
Jedenfalls ist das klar, daß man für die verschiedenen Dialekte des
Namwezi folgende labiale Laute einsetzen muß außer r/t und mh:
Ph y b, Ijy V, toy /, V.
v wechselt dialektisch mit 'A, vielleicht auch mit b.
v wechselt mit v und mit /, ich bin aber einstweilen der Überzeugung,
daß es auch selbständig neben beiden vorhanden ist.
Ül>er die Lautgesetze der Labialen s. unten Lautlehre. Vgl. auch
Studie IV, Sukuma.
4. Der Regel nach werden die Grundkonsonanten im Namwezi
in folgender Weise vertreten:
die urspr. Momentanen k, /, p
werden zu kh, thy A;
die urspr. Spiranten y, /, i>
werden zu g, /, v.
Dabei ist folgende* zu beachten:
Daß kh und th als Aspiraten aufzufassen sind , ist sicher. Wo ich
in obigen Beispielen statt dessen k und t geschrieben habe, nehme ich an,
daß ich die Bezeichnung der Aspiration nur ausgelassen habe.
Fur eine praktische Schreibung des Namwezi bedarf es keiner Be-
zeichnung der Aspiration, da sie eben selbstverständlich ist.
Fur urspr. p war mir h und ph als Lautentsprechung mitgeteilt. Die
Regel ist h, doch kommt auch ph vor, s. oben unter 4, vielleicht unter
fremdsprachlichem Einlluß.
Statt / ist mir / und / uberliefert. Letzteres wird von Europäern
meist als r aufgefaßt. Die Unterscheidung zwischen / und / ist praktisch
wertlos, da die Individuen verschieden sprechen und auch der einzelne
zwischen beiden Lauten wechselt.
Die Luutentsprechung v für urspr. v scheint mir die verbreitetste zu
sein. Doch klingt v oft, besonders im Anlaut, wie '6. Für die Praxis
scheint mir die Unterscheidung wertlos.
Näheres s. unter den Lautgesetzen.
Nach Dänischem Gesetz wird aus k, /, p in der Tonsilbe, wenn di«*
folgende Silbe mit A*, /, ;* beginnt, y, d, b; s. meine Studie darüber a. a. <>.
16»
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244
.Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Das Gesetz hat sich als richtig bestätigt; s. unten Lautlehre 5.
5. Die Lautsprechung fur nkf nt, mp ist «A, nA, mh.
Die Schreibung ist insofern gegeben, als es sich zweifellos um aspi-
rierte Nasale handelt. Man konnte nur schwanken, ob man den Spiritus
asper oder A als Zeichen der Aspiration wählen sollte. Ersteres wäre in*
sofern vorzuziehen , als die unzertrennbare Einheit der Laute dadurch besser
hervortritt, während die Schreibung mit Ä den Irrtum hervorrufen kam.
als könne man n-A, n-A, m-h gelegentlich trennen. Ich glaube aber, daß
die Sache nicht bedenklicher ist, als wenn wir im Namwezi und andern
Sprachen hg, ndf mb schreiben, die auch ganz unzertrennlich sind.
Nach Dahlschem Gesetz steht statt nA in manchen Fällen hg, statt
nA: ndy statt mh: mb.
Daß nA von n genau zu scheiden ist, versteht sich von selbst.
Beispiele s. Lautgesetze.
6. Bei allen Gewährsmännern habe ich statt humba (Suaheli) wimAa.
meist auch noma -Tier- (statt nama), munu (statt munu) -Salz«, nuhgu
(statt huhgu) «Kochtopf., notiert.
Bei Felusi und Kasega glaubte ich feststellen zu können, daß das »
in nama zerebral, in na -und« alveolar ist.
Hamisi sprach nama, auch bei den andern kommt der Laut n ge-
legentlich vor. Ich halte es danach fur möglich, daß die Leute neben »
noch n und n sprechen; n, das ich vermutete, habe ich nirgend beobachtet
Außerdem kommt aber zweifellos n vor (neben hg und nA), z. B. hombf
■Kind-.
7. Die Lautentsprechung fur k ist ein * , das ich im allgemeinen fur
zerebral halte, jedenfalls ist es stimmlos; die Entsprechung fur y ist
Kolongo sprach die «-Laute nach der Weise der Sukuma, also dz statt
Mit Nasalen verbunden, gibt der erstere Laut ns, der zweite m (»<k).
Außer diesem s hat Dahl noch ein * und & festgestellt Letzteres
konnte ich sicher erkennen in lu-4u -Messer- (Selimani) und iema -melken«
(Baruti), das Hamisi wie syema sprach.
Den Unterschied der beiden * habe ich nicht gehört, doch ist es
merkwürdig, daß der Vokal vor s < k oft nasaliert klingt, manchmal so
stark, daß man ein deutliches n hört, z. B.:
mäsüci »Tränen», Sing. Hsözi (fast wie linsozi oder linsnzi).
Vielleicht hat Dahl aber doch recht, und ich hätte Beobachtungen
an noch mehr Individuen und für längere Zeit anstellen müssen, um den
Unterschied wahrzunehmen.
Dagegen habe ich seine Unterscheidung von * und z und s l>estitig:
gefunden. Für dz fand ich kein Beispiel außer bei Kolongo.
8. Daß das Namwezi in einer großen Anzahl von Fällen urspr. *
als kh oder g vor u bewahrt hat, wo das Suaheli dies bereits zu / ver-
ändert hat, ist für die Bestätigung der Richtigkeit der von mir aufgestellten
Grundformen von Wert. Auch in einer Reihe anderer Fälle bietet da«
*
Namwezi sehr alte Formen.
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Meinrov: Linguistische Studien in Ostafrika. 245
Besonders wichtig ist mir aber* daß im Namwezi die Entstehung von
fti aus ku über kwu und hfu ganz klar zu erkennen ist. Damit ist die
Lautvcranderung ku ~>/u phonetisch verstandlich geworden.
9. In der genannten Fibel hat mein Freund Dahl bereits eine Ortho-
graphie des Namwezi aufgestellt.
Er wendet folgendes Alphabet an:
abdefghijklmnhops
situvwyzi (nur in der Verbindung di).
Bemerkenswert sind folgende Buchstabenverbindungen :
t$ (bisher ch), di; mh, nh, hh (fur die aspirierten Nasale).
Die Unterscheidung zwischen t> und v ist auf meinen Vorschlag in
der Fibel unterblieben , da v nach meiner Meinung zu selten und noch un-
sicher belegt ist; s. oben 3.
n hat Dahl nur in Verbindung mit g und h angewandt, vor Vokalen
schreibt er hg, wo ich » notiert habe, z. B. hgmbe -Rind« (Fibel hgombe).
Den Unterschied von s und s habe ich nicht gehört; s. oben 7.
Da Dahl dt nicht, aber di anwendet, hätte man nach meiner Meinung
dz statt dz schreiben können, um noch ein diakritisches Zeichen zu sparen.
Zur Lautlehre des Namwezi.
1. Die Grundkonsonanten.
Die stimmlosen Laute Ar, /, p treten als Aspiraten kh. th,ph auf. Statt
ph steht in der Regel h.
Beispiele.
k. Sei i man i: khana »leugnen» , ikhäla • bleiben «, lekha »lassen«, ma-
kfutla 0 »Kohlen», k/talanga »braten«, aniklia »an der Sonne trocknen«,
khuUt »wachsen«, fikha »ankommen«, khömba »auskratzen«, Prüf. Kl. 13 kha.
Kolon go: mxc-akha »Jabr« (hier klang die Aspiration sehr leise),
ikhala wie oben.
Baruti: tizokhd1 »Schlange», nzükhjf »Biene», äntkha »an der Sonne
trocknen-, ikhdla wie oben, khüiä wie ölten, khümbüla »sich erinnern«,
ikhumi »zehn», sfrhä »lachen«, -khali »hose«, khdlänyct »braten«.1
Hamisi: hgökhö »Huhn«, kha Kl. 13, khölyla »husten«.
Fei us i uud Kasega: nzokha , nzukhi, sekha, kha Kl. 13 wie oben,
-okha Verbalendung.
/. Selimani: ithdvukha »auf einen Ruf antworten» , lotha* »träumen»,
viitha ' »Bogen«. ithaW »Fels«, thuma »senden«, i-thima 5 »Herz«, muthi 3
»Baum«, hagathl »mitten«.
1 In tnwaka »Jahr» konnte ich keine Aspiration hören.
* Das hier notierte zerebrale t wird vermutlich Oberall vorliegen.
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246 Mkinhof: Linguistische Studien in Oatafrika.
Ko longo: mäthe^ »Speichel-, bvthax »Bogen«, -thali »groß, lain:-
i-thimtt 5 »Leber-, -dathu1 1 »drei-, betha -beugen«, K-otka -Boot-, thega.
• Falle stellen-, thethema »zittern-, thüma »senden», mdgüthd »Fett».
Bartiti: withi »Hyäne«, kumbdthä »Faust machen«, -dathu1 »drei«,
lötha »träumen«, betha -sichten« (Getreide), hdgdthi wie oben.
Hamisi: thuma »senden«, müthtce »Kopf«.
Fejusi und Kasega: thuma, maguthd wie oben, khumbathila »Faust
inachen-, igutha »satt sein-, thu Praf. Kl. 12.
p. Selimani: Kl. 16 ha, z. B. haust -unten«, hagathi »mitten« . h(>h
»blind», hgohe 9 »Augenwimper«, mhehn »Wind«, Ittbehe 11 -.Schwinge..
guhi »kurz«; aber Verbalendung 4 ~pha% z. B. ogopha »sich furchten«; pla
•geben-, lipha -bezahlen-, ttfipha* »Flasche-.
Kolongo: Kl. 16 ha, iguha 5 »Knochen», mbehq -Wind-, fuhahga
11 »Schwert«; aber phühgüdza »verringern-.
Baruti: ögöhä »sich fürchten-, -Ithu »lang«, -güh? -kurz», Kl. 16 ha.
Hamisi: aha »hier« 16, ngöhe -Wimper oder Braue« . -guhi »kurz«.
iguha »Knochen-.
Felusi und Kasega: Kl. 16 ha, guhi »kurz«.
Bei den letzten drei habe ich fur ph kein Beispiel.
Den stimmhaften Lauten 7, /, r entsprechen im allgemeinen y.
/, v. Jedoch finde ich statt g in einigen Fällen j (y), manchmal ist 7 auch
ganz verfluchtigt. Die Aussprache des / ist alveolar bis zerebral ohne (rsie
Regel, es klingt zuweilen, besonders nach i und r, etwas vibrierend, dem
Zungen -r ähnlich. Einigemal klang es ganz wie d. Im Präf. Ii Kl. •*>
fallt es oft ganz aus. r wird hin und wieder wie '6 gesprochen, besonders
von Kolongo, dessen Aussprache sich dein Sukuma nähert. Die Urambo-
leute sprechen im Anlaut mehr dem yb, im Inlaut zwischen Vokalen mehr
dem v ähnlich.
Beispiele.
y. Selimani: mbqgd 9 • Büffel «, nsigd »Heuschrecke« , magdsi »Blut«,
gäva teilen; aber mbiju 9 »Same«, jutna -trocken werden«, und gtha
•sich wärmen«.
Kolongo: khi-gänza* 7 »Handfläche», mbogo wie oben, lu-goye 11
»Schnur», tu-gembJ 11 -Rasiermesser«, ivega1 5 -Schulter«; aber hkhuyu 3
• Feigenbauni«.
Baruti: Praf. Kl. 6 vor dem Verbum gü-, Veibalendung 5 -ga, öayhd
• sich fürchten«, gävdnyä «teilen-, mütigö 3 -Last«, aber äjäla4 «gähnen-.
Felusi und Kasega: mbogo »Büffel-, -ga Verbalendung '^,ßgd -Niere-.
/. Selimani: lekha -lassen-, ikhäla »bleibeu«, makhala 6 -Kohlen*.
khalahga »braten«, ithaM 5 »Fels«, lala »langliegen«, lüma »beißen«, mala
»fertig sein», lOmba »bitten«, marfilfi 6 »Brüste«, lulimi 11 »Zunge-, IM
• weinen«, lipha »bezahlen«; aber lotha »träumen«, tnela »aufwachsen«, vofa
1 Wegen des d s. unten 5.
" »f dental, nicht interdental.
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Mkinhok: Linguistische Studien in Ostafrika. 247
-faul sein«, ingila »hineingehen« , Imda »bewachen-, muvili 3 »I^ib-, vgl.
f/iso:> »Auge«, dinah »Name«, dinn f» -Zahn- (s. Nr. 4(1 yi), dionsih »Rauch«.
Fur (Inda »bewachen« habe ich «neb dinda notiert. In ithaU wie oben steht
i statt //.
Ko longo: -tliali »groß, lang«, /*' Präf. Kl. 5 neben i, lu Präf. Kl. 11
neben lu, Huf »AuKe«: aber Una »Name«, Uno »Zahn«, lidizi* »Rauch«, lila
weinen, mitlitt} »Feuer«, lima »hacken«, lültmP »Zunge« , lasa »schießen«,
-riß »zwei«, n miß »Haar«, /mW »beißen«, lova »Fische fangen», dzicala
»Kleider anziehen-, dzüuia -Kleider ausziehen», Iqla »sehen», manila »wissen»,
tujla »schleifen«.
Baruti: mhrla* »Nashorn« , fori • Auge«, Itttma* »hacken«, lilila »weinen»,
m/tiifi »Elefant«, mhüla »Nase«, ajüla »gähnen«, tf/tä »Name«, hcald 11
»Nagel, Klaue«, zwalü »Kleider anziehen-, kigülii 7 »Fuß«, lülrzii 11 »ein
Barthaar«, Idsä* »trefl'en«, lala »liegen«, ländd »betteln» , -Uhu »lang», khfda
• wachsen«, klii/mbtda »sich erinnern«, hhülüngä »Krdnuß« , kluili »hose»,
khilä 3 »Schwanz-, nhümbili 9 »Meerkatze«; aber -vili »zwei«, Präf.
Kl. 5 i (neben Ii s. oben).
Hainisi: Una »Name« , mülomn »Lippe« , mala wie oben, ziila »Kleider
ausziehen-, khalrzu 13 »ein Barthaar«, lu Präf. Kl. 11, Ii Präf. Kl. 5, lima
• backen», linda »bewachen«, khölöta »husten«, -vili »zwei»; alier/m» »Zahn«,
mhuli »Elefant«, ztcili »Haar«, mkhila 3 »Schwanz«.
Fei us i und Kasega: mbula} -Regen«, snla* »schmieden-, nzala
• Hunger«, lola -sehen», vyala »gebären«, zula «Kleider ausziehen«, nzila
• Weg« wurde neben nzila gesprochen.
r. Selimani: iihävttkha »auf einen Ruf antworten« , vola »faul sein-,
Präf. Kl. 2 ra (neben ^ba). KI. 14 vu (neben 6m), vümba «bilden«, marelr (i
-Brüste«, muvili »Leib«.
Kolon go: Präf. Kl. 2 ra, Itjva »Fische fangen«, -vili »zwei«, mivili
4 »Leiber«, vona »sehen».
In müi statt *muviti 3 »Leib« war « und v verschwunden.
Im Anlaut l>evorzugt Kolongo b, im Inlaut nach einem Vokal r.
Baruti: Präf. Kl. 2 va, vtli »zwei«, gävanyä »teilen«, sitvi »Panther«.
lyüvdf -Sonne-, vumba »bilden-, Präf. Kl. 14 vu.
In ngüluv statt 'rtgüfüve »Schwein« war v ganz vei*schwunden.
In tba* «stehlen« horte ich V;, in ngübü «Nilpferd« sogar b.
Besonders merkwürdig war die Aussprache yrina* »sehen- statt vona,
die ich auf Dissimilation zurückführe (vgl. wtc statt mv> in Namwezidialekten
und im Sukuma).
Felusi und Kasega: -vili »zwei-, kikuva (versehrieben statt khi-
khuva) »Brust- . khamra 13 »kleiner Hund-. In tense »alle« Kl. 2 klang r
fast wie«?, vielleicht wegen des folgenden o; aber 'ba Kl. 2, bumba »bilden«.
2. Die Vokale.
Nach dem oben (Vorbem. 1 ) Gesagten bin ich zu keinem befriedigen-
den Resultat gekommen. Ich glaube im allgemeinen festgestellt zu haben,
daß die ursprünglich «leichten« Grundvokale im Namwezi weit, die ur-
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248 Mukhof: Linguistische Studien in Oatafrika.
sprunglich -schweren» Vokale eng gesprochen werden. Da ich gelegentlich
aber das Gegenteil zu beobachten glaubte, ist es mir sehr zweifelhaft, oh
der Unterschied in der Mundöfluung im Namwezi die Hauptsache ist. leb
glaube vielmehr, daß der Unterschied in der Spannung' das wichtigere ist
Die ungespannten Vokale klingen im allgemeinen dem Norddeutschen weit,
da er seine weiten Vokale nicht zu spannen pflegt
Daß die Spannung bei vielen •schweren- Vokalen vorliegt, geht daraus
hervor, daß das u dem vorangehenden Konsonanten eine labiale Spirans bei-
fiifi* (vgl- oben Vorbem. 1).
Übrigens sind die gespannten Vokale im Namwezi häufig ganz kurz.
Die folgenden Beispiele sind nach dem allen als sehr unsicher aufzu-
nehmen. Ich bitte daraus keine Schlösse zu ziehen, sondern sie nur als
Anregung zu genauerer Beobachtung anzusehen. Uber e und o s. Vorhein. 1-
i. Selimani: Prüf. Kl. 4 im, lUd »schreien«, lima »ackern«, Hpha
• bezahlen«, -o» »böse«.
Kolon go: Präf. Kl. 7 ki und kp (wohl verhört für AT, in beiden
Fällen k jedenfalls verschrieben statt ArA), Präf. Kl. 4 pronominal e (wohl
verhört statt T).
Baruti: Kl. 4 wij, vmM «singen« , Ingtla «hineingehen«, cmgf »viele«
Kl. 2, sM -Panther«, ndztict «Weg«, n4 »Erde«; aber tthu »lang.. -Vd
Verbalendung 8 c mit • (?).
Hamisi: nztiltf (verschrieben statt nzukhf); aber Itnda -bewachen«.
t. Bei Selimani glaubte ich, wie oben gesagt, zu bemerken, daß sirli
die Unterlippe bei » weiter vorschiebt als bei i.
Baruti: zima »erlöschen« , Itsö, pl. misö «Auge« . stkhaga »ankommen«.
fnsägä »verstecken« , Vba »stehlen«, sOni{ »Scham«. InfTmba »Löwe« glaubte
ich gespanntes weites i feststellen zu können.
Hamisi: simya »auslöschen«.
m. Selimani: mu (neben hin) Kl. 1,3; aber In Kl. 11, thü Kl. 12, w
Kl. 14, ArAü Kl. 15; thitma »senden», lüma »beißen«, khüla »groß werden».
vümba »bilden«.
Kol on go: rikhuyu 3 «Feigenbaum«; sonst habe ich meist u notiert.
Baruti: thitma »senden«, nungu »Kochtopf«, sürl »Pantlier«. «nJ Prif.
Kl. 3, khümbula »sich erinnern», khula «wachsen», nhümbÜi «Affe»; aber
hg(düs »Schwein«, güma »trocken werden». Nach Selimani wird « ohne Vor-
strecken der Lippen, u mit Vorstrecken gesprochen.
**. Selimani: guhi -kurz«, khumbatha -Faust macheu« mit ge-
spanntem u.
Kolongo hat« mit Vorstrecken der Lippen in mitugoA »Haustiere-.
sxäa »schmieden«, dzüula »Kleider ausziehen«; in dakfuna »kauen« ist die
Lippenrundung so stark, daß sich ein dem / ähnlicher Laut bildet
Baruti: mügüthä »Fett«, güfif »kurz«, kikvvq1 (verschrieben statt AAi-
khusqf) -Brust«.
1 Siehe E. Sievers »Grundlage der Phonetik«, Leipzig 1901, §252 ff.
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Meinhov: Linguiat lache Stadien in Ostafrika. 249
Hamisi: u gespannt in maguta (fast gmt, t verschrieben für th),
ktcumbata (t statt th), iguha »Knochen-.
Ich mache noch darauf aufmerksam, daß das u in mu oft ganz ver-
schwindet, und daß dann m mehrfach durch den folgenden Konsonanten
verändert wird.
So sprach Hamisi: tnkhönfi 3 »Arm«, tnkhila 3 »Schwanz«.
Kolongo vgl. Sukuma: hgfihgrj 3, pl. migohgo »Rücken«, hyeni
• Fremder« (hg statt mug), h'khöndS «Arm« , pl. mikhQnd, hkhuyu 3, pl. mi-
khuyu »Feigenbaum, (hkh statt mukh), n'thwßZ, pl. mühtee »Kopf- (nth statt
muth). Wahrscheinlich ist mu auch erhalten als n in Unthi 5, pl. tnanthi
»Baum«.
Baruti: mnümba »im Hause« statt 'munümba, mlthu Kl. 3 statt 'mulihu
-lang«. In khäd1 3, pl. mikhiUt »Schwanz» habe ich das Präfix mu gar nicht
mehr gehört. Vielleicht hat B. aber nkhilä* gesprochen.
3. Die Verbindung von n mit folgenden Konsonanten.
Der Regel nach ergibt sich die Entsprechung
ursprunglich hk nt mp hg nd mb,
wird hh nh mh ng nd mb
(s. oben Vorbem. 5). Einigemal habe ich statt nh nur h (einmal sogar nh)
gehört. Ich glaube, daß hier weder ein Hör- noch ein Schreibfehler vor-
liegt, da ich der Sache sehr viel Sorgfalt zugewandt habe. Eine befriedi-
gende Erklärung vermag ich nicht zu geben. Das b in mb wird zuweilen
geradezu stimmlos gesprochen und klingt dann fast wie mp (s. oben). Über-
haupt wird der aufmerksame Beobachter finden, daß hg, nd, mb im Nam-
wezi nicht so vollstimmig gesprochen werden wie im Suaheli.
hk. Selimani: nühha «stinken«, hholo 9 »Schaf«, pl. ebenso und
ma-kholn, hhulu 9 »Wildtaube«, hahga 9, pl. ma-khahga »Perlhuhn« , hlneal*
9 »Rebhuhn«, hltwi 10 »Feuerholz«; aber nhthgo 9 «Hals«.
Kolongo: hhwi 10 »Feuerholz«.
Baruti: hthwi 10 (wohl verhört statt ihhwi, s. oben 2) .Feuerholz.,
„hwäl* 9 .Rebhuhn-, hhdlängä «Erdnuß«; aber halt Kl. 9 zu khdlt -böse-.
hahga 9 »Perlhuhn«, hingt 9 »Hals«.
Hamisi: hahga 9 «Perlhuhn«.
Felusi und Kasega: nuhha »stinken-.
nt. Selimani: nhehgö 9, pl. ebenso oder matheitgo 6 »ein Maß (für
Salz)«, nhulage (neben nthuiage) «ich möchte schlagen« von thula »schlagen«,
munhu 1 »Mensch«, khinhu 7 »Ding«, hanhu 16 »Ort«.
Kolongo: müphu^ 1, pl. van hu «Leute«, nhümbtli 9 »Meerkatze«.
Hamisi: vanhu »Leute«.
Felusi und Kasega: munhu • Mensch «, finhu 8 »Dinge«.
mp. Selimani: mhuli9, pl. ebenso oder maphutiS »Elefant«, mhawl »9,
pl. ebenso oder maphande 6 »harte Erdnuß«, mhembe 9, pl. ebenso oder
maphembe 6 »Flöte« (wohl »Horn* ?), mhtooni »auf dem Trocknen«, mhja 9
«neu«.
250 Mkinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Kolongo: mhya 9 -neu«, lu-haltya. pl. mhanya II »Schwert-, mfcla *
»Nashorn-, mhrmbS 9 »Horn (Nashorn)«.
Baruti: m/itla* 9 »Nashorn-, mhulr 9 »Klefaut«, mhulü ü -Nase«.
Hamisi: mhuli 9 »Elefant-, vgl. syemha »melken«.
»lg. Selimani: inyiUi »hineingehen-, nuiitpi »Kochtopf-, hyömd
»Trommel-, li^wg 9 »Panther«.
Kolongo: isohya ö »Pfeil-, miyohyoA »die Rucken-, zrnya? »hauen«,
n«,^/' 9 » Topf«, fapr^g 11 » Schnur- . pl. »poyf, w^W -Pfeil mit Wider-
haken-, lügembJ 11, pl. ngetnbe »Rasiermesser«.
Baruti: khälühyit -braten«, Äinyrf »Hals-, nunyitt »Kochtopf-, hyübü *.*
»Nilpferd«, hyOmd 9 -Trommel-, ityülüi 9 »Schwein«.
Hamisi: thuhga »binden-, nuhyu »Kochtopf-.
Felusi und Kasega: 'busiiiga 14 »Haar-, hunjo «Hals-.
nd. Selimani: linda «bewahren«, n'da 9 »Leib«, ndtinia i* - Kalb- .
Baruti: londd »betteln-, lülfzit 11, pl. ndezü »Barthaar«.
Hamisi: Itnda »warten«.
Felusi und Kasega: ttdezu 10 »Bart«.
mb. Selimani: Tmba »singen-, khfjtnba «auskratzen-, lömba -bitten«.
vümba «bilden«, mboyo 9 »Büffel«, mbi 9 »schlecht«, mltdzu 10 «Rihben«.
mbtca 9 »Hund«, mbiju 9 »Same-.
Kolongo: Tmba1 «singen-, lüyemh£ 11 «Rasiermesser-. In iiükIa
»Haus« mb fast stimmlos, ähnlich in mboyo 9 -Büffel«, mbijt/ 9 »Same«.
mbuli 9 «Ziege«.
Baruti: kiitnbathn «Faust machen«, s7mbax »Lowe-. tmbäx »sinken*.
khümbüla »sich erinnern«, mböyfi 9 »Büffel«, mbülT{ 9 -Ziege«.
Hamisi: vumba, kumbatha (ktru)y mbuti, m'bwa wie oben.
Felusi und Kasega: kkumbathifa »Faust machen«, bumlta «bilden«.
vitnba «schwellen«, isimba »Lowe«, mboyo, mbwa wie oben.
4. Veränderung von Konsonanten durch Vokaleinflüsse,
a) Die alten Mischlaute.
l'rspr. k wird s (s , urspr. / bleibt als th erhalten, gehört abu
unter 2, urspr. <y wird z (j, dz, ;).
Beispiele.
k. Selimani1: srkha »lachen«, mitözi 4 »Tränen«, sayula »ateon-
dern«, »iiw 6 »Augen«, sahya »zusammenkommen«, wkhvla »den Schlucken
haben-, wjnya 5 »Pfeil«, laset »verwunden«, asama »sich aufsperren«.
mavasa1 H »Zwillinge-, biso »verstecken«, ftupha »Flasche«, isüri «Panther«.
Kolongo *: dsämd »gähnen-, list) «Auge«, sekhet «lachen«, hä*\
»unten-, ii-sodji 8 »Tränen-, sökha «müde sein-, lasa «schießen«, iyjn<F
»Pfeil«, mavaxa 6 »Zwillinge«, e»W »verstecken«.
1 Ich verzichte auf eine genaue Bezeichnung des «-Laute« bei Selimani. da
meine Notizen zwischen *, <j, * schwanken (>\ dental, nicht interdental).
' Hier müßte wohl immer f stehen.
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Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 251
Bfiruti: tist) -Auge-, Uöhyct »Pfeil«, mUodzi 4 -Tränen«, lüsrf .treffen
mit dem Pfeil«, sekhä «lachen«.
Hamisi: lisözi, pl. mäsözi ;> «Trane«, s/A7«f «lachen-, isimya h »Pfeil«,
lt££t (diso), pl. mTnsq »Augen«.
Felusi und Kasega: disfizi 5 »Trane«, 5«ArAa »lachen«, /w*.ji «unten«,
'Also «verstecken«.
Merkwürdig sind besonders die von Hamisi gesprochenen Formen
mit nasalem Vorschlag vor *. Die Ursache ist vielleicht nasale Aussprache
des o (s. unten 4 f. nk).
Selimani: iza »kommen«, zehga »hauen-, aber Plur. zu nzila 9
«Weg« ist ma-jila und nicht mazifa, was man erwarten sollte.
Kolongo (vgl. Sukuma): idza1 «kommen«, zehga «bauen«.
Baruti: Tza »kommen«. In ly-üvdb »Sonne« ist 7 ganz verschwunden
oder es gehurt ly zum Stamm und ist nicht Präfix.
Die regelmäßige Entsprechung scheint z zu sein, das Material ist aber
zu dürftig, um die Sache genauer festzustellen.
In Verbindung mit n ändert sich s nicht, das n selbst füllt in der
Regel aus, nur bei einsilbigen Stämmen bleibt es regelmäßig erhalten.
Fur tig ist die regelmäßige Entsprechung nz. Zuweilen wird dabei
zwischen n und z ein deutlicher Explosivlaut d hörbar.
Beispiele:
nk. Selimani: hansi 16 »unten«, n'si 9 »Land, Erde«, aber -ns*
»alle-, *fW 9 »Schande«, (nsoni habe ich auch notiert, wahrscheinlich ist
das ein Hörfehler).
Kolongo: «I>and«, aber -o«f »alle«, wyn1 9 «Scham. Schande«.
Hamisi: nsi 9 «Land«, aber ~öse «alle«.
Felusi und Kasega: -ose «alle«.
ng. Selimani: nzövu 9 »Elefant«, nzKla 9 »Weg«, minzi 6 «Wasser«,
magänza 6 «Hände«, nzala 9 «Hunger«, hanzd 16 »draußen«.
Kolongo: khigonzd 7 »Handfläche«, minzi* «Wasser«, n'züU «Hunger«.
nzila1 «Weg«.
Baruti: minzi 6 «Wasser«, khfganzä 7 «Hand-, handzi «draußen-,
ndzälä* «Hunger«, ndzifä1 «Weg«.
Felusi und Kasega: nzala »Hunger«, nzila (/) «Weg«, nzovu
»Elefant«.
b) Durch r (leichtes i) werden die Konsonanten nicht er-
heblich geändert.
Daß / unter dem Einfluß von t häufiger r- ähnlich klingt als sonst, ist
oben bereits angemerkt. Das kh wird mehr oder weniger palatal ausge-
sprochen vor folgendem 1, so daß man statt Mi Äy/ zu hören glaubt. So
z.B. Selimani in mu-k'i/a 3 «Schwanz«, fast wie mukyjla, Hamisi työk'i
»Rauch- fast wie lyokji (j stimmlos). Bei Kolongo klang das Wort sogar
wie It-otzV (z stimmlos). Ich glaube, daß wir fur die praktische Schreibung
auf diese palatalen Laute keine Rucksicht zu nehmen haben, da sie sich
bei der Auasprache von ki von selbst ergeben werden.
252
Mkinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Wird i unsilbisch, so ist sein Einfluß auf Ä" starker. Felusi spraer.
Gen. Kl. 7 deutlich khya, wahrend Sclimani tja (j stimmlos) sprach. Di
die Aussprache schwankt, wurde ich fur die praktische Schreibung kyc
vorschlagen, das die Etymologie klar erkennen läßt; vgl. hierzu noch Sr-
limani />;'<* •brennen-, pjet «neu«, pjagila .fegen- (j stets stimmlos). Ivor
unsilbischem • bleibt erhalten oder wird zu l und d.
Selimani: Gen. Kl. 5 lya; vgl. dioruti 5 -Rauch-.
Kolongo: lya »essen«; vgl. liathq, pl. mäthq »Boot-.
Baruti: zidjö .jene. Kl. 10, soviel ich sehe, statt *:i-U-o, Iyokhi b
»Rauch-, lya »essen».
Hamisi: Iyokhi «Rauch», dyaia, pl. mala »Finger-.
Felusi und Kascga: Iyokhi 5 »Rauch-, /yo, lya »essen«.
c) Unter dem Einfluß von «p, das aus (leichtem) u ent-
stand, treten zuweilen velare Laute ein wie in anderen Bantusprachrn,
z. B. Kolongo (s. Sukutna) nvxtna 1 »Kind« statt mwana , ntcedti1 3 »Mond«
statt mtoedü, m'bya 9 »Hund« statt mbwa wie im Venjja1.
Durch das w erklärt es sich vermutlich auch, daß Selimani wrow
»Krokodil« sprach statt nowina, was man erwarten sollte; vgl. hierzu oben
S. 247 «yöho1 »sehen« statt oona. Ich nehme an, daß das in o steckende *
hier den Umschlag der Labialis v in y bewirkt hat wie in mbya.
In anderen Dialekten scheint %o nicht seine velaren, sondern sein«
labialen Eigenschaften geltend zu machen. So sprachen alle echten Namwezi
mu> und nicht mr, Baruti sogar tn'va »Hund« statt mbwa.
Dahin gehört auch die Aussprache von Kolongo theala »bringen«
(J labial) statt thicala, khi-pfwa 7 »Trockenzeit« statt khi-phwa.
d) Unter dem Einfluß von t (schwerem i) treten starke Ver-
änderungen der vorhergehenden Konsonanten ein. Jedoch ist in einigen
Fällen der Konsonant in ursprünglicher Form erhalten, was ich mir nicht
anders zu erklären weiß, als daß hier das Namwezi aus Gründen, die mir
nicht bekannt sind, Formen mit leichten Vokalen anwendet, wo die anderen
Sprachen schwere Vokale haben. Allerdings wird bei Anfüguug des Kau-
sativum jja neben der veränderten auch die unveränderte Form des Kun-
sunanten gebraucht, so daß man zu der dem entgegengesetzten Annahnte
gedrängt wird, daß im Namwezi die ursprünglichen Konsonanten auch vor
t oft erhalten sind, ebenso wie vor ü (s. unten e).
ki z.B. Selimani: tnusiha1 3 »Ader«.
k$a z.B. Felusi und Kasega: tholokha, kaus. tholosa bzw. tholoh,
aber daneben andere Kausativa sgtSa und iokya.
ti z.B. Selimani: masikha 6 »Winter».
Kolongo: khi-&imct 7 »Brunnen«, aber bu-t^ikya »Haar» (fast tjn*a\
Felusi und Kasega: "bu-sihga 14 »Haar«.
t$a z. B. igutya kaus. zu iyutha »satt sein- mit erhaltenem t.
pi. Selimani: fikha »ankommen«, maflgd G »Herdsteine«, maftottb
• Nieren«, aber sma »kneifen«.
Kolongo: Üka -ankommen« (i also palatal, es klingt pfeifend),
Una »kneifen, eng sein«.
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Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 253
Baruti: sikha • ankommen«.
Felusi und Kascga: figd »Niere«, aber süca «ankommen«.
p$a. Felusi und Kasega: doha «abnehmen«, kaus. dohya mit er-
haltenem A.
yi. Selimani: mulozf (mvlodji) 1 «Zauberer« von löga «zaubern«.
In den Stammen von li«o «Auge«, Uno -Zahn«, Una »Name« ist nirgends
mehr das Vorhandensein des ursprünglicher y nachzuweisen.
yya. Selimani: -ga (Verbalendung) bildet kaus. -dja.
Baruti: Desgleichen.
Felusi und Kasega: -ga bildet -gya, dya und dza.
Also auch hier kommt es vor, daß sich der ursprüngliche Laut vor
ya hält.
lt. Selimani: Prüf. Kl. 10 ri, azima »borgen«, misözi 4 «Tranen«,
mtcez? 3 »Mond«, mizimu 4 »Geister«, mukhazi 1 «Frau«, khizival «Brunnen«,
mbuzf 9 «Ziege«, zima «verloschen«, magäzi 6 «Blut«.
Kol on go: hwdft (nwedzi) »Monat«, sixodji 8 »Tranen«, dzima
-löschen«, aber mbtili 9 »Ziege« mit erhaltenem /.
Baruti: zima »erlöschen«, mwezi 3 «Monat«, zidjo »jene« Kl. 10,
tnüsodzi 4 «Tränen«, aber muliy$ 3 »Last« mit erhaltenem /.
Hamisi: tistizi 5 »Träne«, zimya «auslöschen«, aber mbuli « Ziege -
mit erhaltenem /.
Felusi und Kasega: disözi .r> »Träne«, mttvzV 3 «Mond«.
/«f. Selimani: ongelfzya «vermehren«, thelezya »ausgleiten*.
Kolon go: pküngudza «verringern«.
Felusi und Kasega: Gen. Kl. 10 zya, Iota -sehen«, kaus. lozya.
Also auch vor i hat sich / in einigen Fällen gehalten (wenn hier
nicht i vorliegt), dagegen ist es vor jj stets verändert. Statt z, das sonst
eintritt, hat besonders Kolongo (vgl. Sukuma) halb explosive Laute, die ich
als dj, di, di bezeichnet habe; gemeint ist jedesmal derselbe Laut, also
wahrscheinlich di.
vi. Selimani: vi- Präf. Kl. 8, vimba «Dach decken«, vina (vina?)
ngoma -tanzen«, mtoivi 1 -Dieb«.
Kolongo: Si- Präf. Kl. 8, vina «tanzen«.
Baruti: si- Präf. KL 8.
Felusi und Kasega: fi- Präf. Kl. 8, aber vimba «schwellen«.
v$a. Kolongo: vyaja »gebären«.
Felusi und Kasega: fya Gen. Kl. 8, srva »heiß sein«, kaus. sevya.
Das v hat sich also vor i öfter gehalten, zeigt aber schon stark die
Tendenz zu r zu werden, merkwürdig ist, daß es sich vor jj besser hält
nls vor t; vgl. denselben Vorgang oben bei den anderen Lauten.
Besonders merkwürdig ist aber, daß das v in dem Präfix urspr. ri-
meist die Stimme verliert und zu / bzw. * und 4 wird (s. oben /;/). Wahr-
scheinlich hat das Präfix, weil es vor der Stammsilbe steht, die Stimme
bei v verloren. Hieraus hat sich dann das fya des Genitivs entwickelt.
e) Wenn wir schon bei i zu bemerken glaubten, daß im Namwezi
die ursprünglichen Konsonanten sich vor diesem «schweren« Vokal halten,
254
Mkinbof: Linguistische Studien in Ostafrika.
so ist das bei w tatsächlich der Fall. Besonders k hält sich mit großer
Regelmäßigkeit, nur daß sich, durch die eigentumliehe Aussprache des u ver-
anlaßt (s. oben Vorbem. 1), ein w oder /ähnlicher Laut hinter dein k hören läßt.
Ali, Seliinani: dakhuna •kauen-, kkümbatha »Faust machen- (u\
beiden « gespannt), khi-khüva1 «Brust«.
Ivo Ion go: k/umbathd -umfassen«, khik/uva 7 »Brust«, vielleicht
mphoku (fast -k/u) »blind« (s. unter /»«). dak/una -kauen«.
llamisi: kwumbatha »Faust machen«.
Felusi und Kasega: khumbathila »Faust machen«.
Bei Baruti, Felusi und Kasega habe ich noch kikutyi notiert,
das offenbar verschrieben ist für khikhuva. Die Regel ergibt sieh klar aus
obigen Beispielen.
Fiir kwa habe ich kein Beispiel. »Sterben« heißt tza (i »stimmlos« i,
ob das mit urspr. kiba zusammenhängt, weiß ich nicht.
tu. Selimani: mithuyd »Haustiere«, xumo -nähen«.
Kolongo: mitttgo »Haustiere« (tu fast wie t/u), suia -schmieden».
Hamisi: tliuhga -binden-, sula -schmieden«.
Felusi und Kasega: sula' »schmieden«.
Kine Regel, wann ** erhalten ist und wann es zu * wird, habe ich
nicht gefunden (in einem Fall lag die Aussprache fast wie tf vor). Einen
1'nterschied dieses s von dem s < k habe ich nicht feststellen können.
Für tw habe ich kein Beispiel.
pti wird vielleicht /u, die Beispiele sind unsicher.
Selimani: M/u -blind«, /uma -herauskommen«.
Vgl. Kolongo mphoku -blind« fast wie k/u (s. -Grundriß« Anhang
popü). (Ist der Stamm polen?)
Für pw habe ich kein Beispiel.
yii scheint vu zu werden. Einziges Beispiel Selimani ruöcu - Elefant«.
Felusi und Kasega: nzocu -Elefant«.
Ui wird regelmäßig cw. (Kolongo hat dzu, vgl. Sukuma).
Selimani: khaUzti 13 -Kinn«, mbäzu 10 «Hibben«, :ümfla -zustimmen«.
wc»?1 »verfault«.
Kolongo: iikiku* 8 -Bart«, luvädnt 11 »Rippe«.
Hamisi: khalezu 13 »Bart-.
Felusi und Kasega: rulezti (z neben z) »Bart-.
Für tw habe ich kein Beispiel.
r«. Selimani: ;üh » Kleider ausziehen « .
Kolongo: d:iiuia »Kleider ausziehen-.
Baruti: :uufä »Kleider ausziehen«.
Hamisi: zuula »Kleider auszielien«.
Felusi und Kasega: sula -Kleider ausziehen«.
»ic«. Kolongo: divcala -Kleider anziehen-.
Baruti: ztcälä -Kleider anziehen«.
Hamisi: zicala »Kleider anziehen«.
Leider habe ich nur das eine Beispiel. Für die Abweichung bei
Kolongo s. Sukuma.
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Mkiniiop: Linguistische Studien in Ostafrika. 255
f) Über das Zusammentreffen von Vokaleinflüssen mit dem
Kinfluß des vor den Konsonanten tretenden Nasals habe ich fol-
gendes notiert (vgl. oben 4 a.)
nk. Selimani sprach ly-on£i (di-on-vi) «Rauch-, was auf eine Grund-
form -yonki fuhren würde. Vielleicht hat er aber nur das o nasaliert ge-
sprochen, so daß ich n zu boren glaubte (s. oben 4 a).
In anderen Fällen ist hh (A) unverändert erhalten (vgl. oben 3).
Felusi und Kasega: nuhhya kaus. zu nuhka -stinken«.
Heispiele für «Ate s. oben 3.
»/ kein Beispiel.
tnp. Beispiele für mpw> tnpy s. unter 3.
In figt) »Niere« (Selimani, Felusi und Kasega) scheint ß >
urspr. mpi vorzuliegen.
ng. ngw s. unter 3 und 4 c.
ngi ist entweder als ngi erhalten oder wird zu na.
Selimani: nzigi 9 «Heuschrecke«, nzi und ngi1 -die Fliege«.
Baruti: inyT 9 -Fliege«.
Kolon go sprach fast ii'kt (s. 3 mb).
ngu ist erhalten in ngttbn 9 -Nilpferd« (Baruti).
nd kein Beispiel.
mb. mbw s. oben 3.
mvula (Selimani), mhula (Kolongo), mbulax (Felusi und Kasega) 9
- Hegen« zeigt, daß auch mb vor u sich in einigen Dialekten halt, wahrend
es sonst zu mv wird (vgl. oben e vü).
Wahrscheinlich wird sich hier das in 4a gefundene Gesetz bestätigen,
daß der Nasal vor stimmlosen Frikativen ausfällt (abgesehen von den Ein-
silbigen) und vor stimmhaften erhalten bleibt.
g) Die Nasale.
im«. Die Veränderungen von mu zu «, «, m nach Ausfall des u unter
Einfluß des folgenden Konsonanten (s. unter 2). Doch scheint das mehr
Sukuma- als Namweziart zu sein.
mw wird zu rite bei Kolongo, bei den anderen ist es erhalten
(s. Sukuma).
Kolongo: hteana 1 •Kind«, incedii 3 -Mond«.
ngw wird «te in nwina 9 «Krokodil« (s. oben 4c).
ny wird meist n. während ny als ny erhalten bleibt.
Srliiuani: nttngu 9 »Kochtopf«, nama 9 »Fleisch«, noni 9 «Vogel«.
noiba 9 »Durst«, munu »Salz«, sogar nica »trinken«.
Kolongo: numba 9 «Haus« (b stimmlos), nama 9 »Tier«, munu
»Salz«, nüjifpj 9 »Topf-, manila «wissen«.
Baruti: nämä »Tier«, mUnü »Salz«. nvtigu^ «Kochtopf«, numha 9
• Haus«, mdna »wissen«.
Hamisi: nama «Fleisch«, ntiitgu »Kochtopf«.
Felusi und Kasega: nama 9 •Fleisch«, munu1 -Salz«.
» bei Baruti und Hamisi halte ich für falsch (Suaheli).
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256
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Bei Felusi und Kasega glaubte ich festzustellen, daß n > 115 k-
rehral , n > n alveolar ist (s. oben Vorl>emerkung 6).
Dagegen notierte ich Selimani nya «Stuhlgang haben«, Baruti
gavahya -teilen« mit ny > ny.
Auch my kommt vor, z. B. zitnya «loschen«, kaus. von zima (Sfli-
mani, Hainisi, Felusi und Kasega).
T'brigens ist es auffallend, daß das Namwezi in sehr vielen Fiüfn.
wo das Suaheli n hat, nicht 1», sondern nz und ähnliches zeigt. Ich erklirr
das so: die im Suaheli vokalisch anlautenden Stämme sind nicht iirsprünglio}
vokaliseh anlautend. In der -Lautlehre- nahm ich an, daß der Anlaut, wo er
nicht mehr nachzuweisen ist, urspr. y oder n war, und führte die be-
treffenden Stämme, z.B. -uki -Biene«, unter -yuki und -nuki. Das schein:
unrichtig zu sein. Der Anlaut ist wohl y gewesen, das im Suaheli wp«-
fiel, im Namwezi aber als : regelmäßig nach 4a in der Verbindung «:
erhalten ist, /.. B. Selimani zuki -Biene- (nzukhi?), nztcili 10 -Haar..
nzala 10 -Fingernägel«.
Kolongo: nzukhi 9 -Biene«, n'zwili 10 -Haar« (Sing, lu-wili), ndzoka\?\
■ Schlange«.
Baruti: nzykhä 9 -Schlange«, nzükhi 9 «Biene«.
Hamisi: nzukhi 9 -Biene-.
Felusi und Kasega: nzakha 9 -Schlange«, nzukhi 9 -Biene«.
5. Eine besonder«; Bedeutung hat im Namwezi das I^autgeset/., da*
ich nach dem Entdecker Dahl -das Dänische Gesetz« genannt habe
(vgl. meinen Aufsatz a. a. O,); urspr. Ä\ /, p werden zu g, d% b. wenn die
folgende Silbe auch mit Ar, /, p beginnt. Der Wechsel tritt in der Rege!
nur in der Stammsilbe ein.
Selimani: -dathu » drei • , daha - schöpfen • , ma - dakho t» » 1 Unter-
backen«, dtcikha -beladen«, kaus. auf -ikha von thwala, hagathi -mitten-.
botha -zusammendrehen«, lu-behe, 11 -Schwinge«, al>er auch idikka -ant-
worten« neben ithavukha.
Kolongo: -dathu -drei«, betha -beugen«.
Baruti: -dathu -drei«, bethS -sichten«, hägäthi* -mitten«.
b wird nicht selten bis zu v erweicht, was nicht auffallt, wenn man
an den Vorgang oben 1 denkt, wonach 'b und v für urspr. r stehen. Die
Grenze zwischen 'ft und v ist hier überhaupt nicht scharf zu ziehen.
Selimani: vitha -vorbeigehen«.
BaiMithi: vitha -vorbeigehen«.
Weitere Beispiele s. unten.
Auch urspr. / und k fallen zum Teil unter diese Regel. / ist im Na-
mwezi als th erhalten und tritt deshalb in takitna -kauen« als d auf (s. unteiO:
s <1 k bleibt selbst unverändert, hat aber auf die vorhergehenden Fortis
•lie Wirkung sie zur Lenis zu wandeln, ebenso wie k.
Selimani: ma-vasa* 6 »Zwillinge«.
Kolongo: mavaxa 6 -Zwillinge«.
Die Veränderung tritt auch dann ein, wenn der erste Konsonant vor
einem -schweren« Vokal st«»ht und nach den Regeln in 4e verändert
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Mfinhok: Linguistische Studien in Ostafrika. 257
werden müßte. Daß er zur Media verändert wird, wenn er vor den
schweren Vokalen in seiner ursprünglichen Form sonst erhalten bleibt, ist
ja nicht weiter merkwürdig.
.So wurde k vor w nach 4 als k (kf, ktc, kh) erhalten, wir finden
hier also regelmäßig g.
Aber auch für / vor / findet sich hier d, und fur urspr. p vor t
h und v.
k. Selimaui: dakhuna •kauen-, -guhi »kurz-, ma~guha§ •Knochen-,
ma-gütha 6 »Fett«.
Kol on go: i-guha .Knochen-, dak/una -kauen-.
Baruti: magutha 6 «Fett-, dakuna -kauen-.
Ilamisi: magutha -Fett-, -yuhi •kurz-, iyuha -Knochen-.
Fei us i und Kasega: -ytthi -kurz.-, magutha ti -Fett-.
/. Kolon go: khidikhu 7 -Regenzeit-.
p. Seliniani: i-vithi* 9 »Hyäne-, bim -sich verstecken«.
Kolon go: visa1 »verstecken«.
Baruti: bisa »verstecken«, ivithi »Hyäne«.
Felusi und Kasega: 'Awa -verstecken«.
.ledoch macht sich der Fintluß des Gesetzes auch da geltend, wo
wirklich Frikativlaute vor -schweren- Vokalen eingetreten sind. Dieselben
werden stimmhaft, freilich nicht immer.
Sei i in an i: vu-zikhu 14 -Nacht-.
Kolongo: vti-diikhu 14 -Tag« (jedenfalls in der Zahlung); aber
Selimaui: ßkha -ankommen«, Kolongo: tikha «ankommen«, Felusi
und Kasega: xikha •ankommen«.
Wenn der erste Konsonant mit Nasal verbunden wird, so tritt ny
(nd), mb statt nh, nh, mh ein.
Selimaui: nyokho 9 »Huhn-, nyohd 9 »Augenwimper-, mbehd 9
-Wind-, lu-behe, pl. mbehe 11 »Schwinge-.
Kolongo: iiyokhd 9 -Huhn-, mbehd »Wind«, inbithi 9 -Hyäne«.
Baruti: Snyökhö 9 -Huhn-.
Hamisi: ngokhö »Huhn«, ngOhi -Wimper und Braue-.
Kin Beispiel für nd habe ich nicht.
o. Außer den aufgeführten Lauten habe ich muh mehrfach i- Laute
notiert. Die Etymologie der betreffenden Worte ist mir aber nicht bekannt,
und ich muß daher auf ihre Besprechung verzichten. Vielleicht liegen hier
auch Worte vor, die nicht Bantuursprung haben. Wie mir scheint, ist an
solchen Worten unbekannter Herkunft im Namwezi kein Mangel,
z. B. jgwia. syfmha -melken«, tiihda1 »durchbohren-, bulugit -Krieg-, dilu
-Morgen«, mukhaga » sechs-.
Literatur zu Namwezi und Sukunia.
E. Steere, Collections for a handbook of the Nyamwezi language.
Loudon (ohne Jahreszahl).
Dr. (Welten, Grammatik des Kinvamüesi. Gottingen 1901.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprühen. 1904. HI. Abt. 17
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258 Mkiniiok : Linguistische Studien in Ostafrika.
Lieder und Sangesweisen und Geschichten der \Vanyaim\ e/i. Mi;
des Sem. fur Orient. Sprachen Bd. IV, S. 45 ft*.
(\ Herrmann, Kissnküina. die. Sprache der Wassükunia. Miti.
Sem. fur Orient. Sprachen Bd. I, S. 1 40 ff.
A. Seidel, Grundriß des Ki-Nyamwezi (Separatabdruck aus -Die ;n i:
leren Hochländer des nördlichen Deutsch - Ostafrika- ) S. 450 ff.
In Last, l'olvglotta Africana orientalis. London 1H85. findet
S. 14b ff. ein Verzeichnis von Sumbwaworten. Last bezeichnet es als ein-
Namwezidialekt. S. 150 ff. findet sich ein Verzeichnis von Sukumau <>rtr
Fihula ya Kinamwezi (von Dahl). Herrnhut 1903.
Handschriftliche Mitteilungen der Missionare Dahl und Sirrn n
Uramho.
Meine ( iewährsinänner waren für Namwe/.i:
Selimaiii, gehören in Ujuvi, seit 7 Monaten in Sansibar, in Ku-iüm i
August 1902.
Baruti aus Tahora. in Daressalam. September 1902.
KglQngQ aus Mwanza. in Daressalam. September 19>'2. (Sein Dia-
lekt ist dem Sukuuia ähnlic h.)
Hamisi aus Kiwele in 1 'nyanyembe , in Tanga. Februar 1W1
Kelusi und Kasega aus l'lambo, in Tanga. Oktober 1902.
Kür Su kuma:
Amani und Sayidi in Daressalam. September 1902.
M kin HOF : Linguistische Studien in O&tafnku.
25!)
IV. Sukuma.
(Quellen s. Studie 111. Namwezi.)
[);is Sukiiina ist als ein Dialekt des Namwezi zu betrachten. Ich habe
in der Lautlehre des Namwezi wiederholt darauf hingewiesen, daß Kolongo,
der vorgab Namwezi zu sprechen, Suku in a -Vokabeln gegeben hat. So
wurden auch seine phonographisch aufgenommenen Lieder von anderen
Namwezi als Sukuma bezeichnet. Zur Vergleichung gebe ich eine Dar-
stellung des Suk ii um nach den Angaben von Atnani und Sayidi. Ich kann
mich hier kürzer fassen als im Namwezi, da das Sukuma in der Haupt-
sache mit dem Namwezi übereinstimmt.
1. Die G r u n d k on. so n a n t e n
treten als kh, t/t, h (ph), y (j), l (/), % (v) auf.
k. mijkhä* 9 «Schlange-, iTkha (xikha) »ankommen -, nyokho 9 -Huhn-,
khfiyüfü 17 »ein Fuß«, kht- Präf. Kl. 7, anikhtV »an der Sonne trocknen-,
ikhälu »widmen, bleiben«, -khält -böse«, khälühyä) -braten-, khüM »wachsen-,
k/iurtif/ula1 »sich erinnern«, ik/tumi1 «zehn«.
Inf. Präf. habe ich kü notiert, ich halte das für einen Schreibfehler
statt khu.
In murä ka \\ Jahr- Rauhte ich 7* zu hören. Kim* Krklärung kann
ich nicht geben.
/. magiithd1 t> «Fett-, thüma -senden«, -däthu »drei-, mathu »Ohren-,
lothct -träumen-, bttful1 «vorbeigehen«, ^bfthn »((ietreidc) sichten-,
p. ha Praf. Kl. l(j, ma-t/öfit! b «Augenwimpern«, -yuhi «kurz«, aber
lü-phi II »llarhe Hand«.
y. ~ga häufiges Verbalsuffix, ya- Präf. Kl. (i vor dem Verbum , mboy$
9 «Büflel«. öyöhäyä -sich furchten-, khiyanza 7 »Hand-, khü-yuiu, pl. ma-
yiilu 17 »Fuß-, myö \l, pl. midyi) »Last«, yumu -trocken werden«, ytca
-fallen», aber äjulü -gähnen».
/. ft Präf. Kl. 5 (neben i), lü Präf. Kl. 11, nhira/r 9 Heitholm«, lilila
-weinen», mhule 9 - Klefant«, djttlä »gähnen«, hc-afa 11 «Finger«, fhtcala
• anziehen-, dznula «ausziehen«, -biti -zwei-, lotha* «träumen«, lu-ledzv II
»Barthaar- , tum »treflen-, läW »liegen«, -Uhu lang-, -khüli -böse-, hhti/dnyü1
9 «Krdnuß«, Uma »sich weigern-, khi/d H -Schwanz«, khfilä «wachsen-,
khümhüla} «sich erinnern«;
aber mhefa (neben mhtla) 9 »Nashorn«, khfigülu 17 -Fuß-, JngiW -hin-
eingehen«, nyuluct? 9 »Schwein«, nhumbili 9 »Meerkatze-.
v. 'ho Präf. Kl. 2. nyü'bii 9 »Nilpferd-, -biti -zwei yabanya »teilen ■ ,
tba1 -stehlen-, *übi 9 - Panther«, khikhuM 7 -Brust-;
aber vthgi 2 -viele-, nyuluv? 9 -Schwein«.
IT*
260
Mkimiof: Linguistische Studien in O.stalrika.
2. Die Vokale.
Auch hier befriedigen mich ineine Resultate nicht ganz. In den mei^p.
Fällen halte ich als Entsprechung für urspr. i ein i, für urspr. i ein », iTx
urspr. u ein n, für nrspr. t* ein m notiert. Ich hin aber gegen meine eigenei.
Beobachtungen mißtrauisch, ob ich nicht bei der Schwierigkeit der Sad:t
schließlich zu hören glaubte, was ich zu hören wünschte.1 In einer Reib?
von Fällen habe ich bei i* > urspr. i und bei u > urspr. ü Span n u ng noti.-rt
Dieses « soll hier nach meiner Notiz -mit breitem Munde- gesprochm
werden. Die folgenden Beispiele werden also mit dem angegebenen Vor
behalt mitgeteilt.
i. Präf. Kl. 4, rnT (neben m{), Kl. 7 kh}, ftftma •hacken«, liMa? -weinen .
tizukhP 9 »Biene«, bUhä* »vorbeigehen«, TmAd1 »singen-, p'igita1 »hineingehet! •.
vi/iytf »viele« Kl. 2, ntizllat 9 »Weg«, vi »Erde«, tkhümt} »zehn-, khüd 3
• Schwanz*, vgl. gühi «kurz», vielleicht verhört statt -gijhl\ aber ämkhä • au»-
breiten an der Sonne«, hägäthi »mitten*.
i. «ircct1 (t gespannt) 3 »Mond«, djima (dzima) »löschen«, mgi ^
»Fliege«, Stkhä (t) -ankommen», Unna »verstecken», mbülP 9 »Ziege-.
dßdjö »jene* Kl. 10. mjligti 4 -Lasten«, mtsödjT 4 »Tränen», .*<y»*1 -Schani':
aber sjmbä* (j gespannt) »Löwe«, teitihga1 -Haar der Kühe« (das zweite«
gespannt), H (i gespannt) neben it Präf. Kl. 8.
«. thumä »senden., hgubü 9 »Nilpferd-, mhüh 9 »Elefant-, n;ukh?
9 »Biene-, khügulu 17 »Fuß«, subi »Panther«, nühgu 9 »Kochtopf-. /■
Präf*. Kl. 11, guma »trocken werden«, nhymbili 9 »Meerkatze«, kkiilä
»wachsen-, khümbüla1 -sich erinnern«, pchümV »zehn«; aber mäihy -Ohren-.
hguiuvi* 9 »Schwein-, nümba 9 «Haus«, lyubd* 5 -Sonne«.
u. mägüthä1 t> »Fett», hgubü 9 »Nilpferd«, dsuula (u gespannt) .auf-
ziehen-, luledsxi 11 -Bart haar-, khtikhnbd »Brust-, -gi/hi »kurz«.
Das u in mu verschwindet oft ganz, und m wird dann durch uV»
folgenden Konsonanten verändert nach den allgemeinen Lautgesetzen.
Sing, zu rnihgti - Lasten« njg# statt *n/igo aus 'muiigo 3, Sing, zu mU*kü
»lang- nehu statt *nlehu aus •mukhu 3, khiltf 3 »Schwanz« jedenfalU statt
*hkhila aus *tnukht/ä; aber z.B. in munumba 18 »im Haus« ist mu erhalten.
« und o sind erhalten, o habe ich niemals. e einigemal beobachtet. Ich
bin aber geneigt anzunehmen, daß hier Hörfehler vorliegen statt e und »
(s. die Note unten).
e. htjmb$ »Kind«, -ose »alle-, ndedst/ 10 »Bart-, betha -sichten-
(Getreide), nehü 3 »lang-, ma-göhe 6 -Augenwimpern», sekfut -lachen-:
aber mhule 9 -Elefant-, hhwal* 9 • Rebhuhn-, tema »sich weigern«.
o. nzijkhd "Schlange-, mbvgfp 9 »Büffel«, lis# 5 »Auge-, tgyhgd' ö
-Pfeil«, dßdjö 10 »jene», liötyf '> »Rauch», Qgöhagd »sich fürchten •.
-thönö »fünf», hgQmd 9 »Trommel», iQthd »träumen-, ingÖ 3 -Last«.
mx&ödji 4 »Tränen«, sQnt -Schani«. nh)hy$ 9 -Hals«, ma-gohi 6 .Augen-
wimpern-.
1 l brigeits habe ich ein paarmal f und t notiert, wo t stehen sollte. Da.«
spricht dafiir, dati die obige Unterscheidung in der Hauptsache richtig ist
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Mkinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 201
3. Die Verbindung des Nasals mit dem folgenden Konsonanten
erfolgt genau wie im Namwezi.
nk. hhähgrf 9 »Perlhuhn«, hhälängä1 9 »Erdnuß«, hhäli «böse- Kl. 9
/.ii -khali, hhwale 9 »Rebhuhn«, hhwi 10 Feuerholz. Unregelmäßig scheint
auch hier nhmgö »Hals« zu sein, wahrscheinlich wegen des i.
«/. *banhu 2 »Leute«, nhümbili 9 »Meerkatze«.
mp. mhülr 9 «Elefant«, mhela (mhfla) 9 -Nashorn«, (das h klang
hier sehr schwach), tüpht 11 «Hand«, pl. mhi.
ng. hhahya »Perlhuhn«, vihgi1 2 «viele«, khalahga »braten«, hyfjtmri 9
-Trommel-, ngüjürf1 9 «Schwein«.
n</. lidedzii 11. pl. ndgdzn »Barthaar«.
mA. i/rtAa1 «singen«, nömbe «Rind«, .jtftnbä1 «Löwe«, khümbüla «sich
erinnern«, nhümbili 9 »Meerkatze-, nümba 9 -Haus« (in den beiden letzten
Betspielen war 6 fast ganz stimmlos), mbögd' 9 »Büffel». mböli1 9 »Ziege«.
4. Veränderung der Konsonanten durch Vokaleinfins.se.
a) Die alten Mischlaute.
Auch hier stimmt das Suknma mit dem Namwezi uberein. Nur
scheint im Sukuma statt c häufiger dz zu stehen.
k. lisd, pl. mtsd *» »Auge«, islriiya. pl. m«- -Pfeil«. iltTxaga »verstecken«,
mTsödji 4 »Tränen«, /osd1 «treffen mit Pfeil«. -lachen«, wahrscheinlich
gehört hierher auch swidza* «filtrieren«, sändja «versammeln«.
7. tea »kommen«, wahrscheinlich auch stcfdza1 -filtrieren«.
HA". -ö*e «alle«, xftb't »Panther-. .*i »Erde«, xöni »Srham«.
Ag. mTnzi »Wasser«, khi-gdnzä 7 »Hand«, ndzälä1 9 -Hunger«, udzila
9 »Weg», handze »draußen».
b) Veränderungen der Konsonanten durch / < i habe ich nicht
gefunden, nur daß /. wenn es vor «»der nach 1 steht, häufiger als sonst /•- ähnlich
klingt (vgl. die Beispiele oben 1 unter /). Vor y scheint das noch leichter einzu-
treten, ja ly klingt dann wie dj, z.B. lyo «essen«, djtdjo «jene- (aus lilyo) Kl. 10.
c) Unter dem Einfluß von fr entsteht « aus m. z.B. rheezi \\ «Mond«.
In andern Fällen hält sich m. z. B. mieaka 3 «Jahr«.
Bei andern Lauten entwickelt auch hier tr seine labialen Eigenschaften,
z. B. m'vtca 9 »Hund« statt mbwa, kvigulya »oben« statt khcignlya.
d) Veränderungen durch » und tja (s. Namwezi. Lautlehre 4 d).
ki. (i-ät/p 5 »Rauch«.
H. icitirigd' (?) »Haar der Kühe«, i'bftht »Hyäne«.
pi. jtkha (sikha) »ankommen-.
yi. Nicht belegt, aber y$a > dja . z. B. -ga mit kausaler Endung -rf;a.
Ii. hwvz? 3 »Mond«, ffrim« neben </*7ro«7 «löschen-, misöfljT 4 «Tränen -.
/#» Präf. Kl. 10. aber öfter ist / auch erhalten. z.B. 9 -Ziege-,
ni^r 3, pl. mtiigQ »Last«.
ri. Nur in « Präf. KI. 8 nachgewiesen.
So gering die Ausbeute ist, so ist doch die Übereinstimmung mit
dem Namwezi im wesentlichen klar.
e) Veränderungen durch m (tv) (s. Namwezi, Lautlehre 4c).
2(»2 Mmnhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
ku. däktnin -kauen«, kümbäthä* (fast kicti-) »Kaust machen- . khi-fa* v
7 «Brust»; k hält sich also regelmäßig. Seltsam ist. daß ich nirgend d-
Aspiration angemerkt habe.
iü. sügd -Haustiere zähmen«, aber tm/hügij \ »Haustiere«.
pit vermute ich in -Uhu -lang«.
yu. Nicht nachgewiesen.
Iii wird dztt. z. B. liiledzu 11 «Barthaar«.
Merkwürdig ist. daß der Plural zu lic-aln 11 «Finger« rtzirala mW.
Der Regel nach mußte statt lu- im Plural n (^ urspr. tit/) davor ttfi<-
Nun ist das Pluralsnffix Kl. 10 aber ursprünglich nicht tu', sonnen
il'mi (vgl. -Grundriß« S. VI).
Im Kafir lautet deshalb das Präf. Kl. 10 iziny. Dieses /». das mhim m
ostafrikanischen Sprachen nur vor dem Verbum steht, muß hier vor d»-n
Nomen erhalten sein. Wir mnssen außerdem annehmen, daß ein n entwedf-
ursprünglich /.tun Stamm von -ala gehört, der vielleicht *ytol<i hieß. ch1<t
daß dieses u von dem /u- Präfix herstammt. Danach würde sich tlie Pliml-
form dzwnln unter gänzlichem Wegfall von ni auflösen in 'fi-u-ah. M.u
kann nun annehmen, daß Ii zu dzi wurde und unter Ausfall des i dzitda
ergab. Diese Annahme ist nicht sehr wahrscheinlich, da Ii dzi schlecht
bezeugt ist (s. oben 3d); richtiger scheint es mir anzunehmen. dat> in
*fi-u-ala die Vokale / -f u zu li verschmolzen, so daß sieh nun '/ii-afa
dztcnla ergab (s. das folgende Beispiel unter vw).
rü und vw. z.B. dzmtla »Kleider ausziehen«, dzica/a »Kleider anziehen*
f) Das Zusammentreffen von Vokaleinflüssen m i t dein Kiu-
fluß des vor den Konsonanten tretenden Nasals (s. Namwf/i.
Lautlehre 4 0.
Einiges hierüber s. unter 3 b <»ben. vgl. nhiitgo. tihwi . mnea. mwiß.
hg ist erhalten vor i und »i in ihgi 9 «Fliege«, tigü bü 9 «Nilpferd«.
g) Die Nasale.
Vgl. oben 3c. n ist sicher nachgewiesen in ttmnbt 9 «Kind..
n*j wird auch hier meist zu n (doch vgl. tidmä 9 -Tier«). z.B. mä^-i
»wissen«, numba 9 «Haus«, nitngü 9 «Kochtopf-.
Auch wie im Natnwezi tritt oft uz auf. wo man gewöhnt ist *y
anzunehmen. /. B. nzökhä 9 »Schlange«, ttzukhi* 9 -Biene-.
Fber dzwala s. oben 3e.
ny ist auch hier tig. /.. B. yahatiyd «teilen-.
ö. Das Dahlsen« Gesetz (s. Namwezi. Lautlehre 5).
-flfoM»/ «drei«, 'bithä* »vorbeigehen«, bethu «sichten «. hägätht - mitten-.
ma -gybe ♦» ' Augenwimpern«, däkünä »kauen«. -verstecken.. i'Wi
«Hyäne», niägiüluV « »Fett«, -ytM«? -kurz«, «^Art »Huhn«.
Auch im Sukuma gibt es noch Laute außer den angeführten, di*
ich nicht analysieren kann, und eine Anzahl von Vokabeln . die dem Ra i; t"
fremd zu sein scheinen, /.. B. it/hnn »Speer«, tiyändn »Kind«, fwkw
»Krieg-, .iema «melken«.
(Wird fortgesetzt.)
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263
Bericht
über politische Verhältnisse im mittleren Sudan.
Von von Bülow,
ObcrU-iituant.
Dikoa. Februar 1903.
In diesem Bericht führe ich kurz die mir hier bekannt gewordenen letzten
politischen Begebenheiten der Länder um den Tsad auf. Viele Handels-
leute und Pilger aus allen Himmelsrichtungen passieren Dikoa und von
diesen stauunen hauptsächlich meine Nachrichten. Manche derselben mögen
bereits bekannt sein, werden aber der Zusammengehörigkeit, wegen miter-
wähnt. Ich muß hierzu bemerken, da ich selber nicht arabisch kann und
nur sehr mangelhafte, ungebildete Dolmetscher hatte, daß wohl Zahlen und
Kinzelheiten fehlerhaft sein mögen; doch wird das Ganze ein ungefähres
Bild von den jetzigen Zuständen geben.
Bnrnu.
t'ber Born u ist bereits von Hrn. Oberleutnant Dominik eingehend
berichtet. Ich stelle nur kurz die letzten Sultane zusammen.
Kabeh schlug 18".»3 den Schein' Haschern von Bornu, der nach der
Landschalt Marina enttloh. dort von seinem Neffen Schein Scharr getötet
wurde (letzterer wird von Frhrn. von Oppenheim in seiner Beschreibung von
Kabeh als Abu Bekr II. genannt). Schein Schari ist Sohn des •;• Sultans
Abu Bekr. Schein Schari fiel dann in einer Schlacht gegen Kabeh bei
Oumroa (Landschaft Manga).
Nach Iiabehs Fall HK)0 wurde Schein Sander*. Sohn des Sultans
Ibrahim von den Franzosen in Dikoa eingesetzt, regierte nur l'5 Monate
und wurde dann von den Franzosen auf das rechte l'fer des Schari ge-
fangen überfuhrt. (Die Dikoaner sagen, er habe nicht genügend Abgal>en
eingetrieben.) An seine Stelle wurde Schein Oarhei . sein Bruder, eingesetzt.
Derselbe ist. wie bekannt, seit April 11HV2 Sultan von Knglisch - Bornu mit
der Residenz Mongono, südlich des zerstörten Kuka. Der an seine Stelle
noch von den Franzosen in Dikoa eingesetzte Sultan ist Schein Sander, ein
1 Schefu ist arab. Saih, unser -Scheich«. Anm. d. Red.
* (Jemenit i>t Kiyari. die Kanin iform fur arab. Abu Bekr. Anm. d. Red.
s Gemeint i>t Sanda, die lvauurifonn für arab. Omar. Anm. d. Red.
2H4 von Bf low: Bericht über politische Verhältnisse im mittleren Sudan.
Sohn des ~ Sultans Ahn Bekr, als«» Vetter von Garbei uinl Hinder d»--
vorerwähnten Sehari. (Sander ist der Kannrinaine für Omar.) Dersei!
ist der jetzige Sultan von Deutsch - Bornn. Kr hat einen von einer SkJavn
geborenen 15jährigen Sohn, namens Abba (Prinz) Bnkar. der thronfoli;.
berechtigt ist. außerdem l) Binder, Söhne des Sultans Abu Bekr. die al-
von Sklavinnen geboren, aber thronfolgchererhtigt sind. Sanders Mutter \\.
eine freie Mandaraprinzrssin. Nachstehend eine Genealogie der Kanemij.
soweit sie auf dein Throne von Bornn gesessen haben.
■
Schech Mohammed el Kanemi f
Scheeh Omar f
1835 -79
i i ; i
Schefu Abu Bekr •}- Schefu Ibrahim -J- Sehefo Hasch»-:
1879— (83) (1883 — 841 (1884»-ft>
Schefu Sehari j S rh e fu S ander, Schefu Sander S eh e f u ( I a r be i .
1893 seit April 1902 Sul- 1900, jetziger Sultan von
tan von Deutsch- nach 1 1 '2 Monate Englisch - Bornn in
Bornu in Dikoa abgesetzt Mongono. residierte
von 1901 bis April
1902 in Dikoa.
Wadai.
(Bezugnehmend auf Frhrn. von Oppenheim. Rabeh sowie desvn
Bericht, Washington, den 29. Mai 1902).
Nach dem Untergänge des Sultans Ibrahim durch Ahmed el- Ghasali
(Sohn des durch Nachtigal bekannten -j- Sultans Ali) anno 1901 wurde nach
kurzer Zeit von den Großen des Landes Dudmora. Sohn des - Sultan»
Jussuf. zum Sultan erhoben. Ahmed el- Ohasali entfloh mit seinem Anhaue
an den Hatha; dort ist er noch und hat sich bei Digemat ( = Amin
Degemat), 3 Tage südlich Abeschr am Bathn im Lande der Karanga a<*-
legen, stark verschanzt. Sein Lager soll von einer dreifachen Seriba um-
geben sein. Meine Gewährsleute aus Abeschr berichten. Dudmora sei vor
etwa 2 Monaten mit großer Heeresmaeht von Abeschr gegen Ahmed **]-
Ghasali aufgebrochen und beide lägen bei Digemat in bisher unentschiedener:
Kampfe.
Der von Ahmed el- Ghasali bei seiner Thronbesteigung gefangen er-
setzte Djerma Othman. nicht Djerma Abu Djebrin. welcher seit eim2<*n
.lahren tot, sondern dessen Sohn und Nachfolger im Amt, spielt nach dftn
Sultan die erste Bolle im Lande und ist wieder frei und bei Dudmon.
Assil. ein thronfolgeberechtigter Knkel des Sultans Ali. welcher
unter Sultan Ibrahim die Stelle eines Afjid ad-Dcbaha bekleidete und in
Mandele am Batha (2 Tage ostlich vom Fitri) residierte, ist den Fran-
zosen verbündet, durch welche er auf den Thron von Wadai zu ü»'-
langen hofft.
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von Bf row: Bericht fiber politische Verhältnisse im mittleren Sudan. 265
Vor etwa einem Jahre hat Tsrhiroma Hassan mit Hilfe tier Franzosen
seinen Bruder (radaia gestürzt und getütet und sieh zum Herrscher der
Bulala am Fitri gemacht. Die Franzosen hatten his vor kurzem eine hallte
Kskadron dort in dem Haupt ort Jawa auf tier Straße nach Abeschr als
Beobachtung* pusten.
Nach den neuesten Nachrichten sollen die Franzosen etwa 200 Soldaten
{n Weiße) von den Forts am Sehari nach Badanga zusammengezogen halten
und dort noch Verstärkung erwarten, die Sehari aufwärts kommt (Badanga
liegt an der Nordwesteeke der Sokoroherge, etwa 15 deutsche Meilen
südlich des Fitri).
Die halhe Kskadron vom Fitri soll ebenfalls nach Badanga unter-
wegs sein. Auch der vorher erwähnte Thronprätendent Assil soll mit
1000 (lewehrleuteii und 1000 Heitern von Mandele nach Badanga auf-
gebrochen sein. Ahmed el-(rhasali in Digemat soll über 3000 (lewehre
verfügen und Sultan Dudmora über 10000. Diese Zahlen sind natürlich
weit übertrieben, werden aber ein ungefähres Verhältnis der verschiedenen
Kräfte angeben.
Fin Vorgehen der Franzosen auf Wada'i, wie die Eingeborenen es
behaupten, ist jetzt schon wegen der Vorgänge in Kanem ausgeschlossen.
Wie es seheint nehmen sie mit dem Assil zusammen eine abwartende
Stellung ein. Handelskarawanen von Tripolis und von Benghazi sollen viel
(»ewehre nach Abeschr einführen. Mit dem Nil über Darfor soll mite
Handelsverbindung sein. Dagegen ist die westliche Straße südlich vom
Tsad über tlen Fitri nach Wadai durch die augenblicklichen Wirren
völlig gesperrt.
Im Anschluß hieran gebe ich eine (ienealogie der letzten Herrscher
von WadaT seit Mohammed Seherif (s. Nachtigal 111. S. 289) zum besseren
Verständnis des vorher Berichteten.
(1) Mohammed Seherif ~
1835 — 58
Jussuf •;•
1883-99
Kankala Omar Ibrahim 7 Dudmora
naß nicht auf dem 1899-1901 seit 1902
Thron
Assil.
Kronprätendent bei den Franzosen.
Bagirmi.
In Bagirmi regiert noch der wenig energische (iauranga II. (Sohn
des von Nachtigal besuchten Abu Sckkin) in Tscheckna. der jetzigen
Residenz nordlich des zerstörten Masseüa . unter französischer Aufsieht.
Trotz der französischen Posten in Bagirmi soll er dennoch heimlich Tribut
weiter an Wadaj zahlen.
Ali r
1858- 83
Ahmed el (ihasali
1901 — 02
266 von Bf row: Bericht über politische Verhältnisse im mittleren Sudan.
Major l.argeau sprach sich mir gegenüber dahin aus. daß auch A:<
Bevölkerung in Bagirmi immer noch nicht an ein dauerndes Bleiben der
Franzosen im Lande glauben wolle bzw. bezweifelt, daß dieselben ein*!
Anprall Wadais standhalten würden. Die Verteilung der fran/ösi sehen Strwt-
kräfte am Sehari und in Kauern habe ich in meinem Bericht (vgl. Nr. 35,
Oulfei, den 30. November 1 1»02> aufgeführt. Außer dieser stellenden Trupp
haben sich die Franzosen aus alten, jetzt am rechten Ufer des Selnri an-
gesiedelten Rabchsoldaten eine Hilfst nippe herangebildet, die vim Zeit /n
Zeit exerziert und geübt wird. Sic haben von diesen sogar eine Komp.»gm>
zusammengestellt, die jetzt denselben Dienst tut wie die Regulären. {t'U-r
llilfstruppen siehe auch Bericht des Frhrn. von Oppenheim. Washington.
21». Mai 1902.)
Die Franzosen verstehen es überhaupt ausgezeichnet die Kingeborrnei
zu ihren Zwecken zu benutzen.
Iva nein.
Fiter Vorgänge in Kauern habe ich bereits berichtet (vgl. Nr. S.Y
(iulfei. den 30. November 1 *I02 und Nr. 43. Kusseri, den I I. Dezember !!V>Ji
wiedelhole hier aber noch einmal kurz.
Im November 1901 hatten die Franzosen ihren ersten Zusanunen»t.>b
mit Tuareg und Tnbu in Kanem, in dessen Folge sie einen Posten in
Nguri südlich Mao etablierten. Im Januar 19<*2 warf Oberstleutnant Desten.iw
die Tuareg. Tubu und Araber, welche sieh in der Senussia Sau ja Bir Al.tii
verschanzt hatten, nach heftiger Oegenwehr aus diesem Orte heran- und
installierte nun auch hier einen Posten, im ganzen 2 Kompagnien und ei tu-
bal he Fskadron in Kanem lassend. Im .luni 1902 wurden die Franzosen
in Bir Mali von dem Sidi Mohammed el-Barani. früherem Haupt d^r
Senussia -Sauja daselbst, angegriffen, den sie zurückwarfen. Der letzte An-
griff auf Bir .Mali, über den ich bereits von Kusseri aus berichtet. \:<v\
Anfang Dezember 1902 statt und soll von Sidi Mohammed Algile. einem
der Hauptführer der Senussia. geleitet worden sein. Ks steht rummeln
außer Zweifel, daß alle diese Feindseligkeiten gegen die Franzosen v.<n
dem Orden der Senussia ausgehen, der sieh in seinem Herzen von den
Weißen bedroht sieht.
Sidi Algile. mit Arabern aus dem Bahr cl-Ohasal kommend, hat sich mit
aus Borku kommenden Kendin (Tuareg) sowie Tubu aus Tilw sti und au»
Bork ii und mit einem Teil berüchtigter Minneminne ( - Aulad Slimati) ver-
einigt. In der Nacht haben die Angreifer um Bir .Mali im Iblhkrvr»
Schützengräben aufgeworfen. Am frühen Morgen des folgenden Tages M
die französische Besatzung aus Bir .Mali herausgegangen und hat den g'H
gedeckten Feind von beiden Flanken und im Rücken angegriffen, einen
großen Teil desselben niedergemacht; Sidi Algile befand sich unter den
(iefallenen. So erzählt mein Berichterstatter aus Bir Alali. Die AuUd
Sliman hatten sieh bereits teilweise den Franzosen unterworfen, ein 1 >*i,
blieb ihnen feindlich. Die Kendin. wie die Leute hier alle hellfarbig
Tuareg nennen, stammen aus Damerghn , der liegend nordlich Zinder. v.iti
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von Rf-Low: Bericht über politische Verhältnisse im mittleren Sudan. 267
wo sie sieh infolge des Vorgehens des französischen Postens in Zinder
im .lull 1901 teilweise östlich nach Borkn ver/ogen hahen.
Major Largeau, Koiumandant des Sehari-Tsadhezirks, soll kürzlich
von Bir Mali ans naeh dein Bahr el-(lhasal zn aufgebrochen sein.
Kngliseh-Bornn und Kann.
Naeh der Besetzung von Kngliseh-Bornn im April 1902, infolge der
bekannten Expedition des Majors Morland. sind dort Stationen in Mafenne
( Mahani. von den Engländern Fort Maidngeri genannt) und Gudjiha mit
je einer Kompagnie ,lornhasoldaten eingerichtet worden. In Maidngeri hat
ein Zivilresident seinen Sitz und ihm sind zur Hilfe 2 Assistent - Residenten
beigegeben. Der anfangs erwähnte Sultan Garbei residiert, in Mongolin
unter Aufsicht eines der Assistent - Residenten.
Nach den letzten Nachrichten ist Knde Dezember 1902 oder Anfang
Januar 1903 eine etwa G00 Soldaten starke Expedition von Zaria ans gegen
Kano aufgebrochen. Kano ist gestürmt. Die Kinnahme dieses Ortes, des
llanpthandels- und Stapelplatzes des westlichen Sudans wird von vorläufig
ganz unberechenbarem Einfluß auf den Handel im ganzen Westsndan sein.
Damit hat der Sklavenhandel in diesem Teile Afrikas seinen schwersten
Stoß erhalten und nun tritt der ganze Handel in ein neues Stadium ein.
der geraume Zeit zu seiner Entwicklung brauchen wird. Hierüber näheres
in einem späteren Bericht über Handelsverhältnisse.
Die Straße über Ka n a r-( B i 1 in a )- M u rs u k nach Tripolis ist für
größere mit Gewehren bewaffnete Karawanen ziemlich sicher. Ks hieß vor
einigen Monaten , daß Tuareghorden . welche von den Franzosen aus Kauein
vertrieben waren, die Straße zwischen Ngigini und Kauar unsicher machten:
»loch waren die* sehr unbestimmte Nachrichten.
Vor 2 Monaten ist ans Dirki. »1cm Hauplort Kauars. eine Karawane
von etwa HO Kamelen mit Datteln und Salz eingetroffen, aus dort ange-
sessenen Kanuri und Tnbu bestehend. Die Leute erzählten, daß die Straße
vollkommen sieher sei. Dagegen soll der Weg nördlich Kauais von aus
Tibesti kommenden Tnbu (Teda) fur kleinere und schlecht bewaffnete
Karawanen unsicher gemacht werden. Die hier noch anwesenden Tripolis-
kaufleute wollen im nächsten Mount ihren Heimweg über Kauar antreten
und halten sich für stark genug gegen etwaige F herfalle. Die Karawane
dürfte immerhin etwa 30t» bis oOO Köpfe stark werden.
Der Salzhandel von Bilma nach Westen und Südwesten ist auch heute
noch wie zu Barths und Nachtigals Zeiten hauptsächlich in Händen der
aus Air kommenden Kelowituaregs.
Senussia.
Zum Schluß möchte ich noch einige Worte über die S e n u ss i a sagen.
Fiber diese Sekte oder besser religiöse Ordensbruderschaft ist im ver-
gangenen Jahr, besonder* infolge der Vorgänge in Kanem . wieder viel die
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2(i8 von Bfi-ow: Bericht ül>er politische Verhältnisse im mittleren Sudan.
hV«le gewesen, nirlit nur in französischen, sondern auch deutschen un '
englischen Zeitungen und Blättern, von dem das meiste von geringem Ver-
ständnis der Verhältnisse zeugt.
Kin sehr guter Aufsat/, über die Kntw ickelung und Ausbreitung
des Ordens steht in dem Cnmite de l'Afrique 1902. Henseignements o.-
loniaux Nr. 3.
Seit 1900 hat sich das Haupt des Ordens, der Sidi el-Mahdi <Sohr
des Begründers Sidi Mohammed hen Ali es-Senu*si), in Guro in den Bei^rr
nördlich Borku und südlich von Til »est i etabliert und von hier aus erfolg-
reiche Mission unter den angrenzenden Wüstenstämnien sowie in Kant-n
und in VVadaT getrieben. Schon Nachtigal begegnete Senussia - Kmissär*-:-
in Tibesti und in Borku und fand eine Sauja. d. h. eine Art Kloster iu
Kauar. Kr hatte viel unter dem Fanatismus dieser Leute zu leiden. Dun-J
die Verlegung seiner Residenz von Kufra nach Guro hat Sidi rl- Mahdi in
stärkerem Maße auf die Stämme nördlich und östlich des Tsad speziell
auf Wadai eingewirkt. In Abesehr sitzt sein Khalifa Mahamma Ssem
( Mohammed el-Sani). in Kanem in Bir Mali war noch vor einem .1 ahn-
der von den Franzosen vertriebene Mohammed el Barani sein Stellvertreter.
So hat er weitere Saujas in Borku in Tibesti. eine in Kauar sowie unter
den Tuaregs in Damerghu. Die Nomadenstämuie der Wüste bilden ihr
Uauptauhänger der Senussia. weniger dagegen die seßhaften Stamm«', alf-
gesehen vielleicht von Wadai. «Jessen Bevölkerung schon von Nachtigal »U
religiös fanatisch und leicht erregbar geschildert wiitl. Die Oefahr einn
Ausdelinung des Einflusses der Senussia auf Bomu hat nie vorgelegen.
Jeder «1er den Charakter der Bornubevölkerung kennt, weiß, daß diese «In
unfruchtbarst«' Boden für die Ausbreitung einer fanatischen Sekte ist (>. Bartli
und Nachtigal). Daß «lie Senussia eine Gefahr für sämtliche im Sudan
interessiert«-!! europäischen Mäch!«" sei. ist sehr übertrieben, aber an» sein
begreiflichen Gründen von «len Franzosen verbreitet worden.
Die Franzosen wollen aus Sidi el-Mahdi durchaus einen zw eitt*n
Mahdi machen. Maluli ist aber in diesem Falle Nam«' und nicht Titel wie
bei dem Gottesgesaiulten von Omdurman. Auch weist «lie ganze Kntw ickeluni;
des Senussiaordens , die Ablehnung eines Bündnisses mit «lein Mahdi von
Chartum, daraufhin, daß «lern Orden ein aggressives Vorgehen gegen «Ii«*
Ungläubigen stets ferng«ll«^gen hat. .letzt allerdings wo er sich «lureh <b<
weitere Vorgehen der Franzosen in seinem Herzen bedroht sieht, bleibt
ihm kein Ausweg mehr und er wird alle Kräfte daran setzen , seinen natür-
lichen Feind aus der ihm gefährlichen Nähe in Kanem zurück zudränen.
bzw. seine Kxistenz in den entlegenen Bergen so teuer als möglich m
verkaufen.
Doch haben wir Deutsche hier oben in keinem Falle etwas von dfr
Senussia zu befürchten, da wir auf der einen Seite die Fram<*sen. auf dt*r
amleren «lie Kngländer als Schulzwälle haben, in deren behlerseitisjeni
Interesse «\s liegt, den Kintluß des Ordens fernzuhalten un«l da. wie
vorher ««rwähnt. «1er Orden unter unserer Bevölkerung niemals Kintluß
gewinnen wird. Ich glaube auch nicht einmal, daß die Kngländer jemal>
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von Bülow: Bericht über politische Verhältnisse im mittleren Sudan. 209
in Schwierigkeiten mit der Sentissia verwickelt werden. Ihre natürlichen
Feinde sind eben lediglich die Franzosen, und Gentil hat ganz recht
gehabt, wenn er beabsichtigte friedlich mit el-Mahdi auszukommen, um
anderweitig freie Hand zu behalten (s. Frhr. von Oppenheim, Washington,
den 29. Mai 1902).
Nach meinem Bericht Nr. 44 aus Kusseri, den 1 1. Dezember 1902 soll
Sidi el-Mahdi im Oktober 1902 gestorben sein. Zeitungen sehreiben von
einer Nachricht über Tripolis, narh der er im August 1902 gestorben sein
soll. Nach den hier erstatteten Nachrichten hat kein Mensch seit 6 Monaten
el-Mahdi mehr gesehen, man weiß nicht, ob er tot ist oder nicht. Es hat
den Anschein, als ob sein Tod nach Möglichkeit verheimlicht werden soll.
Als sein Nachfolger ist mir Sidi Mohammed Scherif. sein Neffe, von gut
orientierten Leuten genannt worden. Dies ist jedoch der Name seines
verstorbenen Bruders, und es ist jedenfalls dessen Solln Sidi Mohammed
el-Abd damit gemeint.
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270
Kingoni und Kisutu.
Von Cassian Spiss. 0. S. B.
Aristo! Vikar von Sil.l - Sansibar. Htscliof v. (Htraciur i p.
Di«; vorliegende Arbeit, eine kurzgefaßte Grammatik und ein Wörterbüch-
Iein des Kingoni, entstand der Hauptsache nach bereits im Jahre 189^.
Wahrend der folgenden drei Jahre hatte ich, weil in Peramiho, mitten im
Lande seihst wohnhaft, reichlich Gelegenheit, durch den Verkehr mit Ein-
geborenen auf manche Unrichtigkeit aufmerksam zu werden und ent-
sprechende Verbesserungen anzubringen.
Die Wörtersammlung ist, wie ein Blick in dieselbe lehrt, eine Doppel-
arbeit, und zum Teil gilt dies auch von der Grammatik. Die eigentümlichen
Sprachverhältnisse, wie sie sich im Lande der Wangoni (östlich von der
Nordhälfte des Nyassasees gelegen) dem Fremden darbieten, ließen es ge-
radezu als notwendig erscheinen, daß nicht bloß dem Kingoni, der Sprache
des herrschenden Stammes, sondern auch dem Kisutu. einem bunten Ge-
misch verschiedener Mundarten, das als Sprache der Wasutu (Hörigem
figuriert \ Rechnung getragen würde. Beide Idiome existieren neben-, ja
ineinander, so daß die echten Wangoni ihre Sprache unter sich zwar noch
vielfach rein sprechen . aber eine Menge Vokal)elii von den Wasutu sieh
angeeignet haben, während letztere in Anwendung grammatikalischer Regeln
fast durchgehends der Sprache ihrer Herren folgen und auch viele Wörter
aus derselben entlehnt haben, im übrigen aber ihre altgewohnten Dialekte
ungehindert weiter sprechen. Für eine systematische Darstellung war eine
Trennung, wie sie in vorliegender Arbeit geschehen, durchaus geboten.
Es fiel in den meisten Fällen nicht schwer, das reine Kingoni aus
dein bunten Sprachengeinenge herauszuschälen, doch bei mehreren gram-
matikalischen Formen konnten meine Zweifel erst gehoben werden, als ich
in den Besitz einer Zulugrammntik (von Rev. P. Mayr) gelangte. Eingehende
Vergleiche behoben nicht allein die gehegten Bedenken, sondern gaben auch
die volle Gewißheit, daß das Kingoni. trotzdem es manche spezifische
Eigentümlichkeit des Kizulu in der fremden rmgebung abgeschliffen hat
1 Daß das Kisutu keine vollständig einheitliche Sprache ist und auch nicht
in allen Teilen von Ungoni in gleicher Form zutage tritt, versteht steh decnni^»
von selbst. Der Umstand jedoch, daß das bei Peramiho und Maposeni (Mitte d<>
Maharulireichcs) gesprochene Kisutu, fast in ganz Ungoni und selbst bei den Wj-
bunga der Ulangaebcne verstanden wird, läßt darauf sehließen, daß demselben eine
bestimmte Sprache zugrunde liegt. Nicht unwahrscheinlich haben die Wamgom
bereits t»ei ihrer Einwanderung einen unterjochten Stamm und damit diese zw<i«'
Sprache mit ins Land gebracht.
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Swss: Kin^oni und Kisutu. 271
(wie z. B. die meisten .Schnalzlaute), heute noch die unverfälschte Sprache
der Zulukaffern darstellt.
Die neuere Geschichte der in Deutsch -Ostafrika ansässigen Wangoni
anlangend, möge in gedrängter Kurze folgendes hier Platz finden.
In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts kam es unter dem
kriegerischen Stamm der in Südafrika ansässigen Zulukaffern , vielleicht in-
folge steter Zurückdrängung durch die im Süden sich breitmachenden Buren
und Engländer, vielleicht auch durch bloß inneren Zwist veranlaßt, zu einer
Auswanderung eines großen Teiles des volkreichen Stammes. Die kühnen
Wanderer nahmen ihren Weg nach Norden und drangen mitten durch das
Gebiet fremder Stämme unaufhaltsam vor bis in die Oegend der großen
Seen. Im Jahre 1825 sollen sie den Sambesi überschritten haben. In
Deutsch -Ungoni treten als älteste Zuluherrscher Mputa und Mbonane auf,
von denen es wahrscheinlich ist, daß sie mit ihren Getreuen schon am
Südende des Nyassasees sich vom Haupttrupp trennten und zur nämlichen
Zeit in Deutsch- Ungoni eindrangen, zu der sich ihre Staintnesgenossen den
Westen des Nyassagebietes unterwarfen. Mputa herrschte im südlichen
Teile des heutigen Ungoni, Mbonane nordlich davon in der Gegend des
Hangatlnsses , wo ein größeres Gebiet heute noch seinen Namen tragt.
Es dauerte nicht lange, so folgle der ersten Einwanderung ein neuer
Trupp Wazulu, die sich von dem in Westungoni seßhaft gewordenen
Stamm Jere losgelöst und den Weg zu ihren Brüdern in Ostungoni zu
finden gewußt hatten. Ihr Oberhaupt war Zulu; seine Sühne hießen Ha-
wayi, Gwazera pasi, Mharuli und Mlamiro. Die neuen Ankömmlinge waren
genötigt, sich dem Mputa zu unterwerfen. Bis zum Tode des Zulu blieb
das Verhältnis ein friedliches, seine ältesten Söhne jedoch, Hawayi und
Gwazera pasi, erhoben sich gegen Mputa, wurden aber überwunden. Ha-
wayi kam ums Leben und Gwazera pasi mußte sich nach Westungoni zu-
rückdächten.
Auf der Flucht wurde ihm ein Sohn gelioren, den er zum Andenken
an seineu Bedränger Mputa (--- schlag ihn) nannte.
Während nun Gwazera pasi in der Verbannung weilte, wo iinn ein
zweiter Sohn geboren wurde, den er mit dem gleichfalls auf Rache deutenden
Namen Zamchaya {nzamchaya = ich werde ihn schlagen) benannte, starb
iler alte Sultan Mputa, und sein Sohn Marunda konnte sich seiner Gegner,
der jüngeren Söhne des Zulu, nicht auf die Dauer erwehren, sondern
mußte mit den Seinen aus dem Lande tlüchten.
Das ganze Erbe des Mputa trat nun der nächstälteste Sohn des Zulu,
Mharuli, an. Dieser kluge und maßvolle Mann verstand es, sich die
Liebe und Achtung seiner Wangoni in hohem Grade zu verschaffen, so daß
er sämtliche Untertanen des alten Mputa, soweit sie nicht das Land ver-
lassen hatten, zum sogenannten Mharulireiche vereinte.
Im nördlich gelegenen Hangareiche war auf Mbonane dessen Sohn
Kipeta gefolgt, und als hei einem Einfall der Wahehe Kipeta im Kampfe
fiel, folgte ihm dessen jugendlicher Sohn Chahruma, der heute noch als
angesehener Sultan das Hangareich regiert.
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272
Snss: Kiiiironi und Kisutn.
Mit diesen stammverwandten Nachbarn unterhielt Mhamli andauernd
friedliche Beziehungen; Jahr für Jahr wurden aber von beiden Reichen au«
Raubzüge nach allen Richtungen unternommen und dabei Sklaven und Vien
in reichen Mengen ins Land verpflanzt
Mharuli starb 1889 in der Vollkrall seines Alters, angeblich von
einem seiner Weiber vergiftet Kr hinterließ drei unmündige Söhne, dir
er vor seinem Tode dem Schutz und der Obsorge seiner zwei Neffen.
Mputa und Zamehaya, die nach des alten Mputas Tode nach Deutsch-
Ungoni übersiedelt waren, empfahl.
Die Regierung des Reiches ging nach herkömmlichem Recht auf
Mharulis nächstältesten Bruder Mlamiro über, der indes nicht in gleichen
Grade das Vertrauen seiner Untertanen zu gewinnen vermochte wie s?in
verstorbener Bruder. Er starb 1899 an der Schwindsucht.
Es war ein Glück nicht allein für die umwohnenden fremden Völker
sondern auch für das Mharulireich selbst, daß 1897, kurze Zeit vor Mlamims
Tode, die deutsche Regierung das Land okkupierte, denn ein Burgerkrieg
wäre zur Entscheidung der Frage, wer unter den Prätendenten nunmehr
der große Sultan werden sollte, unvermeidlich gewesen. Die deutsch?
Regierung sah von der Einsetzung eines Großsultans ab, und so gebieten
die ältesten Enkel des Zulu über je ein Häuflein ihrer Getreuen.
Neben diesen echten VVangonihäuptlingen gelang es im Laufe der
Jahre auch dem einen und anderen Wasutuhäuptling , wie z. B. Songea und
Pambalyoto, sich zu Wohlstand und Ansehen emporzuarbeiten, so daß sie
ihre ehemaligen Unterdrücker an Macht fast zu überflügeln drohen.
Außer diesen zwei im Hochland von Ungoni bestehenden Ansiede-
lungen von Zulu kaffern findet sich noch eine dritte nordöstlich davon in
der Ulangaebene, die gleichfalls von bedeutender Ausdehnung zu sein scheint.
Ihr Name, wie sie selbst sich nennen, ist Wambunga, sie sprechen indes
genau die Sprache der Wangoni. Nach ihrer eigenen Angabe wohnten sie
früher bei ihren Stammesgenossen in Ungoni , wurden aber durch die bereits
oben erwähnten Kämpfe zwischen Marunda und den Söhnen des Zulu zur
Auswanderung gezwungen. Demnach ist es so gut wie feststehend, dsß
wir in den Wambunga die Reste des alten Mputareiches vor uns haben.
Die Wangoni und Wambunga waren seit Menschengedenken ein sje-
wecktes und energisches Volk; nur haben sie ihre Tüchtigkeit in ver-
gangenen Zeiten fast ausschließlich im Kriegshandwerke gezeigt, infolge-
dessen sie (unter den Namen Mavili und Magwangwara) der Schrecken der
Nachbarstämme wurden. Nachdem sie nun politisch zur Ruhe gekommen,
steht zu hoffen, daß sie unter dem Einfluß der fortschreitenden Kultur zu
einem recht nützlichen Glied in der großen Völkerfamilie vou Deutsch-
Ostafrika sich auswachsen werden. Für diesen Fall dürfte ich hoffen, mit
vorliegender Arbeit nicht allein den Missionaren , sondern auf später hinaus
auch anderen Berufszweigen einen kleinen Dienst erwiesen zu haben.
Daressalam, 21. März 1904.
Der Verfasser.
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Spins: Kingoni und Kisutu.
273
I. Das Alphabet und die Aussprache.
1. Die Vokale, welche nur einzeln (nicht in Diphthonge verschmol-
zen) vorkommen, werden wie im Deutschen gesprochen; nur e klingt, be-
sonders wenn der Ton darauf ruht, wie ä, z. B. -sheka (lachen) spr. -shäka;
-beka (legen) spr. -büka. y und w sind Halbvokale; sie können keine eigene
Silbe bilden, werden aber deutlich als kürzest (deutsches j) und kurzes u
(englisches, nicht deutsches ir) vernommen.
2. Von den Konsonanten sind folgende als vom deutschen Gebrauche
abweichend zu bezeichnen:
Zwischen r und / ist kein wesentlicher Unterschied;
ch = tsch, z.B. chando (Hammer) spr. tschando;
j — fisch (sehr weich), z. B. chanja (Arm) spr. /schandscha;
(j ist ein Schnalzlaut ((iaumenschnalzer) , ähnelt dem nicht guttural
gesprochenen k;
s — ßy z. B. ku.sa.sa (frühmorgens, morgen) spr. ku.ssassa;
.sh = seh, z. B. sholi (Späher) spr. scholi;
.V ist ein mit der Zunge nicht geradeaus, sondern seitwärts ge-
sprochenes s und ähnelt einem .st oder schl.
Wird das / deutlich gesprochen, so ist */ geschrieben.1
Endlich z = weiches .v, z.B. manzi (Wasser) spr. mansi.
3. Der Akzent. Als Regel gilt: den Ton hat die vorletzte Silbe.
Wörter, die als Proparoxytona zu sprechen sind (wie die Perfekta auf -He
der zwei- oder mehrsilbigen Stämme und einiger anderer), sind durch den
Akzent als solche gekennzeichnet.
II. Die Substantia.
Wie in allen Bantusprachen , so gibt es auch im Kingoni für das
Hauptwort weder einen Artikel noch ein Geschlecht.
Die Substantia zerfallen durch ihre charakteristischen Vorsilben in
neun K hissen (welche allerdings auch als ebensoviel Geschlechter betrachtet
werden könnten), und die von einem Substantiv abhängigen Attribute oder
Prädikate richten sich nach eben dieser Klasse ihres Hauptwortes.
Die Vorsilben dieser neun Klassen sind in übersichtlicher Zusammen-
stellung folgende:
Klasse Singular Plural
1 m, mu tea mutitu Mensch, pl. trantu
II m, mu mi mfula Fluß, pl. mifula
HI ki vi kivaro Tür, pl. vivaro
1 In Grammatiken der Zulu Language by Rev. P. Mayr und Kingoni Language
by A. Elmslie fand ich diesen Laut als hl und dhl geschrieben , welche Schreibweise
bei uns in Peutacb- Ungoni wenig zutreffend wäre.
MiU. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. Hl. Abt \ü
274 S'jss: Kiiigoni htm) Ki.suin.
K las.se
Singular
Flura
IV
i , »7i , im
zi , zin ,
V
lu
zi , zin ,
VI
u
u
VII
li
ma
VIII
ka
tu
IX
pa, mu, ku
ma,
rim Ituipo Finger, pi. simipo
uluwa Blume, pi. uluvca
likanda Haupt, pi. makanda
kamuti Blümchen, pi. tumuli
das Prahlen (Stolz), pi. feU:
Iin hesondern gilt von den einzelnen Klassen folgendes:
I. Klasse. In ihr finden sich nur Bezeichnungen für Menschen uni
lebende Wesen, ohne daß sie jedoch dieselben alle in sich schlösse. Merk*:
Mulungu Gott (pl. ungebräuchlich) 1 mzukt/ru Enkel, pl. icazvlruru
munhi Mensch, pl. wan tu Leute
tnfasi Frau, pl. tcafasi
munhoana (mhcana) Sohn, Tochter,
f7jrM.fi' Hirt. pl. tcarusi
mponzi Schmied, pl. tcaponzi
m/u (mufu) Sklave, pl. tca/u
pl. tcanticana miamu Katze, pl. tcalamu
Ein beträchtlicher Teil von Substantiva, die ihrer Natur als Lebe-
wesen nach in diese Klasse gehören würden, schließen sich der zweiten
(«!-), dritten (ki-), vierten (/»-) oder siebenten (/»'-) Klasse an:
mjingati Proviantträger, pl. mijinyati nyanga Arzt, Meister, pl. zingtrng-i
mitMgiila die Vorfahren, die Alten ligtcara Feigling, pl. magvara
kishora dummer, blöder Mensch, pl. Hsela Trunkenbold, pl. ma*tla
vishora nkosi, likttxi Häuptling, pl. zinkosi und
sholi Späher. Kundschafter, pl. xisholi makosi
mbiki Eilbote, pl. zlmbiki
II. Klasse. Umfaßt die Namen der Bäume und viele Benennungen
lebloser Wesen.
mpaka Grenze, pl. mipaka
mlmze Bein, Schenkel, pl. mtlmzt
mtizi Dorf, Stadt, pl. mizi
mlaga Außen-, Sklaveudorf, pl.
msoro Unglück, pl. misoro Unglücks-
fälle
mpotopoto, \A.mipotopoto ,
mbuni, pl. mibuni I Bäume mit
muororo, pl. miqrn-aro > genießbaren
mjifi, pl. mijßji \ Früchten
mdonga, pl. mitlonga
mpmgo Ebenholz, pl. mipingo
muteanga Art Eisenholz, pl. mheanga mfthati Wange, pl. mishati
m/ula Fluß , pl. mifula mxisi Wurzel , pl. misisi
muH Arznei, pl. 7711V/ \inunda Acker, Pflanzung, pl. mmda
Die zwei Ausnahmen mjingati und milengula s. oben I. Klasse.
1 Eine Pluralbildung ist bei Mulungu (Muungu) eigentlich ganz unsUtthait.
weil das Wort -der Große Große-, -Allerhöchste« (Mkulu - Mkulu) bedeutet. P *
Wazulu in Südafrika hoben noch die volle Form Nkulunkulu , bei den Wangoni !u:
sich dieselbe bereits zu dem (den meisten Rautustämmen geläufigen) kü:7ervi.
Mulungu verschilften , während bei den Wahehe da.«* einfache Agüliri ( XkaLi
üblich ist.
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Spiss: Kingoni und Ktsutu.
275
III. Klasse. Die Vorsilbe ki- der Einzahl wird vor einem Vokal zu
ch; das vi- der Mehrzahl in demselben Fall zu ry-.
kivaro Tür, pl. vivaro , kimunguru Süßkartoffel , pl.
kitncinria Lendentuch, pl. vikwinda ' kinini der, die Verwandte
kinkwa Brot, pl. vinktca chanja Ann, Klh*, pl. vyanja
kirefu Kinn, Bart, pl. vire/it chando Hammer, pl. vyando
kisepo Frucht, pl. visepo chule Frosch, pl. vyule
kigoro Geiz chakupuza Getränk , pl. vyakupuza
IV. Klasse. Singular Präfix ist i oder i»; das Anlaut-i wird jedoch
in manchen Wörtern nur schwach, gleichsam als Vorschlagsilbe gehört,
in andern verschwindet es ganz.
Vor b und v wird aus euphonistischen Gründen das (i)n zu (»>«:
n-biki wird mbiki (Eilbote)
n-uula wird tntm/a (Regen)
vor in und s (sh) fallt (i> aus, also statt n-muva: mum (Ende); statt n-shanzi:
xhanzi (Fisch). Merke:
{i)ntavca Berg, pl. xintawa mpondoro Löwe, pl. simjMtndoro
ntombe Jungfrau, pl. zintombe istca Termite (geflügelt), pl. zistca
nyeke Diener, pl. zinyeke ingwe Leopard , pl. zingwe
(i)nkomo Rind, pl. zinkomo {i)mini Mittag
(i)nyoni Vogel, pl. zinyoni sango Hanf
ntonga Keule, Stock, pl. zintonya shanzi Fisch, pl. zishanzi
Als Ausnahmen sind zu bezeichnen: mstca (mwswa), pl. mstca (mustra)
Termite (Arbeiter), goyo die Großmutter (statt ngogo); ferner die im Singular
und Plural gleichlautenden Wörter nyoka Schlange, mbamba Blitz, mpagaro
Stange, Dachsparre. Die im Stamm nur einsilhigen Substantiva impi Krieg,
inwu Schaf und inja Hund lauten meistens mit doppeltem t'-Laut als yimpi,
yirnvu, ymja; im Plural jedoch zimpi, zimtm und zinja.
Uber die Versetzung der zu dieser Klasse gehörenden Wörter in die
siebente (ma-) Klasse s. ebendort.
V. Klasse. Ähnlich wie die Benennungen der Bäume in die zweite,
so fallen fast sämtliche Namen von Bächen und Flüssen in diese im
Singular mit lu (ru) anlautende Klasse (z. B. Rtwuma, Luvegu, Lwalwasi,
Luhira, Lumese, Ruhuhu usw.).
Im Plural wird bei den mit g, k {q)y p, t und z beginnenden Wör-
tern zwischen der Vorsilbe zi und dem Stamm ein euphonistisches n (m)
eingeschaltet. Merke:
lugtcajM Flügel , pl. zingtcapa \ lunurele Haar, pl. zimcele
lufu Seuche, pl. zifu luti Handgriff, pl. zinti
lupondo Horn, pl. zimpondo luqoto Gürtel, pl. zinqoto
luto Ding, Sache, pl. zinto
tuzipo Finger, pl. zinzipo
Ausnahmsweise Pluralbildungen finden sich bei lunguza Baumwolle,
Faden, pl. zilunguza Baumwollfäden ; lutcere Fruchtkorn (einzelnes), pl. maxcere
Kornfrüchte; lutumbo Darm, matumbo Eingeweide.
18»
lulaka Trotz, Eigensinn
276 Spiss: Kiiigoni und Kisutu.
VI. Klasse. Im Singular sowohl als im Plural die Vorsilbe u.
uchwnla , ugai Bier '. uluwa Blume
wriku Nacht ■ ugtoora Angst, Furcht
uqopo Gehirn \ushora, upurupuru Dummheit
Die meisten abstrakten Begriffe schließen sich dieser Klasse sl.
z. B. ude Länge, uhanzi Dicke, Breite, uhtru Größe, usht/ra Dummheit usw.;
jedoch lulaka Trotz, lumeko Eitelkeit, Stolz, mashannya (VII. Kl.) Ver-
rücktheit.
VII. Klasse. Im Singular die Vorsilbe Ii, im Plural ma. Es ist die
Klasse der Fruchte und alles dessen, was aus dem Stamme hervorwichs'.
oder am Körper sich bildet; sie umfaßt aber außerdem noch eine Meojp
anderer Benennungen.
Aus den unter Klasse II behandelten Namen von Bäumen bilden «ich
durch einfache Vertauschung der Vorsilben m und mi mit Ii und iim dif
Namen der entsprechenden Früchte:
mpotopoto i lipotojMjto (ma-) / , .....
\ ^ Baumarten , . , ''deren Fruchte
nuumya ) Ii donya (ma- ) )
Merke :
liqembe Blatt I lidoro Knie
lifindo Knoten (am Stengel); Gelenk , liqanda Ei
likanda Haupt
lizinyo Zahn
Durch Kontraktion gebildete Plnralformen sind:
me.so die Augen; sing, liso inefa Dornen; sing. Itfa
Eine Anzahl zu dieser Klasse gehörender Substantivs kommen nur
im Plural vor; die nennenswertesten davon sind:
ma/undiso Unterricht \ mafungo Eid
Uhomanga Pocken
liztci Stimme, Wort
mazango Verstand, List
tnaJcati Zeit
malowolo Heirat
manya (makeo) Lüge
Häufig im Gebrauch ist die Versetzung von Substantivs der virrtfn
Klasse in diese siebente. Die betreffenden Wörter erhalten hierdurch d«*n
Nebenbegriff der Größe oder Stärke:
ndoda Mann, lidoda kräftiger Mann, madoda Männer
zinyoni Vögel, many on i große Vögel usw.
VIII. Klasse. Im Singular ka-y Plural tu-; dabei ist zu bemerken,
daß die Präfixe m- und n- der L, 11. und IV. Klasse trotz der neuen Vor-
silbe zumeist bestehen bleiben. Diese Vorsilben ka- und tu- dienen dazu,
um aus einem Stammwort die entsprechende Verkleinerung zu bilden.
ntavoa Berg, kantatca Hügel, pl. tuntaica
yinja Hund, kayinja Hündlein, pl. tuyinja
ligada Kloß, kagada Klößchen, pl. tugada
kimuti Baum, kamuti Bäumchen, pl. tumuti
kipf/lopolo Kugel, Blei, kapolopolo Schrot, pl. tuptdojmln
msatrati Sand, kamsaicati Sandkorn
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Spiss: Kiiigoni und Ki*utu. 277
IX. Klasse. Durch die Vorsilben pa-, mu- und ku- können Formen
gebildet werden , welche in Bedeutung und Behandlung eigentlichen Sub-
stantiven gleichkommen.
Manche deutsche Substantivn kann man nicht anders korrekt über-
setzen als mit Hilfe dieser Präfixe, die ihrer eigentlichen Bedeutung nach
Orts- und Zeitpartikeln sind; /. B. Heimat, Zeit, Küche u. a.
Oer Plural, der l>ei dieser Klasse jedoch nicht oft zur Verwendung
kommen wird, ist gleich dem Singular. Merke:
petu (aus pa-rtu*) hei uns, unsere Heimat
ktcelu zu uns, nach unserer Heimat
pamaarkn j ßj^j^ (wo,.t| ))Vl^ /u den Kochsteinen)
kumaseko \
die Mitte (wörtl. mitten)
kukati
padeni die alte Zeit
kudeni große Kntfernung
Außerdem läßt sich durch die Vorsilbe ku- aus jedem Zeitwort ein
Substantiv von entsprechender Bedeutung bilden, z. B. :
hamba gehen, kuhamba das Gehen, der Gang
shtka lachen, kusheka das Lachen, das Gelächter
zimeka sich brüsten, kuzimeka das Sichhrüsten , der Stolz
Deklination.
Dativ, Akkusativ und Vokativ sind in ihrer Form dem Nominativ
gleich; die Erkennungszeichen, in welchem Kasus (Dativ oder Akkusativ)
ein Hauptwort steht, liegen im Verbum, und wird später davon gehandelt
werden.
Der Genitiv wird auf folgende Weise gebildet. Zwischen das re-
gierende und das abhängige Substantiv werden zwei Partikeln geschoben,
die jedoch durch Kontraktion in eine verschmolzen werden. Die eine
(erstere) Partikel ist das persönliche Fürwort (er, sie, es; pl. sie) des re-
gierenden Substantivs, die andere die Possessivpartikel -a.
Die folgende Tabelle zeigt die nach den einzelnen Klassen ver-
schiedenen Personalia und die aus ihnen und der Possessivpartikel -a ent-
standenen Genitivpartikeln.
Personale: Genitivpartikeln:
er, sie, es sie
Klasse Singular: Plural: Singular: Plural:
I m (yu) ua na — wa tea- a tea
II u i ua = *ea i-a — ya
Hl ki vi ki-a — cha v-ia — vya
1 Siehe die Stämme Her Possessiva.
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27ft Spins: Kingoni und Ki»utu.
Personale: Geuitivpartikeln :
er, sie, es
sie
Klasse
Singular:
Plural:
Singular:
Plural :
IV
zi
i-a ya
zi-a --■ za
V
hi
■II
lu-a = /tea
zi-a = za
VI
u
11
n -a = wa
a -o = tea
VII
Ii
9»
li-a = lya
ga-a ~— ya
VIII
ka
tu
ka-a=ka
tu -a = tica
pa - a = pa
j desgl.
IX
\ mu
\ku
mu - a = mita
ku-a = Artca
Zur Verdeutlichung mögen folgende Beispiele dienen.
I. Kl. mfasi wa nkosi eine, die Krau des Häuptlings
pl. wqfasi wa nkosi (die) Frauen des Häuptlings
II. » munda wa mufu ein, der Acker des Sklavrn
pl. minda ya mufu (die) Acker des Sklaven
III. • chanja rha mponzi ein, der Arm des Schmiedes
pl. vyanja vya mponzi die Arme des Schmiedes
IV. • nkomo ya mrusi ein, das Rind des Hirten
pl. zinkomo za mrusi (die) Kinder des Hirten
V. - lupondo hea nkomo ein, das Horn des Rindes
pl. zimpondo za nkomo die Horner des Rindes
VI. • ulutca wa munda eine, die Blume des Ackers
pl. • ■ • (die) Blumen des Ackers
VII. • lizinyv lya mtttana ein, der Zahn des Kindes
pl. mazinyo ga mtwana die Zähne des Kindes
VIII. - kayinja ka mufu ein, das Hundchen des Sklaven
pl. tuyinja hva mufu (die) Hündchen des Sklaven
IX. » pamaseko pa mfasi die Küche des Weibes
mukati mwa mfula die Mitte des Baches
kuzimeka kwa mufu das Prahlen des Sklaven
Die drei Genitivpartikeln der IX. Klasse (pa-, tntca-, ktea-) dienen
auch häufig zur Bildung des Lokativs. Dabei entspricht pa- unseren
• bei- (in der Nähe von, zur Zeit von), tntca- unserm »in« (auf die Frw
wo) und kwa unserm -nach- oder -von- (auf die Frage wohin, woher).
Ks bedeutet also pa kitcaya beim, am Gehege (Stall), mwa kiwaya im Ge-
hege, kwa kitcaya zum, vom Gehege.'
Außer diesen genauen Lokativformen gibt es noch eine allgemeine,
durch die Nachsilbe -ni gebildete, welche die Bedeutung sämtlicher drei
vorausgehenden in sich schließt. Aus liztee Land bildet sich so die Lokativ-
form liziceni mit der Bedeutung beim, im Land, vom, nach dem L»A
1 Neben pa, mtra und kwa kommen zur Bildung des Lokativs auch die seHon
bei der IX. Klasse der Hauptwörter aufgeführten einfachen Partikeln pa-,
ku- vor.
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Spiss: Kinponi und Kisutu. 279
Bei dieser Bildung ist jedoch als Regel zu merken: Substantive, die
auf a endigen, verwandeln a in <*. die auf o oder « endigen, beide Vo-
kale in we.
mfula Kluß , m/täeni am , vom , nach dem Fluß
ntatca Berg, ntauseni am, heim, vom, nach dem Berg
mtfrmbo Brunnen, mtomhweni am Brunnen usw.
lijindo Knoten, Glied, lijindweni am Knopf usw.
lizuru Himmel, tizulweni am Himmel usw.
Einige wenige Substantia bilden den Lokativ (statt durch das Suffix
-m), indem sie dem Stamm ein e vorsetzen:
fikaya Heim, Heimat, lok. ekaya daheim, heim
Ukanda Haupt, lok. ekanda häuptlings, am Kopf
imini Mittag, lok. emini mittngs
lisrnco große Regenzeit, esoico zur großen Regenzeit
mum Knde, lok. emuva am Ende
Auch doppelte Bildung (durch das Präfix e- und das Suffix -ni)
kommt hei einigen Wörtern vor:
mxlu Haus, lok. enslini beim, im. vom, zum Haus
lizuru Himmel, lok. eculwmi am, zum, vom Himmel
muva Ende, lok. emuveni am. zum Knde.
Indes ist bei all diesen Substantiven die Lokativbildung durch pa,
mwa und kioa zulässig.
Im Kalle, daß die Vorsilbe e zur Verwendung kommt, ist auf eine
euphonistische Regel zu achten. So oft nämlich vor dieses Lokativ -e ein
Vokal zu stehen kommt, wird (zur Vermeidung des Hiatus) ein x in die
Mitte geschoben. Statt ngi ekaya ich hin daheim sagt man also ngi #ekaya,
statt u rmuva du bist hinten, zuletzt u stmuva, statt njira ya e mbtmni Weg
zur Küste njira ya nembaani.
III. Die Adjektiva.
L Übereinstimmung.
a) Die eigentlichen Adjektiva nehmen, mögen sie sich in at-
tributiver oder prädikativer Stellung befinden, die Vorsilbe desjenigen Sub-
stantivs an, das sie näher bestimmen. Aus der ziemlieh beschränkten Zahl
derselben seien folgende angeführt:
-*e gut, schön -mnyama schwarz
-tri schlecht, bös, häßlich -l/omvu rot, gelb
-de lang, hoch, tief -nyani klein, schmal
-cha neu, jung, frisch
•ßchane kurz
-kali scharf, streng
-shora dumm
-mxope weiß
•kuru groß
-banzi breit
-ninzi viel
•dara alt
•qoto anständig, mild
I
280 SiMss: Kingoni und Kisutu.
Man sagt also:
I. Kl. muntu muse ein guter Mann (d. g. M.)
wantu wage gute Leute (d. g. L.)
II. • muzi mkuru großes Dorf
mizi mikvru große Dörfer
III. • kivaro kicha neue Türe
vwaro vicha neue Türen
IV. • (i)ntatpa ide hoher Berg
zintmca xide hohe Berge
V. • luqoto libanzi breiter Gürtel
zinqoto xibanzi breite Gürtel
VI. - usiku umnyama schwarze Nacht
» » » Nächte
Vll. » lizmyo litmope weißer Zahn
mazmyo mamxojte und gamsope weiße Zähne
VIII. - kantatta kanyani kleiner Hügel
tuntawa hinyani kleine Hügel
IX. • mukati mubanzi breite Mitte
hSZ p£2 i *roße Entf,r,mn'!
Demnach ist die Flexion dieser Adjektiva genau dieselbe wie die d«>r
Substantiva; nur in der IV. Klasse sing, kommt die Voi-silbe i (nicht n und
m) zur ausschließlichen Verwendung, und in der VII. Klasse plur. ist da«.
Präfix ga- so häufig wie ma-. Bei -onke alle tritt Klisiou ein: tra-onkf wird
uxmke; zi-onke wird zonkc, go -onke wird gonke.
b) Ks gibt noch eine zweite Art von Adjektiven . welche nach ihrer
Form und ursprünglichen Bedeutung .Substantiva sind, die aber adjektbisch
behandelt werden. Solche sind z. B.:
hikuni trocken, dürr, hart (eigtl. dürres Holz)
lusaza grün, unreif (eigtl. frischgrünes Gras)
ludaka naß, feucht, biegsam (eigtl. feuchter Lehm)
rttra leicht, lebendig
makaza kalt (eigtl. Kälte)
mazima schwer, schwierig, (vom Charakter) gesetzt, anständig
Die Übereinstimmung mit dem regierenden Substantiv vollzieht sich
indes bei diesen uneigentlichen Adjektiven nicht durch Versetzung der sub-
stantivischen Vorsilben, sondern es werden die dem Substantiv entsprechm-
den persönlichen Fürwörter (er, sie, es, sie s. unter Deklination) dem
Adjektiv prafigiert; z. B. :
muntu urura lebender Mensch 1 mintla iliisaza grüne Äcker
m.vwi ulukuni dürre Wurzel maqemhe gnludaka feuchte BlStter u<v.
c) Fehlende Adjektiva werden ausgedrückt durch Umschreibung
dazu dienen Substantiva, Verba und Adverbia; z.B.:
1 Statt urtira sagt man gewöhnlich aruru . auch intra.
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Spiss: Kitigoni und Kisutu.
2S1
eiserner Hammer chando cha simlri (Hammer von Kisen)
hölzerner Riegel mvaro tea kitnuti (Riegel von Holz)
kranker Mann muntu agurileyo (Mann, welcher erkrankte)
vergebliche Arbeit msetamje tea chal>e
*
<ler obere Stein licfw la }>e:uru
die rechte Hand chanja cha kunene.
2. Steigerung.
Dieselbe kann nicht im Adjektiv selbst ausgedrückt werden, sondern
muß, falls sie sich nirht aus dem Sinn von selbst ergibt, umschrieben
werden. Dies geschieht am häufigsten durch shtrax übertreffen; z.B.
mpandfrro inujlura ingvre der Löwe ist größer, ist stärker als der Leopard;
mjwidftro islura mjama zrmkr der Löwe übertrifft alle Tiere, d.h. er ist der
stärkste, schnellste (usw. je nach dem Sinn).
Auch mit Hilfe des Adverbiums kakuru -(.sehr, besonders, ausnehmend)
kann eine Art Komparativ oder Superlativ gebildet werden; licht leli lilvkuni
kakuru dieser Stein ist ausnehmend hart, d. h. der härtere (wenn von zweien
die Rede ist), der härteste (wenn von mehreren gesprochen wird); liehe
leli lilukuni, lislura gonkr dieser Stein ist hart, er übertrifft alle, d.h. er
ist der härteste.
Üblich, wenn auch seltener gebraucht, ist zu diesem Zweck auch die
Partikel (Präposition) ku gleich dem deutschen -von-, -unter«, -vor«:
nkomo lei ikitru ku nkomo zonke (zint/e) dieses Rind ist das große von (unter)
allen (anderen) Rindern, groß vor den anderen, d. h. das größte.
IV. Die Pronomina.
1. Die persönlichen Fürwörter.
a) Die unbetonten Personalia.
Singular
Nominativ ngi, ndi ich u du «* er, sie, es
Dativ ngi, ndi mir ku dir m ihm, ihr, ihm
Akkusativ ngi, ndi mich ku dich m ihn, sie, es
Plural
Nominativ ti wir mu ihr tm (wi) sie
Dativ ti uns wa-ni (mtt-ni) euch wa (tei) sie
Akkusativ ti uns ica-nt {mtt-ni) euch wa (tri) sie
Mit Ausnahme der 2. und 3. Person Singular und der 2. Person Plural
sind also Dativ und Akkusativ dem Nominativ gleich.
Wie schon oben bei der Bildung des Genitivs bemerkt, ist das Per-
sonalpronomen der dritten Person Singular und Plural in den einzelnen
Klassen verschieden, wie aus der Tabelle daselbst ersichtlich ist. Die dort
1 Kiautu -yathula, -ruta, -pita.
* Daneben auch (mehr Kisutu nh Kingoni) a und i.
uigmzea Dy vjuu
2S'J Spi>s: Kingoni und Kisutu.
aufgeführten Numiimtivformen (es, sie, es. sie) von II bis IX sind auch A-
Formen für Dativ (ihm, ihr, ihm. ihnen) und Akkusativ (ihr. sie. es. sin
Bei der Verbindung mil dem Zeitwort steht zuerst das Subjekt i No-
minativ), dann unmittelbar darauf das Objekt (Dativ oder Akkusativ). lv.
Erklärung mögen folgende Beispiele dienen.
«) Für den Akkusativ:
ndi-chaya ich schlage ndi-ku-chaya ich schlage dich
u-chaya du schlägst u- ndi-chaya du schlägst mich
a-chaya er, sie (I. Kl.) schlägt a-m-chaya (muntti) er, sie schlägt uc
(den Menschen)
II. KI. a-u-chaya (mthati) er schlagt sie (die Wange)
III. » a-ki-chaya (chanja) er schlägt ihn (den Ann)
IV. » a-i-chaya (nkonio) er schlägt es (das Rind)
V. • a-lu-chaya (luzijto) er schlägt ihn (den Finger)
VI. - a-u-chaya (uJutra) er schlägt sie (die Blume)
VII. • a-li-chaya (lidoro) er schlägt es (das Knie)
VIII. - a -ka-chaya (kayinja) er sehlägt es (das Hundlcin)
IX. » a-pa-chaya (pakati) er schlägt sie (die Mitte).
ß) Für den Dativ:
ngi-ku-pa ich gebe dir u-nsi-pa du gibst mir
1. Kl. a-m-pa (muntu) er. sie gibt ihm (dem Menschen)
II. • a-u-pa (mttnda) er, sie gibt ihm (dem Acker)
III. • n-ki-pa (kiuini) er gibt ihm (dem Verwandten)
IV. » a-i-pn (shartzi) er gibt ihm (dem Fisch)
V. . a-lu-jxi (facipf)) er gibt ihm (dem Finger)
VI. . a-u-pa (udade) er gibt ihr (der Schwester»
VII. - a-li-pa (Ihwe) er gibt ihm (dem Land)
Vin. - a-ka-pa (kayinja) er gibt ihm (dem Hündchen»
Desgleichen im Plural (fur Akkusativ und Dativ gleich):
a-li-chaya er, sie schlägt uns a-H-pa er, sie gibt uns
a-wa-chayd-ni er schlägt euch a-wa-pa-ni er gibt euch
a -tva-chaya (wantu) er schlägt sie (die a-wa-])a (tcantv) er gibt ihnen idm
Leute) Leuten)
a-i-chaya (mishati) er schlägt sie (die a-i-jta (mhida) er gibt ihnen (d»n
Wangen) Ackern) usw.
Das reflexive »sich- heißt für alle Klassen Singidar und Plural
a-zi-c/iaya er schlägt sich.
b) Die betonten Personalia.
Sie heißen:
Singular Plural
minne (wetro, neiiga)x ich tini (/euv>. h&naa) wir
tcena (teewo, tcmya) du nina, mtcena (mwewo, mtccnga) ihr
yena er, sie, es mma sie.
Die in Klammer gesetzten Formen sind Kisutu,
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Spiss: Kingoni und KiMitu. 283
Für die folgenden Klassen lauten die Personalia der dritten Person:
Singular
PI Ii Pul
(er, sie, es)
II
II*
Kl
IV 1
■ (c'|/r#U (AUS M - OfHJj
tft/!t<& II 'Offfit
111
111.
»
chonn (ki-ona)
vyona (n-owj)
IV
1\ .
yona (i-ona)
Zona {zi-ona)
V.
-
lona (lu-ona)
Sofia {*i-ona)
VI.
-
ICOn/2 (u-ona)
tcona (u-omi,
VII.
-
lona (k-ono)
yona iya-omu)
vm.
»
kona (ko-ona)
lona (lu-ona)
pona I/hi-H
mona (m»-o««)
' kfJWt (ku-ono)
pona {pa-oru,)
IX.
mona (mu-owi)
ktma (ku-nna).
Dativ und Akkusativ sind ausnahmslos gleich dem Nominativ; der
(ienitiv wird in gleicherweise gebildet wie hei den Substantiven /.. B. :
mußt tea minne ein Sklave von mir
mizi ya tmi Dorfer von uns
maqemhe ga chona (kimuti) Blätter von ihm (dem Bauin) usw.
Der Bedeutung nach können diese betonten Personalia im Deutschen
mit der Verstärkung »selbst- (ich, du, er, sie, es, wir usw. selbst) wieder-
gegeben werden.
2. Die hinweisenden Fürwörter.
a) Das Demonstrativum «dieser, diese, dieses-.
Ks gibt dafür doppelte Formen, je nachdem man ausdrücken will:
• dieser da- oder »dieser dort-.
et) Für den erste reu Fall geschieht die Bildung wieder auf zwei-
fache Art.
u) Die unbetonten Fürwörter der dritten Person werden durch Vor-
silben verstärkt. Diese Vorsilben bestehen alle aus dem Buchstaben / und
dem Vokal des betreffenden Personale; z. B. für 1. Klasse Plural heißt das Per-
sonale (sie) tea. I mit a gibt la; dazu das Personale, gibt: laira diese da. Indes
ist statt der Verstarkungssilbe tu meist lo und statt // immer fr im Gebrauch. Bei
den folgenden Beispielen möge das Wörtchen -da« jedesmal ergänzt werden.
Singular
Plural
I. Kl.
muntu toyu dieser Mensch
wantu laira diese Menschen
II. •
muti lou (lowu) diese Ami ei
miti lei diese Arzneien
III. .
kixepo leki (lechi) diese Frucht.
visepo levi diese Früchte
IV. .
ntawa lei dieser Berg
ziiUawa lezi diese Berge
V. •
hipondo lolu dieses Horn
zimptmdo lezi diese Horner
VI. -
ttsiku lou (lottu) dies«* Nacht
itfiku lou (loiru) diese Nächte
VII. .
lizwe Mi dieses Land
mazier laya diese Länder
VIII. .
kayinslu laka dieses Häuschen
tuyimlu lutu diese Häuschen
.pakati iapa .
IX. .
mukati lomu ! diese Mitte
' kukati loku )
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2S4 Sim.vs: Kingoni und Kisutu.
&) Neben dieser »in häufigsten vorkommenden hum giht -
noch eine andere, durch die Vorsilbe m« und das unbetonte Personal-
gebildet.
Singular Plural
I. Kl. na-ngu (statt na- t/u) na -tea
II. • na-u (na-tcv) na-i (na-yi)
III. • na- ki na -vi
IV. • na-yi na-zi usw.
ß) Die Können fur den /.weiten Fall, wenn der Sinn unseren
deutschen »dieser dort« entspricht, werden in sehr einfacher Weise a i:«.
den an erster Stelle besprochenen Demonstrativa gebildet, indem an die-
selben das Suffix -yani angehängt wird (aus loyu-yani und Um -yam w 'xzi
durch Elision loyani).
Es entstehen somit folgende Formen:
Singular
Plural
dieser
(diese, dieses) dort
diese dort
I.
Kl.
loyani
latcayani
II.
loyani
leiyani (leyani)
III.
lechiyani
leviyani
IV.
*
leiyaui (fryani)
leziyani (lezyani)
V.
loluyani (lolyani)
leziyani (lezyani)
VI.
■
loyani
loyani
VII.
>
leliyani (lelyani)
lagayani
VIII.
lutuyani
i lapayani
lapayani
IX.
{ lomuyani
lomuyani
' lokuyani
lokuyani
b) Das Demonstrativum -jener, jene, jenes«.
Auch hier gibt es eine Doppelbildung, ohne daß in der Bed eu tunc
ein Unterschied der zwei Formen konstatiert werden konnte. Die i:röLvrf>
oder geringere Entfernung wird durch stärkere oder schwächere Betonung
der ersten Silbe bezeichnet.1
Die erstere Art bildet sich durch Anhängung der Silbe -ya an d»s
Demonstrativum .dieser da- (foyu usw.). Auch hier wird in loyn und /<*
das u elidiert.
Die /.weite Form entsteht aus den unbetonten Personalia indem die-
selben zwischen das Präfix na- und das Suffix -ya eingeschoben werden,
nur aus na-yu-ya wird na-ntju-ya. In der folgenden Tabelle sind sämtlich«1
Formen der beiden Arten enthalten.
1 Ist die Entfernung nur eine geringe, so dient die soeben besprecht**
Form -dieser dort-.
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Swss: Kiugoni und KLsutti. 285
I. Art II. Art
Singular
Plural
Singular
Plural
?ner usw.
jene
jener usw. jene
I. Kl. loya
Idwaya
ndnuut/a
h dura i/a
II.
• loya
Uiya (Uya)
ndnya
ndiya
III.
. Ukiya
Itfaiya (levya)
ndhya
ndriya
IV.
. Uiya {hya)
leziya (lezya)
ndiya
ndziya
V.
. Idluya
lesiya {lezya)
ndluya
ndziya
VI.
. loya
loya
nduya
nduya
VII.
. Uliya (Mya) Idgaya
ndliya
ndgaya
VIII.
- ldkaya
lütuya
ndkaya
ndiuya
Idpaya dort
ndpaya
ndpaya dort
IX.
» f lömuya
' lökuya
lömuya dort drinnen
ndmuya
ndmuya dort dr
lökuya dorthin
ndkuya
ndkuya dorthin.
Die Stellung von sämtlichen dieser Deinonstrativa ist in der Regel
nach dem regierenden Nomen:
mlamu loyani diese Katze dort
uxxrwi lowayani diese Hirten dort
khnuti Uhya jener Baum
zinja leziya jene Hunde
lizwe ndliya jenes Land
tuntawa ndtuya jene Hügel.
8. Die fragenden Fürwörter.
Die Interrogativa -wer?, was?, welcher?, was fur ein?, wie?,
wozu?, warum?« werden alle durch das Suffix -ni mit vorausgehender
Genitivpartikel der neun Klassen gebildet. Der Sinn , d. h. das zu ergän-
zende Substantiv muß ergeben, welches von den so entstehenden Frage-
wörtern zu wählen ist.
Der l*bei*sichtlichkeit halber seien sie hierher gesetzt.
Singular Plural Singular Plural
I. Kl. tcani wani V. Kl. htani zani ,pani
II. » want yani VI. - wani wani IX. KI. j mtcani
III. • cltani vyani VII. • lyani yani ' htani.
IV. - yani zani VIII. . kani twani
• Wer?« wird also in den meisten Fällen mit dem erstklassigen
-tcani?* zu übersetzen sein; das allgemeine -was?« heißt »ni?« (für sich
allein). Ks kann aber auch durch irgendein passendes Fragewort aus
vorstehender Tabelle übersetzt werden, z.B. chanif, yani lyani/ Letztere
Formen sind stets zu nehmen bei der l'berset/.ung von »welcher?, welche?,
welches?« und »was fur ein?«, z.B.:
muntu wani? welcher (was für ein) Mann?
munda wani? welcher Acker?
chando chani? welcher Hammer?
yani? welcher Topf?
1 Im Kisutu erscheint das Demonstrativum dem Kiswaheli ganz gleich ge-
bildet. Nur fallt hei -dieser, diese, dieses- die Aspiration A aus, und bei -jener,
jene, jenes- wird die Schlußsillie -U zu la: munu uyu dieser Mensch, pl. wanu awa;
mnji uu (auch uyu) dieses Dorf, pl. miji ii; kintu kila jenes Ding, pl. cintu cila usw.
28G Spiss: Kingoni und Kistitti.
»Warum?« wird am besten durch -ndatca yanii* (welcher Grumi'
wiedergegeben; »wozu?« durch -ktca chanif-, 'ktca yanit».
Außer diesen adjektivischen Fragewörtern gibt es noch zwei un\>r-
änderliche (adverbiale): njani und rnuni, die in Verbindung mit .Substan-
tiven alle aufgeführten Formen vertreten können; also:
muntu njanit welcher Mann?
munda njani? welcher Acker?
ndaica tnunit aus welchem Grund (warum)? usw.
Dativ und Akkusativ sind ihrer Form nach dem Nominativ «jlrKh.
der Genitiv wird dadurch gebildet, daß vor das Fragewort die dem le-
gierenden Substantiv entsprechende Genitivpartikel gestellt wird:
kituliro cha teani? wessen Flöte?
tidalama ya (nkomo) yanit wessen (Rindes) Schelle?
»Wo?, woher?, wohin?« wird in der Regel unterschiedslos mit
kupit (Kisutti »kokt?-) übersetzt; genau genommen entspricht indes kvp*
(koki) nur unserem -woher?, wohin?». Die richtigere Ausdrucksweise Hir
»wo?« ist pi mit vorgesetztem Personale der dritten Person (wörtlich
(sie, es) wo?«). Ks entstehen dadurch die Formen:
Singular Plural
(er. sie, es wo?) (sie wo?)
I. Kl. api tea pi
11. » upi ipi
III. - kipi vipi
IV. » ipi zipi
Singular Plural
(er, sie. es wo?) (sie wo. 'I
V. Kl. lupi :,pt
VI. • upi upt
VII. - Upi </api
VIII. • kapi tvjn
IX. Kl. papi (mupi) kupi
»Wieviel?« heißt -nyaki; -wie groß?« ngakal . z.B. nkomo »p>ln
(na ni)t Das Kind wie groß (wie was)? ein wie großes Rind?
4. Die besitzanzeigenden Fürwörter.
Dasselbe kann auf zweifache Art wiedergegeben werden.
a) Die früher aufgeführten betonten Personalia werden mit Hille
der Genitivpartikeln mit dem regierenden Substantiv in Ubereinstimmtins:
gebracht:
■ mein« heißt demnach tea (cha, ya, Itca, la, ka, /«, kwa) mrnnt
dein tea (cha, ya. Itca. lya, ka, pa, ktca) teena
sein tea • yena usw.
unser tea .... tint
euer tea nma
ihr tea .... u><ma usw.
b) Die zweite Art wird gleichfalls mit Hilfe der Genitivpartikeln ge-
bildet, doch bedient mau sich statt der betonten Personalia eigener Wörtchen,
welche an die Genitivpartikeln angeschlossen und mit denselben zu ein*5«»
Worte verschmolzen werden. Diese Wörtchen sind:
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Sws-s: Kiu^oni mid Kisutu. 2S7
für mein -mi unser -itu1
dein -ko euer -mu 1
sein -ke ihr -o (iro)
/.. B. I. Kl. mttcana tea -mi mein Kind wantxtana tee-tu unsere Kinder
II. - munda tra-kn dein Acker minda ye-nu eure Acker
III. • kitunyo cha-ke seine Nadel vitunyo vya-o ihre Nadeln
usw.
Soll ein besonderer Nachdruck auf das Posscssivutn gelegt werden,
so werden beide Ausdrucksweisen zusammen verbunden:
Für -dein Vater- (baica yami) ist neben der vollen Forin das Wort
• wo- im Gebrauch, desgleichen für -sein Vater» "deine Mutter« nyoko,
-seine Mutter» nyina.
-mi minne der (die, das) ineinige
-ko wena der (usw.) deinige
•ke yena (-arm) der (usw.) seinige
-itu tini der (usw.) unsere
-in« nma der (usw.) eure (eurige)
-o (-uxj) fma der (usw.) ihrige.
5. Die bezüglichen Fürwörter.
Das Relativum wird analog dem Kiswaheli durch den Buchstaben o
ausgedrückt, und zwar ist die Bildung der relativischen Form im Kinguni
sehr vereinfacht. Ohne Rücksieht auf die Klasse, der das Subjekt an-
gehört, oder den Numerus, in dem es steht, und ohne Unterschied des
Tempus oder Modus des betreffenden Zeitworts erhält letzteres das
relativische Suffix yo, wodurch alle Nominativformeu des Relativums aus-
gedrückt sind.
minne nihambd-yo ich, der ich gehe
muntu achaya-yo der Mensch, welcher sehlägt
muH tisindvia-yo die Arznei, welche heilt
chule kikarUe-yn der Frosch, welcher geschrien hat
vyule vikaranya-yo die Frösche, welche nicht schreien
tea/u teachaitea • yo die Sklaven, welche geschlagen werden
usw.
Eine zweite Ausdrucksweise des Relativums besteht in der Anwen-
dung des Wortes -enje. Ks wird flektiert analog dem oben aufgeführten
-tma durch Vorsetzung der persönlichen Fürwörter und entspricht, da es
auch als tonloses Demonstrativum vorkommt, dem deutschen relativen
• der. die, das., oder, in Verbindung mit dem Relativsuffix -yo, unserem
-derjenige welcher-. Die den drei Personen und neun Klassen entsprechen-
den Formen von -enje sind:
1 Da* a der Geniiivp.n tikel wird mit diesem i in ? kontrahiert.
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28»S Spiss: Kingoni mid Kisutu.
Singular Plural
1. Person nenje (ndi-etye) tenje (ü - mje)
II. » wenje (u«y*) mwenje (m«-«n»
HI. • I. Kl. mje (ti-enje) wenje
II. • wenje («-«.» yrnje (•-«■«»
III. - chenje <*,•-.*» tyenje <rw»>)
IV. • yenje zenje <--.-*V)
V. . Iwenje c«y> (;•'.»«»
VI. . wenje («•«•» wnj« (* -<*»>)
VII. • lenje (U-enje) genje
VIII. » kenje (ka-mj*) Iwenje
IX. • penje (/»-«y#) penje
mwenje (»i«-«t» mwenje (m«-rn/r>
kwenje (*« - <•«» kwenje (tu -
du, der du gehst tcena, wenje uhamba (yd)
wir, die wir sterben werden /wii, twenje tizofa (yo)
derjenige (Knabe), welcher gestohlen hat {mfana) enje ayibik (ytA
usw.
Häufig im Gebrauch ist noch eine dritte Ausdrucksweise, die
äußerlich gar nicht als Nebensatz präsentiert, aber doch relativen Sinn hat.
Der Relativsatz wird koordiniert neben seinen Hauptsatz gestellt und das
.Subjekt des ersteren (a-, wa-, u-, i-, ki-, vi- usw.) durch das Demunstrativuni
oder das betonte Personale verstärkt.
mfana wani, loyu ayibile nyuku* welches ist der Knabe, dieser
hat das Huhn gestohlen (— welcher das Huhn gestohlen hat)?
ndibonile intjwe, imbambile m/asi yena ich habe den Leoparden gesrhen.
er hat das Weib gepackt, ihn (= welcher das Weib gepackt hat).
andiyazi lapo, mwUu avera kona ich weiß nicht den Ort. der Manu
kommt von dorther (= von woher der Mann kommt).
mfasi afire y awile na mannata toy a das Weih ist gestorben, es hat den
Aussatz gehabt, jenes (-- welches den Aussatz gehabt hat).
Mitunter werden auch diese Demonstrativa noch fortgelassen, so daß
man die relative Bedeutung des zweiten Satzes nur aus dem Sinn erkennen kann.
Betreffs der andern drei Kasus merke: Dativ und Akkusativ
werden im Verbum (durch Einfügung des treffenden Personale) ausgedrückt:
mtwa/i, ndimpireyo liywayi der Träger, dem ich Tabak gegeben habt* ,
wafu, nkosiiwachayileyo dieSklaven, welche der Häuptling geschlagen hat;
mbiza, m/asi ai/dyile lei der Topf, welchen das Weib zerbrochen Int:
mfana, ndimtanda yena der Knabe, den ich liebe usw.
Der Genitiv kann in manchen Fällen (bei passiver oder intransitive
Form des Zeitwortes) in gleicher Weise wie der Nominativ übersetzt werden;
z.B. msikana, afiweyo tipina das Mädchen, dessen Mutter gestorben ist1
1 Kann im Deutschen nicht wörtlich übersetzt werden, weil von
keim: passive Form gebildet werden kann.
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Spims: Kiiigoni und Kisutu. 289
mfana ayibiweyo nyura der Knabe, dessen Kleid gestohlen wurde
(wörtl. der in bezugaufdas Kleid bestuhlen wurde); mfa<i toadau kayo nyura
das Weib, dessen Kleid zerrissen ist (wfirtl. welches zerrissen ist am Kleid).
In anderen Fallen muß man die relativische Bezeichnung ganz fort-
lajssen oder zu den Demonstrativs seine Zuflucht nehmen; z.B.:
Der Mann, dessen Hund dich gebissen hat, kann heißen: muntu, yinja
yake ikulumile, oder muntu, yinja yoke ikulumile loyu (yena - loya). 1
6. Die unbestimmten Fürwörter.
»Ein«, »irgendein», »ein gewisser«, »jemand«, »etwas« heißt pete
(kis. tiono. kito), das in dieser stereotypen Form für alle Klassen gebraucht
wird , ohne daß eine Flektierung durch Vorsilben ausgeschlossen ware. Für
»jemand, sagt man auch muntu. muntu mozi (ein Mensch), welches in
Verbindung mit der Negation auch die Bezeichnung fur »niemand« ist:
aboneki muntu (mozi) es ist niemand in Sicht.
Für »ein anderer- sind in Gebrauch -yakwene. -nye. die genau wie
Adjektiv* behandelt werden.
»Selbst« kann übersetzt werden durch das adjektivische -nyikazi,
das aber nur für Lebewesen verwendbar ist; ferner durch das betoute
Personale und das Demonstrativuni loyani usw.*
»Allein« heißt -eduxi oder -odwa (auch -edwana, -odtcanu), welche in
Verbindung mit den unbetonten Personalia wie folgt lauten:
ndedua {nedvca, twdwa) ich allein
wedtca (wodaa) du allein
Singular
(er, sie. es allein)
1. Kl. yedvca {yodtca)
II. » wedwa (tcodwa)
III. » chedtca (chodvoa)
IV. » yedißa (yodtca)
V. » Ivoedtca (lodtoa)
VI. » wedwa (wodwa)
tedwa (todtca) wir allein
(modwa) ihr allein
Plural
(sie allein)
wodwa
yedwa (yodwa)
vyedwa (vyodwa)
zedxca (zodwa)
(zodwa)
(wodwa)
1 Desgleichen bleibt das Relativum unQbersetzt, wenn es eine Präposition
bei sich hat: der Sklave, von dem ich verspottet worden mußt, ndishekiwe naye\
der Stein, auf den ich gefallen bin liehe, ndiwile pezuru pake.
* Im Kisutn heiÜt sowohl »selbst« als »allein» -mene, namene ich selbst
(— allein), untmene du selbst, tarnen*, wir selbst, mwamene ihr selbst. In der dritten
Person (mit den Genitivpräfixen):
Plural
I.
II. u>amene
III. chamene
IV. yamene
yamenr
vyamene
zamene
Singular
VI. wamene
VII. lament
VIII. kamen*
!f Minen*
mwamene
heamene
Plural
(jamene
twamene
desgl.
19W. III. Abt.
19
290 Sit ms: Kinguni und K'iMutu.
Singular Plural
(er, sie, es allein) (sie allein)
VII. • lyeduxt (lyodu>a) yedxca (yodtca)
VIII. kedwa (koduxt) hcedtca
IX. » pedwa (podusa) )
mtoedwa (modwa) ) desgl.
kodwa 1
V. Die Numeralia.
L Die Grundzahlen.
In Benennung der Zahlen ist das Kingoni äußerst dürftig.» Was über ;
hinausgeht, muß darum schon durch Addition gebildet werden. Für eine
Einheit von 10 gibt es neben ichumi (pl. ma-) noch ein zweites, wahrschein-
lich dein~Kisutu angehörendes Wort rnronyo (pl. mi'-). Das unter 1 aufge-
fiihrte -nye heißt auch -ein anderer«.
1.
-most, -nye
11. ic
hi nni
na-mozi
2.
-mli
12.
• -wili
3.
-tatu
13.
•
» -tatu
4.
'tine
14.
9
• -nn<»
5.
-sano (msano)
15.
1'
* -sano
6.
-sano na-mozi
16.
fl
» » no - rn/y*i
7.
-sano na-wili
17.
»
. -fCt/l
8.
sano na - tatu
18.
'■
• - - -tatu
9.
sano na-nne
19.
«■
• » • -nnt
10.
ichumi
20. machumi mawili (yawili), mironyo mhei/i
30. . matatu,
n
titatu
40. • manne ,
ti
%inne
50. . masano.
n
tisano
•
Ü0. - «a limozi, mironyo misan/) na munye {mo:t)
70. » « - mawili, » - mixrili
80. • • matatu, » • mitatu
90. ■ - - manne, » - • minne
100. machumi ichumi, mironyo ichumi.9
Sämtliche Zahlworter werden also wie Adjektiva abgeändert, nur
ichumi (machumi und das kis. mcheche) lauten für alle Klassen gleich, .Sein»"
Stelle findet das Zahlwort hinter dem Substantiv und, falls ein solches vor-
1 Letzteros kodwa, welches auch -aber- bedeutet, entspricht seiner Fora
und Bedeutung nach ganz unsemi deutschen -allein*. Wörtlich heißt Wtra -u>
alleiniger Stelle«.
2 Sogar die im Kizulu gebräuchlichen Ausdrücke fur 6, 7, 8 und 9 sind
den Wangoni in ihrer neuen Heimat vergessen worden.
3 Die WjihUtu zählen : -monya, -in/i, -tlatn, -mcheche, -htvio, -hano na - monya tts»
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Smss: Kin^iiiii und Kisutu.
291
banden, auch hinter dem Adjektiv. Also 25 Rinder heißt: zinkomo machumi
mawili na zisano\ 4 große Kühe: nkomokazi zikunt zinne.
Merke ferner:
Wir zwei (Am) taxcawiii sie drei (ux>na) waxcatatu usw.
ihr drei (mtcena) mawatatu wir alle (Am) tawonke.
2. Die Ordnungszahlen.
Sie werden aus den Grundzahlen gebildet durch Vorsetzung der
Genitivpartikel. Vor den Stamm des Zahlworts tritt das Präfix u.
• Der zweite Mann« heißt demnach muntu tea uwili
• der dritte Baum* kimuti cha utatu
•der fünfte Knoten- lifindo la usano usw.
Statt -a umozi (-a unye) sagt man -a kuqaza , -a hitangulira , -a kiqaro
(würtl. des Anfanges);
z. B. mfana toa kuqara der erste Knabe
muzi toa kiqaro das erste Dorf, auch muzi tea pambele (wortl. das
vordere, vorderste Dorf) usw.
Bei 11 — 19 wird neben der Zahl 10 auch das Wort ernurn am Kode
verwendet. Ks heißt also
der 11. -a uchumi na mozi , und -a semuva1 («der am Ende«)
1*2. -a uwili, • -a semuva zitcili (»der am zweiten Ende«)
• 13. -a * • utatu, • -a semuva zitatu (• der nm dritten Ende«)
usw.
3. Die Zahladverbia
bilden sich aus den Ordinalzahlen durch Vertauschung des Klassenpräfixes
mit der Silbe ya: ya kuqala (ya kutangulira usw.) erstens; ya teilt zweitens ;
ya tatu drittens; ya nne viertens usw.
4 Die Wiederholungszahlen
werden durch das Präfix ka- (auch pa-) gebildet:
einmal kamozi*, kannye
zweimal kawili (pa-)
dreimal katatu (pa-)
viermal kann? {pa-)
fünfmal kasano (pa-)
sechsmal kasano na kamozi
siebenmal ■ • kawili
achtmal • • patatu
neunmal • > panne
zehnmal kachumi (packumi) usw.
1 Über das euphemistische * in senmva s. unter Deklination am Schluß. Zu er-
klären ist diese sonderbare Ausdrucksweise dadurch . daß für den Mgoni nach dem
Abzahlen der 10 Finger eben das Zahlen Ende« beginnt.
1 Hier nicht p<i-tnozi, da dies 'beisammen- lieißt.
IV
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292
Spiss: Kingoni und Kisutu.
VI. Die Verba.
Der Stamm der Zeitworter, sowohl in ihrer einfachen als in der ab-
geleiteten Form endigt auf -a; von dieser Regel ausgenommen sind nur
-yaze wissen und -ti sagen. Die Konjugation geschieht durch Präfixe und
Suffixe. An erster Stelle kommt stets (auch in Fragesätzen) das (wu\*~
tonte) Personale zu stehen, das sich in der dritten Person nach der KUssr,
der das Suhjekt angehört, richten muß. Auf das persönliche Fürwort fokt
in der Regel die Zeitpartikel, die mit ersterem vielfach in eine Silbe
kontrahiert wird.1 Das Infinitiv = ku- darf nur in gewissen Formen stehen,
forthleihen kann es immer.
Da sich bei einsilbigen Verben einige Abweichungen von der regel-
mäßigen Konjugation zeigen, so behandeln wir
A. Die zwei- und mehrsilbigen Verba.
L Das Aktiv.
Die Konjugation bewegt sich nur innerhalb von vier Zeiten: Gegen-
wart, Zukunft, Vergangenheit und das Noch -nicht -Tempus. Davou ist nur
das Präsens vollkommen entwickelt, indem es über die Modi: Indikativ.
Konjunktiv, Konditional (Optativ), Imperativ und Infinitiv verfugt, wahrend
dieselben den übrigen Zeiten fast ganz abgehen. Wir behandeln also:
1. Das Präsens.
a) Indikativ.
Bejahend. Verneineud.
«) Das einfache Präsens: Vor das einfache Präsens tritt dir
bloßes Personal präfix; das Inf. Negation «-; das Schluß -a des Ver-
- ku darf stehen. bums wird t.
ß) das emphatische, alleinstehende
Präsens:
Personalpräfix und Zeitpartikel
-ya-.
«)
Bejahend. Verneinend.
ndi - (ku) - ianda ich liebe a • ttdi-iandi ich liebe nicht
u-tanda du liebst a-u-tandi du liebst nicht
%a-tanda er (sie, es) liebt %a(-ä)-tandi er (sie, es) liebt nicht
ti-tanda wir lieben a-H-tandi wir lieben nicht
mu-tanda ihr liebet a-m-tandi ihr liebet nicht
%wa~tanda sie lieben a-tca-tandi sie lieben nicht
1 Darum die Notwendigkeit T das Personale , die Zcitpartikel und das Verboai
als ein Wort zu schreiben.
* Nicht zu vergessen die Auswahl der treffenden Klaasenpartikcl.
uigmze<
Googl
Spiss: Kingoni und Kisutn. 293
ß)
ndi- ya-tanda ich liebe
u- ya-tanda du liebst
a- ya-tantia er (sie, es) liebt
ti - ya-tanda wir lieben
mu- ya-tanda ihr liebet
tea -ya-tanda sie lieben
wie unter «)
b) Konjunktiv.
Bejahend. Verneinend.
Bloßes Personalpräfix; das Schluß- a Zwischen das Personale und den
des Verbums wird -e. Stamm der bejahenden Form tritt die
Negationssilbe -ngö-.
ruft -fände ich möge lieben ndi-ngo- lande ich möge nicht lieben
it- lande du mögest lieben u- ngö -lande du mögest nicht lieben
a- lande er (sie, es) möge lieben a-ngö-tande er (sie . es) mögen nicht 1.
ti-tande wir mögen lieben ti -ngö -lande wir mögen nicht lieben
mu-tandr ihr möget lieben mu -ngö- lande ihr möget nicht lieben
tca-tatide sie mögen lieben tea -ngö -lande sie mögen nicht lieben
c) Konditional (Optativ).
Bejahend. Verneinend.
Bloßes Personal präfix : zwischen In der bejahenden Konditionalform
dasselbe und den Stamm tritt die wird das Schluß -a zu i.
Silbe
ndt- nga- tanda ich würde lieben ttdi - nga - tandi ich würde nicht lieben
« - nga - tanda u - nga - tandi
a - nga - tanda a - nga - tandi
ti - nga -. tanda ti - nga - tandi
mu- nga • tanda mu - nga - tandi
wa-nga -tanda tea -nga -tandi
Die Form mit -nga- ist der Modus für Bedingungssätze, sowohl für
den Vordersatz (Annahme) als Nachsatz (Folgerung). Vidi -nga -tanda heißt
also nicht bloß »ich würde lieben-, sondern auch »wenn ich liebte (lieben
würde). ; darum dient dieser Modus (neben dem Konjunktiv) auch zum
Ausdruck eines Wunsches: a-nga-uya! wenn er käme! Möchte er kommen!
Zu bemerken ist, daß die Silbe nga (verkürztes -linga versuchen) auch vor
dem Personalpronomen stehen kann: nga-ndi-tanda usw.
d) Imperativ.
Bejahend. Verneinend.
Der bloße Stamm, im Plural das Die Negation ngö tritt vor den
Suffix -«i. affirmativen Imperativ.
tanda! liebe! ngö -tanda! liebe nicht!
tandani! liebet! ngö-tandani! liebet nicht!
Häufig ist die l'tnsrhreibung des Imperativs durch den Konjunktiv:
liebet; mu • nyo - lande liebet nicht. Der negative Imperativ wird
294 Si'iss: Riiigoni und Risutu.
ferner s»-lir häutig umschrieben durch sia (-leka. -kotoka) unterlassen: t."
kuyiba! unterlaß zu stehlen, stiehl nicht! muleke kudtta! lüget nicht! us*
e) Infinitiv.
Bejahend. Verneinend.
Vor den .Stamm tritt das Präfix kv-: Das Schluß- a der affirmativen For
wird zu i, zwischen ku und Stau«:
tritt -nga-i
ku-hamba gehen, zu gehen ku-nga-harnbi
Der negative Infinitiv wird indes häutiger umschrieben durch die o kr.
erwähnten Verba -na {-leka, -kotoka).
2. Die Zukunft
■
Indikativ.
Bejahend. Verneinend.
Zwischen Personale und Stamm tritt Doppelte Bildung:
die Zeitpartikel -za- (-zo-)\ das Infini- a) Vor die affirmative Form komm;
die Negation a-, das Infinitiv -A-%
tiv r= ku- darf stehen.
ndi-xa-(ku)- tanda ich werde lieben
u-za-tanda du wirst lieben
a-za-tanda er wird lieben
H-za-tanda wir werden lieben
m-za- tanda ihr werdet lieben
tea- za- tanda sie werden lieben
darf stehen ;
b) zwischen Zeitpartikel und Stamm
(der Form von a) wird ein aus <Vm
Personale und dem Buchstaben *
kontrahierte Silbe gesehoben.1
a-ndi-xa-(ku)-tanda ich werde nicht
heben
a-u-za- tanda du wirst nicht liehen
a-(a)-za-tanda er wird nicht liefen
a - ti - za - tanda wir werden nicht liekf
a-mu-za-fanda ihr werdet nicht liefen
a - tea -za- tanda sie werden nicht lieben
b)
a - ndi - za-na- tanda ich werde nicht
lieben
a-u-za- wa - tanda du wirst nicht lieben
a-za-wa- tanda er wird nicht lieb«
a-ti-za-ta -tanda wir werden nicht t.
a-m-za-ma-tanda ihr werdet niclit l
a - tta - za- wa - tanda sie werden nicht 1.
3. Die Vergangenheit,
a) In d i k a ti v.
Für Behauptung sowohl als Verneinung existieren Doppelformen.
1 Die Entstehung dieser eigentlichen Futurform ist schwer tu ergründen, w
so mehr, da die Konstruktion aus dein Pe.sonale und a dem historischen Fer'^'
eigentümlich ist.
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Sriss: Kingoni und Kisutu. 205
a) Da» einfache Perfekt.
Bejahend. Verneinend.
Vor dem Stamm das Personalpräfix ; Vor die affirmative Form tritt die
das Schluß- a verwandelt sich in die Negation a-,
Silbe -de.
ndi- tdndile ich habe gelieht
u- tdndile du hast geliebt
« - tdndile er hat geliebt
ti- tdndile wir haben geliebt
mu- tdndile ihr habt geliebt
tea -tdndile sie haben geliebt
a-ndi-tfindile ich habe nicht geliebt
a-u- tdndile du hast nicht geliebt
a(-a) - tdndile er hat nicht geliebt
a-ti- tdndile wir haben nicht geliebt
a - m • tdndile ihr habt nicht geliebt
a - tea - tdndile sie haben nicht geliebt
Es ist nicht selten der Fall, daß die Kndsilbe -ile in bloßes -e ver-
kürzt wird; der Sinn muß dann ergeben, ob eine solche Form Konjunktiv-
präsens oder Indikativperfekt ist.1
(3) Historisches Perfekt.
Bejahend. Verneinend.
Personalprafix. dann Zeilpartikel Zuerst die Negation «, dann das
-o-; beide werden folgendermaßen ver- Personale; das Schluß -o des Verbums
schmolzen :
Plural
ngi-a wird
nga
ti-a wird ta
ndi- a
• nda od. IM
u-a
■
tea
m-a • ma
u-a
wa
tea - a • wa
fei- a
cha
via- a ■ vya
i-a
•
y°
zi-a • za
li-a
la
ga-a • ga
USW.
usw.
Bejahend.
nga-tanda ich habe geliebt
na - Immdm
wn-tanda du hast geliebt
wa-tanda er hat geliebt
ta-tanda wir haben geliebt
ma-tanda ihr habt geliebt
wa-tanda* sie haben geliebt
wird zu -anga.
Verneinend.
a -ndi -tandanga ich habe nicht geliebt
a-u- tandanga du hast nicht geliebt
a (-a)- tandanga er hat nicht geliebt
a - ti • tandanga wir haben nicht geliebt
a-m- tandanga ihr habt nicht geliebt
a -ten -tandanga sie haben nicht geliebt
* *hara (sitzen) hat -nhariU und shezi; die mehrsilbigen Verba auf -ana und
-ora bilden -ene und -wr.
2 Diese Perfektform verdient um so größere Beachtung, je leichter sie mit
der Kiswahcli- (dauernden) Präsensform verwechselt werden kann; z.B. trafa heißt
nicht -du stirbst-, sondern du bist, er ist, sie sind gestorben; zimbiza zafaika
die Töpfe zerbrachen.
296 Spjss: Kingoni and Kisutu.
b) Konditional.
Bejahend. Verneinend.
Die Bildung genau wie der Kon- Statt der bejahenden Perfektenduri:
ditinnal de.s Präsens, nur mit Unter- -nV steht die negative -anya; im ühri-
stellung der einfachen Perfektfonn: gen gleich dem affirmativen:
ndi - nga - tdndile \ ich hätte geliebt; ndi - nga - tandanga ich hätte nicht g»-
nga -ndi -tdndile ) wenn ich geliebt liebt; wenn ich nicht geUebt här^
^ hätte
u- nga -tdndile i du hättest geliebt, u- nga - tandanga du hättest nicht g*-
nga-u- tdndile \ wenn du geliebt hättest liebt; wenn du nicht geliebt bitte*
usw. usw.
Auch diese Konditionalformen können als Optative gebraucht werden
4. Das Noch-nicht-Tempus.
Durch Einfügung der Partikel ha in die negativen Konditionalformet
(-nga-tandi; -nga - tandanga) wird der Sinn in der Weise verändert, daß er
unsenn deutschen »noch nicht« entspricht.
a) Gegenwart.
ndi-nga-ka-tandil ich liebe noch nicht
u -nga -fco - tandi du liebst noch nicht
a-nga-ka-tandi er liebt noch nicht
usw.
b) Vergangenheit.
ndi - nga -ka- tandanga ich habe noch nicht geliebt
u - nga -ka- tandanga du hast noch nicht geliebt
a - nga- ka- tandanga er hat noch nicht geliebt
usw.
NB. Ebenso wie die Silbe -ka- zur Bezeichnung von 'noch nichts
dient, so drückt das in gleicher Weise verwendete -so- das deutsche -nicht
mehr« aus:
ndmgasatandi ich liebe nicht mehr;
ndingasatandanga ich habe nicht mehr geliebt, ich liebte nicht mehr.'
Um die oft umständlichen und darum unbequemen negativen Formen
zu vermeiden, hat sich eine allgemeine Verneinungsfortn einge-
bürgert, die aus dem bloßen Infinitiv mit vorgesetztem na besteht; ver-
stärkend kann noch die Negation ngö (nicht ngo\) hinzutreten: Na-ku-tanda
1 Statt der Form auf -i kommt auch die auf -e (ndingakaiande) vor, was wohl
aus einer nachlässigen Aussprache des i zu erklären ist.
a Die Silben ka, »a und auch ie dienen überhaupt zur Verstärkung, sowohl
ortlich als zeitlich, affirmativ wie negativ: ka-loku. teloku gerade da, gerade
jetzt; a*a*indilc er ist ganz (stets, schon) gesund; »endigabona ich sehe gerade,
jetzt sehe ich (nämlich früher nicht) u>w.
Spiss: Kingoni und Risuru. 297
(tigo) kann also heißen: ich liebe nicht, ich habe nicht geliebt, ich werde
nicht lieben, ich liebe noch nicht, ich habe noch nicht geliebt; ebenso: du
liebst nicht, er liebt nicht, wir lieben (liebten) nirht usw. Jedoch ist die
Anwendung dieser l'niversalnegierung nur statthaft, wenn über Person,
Zahl und Zeit kein Zweifel sein kann.1
II. Das Passivum.
1. Das Passivum auf -iwa.
Das eigentliche Passiv wird aus dem Verbalstamm gebildet, in-
dem das Schluß -a in iwa oder wa verwandelt wird. Krsteres Suffix
ist das häufigere, ja bei einsilbigen Verben und bei zweisilbigen, die
mit einem Vokal (oder y, w mit folgendem Vokal) beginnen, das einzig
richtige.
-tanda lieben, Passiv -tand-iwa und -fand-wa; aher
-yaka bauen, Passiv -yak -iwa
-yona verderben, Passiv -yon-iwa
-yiba stehlen, Passiv -yib-iwo*
Die Konjugation des Passivs ist genau so wie die des Aktivs, und
brauchen die einzelnen Formen nicht besonders aufgeführt zu werden. Die
einzige Ausnahme bildet die dem aktiven Perfekt auf -ile entsprechende
Passivform. Dieselbe endigt nicht auf -iwilr oder wilf, sondern auf -iwe:
ndi-tand-iwe ich bin geliebt worden, ndi-yib-iwe ich bin gestohlen (be-
stohlen) worden usw.
2. Das Passivum auf -ka.
Neben dem eigentlichen Passiv auf -iwa (-tea) gibt es noch ein solches
auf -ka, das aber mehr intransitive als passive Bedeutung hat: -faya zer-
brechen (trans.), -fayika zerbrochen werden, zerbrechen (intrans.), -daula
zerreißen (trans.), -dank a zerrissen werden, zerreißen (intrans.), -tenga kaufen,
-tengtka gekauft werden, käuflich sein usw.
Die Konjugation folgt ebenfalls genau derjenigen der aktiven Verba;
eine Ausnahme bilden die Zeitwörter auf -oka und -tika, welche diese ihre
Kndungen im Perfekt gewöhnlich in -teike verändern: -bomoka einstürzen,
perf. -bomwike, papuka zerplatzen, perf. pdpwike usw.
1 Entstanden dürfte diese Form sein, indem das dem Sinne nach zu ergän-
zende n-ndi na kutanda ich hin nicht mit liehen weggelassen wurde; denn
a-ndi-na (u-ndi-na usw.) heißt -ich bin (du bist usw.) nicht mit«, »ich habe (du
hast usw.) nicht.
* Die auf -ba oder -pa endigenden Verba haben neben ihrer regelmäßigen
Bildung auch eine abweichende; -bamba fassen -banjtra, -uv>pa binden -woebtra,
-lapa ärztlich behandeln -lachwa.
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208
Spins: Kingoni und Kisutu.
B. Die einsilbigen Verba.
Es gibt im Kingoui eine (im Verhältnis xum Kiswaheli) ziemliche An-
zahl einsilbiger Verba, von denen die wichtigsten folgende sind:
-fa sterben -ti sagen
•ka pflücken, schöpfen -tea sein, werden, zufrieden sein
-Uro kämpfen -wo fallen, (von der Tür) aufgeben
•na regnen -ya gehen
-pa geben -za kommen
-sa (-cha) brennen, heiß sein -zira hören, verstehen
-sha (-/ya) essen
In ihrer Konjugation unterscheiden sich diese einsilbigen von den
mehrsilbigen :
1. im Gebrauch des Infinitiv präfixes ku-. Während letztere nur
im Indikativ der ersten Präsensform und im Futurum das ku- beibehalten
können (ndi-ku-fuimba ich gehe, ndi-za-(ku-)haml>a ich werde gehen), es
aber auch in diesen zwei Formen meistens fortlassen, ist der Gebrauch
dieses Präfixes bei den einsilbigen Zeitwörtern ein häufiger.
a) Präsens ndi-za ich komme
u-za du kommst
a-za er kommt usw.;
dafür sagt man ebenso häufig ndi-kuza
u-kuza
a-kuza usw.
b) Im Futurum statt ndi-za-za usw.; ebenso gebräuchlich nrit-za-
knza usw. Außer diesen zwei Formen kann dieses Präfix auch stehen:
c) Im bejahenden K o uditio n a 1 der Gegenwart: ndi-nga-za ich würde
kommen, neben ndi-nga- ktiza.
d) Im negativen Futurum: a-ndi-za-za und a-ndi-za- knxa ich
werde nicht kommen.
In den übrigen Zeiten und Modi muß das Infinitifpräfix auch bei ein-
silbigen Verben fortbleiben, also:
ndi-ya-za ich komme (emphatisches Präsens):
ndi-ze ich möge kommen
ndi-zile ich bin gekommen
nya-za (na-za) ich bin gekommen (historisches Perfekt)
ndi-nya-ka-zi ich bin noch nicht gekommen usw.
2. Kin weiterer Unterschied läßt sich in der gewöhnlichen l'nier-
stellung des Konjunktivs statt des (bejahenden) Imperativs wahr
nehmen :
uze komm (nicht kuzaf), muze kommet
uye geh, muye gehet usw.
doch hört man auch zani (zanini) kommet, sham {shanini) esset, zwani (ara-
nini höret usw.
.60 Uy
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Spiss: Kiugoni und Kisutti. 299
3. Das Passiv bilden die einsilbigen Verba nur auf eine Art, indem
sie das .Schluß- a in -hca (nicht -tea) verwandeln:
-pnea gegeben werden -tiwa gesagt werden
-Antra geptliickt werden \ -zwixca gehört werden usw.
C. Die Hilfszeitwörter »sein« und »haben«.
Im Anschluß an die Abhandlung Uber die einsilbigen Verba folge
noch eine Besprechung von kuwa sein und kuwa na haben.
1. kuwa (sein).
Die eigentliche Bedeutung von -tea ist nicht »sein« , sondern »werden« ;
in dieser letzteren Bedeutung bildet es sämtliche Formen der übrigen ein-
silbigen Verha, und falls es der Sinn zuläßt, kann (bzw. muß) man sich
dieser Korinen bedienen, um das deutsche -sein« wiederzugeben. Dies ist
nun der Fall in allen Zeiten und Modi, mit Ausnahme des Indikativs
der Gegenwart, wo es entweder a) Kopula ist, oder b) »existieren, dasein«
bedeutet oder endlich c) in der Form »ich bin es« usw. vorkommt. In
allen diesen Fällen darf kuwa — insofern vom Indikativ der Gegenwart die
Rede ist — nicht verwendet werden , sondern muß in folgender Weise wieder-
gegeben werden.
a) »Sein- als Kopula.
Dafür existieren zwei Formen, die beide gleich häufig zur Anwendung
kommen.
Bejahend. Verneinend.
a) Bloßes Personale; die Kopula et) Die negierte Kopula heißt
bleibt weg oder davor tritt das (unbetonte) Per-
ß) wird mit Ii ubersetzt. sonale; oder
ß) vor das Personale mit -Ii tritt
die Negation a.
Beispiele zu «.
Bejahend. Verneinend.
mmne~mkuru i . , , . „ ti-si wakuru wir sind nicht groß
,. ich bin groß . , . , „
nat mkuru \ m~.si teakuru ihr seid nicht groß
wewo mkuru s i ^ tra wakuru sie sind nicht groß (1. Kl.)
« mkuru S ~ niatca i-si ikvrtt der Berg ist nicht groß
veno mkuru j ... .... zintaxca zi-si zikuru die Berge sind
Trnkuru j - es) ist groß (I. Kl.) ^ ^
TZZn™ \ er ^groß(II.Kl.)
mizi i mikuru die Dörfer sind groß
usw.
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300 Spiss: Ringoni und Kiautu.
Beispiele zu ß.
Bejahend. Verneinend.
ndi-lix mkuru ich bin groß a-ti-li xcakvru wir sind nicht grot
u - Ii mktiru du bist groß a-mu-li tcakuru ihr seid nicht groß
AamAo o-/* mkuru der Herr ist groß m«t a-i-U mikuru die Dörfer sind
nicht groß
Auch die Anwendung beider Negationen a-ndi-si tnkttn* ich bin
groß usw.
b) »Sein- — - existieren, dasein.
In diesem zweiten Fall kommen wieder die unter « und ß aufcr-
führten Formen zur Verwendung, doch müssen denselben die Lokativ|»r-
tikeln jx>, mo, ko (oder die vollen Formen pona, mona, kona) angefügt werten
Negation ist a oder si.
Bejahend. Vereinend.
ndi-po \ a-ti-po \
ndi-li-po^ ich bin da ti-si-po J wir sind nicht da
ndi kona } a-ti kona \
usw.
Diese Lokalpartikeln sind nicht bloß im Indikativ Präsens, sondern
auch in andern Zeiten und Modi, wo dann kuwa auftritt, zur Verwendung
zu bringen. Also:
u-:a {ku)ica-po du wirst da sein
ta-uxi-mo wir waren drinnen
ma- nga-(ku)tea kona wenn sie da waren usw.
Negativ: a -mu-:a-(ku)u}a-po ihr werdet nicht da sein
wo-ngo-vr-po mögen sie nicht da sein usw.
c) -Ich bin es - usw.
In den Verbindungen -ich bin es, du bist es- usw. wird »sein« über-
setzt mit ngi, ngu oder nga, je nachdem das unbetonte Personale des Sub-
jekts ein i, u oder a enthält. Daran schließt sich das betonte Personale,
dessen Endsilbe indes auch häufig fortgelassen wird. Bei der Verneintini:
werden die Silben ngi-, nga-, ngu- mit der Negation si- vertauscht, dis
Personale tritt in voller Gestalt auf, und häufig wird sogar die Negation
durch Versetzung des Negations -a verdoppelt. Ms entstehen somit folgende
Formen :
Bejahend. Verneinend.
ich bin es a-si-minnr ich Inn es nicht
ngt mtnne
ngi - mi
ngu wewo j ^ ^ o-si-icnoo du bist es nicht
ngu-tce )
1 Da diese Formen mit -//- im Kimlu nicht vorkommen, sind sie wohl dem
Ris-utu zuzuweisen.
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Bejahend,
wir sind es
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Verneinend.
a-si-tmi wir sind es nicht
:>><>!
ihr seid es
nyx tint
ngi-ti
ngi nina
ngi-ni
ngu mwetta
ngu-ntwe )
Für die dritte Person nach den Klassen:
Singular
I. ngu yena
ngu-ye
a-st nma i . , . .
ihr seid es nicht
a-st micetco \
er (sie, es) ist os nicht
II. ngu wonai
ngu-wo )
III. ngi chona)
ngi - cho )
IV. ngi yona
ngi~yo
V. ngu hna
ngu-lo
VI. ngu wona
ngu -too
VII. ngi Uma
ngi-lo
VIII. nga kona
nga-ko
nga pona
nga- po
ingu mona
\ngu-mo
Ingu kona j
\ngu~ko )
nga wona
nga -wo
ngi yona
ngi-yo
ngi vyotia
ngi-vyo
ngi zona
ngi- so
ngi zona
ngi-zo
ngu wona
ngu- wo
nga gort a
nga -go
ngu tonu
ngu - to
S desgl.
Plural
sie sind es nicht
Negativ: a-si-yena er ist es nicht, a-si-wona sie sind es nicht usw.
Durch diese Verbindungen wird mitunter eine lobenswerte Eigenschaft
eines Gegenstandes hervorgehoben, z. B. wenn von Wasser (manzi) die Kede
ist: ngago dies ist das (rechte, gute) Wasser, wenn von Bier (uchwala) ge-
sprochen wird: ngtttco das ist das (richtige) Bier usw.
Ebensogut wie Cur Behauptungen kann man diese Formen auch
verwenden bei Fragen, z. B. ngu warn wer ist es? ngi chani was ist
es? usw.
2. kuwa na (haben).
• Haben- heißt -wa na (wörtlich »sein mit-). Seine Behandlung ist
die unter a besprochene; man sagt also:
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302 Spiss: Kinironi und Kisutu.
Bejahend. Verneinend.1
"ü \ >ch habe a "° \ ich habe nicht
ndt-h-tia) a-ndi- lt-ria )
u "** j du bast a u na 1 ^ nicht
u-lt-na ) a-u-h-na )
usw.
ndi-:a-(ku)ica na ich werde haben, ndi-we na ich möge haben usw.
Steht ein Personalpronomen als Objekt bei »haben«, oder ist ein solches
zu erganzen, so kommen an na die treffenden Formen de« betonten Per-
sonale mit Weglassung ihrer Endsilben:
Singular Plural
1. Kl. ndi(-li)-na-ye ) • j j ^ >j ndi(-li)-iia-wo
II. Kl. ndi(-li)-na-wo > • ' ndi(-li)-na-;/o J ich habe sie
III. Kl. ndi{-li)-na-cho) ndi(-li)-na-vyo
usw.
VTI. Die Adverbia.
Die Adverbia des Ortes und der Zeit werden in der Regel durch
die Silben pa und ku gebildet, manche noch durch die Partikeln se und na
verstärkt. Mehrere derselben sind bereits bei Behandlung der Pronomina
aufgeführt worden. Zur Bildung der Adverbia der Art und Weise be-
dient man sich am häufigsten des Präfixes Ära- oder auch irgendeiner an-
deren passenden Klassenpartikel; z. B. aus -se schon, gut kann man je nach
dem Sinn bilden: kase, vise, gase, kuse usw. Manche Adverbia müssen
durch Verba ausgedruckt werden, z.B. -mehr« durch -vermehren«, -weniger-
durch »vermindern-, -fertig« durch -vollenden-, -wieder- durch -wieder-
holen-( -zurück- durch .zurückbringen- usw.*
Die am häufigsten vorkommenden seien — in vier Klassen verteilt -
hier erwähnt, im übrigen verweisen wir auf das beigegebene Wörterver-
zeichnis.
1. Adverbia des Ortes.
pezuru (aus pa-isurtt) oben, droben, hinauf
past unten, drunten, hinunter, herunter
fern, in die Ferne
kudeni (padeni)
feutali (patali)
nganeno rechts, rechter Hand
panje außerhalb, außen
ponke (konke) überall
1 Außer diesen zwei Formen gibt es noch eine dritte, vom Infinitiv kux
(nicht haben) gebildete: ndi-zt na ich habe nicht, u-ze na du hast nicht usw.
1 So wird auch -einander- immer durch das Verbum ausgedrückt, indem da«
Schluß- a in -ana verwandelt wird: kutanda liehen, -tandana einander lieben.
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Sms: Kinguni und Kisutu.
303
2. Adverbia des Ortes und der Zeit augleich.
oakati (mukati) mitten
pecheya jenseits
fcona
loku
sekrma
seloku
karoko (kaloku)
liier, da, jetzt, diesseits
[gerade da, geradt
jetzt
ndpaya dort in der Feme, damals
paßchane nahe, bald
kunye anderswo, ein andermal
pambe/e vorn , anfangs
hinten, zuletzt, sp5ter
am selben Ort, zu
gleicher Zeit
emtweru
ndawonye 1
pamozi
3. Adverbia der Zeit.
kadeni (katali) früher, längst,
langer Zeit
kasemuva dann, nachher
namusa heute, diesmal
peztrro gestern
kutangi vorgestern
kusasa morgen
ngomuso übermorgen
lomba jetzt
tyS* gerade jetzt
vor
lomba naha soeben, sofort
lomba -lomba bald bald
futi
futifuti imnu-i
sikn zotike
paninzi )
kaninzi S
oft
kusasa morgens, am Morgen
kusasa ludu frühmorgens
V/'
4. Adverbia der Art und Weise.
chabe umsonst, für nichts, vergeblich ndatcoiiye i . .
.... , , . \ mitsammen, beisammen
htrahira gerade so, ebenso, recht so pamozi )
kannye auf einmal, plötzlich
manono schnell, eilends, im Lauf
majuwane j scjinej^ eüends , im Lauf
mazmyanr \
kakuru sehr, gewaltig
njtcf
nga
kupera
gar, nur
/ wonke njwe gar alle
\loyu njvrf nur dieser
I kin.-
langsam, leise, vorsichtig
1 yeka reichlich , viel
potnoni voll, vollauf
nde etwa, wohl, doch
-msope htca mpu) ganz weiß
-bomtm ju ganz rot
-mnyama bit ganz schwarz
ngozi gefahrlich (eigtl. Gefahr)
dä still, in der Stille
Betreffs ihrer Stellung ist zu merken, daß sie, insofern sie ein ein-
zelnes Wort näher bestimmen, immer hinter dasselbe zu stehen kommen.
VIII. Präpositionen.
Der Gebrauch von Präpositionen ist nur ein beschränkter, wie auch
ihre Anzahl eine geringe. Meistens werden dieselben durch die relative
(angewandte) Form des Verbums ausgedrückt, die durch Verwandlung des
Schluß -a in -ela oder -da gebildet wird. So heißt die angewandte Form
1 Aus ndaipo und thye.
* Oft verdreifacht als njtnjenji gesprochen.
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304 Spiss: Kingoni und Kisutu.
von -yuka (fallen) -gvkira, was -vor jemand niederfallen- bedeutet; eben*
entsteht aus -baleka (fliehen) -balekela und heißt -vor oder zu jemand
tliehen- usw.
Einfache Präpositionen gibt es nur fünf: pay mu, ku, kwa und an.
1. pa bedeutet an, bei, pa- liehe an», beim Stein
2. mu in, mu-mhoma in der Höhle
3. ku zu, von, aus, gegen, nach (Richtung)
ku-yinslu zum, vom Hause, aus dem Hause, nach Hause.
In Verbindung mit den Personalia minne, xcetta usw. entstanden die
Formen kumi (kimi) zu. bei, von mir. kuwe zu dir, kuye zu ihm, kiti (stau
Aru/i") zu uns, kurnwe (kini) zu euch, kutco zu ihnen.
4. Atra (ku und Genitivpartikel a) von, zu, bei, nach; meist M.r
Namen von Personen, um deren Wohnsitz, Ortschaft usw. zu bezeichne:
kwa Chabruma bei, nach Chabruinas Land.
5. na mit (Begleitung und Mittel), von (beim Passiv)
-chayiwa na bambo v o in Herrn geschlagen werden
•chaya na ntonga mit der Keule schlagen
-hamba na nkosi m i t dem Häuptling gehen
in Verbindung mit dem Personale nami (mit, von mir); ebenso naw.
naye, nati, nanyi (namtee), nao, -lala na njara (auch bloß -lala nayo
[seil, njara]) mit Hunger schlafen gehen, -lala na msana mit dem RfickeD.
d. h. auf dem Rücken liegen, hamba na msana rücklings gehen usw.
Zu den einfachen Präpositionen kann man außerdem rechnen mpaka
bis, doch ist das eigentlich ein Substantiv (die Grenze).
Durch Verbindung dieser einfachen Präpositionen mit den obeu ge-
nannten Adverbien des Ortes und der Zeit oder auch mit andern Redeteilen
werden eine Reihe zusammengesetzter Präpositionen gebildet Die
wichtigsten derselben sind:
pezuru htm (= pa) über, ober, an I pambele kwa vor
Stelle von, anstatt
past kwa unter rulavoonya na
etnuva kwa hinter, nach
kwltni kwa 1 „ pamozi na
kude ktoa ) ndawa ya wegen
zusammen mit
panje (ngapanje) kwa außerhalb von
pakati kwa (- pa) mitten von
pecheya kwa jenseits von
nganeno kwa rechts von
paficltane kwa nahe bei
lu/ano Iwa nach Art von
htvera (kwa) von
kuse na ohne
kadmi ya
siku za
| zur Zeit von , unter
IX. Konjunktionen.
Wie von Präpositionen, so ist auch der Gebrauch von Konjunktionen
ein nicht so häufiger als im Deutschen. Vielfach werden sie durch die
Form des Verbums ausgedrückt; so hegt in der Infinitiv- und Ronjuok-
tivform bereits eine Absicht, so daß die Finalpartikel nicht eigens übersetz
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Spiss: Kingoni und Kisutu. 305
werden muß; dasselbe gilt4von der Konditionalform (-w/a-), wo die Kon-
junktion -wenn« schon enthalten ist; das konsekutive »daß- (in Kolgesätzen)
bleibt zumeist ganz unuhersetzt; ffir »oder-, «entweder — oder«, «weder
— noch« existieren keine Ausdrücke: die Satzteile werden isoliert neben-
einander gestellt, z. B. -weder dies noch jenes« muß lauten »dies nicht
und jenes nicht«.
Als Ersatz fur fehlende Konjunktionen werden häufig Hilfsverba
verwendet; solche sind: kuwa sein, kuti sagen, kttza kommen, kufika an-,
dazukommen ; z. B.:
1. kuwa: kuwa tüinda, tizohamba oder kungawa {tmgawa) tisinda,
Hzahamba wenn wir gesunden, werden wir reisen; kuse, kuwa
ukona es ist gut, daß du hier bist.
2. kuti: andwumi, kuti afire ich glaube nicht, daß er gestorben ist;
wnti kufika, tcartca als (sobald) sie ankamen, fochten sie; ngati
tiyenzile kadeni, na lomba hirahira wie wir früher taten, so auch
jetzt; sengati angauya wenn er doch heimkäme!
3. kuza: linda, ndize (ndizaza) kukubiza warte, bis ich dich rufe.
4. kufika (safika): muntu loyu mfichane, asafika1 ayaqina dieser Mann
ist klein, aber stark.
Es bietet einige »Schwierigkeit, sich in diese Denk- und Sprachweise
der Eingeborenen einzuleben ; doch fehlen Wörter, die unsern Konjunktionen
gleichkommen, nicht vollständig. Aus folgendem alphabetischen Verzeichnis
ist zu ersehen, wie die häufigsten derselben wiedergegeben werden können:
aber (allein) kodwa; -safika (s. o.)
als pa; als er ankam pakufika ktcake
lapo (jsiku, kadeni) mit folgendem Relativsuffix yo:
tapo (#iku) qfircyo als er gestorben war
kadeni waywazanayo damals, als sie Krieg führten
auch wo; auch ich nami, auch du nawe, auch er (sie, es) naye, tta(w)o,
nacho usw., wir auch natiy ihr auch namwe (tia/iyi), sie auch natco,
nayi, navyo usw., sowohl — als auch na — na
bald — bald lomba — lomba ; katmye — kannye
bevor; bevor er kommt pambele angakafiki(e)
bis (daß) mpaka (s. auch oben kuza)
daher /oA*u, ndawa let
damit; durch Infinitiv oder Konjunktiv, bei letzterem häufig loku
oder ngapo (nyipo) als Verstärkung
daß tcutnbi, koma, kama (s. auch oben kuwa und kuti)
denn s. weil
deshalb s. daher
doch s. aber; wenn tonlos: kupera, pera, Ar? (nachgesetzt): hamba
pera (hdmbake) / geh doch ! (s. auch oben kuti)
ehe s. bevor
1 asafika wortlich «er (sie, es) ist schon da«, durfte unserm deutschen
dabei« zn vergleichen sein (-dieser Mann ist klein, -dabei- stark-).
Mitt d. Sem. f. Orient Sprühen. 1904 111. Abt 20
3(l6 Spiss: Kingoni und Kisiltu.
indessen )
. . , > s. aber
jedoch )
nachdem s. al.s
nicht nur — sondern auch a/ri — kupera, kodica na: nicht nur di-
Kleineu, sondern auch die Großen asi tcanyane kupera. kod**
uao irakurv; oder durch -yonyeza (hinzufügen) : traqamba . ttoyet
yeza kuyiba wortlich er log, dazu stahl er noch
nuu kupera, pera: tihambe pera; oder durch vorgesetztes ka (a): kati-
hambel nun wollen wir gehen!
ob kumbi, koma , kama
obgleich i
, , > ntian^tina , kann
obschon) 9 °
ohne daß; durch verneinten Konjunktiv
steit. seitdem seloku mit folgendem Relativsuflix ; seloku narerayo seit-
dem ich geboren bin
sondern s. aber
sowohl — als auch na — na
nun zu s. damit
ii n d na
während; durch pax pakuhamha während er ging (wörtlich .beim
Gehen-)
weil mlavsa loht mit oder ohne Relativsuffix tulawa uyonile^yo) weil
du gesündigt hast
wenn; durch -nga-, (s. auch oben kutca und kuii).
X. Interjektionen and Beteuerungen.
Die gebräuchlichsten derselben sind:
nandatca!1 (mit oder ohne pera) macht heecha.'l stell aus! {ktca njira aus drni
nichts, tut nichts! gut jetzt! nisa! \ Weg)
kunanitf wozu;1 was hilfts. was schadet ainjaro! es ist gefehlt! schade!
es? tut nichts! mayeefi
J ach! wehe! o weh!
wee (w>Hv)/du! hör mal! yoyoo.
j Kriegs- und Hilferufr
mtcee! ihr! hört! yehee ! miete e\
nwvif ! da bin ich! hau, hau!
tint/ hier sind wir! mama wee!
atinfnc* ?\ mayi rava wee! o Schmerz! (besonders
«, , nicht wahr!' . . „. . . .
att pot l bei lotenklage)
ndndef ' nife ! ich soll sterben
ehee! so isLs! recht so! nijuweke! i. , „ , . Ä , ,
, ,, ., , , . ich soll geköpft werden.
bona! fwin/ti ! i . [ ntdumuke !\ 1
| siehe da! sehnt!
(Ifto!) ) Mharuli mukhcaya! bei Mliaruli in»
dü! binde du! still! Grabe (eigtl. Grabesumfriedung)
pali N. bei dem und dem.
Zu erklären aus fortgelassenem -a -/«/»- na ndawa.
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Spisj*: Ritigoiii und Kisutu.
Wörterverzeichnis.
Aas
Aasgeierarten
abändern
abästen
abbeißen
abbezahlen
Abbitte leisten
abbrechen (trans.)
> (intrans.)
abbrennen (trans.)
■ (intrans.)
abbürsten
abdecken (Gefäß)
Abend
abends
aber
A.
Kingoni.
nyama ibolayo
kortcani
liqey lisinga, ndapo
ngunguru (Seeadler)
-pendula
-hwaya
-sauia
-pepisa
-yepula
-yepuka
-chisa
-cha
-tannyira
-gtoaula
kodxca
Kisutu.
nyama ibolayo
limbanga
ndege
ngwahi
-nganamula
-pata
-luma
-lipa
-pepisa
•denya
-denyika
-pamba
-pya
-fyagira
•gubukula
mihe
pamihe
•safika (voran das be-
treffende Personalpro-
nomen)
abermals
kanye
kangi
abfallen (Laub)
-tea (pl. -teile)
- ywa
abfegen
-hwaya
(s)-hungula
abfeilen
-sika na tiipa
-sika na tupa
abführen s. Diarrhöe
Abgabe leisten
-tula
-yeiula
abgehen (mangeln)
-soleka
-soleka
{ndisotekile manja bin ohne Kraft, machtlos)
abgestanden (verdorben )
-dar a
-dara
abgetragen werden
•buba
-lala
(Kleid)
abgleiten
-putmyuka
-pokon nyoka
Abgrund
ludonga, liyeytma
ludonga, tigegema
abhalten
-yalisa
- beza
(vom Streit)
-larmtla
-kengere ra
abhauen
-juwa
-tema, -dumu/a
abhäuten
-sinja
-hinja
abkaufen (eintauschen)
-tenga
-gura
abkratzen
-hwaya
-kwe.nda
1
308
Simhs: Kintroni mal Kisutii.
abkühlen
-pozita
-polisa
' 1 1 1 «LI
sich abkühlen
~fH>la
- pola
abkürzen (z. Ii. Weg)
-pamtntsa
•padusa
«blassen (von etwas)
-sia, i
1 A 1
-kotoka
-teka, kaula \
-leka
ablecken
-kota
- myanya
ablegen (Kleid)
-humula , -susa
-fula
(die Last)
-beka
-vaika
ableugnen
-qambera
-deter a
ablösen
-yamkera (vgl. -yamuka)
J t 1
-nyanuk tra (vgl. -uyi-
nuka)
abmagern
-dasa , -yonda
-ganda
abmessen
-lingisa
•Itnga
abmühen sich (erfolglos)
-dinitca
A ^ A Im .» — TM.
- totokera
(mit r.rlolg)
-qina
-kangamara
abnagen (Knochen)
-nyonyula
-ngueti ya
abnehmen trans. (Last)
-yamkrra
-nyanukira
(mit Gewalt)
-yamtika
-nyanuka, -nyaga
intrans.
-piuiguka
•punguka
abnutzen
-yona
• hakasa
1 1
abgenutzt werden
-buba
-lala
Abort; auf den Abort
kuta/ent
-kudast (eigeutl. in dein
Busch)
-hamba kuzttuma
aui dem Abort gehen
-liamtm kitzttuma
abpflücken
1mm. .
-fca
•yava
41 J * AI J «11
Abrede ; in Abrede stellen
-yah
-be,ra
abreiben
-yesula
-hungula, -porota
abreisen
-vera, -zuka
-wuka
•
> *
-hamba
*
-genda
abschälen
-htcaya
-kicenda, -honda
abschätzen (l'reis)
-kunmusana (ntengo)
-jocisana (maronda —
makoo)
AI 1*1 1
Abschied nehmen
-veralisa
-lalisa
beim Abschied
: hamba kuse! reise glücklich, Glück auf!
Antwort
: sara kme! bleibe glücklich, lebe wohl!
ill / n • • « v
abschlagen (Bitte)
•yala
• bera
1 l * 1
abschneiden
-juwo
- tema , -dumula
abschöpfen (z. B. Schaum
-f/enga (-erera), -yengiira
• qenga (-erera), -yn-
vom Bier)
gura
abschrecken
-SdiCtSQ
-yog of a
abschütteln
-tindita
-kungunda
absetzen (vom Amt)
-wusa
Absicht, in der Absicht ngaomtoe, lunya
lunda, wütculi
absichtlich
ngaomwe, lunya
lunda, wüwuli
absondern
-tola yedtcana
-tola yedtcana
(= auslesen)
-qrta
-hagula
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absperren
abspulen
abstehen (schlecht
werden)
absteigen (vom Reittier)
abstellen (Falle)
abstumpfen
abteilen ( = abgrenzen)
abtragen (Haus usw.)
Abtritt s. Abort
abtrocknen
abwarten (Kranken)
abwärts gehen
abwaschen
(den Korper)
abwechseln, sich
Abwechslung
abwehren (Feind)
(Schlag)
abwickeln (Faden)
abwischen
abzahlen
Abzeichen
Stnmmeszeichen im
Gesicht
Snss Kiiignni und Kisum
-vala -Hin da
-sonja, -sambiza -hogo/ya
-runda
•lala
-yem (vgl. -yesula ah- -yesika
reiben)
-leka (mlego)
-yona
-lungiza mpaka
-diriza
•yesula
•linda
•yesa, -genrla past
•sanja
•samba, -geza
-qorha
-rika
-sumfntrura
-yesula
-saula
mbara
korosa
kotoka (mtego)
hakasa
tema mpaka
bomola
-(s)-hungula, -porosa
-g ultra
•yesika, -huruka
-hogo/ya
-oga (-yoga)
-yanungana, -poke-
rana
manganamulo
-ttinga
•yepa
-ondorora
-h(s)ungula, -porosa
•lipa
mbara
korosa
abziehen (vermindern)
•punguza
punguza
(die Haut)
-sinja
-hinja
Abzugsgraben
tnseqero, mungero
mseqero, mutige ro
Achsel
lishombe
Ii reg a
Achselhöhle
mkttapa
mkwapa
acht
-sano na -tatu
-Itano na -datu
achten, achtgeben
-linda, -buka
-lola
Acker
mundo (pl. minda) , sin
tu m gun da
(veraltet)
ackern
-lima
- lima
Adamsapfel
mkoromero
mkoromero
adelig (verwandt mit d.
likosana
likosana
Häuptling nkosi)
Ader
mshipa, fuknle
mshipa, lukole
Adler s. Aasgeier
Affe; Hundsaffe
fyoni
Meerkatze
ligoeaw
mtumbiri
Affenbrotbaum
mpera
mpera
ähnlich sein
-fanana (pf. -ene)
h tea na na (pf. - ine)
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1
310
Ähre; in die Ähre
schießen
albern
all
gar alle (Menschen)
Spiss: Kingoni und Kisutu.
-kashira -kashira
kishora
-onqe (-onge)
wonqe n/W od. xconqf ku-
pera kwao
•pera, -yomoka
-edtca, -odwa
ndedtca, nedwa , nodwa
wedwa (wodwa)
alle weiden
allein
ich allein
dn allein
er (der Mensch) allein yedtoa (yodtca)
wir allein
ihr allein
sie (die Menschen)
allein
kishora
-oha
icoha tokotoko
• malika
-ene ( -ena)
namuene
tedwa, todwa
mtcfdica , tnoc
(tcedtea), xcodwa
allein ( = aber)
allmählich
allzu, allzusehr
als (Konjunktion)
alt
sehr alt
alt werden
alter Mann
alte Frau
älter als
die Alten
(von Dingen)
Alter (das)
vergleichendes Alter
Ameisenarten
kodtca, -saßka
kwe, bwinobwino
durch slurisa (etwas über-
mäßig tun) mit folgen-
dem Infinitiv
ngati , oder durch die Par-
tikel jtwi, bei Steigerung
durch »Iura
-doda
-dar a
-lupala (pf. -lupele)
liqegu
kimlukazi
mkongoro
mitengula
-a kadeni
udara
tanga (tanga yao moja sie
sind gleich alt)
mbamba (klein, schwarz)
(Termite s. d.)
saraßt (schwarz oder rot. besonders an feuchten Orten; greifen an»
mbolemboh
-pitisa, -rutisa
•pita (übertreffen)
mgogolo
| mgogolo
mitengula
• a katalt
lugogolo
Ameisenbär (Krdferkel) chambani
Amulett
anbeten
anbinden
anblasen (Feuer)
ander
anderswo - wohin,
woher
ein andermal
mti
-abttdu (kisw.)
-wopa
-tmtira (mbaso)
-yaktcene, -nye
kuyakwene, kunye
kayakicene, kanye
limhanga
mtera
-kunga
-pula (moto)
•ngi
kungi
kangi
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Spiss: Kingoni und KLsutu.
andern -pendula
aneifern -nyengerera
aneinanderreihen(Perlen) -huhäira (usharo)
anerkennen -vumira
Anfang kiqaro, mlangutiro
anfangs, am Anfang pakiqaro, pakvtangulira
anfangen -qara, -tangula
anfassen -bamba, -guga
leicht anfassen -qumba, -qumbanim
anfühlen (s. das vorige)
anfuhren
Anführer sein
anfüllen
sieh anfüllen
Angehöriger (Stammes-)
Angel
Angelegenheit
Angesicht
angreifen (— fassen)
angrenzen
Angst
ängstigen
311
-tangulira
-qtcawisa
qxcavca
mkozi
luwecha
ndatca
uxo
-bamba
-fika
ugwara
sich ängstigen
ängstlich (furchtsam)
anhangen (einem Gebie-
ter)
anhauchen
anklagen
ankleiden (durch Über-
wurf)
(durch Anziehen)
sich ankleiden
anklopfen (an der Türe)
ankommen
Ankömmling
anlegen (Kleid) s. an-
kleiden
(Verband)
(Feuer)
anlehnen
sich anlehnen
anliegen
was liegt daran;'
es liegt nichts daran
-satca
liffwara
-konja
-yezamulira
•kulika zindatca
-kulikira , -/jewa
-fakisa
•yambatp, -faka
-vtdisa
•fika
mfiki
'tcopa (ki rondo)
-kirn (-chisa mbaso)
-yeyamisa
-yeyama
durch kumbula (nachden-
ken)
kunanü
nandatca
nganamufa
•konga
-tunga (usharo)
-idikira
icali
-a icali
-tumbulo, -longola
-kamula
-hasa
-longolera
-me me reza
-mem a, -zala ( pf. -zele)
mkozi
luwech a
mharo
pamihn
- kamula
-ftka
vsoga
-yogo/a
-ogopa
-hanga
-yezamulira
-nenerera
-fwalira
-ingiza
-fteata, -ingiza
• dindulisa
-fika
mfiki
-kunga {kironda )
-sop a (mo to)
-yegega
-yeyama
kumbula
Digitized by Google
I
312
Spiss: Ringoni und Kisutu.
\ Vfc 1 t Alt VOVt /ilocl
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nfiniru
tnna.ro
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-lingira
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-Kaitra
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als zeugen
-tapa
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-tu tun i i/i 4.*j"-f/,*>»'> i^1 \
_ / #/ fn /i / m /j /. r »i #*i \
• ( U rri u ^ Tri u rt r Fl y ' / )
anstiften (Unfrieden)
-qaieantsa « -sonyerfza
• ho fidt sq
tlllS LI ill III* 11
-ijcird /\ii^<n€€ra
■iU)7i0uia K %t i ni<) <i
n n v ■* st 1 4 r~i / it> Ii*a iii.* \
HllSlfJlJCIl ylllll rtln.J
-\n jiiurt*
'tea iiy a
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/•■iin/it*!1! I'll, /i lf /■ / Z*l Z»»#
-huirnra. -Mit furo (t>ihti-
tn/tm pin#» \Vm*7*»l pin
WW" TJUIC III , CHI
OWJIH IUI weg, illl »ICH
man «stflRt^
lllall oIAJmJLJ
mistppipiipn
cllWU Cll*lliril
-V/7 inni~/i
-Iii fit t/f-v f/
( - nn Je n\
mit vvpißpm I„phiTi
■ Ulfe ■■ t H'\ . 1 II UC1I1I1
•nnJen (numk'tÄ
-nalcn (tnnnkn\
u i# n w ^ /#• u ft n i/ j
anstrengen, sich
-qina
-kangamara
Anteil erhalten
•yamkera
•yanukira
Antilopenarten
Zwergantilope
huruku
ngorombtec
Digitized by^cjogJeJ
Spiss: Kingoni und Kisutu.
313
-Antilopenarten
Busclibock
Rind bock
Wasserbock
Pferdeantilope
Elenantilope
Kuhantilope
Schraubeuantilope
antreiben (Tiere)
antworten
an wünschen (Böses)
anziehen (Kleid) trans,
und intrans. = um-
wickeln)
(Rock, Schuhe)
anzünden (Feuer)
(Gegenstand)
Arbeit
arbeiten
Arbeiter
ärgern (Ärgernis geben)
sich ärgern
argwöhnen
Ann
arm
( = Pflegling)
arm werden
Armband (= Ring) aus
Elfenbein
aus Draht
aus Früchten
Ärmel
Armut
Art (Gattung)
Arznei
Arznei bereiten
Arznei geben (behan-
deln)
Arzt
Asche
Ast
Asthma
mbencara
ntambaramba
likulu
mparapi
shatca, mpofu
ndandata
•solera (tnsorö)
-yambata
-faka^ xmnula, -ngenisa
•basa (mbaso)
-ktcenda (mbaso)
•ttra mbaso
msetcenje
(•era)
mbateara
ntambaramba
ndogoro
mparapi
mbunju
hindi
ndandala
-totea
-idika
-tcikulira (chuku)
-fwalira
-tngtza
-kosa (moto), -pamba
m.
-nyanya
mahengo
-henga (mahengo)
mnyamahengo
-hakasisa
•nyanya , -dmiwo (über
jemand durch Objekts-
partikel)
-pimilira
chanja (yanja, nyanja)
-yanga, -landa
mshenzi (vgl. -shenga)
-dinga
l uns low
liwoko
-kitca
lunslovu
usambo
vizuzu
liwoko lya nyura
u kitca
lu/uko
kibiki
-tengekeza kibikt
nttizv
chanja cha nyura
uyanga, ulanda
mkutco, lusotco
mti
-Imganisa mti
-lapa (Pass, -lachtca und
-laphca)
nyanga, pl. wanyanga und mganga
zinyanga
mlota lyengey lifu
Uqambi lita/i
lufo may a utamu m/uki
uigiiizeu Dy
Google
214
Si'iss: Kingoni und Kisutu.
Atem
moya
m/uki
starker Atem
mapika , mpefumulo
mapumu/o
atmen
-pefumula
-pumula
( = hauchen)
-yezamula
auch
na
auch nicht (nicht ein-
na . . . rigö
mal)
auf
pa-, ku-
aufatmen
- pefumula mapika
aufbewahren
-beka
- icika
aufbieten (zum Krieg)
-memeza
(Ruf beim Aufgebot:
• muyeztca nd: musire mjtak
of* »Gehet hin und
nehmet: Ihr sollt Proviant herrichten!.)
aufbinden
-kumula, -tcopola
-yaula
aufblasen
-puputa
-puputa
sich aufblasen
-zimeka
aufbrechen (Geschwür)
-bovtoka
-hotoka
(= sich spalten)
-banduka
-banduka
(zur Reise)
-sttka
-wuka
aufdecken (Gefäß)
-vula
•gubukula
aufeinanderlegen
•beka ndaonya
auffahren (erschreckt)
-yetuka
-yetuka
auffangen (Schlag)
-vika
-yepa
(Gegenstand)
•yanga
aufgehen (Tür)
-ytra
(Verband)
-kumuka
-yauka, -wopoka
(Sonne)
-puma
-puma
(Saat)
-mera
-mera
aufgraben
•yimba
-himba, -gima
aufhalten s. auffangen
s. aufhalt, (verweilen)
-swera
-husera
aufhängen
-pannyika
-koweka
(zum Trocknen)
-yanika
-yanika
(zum Töten)
-wopa
-tumbika
aufhäufen
-lunda
aufheben
-nottya, -nyamula
• bola, -nyakula
(emporheben)
-vusa
-imusa
(die Lastauf den Kopf) -chomeka
-tteiko
(die Augen, das Haupt) -pakamisa (mexo)
aufhören
-sia, -leka
-kotoka, -leka
aufhüpfen
-pundumuka
-vundumuka
aufknüpfen (Knoten)
-kumula
-tropola
(aufhangen)
-wopa
-tumbika
aufladen
•ticalixa
-g eg is a
einem die Last auf den
-chomeka
-tieika
Kopf heben
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Spis*: Kiiigoni und Kisutu.
Mb
auflauern
auflegen (Pflaster usw.)
auflesen
auflösen
aufmachen (öffnen)
(entfalten)
aufmerken
aufnehmen (Last)
(als Gast)
aufopfern
aufpassen (horchen)
(schauen)
autpicken (von Vögeln)
aufregen, sich
aufreißen (die Augen vor
Überraschung)
(Wunde)
aufrichten
sich aufrichten
(Falle aufrichten)
aufrollen ( — zusammen-
rollen)
(auseinanderrollen)
sich aufrollen (von der
Schlange)
aufrühren (Flüssigkeit)
aufschieben
aufschließen
aufschrecken trans.
in trans.
aufschürzen
aufschwellen
Aufseher
aufsetzen (Mütze)
aufsitzen (von Vögeln)
aufspannen (ausbreiten)
(Regenschirm)
aufspringen
(Risse bekommen)
aufstechen (Geschwur)
aufstehen
(früh aufstehen)
aufstellen
(Falle)
Aufstoßen haben (vom
Magen)
-lalira
-uuwira
-tera (muH)
-sopa (kibiki)
•nonqa , -tumbu
-hola
-kitmula
- tcopola, -uaul
-vula
-dindula
•sumbusula
•ooniola, -tarnt
-ZtDQ % -ZVcisQ
•pulikiza
-nyamula
-nyakula
-ngpnisa
-ingiza
•tulira
-tulira
-ztca , -zicisa
-pulikiza
-buka
-lora
-non ya , -hanyola
•tondola
•dada, -tukutira
- h yoma
-pakamisa, -koka (meso)
-pakamisa, -k
(meso )
-tinuka
-tonosa
-simika
«
-ytma
•
-yima
•qipa, -tia (mqipo)
-tega (mttgo)
-wiringa
-sumburula
-ooniola
-song ana
-nyongana
- zn mazxsa
-kologa
-hwerisa
-vula
-dindula
-yetusa
-kennuemusa
•yetuka
• kennyemuka
-finueza
-atcinnva
-vuviiku
- vi mb a
mloli
-vunula
- fw ala
-wa
-tula
-yaniara
-tandika
-vula
-dindula
-vundumuka
-vundumuka
-gazuka
-panduka
-bowoza
-tumbula
-yima
•yima
-vukera (kusasa)
-lavca (lukera)
-yimisa
-simika
•qipa, -tia {mqipo)
-tega (mtego)
•bofa
-tea na nduru
Digitized by Google
31f>
Spjfis: Kingoni und Kisutu.
auftauchen
•puma (pezunt)
-puma (pezuru)
auftragen (Speise)
-beJca
-wik a
Dan a auf eine Wunde
-vutuz{ir)a
-kungund(ir)a
streuen
(Auftrag geben)
-layeza
-lagira
auftrennen
-riaula (lunguza)
-daula (lunguza)
auftreten
-nyat(ir)a
• libat(ir)a
auftrocknen
-nyenyeza
-jteiga
aufwachen
-vuka
-yumuka
aufwärts
pesttru
panani. pachannya
aufwärts gehen
-kteera
-kwera
aufwecken
-vusa
-yumuta
aufweichen trans.
-tambiza
-tambiza
■ in trans.
-tamba
aufwickeln
•songa , -tanda
-wiringa, -nyemba
aufwirbeln
-zungazunga
-fungafungwano
aufwühlen
-panda
-pala
aufzählen
-bara
-icaranga
aufziehen (in die Hohe) -hceza
-kiceza
( - ernähren)
-yosa, -fuya
- lera
Auge
lim (pl. meso)
Ii ho (pl. miho)
die Augen schließen
-sisira
im Tode
-pola meso
-kimeza miho
Augapfel
nya/tga ya lino
nyanga ya liso
Augenbraue
luqope (zi-)
ngope
ausbessern (Kleid)
-iota
-bona
ausbleiben (lange)
-sirrra (kakuru)
-hicera (kawaha)
ausbreiten
-yanjara
(die Arme)
-yerula (vianja)
-golola (matroko)
s. ausbr. (».vermehren)
-yanda
-yoroka
ausbrüten (Eier)
•fugamira (maqanda)
-yoteatira (makanga)
Ausdauer (od. gewöhnl. manja (eigentlich Kraft)
makakara
durch das folgende
ausdauernd sein
-sicera , -qina
-hwera, -kangamara
ausdrücken
-minnya
- m innya
auseinandergehen
•lek(er)ana
-lek( er)ana
(zerfallen)
-kumuka
-(tc)opoka
ausoinanderreißen
•daula
-hatula
auseinanderspreizen (dir
-yerula
-tambaliza
Beine)
auseinanderstieben (vor
mwazika , -barazrka , -ba-
pechepeche. pviche-
Schrecken)
ra fr ka (mit oder ohne
p wiche ganz)
barara f tuso
auseinanderziehen
-dösa
-hüta
ausfallen (Haare)
-sutuka
-kundukay -sosoma
(Zähne)
-mtuka
-kulika
Digitized by Google
Spiss: Kineoui und Kisutu.
:U7
ausforschen (= fragen)
-voxua
-kota
ausfüllen (Loch)
-/ultra
-fukira
ausgehen
-hamba
-yenda
(vom Feuer)
-qima
-zima
(vom Haar) s. ausfallen
■
ausgießen
-qita, -turula
-yita
ausgleiten
-eher era
-tierera, -tilembuka
{-tierembuka)
ausproben
-yimba
-yima
aushangen (an die Luft)
-(y)anika
-(y)anika
aushalten
-sierra
-hwera
tapfer aushalten
-qina
-kanyamara
ausharren s. das Obige
aushohlen (Mörser)
•baza, -kwenda (likovu)
-honyola (lituli)
auskehren
-tanyira (mnyumba das
-fyayira
Haus)
ausklauben
-qeta
-hayula
ausklopfen
-tindita
-kunyunda
auskratzen (Kochtopf)
•htcaya {mbiza)
-kokota (chaliko)
auskundschaften
-shola
-nyomera
Auskundschafter
sholi (pl. zi-)
sholi (\>\.zi-)
ausleeren
-qita, turula
-yita
ausleihen
-bwereka
-cheleka, -(y)asima
auslöschen (trans, und
-qima
-zima
intrans.)
(= wischen)
-yes(sh)ula
-porosa
ausnehmen (Honig)
-koka (maheya)
• tola (maheya)
auspacken
-suaa
-tcusa
ausplündern
-yamuka
-nyaya
ausreißen
-sheptma
-tupula
(= ausjäten)
-sakulira
-sakulira
(= ausschneiden)
-sika
-yeha
(Federn)
-sutula
-tupula
{— fliehen)
-nenyera
-menyeyera
Ausreißer
mnenyero
menyeyero
ausreden
-htcaya
-kweta
ausruhen
-pe/umula
-pümula
ausrupfen
-sutula
-tupula
Aussatz
mannata
marohi
aussaugen
munny{ir)a
-nun(ir)a
ausscheiden (= sondern)
-qeta
-hayula
ausschimpfen
•tuka
-liya
Ausschlag (der Haut)
lukwekux (Kratze)
lukwektee
vigavoayaum (Buba)
viwanyala
ausschlagen (m. d. Fuß) -kawa
-takula
(von der Knospe)
-howfßka
-yayara
1
318
Sputa: Kingoni uinl Kisutti
aufschütteln
%m> %M*J*J ft 9 KM w ftr\~- III
-kuniiln -tin (Uta
ausschüt ti'ii
WWW v+tmm \M VW »■
-utto . -turulu -aava
»i^rliwfnkpn f(ipf;iß
'Zuni/urttsa ♦ •zamazi&a
• : ii n n tj rti x n - ~ a m a •
beim Reinicren)
zisa
außen
ixznir ( uatislr\
kwibala
außen an
.i . . ^. •* — ^
TM] Li IJtJ Fl ir ATI/Q
äußerst: zu äußerst ste-
•peta . -kaula
• pavomoka
hen
.•mssnaii 1 1 en
tl 11.^ J> Wfll 1 1 1 T II
- \m n in rn
j J
• t//i n i fi rn
(Anne)
-t/erula
- uorola . -uondorola
ausspeien
-kafula
• f unn u a
aussnotten
ftft U ft 9 \Jf W »v I ■
- shpkn - /i wo« ijü
- hfko
aussnrechen
ft • ftjft»3- » ft-/ 1 W V- ft • Vr ■ ft
-hunt inn
r* ftVV ftft rftftftf*
- i o I' a
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- ijpri/l/i
• t a inh a 1 1 1 o
- t u ti n *i
j v n n y <i
Atiesnn Ipn i ppiniflr**nA
-Sonja
-tm «An
(vom Reeen. Fluß)
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-gemulo
• gemula
ausstellen (ausweichen)
-pambuka
- pad u k a
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oben mis •
t n r it k n f
ausstrecken
- tierula
-aotora. - ta mh al tza .
-vontinlnra
ausstreuen
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- ///J C/f
-MClOM
-hüia
(Kleid)
kurnula
- u? w ^ a
(Zahn)
-kumula
-A-u/a
Faden
-daula
• daula
Axt
lizembe
livago
(Streitaxt)
kinjenje
Digitized by Google
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Bach
Backe
Hinterbacke
Backenknochen
baden
Bahre (Tragbahre)
Bakschisch
bald
bald -bald
Balken
Querbalken, Träger
Bambus
Banane
Band faus Bast)
(aus Baumwolle)
Barase (Veranda)
Barmherzigkeit
Bart
Base (von Vaterseite)
(von Mutterseite)
Bast (Baumbast als Band)
Bastkorb
Batate
Bauch
(Magen)
bauen
Bauer (Ackerer)
Baum
Arten:
a) mit genießbaren
Fruchten
m/u Ja ; gewöhnlich mfuleni
(eigentlich am Bache)
litama
litako
litambo lya mshati
-samba, -yeza
litara
(i)nkunzi
panyani
lomba - lomba , panye-panye
kimuti
mgomba
msenjere
lihova
nyozi, ntambo
htnguza
lukolo, palukolo
kire/u
>, ist
mama
ntambo, nyozi
lidoto
kimunguru
fusu (kisu)
inbirini
-yaka
mlimi
mpotopoto
b) mit ungenießbaren
Früchten
(besonders an Flüssen)
mqokoro
mviro
mßfi
mtunduruka
mdonga
mtondo
mgeregere
magast
litama
litako
-yoga
litara
njombe
padebe, pakona pa
debe
hino-hino
kimuti
mgomba
ml a hi
I itoki
m/egehi
lutonje
lu/uka
lipyana
k inj wemb a
honge
mavou
mlegehi, mgoyi
lidoto
mbatata
lireme
-jenga
mlimi
mkongo, kibiki
mguhu
msaula
mtawatawa
mviro
m fudu
mtunduruka
mdonga
muyombo
mgeregere
mgowozi
mtumbati
320
Sms: Kingoni und Kistitu.
Noch : b) mit ungenieß
baren Früchte«.
(Dornbautn)
mkwango
mkwango
(sehr hart)
muwanga
muwanga
(mit dunkelglänzen-
mgongoma
mgongoma
den Blattern)
(mit rotem Kernholz)
mngenge
mngenge
(Ebenholz)
mpingo
Baumharz
ngazi ya kimuti
(als Vogelleim)
ulitnbo
ulimbo
Baumstumpf
kigodo . kikuwaro
kigodo, kikuwaro
Baumwolle
lunguza
tut on je
bearbeiten (Holz)
-baza
•hongola
beabsichtigen
-/una
-gana
beaufsichtigen
-tinda
-lol(er)a
beauftragen
-layeza
-lagira
beben
-wagaya, -tetema
Becher (gellochten)
kija
kijomera
Becken, Beckenknochen
nyonga
bedecken (z= einhüllen) -yambat(iz)a
fwika
( = zudecken)
-vimba , mbonya
-gubira
bedeuten (andeuten)
-lmg(ir)a
z. B. ein Kam 3ü eon (am
Weg) bedeutet Un-
glück lunwao twalinya
msoro
•
bedienen
-tumikira
-tumikira
bedrängen
-nengeza
-fahisa
bedrohen
-satcisa , -yetusa
-yogo/a
bedrücken
-nengeza
-fahisa
beeilen
-nonopisa
sich beeilen
-nonopa
-kila nyata
beendigen
-peza, -kedisa
-mala, -yomola
beendet werden
-pera, -keda
-rnalika, -yomoka
Beet (Saatbeet)
msere
likimba
Befehl
mteto
mteto
befehlen
-teta mteto
-teta mteto
befestigen (durch An-
-betera
-komerera
nageln)
beflecken (besudeln)
-yona
-hakasa
befragen
-kota
befreien (loskaufen)
-sangula
-kombola
befriedigen (zufrieden-
stellen)
befriedigt sein
-tea
begegnen, sich
-shangana
•kongana
Digitized by Googl
Spiss: Kingoni und Kieutu. 321
begehren
-haukira
-yana
Begierde nach
shizio ya
rn oyo , mtima tea
Beginn
kinnro
ulongolo, utumbulo
beginnen
-tanyula, -qara
-lonyola, -tumbula
begleiten (eine Strecke)
-pehkeza
-pelekcza
Begleiter s. Genosse
(= Diener)
nyeke
msonyoro
begraben
-yimbera
-y im iva
begrüßen
- ones ha
\M V» 4. 4J 4W 4>V
behandeln (ärztliche
*-» V llnll V*\_- lift Itl 1 Afellvll I
-laixt (Pass -lachwG. und
///I// tea l
behauen
- honoola
beherbergen
-nyenisa
- ( 1/ \ina iza
behüten
-lind(ir)a, -londo/oza
•lind(ir)at -lolera
lvei
va i f/ju t Atz
Ha: m u '. k u
beide
-onkt
- oha
Beil
lizembe
l iva QO
(für den Krieg)
kinjenje
kinjenie
Bein (Schenkel)
mlenze
lib(ic)ondo
1 Knochen)
Ittd 17iuU
4 4 ## »4*» 4*
Ii hup a
beinahe
durch -sinda (entrinnen)
• lama
oder 'Inula (verfehlen)
beisammen
pamozi, ndaonye (ndawo-
pamonya
inve)
gedrängt beisammen
-chujxi
gehen
ItfMseitf* (rufend
i-biza\ -ffhrn
1 ■ » V* f v UM/1*
I - k pm a \ • ? n e
beißen
-luma
'luma
beistehen
-patisa
• tanoa
•7
beiahrt ('s. unter <dt)
•thtro
' aoo o I o
l>eiahrt werden
lupala (pf. luptle)
bekannt sein
-uazika
bekennen
- idika
bekleiden (einhüllen)
-yambata (-isa)
-/iri'Ara, -vunulisa
! if*k ( )i 1 1 in p n
1 JV lkWlllllll.ll
v a nil k ir a
bf'hidfii
• FT. III U*. !•
4 M/U * IOU
m IIP (1 I ,« /]
belagern
•zunyula
- tin dir a
beleidigen
-kalimtrisa . tukutirisa
44 4« » 4 444 ■ 4 -F V4 9 4M44U44« »V V4>
- h v om c r i s a
1 K'Umrli te n
-L'Ofii-SQ
- //t »i / / a' a
"4 *• 4 4 %y \M
bellen
•youyota
- %c u tc U to
belohnen
•pa nkunzi
-pera njombe
bemächtigen, sich
-bamba, -yamuka
-kdmula, yanuka
bemühen, sich
-ipita
-kanyamara
benachrichtigen
-bika (-era)
-m uvula, -tawirira
beneiden
-bonera shizio
-antra liyoya
beobachten
-buka, shora
-lora, nyomera
Milt. d. Sem. f. Orient Sprachen. 1904. Ill Abt. 'Ii
322
Spiiss: Kiiigoni und Kisiitu.
beohrfeigen
- TlUJn OVO
- pa tn a nd a
beraten , sich
-kuruma zindaira
-jova miharo
iiei aiung
(zi)nda%ca
tn i harn
nerauDPii
•yamuha
-yafiuka, -jtoka.
uei auscnen , sicn
-y a I a
bereden
-nyenger> rat
1. „ y _
-kofya
bereiten
-sendere za , -linganiza .
'heyereza, tendeki r>i
-(lu)lingi,sa
uei eiis
/»ya (iiacngesei/i)
nn* (uacngesetzi)
bereit sein
-sender a
• he y er er a
Deren inacnen
- he ff ere z a
oei euen
uui (ii -i tuet snizio
• v o v a m 1 1 tu a
Berg
ninwa (lok. encoweni )
kidunda . kttutnf >
sie ii
-fiauk'o
-hatu ka
I'M IlKflll i »in f Cl' 1111 \
Der uni en { — anlassen)
-(jut/ion y-ixiiiiOQ)
-naxa yh amuia *
oerunigen (oireiienae)
•lamula
'kentjerera
/ ■ Bin ■ ■ unit i\ m »«v t\ » •« ♦ \
(, 1 i auernae, crzurniej
•pept&a
•pepisa
(i\inü|
-bindtsa
-nyama.ta
sicn oerunigen
-ft/M, -pepa
'tufa, -pepa
1 f Coclll 1 Vl&I "II 3* UUvil
Geister besänftigen
-pasa maslost, -bucira m.
-teta mahoka
beschädigen
-yona
- hakasa
■ \nc> f\ n n ^4 * fw r • ■ • xk vft#4 ^k n
nescnacugi v% ei neu
« * XI B.*^ftr /^ftt
-yonendia
n a h a 1 a
oescnai ngen , sicn s>. ar-
beiten
bescheiden
-mazima . -qrtto
nescnenken
-pn
-per a
ne.sciiuii piei.
-CUhU
-iiga
iiescnieuuigen
•
'Mmt/pusa
iM'scuinui/en
•yona
- n o h a s a
beschmutzt werden
-y<mek{ar)a
• hakala
beschneiden (z. H. iNagel)
-jutca
- dümula
Beschneulung
kimungo, unyotjo
oescnui/.en (»or weianij
"lontioiozfi
(vor 1 i n i'cc lit)
•Ininulira
• ken gerer a
II ...i„
IJesehutzer
mlondolozi . mlamuliro
beschuldigen
-qetca
- h eha ( ~ele a )
fälschlich beschuldi-
-qainbtra manya
-tietera maheo
gen
beschw indeln
- dtrr a (-er era)
-diera ( -erera )
Besen
mtannyiro
m/t/afftro
besiegen
-slura (-yashula)
-ptta, -ruta
besinnen, sich
-kvmbula
• kumbuka
Besitzer, besitzend
nmyikazi tea-
mnya-
Besorgnis
uijxcara
vrnga
Digitized by Google
Spiss: Kingoni und Kisutu.
6 £6
besorgt sein
-sawa; -kumbula
-ogopa, -hola
besprechen sich
-kurutno zindavea
-jova miharo
besprengen
-tera (-erera), -fesa
-mija
bessern, sich
-sinda
-lama
fron Kranken)
-qaukdi -sinda
-lama
best; 7.i im besten halten
-shala no-
-kina na-
bestätigen
•vuma
-idika
besteigen
-kteera (e.Berg kuntatca)
bestrafen
-tukutira
-hyomera (mit näherer
Angabe)
bestreichen
-tambizira
-pakira
besuchen
-bona
-lora
betäuben
-hindusa
-hindusa
1 stäubt werden
•hinduka
-hinduka
betrachten (anschauen)
•buka
-lora
betrauern (Tote)
-kalira malirn
-embera maliro
betrinken, sieb
-dakivea
-yala
betrüben
-dadisa
hyo mesa
sich betrüben
-dadira oder durch shizio
hyomera
ikara, = iyenyera
betrügen (beim Kauf)
-sherera, -dierera )
- a onga , -punja
(beim Versprechen)
-nyenga \
betteln
-kera muyanya
yupa mkiwa
Bett, Bettstelle
kitanda
kitanda
Schlafmatte
mpasa
uyono
beugen
-yogotcuia , -yogombisa
-pinda
(Knie)
-anyukira fidoro
-f ugamira
sich beugen
-kotawa
- yoatna
Beule; Beule schlugen
-]H)irol(i
-hotola
Beule bekommen
-poteoka
-hot oka
beunruhigen
-nrnyeza* -tambuza
•ngaha
Beute machen
-yamttka, -tola, -(ata
-poka, -nyaga
bevor, wird umschrieben
durch das -Noch-
nicht- Tempus«
bewachen
-linda
-loh ra
bewahren s. d. 0.
(aufbewahren)
-beka
-teika
bewerfen (mitLehm ver-
-namika (ludaka)
-mata (ludope)
putzen)
bewundern
-yetukira . -tnkoza
-l um pil ira
bewußtlos werden
•hinduka
• h induka
bezahlen
-.säula
- 1 ip a
bezaubern
-loya
-loya
bezeichnen (Zeichen ein-
-*ika mbara
-tt ma nemho
schneiden)
324
Spiss: Kinu'oiii und Kisttiu.
bezeugen
bezweifeln (in Abrede
stellen)
biegen
biegsam sein
biegsam
Biene
Bier
Biestmilch
Bild
bilden (formen)
billig (vom Kauf) adv.
Binde (aus weißem Stoff)
binden
bis
Bissen (Breiklößchen)
bitten (um eine Gabe)
(um Erlaubnis usw.)
bitter
bitter sein
Blase (an der Hanl)
Harnblase
Blasebalg
Blasebalg treiben
blasen
aufblasen
Instrument blasen
Blasinstrument (aus
Holz)
(aus Metall)
Blatt (Baum-)
Blattern (Pocken)
blau (dunkel)
Blei, Kugel aus Blei
bleiben
blenden (von der Sonne)
blind werden
fast blind sein
blinken
blinzeln
Blitz
blitzen
es blitzt
blöd
blöd werden
Blödsinn
-.shanz(ir)a
-yala
•gogrncisa (•gogombisa)
-gugouara {-gogombara)
•a ludaka
nyosi (luuyosi)
ucfnntla, ttgai
kitutei
sanamu (kisw.)
-tcum/m
kuse. wabteino
mir rre
-tcopa (-wocha)
mpaka
ndongi
-kera
•chera
•kali
-vava
•likafi
lifuruzo
mfua
-fitguta
-vutira
-puputa
-bfta
kituliro
karombeta
lilrjiti, liqembe
lihomanga
-mnyama
kipohpolo
-shala (|>f. shalile u. -shezi)
qopa (meso)
-fa meso
-tea na kiboko
•baneka
•kopeza
mbatnba
-baneka
iyabaneka (seil, mbamba)
kishora
■shannya
mashetmya
• shanz( ir)a
-bera
•pin da
•pindika
-dfke (deke)
n juki
uyitnbi
kitutei
sanamu (kiste.)
■ icumba
tea bvein o
m tee re
•kunga
m paka
ndongi
• yupa
-jovera
•kali
- vina
nyeren yerr
lifuruzo
m/u a
-fug uta
-pufa
-puputa
• beta
kituliro
karombeta
lihamba
nrluK i
•pili
kipnlopolo
• tama, -ka/a
-homa (miho)
• koyoka
• tea na kiboko
- mulika
•kupira
mamba
•mulika
kishora
-prnga
mapenyo
Digitized by Google
.">PISS: lYlllgOIll Ulm JMMIIU.
blüken
•kara
-meta
bloß (= nur)
kupera, nga (postpos.)
hera
(= nackt)
chabe
tcaka
blühen
-shuma, -merisa ulutca
shuma, -merisa ulutca
Blute
ulutca (pl. ulmca)
ulutca
Blut
ngazi
m tea st
bluten
-puma ngazi
-hu m a mwasi
bluten machen
-tunusa {tunuka)
-tonosa
Bock
liprmijo
lipon go
Boden ; auf dem (den)
past
pa hi
Boden (aus Lehm) legen -sinda \ludaka)
-kilima (ludope)
Bogen
mcnoni
(m)pindi
bei Seiteninstrument
liyuhu
ligumbu
ooiineiisrieu . r isonri
TfturlUf/rlUO
mandondo
große runde
zinslugu
njugu
(oiian. Kunae)
ztstumay
nan da la
oUtUUCIl DDlllK.
mangi
Krbsen
ndozt
ndozi
DiillrcU yUlll vi« IJrtSIIcIl J
'ji'jf', -tin a , -pes na
-peyea
\ UUrCn oicCIlrn )
-S/KJU (l
-homa
doch ^ rjnuauni j
figtcamoa , vthutnn»
teato
noi gen
-incerehQ
-yasima
R < 1 1 • tr *» nlr n IV» i*
IHM KCIIKUltM
-kifnl'tfe
-ki/ukuze
{sein DoiirtMi iin iiuiz
1 wj t>J)SJ
•pr/ifla
-fukuta)
bose
-wt
-haki
nosiicii
lunya
lunya
ooie (cuuintii
mwiht \ pi. ^i/nrtifti)
( ftunasonattei )
shnli (pl. zisholi)
DOlSCIlHll
zttidoico
miharo
was gibt es neues?
zindatca muni (zindatca
njani)? kunjani
Botschaft bringen
•bika; (geheime) -shewa
-bika; -shetra
Brand
mbasn
moto
braten
-kazinga; -yocha (-yosa)
-kalanga; -nyanya
Brauch (Sitte)
mkuwo
mkuwo
brauchen
-/una
-gana
brausen
-pupuma, -l)ira
-pupuma, -bira
Braut
mlmcokazi (vgl. -lotcola)
Bräutigam
mnyikazi ica mtimba
brav, braver Mensch
ligezu
brechen
-yepula
-denn y a
(Brot usw.)
-shejmna
-mega
(Steine usw.)
-faya
(vom Auge)
-pofa, aima
sich erbrechen
sanza
•
-deka
(von der Stimme)
-jtendula (fizwi)
-pindula (liloire)
326
Spiss: Kiiigoni und Kisutu.
Brechreiz haben
shizio hi if tr a (nyera)
Drei
sima, kijeza
ugali
Drei \ oiii gestrigen
mlafo
uporo
Tage
nreii
-banzi
-banzi
im eil »iiut.ii uic
-natca
ureue genenj
Di i'iie
ufninzi
u banzi
Bremse
liwtjgu
nrennen irans.
-cha, -chisa
-nyanya
intrans.
-vula
-yaka
li 1 • t • t 1 I i 1 H > 7
ü 1 t I I 1 1 I 1 ( 1 J /.
nkuni (gew. pl. zinkuni)
say a I a
Ol »'1k.
ubao (kisw.)
ubao
tsnei
barua, cheti (kisw.)
barua, cheti
hMnrfän lltir._\
uriii^trii ^Illll-J
-mukisa
-peleka
neroringen
-leta
-leta
\ ..~^i. i „
brodeln
-wrra, -pupuma
-he tea
lirot
kinkica
Bruder
m/o (veraltet)
mlongo
mein, unser Bruder
mtatiaktcetu
fluin aiiai* Iii1! iilnt'
mtanakwenu
sein ihr Bruder (s.
mtanaktcao
auch Schw ester)
aiiesiei r>iu<ni
mkuru
( - \ erw anuier;
kin in i
m/nnyo
mtandato
ulalo
Brühe (Fleischbrühe)
mxuzi
•
msh uzi
urtiuen ^\oin mnuj
•kara^ -kmmya
• rmba, -bota
» oiii oiier, l«o\\ en
-bonya
- b u m a
vi iiieu ^nci ausDi uien )
-fugamira {maqanda)
•yowatira (makanya)
■ ■ Ivikii ill tarn c~* 1 * » a t ■ ^iiii
ulkt eiwas muten
-kumbula
• kumbuka
*Ol Ulli. eil ^ V» a»>t!I
mtombo
kifiica
niunst; in isrunsl sein
•/una ndoda
-/una ngosi
1)1 ust
nganga, ki/uura
kivimba
1)1 USK!
mateele
mate ele
brüsten sich
zimeka, ziyangisa
•zidu/ya, zitoya
iiiii. Ii
kitabu (kisw.)
kitabu
ihickci
ki/umbu
c h u m b i
IHIlHCUg Mill
•ica na ki/umbu
-tea na chumbi
uucKen . sien
-kntama
• yinama
1)1111(7 1
nyati
njati
J3I11H1 s. \ tri nag
Bündel
nyanda
I i kin ja
bunt sein
-ica na mabara
-tea na mabara
Bürste
mtannyiro
m/yagiro
Busch
ta/eni
dasi
Digitized by Google
Spiss: Kingoni und Kisutu.
327
Buschmesser
mbemba
mbemba
Busch bock
mbau-ara
mbateara
Büsche! s. Bündel
Butter
ma/uta ga Iwisi
D.
da
lapa, ponerapa
kono, kuni
Dach ( = Stuhl)
lupaxha
lupasha
der oberste Gras-
chankonyo
kitubiro
büschel
Dachsparren
lutungo (ein-)
mpayaro (lipagaro)
daheim
mu-, pa-, kukaya
mu, pa, kukaya
bei mir (uns) daheim kicetu
ktcetu
bei dir (euch)
kteenu
kteenu
bei ihm (ihnen) >
ktcao
ktcao
damit (durch Konj. auszudrücken)
damit nicht, durch Konj. mit -ngo-, oder durch Konj. von -sia, -ieka auszudrücken
dämmern
-sa
-cha
es dämmert (morgens) iyasa, kuyasa , kusire
kteacha
vom Abend
ktdizwarara
kuti Htm
danken
•bonga
»danke schon-
teakalipa !
teasengura!
dann
ngasrmuva
leke
oder durch -pinda
(nachher tun), z. B. ndihamba kutenga, ndizapinda
ndichuleka ich gehe kaufen, dann werde ich wiederkommen.
Darm
luiumbo (pl. ma-)
lutumbo (pl. ma-)
Dickdarm
tnatumbo manyaka
kleines Gedärm
matumbo mangrmwane
darreichen
-leta
-leta
daß (Aussage)
kuti, katna (koma)
mannya, kamba
Daumen
kigumi
kikururu
davonlaufen
•nyenyora
-nyenyora
Deckel
kivimbo, kimbonyo
kigubiko
decken (das Dach)
•fuiira
•lima
( = umhüllen)
-yambatha
-fteika, -fwala
(mit Deckel)
•mbtmnya
-yubika
(von Begattung)
-;eka
-;eka
dein
•ako
• ako
denken
-yamba, -yenza liqiri.
-kita luhafa, kum-
ktimbnla
bnka
denn ( - - weil)
ndawa, fokit
(beim Imperativ)
ke. pera (postpos.)
p>' ra
(bei Kragen)
bona, bonani? (Imperativ
it n ii di'f
von -bona sehen)
• gut denn!«
bona(ni) pera
328
dennoch
deutlich (adv.)
deutlich machen
Diarrhöe; nn Diarrhoe
leiden
dick
von lebenden Wesen
so dick wie . . .
Dickicht
Dieb, diebisch
(= Räuber)
dienen
Diener
Diener auf dein
Marsch, Proviant-
träger
Dienst; /.u Diensten sein
dieser
diesmal
Ding
■ Ding« (das man nicht
nennen kann)
Distel
doch (beim Imperativ)
(-ja doch)
Donner
donnern; es donnert
Doppelflinte
Dorf
Außendorf (Sklaven-
ausiedlung)
Dorn
Arten: groß, weiß
groß, gelb
kruinin. gelb
gernd. mittel-
groß
Blättergenieß-
bar
ganz klein
<lort (in der Nähe)
(in der Ferne)
Dose (für Schnupftabak)
Spi.ss: Kingoni und Kisiitti.
chatte (nipe chabe gib mir
dennoch)
kakuru
•laya, -fundisa
•cheka
-kitru
•lupala
nyaka . . .
lixati, litogoro
mbafa (pl. zim-)
nyakato
-tumika
nyeke
mjingati (pl. mi-)
-aendera
loyu usw.. enje usw.
nam u*a
luto (pl. zinto)
kipete, kito
luhano
ke, pera (postpos.)
o)
kande; nde! (postpos.)
mdumo (tea vula)
iduma (seil, tfula)
kibamu cha mih/mo miwili
mttzi
mlaga
Ufa (pl. mefa)
mkieangit
mknkoro
mlashawanhi
mzirazpmhf
mlungteane
kinjacha
lajx*
näjxiya
ti/uko
h irahira
nt>&o} k a tea ha
•fun dish a
-tumbulira
-tea ha
tnhitu
tn teivi
-tumika
msonyoro
-heyer era
uyu usw.
I era
kin tu
kin on o
luhano
pera
hanga
mburumo, mrundum',
(wa mvula)
ya/»uruma,yarundumo
huti ya mifomo mitrtlt
muji
m te if a
mkwanyu
tateatatea
mlashawantu
mkttngu ti
uko
kula
m/uko
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Spiss: Kingoui und Kisutu. 329
UOIUM
it'HnUW WO tlijülttto
Ölungen ^sioi'di)
tilt f 1 1 dM.«lST«# Orm
•nur« , und it.s<i
- aura , -a una us a
( antreiben)
-chupisa
- cnupi s a
sich drängen
-vhupa
- c It tip a
Draht (dünner aus
sambo, nyeta
.v a moo, ny eia
Messing od. Kupfer)
(dicker)
tisongo
it son go
draußen
panje {pansle)
m w i o a ia , tcwioa i a
(= außen ums Haus paseli (kuseli)
K 01*11 in^
HCl Ulli J
drenen grauen)
-f>OW {(ttttf/iua)
• Ufj tu |(U(VHIf |
( = umweniien;
fi7i n n n -in at In
ny una mu la
drei
-tatu
(Jrescnen (vietieiue)
-im tu
-hula
ui Hillen
«TIS« L'fl ti
tit tin fill
wn #l /I y t
Uli vi"
_ ff Qif/tfff
_/7 ftn f t i
u r(u ( Ft
uro Den
JJr » U rii
pu/iuni, jjutnunnya
urimen^r uiiiHciiijagciij
-•v/ '{ i'\u
» it fi fl ft f/7
(zu schlagen drohen)
•songera
drücken
-bandiza
- itmotra
drunten
pasi
pah i
du (tonlos)
u
u
(betont)
wetro, teeno
Wfnya, wfwe
• du bist es-
nguxte
If U W r
dumm
-purupuru
purujiuru
dumm sein
- 1 eng am a
Dummkopf
kishora
Dummheit
ushora, upurupuru,
ulhcazi
Dung, Dünger
vlongo
in ahull
dünn
•nyani
-dflte
(von Stoffen)
-rura, -ludaka
dunkel (Farbe)
•rnnyama
• mo
dunkel werden (v. Tag) -liztcarara
-iiiiwiiru
Dunst
must
durch (Mittel)
na, hea
na. A* ic a
(örtlich)
mufcali (pa-, ku-)
mufcali (pa-, feu-)
durchbohren
•gicaza
• ho in a
(das Ohr)
xesa
(durch Drehen)
-pesha, -poteoza
-peg e ha
Durchfall haben
•clieka
- tu in bu lira
durchprügeln
•chaya, -lata
-towa, -timlta, -pu
sich (buch prügeln
-chayana usw.
• towana usw.
durchseihen
-cuzisa
-hu I una
durchsickern
-vuza
• hulula
durchstechen s. durchbohren
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330
Spiss: Kingoni und Kisutu.
durchwaten
-kupuka
-yomboka
Durchzug (Querbalken)
mgomba
myomba
laufet
1 1 1 1 1 S l
ff II ft t c*
dürsten
'ifitina ( pampimbo), 'tea na
-ona nyota
E.
eben sein (Terrain)
-Unyanira
ganz, eben sein
'liiiyanira kwte
[= soeben)
tomba naha, karoku naha
h in o naha
oder durch -sanda (wasanda kußka eben sind sie angekommen)
ebenderselbe
loyuloyu
ityuuyn
ebenso
hdahda
tnetco
Lbene
palinyamreyo (wortlich :
wo es eben ist)
Eben hol/.
mpinyo
mpingo
Eber (Wild-)
V -ft 1 \
ngako (ftaoaa)
.ipatigo (ligost)
Ecke (am od. im Hause)
kipunyu (mltvndu)
kipunyu (mbundt
eckig sein
•ßiiyera
'/in y era
Ehe. -Schließung
malfftcolo
mal a wir o
Ehe schließen (vom
-loteota
-laieira. ytya m
Mann)
(von der Frau)
-Uncoletea
-iatciriwa
Ehe brechen
•pinqa
-gonrka, 'kern a
Ehebruch
nyonyola
a kerne
ehemals
kadrni
k a tali
Eheweib
mfasi
mdalla
ehren
•bonga, -tokoza
-senyuza
Ehrengeschenk (an den
msncenjc
Häuptling)
(an den Untergebenen)
shome (pl. ma-)
Ehrgefühl
soni , zisoni
shon i
Ei
tiqanda
likariya, fihumbi
Eier legen
•bekera maq.
-tayira maq.
Eier ausbrüten
-fuyamira maq.
-yoveatira maq.
<<o
utumbu tea /.
Eidotter
u/h, mm tea l.
Eierschale
fijicaro, liqembe
libasi
Eiweiß
fisope lya 1
litearafu lya l.
Eid
mafungo
m alapo
Eid schworen
-futiga
•lapa
Eidechse
kireuruumndu
kiteuruteundu
eifrig srin
•kutala
-kutala
Eifersucht
ukteere
ukteere
eifersüchtig sein
• bona ukteere
•bona ukteere
eigensinnig sein
-lombola , -.shanya
-penya
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Sri.vs: Kiugoiii und Kisutu.
msevcenje
utnyikazi
mbiki (j>1. zimbikt)
-nonopa
maitono, mazinyani
mbiza
• mozi, -nye
pete
-fa liso
-yezamula
ligwamba, mkumbi
chiima
in nya-
kilonyola
nyata
k in ayi
-motiga
itono
-koyoka
•yahamula
wa to, ligarawa
Eigentum
Eigentumer
Eilbote
eilen
eilends, eilig (adv.)
Eimer
ein (num.)
(irgendein)
einäugig werden
einatmen
Einbaum
einernten s. einten
einlach
einfädeln
einfallen (lliitte)
(sich erinnern)
einfordern s. fordern
Eingang
eingeben (flüssiges)
eingestehen
Eingeweide
eingießen
eingraben (begraben)
Einheit (Alleinsein)
einige
einig sein (einander
lieben)
(einander helfen)
einladen
einmal
noch einmal
einmünden (Fluß)
Einmündung
Einöde s. Wald
einreiben
einreißen
einrichten (ordnen)
einsalben
einsam
einschärfen
einschenken
einschlafen
einschlagen (Nagel)
(Weg)
einschließen
( — umzingeln)
-mozimozi
-fakiza (funguza)
-dirika
-kumbula
mnyango
-pttzisa
-vutua
matumbo
-tera, -ytta
-hiinbera
urnozi
-yakteene, -nye
•tatidana
-jxitisana
-memeza
kamozi
kanye
•shangana na
mashanyano
-tainbisa
•diriza , -fuza
•litiganisa , -lungisa
-tambisa
•edica, -odwa
-laytza (-layiso)
-tf-ra , -yeta
-yezera
-bet era
-lunya, -qanda
•vala
-zun gtdira
-mongamonga
-bomoka
• kumbuka
7/1 lyango
-kinga
-idika
matumbo
-$opa
• gi mira
ti manga
-ngi
-gait a na
-tang a it a
•ke ma
ka manga
kangi
-kangaita na
koitganano
- pa ka
- h a rn ola.
-kola
• paka
-e ne
-titiga, -lagiza
- $ a p a
-gochera, -sisira
• k omer er a
-gen da
-din da
•tin dir a
332
Spws: Kitigoiii und Kisutu.
•
einschneiden
-SIKQ
-ttma
(schröpfen )
-qawa (mutt)
-tetnera (kibikt)
Einschnitt in die Haut
nkorosa
nembo
(Stammeszeichen )
(vom J^chropfen)
shanga (pl. zinshanya)
shanga (pl. c i n $ ha nga
einschüchtern
-saveisa
-yogofa
einschen
-yazi
-manya
einsetzen (ins Amt)
-Ivka (ukoxi)
- ic ika
einsinken
einsperren s. einschließen
einstecken (in die
•faka. -tera
• sopa
Tasche)
einstürzen
-dirika, -fuzika
- b o m o A" a
eintauchen
-nyenysza
-tumbi k a
eintauschen
-tenga
-gura
eintreiben (Schuld)
-ftanika (zi/idatra)
eintreten
-ngena
- 1 n g i r«
einweichen
-nyenyeza (itatnbe damit
- tu m b ika
es weich werde)
einwickeln
-songa
•gonja
einwilligen
-rumira
-idikira
einzeln
-mozimozi
-mongamonga
einziehen (Schuld)
s. eintreiben
Eisen
simbi
chuma
-stein
mdopft
a usgeschmolzenes
Eisen
uta'i
Eiter
ulximru tea kironda
iti a/tra
Eiweiß
lisopt lya liqanda
liteara/u lya l ika nga
Ekel empfinden j
j -nyanya oder .shizio ina
• KrnicyemuKa nyera
ekeln, sich
\ manyara
mtima una nytra
Elefant
nsjofu
n d tmbo
elend s. arm
Elenantilope
shnxca. mpafu
in b u nj u
Elfenbein
lizinyo lya nslofu
Uno la ndembo
Elle
inkono, chanja
kt teoko
eine Elle StofT
nnrere (pl. miyerr)
Ellbogen
nkata, ttgongorteane
THfQ t(l
Eltern
icaza/i
empfangen
-pasitca . -yamkera, -kanda
* f '
- periica, -yanuhira
empfinden
-ztca, -bona
-lot a
empören, sich
-tea na funzi -zibuxa
-tea na ngondo
(mnyikazi)
empor
p>:uri4
pachannya. panant
<ku-)
Digitized by Google
Sptss: Kingoni und Kisutu.
Ende
tnuva
inn uu in a
am . ans Ende floc.^
(eynuveni
M 1 1 f* } 1 1 '/ 11 lf»t"7t\
YTIIUIIHI 1 AiIIIVk I* *> 9 1
• fi tti n tt tt tu fi
14 III It tt tt, Ilm U
zu Knoc (äIIc) sein
-ll'Tfl -ftftd
-fnalifCQ.* - v o m o k (2
nm H nila cttin / V f 1 1 1 —
«IUI 1«IIUC o 17 I II IY Uli
.n/ - i.tf/7 ftp ft i tt/l
• in n 1 1 m n.
lit u 1 r.U
endet haben)
fnir
-n itnni
- df he
»i r i/ c
En,,pl
walaikd (kisw.)
Enkel
mzukuru
mjukuru
entbehren
-dinga
•dinga
Entp
fit In dn
Ii bti tn
en i it* i ten
-KiimhtiDirn
-finn inrnlti
rntfVrntMi
V> 4 ■ * ■ \^ I I4V 4 4
•susa , -kocha
• vctt&a, 'teinga
*mi I t<*i*nt
Cllllvt II V
ntittili letitn l i
ji u * u t i . nwtwcf
t*t\ t i 1 1 #*f i #*n
V> |J 11 ( I vT 1 1 1 1
-nnlfkn -ri iiftitirrn
l/H * t ft IM , II Mint tltZt IV
m lr t m h i r fi
' n 1 ' ' 1 VlrU
entgegengehen
-sannairrza , snnaaicisa
-kin a a mir a
entgehen s entfliehen
einer Gefahr
•sind a
- fa tu a
Kntgelt
(i)nkitnzi
n i iim h i*
ft J it ffi u r.
enthalten, sich
•sia, -lek(er)a
-IrJen .kntnle n
' t r n tt % n u • u r\ u
(von verbotener
-zira
- h ira
Speise)
enthülsen (durch Stoßen) -kotea
• i it u ii y LI
(Deckblätter abreißen)
•sua (magembe)
-hon da ( rnaka vza)
entlaufen s. entfliehen
entrinnen (Gefahr)
-ffinda
_ //* «M /7
entscheiden (Sache)
-juwa (zindatca)
■ // fi. tn fi 1 ft i tn iJtftv f%\
entschlüpfen
•pukutiyiika , -cherera
> n/i avi fj n t//i a*/i — ti 1 0
Iß (/ n " fl /( y " >• U 1 • f> » 4 »C
hak ft -tifiTtpfft
entschuldigen, sich
•pepisa
m Yl P n|'c/|
iL/ C 1/ »Ol*
entwöhnen
-lumulisa (liwele)
entwöhnt werden
-lumula
»r/K»
entzaubern (durch Zau-
-sasua
• *
"Ion dn In
bermittel die Ursache
des bösen Zaubers
suchen)
Epilepsie
kihmduhindu
/* J 7l # w // »/ Kind M
/* 9 It f Ii M H II 1 /( U W
Anfall bekommen
-hinduka
er (tonlos) I. Kl.
v, a, i
(betont) I. Kl.
yena
//| ff <'' // r°
»er ist es« (I. Kl.)
nytiye
erbarmen, sich
'bonern musa
'onera lipyana
Erbarmen
tnusa
lipyana
Erb«« (das)
liptrera
lipicera
Krbe (der)
mnyikazi tea lipicrra
mnyalipvcera
erben
-hala (lipicera)
-hala (lipwera)
334
Spiss: Kingoni und Kistitu.
erneuten
•yamuka
-poka, -yatmka
eroiiicn
-Atta
•yupa
erblinden
-Ja meso
- koyoka
t i i u treuen ^gcw aiu%aiii;
-ilmiln
'lUIII'l
• A /> /t/ //7
ninll nn], V*43f> linn
sich erurcciicn
•*an~a
" O " A o
F-l DM?
n a o. i
Crae
lizwe
ml im a , hin aim ha
1 oie r<rue
A itcunja
A i A tmja
sandige l^yiltz
III »»y» ■ M/T /t m £>/Ta#*/T
fft'SQWGn , Tri -Sutra
in s ii any a
( fi'l t/1 * ftl/t f
1 m m t\ n n n
itjnnanifu
tllQVrtC
•f 1 1 QIC l
Erdnüsse ernten
-htm'ta (mat.)
•pal a (mal.)
W/1 tv a II i'QnntKnnti
IjItltVAll {OaalDeeV/
tu i'ji »•<>
if IS? / '
1 k X* t* än>t #■ /•
f r A 1 m (/ (i
erdulden (Leid)
*zica [u&hunyu)
-bono (ushungu)
ereifern , sich
-i7aa(»r)a
*hyom(er)a
et lassen
-OQmUU \tr Hm. -VQ/iJlCQ UuQ
~ h am ui a
oamoitca)
«»ff* r*u nun
ei irruen
-«lir<*u , •■sneisisu
Ii dt Z* i" i? /»
"rtrA 1 * ff
mi. u erireueii
-tt/ II ff
_ /> /i i* #t
ei innen laiuuiieii j
-fjaw./ia
ergreiien s. erlassen
t*riiBllcli
2* «7 «• /T _ a«#T >*a«2*i r~/T
*poK era , - yanv n t r i
M-ftitiyv -.Ginnen
_ / T» /T
eriitrijt^n ^> oin ijuucn1
" kf // f/ f ff
{in cup 1 1 out" j
- A* tc f z a
iii'ik.. 1 1 1 1 1 1
{UH.S IiaillJlj
_ irv/f L»rt -m i ik» a> ■ / i / vi ii / t/t \
-Jßfln U ttnstl \ f /A flflfJu )
— y • / Tl /"» <JT a>a*l 1 0 AT TT! / • ^ ^
/ /l i kk 1 1 *i r i * 1 kk ••inn Aiif
{me iiaiiue /.uiii /\m-
yanya \fyo"jn>
fangen)
(tue otnnine)
Z*ft n ^ • d / # k \
-Atccza {iizwt)
-r\tcf'~a [ 1 1 ztc i )
s. erheben (aufstehen)
-yima
-yima
( = sich empören)
•zibusa
erinnern
-kumbusa
-kit mbu sa
sich erinnern
-kumfmla, -yamba
-kumbuka
Erinnerung (an früheres)
tnnynzo
erkennen
- manny a
erkennbar sein
-yazika
-mannyiKa
erklären
■Juri da, -lay a
-fu n<i\&ha
erkranken
-t/iira
-rwara
erlangen s. erhalten
erlauben
-ittka . -vutnera
-st1 ng a , -idiktta
£.1 KttllMll.s
ruliii.sa (KisW.J
tun r.ilaiinnis nuten
-kera nrlawa
* * a ■ » * Aft* aas a*
• yupa mnaro
erleuchten
-baiiika [-isa)
-inul ika ( isa)
erlöschen
-qima
-zivia
erlösen (aus Sklaverei,
•saiHjuta
-kombolo
Gefahr)
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
Erlöser
insantruli, msindisi
in kombozi
Erlösung
usangulo
ukotnbozi
ermahnen
-laya , -nymgerera
-unga, -konqa
( rügen)
•kalimira
-iakalira
ermatten
-diniica
-fahira. -totoke
ermorden
-hllTQTQ
• koma
(abschlachten)
-.satca
ermüden (intrans.) s. er-
matten
ermüden (trans.)
-nengeza
-chumbuza
ermuntern s. ermahnen
ernähren
-fut/a
-lera
(Kinder)
-uonja
-lera
ernennen s. einsetzen
Ernte
mavttno
mabeno
ernten
-runa
-bena
erpressen
-fufula
-Ion da
emroben
•linqa
-ling a
d'Fpiciiftn
-kanda
-kolera
(ankommen)
•Jikira
-fikira
erretten s. erlösen
errichten (aufrichten)
-yhnisa
• siin ika
erschaffen
-iw)umba
-(w)umba
erscheinen
-boneka (-ara)
-oneka, -loleka
erschießen
-burara na kifximti
•puyufira
erschlagen
-burara
-koma
erschöpft werden s. er-
matten
erschrecken (trans.)
-yetusa
-kennyemusa
(intrans.)
-yetuka
-kenn i/emuka
ersetzen (Schaden)
-saula
-lipa
(zurückgeben)
-chulisa
-kiriwti-sa
erstaunen
•yrfuka
-kennyemuka
erste
\ -a kuqara , {-a kiqaro)
-a kulonqola
\ -a pambile, -a kutangulira
-a kilongolo
**
erstechen
-axeaza
- h o m a
Erstgeburt
maziveulo
Erstgeborne
-a maziwulo
ersticken . durch
-koma ( w ürgen )
• d o d a
Erstling s. Erstgeburt
(von Früchten)
-a kuqara
-a k u tumbu In
ertappen (Dieb)
•kanda {mba/a)
-kohra (mirivi)
ertragen
-ztca, -bona
• o n n
(tapfer)
-qina
-ka ii ya in ara
ertrinken
-la na manzi
• fica na m a gast
erwachen
•vuka
-yu m u k a
336
Spiss: Kingoni und Kisutu.
erwachsen (Jüngling)
lijaha, ndodana
(JnnglVan)
n torn be
erwählen
* nay m a
erwarten (auf Jemand -lindira
warten)
erwecken s. aufwecken
erwischen
-kanda , bamba
erwürgen
-kama
- tin (in -It fit i t fi
erzählen
•ftika
'Ii mb ir a
(singend)
~</ia
•
.i*/m/i / f / Je { 171 fl
"AI rrl IM 1 M A * wf% *J
Erz
utali (ausgeschinolz. Eisen)
Erzähluug
tun t ill u
erzeugen
-;ala
- 1/* ßT PK fl • fl fl n fit fl
n fi n ft f» I fl
JJ ff Fl %J ff l (3
erziehen
-yonsa (-yonja)
» 1 f> r n
•irre»
erzürnen
-tukvterisa
Esel
tidwce (Waldesel)
m fitf ti flfi Ii ntift ri n
essen
-m, -saßtna
(in der Frühe)
1 /» 9t Lm ft
etwas (Unbestimmtes)
kito, kipete
n i 71 O ft O
etwa
kama, nde
X* ST »Ii /l /V
euer
-enu
Kule
(kijkovo
Eunuch
nyumba
mbenae
Euter
matce/e
mate ele
ewig
futifuti
mayono yoha
Exkremente
ma-timba
mnfi
Iii IM J r
F.
Fackel (Feuerllamme)
liranyatci
Faden
tunyuza (pl. zilunguza)
I ti i ti n i t> ( ii\ 1 *t 1 fi n i \
luiurijt ^pi. tuiunjri
fächeln
•punga
-h ajit a
Färse
-litokazi
nyinda
Fahne
bendera (kisw.)
Falle
mqipo
m t & ät fi
fallen
•ica
•yica
ins Wasser fallen
-muka
-lit fa
(untergehen)
fällen (zu Falle bringen)
-rnisa
Fallgrube
fiyetca
Fallsucht s. Epilepsie
falsch (lügenhaft)
-des i
falsch (lügenhaft) sein
•tea na manya
•tea na makeo
fälschlich beschul-
digen s. verleumden
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
-songana
-songa
lukolo
-bamba, yanga
-ffipa
•bamba (zishami)
mbara
Umsope
iibornmt
-bamba
-tinda
•vi ra
-bo!a
Falten haben machen)
falten (zusammen-)
Familie
fangen (mit der Hand)
(in der Schlinge, Falle)
( Fische)
Farbe (z. B. eines
Tieres)
weiße Farbe
rote, gelbe Farbe
dunkle Farbe
graue Farbe
fassen
(nicht (liehen lassen)
fasten s. enthalten
faul (träge)
( — verfault s.das Fol-
gende)
faulen
Faust machen
fechten (miteinander)
Feder
(Schreib-)
Federbusch (Kopf-
schmuck)
fegen (putzen)
(-- kehren)
fehlen (das Ziel)
(nicht da sein)
(moralisch)
• es ist gefehlt ! - (geht ainjaro !
schief)
• es fehlt nichts, geht hmjaro
gut!-
Feigling
Feile
feilschen
fein (dünn, zart)
Feind (im Feld)
(persönlicher)
feind sein (einander)
Feindschaft
Feld (Acker)
-za/ana
iusiwu
tusunguru (eigentlich eiser-
ner Stilt)
njukida
-fncaya, -shanza
• tannyira
-ponnya
-solrka
-yona
-gonja
■ kamula
-tega
■ Iowa (somba)
liwara/u
lidungu
litito
limpunga
-kamula
-tinda
•kata
-(tr)ola
•fumbata
-kimana
fingoma
-sungula, ogofya
-fyayira
-kurusa
-hakasa
Feldmaus
Mitt. .1. Sem. f. Orient. Sprache», im III. AU.
lii/trara
dupa (kisw.)
-zama {-ana)
-n/ra. -a ludaka
tnuyimpi
mtithiteri
-txikutirana
ntitkutero
iiiunda, simu (pl. masimu),
loc. ensimini
mbeica
-zama (ana)
legere/u
mtatrangtt
-hyomt rana
uhyomern
mg un da
Hpanitya
338
Spim: Kingoni uud Kisutu.
Fell
(Rftckenfell für den
S&ugling)
Felsen
fern
fernhalten
Ferse
fertig machen
fertig werden
fest (haltbar) sein
festhalten (trans.)
Festtag
Festung (Borna)
fett werden (v.Menschen)
(von Tieren)
Fett
feucht
Feuer
Fieber haben
(der Kopf druckt,
schmerzt)
finden
Finger
•nagel
finster
finster werden
Finsternis
Fisch
fischen
Fischotter
llach s. eben
Hackern (vom Feuer)
Flamme
flammen s. ilackern
Flasche
flattern (mit den Flügeln
(schlagen)
(vom Kleide)
Hechten (Korb)
(•Seil)
Fleck (Schmutz)
(zum Flicken)
Fledermaus
liehen (um Gabe)
(um Gnade)
kikumba
mbereko
liehe
kudeni (pa-)
-qedixo, -pezisa
-qeda , -pera
•qina
-tinda, -bamlxi (
lusiku lukuru
ngaica
-lupala
ma/uta
manzi (nyura imanzi
Kleid ist feucht)
mbaso
durch Ukanda
Hbanda (livava)
ftnnda
liganga
kutali (pa- )
-beza
kitende
• maliza
-malika, -yomoka
-kangamara
-kamula
ligono likuru
-hata
ma/uta
das -dekedeke
moto
mttca teavina
-bona ' ( ir ) o n a
muntre, chanja cha luzipo lukonje
luzipo (pl. 2W-)
-mnyama
-zicarara
usiku
shanzi (pl. zi-)
-bamba zishanzi
ntini
-yaka lirangawi
lirangawi
lihorohoro
-papama
-pupuma
•ruka
-bota (nyozi)
luzipo
-tito
-tiliteala
kilo
somba
• Iowa
/u*i
kiqiici
kinimanima
•kera kakuru
-pepisa kakurtt
lihorohoro
-papama
-pupuma
-hona
-bota (mgoyi)
linyara
kinimanima
-yupa kau- a ha
• tuliza kawaha
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Fleisch
-brfihe
Fleiß
fleißig sein
flicken (Kleid)
(allgemein)
Fliege (Stubenfliege)
fliegen
fliehen (aus Furcht)
( = ausreißen)
(ließen
Flinte
Hinterlader
Flintenlauf
Flintenschaft
Flöte
Floh
fluchen
Flucht; in die Flucht
schlagen
flftchten, sich
Flügel (vom Vogel)
Fluß
-hett
-pferd
flüssig werden
ilfistern (geheim tun)
folgen
mit einem Haufen
(Menschen, Vieh)
folgen
( - gehorchen)
fordern (Guthaben)
Form (Gestalt)
formen
fortfahren (zu tun)
fortgehen
fortnehmen
fortschaffen j
forttragen (
forttreiben (vertreiben)
fortwahrend
fortwerfen
Frage
fragen
Spiss: Kingoni und Kist
ttyatna
m*uzi
makutalo
-kutala
-tunga (kiqmi)
-qeka
mpuyane
-pururuka (-mbirruruka)
-batika
(')
-nyenyera
-hamba
kibamu
koroßndo
simbi ya kibamu
kimuti cha kibamu
kitulhro
lutokumba
-funyira
-qocha, -boiikiza
-baUka, -yiyima
luyicapa (pl. zin-)
m/ula (loc. mfuleni)
ludonya
kiboko
ngiriwika (manzi)
shetca
-landa
-chupa na
-zva
-/una {msevcenjt)
kitno
-tcumba
-yenyeza ku-
•hamba, -mika , -vera
-tola, -tata, -tare ata
-sujta
-tinda
futi/uti
-lasha, -taya
mabvzo
-buza
nyama
lihaje, liwembe
-yuruka
-tira
•nyenyera
•yenda
nute
koro fin d o
chuma cha hüte
kimuti cha bibamu
kituliro
upapani (pl. mb-)t m
lika
-lapira
•winya, -jumbiza,
-kimbiza
-jumba, -kimbira
kipapamiro
mayasi
lukemba
ndomondo
-yenga (mayasi)
ptoepa
-kou-ekera
-pulika
-londa
kitno
-tcumba
-yonyeza ku-
-teuka
-tola
- tr it s a
-icinya
mayono yoha
-taya
makoto
-kota
W
340
Frau
erste Frau des Groß-
häuptlings
alte Frau
frech
frei (-geboren)
(als Myoni, naturali-
sierter Huriger)
freigebig sein
Freiheit
freiwillig tun
fremd, Fremder
(Ankömmling)
fremd (von .Sachen)
fressen
Freude
freuen , sich
Freund
Freundschaft
Freundsrh. schließen
Frieden halten (vom
Krieg abstehen)
oder (man läßt den
Schild ruhen)
Frieden stiften
frisch (neu)
(vom Wasser)
frisch sein
fröhlich sein
frommen
es frommt nicht
Frosch
Frucht (Baum-)
( Koni-)
Frucht bringen
früh (morgens)
früher (vordem)
(ehemals)
frühstücken
Fuchs (Art Fuchs,
Schakal)
fühlen
führen (auf-)
Führer
füllen (anfüllen)
Spiss: Kingoni und Kisutu.
mfasi
kosekazi
kisalukazi
-puruptirtt
nkosana
-dara
-tea na musa, -pana
ukosana
-tanda, -/una
mlendo
mßki
-a teantu
-.ja, -safuna
uta tco
-tatea. shekerera
tnkozi
ukozi
-qomana ukozi
-lamnlitca
teakisia kisanyo
•lamula
•
-vha
-lusaza, -makaza
-sishna (-ara)
-taita. shekerera
-stza, -fanera
akusizi luto
chnle, lichurutee
kisepo
mattere
-zala vi.sepo; -zala
teere
kvwa. htdü
pambele
kadeni
•lauka
nkandtee
-zira. -bona
-tanyul\ir)a
m (any tili
-uovattisa
•prrana
-yana
myeni
m/iki
-a teantu
-lya
•hekerera
m kozi
temana uk(
-pümula
-kengerera
-pya
-hekerera
lirtynto
u h o h i
mattere
•teereka uhohi
tukera
paulonyolo
katalt. mandahi
-lauka
fikeire. mbtteha
-ona. -lola
•lonyol(er)a
mlonyoli
-memeza
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Srt99: Ringoui und Kisutu. 341
Fundament (G ra 1 je n , wo-
luta
msisi
rin d. Pfosten d. Hütte
zu stehen kommen)
fünf
-Jtano (msano)
-hano
Funken sprühen (Eisen)
-putika
*
-turuka
funkeln
-banika; -kannya
-mulika
für (anstatt)
pezuru kica
(heim Preis)
na
na
Furcht
ngwara
ucoga
furchten
-satca
-(v)oQova
(Furcht machen)
-sattisa
-yogo/a
fnrrlit s;imer Mensch
liairnra
Furt
lizitcuko
lizitcuko
Fuß
tun yao
mgvlu
Fußsohle (hei Menschen)
lunyao
mgulu
Fußspur hei Tieren
iisondo
Iisondo
füttern
•pa chakusa
-pera chakulya
G.
(Iahe (a u den Häuptling)
msewenie
msewenje
(vom Häuptling)
shame (pl. ma-)
(iahen austeilen
-chayera mashome
Gahel (Halsgahel für
linqolingoli
linqolingol i
Verhrecher)
gaheln, sich (v. Bäumen
•gamkana
-padukana, -lekana
und Wegen)
«ahelpfosten
lipanda
lipanda
gackern
-tetfira
-tetera
gähnen
-yazdmula
-yahamula
gährrn
-tcira (bira)
*
-lula
«alle
nyango
nyongo
«ans (Wild-)
lidada (likuru)
lib at a (lima ha)
(länsemarsch; im
-bf.kertra
(fänsemarsch gehen
ganz (adj.)
-abwino. njaro
metco
tanz (adv.)
kakuru
kawaha, metco
uanz weiß
-myope htca, myope mpti
ganz still sein
-binda du
ganz so (genau so)
hirahira
metco
gar sein (von Speisen)
-vuta
-vuta
gar (adv.); gar alle
-onke njice (mbe).
-oha tokotako
•onke kupera kvcao
«arhe s. Bündel
«arten
munda. sfmu
mg und a
Gast
m/endo
muhenja
Digitized by Google
342
finite
('tattling s. Art
Gaumen
gebaren
(zum erstemiinl)
geben
einander geben
»es gibt» (es ist)
nichts zu gelten haben
gebieten
Gebirge
Gebirgspaß
Gebot
gebrauchen
gebnincht sein (Kleid)
Gebüsch »
Geburt
(icdächtnis
Gedärme s. Dann
Gedanke
gedankenlos sein
geduldig sein
Gefahr (Lebens-)
gefährlich
gefährlich erkranken
gefährlich verwunden
Geführte; mein Geführte
dein Gefährte
gefallen
gefärbt sein (bunt sein)
Gefäß (aus Ton)
gedeckt sein
gefräßig sein
Gegend
gegenüber
gegenwärtig
Gegner s. Feind
geheim (heimlich) tun
geheim sprechen
Geheimnis
gehen
m. einem Stocke gehen
»wie es geht?«
• wie geht es dir?«
Sriss: Kingoni und Kisutu.
ndttda
lulaka
-zala , -jeza
-zitcula
-pa (pass, -pitca), -pasa
•pana
kuna
•landula
-teta, -layeza
ntavea
kikara
mteto
•/una
-buba, -pera
ta/mi
kuzaltca
mlayo (pl. mi-)
liyazo, Urango (ma~)
•liteara
-yozi mnyikazi
-bona mnyikazi, -shizio yake
ngozi
ngozt
-gura ngozi
-giraza ngozi
muyangu
muyako
-tandisa
-tea na mabara
mbiza. (kleines) kambiza
-tea na mabara
-tea na kigoro
liztee. lujthenzo
pecheya
lomfta, karohi
mgozi (mgosi),
mungteana
•wereka, -hogola
•pera
-perana
kuna
-pteata
kitumbi, kidunda
mpata
-gana
-lala
dasi
kuerektca
-liteara
-nna mtima wake
mtrenz angu
mtcenz'oko
kisai
-nyenya
mßso
-hamba. -ya (pf. -yt-)
-dondoloza
kunjanii
mlima
pamteambo
h ino
-diega
-heha
•genda
unjmu
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Sriss: Kingoui und Kisutu.
Gehirn
uqopo
tconyo
gehören, durch
-tea -a (sein des . . .)
gehorchen
•:tca, -tmmira
•puiika. -itika
gehorsam sein
■zica, -vumira
-pulika. -itika
(icier s. Aasgeier
Geiß
mbuzikazi
m fiuyuma
Geist
moya
mfuki
Geister tier Verstor-
maslosi
mahoka
benen
Geiz
kiyoro
lulyo
geizig
-lukutti ,
-yumu
gelähmt sein
•lemara
geläufig verstehen. -s jn e-
-zteakara
elien (eine Sprache)
gelb
-bomru
-dungu
(ield
feza . mapesa (ksw.)
Geleit; das Geleit gehen
-pelekeza
-stndikira
( i«*lenk
lifindo
geloben
-laytzana
• laytzana
Gelübde
malayezana (na Munyu)
gemeinsam
ndaoiiya, pamozi
pamonga
(ieinüse
nditoo, mbido
likoro, mboga
fieinüt
xizio
•
mtitna
genau so
karoku naha . hirahira
metco
genesen
-qauka, -sinda
•sumuka, lama
(ieniek
kiyosi
k ig oft
d. Muskeln am (ieniek
msundttnt
(ienosse s. Gefährte
genug sein
-koliwa
-fika
es ist genug
nandatca, hirahira
gerade sein
-lunga. -lumulira
gerade maehen
-lunyisa . -lumulisa . -yerula
-gorola
gerade so s. genau
gerade jetzt
lom/ta naha. karoku naha
hino naha
gerade der liest»*
loyani mttse
gerecht
mazima
gerei/t sein
-tukut(ir)a, -dada
-h tjoma
(ierieht s. Speise
gering
-nyaut
-de be
gerinnen
-jia
-kaiiuamara. -u
(ierneh
manuko
in a n u ,< o
angenehmer Geruch
manukero
m a ti u s i r o
(lernst
litara
litara
(iesnng
uyimbo
uyimho\ lukimo
Geschäft (Arbeit)
rnsnrrnje
tu a he ii go
(Anliegen)
ndmca
m haro
Spiss: Kiinjoni und Kisutu.
geschäftig s«'in
gesehe lien (werden)
Geschenk s. Gabe
Geschichte s. Kr/.ahlung
Geschmeiß
Geschöpf
Gsschrei
geschwind
geschwind machen
Geschwür
Geschwulst, durch
Gesetz
Gesetz geben
Gesiebt
gespannt sein (Seil)
Gespräch führen
gesprenkelt sein
Gest a U (Form)
gestatten s. erlauben
gestehen
gestern
gesund
y;es und werden
shakanipa
-tea
und erzählen
vikoko
kitettmbo
msindo
masinyani. manono nje.
rtfjnje
-nonopa
litnmba
•vurnika (anschwellen)
mteto
•teta zindatca
uso
•doseka
•tea na nara
khno
-vurna
(pa)izolo, pezoro
-abwino, -se
-sinda, -qauka
-sindiza, -qausa
chakupttza
Gctrridr( Hülsenfrüchte) mateere
jesund inachen
Get rank
Getreidekorb
(Speicher)
Gewalt
gewandt sein
Gewelu- s. Flinte
(«»•weih
gewinnen (im Kampf)
gewiß (adv.)
(als llcteuerung)
kirurtt
manja
-shakanipa
zimpondo (sing, lupondo);
-slura (-isula, -yeshula)
khcili
apabii (abii, ebii)l
liztei lya xhizio
Gewissen
Gewisser; ein Gewisser petf (upete)
Gewohnheit (Brauch) mkvtco majairo
{asi ink. teami es ist nicht meine Gewohnheit)
gewöhnen i
... . . 5 jaira
gewöhnen, sich \ J
(i» wüi /arten nyaho, mfneika
Gicht, durch kuvava mzimba iconke
(Selnner/en des ganzen Korpers)
Giebel chakmiyo (eftanyongtee)
-cheti jf.ra
-MC a
vikoko
kür umbo
msindo
nyata
• kita nyata
liputi
- vimba
paw i ho
-hutika
-jovatta. -lonyera
-wa na madoteanyi
kimo
-idika
yoro
-a moyo
-lama
- lamisa
chakunwa
mateere
kiruru
makakara
-shenjera
manyero (sing. Ii-)
leperera
chakaka
Iii owe la mtima
n on o
m kutco majairo. maz'f-
erf.ro (machoerero)
-zoera, -hyoteerera
Dl
gitized by Google
Si'iss: Kingoni und Kisutu.
345
gießen
Gilt
Zaubergift
giftig
Girafte
Glan/.
glänzen
Glas
glatt sein (werden)
glätten
Glatze
-tera. -yeta -sop a
mti mkali . muthca ushungu k i b i k i kikal i
utakati
-kali, -a ushungu
mbaneko (mbaliko)
-banika (balika)
kilole
-kannya , -lunga
uchawi
-kali, -a ushungu
n garni la
-mulika
kilole
-nyamha
-baza kust. hwaya chahwino -hnngola pamaha
kipala kipala
Die zwei haarlosen Stellen links und rechts über der Stirn mapalasa
glauben
gleich, einerlei (adv.)
gleichgroß, -alt
jetzt gleich
gleichmachen
gleichen
gleiten
Glied (Gelenk)
Glocken
-vum(ir)a
hirahira
(n)tanga
karoku na(h)a, lomba nd
-Imganisa, -fananisa
-fanana . -lingana
-cherera. pokonyoka
lißndo
ndalama , liki(e)njeza
Glocken läuten (trans.) -chaya n.
(intrans.) -kara
Glockehen (Schell-
chen) an den Füßen
idik{ ir)a
hino ttaha
-hwanana
-tierera, -tilembuka
ndalama, liki(e)njeza
• tote a n.
-wemb a
-likinjeza (tna-)
Glück
likanda
kisuru
glücklich
-a likanda
-a kisuru
Gnade (Barmherzigkeit)
musa
l ipyana
Gott
mulungu
mulungu
Götzenbild
mzimba wa lislozi
muwili wa lihoka
Grab (Grube)
ligodi
ligodi
Grabhügel
litinda
litinda
riufriedung überm
kitcaya
kiwaya
Grab
Graben (Kanal)
msisi
Graben zwischen den
mwalalo
mwalalo
Saatbeeten
graben
-yimba
-him ha
(- ackern)
-lima
-lima
(vom ersten Um-
hackeu)
-parula
- v undika
Gräte (Fisch-)
Ufa (fa) shanzi)
mwi/wa (ya somba)
Gras
uchaiii
m anyahi
Gras scheiden
-sika
-yipa
Sumpfgras (breites)
luhano
luhano
(lange Art)
stkrra
spkf ra
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346
Sptas: Kingoni und Kisutu.
grasen
.sha ■- (shafuna) uchani
«rasstengel
kimuti cha uchani
grau
-mpunya
grausam sein
-wa na lum/a
**
It iris
liqeyo
«reisin
kisalukazi
«renze
mpaka
grenzen
-ßka\ -uaula , -pera
«rifl" (am Messer)
luti (kimuti)
«rille
kisiciti
grob (von Menschen)
mkali
(von Mehl)
muher e
«rfiße
wie
groß
-kuru
(— lang)
-de
größer sein als
-slura
«roßmutter
«rube
ligodi
(- Hohle)
mhfima
grün
(a)lu.<taza
saftiggriities «ras
lusaza
•
(»rund (— Fundament)
luta
(Frsaehe)
ndaxca
zugrunde gehen (s.
-buda, -lasika
auch sterben)
grüßen
-boniso
«*inaii(ler
-bf/nisana
ans der Ferne «ruße
senden
-lalisa
«ruß; Art des Grußes
-tukuone (tikuone)* (d. h.
sind wir gekommen)
gucken
•linyulira. -lunyttza
«unmii
mpira
«urgel (eig. Speiseröhre)
mpimffo; mizo
(— Adamsapfel)
mkorotnero
«urke
tikaka
«ürtel (aus Leder)
luqoto ,
(aus Ferien)
lusinaa ^
Fraueugürtel
mqiro
gurten
-uopa luqoto usw.
gut (allgemein)
-se, -alncino, -mnandi
gut sein (von Cha-
-lunya (eig. gerad sein)
rakter)
«Utes erweisen
-kalipa
Riit ig
liyeza
-lya manyahi
•mpunya
-tea na lunya
•fika\ -malika
mpini
kisiciti
mkali
mchele
uta Ii
-teaha
• ta Ii
-pita, -ruta
papa
liyodi
mhoma
(a)lusaza
n din de
msisi
-yaya. -hova. tayika
milo
l itanyamanya . linyuta
kanda
mkotca
senyura
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
Haar (von Menschen)
weißes (graues)
(bei Tieren)
Haare rasieren
Haare kämmen, flech-
ten (gerinnelt)
Haare schneiden
Haarputz
haben
nicht haben
habend
Habichtarten
Hacke
hacken
Ha f»el
hageln
Hahn
Hahnenkannn
halb (zur Hälfte)
Hälfte (d. i. ein Teil, an-
derer Teil)
Hahn
Hals
beim Rind, der obere
Teil (Nacken)
die unten herabhän-
gende Haut
Halsschmuck aus
Messingdraht
Halsschmuck aus
Perlen
halten (festhalten)
( ~ fur etwas halten)
< = Unterhalt geben)
• halt (uoch). !
Hammer
Hand
rechte Hand
linke Hand
Handvoll
eine Handvoll nehmen
Handel (Tauschhandel)
H.
lumcelc
zimon (tun. Itca )
ii ) ictrt
-singa L
huliha (nj.ya h.)
trage
-moya, mteeta n.
-lemba
-gunda L
-tea na
-gunda l.
masheznna
-wa na
-ze na (ich habe nicht ndize na . . . oder andili na
mnyikazi tea
karohera, koroane
liqutea. likweche
-lima
mache ga mvula
-yana mache
lijongice
mzumbu
pakati, (mu~)
nyashanya
kirnuti cha uchani
ntamu(o) (lok. ntanyeni)
ntatnu
lubiro
kikono
usharu
mnya
ka mbanga
liger a
-lima
maganga ga mvula
lijogoro
luteikiro
pakati (mu-)
mhana
.singn
lisongo
usharu
-bamba -kamula
-yenza {kishora für einen -kita
Tor)
•fuya
• uime (huti) ! «
chandn
chanja
ch . c/ia kunene ( cha ndonga ) k. cha ku/ira
ch . cha linyere ch .cha liny ere
chanja kiteako
-shepuna (-tapuna) ch.
ntrngo mar und n
nimbiri. nyundo
kiwnko
348
Spiss: Kiagoni und Kisutu.
handeln (tun)
-yenza
-kita
(— Handel treiben)
-ten ff a
-gura
i • 4 Vi i Icnlian \
^ ■ Icl l>l IICH J
-zama (-ana)
-zama (-ana)
1 ItllHlIUK IM
chanja
kiganja
i landarm f
lud
mpint\ chaka
Ur,.,.ll.„l... 1
nanunane )
XltOlUW LI KLI
fundi, nyanga
fundi
Hnnf
sango
sango
U<lI1tit*Il S. Ulli ll?lllji< II
harnen
-tunda
-tunda
nai i
(-a)lukuni
-yumu
Hill l W tri Ucll
•yuma
-yuma
1 II l(t 1J 1 Uli t
1 1 iii leueesi
konkoni (ngongoni)
hartnäckig sein
-wa na lulaka
-tea na lulaka
1 1 •» l'7
1 1«1 Z
ngoleko
ngoleko
( \ ogeiieun )
ulimbo
ulimbo
1 UM"
mwnja
lupecha
Hau
matuktttero
hassen
-tuhäirn. -zrmda
-dadira. -hyomera
iiiiLHH ei sein
-ica na manyara
-wa na manyara
hauchen
-pefumula. -yezamula
-pumula
Haue s. n.U Ke
hauen
-chaya
- totea
(Hol/.)
•juxca
-tema, -dumula, -gamnU
Haupt
likanda (lok. auch ekanda)
mtwe
/ \*i tu f ii>t*i<fi \
^ \ Uli L It. 1 l II f
shoko
shoko
Utiupiung
likosi (nkosi)
mutwa
gl owei iiaupiuug
mlumzana
Kleiner Häuptling
liduna , jutnbi
liduna, jumbi
Haus (rundes)
inslu (lok. enslini)
nyurnba, nganda
^> IL 1 l l KIJ^l S )
ngongvce
ngomi
(provisorisches)
kikonjo
sakasa
zu Hause
kukaya
1 l I f t f~\ ■ 1 >||| 1 1 II 1 IL'll ^
wo nisi du zu nause.
vsltara kupif
utama ko(ki)*
kteako (kteenu) kupif
der Tür gegenüber
msaniu
an der Wand
ndau (zindau)
Haustaube
ngunda
ngunda
Haut
kikumba
kikumba
Haut, in welcher die mbereko
sonda
Mutter ihr Kind tragt
Haut abziehen
•sinja
•hinja
Hautausschlag; Arten
lukictkwe (Krätze)
magairagawa, ( vi-)
tnateanga/a, (ri'-i
(= ünha)
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«>piss. jvingoiii unn ivisiiiu.
• he:*« (wenn man den
Sprecher nicht ver-
stand)
hyi (durch die Nase)
Hebamme
mfasi nyanga
mdalla tnganya
hohen (in die Höhe)
-im im, -kteeza
-imisa, - kxceza
Hecke (Zaun)
futango
Iteigo
Herde
mshambi
mshambi
Hefe (Bodensatz lieim
masese
masese
Hier)
Hert ((iriff)
lutu {kimuii)
mpini
häufig
paninzi
kamahere(pa-)
heil s. gesund
heilen (trans.)
-sindiza, -qausa
-lamiza
Heilmittel
mti
mtera
Heim, Heimat
likaya
in der Heimat (da heiin)
ekaya, kukaya
palikaya
meine (unsere) Heimat
kiti, kxcetu
kiti, ktcetu
deine (eure) Heimat
kini. kxcetm
kini, kteenu
"«einr (ihre) Heimat
kitten, ktcao
kutco, ktcao
Heimgarten halten
•lonyera
heimkehren
-buya, -chuleka
-kiriwuka
heimlich; durch
-nyenya (heimlich tun. schleichen)
heimsuchen (besuchen)
-bona
•lora
Heimweh haben
•ktimbiila (ktcao usw.)
heimwärts begleiten
-prlekeza
■sindikiza
heiraten (vom Mann)
•Unc(ol)a
tjtya mdalla
(von der Frau)
-lowokica
-yeyiica mdalla
Sponsnlien seh ließen
•komba
• 1 a wir a
heiser sein, durch
Uzxci lacha ( — lichile)
lilotci lilala
heiß sein
•cha, -chisa
-pya
heißen (trans.)
•biza, -yela libizo
-tina lihina
(intr.) 7. ü. wie heißest du? libizolako ngutee teani!
ich heiße X. libizo lami ngimi p<te
heiter sein (vom Wetter,
Himmel)
helfen
einem Armen
• «•s hilft (nutzt) nichts-
hell s. heiter
Helm (Kopfschmuck)
hemmen
Henne (Huhn)
erwachsenes Huhn
herab s. hinab
berabkomtuen
-karmya, -cha(-sa)
•patisa, -tcrera
-siza
akusizi luto
■tanga
mtence (aus Xehramiilme) mchenyo
njukula (Federbusrh)
-vimbiray -yafisa
nkuku (ngtiku)
isikazi
•yesha, -yesliika
n jukula
- b <> : a
nkuku (nguku)
-hfrrra
350
Sptss: Kingoni und Kisatu.
-taicata
-susa, -koka
-tupula, -kumula
-nyenyula
-Uta
herablassen -posa,
herabsteigen s. herahkominen
herankommen (nahe) -senden
herauf s. hinauf
herauskommen
herausgehen
herausnehmen
(= entfernen)
herausziehen
(aus dem Wasser)
herbringen
Herberge s. beherbergen
Herbst (Schluß der gro-
ßen Regenzeit)
es ist Herbst
Herd (Kochsteine)
(die Stelle zwischen liziko
den Steinen)
hergelien ( - - hinreichen) -leta
herkommen (= heran- -sender a
kommen)
(vom Ausgangsort)
kusiU, lichüe (vgl. -cha)
maseko (vgl. -sekera)
hernach
Herr
Herrin (erste Häupt-
lingsfrau)
herrschen s. regieren
herumgehen -ztmgula
herunter s. hinab
herunterkommen usw. s. herabkoinmen
hervorbringen (Frucht) -zala
Herz
Herzgrube
Herzklopfen
hetzen (Hund)
Hetzruf:
heucheln
Heuchler
Heuchelei
heulen
Heuschrecke
heute
hier
ich bin hier
ich bin nicht hier
shizio
(l>a)mpehcani
luvarn, zimraro
-shushuz{er)a
'Shü, shü!>
-yenga
mvyenyi
uyenyo
-kara
liparara, ntete (lit.)
namuxa
apa , k'ma , ponerapa
nikona, ndilipo ( — k)
andipo ( .- ko)
-hereza, -kumbira
-heyerera
hutna
-tola
-vousa
-tupuia, -kumula
ma/iya
leta
■heyerera
-vera (auch vom Geboren-
werde n)
ngasemuva (ka-)
bambo
(n)kosikazi;
leke, kumbele
bambo
tindira
-wereka, -hogola
mtima
(pa)mpetwani
-tu mir a
'brrf'
-konga
mkonya
ukonyo
-emba
lipahi
lero
lapo
nikona, ndilipo (:= *)
andipo ( — ko)
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
351
Hilfe
um Hilfe rufen
Hilferuf:
Himmel (Sternhimmel)
hinab
hin abspringen
hinabsteigen
hinauf
hinaufklettern
hinaufsteigen
hinaus
hinaustragen
hinausbringen
hinauswerfen
hinbringen
hindern
Hindernis (an das man
stüßt)
hinein
hineinfuhren
hineingehen
hineinkriechen
hineinlegen
hineinschütten
hineintun
hinfallen (epileptisch)
hinken
hinlegen
hinreichen
(= genügen)
(ortlich, bis zu)
hinrichten (aufs Ziel)
{— töten)
hinstellen s. hinlegen
hinten
hintennach (zeitlich)
hinter (hinter mir)
Hinterbacken
hintereinander gehen
hintergehen
Hinterlader
hinterlassen
Hinterlassenschaft
hinübersetzen trans. kupukiza
intrans. (durchVerben) -kujntka
-kara
•yehee!*; •hau, häuf*
lizuru (r-)
(loc. eliztrini und palizuru)
pari
sxtka makata
•yesha, yeshika
pezuru
| -kicera
panje
-pumisa
-posa panje
-mukisa
•vimb{ir)a, -yalisa
kikuwaro
mkati (pa-, ku-)
-ngenisa (in etwas ku-)
| -ngena (in etwas ku-)
matango
-emba
•mlitee!* , »ka ka ka.*
lizuru (i-)
pahi
-suka makata
-herera
panani, pachannya
-kicera
kwibala
-humisa
-taga kwibala
•peleka
• dindirisa, -beza
mgati (pa-, ku-)
-ingisa
• ingira
-tera, -yeta, -beka mkati -sopa, -wika kugati
•hinduka
-Sftnnyoka , -qura
-beka
-leta
-kola, -koliwa
-fika
-linga
-burara
ngasemuva
muva (m. kwangu)
lidako
-bekerera
-serera, -nyenga
kibamu cha koroftndo
-Jfia, -lek(er)a
• kipira
• wika
-leta
• kola, -koliwa
-fika
-linga
-koma
kumbele
kumbele
-dierera , -konga
hüte cha k.
• leka
-yombosa
-yomboka
352 Si'iss: Kingoni und Kisutu.
hinübersteigen (— über-
•yeka
-jumba
steigen)
hinüberwerfen
•posa pecheua
-taga ku tntcatnbo
hinunter s. hinab
hinuntergleiten
-pendama
-hp nam a
hinwegnehmen
-tola, -lata
-tola
(mit Gewalt)
-yamuka
-poka, nyaga
hinweifen
•las ha, -posa
*
-taga
hinzufügen
-yengeza
-(y)ongereza
( - wiederholen)
-pinda
-pinda
Hirn
uqopo
wongo
Hirnschale
lukakayo
lukakayo
Hirse (Negerkorn)
saka
mapemba
Hirsestängel
lisftanga
l ipese
Hirt
tnrusi
mdima, mdimi
Hitze (schweißtreibende) fudumaro
k ifu k i
Hitze haben; durch mzimba wachisa (wörtlich der Körper brennt)
hoch
-de
-tali
(von der Stimme)
-m/ani
-debe
hoch oben
jtezuru
panani
Hochmut
kuzimeka, lumeko
kuzitoya
hochmütig sein s. brü-
sten, sich
Hochzeit (Überführung
mtimba
mtimba
der Uraut ins Haus
des Bräutigams)
Hucker (beim Men-
kifumbu
chu rn b i
schen)
(beim afrikanischen
lirunda
Kind)
Hof (Umzäunung vor
liyuma
1 ir an ja
dem Hause)
(beim Stall)
libtcaro
(beim Mond)
mkumbi
(der Mond hat einen
mjanya yayaka mkumbi
Hof)
Hnflart s. Hochmut
hoflartig sein s. brüsten
sich
hotlen
-ter/iba, -linda
-gomba
hohl sein
-tea na mlindi
-tea na mlindi
(vom Bambus)
-tea na mbeta
-tea na mbeta
Höhle (in der Erde)
mlindi
mlindi
(im Krisen)
mhoma
mmanga (pl. mima
holen
-hamba kuleta
• genda kuleta
(Wasser)
-hamba ktika
-yenda kuteka
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Spm: Kingoni und Kisutu.
353
Holz (zum Bauen)
*
kimuti
kimuti
(zum Brennen)
(zi)nkuni
sayala
Holzstück
lukuni
(zum Feuer reiben)
lupesho (zim-)
lutiko (zin-)
Holzblock
luyodo
lusayara
Holzbündel
nyanda ya nkxmi
mjigo tea ftagala
Hölzchen
kamuti
kamuti
hölzern
•a kimuti
~a kimuti
Holzwurm
ki/uhtze
l l (,)
kifukuze
Honig
tivhi
uc h i
Houigwabe
liheya
I i he ya
horchen
-zicisa
-pulikiza
*
hörbar sein
zteakara
~p ulikana
hören
•ztca
-pufika
Höriger (Sklave)
mu/u , mchaica
msutu
Horn
htjwndo
linyero, pembe
(zum Blasen)
barayumu, mbarapara
baragumu, mbarapara
Huf
Hüfte
Ungina
lukaro
(ittyina
Hügel
kantaica
kaflunda
Ameisenhügel
kiduli
kihuouru
Huhn
(n)knku> nguku
{ n )kuku, ntiuku
(erwachsenes)
isikazi
Huhnerkorb (Art
kimkasaka
Käfig)
Hühnlein
mtieana tea nkuku
huldigen
-vuma
-idika
Hülse (bei Kornfrucht) uyaya
ukana
(Deckblätter)
maqembe
mahamba
dieselben abreißen
•ftua mag.
-honda ma h.
Hülsenfrüchte
ma teere
m a teere
Hund
yaro, imbwa, libiea
junger
kayin ja
kabic a
Männchen
liyatiyanda
Weibchen
isikazi
hundert
machumi {galt) chumi
machumi (yah) chumi
Hnndertfüßler
chonyororo
l iyonyoro
Hunger ,
Hungersnot ^
tipanyn
n jar a
halb verhungern
-lamba
- la in ha
hungerig schlafen ge-
-labt nalo (seil, lipunyu)
-yoiia rtayo (seil. // jara)
hen
Hundsafle
lyani
It/am
huren s. unkeusch
hüpfen (aufhüpfen)
burt/ruka
-yuruka
sich vor Freude wälzen
-yarauka
Mite d. Sem. f. Orient. Sprache
ii. 1901. III.AU.
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Orl33 • 1\ III Ii Ulli UHU I» 1 ~ * ■ lUi
husten
-koshola
•gohomola
Hut
kftfia
ko/ia
hüten
-rusa
• dima
Hütte s. Haus
Hyäne (große gedeckte)
lihogo
H tunu ngu , lipundvc
(kleine gestreifte)
lisanyanya
II nf Kfirrra
T
I.
Ich (tonlos)
ndi
n i
(betont)
minne, netco
nenga, nme
Ichneumon
(n)kvchero
(n)kuchero
ihr (person, tonlos)
m (mu)
m {mu)
(betont)
nina , mteena . mwexco
mteenga. nyenye
ihr (poss.)
-ake; pl. -ao
-ake; pl. -<*»»')
immer
futi (futi/uti)
mag ono go ha
in
m- (mu-); ku-
m - (mu-) ; k u -
indes s. aber
innehalten
•sia, -leka , -litida
-leka
innen
vikati
mugati
Insekt
kikoko
kik.ko
Insel
kirumba
k iaengerere
inwendig s. innen
irden
-a ludaka
-a lu dope
irgendein
pete
n ono
irre gehen
-buda
-yaga
irre leiten
-budisa
-yayisa
irren
-buda
-yaga, -kos a
Irrsinn
ma-shannya
mapen go , lukwachi
irrsinnig sein
-tea na mashanya
-tea ma pe n go usw.
II 1 >l!llllg Vr CI UCll
• i) /> n Ii n
Iß r /< U U
J.
Ja
yewo
'THa. eV
(wenn man gerufen
teatca, minne
rflffl
wird*
(bei .Steigerung)
kana, nyangana
kana, nyangana
honat \7** o« Künni teavtima
nan g a
er hat sich ja unter-
worfen)
jagen (Wild)
-:ingira
-hyunga
Jäger
fundi (tea kiizingira)
mrumba
Jahr
nmyaka
mir aha
(endet mit der Reife der Feldfruchte )
uigi
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
355
Jahr:
ein Jahr lang
während des Jahres *
zwei Jahre lang
im zweiten Jahre
ins zweite Jahr
drei Jahre lang
im dritten Jahre
ins dritte Jahr
vor Jahren
jäten
kunyaka
unyamnyaka
nanyaka
kunyaka
unyamnyaka
nyakennye
-saktda -geha
je — desto, durch -yongeka {yongezeka) zunehmen, sich mehren
jeder, jedermann icantu xronke wantu icoha
jeder einzelne {ka)na muntu, na tnttnye na mungi
jemand s. irgendein
jener
jener Mensch
jetzt
eben jetzt
na -ya
muntu munttt ndnyuya
Ininba, kaloku, nie
lomba nd, lokit sekunje,
loku lomba
-nyegera
-nyane
mfana
jucken (kitzeln)
j»ng
Junge (der)
(das, bei Kleinvieh)
(bei Großvieh)
Jüngling
wenn der Bart sprießt lijaha, shica (pl. :w.)
Jungfrau ntombi
Ii; in i
t/ant
litoli
mfana
-la
muntu yula
hino na ha
-nyegera
-Hebe
msongoro
liztnyani
litoli
msongoro
kam tea Ii
K ä ferarten : lichnnyororo , liyeyegrye ,
ttipirirt
(ein großer, der ge- lingambi (lingambira)
gessen wird)
Kaffernkorn saka
kahl sein -ica na lukakayn
Kakadu
Kaiabaß s. Kürbis
Kalb
kasuku
mapemba
-tea na kipala, = ki-
tungu
kasuku
nkonyana (pl. ma-), litoli litoli lya ngomhe
la nkotno
Kalbin (Färse) litokazi (vgl. litoli) litokazi (vgl. litoli)
Kalk (eigentlich weißer mqako mqnko
Ton)
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356
Srtss: Kingoni und Kisutu.
kalt
-makaza
-a mpepo
heute ist es kalt
na mum kumakaza
•
Uro mpepo
kalt werden (Speise)
-pol a
- pol a
Kälte
liqica
in pepo
Kainäleon
lumcao (Cnglückstier !)
lulic if u
Kamm (des Hahnes)
mzumbit
hucikiro (Art-)
kämmen (in Rinnen
-temerera
-lemba
flechten)
Kampf
yimpi
nyando
kämpfen
-hca. -ytcazana
-k oman a
Kämpfer
nywazi
Kanal s. Abzugsgraben
Kanone
mzinya, bombom
mzinya, bombom
Kappe (Art Turban)
mcheka
mcheka
(europäische)
kojia
kofia
Karawane
ulendo
ulendo
Kartoffel (Süßkartoffel)
kimunynru
nyahoro
(große Art)
lidumbi
(Art wilde Kartoffel)
kizani
tiyiriyi
Käse
viyonyota (eigentl. Toppe)
Kassawa
lisala
lidenye
Katze (Hauskatze)
mlamu
mlamu
(Wildkatze)
mpaka, nyicatci
lihyonii {ki-)
kauen
-shafuna
-daktila
Kauf
ntenyo
maronda
Kaurimuschel
likrmo
Kautschuk
mpira
Kebsweib
mfasi mnyani (eigentlich
Kleinweib)
Kehle (Speiseröhre)
mizo
m iz o
(Gurgel)
mkoromero, mpimbo
kehren (fegen)
-tanyira
•fyauirn
keimen
-mera
Kelle (zum Kochen)
lipini
mtiko. inpundi
kennen
II U 1 1 III
-yazi
•mann y a
Kennzeichen
mbara
tu bar a
Kern (von Flüchten)
lundumbu
fund u m b u
Kette
mnyf/roro
m n yororo
(Halskette, Perl-
usharu
m kau da
schnur)
(Chi kette)
usambo
Keule
ntoiiya
m-saye
(Kleisehkeule)
linyina
m y ii r u
Kind
mtwana (mtana)
m tea na
Kindsfell (zum Tra-
mbereko
so ii da
gen des Kindes)
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
337
Kinn kire/u (auch Bart)
Kissen utonyo
(Stühlchen als Kissen) mmmiro
Kiste sanduku (kisw.)
Kitowero (kisw.) s. Zu-
kost
kitzeln
klagen (gerichtlich)
(wehklagen)
klar
klar werden (vom
schmutzigen Wasser)
klatschen (mit den Hän- -hambata
(p)
kinjtcemba
utongo
msamiro
•nyegera
-kulika, -qrtca
-kam
msope
-shenga
-nenerera
-emba
■gomba
den)
Klone
kielten (trans.)
(intrans.)
Kleid
luzipo; chutru
-namika
luzipo\ vhuwu
-namika
-namatira
nguiconyura, tihiya Hbuka ngutpo nyitra, lihiya,
libuka
-debe
-fupi
-Ii bat a
-ktcera
-kungvnda
Kleie
klein
(— kurz)
klemmen
klettern
klopfen
hineinklopfen
herausklopfen (aus
dem Stiel)
Kloß (aus Lehm)
Klößchen (aus Brei usw.) ndonge
Klotz (Holzklotz) liyttdn
klug sein -tea na liqiri
Klumpen s. Kloß
Knabe m/ana
knacken machen, (die -chaya zinkomo
Finger durch Ziehen)
(wenn alle Finger knacken, ist der Mann ein Lügner)
knallen i vom angezün
vyaya
-nyani
-fichan?
-bandiza
•facera
-düla
•komerera
•kura
Hyade, kigaisha
ndonye
ligodo
•tea na luhala
msongoro
knattern} deten Schilf
Knecht
kneifen
kneten (Lehm)
knicken s. brechen
Knie
knien
(-- niederknien)
-jmtika
mu/u, mehavei
-nyetca
puka, -kannya
fidoro
-safa (-shala) madoro
-yuka madoro
-turuka
msufti
-tona
-kanda
(l i)/uyam iro
tama mafuyamiro
-fuyama
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358
Spiss: Kiiigoni und Kisutu.
knirschen
-lurna mazinyo
-tum a mtno
Knochen
litambo
hfupa, Itjege
i- — i I
Knöchel
Itkakarani
Knollen ansetzen (von
-yiqa
-yika
Kartoffeln usw.)
Knopf (am Kleid)
kifungo (kisw.)
ktfungo (kisw.)
(tun Stock)
hbonga
kibonga
s. auch Knoten
Knospe
Ittanga
h uienyero
Knoten
fundo, \Ji\findo
fundo, (h\ftndo
Koch
• •
mpekt
a IT»
mteiekt
kochen (sieden, trans.)
•
-peka
mit
• teleka
(.— hraten)
-kazinga
-kafanga
(intrans.)
-tcira .
- trira
Köcher
kikumba cha michohi
kikumba cha micho
Kochstelle s. Herd
Kochtopf s. Topf
Köder (für Fische usw.) ausgedruckt durch das betr. Insekt (litetr usw.)
Kohle
lirasha, likala
lizima
Kolik haben
-cha kisu
•pya lireme
kommen
•za
-bicera
(heimkommen)
-uya
-uya
(nahekommen)
-sendera
-hegerera
König (Großhäuptling)
mlumzana
können
•yeza
-ho tor a
Kopf
likanda, lukakayo
mtice
(bei Tieren)
.shvko
den Kopf in die Arme
•zikumbata
-hol a
stützen
Kopfbedeckung (Art
mcheka
mcheka
Turban)
(europäische)
fa>fia
kofia
Kopfring (zum Tragen)
nkata
njingo
Kopfweh haben, durch
likanda livina
rnttre icavara
Korb (großer, aus Bam-
lidengo
(andatcala
busstreifen)
(groß, Uach)
lutengo, Ittsero
luparo
(klein)
kija
kiheneko; kijnmera
(aus marurv ge-
lidoto
llochten)
Korn (Früchte)
mattere
(das einzelne)
/ulcere, Itixafu
lupeke
Koruwurm
kifukuto
kifukuto
vom Korn wurm ge- fukuhca
fressen werden
Körper
mzimba
micili, mucili
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Sms: Kingoni und Kisutu.
:vd9
Kost
\- ' 1 '* now
chakulua
kosten (versuchen 1
-linoa
-liny a
Kftt s Fvkremente
K rabhe
I inyaraji
l\ rafY
nuiti in i mein <ci \
in a k (i k a r a
www U ** *-* W » 1^ y u
kräftig sein
-qina
- kanyamara
Krähe
hlmliiirtt
( li)kunquru
hrälipn fvnrn Huhnl
Iii aiicu yvuiu iiauu |
-kata
nun»
-emba
Kralle s Klaue
Krninnf bekommen
-finita mshiixi
-finita mshipa
Kranich /Pfitupn-t
lififtholi
■ ffll/U'/l f
limtcali
% % WWW V »
andere Arten:
ndhco (weiß); vindtca
krank
mtamu
krnnk werden
-rteara
schwer krank werden
-qura ferne i , = kakuru
-rteara paw a ha
Krankheit
lufu ( ol. ct/o)
utamu
Krätze
/uktcfktcfi
tn apt 'If
kratzen (um 7.11 scheuern)
-hxcaya
-kurenda
(auf der Haut sich
-nicaya
kmt/e
(von Vögeln)
-pala
-pala
(von der Katze)
•htcepa
•kapa
Kraut
mbido, ndivco
mboga, likoro
Krebs
nyvnya
tiyunya
(Krankheit)
menye
menge
Kreide (weißer Ton)
tnkako {mqako)
Kreis mkumbi (z. B. im Kreis aufgestellte Menschen inkumbi wa
Kreis (Hof) um den
Mond mkumbi tea nyanya)
Kreisel
mpira
mpira
Kreuz
lipambano; msalaba (ksw.)
kreuzen (die Beine)
-ytyamiza (mlunyao lunye)
sich kreuzen (von
-pamltana
-pambanu
Wegen . von Men-
schen, deren Wege
sich kreuzen, die
sich jedoch nicht
treffen)
Kreuzweg
kriechen
Krieg
tnapambano (ya njera)
-ka.sa
Krieg führen
Krieger
Kriegsgefangener
male kau o
- kicatca
ngotido
- k 0 m n n a
yimpt
-lira, -yteazana
lijaha
mu/u
Kriegskostüm, bestand aus njufatla ( 'Federbusch auf dem Kopf) und mayam-
bato (Tierschwänze usw. 21m Körper)
Kriegstanz aufführen -yin -da Uhu
mxutu, mchaica
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360
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Krokodil
ngwe/iya, ingtcanyama
ligurt >< </
Krone, durch
mkumbi (Kreis)
Kronenkranich
lihoholi
limtcan
Kropf
ndesi
•
Kröte s. Frosch
•
Krug (irden)
mbiza
chaliko
(Kürbis)
lisala
lideny
krumm werden
•jyendama
-pendama
krumm gehen s.
hinken
krummen
-gogoicisa
- pinda
krüppelhaft sein
-sonny oka
'c/tipira
Kruste (im Topf)
ukoko
ma koyoto
Küche
patnaseko
pama/iyo
Küchlein
mttcana wa nkuku
kikuku. chyana
nguku
kQld werden
-)Hßla
-pola
kühlen (ah-)
-pozisa
-polisa
kühn sein
-aina
-kanyamara
Kugel (Gewehr-)
kipolopnh
Kuh
nkomokazi
nyinda
Kummer haben
-kumbula shizio
-kumbula miitna
Kundschafter
(Ii) Mi (pl. zi)
1 itig o m ej i
Kupfer
lisongo libomou
kikono kidungu.
mkuwa
Kürbis
lishala (toara)
lidenge
(als Gemüse)
litany a
mungu
kürschen
-chuka
-chukuta
kurz
-fichane
-fupi
kürzen (ab-)
-jmva, -yeka
-dumula
küssen
•yanga
-yanga
Küste, an der (die)
mbwani
mbwani
L.
lachen
-sheka
-heka
laden (Gewehr)
-tera-, -ytta {yconga Pulver)
•sopa (tconya)
Ladestock
luyanga
Lager
kilalo
kigono
lagern, sich
-lala
-go na
lahm sein
•temara
-lemara
Lamm
lizinyani la yimvu
lizinyani la m
Land
liztce
mlima
Land im Gegensatz
mlaga (gew. pi. mi-)
zu .Stadt-
Landgut
simu, munda
mg und a
Landmann
mlimi
mlim i
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Spiss: Ringoni und Kisutu.
lang
-de (vgl. -deni)
vor 1: iger Zeit
kadeni (padeni)
langsam 'idv.)
kuse, bwino
langsam sein (— tun)
-sicera
langweilen, sich
•zibuta
Lappen (aus Stoff)
kikaka, kiktcinda
(kleiner)
micere
(langer schmaler)
mcheka
Laim (Geschrei)
msntnao
Lärm schlagen
-banga mshindo
lassen (ablassen)
-sia, -kauJa, -leka
nicht lassen (verbieten)
•yalisa
übriglassen
•sia, -leka
Last
mticaro, mtoro
Lastträger
mticali mtoro
lästig fallen (ermüden)
-nengeza
Latte (l)achsparre)
lutungu
lau werden (s. abkühlen) -pola
lauern
-lalira
Lauf (schneller)
mojuwane
laufen
-yigima (-gijima)
um die Wette laufen
-linya tnajuwane
Laus
(i)nhcara (pl. zint-)
laut (adj.)
-kuru
(adv.)
kakurv
läuten (trans.)
-chaya ndalama
(intrans.)
-kara
lauter (= bloß)
-odica (-edica)
(lauter Morast)
ludaka lodtca
Leben
urura, icaltwino
leben, durch
-rura (lebendig)
lebend )
lebendig (
-rura
Leber
kibindi
lecken
•kota
Leder
kikumba
leer (adv. u. präd.)
-chabe
(adjekt.)
•a chabe
legen
-beka (auf den Boden past)
Eier legen
•b/>k(er)a maqanda
Lehm (nasser o. dunkler) hidaka
(rote Erde)
kikxmja
(weißer Ton)
mqakn
Lehmkloß
ligade
Lehm treten
-buka ludaka, -kannya lu-
daka
361
• tali
k at alt
mbolembolf
-hxtera
-zibuta
mshindo
-bauya mit hin do
-sia, -kaula, -leka
-beza
-leka
mziyo
mgeyi jnziyo
- c h ttmbuza
mpayaro (pl. mpayaro)
-pola
-yuicira
majumbo
-jumba
-linga majumbo
lisosolo
-waha
neso
-to tea ndalama
-emba
urura, teabwino
-rura
-rura
kibindi
-myanya
kikumba
-uraka
-a icaka
-teika, -limb a
- tag(ir)a makanga
ludopr
kikunja
mkako
liyadp
-kanda ludope
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362
lehnen (an-)
sicli anlehnen
Lehre
lehren
Lehrer
Lehrling
Leih (Körper)
Leihweh hahen, durch
Leiche
leicht
leichtsinnig
leiden
Leiden
leihen
Leim (Vogel-)
leise (adv.)
leiten (an der Hand
fuhren)
Leiter, die
Lenden
Lendentuch
Leopard
lernen
lesen
letzte
leuchten (trans.)
(intrans.)
leugnen
Leute
Licht
licht
licht werden (vom Tag)
lieh (..: gut)
Liehe
liehen
Liehling
Liehschaft hahen
Lied, durch
liegen
mit dem Kopfe auf
etwas liegen
was Hegt daran:'
(•macht nichts!.)
Linie
in einer Linie aufstellen
Spiss: Kingoni and Ki:
-yeyamisa
-yryama
mqfundisho, malaya
-funda, -faya
m/undisi
m/undi
mzimba
-vava hisu
mtuß
-rura
kishora
-ztca ushunyu, -bona
ushunyu
ushunyu (usunyu)
-boleka, -cheleka
ulimbo
ktt.se
•tanyuza
kimuti cha kvktcera
zinkaro (sing, lukaro)
kiqtcinda (s. auch Lappen)
inytce kinytmyonyo
-fundiwa, -layhea
•soma (ksw.)
-a rmwa
•banisa
• baneka , -kannya
-yafa (na rnauga)
teanttt
mbane. mbaneko
•mxope
-cha, -sa
•ttandi (s. auch Liehling)
ntando, utando
-tan da
mtandnkazi
•ftma kukomba
•sateera
-lala
htdtrendire
-heka iudtcmdtre
-yeyeya
-yeyama
ma/undisho, malayo
- fundisa
mxcalitnu (ksw.)
muwili, mucili
-eina lireme
mtuhi
-rura
kishora
-azima, -pinya
u l i m b o
mbo tern bole
-lonyoza
nyazi (ksw.)
kiicuno
kikwinda
Uhu tri
- u ndisiwa
-soma (ksw.)
-a kumbele
- mulisa
- m ulika
• bera (na makeo)
icandu, icanu
(ki)niuliko
•teara/u
•cha
iiyano
-yana
my an if u
l u i m b o
-yona
- sa m ira
kit nan if
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oPiss. lYingoiii una ivisuru.
Linke (die linke Hand,
linger*
linke Seite)
links
-a linger f , -a mengere
Lippe
mlomo
List
liqiri, marango
Inhal a
loben
•tokoza, -gia
-lumpirira
Loch (Vertiefung)
ligodi
Ii god i
< Hohle* in der Erde)
ligeica
m ic in a
(Höhlung im Felsen)
mhoma
lipanga
.Mauseloch
mlindi
mlindi
locker werden
-/una kukumuka
-/una kuicopokt
lockern
-Irgereza
-legereza
Löffel (Koch-)
lipini
mpundi, mwiko
(Schopf-)
ndtbe
tnlrko, mnego
Lohn
h/ungo, inkunzi
njombe
um Lohn arbeiten
-Sftrenjera
-hengula
Los ziehen , losen
-yenza kisiriri
-huma luhumu
• uni« etwas durch Genitiv (cha . . .)
löschen
-qima (-kima)
•zima
losbinden i
-kurnula
- icopola
lösen )
losgehen (vom Stiele)
•kumuka
-kulika
loskaufen
-sangula
-kombola
losklopfen
-kurnula
-kula
losmachen s. losbinden
losspringen (auf jemand) -dumira, -sukira makata
-yurukira
Löwe
mprmdoro (pl. ewi-),
lifiimba, libonj
mpozango, kiricani,
ngicenyama
Lücke (in den Zähnen)
Ihr ende
linguli
Luft
moya
m p u ngo
Luftröhre
mpimbo
m pimbo
(Adamsapfel)
tnkoromero
mkoromero
Lüge
manga
makeo, udesi
lügen
-qnmba
• acta
Lügner
mqnrnbi
mmakco, mdesi
Lunge
mapapo (lipaptj ein Flügel)
Lust (Verlangen)
moyo
moyo
lustig sein
-tatra
-htkerera
M.
inaeben
-yenza
-ktta
(verfertigen ; aus Holz)
-baza
-hongola
(aus Leder)
-sika
»macht (verschlägt)
nandaica!
chicti
nichts!«
364
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Macht
manja
makaka r a
mächtig sein
-tra na manja
-tea na makaka ra
Made
kibttnyu, lupeto
lisomi
Mädchen
msikana
kamtcali
(erwachsenes)
ntombe ntombazana
mteali
Magen
mbirini
lutumbo
mager werden
-dasa, -yonda
-ganda
mahlen
-sira
•hyaga
Mahne (vom Zebra)
mtcetre
mchengo
Mais
ki manga, mumbu
marombe
(in der Milch)
kimanga käudaka, kimanga
kisekona (d. h. »ist eben «
seil, kiludaka)
(grob gemahlener)
mahenga
sokole
Mais braten
-yf>sa. -kazinga
-nyanya, -kalanga
Maiskolben (leerer)
kigamu
kinguenyero
Haare am Maiskolben
ndf/u
ndcfu
Haare bekommen
-kastra
-kasira
die Koner ausbrechen
• *
-korotro/a
-korowola
Maisstengel
lishanga
lipese
mal
ka-
ka-
einmal
kamozi
kamonga
ein andermal
kanye
kangi
Mangel (Not)
ukivea
Maniok
njumbtila, mbteani
mayao, manindi
Mann
ndoela (Ii-)
mgosi
aller Mann
Utjeyu
mannbar
-kuru
-kuru
mannbar werden
-chaya manzi, -kula
für mannbar erklaren
-btza mkuru
männlich
-doda, -duna
-gosi
Mark (Knochen-)
monyo
mongo
markten s. fedschen
massieren (mit Blätter-
-totea (na maqembe)
-tmra (na maqembe)
Dawa)
das Massieren
mitowo
mitowo
Matte
likasi
mpasa, ugono
Matte flechten
-tvnga, -ruka
'bona
Mattenflechter
mtungi, mruki
mkon i
Mauer
hi tango hra mache
Itcigo Itca mag an g a
Maus (Feld-)
mbetra
mbetra
(Hausratte)
hgundirane
ligundwane
-Loch
tnh'ndi tea mbetta
meckern (Ziege)
-meto
•meta
Medizin
mnti
mt era
Medizin bereiten
-hiugisa tn.
-lungisa m.
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Sms: Kingoni und Kismu.
Meer
nywiM ys. occ^
Mehl
ml tu im
it h p m b p
(grobes)
murre
muh f r p
Mehlbrei
sima . kiieza
ii ga/ i
mehr, durch
•y\T\U /««/' *-W ^lllll£lil UJ^PII f
• «/ fx n tt 0 — n
y y u
nicht mehr (adv.),
durch negat. Form
mit dem Zusatz
pa tc Hi , ka n yp
ka ii a i
meiden (ausweichen)
-IMlIlthllh'fl
- tin (l ii kn
meiden (unterlassen)
- 1 c rj • A* si r* /) /f
- 1 r f\ u, r\ Hl i/A II
mein
-o/wi . -« riftro
- a n ii ii . - a n e ii p
meinen
.A/m/T ./V
-UlJilU , "II
• ic u n a f -1 oia
oder durch
sh izio ihuntma
Meister
/lAocfio, nyungu jj>i. • J
j it n u i
melken
. /■ fi tri fr
-Af# III U
Gelaß zum Melken
/ 1 1 ttniin
inungu
sich in den Mund
-sireza
-yorigrra
melken
Menge (Volkes-)
liqala, lihanja
Mensch
munhi
mit ml ii, munu
Menstruation haben
-giza
'tea kuligeza
-ira kuhaki
(/.u dieser Zeit dnrf das Weib das Essen nicht salzen, sonst wird
Mann an den Beinen lahm!)
merken (sehen, fühlen) -bona
-irona, -iola
Merkmal
mbara
mbara
(eingeschnittenes)
tingara
messen
•linga, -Ungisa
• linga, -Ungisa
Messer
mukira, mkonrio
kipula
(Busch-)
mbemba
nyengo
(-Griff)
luti
mpini, chaka
Messing, -Ring
kikono ( kimsop* )
Ii so n go {liwarafi
-Ring (anschmieden,
-tanrfa kik.
-nyemba Iis.
anlegen)
Mhogo
tijurnbtila , mbicani
mayao. manimii
-Stengel
kimuti rha nj.
m K ongo ira ma.
mich
nrli; (hetont) tninne , netco
ti (Ii. nenga
Milch
Itcisi, tnasi
In z ur a
süße
ficisi hra ttamusa
hiznra l tc a Uro
Hiesttnilch
kihtiri
kituiri
geronnene
vigongota
v ig on got a
gerinnen
-/in
• i/ it hi a
sauer werden
-vii ii da
• r it ii il a
Milchgefaß (zum
htunga
1 i tu ii g n
Melken)
mild
-i/o to
•i/0/ o
366
Snss: Kingoni und Kisutu.
mir (tonlos)
(betont)
bei mir (zuhause)
mischen
ndi
minne, neico
mir a minne
-skanganisa* -eanga(nisa) ,
-(]umba{ni$a)
ulonyo
na
ndi
nenga
-hasa
inabuli
na
Mist
mit (Begleitung und
Mittel)
mit mir
mit dir
mit ihm
mit uns
mit euch
mit ihnen
Mitleid
Mitleid haben
mitsammen
Mittag
mittags
(von 1 1 bis '2 Uhr sagt man liranga lifudumar{w)a die Sonne macht
schwitzen, um 2 Uhr liranga lipenduka die Sonne wendet sich (Talh)
Mitte, in der Mitte 1 ...... mgati
\ mukati. pakati. kukati
mitten \ 1 pagatt
in die Mitte kicakati, kv- kugati
Mitternacht pakati pa usiku pagatipakilo
-jso/nofa, -gaica -gate a
-bik{er)a -bik{er)a
-sheica -she fr a
nnmi
naw
nage
nati
namicr, nanye
natro
musa
-bon(er)a m.
ndaonnye, partin; i
imini ikum
namt
natee
nage
nati
narntre. nanye
nairo
lipyana
-lo/(er)a L
pamonga
imini ikuru
mitteilen
mündlich
Heimliches
von der Speise durch -shepuna
Abbrechen mitteilen
-in
eya
nicht mitteilen
Mitteilung (mitgeteilte
Geschenke)
mögen
ich mag nicht
möglich sein
Molke
Monat
Mond
-nyicha
msömoln
-tanda, -/una
audita ndi
•yezeka. -yenzeka
mlaca
nyanga
-Innda.
mbiritu
-hotoreka
mteezi
gana
waci
isen (vom Mond) -qina . -kuh
annehmen
scheinen
verschwinden
es ist Vollmond
es ist Neumond
morden
-punyula, -/una kufa
-irala
-fa, -pera
ii. ikuru. n. ikannya
H. yafa
-burara
-kan g a mar a , -kula
-pungula . -/una kufa
-\rala
• yomoka
m. mute ah a
• kam a
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
M order
mburari
mkomi
morgen
kusasa
kirau
Morgen
[ kusasa
lukera
morgens
früh morgens
kusasa ludu
lukera neso
gegen 8 Uhr
rnba rar a
mbarara
Morgenstern
nkanyesi ya kucha
lutondn lira kucha
Mörser (aus Hob.)
likovu
Iii tili
Moskito
(lu)suiru
njenjema, l ingereng
Motte (kleiner Schmet- kapuruputu
kapuruputu
terling)
(ist den Wangoni nicht als kleiderfressend bekannt)
Mtama
saka
mapemba
-Stengel
lishanga
iipese
Mücke s. Moskito
müde werden
•dinhca
-totokera
(auch übertragen: -dinitca pete jemandes müde sein)
Mühe; sich Mühe geben
-kiitala , -qina
-kangatnara
Mühlstein (der untere)
t ' 2 1 7 *
itcne la fcusira
hear a
(der obere, kleine)
mbokoto (pl. zim.)
Ii mir a na (lu-)
MQllhaufen
Uzara
kifyagiriro
ßlund
milomo (auch tnlomo)
lok. milomtceni und
milomo (auch mlom>
milonyeni
pa-, tnum/omo
ein -Mundvoll«
-mumata
-fuurata
nehmen
Mündung (Fluß-)
mashangano
makongano
(des Gewehrs)
mlomo
mlomo
murren
-trawaza
-ngunula
Muschel (Flußperl-)
Muscheltier
| likongice
Kaurimuschel
likfmo
Musikinstrumente:
mbeta (Flöte)
karombeta (Trompete,
mbeta
europäisch)
karombeta
baragumu ,
. . ; (Horner)
mbarabara ) '
baragumu
mbarabara
numburu (Trommel)
rtgoma
ligubu (Saiteninstrument)
müssen ;
durch -dinga (notig habt* n)
oder -faneUt (nützen,
frommen)
müßig sein
•liirariza mit oder ohne
kizuHgtt (grübelnd,
spinnend) (vgl. liirara)
Müßiggänger
kiJitrarizt
868
Muster
mutig (im Kampf)
mutig sein
Mutter
deine Mutter
deine, seine Mutter
Mütze (Art Turban)
(europaische)
Spiss: Kiugoni und Kisutu.
lufano
nyiraci (vgl. -ytcaza)
-oina
mama
nyoko
nyina
tncheka
kufia (ksw.)
-knnya mar a
ma(tr)u, nyonyoro
n yok o
nyina (das Possessiv muß
jedoch ausgedruckt
werden)
mchfka
kofia (ksw.)
Nabel
nach (Richtung)
(hinter, später)
nach und nach
nachahmen
nachdem; z.U. nachdem
er gesprochen
nachdenken
nachfolgen
in der Regierung
nachher s. hernach
Nachkomme
nachlässig
nachlässig sein
Nachlässigkeit
nachlassen
(Selinürung usw.)
(erlassen)
nachlaufen
Nachmittag; es ist
Nachmittag
Nachricht
»was giht es für
Nachrichten i*-
Nachricht bringen
Nachricht senden
nachsinnen s. nachdenkt
nachspüren (vom Hund)
(vom Menschen)
Nacht
hei Nacht
Nachtlager s. Lager.
N.
nrja'ca
kit-, kica
(e)mura kica
birinobicino
-Hnyanisa , -landa
lapti akurumilepo
-kumbula
-landa
-bekitca ukosi
mzukvru, mttcana
kishora , kiliicarizi
-litcara
vlitcaro, libude
-leyereza
-xia, -lek(er)a
-landa na majuirane
lapmduka (seil, liranya)
(die Sonne sinkt)
zindaira
• zindaica muni'i*
'kunjani?'
-hika (-era)
-tutna zitid.
:n.
-tunyaf{ir)a
-shnra
miku
jHiusiku . eusiktt
lukufu (my u/n)
kv-, kica
kiimbc/f kira
m bolr m bole
-kotrekera
-kumbuka
koteekera
-limba uttca
m trän a
hnyama
•hyereza
■fck a
■ koirekf ra na mjiunha
mi barn
mi bar o njanif
-srnya miharo
- nu s (ir) a
• tlyomera
kilo
pa kilo
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Spiss: Kingoni und Kisuto.
H(>9
Nacken
nackt
mmnduru\ kingutu
(prädik.) chabe
(adject.) -a chabe
kitungo
lusunguru
kikongurane
Nadel
Nagel (aus Kisen)
(aus Holz)
Fingernagel
Zehennagel
nagen (von der Maus usw.) rigcmgola, nguenya
kigosi
waka, tcuuli
- a waka
sindano (singane)
msomali (ksw.)
| luzipo
nahe
nahebei
n aherucken
nahesteilen
nähen
nähern , sich
nahezu s. beinahe
Nahrung
nähren
Nacht
Name
wie ist dein Name?
Namen geben
pqfichane na, -pa, -kwa
! sendereza
-tunga
-sendera
kiso {kisho), chakwta
-pana
tntungo
libizo lako nguwe tranif
-yeta libizo
ngongola, nguenya
papTpi
pa/ichane na, -pa,
• kwa
-hegereza
- hona
-hegerera
chakulya
-perana
lutoto
lihina
• tina lihina
nämliche, der durch Verdoppelung des Demonstrativpronomens.
/inl/ewa
Narbe
(von Einschnitten) njojo
Narr, närrisch s. irrsinnig
Nase
aus der Nase bluten
Nasenschleim
Nashorn
naß
mputnulo
-puma ngazi mpumuio
maßnyera
kipembere
-a manzi, -lutaka
«0
-tamba na ttian:t
li/u
pamozi, ndaonye
shara
naß werden
Nebel
neben, nebeneinander
necken
Neffe (der Schwester
Kind)
(des Bruders Kind)
Negerkorn
nehmen
mit Gewalt
mir wenig mit der
Hand nehmen
auf den Arm nehmen -singata
• nimm da!- »mi>w/«
Mit d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. Hl. Abt
Ii warn ba
nembo
mengero
ma/inycra
kipembere
-deke
-dekepa
li/u/u, li/und i
pamonga
-kina
mtwana (seil, wamtanakwetu)
saka
-tf//a, -tawata,
•yamuka
-rigewa, -ka
■ tntu
mapemba
-tola, -tawata, -tata
-poka, -yanuka
-tona
-pagata
• hat«!*
370
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Neid
(Eifersacht)
neidisch sein
neigen
sich neigen
kigoro
ukwere
-bonera shizio
•kotama
-{zi)kotama
kigoro
ukirere
• gundama
-zigunda ma
die Sonne neigt sich Uranga lachona
(zum Untergang)
Neigung s. Begierde
nein
nennen s. u. Name
Nest
Netz (zum Wildfang)
(zum Fischen)
neu
ngö, ca (Schnalzlaut)
ktsaknsnka
neugierig sein
Neuigkeit s. Nachricht
Neumond s. Mond
-cha
-qapera
ndd
kisakasaka
• • • • *
Itpirtrt
Itcavu, lutengo
-pya
•pulikiza
neun
Ngoma (Tanzarten)
nicht
-tins
-hano na mchecht
mktcendo, lipuga
-sann na
ligrcamlxi
a (vorgesetzt!)
andi ich (bin) nicht; äko, are (azf), alizT er ist nicht hier; am; asi
trami es ist nicht meine Art; andi na ich habe nicht; vor einem Infinitiv
bedeutet auch bloßes -na« nicht, z.B. na kuhamba, ich gehe nicht (zu
ergänzen *andi* na kuhamba ich bin nicht mit gehen)
nicht; -nicht wahr?« atir, ati pool
niederfallen (bittend) -gukira
(seitwärts, kopfüber) -gekika
niederhauen (Holz) -juwa
niederknien -guk{ir)a madoro
niederlassen, sich -sara {•shard)
(von Vögeln) -wa
niederlegen (Gaben vor -tid(ir)a
jemand)
sich niederlegen
niederreißen (Haus)
niederschlagen
niedersetzen, sich
niedersitzen
niederstellen
niedertreten
niederwerfen
niedrig (Haus)
(Wasserstand)
ande (andi)i
-f vgamira
-garauka
-tema, -dumula
-/ugam(ir)a
-tama
-gwa
~nenul{ir)a
-gona
-bomola
-lala
-fuza, -diriza
-chaya awe (daß er falle) pasi
-sara (past) -tama (pahi)
-beka pasi
•nyat(ir)a
-urisa
-fichone
-nyane (-ninyane)
niemand, durch aze muntu (es ist kein Mensch)
Niere iso (pl.röo)
niesen -yetemula
-wika pahi
-libat(ir)a
-gvoisa
-fupi
-debe
-tesimula
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Si'iss: Kingoni und Kisutu. 371
Nilpferd kiboko ndomondo
nisten -tutirira (kisakasaka) -tutirira (kisakasaka)
noch; warte noch qare. uime (fang an und stehe)
oder ulmde huti (uime huti)
er ist noch da akona, kandi akona
noch andere want/ e muva
noch nicht; ich hörte noch nicht ningakazwe
nochmals kawili, kanye kangi
Norden mi$hu(u))uru (heißt auch lukigi
Süden)
Not ukiwa ukiwa
Notdurft verrichten -tunda -tun da
Nothütte kikon^lu sakasa
notwendig i
nötig | halien -dinga, -/una -Ion da
nötig sein -fanera -fan er a
mich tern sein pf. von -lamba (nichts oder sehr wenig essen)
wieder nüchtern werden (vom Rausch) -temuka (uchwala)
nun s. jetzt
(tonlos anknüpfend) nandatca
nur njtce\ngd,kupera (postpos.) ndü
(tonlos) kambe (uniyamkere kambe lös mich nur ab)
nützen -ftiza, -fanera -siza, -fanera
Nutzen masizo, mafanero masizo, mafanero
o.
0! (Ausruf)
au! hau! tree!
au! hau! wee!
ob
kumbi, koma, kama
kumbi, koma, kama
Obacht geben
shakanipa
-chenjera
(auf den Feind)
-shora
-ngomera
oben
pezuru
pachannya , panani
Oberhaupt
mkuru
mute aha
obgleich
nyanyana, nakuwa
nyangana, nakuwa
Ochse
liboyi (liboye), nkatci
liboyi (liboye), nkawi
oder
chere (wörtl. »sag!«,
• vielleicht«)
offen stehen
-vulika
-dindulika
offenbaren
-yazisa, -gwaid(ir)a mlomo -mannyisa
(Geheimes, Böses)
-sftew{er)a
offenbar werden
-yazika
-mannyika
Offenbarung
mayaziso (neu)
öffnen
-viila
-dindula
(die Augen)
-papama (-pakama)
Öffnung
mlomo
mlom o*
(Tür-)
lisango
mlyango
oft
paninzi (ka-)
kamahere
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372
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Oheim s. Vetter
Öl
ma/uta
mahuta
ohne (etwas sein)
kuze (na)
ich bin ohne Nahrung ndize na chakusa\ andi na kixho
OIUHUiH llUf, nciucii
-lit tl<4 Hfl (l
_ A ) Ti W • / L." fj
- it t II ft Ii A (#
win
rMclfr " * f
1 i kit tu
C ff A If c II
Ohrenbläserei treiben
-setta (shetca )
'heha
OlirfpitPP <Tpl>f>n
-makaya
-pamanda
Ohrläppchen
nsetee (njetce)
likutu
Ohrläppchen durch-
-sesa (shesha)
-sika likutu
bohren
Opfer (Toten-)
limiriro (m-)
•Heisch
nyama ya imlozi
nyama ya mahoka
Onkel s.Vetter
opfern
-ruma, -tu/ira lirumo
-ruma, -tulira lirumo
ordnen
-lungisa
-tendekera
Ort
ndaxco; kikunja; oder durch pa-
Osten
tnapumeranga
mapumeranga
(lok. (permeranga oder pa-, ku~)
P.
Packen (fassen) -bamba
Paltnarten: mkama (Dumpalme); ihre Blätter
liicale (Fe.ierpalme?), ihre Zweige mawale
[mu)
Papagei
parieren
passen
passend sein
Pavian
Pech
(zum Vogelfang)
Perle j
Perlschnur j
große Art
Perlhuhn
Person, durch
Pfahl
(zum Anbinden von
Haustieren)
(spitzer Pfahl in der
Fallgrube)
Pfand geben
Pfauenkranich
Pfeffer
kasuku
-vika
-linganira-, fanera
lyani
ngoleko
-kamula
malala;
■yepa
usharoy kihuhulero
mache (ga usL)
pangea, ngerangeran*
mnyikazi (eig. »selbst.
kimuti
kikonguxme
luqipo
-pikisana
lihoholi
toronga
lyani
ngoleko
ulimbo
usharoy kihuhulero
maganga (ga ush.)
lichundu
v (0
) mxrene
mkongoy kibiki
kipanda
lihonga
-temerana ngani
limtoali
sobola
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Spiss: Kingoni und Kfcmtu.
pi eilen (mit dein Mut id)
-o««z luevoere
Mm* — - — — ^« J m. m / . . f —
-fcuwa lulujt
(mit Hute der Hand)
-beta mvemve
-kuwa mbembe
1 feile
kituliro
kituliro
(Tabaks-)
c hart an a
(große)
i • » •
ItJUHfO
I • • •
n/v,:!
mchohi
mcnont
-Spitze
pambele pa mch.
pambele pa mch.
-Gift
usungu
usnungu
Pferd eantilope
vtparapi
mparapi
rnu
likwere
Im. Im. *m"
rilanze
mbanae
pflanzen
•
-chara
-panda
Pflanzung
StTFlt4 9 fflUHflfl
mgunda
Dl1..*rt . J«_* Dil«*.«
fliege; der Pflege
-gura
-rwara
bedürfen (krank sein)
pflegen (Cur jemand
-senga
-shenga
sorgen)
-tumaika
-serigeka
(Kranke)
-gulusa
-licaltsa
= gewohnt sein s.
d.
Tl/T 1 • /II \
Pflegling (allgem.)
ffl,wt:i
2
ms neu zi
pflücken
7
-Ära
-yava
rfosten; lur- (die
kigoane
...
ngtngiritt
vorderen)
(die hinteren)
fattAra (zm-)
lustka (stn-)
Uaoel-
lipanda
lipanda
rlropfen
Ktrtmoo
ktvtmba, ktdtndtro
picken (mit dem
-nonga
Iff ff
-hola, honyola
ocnnabel)
TVI1
rille
kagade
kagade
Pinsel
/ti/i fcca kutera, lutero
pirschen
-zingira
pissen
-tunda
-tunda
TV 1
Pilz
nkoane
tooga
Plantage s. Pflanzung
• Plaü« (weuäer Heck an
impe/u
kipaji
der ötirn der liere)
platschern (im Wasser)
-biiktiena
- bukucha
rlatz (Ort, Melle)
kikunja, ndawo
kikunja, ndawo
(übriger Platz)
ndawo
ndatco
(freier Platz vor den
liwara
Iwanja
HQtten)
platzen
-dauka, -papuka
-hatuka
plaudern
-longera
• longera
plötzlich
kannye
n yak among a
pochen s. klopfen
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■}74
^pm*; * Ivirn'nm linn Tvislitll
Pocken
nampondo
lihomanga (u. mah.)
Polster
msamiro
msamiro
Pollution haben
-ganya
-ganga
Pombe
uchxcala , mgai
ugimbi
Posten stehen
-yimirira
prahlen
-(zi)meka
(-zi)toga
(als Sieger)
-landa mashanza
-landa zinywazi
Prahlerei
mashanyo
lutogo
Preis (Wert)
ntengo
marondo, mukao
preisen
-toknza, -yia
-lumpirira
prellen
'dierera, -sherera
•pun ja
pressen (drucken)
-bandiza
-limbira (-irira)
(Ol usw.)
-kama
-huja
Priel (Wasserloch)
mtombo
kiliva
Probe machen i
Ii rinn
-im y a
probieren \
prophezeien
-kvruma pambele
-jova paulongoio
-kuruma unjani
Proviant (Reise-)
mpako
mpako
-träger
mjingati (pl. mi-)
mjingati (pl. mi-)
prüfen
-linga
-linga
prügeln
-chaya
-totca, -lata, -puta
(Anzahl der Prügel
durch ntonga ziwili usw.)
Pulsader (an den
lukole
lukole
Schlafen)
■
(an der Hand)
inshipa
mshipa
Pulver (Schieß-)
tconga
wonya
putzen (scheuern)
-shanza
-hongo/ya
sich putzen (schön
-ycnca (-er era)
-fusalirira
kleiden)
Q.
Qualen
-nenyeza , -zxcisa ushungu
-tambuza
-bonisa ushungu
Quelle
kifiera
kipera
Querbauin
mtambiko
mgomba
querlegen
-pingiliza
'pinyiliza
querliegen
•pingika
-pinyika
quetschen
•bandk(ir)a
~limbir{ir)a.
-limbat(ir)a
R.
Rabe
lihuburu
(li)kunguru
rächen , sich
-zisaulira
-zilipirira, -zitauh
(z. Ii. nkomtt zake sein Vieh rächen)
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Spiss: Kingoni and Kisutu.
375
Kahm lungwmgtee
Kahm abschöpfen
yengula lun.
Kand (der auberste 1 en)
maqereni, peteni
lupenja
Kappenantuope
m par dpi
«n it *rw V /i Iii
in p a r a j) i
rasch
man tm o , maztn gam
nya ta
rasch machen
-nonopa
-nonopa
rasieren
-singa
-keta, moveta, -moga
Rasiermesser
sin go
tun Bio
nai eneiieu
-ift('r(t<s)0 Pinnau a
-lftnr1*ttlii*ft <m f ft ft r ft
-tonauttrt» m* nur u
um Rat fragen
-buza zindaica
L* f\ f tm • A ft <* ft
-KOia mtnaro
ratlos werden (sein)
-ziyamba
-zihola
Ratte (Feld-)
mbetca
lipannya
(Haus-)
liyundtcane
ttgunilteane
rauben
■yamuka, -lata
a# ft M «• ft n m» ft ft ft
- i/'inufca, •nyaga,
-poka
Räuber
mba/a
mhiji
Hilferuf: »nyakato/ Räuber!«
Raubtier
likoko
I ikoko
Rauch
must
i y 'j %$ % *, 1 y
rauchen (vom Feuer)
must ubunya
1 1/ osi iu lui u i no
(Tabak)
•betna
-pep a
räuchern
-yanika pamusi
-yanika palyosi
Räude s. Krätze
raufen
-bambana
-limbana malimbo
Raum
ndateo, mkati
ndateo, mkati
Raupe
(lu)tambuzi
(lu)tambuzi
rauschen (vom Kleid,
-pupuma
-pupuma
Wasser)
räuspern sich
-koshora
-kohomola
(?)
-onesa
Rechenschaft ablegen,
-chenisa (vorzeigen)
durch
rechnen s. zählen
recht (gut)
-fte, -abwino
rechte Hand, rechts
nga neno (kwa)
-a kulya (-a kulira)
(von)
Recht sprechen
-jutca zindatea, Uta
-dumula miharo,
-lamul(an)a
Rede
rnazici, zindatea
miharo
reden
-kttruma
•
-J ODO
mitsammen reden
-kunimana, -cherana
schnell reden, red-
-kuruma pi-pi-pi
-jora hökohöko
selig sein
Regen )
Regenzeit \
mvula
-
mvula
Regenbogen
mpingo (tea mr.)
kitcingo (cha mv.)
-schirm mtunzi, iihau (kleiner Lederschild)
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376
Spjss: Kingoni und Kisutu.
Regenwurm kilembo (urembo)
-zeit (kleine) lihova
• (große) fisotcu
Regen machen (durch Zauber) -hula mvula
die Regenzeit beginnt lihova lapinga
ich bin in den Regen gekommen mvula inmitile
regieren -rtisa (hüten)
oder: -tea nkosi, tea mlumzana
Regierung nkosi
in die Regierung ein- -bekiwa ukosi
gesetzt werden
regnen -na, -neta
es regnet {mvula) iyana, iyaneta
nur schwach regnen -fafaza, -haza
reiben (ab-) -yesula, -chekika
(= zerreiben) -sira
( — scheuern) -sanja
Feuer reiben -pesha mbaso
(Streichholz) -kwenda
reich werden -fuma (ininsi)
nyambo, ndupuka
mtulo, wali
ki/uko
Reich
reichen (hinlangen)
(= darreichen)
(= genügen)
reichlich vorhanden sein
reif werden
Reihe
in eine Reihe stellen
Reiher s. Kranich
rein werden
Reinheit
reinigen
(Getreide durch Worfeln)
reinlich angezogen sein
Reis (in der Hülse)
(enthülst)
Arten: weißer
roter
Reise
Reiseproviant
reisen
(— abreisen)
reißen (— ziehen)
(ausreißen)
(in Stücke reißen)
ukosi
-nyuluka (-gerula chanja)
-leta
-kolitoa, -fika
-yanda (gew. pf.)
-vuta
ludicendvee
-bekerera Ind.
-sambika, -kannya, shamika
mashanzeko, makannyo
-shanza, -sanja
-pepeta
-ffotca
tnputiga
mahenga
bnngara
ngindimba
ulendo
mpako
-hamba
-suka
-dösa
•shfpuna
daula
•dinda
utwa
-wikitca utwa
-tonya
yatonnya
-meremeta
-hungulo, porasa
-hyaga
- hogo/ya
-tika moto
kwenda
-mota (yamahere),
-zimotera
utwa
-gorola liwoko
-leta
-kotiwo, -fika
-yoroka
-vunda
m perera
• wika mp.
-hogo/ya
-pepeta
-govoa
mpunga
(ma)sokole, sembe
bungara
ngindimba
ulendo
mpako
•genda
-wuka
-hut a
-geha
-hatula
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Spiss: Kmgoiu und Kisutu.
Orr
6t 1
reiten
-giwera
reizen (zum Zorn)
-kalimirisa
-talamirisa
(überhaupt zum Bösen)
-yonisa
-yonisa
rennen s. laufen
Rest (von Speisen)
mlalo
mlalo
(angehrannte Kruste)
ukoko
ukoko
(von Stoffen)
kikaka
kikaka
retten
-sangula
-kombola
gerettet werden
-sanguka
-komboka
Reue haben, durch
-dadira (zürnen)
-hyomera
-kaula (aufhören)
-leka
shizioiyenyera (betrübt sein)
Reuse
mgono, lutengo
Rhinozeros s. Nashorn
richten s. Recht sprechen
Ki enter
mteti, mjuwi(tcazo), mlamuh-
{toazo)
•
riechen (trans.)
-Tiu.sa
-nusa
(intrans.)
-nuka
-nunga
übel riechen
-nuka
-nurTg a
wohlriechend sein
-nt/nAinro
-nunkirira
n* it t
Riedbock
niambaramba (Ii-)
Riegel
mvaro
-matnatro, mgogo
Kiemen
1 M t
Ivqoto, lustnga
mkanda, lusinga
Kiese
Itkongwe
likongtoe
Riesenschlange (große
sato
sato
Wasserschlange)
Rind
nkomo (lok. ezinkomeni)
ngombe
Stier
kunzi
kunzi
Ochs
liboya, kaxoi
liboya, katei
Kuh
nkomokazi
nginda
Färse
Utokazi
nginda
herabhängendes Horn
-wa na nsofu
-wa na nsofu
habend
Rinde
(n)kicendet liqoro
lipinda,himbo, likungu
abschälen
-yeurula
-kupula
Ring (am Finger)
ndandato
lukene
(am Speer)
limbuha (eiserner)
limbuha
njonjera (lederner)
njonjera
ngusi (aus Holz)
ngusi
(Kopfring)
(n)kata
njingo
ringeln, sich
-zisonga , -songana
-zinyenga, -nyengana
ringen s. raufen
rinnen (Hießen)
-hamba
-genda
(schnell)
•gigima
-jumba
(vom Gefäß)
-/uz a
-hulula
Digitized by Google
378
Snss" Kint'oni und Kisutu
Rippe
lumbambo
Itcafu (pl. mba/u)
Risse bekommen
-gazuka
-panduka
ritzen
-tema
-tema
(Zeichen einritzen)
-Iowa
-lemba
Rizinusstaude
lusha/uto
mono
Rizinusöl
shafuto
Rizinusfruchte
zishafuto
Rock
micingiro
mtcingiro
roden
-hwaya
-kweta
roh (unreif)
-tcisi, -lushaza
-bis hi
Rohr (Allgemeinbegriff)
lishangazana
Arten: Bambus
mlahi
Sumpfrohr
litete
lidete, libango
rollen (Donner)
-duma
-buruma
weiterrollen
-gigOca
-biruka
Rose
ulutca (pl. uhtvoa)
ulutca
Rost (auf Metall)
utali
utali
rosten
-kuta
-kuta
rosten (im Topf)
-kazinga
-kalanga
( überm Feuer)
- sitnira . -unchn
- n u n n v a
rot
-bomvu
-dunlju
ganz, hell-, feuerrot
-bomvu juu
Rotz (Nasenschleim)
mqftnyera
maperigo
Rucken
msana; (der obere Teil)
myongo
im Rücken
kingutu
pamsana, muva
kumbele
aufdem Rücken liegen
-lala na msana
-gona na myongo
auf dem Rücken
-bereka
-papa
tragen
Rückgrat
litambo (la msana)
Hjeg*
rückwärts (gehen -hamba) na msana
rudern
-tmwa
-huga
rufen
-biza (-wiza), -merneza
•kema, -kuta
(zur Unterredung vor-
•veza
-veza
laden)
(= schreien)
-kala
-emba
um Hilfe
-haiza
Ruf:
•yeheef-
• mUteef»
ruhen
-pefümula
-pümula
Ruheplatz
kipefumuh
kipumulo
ruhig sein
•binda
-guna
ruhig (still), adv.
kuse
*
mbolembole
ganz ruhig
duu, zii
ruhig werden (sich
-lamulika , -pepa
beruhigen)
rühmen, sich -zimeka - zinyonga. -zitoga
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rühren (Brei)
(lässiges)
(geronnene Milch)
Rumpf
rund sein
Kunde, die Runde
machen
Runzel
runzlig werden
rupfen
Ruß
Rüssel
Rute
rütteln
(= ausklopfen)
Spiss: Kingoni und
-bonda
-zamaziza
-juja {Iwisi)
mzimba
-viringuka
-tindira , -zungtika
nyonga
'puma zinyonga
-shutula
masizi (masisi)
mboko
•zamazisa
-tmdita
-fug"
-kologa
-juja {Iwisi)
muvi/i
-viringuka
• tindira
nyonga
-puma zinyonga
-putula, -kunda
masisira
mxcango
luhwatu
-nyugusa
-kurigunda
S.
Saat
sanyero
mbeyu
Saatbeet
msere
tikimba
Sache (materielle)
luto, kintu
kin du
(= Geschäft, Anliegen) naava
mharo
Sack
nutandi
mhaku (msaku)
(aus Baumrinde)
lipinda
Ii kotig on do
säen
-fem
- m ija
(= setzen)
-chara
-panda
saftig
-lutaka
-deke
saftig sein (Fleisch)
-nona
-hata
(Holz)
-tamba
-dekepa
sagen
-kuruma
-jova
-H (nur im Präsens; Pass, -tiwa)
-cho (Imp. ucho, chonil sage!)
davon relative Form
-chera jemandem sagen
Sahne s. Rahm
Saite
luqoto, lusinga
lusinga
Saiteninstrument mit
ligubu
muhawara
Bogen
salben
■tambizira mafuta
-pakira mahuta
Salz
munyu
mwinyo, hihungu
Same
sanyero
mbeyu
sammeln
-buta, -butanisa, -sendeza
-hegereza
sich sammeln
-butana
(vom Wasser im
'pum(irir)a
- hum{irir)a
Brunnen)
Sand
msawa, msawati
mganga
Sandkorn
kamsawa
kamyanga
oou
opiss . iMiigoui unci ivisuui.
Sandale
kiqatulo
kiratu
Sandfloh
litakennya
linjolinjoli
sanft
-goto ) mit kuze lulaka,
-sisimu, -a maha
Sanftmut
uqoto ) kuze matukutero
usisimu
satt werden
•svta, -kolkoa
-yuguta (-ika)
sättigen
-sutisa, -kola
-yuguta
satteln
-yanjara (-yansara)
• tandika
sauber s. rein
säubern s. reinigen
Sauce
msuzi
msuzi
sauer w erden
-vunda
-vunda
(= gären)
-tcira (-bira)
-lula
(= verderben)
• *
•jada
-jutcaruka
Sauerteiff
nknfn ihirilfi/fi
llf \ ' *+\7 IUI/ HC V \J
.ci'in/j iiiiiifiileun
saugen
oi'i9ii Ii iiiiuut
-tujinfifi
( aus-}
-in li find
-nutiQ
säugen
w
-ngendisa
-yorigesa
Säugling
mxtngindi
my ringest
Sauin (vom Kleid)
maqareni
l upen ja
Schar (von Menschen)
liwanja (libanja)
Ute an ja (libanja)
(von Kriegern)
libuto
(von Vieh)
msambi
msambi
Schabe s. Motte
schaben
-hwaya
•kwenda
Schachtel
lishara (kashara)
lidenge (ka-)
Schädel (Hirnschale)
lukakayo
kitungu
schaden
-lemaza , -yenzera kuuri
-poteka, -kitira ki-
haki
Schaden leiden
-Itmara
-potekiwa
Schaf
yimvu (pl. aroru)
mberere
Schaft (Speer-, hölzerner tnsuka
Teil)
(aus Hol/.)
/«/»
1 1 y ' 1 y
(Flinten-)
kimuti cha chilamu
Schakal
(n)kandtce
1 1/ftWf
Schale (Eier-)
<«>
/yiMO, liqembfy liqambi
lijxcao
(Trink-)
mkere
kibaba
schälen
-htcaya
•kwenda
Scham (Scheu)
shoni (zisoni)
shoni (zisoni)
schämen , sich
-bona (zi)shoni
-bona (zi)shoni
Schande
'zi)$honi
(zi)shoni
Schande antum
-pa zishoni
pa zishoni
scharf (schneidend)
•kali
-kali
scharf sein
-kalipa
-kalipa, -tema
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
schärfen
scharren (mit den
Füßen)
Scharten bekommen
Schatten
Schatten werfen
schätzen s. lieben
(— abschätzen)
schaudern
schauen
schaukeln (z. B. auf dem
Wasser)
sich schaukeln
Schaum (Speichel-)
(im Wasser)
scheckig sein
(gesprenkelt sein)
scheren
Scheibe (Schnitzel von
Kartoffeln usw.)
in Scheiben schneiden
Scheide
scheiden (trennen)
(intrans.)
scheinen (Sonne)
(Moud, Sterne)
heiß scheinen
schwach scheinen
es scheint mir
Scheitel
scheiteln (die Haare)
Schelle
Schelm
schelten
Schenkel
schenken
Scherbe
scherzen
scheuern
schicken (Sachen)
(Personen)
schieben
schief sein, -stehen
-nolo (-noza)
-myondoka
kitunzi
-yenza kit.
-tea na kit.
-kurumisana ntengo
-gedez(er)a, -tutum(ir)a
-buka
-qikika
-qikika
nyieetco
lipuputo
-tea na mabara (mbara)
-tea na nara
-gunda
lilenga
-qazula
Mala (kisw. ala)
-gamula
-gamuka (-ana)
-bala
-kannya
-chvta
-bala panyani
ndi(a)bona
pezuru pa lukakayo
-chtmula
(0
likenjeza
mba/a
-tetisa, -tuka
mlenje
-pa, -pasa, -pana
ludengere
-zala
•shanza
-peleka, -mukita
-tuma (Pass, -tunyica und
•tumiwa)
-hambisa
-sunduza
-yawa, -kotama
-fyura
-pala (-palasa)
•bunduka
muhtoili
-kita muh.
kita muh.
-jovisana maronda
-tetem(er)a
-lora
-beruka
lifurufuru
mveeru
-tea na mabara (mbara)
-wa na madoteangi
lilenga
-kazula (mapande)
kilala (kisw. ala)
-teagula
• teaguka ( ana)
-teala
-tealala
-kisa
-teala kadebe
ndi(a)bona
panani pa luk.
(0
likenjeza
muhiji
-kalimira, -liga
libondo
-pera
luyonjo
-kina
-hogo/ya
-senga
-gendisa
-kunyuga
-gondama
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382
Snss: Ringoni und Kisutu.
i_ • 1
schielen
• lolekesa
Ol* 1_ •
Schienbein
f *
Itvave
livave
schießen (Bogen)
-posa (uchoht)
-sopa (upindi)
(mit Flinte)
•chaya (ktoarnu)
-totea (hvti)
o i • a i
Schießpulver
uxmga
wonga
Schiff (großes Boot)
> *
hgarawa
Itgarawa
Schild
kisango
kikopa
Schildkröte
likorigtee
li ko rig tee
Schilfgras
seggera
seggera
•
-röhr
lidete, Itbango
schimmern
•kannya , -kazamuia
-tcalala
lebhaft schimmern
kazamula kaze kaze
schimpfen s. schelten
Schiinpfrede
matuko
maligo
Schimpfwort
lituko
liligo
schinden
shmza
-hinza
Schirm
mtunzi
mtunzi
(lederner)
1 * f
ithau
Schlacht liefern
-Iwa
-komana
schlachten
■shawa
Olli / V
Schlacken (von hisen)
Itstmba h utalt
Itstmba la utalt
Olli*
Schlaf
ufongo
lugono
schlafen
• •
-gona lugono, -goro-
ka lug.
/ • Iii* V
(einschlafen)
•
-yocAera
♦ I* Iii* \ •*
nicht schlafen können
-utongo uyala
-lugono lubera
schläfrig sein
-yezera
•gochera
O 1 Im /•
Schlafe
Im* • J m •
msnati, mts/uiti
mshati, mishati
schlaff sein (Seil)
-tamba
• dekepa, -legereka
schlagen
*
-chaya
-tote a
beabsichtigen (jeman-
-(m)songera
-(m)«o»jcra
J V 1_ 1
den) zu schlagen
mit der flachen Hand
schlagen
j
-matcaya
-makaya
/ T f 1\ 1 \
(von Herz, Puls)
-dula, -dikiza
-pumunda
Oll
Schlamm
f » »
ludaka
ludope (mad opt)
Schlange
nyoka
lyoka
Schlangenarten : große
ITT 1 1
Wasserschlange
sato
sato
O 1
Spuckotter
ndugutcaro
ndugutcaro
Funotter
liwoma
Ittcoma
schlank
-de
-tali
schlau sein
-tea no fyirt
-tea na luhala
(beim Kauf)
-«yj na nfenjro
-u>a na malonda
Schlauch (aus Fell für
msandi
msako (mhako)
Wasser usw.)
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
:58:?
Schlauf s. Knoten
schlecht
-in
-hakt
schleichen (vom Dieb) -nyenya
-atega^ -gonaa
schleifen s. schärfen
Schleim (Auswurf)
* *
kikoshora
{li)karafu
schleppen
-däsa
-kteega
schleudern
-pas a
-sopa
schließen
-vala
-din da
(Weg abschließen)
-vimba (njira)
-dinda n.
(Augen schließen)
-kujnra (rntso)
-kupira (meso)
Schlinge
mqipo tea nyozi
mteyo tea ndambo
Schlingen legen
-qipa nyozi
-teya ntambo
schlingen (schlucken)
-miza
-mila
Schloß s. Riegel
schluchzen
-Jcara na zinyambezi
-emba na maholi
schlucken s. schlingen
Schlummer s. Schlaf
Schlund
schlüpfrig sein
Schlüssel kiwul(er)o
Schmach s. Schande
schinähen s. schelten
Schmähung s. Schimpfrede
miza mpimbo
-tierembuka (-tilem-
buka)
kidindul(ir)o
schmal
-nyane (-ntnyane)
-debe
Schmarotzerpflanze
likurumbuko
ngoromoko
schmecken s. gefallen
oder wohlriechen
•nunkirira
-nunkirira
schmeicheln
-hrmyerera
- hongerera
schmelzen (trans.)
•ngewirisa
-ngewirisa
(intrans.)
-ngewirika
• ngewirika
Schmerz
ushungu
ushungu
Schmerz empfinden
-ztca ush.
-toona ush.
-bona ush.
schmerzen
-vava
-vina
Schmetterling
kipuruputu , mguruyurt
( kipuruputu, mguru-
guru
Schmied
mponzi
mp onzi
schmieden
-ponda
-ponda
schmucken
•lungisa
-kola
sich schmucken (mit
-gowerera
-fxca lirira
Kleidern)
Schmutz (Morast)
ludaka; mannyara
schmutzig werden
-yonekara
-hakara
Schnabel
mlomo
mlomo
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384
Spiss: Kingoni mid Kisutu.
Schnacke
schnalzen
schnappen
schnarchen
schnauben
Schnauben (starkes)
Schnecke
Schneide
schneiden
schneidend
schneidend (scharf
sein)
Schneidezahn
schnell
schnell machen
Schnittwunde (Narbe)
schnitzen
(= einschneiden)
schnupfen (Tabak)
Schnur
schon
suwu
•chaya mlomo
•yanga
-honya
(Uycono
ukali
-sika
•kali
-kalipa
lizinyo la pakati
manono, mazinyani
njnnjo
-Imra
-bema (ligwayi)
nyozi, ntambo
nga (postpos.)
(z. B. sie sind schon fort wahambile nga)
schon -se, -abwino
Schoß (Mutter-) kisu
schöpfen -ka, -tapa
heraus- (Essen) -pakvla
Schöpfer muicumbi
Schöpflöffel s. Löffel
Schoppen (Trinkbecher kija, lichomera
ftir Bier)
schräg s. schief
Schraubenantilope
schiecken
schreiben
njenjema. lingerengera
• chaya mlomo
-yanga
-korona
-pumula mapumo
mapumo
(li)kono
wugi
-tema
-tema
lino la pagati
nyata, kilong ola
-yangupika (-vungu-
pika)
nembo
-hongola
•Iowa
-nusa (lihona)
mgohi (mgoyi)
-tnaha
lireme
schreien
(von Ziege)
(vom Rind)
(vom Löwen)
(vom Hund)
Schreiner
schreiten (über
hinweg)
Schrift
Schritt
ndandala
-yetvsa
-Iowa (eigentl. Einschnitte
machen) -yandika (\iis\v.)
•kara
-meto
-konnya
-bonga
-yongota
nyanga ya kubaza, nkoche
etwas -yeka
malowo; mayandiko
Iwiyao
-nega
-yokola
kiheneko
ndandala
-kennyemusa
-Iowa
-emba
-meta
-dam a
-buruma
-wuwuta
ya kubaza
-jumba, hyetuka
malowo\ mayandiko
liguru
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Spiss: Ktngoni und Kisutu. 385
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Lm. Uli/* >7\.-J 1 »1 11 1 t*
-7/171 17/7 771/2 /Vit
spl i wutzi* n
fc_3 V 1 ft V ▼ V* V4L# 1 A
-Kur u hi ft it/ T)i Di
-ion d Je ä Jen Jen Jen
Schwätzer sein
-tco na msindo
-ira na msindo
Schweif s. Schwanz
schweigen
-bin da
-guna
= sich beruhigen
-tula
-tula
schweigend machen
-bindifta
-ffunisa
(= beruhigen)
-tuliza
-tuliza
MiU.d. Sein. f. Orient Spä hen. III. AH. 25
386
Spiss: Kingoni und Kisutu.
schweigsam -qolo
schweigsam sein -shara duu
Schwein (s. auch Wild) ngvruwe
Schweiß
schwellen
(vom Fluß)
schwer
schwer sein
schwer krank sein
Schwere
Schwert
Seil wester
fudumaro
-vuvuka
-qiratca
-gura kutei, -kakuru
(u)mazima
lipanga
udade (pl. adade)
meine, unsere Schwester mtanakwetu (msikana)
Schwiegermutter
-söhn
-tochter
-vater
mktceiiyama mama
mkwenyana
mkwenyana baxoa
Schwiele (an Hand usw.) lingerengere
schwierig
schwimmen
Schwimmer
schwinden (weniger
werden)
schwingen (im Kreise)
(Schwingungen
machen)
schwitzen
schwören
lukuni
-samf/ira
sambi (pl. zi-)
-pttngula
•zungtdisa
-fenga
-puma fudumaro
-funga
-goto
-tama duu
ngurutee
kihusu (kihuchu)
-vimba
-mema
-topa
-rxcara pateaha
(u)mazima
lipanga
mlumbu
mkohana mau, mkte>
ma(u>)u
mkohana mktei
mkohana dadi,
mkwi dadi
lingerengere
lukuni
-yogelera
-punguka
-tindisa
-lembera
-puma kihuchu
(kihusu)
-lapa
Eidesformen: • Mtwana wami kuseli* \
»Mharuli mkiwaya* (beim Mharuli im Grab) ( »nihalike chaf
*apa biif* •«? 6«7- (ich heteure eidlich) i verderben)
»nife bii!» (ich soll gerade sterben)
Skorpion kipiriri
sechs -sano na-mozi
See (kleiner) kizitea
(großer) Iwanse (Iwanjt)
(Lok. efwanj?), nyanza
sehen -bona, -buka
(ich soll
kipiriri
-hana na-rnonga
litanda
nyanja, nyasa
-wona, -lora
• siehe (da)!-
sehnen sich
Sehnsucht
sehr
seicht
•bona», •
-haukira
moyo
kakuru
-haukira
moyo
neso (necho), kavaka
-debe
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seihen (durch-)
Seil
sein (pron. poss.)
sein (verh.)
seit
Seite (eines Körpers,
Gegenstandes)
(— Gegend)
auf dieser Seite
auf jener Seite
selbst
selten
senden s. schicken
Sesam
setzen
(~ pflanzen)
sich setzet>
Seuche (hei Menschen)
(bei Tieren)
seufzen
sicher (adv.) s. gewiß
sichtbar werden
nicht sichtbar sein
sichten
sie (sing, fem.) s. er
(pltir. tonlos)
(betont)
Sieb
sieben (verb.)
sieben (num.)
sieden (trans.)
(intrans.)
siegen
Sieger
siehe, siehe da!
singen
Sitte (Brauch)
Spim: Kingoni und Kisutu.
-vttzisa
ntambo, nyozi
-ake
-wa (fi'ir I'erf. und Fut.)
-Ii (für Pras.)
se/oku
mxhurw, ngaxannya
Ittshrnzo (zin)
nganeno (kica)
pecheya (kwa), ngalapa
-nyikazi
loyani (1. Kl., pl. lawayanü)
yena (I. Kl., pl. wona)
-nyatii, -zc-ninzi
ludonya
-beka
•cliala
•shala pasi
lu/u
kipetopelo
-quma
-boneka (-ara)
-sita {-era)
-qeta
I. Kl. tea (mi)
wona wao (usw. nach
Klassen)
lishuzi
-shtiza
-xano Tia-iriH
-peka
-tmta, -wira
-slura (-yashula)
msluri (muyashuli)
bona, bonani
-sawrr(er)a
rnkvico
-hulusa
myohi (mgoyi)
-ake
-wa
Iwafu
lushenzo (zin)
nganeno (ktro)
pecheya (kwa), ngalapa
-ene (nam(w)ene ich
seihst)
warne ne du selbst
warn ene er selbst
tarne ne wir selbst
mwamene ihr seihst
warn ene sie selbst
pamene gerade du
-debe, -ze-mahere
mho no
-tri Ara
-panda
-tama pahi
l i/wa
kipetopeto
-quma
•loleka
-.sita (-era)
-hagula
wa (mi)
wene
likungando
-kungunda
-ha no na- ic if i
-teleka
• vuta, -wir a
-leperera
bona, bonani
-(y)itnba
mkuwo
388
Snss: Kingoni und Kisutu.
s. schnell
sittsam
Sitz
sitzen
zusammengekauert s.
Sklave
freiwillig als Sklave
folgen
Sklaverei
so
sowie
soeben
sofort
sogleich
sogar (Steigerung)
Sohn
mein Sohn
dein Sohn
sein Sohn
Soldat (Krieger)
sollen
Sommer (große Regen-
zeit)
im Sommer
sondern
Sonne
Sonnenschirm
sorgen (fur jemanden)
Sorgfalt entwickeln
sorglos sein
Sorte
spähen
Späher
Spalte
spalten
sieh spalten
spannen (durch An-
ziehen usw.)
stark
den Bogen spannen
sparen
Sparren (Dach-)
spaßen s. scherzen
spät kommen
wie spät ist esi»
später s. hernach
-qoto, -mazima
kisharo
shara (-sara)
(perf. sharik und sh&i)
•tjochama
mufu, mchatoa
-konza
naha, nd
nyako, nyati
kaloku, hino naha
kana, nyanyana
mtwana (mtana)
mtanami (mt. warnt)
mtanao (mt. wako)
mtanae (mt. tcake)
qoto, -mazima
■tama
• zisunyata
rnsutu
-hanya
usutu
naha, nd
nyako, ngati
kana, nyanyana
m tcana
kufanela ku-
r (u)
IISOWO
isrrwo.
ml.
kodwa, -sqfika
liranya
tntuttzt
-fihenya
-shakanipa
-litcara
mkutco, hishmco
-.sora (shola), -lungiusa
sholi (pl. zi-)
lugyezu (pl. ziny.)
-pandula, shazula, -yezuJa
-yezttka, dauka
-rigaya , -bana
nyd-nyä-nyd
-d/Jsa
-beka kuse
lutunyu
Ii par a
ki/uko (ki/uyyo)
paki/vko
kodwa, -sa/ika
lijutoa
m tunzi
-xhenya
-chen jera
-lenyama
lufuko
-linyulira
linyomrji
-pandula
-banduka, -hatuka
-ka:a
tiyd-riyd-nijd
• hut a
-ic ika maha
mpayaro (pl. mpaparot
-swera -htcera
liranya Ii kvpif (wo ist die Sonne?)
Digitized by Google
Spiss: Kingoni und Kisutu.
389
spazieren
-hambahamba
-gendagenda
Spazierstock
nduku, ndonga
msagi
Speer
mkotulo
mkondo
Stoß-
mkondo wa mashanza
mkondo tea mashanza
LToßer Stoß-
mkondo »oamo
mkondo naamo
kleiner Stoß-
mkoiido nyukutu
mkondo nyukutu
Wurf-
mkondo tea kuposa
mkondo tea kuposa
Wurf- mit Wider-
haken
mkondo tea mazinyo
mkondo tea mazinyo
ohne Widerhaken
mkondo tea luti
mkondo tea luti
•schaft
luti, lubani
lugongo
Speichel
W
(') '
mati
mati
Sripif*hpr
kirn rit
fc i b fififi
#» 1 V U /• l*
Speise
c/takusa . kiJio
chakulya
verbotene Sueise
mziro
mziro
Spiegel
teuoie
; • # \'\
Kilole
spielen
(«) ,
-znla , -CMza
(') ,
-zala, -cheza
• 11
Spindel
lugombero
lugombero
(der Kreisel daran)
mpira
■
mptra
Spinne
ligeyegeye
ligeyegeye
deren Faden, Gewebe
ulimbo
tatambuzi
spinnen
-sokota
-sokota
spionieren s. spähen
Spitze
lulaka
lulaka
Dacb- (bei Rund hätten) chakongo
spitzen
-noza, -baza
- hongola
spitz sein
-nozeka
spitzes Holz zum
kiyimbo, msokoto
luhongoli
graben
Spitzname
libizo liwi
l ih ina Ith ak i
spotten
-sheka
-sheka
sprecben s. sagen
gelaufig sprechen
-kunima kakuru, -kinono
-neso
unbeholfen sprechen
-mamaza
-mamaza
mitsammen sprechen
-kurumana
-jovana
sprengen (Wasser usw.)
-fesa, -faza, -Htidita
-kungunda
(auseinander-)
-TflUXlZG
-palagana
Spreu
ugaga
springen (= laufen)
-gigirna
-jumba
(^ hüpfen)
-suka makata
(— zerspringen von
-fayika
-kayuka
Topfen)
(von Holz)
-dauka
-haittka
(= Risse bekommen) -yazuka
-pa(n)duka
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390
sprießen j
sprossen (
spröde
sprühen (Funken)
Sprung s. springen
spucken
spülen s. abspülen
Spur (Fuß-)
Stab s. Stock
Stachel (der Biene usw.)
(eiserner)
(-dorn)
Stachelschwein
Stachel desselben
Stadt
Stall (eigtl. Gehege, Um-
friedung)
Stamm (Volks-), durch
Stammes/eichen (Ein-
schnitte)
bei den Wangoni
stampfen (mit den
Füßen)
(mit Morser)
Stange (zum tragen,
Querstange)
(= Dachsparren)
StSngel (Gnus)
(Mais-, Mtama-)
stark sein
Starke
statt
oder durch
Staub
stauben
staubig machen
Staude
vorstehende Wurzeln
einer Staude
staunen
staunend macheu
stechen (durch-)
(die Ohren-)
(von Insekten)
(— stoßen, von Vieh)
Srws: Kingoni und Kisutu.
-mrra
mera
-lukuni , -yvrnu
-putika
-kafuna (-ka/ula)
lunyao
luvcola
libani
muzi, fikaya
kttcaya
lizwe (Land)
(zi)njonjo
-lukuni, -yumu
-turuka
-funny a
Ii guru
mhola
lusunguru
mmi/a
nungu
libani
rnuzi, likayn
kixcaya
mlima
(zi)le mbo, nernbo
-shesha njnce (die Ohrläppchen durchstechen)
-cliaya kigule
-koxca
mtambiko
lutungo
kimuti (cha uchani)
lishanga
-toa na manja,
-qina
manja
pezuru pa (= ktca )
-pindula (wechseln)
'lihubu
-Intnnya
-bunyisa
lishaJiha
rixhule
-yetuka
-yelusa
-bowoza
-shesha
•luma
-du(u))ula
-ttcanga
mgomba
mpagaro
lipese
-tea na makaknra
•kangamara
makaknra
panani pa
l ifu mbi
• tutuma
-tutumisa
litutu
r is in a
-kennye muka
-kf n nye m usha
-hotola
• shesha
-luma
-tutana
Digitized by Google
Sp!88: Kingoni und Kisutu.
stecken s. setzen
(intrans. = stecken-
-pama
-pama
bleiben)
stehen
-{y)ima
-(y)%ma
stellen lassen
sia, -hka
-sia, leka
stehlen
-{y)iba
-hija
steigen (hinauf)
-k terra
-kwera
(hinab)
-yeslui, -yesika
-suruka^ -herera
gewandter Steiger
bobo (t/a rimuti)
steil
-kali
-kalt
Stein
liehe
Uganga
.Steinchen (Kiesel)
luketo
Stein im Weg (an den kikutcaro
man siuuij
zum Kuchen
liseko
U/tga
(= Kern)
lundumbu
lundumbu
Steinschloßeewehr
k ihi im it cha liflw
stellen
-beka
-wika
aufrechtstellen
-yimisn
-simika
Stengel (Gras-)
kiniuti (efta uchetni)
1 1 </i/t ti iifi
M«5#tW " */**
lipese
st crVien
«r/7 — /i •// / irifj i'fi
-/to a
Stern
( /m \kannupzi
ndondwe
Sternenhimmel
lizuru
Ii; t/r u
Steuer entrichten
-hilird
-(ye)tulira
Stiefmutter
mania tea kuymisa \
9 . I
Stiefkind
mtwana » • i
-tea Kulcra
Stiefvater
Stiege
mtandato (ira kukwerrra)
jnianuaro (tea teure
*n sj •* x> »" ST 1
Stiel
luti
*/» I i IUI i* K.ft A*/I
7/* JJ l rt * ^ 1/ /* « A u
(der Pllanze)
kimuti
vom Stiel gehen
'koleküy -muka
(n)kunzi
- k ti It k a
Stier
. to)
(njkambaktee
still (adv.)
duu, zii
duu, zii
stille sein
-binda
-yuna, -nyamaza
(sich beruhigen)
-pepa> -tula
-pfpa, tula
stillen
•bindisa
•
- w yamazisa
(= säugen)
-riymdita
-yonl/csa
den Durst
•kofitra na manzi
Stimme
Unci
lilowe
stinken
-nunka
-nunya
Stirne
uso
kitcunyi
die Stirne runzeln
-siqa
-sis ira
Stirnband
myamu
myamu
(a. Bast, b. Toten trauer ntambo
392
Snss: Kingoni und Kisutu.
Stock (Stab)
nduku, ntoiiga
•
msagi
(dünner)
It i vicazi
i u nw aiu
Ladestock
Iti in in
lugaiiga
i Ii y a it g a
mit dem Stock gehen
-(IIJ/IUIHIJ*. (i
m. lc f\ i\ ti f\ i n
a itgti j u
stöhnen
-ffUlflU
-ny nu
Stoff
nyura
nyura
benannte Arten:
billiges Weißzeug
(nyura yd) imsope
bessere Art Weiß-
asiria , siria
zi'iicr
Blauzeug, kaniki
( nyuTO ya) tmnyama
bunte leichte
{nyura yd) mbara
Tücher. Leso
bunte stärkere
a uii gu nt
Tücher
starkes Weißzeug
/ t/KJ a ici
einheimisches Ge-
UhQi/tnngo
webe
stolpern
-huwara, -KUCniwa
1* A ff — a> ^* a* aa> *• a^ JL ^ aat A
-ßcuwaro, •hucntwQ
(-kuchwd)
(-kuchwa)
stolz sein
-^ime am
-zi tog a
Stolz
lUloqo
stören
-nengeza
-nengeza
störrisch sein
-wa na lulaka
-tea na lulaka
stoßen
•sunduza , -duula
-kanga, -kunyuga
(nach hinten aus-)
-kawa
- fafcula
(im Morser)
-kova
4 n m% n n
"iwuny ei
Stößel
■mknnn
mttnannim
stottern
-mamaza, -wa na kimatna
-ira «a kibultu
Stotterer |
kimama
kimama
Stottern das \
strafen
-tukuttra
-tukuttra
zu strafen beabsieh-
tigen
- son y era
-songer a
straff (gespannt) j
Ott Uli ^[lUllU.^ I g^j^
stramm ,
-gina
-kangamara
Straße
njtra wanzi, oaraoara
Strauch s. Staude
Streit
maqattano
lunonao, luKant
streiten
-qawana, -l\ca
•nonaa ( -ana)
sich zanken
-pikizana
-taungana
Streiter (tapferer)
ngtrax, murtri, murmayo
streitsüchtig sein
-tea na maqtcawano
-wa na luhondo
strecken, sich
-ziyertda
-zigorola
streng
•mkali
-mkali
streng sein
-wa na lulaka
-wa na lulaka
Digitized by Goog e
Spiss: Kingoni und Kisutu.
303
Strick 3. Seil
Strieme -
Stroh
-hütte
Strom
Stück
Stufe
Stuhl
stumm sein
Stummer
Stummheit
Sturm (zur See)
(Wiroelwind)
sturinen (vom Wetter)
stutzen
sich stützen (auf den
Stock)
suchen
Süden s. Norden
Sultan s. Häuptling
summen (einzeln)
(Schwann)
Sumt)f
tiefer Sumpf
-gras
-Stengel
Sünde
Suppe
(Fleisch-)
süß sein (Honig, Fett)
(von Süßkartoffeln)
Süßkartoffel
Syphilis
mtmvuko
uchani
kikonjn
Itcatute, mfula mhtru
ityashanye
lunyao
Hsharo
-wa na ktmuinata
kimumata
mutcero
kißtngafunyicana
(-*) (-)
-gula
-nenyemula, -yimisa
yimisa na ntonya
-/una
mvim bo
many a hi
zakaxa
lipande
myuru
kitanda, kilimba
•tea na kimumata
kimama
liyiya
tnpunyu
•yuba
-nenyemula, -yimisa
-londa
-nyetu/ita
-umicula
msambo
liqopozi
lu/iano
lishanya, lishanyazana
liyono, kiyono; zambi (kisw.)
•nyerenyeta
lirambo
luhano
lidetfi, libanyo
(n)koto, lambazi
•nona
-nonyozera
kimunyuru
luyora, kiyatcayawa
ubaya
mshuzi
-hata
-nonyomara (.süßlich,
sein)
nyahoro, mbafata
lubewa, {ki-)
Tabak
Tabak rauchen
Tabak schnupfen
tadeln
Tag (als Zeitmaß)
heller Tag
um Mittag
den ganzen Tag
T.
liywayi, lifole
-bema l.
-bema l.
-tuka
(lu)siku, msana
limbako, lihona
-hut a I.
-nusa I.
-liya
I iy ano
msana loyani nn diesem (jenem) T;ige
(i)mini (i)mini
imini ikurti
Uranga lonke
394
Spiss: Kingoni and Kisutu.
tagen; es tagt
Tal
Talisman
Tante s. Base
Tan/.arten:
tanzen
tapfer
tapfer kämpfen
Tasche
Tat
tätowieren
Tau
taub werden
Taube (wilde)
Haustaube
tauchen (untertauchen)
(intrans.)
(trans.)
(= eintauchen)
Taugenichts (Fauler)
t'uimeln
Tausch (-handel)
tauschen (ver-)
(ein-)
tauschen
Tausendfüßler
Teil (d. h. eine Hälfte)
teilen (spalten)
(= austeilen)
Termite (Arbeiter)
(Soldat)
(geflügelt)
-bau
teuer (Preis)
tief (von der .Stimme)
tief sein (Wasser)
Tier (dessen Fleisch
genießbar)
(Wild)
(Raubtier)
Tochter
Tochter des
Tod
kttyasa, kukusa
ligodi (ki-)
muH
ngoma;
Hgwamba , marombo
kingindo
-chaya (ligtcamba usw.)
-kalipi. ngteazi
-gtcaza kuhiru
kiktcama
liyerizo
-tema zinjonjo
mbeto
-vimha zinjevce
lijitca (njitca) ; j u nge litcera
nkunda; junge litcera
-qtcira
-ipcinsa
-nyenyeza
muvira (Ii-)
-peperuka
ntengo
-yanungana
-ienga
-nyenga
chougororo
ngashanye
-pandula
-gatca
musica (pl. musica)
ligenge
iswa (zi-)
kiduli cha zistca
-lukuni
-kuru
•chona
nyat/ui
nyamazani
likoko
mtwana nt/asi
nkosi (n)kosazana
kufa
lu/u
kxcicha, kucha
ligodi (ki-)
mtera
ngoma
mktcendo; lipuga
kingin do
-to tea (mktcendo usw.)
-ho man i
hotn(an)a kau? a ha
kahako
lukito
-tema nembo
nungu
-siba makutu
lijitca (njiwa); junge
litcera
nkunda; junge litcera
-dwiwira
-dteiteisa
-chopeka
mkata
•peperu ka
mar on da
-yanungana
-gtila
-konga
ligongoro
mhana
-pandula
-teaga
likere, me he
ngumbi
k ihuguru cha ngumbi
-yumu
-waha
-nyoleka
nyarna
nyamazan i
l ikoko
inte a na tntlall a
ku/tca
Ufte a
Digitized by Google
Srtss: Kingoni und Kisutu.
Tomate
lilunduluha
lilunduluho
Ton (Erde)
ludaJca (Itca mbiza)
Ittdove (Itca kisai)
Topf (Wasser-, irden)
mbiza
kisai, kiwi y a
(Koch-, irden)
ntaro
chaliko
(hölzerner)
Utunqa
litunga
Bodeti des Tonfes
i
matako (tja mb.)
Töpfer (-in)
mbumbi
muteufi
töpfern
i
•ummba
-teumba
Tor
kishora , kipukunuktt
k iwu ta
Torheit
ushora , upukupuku
u tr tit a
( = Blödsinn)
mosfiannua
Cf
mas ha tiny a
töten
'burara
•koma
( — schlachten)
-shatca
-s ha tea
Toter
mtufi
m tu f i
trag
-vira
-kata
trag sein
-rilaiMi . -litcara
-vilatta. - 1 i tear a
ti-agen (hesonders auf
-h/ta (-ilira), -tteala
-gega
dem Kopf)
(auf der Schulter)
-chata
- chat a
(auf dem Ann oder
-singata
- pagata
Schoß)
(auf dem Rucken)
-bereka
-bcreka
Fruchte tragen
-zara (eisepo)
-wereka (uhohi)
tragend sein (vom
•tu Ha , -tea iia kisti
-tea it a Urem/'
Vieh)
Traghnre
**
litara {In kutwa/a)
litara (la k ultra la)
Trager
mtwali
mgegi
hf if
(Proviant-, Diener auf
mjinyati (pl. «//'-)
dem Marsch)
Trägheit
uvira
ukata
L rane
nvembezi (zi-)
It holt
Tränen vergießen
-jmma zirt-
-puma tnaholi
Trank
chakt/ptiza (pl. ra-)
chakuntea
tränken
-puzisa, -serim
-nwesa (-nwisa)
Trauer (Totenklage)
maliro
kitcembo
trauern (nachsinnen)
-yamba , -kumbula
-yamba , kumbula
(Tote hcklagen)
-kara maliro
-tmba kitcembo
träufeln (durch etwas)
-vt/zisa
- hu In lis a
träumen
-pttjia (titonyo)
-puna (u ton go)
Ml V mf '
treffen (Ziel)
•qonda
-lit iiga m i ka
-xiuifiyiiliu rill • *
- A o it g (l ft U H ft • •
nicht treffen (obwohl
-pamfmtui
man aneinander
vorbeiging)
treiben (an-)
-qmca
-haka
forttreiben
-tinda
-tinda
Digitized by Google
Spus: Kingoni und Kisntu.
treiben :
auf einen Haufen
-chupisa, -butisa
-chupisa, -butisa
treiben
(Blätter)
-rnera ( rnaqernbe)
-rnera {rnaqernbe)
(Bluten)
-shuma (ulutca)
-shuma (ulutca)
(Ähren)
-kashera (mateere)
-kashera (mateerr)
-pa nauia
nennen ^leuenj
-gamma
auftrennen
-kitmuJa, -tcoix/la
-voopola
sich trennen
-qamkana
-pandukana
treten (auf etwas)
-nyatira
-libatira
triefen
-vuza
-hulula
trinken
-jmza , -sera
-ntca
trinken lassen
-ptizisa , -serisa
-nwesa
Trinker
mdakwe , lisela
mg alt
Trinkgcfaß
kija
kihomera
U)
1 1 114111 1J liKC^dJIg IUC1
Ii/ititr/i ( »Juiha ? hiihfi'*\
in Kt* in fiicii n i\ i ie-
trocken
-yumu
uocKcn weruen
-yuma
- 1) 1* 'ft ci
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ItyiCQ IHOU , iflniir/lUI
WulO
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ll It III Uli in
nun m ft ( ij7 / m /7 ^
trommeln
-chaya w., -sino n.
-Iowa ng.f -ntna ng.
1 I iilllcll
ii inst ^veraiieij
it im ru nvru
LI OXllCll f
LI OI)It*lU )
-ruca , -londa (-tota)
-hulula, -ndonnyeka
LI vJoCCIl
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trtinlrpn wprdlcn
WUlJlVCll V* ClUCU
-fln hiirn
- na In
1 l Kill Kell I HMU
? j / // / /" f / . # r/ ' / Li f In
*m an Ii
Tuch s. Stoff
(— Lendentuch)
kikwmda, kikaka
tüchtig (adv.)
kakiiru
kawaha
tüchtig sein
-qina
-kangamara
tun
-yenza
-kit a
etwas nachher (wied<
erholt) tun -pinda (s. unter
»dann«)
»tut nichts!«
iiandavxi! kunani?
chtedl
Tür
kivaro
lutanga
der Tür gegenüber msamo
(Hauswand)
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Smss: Kingoui und Kisutu.
Tür:
der abgegrenzte Win-
kel daselbst
(=1 Öffnung)
an der Tür
(- pfosten , vorderer)
(hinterer)
Turban
mbundu
myango , lisatigo(uy>)
lisangiceni
kigoam
mclieka
mlyattgo
nginyiriti
fusika
tncheka
u.
Übel, das wci* (ki-y ma-)
übel -in'
Obel riechen -nunka
übel (unwohl) sein , durch shizio inyera{nyera)
über (örtlich) 1
(= betreffs) |
(= wegen) kwa (z. B. erschrecken über -yetuka
pezuru kwa (-pa)
uberall
überaus, durch
Überdruß s. Ekel
u berei n k om in en
(bei Zwistigkeiten)
überfallen (feindlich)
überfließen
überlaufen (zum Feind)
ponke (pongr)
slurisa (mit folg. Infinitiv)
-layezana
-bxcisana
-du mir a
-kukula
-muka
überlegen (nachdenken) -yamba, -kumbula
übermorgen
überübermorgen
ngomuxo
ngomuso munye
ngommna
-Uila(pa)uUndo
ül>emachtcn
überraschen
Überraschung
überreden
Überrest s. Rest
überschreiten (Fluß)
(über etwas hinweg)
überschwemmen
übersetzen (Fluß) s. überschreiten
(sprachlich) -pendula
übersiedeln -tuta
übertreffen -.slura (-yashula) , -ycqa
übertreten (Fluß) s. überlließen
(üebot) -sfttra, -yeua
überwinden -yezay -dura
mayetwto
-nyenytrera
-kupuka
-ycqa
-mbonnya
uhaki
-haki
-nunga
panani pa
ktca)
poha
muno
-lagana
-btcisana
-dumira
-kuka
-kumbuka
pamtondo
pamtondo neso
-gona(pa)utendo
-kennyemusa
u kennyemusho
-ko/ya
-yomboka
-yeka
-gubika
-tignnamula
• hatna
-pita, -ruta
•pita, -ruta
-Uperera
31)8
Spiss: Kingoni und Risutu.
-sara (-shara)
-leka
übrig (vorhanden) sein -sara (-shara)
Qbrig lassen -siay -leka
Ufer maqereni, msia maqereni, msia
diesseitiges msia loten; jenseitiges msia loyani, pciheya
umarmen, sich -singat(an)a
umdrehen -pendula
umfassen s. umarmen
Umfriedung (aus Holz, lutango
Mauer)
(aus Stengeln) liguma
umhergehen )
. 7 -sungula
umherirren )
umkehren s. umdrehen
umschauen -buka muva
umsichtig sein
umsonst chabe
Umweg machen s. umherirren
umwenden s. umdrehen
umwerfen -tewa
(Kleid) -yambata
umwickeln, durch -faka,-ngenisa (einstecken)
umzäunen -yakera lutango
Umzäunung s. Umfriedung
umzüngeln -zujujulira; -jtneira
(eigtl. abschneiden)
unabhängig sein -tea na ukosi
unanständig kishora , kipurupuru
unbeholfen sprechen s. stottern
und na
uneben sein -tea na vigodi
unehelich zusammen- -kombana
leben
unfruchtbar (nicht ge- -nyumba
bärend)
unfruchtbar sein, so daß -tea na kifwisi
die Kinder sterben
-pagat{an)a
-tiganamula
Iwigo
lihegere
-tindira, -hyunguta
-lora kumbele ,
-mnyuma
-chenjera
teaka
-gwisa
•ftcal{ir)a
-teakera Itcigo
kipukupuku
na
-tea na vigodi
■ mbende
ungefähr, durch
Ungehorsam
ungehorsam sein
Unglück
unglückbringend
Unglück bringen
unkeusch sein (ehe-
brechen)
chrre («will sagen-)
ndiyaze (sazi) ( • weiß nicht- ) kwa/i
lulaka lulaka
-wa na lulaka -tea na lulaka
ms{h)oro (mi-)
-sola misoro
•goneka, -kema
Digitized by Google
Sriss: Kingoni und KisutU.
•>
o
Unkraut
(-fornicari) -zek{an)a
-zek(an)a
uchani
mangahi
Unrat s. Schmutz und
Exkremente
unreif
-lushaza
•teisi
unrein(lich)
kishora
kipukupuka
unrein(lich) sein
-tea na manyara
Unreinlichkeit
mannyara
mannyara
unser
-etu
-etu
Unsinn
ushoro, upurupuru
upukupuku
unten
pafti
pahi
unter
past pa (= ktca)
pahi pa
unterbrechen
-silisa, -lekerisa
-silisa, -lekerisa
unterdessen
pakuti
untergehen (Sonne)
-chona, -rpeira
chona
(im Wasser)
•chona
-dwiteira (itcirira)
unterhalten, sich
-qoka, cheza
-longera (kisw. ong*
unterlassen
-sia, -leka
•kotoka, leka
Unterredung
zindawa
miharo
Unterricht
mq/undiso, mahyo
unterrichten
-funda (-wa), -laya
untersinken s. untergehen
unterstützen
-yamkera , patisa
-tanga
(einander)
-patixana , -lando/ozana
-tangana
untersuchen
-bukikita, -sholiki&a
-lolikisa
Untertan
m/u , mfokazana
Untertan sein
-konza , -vuma
-hanga, -idika
untertauchen s. untergehen
Untiefe; hier ist e. Untiefe lapa pachonile
lapa pachonile
unverletzt
-se, -aburnio, njalo
-se, -abicino, njalo
unverschämt sein
•ze na zishoni
unverständlich
kizungu{zungii)
unverständlich reden
-zungulera, -pikanisa
Unwahrheit
manga
make ft it dp si
unwohl s. krank u. Obel
Urin
mtundo
makocho
urinieren
-tunda
0)
-koch a
i
0)
Ursprung
UVfTO
ma hum(ir)o
Ursprung hahen
-vera
-huma
(Quelle)
kipera
kipera
*
Urwald
/wan", lijwgoro
m h i tu
V.
Vater
batca
dadi
dein Vater
wo; sein Vater isc
• •
verabscheuen
-yala (kakitrii)
-bera (twso)
s. a. hassen u. ekeln
400
Sriss: Kingoni und Kisutu.
verabschieden, sich (
jemand)
verachten
verandern
sich verändern
verarmen
verbergen
sich verbergen
verborgen sein
verbeugen, sicli
verbiegen
sich verbiegen
verbieten
verbinden
(an einander)
verbunden sein (mit-
sammen)
verborgen s. verbergen
Verbot
verbotene Speise
verbrennen (intrans.)
verbrennen (trans.)
verderben (intrans.)
verderben (trans.)
verdienen (durch Arbeit)
Verdienst (Lohn)
verdoppeln
verdorren
verdunkeln
verdünnen (Getränk)
verehren (die Ahnen)
(ehren)
vereinigen s. verbinden
vererben
verfallen (einfallen)
verfaulen
verfehlen (Weg usw.)
(Ziel)
sich verfehlen
einander verfolgen
(durch vorbeigehen)
verfinstern
sich verfinstern (von
der Sonne)
-sharalisa (pete)
-pendula
-penduka
-dinga
-ßm
* £
finka
-kotama
-gogowisa, -pendamisa
-gogoicara , -pendama
-ya/wa, -silisa
•xeopa
-qekanisa
-qekana
mzirn , uzirn
mziro
-sa (-cha)
-chisa
-Imba, -yonek(ar)a
-bubisa, -ytma
-seteenjera
(t)nkunzi
-pinda pawili
-yuma
-bekera -mnyama
-sumburusa
-teia (motion)
-bonga , -tnkoza
si(l)ira. -lekera, -yambukiza
(-yambusa)
-dirika
-bola
•buda
-ponnya
-yona
-pambana
-mbonya
mbonya
-tarn is a
-hepa
- ng an a m ul a
• nganamuka
-fisa, -fiha
-z if is a
fisika
-gundama
-goyowisa, -penda-
misa
-beza
-tcopa, -kunga
• lung a
- lungana
mziro, uziro
mziro
-pya
-nyanya
-hakara
-hakasa
-heng ulira
njombe
-pinda -pawili
-yuma
-teikira -tito
-jimusa
-teta mahoka
-bong a -tokoza
-si(!)ira, -lekera, -yam-
-bukiza (-yambusa)
-bomoka
-wola
- hotra , -yaga
-kurusa
-hakasa
-gubira
-gubika
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Spiss: Kiogoni und Kisutu.
40
verfluchen
•hpirira, -fungira
verfolgen s. folgen u. vertreiben
vcrfii hrpn
• 1 ft «III ou
—imnixn
-hakasisa
I Vinn ^stülilon l
\ /All il Olrlllcul
-y n Pisa
-hijisa
YPrtr**Kpn
-sia, -lekera
vprtfptili c\\
chabe
waka
-(/iitia . -txtiAiiCCi
-samwa
VPi*t?ipßpn f vprKphfitfpii^
-fiita
-gita
vprfTpuHpn l Vprmficrpn\
« C-i thCUUCII 1 * vi lUUl&CU 1
_//7 enjy l TnQf>tt*pnip\
l // #.5t et c ft yc l
-tag a (msewenje)
\*PfCFf innren
m r>t in
u
mogo
Verhau
hi tango
lu (u>)igo
vprliindprn
-nimhira -t/alixa
-dindirisa, -beza
\" I» V 1 1 1 1 T1 (rMT'TI
* CI uuu^ciu
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-ftea na njala
dpm Vprhiinrfprn
-l/i ni hfl
njihp <5Pin
IlCUlU ill in
vprirrpn sich
1 VI II 1 VII «71VII
-htifJa -lasikri
-gaga, -tagika
* l**n* II
r* w<hi
-wing a
vt?rksufcn
-tt*nga
-gura, -lomba
vprlc lÄiFpn
-kulikt rti -nnt pva
-neneTera
vaplrrnnnolt coin
» cl Krll JlIJcIl aclll
-chipira
VCI I\III1W< Ii
-t/Wl 1 f T J<4
-bik(ir)a
vprltfir7Pn
* ci rkiu ««eil
IJtllii^ II l <•! U.
-kepa
» cl JalllCIl
-hek{eUl)a
v erlangen
mogo
vprlsntfpn
f Cl l€*l l£l II
-hau kirn
-haukira
fdns ftiithnhpn^
i vino uuiaucii i
-f I1 11(1
-londa
i ungestüm vci hin^i ii j
-sokosa
verlassen
-leka
verlassene Ansiede-
mahami
lung
verleiten s. verfuhren
verletzen
-lemaza
-poteka
(durch Anstoßen)
-kucha
-kucha
verleugnen
-gala
-bera
verleumden
-kambera
-heha
-setca, secha (Pass, -jserhtra) gewohnlich mit Zusatz na manga (lügnerisch)
verlieren, durch
-buda, fisika
•tagika, -gaga
(aus Nachlässigkeit)
-lata
-taga
verloben
-qoka (-wo)
-lawira
sich verloben
-qokisatia
-laxoirana
verloren gehen
-buda, -lasika
-tagika, -gaga, -hotr
vermehren
-[g)ongeza
-ongereza
sich stark vermehren
-gaiula
-goroko
vermeiden
sia, -leka
-kotoka, leka
vermindern
-pungida
-kepa
sich vermindern
•punguka
•k ( puka
Mitt. d. Sem. f. Orient, hpiwlioi
. 190-1. III. Ab«.
Spim: Kingoni und Kisutu.
-shangafu.sa
msewenje
lipwera
-l/mga vimuti
-pamsa
402
vennischen
Vermögen (Sachen)
(zugleich mit den
Sklaven)
vermögen s. können
verneigen, sich, s. verbeugen
verputzen (mit Lehm -batla
verstreichen)
verrammen
verraten
Verräter
verrenken
verrenkt werden -nyeny(cr)a
verringern s. vermindern
versammeln -butanim; -krta
sich versammeln -butana
Versammlung mbuto, libanja
<tr)
(im Kreise aufge- mkumbi
stellte)
versäumen swrera
verschaffen (für jemand -funira
suchen)
verscheuchen -tjocha (-koc/ia)
verschieden -nye
verschlagen (adj.) s. schlau
(verb.); -es verschlägt ttandatca, kunanii
nichts-
verschlechtern s. verderben
verschlingen s. schlingen
verschmähen -yala
verschnaufen, sich -pefumula
verschütten s. ausschütten
verschwägert s. Schwager
verschweigen -fim
verschwenden -lasha
verschwiegen
verschwiegen sein
verschwinden
versenken
versickern
versinken s. untergehen
versöhnen (durch Opfer) -tela
(durch Worte) -btciia, -lamulira
(— beruhigen) -hda , -jxpisa
sich versöhnen -tncisana, -lamulana
•mazima
-binda, -shara du
-bunya, -nyamarara
-rpcirvta
-hasa
msewenje
lipwera
• mata; -kilima
-longa vimuti
-paxcisa
mpawo
-pokonnya
-pokonnyoka
-lundamisa
-lundama
lipuga. lirundu
mkumbi
-hicerera
-londera
-teinga
-ngi
-bera
-pumula
-fiha
- tag a
-mazima
-tu tum a
-duiteisa
-yumirira
-bxcisa lamulira
-tufa, -pepisa
-btrisana, -lamulana
Digitized by Google
Sfiss: Ringoni und Ktsutu.
verspäten, sich
steera
-hwera
verspotten
-shekay -nyanya
-heka
Versprechen
malayezo , makvmnimisö
(eidliches)
mafungo
versprechen
-layeza , -kurttmisa
(eidlich)
-fungira
• lapira
Verstand
liairi, maranqo
luhala
vri aieiw *ii , MCI1
- zi Kftn g Ifta
verstecken s. verbergen
verstellen
-zxcoy -yazf
-pulika, -man
verstopfen
-vimba
-dtnda
Verstopfung haben
-bimbitinoa
-bimbitinoa
(p)
(/»)
Verstorbener (Leichnam) mhifi
mtnfi
(Geist)
lihoka
lihoka
versuchen s. prüfen und
verfuhren
Versuch i
malingo
• *
mahngv
Versuchung j
versüßen
-tumgozvta
-nungamita
verstreuen
-tindita
-lagarifta
vertau>chen s. tauschen
verteilen s. austeilen
Verliefung (im Boden)
ligodi
liltnat
Vertrag schließen
-layezana
-lagana
vertrauen
-temb{er)a
•gomb(er)a
vertreiben s. verscheuchen
vertrocknen
-yuma
verunreinigen
-tera manyara
(flüssiges, durch
-dung{ir)a
-timbula
Rühren)
verwandeln s. verändern
Verwandter
kinini
mlongo
Verwandtschaft
unmi
lukolo, ulongi
verwechseln s. tauschen
verweigern
-yala
-bera
(wenn man nichts
-landula
geben kann)
verweilen
-strera
-htotra
verweisen (Verweis
-hondim
-hondisa
geben)
verwelken
-yiima
-yuma
verwerfen
-lasha
-taga
von sich weisen
-nyanya
(Frühgeburt beim Vieh) -hopoza
•hopoza
(Frühgeburt beim
-nycreza
-nyereza
Hund)
404
Spiss: Kingoni und Risutu.
verwickeln
-botanisa
-botanisa
sich verwickeln
-botana
-botana
verwunden
-lemaza
-poteka
verwundern, sich, s. staunen
verwünschen s. verfluchen
verzaubern
-lava
-loga, -chatca
verzäunen
-yakira lu tango (liguma)
verzehren
-sa l-sha}
-lya
vprywpifpln dureh
-uamhfi shizia
-mtima
veiveilien s. vergeben
verviehen f fortziehend
-tuta
-hama
is auch ansiedeln 1
f — veivuiiern^
-swera
-hwera
-htnaisn
• kola
hn um - isp
' "« 'VI* , f <» V
dadi) gew. mit dem At-
(Mutterseite)
tnarome, mama, ngina
mao \ tribut «klein«
Vieh
nvanta
*w W ft< *■ • ft*P
nyama
(Rindvieh)
nkomo (lok. ezinkomeni)
ngombe
V iehseuche
kipetopeto
kipetopeto
vir!
-riinzi m kn (-tph* kisw d
fIHMI , venu* t tuon • 1
-amchere, /ululu
nicht viel
II ICH If VICI
- m ttnni ( -ntri i/nrip\
'"/u/n y v "w/
-debe
viel werdrn
-vanda
-yoroka
vi^llpifht durch
VJCllCiUlt, Ulli dl
fi itdiiia * i ( *hif?"i ftjn-t \
kwali (ich weiß nicht)
oder cAerp (»sag'!«)
vier
mcheche
Viertel: vorderesViertel
mkono
lixeoko
hinteres Viertel
■ ■ A W *»— ft V- * • A fttft^ »
mlenje
libondo
Vojrel
nyoniizi)
ndege
Vogelkäfig
hihunquru
kihunguru
(für Hühner)
kisakasaka
kisakasaka
Voerelleim
ulhnbo
ftfftt«f Vft^
ulimbo
Vogelnest
kisakatiro
kisakatiro
Volk
wantu
wann
Volksschar
liqala, Ihcanja
liqala, liwanja
voll s. anfüllen
ganz voll
pomoni
halbvoll sein
-lipinga, -litenda
vollenden
-qedisa, -pezisa
-mala
(vollkommen machen)
-lungisa
-kola
Vollmond
nyanga ikuru
mteezi mkuru
es ist Vollmond
(nyanga) yakannya
(nyanga) ya kann ya
von (bei Pass.)
na
von — bis, durch -vera ktca,
-sttka ktca und -hamba kwa, -fika ktca (d. h.
ausgehen von und kommen bis)
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opiss: ivitifjoni unu Kisutu.
4U0
vor (lok. u. temp.)
pambele pa (-kwa)
paulongolo pa (-ktoa)
voraus
pambele (Jeu-)
paulöngolo (ku-)
vorausgehen
-tangulira
-tola, -longola
voraussagen
-kuruma pambele
-jova paulongolo
vorbeigehen
-slur a
•
-ruta, -pita
aneinander vorbeigehen (so daß man doch nicht zusammentrifft) -pambano
vorbereiten (zu-)
sendereza
-hegereza
\ oruer
-a. pambele
-a ulongolo
Vorderlader
kibamu cha fataki
ktbamu cha fataki
vorlanren
wagogo, muengula
teagogo, mitengula
1/ n ^A* An A ^ •m 4- A M
v orgesetzter
mkuru
muteaha
vorgestern
kutangt
juzi
vorvorgestern
kutangi kakuru
•
juzt neso
vorhanden sein (zu
seitdem
-hegerer a
Diensten stehen)
(reichlich)
-fttmeka
-moteka
vorher s. voraus
vorladen (zur Unter-
-veza
-veza
redung)
vorne
pambele
paulongolo
nach vorne
kwambele (ku-, pa-)
kulongolo
vornehm
-kosana (vgl. nkosi)
vornehmen, sich
•zilaya
-fuma
-zi(w)unga
Vorrat haben
-mot(er)a
Vorratskorb s. Speicher
Vorsatz
malayo (ga shizio)
Vorschein; zum Vor-
-bonek(ar)a
-*
-wonekana
schein kommen
Vorschrift
mteto
m teto
vorsetzen
•bekera
-wikira
Vorsicht
mashakanipo («-)
machen* ero (u-)
vorsichtig sein
shakanipa
-chenjera
Vorteil s. Nutzen
vorübergehen s. vorbeigehen
vorubertreiben (intrans.,
•muka (na manzi)
auf dem Wasser)
Vorwand
manga
makeo, udesi
vorwärts
kumbelc (pa-)
kulongolo (pa-)
w.
Wache halten
-litid(ir)a , -yimirira
-lind(ir)a , -yimirira
wachen (wachend liegen)
-lala me.so
-gona miho
Wachs
(i)ngina
sera
wachsam sein
shakanipa
-chenjera
wachsen
•kula
-kula
40G
Spiss: Kingoni und Risutu.
Wächter
mlindi, mwimiriri
wackeln (Hacke am Stiel) -quka, -ged*z(er)a
Wade
ligaro
ligaro
Waffenträger
nyeke; mjingati
nyeke; mjingati
wagen
-qina
-kangamara
wählen
-qeta, -qoma
-hagula
wahnsinnig s. irrsinnig
wahr, wahrhaftig, wahr-
kiwili
kiwili, chakaka
lich (adv.)
(adj.)
-a ktwili
-a chakaka
\v:ilir( h;ift } snrpciipn
uiii i univi 01/1 \^\* 1 1 V/4 ■
-kurumiza
(o)
-joweza
»nicht wahr?«
atii ahpooi
an de?
Wahrheit
kiwili
kiwili chakaka
während
pa, pakuti
pa, pakutt
Waise
mkixca
mkitra
Waid
mdondo
mapururu
(dichter)
lisati, litogoro
mhitu
(Busch)
tafeni
dasi
Wall (Erdwall im Acker)
msere
likimba
wälzen
-yigikiza
-birusa
(p)
sich wälzen
-gigizika
-galauka
Wamme (der Tiere)
mbirini
lusu
Wand (des Hauses)
likumbi
likumbi
Wange
tnshaU
njeje
wanken s. schwanken
wann (interr.)
nini
ndali
(rel.) lapo, lapo-kona (z.B. andiyazi, lapo aßre (kona) ich weiß nicht
wann er gestorben ist)
Ukatane
Wanze (große Art)
(kleine)
warm sein
sehr warm sein
wärmen, sich
warten s. a. abwarten
Wärter, Wärterin
(Kranken-)
warum (interr. u. rel.)
Warze
waschen, sich
(Kleid)
was (int»;rr. u. rel.)
(adv.) was fur ein?
was ist das?
sikizi (pl. sikizi)
-chisa
-yota (mbaso)
•linda, -yima
tngulisi
ngani, ya chani, ndatca
muni
sumba
-samba (~iza)
-sanja (-shanza), -samhiza
ni. chani
njaniY muni?
nginit gini?
likupate, ligoli,
mnyakadotf.
ngunguni
-pyupa
-pyisa
•yota (mbaso)
-linda, -yima
mltcasi
ngani, ya chani, ndatca
muni
lusunjuici
-yoga, -karawa
- hoy of y a
kiki
tculit
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Snss: Ringoni und Kisutu.
407
Wasser manzi
(großes Wisser, Strom) Iwanqe
Wasser schöpfen -ka
Wasserbock likulu
Wasserjungfer kipuruputu
Wasserloch rniombo
Wassersucht mangundura
Wassertopf mbiza
Wasservogel nyoni ya
waten s. durchwaten
wechseln -pendula
wedeln (mit dem -chikiza (luchowa)
Schweif)
(gegen Insekten) -hajira
magasi
-nega, -teka
ndogoro
kipuruputu
kilitca
mangundura
kisai, kiwiga
ndege ya magasi
-nganamula
-towerera (mkira)
-punga
weder — noch; durch zwei negierte Formen nebeneinander
Weg njira (njera)
Viehweg (mehrere mzira
Wege neben einander)
Weg einschlagen -bamba, -qonda nj.
weg- s. fort-
wegen ndawa ya, na, kvca
Wegzehrung s. Proviant
njira {njera)
-lung a nj.
ndawa ya, na, kvoa
wehe!
weheklagen
wehetun (trans.)
(intrans.)
wehen
Weib
erstes Weib des
Häuptlings
altes Weib
Nebenweib
weiblich
weich
weich werden
weiden (trans.)
(intrans.)
weigern, sich
Weihrauch
weil
Weile; kleine Weile
lange Weile
weilen s. bleiben
weinen
Tränen vergießen
yereyeheel ainjaro/ yoyoo/ yere yehee! ainjaro!
mage! mayi
-kara
-lernaza
-cava
-vutira
m/asi (m/azi)
krjsikazi
mage/ mayi vava wee/
-emba
-poteka
-vina
-pul a
mdalla
mjasi rnngam
ifasi, isü
-tamba
-rusa
-sa, -sa/una (uchani)
-yala, -yeya
ubani
loku , ndawa
pangane
paninzi
-kara
mdalla mdebe
idalla
-dekedeke
-tamba
-dima
-lya (manga hi)
-bera
ubani
padebe
pamehere
-emba
408
Snss: Kingoni und Kisutu.
T» glot oV 111
ICC* 71%*) lifJtl f
-» %f\ ft n si In h. n In
* *JU tm ¥9 Im |U ilu itt
weisen (Weg)
-chenisa, -tangulira
-langtsa, -long on to
von sich weisen
-qocha (-kocha)
-tri?/ ya
weiß
-msope
-warafu
ganz weiß
-msope hwaa , -msope mpttu
weissagen s. voraussagen
weit (breit),
-banzt
-banzi
weit werden
-natca
(entfernt)
kudeni (pa-)
kutali (pa-)
welcher (interr.)
njaniy muni
(rel.)
-enje oder durch das Suffix -o
Welle
lipuputo (ga manzt)
mweru (wa magasi)
Wellen schlagen
-miputa
A M.
-chaya miceru
welken
-yuma
-yuma
Welt, Weltall
lizwe lonke
mit rna wo ha
wenden s. drehen
wenig
-nyane
-debe
ein klein wenig
kangakanani (worth:
• ein wie Großes!«)
*
weniger, durch
pungula (weniger machen)
• kepa
*
weniger werden
-punguka
-kepuka
*
wenigstens
nyangana
nyangana
wenn
ngati, kamba (kama, kau da,
kandi) oder durch -nga-
-wenn doch!«
ti engatif (z. B. sengati
ndinuambana wenn ich
ihn doch sähe!)
wer (interr.)
wani
ya n i
werben (um eine Frau)
* *
-qokisa (mfasi)
-lawira (m da IIa)
werfen
-posa
-kumbira
(wegwerfen)
-Ituha, -taya
-taga
(-gebären)
-zara
•wcreka
Werg
ntini
fusi, Ivcoga
Werk
liyenzo
lijowo
Wert
ntengo
maronda, makao
wert sein
-yeza ; -ßka kwa
-yeza; fika kwa
Wesen , Wesenheit
fttkuwo (vgl. -wa sein)
mkuwo (vgl. -wa sein)
Wespe
lidendefu
/ inyugi
Westen
macJioneranga (vgl. chona)
machonera nga (vgl.
chona)
Wette; um die Wette
-linga majuwane, -pikisana
-taungana majuwane
laufen
majuwane
wetten
-bekerana
-wikerana
Wetter; es ist schönes
kusire kuse
Wetter
Regenwetter
mivumbi (ya mvula) , mvula
mihwcra (ya mvula)
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Sras: Kingoni und Kisutu.
es ist trübes Wetter
kwagusera
wetzen
•kuwanisa
-f iroui sa
•*
wichtig
-niazima
wickeln s. aufwickeln, einwickeln
Widder
lipongo (ki) la yimvu
Ii du na la mberere
Widerhaken (am Speer)
ngowe, lizinyo
Uno (pl. mino)
widerhallen
-ztcakara
-yuhwa
widersprechen (einander) -pikis(an)a
-lahong(an)a
Widerstand
nkatii
mtaho
widerstehen
-tea na\zi)nkani
-tea na mtaho (tni-)
wie (interr.)
njatti
ttuli
wie groß (dick)?
ngaka {na ni? wie was?)
ude wake njanit
wie beschaffen?
nyakot
wie schwer?
umazima njanit
wieviel
•ngaki (-ngapi)
-ringa
(vergleichend)
njenga, ngati
mbanqa na, hit a
wieder
kanye.
kangi
oder umschrieben durch d. h. -pinda
wiederholen
-pinda
-pinda
wiederkäuen
-herula
Wild (Edel-)
nyamazani
n yamazani
wild
-kali (gefährlich)
-kali (gefährlich)
(scheu), durch
-sawa, -baleka (fürchten.
Hieben)
Wildente
libata (lidata)
libata (lidata)
Wildkatze
ngtcawi, mpaka
kihyomi
t*
Wildnis s. Wald
Wildschwein (schwarzes) liguruuse
lig urutoe
(rötliches)
lipango, rigako
livanao, näako
Wildtaube
lijhca (njiica)
lijitca (njiica)
Wille
lutando (ma)
Wind
moya (pl. mioya)
mpungo
winden s. drehen, aufwickeln
sich winden (Fluß)
'Zoinba
-nyenga
Windung (des Flusses)
ttzomba
Winkel (abgegrenzter
mbundtt (kipungu)
Teil im Hause)
Wink (zum Herbei-
lungtcayo
lukinyiro
kommen)
winken
-ngicaya
-kinyira
Winter (heiße Zeit voi-
liranga, usika
kilolero
der großen Regen-
periode)
wir
ti
tu
(betont)
tini, tewo
tteenga, tteetvoe
410
Snas: Kingoni und Kisutu.
Wirbelwind
kizunquzvnqu
kipungurungu
wirbeln (Wind)
-zunga(zunya)
wirklich (adv.)
khoili
chakaka
wissen
-yaze (-yazera)
-many a
wissen lassen
-yazisa
-manyisa
ich weiß nicht
andiyazi (siyazi)
kxcali
Witwe
mverekazi
Witz
lisomo (ma)
muhenji
Witze machen
som(is)a
-henj{is)a
wo (intern)
pi, kupi
koy koki
-wo bist du?.
upit uli kupit
(rel.)
lapo
Wöchnerin
mjezane
mjezane
Woge s. Welle
woher }
(interr.) -pi, kupi
ko, koki
wohin )
(rel.) lapo
wohl (gesund)
-se -abwino
-a moyo
(adv., tonlos)
ndi
Wohlgeruch
manunkero
wohlriechen
-nunkerera {-nunkirira )
-nunkerera(-nunkirira)
Wohltat erweisen j
sengura
wohltun j
-yenzfTa
wohnen
shara
-tarn a
Wolf (Art Wolf)
limihi
limihi
Wolke
Ufa
lifufu, Ii fundi
es bilden sich Wolken
iyaweka maßt
Wolle (Tierhaare)
tcoya
wollen
•tanda , -funa
•qana -londa
nicht wollen
• yala, -yeya
-bera
worfeln (Getreide)
-pepeia
-pepeta
Wort
ligama, lisun
lilowe
wozu
-a chani; uztoeni (vgl. etc
masherero
a und ni)
Wucher
masherero
wuchern
-slterera, -dierera
-sherera, -dierera
Wunde
kironda
wundern, sich
-yetuka
• kennyemuka
Wunsch
moya, litando (/«-, ma-)
wünschen
-hankira , -tanda
würdig sein
-fika (z. B. ukosi der Herrschaft)
würgen (drücken)
-bandezera
• limbirira
(an der Kehle)
-kamn
-doda
Wunn
idembo
ulembo
(großer)
nyoka
nyoka
Wurzel
msisi, mpande (plur. zin
1) mkiga
würzen
-nonisa
Wüste s. Wald
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
411
z.
zahlen
saula
-lipa
zählen
-bara
-voaranga
zahlreich s. viel
Zahn
lizinyo
Uno
Stock-
liz. la msati
I. la kupeta. la lujeje
-lücke
liioende
Una u Ii
zahm werden
-ic.ira (sich tre wohnend
-h v oteer er a
zähmen
-iatza (-iaPza)
• hyoicesa
Zanije
in Oaniro
mbaniro
Zank
lupikizano
lutaungano
zanken, sich
-pikizana
-taungana
Zanfen (Pfropf)
kivimbo
k i b in d i r f>
zappeln
-vutuza (-zimjao)
-kunäunda
zart
-lula (-rura)
-lula {-rura)
Zauber, Zauberei
utakati] ulotci
uhaici
-trank
mteyo
mwafi
Zauberer, -in (böse)
mtakati mltmi (mlotci)
mchawi
(Zauberer, der den
nyanqa
mganga
bösen Zauber ver-
treiben kann)
zaubern
-takata, -loya
-chawa, -loga
Zaun
lutanao
luwiao
Zebra
liduwe
lipunda
-mahne (Kopf-
imeewe
mchengo
schmuck)
Zecke
lika tan r
in n ii a k n d o t o 1 ik tj an t e
liaoli
if
Zehe
luzipo Iva lunt/ao
lukonje Itca mgulu
zehn
ichumi
kumi
Zeichen (Abzeichen)
mbara (mi-)
Zeichen geben
-zwisa
-pulikizisa
zeigen
-ckenisa (-chetigisa)
-tconesa . -lanaisa
Zeit
makati
makati
(Tages-)
liranga
liiuura
um welche Zeit?
liranga kupii
/tr. nianil
vor Zeiten
nyakennye, kadeni
noogo, katali
zur Zeit von (früher)
kadeni ka. padeni jm
katali ka, patali pa
übrige(verfügbare)Zeil
; nda{w)o
nda(w)o
kurze, lange Zeit s. Weile
Zelt
hema (kisw.)
hema
Zelt aufstellet)
-yimisa h.
-simika h.
Zelt abbrechen
-kumuta, -tcojynfa
-kumula, -wopola
zerbrechen (trans.)
-daula, -faya, -dennya
-pa;ula, kayula
(in trans.)
-dauka, -fayika, denyika
-pazuka, -kayuka
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412
Spiss: Kingoni and Kisutu.
-qovca , -chikicha
s. schmelzen
zerdrücken
zerfließen J
zergehen j
zerfallen (auseinander-) -kumuka, -rtopoka
( - einfallen) -dirika, -buba
zerkratzen -hwepa
zerplatzen s. platzen
zerreiben
zerreißen (trans.)
(intrans.)
zerren
zerschlagen l . ,
hn ttern \ "V>lca' -konda mit nvmt, mmt (ganz
zerspringen s. platzen
-Sll'fl
-ilaula, -papula
-dauka, -papuka
-dösa(dösa)
zerstampfen
zersturen
zerstoßen
zerstreuen (Feind)
zertreten
Zeug s. Stoff
Zeuge
als Zeuge anrufen
Zeugnis geben (ablegen) -sltanzera
zeugen s. erzeugen und bezeugen
-timba
•bubtia, -diriza , -fuza
-kotca
-mtraza
-nyatira
schanzi (m-)
-biza (m)sbanzi
qotca, -chikicha
■kumuka , -tcopoka
■ bomoka
kapa
-saga (-hyaga)
■ hatula, -pazula
hatuka, -pazuka
■huta(huta)
und gar)
■ timba
•bomola
■twang a
•paraza
■ libatira
Zicklein
lizinyane (la mbuzi)
katnene, kapeni
Zickzack, im
Zickzack -zomba(zomba)
gehen
Ziege
mbuzi
mene
Ziegenbock
lipcmgo (la mbuzi)
ziehen
-düsa
-huta
(Zahn)
•kumula
-kula
zielen
-linga, -yandika
• linga> yandika
Zikade
nyenzi (kienzi)
nyenzi (kienzi)
Zimmermann
s. Schreiner
Zink
mtofu
Zipfel
peieni
lupenja
Zirpe (Zikade) nyenzi (kienzi)
nyenzi (kienzi)
zittern
-tutuma, -gedeza
-tetema, hirira
zögern
swera
-hvoera
Zögling
mfundi
Zorn
matukutero, madadiro
mahyotn ero
(heftiger)
matutumiro
matetemero
zu (auf die Fr
age »wo«) pa
pa
(aufd. Frage -wohin«) kwa% ku
kwa, ku
= allzu s. dieses
zubereiten
•gendcreza, -lungisa
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Spiss: Kingoni und Kisutu.
umazima, (zi)shfmi
-punnyuka
ndozi (zin-)
tnlunyulungu , moica
-yezera (liso)
pambele
-tenuka
mabalikero
W
-barekera
413
-Vit mir a
pamozi
vtbido
•tcmula (c/tatnterno)
pamuva
Zucht (Anstand)
züchtigen s. schlagen
zucken
Zuckererbse
Zuckerrohr
zubinden s. binden
zudecken s. bedecken
zudrücken (Auge)
zuerst (adv.)
zufallen (Falle)
Zuflucht
Zuflucht nehmen
zufrieden sein
zufriedenstellen
zugeben
zugleich
Zukost
ohne Zukost sein
zuletzt
zumachen (Grube) -fulvra
zunehmen s. vermehren, sich
Zündhütchen fataki (kLsw.)
Zunge tulimi («-)
zürnen -tukvt(ir)at -dad{ir)a
(mit dem Vorsatz zu songera
strafen)
zurück muva (pa-, ku-) emuvrni
zurückbringen
zurückgeben
zurückhalten (fest-
halten)
(Milch im Euter)
zurückhalten
s. auch abhalten
zurückkehren
(heim)
(Fluß ins alte Bett)
zurücklassen
zurüsten, sich (zur Reise)
zusammen s. beisammen
zusammenbinden s. verbinden
zusammenfallen s. einfallen
zusammenfalten
zusammenfließen -shangana
-kueza, -ywanisa (Itcüi)
-chuleka
-{b)uy(er)a
-chona
-sia, -leka {muva)
-zihmgisa
uhoni
'punnyuka
ndozi (ein-)
-kupira, -sisira
paulongolo
-tenuka
•tirira
-tea
-to is a
-idika
pamonya
rnboya, likoro
-suma (kilumo) -luma,
<*>
kilumo
panyuma, kumbale
-sir a
-hyomera
-temera ngani
kumbele
-kiritcusa
-tin da
■kiritcuka
(b)uy{er)a
■ chona
■ sia, -leka (muva)
• zikofa
■yon ja
■konyana
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414 Spiss: Kingoni and Kirota.
zusammenhangen (in -tungika
einer Reihe)
zusammenkleben -namik(an)a , -bony(an)a
zusammenknüpfen -tcopa lifundo
zusammenkommen s. versammeln, sich begegnen
zusammenlegen -songa
zusammenreihen -tunga
zusammenrufen s. versammeln
zusammenscli rümpfen -lamba
(z. B. Bauch vor Hunger)
zusammenstoßen rgumulana
zusammentreffen s. begegnen
zusammentreiben (Herde) -tinda
zusammenwachsen -yerekana
zusammenwickeln -songa
zusammenzählen -bar{ir)a
zusenden -pe/rkrra, -mukisira, -tu mim
Zuspeise
Zustand; wie ist sein
Zustand?
zustopfen
zuvor, durch
zuweilen
zuwerfen (Inn-)
(Grube)
zwanzig
zwar
zwar — aber
zwei
Zweifel
zweifeln -nyanya (heißt
Zweig
Zwerchfell
Zwerg
Zwergantilope
zwicken
Zwilling
Zwinge s. Ring
zwingen (physisch)
(moralisch)
/.wischen
mbido
alt njanif
-qala , -tangufira
lusiku hinge
-posrra, -gigijira
-fulira
machumi mawili
kodwa
kodtca — kodwa
-wili
manyanyo
auch sich weigern), -bona
Htambi (liqambi)
mshesho
mfichane
huruku
-ngewa
(ipasha
-rfasa, -suntluta
-kalimira
pakati pa
-xtopa lifundo
'9 on ja
•tttnga
-totoka
-gerengana
-gonja
• w arang{ir)a
-pelekera , -mukisira,
-tu mir a
mboga, likoro
a Ii wulit
-din da
<•>
hüte
ligono lingi
-sopera
-sir a
-wili
manyanyo
lita/i
mshesho
m/upi
ngorombwe (korombc)
-tona
lipasha
-kunyuga
-kalimira
pakati pa
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415
Bibliographische Anzeigen.
Contes populaires d'Afrique par Rene Basset ... Paris:
E. Guilmoto 1904.
(= Les Litteratures populaires de tout es les nations, tome 47.)
Besprochen VOI1 JüLIü8 LlPPERT.
Wiederum eine prächtige und dankenswerte Gabe, die uns der nimmer
rastende Altmeister der französischen Afrikanistik mit der vorliegenden
Sammlung zum Angebinde macht. In 170 Einzelerzählungen gibt er uns
Proben aus dem Märchenschatz und der Vorstellungswelt afrikanischer
Stämme vom Mittelmeer zum Kap, von der Atlantis zum Indischen Ozean,
denen dann noch der Vollständigkeit halber Märchen aus den Sprachen von
Madagaskar und der amerikanischen Neger angeschlossen sind, im ganzen
aus 102 verschiedenen Sprachen und Dialekten. Der weite Stoff ist nach
sprachverwandtschaftlichen Gesichtspunkten geordnet, bis auf die Sudan- und
Guineasprachen, die ja noch jedem Versuche linguistischer Klassifikation
spotten und deshalb nach ihrer geographischen Lage zusammengestellt sind.
So hat das Buch die folgenden 7 Gruppen I. Hamitische, II. Semitische, III. Nil-,
IV. Sudan-, V. Guinea und Senegal-, VI. Hottentotten- und VII. Bantusprachen,
zu denen dann noch VIII. die Sprachen von Madagaskar und IX. die Sprachen
der Neger Amerikas und der von St. Mauritius hinzutreten. Bei einem
jeden Märchen geben Fußnoten in dankenswerter Weise sowohl die lite-
rarische Quelle, wie auch die geographische Lage des Dialektes an. Viel-
leicht hätte dieser zweite Zweck durch eine beigegebene Sprachenkarte noch
anschaulicher zum Ausdruck gebracht werden können.
In einer erschöpfenden Einleitung spricht Verfasser über den Plan der
Arbeit und geht dann auf den Inhalt der Sammlung selbst ein, indem er
die Moral in den Märchen und die gemeinsamen Zuge darin ausführlich
auseinandersetzt. Im großen und ganzen überwiegt die Tierfabel, doch
treten auch Menschen und Dämonen als handelnde Personen auf.1
1 In der Einleitung (p. VII) stellt Verfasser die Barbarei der Buschmänner
und Hottentotten in Gegensatz zu der hohen Kultur der Araber. Diese Gegenüber-
stellung möchte ich aber doch auf die Buschmänner beschränkt wissen. Zwar sind Hotten-
totten und Buschmänner nur Zweige eines Stamme», und auch ihre kulturellen Ver-
hältnisse mögen ursprünglich nicht wesentlich voneinander verschieden gewesen sein.
Aber diese Ursprünglichkeit der Hottentotten ist schon früh durch Mischung mit
einer fremden, wahrscheinlich aus Südostasien gekommenen Völkerschaft stark alte-
riert worden. Auf diese Rassenmischung weisen schon körperliche Eigenschaften hin,
wie z. B. die vielfach beobachtete Schiefstellung der Augen, die den Hottentotten
manchmal einen chinesenhaften Eindruck machen lassen, aber ihr verdankt die Nation
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416 Lippkrt: Bibliographische Anzeigen.
Die Übersetzungen sind, soweit ich das an den Originalen habe nach-
prüfen können, korrekt. Treffend ist auch der naive Ton der Originale in
der französischen Übersetzung wiedergegeben, sodaß schon aus diesem
Grunde die Lektüre des Buches zu einem Genuß wird.
So wird die Sammlung, die den Beweis liefert, daß die sprachliche
Erforschung des längst nicht mehr »dunkeln Kontinents« minder geographi-
schen Schritt zu halten bestrebt ist, nicht nur von den Afrikanisten , Ethno-
logen und Folkloristen, sondern auch von dem gebildeten Laienpublikuin
mit Dank begrüßt werden. Ihre geschmackvolle typographische und äußere
Ausstattung, mit der die rühmlichst bekannte Firma Guilmoto (Successeur
de J. Maisonneuve) ihren alten Ruf wahrt, dürfte das Werk auch als Ge-
legenheitsgeschenk empfehlenswert erscheinen lassen.
auch ihren Kulturbesitz, der sie hoch über die in ihrer Ursprünglichkeit verbliebenen
Buschmänner hinaushebt. Die Sagen- und Legeiidenwclt der Hottentotten kann sich,
wie ja auch die vorliegenden Beispiele zeigen, mit der mancher europäischen Völker
messen, und die Erklärung der Sternbilder bei ihnen kommt an poetischem Gehalt
manchen Sagen des klassischen Altertums gleich. Schon der Umstand verbietet es,
die Hottentotten als tiefstehend anzusehen, dnß in ihrer Sprache im Gegensatz
zu den Sprachen so vieler anderen Naturvölker ein Wort für den Begriff -Mensch-
lichkeit« sich findet.
Brrli,.. erdrück I in «Irr Rri. JisdiMrkrrri
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Verlag von Georg Reimer In Berlin
Lehrbücher des Seminars für
Orientalische Sprachen zu Berlin
Herausgegeben von dem Direktor des Seminars
Groß 8° • lo rotem schmiegsamen Kalikoeinband mit Golddrucktitel
Erschienen sind:
Band I: Lehrbuch der Japanischen Umgangssprache von Professor Dr. Rudolf
Lange, Lehrer des Japanischen am Seminar. 1890. Preis 24 Mark.
Band II: Suaheli - Handbuch von Walter von Saint Paul Illaire. 1890.
Preis 10 Mark 50 Pf.
Band III: Wörterbuch der Suaheli -Sprache, Suaheli- Deutsch und Dt-utscb-
Suaheli, von Dr. C. G. Büttner, Lehrer des Suaheli am Seminar. 1890. Prei*
13 Mark.
Band IV: Japanisches Lesebuch. Märchen und Erzählungen in japanischer
Umgangssprache und lateinischer Umschrift, nebst Anmerkungen und Wörter-
buch von Hermann Plaut. 1891. Preis 20 Mark.
Band V: Praktische .Grammatik der Neugriechischen Schrift- und Umgangs-
sprache. Mit Übungsstücken und Gesprächen von J. K. Mitsotakis. 1891.
Preis 12 Mark.
Band VI: Lehrbuch der Ephe-Sprache (Ewe), Anlo-, Anecho- und Dahoroe-
Mundart mit Glossar und einer Karte der Sklavenkaste von Dr. phil. Ernst
Henrici. 1891. Preis 16 Mark.
Band VII: Handbuch der Nordchinesischen Umgangssprache mit Ein-
schluß der Anfangsgründe des neuchinesischen ofüciellen und Briefstils von
Prof. Karl Arendt, Lehrer des Chinesischen am Seminar. Mit 1 Kart«.
1891. Preis 24 Mark.
Band VIII: Lehrbuch des Oshikuanjama (Bantu-Sprache in Deutsch-Südwe*t-
Afrika) von P. H. Brincker, Missionar. 1891. Preis 16 Mark.
Band IX: Sammlung Arabischer Schriftstücke aus Zanzibar und Oman. Mit
einem Glossar herausgegeben von Dr. B. Moritz, Lehrer des Arabischen tun
Seminar. 1892. Preis 16 Mark.
BandX: Suaheli-Schriftstücke in arabischer Schrift, mit lateinischer Schrift
umschrieben, übersetzt und erklärt von Dr. C. G. Büttner, Lehrer des Suaheli
am Seminar. 1892. Preis 22 Mark.
Band XI: Lehrbuch der modernen Osmanisohen Sprache von J. J. Ma-
nissadjian, vormals Lektor des Türkischen am Seminar. 1893. Preis 16 Mark.
Band XII: Einführung in die Nordchinesische Umgangasprache. Prak-
tisches Übungsbuch zunächst als Grundlage für den Unterricht am Seminar von
Prof. Karl Arendt. In 2 Abteilungen. 1894. Preis beide zusammen 48 Mark.
Band XIII: Ein Arabischer Dialekt, gesprochen in 'Oman und Zanzibar.
Nach praktischen Gesichtspunkten bearl>eitet von Dr. Carl Reinhardt. 1894.
Preis 40 Mark.
Band XIV: Chrestomathie der Neugriechischen Schrift- und Umgangs-
sprache von J. K. Mitsotakis. Eiue Sammlung von Musterstücken der Neu-
griechischen Litte ratur in Prosa und Poesie, mit erläuternden Anmerkungen und
biographischen Notizen. Preis 16 Mark.
Band XV: Einführung in die Japanische Schrift von Prof. Dr. R. Lange.
Lehrer des Japanischen am Seminar. 1896. Preis 8 Mark.
Band XVI: Herero -Grammatik von Missionar G. Vi ehe. 1897. Preis 12 Mark
Band XVII: Muhammedanisches Recht von Ed. Sachau. 1897. Preis 26 Mark.
Band XVIII: Suaheli- Märchen von C.Velten, Lehrer des Suaheli am Seminar
1898. Preis 8 Mark.
Band XIX: Übungs- und Lesebuoh zum Erlernen der japanischen Schrift
von Prof. Dr. R. Lange, Lehrer des Japanischen am Seminar. (Im Druck.)
•3 ■ Weitere Bände in Vorbereitung
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